Wir fahren jetzt weiter, und zwar in Daniel 11,38. Nachdem wir gesehen haben, dass der Antichrist sich über alles, was Gott heißt, hinwegsetzen wird, sich göttlich verehren lassen und den wahren Gott verwerfen wird, steht in Vers 38 etwas Überraschendes:
Daniel 11,38: „Und an dessen Stadt wird er den Gott der Festungen ehren. Den Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, wird er ehren mit Gold und mit Silber und mit Edelsteinen und mit kostbaren Dingen.“
Er setzt sich zwar über alles hinweg, aber es gibt einen Gott, den er doch noch ehrt. Das ist der Gott der Festungen. Ein seltsamer Ausdruck, nicht wahr? In der Geschichte taucht dieser Ausdruck als Jupiter Kapitolinus auf, der oberste Gott der Römer, dem die Festung des Kapitols in Rom geweiht war. Das ist also der Gott der Festungen.
Nun, was ist damit gemeint? Der Antichrist wird ja auch an vielen anderen Stellen in der Bibel erwähnt. Es gibt einen Livestream von mir mit dem Titel „Der Antichrist kommt“, in dem ich auf viele dieser Stellen eingehe. Darum werde ich hier nicht alle nochmals anführen.
Unter anderem ist dort die Offenbarung 13 wichtig. Dort wird vom kommenden Diktator des wiedererstandenen römischen Reiches gesprochen. Dieses Reich wird als das Tier aus dem Meer bezeichnet. Wenn man weiterliest, erkennt man, dass es sich um einen Mann handelt, der das wiedervereinigte Europa in sich vereinen wird.
Dieser Mann, das Tier aus dem Meer, wird ein Heide sein. Deshalb wird er so genannt. Nach Jesaja 17,13-14 – ich kontrolliere gerade mein Gedächtnis, es sind tatsächlich 17,12-13 – wird das brausende Meer als Bild für die Völker verwendet, die ständig in Unruhe sind, politisch, wirtschaftlich und militärisch.
Das Tier aus dem Meer wird also ein Diktator sein, der nicht jüdisch ist. Aber in Offenbarung 13,11 heißt es: „Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen, das zwei Hörner hatte wie ein Lamm, aber redete wie ein Drache.“ Dieses zweite Tier ist der Antichrist aus Daniel 11,36. Er ist ein Jude, der nicht auf den Gott seiner Väter achten wird.
Im Kontrast zum Tier aus dem Meer steht also das Tier aus der Erde. Dieses stammt nicht aus den Heidenvölkern, sondern ist ein Jude, ein Nachkomme von Abraham, Isaak und Jakob.
Übrigens: Wenn man auf Hebräisch sagt „Ich gehe nach Israel“, sagt man das normalerweise nicht so direkt. Man sagt zum Beispiel „Anichoser la aretz“, was wörtlich bedeutet: „Ich kehre zurück ins Land.“ Welches Land? Das ist klar, es gibt nur ein wunderbares Land, das den Namen „Land der Verheißung“ nach der Bibel verdient – das ist das Land Israel.
Die USA sind wunderschön, die Schweiz ist wunderschön, aber das Land Israel ist noch viel schöner. Land und Erde sind im Hebräischen dasselbe Wort: „Eretz“ bedeutet Land oder Erde.
Das Tier aus der Erde ist also das Tier aus Israel, der Antichrist.
In Offenbarung 13,11 und folgende wird er beschrieben als Propagandaminister des Diktators des Westens. Nun wird klar: Dieser Diktator des Westens wird sich auch göttlich verehren lassen.
In Offenbarung 13,11 und folgende steht nämlich, dass der Antichrist ein Bild machen wird, das sprechen kann. Alle müssen dieses Bild anbeten. Dieses Bild stellt den Diktator des Westens dar.
Er wird sich auch göttlich verehren lassen – und zwar als der Gott der Festungen, Jupiter Kapitolinus.
In einem abgefallenen Westen wird die alte Religion von hier, bevor das Christentum kam, in einer Neuauflage wieder hervorgeholt. Der Diktator wird sich als Jupiter, als Vatergott, verehren lassen. Jupiter war ja der Göttervater.
Der Antichrist wird als Messias auftreten. Der Messias wird nach Psalm 2 als Gottes Sohn bezeichnet, der sich auf den Thron setzt neben dem Herrn. Darum setzt sich der Antichrist in den Tempel.
Das ist eine Imitation des wahren Gottes. Und...
In Offenbarung 13 wird über zwei Tiere gesprochen: den Diktator des römischen Reiches und den Antichristen. Allerdings muss man in Offenbarung 12 noch etwas weiter sehen. Dort wird vom feuerroten Drachen gesprochen, der den Satan darstellt.
Es geht in diesem Zusammenhang um drei Tiere. Der Drache wird in Kapitel 13 erwähnt, wo gesagt wird, dass er dem Tier aus dem Meer seinen Thron und seine Macht gibt. Dieser rote Drache wirkt also als verborgene Kraft im Hintergrund. Er imitiert Gott, den Heiligen Geist.
Das Tier aus dem Meer stellt eine Perversion von Gott dar. Es symbolisiert „Gott den Vater“ in der Form des Gottes der Festungen, Jupiter Capitolinus. Der Antichrist gibt vor, Gott zu sein, aber tatsächlich ist er eine Nachahmung Gottes, des Sohnes.
Jetzt wird klar, was mit dem „Gott der Festungen“ gemeint ist, den er ehren wird. In Vers 39 heißt es: „Und er wird gegen die starken Festungen so verfahren mit dem fremden Gott. Wer ihm Anerkennung zollt, dem wird er viel Ehre erweisen, und er wird ihm Herrschaft verleihen über die vielen und das Land austeilen zum Lohn.“
Interessant ist hier besonders der Ausdruck „die vielen“. Mit einer Konkordanz kann man nachschauen, und es ist hilfreich, eine möglichst gute Bibel-Hardware zu verwenden. „Die vielen“ ist ein fester Ausdruck, der in Daniel immer wieder auftaucht. Er steht für die Masse des jüdischen Volkes.
Wenn von „Herrschaft verleihen über die vielen“ die Rede ist, dann ist klar, dass hier ein Herrscher gemeint ist, ein König in Israel, der über Israel regieren wird. Er wird so mit dem Land verfahren, dass er denen, die ihm Anerkennung zollen, auch Ländereien zum Lohn geben wird.
In Vers 40 heißt es weiter: „Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen.“ Hier sehen wir, dass dieser König ab Vers 36 in der Endzeit aktiv ist. Ägypten wird also in der Endzeit einen Zusammenstoß mit ihm haben. Das hatten wir bereits in Vers 35 gesehen. Dort wird eine zeitliche Verlängerung bis zur Zeit des Endes angedeutet, denn es verzögert sich noch bis zu einer bestimmten Zeit, dem König.
Jetzt sind wir also in der Endzeit. Das erklärt auch, warum alles bis Vers 35 erfüllt ist, aber ab Vers 36 kein Vers mehr erfüllt wurde. Denn ab da befinden wir uns in der zukünftigen Endzeit.
Es wird eine Konfrontation zwischen Ägypten und dem Antichristen in Israel geben. Diese Ablenkung im Süden wird dem Norden die Gelegenheit geben, total zuzuschlagen. Der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen – mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen.
In weiteren Versen wird beschrieben, wie in der großen Drangsal der König des Nordens, auch die „Königin des Nordens“ genannt, agiert. Das ist, wie gesagt, Großsyrien in der Vergangenheit. Dieses Gebiet umfasste das heutige Syrien, das kleine Syrien, Libanon, Türkei, Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan, Iran und Irak.
Wenn sich diese Länder zusammenschließen, wollen sie einen islamischen Staat errichten. Erdogan möchte dabei der Leiter sein, die Iraner ebenfalls, der IS hat eigene Pläne, und die Taliban verfolgen eine eigene Agenda. Wenn sie sich alle zusammentun, dann haben wir den König des Nordens vereint.
Die weiteren Verse zeigen, dass er in das „Land der Zierde“ einfallen wird – das schönste Land. In Vers 41 heißt es, dass er dort eine Invasion starten wird, die den Weltkrieg der großen Drangsal auslösen wird.
Jetzt gehen wir zurück zu 2. Thessalonicher 2. Nun ist das alles schön eingebettet. Wir haben gesehen, Vers 4 schließt sich direkt an Daniel 11, Vers 36 an, wo es um den Antichristen geht.
Aber jetzt muss ich noch etwas klären. Es gibt viele Auslegungen zu diesem Thema, die sagen, das Tier aus dem Meer sei der Antichrist. Ich habe jedoch immer gesagt, dass das Tier aus der Erde der Antichrist ist. Warum gibt es dieses Problem? Es gibt zwei verschiedene Ansichten. Man muss nicht verzweifeln und denken, es gebe so viele Ansichten, dass man sowieso nicht wissen kann, was stimmt. Zuerst muss man verstehen, warum es diese unterschiedlichen Ansichten gibt.
Der Grund ist folgender: In der Offenbarung wird der Ausdruck „Antichrist“ gar nicht erwähnt. Der Ausdruck „Antichrist“ kommt im Ersten Johannesbrief vor, zum Beispiel in 1. Johannes 2,18: „Kindlein, es ist die letzte Stunde. Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch heute viele Antichristen geworden.“ Auch in Kapitel 4 wird das Wort „Antichrist“ benutzt für einen falschen Propheten, einen falschen Lehrer.
Jetzt stellt sich die Frage: Der Ausdruck „Antichrist“ kommt nur im Ersten Johannesbrief vor, übrigens auch im Zweiten Johannesbrief, aber sonst nicht. Nun müssen wir herausfinden: Ist das Tier aus dem Meer die Entsprechung oder das Tier aus der Erde? Hier gibt es ein Problem, weil man etwas zuordnen muss. Es geht also darum, wie man richtig zuordnet.
In der Offenbarung steht das Tier aus der Erde im Kontrast zum Tier aus dem Meer, das einfach „das Tier“ genannt wird. Das Tier aus der Erde wird auch „der falsche Prophet“ genannt. Jetzt haben wir es doch: Im Ersten Johannesbrief ist der Antichrist ein falscher Prophet. Dann passt der Ausdruck „Antichrist“ eben nicht auf das Tier aus dem Meer, sondern auf das Tier aus der Erde.
Noch etwas: Das Tier aus der Erde sieht aus wie ein Lamm. Siebenundzwanzig Mal wird in der Offenbarung das Wort „Lamm“ auf den Herrn Jesus bezogen. Und dann, in Kapitel 13, Vers 11, wird das Tier aus der Erde bezeichnet als „wie ein Lamm“. Das heißt, das ist jemand, der Jesus Christus imitiert. Aha, jetzt ist es klar.
Das bedeutet, er stellt sich dar als Messias. In 5. Mose 18,15 haben wir diese große Prophetie über den Messias, der kommen wird als der Prophet. Der Prophet war die Erwartung im Judentum. Der Prophet wird kommen, das ist der Messias, der alles sagen wird, was Gott ihm aufträgt.
Nun ist klar: Der falsche Messias ist eben der falsche Prophet, weil er nicht der wahre Prophet ist. Also ist es wieder klar, dass dies ein Ausdruck für den falschen Messias ist.
Noch etwas zum Begriff „Antichrist“: Was bedeutet das? „Anti“ heißt „gegen“. Also ist der Antichrist der, der gegen Christus ist. Aber „Anti“ bedeutet im Griechischen auch „an Stelle von“, das kann man in jedem Wörterbuch nachschauen: „an Stelle von“. Somit ist der Antichrist auch der, der sich an die Stelle von Christus, dem Messias, stellt. Also ist er der falsche Messias.
Es geht also nicht einfach um Rechthaberei, sondern man muss genau argumentieren und begründen. Dann muss man prüfen: Stimmt das? Passt das? Wie die Berührer, die jeden Tag die Schriften studierten und verglichen, ob es sich so verhält.
Oft wird einfach behauptet, es sei so, aber nicht begründet. Jetzt wird aber klar, worum es geht: Diese teuflische Imitation der Trinität, die drei Tiere in Offenbarung 12 und 13.
Ja, jetzt gehen wir weiter zu 2. Thessalonicher 2, Vers 5: „Erinnert ihr euch nicht, dass ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war?“ Wir sehen, die Thessalonicher hören dies nicht zum ersten Mal, jetzt hier durch den Brief, sondern Paulus hatte diese Dinge schon gelehrt, als er als Missionar nach Thessalonich kam. Die Thessalonicher haben sich bekehrt.
Was jetzt auch auffällt, ist, dass Paulus mit diesen Jungbekehrten über solche prophetischen Themen gesprochen hat. Das nimmt den Wind aus den Segeln, wenn Leute denken, diese prophetischen Themen seien nur Steckenpferde für solche, die gerne etwas tiefer gehen. Im Allgemeinen sollte man in der Gemeinde nicht viel über diese Dinge sprechen. So wird es gemacht: Viele Geschwister aus verschiedenen Gemeinden klagen, dass bei ihnen praktisch nie über Prophetie gesprochen wird, über die Wiederkunft des Herrn oder über die Entrückung. Das sei einfach ein Tabuthema. Und das darf nicht sein.
Wir sehen, Paulus hat den Jungbekehrten diese Dinge erklärt, und jetzt kann er sagen: „Erinnert ihr euch, das habe ich euch doch alles schon mal gesagt.“ Dann folgt Vers 6: „Und jetzt wisst ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit offenbart wird.“ Jetzt wissen sie noch mehr. Sie wussten ganz genau, dass da etwas ist, das verhindert, dass der Antichrist sich als Antichrist offenbaren kann. Paulus sagt: „Ihr wisst das“, und darum sagt er es nicht noch einmal. Viele denken: „Oh schade, warum sagt ihr es nicht? Jetzt wissen wir es nicht.“ Wir waren ja nicht dabei in Thessalonich. Aber das hat seinen Grund.
In Sprüche 25 heißt es: Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen, und der Könige Ehre, eine Sache zu enthüllen. Ich wusste jahrelang in meinem Leben nicht, dass ich ein König bin. Aber Offenbarung 1, Vers 5 sagt es ja: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum.“ Und auch Offenbarung 5 sagt, dass die Erlösten Könige sind. Also müssen sie das aufdecken. Jetzt machen wir das zusammen – königliche Arbeit.
Es gibt da etwas, eine Kraft, die zurückhält. „Was zurückhält“ ist grammatikalisch Neutrum. Dann geht Paulus weiter: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam, nur ist jetzt der da, der zurückhält, wie es aus dem Weg ist.“ Jetzt aber ist es Maskulinum, „der, der zurückhält.“ Das wird noch komplizierter: Das, was zurückhält, und der, der zurückhält.
Jetzt müssen wir uns fragen: Welche Kraft gibt es in dieser Welt, die das Böse in seiner letzten Entfaltung zurückhalten kann? Wir sind bereits in der Zeit des Abfalls, aber es wird noch schlimmer werden. Der Antichrist wird kommen, aber er ist jetzt immer noch zurückgehalten. Was ist diese Kraft? Manche sagen: die Gemeinde. Da muss man tief seufzen, wenn man sieht, wie stark die Gemeinde gerade in den letzten Jahrzehnten von der Gesellschaft beeinflusst wurde und dadurch moralische Kraft und Überzeugungskraft verloren hat. Wir sind diejenigen, die das Böse zurückhalten.
Was gäbe es denn noch? Ja, die Gesetze des Staates. Gesetze können viel Böses zurückhalten. Aber wir sehen, dass ein Gesetz nach dem anderen gekippt wird und antichristliches Verhalten gerade gefördert wird. Also ist auch der Staat kein zuverlässiger Damm gegen das Böse, schon gar nicht speziell gegen das Antichristliche.
Was könnte man noch sagen? Ja, der Heilige Geist wohnt seit Pfingsten in der Gemeinde – die Kraft des Heiligen Geistes. Das ist auch die Kraft, die uns Gläubigen Kraft gibt, der Anpassung gegenüber der Gesellschaft und der Welt zu widerstehen. Also hat die Gemeinde schon ihre Berechtigung, aber es ist nicht die Gemeinde selbst, sondern der Heilige Geist, der der Gemeinde hilft, soweit wir das Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben auch wirklich zulassen.
Aber es kommt noch etwas dazu: Gemeinde passt auch gar nicht. Gemeinde heißt auf Griechisch „he Ekklesia“, also wie im Deutschen „die Gemeinde“. Das ist femininum. Aber wir sollten etwas finden im Zusammenhang mit Neutrum und Maskulinum. Der Heilige Geist ist auf Deutsch Maskulinum, aber auf Griechisch ist er Neutrum: „to Pneuma“. Vielleicht schluckt man leer. Wie geht das?
Das ist eben Grammatik und Gender. Wir sagen auf Schweizerdeutsch „de Butter“. Darum sagen viele, wenn sie in Deutschland sind: „Kannst du mir den Butter runterreichen?“ Wenn man zu Besuch ist. „Na, Herr Fehrmann, das geht nicht, das ist die Butter.“ Ja, aber ist jetzt der Butter männlich? Nein, das ist eben der Unterschied zwischen Gender und Sex.
Auf Englisch ist Sex wirklich das Geschlecht, und Gender ist eben die grammatikalische Kategorie. Butter wird auf Schweizerdeutsch mit männlichem Artikel „de Butter“ ausgedrückt, auf Hochdeutsch eben weiblich. Und es ist so: Gender und Sex stimmen oft überein. Wir sagen „die Frau“, das ist Gender weiblich, femininum, und das ist auch im biologischen Geschlecht so. Aber „das Fräulein“ ist genderneutrum, obwohl das biologische Geschlecht klar weiblich ist. So muss man den Unterschied zwischen Gender und Sex verstehen. Dieser Unterschied wird heute oft nicht mehr gelehrt. Wir leben in einer komischen Zeit.
Das ist hier sehr wichtig: „Geist“, das Wort „Pneuma“, kann laut Wörterbuch auch „Wind“ oder „Hauch“ bedeuten. Das ist grammatikalisch Neutrum. Der Heilige Geist wird im Neuen Testament so genannt, weil er eine unsichtbare Kraft ist. Wie der Wind – den sieht man nicht. Darum sagte Jesus im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist in Johannes 3: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst seinen Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist, aus Gott geboren ist.“ Dort wird der Heilige Geist mit dem Wind verglichen.
Auf Hebräisch heißt „Ruach“ Geist, aber es ist auch das Wort für Wind, eben weil er unsichtbar wirkt. Wind kann aber unglaublich machtvoll sein. Der hebräische „Ruach“ ist femininum, also nochmals anders. Das ist aber Gender und nicht das biologische Geschlecht.
Im Neuen Testament ist der Heilige Geist „to Pneuma“, also Wind, eine unsichtbare Kraft. Wenn Jesus aber über den Heiligen Geist spricht in Johannes 14 bis 16, sagt er, der Tröster werde kommen und jener werde euch in alle Wahrheit führen. Dort sagt er „ekeinos“, das ist maskulinum. Er spricht also über den Heiligen Geist männlich, weil es zum Wort „Tröster“ passt.
Wenn Paulus in Vers 6 sagt: „Und jetzt wisst ihr, was zurückhält“, konstruiert er grammatikalisch und bezieht sich zurück auf das Wort „to Pneuma“, den Geist. Das ist korrekt. Aber der Heilige Geist ist eine Person, nicht etwas Sächliches. Darum sagt Paulus auch „der, der zurückhält“. Das passt auf den Heiligen Geist, das Sächliche und das Männliche.
Für die Gemeinde passt das nicht, für die Obrigkeit auch nicht. Die Obrigkeit in Römer 13 ist im Griechischen ebenfalls weiblich, wie im Deutschen „die Obrigkeit“. Aber das passt nicht.
Nun erklärt also der Heilige Geist: „Jetzt wisst ihr, was zurückhält.“ Wir wissen es auch. Einfach durch Kombination mit anderen Bibelstellen erfahren wir das. „Damit er zu seiner Zeit offenbart wird.“ Und Vers 7b: „Nur ist jetzt der da, der zurückhält, bis er aus dem Weg ist.“ Also der, der zurückhält, und gleichzeitig das, was zurückhält, wird eines Tages weggehen.
Wann geht der Heilige Geist weg? An Pfingsten ist er gekommen, um in der Gemeinde zu wohnen und zu wirken. Aber bei der Entrückung wird er weggehen. Darum lesen wir in Offenbarung 22, Vers 17: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wer dürstet, der komme! Wer will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Der Geist und die Braut – die Braut ist die Gemeinde. Paulus sagt in 2. Korinther 11 zu den Korinthern: „Ich habe eine Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“ Die Gemeinde ist die Braut, die wartet, bis der Bräutigam kommt.
Wenn man verlobt ist, lebt man nicht zusammen, man ist getrennt. Die Gemeinde ist auf der Erde, Christus, der Bräutigam, ist im Himmel. Der Tag wird kommen, an dem er kommt und die Braut nach Hause führt. Hier heißt es: „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Die Gemeinde sehnt sich danach, dass der Herr Jesus kommt.
Es ist aber nicht nur die Gemeinde, sondern auch der Heilige Geist, der in der Gemeinde ist und dieses Warten und diese Erwartung des Herrn jeden Tag in unseren Herzen wirken will. Er ist da und sagt: „Komm!“ Also wird der Heilige Geist dann auch von der Erde weggehen.
Das bereitet vielen ein großes Problem. Es kommen immer wieder Fragen: Wie ist das möglich? Wenn der Heilige Geist weggeht, können sich die Menschen ja nicht mehr bekehren. Wie war das im Alten Testament? Das war ja vor Pfingsten. Die Menschen haben sich doch bekehrt, als der Herr Jesus gepredigt hat.
„Und so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu sein“ (Johannes 1,12). Und überhaupt im Alten Testament: All die Gläubigen, die namentlich erwähnt werden in der Bibel, haben sich doch alle bekehrt. Ja, aber das war vor Pfingsten.
Nun, der Heilige Geist ist Gott. Es gibt einen Livestream mit dem Titel „Der Heilige Geist ist Gott“, dort wird das ausführlich behandelt, darum belege ich das jetzt nicht weiter. Der Heilige Geist ist Gott. Gott ist nicht nur allwissend und allmächtig, sondern auch allgegenwärtig. Das heißt, der Heilige Geist ist überall.
Trotzdem sagt Salomo in 1. Könige 8, Vers 27, bei der Einweihung des Salomon-Tempels: „Der Himmel und der Himmel der Himmel können dich nicht fassen, wie weniger dieses Haus.“ Gott ist überall im Universum und auch im Jenseits. Der Heilige Geist ist überall, der Vater ist überall, der Sohn ist überall.
Aber trotzdem heißt es, dass Gott in der Stiftshütte gewohnt hat, dass er im Salomon-Tempel gewohnt hat. Wie geht das? Wohnen bedeutet, dass er sich an einem bestimmten Ort auf besondere Weise mitgeteilt hat.
Das sehen wir sehr schön im Zusammenhang mit dem Salomon-Tempel. Dort gab es Besuch aus Jemen: die Königin von Sheba. Sheba ist im Alten Testament der Name für Jemen, das Land ganz im Süden der arabischen Halbinsel. Sie kam mit einer Karawane durch die Wüste Saudi-Arabiens einen weiten Weg nach Jerusalem.
Sie hatte viele Fragen, diese Frau war voller Fragen. Endlich konnte sie auspacken, und Salomo hat alle Fragen erklärt – unglaublich. Dann sagt sie: „Man hat in meinem Land mir nicht die Hälfte erzählt. Du übertriffst das Gerücht.“ Das ist fantastisch. Das Gerücht ist normalerweise immer viel mehr. Man sagt, die Amerikaner neigen sehr stark zur Übertreibung. Da kann man sich selbst sagen, wie amerikanisch man ist.
Ich sage auch lieber: Wenn etwas schön ist, dann nicht einfach schön, sondern wunderschön. Denn so kommt auch etwas von den Emotionen rüber. Sie sagt: „Du hast das Gerücht übertroffen.“ Also sie hatte schon vom wahren Gott in Jemen und von diesem Tempel gehört, der dem einen wahren Gott als einziger Tempel in der Welt geweiht war. Es durfte ja nicht zwei Tempel für den wahren Gott geben, nur dieser Ort in Jerusalem war dazu bestimmt. Dort werden alle Fragen beantwortet.
Das war der Ort, wo Gott wohnte. Nicht in Jemen. Sie mussten nach Jerusalem kommen, wo Gott durch seinen Geist wirkte, dort in besonderer Weise durch Salomo. So hat sich das erwiesen: Gott wohnt an einem bestimmten Ort, nicht in Jemen. Obwohl Gott auch in Jemen war, der Heilige Geist war damals auch überall. Menschen konnten sich überall bekehren.
Aber da, wo Gott wohnte, auf eine ganz besondere Weise. Nun wohnt Gott, der Heilige Geist, in der Gemeinde hier auf der Erde. Wenn man Statistiken anschaut, wie Menschen zum Glauben gekommen sind, ist man überrascht, dass sehr wenige Menschen zum Glauben kommen, ohne Kontakt zu Gläubigen gehabt zu haben.
Es gibt Möglichkeiten, wie man wirklich völlig allein zum Glauben kommen kann. Aber es ist immer wieder verbunden damit, dass man mit jemandem Kontakt hatte, mit jemandem gesprochen hat und auch das Zeugnis im Leben von jemandem gesehen hat.
Das heißt, Gott benutzt in besonderer Weise die Gläubigen der Gemeinde, um sich zu offenbaren, damit Menschen erkennen, dass dies die Wahrheit ist. Das ist schön und macht Mut. Es zeigt, dass unser Zeugnis wichtig ist. Unser Leben ist wichtig, um Menschen aufmerksam zu machen.
So offenbart sich der Heilige Geist durch die Gemeinde. Durch die Gemeinde will er auch in der Wortverkündigung das Wort öffnen und verständlich machen. Der Heilige Geist wohnt in der Gemeinde, wo wahre Gläubige sind und mit dem Herrn vorangehen wollen. Dort macht er das Wort verständlich und klar.
Wenn der Heilige Geist weggehen wird, dann ist er immer noch allgegenwärtig und wird genauso wirken wie im Alten Testament und nach der Entrückung. Aber dieses besondere Zeugnis, wie es in der Zeit der Gemeinde möglich war, wird nicht mehr so sein. Das ist ein Unterschied.
Er wird also weggehen, und ein Unterschied ist, dass er dann nicht mehr aufhält, dass der Antichrist sich offenbaren kann. Der Teufel hat immer wieder Menschen gebraucht, schon früher, um sie zum Antichristen zu machen. Aber Gott hat das nicht erlaubt.
Leute wie Hitler oder früher Nero – das waren Menschen, die Satan in besonderer Weise benutzte, um das Böse einzusetzen. Aber Gott hat nicht erlaubt, dass irgendein Mensch schon der Antichrist sein konnte und sich als solcher offenbaren konnte.
Das hat der Heilige Geist zurückgehalten, nicht zugelassen. Also ist der Heilige Geist diese Kraft, die das Böse zurückhält. In diesem Zusammenhang müssen wir nun anschauen, was es bedeutet in Vers 7: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam.“ Hm, was ist das? Wir müssen in Stufen vorgehen.
Was ist im Neuen Testament ein Geheimnis? In den Paulusbriefen findet man acht verschiedene Geheimnisse. Auf Sermon Online gibt es einen uralten Vortrag von mir über die Geheimnisse in den Paulusbriefen. Darum zähle ich sie jetzt nicht einzeln auf, sondern stelle ein Skript zum Herunterladen bereit.
Wenn wir all diesen Stellen nachgehen, wird deutlich, besonders gemäß Epheser: Ein Geheimnis ist eine Wahrheit, die Gott im Neuen Testament offenbart hat, die aber in früheren Generationen und Zeitaltern im Alten Testament verborgen war. Wörtlich sagt 1. Korinther 2,7 sogar „verborgen in Gott“. Niemand, kein Prophet wusste davon, kein Engel hatte je etwas davon erfahren.
Also ist ein Geheimnis etwas, das man vergeblich im Alten Testament suchen wird, wenn man ein neutestamentliches Geheimnis meint. Noch etwas: Wenn man dem nachgeht, stellt man fest, dass alle Geheimnisse mit der Gemeinde zusammenhängen. Im Alten Testament war die Gemeinde, der Leib Christi, nie mitgeteilt worden. Das war unbekannt.
Das war die totale Überraschung, als Gott dann im Neuen Testament durch Paulus und die anderen Apostel diese Geheimnisse enthüllt hat, die ursprünglich in Gott verborgen waren. Das war für die Engelwelt eine Sensation: „Haben wir nie gehört!“ Jetzt, wo der Messias durch Israel verworfen ist, offenbart Gott, dass er von Ewigkeit her einen Plan hatte, um in dieser Zwischenzeit die Gemeinde zu realisieren.
Diese Gemeinde soll verwirklicht werden, bis dann Israel wieder in der Endzeit als das Zeugnis Gottes eingesetzt wird. Das ist eine totale Überraschung. Im Alten Testament konnte man wissen, dass es einen langen Zeitraum zwischen dem ersten Kommen des Messias als leitender Messias und dem Kommen als herrschender Messias gibt.
Ein langer Zeitraum, aber dass in dieser Zeit die Gemeinde weltweit aus Gläubigen aus allen möglichen Nationen Realität werden wird, das wusste man nicht. Das war eine totale Überraschung. In diesen acht Geheimnissen in den Paulusbriefen werden verschiedene Punkte erklärt in Verbindung mit dem Thema Gemeinde. Dazu gehört zum Beispiel auch das Thema Entrückung.
In 1. Korinther 15,50 findet sich ein Rezitativ im Messias von Händel, in Cemberlow, Sextakkord – so ein Akkord, der offen ist, und dann kommt das Rezitativ: „Behold, I tell you a mystery“ – „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis“. Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.
In einem Augenblick, bei der letzten Posaune – denn Posaunen wird es geben –, und die Toten werden auferweckt werden, unverweslich usw. Die Entrückung und verschiedene andere Wahrheiten, alles im Zusammenhang mit der Gemeinde, werden in diesen Geheimnissen offenbart.
Nun haben wir hier das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, das jetzt wirksam ist. Gesetzlosigkeit, anomia, das heißt die Verwerfung von Gottes Gesetzen, von Gottes Ordnung, von Gottes Moral und von Gottes Ethik. Das ist jetzt schon wirksam, wie der Thessalonicher im ersten Jahrhundert zeigt.
Was wird der Endpunkt sein, wenn der Antichrist kommt und offenbar wird? Davor kommt der Abfall, also die totale Verwerfung. Jetzt verstehen wir, dass man gar nicht mehr in Rage geraten muss, wenn man sieht, was beim letzten Kirchentag in Deutschland geschah. Es war so entsetzlich, so abscheulich, dass ich es kaum wiederholen will.
Dort wurde Gender mit Gott in Verbindung gebracht. Ich deute nur an – wirklich abscheulich –, die totale Verwerfung der Heiligen Schrift, aber auch der natürlichen Ordnungen, die Gott in die Schöpfung hineingelegt hat. Und das wurde lästerlich in Bezug auf Gott dargestellt. Das ist der Abfall.
Aber der Antichrist kommt noch. Der Heilige Geist wirkt dagegen, aber nicht so, dass es gar nicht so weit kommt. Er hat verhindert, dass dieser Abfall nicht schon früher gekommen ist. Es brauchte doch zweitausend Jahre, bis dieser totale Abfall der Kirchen stattfinden konnte.
Wenn man die Kirchengeschichte mit anderen Augen betrachtet, sieht man, dass in den ersten Jahrhunderten die Christenheit schon unter großem Druck stand. Zuerst das Neue Testament, dann das zweite Jahrhundert – da erlebt man einen Schock. Die Bibellehre dokumentiert in den sogenannten Schriften der apostolischen Väter, dass viele Dinge ab dem zweiten Jahrhundert nicht mehr mit dem Neuen Testament übereinstimmen.
Der Ausdruck „apostolische Väter“ ist eigentlich unbiblisch, denn sie waren keine Apostel und auch nicht im geistlichen Sinne „Väter“. Der Herr Jesus sagt ja, man soll sich nicht Vater nennen in geistlicher Hinsicht, weder als Pater noch als Papst.
Aber die apostolischen Väter und später die Kirchenväter, also die Kirchenlehrer in den ersten Jahrhunderten, zeigen, wie viele Wahrheiten des Neuen Testaments verloren gingen. Wirklich furchtbar! Schon in der frühesten Zeit fand man, dass das Abendmahl eine rettende Wirkung haben soll und dass kleine Kinder getauft werden sollten.
Eine Wahrheit des Neuen Testaments nach der anderen ging verloren. Es ist jedoch erstaunlich, dass in den ersten Jahrhunderten die Frage, welche Bücher zum Neuen Testament gehören, noch offen war. Natürlich versuchte der Teufel, falsche Evangelien einzuschleusen – das Petrus-Evangelium oder das Thomas-Evangelium, eine gnostische Fälschung aus dem Jahr 140 nach Christus.
Thomas war schon längst tot, der letzte Apostel war Johannes, der um 100 starb. Unter falschem Namen wurden Schriften verbreitet mit schrecklichen Irrlehren, die nicht mit den Schriften der Apostel übereinstimmen. Man musste kämpfen, suchen und Beweise liefern, ob ein Buch wirklich von dem Apostel Petrus geschrieben wurde – wie der erste und zweite Petrusbrief – oder ob ein Brief wirklich von Paulus stammt, zum Beispiel der erste und zweite Korintherbrief, der erste Timotheusbrief und so weiter.
Schließlich kam die gesamte Christenheit zu einer Einheit dieser 27 Bücher. Aber wenn man sieht, welche Verirrungen schon ab dem zweiten, dritten und vierten Jahrhundert vorhanden waren, fragt man sich, wie da je Klarheit entstehen konnte. Doch sie konnte entstehen. Das ist unglaublich.
Die katholische Kirche, die orthodoxe Kirche, die reformierte Kirche, die evangelische Kirche und die evangelikalen Kirchen sind sich einig über diese 27 Bücher. Wie war das möglich? Der Heilige Geist hat gegen das Böse gewirkt und durch reine Gnade bewirkt, dass diese Klarheit durchkam.
Ganz interessant ist, dass man wissen muss: Wenn wieder jemand kommt und sagt, er habe den Da Vinci Code gelesen – ein sehr interessantes Buch –, dann kann man sagen, es ist Schrott. Dort wird behauptet, auf einem Konzil sei festgelegt worden, welche Bücher zum Neuen Testament gehören.
Ja, natürlich! Aber wo, in welchem Konzil wurde das für die Christenheit festgelegt? Konstantinopel? Nein. Nizäa 321? Nein. Keines der großen Konzilien hat die Frage des Kanons festgelegt, und trotzdem kam diese Einheit zustande. Das hat der Heilige Geist gewirkt.
Man muss Folgendes sehen: Die Christen wurden in den ersten Jahrhunderten durch das Römische Reich bis 311 verfolgt. Dann kam die konstantinische Wende. Das war eine Zeit, in der sich Irrlehren ausbreiteten – unglaublich.
Das Zentrum wurde angegriffen: die Frage, wer Jesus Christus ist. Seine Gottheit wurde geleugnet, seine Menschheit wurde geleugnet, die Gottheit des Heiligen Geistes wurde geleugnet. Viele verdrehte Ideen und Gedanken wurden über die Person des Herrn Jesus geäußert.
Die Christenheit war am Rande, zu lehren, Jesus Christus sei nicht Gott, sondern ein Geschöpf. Schließlich kam das Konzil von Nizäa, und dort wurde bekannt: Jesus Christus ist wirklich Gott und dem Vater in seiner Gottheit gleich.
Wenn man anschaut, wie verdorben und verwirrt die Christenheit damals war, ist es unglaublich, dass es dazu kam. Dort hat die Christenheit eine Kehrtwende vollzogen. Die germanischen Stämme waren im Prinzip Zeugen Jehovas, die glaubten, Jesus sei ein Geschöpf. Dann kam diese Wendung.
Wie war das möglich? Der Heilige Geist hat zurückgehalten. So geht es durch die ganze Kirchengeschichte hindurch.
Ich möchte auf den Punkt kommen: das 16. Jahrhundert. Die Christenheit war wirklich in Irrlehren versunken. Man lehrte allgemein, der Mensch werde gerecht durch gute Werke. Und es brauche nicht nur die Heilige Schrift, sondern auch die Tradition der Kirche und die Entscheidungen der Konzilien und Päpste.
Dann kam das 16. Jahrhundert mit der Reformation. Ein Mönch liest in der Bibel: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben, nicht durch Werke, sondern durch Glauben.“ Das war wie eine Bombe, die einschlug – da in dieser Mönchszelle in Deutschland.
In der Folge kam die Reformation, und der Christenheit wurde die Bibel zurückgegeben. Man begann, die Bibel in Übersetzungen zu verbreiten – in großem Stil. Die Menschen bekamen Zugang zur Bibel, zur Schrift.
Die Reformatoren sagten: Wir glauben nicht an etwas, weil die Konzilien das gesagt haben. Wir glauben nicht an die Entscheidung von Nizäa, dass Jesus Christus Gott ist, weil die das entschieden haben, sondern weil es in der Bibel steht. Würde Nizäa etwas entschieden haben, was gegen die Bibel ist, dann sagen wir: Nizäa ist ein Konzil, das kümmert uns nicht. Also glauben wir nur an das, was die Schrift sagt – allein die Schrift, das ist die Wahrheit.
Wie war das möglich? Der Heilige Geist hat so mächtig gewirkt. Dann ging die Bewegung aber wieder traurig zurück, was die Irrtümer betrifft, und das Liberale kam in die Kirche.
Im 19. Jahrhundert gab es nochmals eine Erweckung in Nordeuropa und Nordamerika. Viele Menschen kamen zum Glauben. Das Interesse am Bibelstudium nahm zu, in einer Art und Weise, wie man es in der Kirchengeschichte noch nie gesehen hatte.
Das war die Erweckungszeit, die zu den Freikirchen führte, die sich von den verkommenen Staatskirchen lösten. Frei heißt: frei vom Staat. Man wollte sich nur auf die Bibel stützen.
Das hat der Heilige Geist gewirkt. Es war nicht, weil die Gläubigen einfach alle so treu waren.
Dann kam wieder ein Angriff von Satan mit dem Atheismus und der Evolutionslehre. Gott wirkte durch den Kreationismus, sodass viele gläubige Naturwissenschaftler, die der klaren Schrift vertrauten, sich einsetzten und die Irrtümer der Evolutionslehre anprangerten.
Das ist gar nicht naturwissenschaftlich, was da geschieht. Es widerspricht sogar den naturwissenschaftlichen Grundsätzen.
Wir waren vor ganz kurzer Zeit im Ark Encounter in Kentucky – eine Arche in Originalgröße nachgebaut. Dort kommen vielleicht 3000 Leute pro Tag. Sie haben das extra in der Nähe des Flughafens von Cincinnati, Ohio, gebaut. Die Leute aus ganz Amerika und von überall können dorthin fliegen, ein Hotel buchen und dann zum Ark Encounter gehen.
Vielleicht 3000 Leute pro Tag, jeden Tag! Das Evangelium wird so klar gebracht, und die Irrtümer der Evolutionslehre werden wunderbar bloßgestellt.
Wie ist das möglich? Der Heilige Geist wirkt. Das ist nur ein Beispiel. Ich könnte auch die Arbeit von Answers in Genesis vorstellen oder von anderen. Es ist einfach wunderbar – das ist das Wirken des Heiligen Geistes gegen das Böse.
Nun haben wir gelesen: Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist wirksam. Nur ist jetzt der da, der zurückhält, wie ich es erklärt habe.
Wenn die Entrückung geschieht, dann geht der Heilige Geist eben weg, so wie ich das dargestellt habe.
Und dann wird Folgendes passieren, Vers 8: Dann wird der Gesetzlose offenbart werden. Hier habe ich nochmals einen schwarzen Namen: der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der Gesetzlose. Anomia bedeutet die Verwerfung jeglicher Moral, Recht, Ordnung und biblischer Grundsätze. Das ist die Spitze des Abfalls.
Dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr – im Mehrheitstext steht „Herr Jesus“ – verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft. Das wird auch eindrücklich beschrieben in Offenbarung 19 ab Vers 11. Dort kommt der Herr Jesus aus dem Himmel, und in Harmagedon wird das Tier und der falsche Prophet versammelt sein mit ihren Armeen, so steht es bereits in Offenbarung 16.
Dann, in Offenbarung 19, Vers 19, heißt es: „Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt.“ Diese Könige sind die zehn Könige, die als oberstes Gremium über Europa regieren werden. Ihre Heere sind versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer. Der göttliche Name, der Name für die Erlösten, die mit dem Herrn Jesus kommen werden, ist „der, der auf dem Pferd saß“. Die Gläubigen werden ihn begleiten, so steht es schon in Vers 14.
Und das Tier wurde ergriffen, ebenso der falsche Prophet, der mit ihm war und die Zeichen vor ihm tat, womit er jene verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten. Die beiden wurden lebendig in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.
Also, dort in Harmagedon wird der kommende Diktator im Hinterland von Haifa, in dieser riesigen Ebene, versammelt sein – ebenso der Antichrist. Er wird übrigens zuerst nach Europa fliehen und dann mit dem Antichristen zurückkommen. Das habe ich in einer Serie über Sacharja, Sacharja 11, erklärt, wo das zu finden ist.
Und der Herr wird dann in Harmagedon erscheinen. Er wird den Antichristen nicht einmal berühren. So übel ist er, dass er ihn nicht einmal anrühren wird. Wir haben gelesen: Durch den Hauch seines Mundes wird er ihn vernichten. Und hier wird einfach so unpersönlich gesagt, er wird ergriffen werden, und die beiden werden lebendig in den Feuersee geworfen.
Frage: Welche zwei Menschen wurden nie geboren, aber sind gestorben? Und welche zwei sind geboren, aber sterben nie? Adam und Eva wurden nie geboren, sie wurden erschaffen, aber sie sind gestorben. Diese zwei werden zwar geboren werden, aber sie werden lebendig direkt in den Feuersee geworfen. Sie werden also den natürlichen Tod nicht erleben, sondern direkt in den ewigen Tod gehen.
Der Herr wird ihn nicht anrühren, und darum gehe ich zurück zu 2. Thessalonicher 2, damit wir zum Schluss kommen. Dort heißt es: „Den der Herr verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft.“ Wen? Den Antichristen. Ihn, dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist.
Der Teufel wird in diesem Menschen wirken, sodass er als Verführer auftreten wird – in aller Macht und mit allen Zeichen und Wundern der Lüge. Diese drei Ausdrücke werden verwendet in 2. Korinther 12,12 für die Zeichen, Wunder und mächtigen Taten, die der Apostel Paulus getan hat, um zu beweisen, dass er ein echter Apostel Jesu Christi ist.
Ganz am Anfang der Gemeinde waren Zeichen, Wunder und mächtige Taten ganz wichtig, um die apostolische Zeit zu bestätigen und auch diese neuen Offenbarungen der Geheimnisse, dass sie von Gott sind und nicht einfach menschliche Erfindungen.
Aber in der Endzeit wird das Wiederkommen Jesu ganz mächtig mit Zeichen und Wundern begleitet sein. Matthäus 24,24 spricht von vielen falschen Propheten, aber der schlimmste falsche Prophet ist der Antichrist. Er kommt in aller Macht, mit allen mächtigen Taten, Zeichen und Wundern der Lüge und in allem Betrug der Ungerechtigkeit gegenüber denen, die verloren gehen.
Denn sie nahmen die Liebe zur Wahrheit nicht an, damit sie errettet würden. Das heißt, die Menschen, die eigentlich die Gelegenheit hatten, sich zu bekehren, es aber nicht wollten, werden durch den Antichristen verführt werden. Gott wird sie fallen lassen.
Das wird nochmals betont in Vers 11: „Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie der Lüge glauben.“ So werden alle gerichtet, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben. Das wird ein Gericht sein über die abgefallene Christenheit.
Der Antichrist wird die Massen verführen. Warum? Weil sie der Wahrheit nicht geglaubt und das Evangelium abgelehnt haben. Das entspricht den fünf törichten Jungfrauen im Gleichnis in Matthäus 25, die dann vor der verschlossenen Tür stehen. Es gibt ein „zu spät“ und der Herr sagt: „Ich kenne euch nicht.“ Das sind Namens-Christen, die sich nie wirklich bekehrt haben.
Sie hatten Licht, Öl in den Lampen, um ein Zeugnis zu geben. Der Heilige Geist wirkte durch sein Wort, aber er war nicht innewohnend. So stehen sie vor der verschlossenen Tür. Gott schickt das als Gericht.
Darum ist das erste Siegelgericht, der Reiter auf dem weißen Pferd, der gekrönte Reiter, der Antichrist, der kommen wird und die totale Verführung bringen wird nach der Entrückung der Gemeinde, damit alle gerichtet werden.
Das ist sehr ernst, weil wir das den Bekannten sagen müssen, die sich noch nicht bekehrt haben, aber das Evangelium klar von uns gehört haben. Die Tür wird zugehen. Es kann zu spät sein, vielleicht heute.
Darum muss man feierlich betonen: Es ist wichtig, sich heute zu bekehren, nicht erst morgen. Das ist ein Risiko.
Auf der anderen Seite sehen wir all die Menschen um uns herum, die praktisch nichts vom Evangelium wissen – jetzt sogar in Europa und Amerika. Leute, die nie gehört haben, wie man sich bekehren muss, um errettet zu werden. Da wird es noch eine Möglichkeit geben.
Darum spricht Offenbarung 7 über eine unzählbare Schar aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen. Sie gehen durch die große Drangsal hindurch. Johannes sieht gerade, wie sie aus der Drangsal kommen, überlebt haben werden und dann zum Tempel des Hesekiel in Jerusalem gehen. Dort heißt es, sie haben ihre Gewänder gewaschen im Blut des Lammes. Wunderbar!
Man vermutet, dass vielleicht zwei Milliarden Menschen – das sind Schätzungen – noch nie klar gehört haben, wie man sich bekehren muss, um errettet zu werden.
Und da ist es schön, das Gebet von Habakuk in Habakuk 3. Es geht dort um die Drangsal und das Kommen des Herrn als Richter. Dann betet er im Zorn: „Gedenke deines Erbarmens.“ Dann wird eine unzählbare Schar sogar in dieser Zeit des Gerichts noch zum Glauben kommen.
Das sind aber nicht die, die es schon gehört haben.
Darum wollen wir diese Warnung mitnehmen. Das ist uns auch Ansporn, den Bekannten, die es gehört haben, nochmals zu sagen: Es ist wirklich ernst, ihr müsst euch jetzt entscheiden und das nicht aufschieben.
Und wir schließen hier und beten noch zusammen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch