Letzter Abend, danke auch für die Aufnahme. Ich bin jetzt schon zum vierten Mal hier. Einige Gesichter sind mir von Ihnen bereits recht vertraut.
Ich schreibe, wenn es möglich ist, und gehe gerne darauf ein, soweit ich kann.
Heute haben wir nur noch ein paar Verse vor uns. Es sind nicht mehr so viele, aber dennoch einige wichtige Verse. In diesem Abschnitt, 1. Korinther 14, das ist bei mir unter Groß D eingeordnet, geht es um konkrete Anordnungen für das Verhalten beim Zusammenkommen der Gemeinde.
Ziel und Bedeutung der Erbauung in der Gemeindeversammlung
Ich möchte nur den ersten Vers lesen, also den 26. Vers. Wie ist es also, Brüder, wann immer ihr zusammenkommt: Jeder von euch hat etwas. Er hat einen Psalm, eine Lehre, eine Sprache, eine Offenbarung oder eine Übersetzung. Alles geschehe zur Erbauung.
Paulus betont in diesem Kapitel mehrmals, dass unser Ziel, wenn wir zusammenkommen, Erbauung ist. Ich habe bereits gesagt, dass in erster Linie Gott erbaut werden soll. Das heißt, er soll sich freuen. Das ist noch mehr als Erbauung. Gott hat es nicht nötig, erbaut zu werden, aber er soll gelobt werden. Das ist das eine.
Die Gemeinde aber muss gebaut werden, und zwar zu Jesus Christus hin. Die Bibel verwendet das Wort Erbauung, das eigentlich nichts mit Gefühlen zu tun hat. Gefühle sind etwas anderes. Wir sagen oft, etwas sei erbaulich, und meinen damit etwas Gefühlsmäßiges. Wir meinen dann, man wird fröhlich, wenn man erbaut wird.
Aber man kann auch sehr traurig werden, wenn man erbaut wird. Wenn der Heilige Geist jemandem die Sünden aufdeckt, wenn jemand predigt und der Heilige Geist einem die Sünden zeigt, dann ist das nicht erbaulich im gefühlsmäßigen Sinn. Doch es ist erbaulich.
In diesem Sinn, wie wir es verstehen, ist es nicht erbaulich gefühlsmäßig. Aber es hilft dem Menschen, Christus ähnlich zu werden und sein Leben aufzuräumen. Das ist sehr, sehr erbaulich. In diesem zweiten Sinne verwendet die Bibel das Wort Erbauung.
Wir verwenden das Wort oft falsch. Wir sollten immer daran denken: Erbauung ist in der Bibel etwas, das das Christenleben fördert, das zu Christus hinführt und uns Christus ähnlich macht.
Paulus sagt also, jeder in der Gemeinde darf beitragen. Es geht hier aber um die Versammlung. In Vers 23 hat er gesagt: Wenn also die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme. Und er sagt noch einiges weiter: Wenn die ganze Gemeinde zusammenkäme.
Er spricht hier von einer regelmäßigen, allgemeinen Versammlung der Gemeinde. Also nicht von irgendeinem kleinen Hauskreis oder so, sondern von dem, was man als regelmäßige Gemeindeversammlung versteht.
Rahmenbedingungen für die Gemeindeversammlung
Das tut man normalerweise wöchentlich. Jedenfalls haben die Christen damals wöchentlich so gehandelt. Oft versammelten sie sich am Tag des Herrn, also am ersten Tag der Woche.
Es hat sich unter Christen eingebürgert, sich am ersten Tag der Woche zu versammeln. Zudem haben wir seit einiger Zeit an diesem Tag frei. Früher war das nicht so, deshalb mussten sich die Christen oft am Abend versammeln, da sie tagsüber nicht frei hatten.
Wenn die ganze Gemeinde zusammenkommt, gibt es bestimmte Regeln. Paulus spricht hier natürlich nicht von einer kleinen Gemeinde mit nur drei Personen, sondern von einer Gemeinde einer gewissen Größe. Es handelt sich nicht um eine Minigemeinde oder eine sogenannte Telefonzellengemeinde, wie wir in Österreich sagen. Eine Telefonzellengemeinde ist eine so kleine Gemeinde, dass sie sich in einer Telefonzelle versammeln kann.
In Korinth sind schon viele Menschen zum Glauben gekommen, sogar recht viele. Der Herr hat Paulus gesagt: „Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt“ (Apostelgeschichte 18). Das waren also viele Leute, die hier zusammenkamen.
Wenn so viele zusammenkommen, kann man nicht einfach wie ein zusammengewürfelter Haufen agieren, bei dem jeder meint, etwas tun zu können. Das funktioniert nicht. Paulus sagt, alles muss mit Anstand und Ordnung geschehen. Er gibt dazu einige Regeln vor.
Das ist hier das Gegenstück zu 1. Korinther 12. Dort haben wir am ersten Abend betont, wie organisch die Gemeinde ist: Alle haben Gnadengaben, jeder darf etwas beitragen, und wo Christen zusammen sind, da ist Gemeinde. Aber die Gemeinde muss auch lernen, richtig zu funktionieren. Dazu braucht es Ordnung, und diese Ordnung gibt Paulus hier in Kapitel 14.
Beiträge in der Gemeindeversammlung
Die Anweisung betrifft die Beiträge im Allgemeinen. Jeder, der eine entsprechende Gabe hat, darf beitragen – das wird hier betont. Jeder hat etwas beizutragen. Man kommt also nicht einfach nur vorbei, um zu schauen, was los ist oder was man heute bekommt.
Manchmal gibt es Lehrvorträge, da hören wir zu, wie heute Abend auch. Aber es gibt auch andere Versammlungen oder Teile von Versammlungen, in denen Beiträge gebracht werden. Diese Möglichkeit soll immer bestehen. Die Leiter sollen diese Möglichkeit immer einräumen, wenn die Gemeinde zusammenkommt.
Es soll immer einen Teil geben, in dem Geschwister etwas beitragen können. So war es jedenfalls bei den ersten Christen in Korinth. Jeder hatte etwas beizutragen. Das Ziel aller Beiträge ist, dass die anderen aufgebaut werden und zu Jesus Christus hingeführt werden. Es geht nicht darum, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern Jesus Christus zu ehren.
Das Ziel ist, dass die Gemeinde Christus ähnlicher wird. Das ist immer unser Ziel. In Vers 27 folgen jetzt die ersten Regeln. Doch bevor ich dazu komme, habe ich gemerkt, dass ich gerade etwas vergessen habe.
Verschiedene Arten von Beiträgen in der Gemeinde
Lehre, Sprache, Offenbarung, Übersetzung – diese Begriffe werden hier erwähnt. Psalm ist ein Loblied, entweder ein Loblied mit dem Text aus einem tatsächlichen Psalm aus dem Alten Testament, oder ein selbstgedichteter Psalm, oder ein Psalm, den jemand anderes verfasst hat. Psalm ist hier ein allgemeines Wort für Loblied. Meistens wird es mit einem Begleitinstrument gespielt, im Alten Testament beispielsweise mit einer Harfe oder einem ähnlichen Instrument. Dabei werden keine lauten Instrumente verwendet, die den Text übertönen, sondern sanfte Instrumente, sodass der Text gut zum Ausdruck kommt. Das war im Alten Testament sehr wichtig.
Es gibt eine Lehre, eine Sprache – das war Zungenrede, ein Thema, das wir gestern bereits behandelt haben. Außerdem gibt es eine Offenbarung, die man braucht, wenn man eine Prophetie weitergibt. Man benötigt von Gott Licht, um diese weiterzugeben. Darüber werde ich heute noch etwas sagen. Es gibt auch die Übersetzung der Sprache. Da es meines Erachtens heute kein Zungenreden mehr gibt, fällt dieser Punkt bei uns weg.
Wenn jemand dennoch meint, es gäbe noch Zungenreden, dann habe ich gestern schon gesagt, dass er beweisen müsste, dass das Zungenreden, das er hat, das biblische Zungenreden ist. Die Beweislast liegt bei dem, der behauptet, biblisch Zungenreden zu können. Er muss beweisen, dass es sich tatsächlich um das biblische Zungenreden handelt. Zudem muss er bereit sein, das Zungenreden auf Tonband aufzunehmen und verschiedenen Übersetzern vorzuspielen. Diese Bereitschaft ist notwendig, damit festgestellt werden kann, ob es wirklich eine Sprache ist und ob die Übersetzer, die behaupten, sie könnten es übersetzen, alle richtig und gleich übersetzen. Diese Fairness ist erforderlich, wenn jemand meint, er könne Zungenreden.
Weiterhin gibt es Lied, Lehre, Offenbarung und Gebet. Paulus fügt in Römer 12 noch einen Punkt hinzu, nämlich das Ermahnen oder den Aufruf. In der Schlachterübersetzung steht „Ermahnen“, besser wäre „Aufruf“. Paulus behandelt das Thema nicht vollständig und erschöpfend, sondern gibt nur einige Beispiele.
Das Wort der Weisheit und das Wort der Erkenntnis, die in Kapitel 12 erwähnt werden, sind wahrscheinlich in der Lehre und im Aufrufen eingeschlossen. Liedvorschläge sind ebenfalls möglich. Es ist nicht notwendig, ein Lied selbst komponiert oder gedichtet zu haben. Man kann auch ein Lied vorschlagen, das bereits von anderen gedichtet wurde. Dabei sollte man sich jedoch vorbereiten und vor dem Herrn betend fragen: „Herr, darf ich heute ein Lied vorschlagen? Und welches Lied?“ Dann kann man einen Vorschlag machen oder ihn dem Leiter geben, der die Leitung hat. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen gehandhabt wird.
Zeugnisgeben wird nicht ausdrücklich erwähnt. Wahrscheinlich fließt es in die Lehre, die Prophetie oder einen anderen Beitrag ein. Es gibt keinen eigenen Abschnitt für Erlebnisberichte. Erlebnisberichte können zwar sehr interessant sein, sind aber nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass sie in die Lehre eingebettet sind. Man kann etwas lehren und dazu einen Erlebnisbericht oder ein Zeugnis geben.
Jedenfalls ist das Ziel immer die Auferbauung.
Regeln für das Zungenreden in der Versammlung
Vers 27: Wenn jemand in einer Sprache redet, sollten es höchstens zwei oder drei Personen sein. Das zeigt bereits, dass man nicht endlos zusammen ist. Man war damals nicht fünf oder sechs Stunden beieinander, denn man hatte nicht die Zeit dafür. Man konnte nicht bis tief in die Nacht zusammenbleiben, da man am nächsten Tag wieder arbeiten musste.
Also beten zwei oder drei der Reihe nach, und zwar in einer Fremdsprache. Wenn diese Fremdsprache nicht vorhanden ist, darf man auch auf Deutsch beten. Es können auch zwei oder drei oder vielleicht noch mehr sein, aber Paulus begrenzt es hier, weil das Gebet Zeit braucht und auch die Übersetzung Zeit in Anspruch nimmt. Alles muss der Reihe nach geschehen, nicht gleichzeitig.
Das bedeutet, dass die Leute, die damals in Zungen reden konnten, das steuern konnten. Sie konnten selbst bestimmen, ob sie jetzt in Zungen reden oder nicht. Der Geist des Propheten ist dem Propheten untertan, und der Geist des Zungenredners ist dem Zungenredner untertan. Es ist also kein ekstatisches Reden, bei dem einfach plötzlich etwas herausfließt. Nein, das ist nicht so.
Zwei oder drei reden der Reihe nach, nicht gleichzeitig. Ich weiß nicht, ob Sie das kennen: Ich kenne Gemeinden, in denen alle gleichzeitig beten, wenn gebetet wird. Das ist sehr störend. Ich habe das in Rumänien erlebt, wo alle gleichzeitig gebetet haben, und man konnte überhaupt nichts verstehen. Wie soll man etwas mitbekommen, wenn zwei gleichzeitig reden? Wie soll das erst bei zwanzig gleichzeitig sein?
Dann habe ich Gemeinden kennengelernt, in denen zum Gebet aufgerufen wird, einer laut betet und die anderen leise etwas murmeln oder flüstern. Ich habe mich gefragt: Was machen die da alle? Sie flüstern und murmeln vor sich hin, und ich dachte mir, ah, die beten jetzt auch. Aber wie können sie Amen sagen zu dem, der laut betet, wenn sie selbst doch mit ihrem eigenen Gebet beschäftigt sind? Es ist unmöglich, da Amen zu sagen.
Trotzdem haben sie Amen gesagt. Ob das wirklich die Wahrheit war oder nur Tradition, weiß ich nicht. Es ist eigentlich höflich, dass wenn einer betet, die anderen still sind und zuhören. Am Ende des Gebetes sagen sie dann Ja, wir sind einverstanden mit dem Gebet, Amen.
Das meint Paulus auch hier: Der Reihe nach wird gebetet, nicht gleichzeitig. Und wenn in Zungen gebetet wird, dann mit Übersetzung. Es braucht nur einen Übersetzer. Das Thema hatten wir gestern: Ein einziger Übersetzer genügt, weil dieser ja jede Sprache übersetzen kann – das ist ja das Wunder.
Ist kein Übersetzer da, soll der Zungenredner in der Versammlung schweigen und nur für sich und zu Gott reden. Der Zungenredner muss also zuerst prüfen, ob heute ein Übersetzer da ist. Er kennt die Leute in der Gemeinde und weiß, wer übersetzen kann. Wenn die drei, die sonst immer übersetzen, heute fehlen, kann er nicht reden.
Ist aber ein Übersetzer da, genügt das schon, denn dieser kann ja jede Sprache übersetzen.
Anweisungen zum Prophezeien in der Gemeinde
Dann folgt eine weitere Anweisung zum Prophezeien, und hier sollten wir uns etwas Zeit nehmen, um zu verstehen, was genau gemeint ist.
Zuerst zu den Anweisungen in Vers 29: Es sollen Propheten reden, und zwar zwei oder drei. Es sind also zwei oder drei, nicht zehn oder zwanzig, die sprechen dürfen. Die anderen sollen beurteilen.
Beurteilen bedeutet dabei nicht zwangsläufig, dass sie laut ihre Meinung äußern müssen. Beurteilen kann auch heißen, dass jeder für sich persönlich ein Urteil fällt, ob das Gehörte gut oder nicht gut ist. Nach der Versammlung oder einem persönlichen Gespräch kann man dann, wenn es nicht so wichtig ist, auch nachfragen, wie etwas gemeint war und ob es mit der Bibel übereinstimmt.
Wenn es jedoch etwas Dringendes und besonders Schlimmes ist, müssen die Leiter der Gemeinde eingreifen und sagen: „Geschwister, hier stimmt etwas nicht.“ Dann können sich auch weitere Personen zu Wort melden. So etwas gibt es tatsächlich.
Wir hatten das einmal in Österreich: Ein Gast predigte dort über Perfektionismus. Seine Aussagen waren so problematisch, dass ein Bruder, der nicht einmal ein Leiter war, sondern gelegentlich auch predigte, aufstand und sagte: „Lieber Bruder, darf ich Sie unterbrechen? Was Sie hier sagen, stimmt mit dem und dem einfach nicht überein.“ Die ganze Gemeinde atmete erleichtert auf, weil sich endlich jemand zu Wort gemeldet und gesagt hatte, dass das nicht so geht. Das war sehr gut.
Der Gast musste dann schweigen, und jemand anderes übernahm das Wort. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie es weiterging, aber auf jeden Fall war es sehr befreiend, dass jemand bei einer so schlimmen Sache das Wort ergriff und sagte: „So geht das nicht, Geschwister.“
Beurteilung heißt also in erster Linie, dass jeder für sich ein Urteil bildet: Ist das richtig oder nicht? Je nachdem kann er sich melden oder die betreffende Person persönlich ansprechen. Es kann auch in der nächsten Versammlung geklärt werden. Es läuft ja nichts davon, wenn etwas nicht ganz sauber war, was gesagt wurde.
Die anderen sollen also beurteilen, und zwar jeder für sich. Jeder kann sich ein Urteil bilden und soll ein Urteil fällen über das, was gepredigt wird.
Umgang mit Unterbrechungen bei prophetischen Beiträgen
Vers 30
Wenn einem anderen, der da sitzt, etwas offenbart wird, schweige der Erste. Das bedeutet, derjenige, der gerade spricht, soll bereit sein, sich unterbrechen zu lassen. Wenn jemand anderes etwas Wichtiges zu sagen hat, muss der erste Sprecher Platz machen.
So etwas erleben wir selten. Meistens lassen wir die Geschwister ausreden und fügen dann vielleicht später etwas hinzu. Es gibt jedoch auch Zeiten, in denen wir keine richtige Predigt haben, sondern kürzere Beiträge. In solchen Fällen kann man durchaus unterbrechen, wenn man spürt, dass der Heilige Geist einen drängt. Man meint, man hat Licht in einer Sache und muss noch etwas hinzufügen. Dann darf man den Sprecher unterbrechen.
Derjenige, der gerade spricht, muss sich unterbrechen lassen, denn es könnte etwas sehr Wichtiges vom Heiligen Geist gesagt werden. Der Heilige Geist ist immer da und leitet uns. Er möchte die Gemeinde weiterführen. Wenn jemand in der Gemeinde eine wichtige Sache zu sagen hat, sollte er sie jetzt sagen. Es muss nicht lange sein, eine Minute kann genügen.
Das funktioniert natürlich nicht bei jeder Predigt. Es gibt feste Ordnungen, beispielsweise Lehrpredigten, bei denen zuerst der Vortrag gehalten wird und erst danach andere Beiträge folgen. Aber es sollte auch hin und wieder Versammlungen geben, bei denen mehrere sprechen können.
Zum Beispiel hatten wir das in Österreich so gemacht. Einmal im Monat gab es eine sogenannte freie Versammlung. Jeder Bruder musste sich vorbereiten und beten, dass der Herr ihm hilft. Dann war das Wort frei. Einzelne Brüder standen auf, manchmal auch niemand. Wenn niemand etwas zu sagen hatte, wurde gesagt: „Brüder, wenn wir so wenig mit dem Herrn zusammen sind, so wenig in seinem Wort lesen und uns im Gebet vorbereiten, dass wir nichts zu sagen haben, dann sind wir selbst schuld.“ Das führte zu Buße.
Beim nächsten Treffen, einen Monat später, hatten mehrere etwas zu sagen. Der Bruder wusste, dass in der Gemeinde Brüder sind, die etwas zu sagen haben. Wenn niemand etwas zu sagen hat, dann müssen alle noch lernen. Es braucht Lehrer, die unterweisen und weiterführen. Es braucht Seelsorge und viel Arbeit, damit die Gemeinde wächst.
Die Gemeinde sollte mit der Zeit so wachsen, dass wertvolle Beiträge gegeben werden, die die Gemeinde aufbauen und zur Christusähnlichkeit führen.
Vers 30 (weiter)
Wenn einem anderen, der da sitzt, etwas offenbart wird, schweige der Erste. Denn ihr könnt alle einzeln prophezeien, damit alle lernen, aufgerufen werden und Zuspruch erfahren.
Ihr könnt alle prophezeien. Das heißt, jeder von euch kann einmal dran sein und ein Wort weitergeben, das der Herr ihm aufs Herz legt. So lernen alle und erhalten Ermutigung oder Trost.
Die Geister der Propheten sind dem Propheten untergeordnet. Das bedeutet: Wenn man spricht, entscheidet man selbst. Der Geist des Propheten ist dem Propheten untertan. Der Prophet entscheidet, ob er spricht oder nicht.
Es ist nicht so, dass man zwangsläufig reden muss. Man kann auch sagen: „Ich spare mir das auf bis nächsten Sonntag.“ Man kann eine Last eine Woche mit sich tragen und sie dann beim nächsten Mal bringen.
Der Geist des Propheten ist dem Propheten untertan. Das heißt, der Prophet bestimmt, ob er redet oder nicht. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung und des Tumults, sondern ein Gott des Friedens.
Das ist sehr wichtig. Gerade dort, wo man meint, man müsse dem Geist Freiheit geben, entsteht oft Unordnung. Die Leute merken nicht, dass sie dabei weit über die Schrift hinausgehen und einfach meinen, jetzt irgendetwas sagen zu müssen. Das ist gefährlich.
Wir müssen uns vor dem Herrn demütigen und ihn bitten: Herr, schenke mir die Gelegenheit und gib mir Weisheit, in der richtigen Weise zu reden. Gib mir auch Weisheit, rechtzeitig wieder aufzuhören.
Wesen und Rolle der Propheten im Alten und Neuen Testament
Jetzt ein bisschen was zu den prophetischen Reden. Ich habe ja schon angekündigt, dass ich hier ein paar Dinge sagen muss. Einiges habe ich vor zwei Tagen schon gesagt, das ist dann eine Wiederholung.
Zuerst einmal: Was ist denn eigentlich ein Prophet, was sind Propheten? Im Alten Testament gab es Propheten, das waren Menschen, die Gott direkt inspiriert hat. Das heißt, Gott hat sie gehaucht. Sie waren Menschen, die das geredet haben, was Gott ihnen eingehaucht hat. Sie waren Sprachrohre Gottes, also zum Beispiel der Prophet Jesaja. Er war ein Sprachrohr Gottes, das heißt, das, was hineinkommt, kommt hinten genauso wieder raus. Es war das direkte Wort Gottes, das diese Propheten gesagt haben. Sie haben genau das gesagt, was Gott ihnen gesagt hat, dass sie es sagen sollen.
Das waren die Propheten im Alten Testament. Auch im Neuen Testament waren die Apostel so. Die Apostel waren gleich wie die alttestamentlichen Propheten. Sie waren Sprachrohre Gottes, das heißt, sie haben die Botschaft direkt von Gott oder direkt von Jesus Christus bekommen und sie direkt weitergegeben. Dadurch ist überhaupt die Bibel entstanden. So haben wir heute eine Bibel und können sagen, dass das, was hier steht, alles direkt von Gott gehauchtes Wort ist.
Im Griechischen heißt das nicht „inspiriert“ oder „eingehaucht“, sondern „Gott gehaucht“: Theopneustos. Pneu sagen die Schweizer zu einem Luftreifen. Pneu heißt Luft, und Theos heißt Gott – also von Gott geblasen, von Gott gehaucht. Das Alte Testament und das Neue Testament sind das Ergebnis dessen, was wir hier haben.
Johannes der Täufer war der größte der alttestamentlichen Propheten. Der größte deshalb, weil er zeitlich am nächsten an Jesus herankam. Von allen alttestamentlichen Propheten war Johannes der Täufer am nächsten. Er war der direkte Zeigefinger auf Jesus, konnte sogar den Herrn Jesus noch mit seinem Zeigefinger berühren.
Jesus Christus selbst war dann der Prophet schlechthin. Das heißt, er war Gott auf Erden. Wenn er gesprochen hat, hat Gott gesprochen. Alles, was Jesus gesprochen hat, war Gottes Wort. Er hatte den Geist ohne Maß, das heißt unbegrenzt. Alles, was aus seinem Mund kam, war direkt aus Gottes Mund.
Die apostolischen Propheten habe ich schon erwähnt. Auch die Schreiber des Neuen Testaments gehören dazu, die nicht Apostel waren, wie Lukas. Aber hinter Lukas steckt Paulus, und hinter Markus steckt Petrus. Matthäus war ein Apostel, Johannes war ein Apostel, Paulus war ein Apostel. Judas und Jakobus waren Brüder des Herrn und zählten fast auch so wie Apostel – oder man kann sogar sagen, sie zählten wie die zwölf Apostel. Der Hebräerbrief ist wahrscheinlich von Paulus, ich weiß es nicht genau, ich nehme es aber an.
Dann gab es noch spezielle Propheten im Neuen Testament, wie Agabus. Er hat zum Beispiel eine Hungersnot vorausgesagt (Apostelgeschichte 11,28) und hat Paulus vorausgesagt, dass er in Jerusalem gebunden wird. Es gab also solche Propheten, die hier noch speziell erwähnt werden.
Ich kann jetzt nicht genau sagen, in welche Kategorie man sie einstufen soll. Jedenfalls hatten sie die Gabe und zeitweise Licht von Gott, dass Gott ihnen etwas geoffenbart hat.
Prophetie in der heutigen Gemeinde
Und das Wichtigste für uns jetzt sind klein f prophetisch begabte Christen. Das ist das Thema in 1. Korinther 14. Jeder Christ ist potenziell, das heißt möglicherweise ein Prophet. Theoretisch kann Gott jeden Christen als Propheten gebrauchen. Warum? Weil der Geist in dem Christen wohnt.
In Vers 31 heißt es: Ihr könnt einer nach dem anderen alle prophetisch reden, damit alle lernen und alle getröstet werden. Jeder Christ hat die Salbung. Als Parallele dazu steht 1. Johannes 2,20. Dort heißt es: Ihr habt eine Salbung von dem Heiligen und ihr wisst alles. Alles ist hier relativ gemeint. Ihr wisst alles, was in Bezug auf das Evangelium und die Grundwahrheiten nötig ist.
Ihr habt aber eine Salbung, sagt er. Die Salbung ist ein Bildwort aus dem Alten Testament. Dort wurden Propheten, Priester und Könige – oder manche Könige jedenfalls – mit Öl gesalbt. Manche Propheten wurden ebenfalls mit dem Heiligen Geist gesalbt, und alle Priester wurden gesalbt.
Was heißt das? Sie haben buchstäblich eine Salbung bekommen, also Öl aufs Haupt. Das war ein Bild dafür, dass sie mit Kraft ausgerüstet wurden. Es war eine besondere Ausrüstung. Gott hat hier das Bild verwendet als Zeichen für die Ausrüstung mit Kraft von oben. Gott hat sie also mit Geisteskraft ausgerüstet, damit sie ihren Dienst tun konnten – die Propheten und die Könige.
Manche Könige wie Saul und David waren die Gesalbten. David sagt, Saul ist ein gesalbter Herr. Die Salbung, die Königssalbung, liegt auf ihm. Gott hat ihn für den Dienst ausgerüstet. Nicht jeder Israelit wurde so ausgerüstet, aber diese besonderen Personen – Propheten, Priester und Könige – schon.
Im Neuen Testament wird jeder zum Dienst ausgerüstet. Dabei ist es keine Ölsalbung mehr, sondern die Ausrüstung geschieht durch den Heiligen Geist, also unsichtbar. Aber es ist dennoch eine Salbung.
Manchmal höre ich Christen beten: Herr, salbe den Prediger! Das brauchen wir nicht zu beten, denn der Prediger ist schon gesalbt – wunderbar. Er ist schon gesalbt mit dem Heiligen Geist. Und jeder Christ ist ebenfalls gesalbt. Wir sind mit aller Kraft ausgerüstet, die Gott zu geben hat.
Das steht in 2. Petrus 1,3-4: Alles, was zum göttlichen Leben nötig ist, hat Gott uns gegeben durch die Erkenntnis Gottes. Wir sind mit dem Heiligen Geist gesalbt.
Auch 2. Korinther 1,21-22 habe ich hier aufgeschrieben, ebenso 1. Petrus 4,14: Wenn ihr im Namen Christi beschimpft werdet, im Namen des Gesalbten, seid ihr selig zu preisen, weil der Geist der Herrlichkeit und Gottes auf euch ruht. Das ist die Salbung. Ihr seid Gesalbte, sagt er, der Geist ruht auf euch.
Fürwahr, bei ihnen wird er gelästert, bei euch aber verherrlicht. Die Tatsache, dass der Christ den Geist hat, rüstet ihn für den Dienst aus. Das ist etwas Wunderbares in der Gemeinde Jesu.
1. Johannes 2,27 sagt im zweiten Vers: Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch. Die Salbung ist der Heilige Geist. Ihr habt nicht ständig nötig, dass jemand euch lehre. Ihr braucht also keinen Guru, der euch jeden Schritt sagt, was ihr tun müsst.
Das brauchen wir nicht, denn wir haben den Herrn auf unserer Seite. Die Salbung lehrt euch über alles und ist wahr und nicht Lüge. So wie sie euch lehrte, werdet ihr in ihm bleiben, im Christus nämlich.
Er ermutigt die Christen hier, denn diese Christen, an die der Brief geschrieben ist, sind angefochten von Irrlehrern. Da kamen falsche Propheten und haben ihnen allerlei falsche Sachen gesagt. Er sagt: Lasst euch nicht verführen, bleibt bei dem, was ihr von Anfang an gehört habt. Bleibt bei dem, was ihr in eurer Bibel gelesen habt und was euch die Apostel gesagt haben.
Der Heilige Geist bestätigt euch, dass das, was die Apostel gesagt haben, richtig ist. Ihr braucht also nicht auf irgendeinen neuen Propheten zu hören, der meint, er hätte die Wahrheit gepachtet.
Das heißt nicht, dass sie keine Lehrer brauchen. Johannes selbst war ja ein Lehrer und hat sie auch gelehrt. Aber hier ist gemeint, dass man keinen ständigen Begleiter braucht, wie ich sagte, einen Guru, der jedem Schritt sagt, was man tun muss.
Das tut der Heilige Geist gerne, wenn wir ihn bitten: Herr, ich weiß nicht weiter, gib mir jetzt Klarheit. Dann haben wir außerdem das Wort Gottes und viele Christen in der Gemeinde, die ebenfalls mit dem Heiligen Geist gesalbt sind – alle Christen.
Die Salbung ist nicht die Gnadengabe der Prophetie hier übrigens, sondern die Salbung ist die Ausrüstung mit dem Heiligen Geist.
Die heutige Realität der Prophetie
Jetzt zum Propheten: Gibt es heute noch die Gnadengabe der Prophetie? Da muss ich sagen: Ja und Nein.
Nein, im Sinne von Propheten wie Jesaja, Jeremia, Paulus oder Petrus gibt es sie nicht mehr. Es gibt keine fundamentalen Schriftpropheten oder inspirierten Propheten, die das Wort Gottes direkt von Gott erhalten. Das gibt es nicht mehr – weder in der Pfingstbewegung noch in der charismatischen Bewegung, nirgends. Diese Propheten, die das Fundament gelegt haben, sind gestorben, aber sie haben uns die Schrift hinterlassen. Insofern leben sie noch.
Im Epheserbrief, Epheser 2,20, heißt es: Die Gemeinde ist aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten. Das Fundament der Apostel und Propheten ist gelegt.
Es gibt heute aber im zweiten Sinne, im sekundären Sinne, noch Propheten. Diese erhalten die Botschaft nicht direkt von Gott, sondern aus der Bibel, und sie geben diese Botschaft weiter. Gott gibt ihnen jedoch nicht die Worte. Die Propheten im Alten Testament erhielten die Worte Wort für Wort von Gott und waren Sprachrohre. Heute gibt es keine Sprachrohre mehr. Die Sprachrohre sind in der Bibel.
Heute gibt es Menschen, die den Herrn bitten: „Hilf mir bitte, wenn ich ein Wort weitergebe, dass ich es in deinem Sinn und genau weitergebe – nicht mehr und nicht weniger.“ Die Worte müssen sie aber selbst finden und formulieren. Der eine trifft es vielleicht sofort, der andere braucht zwanzig Minuten, wieder ein anderer zehn Minuten für dieselbe Sache. Aber die Botschaft kommt rüber. Die Worte müssen wir selbst finden.
Zweitens: Prophetie wird bleiben, und zwar diese sekundäre Prophetie. Sie wird bleiben, bis Gott sie wegnimmt – das ist dann, wenn wir von Angesicht zu Angesicht schauen werden. Das haben wir vorgestern in 1. Korinther 13 gelesen. Das Prophezeien, das wir haben, ist stückweise, also aus Teilen. Gott gibt uns Licht in Teilen, wir lernen in Teilen und geben immer nur Stücke weiter.
Eines Tages wird das alles weggetan, und dann gibt es nur noch Vollkommenes. Dann werden wir den Herrn Jesus von Angesicht zu Angesicht sehen.
Drittens: Bis dahin ist die Art und Weise des Erkennens und Prophezeiens bruchstückhaft. Gott bestimmt, wann er uns Licht gibt, wann er uns eine Last gibt, wie viel Last und wie viel Licht er uns gibt. Wir erkennen und prophezeien immer nur Bruchstücke.
Ich hatte mal einen Bruder, der sagte: „Weißt du, was dein Fehler ist? Du willst alles wissen – und zwar sofort.“ Das wird nicht funktionieren. Gott lässt sich nicht vorschreiben, wann er uns Licht über eine Frage gibt. Ich sagte: „Aber ich möchte es wissen.“ Das wird nicht gehen. Du kannst es nicht wissen, wenn der Herr dir nicht Licht gibt.
Dann muss man demütig werden und mit Lücken leben. Aber man lernt, auf den Herrn zu vertrauen, und man lernt, von anderen zu lernen. Andere können einem vielleicht weiterhelfen. Die Gemeinde Jesu ist groß, überall gibt es Stücke, und so wachsen wir gemeinsam.
Manchmal gibt es schwierige Situationen, und einer hat Licht. Ich habe das schon erzählt: In einer Situation hat Gott einem Bruder etwas offenbart, einen Lichtblick gegeben. Dann gibt er das weiter, und die anderen bekommen auch das Licht. Sie sagen: „Ja, natürlich, klar, warum haben wir das nicht gesehen?“ Dann merkt man, dass der Heilige Geist Licht gegeben hat.
Manchmal gibt es das auch bei Lehrfragen. Man rätselt jahrelang, und irgendwann kommt Licht in die Sache – langsam mehr Licht, und dann wird die Sache klarer. Das gibt es.
Heute gibt es also nur noch diese Prophetie zweiter Qualität. Das ist hier der Punkt vier. Es gibt nicht den gleichen Grad an Sicherheit und Autorität wie bei der Prophetie erster Qualität.
Paulus hatte Autorität. Wenn er etwas sagte, gab es nichts zu prüfen. Es galt: Paulus hat es gesagt, fertig, da gibt es nur noch zu gehorchen. Wenn Jesaja etwas sagte, gab es nichts zu prüfen, sondern nur zu gehorchen.
Wenn aber heute jemand etwas sagt, müssen wir prüfen: Ist es von der Bibel? Und wenn wir prüfen und sagen: „Ja, es stimmt, es ist biblisch“, dann müssen wir gehorchen. Wir sagen nicht einfach: „So ist es.“ Sondern wir sagen: „Die Schrift sagt das so, das tun wir.“
Also, eine Zusammenfassung: Prophetie zweiter Qualität ist nicht die Wort-für-Wort-Botschaft von Gott. Das gibt es nicht mehr. Manchmal beten wir und meinen es gut: „Herr, gib dem Prediger alle Worte, die er jetzt reden soll, damit alle Worte von dir sind.“ Das ist zwar schön gemeint, aber so wird es nicht sein.
Warum? Weil wir fehlerhafte Menschen sind. Die Gemeinde muss weiterhin prüfen, auch wenn sie für den Prediger gebetet hat. Ich bin dankbar, wenn Leute für mich beten, aber sie müssen trotzdem prüfen, was ich gesagt habe, ob es wirklich stimmt.
Oft sagt man zu viel oder zu wenig oder etwas, das nicht genau passt. Der Herr spricht durch den Prediger, das tut er gerne, auch durch jeden von uns. Aber nicht alles, was wir sprechen, ist Gottes Sprechen – auch auf der Kanzel nicht.
Wir dürfen nicht meinen, nur weil jemand auf der Kanzel steht, kommt alles, was gesagt wird, von Gott. Nein, das müssen wir auch prüfen. Wir wünschen uns das, dass es so wäre. Wir sollen anstreben, dass das, was wir sagen, wirklich das ist, was die Bibel sagt – nicht mehr und nicht weniger.
Diese Prophetie heute ist also nicht die Wort-für-Wort-Botschaft von Gott und nicht direkt das Wort Gottes. Es ist eine Last, die Gott auferlegt, oder ein Licht, das Gott gibt. Der Prophet weiß nicht Wort für Wort, was Gott gesagt haben will, aber er bekommt die Last und das Anliegen ganz genau. Das bringt er dann rüber – das Thema, die Sache. Die Worte muss er selbst bringen.
Nächstes: Solche Propheten dürfen aber unterbrochen werden. Das habe ich schon gesagt. In 1. Korinther 14,29 haben wir das gelesen. Das zeigt, dass diese Prophetie eine unvollkommene Prophetie ist. Wenn eine Prophetie unterbrochen werden darf, ist das ein Beweis, dass diese Prophetie nicht die gleichwertige Prophetie ist wie die der Schriftpropheten.
Wenn du unterbrechen darfst und etwas hinzufügen kannst, beweist das, dass ein Mangel in dem war, was gesagt wurde. Der Mangel ist genau der Satz, den du jetzt hinzufügen darfst. Wenn man sogar beurteilen muss, heißt das auch: Diese Prophetie ist nicht vollkommen. Sie ist leicht fehlerhaft oder mangelhaft.
Insofern gibt es also Prophetie, aber, wie gesagt, sekundär, zweiten Ranges, so sage ich einfach dazu. Das heißt, es ist nicht so, dass jemand sagen kann: „So spricht der Herr.“ Und wenn man das manchmal in manchen Kreisen hört – „So spricht der Herr“ – und dann kommt eine Predigt, das ist nicht in Ordnung.
Das darf der Prediger eigentlich gar nicht. Es ist verboten zu sagen: „So spricht der Herr“, wenn er nicht die Bibel zitiert. Wenn er die Bibel zitiert, darf er sagen: „So spricht der Herr, jetzt hört zu, jetzt spricht Gott“, und dann liest er die Bibel vor. Das darf er. Das andere nicht. Wenn er es tut, geht er weit über die Schrift hinaus.
Ich habe vor kurzem mit einem Adventisten gesprochen, per E-Mail. Er erklärte mir, dass Ellen White eine Prophetin sei und was sie gesagt hat, das sei einfach Wort Gottes. Das geht nicht. Das darf man nicht sagen. Das ist verboten. Die Sache kann man in den Mülleimer werfen. Sie hat viel Falsches gesagt.
Ich habe einiges von ihr gelesen, zum Beispiel ihre Auslegung über die Offenbarung. Sie hat gesagt, man könne alles in den Mülleimer werfen. Sie hat sich gewaltig getäuscht. Das hat ihm gar nicht gefallen, aber das müssen sie lernen: Prophetie muss biblisch sein.
Wie muss sie sein? Erstens: biblisch. Zweitens: christozentrisch, das heißt, Jesus Christus muss großgemacht werden. Das ist das Anliegen des Heiligen Geistes. Der Geist der Prophetie ist das Zeugnis von Jesus.
Falsche Prophetie ist gegen Christus gerichtet. Drittens: Sie ist eine Last – das habe ich schon gesagt. In Maleachi 1,1 heißt es: „Das ist die Last, die der Herr dem Maleachi auferlegt hat.“ Viertens: Sie bringt Licht, entweder Licht aus dem Wort Gottes oder Licht zur Deutung von schwierigen Dingen.
Wirkung der Prophetie auf Ungläubige und Unkundige
1. Korinther 14,24: Diesen Vers habe ich bisher nicht zitiert, aber ich möchte ihn jetzt hier lesen:
„Wenn alle weissagen in der Gemeinde und es käme irgendein Ungläubiger herein oder ein Unkundiger, einer der nichts weiß, würde er von allen überführt und von allen beurteilt, und er fällt auf sein Angesicht und bekennt, dass Gott wahrhaftig in eurer Mitte ist.“
Was geschieht hier? Der Heilige Geist bringt Licht in das Leben dieses Menschen. In der Gemeinde sind Menschen, die im Auftrag Gottes sprechen. Da redet einer, dann ein anderer, und sie sprechen vom Herrn her. Sie sind keine Paulus oder Jesaja, aber sie sind Christen, denen der Herr ein Anliegen gegeben hat.
Wenn nun der Ungläubige hereinkommt, deckt der Herr Sünden in seinem Leben auf und gibt ihm Licht. Das ist Prophetie. So etwas geschieht oft, zum Beispiel bei Evangelisationen. Es ist Licht, das aus dem Wort Gottes kommt, sodass wir etwas aus dem Wort Gottes verstehen. Es kann auch Licht zur Deutung von etwas Dunklem sein, das uns Menschen sonst nicht zugänglich ist, oder Licht auf bestimmte schwierige Situationen.
Natürlich ist es eine Herausforderung zu erkennen, ob das wirklich von Gott kommt. Manchmal sagt jemand: „Ich glaube, ich habe es.“ Dann spricht er etwas aus, kann sich aber auch gewaltig täuschen. Deshalb müssen Propheten geprüft werden.
Wir dürfen nicht denken, dass Prophetie irgendetwas Zufälliges ist, das einfach über einen Christen kommt und ihn sofort zum Propheten macht. Nein, Prophetie kann auch im ganz normalen Gespräch stattfinden, wenn jemand etwas weitergibt, was der Herr ihm gezeigt hat – etwa im Gespräch von zwei Personen. Der Herr kann das dann verwenden.
Prophetie kann auch unbewusst geschehen. Ich gehe hier nicht auf alles ein, was ich aufgeschrieben habe, aber sie kann auch ohne bewusstes Zutun passieren.
Ein Beispiel dafür finden wir in Johannes 11, Verse 47 bis 51: Ein Ungläubiger hat prophezeit, ohne zu wissen, dass er prophezeit hat. Caiaphas hat damals prophezeit, dass Jesus am Kreuz sterben wird, ohne zu wissen, was er eigentlich sagt.
Diese Prophetie muss beurteilt werden.
Kriterien zur Prüfung prophetischer Worte
Noch etwas zum Beurteilen möchte ich jetzt noch ein paar Dinge zum Prüfen sagen. Wie und was soll man prüfen? Was soll man prüfen? Das, was gesagt wird, also der Inhalt dessen, was gesagt wird, das müssen wir prüfen.
„Prüfe die Geister“, sagt 1. Johannes 4,1. Wie prüft man die Geister? Dann heißt es, wenn jemand verkündigt, Jesus sei nicht im Fleisch gekommen, dann ist er ein falscher Prophet. Also der Inhalt dessen, was der Prophet sagt, muss geprüft werden.
Erstens die Grundlage: Auf welche Autorität beruft sich derjenige, der hier spricht? Was ist seine Autorität? Beruft er sich auf sich selbst oder auf die Bibel? Oder beruft er sich auf seine Erfahrung? Er muss sich auf die Bibel berufen, dann ist er ein richtiger Prophet. Er muss sich auf das Gotteswort berufen, das Gott schon geoffenbart hat. Er kann sich nicht auf Erfahrung oder auf sonstige andere Leute berufen. Er muss sich auf das Wort Gottes selbst berufen, auf das Wort, das Gott uns schon gegeben hat.
Zweitens der Fokus, das heißt das Ziel, worum es ihm geht, die Sache und die Vollständigkeit. Auf wen wird die Aufmerksamkeit gelenkt? Wir müssen uns fragen: Wenn wir jemanden predigen hören, worum geht es dem Prediger? Worauf wird die Aufmerksamkeit gelenkt? Wird sie auf Christus gerichtet oder auf den Prediger selbst? Wie reagieren andere Christen, die das hören, insbesondere reife Christen? Das hilft beim Prüfen.
An dieser Stelle wollen wir jetzt kurz wieder Pause machen. Vielleicht können…