Verbindung von Pfingsten, Shavuot und dem Buch Ruth
Wir haben den Zusammenhang zwischen Pfingsten, Shavuot und dem Buch Ruth gesehen, das in vielen Synagogen an Pfingsten gelesen wird. Ruth weist bildlich und prophetisch auf die Gemeinde hin.
Die Gemeinde war im Alten Testament ein Geheimnis, das nicht offenbart war, wie es im Epheserbrief Kapitel 3 deutlich gemacht wird. Von Ewigkeit her war dieser Ratschluss in Gott verborgen und wurde erst im Neuen Testament offenbart. So heißt es ausdrücklich in Epheser 3.
Dennoch hat Gott im Alten Testament viele Bilder auf die Gemeinde hingegeben. Das, was ihm von Ewigkeit her so kostbar war und sein Herz bewegte, hat er in Bildern dargestellt. Eines dieser vielen Bilder ist Ruth, die aus den Heidenvölkern kam und unter den Segen Gottes trat.
Damit wird auf die Gemeinde hingewiesen, die den mit Abstand größten Teil ausmacht. Diese Gemeinde wurde in den vergangenen zweitausend Jahren gesammelt – aus Israel, dem Überrest der Umkehrwilligen, die den Messias Jesus im Glauben annahmen, und aus den Heiden aller Kontinente. Millionen Menschen sind in diesen 2000 Jahren zum Glauben gekommen.
Diese Menschen werden durch Ruth dargestellt. So ist der Glaubensgehorsam und die Glaubensenergie von Ruth ein ganz direktes Vorbild für die Gemeinde, für uns. Besonders deutlich wird das, wenn wir den Zusammenhang mit Pfingsten und der Gemeinde erkennen.
Symbolik der Erstlingsgabe an Pfingsten
Jetzt muss ich noch etwas ausführlicher darauf eingehen. Wir haben gesehen, dass dieses Erstlingsopfer, diese Erstlingsgabe an Pfingsten, gemäß 3. Mose 23 in Form von zwei Broten dargebracht wurde. Diese Brote waren gesäuert. Es handelte sich also im Prinzip um Speisopfer.
In 3. Mose 2 wird jedoch ausdrücklich gesagt, dass bei den Speisopfern niemals Sauerteig verwendet werden darf. Der Sauerteig ist in der Bibel, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, immer ein negatives Bild der Sünde. Er steht für etwas, das ansteckt und sich ausbreitet. Dennoch sollte in den Erstlingsbroten Sauerteig enthalten sein.
Wenn wir 3. Mose 2 kurz ansehen, wird dort erklärt, dass Speisopfer, die ein Bild des Herrn Jesus sind – eines vollkommenen Lebens – keinen Sauerteig enthalten dürfen. In Vers 11 heißt es: „Alles Speisopfer, das ihr dem Herrn darbringt, soll nicht aus Gesäuertem gemacht werden, denn aller Sauerteig und aller Honig, davon sollt ihr kein Feueropfer dem Herrn räuchern.“
Bezüglich der Opfergabe der Erstlinge steht dort, dass ihr sie dem Herrn darbringen sollt, aber sie sollen nicht auf den Altar kommen, zum lieblichen Geruch. Außerdem sollen alle Opfergaben mit Salz gesalzen werden.
Warum durften diese Brote nicht auf den Altar gebracht werden? Weil die Erstlingsbrote nicht ein Bild des Herrn Jesus waren, sondern von der Gemeinde. Diese besteht aus Sündern, so wie Ruth eine Sünderin war, die aber zum Glauben kam und unter den Segen Gottes gelangte. Deshalb ist in diesen Broten Sauerteig enthalten.
Ganz wichtig ist jedoch: Wenn die Brote gebacken wurden, wurde der Sauerteig inaktiviert, also gestoppt. Der Sauerteig breitet sich aus, solange er nicht gebacken ist, aber durch das Backen wird diese Ausbreitung gestoppt. So ist durch das Werk des Herrn Jesus die Macht der Sünde gebrochen worden, wie es in Römer 6 heißt: „Ihr seid nicht mehr der Sünde Sklaven.“
Dennoch haben wir die Sünde in uns, und so ist der Sauerteig in diesen Broten zu verstehen.
Bedeutung des Brotes im Neuen Testament
Wenn wir weiter darüber nachdenken, was das bedeutet, sollten wir auch 1. Korinther 11 betrachten. Dort heißt es in Verbindung mit dem Abendmahl: Wir müssen daran denken, dass der Herr, als er das Abendmahl einsetzte, die Brote des Passah nahm. Diese waren ungesäuerte Brote, sogenannte Matzen. Diese Matzen nahm er und sagte: „Dies ist mein Leib.“ Damit drückt er aus, dass er vollkommen und ohne Sünde ist. Deshalb konnte er für uns sterben.
In 1. Korinther 10 geht es um den Tisch des Herrn, ab Vers 14. Dort lesen wir in Vers 16: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen Anteil an dem einen Brot.
Das Brot, das wir brechen, drückt aus, dass wir Gemeinschaft und Anteil haben an dem vollkommenen Opfer des Leibes Jesu Christi, durch das wir gemäß Hebräer 11 geheiligt sind. Hier wird hinzugefügt: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen.“
Das bedeutet jedoch nicht, dass das Brot des Abendmahls ein Bild des Leibes Christi im Sinne der Gemeinde ist. Vielmehr werden hier zwei Gedanken zusammengefügt: Das Brot des Abendmahls ist ein Bild des Herrn Jesus. Aber wir, die daran teilnehmen, bilden zusammen auch ein Brot – allerdings ein gesäuertes Brot, nämlich das Brot der Erstlinge.
Dies wird so ausgedrückt: „Denn ein Brot, ein Leib, nämlich der Leib Christi, sind wir, die vielen“ – all die Gläubigen, die zur Gemeinde gehören. Denn wir nehmen alle teil an dem einen Brot, dem Brot des Abendmahls.
Es handelt sich also um zwei unterschiedliche Brote, die hier jedoch in Verbindung miteinander gebracht werden.
Priesterlicher Dienst und das Opfer der Nationen
Und dann noch eine ganz verblüffende Stelle, die man vielleicht überlesen hat: Römer 15. Dort beschreibt der Apostel Paulus seinen missionarischen Dienst unter den Völkern. In Vers 16 sagt er, ich lese den Zusammenhang ab Vers 15 des Zusammenhangs wegen:
„Ich habe aber zum Teil euch freimütiger geschrieben, Brüder, um euch zu erinnern wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, um ein Diener Christi Jesu zu sein. Für die Nationen priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, auf dass das Opfer der Nationen angenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.“
Er nennt den Evangelisationsdienst einen priesterlichen Dienst. Das ist erstaunlich. Wir denken, Priesterdienst richte sich an Gott. Aber hier spricht er von einem priesterlichen Dienst im Blick auf die Heidenvölker.
Ja, natürlich, in 1. Petrus 2 wird gesagt, wir seien ein heiliges Priestertum, um Gott geistliche Schlachtopfer in der Anbetung darzubringen. Das ist quasi die vertikale Beziehung. Aber im gleichen Kapitel spricht er danach darüber, dass wir ein königliches Priestertum seien, „um die Tugenden dessen zu verkündigen, der uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“.
Das heißt, das königliche Priestertum richtet sich nach außen. Der Apostel Paulus sagt hier gewissermaßen: Wenn ich Epheser und Heiden zum Glauben bringe, dann bringe ich sie als eine Opfergabe dar – und zwar als ein Erstlingsopfer, das Pfingstopfer. Dieses war gesäuert, sollte zwar nicht auf den Altar kommen, aber Gott im Tempel dargebracht werden.
So wird jeder, der zum Glauben kommt, gewissermaßen wie eine Opfergabe Gott dargebracht. Das drückt Paulus hier so aus: „Priesterlich an dem Evangelium Gottes dienend, auf dass das Opfer der Nationen angenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.“
Das ist ein direkter Bezug zu Pfingsten, zum Buch Ruth und zu all diesen Einzelheiten, die wir in 3. Mose 23 und 3. Mose 2 gesehen haben.
Die drei Frauen im Buch Ruth als Trilogie
Ja, dann gehen wir weiter und wollen uns noch mit drei weiteren Frauen als Trilogie beschäftigen im Buch Ruth. Wir haben hier Orpa, Ruth und Noomi unter den Hauptpersonen, die die Geschichte des Buchs Ruth ausmachen.
Orpa ist die Weltliche, deren Herz an den Götzen dieser Welt hängt. Wir sehen, wie Orpa bereit war, wieder zurückzukehren zu ihrem Land und ihren Götzen. In 2. Timotheus 4,9-10 spricht der Apostel Paulus aus der Todeszelle in Rom mit traurigem Herzen über einen Mitarbeiter in seiner Missionsarbeit, der sich von ihm abgewandt hatte. Dort heißt es von Demas in Vers 10: „Denn Demas hat mich verlassen, weil er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen.“ Ein Mitarbeiter, der weg in die Welt ging, die Welt liebgewonnen hat – schrecklich!
In den weiteren Versen sagt Paulus im Gegensatz dazu: „Er hat den Lauf vollendet, auf ihn wartet der Siegeskranz der Gerechtigkeit.“ Diesen Siegeskranz bekommt nicht nur er, sondern auch alle, die seine Erscheinung liebhaben. Alle, die den Herrn Jesus lieben und sich freuen über seine kommende Erscheinung in Macht und Herrlichkeit, wie sie an vielen Stellen im Wort Gottes beschrieben sind. Wer sich daran freuen kann, der gehört zur gleichen Klasse wie der Apostel Paulus, auf den der Siegeskranz der Gerechtigkeit wartet.
Aber sehen wir im Gegensatz dazu Demas, der den Zeitlauf, den Zeitgeist, liebgewonnen hat. Dann wird von solchen gesprochen, die – wie der Apostel Paulus – die Erscheinung des Herrn Jesus lieben. Orpa ist wie Demas.
Dann haben wir im Kontrast dazu ihre Schwägerin Ruth, die Treue, die bereit ist, alles daranzugeben, um mit dem lebendigen Gott Gemeinschaft zu haben. Also ihre Schwägerin, Schwester.
Dazu lesen wir aus Markus 10,29-30, um das noch deutlicher biblisch zu untermauern: Jesus antwortete und sprach: „Wahrlich, ich sage euch, da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfange, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mit Verfolgung, und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.“
Wir sehen, dass Ruth bereit war, ihr Volk, ihre Heimat und die Götzen aufzugeben und zu gehen. Sie wurde so reich belohnt.
Dann noch 2. Korinther 5,14-15: Nachdem in Vers 14 gesagt ist, dass die Liebe des Christus uns drängt, heißt es in Vers 15 als Konsequenz: „Und er ist für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst lieben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“
Das ist das wahre Christenleben: nicht mehr für sich selbst leben. Und das sehen wir so wunderbar verwirklicht im Leben dieser alttestamentlichen Frau Ruth.
Naomi – Vom Weg abkommen und Wiederherstellung
Und dann noch eine dritte Frau: Naomi, eine Frau aus dem Volk Gottes, die vom Weg abkam, aber durch viel Leiden hindurch wiederhergestellt wurde. In Kapitel 1 sehen wir sie als diese verbitterte Frau, die behauptet, der Allmächtige habe es ihr bitter gemacht. In Kapitel 4 sehen wir, wie die unverdiente Freundlichkeit Gottes diese Frau aus der Bitterkeit herausgeholt und wieder richtig glücklich gemacht hat.
Ich habe mir überlegt, wie man das illustrieren kann. Ich denke, mit diesem schmalen Pfad, der den Weg von Ruth hier symbolisiert, lässt sich das gut zeigen. Orpa und Naomi sind die, die sich für einen Absturzweg entschieden hatten. Ruth hingegen war eine ganz andere Moabitin.
Ruth stammte aus einem Volk, das durch Lots Blutschande mit einer seiner Töchter entstanden war. Wir sehen in 1. Mose 19,37, dass das Volk der Moabiter von diesem Sohn Lots und einer seiner Töchter abstammt – also durch Perversion entstanden. Dieses moabitische Volk hatte Israel zum Götzendienst verbunden mit Hurerei verleitet.
Wenn wir an das Ende der Wüstenwanderung denken, sehen wir die Sache mit Ba'al Peor in 4. Mose 25,1 und folgende. Dort wurden die Israeliten zu einem Opferfest eingeladen, das mit Prostitution religiös bemäntelt war. Das wurde so gemacht, weil Bileam nicht in der Lage war, das Volk Israel zu verfluchen. Ein Volk, das Gott aus Ägypten errettet und erlöst hatte, würde Gott nicht verfluchen. Das war unmöglich.
Dieser böse Bileam gab den Rat: Ich kann Israel nicht verfluchen, denn Israel steht unter dem Segen Gottes. Aber wenn man Israel zur schweren Sünde verführen könnte, dann würde das Gericht Gottes über sie kommen. Das ist ein Grundsatz im Neuen Testament: Solche, die wiedergeboren sind, werden Gott nicht verfluchen. Aber wenn der Teufel sie zu schwerer Sünde verführen kann, dann kommen sie automatisch unter die schwere Zucht Gottes. So war es mit Israel.
Doch wer hat es fertiggebracht, sie so zu verführen? Das waren die Töchter von Moab. Ruth war ebenfalls eine Tochter von Moab. Doch welch ein Gegensatz! Sie brach mit dem Götzendienst und wurde ein Vorbild für Reinheit. Wir haben bereits gelesen, wie Boas sagt: „Du bist den Jünglingen nicht nachgegangen, weder reichen noch armen.“ Und alle in Bethlehem wissen, dass du eine tüchtige Frau bist. Man braucht genau diesen Ausdruck aus Sprüche 31,10: eine tüchtige Frau nach Gottes Gedanken.
Sie brach mit dem Götzendienst und wurde ein Vorbild für Reinheit auf dem Gebiet der Liebe und Sexualität. Dieser Kontrast wird umso deutlicher, wenn man sieht, wie schrecklich Moab mit Unmoral verbunden war – sowohl in der Entstehungsgeschichte als auch in der späteren Geschichte des Volkes.
Die Moabiter waren aufgrund ihrer Feindschaft gegen das auserwählte Volk Israel bis zur zehnten Generation aus der Versammlung des Herrn ausgeschlossen. So steht es in 5. Mose 23,3-6: Kein Moabiter bis in die zehnte Generation soll je in die Tempelversammlung aufgenommen werden.
Und da sehen wir Ruth: Sie kam aus diesem Volk, das Israel hasste, und doch liebte sie das auserwählte Volk Gottes. Dazu lesen wir Ruth 1,16, wo sie zu ihrer Schwiegermutter sagt: „Dränge mich nicht, dich zu verlassen und hinter dir weg umzukehren; denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“
Weiter müssen wir festhalten, wie schon erläutert: Ruth wurde, obwohl sie eine moabitische Heidin war – also nicht irgendeine Heidin, sondern eine moabitische –, Stammmutter des Messias. In Matthäus 1,5 heißt es: Salmon zeugte Boas von der Rahab, Boas zeugte Obed von der Ruth, Obed zeugte Isai, Isai zeugte David, den König.
Dort sehen wir, dass Ruth im Geschlechtsregister des Herrn Jesus, des Königs von Israel, namentlich erwähnt wird. In den Geschlechtsregistern der Bibel wurden normalerweise nur Männer genannt. Wenn Frauennamen eingeführt werden, muss das eine ganz besondere Bedeutung haben.
Die Abstammungslinie wurde in Israel über die Vaterlinie dokumentiert. Aber in diesem Geschlechtsregister finden wir vier Frauen. Da muss man sich fragen: Was hat das zu bedeuten?
Die erste Frau, die erwähnt wird, ist Tamar in Vers 3. Juda zeugte Peretz und Serach von Tamar. Das erinnert uns an diese scheußliche Leviratsverbindung durch Unzucht. In Vers 5 heißt es weiter: Salmon zeugte Boas von der Rahab. Die Hure Rahab, diese kanaanitische Hure, wird in Josua 2 erwähnt. Sie kam zum Glauben und erlebte Umkehr. Sie wurde in Israel aufgenommen, heiratete einen Mann aus dem Stamm Juda und wurde dadurch Stammmutter des Messias.
Eine Kanaaniterin, aus dem Volk, das unter dem Fluch stand – es sollte vertrieben werden, nicht getötet, sondern vertrieben aus dem Land. Wenn sie nicht gingen, sollten sie bekämpft werden. Die meisten blieben, und es kam zum Krieg. Aber nicht automatisch wurde man vernichtet durch Israel. Rahab erlebte eine Umkehr, und die überwältigende Gnade Gottes nahm sie in sein Volk auf. Sie kam zum Glauben an den Gott Israels. Sie hatte gehört, was Gott in Ägypten mit Israel getan hatte, und das überzeugte sie, dass dies der wahre Gott ist. Deshalb nahm sie die Kundschaft auf. Wir sehen in Josua 2 den Glauben dieser Frau.
Dann durfte sie trotz ihres schrecklichen Vorlebens einen Mann aus dem Stamm Juda heiraten – und nicht irgendeinen, sondern einen, der die Linie bis zum Erlöser weiterführen sollte.
Dann wird Ruth als dritte Frau in Vers 5 am Schluss erwähnt. Auch hier sehen wir die Gnade Gottes: eine Moabiterin, aufgenommen im Volk Gottes, wird Stammmutter des Erlösers.
Schließlich heißt es in Vers 6: David zeugte Salomo, von der Uria Frau gewesen war. Das erinnert uns an den schrecklichen Fall Davids. Er wurde zum Mörder an Uria, dem Hethiter, weil er sich an dessen Frau Bathseba vergriff.
Aus dieser Linie erlebte David eine völlige Umkehr. Aber das war keine billige Buße, sondern ein Zerbruch, wie es in Psalm 51 dokumentiert wird, wo er seine ganze Verdorbenheit von Mutterleib an aufdeckt und zerbrochene Buße tut. So spricht das von Gnade.
Aus dieser Verbindung kam Salomo, und die Königslinie wurde weiter fortgesetzt. Also werden vier Frauen erwähnt, und daraus leuchtet die Gnade Gottes hervor.
Wir müssen betonen: Drei dieser Frauen waren im Bösen und in der Unzucht schuldig, erlangten aber Vergebung. Ruth steht im Gegensatz dazu als Frau, die auf diesem Gebiet Reinheit bewies. Sie hatte kein Anrecht auf das Volk Israel, wurde dennoch als Moabitin aufgenommen und wurde Stammmutter des Erlösers.
Jetzt könnte jemand sagen: Man sagt doch immer, Jude ist, wer nachweisen kann, dass seine Mutter Jüdin ist, nicht der Vater. Wenn man beweisen kann, dass die Mutter jüdisch ist, erhält man in Israel grundsätzlich einen Pass und wird Bürger. Das funktioniert auch bei der Großmutter gut. Beim Großvater auch, aber man müsste im Prinzip beweisen können, dass man das Judentum praktiziert – auch beim Vater.
Nach der Bibel wird die Jüdischkeit jedoch ganz speziell von der Vaterlinie abhängig gemacht. Warum? Das war so lange so, wie man die Geschlechtsregister hatte.
Im Jahr 70 wurde das Zentralarchiv der Geschlechtsregister, in dem jeder seine Stammlinie nachweisen konnte und alle zwölf Stämme dokumentiert waren, im Krieg der Römer gegen Jerusalem verbrannt. Danach war es für viele schwierig, ihre Abstammungslinie zu beweisen.
Dann wurde festgelegt: Wer beweisen kann, dass die Mutter jüdisch ist, hat einen besseren Nachweis, Jude zu sein, denn sie kann sagen: „Ja, das war mein Baby, das habe ich geboren.“ Beim Vater ist der Nachweis nicht so eindeutig und klar zu erbringen, deshalb wurde das geändert.
Das hat einen ganz praktischen Grund. Natürlich kommt dazu, dass man auch davon ausgeht, dass die Mutter die Kinder mehr prägt als der Vater. Das ist auch ein Grund, warum in den Königsbüchern und Chroniken immer wieder gesagt wird: „Der Name seiner Mutter war …“ Die Mütter hatten Einfluss darauf, ob es mit dem Königreich Juda gut oder schlecht ging, denn sie legten Wesentliches in die Kinder hinein.
Töchter und Söhne werden durch die Mütter besonders geprägt in ihren Überzeugungen, ihrer Moral und ihrer Art zu empfinden. Für mich ist klar: Warum habe ich klassische Musik so geliebt? Weil meine Mutter mir sagte, was schön ist. Ich habe ihr das geglaubt. Das ist natürlich vereinfacht erklärt, aber Mütter prägen auch, was man schön, lieblich, tief und würdig empfindet.
Das war ein kleiner Exkurs, aber wichtig.
Kommen wir nun zum großen Thema Erlösung im Buch Ruth. Wir haben den Titel gesetzt: Erlösung führt zur Ruhe.
In diesem Buch geht es um den Löser, den Blutverwandten. Das Wort Goel bedeutet Löser oder Erlöser. Das Tätigkeitswort „lösen“ oder „erlösen“ heißt Ga'al. Man sieht: Ga'al kommt von Goel. Goel ist eigentlich das Partizip der lösende, der erlösende.
Ich habe hier alle Stellen aufgeführt, wo das vorkommt im Buch Ruth. Dort, wo ein Wort zweimal im Vers vorkommt, habe ich das mit „zwölf, zwölf“ oder „drei, zwölf, zwölf“ markiert. Das Verb kommt insgesamt zwanzig Mal vor. Diese vier Kapitel sind durch diese Begriffe förmlich geprägt.
Jetzt werde ich noch nicht genau erklären, was das alles beinhaltet. Das wollen wir im Verlauf des Buches Ruth anschauen.
Der Begriff Goel, Löser oder Erlöser, ist ein wichtiger Begriff im Gesetz im Zusammenhang mit Erbschaft und Verwandtschaftspflicht. Der Goel ist der nächste Blutsverwandte einer Person und hat ganz besondere Pflichten.
Wir wollen vier Aspekte festhalten:
Erstens: Der Freikauf des Eigentums eines verarmten Verwandten nach 3. Mose 25,25 war die Pflicht des nächsten Verwandten.
Konkret: Gott hatte, nachdem Josua mit dem Volk Israel das Land der Verheißung erobert hatte, das Land unter den Familien der zwölf Stämme verteilt. Jede Familie sollte Grundeigentum bekommen.
Das zeigt übrigens, dass die Bibel gegen Kommunismus ist. Gott will Privateigentum. Kommunisten lehren, Eigentum sei Diebstahl. Das ist falsch und ein Angriff auf das Wort Gottes.
Gott will Privateigentum und schützt es. Das Gebot in den Zehn Geboten „Du sollst nicht stehlen“ ist ein Schutz des Privateigentums.
So bekam jede Familie Grundbesitz. Doch im Verlauf der Familiengeschichte konnte es vorkommen, dass durch Feuer, Krankheit oder Not eine Familie ihr Land verkaufen musste und nichts mehr besaß.
Der nächste Verwandte hatte die Pflicht, in einem solchen Fall zu helfen und das verkaufte Land zurückzukaufen, um es der verarmten Familie zurückzugeben.
In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis: In 3. Mose 25 war es auch geregelt, dass, wenn eine Familie verarmte und das Land verkaufen musste, andere, die bereits Grundeigentum besaßen, weiteres Land kaufen konnten. So konnten einige zu Großgrundbesitzern werden.
Doch 3. Mose 25 sagt, man muss sieben Mal sieben Jahre zählen, und im fünfzigsten Jahr, dem Jubeljahr, an Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, mussten die Posaunen geblasen werden. Sie kündigten an: Jetzt ist das Jahr der Freiheit, das Jahr der Gnade!
Alle, die zu Großgrundbesitzern geworden waren, mussten das aufgekaufte Land den verarmten Familien kostenlos zurückgeben.
Dadurch wurde verhindert, dass Geizige und Gierige immer reicher und mächtiger werden konnten, indem sie anderen das Land wegnahmen.
So steht das Wort Gottes über dem Kommunismus, aber auch über dem bösen Kapitalismus, der mit Ellbogen alles an sich reißt und andere zertreten will. Das geht nicht.
Gott verhinderte im Gesetz für Israel, dass ein Proletariat entstehen konnte – das sind die verarmten Massen, die nichts besitzen. Für Marx waren das die Revolutionäre, die man aufhetzen muss, um gegen die Fabrikbesitzer und Kapitalisten aufzustehen und eine kommunistische Gesellschaft aufzubauen.
Dieses Proletariat konnte nicht entstehen, weil Gott dafür sorgte, dass Großgrundbesitzer das aufgekaufte Land immer wieder zurückgeben mussten.
Ein Nebeneffekt war, dass der Bodenpreis je näher das Jubeljahr kam, sank.
Das war der Zusammenhang mit dem Erlöser, der Grundbesitz zurückkauft.
Zweitens: Der Freikauf eines verarmten Verwandten (3. Mose 25,47-49). Wenn jemand völlig verarmt war und sein Land verkaufen musste, aber weiterhin zum Leben Geld brauchte, konnte er sich als Knecht oder Sklave verkaufen.
Er musste arbeiten, bekam Kost und Logis, war aber nicht rechtlos. Er befand sich in einer schwierigen Situation.
Der nächste Verwandte sollte der Erlöser sein, der ihn aus diesem schlimmen Abhängigkeitsverhältnis freikaufte.
Ich habe dazu Jesaja 43,14; 48 und Kapitel 49 sowie Jeremia 50 hinzugefügt, wo Gott ebenfalls Erlöser genannt wird.
Dort geht es darum, dass Gott sein Volk freikauft – sowohl den Besitz als auch die Person selbst.
Das steht in direktem Zusammenhang mit 3. Mose 25,47-49.
Drittens: Rache am Mörder eines Verwandten (4. Mose 35,19). Wenn ein Israelit ermordet wurde – nicht bei einem Unfall, sondern bei Mord – hatte der Goel, der nächste Verwandte, die Pflicht zur Rache.
Es gab sechs Freistädte im Land, in die ein Totschläger fliehen konnte, um Schutz vor dem Goel zu erhalten, bis der Fall vor Gericht geklärt war.
Wenn jemand wirklich Mord begangen hatte, musste er sterben, und die Todesstrafe wurde vom Goel vollstreckt.
Ich habe dazu Jesaja 41,14; 47; 49; 46; 59,16-20 hinzugefügt, wo Gott als Erlöser genannt wird, der für Gerechtigkeit sorgt und das Volk Israel rächt.
Viertens: Heirat der Witwe eines kinderlos verstorbenen Verwandten, um seine Erblinie zu erhalten (5. Mose 25,5). Der nächste Verwandte hatte die Pflicht, in einem solchen Fall die Witwe zu heiraten, um die Abstammungslinie weiterzuführen.
Auch dieser wird Erlöser (Goel) genannt.
Das spielt eine grundlegende Rolle im Buch Ruth, denn Boas heiratet Ruth, um dem verstorbenen Ehemann, einem Israeliten, Nachkommenschaft und Linie weiterzuführen.
Ich verweise auf Jesaja 54,1-8, wo Gott als Erlöser Israels vorgestellt wird, der Israel, die verlassene Frau, wieder aufnimmt und heiratet.
So sehen wir einen direkten Bezug zum Buch Ruth.
Boas wird dadurch zum Bild des Herrn Jesus, der diese Braut Ruth heiratet und Israel wieder als seine Frau annimmt.
Man nennt das Typologie – ein komisches Wort, das einfach die Lehre von Bildern im Alten Testament mit prophetischer Bedeutung meint. „Typos“ heißt Bild auf Griechisch.
In diesem Zusammenhang können wir sagen: Der nächste Verwandte, der nicht lösen konnte – wie wir noch sehen werden – war da. Boas war bereit, Ruth zu heiraten, musste aber sagen, es gibt einen, der noch näher verwandt ist und eigentlich die Pflicht hätte, Ruth zu erlösen.
Dieser Mann wurde gefragt, und er sagte, er könne es nicht. Es gab einen handfesten Hinderungsgrund.
Der nächste Verwandte, der nicht lösen konnte, ruht auf Ruth 3,12 und 4,6.
Das versinnbildlicht das Gesetz, das weder retten noch Leben spenden konnte.
Das Gesetz wurde von Gott gegeben: Wer es hält, wird leben. Aber keiner konnte es halten.
Warum? Nicht, weil das Gesetz schlecht war, sondern weil die menschliche Natur böse und verdorben ist. Das Material taugte nichts.
Michelangelo hätte gesagt: Wenn man mir einen Sandhaufen gibt und sagt, mach daraus eine wunderbare Statue, könnte ich es nicht. Gebt mir richtigen Granit, aber nicht minderwertiges Material.
So ist es auch: Das Gesetz ist gut und gerecht, aber das Material taugte nichts.
Darum konnte das Gesetz uns nicht erlösen und ewiges Leben geben, wie Apostelgeschichte 13,39, Römer 8,3 und Hebräer 7,19 klar sagen.
Boas weist auf Jesus Christus hin, der unser nächster Verwandter wurde, indem er Fleisch und Blut annahm, um uns zu erlösen.
Nun lesen wir Hebräer 2,14. Dort wird grandios beschrieben, wie der Herr Jesus die Erlösung zustande brachte.
Hebräer 2,14: „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind – also die Gläubigen, die richtige Menschen aus Fleisch und Blut sind –, hat auch er, der Herr Jesus, in gleicher Weise daran teilgenommen.“
Er wurde also ein richtiger Mensch mit Fleisch und Blut, ohne Sünde, kam als wirklicher Same Davids in die Geschlechterlinie der Menschheit.
Warum? Damit er durch den Tod den zunichte mache, der die Macht des Todes hat – den Teufel – und alle befreie, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Sklaverei verfallen waren.
Der Herr Jesus musste Mensch werden, um uns zu erlösen, denn nur ein Mensch konnte für Menschen sterben. Darum musste er Fleisch und Blut annehmen und in den Tod gehen.
Durch den Tod hat er den Satan zunichte gemacht, der die Macht des Todes hatte, und befreite alle, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Sklaverei Satans und der Sünde verfallen waren.
Hier sehen wir das Prinzip des nächsten Blutsverwandten: Jesus musste unser Blutsverwandter werden, um uns erlösen zu können.
Ruth versinnbildlicht die Gemeinde, die hauptsächlich aus heidnischen Völkern stammt und obwohl völlig ohne Rechtsansprüche in den vollen Segen Gottes eingeführt wurde, wie in Römer 11,25-26 und Epheser 2,11 und folgende ausgeführt wird.
Ich habe noch eine Liste gemacht: Gott, der Erlöser. In all diesen Stellen wird Gott Goel genannt, Löser, Erlöser.
Dazu gehört auch Hiob 19,25, wo Hiob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“
Aus einer Depression kommt er heraus, und plötzlich leuchtet diese Gewissheit auf: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Hier wird genau dieses Wort verwendet.
In all den weiteren Stellen wird Gott so bezeichnet, und wir müssen die Verbindung zu den vier verschiedenen Aspekten des Erlösers sehen: Freikauf des Eigentums, Freikauf des Verarmten, gerechte Rache am Mörder und Heirat der Witwe.
Heute Nachmittag werden wir wirklich endlich mit Ruth 1,1 beginnen.
Das war eine lange Einleitung, aber in der Mathematik gilt: Wenn man lange, lange, lange erklärt hat, versteht man ganz schnell. So soll es uns auch gehen.
Ruth als Stammmutter des Messias
Und weiter müssen wir festhalten, wie schon erläutert, dass Ruth, obwohl sie eine moabitische Heidin war – also nicht irgendeine Heidin, sondern eine moabitische Heidin – Stammmutter des Messias wurde.
In Matthäus 1,5, das wir gestern noch nicht aufgeschlagen hatten, obwohl wir von diesem Geschlechtsregister gesprochen haben, heißt es: Salmon aber zeugte Boas von der Rahab, Boas aber zeugte Obed von der Ruth, Obed aber zeugte Isai, Isai aber zeugte David, den König. Hier sehen wir, dass Ruth namentlich im Geschlechtsregister des Herrn Jesus, des Königs von Israel, erwähnt wird.
In den Geschlechtsregistern der Bibel wurden normalerweise nur Männernamen aufgeführt. Wenn Frauennamen eingeführt werden, dann muss das eine ganz besondere Bedeutung haben. Die Abstammungslinie wurde in Israel über die Väterlinie dokumentiert. Doch in diesem Geschlechtsregister finden wir vier Frauen. Da stellt sich die Frage: Was hat das zu bedeuten?
Die erste Frau, die erwähnt wird, ist Tamar in Vers 3: Juda aber zeugte Perez und Serach von der Tamar. Das erinnert uns an diese scheußliche Leviratsverbindung durch Unzucht.
Dann in Vers 5 heißt es: Salmon aber zeugte Boas von der Rahab, der Hure Rahab. Diese kanaanitische Hure wird in Josua 2 erwähnt. Sie kam zum Glauben und erlebte eine Umkehr. Daraufhin wurde sie in Israel aufgenommen. Schließlich heiratete sie einen Mann aus dem Stamm Juda und wurde dadurch Stammmutter des Messias.
Eine Kananiterin, das Volk, das unter dem Fluch stand. Es sollte vertrieben werden – nicht getötet, sondern vertrieben aus dem Land. Wenn sie nicht gingen, sollten sie bekämpft werden. Die meisten gingen nicht weg, als Israel kam, und es kam zum Krieg. Doch nicht automatisch wurde man durch Israel vernichtet. Rahab erlebte eine Umkehr, und die überwältigende Gnade Gottes wurde ins Volk Gottes aufgenommen. Sie kam zum Glauben an den Gott Israels.
Sie hatte gehört, was Gott in Ägypten mit Israel getan hatte, und das überzeugte sie: Das ist der wahre Gott. Darum nahm sie die Kundschaft auf. Wir sehen in Josua 2 den Glauben dieser Frau. Dann durfte sie trotz ihres schrecklichen Vorlebens einen Mann aus dem Stamm Juda heiraten. Und nicht irgendeinen Mann, sondern einen, der die Linie weiterführen sollte bis zum Erlöser.
Dann wird Ruth als dritte Frau in Vers 5 am Schluss erwähnt. Auch hier sehen wir die Gnade Gottes: Eine Moabiterin, aufgenommen im Volk Gottes, wird Stammmutter des Erlösers.
Schließlich heißt es in Vers 6: David aber zeugte Salomo von der, die Urias Frau gewesen war. Das erinnert uns an den schrecklichen Fall Davids. Er wurde zum Mörder an Uria, dem Hethiter, weil er sich an dessen Frau Bathseba vergriff.
Aus dieser Linie erlebte David eine völlige Umkehr. Doch das war keine billige Buße, sondern ein Zerbruch, wie es in Psalm 51 dokumentiert wird. Dort deckt er seine ganze Verdorbenheit von Mutterleib an auf und tut zerbrochene Buße. So spricht das von Gnade.
Aus dieser Verbindung kam Salomo, und die Königslinie wurde weiter fortgesetzt.
Also werden vier Frauen erwähnt, und die Gnade Gottes leuchtet daraus hervor. Drei dieser Frauen waren tatsächlich schuldig geworden im Bösen und in der Unzucht, doch sie erlangten Vergebung.
Ruth stellt den Kontrast dar: Sie bewies auf diesem Gebiet eine solche Reinheit, hatte aber kein Anrecht auf das Volk Israel. Dennoch wurde sie als Moabiterin aufgenommen und wurde Stammmutter des Erlösers.
Jüdischkeit und Abstammungslinien
Jetzt könnte jemand sagen: Ja, aber man sagt doch immer, Jude ist derjenige, der nachweisen kann, dass seine Mutter Jüdin ist, nicht der Vater. Wenn man also nachweisen kann, dass die Mutter ganz eindeutig jüdisch ist, dann erhält man in Israel grundsätzlich einen Pass und wird Bürger.
Das funktioniert auch bei der Großmutter gut. Beim Großvater ist das ebenfalls möglich, aber man müsste im Prinzip beweisen können, dass man das Judentum praktiziert – und das gilt auch beim Vater.
Nach der Bibel wird die Jüdischkeit jedoch ganz speziell abhängig von der Vaterlinie gemacht. Warum ist das so? Das war lange Zeit so, weil man Geschlechtsregister hatte. Im Jahr 70 wurde das Zentralarchiv der Geschlechtsregister, in dem jeder nachweisen konnte, aus welchem Stamm er stammte, verbrannt. Damals gab es alle zwölf Stämme im Land, und das wurde dokumentiert. Dieses Archiv wurde im Krieg der Römer gegen Jerusalem zerstört.
Danach war es für viele plötzlich schwierig, zu beweisen, wie ihre Abstammungslinie aussieht. Deshalb hat man festgelegt: Wer beweisen kann, dass die Mutter jüdisch ist, hat einen besseren Beweis dafür, Jude zu sein. Denn die Mutter kann sagen: „Ja, das war mein Baby, das habe ich geboren.“ Beim Vater ist der Nachweis nicht so eindeutig und klar zu erbringen. Darum hat sich das geändert – das hat also einen ganz praktischen Grund.
Natürlich kommt hinzu, dass man auch davon ausgeht, dass die Mutter die Kinder mehr prägt als der Vater. Das ist ein weiterer Grund, warum in den Königsgeschichten, in den Büchern Könige und Chronik, immer wieder gesagt wird: „Der Name seiner Mutter war ...“. Die Mütter hatten Einfluss darauf, ob es mit dem Königreich Juda gut oder schlecht ging, denn sie haben ganz Wesentliches in die Kinder hineingelegt.
Töchter und Söhne werden durch die Mütter besonders geprägt – in ihren Überzeugungen, in ihrer Moral und in ihrer Art zu empfinden. Für mich ist klar, warum ich klassische Musik so geliebt habe: Weil meine Mutter mir gesagt hat, was schön ist. Und ich habe ihr das geglaubt. Das ist zwar ein bisschen vereinfacht erklärt, aber Mütter prägen eben auch das, was man schön findet und was man als lieblich, tief und würdig empfindet.
Das war jetzt ein kleiner Exkurs, aber auch ein wichtiger Punkt.
Das Thema Erlösung im Buch Ruth
Und dann kommen wir zu dem großen Thema Erlösung im Buch Ruth. Wir haben ja den Titel gesetzt: Erlösung führt zur Ruhe. In diesem Buch geht es um das Thema des Lösers, des Blutverwandten. Das Wort Goel bedeutet Löser oder Erlöser. Das Tätigkeitswort Lösen oder Erlösen heißt Ga'al. Man sieht, Ga'al kommt von Goel. Goel ist eigentlich das Partizip, also der Lösende, der Erlösende. Dabei macht man ein O-E hinein, und wenn es ein Verb ist, macht man A-A, also Ga-al. Goel und Ga-al.
Ich habe hier alle Stellen aufgeführt, in denen diese Begriffe im Buch Ruth vorkommen. Dort, wo ein Wort zweimal im Vers vorkommt, habe ich zum Beispiel geschrieben: zwölf, zwölf oder drei, zwölf, zwölf. Oder beim Verb Ruth 3,13 viermal vier, vier, vier, vier, insgesamt fünfmal, also zwanzigmal. Diese vier Kapitel sind durch diese Begriffe förmlich geprägt.
Jetzt werde ich aber noch nicht genau erklären, was das alles beinhaltet. Das wollen wir im Verlauf des Buches Ruth anschauen. Aber der Begriff Goel, Löser oder Erlöser, ist ein wichtiger Begriff im Gesetz im Zusammenhang mit Erbschaft und Verwandtschaftspflicht. Der Goel ist der nächste Blutsverwandte einer Person. Er hatte ganz besondere Pflichten. Wir wollen einfach mal vier Aspekte festhalten:
Erstens: Der Freikauf des Eigentums eines verarmten Verwandten nach 3. Mose 25,25 war die Pflicht des nächsten Verwandten. Konkret: Gott hatte ja, nachdem Josua mit dem Volk Israel das Land der Verheißung erobert hatte, das Land unter den Familien und den zwölf Stämmen verteilt. Jede Familie sollte Grundeigentum bekommen. Dabei sieht man übrigens, dass die Bibel gegen Kommunismus ist. Gott will Privateigentum. Die Kommunisten haben gelehrt: Eigentum ist Diebstahl. Das ist genau falsch, ein Angriff auf das Wort Gottes. Gott will Privateigentum und schützt es. Das Gebot in den Zehn Geboten „Du sollst nicht stehlen“ ist ein Schutz von Privateigentum.
So hat jede Familie Land bekommen, Grundbesitz. Aber im Verlauf der Familiengeschichten konnte es passieren, dass es zum Beispiel eine Feuerbrunst gab, bei der der Bauernhof niederbrannte, oder schwere Krankheit oder Not über eine Familie kam. Dann sahen sie sich gezwungen, ihr Land zu verkaufen und hatten nichts mehr. Der nächste Verwandte hatte die Pflicht, in einem solchen Fall zu helfen und das verkaufte Land wieder zurückzukaufen, um es der verarmten Familie zurückzugeben.
In dem Zusammenhang noch ein Hinweis: Es war auch in 3. Mose 25 geregelt – also im gleichen Kapitel, in dem ich den Vers erwähnt habe –, dass wenn eine Familie verarmte und das Land verkaufen musste, es natürlich möglich war, dass andere ihren Besitz vergrößerten. Diese hatten schon ihr Grundeigentum und kauften noch mehr Land dazu. Vielleicht verarmte dort noch jemand anderes und noch fünf weitere, und so konnten diese zu Großgrundbesitzern werden.
Aber 3. Mose 25 sagt, man muss sieben mal sieben Jahre zählen, und dann im fünfzigsten Jahr ist das Jubeljahr. An Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, mussten die Posaunen geblasen werden. Sie kündigten an: Jetzt ist das Jahr der Freiheit, das Jahr der Gnade! Alle, die Großgrundbesitzer geworden waren oder etwas größere Besitzungen hatten, mussten das gekaufte Land wieder an die verarmten Familien gratis zurückgeben.
Dadurch wurde verhindert, dass geizige und gierige Leute, die sich immer mehr bereicherten und zu Übergroßbesitzern wurden, beliebig weiter wachsen konnten. So sehen wir, das Wort Gottes steht über dem Kommunismus, aber auch über den bösen Kapitalismus, der meint, mit Ellbogen alles an sich zu reißen und andere einfach zu zertreten. Das geht nicht.
Damit hat Gott im Gesetz für Israel, für das irdische Volk, verhindert, dass je ein Proletariat entstehen konnte. Das Proletariat sind die verarmten Massen, die nichts haben. Für Marx waren das die Revolutionäre, die man in der Straße aufhetzen musste, um gegen die Fabrikbesitzer und Kapitalisten aufzustehen, sie zu stürzen und eine neue kommunistische Gesellschaft aufzubauen.
Aber dieses Proletariat konnte gar nicht entstehen, weil Gott dafür gesorgt hatte, dass die Großgrundbesitzer das aufgekaufte Land immer wieder zurückgeben mussten. Natürlich war ein Nebeneffekt, dass der Bodenpreis je näher das fünfte Jahr kam, sank. Das mal im Zusammenhang mit dem Erlöser, der eben Grundbesitz zurückkauft.
Dann habe ich bereits Stellen aus Jesaja 41,9 und 14 hinzugefügt. Dort wird Gott Erlöser genannt. Das Wort Goel wird verwendet, und Gott nennt sich so. Dort geht es darum, dass Gott seinem Volk, das verarmt und unter die Völker zerstreut wurde, das Land zurückgeben wird. Ich habe noch viel mehr Stellen hinzugefügt, zum Beispiel Jesaja 44, Jesaja 49 und Jesaja 54. Dort findet man den Zusammenhang mit dem Thema des Buches Ruth, nämlich der Erlöser, der sich darum kümmert, dass der verlorene Besitz wieder zurückkommt, und solche, die in Not und Elend gerieten, daraus befreit werden.
Zweitens: Der Freikauf eines verarmten Verwandten (3. Mose 25,47-49). Es war in Israel auch möglich, dass jemand völlig verarmte und das Land verkaufen musste. Wenn er dann noch zum Leben etwas brauchte, konnte er sich als Knecht oder Sklave verkaufen. Er musste dann arbeiten, erhielt Kost und Logie, war also nicht rechtlos, befand sich aber in einer sehr schwierigen Situation. Der nächste Verwandte sollte der Erlöser sein, der einen solchen, der in dieses schlimme Abhängigkeitsverhältnis geriet, wieder freikauft – als Person.
Hier habe ich Jesaja 43,14, 48 und weiter aus Kapitel 49 sowie Jeremia 50 hinzugefügt. Dort wird Gott ebenfalls wieder Erlöser genannt, mit dem gleichen Wort. Es geht darum, dass Gott sein Volk freikauft. Die Personen, den Besitz und dann die Person selbst. Da besteht ein sehr direkter Zusammenhang zu 3. Mose 25,47-49.
Drittens: Rache am Mörder eines Verwandten (4. Mose 35,19). Es geht um Folgendes: Wenn ein Israelit ermordet wurde, und zwar nicht wegen eines Unfalls – zum Beispiel, wenn zwei in den Wald gehen und beim Holzhacken ein Eisen am Holz abprallt und den anderen am Kopf trifft, sodass er stirbt – das war kein Mord, sondern Totschlag.
Gott hatte in 4. Mose 35 eine Sicherheit eingerichtet: sechs im ganzen Land verteilte Freistädte. In einem solchen Notfall musste der Totschläger so schnell wie möglich in eine der nächstgelegenen Freistädte fliehen. Diese mussten ihn aufnehmen und vor dem Goel, dem Rächer, schützen. Der Rächer konnte nicht einfach sagen: „Nein, das war Hass, der hat ihn umbringen wollen.“ Nein, der Totschläger wurde vor Gericht gestellt, die Sache wurde geklärt. So fand er Zuflucht und Sicherheit in einer der Zufluchtsstädte.
Aber 4. Mose 35,19 sagt: Wenn jemand wirklich gemordet hat, muss er sterben. Der, der die Todesstrafe ausüben sollte, ist der Goel, der nächste Verwandte.
Hier habe ich auch Stellen aus Jesaja 43,14, 48, 17, 20 und aus Kapitel 49 hinzugefügt. Was sage ich? Dritten? Nein, ich meine Jesaja 41,14, 47, 49, 46 und 59,16-20. Dort geht es um Gott, der ebenfalls Erlöser genannt wird und rächt, was dem Volk Israel angetan wurde. Er wird zum Bluträcher der Gerechtigkeit für Mord an Israel.
Viertens: Heirat der Witwe eines kinderlos verstorbenen Verwandten, um seine Erblinie zu erhalten. Das ist ein Gesetz in 5. Mose 25,5. Der nächste Verwandte hatte die Pflicht, in einem solchen Fall die Witwe zu heiraten, um die unterbrochene Abstammungslinie in Israel weiterzuführen. Auch dieser wird Erlöser, Goel, genannt.
Das spielt eine ganz grundlegende Rolle im Buch Ruth, denn Boas heiratet Ruth, um dem verstorbenen Ehemann, der ein Israelit war, seine Nachkommenschaft und Linie weiterzuführen. Ich verweise auf Jesaja 54,1-8, wo Gott als dieser Erlöser Israels vorgestellt wird, der Israel, die verlassene Frau, wieder aufnimmt und heiratet.
So sehen wir einen ganz direkten Bezug zum Buch Ruth. Boas wird dadurch zum Bild des Herrn Jesus, der diese Braut Ruth heiratet und Jesus, der Israel wieder als seine Frau annimmt.
Man nennt das Typologie – ein komisches Wort, nicht wahr? Es bedeutet einfach die Lehre der Bilder im Alten Testament, die eine prophetische Bedeutung haben. Typos heißt Bild auf Griechisch, Typologie ist also die Lehre von all diesen vielen Vorbildern mit prophetischer Bedeutung im Alten Testament.
In diesem Zusammenhang können wir sagen: Der nächste Verwandte, der nicht lösen konnte – und das werden wir noch sehen –, Boas wäre bereit gewesen, Ruth zu heiraten, doch er musste sagen, es gibt einen, der noch näher verwandt ist. Es wäre eigentlich seine Pflicht gewesen, Ruth zu erlösen. Dieser Mann wurde gefragt, wie es aussieht, und er sagte, er könne es nicht. Es gab einen handfesten Hinderungsgrund.
Der nächste Verwandte, der nicht lösen konnte, ruht (Ruth 3,12 und 4,6) und versinnbildlicht das Gesetz, das weder retten noch Leben spenden konnte. Das Gesetz war ja von Gott gegeben: Wer diese Dinge tut, wird durch sie leben. Wer das Gesetz einhält, dem war ewiges Leben verheißen. Aber keiner konnte es.
Warum? Nicht weil das Gesetz schlecht war, sondern weil die menschliche Natur böse und verdorben ist. Das Material taugte zu nichts. Was hätte Michelangelo gesagt, wenn man ihm einen Sandhaufen gegeben hätte und gesagt hätte: Mach daraus eine wunderbare Statue! Er hätte gesagt: „Ich könnte es schon, aber gebt mir richtigen Granit, nicht dieses minderwertige Material, einen Sandhaufen.“
So ist es auch: Das Gesetz ist gut und gerecht, aber das Material taugte nichts. Darum konnte das Gesetz uns nicht erlösen und ewiges Leben geben, wie Apostelgeschichte 13,39, Römer 8,3 und Hebräer 7,19 ganz klar sagen.
Boas aber weist auf Jesus Christus hin, der unser nächster Verwandter wurde, indem er Fleisch und Blut annahm, um uns zu erlösen. Jetzt lesen wir Hebräer 2,14. Dort ist grandios beschrieben, wie der Herr Jesus die Erlösung zustande gebracht hat.
Hebräer 2,14: Da geht es um die Erlösten, die Gläubigen, die hier „Kinder“ genannt werden. Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind – also die Gläubigen sind richtige Menschen aus Fleisch und Blut –, hat auch er, der Herr Jesus, in gleicher Weise daran teilgenommen. Er wurde ein richtiger Mensch mit richtigem Fleisch und Blut, ohne Sünde, aber mit richtigem Fleisch und Blut. Er kam in die Geschlechterlinie der Menschheit hinein als wirklicher Same Davids.
Warum hat er daran teilgenommen? Damit er durch den Tod den zunichte mache, der die Macht des Todes hat. Das ist der Teufel. Und er befreite alle, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Sklaverei verfallen waren.
Der Herr Jesus musste Mensch werden, um uns zu erlösen. Nur ein Mensch konnte für Menschen sterben. Darum musste er wirklich Fleisch und Blut annehmen und in den Tod gehen. Durch den Tod hat er den Satan zunichte gemacht, der bis dahin die Macht des Todes hatte. So befreite er alle, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Sklaverei Satans und der Sünde verfallen waren.
Hier sehen wir das Prinzip vom nächsten Blutsverwandten: Jesus musste unser Blutsverwandter werden, um uns erlösen zu können.
Dann habe ich weiter geschrieben: Ruth versinnbildlicht die Gemeinde, die zur Hauptsache aus den heidnischen Völkern stammt und obwohl völlig ohne Rechtsansprüche in den vollen Segen Gottes eingeführt wurde, wie das in Römer 11,25-26 und Epheser 2,11 und folgende ausgeführt wird.
Zum Schluss habe ich noch eine Liste gemacht: Gott, der Erlöser. In all diesen Stellen wird Gott Goel genannt, Löser, Erlöser. Dazu gehört auch Hiob 19,25, wo Hiob schon sagte: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“ Aus einer Depression kommt er heraus, und plötzlich leuchtet diese Gewissheit auf: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Dort verwendet er genau dieses Wort.
In all den weiteren Stellen wird Gott ebenfalls so bezeichnet. Wir müssen die Verbindung sehen zu diesen vier verschiedenen Aspekten des Erlösers: Freikauf des Eigentums, Freikauf des Verarmten, gerechte Rache am Mörder und Heirat der Witwe.
Heute Nachmittag werden wir wirklich endlich mit Ruth 1,1 beginnen. Das war eine lange Einleitung, aber in der Mathematik ist es ganz einfach: Wenn man lange, lange, lange erklärt hat, dann versteht man ganz schnell. So soll es uns auch gehen.
Jesus als unser Erlöser
Jetzt lesen wir Hebräer 2,14. Dort wird auf grandiose Weise beschrieben, wie der Herr Jesus die Erlösung vollbracht hat.
In Hebräer 2,14 geht es um die Erlösten, die Gläubigen, die hier als Kinder bezeichnet werden. Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, also die Gläubigen echte Menschen aus Fleisch und Blut sind, hat auch er, der Herr Jesus, in gleicher Weise daran teilgenommen. Er wurde also ein richtiger Mensch mit richtigem Fleisch und Blut – ohne Sünde, aber mit wirklich Fleisch und Blut – und kam als wirklicher Same Davids in die Geschlechterlinie der Menschheit hinein.
Jesus hat an der Menschheit Anteil genommen, und zwar deshalb, damit er durch den Tod den zunichte machen konnte, der die Macht des Todes hatte. Das ist der Teufel. Außerdem befreite er alle, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch der Sklaverei verfallen waren.
Der Herr Jesus musste also Mensch werden, um uns zu erlösen. Denn nur ein Mensch konnte für Menschen sterben. Deshalb musste er wirklich Fleisch und Blut annehmen und in den Tod gehen.
Doch durch seinen Tod hat er den Satan zunichte gemacht, der bis dahin die Macht des Todes hatte. So befreite er alle, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben lang der Sklaverei Satans und der Sünde verfallen waren.
Hier sehen wir das Prinzip des nächsten Blutsverwandten: Jesus musste unser Blutsverwandter werden, um uns erlösen zu können.
Ruth als Bild der Gemeinde aus den Heidenvölkern
Und dann habe ich hier weitergeschrieben: Ruth versinnbildlicht die Gemeinde, die hauptsächlich aus den heidnischen Völkern stammt. Obwohl sie völlig ohne Rechtsansprüche ist, wurde sie in den vollen Segen Gottes eingeführt.
Dies wird in Römer 11,25-26 sowie Epheser 2,11 und den folgenden Versen ausgeführt.
Gott als Erlöser in der Bibel
Und dann habe ich noch eine Liste erstellt: Gott, der Erlöser. In all diesen Stellen wird Gott als Goel bezeichnet, also als Löser oder Erlöser.
Dazu gehört, wie wir gleich sehen werden, Hiob 19,25, wo Hiob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“ Aus einer Depression heraus kommt er plötzlich zu dieser Gewissheit: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Dabei verwendet er genau dieses Wort.
In all den weiteren Stellen wird Gott ebenfalls so bezeichnet. Wir müssen die Verbindung zu diesen vier verschiedenen Aspekten des Erlösers sehen: Freikauf des Eigentums, Freikauf des Verarmten, Rache – aber gerechte Rache – am Mörder und die Heirat der Witwe.
Ausblick auf die weitere Betrachtung des Buches Ruth
Und heute Nachmittag werden wir endlich mit Ruth 1,1 beginnen.
Das war eine lange Einleitung, aber so ist es nun einmal: In der Mathematik ist alles ganz einfach, wenn man es lange und ausführlich erklärt hat. Dann versteht man es ganz schnell.
So soll es auch uns ergehen.