Rückkehr und der Wunsch nach Ruhe durch Heirat
Wir sind stehen geblieben bei Vers 8, wo Naomi betont, dass die Schwiegertöchter wieder nach Hause gehen sollen. Sie verbindet dies mit dem Wunsch in Vers 9: „Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes.“ Sie sagt also, heiratet, denn das bringt Ruhe.
Dieses Thema können wir weiterverfolgen, und zwar in Kapitel 2, Vers 20. Dort heißt es: „Da sprach Naomi zu ihrer Schwiegertochter: Gesegnet sei er von dem Herrn.“ Es geht um Boas, dessen Güte nicht abgelassen hat von den Lebenden und von den Toten. Naomi sagt zu ihr: „Der Mann ist nah, verwandt mit uns, er ist einer von unseren Blutsverwandten.“
Dann gibt sie ihr die Anweisung in Kapitel 3. Dort spricht Naomi, ihre Schwiegermutter, zu ihr: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe suchen, dass es dir wohlgehe?“ Sie weist sie an, wie es zu einer Heirat mit Boas kommen könnte. Dabei sagt sie auch: „Ich möchte dir Ruhe suchen.“ Es geht also um das Thema, dass Heirat Ruhe bringt.
Weiterhin, in Kapitel 4, wird sie in Vers 11 gepriesen: „Und alles Volk, das im Tor war, und die Ältesten sprachen: ‚Wir sind Zeugen, der Herr mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und wie Leah, die beide das Haus Israel erbaut haben, und werde mächtig in Ephrata und stifte einen Namen in Bethlehem.‘“
Naomi betont somit diesen Segen durch die Heirat, den Führer zur Ruhe.
Die Bedeutung der Heirat für innere Ruhe
Wenn wir uns das einmal überlegen, muss man sagen: Das stimmt irgendwie. Das stimmt.
Und zwar ist es so, dass, wenn man nicht verheiratet ist und den Wunsch hat zu heiraten – was eigentlich das Normale ist –, da, wo die Entscheidung entstanden ist, nach 1. Korinther 7 auf diesen Wunsch zu verzichten, um dem Herrn besser dienen zu können, auch etwas zum Abschluss kommt. Eine Überzeugung entsteht: Jawohl, das ist jetzt mein Weg.
Aber solange die Frage offen ist: Soll ich heiraten? Und wenn ja, wen soll ich heiraten? – dann ist immer eine Unruhe da, egal wo man hinkommt. Vielleicht ist dort meine zukünftige Frau oder vielleicht mein zukünftiger Mann, und das bringt eine gewisse Unruhe, weil die Frage einfach nicht geklärt ist. Über Jahre hinweg ist diese Unruhe da.
Wenn es dann so weit kommt, dass alles geklärt ist, der Weg klar ist, dann bringt das Ruhe. Denn die Heirat bedeutet ja gleichzeitig ein Nein gegenüber allen anderen – als Mann gegenüber allen Frauen, die man früher gekannt hat, und gegenüber allen Frauen, die man in der Zukunft noch kennenlernen wird. Damit ist die Sache geklärt. Man muss nie mehr fragen: Vielleicht? Vielleicht nicht? Nein. Es ist klar, und das bringt Ruhe.
Darum hatte ich auch schon von einem alten Bruder den Rat gehört: Wenn jemand in die Mission geht, wäre es eigentlich gut – kein Gesetz, aber gut –, die Frage des Heiratens zuvor geklärt zu haben. Denn ins Missionsfeld zu gehen, wo so viele Anforderungen und Herausforderungen auf einen zukommen, und die Frage ist nicht geklärt, das bedeutet, dass diese Unruhe immer noch dabei ist.
Da ist es wirklich eine Hilfe, wenn die Sache geklärt ist: Man ist verheiratet oder man hat klar diese Ruhe gefunden – mein Weg ist der Weg der Ehelosigkeit, wie bei dem Apostel Paulus. So drückt diese Ruhe schon etwas Wichtiges aus.
Wir sehen dann im weiteren Verlauf, wie Ruth in der Verbindung mit diesem wunderbaren Mann, der sogar ein Hinweis auf den Herrn Jesus ist, wirklich zur Ruhe kommt. Darum lautet der Titel: „Erlösung führt zur Ruhe“.
Boas war ja, wie wir gesehen haben, der Löser, der den Besitz der Familie wieder zurückbrachte und auch bereit war, in die Viratsehe mit Ruth einzutreten. Löser bedeutet ja Erlöser, und er bringt Ruth wirklich zur Ruhe. Aber in einer Ehe, die nicht einfach irgendeine Ehe war, sondern eine Ehe nach Gottes Plan. Eine Ehe, die Ruth völlig glücklich machte.
Wir werden noch sehen, dass für sie die Beziehung zum Herrn wichtiger war als die Heirat. Und wir werden gleich noch sehen, dass sie bereit war, auf die Ehe zu verzichten, wenn sie nur mit dem Gott Israels in Verbindung bleiben könnte. Das hat der Herr gesegnet – die richtigen Prioritäten.
Aber dann wurde sie umso mehr mit dieser glücklichen Ehe mit Boas gesegnet und zur Ruhe gebracht.
Die Herausforderung des Heiratens und Gottes Plan
Also, soviel zu Kapitel Vers 9: „Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes.“ Aber auch hier wieder ein frommer Spruch. Sie meint: Geht und heiratet götzendienerische Männer in Moab, und der Herr gebe euch Ruhe. So funktioniert das nicht. Es ist nicht so, dass jede Ehe innerlich zur Ruhe bringt. Sie muss wirklich nach Gottes Gedanken sein.
Und sie küsste sie, und sie erhoben ihre Stimme und weinten. Eine ergreifende Familienszene, die auf tiefe natürliche Beziehungen schließen lässt. Sie sprachen zu ihr: „Doch, wir wollen mit dir zu deinem Volk zurückkehren!“ Wunderbar, beide, Ruth und Orpa, wollen nach Israel. Sie wollen mit diesem fremden Volk etwas zu tun haben.
Vers 11: Und Naomi sprach: „Kehrt um, meine Töchter.“ Also ein zweiter Versuch, sie vom richtigen Weg abzuhalten. „Kehrt um, meine Töchter, warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich noch Söhne in meinem Leib, dass sie euch zu Männern werden könnten?“ Und zum dritten Mal sagt sie: „Kehrt um, meine Töchter, geht, denn ich bin zu alt, um einem Mann anzugehören. Wenn ich spreche, ich habe Hoffnung, wenn ich selbst diese Nacht einem Mann angehören würde und sogar Söhne gebären sollte, wollt ihr deshalb warten, bis sie groß würden? Wollt ihr euch deshalb verschließen, um keinem Mann anzugehören? Nicht doch, meine Töchter!“
Man merkt, es geht hier nur ums Heiraten. Das ist wirklich der tiefste Sinn des Lebens. Sie argumentiert, dass sie nicht heiraten können, dass sie nicht nach Israel kommen können. Und sogar wenn sie jetzt noch Kinder bekäme, könnten sie nicht heiraten. Das geht gar nicht. Nein, das geht gar nicht.
Aber wir sehen im weiteren Vers 13b: „Nicht doch, meine Töchter, denn mir ergeht es viel bitterer als euch, denn die Hand des Herrn ist gegen mich ausgegangen.“ Sie hätte auch gerne nochmals geheiratet, aber für sie war es klar: „Für mich ist es vorbei, das passiert nicht mehr.“ Darum sah sie sich auch wirklich als eine bittere und unglückliche, todunglückliche Frau, eben weil sie nur im Heiraten den Sinn und die Ruhe sah.
Vers 14: Da erhoben sie ihre Stimme und weinten wieder, und Orpa küsste ihre Schwiegermutter. Ruth aber hing ihr an. Ruth lässt nicht locker. Hätte Orpa hier ihrem Namen Ehre getan – hartnäckig, hartnäckig für den richtigen Weg. Ja, es gibt Hartnäckigkeit für den falschen Weg, aber auch Hartnäckigkeit für den richtigen Weg. Und es heißt einfach: „Ruth aber hing ihr an.“
Die Entschlossenheit Ruths und die Identifikation mit dem Volk Gottes
Vers 15: Und sie sprach: Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihren Göttern zurückgekehrt. Kehre um deiner Schwägerin nach!
Ist das nicht schrecklich? Sie sagt nicht nur, dass sie verwaist ist und nun wieder zu den Moabitern gegangen ist, sondern dass sie sogar zu ihren Göttern zurückkehrt. Wie kann eine Frau, die den wahren Gott kennt, so handeln und den Schwiegertöchtern wünschen, diesen Weg des Götzendienstes wieder zu gehen?
Es ist unglaublich. In dieser Frau war wirklich etwas Grundlegendes nicht in Ordnung. Man könnte sagen: Ach, die arme Naomi, es war ja ihr Mann, der die Initiative ergriffen hat, und sie sind nach Moab gezogen. Sie musste sich fügen. Und jetzt leidet sie so. Sie verliert den Mann, sie verliert die Söhne – eine arme Frau.
Aber so ist es ja: Die Heilige Schrift ist oft knapp im Ausdruck, wie ich diese Tage schon erläutert habe. Der Heilige Geist stellt die Dinge so zusammen, dass wir durch die Art der Berichterstattung herausfinden können, was dahintersteckt.
Es wird gesagt, dass der Mann die Initiative ergriff und die Familie ging. Man könnte sagen, es steht ja nichts darüber, ob die Frau gesagt hat: „Eli Melech, das sehe ich überhaupt nicht, ich gehe nicht nach Moab.“ Das steht nicht da. Aber es steht auch nicht, dass sie gesagt hätte: „Eli Melech, das ist die beste Idee, natürlich, ich gehe mit nach Moab.“ Es wird einfach nichts gesagt.
Was aber im Weiteren klar wird, ist, dass sie unter eine ganz besondere Zucht kommt. Sie leidet unter dem Verlust ihres Mannes und dann unter dem Verlust ihrer Söhne. Das macht deutlich, dass sie in der ganzen Sache eine große Verantwortung trug.
Natürlich ging der Mann, aber das weist darauf hin, dass sie mit diesem Weg einverstanden war. Darum kommt sie unter Zucht. Wäre es anders gewesen, wenn sie wirklich dagegen gewesen wäre, dann wäre eigentlich nur noch die Abwägung geblieben: Entweder die Ehe geht auseinander oder ich gehe nach Moab. Und dann wäre klar gewesen, dass die Erhaltung der Ehe höher steht als der Weg nach Moab.
Wir sehen in der Schrift, wie es Fälle gab, in denen Menschen aus dem Volk Gottes ins Ausland gehen mussten. Ein Beispiel: Wie war das mit Jakob? Ich kann mir das kurz aufschlagen.
Jakob und die göttliche Führung trotz schwieriger Entscheidungen
In 1. Mose begegnen wir dem eigensinnigen Jakob, der aus eigenem Willen ins Ausland gegangen war. Dort verbrachte er zwanzig Jahre und erlebte viele schwierige Erfahrungen auf diesem falschen Weg. Doch ich meine nicht diese Zeit, sondern die spätere Phase seines Lebens.
Joseph hatte sich bereits seinen Brüdern offenbart und gezeigt, dass er zur Nummer zwei in Ägypten geworden war. Er half dabei, dass die auserwählte Familie überleben konnte. Nun ging es darum, dass die Familie Jakobs für eine gewisse Zeit nach Ägypten hinabgehen sollte. Das war ein schwerwiegender Entschluss, denn sie erinnerten sich an ihren Vater und Großvater Abraham. Auch Abraham war wegen einer Hungersnot einmal nach Ägypten gezogen, und das hatte damals ganz schiefgegangen.
Jetzt aber zeigt sich etwas Schönes: Dieser Mann, der in seinem Leben viele Ränke geschmiedet hatte, wurde vom Herrn durch Zucht erzogen und kam immer mehr ans Ziel. In 1. Mose 46 heißt es: Israel brach auf mit allem, was er hatte, und kam nach Beerscheba. Dort opferte er Schlachtopfer dem Gott seines Vaters Isaak.
Gott sprach zu Israel in den Gesichten der Nacht und rief: „Jakob, Jakob.“ Man merkt, wie feierlich die Situation in Beerscheba ist, ganz nahe auf dem Weg nach Ägypten. Gott sagt zweimal den Namen. In der Schrift gibt es sieben Fälle, in denen Gott zweimal den Namen nennt: Abraham, Abraham; Jakob, Jakob; Mose, Mose; Samuel, Samuel; und auch Saul, Saul. Das ist etwas ganz Besonderes.
Jakob antwortete: „Hier bin ich.“ Das ist die richtige Haltung, wenn man auf Gott hören will. Man muss ausdrücken, dass man bereit ist und hören möchte, was Gott sagt. So erklärte Eli auch dem kleinen Samuel, wenn die Stimme erneut kommt, soll er sagen: „Rede, Herr, dein Knecht hört.“ Das entspricht inhaltlich dem „Hier bin ich“. Samuel antwortete dann: „Samuel, Samuel, rede, denn dein Knecht hört.“ Hier sagt Jakob ebenfalls: „Hier bin ich.“
Gott sprach weiter: „Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen, denn dort will ich dich zu einer großen Nation machen. Ich will mit dir nach Ägypten hinabziehen und dich auch gewisslich wieder heraufführen.“
Gott sieht, dass Jakob in Beerscheba zögert. Er fragt sich, ob er wirklich nach Ägypten gehen soll. Jakob ist nicht mehr derjenige, der einfach denkt: „Mein Sohn ist Nummer zwei in Ägypten, also können wir dort überleben.“ Nein, er fragt sich ernsthaft, ob er gehen soll. Gott sagt ihm: „Jakob, Jakob, fürchte dich nicht.“ Es ist Gottes Weg, nach Ägypten zu gehen – für eine gewisse Zeit.
Es kommt also darauf an, ob der Herr sagt: „Jawohl, jetzt ist es richtig.“ Wenn Naomi gesagt hätte: „Nein, ich kann nicht gehen, aber ich will wenigstens die Ehe nicht aufs Spiel setzen“, dann hätte Gott das mitberücksichtigt. Doch wir sehen, sie gingen. Diese Frau kam unter die Zucht Gottes. Ihr geistlicher Zustand war so miserabel, dass sie dreimal ihre Töchter zurückschickte. Das zeigt, dass bei ihr etwas nicht in Ordnung war.
Ab Vers 15 sehen wir den vierten Versuch, Ruth doch noch als einzelne zurückzuschicken. Sie sprach: „Siehe, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihren Göttern zurückgekehrt. Kehre um deiner Schwägerin nach!“ Aber Ruth antwortete: „Dringe nicht in mich, dich zu verlassen und umzukehren. Ich mache klar: Jetzt musst du aufhören, mich weiter aufzuhalten.“ Sie sagt das auf eine schöne, aber sehr überzeugte Art: „Dringe nicht in mich!“
Sie fügt hinzu: „Denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ Das ist gewaltig. Sie identifiziert sich mit dem Volk Gottes und will weg von Moab, weil sie erkannt hat, dass dies das Volk des wahren Gottes ist. Sie sagt: „Dein Gott ist mein Gott.“
Weiter sagt sie: „Wo du stirbst, will ich sterben, und dort will ich begraben werden. So soll mir der Herr tun und so hinzufügen, nur der Tod soll uns scheiden.“ Das ist eine eigenartige Formulierung, eine Schwurformel. Wenn sie das nicht einhält, soll Gott Gericht über sie bringen.
Woher hat sie das gelernt? Von der Familie Elimelech. Auch wenn diese Familie im Glauben nicht klar stand, hat sie doch einiges mitbekommen. Nun drückt Ruth das als Schwurformel aus, so wie sie in Israel üblich war: „So soll mir der Herr tun und so hinzufügen, nur der Tod soll uns scheiden.“ Sie ist entschlossen, dass es kein Thema gibt, das sie trennt – nur der Tod.
Das Thema Heirat spielt für sie keine Rolle. Als sie sah, dass ihre Schwiegermutter fest darauf bestand, mit ihr zu gehen, ließ diese ab, ihr weiterzureden. Die feste Entschlossenheit und Glaubensentscheidung führten dazu, dass sie endlich Ruhe gab.
So ist das auch in dieser Welt: Es gibt Menschen, die mit allen Mitteln versuchen, uns auf ihre Wege mitzuziehen. Wenn sie merken, dass wir wirklich überzeugt sind, lassen sie uns in Ruhe. Das ist wichtig. Wenn sie aber merken, dass wir nicht wirklich überzeugt sind oder uns vielleicht schämen, dann versuchen sie es weiter.
Wenn man jedoch klar sagen kann: „Das kommt überhaupt nicht in Frage“, dann lassen sie einen meistens in Ruhe. Dann ist man wie jemand, der das Kreuz auf sich nimmt und zur Richtstätte geht. Jesus sagt: „Wer mir nachfolgen will, soll sein Kreuz auf sich nehmen.“ Das bedeutet, er ist abgeschrieben.
Jemand, der den Querbalken – das Kreuz zur Richtstätte – trug, war abgeschrieben. Er stand nicht mehr auf der Liste, um irgendwo eingeladen zu werden. Wo es dubios war oder nicht, ließ man ihn gehen. Ruth bestand wirklich fest darauf, und dann bekam sie Ruhe.
Die Rückkehr nach Bethlehem und die Reaktion der Stadt
Dann steht in Vers 19: „Und so gingen beide, bis sie nach Bethlehem kamen.“ Das ist idyllisch.
Man kann sich diesen Weg vorstellen: Wir haben ja auf der Karte gesehen, dass sie von Moab aus starten, dann am Gebirge Nebo vorbeigehen, hinunter in die Ebene, die Felder von Moab. Dort hatte die letzte Lagerung Israels mit der Stiftshütte stattgefunden, und Mose hatte dort seine letzten Abschiedsreden gehalten.
Dann geht es weiter zum Jordan, über den Jordan, an der Stelle, wo später Johannes der Täufer taufen sollte. Diejenigen, die Buße getan hatten, kehrten dann wieder über den Jordan ins Land zurück – aber auf einer ganz anderen Grundlage, nämlich der Gnade. Jetzt kommt der Messias, und er bringt Gnade.
An Jericho, der Stadt des Fluches, gehen sie vorbei, durch die Wüste hinauf und dann nach Bethlehem. Übrigens ist das ungefähr der Weg, den der Herr ganz am Schluss gegangen ist. In Lukas 19 war er noch in Jericho, und dann zog er weiter nach Jerusalem. Von Jericho aus war das der ideale Weg durchs Wadi Kelt hindurch, dann Richtung Jerusalem und etwas südlich nach Bethlehem. Das war der letzte Weg des Herrn, als er zum Kreuz ging.
Jetzt gehen diese zwei so miteinander idyllisch – die Schwiegermutter und die Schwiegertochter – entschlossen, dem Volk Gottes anzugehören und dem einen wahren Gott zu dienen. Sie gehen durch diesen gefährlichen Weg durch die Wüste.
Das ist ja auch der Weg im Gleichnis vom barmherzigen Samariter, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Dieser Mann in Lukas 10 ging von Jerusalem, der Stadt des Friedens, aus, um nach Jericho, der Stadt des Fluches, zu gehen. Auf diesem Weg wurde er von Räubern halb tot zusammengeschlagen und völlig ausgeraubt.
Und jetzt gehen diese zwei Frauen allein durch die Wüste. Das „Sie gingen beide“ oder „beide miteinander“ erinnert uns an 1. Mose 22, wo Abraham den Auftrag bekommen hatte, seinen geliebten Sohn zu opfern. Das ist ein Vorbild, ein Hinweis auf das Evangelium, dass Gott, der Vater, seinen einzigen Sohn geben würde zum Opfer.
Dort lesen wir in 1. Mose 22, Vers 6: „Und Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf Isaaks, seinen Sohn; in seiner Hand nahm er das Feuer und das Messer, und sie gingen beide miteinander.“ Diese Vertrautheit zwischen Vater und Sohn – für beide war es ein schwerer Weg hin zu dem Ort im Land Moria, wo der Sohn sterben sollte.
In Vers 8 sagt Abraham auf die Frage: „Wo ist das Schaf zum Brandopfer?“: „Gott wird sicher das Schaf zum Brandopfer sehen, mein Sohn.“ Dann heißt es wieder: „Und sie gingen beide miteinander.“ Diese Vertrautheit wird betont.
So war es auch bei dem Herrn Jesus, als er nach Golgatha ging – in Gemeinschaft mit dem Vater.
Ein drittes Mal steht in Vers 19: „Und Abraham kehrte zu seinen Knaben zurück, und sie machten sich auf und zogen miteinander nach Beerscheba. Abraham wohnte zu Beerscheba.“ Dreimal wird diese vertraute Gemeinschaft beschrieben: „Sie gingen miteinander.“
Hier nun sind es nicht zwei Männer, Vater und Sohn, sondern Schwiegermutter und Schwiegertochter. Sie gehen miteinander nach Bethlehem, zu dem Ort, wo später der Erlöser geboren werden sollte. Aber damals wusste sie davon nichts.
Nochmal Vers 19: „Und so gingen beide, bis sie nach Bethlehem kamen.“ Und es geschah, als sie nach Bethlehem kamen, da geriet die ganze Stadt ihretwegen in Bewegung – und das ganze Dorf, wie man es auch übersetzen kann.
Sie sprachen: „Ist das nicht Naomi?“ Das ist aufrüttelnd. Nach Jahren, nach zehn Jahren, kommt sie zurück nach Bethlehem. Sie war nicht vergessen. Die ganze Stadt kommt in Bewegung. Da ist etwas geschehen. Diese Naomi kommt zurück – und dann ist noch eine mit dabei.
Hier wusste man nichts von all dem. Aber es war eine Aufregung. Könnte man das nicht auch übertragen, wenn zum Beispiel jemand aus der Gemeinde weggeht und man sieht, die Person geht einen verkehrten Weg? Was geschieht dann? Man vergisst die Person, und keiner betet mehr für sie.
Und wie ist es, wenn die Person nach zehn Jahren zurückkehrt? Kommt dann eine Bewegung in der Gemeinde auf, oder sagt man: „Wer ist das?“
Aber hier war es ganz anders. Die ganze Stadt, das ganze Dorf Bethlehem, kommt in Bewegung. Es bedeutet ihnen etwas, dass diese Frau zurückkommt. Sie sagen: „Ist das nicht Naomi, meine Liebliche?“
Oh, da haben sie den Nerv genau getroffen.
Naomi nennt sich „die Bittere“ und die Parallele zu Hiob
Vers 20
Übrigens muss ich noch etwas erklären: Dieses Bild hier zeigt Alkerak, eine Stadt im Gebiet des alten Moab, in Jordanien. Man sieht dort eine Kreuzfahrerfestung. Alkerak entspricht der Stadt Kir oder Kir Moab im Alten Testament. Das ist also auch eine dieser speziellen Städte, die von Moab in der Bibel erwähnt werden. Neben Alkerak habe ich zum Beispiel Medeba erwähnt, und man könnte noch weitere nennen. Aber hier ist Alkerak, das ist Kir, Kir Moab.
Nun zeigt Vers 19 die Ankunft in Bethlehem, und wir gehen weiter zu Vers 20. Dort spricht sie zu den Bethlehemittern: „Nennt mich nicht Naomi, meine Liebliche, nennt mich Mara, die Bittere, denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht.“ Sie gibt Gott die Schuld. Sie sagt nicht: „Ich bin den falschen Weg gegangen, es tut mir leid.“ Ja, das ist auch schwierig, wenn jemand nach zehn Jahren zurückkommt und man merkt, dass keine volle Wiederherstellung geschehen ist.
Aber wir sehen in den weiteren Kapiteln, dass es zu einer Wende im Leben von Naomi kommt. Doch es brauchte noch mehr. Vielleicht braucht es dann eben den Dienst der Geschwister der örtlichen Gemeinde, damit eine volle Wende geschieht. Also nicht einfach nur Freude – „Es ist alles gut und wir machen nichts.“ Nein, es ist wichtig, dass es eine geistliche Wiederherstellung gibt, die vollständig ist.
Aber hier sieht man, dass es nicht in Ordnung ist: Sie gibt Gott die Schuld. Und sie nennt ihn nicht einfach „der Herr“ oder „Gott“, sondern sie sagt „der Allmächtige hat es mir bitter gemacht“. Warum sagt sie „der Allmächtige“? Das drückt irgendwie eine Frustration aus. Gott kann alles. Er verfügt einfach, und gegen ihn kann ich sowieso nicht ankommen. Er hat alles so geleitet, ich habe keine Chance. Müssen wir eine Chance haben gegen Gott? Nein. Aber das drückt auch ein Schmollen gegenüber Gott aus.
Auch hier gibt es eine Parallele: Hiob war ein ganz besonders gerechter und gottesfürchtiger Mann, und er kam in großer Not. Sechs Prüfungen kamen über ihn, und die hatte er alle bestanden. Das heißt, in den ersten vier Prüfungen heißt es, er sündigte nicht, er gab Gott die Ehre: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen.“ In weiteren Prüfungen sieht man, er sündigte nicht mit seinen Lippen, also er sagte nichts, was nicht recht gewesen wäre. Aber es wird nicht mehr gesagt, dass er nicht gesündigt hat, wie bei den ersten Prüfungen.
Dann kam die siebte Prüfung, die schwerste, obwohl er nichts mehr verlieren konnte. Nach der sechsten Prüfung sagte seine eigene Frau: „Sprich dich von Gott los und stirb!“ Da antwortete er: „Nein, das geht gar nicht, du sprichst wie die Toren.“ Toren sind diejenigen, die die gottlosen Menschen meinen. Nein, auch das hat ihm nicht das Rückgrat gebrochen. Das ist eine ganz schwierige Prüfung, wenn die eigene Frau nicht mehr hinter einem steht, aber er geht trotzdem den Weg der Treue.
Dann kam die siebte Prüfung: Drei Freunde kamen von weit her, einer sogar aus dem heutigen Saudi-Arabien. Sie setzten sich zusammen, kamen, um ihn zu trösten, redeten sieben Tage lang nicht, und dann explodierte Hiob.
Was ist mit ihnen? Sie kamen ja, um ihn zu trösten. Wörtlich heißt es sogar, um ihr Beileid zu bezeugen, und das bedeutet wörtlich, den Kopf zu schütteln im Hebräischen. Sie sollten kommen, um ihn zu trösten und ihm zu sagen: „Hiob, wir verstehen auch nicht, warum du als so gerechter Mann solche Dinge durchmachen musst.“ Und das kann wirklich helfen, wenn wir jemandem beistehen, ihn trösten und sagen: „Wir verstehen es auch nicht.“ Aber einfach mitfühlend, ohne zu sagen, das soll das und das bedeuten.
Übrigens habe ich eine Liste mitgenommen, das sind die Punkte eins bis sechs: Ja, nein, sie kamen, um zu sagen, wir verstehen es auch nicht, wir stehen auch vor einem Rätsel. Und in diesen sieben Tagen merkte Hiob, dass sie etwas studierten. Ich weiß, was: Sie überlegten sich, Hiob sei ein Heuchler. Wir haben uns in ihm getäuscht, und jetzt hat er die Strafe Gottes für das verborgene Sündigen in seinem Leben. Das war der perfekte Heuchler. Aber sie sagten nichts.
Man merkt, wenn Leute etwas denken – ja, man ist ein Kartoffelsack, es gibt auch solche, die merken gar nichts – aber das merkt man. Die müssen gar nichts sagen. Und das war die schwierigste Prüfung: Dass er in seiner Geistlichkeit in Frage gestellt wurde. Das brachte ihn dazu, dass er tobte und begann, sich wirklich gegen Gott zu versündigen. In seinen Reden hat er Dinge gesagt gegen Gott, die er nie hätte sagen dürfen.
Die Freunde konnten das, und es machte alles noch schlimmer. Sie drückten ihn an die Wand, und schließlich hatten sie ihn fast dort, wo sie ihn am Anfang zu Unrecht wähnten. So geht das. Das ist das Gesetz von Aktion und Reaktion in der Physik, und das gilt auch im Zwischenmenschlichen und rechtlich. Sie machen die Runden, diskutieren und diskutieren, bis schließlich Hiob das letzte Wort hat. Der Jüngste der drei sagt schon gar nichts mehr. Mit dem kann man nicht sprechen, der lässt sich gar nichts sagen. So endet die Diskussion. Er ist so von sich eingenommen!
Dann erscheint ein vierter Freund, ein junger Mann, Elihu. Er beginnt auf wunderbare Weise, die Dinge zu erklären, und macht klar, dass es nicht immer so ist, dass jemand, der unter der Zucht Gottes steht oder unter seinen Leiden leidet, ein großer Sünder ist. Sondern Gott benutzt Leiden auch, um uns zu erziehen. Es ist nicht immer ein Gericht, sondern Gott benutzt es, um zu erziehen.
Er spricht dann über ein Gewitter, einen schrecklichen Sturm, und beschreibt, wie schließlich alle Wolken verschwinden und der Himmel glatt wie ein Spiegel ist. Damit deutet er bereits an, dass nach diesem Sturm im Leben von Hiob eine völlige Auflösung kommen sollte. Hiob gibt keine Antwort, er schweigt. Das Wort von Elihu hat in seinem Herzen etwas bewirkt, aber er war noch nicht wiederhergestellt.
Dann, in Kapitel 38, erscheint Gott selbst in einem Sturm und spricht zu Hiob. Er spricht über die Schöpfung und stellt Hiob mehr als siebzig Fragen. Hiob hatte echte Mühe, diese Fragen zu beantworten. Es waren Fragen über Gott und sein Handeln in der Schöpfung.
Darauf möchte ich hinaus: In Hiob 39, nachdem Gott also schon eine ganze Reihe dieser insgesamt über siebzig Fragen gestellt hatte, steht in Hiob 40, Vers 1: „Und der Herr antwortete Hiob und sprach: Will der Tadler rechten mit dem Allmächtigen?“ Man beachte das Wort „Allmächtiger“. Wie im Mund von Naomi – will der Tadler rechten mit dem Allmächtigen? Also willst du mir, dem Allmächtigen, etwas vorwerfen, dass ich falsch gehandelt habe? Der da Gott zu Recht weist, antworte darauf! Sehr ernst spricht Gott mit ihm.
Dann sagt Hiob: „Hiob antwortete dem Herrn und sprach: Siehe, zu gering bin ich. Was soll ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund. Einmal habe ich geredet, und ich will nicht mehr antworten, und zweimal, und ich will es nicht mehr tun.“ Was ist das? Dafür gibt es ein deutsches Wort, und das heißt schmollen. Das ist keine Umkehr. Er sagt einfach: „Du bist mir zu groß, du bist sowieso der Allmächtige, du kannst tun, was du willst, und wenn ich etwas sage, bringt das ja gar nichts, ich habe nichts zu sagen.“ Aber das ist noch keine Wiederherstellung.
Dann spricht Gott weiter aus dem Sturm. Er spricht über den Behemoth und den Leviathan, zwei ganz besondere Geschöpfe: Behemoth, ein Landsaurier, und Leviathan, ein Wassersaurier. Was geschieht nach diesem Biologieunterricht? In Kapitel 42, Vers 1 antwortet Hiob dem Herrn und spricht: „Ich weiß, dass du alles vermagst und kein Vorhaben dir verwehrt werden kann. Wer ist es, der den Rat verhüllt ohne Erkenntnis?“ Da nimmt er Gottes Frage vom Anfang von Kapitel 38 auf, wo Gott gesagt hat: „Wer ist es, der den Rat verhüllt mit Worten ohne Erkenntnis?“ Das heißt: Wer ist es, der Gottes Ratschluss verdunkelt, indem er Worte spricht, die alles zudecken, was Gott tut, sodass der Mensch Gottes Weisheit nicht erkennt?
Jetzt nimmt Hiob das wieder auf: „Wer ist es, der den Rat verhüllt ohne Erkenntnis? So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand, Dinge zu wunderbar für mich, die ich nicht erkannte. Ich hätte gar nichts sagen sollen.“ Alles, was er gesagt hat, hat eigentlich dazu gedient, den wunderbaren Ratschluss Gottes zu verdunkeln, der verborgen war. Was da im Himmel abging – Hiob I und II – das hatte Hiob nicht gewusst. Und da war ein höherer Plan, den die Menschen nicht kannten, auch die Freunde nicht. Hiob hat das alles durch sein Reden verdunkelt, seine Freunde auch, aber hier spricht er nur von sich.
Da sieht man, dass Wiederherstellung geschieht. Dann sagt er: „Höre doch, und ich will reden, ich will dich fragen, und du belehre mich.“ Gott hat ihn gefragt und hat gemerkt: Wie soll ich diese über siebzig Fragen beantworten? Geht ja gar nicht. Aber umgekehrt wäre es schön: Ich stelle Gott Fragen, und er antwortet mir, und ich lerne.
Dann sagt Hiob: „Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen.“ In seinem ganzen Glaubensleben hatte er noch nie eine Gottesbegegnung gehabt. Mit seinen Augen hat er ohne zu sehen geglaubt, aber dann erschien Gott im Sturmwind. Das sollte den schrecklichen Sturm im Leben von Hiob darstellen, und dann hat er die Botschaft verstanden.
Jetzt habe ich Gott gesehen, und er sagt in Vers 6: „Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche.“ Dann kommt die völlige Wiederherstellung Hiobs, und alles wird ihm doppelt zurückgegeben. Da ist er wirklich wiederhergestellt worden, und er kam in seinem Glaubensleben einen Schritt weiter. Es hat dazu gedient, dass in seinem vollkommenen, treuen Glaubensleben ganz am Anfang doch ein Stolz im Herzen verborgen war, und das hat Gott durch Erziehung korrigiert. So kam Hiob weiter.
In Kapitel 42 haben wir den Himmel glatt wie ein Spiegel, wie Elihu es beschrieben hat. Aber es brauchte verschiedene Etappen, und eine Etappe war, dass Hiob schmollte. Er erkannte: Gott steht über allem, aber ich habe nichts zu sagen. Das ist keine Buße. Und das war das Problem von Naomi.
Darum sollte dieser Exkurs einfach klar machen: Sie gibt dem Allmächtigen die Schuld, sie schmollt, sie sagt: „Er ist allmächtig, ich kann sowieso nichts.“ Weiter in Vers 21 heißt es: „Voll bin ich gegangen, und leer hat mich der Herr zurückkehren lassen.“ Ja, sie ging mit der ganzen Familie, und alle sind in Moab gestorben. Aber so wirklich leer war sie auch nicht, denn da kam Ruth mit, die später in Ruth 3 von Boas genannt wird, eine tüchtige Frau. Der Ausdruck stammt aus Sprüche 31, Vers 10.
Noch etwas: Wir sehen also die Rückkehr aus dem Ausland, und sie sagt, sie sei leer gekommen. Denken wir zurück an die Reise von Abraham. Er ging auch weg aus dem verheißenden Land nach Ägypten, und es ging alles schief. Es war ein falscher Weg. Aber dann kehrte er zurück ins verheißene Land. Was wird gesagt? Abraham hatte viel Vieh, Kamele, Knechte und Rinder. Dann kam es zum Streit mit Lots Hirten, denn es war kein Platz mehr.
Warum hatten sie nicht schon vorher Streit? Ja, Abraham war in Ägypten, am falschen Ort, und er kam nicht leer zurück. Der „liebe Bruder“, angeblicher Bruder von Sarah, sagte: „Ich bin der Bruder von Sarah.“ Er war der Halbbruder. Damals war das noch möglich. Damit wollte er sagen, ich bin nicht der Ehemann. Das führte dazu, dass Abraham viele Hochzeitsgeschenke vom Pharao bekam. Das wird in 1. Mose 12 beschrieben: Viele Tiere, Knechte und Mägde. So kehrte er übervoll zurück.
Der, der schon reich war, konnte nicht sagen: „Voll bin ich gegangen und leer bin ich zurückgekehrt“, sondern „Voll bin ich gegangen und noch voller bin ich zurückgekehrt“. So sehr, dass es Streit gab. Es heißt, die Kanaaniter wohnten damals im Land (Kapitel 13), um zu sagen, sie haben das alles mitbekommen – Streit unter den Gläubigen.
Es war nicht unbedingt einfacher für Abraham, übervoll zurückzukehren, als für Naomi, leer zurückzukehren. Abraham musste weiter Jahre warten, bis endlich der verheißene Sohn kam. Schließlich sagte er sich: „Wir müssen das selber machen.“ Sarah sagte ihm, es gäbe die Möglichkeit, die Magd zu heiraten. Es gab damals ein heidnisches Gesetz: Wenn eine Herrin keine Kinder bekam, konnte der Herr die Sklavin heiraten, und das Kind wurde ihm zugerechnet. Man musste Gottes Wort ein bisschen uminterpretieren, nicht so wörtlich.
Abraham heiratete Hagar, und Gott sprach dreizehn Jahre nicht mehr mit Abraham. Da war wirklich eine Blockade. Aber woher hatte er eine ägyptische Magd? Er, der aus Südirak ins verheißene Land gekommen war. Abraham machte eine Reise nach Ägypten, einem falschen Ort, und dort bekam er eine ägyptische Magd. Daraus entstand die Ehe Abraham-Hagar, daraus Ismael, aus Ismael die Ismaeliter, aus den Ismaelitern Muhammad und von Muhammad der Koran und das, was wir heute haben.
Es ist unglaublich, aber weil er übervoll zurückkehrte. Das war auch ein Trick von Satan, ihn übervoll zurückkehren zu lassen. Wenn man leer zurückkommt, ist das eigentlich eine Chance, wirklich umzukehren.
So sagt Naomi weiter: „Warum nennt ihr mich Naomi, da der Herr jetzt – nennt sie ihn wenigstens mit dem Namen Herr, das ist der Name für den Bundesgott, der treu zu seinen Verheißungen steht – da der Herr gegen mich gezeugt und der Allmächtige mir Übles getan hat.“ Sie gibt Gott immer noch die Schuld.
Aber Vers 22 sagt: „Und so kehrte Naomi zurück, und Ruth, die Moabiterin, ihre Schwiegertochter, mit ihr, die aus den Feldern von Moab zurückkehrte.“ Sie kam nach Bethlehem beim Beginn der Gerstenernte, also unmittelbar nach dem Passafest. Dort durfte sie sich an der Gerstenernte beteiligen, die so reich ausfiel, weil Gott sein Volk in seiner Gnade nochmals heimgesucht hatte.
Wir werden sehen, dass durch diese Güte und Freundlichkeit Naomi schließlich wiederhergestellt wird. Das erinnert uns an Römer 11. Ich möchte zum Schluss noch diese Stelle erwähnen, und dann gehen wir zum Abendessen.
Römer 11, Vers 22: Es geht um Gottes Wege ganz umfassend mit dem Volk Israel. Dort steht: „Siehe nun die Güte und die Strenge Gottes.“ Immer wenn wir die Heilspläne Gottes in der Bibel von 1. Mose bis Offenbarung studieren, müssen wir auf die Güte Gottes und die Strenge Gottes achten. Gott benutzt beides.
So wie auch gute Eltern in der Erziehung Güte und Strenge brauchen. Nicht nur Güte, denn dann werden die Kinder verdreht. Auch nicht nur Strenge, denn dann werden die Kinder mutlos, hart oder bitter. Nein, die richtige Verbindung – so wie Gott in seinen Wegen das gezeigt hat – ist Güte und Strenge.
Jetzt sehen wir bei Naomi zuerst die Strenge Gottes, die nötig war, damit sie leer zurückkehren konnte, und dann die Güte Gottes, die sie zur völligen Wiederherstellung bringt – und zwar ohne Wiederheirat. Das ist interessant: Die Frau wird glücklich ohne das Rezept, das sie sich einfach so in den Kopf gesetzt hatte.
Ja, dann wollen wir hier stoppen.
Gottes Güte und Strenge im Umgang mit seinem Volk
Zum Schluss möchte ich noch eine Stelle erwähnen, bevor wir zum Abendessen übergehen, das wir ganz gemütlich genießen können, wenn man 25 Minuten Zeit hat.
In Römer 11,22 geht es um Gottes Wege im Zusammenhang mit dem Volk Israel. Dort heißt es: „Siehe nun die Güte und die Strenge Gottes.“
Wenn wir die Heilspläne Gottes in der Bibel von 1. Mose bis zur Offenbarung studieren, müssen wir sowohl auf die Güte Gottes als auch auf die Strenge Gottes achten. Gott benutzt beides. So wie auch gute Eltern in der Erziehung sowohl Güte als auch Strenge brauchen.
Nicht nur Güte, denn dann können Kinder verwöhnt werden. Aber auch nicht nur Strenge, denn das macht Kinder mutlos, hart oder bitter. Die richtige Verbindung ist wichtig, so wie Gott es in seinen Wegen gezeigt hat: Güte und Strenge.
Jetzt sehen wir bei Naomi zuerst die Strenge Gottes, die notwendig war, damit sie leer zurückkehren konnte. Danach folgt die Güte Gottes, die sie vollständig zur Wiederherstellung bringt – und zwar ohne Wiederheirat.
Das ist auch interessant: Die Frau wird glücklich, ohne das Rezept, das sie sich einfach so in den Kopf gesetzt hatte.
Hier wollen wir nun stoppen.