Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Heute beschäftigen wir uns mit Hohelied 4, ab Vers 1, zum Thema „Du bist schön, meine Freundin“.
Zuvor möchte ich jedoch einen wichtigen Nachtrag zum letzten Mal machen. Deshalb schlage ich vor, dass wir gemeinsam nochmals ab Hohelied 3, Vers 6 lesen. So hat man die Verse noch einmal vor sich.
Anschließend werden wir uns ganz besonders Hohelied 4, Verse 1 bis 5, ausführlich anschauen.
Einführung und prophetische Deutung der Flucht in die Wüste
Darf ich bitten, Hohelied 4: Wer kommt da von der Wüste herauf? Es sieht aus wie Rauchsäulen, ein Duft von Weihrauch und Myrrhe, von allerlei Gewürzpulver der Krämer.
Siehe da, Salomos Sänfte! Sechzig Helden sind rings um sie her, Helden Israels. Sie alle sind mit Schwertern bewaffnet und im Krieg geübt. Jeder trägt sein Schwert an der Seite, damit nichts zu fürchten sei während der Nacht.
König Salomo ließ sich eine Sänfte machen aus dem Holz des Libanon. Ihre Säulen ließ er aus Silber fertigen, ihre Lehne aus Gold, ihren Sitz aus Purpur. Das Innere wurde mit Liebe von den Töchtern Jerusalems ausgestattet.
Kommt heraus, ihr Töchter Zions, und betrachtet König Salomo mit dem Kranz, mit dem seine Mutter ihn geschmückt hat, an seinem Hochzeitstag, am Tag der Freude seines Herzens.
Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön! Deine Augen sind wie Tauben hinter deinem Schleier, dein Haar gleicht der Ziegenherde, die vom Bergland Gilead herabwallt. Deine Zähne gleichen einer Herde frisch geschorener Schafe, die von der Schwemme kommen, die alle Zwillinge tragen und von denen keines unfruchtbar ist.
Deine Lippen sind wie eine Karmesinschnur, und dein Mund ist lieblich. Wie Granatäpfelhälften sind deine Schläfen hinter deinem Schleier. Dein Hals gleicht dem Turm Davids, zum Arsenal erbaut, mit tausend Schildern behängt, allen Schildern der Helden.
Deine beiden Brüste gleichen jungen Gazellen, Gazellenzwillingen, die zwischen den Lilien weiden.
Wir haben zuletzt gesehen, dass in diesem kurzen Abschnitt, der eine in sich geschlossene Szene darstellt (Hohelied 3,6-11), Sulamit und Salomo in einer Sänfte aus der Wüste heraufgetragen werden und nach Jerusalem gehen. Dort werden die Töchter Jerusalems aufgerufen, den König Salomo in seiner königlichen Herrlichkeit zu betrachten.
Wir haben festgestellt, dass dies prophetisch darauf hinweist, dass der gläubige Überrest aus Israel, der sich nach der Entrückung bekehren wird, fliehen wird in die Wüste.
Ich wiederhole: Wir haben gesehen, dass in Matthäus 24,15-22 der Herr Jesus sagt, der Beginn der großen Drangsal werde markiert sein durch das Götzenbild, das der Antichrist auf dem Tempelplatz in Jerusalem aufstellen wird. Der Herr Jesus sagt dem Überrest, wenn ihr diesen Gräuel an heiligem Ort seht, dann müsst ihr auf die Berge fliehen. Und das wird geschehen.
In der ersten Phase werden die meisten der 144.000, die sich nach der Entrückung bekehren, auf die Berge fliehen. Das wird beim nächsten Mal ein ganz spezielles Thema sein, nämlich in Hohelied 4,7 und folgende. Du kannst das auch gerne schon einmal lesen.
Die Berufung aus den Bergen und die Versorgung in der Wüste
Nur so vorwegnehmend: Alexander, Kapitel 4, Verse 7 und 8. Schön bist du, meine Freundin, in allem, und kein Makel ist an dir. Komm mit mir vom Libanon, meine Braut, komm mit mir vom Libanon! Steig herab vom Gipfel des Amarna, vom Gipfel des Chenier und des Hermon, von den Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Leoparden.
Ja, von dort wird sie gerufen, von den Bergen herunter. Eine ganze Serie von Bergen wird hier erwähnt: Libanon und Amarna – das werden wir beim nächsten Mal anschauen – ein Gipfel eben des Antilibanon. Dann der südliche Ausläufer, der Hermon, Senir mit dem höchsten der drei Gipfel und überhaupt der Hermon.
Nachher werden sie von dort aus weitergehen nach Jordanien, und zwar auf der anderen Seite des Toten Meeres, in Moab. So ist es in Jesaja 16,3-4 beschrieben. Dort wird Gott sie dreieinhalb Jahre in der Wüste versorgen. Wir haben das letzte Mal Offenbarung 12 gelesen: Die Frau, die Israel darstellt, flieht in die Wüste für dreieinhalb Jahre und wird dort von Gott versorgt.
Wir haben aber noch nicht Jeremia 31, Vers 2 gelesen. Das ist auch eine wichtige Stelle im Blick auf diesen Aufenthalt in der Wüste. Alexander, darf ich bitten? So spricht der Herr: Ein Volk, das dem Schwert entflohen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen.
Jawohl! Also wird dieser Überrest, der auf die Berge flieht und dann nach Moab geht, vor der Katastrophe der großen Drangsal verschont werden. Dieser schrecklichste Weltkrieg wird beginnen mit dem Erstschlag des Königs des Nordens, der von Norden her ganz Israel überrennen wird. Aber das werden wir später noch genauer anschauen; das ist nur eine kurze Vorwegnahme.
Er wird nicht nur das ganze Land Israel überrennen, sondern auch Jordanien angreifen. Es wird also eine riesige Koalition von mehreren Armeen sein. Nordjordanien wird angegriffen werden, Ammon, aber nicht Moab. Das können wir klar aus Daniel 11,40-45 sehen. Und das ist eben so interessant, dass genau Moab ausgespart wird.
In Edom, dem jordanischen Bergland südlich vom Toten Meer, wird in der großen Drangsal eine furchtbare Schlacht von ehemaligen Bundesgenossen Jordaniens stattfinden, die gegen Jordanien ziehen werden. Moab aber wird verschont bleiben – genau der Ort, wohin der Überrest geht. Es ist quasi ausgespart.
Darum heißt es hier: So spricht der Herr, das Volk, das dem Schwert entronnen ist, wird eben dem Schwert des Krieges entfliehen können. Sie haben Gnade gefunden in der Wüste. Gott sagt: Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen.
Genau das wird auch in Hohelied 3 dargestellt, wenn Salomo die Braut gewissermaßen von der Wüste her nach Jerusalem bringt. Und dann kommt der große Krönungstag.
Verbindung zu Ruth und geographische Besonderheiten des Flüchtlingsgebiets
Ja, jetzt hat Philipp noch eine Frage. Nein, nicht direkt. Aber natürlich, das ist dasselbe Land, aus dem Ruth stammt, die den wahren Gott kennengelernt hat.
Man kann also einen Zusammenhang herstellen: Araber in Jordanien könnten diese Juden verstecken. Beim letzten Mal haben wir bereits etwas über Moab gesehen. Hier ist noch ein weiteres Bild, das Wadi Mujib.
Das ist das biblische Wadi Arnon, wie es in der Bibel genannt wird, in Moab. Man kann erkennen, wie zerklüftet und ideal dieses Gebiet für solche Flüchtlinge ist.
Gottes Verheißung der Rückkehr und Erneuerung Israels
Ich gehe jetzt nochmals zurück, und wir wollen Hosea 2,16 aufschlagen. Das ist das Kapitel, in dem Gott darüber spricht, dass der Messias sich in der Endzeit mit Israel wieder in einem Ehebund vereinen wird.
Nun könnte jemand Hosea 2,16 lesen: „Darum siehe, ich will sie locken und in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden.“ Ist das nicht schön? Der Herr führt sie in die Wüste. Dort, in dieser Zeit, in der es um sie herum tobt, wird er in besonderer Weise ihre Herzen anrühren und zu ihnen sprechen.
Wenn man dann gleich weiterliest, in Vers 17, heißt es: „Und ich will hier und dort aus ihre Weinberge wiedergeben und ihr das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung machen, da sie dort singen sollen, wie in den Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, als sie aus dem Land Ägypten zog.“
Das bedeutet: Sie gehen ins Ausland, gewissermaßen verlieren sie das Land. Doch Gott sagt, er wird zu ihren Herzen sprechen und ihnen von dort aus das Land mit den Weinbergen wiedergeben. Er führt sie ins Tal Achor, das zu einer Tür der Hoffnung wird.
Das Tal Achor bedeutet „Tal der Trübsal“. Es liegt am Ende des Toten Meeres, nur wenige Kilometer nördlich davon, nahe Jericho. Dort befindet sich das Tal Achor. Vor etwa 2000 Jahren bauten die Römer eine Straße von Jericho über das Tal Achor – heute Oadi Kelt genannt – hinauf nach Jerusalem.
Der Überrest, der von jenseits des Toten Meeres zurückkehrt, wird diesen Weg gehen. Man kann hier eine Verbindung zu Ruth und Naomi ziehen, die ebenfalls zurück ins Land gingen. Sie kamen über den Jordan nach Jericho. Darum wird diese Rückkehr mit der Zeit ihrer Jugend verglichen, als sie aus Ägypten heraufzogen.
Der Ausdruck „wie an dem Tag“ ist ein fester hebräischer Ausdruck (Bejom). Er meint nicht einen bestimmten 24-Stunden-Tag, sondern eine Epoche. So wird „Tag“ oft in der Prophetie verwendet, besonders für die Endzeit.
Hier heißt es also: „wie an dem Tag, als sie aus dem Land Ägypten heraufzogen“ – also wie in der Epoche ganz am Anfang der Geschichte Israels. Damals kamen sie von jenseits des Jordans ins verheißene Land und nahmen es über Jericho in Besitz.
So wird dieser Überrest zurückkehren, ins Tal Achor gehen – und das hat eine besondere Bedeutung. Wer starb dort? Ein prominenter, aber berüchtigter Mann: Achan. Sein Name bedeutet auch „Trübsal“, ähnlich wie Achor. Deshalb wird Achan auch Achar genannt – Achan, Achar, Achor – alles die gleiche Wurzel.
Vor ihm wird gesagt, dass Achar Israel in Trübsal brachte, weil er von den Beutestücken Jerichos für sich genommen hatte. Die Bibel sagt wörtlich: „Achar bringt Israel in Trübsal.“ Dieses Tal ist ein trauriger Ort, denn dort musste er gesteinigt werden.
Doch jetzt heißt es: „Und dieses Tal Achor werde ich zu einer Tür der Hoffnung machen.“ Sie werden in das Tal hineingehen und von dort hinauf nach Jerusalem gehen. Das ist, wie ich schon beim letzten Mal sagte, eigentlich der Weg des Herrn Jesus in Lukas 19.
Jesus heilte dort den Blinden in Jericho, leitete Zachäus zur Umkehr, und dann ging er diesen Weg hinauf, um für uns in Jerusalem zu sterben und dort seine Krönung als Messias zu erleben.
Darum wird das hier so erklärt. Nun noch Vers 18 in Hosea 2: „An jenem Tag wird es geschehen, spricht der Herr, dass du mich mein Mann und nicht mehr mein Baal nennen wirst.“
Dann noch Vers 19, damit man es richtig versteht: „Und ich werde die Namen der Baale aus ihrem Mund entfernen, dass an ihre Namen nicht mehr gedacht werden soll.“
Israel wird dann den Herrn „mein Mann“ nennen. Der Überrest aus Israel wird sich in dem neuen Bund – einem Ehebund mit dem Messias, mit dem Herrn Jesus – vermählen. Gott sagt, dann wirst du mir sagen: „Mein Mann“ und nicht mehr „mein Baal“.
Das ist ein interessantes Wortspiel. Was heißt Baal? Herr. Wie nennt eine Frau in Israel ihren Ehemann? Sie sagt „Ba’ali“, Baal. Baal bedeutet Herr und auch Ehemann. Jede Frau sagt „Ba’alli“ – mein Mann.
Das ist ein normales Wort für Ehemann. Doch hier wird gezeigt, dass Israel früher Gott als Baal bezeichnete. Sie identifizierten den wahren Gott der Bibel mit dem Hauptgott der Kanaaniter, einem Götzen.
Hinter diesem Götzen verbargen sich dämonische Geister und Satan selbst. Das nennt man heute Synkretismus, Religionsvermischung.
Gott sagt: Du wirst mich nicht mehr „Ba’ali“ nennen, und das Thema Baal wird kein Thema mehr sein. Israel wird einen anderen Ausdruck brauchen, um „mein Mann“ zu sagen – aber nicht mit dem Wort Baal.
Die Sammlung des Überrests und die Rückkehr unter Gottes Führung
Ja, und dann sollten wir noch Micha 2,12 dazulesen: „Ich will dich, Jakob, sammeln, und zwar ganz sammeln. Ich will den Überrest Israels vollständig zusammenbringen, will sie vereinigen wie die Schafe in der Hürde, wie eine Herde auf ihrem Weinplatz, Weideplatz, dass es von Menschen wimmeln soll.“
Hier wird also davon gesprochen, dass der Überrest zusammengeführt wird, und zwar wie eine Schafherde von Bozra. Bozra ist eine Gegend im jordanischen Bergland, und der Überrest wird mit einer solchen Herde verglichen. Die Edomiter waren besonders tüchtige Schafzüchter. Wenn Israel Schafe verkaufte, brachte man Schafherden von dort drüben, bei Jericho, ins Land.
Der Überrest wird also zurückkehren wie eine Schafherde aus dem Bergland von Jordan, wie eine Schafherde von Bozra. Und wer geht vor ihnen? Der Herr Jesus.
Lies du auch noch Vers 13: „Der Durchbrecher wird vor ihnen hinaufziehen, sie werden durchbrechen und zum Tor ein- und ausziehen. Ihr König wird vor ihnen hergehen, und der Herr an ihrer Spitze.“
Ja, der Herr Jesus wird wiederkommen in Edom, südlich vom Toten Meer. Dort wird diese Schlacht ausgeübt, das haben wir schon in Jesaja 63 gelesen: „Wer ist dieser, der da kommt von Edom her, in hochroten Kleidern?“ Und dann sagt er, dass er die Völker zertritt, die sich gegen Jordanien wenden.
Auch in einem früheren Seminar haben wir Habakuk 3 gelesen, wo es heißt: „Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran“, wiederum aus diesem Gebiet. Dann wird er den Überrest quasi begleiten auf ihrer Rückkehr ins Land. Er wird über ihnen erscheinen, und sie werden auf dem Landweg zurückkehren.
Das sieht man sehr schön in Sacharja. Können wir das kurz noch aufschlagen? Dort erscheint er über ihnen, und sie werden in die Schlusskämpfe um Jerusalem eingreifen. In Sacharja 9 wird der Überrest aufgerufen, in Vers 12 zurückzukehren, eben aus der Wüste, aus Moab: „Kehrt wieder zur Festung zurück, ihr, die ihr auf Hoffnung gefangen liegt! Schon heute verkündige ich, dass ich dir zweifachen Ersatz geben will.“
In Jesaja 61,7 wird prophetisch gesagt, dass Gott Israel im tausendjährigen Reich alles doppelt erstatten wird, so wie Hiob nach all seinen Leiden. Sie werden also alles doppelt bekommen.
In Vers 13 heißt es: „Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt, und ich will deine Söhne, o Zion, erwecken gegen deine Söhne, o Griechenland, und ich will dich machen wie das Schwert eines Helden.“
Und jetzt kommt es: Der Herr wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil wird ausfahren wie ein Blitz. Gott, der Herr, wird in die Posaune stoßen und einherfahren in die Stürme des Südens. Der Herr der Herrscher wird sie beschirmen, und sie werden die Feinde verzehren und mit Schleudersteinen unterwerfen.
Sie werden trinken und laut sein vor Siegesfreude wie vom Wein, und sie werden voll Blut sein wie die Opferschalen, wie die Ecken am Altar. Der Herr, ihr Gott, wird sie an jenem Tag erretten, als die Herde seines Volkes.
Denn Edelsteine am Diadem sind sie funkelnd über seinem Land, denn wie vortrefflich und schön ist es! Korn gibt es, das junge Männer gedeihen lässt, und Most, der Jungfrauen erfreut.
So sehen wir, dass der Herr über ihnen erscheinen wird, in Stürmen, und sie quasi begleiten wird. Wie in Micha 2 gesagt wird, geht der Durchbrecher vor ihnen her als der gute Hirte, der die ganze Schafherde ins Land bringt.
Das wird in Hohelied 3,6 als Gleichnis dargestellt: Salomo, der König, zusammen mit Sulamit, kehren zurück aus der Wüste nach Jerusalem. Zusätzlich wird gesagt, dass diese Senfte von sechzig Helden umgeben ist, die alle fähig sind, das Schwert zu ziehen.
Hier ist Sulamit ein Bild des Überrests, der zurückkehrt. Diese Helden sind ebenfalls ein Bild des Überrests, jedoch aus einer anderen Perspektive: Sie kehren zurück, um in die Kämpfe einzugreifen.
Das Schwert steht dabei symbolisch für das Wort Gottes, wie wir es in Epheser 6,17 finden: „Das Schwert des Geistes ist das Wort Gottes.“
Judas 3 sagt, dass wir aufgerufen sind, „für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen“. So sind auch diese Helden ein Bild der Gläubigen, die die Aufgabe haben, für die Wahrheit mit dem Schwert, dem Wort Gottes, zu kämpfen.
Schön ist ihre Aufgabe: Sie schützen vor dem Schrecken in den Nächten. Das ist etwas, was das Volk Gottes durch zweitausend Jahre hindurch erlebt hat – ständig Bedrohungen durch falsche Lehren, das sind Schrecken in den Nächten.
Helden sind aufgerufen, mit dem Wort Gottes zu kämpfen.
Dann sehen wir, wie sie nach Jerusalem kommen. Sulamit ruft die Töchter Jerusalems auf, den König Salomo in seiner Schönheit zu betrachten, in seiner Krone.
Dazu noch ein Vers aus Jesaja 33,17: „Deine Augen werden den König in seiner Schönheit schauen, du wirst das Land erweitert sehen.“
Das ist eine direkte Parallelstelle zu Hohelied 3,11: „Kommt heraus, Töchter Zions, und betrachtet den König Salomo in der Krone, mit welcher seine Mutter ihn gekrönt hat am Tag seiner Vermählung und am Tag der Freude seines Herzens.“
„Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit.“
Das können wir natürlich auch übertragen auf den Gottesdienst der Gemeinde heute. Wenn wir zusammenkommen, um den Herrn zu preisen, zur Anbetung und zum Abendmahl, geht es auch darum, dass wir mit den Augen unserer Herzen – Vers 1 spricht ja von den Augen unserer Herzen – den Herrn Jesus betrachten in seiner Schönheit und Herrlichkeit.
„Du wirst deine Augen, die Augen deiner Herzen, den König schauen in seiner Schönheit.“
Ja, jetzt gehen wir weiter zu unserem eigentlichen Thema.
Symbolische Beschreibung der Schönheit der Braut
Das war der Nachtrag zu Hohelied 4,1: „Deine Augen sind wie Tauben.“
Hier wird wieder das Wort „Jonah“ verwendet, das wir bereits früher besprochen haben. Es gibt den Unterschied zwischen Turteltaube und Felsentaube, und hier geht es um die Felsentaube. Bevor wir etwas symbolisch oder geistlich übertragen, müssen wir den Text zunächst wörtlich verstehen.
Das Ganze ist hier kompliziert, weil ein Bild gebraucht wird, das wiederum mit einem anderen Bild verglichen wird. Wir haben ja schon früher im Zusammenhang mit dem Hohen Lied definiert, dass ein Symbol in der Bibel ein weit ausgedehnter göttlicher Gedanke ist, der auf eine eng begrenzte Form gebracht wird. Wenn ein Symbol dann sogar noch mit einem anderen Symbol verglichen wird, wird das Ganze noch komplexer.
Salomo beschreibt hier sieben Körperteile. Das zeigt übrigens, dass Ehemänner Detailisten sein sollten. Sie sollten ihre Frau nicht nur als Ganzes sehen, sondern jedes Detail beachten. So könnte man, wenn man sie fragt, was man eigentlich an seiner Frau schätzt, eine Liste erstellen: konkret, Punkt für Punkt. Das macht man ja auch in der Seelsorge. Wenn zwei Partner nichts Positives mehr aneinander finden, kann man jedem ein Blatt geben, auf dem sie aufschreiben, was sie eigentlich gut aneinander finden.
Das Problem bei Schwierigkeiten ist oft der sogenannte Röhrenblick: Man sieht nur noch das eine Problem und alles andere wird vergessen. Beim Autofahren lernt man, keinen Röhrenblick zu haben. Man darf nicht nur auf einen Punkt starren, sondern muss das Ganze überblicken, sonst gibt es einen Unfall. Röhrenblick ist gefährlich – nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Zwischenmenschlichen. Wenn man nur noch das Negative sieht, übersieht man alles andere.
Eine solche Liste kann helfen, um festzustellen, dass noch einiges in Ordnung ist – vielleicht sogar mehr als nur okay. Man kann sogar stolz sein – im guten Sinn. Im Französischen gibt es zwei Wörter für „stolz“: „fier“, was positiv ist, wenn man Freude an etwas hat, und „orgueilleux“, was Hochmut bedeutet. Hier geht es um den positiven Stolz, und das wird uns hier exemplarisch gezeigt.
Salomo beginnt mit den Augen (Vers 1), dann das Haar (Vers 2), die Zähne (Vers 3), die Lippen beziehungsweise den Mund (ebenfalls Vers 3), dann die Schläfen (ebenfalls ein Ausschnitt aus dem Gesicht), anschließend den Hals und schließlich die beiden Brüste. Sieben Bestandteile also.
Ganz groß sagt er in Vers 1: „Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön.“ Dann begründet er genau, was so schön ist, und beginnt mit den Augen. Er sagt: „Deine Augen sind Tauben.“ Das hatten wir ja schon früher, in Kapitel 1, Vers 15: „Siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben.“ Dort haben wir erklärt, dass die farbigen Federn der Tauben die Farben der Iris illustrieren, die bei jedem Menschen etwas Einzigartiges und Besonderes sind.
Hand aufs Herz: Weiß man wirklich, wie die Iris der eigenen Frau aussieht? Wie schön und vielfältig das ist? Salomo sagt also: „Deine Augen sind wie Tauben.“ Aber es wird noch komplizierter. Ich habe gesagt, es sind zwei Symbole, hier sind es sogar drei. Die Augen sind hinter deinem Schleier. Hier haben wir wirklich eine Verkettung von Symbolen. Sie trägt den Schleier, und die Augen sind ein wenig vom Schleier bedeckt. Was das bedeutet, schauen wir uns später an.
Dann vergleicht er die Haare mit einer Herde Ziegen. Aber es ist noch komplizierter: Nicht irgendeine Herde Ziegen, sondern eine Herde, die am Abhang des Gileadgebirges weidet beziehungsweise lagert.
Wie kann man Haare mit einer Herde Ziegen vergleichen? Das versteht man noch, ohne Orientale zu sein. Wenn sich Ziegen an den Abhängen bewegen, wirkt das wie das Haar. Aber hier sind wir schon beim Gebirge, Gilead.
Vorher: Die Haare werden mit einer Herde Ziegen verglichen. Wie kommt dieser Vergleich zustande? Wer schreibt schon in der Verlobungszeit: „Deine Haare sind wie eine Herde Ziegen“? Die Verbindung ist klar: Sie ist eine Israelitin, und typisch sind schwarze Haare. Im Nahen Osten vergleicht man das mit schwarzen Ziegen. Die Herde bringt Bewegung ins Bild, so wie das Haar gewellt und in Bewegung ist, von einer Ziege zur anderen, herabhängend und über das Gebirge Gilead verteilt.
Jetzt haben wir wörtlich herausgefunden, was gemeint ist. Die Übertragung folgt noch.
Kommen wir zu den Zähnen. Wie kann man Zähne mit Schafen vergleichen? Es geht um die Farbe: weiß. Hier steht: „wie eine Herde Schafe“. Das ist die Farbe, nicht schwarze Zähne, sondern weiße. Und nicht gebleicht, das wäre künstlich. Mit Schafen ist auch etwas Natürliches verbunden.
Der Vergleich bezieht sich auf geschorene Schafe. Und nochmals: Geschorene Schafe haben eine bestimmte Optik. Das sieht man auf Bildern. Es wäre schlecht, wenn die Zähne gelb wären – das wäre schlechte Zahnhygiene. Es müssen geschorene Schafe sein.
Dann heißt es noch mehr: Die Schafe kommen gerade aus dem Wasser. Warum dieser Vergleich? Sie kommen aus der Schwemme herauf. Man sieht es auf dem Bild: Die natürliche Feuchtigkeit des Speichels auf den Zähnen.
Der Speichel ist ein wichtiger Schutz gegen Karies. Das ist ein großes Problem, zum Beispiel bei Kiffern, die oft zu wenig Speichel produzieren. Das führt zu mehr Zahnproblemen, Löchern und Karies. Der Speichel schützt die Zähne, und darum ist dieser Schutz so wichtig.
Salomo sagt außerdem: „Alle sind Zwillinge gebären, keiner ist unfruchtbar.“ Was bedeutet das? Die Zähne sind alle gleichmäßig angeordnet, wie Zwillinge. Zwillinge sind immer zwei, einer links, einer rechts, und so sieht man die Zähne: paarweise angeordnet. Keiner ist unfruchtbar, das heißt, keine Lücke im Gebiss.
Was nützt ein schönes Gebiss, wenn ein Zahn fehlt? Das Gebiss von Sulamit war perfekt. So darf es nicht sein, aber so muss es sein.
Weiter geht es mit dem Mund. Salomo beschreibt den Mund als zierlich. Der Mund besteht aus Ober- und Unterlippe. Das Dünne der Lippen vergleicht er mit einem Karmesinfaden. Welche Farbe hat Karmesin? Rot, ein stark leuchtendes Rot, oft als Scharlach oder Karmesin übersetzt.
Weiß jemand, wie Karmesin auf Hebräisch heißt? Es ist „Tola'at-Schani“. „Shan'i“ würde schon reichen, das ist Scharlach. Die Bibel nennt es „Tola'at-Schani“, was „Wurm-Karmesin“ bedeutet. Das Bild macht klar, dass die Farbe aus den Würmern der Kermesschildlaus gewonnen wird.
In der Stiftshütte, beschrieben in 2. Mose 25, werden Farben wie roter Purpur, blauer Purpur, weißes Leinen und Karmesin verwendet. Diese Farben stammen aus den Würmern der Kermesschildlaus, die im Mörser zerstampft werden. Daraus entsteht die kostbare, sehr teure Farbe, die früher nur Reiche, Prinzen und Könige trugen, ebenso wie den blauen und roten Purpur.
Diese Farbe entspricht der Farbe des arteriellen Blutes, das sauerstoffreich und deshalb so schön rot ist. Was das bedeutet, schauen wir uns später an. Es ist eine Fundgrube geistlicher Wahrheiten.
Als nächstes kommen die Schläfen dran. Sie werden mit einem Granatapfel verglichen. Oft bilden die Überreste der Fruchtblätter einen Davidstern. Meistens sind es sechs, manchmal sieben, und es gibt perfekt einen Davidstern.
Am Salomontempel, am Eingang an den Säulen, waren Granatäpfel als künstliche Nachbildungen angebracht. Dort war auch das Symbol des Davidsterns schon vorhanden.
Salomo sagt, er sieht die Schläfe hinter dem Schleier und sieht, was durchschimmert. Das erinnert ihn an die einzelnen Samen innerhalb der Granate. Der Granatapfel ist der Inbegriff von Fruchtbarkeit, gerade wegen der Fülle von Samen, die jeder einzelne erfrischend sind.
Im Hohenlied werden wir noch mehr über Granatapfelsaft hören.
Dann vergleicht er den Hals mit dem Turm Davids. Das ist naheliegend, denn ein Turm ähnelt dem Hals. Sie lief gerade, der Hals war gerade – nicht schief. Das hat Bedeutung.
Wie Menschen gehen, kann etwas über ihre Geschichte erzählen. Als Illustration: Ich war eingeladen in Bukarest, Rumänien, zur Zeit der Diktatur Ceausescus. Man sagte mir, ich müsse aufpassen, wenn ich in die Gemeinde gehe, weil die Leute sofort erkennen, ob jemand aus dem Westen oder ein Rumäne ist.
Woran? Die Rumänen gingen irgendwie so gebeugt. Jahrzehnte von Unterdrückung und Diktatur haben das Volk körperlich zum Einknicken gebracht. Die Westler dagegen sind frei.
Es gibt ein hochmütiges Gehen – nicht im negativen Sinn –, aber der Westler ist frei und hat den Hals gerade. Das spricht von Freiheit.
Hier wird der Hals sogar mit einem Stadtturm verglichen, mit Waffen daran, zum Schutz. Etwas Kämpferisches ist dabei. „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ – jetzt bin ich schon beim Übertragen.
Zum Schluss vergleicht er die Brüste mit einem Zwillingspaar junger Gazellen, die am Boden liegen, ein bisschen zusammengekauert. Das ist die Verbindung.
Er sagt auch, dass die Gazellen unter den Lilien weiden. Das spricht von Reinheit. Das haben wir schon früher in Kapitel 1 erklärt: „Shoshana“ oder „Susanna“ heißt Lilie, und das ist speziell die weiße Lilie.
Nach dieser Knochenarbeit – das musste man zuerst klären – können wir jetzt zum geistlichen Genuss dieser Verse kommen.
So ist das allgemein beim Bibelstudium: Man muss investieren, und das kostet manchmal Mühe und Überwindung. Man hat nicht sofort Ergebnisse. Aber es heißt in Sprüche 23: „Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.“
Es kostet etwas – nicht unbedingt Geld, aber Einsatz, Energie und Mühe. Doch dann kommen die Früchte.
Die Treue der Braut und die Bedeutung des Schleiers
Die Augen sind wie Felsentauben – das haben wir bereits in Kapitel eins erklärt. Können wir das wiederholen? Sie sind treu. Ja, und zwar erklären die Tauben nochmals, dass sie lebenslang zusammenbleiben. Das ist typisch für Tauben: Sie bleiben als Pärchen lebenslang zusammen.
Im Tierreich sind etwa 95 Prozent der Tierarten nicht so. Warum? Weil sie Tiere sind. Das ist etwas ganz anderes. Und Tiere heiraten auch nicht. Für den Menschen hat Gott jedoch die Ehe gestiftet, in 1. Mose 2, und zwar die Einehe von einem Mann und einer Frau, die zusammen ein Fleisch werden sollen. Darum hier dieser Vergleich mit den Felsentauben: Treue.
Das heißt also, er rühmt Sulamit dafür, dass sie nur ihn verliebt anschaut. Ihre Hingabe, ihre Liebe gilt nur ihm allein. Dazu passt ein Vers aus dem Neuen Testament, Hebräer 12, Vers 2. Wie siehst du das, Alexander? „Indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete.“
Jawohl, also deine Augen sind wie Tauben. Das heißt, sie schauen mit Treue auf den König. Von uns wird gesagt, dass wir hinschauen sollen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Ein Kommentator zum Hebräerbrief hat als Titel geschrieben: „Jesus sehen“. Fünf Stellen findet man im Hebräerbrief, wo es genau um das Thema geht, den Herrn Jesus anzuschauen.
Es beginnt in Hebräer 2, Vers 8: „Wir sehen ihn aber mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ Und es geht dann weiter über die Kapitel. Hier finden wir das vierte Mal „hinschauend auf Jesus“. Die Fußnote der Elberfelder Bibel hat dazu eine wichtige Erklärung. Dort steht eigentlich „wegschauend“. Das Wort, das hier mit „hinschauend“ übersetzt wurde, heißt im Griechischen eigentlich „wegschauend“, wenn man es auseinander nimmt.
Aber das war das Wort, das die alten Griechen benutzten, wenn man auf einen Punkt ganz konzentriert hinsah. Warum? Denn dieses Wegschauen bedeutet, von allem anderen weg auf diesen Punkt zu schauen. Also heißt es wirklich, in Treue auf den Herrn zu schauen und sich nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen.
Das entspricht genau dem Gedanken, dass bei der Eheschließung gleichzeitig ein Nein an alle anderen gegeben wird. Das heißt: wegschauend auf den Einen hin. Und wenn wir schon im Hebräer 12 sind, das fünfte Mal im Hebräerbrief, kommt das vor in Vers 3. Alexander, liest du auch noch? „Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert.“
Jawohl, das Wort hier, „betrachtet den“, bedeutet nicht einfach nur schnell hinschauen, sondern betrachten. In der Kunst macht man Kunstbetrachtung. Man schaut sich ein Bild nicht einfach nur so an, sondern man betrachtet es. Zuerst die Übersicht, dann Details. Dann fällt auf, dass der Maler über die verschiedenen Dinge, die er darstellt, zusammenhängende Linien gelegt hat. Das fällt beim ersten Mal nicht gleich auf. Das ist Betrachtung.
Hier geht es darum, den Herrn Jesus zu betrachten: Wie hat er reagiert, als man gegen ihn gesprochen hat? Er hat erduldet und ist nicht zusammengebrochen. Das macht Mut, wenn man selbst am Zusammenbrechen ist. „Damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet.“
Jetzt haben wir noch ein drittes Symbol: „Deine Augen sind Tauben.“ Hinter deinem Schleier – was bedeutet der Schleier in der Bibel? Er steht für das Reserviertsein für den Ehemann.
Das können wir schön ableiten aus 1. Mose 24. Das ist diese wunderbare Liebesgeschichte von Isaak und Rebekka. Ganz interessant: In diesem Kapitel finden wir bleibende Grundsätze über die Brautwahl, die gültig sind durch das ganze Alte Testament, durch das ganze Neue Testament hindurch bis heute. Aber es gibt auch Spezialfälle.
Zum Beispiel: Ich kenne keinen einzigen Fall, wo ein Mann, Vater eines Sohnes, seinen Knecht geschickt hat, tausend Kilometer zu reisen, um die Richtige für seinen Sohn zu holen. Das kommt später in der Bibel nie mehr vor. Also ist das eine Geschichte mit einem Spezialfall. Isaak konnte nicht gehen, also ging der Knecht.
Wie der Knecht vorgegangen ist: Er ist nicht einfach losgezogen, sondern hat zuerst gebetet, und zwar noch bevor er etwas gesehen hat. Es gibt Leute, die entscheiden sich und beginnen dann zu beten. Das ist genau falsch. Dann sagt er auch zum Herrn: „Führ es doch so und so, damit ich erkennen kann, dass das die Richtige sein muss.“
Da kommt eine Frau heraus. Er beobachtet sie, wie sie so ist in ihrem Wesen. Er als Fremder fragt sie etwas, und sie bietet ihm an, für alle seine zehn Kamele Wasser zu schöpfen. Auch das ist speziell. Wie viel Wasser trinkt ein Kamel? Hundert Liter? Tausend Liter? Das sagt schon etwas über den Charakter aus. Es gibt schöne Mädchen, und sobald man von Arbeit spricht, sind sie nicht mehr da.
Sie aber sagt, ich hole das für dich, und sie schöpft für alle Kamele. Er schaut einfach zu und fragt: „Wer ist deine Familie?“ Sie antwortet, das sind genau die Verwandten von Abraham. Aber er sagt immer noch nichts. Er will jetzt schauen, nicht aufgrund von ein paar wenigen Punkten ist die Sache klar, sondern er überlegt sich: Aha, ja. Erst später beginnt er zu sprechen.
So ist es wichtig, dass man sich auch selbst prüft, wenn man gebetet hat. Und er erlebt Gebetserhörung. Irgendwie stimmt das, aber man sollte immer noch selbstkritisch sein, denn wir können uns in solchen Dingen irren. Schließlich offenbart er die Sache der Familie.
Es ist klar: Heiraten ist nicht nur eine Sache zwischen Isaak und Rebekka, sondern wenn man heiratet, heiratet man auch die Familie. Und das ist manchmal eine Freude und manchmal nicht. Aber eben, man heiratet mit. Er will auch das Urteil der Familie hören. Die sagen ihm, weil er einfach so erzählt hat, wie das gegangen ist: „Wir können dir weder Gutes noch Böses sagen. Die Sache ist von dem Herrn ausgegangen.“
So ist es auch wichtig: Ein junger Mann hält um die Hand der Tochter an. Ich saß einmal mit unserem Schwiegersohn an einem Teich in Singapur und wollte fragen, wie das gekommen ist. Er konnte viel erzählen. Er sagte nicht einfach: „Die Tochter ist so schön.“ Okay, das weiß ich auch, das muss er mir gar nicht erzählen. Aber das finden andere auch, das reicht nicht.
Nein, er fing gar nicht damit an. Er erklärte genauer: so und so, so und so, und wie er lange gewartet hat, und sie überlegt hat, ob das wirklich geht. Ganz am Schluss sagte er noch: „Und ich habe noch einen Punkt dazu – sie gefällt mir.“ Wenn das nicht dabei ist, dann geht es gar nicht. Das muss auch dabei sein.
Wenn einer meint, der Herr hat ihm das gezeigt, aber er hat keine Freude auf diesem Weg, das gibt es auch. Ich habe schon so einen Fall gekannt in der weiteren Verwandtschaft. Glücklicherweise hatten die Brüder ein offenes Auge. Sie sagten: „Mit unserer Schwester stimmt das nicht, sie ist gar nicht glücklich und nicht verliebt.“ Das muss auch dazukommen.
Allein das würde aber nicht reichen. Man kann sich in irgendwen verlieben. Aber sie war nicht verliebt. Dann haben sie sich gestellt und gefragt, was los sei. Der Mann packte aus. Sie merkten, sie hatte sich geirrt. Das gehört dann auch dazu.
Der Knecht von Abraham konnte es so erzählen, und es war überzeugend. Die Familie sagte: „Wir können hier nichts Böses, nichts Gutes sagen. Was sollen wir tun? Das ist von Gott ausgegangen.“ Dann rufen sie Rebekka: „Willst du mit diesem Mann ziehen?“ Das muss ihre Entscheidung sein. Es ist nicht einfach die Entscheidung der Familie. Die waren einverstanden, ja.
Aber das Ja ist ein Ja des Mannes und ein Ja der Frau – und beide müssen zustimmen. Es reicht nicht, wenn der Mann sagt: „Ich bin so überzeugt, dass das Gottes Wille ist“, und sie weiß es nicht. Dann fällt etwas, das geht nicht. Wohl schon hat sich manch einer überreden lassen, obwohl sie nicht überzeugt war. Aber er war so überzeugt.
Nein, beide müssen überzeugt sein. Wenn sie es nicht weiß, kann sie ihm sagen: „Wenn du so überzeugt bist, dann bin ich mir sicher, dass der Herr mir das auch so klar zeigen kann.“ Aber vorher darf es kein Ja geben. Wenn es dann klar ist, sagen sie: „So, bleibt noch ein bisschen.“
Der Knecht sagt: „Nein, wenn der Herr schon Gelingen gegeben hat, dann wollen wir jetzt gehen.“ Warum soll man noch warten und hinauszögern, wenn alles klar ist? Dann sollte man vorwärts machen. Es gibt junge Leute, die machen nicht vorwärts, obwohl sie könnten. Das kann gefährlich sein.
Warum eine riesengroße lange Verlobungszeit, wenn das nicht unbedingt nötig wäre? Dann mit Entschiedenheit vorwärts. Das ist der langen Rede kurzer Sinn. Wir wollten etwas von Birschlei hören, und das war jetzt alles die Einleitung dazu.
Die Geschichte von Isaak und Rebekka als Bild für den Schleier
Und zwar kommt sie schließlich in das verheißene Land auf dem Kamelritt. Liest du ab Vers 64?
„Und Rebekka blickte auf und sah Isaak.“
Du musst noch ein bisschen früher anfangen, Verzeihung, ab Vers 63 oder sogar Vers 62, damit man den Zusammenhang wirklich versteht.
„Und Isaak kam vom Brunnen des Lebendigen, der mich sieht, denn er wohnte im Negev, weil Isaak zur Abendzeit auf das Feld gegangen war, um zu beten. Und er blickte auf und sah, und siehe, Kamele kamen daher.“
Darf ich kurz unterbrechen? Isaak seinerseits ging in die Natur hinaus, die Edelfelder, um auf dem Feld zu sinnen. Es ist absolut korrekt, das auch mit „um zu beten“ zu übersetzen – er ging hinein in die Natur, um nachzudenken und mit dem Herrn zu sprechen. Das war seine Vorbereitung.
Und dann?
„Und Rebekka blickte auf und sah Isaak, da ließ sie sich vom Kamel herab und sprach zu dem Knecht: ‚Wer ist jener Mann, der uns auf dem Feld entgegenkommt?‘ Der Knecht sprach: ‚Das ist mein Herr.‘ Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich.“
Der Knecht erzählte Isaak alles, was er ausgerichtet hatte. Da führte Isaak sie in das Zelt seiner Mutter Sarah, nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau. Er gewann sie lieb, so wurde Isaak getröstet nach dem Tod seiner Mutter.
Ja, danke. Also, sie sieht plötzlich ihn. Sie hat also den ganzen Ritt von tausend Kilometern auf dem Kamel hinter sich. Ich muss sagen, das ist nicht sehr angenehm. Aber sie hatte schon etwas drauf: Als sie Isaak sieht, springt sie vom Kamel herunter. Andere würden zuerst warten, bis das Kamel abstiege, dann mit zwei, dann mit den anderen, und dann gemütlich absteigen. Sie springt von dem Tier herunter. Das zeigt schon ein bisschen etwas von ihrem Temperament.
Dann nimmt sie einen Schleier. Sie hat also nicht ständig einen Schleier getragen, sie war keine Muslimin. Aber jetzt zieht sie den Schleier an. Das ist nicht einfach ein Kopftuch. Ein Schleier ist ein Schleier. In 1. Korinther 11 wird von der Kopfbedeckung gesprochen, das ist kein Schleier, sondern eine Bedeckung. Das heißt, etwas auf dem Haupt zu haben, hat eine andere Bedeutung. Aber der Schleier ist wirklich ein Schleier, der verhüllt.
Das soll symbolisch ausdrücken: Ich entziehe mich den Blicken aller anderen. Ich bin reserviert für diesen Mann dort auf dem Feld.
Also der Schleier, das sagt uns Jerry, kurz und bündig: reserviert. Reserviert sein. Und das unterstreicht noch einmal: Deine Augen sind Tauben – Treue fürs ganze Leben und kein anderer als nur du.
Das soll eben auch unsere Haltung sein gegenüber dem Herrn Jesus: ihm die Treue zu halten und sich nicht von anderen Dingen abziehen zu lassen, die seinen Platz im Herzen streitig machen.
Der Herr Jesus sagt in Offenbarung 2 zu Ephesus:
„Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“
Und die erste Liebe bedeutet die Liebe, bei der der Herr Jesus den ersten Platz hat. Er gibt sich mit keinem anderen Platz zufrieden.
Darum sagt er zu Ephesus:
„Wenn du nicht Buße tust und wie du zur ersten Liebe zurückkehrst, werde ich deinen Leuchter wegrücken aus seiner Stelle. Dann werde ich euer Zeugnis als Gemeinde nicht mehr anerkennen.“
Der Herr will den ersten Platz haben in jedem unserer Herzen – und auch in der örtlichen Gemeinde.
Der erste Platz, und das drückt eben dieser Schleier aus: Er allein und nur er.
Die Bedeutung des langen Haares als Zeichen der Hingabe
Nun wenden wir uns dem Haar zu, das mit einer Herde Ziegen verglichen wird. Zunächst müssen wir klären, dass es hier um langes Haar geht, das mit den Abhängen des Gilead verglichen wird, wo diese Herde lagert. Es handelt sich also nicht um kurzes, sondern um langes Haar.
Was bedeutet das lange Haar der Frau? Es steht für Hingabe. Das ist dasselbe wie der Schleier. Es ist etwas Natürliches und bedeutet dasselbe, wie es der Apostel Paulus ebenfalls sagt. In 1. Korinther 11, Vers 15 heißt es: „Dagegen ist es für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar trägt, denn das lange Haar ist ihr anstelle eines Schleiers gegeben.“
Also hat das lange Haar die gleiche Bedeutung wie der Schleier. Es ist etwas, das die Frau ständig bei sich trägt. Es symbolisiert Treue und Hingabe.
Weiß jemand, welches Wort im Griechischen für langes Haar in 1. Korinther 11 verwendet wird und mit welchem uns bekannten Wort es eng verwandt ist? Es ist nicht „Nasirea“, aber darauf kommen wir gleich noch zurück. Danke für den Hinweis, das hätte ich fast vergessen. Dieses Wort ist verwandt mit dem Wort „Komet“. Ein Komet ist auf Deutsch ein Schweifstern, also ein Stern mit langem Schweif.
So bedeutet langes Haar eben genau das: ein langer Schweif. Es ist quasi wie ein Schleier und steht für Hingabe.
Man kann sagen, dass das lange Haar naturgemäß die Stellung der Frau darstellt. Gott hat die Frau als Hilfe und Ergänzung für Adam erschaffen. Gott sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mann allein sei; ihm fehlt etwas.“ Durch die Operation wurde klar, was ihm fehlte. Nach der Operation merkte Adam: „Da fehlt mir etwas.“ Dann musste er es suchen und fand das Gleiche. Es heißt: „Dieser ist einmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; dieser soll Mann heißen, denn von dem Mann ist sie genommen.“
Die Rabbiner leiten daraus ab, dass der Mann die Frau suchen soll und nicht umgekehrt. Denn Adam musste das, was ihm fehlte, suchen.
Die Frau wurde geschaffen, um auszufüllen und zu ergänzen. Das wird stellungsmäßig durch das Haar dargestellt. Der Schleier, wie bei Rebekka, bedeutet, dass sie zu der Gelegenheit diesen Schleier abnahm und ausdrückte: „Ja, ich bin für diesen Mann bestimmt, nach Gottes Plan.“
Nun wird das mit einer Herde Ziegen verglichen. Interessant ist, dass die Ziege das typische Opfer für das Sündopfer war.
Was bedeutet das? Danke für die Erinnerung, meine Tochter hat erwähnt, dass die Nasiräerhaare auch damit zu tun haben. In 4. Mose 6 wird erklärt, dass jemand aus Israel, der sich für eine bestimmte Zeit auf besondere Weise für den Herrn reservieren wollte, bestimmte Dinge erfüllen musste. Er durfte keine Trauben essen, weder frische noch getrocknete, keinen Traubensaft trinken, keinen Wein und nichts, was vom Weinstock kommt. Wein ist eine natürliche Freude, die Gott in die Schöpfung gegeben hat, doch dieser Mensch verzichtete um Gottes willen auf diese Dinge.
Während der gesamten Zeit der Absonderung durfte er, im Fall von Johannes dem Täufer sogar sein ganzes Leben lang, die Haare nicht schneiden. Die Haare wuchsen zu einem Schweif.
Das Wort „Nasiräer“ steht im Hebräischen für „abgesondert“. In Jeremia 7 wird das Wort „Nasiräer“ für langes Haar bei einer Frau verwendet, das von „abgesondert“ abgeleitet ist. Es steht für ungeschnittenes Haar, das grenzenlose Hingabe ausdrückt.
So wird das Bild noch klarer, gerade durch die Absonderung der Nasiräer, die völlige Hingabe symbolisiert.
Nun wird das lange Haar mit einer Herde Ziegen verglichen. Die Ziege war das typische Opfer für das Sündopfer. Es konnten auch andere Tiere verwendet werden, aber die Ziege war das klassische Opfer.
Dieses Bild spricht von Hingabe bis in den Tod. Da bleibt einem nur noch die Sprachlosigkeit.
Wenn Herr Jesus gewissermaßen seine Brautgemeinde sieht, beschreibt er deren Haar als eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gilead lagert – völlige Hingabe.
Abschluss und Ausblick
Die Zeit ist vorbei. Wir sollten hier aufhören und beim nächsten Mal mit der Erklärung der Zähne weitermachen.
Dabei werden wir sehen, was eine gesunde Zahnhygiene mit dem geistlichen Leben ganz praktisch und konkret zu tun hat. So viel zunächst von diesem Thema und dem Rest auch.