Einführung in die schwierige Thematik der Offenbarung 9
Wir befinden uns in Offenbarung 9, einem Kapitel, über das nicht oft gepredigt wird – und das aus gutem Grund. Es ist sicherlich eines der schwierigsten Kapitel der gesamten Offenbarung, die an sich schon nicht leicht zu verstehen ist. Wenn jemand also den Eindruck hat, gerade nicht viel zu verstehen, sollte das kein Grund zur Entmutigung sein. Vielmehr gilt es, interessiert zu bleiben und mehr lernen zu wollen.
Wir kommen nun zur fünften und sechsten Posaune in Offenbarung 9. Zuvor möchte ich aber kurz zusammenfassen für diejenigen, die beim letzten Mal nicht dabei waren.
Ab Offenbarung Kapitel 4 ist alles noch zukünftig. In den Kapiteln 4 und 5 sehen wir, wie Jesus Christus in der Zukunft das Buch mit den sieben Siegeln – das Buch der Ratschlüsse Gottes über diese Welt – nimmt. Dann öffnet er ein Siegel nach dem anderen. Mit jedem geöffneten Siegel kommen neue Gerichte Gottes über diese Welt.
Diese Gerichte werden alle nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden. Jesus Christus wird diejenigen, die heute zur Gemeinde gehören, indem sie ihn persönlich als ihren Retter kennen, noch evakuieren – also wegnehmen und entrücken –, bevor diese Gerichte beginnen.
Wir haben bereits gesehen, dass die sieben Siegel der Offenbarung so aufgebaut sind, dass mit jedem geöffneten Siegel ein neues Gericht über die Welt kommt. Das siebte Siegel ist dabei ganz besonders, denn es umfasst die große Drangsal. Diese Zeit umfasst die letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft von Jesus Christus als König und Richter der Welt.
Diese Zeit wird in Matthäus 24 als die große Drangsal bezeichnet. Jesus selbst sagt, dass es in dieser Zeit schlimmer sein wird als je zuvor seit Anfang der Schöpfung und auch nie wieder danach.
Das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten: Engel im Himmel blasen Posaunen, und mit jeder Posaune kommt ein ganz spezifisches Gericht über die Welt.
Die siebte Posaune ist der Höhepunkt der Posaunengerichte. Sie beinhaltet sieben Schalengerichte: Engel gießen im Himmel Schalen aus, und mit jeder symbolischen Handlung der Schale kommt ein Gericht über die Erde. Danach wird Jesus Christus als König und Richter der Welt kommen und das letzte Wort über diese Erde sprechen.
Wie gesagt, die sieben Posaunengerichte umfassen genau die Zeit der großen Drangsal, also die letzten dreieinhalb Jahre. In unserem Studium sind wir nun mitten in dieser Zeit angekommen, denn heute betrachten wir die fünfte und sechste Posaune.
Die fünfte und sechste Posaune in Offenbarung 9
Die fünfte Posaune: Der gefallene Stern und die Heuschrecken
Lesen wir einmal das Kapitel durch. Darf ich jemanden bitten, ans Mikrofon zu kommen?
Die fünfte Posaune
Und der fünfte Engel posaunte, und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war. Ihm wurde der Schlüssel zum Schlund des Abgrundes gegeben. Er öffnete den Schlund des Abgrundes, und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund wie der Rauch eines großen Ofens. Die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert.
Aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde. Es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben. Es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht dem Gras der Erde, auch nicht irgendetwas Grünem und keinem Baum Schaden zufügen sollten. Stattdessen sollten sie den Menschen schaden, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben.
Ihnen wurde der Befehl gegeben, dass sie diese Menschen nicht töten sollten, sondern dass sie sie fünf Monate lang quälen. Ihre Qual war die Qual eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, doch sie werden ihn nicht finden. Sie werden den Tod begehren, doch der Tod flieht vor ihnen.
Die Gestalten der Heuschrecken waren wie zum Kampf gerüstete Pferde. Auf ihren Köpfen war es wie eine Siegeskrone aus Gold. Ihre Angesichter waren wie Menschenangesichter. Sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie die von Löwen. Sie trugen Panzer wie eiserne Panzer.
Das Geräusch ihrer Flügel war wie das Geräusch von Wagen mit vielen Pferden, die in den Kampf laufen. Sie hatten Schwänze wie Skorpione und Stacheln. Ihre Macht lag in ihren Schwänzen, mit denen sie den Menschen fünf Monate lang Schaden zufügen konnten.
Über ihnen stand ein König, der Engel des Abgrundes. Sein Name ist auf Hebräisch Abaddon, und im Griechischen heißt er Apollyon.
Das eine Weh ist vorüber, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesen Dingen.
Die sechste Posaune: Die vier Engel am Euphrat und die große Kriegsarmee
Und der sechste Engel posaunte. Ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott steht. Diese Stimme sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, und sagte: „Löse die vier Engel, die an den großen Strom Euphrat gebunden sind!“
Die vier Engel wurden losgebunden. Sie waren darauf vorbereitet, zu einer bestimmten Stunde, an einem bestimmten Tag, in einem bestimmten Monat und in einem bestimmten Jahr zu handeln. Ihr Auftrag war es, den dritten Teil der Menschen zu töten.
Die Zahl der Kriegsheere zu Pferd betrug zweimal zehntausend mal zehntausend. Ich hörte ihre Zahl.
Im Gesicht sah ich die Pferde und die Reiter. Sie trugen feurige, hyazinthfarbene und schwefelgelbe Panzer. Die Köpfe der Pferde waren wie Löwenköpfe. Aus ihren Mäulern kamen Feuer, Rauch und Schwefel hervor.
Durch diese drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet: durch das Feuer, den Rauch und den Schwefel, die aus den Mäulern der Pferde kamen. Die Macht der Pferde lag in ihren Mäulern und in ihren Schwänzen. Denn ihre Schwänze waren wie Schlangen und hatten Köpfe. Mit ihnen fügten sie Schaden zu.
Die übrigen Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten keine Buße für die Werke ihrer Hände. Sie hörten nicht auf, Dämonen anzubeten, ebenso wenig wie die goldenen, silbernen, bronzenen, steinernen und hölzernen Götzenbilder. Diese Götzenbilder können weder sehen noch hören noch gehen.
Auch taten sie keine Buße für ihre Mordtaten, ihre Zaubereien, ihre Unzucht oder ihre Diebstähle.
Vertiefung zur fünften Posaune: Satan, der Abgrund und die Dämonen
Der gefallene Stern als Symbol für Satan
Also, wir haben die fünfte Posaune schon beim letzten Mal ein bisschen angeschaut. Wir wollen also nicht alles wiederholen, sondern nur kurz zusammenfassen für diejenigen, die nicht dabei waren.
In Vers 1 sieht Johannes einen Stern, der vom Himmel gefallen war. Wichtig ist dabei: Er sieht ihn nicht gerade vom Himmel fallen, sondern es handelt sich um einen Stern, der bereits vom Himmel gefallen war.
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass dies eine Beschreibung von Satan ist. Satan war einer der mächtigsten Engel, die Gott geschaffen hatte. Er wollte jedoch sein wie Gott und wurde deshalb gestürzt.
In Jesaja 14,12 und den folgenden Versen wird er als Morgenstern beschrieben, der gestürzt worden ist. Das entspricht also der Darstellung, dass Johannes diesen gefallenen Satan sieht.
Der Abgrund (Abyssos) und die gebundenen Dämonen
Und jetzt erhält dieser gefallene Engel den Schlüssel zum Abgrund. Im Griechischen steht für Abgrund das Wort Abyssos – weiß man das noch vom letzten Mal? Abyssos.
Der Abyssos bezeichnet in der Bibel den Ort, an dem Gott eine bestimmte Art von Dämonen gebunden hat. Satan und andere Engel hatten sich gegen Gott erhoben. Diese Engel wurden daraufhin zu Dämonen. Die Dämonen sind bis heute frei, doch es gibt eine besondere Gruppe von Dämonen, die sich bereits vor der Sintflut mit Menschen vermischt haben.
Dieses Durchbrechen der Schöpfungsordnung war so schwerwiegend, dass diese Engel in den Abyssos hinabgeworfen und gebunden wurden. Davon lesen wir in 2. Petrus 2. Schlagen wir kurz 2. Petrus 2,4 auf:
„Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes hielt und zur Aufbewahrung für das Gericht überlieferte, und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten neben sieben anderen bewahrte.“
Hier wird also über Engel gesprochen, die in den tiefsten Abgrund gestürzt wurden und mit Ketten der Finsternis gebunden sind. Sie müssen bis zum Endgericht warten.
In Vers 5 folgt dann die Beschreibung der Sintflut. Danach wird Sodom und Gomorra erwähnt. Diese drei Beispiele aus der biblischen Geschichte stehen in zeitlicher Reihenfolge: zuerst die Engel, dann die Sintflut und schließlich Sodom und Gomorra.
Tartarus als Synonym für Abyssos
Im Griechischen wird hier zwar nicht das Wort „Abyssos“ verwendet, aber weiß das jemand? Es heißt „Tartarus“. Der Ausdruck ist hier eigentlich nur ein Verb. „In den tiefsten Abgrund hinabstürzen“ heißt auf Griechisch „tartaro“. Das ist das Verb für „in den Tartarus werfen“.
Tartarus ist in der Bibel ein gleichwertiges Wort für Abyssos. Hier wird jedoch nur gesagt, dass sie gesündigt hätten, ohne näher zu erläutern, was genau sie getan haben. Im Judasbrief wird das hingegen sehr wohl erklärt.
Schlagen wir also den Judasbrief auf, ein wenig nach dem zweiten Petrusbrief, gerade vor der Offenbarung. Dort liest man in Vers 6: „Und dass er die Engel, die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrten, sondern ihre eigene Behausung verließen, für das Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln unter der Finsternis verwahrt hat, wie Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die in gleicher Weise wie diese die Unzucht bis zum Äußersten trieben und anderem Fleisch nachgingen, nun als warnendes Beispiel dastehen, indem sie die Strafe eines ewigen Feuers zu erleiden haben.“
In Vers 7 wird über Sodom und Gomorra gesprochen. Dort heißt es, dass diese Menschen sich der Unzucht hingegeben haben, indem sie anderem Fleisch nachgingen. Es gibt im Griechischen zwei Wörter für „anderes“: „Allos“, das „anders von gleicher Art“ bedeutet, und „Heteros“, das „anders von verschiedener Art“ bedeutet.
Hier wird „Heteros“ verwendet. Das bedeutet, in Sodom und Gomorra wurde sogar Sodomie mit Tieren betrieben. Sie haben die Schöpfungsordnung durchbrochen.
Dann wird gesagt, sie hätten das getan, gleich wie jene. Dieses „jene“ bezieht sich zurück auf Vers 6, wo von den Engeln gesprochen wird. Diese Engel haben die Schöpfungsordnung ebenfalls durchbrochen.
In 1. Mose 6 wird berichtet, dass die „Söhne Gottes“ – so werden die Engel dort genannt – sich mit Menschenfrauen verbunden haben. Daraus seien dann die Riesen der Urzeit entstanden.
Die Söhne Gottes und die Riesen der Urzeit
Wir können kurz in 1. Mose 6 nachschlagen. Dort geht es um die Zeit kurz vor der Sintflut. Liest jemand 1. Mose 6, Vers 4?
Dort steht: „Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden, das sind die Helden der Vorzeit, die Hochverrühmten.“
Es wird also gesagt, dass diese Riesen entstanden, jedes Mal wenn die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen gingen und diese ihnen Kinder gebaren. Vielleicht sollte man auch noch die Verse 1 und 2 lesen, um den Hintergrund besser zu verstehen. Kannst du das auch noch vorlesen?
In den Versen 1 und 2 heißt es: „Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten.“
Der Ausdruck „Söhne Gottes“, benei Elohim, ist im Alten Testament ein Begriff, der im Buch Hiob, Kapitel 1 und 2, Engel bezeichnet. Auch dort wird er verwendet. Darauf nimmt auch der Judasbrief Bezug.
Der Judasbrief spricht allerdings nicht von „Söhnen Gottes“, sondern nennt sie ausdrücklich Engel, Angelos beziehungsweise Angeloi in der Mehrzahl. Diese Engel haben sich also vor der Sintflut an den Töchtern der Menschen vergangen.
Mose sagt, dass dies auch nachher noch geschehen ist. Das bedeutet, dass es auch nach der Sintflut solche Vorkommnisse gab. Daraus sind zum Beispiel die Riesen wie Goliath und die Kinder Enak in Hebron entstanden.
Diese Sünde war jedoch so schwerwiegend, dass diese Art von gefallenen Engeln im Abyssus, im Tartarus, gebunden wurden. Sie sind nicht mehr frei.
Im Gegensatz dazu sind Satan und seine Dämonen bis heute frei und aktiv. Sie versuchen auf vielfältige Weise, die Menschen von Gott wegzuführen – durch Philosophie, verschiedene Religionen und andere Mittel. Diese Dämonen sind frei, im Gegensatz zu den gebundenen Engeln.
Die Begegnung Jesu mit einem Dämonbesessenen und die Macht Jesu über Dämonen
Die Geschichte des Gadarener Dämonbesessenen in Lukas 8
Und jetzt etwas ganz Interessantes: Wenn wir zu den Evangelien im Neuen Testament gehen, finden wir in Lukas 8 eine Geschichte, in der der Herr Jesus einem Menschen begegnet, der von Dämonen besessen war – dem sogenannten Gadarener.
Wir schlagen dazu Lukas 8,26 und folgende auf. Diese Region liegt gegenüber von Galiläa. Als Jesus ans Land stieg, kam ihm ein Besessener aus der Stadt entgegen. Dieser Mann war schon lange von Dämonen geplagt. Er trug keine Kleider mehr und hielt sich nicht in Häusern auf, sondern in den Gräbern.
Als er Jesus sah, schrie er, warf sich vor ihm nieder und sprach mit lauter Stimme: „Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, du Sohn Gottes des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht!“ Denn der unreine Geist hatte dem Menschen befohlen, von ihm auszufahren. Dieser Geist hatte ihn schon lange in seiner Gewalt. Man hatte den Mann mit Ketten gebunden und mit Fußfesseln verwahrt, doch er zerriss die Fesseln und wurde vom Dämon in die Einöde getrieben.
Jesus fragte ihn: „Wie heißt du?“ Er antwortete: „Legion“, denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. Eine Legion umfasst etwa sechstausend Soldaten.
Der Besessene bat Jesus, ihnen nicht zu befehlen, in den Abgrund zu fahren. Das griechische Wort für Abgrund lautet Abyssos.
In der Nähe weidete eine große Schweineherde am Berg. Die Dämonen baten Jesus, ihnen zu erlauben, in die Schweine zu fahren, und er gestattete es ihnen. So fuhren die Dämonen aus dem Menschen aus und fuhren in die Schweine. Die Herde stürzte sich den Abhang hinunter in den See und ertrank.
Als die Hirten sahen, was geschehen war, flohen sie und berichteten in der Stadt und auf dem Land davon. Viele gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und fanden den Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig zu Jesu Füßen sitzen. Sie fürchteten sich.
Diejenigen, die das erlebt hatten, erzählten auch, wie der Besessene gerettet worden war. Die ganze Volksmenge aus der umliegenden Gegend der Gadarener bat Jesus, von ihnen wegzugehen, denn eine große Furcht hatte sie ergriffen.
Jesus stieg in das Schiff und kehrte zurück. Der Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bat Jesus, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch Jesus entließ ihn und sprach: „Kehre zurück in dein Haus und erzähle, was Gott dir Großes getan hat.“
Der Mann ging und verkündigte in der ganzen Stadt, was Jesus ihm Großes getan hatte.
Die Bedeutung der Heilung und Befreiung von Besessenheit
Jawohl, man sieht, dieser besessene Mensch wurde durch die Befreiung sofort wieder ganz normal. Er begann sich sofort wieder zu kleiden und verhielt sich vernünftig, wie es in Vers 35 heißt: „bekleidet und vernünftig“.
Das ist typisch: Wenn jemand, der besessen ist, zur Bekehrung kommt und von solchen dämonischen Einflüssen befreit wird, ist er danach wieder normal. Hätte ein Arzt gesagt, es handele sich um Schizophrenie, müsste man sagen, die Person sei sofort geheilt worden.
Es handelt sich jedoch nicht einfach um Schizophrenie. Wenn jemand die Diagnose Schizophrenie erhalten hat und zum Glauben kommt, muss er nicht enttäuscht sein, wenn die Krankheit nach der Bekehrung weiterhin besteht.
Aber dort, wo es sich um eine Besessenheit handelt, verschwinden die Symptome nach der Befreiung. Das ist der Unterschied.
Die Angst der Dämonen vor Jesu Macht
Und jetzt sehen wir eben diese Dämonen, die Angst hatten, Jesus Christus würde sie in den Abyss hinabwerfen. Im Matthäusevangelium, wo die Geschichte parallel erzählt wird, wird erklärt, warum sie diese Angst hatten. Sie wussten sehr genau, worum es ging.
Schlagen wir kurz Matthäus 8 auf. Wir lesen nicht alles, sondern nur die betreffende Stelle, Matthäus 8,28-29:
„Und als er an das jenseitige Ufer gekommen war, in das Land der Gadarener, begegneten ihm zwei Besessene, die aus den Grüften hervorkamen. Sie waren sehr bösartig, so dass niemand auf jenem Weg vorbeigehen konnte. Und siehe, sie schrien und sagten: ‚Was haben wir mit dir zu schaffen, Sohn Gottes? Bist du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?‘“
Hier sagen sie nicht etwas wegen des Abgrunds, wie bei Lukas, sondern sie fragen: „Bist du gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?“ Damit meinen sie, sie in den Abystos zu werfen.
Sie wissen also, dass dieses Schicksal noch bevorsteht. Aber sie wissen auch, dass es eigentlich nicht beim ersten Kommen von Jesus Christus geschehen sollte, sondern erst bei seinem zweiten Kommen. Das steht bereits im Alten Testament. Der Teufel kennt ja auch die Bibel.
Die Gerichte Gottes in Jesaja 24 und die Eingrenzung des Abgrunds
Die kleine Apokalypse in Jesaja 24
Wir können kurz in Jesaja nachschlagen. Die Menschen wussten damals noch nicht, dass das Tausendjährige Reich nicht beim ersten Kommen Jesu, sondern erst beim zweiten Kommen stattfinden wird. Es gibt zwar einige Bibelausleger, die das nicht wissen, aber diese Dämonen wussten es.
Lesen wir in Jesaja 24 nach. Damit man sich besser zurechtfindet: In Jesaja 24 wird in Kurzfassung über die Gerichte der Offenbarung gesprochen. Jesaja 24,1-20 wird deshalb auch oft „die kleine Apokalypse“ genannt. Hier wird in Kurzform berichtet, was geschehen wird.
Nach diesen Gerichten folgt in den Versen 21 bis 23 Folgendes: „An jenem Tag wird es geschehen, da wird der Herr das Heer der Höhe heimsuchen in der Höhe und die Könige der Erde auf der Erde. Sie werden eingesperrt, wie man Gefangene in die Grube einsperrt. Ja, sie werden in den Kerker eingeschlossen und nach vielen Tagen heimgesucht werden. Da wird der Mond schamrot werden und die Sonne sich schämen, denn der Herr der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem. Vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit.“ (Jesaja 24,21-23)
Die Heerschar der Höhe und der Ort der Gefangenschaft
Nach diesen Gerichten, wie in Vers 21 beschrieben, wird Gott zu jener Zeit die Heerschar der Höhe in der Höhe mit seinem Gericht heimsuchen. Damit sind die Engel gemeint, genauer gesagt die gefallenen Engel, die Heerschar der Höhe.
Wo werden diese Engel eingesperrt? Es steht einfach „in die Grube“. Das ist ein anderer Ausdruck, der bedeutet, dass sie eingesperrt werden, wie man Gefangene in einen Kerker einschließt.
Wie lange dauert diese Gefangenschaft? Es heißt „viele Jahre“, was schwer genau zu verstehen ist. Wörtlich steht dort „viele Tage“. Nach vielen Tagen werden sie heimgesucht werden.
In der Offenbarung wird erklärt, dass, wenn der Herr Jesus als König der Welt zurückkommt, der Satan in den Abyssus hinabgeworfen wird. Dort wird er für die gesamten tausend Jahre der Friedensherrschaft Jesu auf Erden festgehalten. Nach diesen tausend Jahren, wie in Offenbarung 20 beschrieben, wird der Teufel für eine kurze Zeit nochmals losgelassen. Diese tausend Jahre sind die „vielen Tage“, von denen zuvor die Rede war. Es geht also um die Zeit, in der Jesus Christus als König in Jerusalem regiert, das sogenannte tausendjährige Reich.
Ich habe bisher nur von den Engeln gesprochen, die heimgesucht werden. Doch wer wird laut Jesaja 24,21 ebenfalls heimgesucht? Die Könige der Erde, also auch Menschen. Beide, Engel und Menschen, werden in die Grube eingesperrt.
Das macht klar, dass der Ort, an den die verlorenen Menschen nach ihrem Tod kommen, eigentlich derselbe Ort ist wie der Abyssos oder der Tartarus. Bei den Menschen wird dieser Ort in der Bibel normalerweise anders genannt: auf Hebräisch Sheol und auf Griechisch Hades.
Bei den Engeln wird dieser Ort nicht Hades genannt, sondern Abyssos. Der Grund dafür ist, dass Engel nicht sterben, Menschen aber schon. Deshalb heißt der Ort des Todes bei Menschen Hades. Doch es ist derselbe Ort.
In 1. Petrus 3,20 wird dieser Ort, an den die verlorenen Menschen nach ihrem Tod kommen, als Gefängnis bezeichnet. Das entspricht dem, was in Jesaja 24 als Kerker beschrieben wird.
Das Ganze ist etwas kompliziert, aber ich fasse noch einmal zusammen: Dieser Ort wird Abyssos, Abgrund oder Tartarus genannt. Derselbe Ort, an den die verlorenen Menschen nach dem Tod kommen, wird Hades genannt. Man darf Hades jedoch nicht mit der Hölle verwechseln.
Das Wort für Hölle im Neuen Testament ist ein ganz anderes Wort: Gehenna. So, jetzt können alle Griechisch und Hebräisch – Gehenna.
Die Bedeutung von Sheol, Hades und Gehenna
Und es ist eben so: Wenn ein Mensch stirbt und keinen Frieden mit Gott hat, dann steht ihm etwas Schreckliches bevor.
Während unseres Lebens haben wir die Gelegenheit, Frieden mit Gott zu schließen. Das geschieht, indem wir unsere persönliche Schuld bereuen, Gott im Gebet bekennen und seine Vergebung annehmen. Wir dürfen ihm danken, dass Jesus Christus vor zweitausend Jahren als Stellvertreter für uns gestorben ist.
Wer das von Herzen tut, der hat Frieden mit Gott. Und wenn dieser Mensch stirbt, wohin kommt er dann? Ins Paradies.
Genauso wie der Mitgekreuzigte am Kreuz, der im letzten Moment umkehrte, und Jesus ihm sagte: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Der Ort für die Verstorbenen, die im Glauben an Jesus Christus sterben, ist ein wunderbarer Ort.
Darauf kann man sich als Christ freuen. Die ganze Bitterkeit des Todes wird dort genommen. Es ist ein herrlicher Ort. Der Apostel Paulus sagt sogar: „Ich habe Lust abzuschieden und bei Christus zu sein.“ Das ist weit besser und viel herrlicher als hier auf der Erde.
Aber wenn jemand ohne Frieden mit Gott stirbt, dann ist das ganz schrecklich. Er kommt in ein Gefängnis, in einen Abgrund, wo er warten muss – bis zum letzten Gericht. Dieses Gericht findet erst nach dem tausendjährigen Reich statt.
Die Angst der Dämonen vor dem Abyssos und Jesu Auftrag
Ja, und jetzt sehen wir also diese Dämonen bei dem Gadarener, die genau wussten: „Kommt jetzt der Sohn Gottes, um uns schon vor der Zeit in den Abgrund zu werfen? Das ist eigentlich nicht nach dem Plan.“
Er sagt, dass sie in diese Schweineherde gehen konnten. Sie konnten also ihr Unwesen weiterhin auf Erden treiben. Gott lässt das noch zu. Aber eine bestimmte Gruppe von ganz besonders bösen Engeln wurde so gebunden.
Warum haben wir das jetzt so ausführlich betrachtet? Das macht die Dramatik deutlich, wenn wir zurückkehren zur Offenbarung 9. Dort heißt es, dass der Schlund des Abgrunds geöffnet wurde und dann ganz eigenartige Gestalten heraufkamen.
Liest noch jemand Vers 2? „Und er öffnete den Schlund des Abgrundes, und ein Rauch stieg auf aus dem Schlund wie der Rauch eines großen Ofens. Die Sonne und die Luft wurden von dem Rauch des Schlundes verfinstert. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben. Und es wurde ihnen gesagt, dass sie nicht dem Gras der Erde, auch nicht irgendetwas Grünes, auch nicht irgendeinem Baum Schaden zufügen sollten, sondern den Menschen, die nicht das Siegel Gottes an den Stirnen haben.“
Jawohl, das sind diese dämonischen Wesen, die hier so beschrieben werden. Sie kommen heraus, und für eine ganz kurze Zeit wird ihnen erlaubt zu handeln. Man kann sich vorstellen: Sie waren Jahrtausende gebunden, und jetzt plötzlich haben sie eine kurze Zeit, in der sie aktiv werden können. Sie werden die Bosheit in unvorstellbarem Maß freisetzen.
Das macht dieses Gericht so schrecklich. Die drei letzten Posaunen, die wir schon letztes Mal gesehen haben, werden Weheposaunen genannt. Sie sind ganz besonders schrecklich, und das gehört dazu. Diese dämonischen Wesen werden auf die Menschen losgehen und sie, kann man sagen, dämonisch terrorisieren.
In Vers 6 heißt es: „Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden, und sie werden begehren zu sterben, doch der Tod wird von ihnen fliehen.“
Es ist ganz schrecklich, wenn ein Mensch einfach aus Verzweiflung sterben will. Es ist etwas anderes, wenn jemand, der Jesus Christus als Retter kennt, sich freut, in die himmlische Herrlichkeit zu gehen. Aber hier ist es aus Verzweiflung, den Tod zu suchen.
Es ist furchtbar: Die Menschen werden so verfinstert, doch die Qual wird noch erhöht, weil sie nicht einmal das Ziel des Todes erreichen.
Die Dauer und Natur der Plage der fünften Posaune
Und wie lange dauert diese Plage der fünften Posaune? Also fünf Monate. Wo steht das? In Vers fünf sieht man das. Das entspricht, wie ich beim letzten Mal schon gesagt habe, eigentlich der biologischen Natur der Heuschreckenschwärme von Mai bis September, also diesen fünf Monaten.
Aber es sind nicht biologische Heuschrecken, sondern sie sehen nur so aus. Es sind dämonische Wesen, die genau während der Zeit einer Heuschreckenplage auftreten. Diese Schwärme können zu Millionen oder sogar Milliarden zählen. Sie kommen aus Ostafrika. Zuweilen können sie dann auch über die Sinai-Halbinsel nach Israel gelangen, von Süden her.
Das können Milliarden sein. Das ist ein ganz eigenartiger Prozess in der Natur. Normalerweise vermehren sich diese Heuschrecken auf ganz normale Art und Weise, also nicht gefährlich. Plötzlich wird aber etwas biologisch in diesen Wesen umgeschaltet. Dann können sie nur noch zwei Dinge: fressen und sich vermehren.
Ich habe nicht gesagt, sie können nur noch zwei Dinge denken – das sind ja Heuschrecken. Aber sie können nur noch zwei Dinge: fressen und sich vermehren. Und dann geht das so los. Das ist furchtbar.
Dieses Bild wird jetzt für diese Dämonen aus dem Abgrund verwendet. Sie haben über sich einen Führer. Wer führt sie? Das haben wir beim letzten Mal schon gesehen: Satan. Und zwar wird er genannt in Vers elf, als der Engel des Abgrundes. Das heißt auf Hebräisch Abaddon. Der griechische Name wird auch noch angegeben: Apollon.
Das entspricht in etwa in der einen oder anderen Sprache dem Ausdruck „Verderben“ oder „Verderber“. Also etwas ganz Furchtbares.
Der Schutz der Versiegelten
Aber jetzt müssen wir das noch in einem besonderen Zusammenhang sehen. Eine Gruppe von Menschen wird dabei besonders hervorgehoben, die verschont werden. Welche? Die mit dem Siegel gekennzeichnet sind. Die Versiegelten, das steht in Vers fünf, ja, auch in Vers vier. Sie sollen nur die Menschen angreifen, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben.
Nun haben wir ja schon in früheren Bibelklassen gesehen, wie die Abfolge ist: Wenn heute die Entrückung der Gemeinde geschehen würde, dann kommt Jesus Christus, um uns zu sich zu holen. Danach erscheint dieser zukünftige Führer von Europa, der Führer des wiederhergestellten Römischen Reiches.
Dieser Diktator von Europa wird einen Bund mit Israel schließen, der sieben Jahre dauert. Aber Israel wird in dieser Zeit unter einem falschen Messias stehen, dem Antichristen. Diese zwei sind Freunde: der Diktator von Europa und der Antichrist von Israel.
Dieser Bund von sieben Jahren ist ausdrücklich ein Schutz gegen den Todfeind Syrien, Assyrien aus dem Norden – den König des Nordens oder den Assyrer, wie er in Jesaja genannt wird. Das entspricht übrigens genau dem Gebiet des IS, des Islamischen Staates: Syrien und Nordirak, das ist Assyrien in der Bibel.
Nach dreieinhalb Jahren wird der Antichrist den jüdischen Tempel in Jerusalem entweihen, indem er ein Götzenbild aufstellt. Als Zuchtgottes wird dann dieser islamische Staat Assyrien Israel angreifen und überrennen. Jerusalem mit dem Tempelberg wird erobert werden.
Diese Armee zieht dann nach Ägypten, erobert auch Ägypten und kehrt anschließend zurück, um ein zweites Mal Jerusalem zu belagern. Erst dann wird Jesus Christus wieder zurückkehren.
Warum erzähle ich das in diesem Zusammenhang? Dieser Angriff des Königs des Nordens wird im Buch Joel ausführlich beschrieben als eine Heuschreckeninvasion. Und jetzt werden wir gleich sehen, dass diese Dämonen wie Heuschrecken sind.
Der Zusammenhang ist der, dass diese Dämonen durch diesen König des Nordens aktiv sein werden, und zwar in der Zwischenzeit zwischen der ersten und der zweiten Belagerung Jerusalems. In dieser Zeit wird Israel durch diese Dämonen terrorisiert werden.
Die Heuschreckeninvasion in Joel
Also schlagen wir auf Joel I auf. Es ist normal, dass es raschelt, wenn man eine Stelle in den kleinen Propheten angibt. Aber man kann das ändern, indem man mehr in den kleinen Propheten liest.
Wer liest? Joel 1,1: Das Wort des Herrn, das zu Joel, dem Sohn des Petuel, geschah.
Hört dies, ihr Ältesten, und nehmt es zu Ohren, alle Bewohner des Landes! Ist so etwas in euren Tagen geschehen oder in den Tagen eurer Väter? Erzählt euren Kindern davon, und eure Kinder ihren Kindern, und ihre Kinder der folgenden Generation!
Was der Nager übriggelassen hatte, fraß die Heuschrecke. Und was die Heuschrecke übriggelassen hatte, fraß der Abfresser. Und was der Abfresser übriggelassen hatte, fraß der Vertilger.
Ja, das muss ich hier noch erklären. Das ist ein schönes Wortspiel auf Hebräisch. Auf Hebräisch gibt es verschiedene Wörter für Heuschrecke. Und das wurde hier einfach im Deutschen übersetzt mit „Nager“. Das ist ein Wort im Hebräischen für Heuschrecke.
Dann folgt im zweiten Ausdruck, Vers 4, Heuschrecke, und dann drittens Abfresser und viertens Vertilger. Man hätte auch einfach übersetzen können: Was die Heuschrecke übriggelassen hat, fraß die Heuschrecke, und was die Heuschrecke übriggelassen hatte, fraß die Heuschrecke, und was die Heuschrecke übriggelassen hatte, fraß die Heuschrecke. Aber das wäre nicht gerade sehr sinnvoll übersetzt.
Denn das Hebräische hat hier verschiedene Wörter, um diese Invasion sprachlich poetisch und eindrücklich weiterzugeben. Da wird eine furchtbare Invasion von Heuschrecken erwähnt.
Im ersten Moment könnte man denken: „Oh, diese Heuschrecken, das ist einfach eine biologische Heuschreckenplage.“ Aber in Kapitel 2 wird dann beschrieben, dass es eine Armee ist, die von Norden herkommt. Das ganze Land wird dabei verbrannt, verbrannt.
Ja, Heuschrecken haben kein Zundholz. Noch etwas: Heuschreckenplagen in Israel kommen normalerweise von Süden, aber diese Heuschreckenplagen kommen von Norden. Diese zerstört zwar auch die ganze Natur. Das heißt: Vor dieser Armee ist das Land wie der Garten Eden.
Man muss wissen: Israel exportiert heute Schnittblumen. Wenn die Armee durch ist, ist das Land verbrannt und verwüstet. Das ist ein schrecklicher Gedanke, wenn ich in Israel bin und die Wälder sehe. Jedes Mal beeindruckt mich das. Das ist alles aufgeforstet worden in den vergangenen hundert Jahren vom KKL.
Man hat da so viel investiert, 240 Millionen Bäume gepflanzt und eine großartige Landwirtschaft aufgebaut. Aber Joel II sagt: Diese Armee wird alles verwüsten.
Ja, aber lesen wir der Reihe nach. Joel I, Vers 5: Wacht auf, ihr Betrunkenen, und weint! Heult, ihr Weinsäufer, alle über den Most, denn er ist weggerissen von eurem Mund.
Denn eine Nation ist über mein Land heraufgezogen, mächtig und ohne Zahl. Ihre Zähne sind Löwenzähne, sie hat das Gebiss einer Löwin. Sie hat meinen Weinstock zu einer Wüste gemacht und meinen Feigenbaum zerknickt. Sie hat ihn völlig abgeschält und hingeworfen, seine Ranken sind weiß geworden.
Klagt wie eine Jungfrau, die mit Sacktuch umgürtet ist wegen des Mannes ihrer Jugend. Speiseopfer und Trankopfer sind weggenommen vom Haus des Herrn. Es trauen die Priester, die Diener des Herrn.
Verwüstet ist das Feld, verdorrter Erdboden, denn verwüstet ist das Korn, vertrocknet der Most, dahin gewälgt das Öl. Steht beschämt, ihr Bauern!
Heult, ihr Winzer, über den Weizen und über die Gerste, denn die Ernte des Feldes ist zugrunde gegangen. Der Weinstock ist vertrocknet und der Feigenbaum verwelkt. Granatbaum auf Dattelpalen und Apfelbaum, alle Bäume des Feldes sind vertrocknet.
Ja, vertrocknet ist die Freude, fern von den Menschenkindern.
So weiter wird das beschrieben. In Vers 15 wird das genannt „der Tag des Herrn“. Und das ist in der Bibel immer diese große Drangsal, die dann hinführt zum Tag, wenn Jesus Christus als Richter der Welt kommt.
Die Heuschreckenarmee in Joel 2
Jetzt gehen wir gleich zu Kapitel zwei, weil wir ja die Offenbarung studieren, nicht das Buch Joel. Trotzdem muss man die Zusammenhänge deutlich machen.
Wenn jemand aus Kapitel zwei liest: „Stößt in das Schofahorn in Zion und blast Lärm auf meinem heiligen Berg, dass alle Bewohner des Landes erzittern, denn der Tag des Herrn kommt, ja, er ist nahe. Ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels.“ Wie Morgenrot breitet sich über die Berge ein großes, mächtiges Volk aus, wie es seinesgleichen von Ewigkeit her nicht gegeben hat und auch in künftigen Zeiten und Generationen nicht mehr geben wird. Fressendes Feuer geht vor ihm her und hinter ihm eine lodernde Flamme.
Ist das Land vor ihm wie der Garten Eden gewesen, so ist es hinter ihm eine öde Wüste, und man kann ihm nicht entfliehen. Wie Rosse sehen sie aus und wie Reiter rennen sie, wie rasselnde Streitwagen kommen sie über die Höhen der Berge her, wie eine Feuerflamme, die prasselnd das Stroh verzehrt, gleich einem mächtigen Heer, das zum Kampf gerüstet ist.
Man beachte: Die Rosse, es heißt „wie das Aussehen von Rossen, wie Reitpferde“ – das ist ein Vergleich. Das Fortbewegungsmittel früher im Krieg war ganz speziell das Pferd. Jetzt sehen wir auch eine Armee, die sich fortbewegt, aber es wird nicht gesagt, dass es jetzt Pferde sind. Es sind „wie Pferde“, mit denen sich die Soldaten vorwärts bewegen.
Vor ihm erzittern die Völker, alle Angesichter verfärben sich. Das ist eine Armee, vor der die ganze Welt Horror hat. Wie Helden laufen sie, wie Krieger ersteigen sie die Mauer. Jeder geht auf seinem Weg, und keiner kreuzt den Pfad des anderen. Keiner drängt den anderen, jeder geht seine eigene Bahn. Zwischen den Wurfgeschossen stürzen sie hindurch und lassen sich nicht aufhalten.
Sie dringen in die Stadt ein, rennen auf die Mauer, erklimmen die Häuser, steigen wie Diebe zum Fenster hinein. Man merkt, das ist Häuserkampf – das Schrecklichste im Krieg für einen Soldaten.
Weiter: Vor ihnen erbebt die Erde, der Himmel erzittert. Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verlieren ihren Schein. Der Herr lässt seine Stimme hören vor seinem Kriegsvolk her, denn sehr groß ist sein Heerlager und gewaltig sind die, die sein Wort vollstrecken.
Ja, groß ist der Tag des Herrn und sehr schrecklich. Wer kann ihn ertragen? Diese von Norden kommende Armee wird schließlich vernichtet werden, wenn der Herr Jesus wiederkommt. Dann wird alles aufblühen und Frieden kommen.
Moment, nur noch Vers 25: „Und ich werde euch die Jahre zurückerstatten, welche die Heuschrecke, der Fresser, der Verwüster und der Nager verzehrt haben, mein großes Kriegsheer, das ich gegen euch gesandt habe.“ Ja, jetzt sind wir wieder da. Da schließt sich der Kreis mit Kapitel 1.
Diese Armee von Norden wird als eine Heuschreckenarmee beschrieben. Sie vernichtet Menschen, aber was wir bei der fünften Posaune gesehen haben, ist eigentlich diese Zwischenphase zwischen der ersten Belagerung Jerusalems und der zweiten. Da kommt eine Periode von fünf Monaten hinein, in der die Überlebenden in Israel durch dieses Dämonenheer terrorisiert werden – aber nicht diejenigen, die das Siegel Gottes an ihren Stirnen haben.
Wir wissen nach Offenbarung 7, dass nach der Entrückung ein Überrest aus Israel zum Glauben kommen wird: 144.000. Bevor der Angriff von Norden kommt, werden diese auf die Berge fliehen, nach Matthäus 24, und dann nach Moab gehen, nach Jordanien. Dort, in der jordanischen Wüste von Moab, auf der anderen Seite des Toten Meeres, werden sie von Gott dreieinhalb Jahre lang ernährt und versorgt. Sie werden nicht von diesem Angriff von Norden betroffen sein und bleiben verschont.
Verzeihung, du hattest noch eine Frage. Die Frage habe ich schon teilweise beantwortet, denn in Vers 11 steht, also Joel 2, Vers 11: „Und der Herr lässt vor seiner Heersmacht, Herr, seine Stimme erscheinen.“ Das heißt ganz klar, diese Armee, zum Beispiel der IS, wenn sie es denn noch so nennen, ist im Auftrag des Herrn unterwegs.
Das ist sehr interessant. Man kann nicht sagen, sie handelt im Auftrag des Herrn, ich würde es nicht so formulieren, aber Gott gebraucht sie als Zuchtrute für Israel, weil sie den Antichristen akzeptieren werden und sein Götzenbild. So ist es ja immer gewesen in der Geschichte, das müssen wir ganz klar sehen: Wenn eine Armee eine andere besiegt hat, muss man sich fragen, was Gott uns damit sagen will. Ohne dass dadurch das Böse als gut hingestellt wird. Das Böse bleibt böse, und Kriege sind böse, aber in Gottes Vorsehung können sie als Zuchtmittel gebraucht werden.
Gehen wir noch ein bisschen weiter. Jetzt kommen wir zur sechsten Posaune, offenbar in Offenbarung 9, Vers 13. Da haben wir etwas anderes. Es wird wieder eine Armee beschrieben, aber diesmal sind es keine dämonischen Heere, sondern menschliche Heere.
Es beginnt folgendermaßen: Vier Engel werden gelöst, die gebunden sind. Wo? Am Euphrat. Nicht im Abgrund, dort sind andere Engel gebunden, sondern am Euphrat. Der Euphrat endet im Süden des Irak, dem einstigen Babylonien. Wenn man weiter nach Norden geht, durchquert er Syrien und den südlichen Teil des Irak.
Es geht hier ganz speziell um den Todfeind Israels in dieser Zeit, das ist Assyrien beziehungsweise Syrien. Darum wird hier der Euphrat erwähnt in Verbindung mit Syrien. Dort sind Engel gebunden, das heißt, das Böse kann sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht in vollem Maß entfalten.
Das, was dort schon geschieht, ist unbeschreiblich schrecklich, aber es ist noch Potenzial gebunden. Erstaunlich ist, dass in Vers 15 steht: „Und die vier Engel wurden losgebunden, die auf Stunde und Tag und Monat und Jahr gerüstet waren, den dritten Teil der Menschen zu töten.“
Diese Engel sind also auf ein ganz bestimmtes Jahr, Monat, Tag und Stunde im Gottesplan gebunden. Wenn sie gelöst werden, geht diese Armee los. Die Beschreibung zeigt eine moderne Armee mit vollem Vernichtungspotenzial.
Woher kommt das Vernichtungspotenzial? Es sind keine normalen Rosse, sondern Kriegsgeräte. In Vers 17 werden sie beschrieben: „Die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern ging Feuer, Rauch und Schwefel hervor.“
Man muss sich vorstellen: Johannes sieht in der Vision eine moderne Armee mit Panzern und furchtbaren Kampfhelikoptern. Die langen Hälse und Köpfe spucken Feuer, Rauch und Schwefel aus. Das ist eine eindrückliche Beschreibung, die Menschen vernichtet.
Sobald diese vier Engel gelöst werden, beginnt das. Wie viele Menschen sterben? Der dritte Teil der Menschheit. Unglaublich!
In Kapitel sechs hatten wir bereits eine Plage, Kapitel 6, Vers 8, beim vierten Siegel: Dort wird ein Viertel der Erde getötet. Hier aber ist es ein Drittel der Menschen. Ein Viertel plus ein Drittel ergibt sieben Zwölftel. Da sind schon mehrere Schritte gleichzeitig gemacht worden, das sind mehr als die Hälfte der Menschheit. Das ist furchtbar.
Wenn man bedenkt, der Erste Weltkrieg war das Schrecklichste bis dahin mit 18 Millionen Opfern, und im Zweiten Weltkrieg etwa 70 Millionen. Vor kurzem war ein Journalist beim IS zu Besuch. Er fragte, ob er kommen und eine Garantie bekommen könne, wieder nach Hause zu kommen. Die Antwort war ja, aber nicht für ein paar Tage, sondern mindestens zwei Wochen.
Der Journalist ist gegangen und wieder heimgekommen. So etwas hätte ich nie gemacht. Er erzählte, dass sie ihm sagten, ihr Ziel sei, 50 bis 500 Millionen Menschen zu töten. Das sagen sie kaltblütig.
Hier sehen wir, dass mit der sechsten Posaune ein Drittel der Menschen vernichtet wird – ganz furchtbar. Was diesem Schrecklichen noch die Krone aufsetzt, ist Vers 20: Wie reagiert die Masse der Menschheit, die nicht betroffen ist? Sie verhärten sich.
Selbst in Not beginnen viele Menschen zu beten. Aber wenn sie nicht einmal in Not zu Gott rufen, ist das schrecklich. Man muss davon ausgehen, dass vom Euphrat, also von Syrien und Umgebung, ein Weltkrieg ausgehen wird. Natürlich erfasst er nicht nur den Nahen Osten, sondern die ganze Welt.
Die Bibel macht klar: Es beginnt nicht am Nil, nicht am Indus, nicht am Amazonas, sondern am Euphrat. Dort müssen wir das Auge hinrichten.
Frau Präsidentin, Herr Kommissar, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir sind zur richtigen Zeit, wie Sie vorher erwähnt haben. Die Schlafzustände werden praktisch versetzt oder nicht? Jetzt ist die Zeit noch in der Aufbaufase, sie ist nicht fertig entwickelt.
Aber es war klar, dass das, was die Bibel mit Assyrien und der Königin des Nordens nennt, zur Hauptgefahr in der Endzeit wird. Ich erinnere mich, wie wir vor Jahrzehnten über diese Prophetie nachgedacht und studiert haben. Damals sagte man: „Eigenartig, Syrien ist der König des Nordens, aber Syrien ist heute eigentlich gar nicht so stark.“
Da musste sich noch einiges verändern in der Konstellation des Nahen Ostens. Das Endergebnis wird sein, dass Assyrien beziehungsweise Großsyrien die Hauptrolle spielt. Dort geht alles los.
Die Christen konnten immer jeden Tag auf die Entrückung der Gemeinde und auf den Herrn warten. Das war ganz normal, vielleicht auch heute. Gott sagt nirgends in der Bibel, wie lange es von der Entrückung bis zur großen Drangsal dauert. Es hätte viel länger sein können.
Jetzt sehen wir, wie die Schachfiguren sich bereitstellen für das, was nach der Entrückung geschehen kann. Diese Dinge können jetzt nicht geschehen, sie sind zukünftig. Aber wir sehen, wie sich die Schachfiguren aufstellen.
Ich fand es toll, wie du das vorhin gesagt hast: IS, vielleicht heißt das dann anders. Natürlich, das ist egal. Vor kurzem nannten sie sich ISIS, das heißt Islamischer Staat Irak und Syrien. Sie sagten: „Das ist zu wenig, wir wollen den ganzen Nahen Osten, Halbafrika, Teile Europas und am Schluss die ganze Welt.“
Dann nannten sie sich nicht mehr ISIS, sondern IS, Islamischer Staat. Das ist der Traum in der islamischen Welt, dass wieder ein islamisches Weltreich entsteht, wie in der Zeit nach Muhammad, als es noch Kalifen gab. Die Kalifen waren direkte Nachfolger von Mohammed, und alle Muslime mussten ihnen gehorsam sein.
Dieses Ideal eines geeinten islamischen Reiches ist in der Geschichte zerbrochen, aber der Traum von einem islamischen Reich und Kalifat blieb. Dann kam der Erste Weltkrieg. Die Engländer und Franzosen eroberten riesige Gebiete und schufen einen neuen Nahen Osten.
Es entstanden Länder, die es vorher nicht gab: Syrien, Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien. Die Grenzen sind künstlich. Nach dem Ersten Weltkrieg sagte man, die Kurden sollten auch etwas bekommen, aber sie bekamen nichts.
Das war eine gefährliche Sache, was die Alliierten mit den künstlichen Grenzen gemacht haben. In der muslimischen Welt fühlte man sich von Nichtmuslimen bevormundet. Man sagte ihnen, wo die Grenzen verlaufen.
Der Traum blieb, dass all diese Staaten aufhören zu bestehen und ein islamisches Reich unter einem Kalifen entsteht. Darum ist es gefährlich, gerade für junge Muslime, dass sie radikal werden könnten.
Der IS ist nicht mehr eine Organisation wie Al-Qaida. Al-Qaida ist eine Organisation, aber kein Staat. Der IS entstand aus Al-Qaida und sagt: „Wir sind der islamische Staat in Syrien und Irak, ISIS.“ Nein, wir sind mehr: Wir sind der islamische Staat.
Das weckt Hoffnungen, dass daraus etwas wird. Es ist nicht der Iran, nicht Saudi-Arabien, sondern ein islamischer Staat. Darum ist das viel gefährlicher als Al-Qaida, weil es kein bloßes Netzwerk mehr ist, sondern ein staatliches Gebilde.
Der alte Traum vom Kalifat wird greifbar. Es entwickelt sich. Wenn sie den Namen ändern, darf man mich nicht hängen und sagen: „Du hast gesagt, das ist der IS.“ Dann nennen wir es eben mit dem biblischen Begriff „König des Nordens“ oder „Assyrer“.
Der Islam strebt nach wie vor Weltherrschaft an. Man kann davon ausgehen, dass die islamischen Völker oder einfach der islamische Glaube alles vereinen werden, also dass sie zusammenhalten.
Die großen islamischen Gebiete gibt es auch im Fernen Osten, zum Beispiel in Indonesien. Dort versuchen sie, alle unter ihre Fittiche zu bekommen und überall zuschlagen zu können – zum Beispiel im Dritten Weltkrieg.
Vielleicht noch etwas Wichtiges, um das Wesen der islamischen Welt besser zu verstehen: Einerseits ist es eine Religionsgemeinschaft, die jeden Muslim umfasst, egal zu welchem Staat er gehört. Dort sucht man die Einheit aller.
Auf der anderen Seite ist die arabische Welt, wo der Islam entstanden ist, eine Welt der Stammesgemeinschaften. Das hat eine lange Tradition bis vor Muhammad zurück. Die Stämme streiten immer miteinander.
Man kann die Geschichte des Nahen Ostens besser verstehen, wenn man die zwei Ideale kennt: die Umma, die muslimische Gemeinschaft, und die Stämme, die ständig streiten.
So versteht man, warum die Konflikte andauern. Die meist Bedrohten sind nicht Juden und Christen, sondern Muslime. In der islamischen Welt bringen Muslime am meisten Muslime um. Das ist furchtbar.
Als Muslim muss man das fürchten. Das hängt mit der Stammesgesinnung zusammen, die zu ständigen Streitigkeiten führt. Andererseits steht das Ideal der Einheit.
Darum ist es möglich, dass heute zum Beispiel die Hisbollah sagt: „Ja, die bekämpfen wir jetzt.“ Und plötzlich sagen sie: „Gut, wir schließen uns an.“ Das widerspricht sich, aber es dreht sich letztlich um die Frage: Wer hat das Sagen?
Sie möchten das Sagen haben. Wenn sie sagen: „Gut, der macht das gut“, akzeptieren sie ihn und suchen die Einheit. Das macht das Ganze so kompliziert.
Wenn man diese beiden Dinge verstanden hat, kann man viel besser einordnen, was überhaupt geschieht.
Die sechste Posaune: Die vier Engel am Euphrat und die große Kriegsarmee
Die vier Engel am Euphrat und ihre Freilassung
Gut, aber jetzt sollten wir eine Pause machen. Wir haben die fünfte und sechste Posaune zusammen angeschaut. Noch eine kleine Bemerkung sprachlicher Natur: In Vers 16 werden die Armeen so aufgelistet. Es heißt dort: „Und die Zahl der Kriegsheere zu Ross war...“
Je nach Text kann es heißen „zweimal zehntausend mal zehntausend“, was 200 Millionen ergeben würde. Es ist aber so, dass der Mehrheitstext, also der Text, der durch die breite Masse der Handschriften belegt ist, eine andere Lesart hat. Wir haben heute etwa 5.760 griechische Handschriften, und die große Mehrheit zeigt eine erstaunliche Übereinstimmung. Diesen Text nennt man den Mehrheitstext. Man kann sehr eindrücklich zeigen, dass dies auch der ursprüngliche Text ist.
Der Mehrheitstext hat hier nicht „zweimal“, sondern einfach „Zehntausende mal Zehntausende“. Es ist im Prinzip derselbe Ausdruck, den wir schon einmal in Offenbarung 5, Vers 11, im Zusammenhang mit den Engeln hatten: „Zehntausende mal Zehntausende“. Und genau das ist auch hier der Fall.
Das Wort „Zehntausend“ im Griechischen ist eine Myriade. Das kann bedeuten „Zehntausende“ oder einfach „ganz viele“. Es ist also nicht zwingend, dass es eine ganz bestimmte Zahl bezeichnet, sondern eine unzählbare Schar. Wenn es dann gesteigert wird zu „Myriaden mal Myriaden“, meint das eine noch größere Menge.
Natürlich war das für frühere Ausleger ein Problem. So viele Menschen konnte man sich damals im Krieg überhaupt nicht vorstellen. Aber heute, mit der Bevölkerungsexplosion, die es seit 1900 gegeben hat, ist das ganz anders. Plötzlich ist diese Zahl realistisch.
Im Zweiten Weltkrieg, wie viele Soldaten waren bewaffnet und im Kampf weltweit? Man spricht von etwa 72 Millionen. Das ist zwar schon sehr viel, aber die Bevölkerung ist seit dem Zweiten Weltkrieg noch weiter gewachsen.
Das ist auch ein erstaunlicher Punkt, der gut zur Endzeit passt: Diese Zahl ist heute vorstellbar, aber vor tausend Jahren wäre sie noch ein großes Problem gewesen.
Offenbarung 5,11
Die Vernichtung und die Verhärtung der Menschen
Gut, und dann möchte ich noch die Verse 20 und 21 genauer anschauen. Kann jemand bitte vorlesen?
„Und die übrigen Menschen, die durch diese Plagen nicht getötet wurden, taten auch nicht Buße von den Werken ihrer Hände. Sie hörten nicht auf, die Dämonen und die goldenen, silbernen, bronzenen, steinernen und hölzernen Götzenbilder anzubeten, die weder sehen noch hören noch wandeln können. Und sie taten nicht Buße von ihren Mordtaten, noch von ihren Zaubereien, noch von ihrer Unzucht, noch von ihren Diebstählen.“
Also, trotz der Not geht die Mehrheit der Menschen weiterhin den Weg weg von Gott. Es werden hier besondere Sünden aufgezählt. Können wir das zusammentragen? Zuerst wird Götzendienst genannt. Zuerst wird gesagt, dass sie Dämonen anbeten und dann Götzenbilder. Hier haben wir also gleich beide Seiten des Götzendienstes.
Im Götzendienst werden Statuen und Bilder verehrt – das ist bis heute weltweit verbreitet. Die Bibel erklärt, dass diese Götterbilder nichts sind. Sie haben zwar einen Mund, können aber nicht sprechen; sie haben Augen, können nicht sehen; und so weiter. Das wird auch hier nochmals betont, was schon in Psalm 115 so eindrücklich beschrieben wird: Die Götter der Heiden haben Augen, können nicht sehen; sie haben einen Mund, können nicht sprechen; sie haben Füße, können nicht gehen. Hier wird nochmals unterstrichen, dass sie Götzenbilder verehren, die weder sehen, noch hören, noch wandeln können.
Ganz wichtig ist auch 1. Korinther 10,20. Dort steht ausdrücklich, dass hinter den Götzenbildern Dämonen stecken. Wenn man also irgendwelche Statuen verehrt, verehrt man damit indirekt Dämonen. Das sind die zwei Seiten des Götzendienstes, die hier angesprochen werden.
Ich glaube, das besprechen wir jetzt hier mit aller Selbstverständlichkeit. In Bremen wäre das wahrscheinlich etwas schwieriger, so etwas in der evangelischen Kirche zu tun. Was hat Pastor Laatzl vor kurzem so dramatisch erlebt? Hat er sich darüber geäußert, was die Bibel über die Religionen sagt? Und jetzt sagen wir das auch hier im Süden. Aber offensichtlich ist es im süddeutschen Raum noch etwas besser als in Bremen.
Das sagt die Bibel, und im Land der Reformation sollte man heute noch die ganze Bibel verkündigen dürfen, nicht wahr?
Gut, der nächste Punkt ist Mord. Dabei müssen wir natürlich auch an das Problem der Abtreibung denken. Die WHO und die UNO sagen, dass die weltweite Abtreibungsrate etwa bei 40 Millionen pro Jahr liegt. Dieses Wort hat also seine Aktualität: „Taten nicht Buße.“
Dann der nächste Punkt: Zaubereien. Das griechische Wort „Pharmakaia“ bezeichnet ursprünglich Drogen, also den Missbrauch von Drogen. Später bekam es auch die Bedeutung von Okkultismus und Esoterik. Das ist ein hochaktuelles Thema für unsere Zeit.
Es erstaunt vielleicht, dass im Griechischen dasselbe Wort für Drogenmissbrauch und für Esoterik beziehungsweise Okkultismus verwendet wird. Aber genau das zeigt den engen Zusammenhang zwischen beiden.
Das muss man unbedingt wissen: In unserer Gesellschaft missbrauchen viele Menschen Drogen, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Die nordamerikanischen Indianer wissen das ganz genau. Von staatlicher Seite haben sie die Erlaubnis, Drogen zu nehmen. Sie fasten 24 Stunden, nehmen dann ihre Pilze auf die Zunge, und dann haben sie Visionen von ihren Göttern. Dort sieht man den Zusammenhang zwischen Drogen und Okkultismus ganz direkt.
Das gilt aber nicht nur dort, wo das ganz bewusst gesucht wird. Auch wenn jemand aus irgendwelchen Gründen kifft, Haschisch oder Marihuana raucht, öffnet er damit eine Tür zur unsichtbaren Welt der Finsternis. Es besteht ein ganz direkter Zusammenhang, und das muss man wissen, wenn man in der Seelsorge mit Menschen zu tun hat, die Drogen missbrauchen.
Das Gleiche gilt natürlich auch für Alkoholmissbrauch. Alkoholmissbrauch ist ebenfalls eine Droge. Ich habe nicht gesagt, dass Alkohol an sich eine Droge ist. Die Bibel macht uns klar, dass es einen gesunden Genuss von Wein gibt. Dann ist es keine Droge. Aber wenn jemand nicht weiß, wo die gesunde Grenze ist, missbraucht er eine Droge.
Auch beim Alkoholismus besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dieser Sucht und Okkultismus.
Das also zur Aktualität dieses Wortes: „Taten nicht Buße von ihrem Pharmakaia-Missbrauch.“
Und dann weiter: Unzucht oder Hurerei. Das griechische Wort heißt „Porneia“ und bezeichnet jeglichen Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe. Auch Homosexualität ist eingeschlossen. Das Wort ist sehr breit und auch heute noch aktuell, wenn man bedenkt, wie in den vergangenen Jahren alle Schranken der Moral eingebrochen sind.
Und dann Diebstähle, das ist das Letzte. Da kann jemand sagen: „Ich nehme keine Drogen“, aber er wird sich irgendwo wiederfinden. Auch die Geldliebe ist Götzendienst.
Einschub vor der siebten Posaune: Das geöffnete Büchlein in Offenbarung 10
Ja, und jetzt gehen wir zu Kapitel zehn, bevor die siebte Posaune erwähnt wird. Das ist in Kapitel 11, Vers 15. Hier gibt es wieder einen Einschub, und zwar, wie wir das schon gesehen haben. Das ist ein wunderbarer literarischer Plan.
Dieser Einschub wird zwischen der sechsten Posaune und der siebten gemacht. Wir haben ja schon gesehen, der Ablauf ist ganz streng: sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen, und dann kommt der Herr Jesus. Es gibt hier Einschübe immer vor Nummer eins und zwischen Nummer sechs und sieben.
Also, der erste Einschub war in Kapitel vier und fünf, bevor das erste Siegel geöffnet wird. Dann hatten wir einen Einschub zwischen dem sechsten und dem siebten Siegel. Wieder ein Einschub vor der ersten Posaune und jetzt ein Einschub zwischen der sechsten und der siebten Posaune. Danach werden wir wieder einen Einschub vor der ersten Schale und dann zwischen der sechsten und der siebten Schale haben. Und dann nochmals, also da, wo ein neues Eins beginnen könnte.
Somit gibt es wie viele Einschübe? Sieben. Zuerst die sieben Sendschreiben, dann die sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen und sieben Einschübe. Also ein wunderbarer Plan ist da zu finden.
Man kann verstehen, welches Gefühl man hat, wenn man irgendeinen theologischen Kommentar liest – ich habe so einen – der sagt, ja, die Offenbarung ist ein Durcheinander. Ja gut, dann muss ich sagen, das Durcheinander ist bei diesem Theologen in seinem Kopf und in seiner fehlenden Ehrfurcht vor der Bibel als Gottes Wort.
Aber wenn man wirklich sieht, wie die Offenbarung aufgebaut ist, ist es einfach wunderbar.
So, und jetzt lesen wir Kapitel zehn. Johannes empfängt ein Buch:
Ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabkommen, begleitet von einer Wolke. Der Regenbogen war auf seinem Haupt, sein Angesicht war wie die Sonne, und seine Füße waren wie Feuersäulen. Er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein.
Er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde. Und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Als er rief, ließen die sieben Dörner ihre Stimmen vernehmen. Und als die sieben Dörner redeten, wollte ich schreiben, doch ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: „Versiegle, was die sieben Dörner geredet haben, und schreibe dies nicht.“
Der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel erschuf und das, was in ihm ist, und die Erde und das, was auf ihr ist, und das Meer und das, was in ihm ist:
Es wird keine Frist mehr sein. Sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er es seinen eigenen Knechten, den Propheten, als gute Botschaft verkündigt hat.
Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redete wieder mit mir und sprach: „Geh hin, nimm das geöffnete Buch in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht.“
Ich ging zu dem Engel und sagte ihm, er möge mir das Büchlein geben. Er sprach zu mir: „Nimm es und iss es auf, und es wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig.“
Ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf. Es war in meinem Mund süß wie Honig, und als ich es gegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht.
Und sie sagen mir: Du musst wieder weissagen über Völker und Nationen und Sprachen und viele Könige.
Bedeutung des geöffneten Büchleins
In diesem Einschub geht es um das geöffnete Büchlein. Das ist ein wichtiger Begriff, der in Vers 2 erwähnt wird. Er hält in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein. Bereits zuvor wurde in der Offenbarung ein Buch erwähnt. Welches Buch war das? Es ist das Buch mit den sieben Siegeln. Dieses Buch ist nicht geöffnet, sondern versiegelt. Das stellt einen klaren Kontrast dar.
Hier haben wir also ein Buch, das geöffnet ist und nicht versiegelt. Ein weiterer Gegensatz besteht zwischen diesen beiden Schriften: Das eine ist ein Büchlein, das andere ein Buch mit sieben Siegeln. Das Buch mit den sieben Siegeln enthält Dinge, die verborgen waren. Gott hat diese in der Offenbarung den Menschen mitgeteilt.
Das ist sehr wichtig, um die Offenbarung zu verstehen. Viele Dinge werden hier gesagt, die im Alten Testament und auch sonst im Neuen Testament noch nicht erwähnt wurden. Diese werden jetzt in der Offenbarung mitgeteilt. Deshalb werden manche Dinge, die wir aus dem Alten Testament gut kennen oder kennen könnten, in der Offenbarung nicht noch einmal erwähnt.
Wir haben uns bereits die Posaunen angeschaut. Zwischendurch habe ich erklärt, wie es mit dem König des Nordens und den beiden Belagerungen Jerusalems ist. Diese Belagerungen finden wir hier jedoch nicht direkt in den Gerichten dargestellt. Allerdings gibt es zum Beispiel die Heuschrecken, die das ergänzen, was wir über die Heuschrecken im Buch Joel finden.
Es ist wirklich so, dass hier der Schwerpunkt auf Dingen liegt, die im Alten Testament noch nicht gesagt wurden, die aber das Alte Testament ergänzen. So kann die Offenbarung schließlich mit einer Warnung im letzten Kapitel enden: Wer jetzt noch etwas zu diesem Buch hinzufügt – und damit überhaupt zur Bibel, denn die Offenbarung steht zu Recht am Schluss der Bibel – dem wird Gott Plagen hinzufügen. Wer etwas wegnimmt, wird bestraft.
Luther hat dies in seinem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ so ausgedrückt: „Das Wort sie sollen lassen starren und keinen Dank dafür haben.“ Auf gut Deutsch bedeutet das: Die Bibel soll so stehen bleiben, wie sie ist. Nichts soll weggenommen und nichts hinzugefügt werden. Wenn jemand das dennoch tut, braucht man ihm nicht extra dafür zu danken. Das heißt, das Wort „Sie sollen lassen starren und keinen Dank dafür haben“ ist selbstverständlich.
Nun sehen wir hier das geöffnete Büchlein. Es geht also um Dinge, die im Alten Testament bereits mitgeteilt wurden. Deshalb ist es geöffnet. Den Inhalt finden wir in Kapitel 11. Es geht um die Stadt Jerusalem und den Tempel in Jerusalem, den dritten Tempel. Das wissen wir alles schon aus dem Alten Testament.
Es ist ein geöffnetes Buch und ein Büchlein, weil der Fokus hier ganz speziell auf die Stadt Jerusalem und den Tempelberg gerichtet wird. In Kapitel 11 geht es nicht mehr so sehr um die ganze Welt, wie wir das zuvor gesehen haben, etwa mit dem Vernichtungspotenzial, bei dem ein Drittel der Menschheit getötet wird – zum Beispiel in der sechsten Posaune.
Jetzt wird der Blick zusammengezogen. Es geht um Jerusalem, den Tempelberg und den dritten Tempel. Deshalb spricht man hier von einem Büchlein.
Das Essen des Büchleins als Symbol der Aufnahme des Wortes Gottes
Diese Dinge finden wir bereits im Alten Testament, deshalb spricht man vom geöffneten Büchlein. In der Vision muss Johannes dieses Büchlein essen. Doch was bedeutet das?
In der Bibel wird das Lesen der Heiligen Schrift oft mit dem Essen des Wortes Gottes verglichen. Schlagen wir dazu Jeremia 15 auf – ja genau, euer Konfirmandenspruch, wunderbar! In Jeremia 15 lesen wir diesen schönen Text, der dich bis heute begleitet hat. Dort heißt es: „Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen; deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens, denn ich bin nach deinem Namen genannt, Herrgott der Heerscharen.“
Das Wort Gottes zu essen drückt aus, dass wir, wenn wir Gottes Wort lesen und wirklich in unserem Inneren aufnehmen, es wie Nahrung in uns aufnehmen. So wie Nahrung Teil von uns wird – indem unser Körper die Nährstoffe aufnimmt, einbaut und in Energie umsetzt –, so soll auch Gottes Wort in uns aufgenommen und Teil von uns werden.
In Jeremia sehen wir die schöne Seite des Wortes Gottes als Nahrung und die Freude, die daraus entsteht. Das entspricht auch Johannes’ Erfahrung: Er hat das Buch gegessen, und es war wie Honig in seinem Mund, süß wie Honig. Doch im Bauch merkt er, dass es bitter wird. Diese beiden Seiten gibt es auch beim Lesen der Offenbarung.
Beim Lesen der Offenbarung gibt es viele Stellen, die einen als Christen wirklich glücklich machen. Wenn man zum Beispiel Offenbarung 4 und 5 liest, sieht man, wie die Erlösten im Himmel ein neues Lied singen, vor dem Lamm Gottes niederfallen und sagen: „Du bist würdig zu empfangen, denn du hast uns erkauft durch dein Blut.“ Man sieht die Zehntausende mal Zehntausende Engel, also hunderte Millionen Engel, rund um die Erlösten im Himmel. Das ist der Geschmack von Honig.
Doch schon in der ersten Stunde der Offenbarung ist das Gelesene sehr speziell: Ein Drittel der Menschen wird getötet. Was wären wir für Menschen, wenn uns das nicht bewegt? Da spürt man die Bitterkeit im Bauch. Diese beiden Seiten – Freude und Bitterkeit – begegnen uns beim Bibellesen immer wieder.
Einerseits sehen wir all die Verheißungen für die Erlösten. Andererseits fragen wir uns: Wie ist es für meine Angehörigen, die noch nicht gläubig sind, noch nicht errettet? Dann spüren wir die Bitterkeit.
Das muss so sein. Johannes hat dies so bildlich erlebt in seiner Vision, als er das geöffnete Büchlein aß.
Die geheimnisvolle Person des starken Engels
Und jetzt zu dieser geheimnisvollen Person, 10,1: Ein anderer starker Engel. Hier muss man nochmals betonen, dass das Wort Engel, im Griechischen Angelos, einfach Bote bedeutet. Im Griechischen wird das Wort Angelos sowohl für Engelwesen als auch für Menschen gebraucht. Zum Beispiel wird in Markus 1 das Wort Angelos für Johannes den Täufer verwendet. Aber Johannes der Täufer war ein Mensch. Es heißt dort: „Ich sende meinen Boten“, das ist mein Angelos.
Im Alten Testament wird das Wort Engel, also Bote, auch für diese geheimnisvolle Person verwendet, den Engel des Herrn. Nicht „ein Engel des Herrn“, sondern „der Engel des Herrn“. Besser wäre eigentlich zu sagen: „der Bote des Herrn“. Wenn man diese Stellen liest, merkt man, dass dieser Bote des Herrn Gott selbst ist.
In 1. Mose 16 erscheint der Bote des Herrn Hagar, und dann heißt es plötzlich, dass er der Herr ist. Ja, natürlich ist der Bote des Herrn auch der Herr. Auf Hebräisch steht dort Yahweh, der Ewigseiende. Hagar sagt: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“ Wenn man alle diese Stellen im Alten Testament, in denen diese geheimnisvolle Person vorkommt, zusammennimmt, wird klar: Das ist Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, vom Vater in die Welt gesandt. Schon alttestamentlich erscheint er als der Engel des Herrn, und dann im Neuen Testament kam er als Mensch, als wirklicher Mensch in diese Welt.
In der Offenbarung findet man ihn wieder als diesen Boten, der immer wieder genannt wird: ein anderer starker Bote. Wir haben ihn schon einmal im Kapitel sieben zum ersten Mal gesehen, und damals wusste man noch nicht genau, wer das ist. Er versiegelt die 144.000. Im Kapitel acht sieht man ihn beim goldenen Räucheraltar im Himmel – das ist ein Priester.
Was sieht man hier? Er setzt einen Fuß auf das Meer und den anderen Fuß auf die Erde. Was bedeutet das? Die Erde in Besitz nehmen. Das bedeutet Besitznahme, denn das war schon im Buch Josua so. Josua sagt zu Israel, wenn sie ins verheißene Land ziehen: Jede Fußsohle, die ihr hinsetzt, gehört euch. Also das Aufsetzen der Fußsohle bedeutet Besitznahme.
Dieser starke Bote, der aus dem Himmel kommt, ist mit einer Wolke bekleidet. Was ist das für eine Wolke? Das ist die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit, die Gegenwart Gottes. Über seinem Haupt ist ein Regenbogen. Sein Gesicht leuchtet wie die Sonne – das erinnert an Offenbarung 1, wo Jesus Christus Johannes erscheint und es heißt, sein Gesicht leuchtete wie die Sonne. Weiter wird gesagt, seine Füße sind wie Feuersäulen. Das ist eine Ergänzung zur Wolke, die nachts als Feuersäule erschien. Das spricht wieder von der Gegenwart Gottes in dieser Person.
Dann steht sein linker Fuß auf dem Meer, und er ruft mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Das ist der Löwe aus dem Stamm Juda, so wird der Herr Jesus in Offenbarung 5 genannt. Dann passiert etwas Seltsames: Johannes hört die sieben Donner, will das aufschreiben, aber er soll es nicht aufschreiben.
Was machen wir da? Genau die Dinge möchten wir wissen, die nicht stehen. Das ist schon interessant. Aber wir müssen bedenken: Der Herr Jesus war hier auf der Erde und hat drei Jahre lang gepredigt. Damals gab es keinen MP3-Player, um alles aufzunehmen. Wenn man sich vorstellt, all die Stunden hätte man aufgenommen – in der Synagoge in Kapernaum, in der Synagoge in Nazareth, überall in Galiläa –, hätten wir Bandaufnahmen. Das wäre fantastisch, nicht wahr?
Aber der Heilige Geist hat die Jünger an die Worte des Herrn erinnert. So sagt Jesus in Johannes 14: Wenn der Heilige Geist kommt, wird er euch an alles erinnern, was ich gesagt habe. Aber eben nur an das, was für alle Zeiten im Wort Gottes weitergegeben werden sollte. Und das haben wir in den Evangelien.
Wenn wir alle Worte Jesu in den Evangelien zusammenfassen, sind das höchstens einige Stunden, aber nicht hunderte von Stunden Vorträgen, Predigten, Auslegungen und Erklärungen. Natürlich hat der Herr in seinem Leben viel mehr gesagt. Aber Gott ließ durch den Heiligen Geist als Gottes Wort aufschreiben, was wir für alle Zeiten wissen sollten – nicht alles.
Das war auch hier so: Johannes hat zwar viele Dinge gehört, die der Herr in seinem Leben gesagt hat, aber er sollte nicht alles aufschreiben. Es heißt also: Schreib das nicht auf. Aber uns ist alles aufgeschrieben worden, was wir wissen müssen.
Am Ende des Johannes-Evangeliums, in Johannes 21, sagt Johannes: Wenn man alles einzeln aufschreiben würde, was den Herrn Jesus und seine Herrlichkeit betrifft, könnte die Welt die Bücher nicht fassen. Aber Gott hat uns dieses Buch gegeben, und dafür sollten wir das lesen, was darin steht.
Das ist das Traurige: Es gibt so viele Leute, die sagen: „Oh toll, da gibt es eine Veranstaltung, da spricht ein Prophet, und der spricht Neuoffenbarungen.“ Solche Leute müssen dann sagen: „Jetzt schlagen wir auf Habakuk 2 auf.“ Das ist eine Perle, Habakuk zu lesen. Es ist ein so wunderbares Buch. Was will die neue Offenbarung? Sie kennt die Bibel nicht – das ist doch ein Skandal! Dass wir das, was Gott uns gegeben hat, nicht genügend schätzen.
Wir müssen die Bibel studieren. Dann erfährt man, dass man manches nicht so richtig verstehen kann, was da steht. Zu manchen Punkten gibt es sieben Auslegungen, und selbst Spezialisten sind sich nicht einig. Und jetzt? Soll das heißen, Gott hat uns sein Wort aufschreiben lassen, aber wir könnten nicht verstehen, was er sagen will? Das würde bedeuten, dass Gott nicht in der Lage ist, so zu uns zu sprechen, dass wir ihn verstehen können.
Nein, wir müssen uns fragen, was mit unserem Denken los ist, dass wir immer in sieben Auslegungen denken. Vielleicht zwei sind möglich, aber vier sind vielleicht noch bessere Auslegungen – und wir kommen zu keiner Sicherheit. Das ist unser Problem.
Wir müssen das ganze Wort Gottes studieren und Schritt für Schritt Klarheit und Sicherheit über das Wort Gottes erhalten. Aber nicht so, dass wir sagen: „Oh, schreibe das nicht auf, das möchte ich wissen.“ Nein, wir sollten uns dem nähern, was er uns aufschreiben ließ.
Genau darum wurde gesagt, dass Johannes das nicht aufschreiben soll – damit wir wissen, dass wir das, was aufgeschrieben ist, studieren sollen. Das ist der Sinn von Vers 4.
Der Schwur des Engels und die Bedeutung der Zeit
Ja, und dann schwört der Engel – also der Bote, der ewige Sohn Gottes – bei Gott. In Hebräer 6 wird gesagt, dass Gott, weil er bei keinem anderen schwören kann, bei sich selbst schwört: „Ich schwöre bei mir selbst“. Der Sohn kann beim Vater schwören, wie es hier geschieht.
Was beinhaltet dieser Schwur? Es wird keine Zeit mehr sein. Was heißt das? Die Zeit wird aufgehoben, Ewigkeit – keine Zeit mehr, Schluss mit der Uhr. Brauchen wir nicht mehr. Die alte Elberfelder Übersetzung bringt es gut: „Es wird keine Frist mehr sein“ oder „kein Aufschub“. Ich habe schon einmal ein Buch gesehen mit dem Titel „Es wird keine Zeit mehr sein“. Darin geht es darum, dass in der Ewigkeit für die Menschen keine Zeit mehr sein wird.
Das stimmt aber überhaupt nicht. Raum und Zeit sind unzertrennlich miteinander verbunden, so wie Albert Einstein das schön darlegen konnte. Raum und Zeit gehören zusammen. Weil wir Geschöpfe sind, sind wir Raum und Zeit unterworfen. Wir brauchen Zeit von Zürich nach Basel. Früher mit der Postkutsche waren das zehn Stunden, heute, wenn man normal fährt, etwa eine Stunde. Aber eben: Wir können nicht gleichzeitig hier und dort sein.
Gott ist anders. Er ist allgegenwärtig, überall im ganzen Universum, und er ist auch im Jenseits. Weil er Raum und Zeit nicht unterworfen ist, ist er auch der Zeit nicht unterworfen. Darum steht in 2. Petrus 3, dass bei dem Herrn tausend Jahre sind wie ein Tag und umgekehrt ein Tag wie tausend Jahre. Gott ist dem Ablauf der Zeit nicht unterworfen. Deshalb kennt er auch die Zukunft und konnte die Offenbarung schreiben lassen.
Die erfüllte Prophetie ist ein Beweis, dass der ewige wahre Gott durch die Bibel zu uns spricht. Für uns wird es aber immer Zeit geben. Auch die Engel sind der Zeit unterworfen. Wo sieht man das? In Daniel. Wieso? Weil er aufgehalten wurde, er kam zu spät. Sogar Engel können Verspätung haben – tröstlich, nicht wahr? Wenn man mal spät zur Gemeinde kommt, nicht einfach, weil man trödelt, sondern es kann passieren, wenn sogar Engel drei Wochen Verspätung haben können.
Das zeigt uns, dass auch sie Raum und Zeit unterworfen sind, auch wenn sie sich ganz anders bewegen können als wir. Zum Beispiel wird von dem gefallenen Engel in Jesaja 14 gesagt: „Ich will hinaufsteigen, meinen Thron setzen hoch über die Sterne.“ Das weist auf Bewegungsmöglichkeiten im All hin, die das Menschliche sprengen. Aber auch sie sind Raum und Zeit unterworfen.
Darum weiß der Teufel auch nicht, wer bei der nächsten WM gewinnen wird. Sonst wüssten ja Wahrsager, wer gewinnt. Wahrsagerei funktioniert nicht, weil Satan ebenfalls an Raum und Zeit gebunden ist. Er kennt die Zukunft nicht. Deshalb ist die vollkommene Prophetie der Bibel ein so wichtiger Beweis, dass hier nicht irgendein Geist dahintersteht. Im Hinduismus erlebt man auch Dinge mit Geistern, aber diese haben nichts mit dem ewigen Gott zu tun. Deshalb gibt es dort keine Prophetie wie in der Bibel – erfüllte Prophetie.
Das heißt also nicht, dass es keine Zeit mehr geben wird, sondern keine Frist. Und dann wird Gott in Kürze, bis zur Wiederkunft Christi, das Geheimnis Gottes vollenden. Darauf fahren wir beim nächsten Mal weiter: Die Vollendung des Geheimnisses Gottes – ein ganz interessantes Thema. Danach gehen wir gleich zu Kapitel 11, mit dem dritten Tempel und Jerusalem in diesen letzten Tagen.
Dort hinten gibt es noch eine Frage zum Schluss, und dann machen wir wirklich Schluss. Ach so, ja, ja, alles klar, ich wiederhole die Frage gleich für die, die über Serien online zuhören.
Es sei ein Widerspruch, weil ich einerseits gesagt habe, dass Satan die Zukunft nicht weiß, und dann haben wir doch gesehen, dass die gefallenen Engel bei den Gadarenern wussten, was kommen wird. Aber das wussten sie aus der Bibel. Das weiß der Teufel auch. In Offenbarung 12 steht, dass er, wenn er auf die Erde geworfen wird, für die letzten dreieinhalb Jahre weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat und wütend ist. Das weiß er.
Aber er weiß nicht aus sich heraus, was die Zukunft ist. Wir wissen auch, was in der Zukunft kommt, wenn wir die Bibel studieren. Aber wir als Geschöpfe müssen sagen, dass wir völlig unfähig sind, zu sagen, was in hundert Jahren kommt. Das kann nur Gott. So ist der scheinbare Widerspruch gelöst.
Gut, wollen wir noch beten zum Schluss? Herr Jesus Christus, wir danken dir für dein Wort und dass wir durch dein Wort erfahren dürfen, was Gottes Pläne mit dieser Welt sind. Wir dürfen auch wissen, dass du das letzte Wort sprechen wirst.
Danke, dass wir mit Hiob sagen dürfen: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“ Herr Jesus, du wirst wiederkommen, und in dieser chaotischen Welt wirst du deine Ordnung, deinen Frieden und deine Gerechtigkeit bringen.
Danke, dass wir wissen dürfen, dass für uns, wenn du unser Retter bist, eine wunderbare, lichte, herrliche Zukunft wartet. Amen.
