
Schuld, Gier und Neid – über diese vier Themen haben wir bisher gesprochen, und auch heute Abend möchte ich darauf eingehen.
In der ersten Stunde soll das Thema lauten: Nicht selbst die Ehre auf uns nehmen, sondern Gott die Ehre geben. Das ist sehr gesund für unser Herz, und deshalb hat Gott es auch so gesagt.
In der zweiten Stunde wird es darum gehen, dass man lernt, Wertschätzung auszudrücken, Lob auszusprechen und Komplimente zu machen. Das ist gut für unser Herz, und Gott hat uns das ebenfalls so gesagt.
Ich möchte jetzt am Anfang gemeinsam mit euch beten. Danach steigen wir in unser Programm ein.
Ihr habt wieder alte Zettel bekommen. Es sind ein paar Blätter, bedruckt vorne und hinten. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auf euren Zetteln mitlesen. Das Wesentliche ist darauf zu finden, zwischendrin ist immer etwas Platz für diejenigen, die mitschreiben wollen.
Außerdem stellt Simon wieder die Leinwand mit der PowerPoint-Präsentation bereit. So kann man auch einfach mitlesen, falls einem das lieber ist.
Aber ich bete noch gemeinsam mit euch, und dann steigen wir ein.
Lieber himmlischer Vater, wir wollen von Herzen danken für das Vorrecht, dass wir zusammenkommen dürfen in deinem Namen. Danke, Herr, dass du der Schöpfer des Universums bist – nicht wir. Danke, dass du der Herr dieser Welt bist – auch nicht wir.
Danke, dass du der bist, der die Zeit angefangen hat und die Zeit beenden wird – nicht wir. Und danke, dass du ein Gott der Liebe bist, der uns gern hält, vor dem wir keine Angst haben müssen. Wir dürfen uns dir im Vertrauen zuwenden, weil du gesagt hast, dass du uns liebst.
Wir danken dir, dass wir in deiner Gegenwart geborgen sein dürfen, mitten in den Stürmen dieser Welt. Herr, danke, dass der Glaube nicht von unserem normalen Leben getrennt ist. Unsere Beziehung zu dir kann in jedem Geschäft, in jedem Gespräch und in jedem Streit lebendig sein.
So bete ich, dass wir lernen, dich in unser ganz normales Leben jeden Tag zu integrieren. Darum bitte ich im Namen Jesu. Amen.
Das erste Thema heute nenne ich „Gott die Ehre geben“.
Ich muss sagen, als ich noch jünger war – und wie gesagt, ich bin ja nicht mehr so jung – haben mich Männer beeindruckt, die fähig und selbstständig waren. Das waren Männer, die Verantwortung übernommen haben, die eine Familie hatten. Solche Männer haben mich damals beeindruckt.
Inzwischen imponieren mir vielmehr jene Männer, die barmherzig und demütig sind. Diese Männer beeindrucken mich heute.
Als Menschen, die Jesus und sein Wort ernst nehmen, glauben wir, dass der Mensch nicht geschaffen ist, um Ruhm und Ehre auf sich selbst zu beziehen. Ein Christ, der die Bibel ernst nimmt, glaubt, dass man den Applaus und den Ruhm, der einem zukommt, annimmt, aber dann reflektiert und die Ehre an Gott weitergibt.
Corrie ten Boom, eine ganz bekannte holländische Frau, war im Zweiten Weltkrieg im KZ. Ihre Schwester ist dort gestorben. Sie hat vielen Juden in der Nazizeit das Leben gerettet. Sie sagte: Wenn ich einen Blumenstrauß geschenkt bekomme, bedanke ich mich dafür und reiche diese Blumen weiter an Jesus.
Unabhängig davon, wie ernst jemand von euch die Bibel nimmt, werdet ihr mir wahrscheinlich zustimmen, was ich jetzt sage. Denn wir alle kennen Menschen, die sehr viel über sich selbst reden. Mehr oder weniger kennt jeder von uns solche Menschen.
Diese Menschen sprechen sehr gerne darüber, was sie alles geleistet haben. Sie prahlen damit, wie schön ihre Frau ist, wie klug ihre Kinder sind, wie groß ihr Haus ist. Sie reden gerne darüber, wen sie kennen, welchen Einfluss sie haben und wie wichtig sie sind.
Es sind Menschen, die sagen: „Jetzt habe ich genug über mich geredet, was hältst du eigentlich von mir?“ Solche Leute gibt es.
Wir tun uns oft schwer mit solchen Menschen. Sie gehen uns manchmal auf die Nerven. Manche dieser Menschen haben zwar tatsächlich viel geleistet und viel geschaffen, aber wir tun uns sogar schwer, ihnen zu sagen: „Du, echt super, was du alles gemacht hast.“ Denn dann wissen wir, dass wir uns in den nächsten zwei Stunden anhören müssen, was sie noch alles geleistet haben.
Da ist die Tochter die Klassenbeste, und der Junge hat das Rennen gewonnen, und so weiter. Diese Leute haben immer noch eine bessere Geschichte parat.
Das Problem ist: Nichts von dem, was sie sagen, beeindruckt uns wirklich. Im Prinzip sind wir nur froh, wenn sie weiterziehen.
Und es ist egal, wie schön sie aussehen, wie schnell sie fahren oder wie groß ihre Firma ist – sie sind ein bisschen anstrengend.
Wisst ihr warum? Das ist jetzt das Interessante: Weil sie andauernd versuchen, sich selbst die Ehre zu geben. Wenn eine Person die Ehre immer auf sich selbst bezieht und daran festhält, macht das diese Person eigentlich unattraktiv.
Das ist das Paradox bei der Sache: Ein Mensch, der dauernd von sich redet, was er ist, was er geschaffen hat und was er hat, versucht sich damit größer zu machen. Tatsächlich passiert aber das Gegenteil. Er macht sich immer kleiner, weil niemand freiwillig in seiner Gegenwart sein will.
Man denkt nicht: „Ich freue mich so auf ein Wochenende mit Hans, Franz und Sepp“, weil er nur für sich selbst redet. Das wird nicht als super empfunden.
Im christlichen Glauben gilt, dass alle Talente, die wir haben, alles Können und alle Leistungen, die wir vollbringen, letztlich eine Gabe von Gott sind. Im Jakobus 1,17 lesen wir: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab.“ Das heißt, alles, was ich schaffe, ist ein Geschenk.
Ein faszinierender Vers steht im fünften Mose, Kapitel 8, Vers 17. Ich lese ihn Ihnen vor: „Du sollst nicht vergessen und in deinem Herzen sagen: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand haben mir dieses Vermögen verschafft.“ Sondern du sollst an den Herrn, deinen Gott, denken, dass er es ist, der dir die Kraft gibt, Vermögen zu schaffen.
Ja, das sind Neuigkeiten. Du hast keinen einzigen Euro selbst verdient. Hast du deine Hände selbst gestrickt, mit denen du arbeitest? Hast du deine Augen selbst gemacht, mit denen du siehst? Es ist alles ein Geschenk.
Wenn Gott dir nicht zwei Hände im Held (wahrscheinlich „Held“ ist hier ein Fehler, gemeint sind „Hände im Held“ oder „Hände im Heil“?) und zwei gesunde Augen und halbwegs ein normales Hirn gegeben hätte, könntest du überhaupt nichts verdienen.
Und weißt du, das ist es, was die Bibel sagt: Wir sollen nicht vergessen und sagen: „Ja, meine Stärke hat das alles gemacht.“ Nein, sagt Gott, es ist er, der dir die Kraft gibt, Vermögen zu schaffen.
Wenn wir mit Jesus leben, lernt man oft unbewusst als Gläubiger an Jesus, dass eigentlich die Ehre nicht mir gebührt, sondern Gott.
Ich glaube, ich hätte das nie gelernt, weil ich viel zu stolz war, wenn ich Gott nicht kennengelernt hätte. Darum habe ich gesagt: Früher haben mich fähige Männer imponiert, heute imponieren mir Männer, die etwas barmherzig sind.
Ein Beispiel dafür ist, ich weiß nicht, wer von euch die Olympischen Spiele letzten Sommer in London verfolgt hat. Ein Beispiel war Gabby Douglas. Sie ist eine US-amerikanische Kunstturnerin, die zwei Goldmedaillen gewonnen hat. Im Interview vor Millionen von Zuschauern hat sie gerade letzten Sommer etwas gesagt, das mich sehr beeindruckt hat.
Sie sagte: „Eine Olympiasiegerin zu sein, ist ein unglaubliches Gefühl. Ich gebe Gott alle Ehre. Es ist eine Art Win-win-Situation. Die Ehre steigt zu ihm auf, und der Segen fällt auf mich herab. Alles in mir soll Gott preisen, damit ich niemals vergesse, was er mir alles Gute getan hat.“
Als die Christen das im Fernsehen hörten, jubelten sie und sagten: „Super!“ Die Atheisten hingegen, die das ebenfalls hörten, ärgerten sich und fragten: „Wieso bringt sie Gott ins Spiel? Was hat ein Gott mit den Snowballs zu tun?“ Sie waren verärgert darüber, dass Gabby Douglas das gesagt hatte.
Der Grund, warum sie das gesagt hat, liegt darin, dass wir als Christen glauben, dass die Ehre für alles, was wir vollbringen, letztlich Gott gebührt und nicht uns selbst. Wir wissen, dass wir ohne Gott gar nichts können. Wir glauben, dass die Ehre und der Applaus, die uns zukommen, letztlich reflektiert werden und Gott zukommen sollen.
Einige von euch wissen wahrscheinlich, dass Johann Sebastian Bach am Ende jedes seiner Werke die Buchstaben „S D G“ schrieb – Soli Deo Gloria, was bedeutet: Allein Gott gebührt die Ehre.
Zwischenmenschlich wissen wir, ob du nun Christ bist oder nicht: Eigenlob stinkt. Das ist allgemein bekannt. Aber das gilt auch in unserer Beziehung zu Gott. Die Bestimmung des Menschen ist nicht, sich selbst zu gratulieren, sondern den Applaus dankbar anzunehmen, „Danke“ zu sagen und die Ehre an Gott weiterzugeben.
Das ist vielen Menschen nicht bewusst.
Wenn man im Neuen Testament zum Beispiel von den ersten Christen in Korinth in Griechenland liest – ich weiß nicht, wer schon einmal in Korinth war, im Kanal von Korinth –, dann ist das eine super Gegend dort unten. Dort gab es eine der ersten Christengemeinden. Diese Gemeinde war, würde ich sagen, ein bisschen eine wilde Kirchengemeinde.
Historiker belegen übrigens, dass die Menschen in Korinth zu jener Zeit extrem freizügig lebten, vor allem sexuell. Seit Platon, etwa dreihundert Jahre vor Christus, bedeutete „korinthisch leben“ so viel wie sexuell zügellos leben. Man nannte es „korinthisch leben“.
Im Tempel von Korinth gab es tausend Prostituierte, die am Euer Clans Heisel im Rosengarten davor tätig waren. Zwei Drittel der Stadtbevölkerung waren Sklaven. Die ersten Gläubigen, die zum Glauben an Jesus fanden, waren laut der Bibel Ehebrecher, Unzüchtige, Lustknaben, Homosexuelle, Trunkene, Räuber, Verleumder und Götzendiener. Eine „super“ Kirchengemeinde, wenn man so will – nicht viel anders als die Gesellschaft um sie herum.
Diese Christen wussten jedoch etwas nicht. Was wussten sie nicht? Im ersten Korintherbrief, Kapitel 6, Verse 19 und 20, hat Paulus Folgendes zu diesen ersten Christen gesagt:
„Wisst ihr nicht, dass euer Leib, euer Körper, ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt? Und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott mit eurem Leib.“
Das heißt, auch mit unserem Körper, so wie wir sexuell leben, sollen wir Gott ehren. Das hatten sie nicht gewusst.
Matthäus 5,16 enthält eine sehr interessante Aussage von Jesus. Es ist ein Teil der Bergpredigt, genauer gesagt Matthäus Kapitel 5, Vers 16. Dort sagt Jesus: „So soll euer Licht, das heißt euer Leben, vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der im Himmel ist, verherrlichen.“
Das bedeutet, dass Menschen sehen sollen, dass wir Gutes tun. Aber sie sollen nicht einfach sagen: „Das ist ein super Kerl.“ Vielmehr sollen sie erkennen, dass Gott dahintersteht. Es geht also nicht darum, dass ein Christ besonders toll dasteht, sondern darum, dass Gott letztlich geehrt wird. Das ist die Lehre der Bibel.
In diesem Zusammenhang möchte ich etwas sagen, das mir bei Entscheidungen sehr hilft. Wir müssen ja ständig Entscheidungen treffen. Manche mehr, andere weniger. Wenn man Unternehmer ist oder in einer ähnlichen Position, trifft man ständig Entscheidungen. Aber jeder von uns muss Entscheidungen treffen, ob groß oder klein.
Weißt du, was mir eine große Hilfe ist? Wenn ich weiß, dass ich mich auf verschiedene Weisen entscheiden kann, stelle ich mir oft die Frage: „Herr Jesus, welcher Weg bringt dir mehr Ehre? Wirst du geehrt, wenn ich diesen Weg gehe, oder wenn ich den anderen wähle?“ Diese Frage ist extrem praktisch.
Zum Beispiel bei finanziellen Dingen, wo man vielleicht etwas tun könnte, das nicht ganz ehrlich ist. Dann frage ich mich: „Bringt das Gott Ehre, wenn ich das tue?“ Und oft sagt Gott dann: „Nein, nicht unbedingt.“
Heute war das besonders interessant. Bei der Post in der Nähe war eine Einweihung, zu der wir als Nachbarn eingeladen wurden. Der katholische Pfarrer Bernhard sprach einige Worte. Mitten in seiner Predigt wurde sein Handy laut, weil ein anderer Pfarrer anrief.
Für mich ist es auch sehr hilfreich, mich bei Beziehungen zu fragen: „Soll diese Beziehung eingegangen werden oder nicht? Bringt das Gott Ehre? Ehrt das, was jetzt passiert, Gott?“
Diese Frage ist für mich viel entscheidender als zu fragen, was richtig oder falsch ist. Denn man kann immer argumentieren, warum etwas richtig oder falsch ist. Aber die Frage, was Gott Ehre bringt, ist im praktischen Leben viel hilfreicher.
Wir wissen, dass Menschen, die sich selbst ständig applaudieren und dadurch größer werden wollen, eigentlich kleiner werden. Andererseits sind Menschen, die den Applaus nicht für sich behalten, sondern weitergeben, diejenigen, die immer größer werden. Das ist das Paradox dabei.
Man sieht es ganz eindeutig bei Jesus Christus: Er ist in allem unser größtes Vorbild. In Philipper 2,5-9 steht: „Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Jesus Christus war.“
Was war seine Gesinnung? Wie hat Jesus gedacht? Er, der in der Gestalt Gottes war – er war Gott und bleibt Gott. Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern er war wie Gott. Doch er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich wurde. In der Gestalt eines Menschen befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz.
Der nächste Satz beginnt mit „Darum“. Immer wenn ein Satz so anfängt, muss man fragen: Warum? Darum hat Gott ihn hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist. Damit sich in dem Namen Jesu jedes Knie beuge – im Himmlischen, Irdischen und Unterirdischen. Das heißt: Weil Jesus sich selbst erniedrigt hat, hat Gott ihn erhöht.
Dasselbe Prinzip erleben wir auch im zwischenmenschlichen Leben. Menschen, die sich immer selbst erhöhen, werden eigentlich immer kleiner. Menschen, die die Ehre weitergeben und nicht für sich beanspruchen, werden immer größer.
Malcolm Muggeridge, den ich bereits in den letzten Abenden zitiert habe (er ist 1990 gestorben), hat Folgendes gesagt: „Ich habe es sogar genau darauf, das ist ein bisschen klamm, aber auf Herrn Sittl ist es auch drauf.“ Wir blicken zurück auf unsere Geschichte. Was sehen wir in Bezug auf Jesus jetzt?
Königreiche kommen und gehen. Reichtümer werden angehäuft und wieder verschwendet. Ich blicke zurück auf meine eigenen englischen Mitbürger, die einst ein Viertel der Welt beherrschten. Ich habe einem verrückten Österreicher zugehört, der ein tausendjähriges Reich über die ganze Welt ankündigte. Ich sah einen italienischen Clown, der unser Kalendersystem erneuern wollte, wenn er an die Macht käme. Ich traf einen mörderischen Mann im Kreml, der von der intellektuellen Elite als weiser als Salomo bezeichnet wurde.
Alles in einem Leben! Alles weg, verflogen mit dem Wind. England ist heute nicht mehr als ein Teil einer kleinen Insel an der Küste Europas. Hitler und Mussolini sind tot, ihre Namen sind heute Schimpfwörter. Stalin ist ein verbotener Name im Regime, das er half aufzubauen. Alles in einem Menschenleben – aus und vorbei.
Hinter dem Schein dieser selbsternannten Supermänner der Welt steht die gigantische Figur jener Person, von der, in der und durch welche die Menschheit immer noch Grund zur Hoffnung hat: die Person Jesus Christus. Ich präsentiere ihn als den Weg, die Wahrheit und das Leben.
Wenn wir vor zweitausend Jahren gelebt hätten, zur Zeit Jesu in Palästina, damals in Israel, und wir hätten eine Wette abgeschlossen, wer die Welt und die Zukunft mehr beeinflussen würde – das römische Imperium, das Weltreich mit all seiner Macht, oder der Sohn eines Zimmermanns, Jesus, mit ein paar mittellosen Fischern, zwölf Jüngern – wir hätten alle auf das römische Reich gewettet.
Aber interessanterweise nennen wir heute, zweitausend Jahre später, unsere Kinder Markus, Johannes, Lukas, Maria – und unsere Hunde nennen wir Caesar und Nero. Da sieht man, wer die Welt bis zum heutigen Tag mehr beeinflusst hat.
Du weißt, es ist ganz schön warm. Jetzt mache ich dir auch mal den Tee auf. Der ist eigentlich auch warm, oder? Schon, oder? Jetzt hoffe ich, dass es geht. Ich mache das Fenster ein bisschen auf, damit es hoffentlich etwas durchzieht. Christine, ist hinten das Fenster offen oder was? Was? Fenster. Okay, passt.
Es ist so: Wenn ein Mensch lernt, Gott die Ehre zu geben, dann tut sich etwas. Das ist das Geheimnis für den Menschen und der Sinn des Lebens offenbart sich. Ein Mensch merkt, dass er nicht nur für sich selbst lebt und nicht darum, größer zu werden. Vielmehr lebt er in Beziehungen.
Ich nenne es immer so: Es sind die horizontalen Beziehungen zu anderen Menschen, in denen wir anderen Ehre weitergeben. Gleichzeitig gibt es die vertikale Beziehung zu meinem Herrn Jesus, in der ich Ihm die Ehre gebe.
Im Galater 2,20 sagt Paulus: „Ich lebe, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Ja, ich lebe, aber nicht, weil ich so gut bin. Es ist Christus, der in mir lebt und bewirkt, was ich bin und tue. Das ist so wunderbar.
Ein Mensch lebt ausschließlich, wenn er in Beziehungen lebt. Schau, da vorne sind noch Plätze frei, gell? Da...
Und jetzt stellt sich die Frage: Wie gibt man Gott die Ehre? Selbstverherrlichung im Vergleich dazu, wie man sie heute versteht, und wie Jesus Selbstverherrlichung verstanden hat.
Johannes 12,23-25 sagt Jesus Folgendes. Das hat mich fasziniert, das habe ich erst vor zwei Wochen gesehen. Die Bibel lesen ist so faszinierend. Ich habe gewisse Passagen sicher schon 50 Mal gelesen, und dann lese ich sie wieder – und dann entdeckt man etwas, was man nie zuvor gesehen hat. Das ist faszinierend. Das passiert bei keinem anderen Buch, nur bei der Bibel, weil es das Wort Gottes ist.
In Johannes 12,23-25 lesen wir: Jesus antwortet ihnen und spricht: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde.“ Wie wird Jesus jetzt verherrlicht? Jesus sagt: „Ich werde verherrlicht.“ Wenn ich das so in meinem Sprachgebrauch benutze, klingt das glanzvoll, gewaltig, groß – am Siegespodest wird jemand verherrlicht.
Es ist faszinierend, was Jesus jetzt sagt: „Ich werde verherrlicht“, sagt er. In Vers 24 heißt es: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Wisst ihr, was für Jesus Verherrlichung war? Indem er sein Leben für andere gegeben hat. Das ist die Selbstverherrlichung, wenn Jesus darüber redet.
Jesus wurde verherrlicht in seiner Geburt, seinem Leben, seinem Tod und in der Auferstehung. Das heißt, Jesus definiert für uns ganz neu, was es heißt, verherrlicht zu werden. Und Jesus lädt uns ein, an diesem Leben teilzuhaben.
Faszinierend ist auch Johannes 21,18-19. Das ist nach seiner Auferstehung, nach Ostersonntag. Jesus ist auferstanden und spricht als Auferstandener zu Petrus, einem der zwölf Jünger. Er sagt zu Petrus in Johannes 21,18: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest.“ Petrus hatte alles aus eigener Kraft getan.
Dann sagt Jesus weiter: „Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“ Dies sagte er, um anzudeuten, mit welchem Tod Petrus Gott verherrlichen sollte. Als er dies gesagt hatte, sprach er zu ihm: „Folge mir nach.“
Jesus sagt also zu Petrus: „Du wirst sogar in deinem Tod mich verherrlichen, mir die Ehre geben.“ Petrus ist – das steht nicht in der Bibel, aber nach der Tradition – kopfüber gekreuzigt worden, weil er sich nicht würdig fühlte, so wie Jesus gekreuzigt zu werden.
Wenn wir über Verherrlichung reden, hat die Bibel einen ganz anderen Sinn und Ton als unser heutiges Verständnis von Wettkampf und Verherrlichung. Wenn jemand verherrlicht wird, denkt man heute daran, ganz oben zu stehen, der große Supergewinner zu sein.
Wenn man aber das Leben Jesu betrachtet, lernt man Folgendes: Er definiert Selbstverherrlichung ganz neu. Erfolg ist, zu opfern und zu geben. Wenn du ein Mensch bist, der großzügig gibt, dann bist du nach Jesus Christus ein erfolgreicher Mensch. Siegen bedeutet auch zu sterben.
Jesus hat uns vorgelebt: Er sagte, ich werde verherrlicht. Und wie ein Samenkorn stirbt, wenn es in die Erde fällt, um Frucht zu bringen, so muss ich sterben, damit viele leben werden.
Herausragen bei Jesus bedeutet, zu dienen. Ihr kennt ja die Organigramme in Firmen: Oben ist der Boss, dann die Bereichsleiter, und dann der Rest. In der Bibel muss man das Organigramm umgedreht vorstellen. Ganz unten ist der Leiter, der Chef, und er dient den Nächsten. Diese wiederum dienen anderen. Das ist das biblische Organigramm.
Jesus hat einmal gesagt: „Wer von euch der Größte sein will, der sei der Diener.“ Der, der dient, ist der Größte, nicht der, der herrscht und anschafft.
Obwohl Jesus Gott ist und alles geschaffen hat, hat er den Jüngern die Füße gewaschen. Er nahm ein Handtuch und Wasser und wusch ihnen die Füße, dann trocknete er sie ab. Dabei sagte Jesus: „Wenn jemand von euch der Erste sein will, dann sei er der Diener.“ Jesus definiert Verherrlichung ganz neu.
Wir wissen es auch aus der Welt: Die besten Chefs sind die, die sich für ihre Mitarbeiter einsetzen, ihnen dienen und helfen.
Ruhm bedeutet, im Stillen zu lieben. Wenn jemand berühmt sein will, wie soll er berühmt werden? Indem er im Stillen dient.
Cool sein – in meiner Generation habe ich das Wort schon übernommen, aber bei euch gab es das ja nicht – jeder will cool sein. Wenn du cool sein willst, dann sei freundlich und anständig. Das ist cool nach Jesus Christus. Dann bist du wirklich cool.
Erhaben zu sein bedeutet, demütig zu sein. Verherrlichung ist manchmal am deutlichsten im Leid zu erkennen. Ich muss ehrlich sagen: Die Menschen, die viel leiden und darin Licht und Ermutigung sind, sind für mich die größten Menschen, die es gibt.
Ein Beispiel, das ich nur erzählen möchte, ist für mich der polnische Jude Janusz Korczak. Im September war ich wieder in Israel, wo ich eine Art Gruppenreise von knapp zwei Wochen gemacht habe. Dort war ich erneut in Jerusalem im Holocaustmuseum Yad Vashem, und dort ist Janusz Korczak ein Denkmal gewidmet.
Janusz Korczak war ein sehr bekannter Pädagoge und Erzieher. Er hat viele pädagogische Bücher geschrieben, vor allem Kinderbücher. Er war so berühmt, dass die Nazis ihn nicht einfach beseitigen konnten. Im Zweiten Weltkrieg kümmerte er sich um jüdische Waisenkinder in Warschau. Viele Waisenkinder gab es, weil die Juden vergast wurden. Die Kinder am Anfang jedoch noch nicht. Janusz Korczak kümmerte sich um diese Kinder.
Die Nazis boten ihm sogar an, auszureisen, damit sein Leben verschont bleibt. Doch er entschied sich, bei den Kindern in Warschau zu bleiben. Was dann geschah, war, dass Janusz Korczak und alle Kinder, um die er sich kümmerte, in Treblinka vergast und ermordet wurden. Indem er bei den Kindern blieb, konnte er kein einziges Kind retten. Alle sind gestorben. Er konnte diese Kinder bewahren, indem er alleine starb.
Anstatt seine eigene Haut zu retten, teilte er den Tod mit den Kindern. Sie hatten jemanden, an den sie sich in der Todesstunde festhalten konnten. War sein Tod umsonst? Hat er versagt? Ich glaube nicht. Er ist bis heute eines der größten Beispiele für wahre Menschlichkeit.
Was so faszinierend an Janusz Korczak ist, ist, dass er ein Bild dafür ist, was Jesus Christus für uns getan hat. Anstatt dass wir Menschen den Lohn der Sünde – und das ist der Tod – alleine sterben müssen, ist Jesus Mensch geworden. Er kam zu uns, um mit und für uns zu sterben, damit wir leben können.
War das Sterben Jesu umsonst? Ich glaube nicht. Er ist bis heute die einzige Hoffnung, dass es in dieser Welt einen Sinn gibt, warum ich mit zwei Füßen aufstehe und auf den Tod zugehe. Dass es nicht sinnlos ist.
Dietrich Bonhoeffer, ein Märtyrer im Zweiten Weltkrieg und evangelischer Pfarrer, der aufgehängt wurde, sagte einmal: Wenn Christus einen Menschen ruft, dann ruft er ihn, zu kommen und zu sterben. Das klingt am Anfang sehr negativ. Man denkt sich: Ist das das ganze Angebot, dass er kommt und stirbt?
Doch da muss man etwas verstehen. Wenn ein Mensch Christ wird, geschieht Folgendes: Der Mensch sagt, ich sterbe meinem alten Leben ab, damit ich das neue Leben in Christus ergreife und gewinne.
Das ist ungefähr so, wie wenn jemand Single ist. Er ist allein, und dann heiratet er, um gemeinsam mit seiner Frau zu leben. Was muss er dann tun? Am Tag der Hochzeit muss er sagen: Heute sterbe ich meinem Single-Dasein. Das heißt nicht, dass er tot umfällt und nichts mehr vom Leben hat. Aber er muss sterben, um das verheiratete Leben in Gemeinschaft mit seiner Frau leben zu können.
Das alte Leben muss ich hinter mir lassen. Wenn du heiratest und trotzdem Single bleiben willst, funktioniert das nicht gut. Das wissen wir ja. Das Single-Dasein muss ich ablegen, ich muss es sterben, damit ich das neue Leben leben kann.
Genauso ist es in Christus. Das heißt, im alten Leben, in dem ich ohne Gott gelebt habe, will ich sterben. Das Samenkorn muss in die Erde fallen und sterben, damit ich das neue Leben in Gemeinschaft mit Christus aufnehmen und mit ihm für die Ewigkeit leben kann.
Oft, wenn man das Wort Sterben hört, denkt man sich: Wie, wenn ich jetzt Christ werde, bin ich dann tot und es ist nichts mehr? Früher, als ich jung war, dachte ich auch, wenn ich Christ werde, sieht das nicht gut aus. Dann darf ich nichts mehr tun, ich muss heute sterben – was schön sein soll. Das ist ein absolutes Missverständnis.
Und jetzt möchte ich es ganz praktisch machen: Wie können wir auch im Alltag als Christen Gott verherrlichen? Wie kann das konkret aussehen? Weißt du, oft klingt das ja sehr theoretisch. Man hört: „Du musst absterben.“ Aber was bedeutet das eigentlich?
Zum einen geht es um einen körperlichen Tod. Wenn du so alt wirst wie ich, dann hast du immer mehr Begräbnisse – das ist eine Alterserscheinung. Es ist so: Wenn du älter wirst, sterben mehr Menschen aus deinem Bekanntenkreis. Zuerst die Großelterngeneration, dann die Elterngeneration und schließlich die eigene. Und das geht ziemlich schnell. Ich bin oft schockiert, wenn Leute sagen: „Wie schnell das alles geht!“ Früher galt man mit 50 schon als alt, und jetzt sind wir selbst in diesem Alter angekommen.
Einige von uns sind vielleicht gerade mittendrin, erleben, wie ein Elternteil im Sterben liegt, oder kämpfen selbst mit der Gesundheit. Aber weißt du, was das Schöne ist? Wenn du Jesus kennst, kannst du sogar im Tod, im körperlichen Tod, Gott verherrlichen. Denn wir wissen: Ich gehe eigentlich nur heim. Ich reise viel, aber mein Liebster ist es, wenn ich wieder heimfahren kann.
Ich erinnere mich noch, wie ich als Junge war: Ich habe mich immer gefreut, wenn ich nach einer Zeit als Schüler- oder Schullehrer in Australien oder Amerika heimgekommen bin. Dann wusste ich: Ah, das gefällt mir, da gehe ich hin. Dort sitzt Mama, und das ist mein Zuhause. Heimkommen ist etwas Schönes.
Als Christ weiß ich, dass ich heimkomme zu meinem Vater. Darum brauche ich keine Angst vor dem Sterben zu haben. Und wenn man sich nicht vor dem Sterben fürchtet, kann man richtig im Heute leben. Du musst nicht in Angst leben. Wenn ich morgen sterbe, ist das für die Hinterbliebenen vielleicht traurig, aber für mich nicht. Es ist eine unheimliche Freiheit, die man darin hat.
Ein lieber Freund von mir, Hans-Joachim Eckstein, hat einmal gesagt: „Christen sterben auch, aber sie sind keine Sekunde tot.“ Der Apostel Paulus schrieb einmal: „Mein Leben ist Christus, und Sterben ist mein Gewinn.“ Jetzt fragst du vielleicht: Wieso ein Gewinn? Paulus sagt in Philipper 1,21-22: „Denn für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn. Wenn ich aber im Fleisch weiterleben muss, bringt mir das fruchtbare Arbeit.“ Er meint, wenn ich sterbe, bin ich bei Christus, und das ist bei weitem schöner.
Darum können wir sogar im Sterben Gott verherrlichen – auch im Leid und in der Freude.
Das Zweite ist vielleicht, dass manche von uns absterben müssen vom Streben nach Komfort und Luxus. Ich habe nichts gegen Komfort und Luxus, ich habe mehr als viele andere. Aber wir müssen aufpassen, dass wir unsere Entscheidungen nicht nur danach treffen, was für uns angenehm und einfach ist. Es kann sein, dass Gott dich ganz anders haben will. Vielleicht ruft er dich an einen anderen Ort, in einen anderen Dienst, wer weiß.
Wenn wir nur das tun, was uns angenehm ist, besteht die Gefahr, dass wir Gott nicht die Ehre geben und damit den Sinn des Lebens nicht finden. Jesus sagte einmal: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.“ Er hat zwar gesagt: „Mein Joch ist leicht, nicht schwer.“ Aber er sagte auch, nehmt mein Joch auf euch, nicht mein Sofa. Das bedeutet, man geht mit Jesus mit und trägt mit ihm mit. Manchmal ist das schwer.
Vielleicht muss jemand von euch sagen: „Wenn ich ehrlich bin, tue ich immer nur das, was am angenehmsten ist. Herr, hilf mir, dass ich das tue, was richtig ist und dir die Ehre gibt.“
Das Dritte ist vielleicht, dass manche von uns den Glauben absterben müssen, besser sein zu wollen als andere. Seien wir ehrlich: Manche glauben, etwas Besonderes zu sein. Manche meinen, ein bisschen besser zu sein als das andere Fußvolk. Wir fühlen uns herausragend. Aber ich habe Neuigkeiten: Du bist es nicht, und ich auch nicht. Wir sitzen alle im selben Boot, sind alle Geschwister, und keiner ist besser als der andere.
Wer das glaubt, muss diesen Glauben absterben. Schon als Kinder wachsen wir oft mit dem Eindruck auf: „Ich bin etwas Besonderes.“ Das wird uns gesagt, aber es ist nicht richtig, sich dadurch als besser zu fühlen. Natürlich sind unsere Kinder besonders, aber die Kinder anderer sind genauso besonders.
Ich erinnere mich gut: Vor Jahren, im Bergrettungsdienst, hatten wir einen Einsatz. Danach saßen wir Nachbarn in einer Hütte zusammen. Einer erzählte Witze über die Bergrettung, die wurden mit der Zeit immer dreckiger. Alle lachten, dann kam ein Witz, der sich über eine Ausländerin lustig machte, die in der Küche arbeitete. Mir gefiel der Witz nicht. Später sprach ich mit einem Rettungskameraden, der auch gelacht hatte, und fragte ihn, ob er den Witz wirklich witzig fand. Er sagte ja.
Ich fragte ihn: „Was wäre, wenn statt der Frau in der Küche deine Ehefrau die Zielscheibe gewesen wäre? Wäre der Witz dann auch noch witzig gewesen?“ Er sagte: „Nein, eigentlich nicht.“ Ich fragte: „Warum glaubst du, dass deine Frau besser ist als diese Frau? Woher kommt dieses Denken?“
Wir glauben oft, wir seien etwas Besseres. Freunde, das ist falsch. Diesen Glauben müssen wir absterben. Jede Person ist ein Universum voller Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte, egal wer sie ist. Deshalb ist dieses Denken so verkehrt.
Im Philipperbrief 2,4 sagt Paulus: „Jeder sehe nicht auf das Seine, sondern jeder auch auf das der anderen.“ Das ist die Lehre der Bibel. Und ich glaube, Jesus hat Recht. Wisst ihr, was mich an der Bibel fasziniert? Jesus hat immer Recht. Je öfter man das liest, desto mehr merkt man: Es stimmt, was er sagt.
Das Vierte ist vielleicht, dass einige von uns vom Tod einer Sünde oder einer schlechten Gewohnheit absterben müssen. Wenn Zorn in unserem Herzen ist, sollten wir nicht einfach sagen: „Ich bin eben ein zorniger Mensch.“ Sondern lernen, zu vergeben – mit Gottes Hilfe.
Wenn Gier in uns ist, wenn wir immer neidisch sind, dann lernen wir zu geben und Komplimente zu machen. Es gibt auch Eigenbrötler, die sagen: „So bin ich halt.“ Das ist nicht witzig, sondern traurig.
Vielleicht müssen wir solche Dinge absterben, die weder uns selbst noch anderen helfen.
Und vielleicht noch eins: das Fünfte, der Tod eines Traums. Manchmal müssen wir von einem Traum absterben. Ich kenne viele Menschen, aber nicht alle. Ich weiß nicht, wo du stehst. Für manche von euch ist vielleicht der Traum, einen Ehepartner zu finden, noch lebendig.
Wir wachsen in unserer Gesellschaft mit dem Traum auf, eines Tages die Traumfrau oder den Traummann zu finden und glücklich zusammenzubleiben. Wir sagen zu unseren Kindern: „Wenn du einmal verheiratet bist, wirst du eine gute Mama sein.“ Nicht „falls du heiratest“, sondern „wann du heiratest“. Heiraten gilt als normal.
Die Medien bestärken das, und wenn jemand nicht heiratet, fühlt er sich oft betrogen und belogen – vor Gott und der Welt – weil das doch normal sei.
Tatsache ist: Nicht jeder von uns wird heiraten. Das ist Realität. Ich frage dich: Kannst du dir eine Zukunft vorstellen, in der du nicht verheiratet bist und trotzdem ein erfülltes Leben führst? Ein Leben, in dem du Gott ehrst, ein Segen für andere bist und erfüllt lebst?
Für viele ist so ein Denken fremd. Aber es kann sein, dass du deinen Traum vor Gott hinlegen musst. Gott kann dir jederzeit etwas zurückgeben. In unserer Gesellschaft wird das Single-Dasein leider viel zu wenig gewürdigt.
Die Bibel sagt klar, dass Gott Mann und Frau geschaffen hat. Aber sie ermutigt und würdigt das Single-Sein immer wieder.
Andere von uns sind vielleicht verheiratet und träumen davon, Single zu sein. Ich weiß, dass es solche Menschen gibt. Ich überlege dann, wie es wäre, wenn ich nie mehr Single sein könnte. Für dich ist das eine Botschaft: Du kannst deinen Traum sterben lassen. Du kannst mit deiner Frau oder deinem Mann leben, Gott die Ehre geben und ein Segen für andere sein.
Wieder andere träumen davon, Kinder zu haben, und es wird einfach nicht. Statt bitter zu werden, kannst du sagen: „Herr, ich lege dir diesen Traum hin.“ Das heißt nicht, dass man nicht träumen sollte. Schön zu träumen ist gut. Aber den Traum Gott hinlegen und sagen: „Herr, ich vertraue dir. Ich muss nicht bitter sein, wenn ich es nicht bekomme.“ Das ist der Punkt.
Oder ein Traum, Karriere zu machen, der einfach nicht kommt. Lege ihn Gott hin und sage: „Herr, ich überlasse es dir.“
Weißt du, wenn wir Gott die Ehre geben und dankbar annehmen, wo er uns hingestellt hat, mit dem, was wir sind, dann sagen wir: „Herr, danke für das, was du mir gibst. Du machst es gut mit mir. Ich möchte dir die Ehre geben.“
Und ich möchte dankbar annehmen, was ich bin – und nicht bitter sein über das, was ich nicht bin.
Ob ich klein oder groß, dick oder dünn, intelligent oder einfach gestrickt bin, Single oder verheiratet – die Frage ist: Wie kann ich Gott ehren?
Und zum Schluss noch vier ganz praktische Tipps, um Demut, ehrliche Demut, zu kultivieren. Ich glaube, das ist auch noch da, Simon. Es sind ganz gute Übungen, um Gott die Ehre zu geben.
Der erste Punkt: Tue gute Dinge im Geheimen, ohne dass irgendjemand es weiß. Heute gilt ja die Devise: Tue Gutes und lass es alle wissen. Das ist ja okay. Du kannst Gutes tun, und wenn andere es wissen, ist einem trotzdem geholfen. Aber was uns nicht geholfen ist, ist dir, weil du wieder die Ehre dir selbst gibst. Dadurch wird dein Herz nicht gesünder, sondern es wird kränker.
Wenn wir aber lernen, Gutes zu tun, ohne dass wir etwas sagen, es weiß niemand, ist anderen geholfen, und dir auch, wird dein Herz wirklich gesünder. Es geht um unser Herz. Das ist eine ganz gute Übung: Gib einmal etwas und brauchst gar nichts zu sagen, für wen. Gute Übung für dich! Man kann es auch sagen, ich sage nicht, dass das falsch ist. Ich sage nur: Für das Herz ist es gesund.
Das zweite: Versuche die Stärken des Anderen wahrzunehmen, damit du ihn ermutigen kannst. Es ist so: Ich habe einmal einen Hauptmann, vielleicht einen Bekannten oder einen Mitarbeiter, der dich dauernd aufregt. Versuche einmal, auf seine Stärken zu schauen, damit du dir sagen kannst: Das ist gut, super gemacht! Es ist gut für unser Herz.
Also manchmal ist es so, da sieht man nur noch die Probleme und nur noch, was für ein Heini jemand ist oder was es ist. Und damit lebt man Tag für Tag. Es ist nicht gesund für unser Herz. Es wird immer neidischer, gieriger, zorniger.
Drittens: Danke Gott für deine Schwächen, Fehler und für deine unguten Seiten. Leg sie Gott hin und bitte ihn, dir darin zu helfen. Sag: Gut, wir haben alle schwache Seiten, egal wer von uns das ist. Gott, danke dafür! Ich genieße es zwar nicht, aber es passt schon. Sei gut, auch ich brauche nicht alles, Kinder, ich brauche nicht alles Wissen. Danke, Herr!
Und dann viertens, zuletzt: Reflektiere den Applaus, den Dank und die Anerkennung, die du zurückbekommst, auf Gott. Wenn du Applaus bekommst und jemand sagt: „Du bist super!“, sag danke für den Applaus, sei dankbar dafür und sage: Herr, gebührt eigentlich dir. Du hast mir alles geschenkt.
Wenn wir diese Dinge tun, ist das gut für unser Herz. Es wird gesünder.