Einführung in die zeitliche Einordnung von Passa und Kreuzigung
Ich habe darauf hingewiesen, dass das Volk Israel am 10. Abib ins Land hineinging. Das war der Tag, an dem damals in Ägypten das Passalam in Verwahrung genommen wurde. Diese Information hat etwas Verwirrung ausgelöst. Deshalb sind Pausen ebenso wichtig.
Wie ist das nun mit Karfreitag nach Palmsonntag? Ich habe erklärt, dass eben an diesem 10. des ersten Monats, der in den Evangelien dem Palmsonntag entspricht, der Herr Jesus als Lamm Gottes nach Jerusalem kam. Er war gewissermaßen das Lamm, das in Verwahrung genommen wurde.
Es war so: Am 14. Abib oder Nisan – das ist dasselbe – mussten die Passalämmer nach dem Gesetz geschlachtet werden (2. Mose 12). Dieser Tag entspricht dem Donnerstag, und zwar dem Nachmittag. Das Gesetz sagt in 2. Mose 12, dass die Lämmer zwischen den zwei Abenden geschlachtet werden müssen.
Der Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“ meint die Zeit von drei Uhr nachmittags bis zum Sonnenuntergang um sechs Uhr. Danach beginnt der neue Tag. Also begann das Schlachten der Passalämmer um drei Uhr nachmittags. Das war jener denkwürdige Tag in den Evangelien, als Petrus und Johannes zum Tempel gingen und dort beim Altar das Passalam schlachten ließen. Dieses mussten sie dann in den Obersaal bringen, um alles für den Fünfzehnten vorzubereiten.
Der fünfzehnte Nisan begann am Abend des Donnerstags. Ich war in der Bibel und im heutigen Judentum. Dort beginnt der neue Tag immer noch am Abend. So wurde am Fünfzehnten das Passalam gegessen.
Der nächste Tag, an dem der Herr gekreuzigt wurde, war Freitag. Das ist immer noch der Fünfzehnte Nisan. Der Herr wurde also an dem Tag gekreuzigt, an dem die Passalämmer gegessen werden sollten.
Manche sind darüber enttäuscht und sagen: „Ja, aber es wäre doch schöner, wenn die Übereinstimmung am 14. gewesen wäre.“ Nein, das ist nicht so. Das Passa ist ein Fest, das eine ganze Woche dauert.
Zum Passa gehört eben dieser besondere Moment, an dem das Passa gegessen wird. Dort haben wir die Übereinstimmung mit der Erfüllung am Kreuz.
Die zeitlichen Übereinstimmungen von Kreuzigung und Opferzeiten
Aber es kommt dazu: Jeden Tag muss das Morgenbrandopfer als erstes Opfer aufgelegt werden. Dies geschah um neun Uhr morgens, und zwar auch am Karfreitag.
Das Abendbrandopfer als letztes Opfer des Tages wurde um drei Uhr nachmittags aufgelegt. Diese Zeiten entsprechen genau den Zeiten der Kreuzigung.
Der Herr Jesus wurde um neun Uhr ans Kreuz geschlagen, genau zu der Zeit, als das Morgenbrandopfer aufgelegt wurde. Er starb um drei Uhr nachmittags, zu der Zeit, als das Abendopfer aufgelegt wurde.
Zwischen diesen beiden Opfern wurden alle weiteren Tagesopfer dargebracht. Der Herr hat alle diese Opfer in seinem eigenen Opfer erfüllt.
Die Übereinstimmungen sind einfach sensationell und wunderbar.
Parallelen zwischen Arche Noah und Auferstehung
Ich habe ja auch schon mehrfach auf die Arche Noah hingewiesen. Von ihr heißt es, dass sie am 17. Tag des siebten Monats auf dem Ararat gelandet ist.
Man muss wissen, dass das, was früher der siebte Monat war, ab dem Auszug aus Ägypten eine neue Bedeutung erhielt. Der Herr sagte damals, dieser Monat solle euch als der erste der Monate gelten. So wurde aus dem siebten Monat der erste Monat.
Das bedeutet also, dass die Arche Noah am 17. Nisan (auch Abib genannt) auf dem Ararat landete.
Wir haben gesehen, dass die Tatsache, dass die Arche durch das Gericht hindurchgehen musste, ein Bild für das Sterben des Herrn Jesus am Kreuz ist. Die Landung auf dem Ararat, nachdem alles vorbei war, ist ein Bild für die Auferstehung.
Dies geschah am 17. Nisan: Der Herr wurde am 15. Nisan gekreuzigt, und am dritten Tag ist er auferstanden – also am 17. Nisan.
Die Landung der Arche Noah auf dem Ararat steht somit parallel zur Auferstehung des Herrn Jesus. Das Timing, mit dem Gott die Zeiten führt, ist einfach wunderbar.
Bedeutung der zwölf Steine im Jordan und in Gilgal als Gedächtnis
Und nun, das ist von großer Bedeutung: Israel zieht am 10. Tag des ersten Monats in das verheißene Land ein.
Wir haben bereits erfahren, wie wichtig Steine im Buch Josua sind, wie in der Einleitung schon angekündigt. Hier sehen wir die zwölf Steine, die Josua im Jordan aufgeschichtet hat, und die zwölf Steine, die im Lager Israels in Gilgal aufgeschichtet wurden.
Es heißt, dies soll ein Gedächtnis für die Kinder Israel sein (Josua 4,7). Diese Steine sollen für die Kinder Israel ewiglich zum Gedächtnis sein. Die zwölf Steine im Jordan erinnern an das Gestorbensein mit Christus, während die Steine in Gilgal an die Auferstehung mit Christus erinnern.
Diese Tatsache soll unvergesslich bleiben, deshalb sind sie ein Gedächtnis für die Kinder Israel. Auch in unserem Leben ist es sehr wichtig, dass uns diese Wahrheit immer wieder neu beschäftigt und uns groß wird.
Der Herr Jesus nahm am Vorabend seiner Kreuzigung Brot, brach es und sagte: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Das ist ein Gedächtnis für den Herrn. Hier jedoch haben wir ein Gedächtnis für die Kinder Israel.
Gott hat eine ganze Reihe von Gedächtnissen für sein Volk eingesetzt. Das Abendmahl ist das Gedächtnis des Herrn, hier aber sehen wir ein Gedächtnis für die Kinder Israel.
Die Bedeutung der priesterlichen Steine als Gedächtniszeichen
Woran müssen wir dabei denken? Ja, an die Kleider des Hohen Priesters, wie sie in 2. Mose 28 beschrieben sind. Dort wird vorgeschrieben, dass die hohepriesterliche Kleidung aus sieben Bestandteilen besteht.
Ein wichtiger Bestandteil war das Brustschild mit den zwölf Edelsteinen. Jeder dieser zwölf verschiedenen Edelsteine trug den Namen eines der zwölf Söhne Jakobs. Ich lese aus 2. Mose 28, Vers 15:
„Und mache das Brustschild des Gerichts, in Kunst wie bei Arbeit, gleich der Arbeit des Ephods sollst du es machen, von Gold, blauem, rotem, Purpur und Karmesin und gezwirntem Büßus sollst du es machen. Quadratförmig soll es sein, gedoppelt, eine Spanne seine Länge und eine Spanne seine Breite, und besetze es mit eingesetzten Steinen, vier Reihen von Steinen.“
Die erste Reihe besteht aus Sardis, Topas und Smaragd. Die zweite Reihe aus Karfunkel, Saphir und Diamant. Die dritte Reihe aus Opal, Achad und Amethyst, und die vierte Reihe aus Chrysolith, Onyx und Jaspis. Die Steine sollen mit Gold eingefasst sein in ihren Einsetzungen.
Die Steine sollen nach den Namen der Söhne Israels zwölf sein, nach ihren Namen. Weiter heißt es: Aaron soll die Namen der Söhne Israels an dem Brustschild des Gerichts auf seinem Herzen tragen, wenn er ins Heiligtum hineingeht, zum beständigen Gedächtnis vor dem Herrn.
Das war ein Gedächtnis für Israel.
Ein zweites Gedächtnis ist etwas früher beschrieben, nämlich in 2. Mose 28, Vers 9:
„Und du sollst zwei Onyxsteine nehmen und die Namen der Söhne Israels darauf stechen, sechs Namen auf den einen Stein und die sechs übrigen Namen auf den anderen Stein. Nach ihrer Geburtsfolge, in Steinschneiderarbeit, in Siegelstecherei sollst du die beiden Steine stechen, nach den Namen der Söhne Israels. Mit Einfassungen von Gold umgeben sollst du sie machen. Und setze die beiden Steine auf die Schulterstücke des Ephods als Steine des Gedächtnisses für die Kinder Israel, und Aaron soll ihren Namen auf seinen beiden Schultern tragen, vor dem Herrn zum Gedächtnis.“
So gab es zwei Gedächtnisse für die Kinder Israel: Auf den Schultern des Hohen Priesters waren zwei Onyxsteine mit jeweils sechs Namen, und auf der Brust das Brustschild mit zwölf Steinen. Die Bibel sagt dabei nicht einfach „auf der Brust“, wie ich es vorher gesagt habe, sondern „auf seinem Herzen“. Das ist schon eindrücklich.
Der Hohepriester als Bild für Christus und die persönliche Bedeutung
Der Hohepriester ist ein Hinweis auf den Herrn Jesus, den Messias, der im Hebräerbrief zehnmal als Hoher Priester bezeichnet wird. Der Herr Jesus trägt jeden Gläubigen auf seinem Herzen. Er ist heute Hoher Priester im Himmel. Das soll uns zeigen, dass wir für Gott, den Vater, unvergesslich sind.
Natürlich ist Gott allwissend und vergisst nichts. Doch um uns noch mehr zu versichern, wird uns gezeigt, dass der Herr Jesus gewissermaßen ständig die Erinnerung an uns vor Gott ist. Er ist die Garantie dafür, dass wir unvergesslich sind und auf seinem Herzen getragen werden.
Jeder Edelstein ist anders. So ist auch jeder Gläubige ein absoluter Prototyp. Wir brauchen einander nicht zu kopieren, denn wir sind keine Kopien von anderen, sondern einzigartige Prototypen. In den Edelsteinen werden wir so dargestellt, wie Gott uns wollte. Natürlich ist es nötig, dass wir geschliffen werden und aufpoliert werden. Doch jeder dieser Steine konnte dann das Licht des Leuchters im Heiligtum, das göttliche Licht, auf eine ganz eigene Weise reflektieren.
So reflektiert jeder Gläubige die Herrlichkeit Gottes auf eine persönliche, eigene Art. Das ist ein wunderbares Gedächtnis.
Auf den Schultern, einem besonders belastbaren Bereich unseres Körpers, trägt der Herr Jesus gewissermaßen das ganze Volk Gottes. Damit ist er eine weitere Garantie: Wenn er als Hoher Priester vor Gott steht, sind wir unvergesslich.
Dies ist ein Gedächtnis für die Kinder Israel. In Jesaja 9,6 heißt es: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter.“ Der Herr Jesus wird in der Zukunft, im tausendjährigen Friedensreich, die ganze Weltherrschaft auf seiner Schulter tragen.
Er wird alle Probleme der Welt lösen – all jene Probleme, die die UNO nicht lösen konnte. Doch dieser Herr, dieser Friedefürst, dieser Hohepriester, der in der Zukunft alle Probleme lösen wird, trägt uns auch schon heute auf seinen starken Schultern. Das ist wiederum ein Gedächtnis.
Weitere Gedächtnisse im Volk Israel
Ich möchte außerdem auf ein weiteres Gedächtnis im Zusammenhang mit der Rebellion des roten Korah hinweisen. Dort wurden die Pfannen der Rebellen aus Kupfer beziehungsweise Bronze bearbeitet und anschließend am Altar angebracht. Auch in 4. Mose 16 heißt es: „Zum Gedächtnis für die Kinder Israel.“
Ich werde das jetzt nicht weiter erläutern, aber es gibt auch Hausaufgaben, damit man ein weiteres Beispiel für ein Gedächtnis für das Volk Gottes hat.
Nun haben wir hier nochmals zwei Gedächtnisse: die zwölf Steine im Jordan und die zwölf Steine in Gilgal. Es ist schön zu sehen, dass Gott Sorge trägt, besonders im Blick auf die kommenden Generationen.
In diesem Zusammenhang wird uns in 4. Mose 4,6 gesagt: „Wenn eure Kinder künftig fragen und sprechen: Was bedeuten euch diese Steine? – so sollt ihr zu ihnen sagen.“ Hier geht es um die Fürsorge, dass die nächsten Generationen erfahren, was diese Generation mit dem Herrn erlebt hat.
Wenn die Kinder Fragen stellen, soll man ihnen gute Antworten geben. So wird uns hier in Gottes Wort gleich die richtige Antwort mitgeliefert.
Es ist wichtig, dass unsere Kinder Fragen stellen, und es ist entscheidend, dass wir diese Fragen beantworten können. Das erinnert an das Passahfest. Dort wird ebenfalls erklärt: „Wenn eure Kinder fragen: Was ist diese Nacht anders als alle Nächte?“
Auch heute ist es bei der Passafeier fest eingeplant, dass die Kinder diese Fragen stellen. Sie dürfen sogar weitere Fragen stellen, das ist erwünscht. Es geht darum, dass die Fragen der nächsten Generation gestellt und mit guten Antworten beantwortet werden.
Unterschiedliche Arten von Fragen der Kinder und deren Bedeutung
Und jetzt ist es interessant festzustellen: In Vers sechs heißt es: „Wenn eure Kinder künftig fragen und sprechen, was bedeuten euch diese Steine?“
Das müssen wir vergleichen mit Vers einundzwanzig, wo es heißt: „Wenn eure Kinder künftig ihre Väter fragen und sprechen, was bedeuten diese Steine?“
Es ist nicht die gleiche Frage. Die eine ist eine objektive Frage: „Was bedeuten diese Steine?“ Die andere Frage ist subjektiv: „Was bedeuten euch diese Steine?“
Die Kinder stellen beide Arten von Fragen. Sie stellen Fragen, die ganz objektiv sind, wie „Was ist das?“ oder „Warum?“ Und dann gibt es die Frage, für die sie schon ein bisschen reifer sein müssen: „Was bedeutet das für euch?“
Wir müssen auf beide Fragen antworten: Was das uns persönlich bedeutet, aber auch einfach als Sachfrage, was das bedeutet.
Das Interessante ist: Dort, wo die Frage persönlich gestellt wird, ist die Antwort objektiv.
In Vers 6 heißt es: „Wenn eure Kinder künftig fragen und sprechen, was bedeuten euch diese Steine? So sollte er zu ihnen sagen, dass die Wasser des Jordan vor der Lade des Bundes des Herrn abgeschnitten wurden, als sie durch den Jordan gingen, wurden die Wasser des Jordan abgeschnitten.“
Da wird gar nicht gesagt, was das für sie bedeutet, sondern es wird einfach die Tatsache genannt: So und so war es, sie sind durch den Jordan gegangen, und diese Steine bedeuten dieses Ereignis.
Aber in der anderen Frage, „Was bedeuten diese Steine?“, ist die Antwort eigentlich subjektiv: „So solltet ihr es euren Kindern kundtun und sprechen: Auf trockenem Boden ist Israel durch diesen Jordan gezogen, denn der Herr, euer Gott, hat die Wasser des Jordan vor euch ausgetrocknet, bis ihr hinübergezogen ward.“
Hier spricht er die betroffene Generation an: „Ihr seid rübergegangen.“ Davon müsst ihr sprechen, wenn die Kinder fragen: „Was bedeuten diese Steine?“
Interessant ist: Eine objektive Frage erhält eine persönliche Antwort, eine persönliche Frage eine objektive Antwort. Das zeigt, dass beides zusammengehört.
Die Heilstatsachen des Wortes Gottes sind objektiv. Es ist aber wichtig, dass wir auch sagen können: Ganz persönlich meine ich das so, ich habe das damals erkannt, so bin ich zum Glauben gekommen, so wurde mir der Herr groß. Man kann also wirklich ganz persönlich sagen, was das für einen bedeutet.
Aber das gehört zusammen: Es sind Heilstatsachen, die unabhängig von uns wahr sind. Gleichzeitig ist es wichtig, den Bezug herzustellen, was das für uns ganz persönlich bedeutet.
In unserer Zeit wird oft das Persönliche sehr stark betont. Für viele Menschen ist es sehr wichtig, wenn etwas ganz persönlich ist. Sie haben weniger gern, wenn man einfach so absolut die Tatsachen vorstellt.
Aber es braucht beides. Das eine ersetzt nicht das andere.
Das sind Tatsachen, wie Gott gehandelt hat, aber glücklicherweise soll das auch einen ganz persönlichen Bezug zu unserem Leben haben.
Johannes der Täufer und die Bedeutung seines Wirkens bei Bethanien
Wir gehen weiter und ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass in Johannes 1,28 davon gesprochen wird, dass Johannes der Täufer in Bethanien getauft hat. Und zwar in der Wüste, das heißt also dort unten bei Jericho.
Auf dem Bild sieht man ein Mosaik, das in einer byzantinischen Kirche im heutigen Jordanien, in Madaba, entdeckt wurde. Diese Mosaikkarte stammt aus etwa dem fünften Jahrhundert nach Christus. Hier ist der Jordan eingezeichnet, der gerade ins Tote Meer fließt. Man sieht auch die Ortschaft, die auf Griechisch als Betabara bezeichnet wird.
In Johannes 1,28 steht zwar Betanien, doch in einigen griechischen Manuskripten findet sich der alternative Name Betabara. Daraus wird klar, dass die Taufstelle bei der Jordanmündung lag, ganz in der Nähe von Jericho. Dort in der Wüste trat Johannes der Täufer auf, in Erfüllung von Jesaja 40, der von der Stimme eines Rufenden in der Wüste spricht.
Schauen wir kurz in Jesaja 40,3: „Stimme eines Rufenden in der Wüste bahnet den Weg des Herrn.“ Weiter heißt es in Vers 4: „Ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott.“ Und in Vers 5 wird gesagt: „Die Herrlichkeit des Herrn wird sich offenbaren, und alles Fleisch miteinander wird sie sehen.“ Hier wird deutlich, dass der Vorläufer des Messias, die Stimme eines Rufenden, in der Wüste auftreten wird.
Johannes der Täufer trat also in der Wüste bei Jericho auf. Im Hebräischen steht für Steppe „Arawa“, und das ist nicht irgendeine Steppe, sondern die Tiefebene des Toten Meeres. Deshalb musste Johannes der Täufer genau dort unten auftreten.
In Johannes 1,28 lesen wir: „Dies geschah zu Bethanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.“ Johannes hat also tatsächlich dort getauft, wo das Volk Israel zuletzt war, bevor es ins verheißene Land einzog. Das hat eine besondere Bedeutung: Johannes wollte damit eine Botschaft an Israel weitergeben.
Er zeigte, dass Israel in einem solchen Zustand war, dass es eigentlich kein Recht mehr auf das Land hatte. Wer aber seine Sünden bekennt und sich auf den Messias vorbereitet – und dieser Messias ist Jesus –, der hat gewissermaßen das Recht, ins Land zu kommen und die Verheißungen Gottes in Besitz zu nehmen.
Es war also ganz bewusst von Gott so gewählt, dass Johannes dort taufen musste und dass die Menschen im Jordan eingetaucht wurden, genau dort, wo einst das Volk Israel unter Josua hinübergegangen war. Josua war ein Bild für den Herrn Jesus, der das Volk in den Segen führte.
Das Untertauchen im Wasser war auch schon ein Hinweis auf den Tod des Messias, und das Auftauchen ein Hinweis auf seine Auferstehung. Johannes deutete darauf hin, als er im nächsten Vers, Johannes 1,29, den folgenden Tag Jesus zu sich kommen sah.
Jesus, dessen Name der gleiche ist wie Josua, der das Volk damals ins Land geführt hatte, kam zu Johannes. Johannes sprach: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“ Damit wies er auf den Knecht des Herrn aus Jesaja 53 hin, der sterben wird wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird und unsere Sünden wegschafft.
So sehen wir im Neuen Testament eine ganz wichtige Verknüpfung mit dem Buch Josua.
Die Reaktion der Amoriter und Kanaaniter auf den Jordan-Durchzug
Wir gehen weiter zu Josua 5,1:
Und es geschah, als alle Könige der Amoriter, die diesseits des Jordan westwärts lagen, und alle Könige der Kanaaniter, die am Meer waren – gemeint ist das Mittelmeer – hörten, dass der Herr, und zwar steht hier Yahweh, also der ausgesprochene Name für den Gott der Bibel, die Wasser des Jordan vor den Kindern Israel ausgetrocknet hatte, bis wir hinübergezogen waren, da zerschmolz ihr Herz und es war kein Mut mehr in ihnen vor den Kindern Israel.
Übrigens hat Josua an dieser Stelle ausnahmsweise die Erzählperspektive gewechselt. Normalerweise schreibt er in der dritten Person: sie, sie, sie, Josua. Obwohl er es selbst geschrieben hat – genauso wie Mose in den fünf Büchern Mose über Mose schreibt, aber er selbst über sich in der dritten Person berichtet. Das war im Altertum nicht ungewöhnlich. Auch Julius Caesar schreibt in seinem Buch „Der Gallische Krieg“ über sich selbst in der dritten Person.
Hier aber, ganz ausnahmsweise, schreibt Josua in Vers 1, dass der Herr die Wasser des Jordan vor den Kindern Israel ausgetrocknet hatte, „bis wir hinübergezogen waren“. Damit schließt sich der Schreiber ein. Das macht klar, dass das Buch Josua von Josua selbst geschrieben wurde, der diesen Durchzug miterlebt hatte.
Außerdem wird hier nochmals subjektiv von ihm bezeugt, was diese Steine bedeuten: „Wir sind hindurchgegangen.“ Als sie hinübergezogen waren, zerschmolz das Herz der Könige, und es war kein Mut mehr in ihnen vor den Kindern Israel.
Wir haben ja schon in Kapitel 2 das Zeugnis von Rahab gehört. Sie sagte, die Kanaaniter hätten keinen Mut mehr. Sie hatten gehört, was am Schilfmeer geschehen war, und sie hatten mitbekommen, was mit Sihon und Og, den Königen der Amoriter beziehungsweise von Heshbon, geschehen war. Sie hatten keinen Mut mehr, ihr Herz war zerschmolzen.
Und jetzt dieses Zeichen, der Durchzug durch den Jordan, war so grandios, dass die Könige erst recht keinen Mut mehr hatten. Dieses Ereignis war also ganz, ganz wichtig für die Eroberung des Landes.
Naturphänomene und Wunder im Zusammenhang mit dem Jordan-Durchzug
Übrigens, in der Geschichte des Jordans sind mehrere Fälle bekannt, bei denen der Fluss blockiert wurde und für Stunden bis hin zu einem ganzen Tag das Wasser abgeschnitten war. Verschiedene Daten, auch aus dem Mittelalter, zeigen, dass durch massive Erdbeben Steine vom Gebirge heruntergekommen sind, die den Lauf des Jordans für eine gewisse Zeit blockierten. Danach floss das Wasser wieder. Dieses Phänomen ist also bekannt.
Man muss auch wissen, dass das Jordantal ideal für Erdbeben ist. Dort treffen zwei Kontinentalplatten aufeinander, was den geologischen Grabenbruch ausgelöst hat. Dort gibt es enorme Bewegungen und große Aktivität. Daher wäre es möglich, das Wunder in Verbindung mit einem Erdbeben zu sehen, das Gott bewirkt hat, indem er die Platten verschob und so den Jordanlauf bei Adam blockierte.
Auch der Mauerfall von Jericho kann mit einem Erdbeben in Verbindung gebracht werden, bei dem die Mauern nach außen herunterfielen. Hier stellt sich die Frage: Was ist eigentlich ein Wunder? Ist ein Wunder etwas, das hundertprozentig übernatürlich ist, oder kann es auch teilweise natürlich sein?
Man muss von den biblischen Wundern wissen, dass es alles gibt. Es gibt Wunder, die hundertprozentig übernatürlich sind, und es gibt Wunder, bei denen noch etwas Natürliches mitspielt. Aber auch das ist ein Wunder, denn es geht um den Gott, der die Natur in der Hand hat und in der Natur wirkt.
Die Bibel sagt: „Wenn es blitzt und donnert, donnert Gott wunderbar mit seiner Stimme“, so sagt Elihu im Buch Hiob. Dann kommen Leute, die sagen, früher hätten die Menschen gemeint, solche Phänomene seien von Gott gewirkt, heute könne man das alles natürlich erklären – mit Naturgesetzen und so. Da muss man fragen: Was ist ein Naturgesetz?
Hier geraten die Leute in Schwierigkeiten. Ein Naturgesetz ist heute in der modernen Wissenschaft eine Umschreibung des üblichen Handelns Gottes. Dann wird klar: Es ist nicht so, dass die Natur nach der Bibel wie eine Uhr ist, die am Anfang aufgezogen wurde und jetzt von selbst läuft. Nein, das ist eine falsche Vorstellung, die von Aufklärungsphilosophen stammt. Diese gottlosen Philosophen haben das in der Aufklärungszeit so gelehrt.
Die Bibel lehrt etwas ganz anderes. In Hebräer 1,2 lesen wir, dass der Herr Jesus alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt, durch sein mächtiges Wort. Er ist einerseits der Schöpfer, wie es in Hebräer 1 steht; durch ihn wurden auch die Welten gemacht. Der Sohn hat die Welt erschaffen.
Gleichzeitig wird gesagt, dass er alle Dinge durch sein mächtiges Wort trägt. Dazu möchte ich noch Kolosser 1 anführen, wo Jesus ebenfalls als Schöpfer vorgestellt wird. Übrigens ist es so, dass der Vater die Pläne gefasst hat, der Sohn die Schöpfung ausgeführt hat und das in der Kraft des Heiligen Geistes geschah. Deshalb wird die Schöpfung in der Bibel dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist zugeschrieben.
In Kolosser 1,16 heißt es: „Denn durch ihn, durch den Sohn, sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und auf der Erde sind, die sichtbaren und die unsichtbaren, seien es Throne, Herrschaften, Fürstentümer oder Gewalten – das sind Engel. Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“ „Durch ihn“ heißt, er hat es persönlich ausgeführt, „für ihn“ bedeutet, er hat alles zu seiner Verherrlichung und Ehre geschaffen. Ihm gebührt diese Ehre.
In Vers 17 steht: „Und er ist vor allen.“ Warum nicht „er war vor allen“? Das wäre auch richtig, aber „er ist vor allen“ bedeutet, dass er von Ewigkeit her der Seiende ist, ohne Anfang. Und jetzt kommt es: „Und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn.“ Man kann auch übersetzen: Alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten.
Das ist eine große Frage in der Physik: Was hält letztlich die Materie im Innersten zusammen? Man sucht nach dem „Higgs“ und meint, es gefunden zu haben, wenn auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit. Man sucht nach dem, was im Innersten alles zusammenhält.
Wir können sagen und wissen es: Wir sind nicht gegen das Higgs oder Ähnliches, sie können noch weitere ähnliche Dinge suchen und auch finden. Aber das ist nicht die Antwort darauf, was im Innersten alles zusammenhält. Es ist der Sohn Gottes, der aktiv die Materie zusammenhält.
Daniel sagt zu Belsazar in Daniel 5: Der Gott, in dessen Hand dein Odem ist. Das heißt: Wenn ich lebe, atme ich; sonst geht nichts. Gott hält meinen Atem in der Hand, und in dem Moment, in dem er ihn loslässt, falle ich tot um.
So ist Gott nicht nur der Erschaffer der Welt, sondern auch ihr Erhalter. Er trägt alles durch das Wort seiner Macht. Alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten. Wenn er die Materie nicht zusammenhalten würde, würde sie auseinanderfallen.
Das wird einmal kommen, denn nach 2. Petrus 3 werden die Elemente – also die grundlegenden Bestandteile der Materie – im Feuer aufgelöst werden. Dann wird alles voneinander gelöst sein. Dann wird der Herr Jesus das nicht mehr zusammenhalten. Aber jetzt hält er die Materie zusammen und hält unser Leben zusammen – alles in seiner Hand.
Die Naturgesetze sind einfach eine Umschreibung davon, wie er normalerweise handelt. Dann gibt es Ausnahmen: Ein Eisen schwimmt, wie in der Geschichte von Elisa. Petrus kann auf dem See Genezareth laufen. Ich selbst habe das nie geschafft, aber ich habe erlebt, wie Gott normalerweise handelt.
Wenn Gott anders handelt, hat das einen besonderen Grund – es geschieht nicht einfach so. Jetzt wird klar: Gott kann Wunder tun, die völlig gegen die Natur sind, oder er kann die Natur mitbenutzen. Zum Beispiel die Sintflut war ein Wunder. Trotzdem hat Gott das Wasser und die Bewegung der Erde genutzt, als die Quellen der Tiefe aufbrachen, und damit die Sintflut gebracht.
So kann Gott Wunder tun – mit den üblichen Naturgesetzen oder auch gegen die Naturgesetze. Was ist eigentlich mehr ein Wunder: Wenn ein Engel in Apostelgeschichte 12 alle Türen des Gefängnisses öffnet und Petrus hinausführt, während die Soldaten schlafen? Oder wenn Paulus eine Schwester hat, deren Sohn zufällig hört, wie sich Juden verschworen haben, Paulus umzubringen?
Dieser Sohn fasst sich ein Herz, geht zum obersten Offizier der Burg Antonia, der über sechshundert Soldaten steht, erzählt ihm das. Der Offizier ist dem Jungen wohlgesonnen, nimmt die Nachricht auf und organisiert eine Nacht-und-Nebel-Aktion mit einem großen Soldatenkontingent, um Paulus aus der Burg Antonia nach Caesarea ans Mittelmeer zu bringen.
So wird der Plan der Juden, Paulus umzubringen, zunichtegemacht – alles ganz natürlich! Aber es war dennoch ein Wunder. Gott kann auf diese Art mit einer Schwester und ihrem Sohn handeln, die gerade zufällig etwas hören. Er kann aber auch die Sonne stillstehen lassen, wie wir noch sehen werden – die Sonne zu Gibeon und den Mond im Tal Ajalon.
Er kann alles tun und handeln, wie er will. Das können wir auch hier lernen, im Zusammenhang mit dem Durchzug durch den Jordan und dem Mauerfall von Jericho. Das Besondere ist: Das Wasser wurde genau in dem Moment abgeschnitten, als die Priester mit der Bundeslade auf ihren Schultern den Fuß ins Wasser setzten.
Das Timing war genau richtig. Das ganze Volk ging über den trockenen Boden, und als die Priester mit dem Fuß das Land betraten, kam das Wasser wieder. Das war Gottes Plan und Gottes Handeln, ganz eindeutig.
Auch die Mauern von Jericho fielen nicht beim ersten Mal, als die Israeliten die Stadt umrundeten. Da geschah nichts. Am zweiten Tag, am dritten Tag, am vierten, fünften und sechsten Tag geschah nichts. Am siebten Tag geschah beim ersten Mal auch nichts. Erst als sie siebenmal um die Stadt zogen, fielen die Mauern genau im richtigen Moment.
So sehen wir Gottes Handeln. Die Kanaaniter erkannten das später auch, wie wir noch sehen werden. Das ist das Handeln des Gottes, den wir nicht kennen, unter den kanaanitischen Göttern. Das ist der Gott, wie Rahab ihn erkannte – der Gott im Himmel oben und auf Erden unten.
Übrigens werden wir noch genauer anschauen, wie die Besiegung von Jericho in Josua 6 ablief. Die Israeliten zogen sieben Tage um die Stadt herum. Warum eigentlich?
Ich habe bereits erwähnt, dass in einem Buch über Strategie von Herzog und Gichon auch die Umrundung von Jericho beschrieben wird. Sie sagen, das ist eine ganz spezielle Strategie, die im Militär auch heute noch verwendet wird. Diese Strategie hatten übrigens die Araber im Jom-Kippur-Krieg angewandt.
Der Sechstagekrieg war ein gewaltiger Krieg, in dem Gott Israel Siege gegen eine unglaubliche Übermacht schenkte. Nach sechs Tagen war Israel in Sicherheit. Man wollte Israel ausrotten, doch dieser Erfolg machte viele in Israel etwas hochmütig und übermütig.
Im Jahr 1973, während dieser Zeit, massierte die syrische Armee immer wieder Truppen an der Grenze. Israel reagierte sofort, und die syrischen Truppen zogen sich zurück. Das Spiel wiederholte sich immer wieder, bis man schließlich sagte: „Wir kennen das Spiel – sie kommen und gehen.“
Am Jom Kippur, an dem alle in die Synagoge gingen – sogar die Gottlosen bekennen dann ihre Sünden –, kam der große Schlag der Syrer am Golan. Die israelische Armee musste mobilisiert werden, doch viele Soldaten waren in der Synagoge.
Fernsehen und Radio waren an Jom Kippur tabu, es wurde nicht gesendet, sodass die Armee nicht über die Medien mobilisiert werden konnte. Die syrische Übermacht mit Panzern rückte vor, und nur wenige Soldaten mit ihren Panzern konnten diese Übermacht in Schach halten. Das war dramatisch.
Schließlich gingen sie in die Synagoge und mobilisierten alle Leute, denn an Jom Kippur ist Autofahren ein absolutes No-Go – nicht wie am Sabbat, an dem noch viele fahren, sondern an Jom Kippur nicht einmal die Gottlosen.
So konnte die Armee umso schneller an die Front geführt werden, weil die Straßen völlig frei waren. Schließlich konnten die Araber besiegt werden, aber es war der Krieg mit dem höchsten Blutzoll in Israel.
Die Autoren schreiben in ihrem Buch, dass das eben diese Strategie war: kommen, gehen, kommen, gehen. Die Israeliten zogen zum ersten Mal um Jericho, während die Kanaaniter bis an die Zähne bewaffnet auf den Mauern standen. Was sollte das?
Dann zogen die Israeliten wieder zurück ins Lager nach Gilgal. Am nächsten Tag zogen sie erneut, bewaffnet, um die Stadt. So wiederholten sie das drei, vier, fünf, sechs und sieben Tage lang.
Dann kam die Entspannung. Man kannte das Spiel: Sie zogen um die Stadt, bliesen das Schofarhorn und gingen wieder nach Hause nach Gilgal. Beim ersten Mal geschah nichts, beim zweiten und dritten Mal auch nicht. Erst beim siebten Mal fielen die Mauern.
Israel stieg über die Rampe hinauf, die durch die eingestürzte Mauer entstanden war, und Jericho wurde besiegt.
Auch in strategischer Hinsicht hatte das eine besondere Bedeutung, warum Gott genau am siebten Tag, beim siebten Mal, handelte. Der Einsturz der Mauern kann möglicherweise mit einem von Gott bewirkten Erdbeben erklärt werden.
Die zweite Beschneidung und ihre Bedeutung in Gilgal
Nun wenden wir uns Josua 5 zu. Nachdem wir Vers 1 gelesen haben, folgt nun Vers 2:
Zur selben Zeit sprach der Herr zu Josua: „Mache dir Steinmesser und bescheide erneut die Kinder Israel.“ Josua fertigte sich Steinmesser an und beschnitt die Kinder Israel am Hügel Aralot. Das bedeutet auf Hebräisch „vor heute“.
Dies ist der Grund, warum Josua das Volk beschnitt: Das ganze Volk, das aus Ägypten gezogen war, insbesondere die männlichen Kriegsleute, war in der Wüste gestorben, auf dem Weg aus Ägypten. Denn das ganze Volk, das auszog, war beschnitten. Aber das gesamte Volk, das in der Wüste geboren wurde, auf dem Weg aus Ägypten, war nicht beschnitten worden.
Die Kinder Israel wanderten vierzig Jahre in der Wüste, bis die ganze Nation der Kriegsleute, die aus Ägypten gezogen war, aufgerieben war. Diese hatten nicht auf die Stimme des Herrn gehört. Der Herr hatte ihnen geschworen, dass sie das Land nicht sehen würden, welches er ihren Vätern versprochen hatte.
Josua spricht nun ganz direkt und schließt sich mit „uns“ ein: Ein Land, das von Milch und Honig fließt. Ihre Söhne, die in der Stadt aufgewachsen waren, beschnitt Josua, denn sie hatten Vorhaut, weil sie auf dem Weg nicht beschnitten worden waren.
Als die ganze Nation schließlich beschnitten war, blieben sie an ihrem Lagerplatz, bis sie geheilt waren. Der Herr sprach zu Josua: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt.“
Diesen Ort nannte man Gilgal, was auf Hebräisch „Abwälzung“ bedeutet, bis zu diesem Tag. Dies war der Tag, an dem das Buch Josua vollendet wurde. Die Kinder Israel lagerten in Gilgal und feierten das Passah am vierzehnten Tag des Monats, am Abend, in den Ebenen von Jericho.
Am folgenden Tag nach dem Passah aßen sie von den Erzeugnissen des Landes ungesäuertes Brot und geröstete Körner. An diesem Tag endete das Manna. Als sie von den Erzeugnissen des Landes aßen, gab es für die Kinder Israel kein Manna mehr. Sie aßen vom Ertrag des Landes Kanaan in jenem Jahr.
Die Begegnung Joshuas mit dem Obersten des Heeres des Herrn
Und es geschah, als Josua bei Jericho war, dass er seine Augen aufhob und sah: Ein Mann stand vor ihm, und sein Schwert war in seiner Hand gezückt.
Josua ging auf ihn zu und sprach zu ihm: „Bist du für uns oder für unsere Feinde?“
Er antwortete: „Nein, sondern ich bin der Oberste des Heeres des Herrn. Ich bin jetzt gekommen.“
Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und huldigte ihm. Er sprach zu ihm: „Was redet mein Herr zu seinem Knecht?“
Der Oberste des Heeres des Herrn sprach zu Josua: „Ziehe deine Schuhe von deinem Fuß, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heilig.“
Josua tat also.
Die Bedeutung der Beschneidung und ihre medizinische und geistliche Hintergründe
Wir sehen hier erneut einen Punkt des Ungehorsams, der im vierten Buch Mose nicht erwähnt wurde. In diesem Buch werden viele Rebellionen und das Murren des Volkes Israel auf der Wüstenreise beschrieben. Es geht um die Tatsache, dass die ganze Generation, die in der Wüste geboren wurde, nicht beschnitten wurde.
Mose hatte das dritte Buch Mose geschrieben, und zwar genau ein Jahr nach dem Auszug im Jubiläumsmonat Abib, also im Passamonat. Das kann man daran erkennen, dass in 2. Mose 40 die Stiftshütte vollendet wird. Das angegebene Datum liegt kurz vor dem Monat Abib des zweiten Jahres, in dem das zweite Jahr beginnt. Das vierte Buch Mose beginnt dann im zweiten Monat danach, also im Monat Abib, dem Passamonat.
Im Monat des Auszugs wurde das dritte Buch Mose geschrieben. Dort heißt es in Kapitel 12 ganz klar: Am achten Tag soll jeder Junge beschnitten werden. Es ist wunderbar, Gottes Weisheit darin zu erkennen. Wenn ein Baby geboren wird, hat es anfangs im Blut noch nicht genügend Prothrombin. Das ist ein Gerinnungsstoff, der dafür sorgt, dass bei einer Verletzung das Blut gerinnt und die Wunde verschlossen wird.
Der Anteil an Prothrombin nimmt nach der Geburt jeden Tag zu und erreicht am achten Tag 110 Prozent. Am nächsten Tag sinkt er beim gesunden Menschen auf 100 Prozent und bleibt dann fürs Leben so. Der achte Tag nach der Geburt ist also der ideale Tag für die Beschneidung. Wenn man ein Baby kurz nach der Geburt verletzt, ist das sehr gefährlich, da es verbluten kann. Deshalb muss man vorsichtig sein.
Der achte Tag ist ideal für diese kleine Operation. Außerdem ist sie nicht so schlimm, wie manche Gottlosen meinen. Das Baby wird geschnitten, die Mutter nimmt es in den Arm, und es schreit nicht, als würde es fast abgeschlachtet. Es ist normales Weinen, wie kleine Kinder es zeigen, wenn sie Schmerzen haben. Zudem bleibt diese Operation nicht im Gedächtnis haften. Die Kinder haben später keinen Schaden, wenn sie ein Küchenmesser sehen.
Das ist natürlich anders im Islam. Dort wird die Beschneidung oft erst später durchgeführt. Ich war oft in Tadschikistan und habe dort gelernt, dass es üblich ist, die Beschneidung durchzuführen, wenn der Junge etwa zehn oder elf Jahre alt ist. Dann sagt vielleicht die Großmutter: „Jetzt machen wir das mit dem Küchenmesser.“ Das wird dann ausgeführt.
Diese armen Jungs können tagelang nicht mehr spielen und wimmern nur, liegen leidend herum. Das ist schrecklich. Ich kann jeden Jungen verstehen, der Angst bekommt, sobald er ein Küchenmesser sieht. Gott hat es aber so eingerichtet, dass der achte Tag ideal ist. Und danach wird die Operation vergessen.
Doch diese Beschneidung wurde nicht durchgeführt. Das war keine einfache Sache. Die ganze Generation in Gilgal musste beschnitten werden, weil dieser Ungehorsam endlich abgeschlossen werden sollte. Darum heißt es hier auch: „Ich habe die Schande Ägyptens von euch abgewälzt.“ Das versteht man erst richtig, wenn man begreift, was die Beschneidung wirklich bedeutet.
Das Gebot zur Beschneidung wurde Abraham gegeben, wie wir in 1. Mose 17 lesen. Das war nach diesen traurigen dreizehn Jahren, in denen Gott Abraham und Sarah verheißen hatte, dass sie ein Kind bekommen würden. Sie hatten jahrelang gewartet und wurden immer älter. Schließlich begannen sie, die Verheißung nicht mehr wörtlich zu verstehen.
Damals gab es im Nahen Osten ein heidnisches Gesetz: Wenn eine Herrin kein Kind bekam, konnte der Herr ihre Sklavin oder Magd heiraten, und das Kind der Magd wurde der Herrin zugerechnet. In 1. Mose 16 sehen wir, dass Sarah ihrem Mann den Rat gibt, ihre Magd Hagar aus Ägypten als Zweitfrau zu heiraten.
Abraham hätte das ablehnen müssen. Es gibt Momente, in denen man nicht auf seine Frau hören sollte, besonders wenn sie etwas sagt, das gegen die Bibel ist. Dann muss man „Nein“ sagen. Doch es gibt auch Momente, wie in 1. Mose 21, wo Gott sagt: „Höre auf die Stimme deiner Frau Sarah.“ Als Mann muss man wissen, wann man auf seine Frau hören soll und wann nicht – aber nur im richtigen Moment.
Abraham heiratete Hagar, und danach sprach Gott dreizehn Jahre lang nicht mehr mit ihm. Das steht in 1. Mose 16, als Abraham 86 Jahre alt war. Dann, in Kapitel 17, ist Abraham 99 Jahre alt. Gott hatte den Bund mit Adam geschlossen, zu dem auch die Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau gehörte. Diesen Bund hatte Abraham gebrochen.
Polygamie war auch im Alten Testament Sünde und widersprach Gottes Gedanken. Deshalb sprach Gott nicht mehr mit ihm. Man muss sich das vorstellen: Morgens liest Abraham die Bibel, aber Gott sagt nichts. Am nächsten Tag auch nicht. Ein ganzes Jahr nicht, fünf Jahre nicht, dreizehn Jahre lang nicht. Dann, nach dreizehn Jahren, erscheint Gott wieder.
In 1. Mose 17 sagt Gott: „Ich bin Gott der Allmächtige, wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen. Ich bin Gott der Allmächtige, ich brauche nicht deine Tricks unter den heidnischen Gesetzen, um dir ein Kind zu geben.“ Dann führt Gott das Gebot der Beschneidung ein: Alle Nachkommen sollen beschnitten werden.
Das ist etwas Demütigendes. Die Bibel macht klar, dass jeder Mann nur einen Sünder zeugen kann, keinen Gerechten. Warum? Weil wir eine verdorbene Natur haben, die wir von Adam geerbt haben. Nur diese können wir weitergeben. Man muss wissen, wenn man Kinder bekommen will, dass sie alle Sünder sein werden.
Darum hat Gott angeordnet, dass bei der Beschneidung Blut fließen muss – als Erinnerung an Abraham: Deine Natur ist verdorben. Von daher kam dieser Ungehorsam, die Rebellion gegen Gottes Wort und die falschen Vorstellungen über die Ehe. Es wäre eine Zweitehe möglich gewesen, aber das war nicht Gottes Wille.
Die Beschneidung steht also für das Gericht über die verdorbene, sündige Natur des Menschen. Sie ist die Anerkennung dieser Wahrheit. Nun wird ganz Israel beschnitten, bevor es siegreich von Sieg zu Sieg ziehen kann.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass unser Fleisch – so nennt das Neue Testament die verdorbene Natur, die wir von Adam geerbt haben – zu nichts Gutem fähig ist. Gleichzeitig sollten wir uns immer wieder sagen: Ich bin im Prinzip fähig zu jeder Art von Sünde.
Viele Menschen begehen bestimmte Sünden nicht, weil sie nicht in Situationen kommen, in denen sie diese tun könnten. Doch gerade in Kriegszeiten zeigt sich, dass alles außer Kontrolle geraten kann. Menschen, die früher normal waren, können zu Bestien werden. Wie ist das möglich? Weil das Fleisch im Prinzip zu jeder Sünde fähig ist.
Wenn man sich das immer wieder bewusst macht – dass man eigentlich zu jedem Unrecht und jeder Sünde fähig ist – macht uns das in der richtigen Weise demütig vor Gott. Dann wird uns klar, dass alles Gelingen aus seiner Hand kommen muss.
In Gilgal wurde die Schande Ägyptens, das heißt das, was vom alten Leben spricht, abgewälzt. Gilgal wird nun zum Ausgangspunkt für die Siege. Immer wieder sehen wir im Buch Josua, dass das Volk nach Gilgal zurückkehrt. Gilgal ist der Ausgangspunkt.
Das ist das Rezept für Sieg im Leben: Wir müssen uns bewusst sein, dass der Herr uns bewahren muss. Wir müssen in seiner Nähe bleiben, damit wir nicht auf falsche Wege geraten. Dann kann er uns Gelingen und geistlichen Sieg schenken.
So sehen wir, wie wichtig Gilgal und der Hügel Aralot sind.
Schlussgebet
Wir wollen zum Schluss noch beten.
Herr Jesus, danke für all diese Bilder und Illustrationen in deinem Wort. Sie helfen uns, die Wahrheiten zu verstehen, die du uns im Neuen Testament mitgeteilt hast, als du gekommen bist und die ganze Fülle der Wahrheit gebracht hast.
Danke, dass du uns das Alte Testament gegeben hast als ein wunderbares, von Gott gegebenes Bilderbuch. So können wir auch schwierige geistliche Themen besser verstehen.
Hilf uns, dass wir das auch auf unser Leben übertragen können. Jetzt möchten wir uns dir auch für den Abend, der vor uns liegt, anvertrauen.
Wir preisen deinen wunderbaren Namen und deine Liebe. Wir danken dir, dass wir alle, die wir dich persönlich kennen, sagen dürfen: Du bist der Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat. Amen!
