Einführung in die Bedeutung der Passionswoche
Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich zu diesem ersten Bibelstudientag in diesem Jahr begrüßen, mit dem besonders schönen Thema: Die Passionswoche auf ihrem jüdischen Hintergrund neu betrachtet. Es geht also um die Zeit von Palmsonntag bis zum Auferstehungstag, acht Tage später.
Diese Zeitspanne von acht Tagen ist so wichtig, dass in den vier Evangelien, die das Leben des Herrn Jesus auf Erden während 33 Jahren beleuchten, etwa 32 Prozent des Textes für diese Woche verwendet werden. Das bedeutet, gut ein Drittel der Evangelien beschäftigen sich nur mit dieser Woche. Das macht deutlich, dass es hier um eine ganz, ganz wichtige Abfolge von Tagen geht.
Es wäre wichtig, dass man auswendig im Kopf hat, was an jedem dieser acht Tage von Sonntag bis Sonntag geschehen ist. Ich schlage vor, wir beginnen, indem wir den triumphalen Einzug des Königs der Könige nach Jerusalem lesen, in Lukas 19, Vers 28:
"Und als er dies gesagt hatte, zog er voran, indem er hinauf ging nach Jerusalem. Und es geschah, als er Bethfage und Bethanien nahte gegen den Berg hin, welcher Ölberg genannt wird, sandte er zwei seiner Jünger und sprach: Geht hin in das Dorf gegenüber, und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen darin angebunden finden. Aber wenn ihm kein Mensch je gesessen hat, bindet es los und führt es hierher. Und wenn jemand euch fragt, warum bindet ihr es los, so sprecht also zu ihm: Der Herr bedarf seiner."
Die Abgesandten gingen hin und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte. Als sie aber das Füllen losbanden, sprachen die Herren desselben zu ihnen: "Warum bindet ihr das Füllen los?" Sie aber sprachen: "Der Herr bedarf seiner." Und sie führten es zu Jesus, und sie warfen ihre Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf.
Während er aber hinzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg aus. Und als er schon nahte und bei dem Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit lauter Stimme freudig Gott zu loben, über all die Wunderwerke, die sie gesehen hatten, indem sie sagten: "Gepriesen sei der König, der da kommt, im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe!" Etliche der Pharisäer aus der Volksmenge sprachen zu ihm: "Lehre, verweise deine Jünger!" Und er antwortete und sprach zu ihnen: "Ich sage euch, wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien."
Als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: "Wenn auch du erkannt hättest und selbst an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen; denn Tage werden über dich kommen, dass deine Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen werden. Und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, darum, dass du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast."
Als er in den Tempel eingetreten war, fing er an auszutreiben, die darin verkauften und kauften, und sprach zu ihnen: "Es steht geschrieben: Mein Haus ist ein Bethaus, ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht."
Zunächst bis dahin. Palmsonntag war, wie wir gleich sehen werden, der Auftakt zur zweiten Tempelreinigung. Aber der eigentliche Titel für diesen Tag wäre der Einzug des Königs nach Jerusalem. Dieser Tag war außerordentlich wichtig. Jesus sagt ja in Lukas 19, Vers 42: "Wenn auch du erkannt hättest und selbst an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient." Er nennt diesen Tag, in dem er Jerusalem anspricht, "dieser dein Tag". Was heißt das? Das war der Tag Jerusalems.
Was bedeutet das, der Tag Jerusalems? Nun, das war der 173.880. Tag nach dem Erlass von König Artaxerxes am 14. März 445 vor Christus, als er Nehemia die Erlaubnis gab, die zerstörte Stadt Jerusalem wieder aufzubauen. Wenn man von dort an rechnet, 173.880 Tage, dann kommt man auf diesen Palmsonntag, den 6. April 32 nach Christus.
Natürlich muss man beachten, dass in dieser Zwischenzeit 116 Schalttage liegen, nicht 119. Denn das mit der Verschiebung zum Sonnenjahr und der Korrektur mit Schalttagen ist eine komplexe Sache. Im gregorianischen Kalender lässt man alle 400 Jahre eine Ausnahme zu, um das wieder auszugleichen. Darum sind in dieser Zeitspanne nicht 119, sondern 116 Schalttage zu rechnen.
Außerdem muss man beachten, dass in der Geschichte kein Jahr Null existiert. In der Geschichte ist eins vor Christus, ein Jahr später eins nach Christus. In der Astronomie gibt es einen Nullpunkt, und darum entspricht geschichtlich 445 vor Christus astronomisch 444 vor Christus. Das ging also genau auf.
Das war die Erfüllung der Prophetie aus Daniel 9, wo dem Propheten verkündigt wurde, als Jerusalem in Staub und Asche lag, vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wieder aufzubauen. Von dort an könnte man 69 Jahrwochen rechnen, das heißt 69 mal 7 Jahre, also 483 Jahre, und dann käme der Messias als Fürst. Das war die Prophetie von Daniel 9,25.
Man muss beachten, eine Jahrwoche bedeutet nicht eine Woche von sieben Tagen, sondern eine Woche von sieben Jahren. In der Prophetie haben die Jahre jeweils 360 Tage. Das sieht man sehr schön aus Daniel 11, wo dreieinhalb prophetische Jahre gleichgesetzt werden mit 1.260 Tagen, und das gibt 360 Tage pro Jahr (1.260 geteilt durch 3,5 ergibt 360).
Die prophetischen Jahre dauern 360 Tage. Darum ergeben 69 mal 7 mal 360 Tage genau 173.880 Tage. Das ist genau die Zeitspanne vom 14. März 445 v. Chr., Erlass von Artaxerxes Nehemia 2 zum Wiederaufbau Jerusalems, bis auf diesen Tag Jerusalems, an dem der Messias als Fürst einzog.
Als der Herr Jesus geboren wurde in Bethlehem, kam er nicht als Fürst. Einen Fürsten legt man nicht in eine Krippe. Aber an diesem Tag trat er als Fürst auf, so wie es in Daniel 9,25 vorausgesagt war. Darum nennt der Herr Jesus diesen Tag "dieser dein Tag", als er sich an Jerusalem richtet. Das war der Tag Jerusalems, als der König einzog.
In der Zeit des Zweiten Tempels, also zur Zeit der Evangelien und des Herrn Jesus, hatte man genau festgelegt, welcher Psalm an welchem Wochentag von dem professionellen Chor und dem Orchester im Tempel aus dem Stamm Levi vorgetragen wurde. Das findet man im Talmud, Traktat Tamid 33b. Tamid ist das beständige Brandopfer, also das beständige Morgenbrandopfer beziehungsweise Abendbrandopfer.
Dort findet man die Information, welche Psalmen an welchem Wochentag aufgeführt werden mussten, nebst allen anderen Liedern, die gesungen wurden. Für Sonntag – auf Hebräisch sagt man natürlich nicht Sonntag, denn das hat mit dem Sonnengott nichts zu tun – sagt man Yom Rishon, erster Tag, so wie in der Schöpfung der erste Schöpfungstag genannt wird.
Dann gibt es den zweiten Tag, also Montag, den dritten Tag, Dienstag, und so weiter. Auf Hebräisch sagt man eben für Sonntag Yom Rishon, erster Tag; für Montag Yom Cheni, zweiter Tag; für Dienstag Yom Schleschi, dritter Tag; dann Yom Revihi, und so weiter bis zum Sabbat, dem siebten Tag.
Im heutigen modernen Hebräisch nennt man die Sonntagsschule "Beit Sefer Yom Rishon" – Haus des Buches des ersten Tages. Also am ersten Tag der Woche kommt Jesus in Macht und Herrlichkeit, in königlicher Herrlichkeit, nach Jerusalem.
An diesem Tag war gemäß Tamid 33b Psalm 24 dran. Das steht übrigens auch in der Septuaginta, der ältesten Bibelübersetzung auf Griechisch aus dem dritten Jahrhundert vor Christus von Juden in Alexandria, Ägypten, fertiggestellt. Dort wird im Titel noch hinzugefügt, dass dieser Psalm für den ersten Tag ist, also für den ersten Tag der Woche.
Schon mindestens im dritten Jahrhundert vor Christus war diese Zuordnung im Judentum eine klare Sache. Übrigens findet man in jedem jüdischen Gebetsbuch, dem Sidur, zum Beispiel einem Sidur mit hebräischer und deutscher Übersetzung, wie beim Verlag Victor Goldschmidt in Basel, die Wochenpsalmen. Dort steht, dass am Sonntag Psalm 24 gelesen werden muss, am Montag Psalm 48 und so weiter.
Psalm 24 wurde immer beim Morgenbrandopfer gesungen. Das Morgenbrandopfer war das erste Opfer, das man um die dritte Stunde auflegte, das heißt um neun Uhr morgens. Man zählt die Stunden ab sechs Uhr morgens. Danach kamen alle übrigen Opfer, freiwillige und vorgeschriebene Opfer. Das letzte Opfer war jeweils das Abendbrandopfer, das um drei Uhr nachmittags aufgelegt wurde, also um die neunte Stunde.
Diese Zeiten entsprechen genau den Eckzeiten der Kreuzigung: Jesus wurde um neun Uhr, der dritten Stunde, gekreuzigt und starb um die neunte Stunde, also um 15 Uhr.
In Verbindung mit dem Morgenbrandopfer um neun Uhr sang der Chor im inneren Tempelvorhof Psalm 24, Verse 1 und folgende. Ich lese ab Vers 6:
"Dies ist das Geschlecht der, die nach ihm trachten, die dein Angesicht suchen, Jakob. Sela."
Beim "Sela" schwieg der Chor, dann gab es ein instrumentales Zwischenspiel. Danach konnte man über die bisher gesungenen Worte ab Vers 1 nachdenken, besonders über den letzten Vers:
"Dies ist das Geschlecht der, die nach ihm trachten, die dein Angesicht suchen."
Es geht um die, die wirklich Gott suchen, seine Gegenwart, ihm entgegentreten möchten als Anbeter.
Dann kommt Vers 7:
"Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe!"
Wer ist dieser König der Herrlichkeit?
"Der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Kampf."
Vers 9 lautet:
"Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit."
Zum Schluss gab es nochmals ein "Sela", ein instrumentales Nachspiel, über das man nachdenken konnte.
Genau an diesem Tag kam der Herr Jesus auf dem Esel vom Ölberg her durchs Kidrontal nach Jerusalem. Jerusalem wird aufgerufen, diesen König zu empfangen und aufzunehmen.
Aber wir haben gleich gelesen, als die Jünger begannen, den Herrn so als Messiaskönig zu rühmen (Lukas 19, Vers 38), indem sie sagten: "Gepriesen sei der König, der da kommt, im Namen des Herrn!" – das ist Psalm 118, Vers 26.
Die Rabbiner haben gelehrt, dass man den Messias mit diesem Psalmwort begrüßen muss: Baruch haba beschem Adonai. "Baruch haba" heißt wörtlich "gesegnet, der da kommt" oder auch "gepriesen, der da kommt". Es ist ein fester Ausdruck im Hebräischen, der den Sinn von "Willkommen" hat.
Wenn man in Israel irgendwo eingeladen ist und anklopft, wird gesagt: "Baruch haba", willkommen. Im Plural heißt es "Bruchim habaim", gesegnete sind die, die da kommen.
Indem sie also sagten: "Baruch hamelech", also "Willkommen, der König, der da kommt", haben sie ihn als König willkommen geheißen.
Aber die Pharisäer sagten: "Verweise es deinen Jüngern, dass sie nicht so etwas sagen." Das zeigt den Widerstand und die Finsternis aus Jerusalem.
Darum weint Jesus, als er die Stadt sieht, am feierlichen 173.880. Tag, über Jerusalem. Er weiß, dass die Masse den Führern folgen wird. Fünf Tage später werden sie ihn ablehnen und vor Pilatus schreien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!"
Darum sagt Jesus: "Wenn auch du erkannt hättest und selbst an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient." Hätten sie ihn als König aufgenommen, wäre alles anders gewesen. Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen.
Er kündigt die Zerstörung Jerusalems an, die im Jahr 70 genau so in Erfüllung gehen sollte, wie es hier beschrieben wird. Die Feinde werden einen Wall aufschütten, genau das haben die Römer gemacht, und schließlich Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht.
Es ist erstaunlich, wie das mit dem Tagespsalm übereinstimmt. Wir werden gleich sehen, dass das an jedem weiteren Tag in dieser Passionswoche so ist: Der Psalm, der morgens um neun Uhr gesungen wird, entspricht genau dem, was an diesem Tag in den Evangelien berichtet wird. Dieses Psalmwort sollte die Gewissen treffen.
All diese Pharisäer, die so Widerstand leisteten, hätten denken sollen: Was haben sie da im Tempel gerade noch am Morgen gesungen? "Ihr Tore Jerusalems, hebt eure Häupter, damit einziehe der König der Herrlichkeit! Wer ist dieser König? Der Herr der Heerscharen, Yahweh der Heerscharen."
Yahweh ist der Ausdruck für Gott, der bedeutet "der Ewige", also absolut ewig, ohne Anfang und Ende.
Hier wird auch klargemacht, dass dieser König, der hier einzog, der Jesus, dieser Mensch aus Nazaret, der ewige Gott war, der nach Jerusalem einzog.
Was bedeutet es eigentlich, die Häupter der Tore sollen sich heben? Das kann man gut am Goldenen Tor illustrieren, das wohl allen bekannt ist in Jerusalem. Dieses Osttor des Tempelplatzes ist zwar zugemauert, aber über dem Toreingang sieht man einen Überbau, den man auf Hebräisch "Haupt des Tores" nennt.
Die Tore sollen nicht nur einfach aufgehen, die Türflügel sollen offenstehen, wenn der König kommt, sondern sogar der Überbau soll abgehoben werden: "Hebt eure Häupter, damit einziehe der König der Herrlichkeit."
Es ist in der Mehrzahl: Die Tore Jerusalems werden aufgerufen, sich zu öffnen für das Kommen des Messias. Es wird gesagt: "Ihr Tore der Urzeit, öffnet euch für den König."
Doch durch welches Tor ist der Herr damals eingeritten? Klar ist, es war nicht durch das Osttor. Dieses Osttor war ganz speziell im Tempel. Ich muss erklären: Das zugemauerte Goldene Tor stammt aus byzantinischer Zeit, also aus dem 4. oder 5. Jahrhundert nach Christus.
Innerhalb dieses Torgebäudes findet man noch die originalen Torpfosten, zwei Monolithen, große Steine, einer 3,5 Meter hoch, der andere 4,5 Meter. Diese sind mindestens aus der Zeit von Nehemia, also aus der Zeit, als Artaxerxes den Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems gab.
Dieses Tor war besonders, denn durch das Osttor wurde am Jom Kippur jeweils der Sündenbock hinausgeführt durch das Kidron-Tal auf den Ölberg, um in die Wüste gejagt zu werden. Durch dieses Tor wurde auch die Rote Kuh hinausgeführt, ein grundlegendes Opfer Israels überhaupt.
Ohne das Opfer der Roten Kuh (4. Mose 19) konnte man gar nicht opfern in Israel, denn zuerst musste die Priesterschaft gereinigt werden, um opfern zu können. Das geschah nur durch das Opfer der Roten Kuh.
Der Talmud sagt, dass von Mose bis zum Jahr 70 nach Christus, als der Tempel zerstört wurde, nur neun Rote Kühe geopfert wurden. Es war ein sehr seltenes Opfer, das die Asche für die Reinigung lieferte.
Durch dieses Tor wurde auch die Rote Kuh zum höchsten Punkt des Ölbergs geführt, wo ein spezieller Altar für das Opfer stand. Darum durfte man normalerweise durch diesen Eingang nicht hineingehen. Er war besonders bewacht, um rituelle Verunreinigungen zu vermeiden.
Vielmehr zog der Herr vom Ölberg durchs Kidrontal und dann durch das Stadttor auf dem Ofel ein. Der Ofel ist ein kurzer Abschnitt des Tempelbergs, direkt südlich des Tempelplatzes. Weiter unten liegt die Davidsstadt.
Auf dem Ofel gab es ein Stadttor, das der naheliegende Eingang in die Stadt war. Gleich dort auf dem Ofel war auch die schöne Pforte (Apostelgeschichte 3), ein Doppeltor, der Hauptzugang zum Tempel für das Volk.
Psalm 24 ruft allgemein die Tore Jerusalems auf, sich zu öffnen, damit der König der Herrlichkeit einziehen kann.
Am ersten Tag der Woche, also Sonntag, wurde in verschiedenen Synagogen im Land Israel aus dem Schöpfungsbericht gelesen. Am Sonntag las man den ersten und zweiten Schöpfungstag, am Montag den zweiten und dritten, und so weiter.
Ich lese aus 1. Mose 1, damit ist auch klar: Die Bibel beginnt mit dem Sonntag. Natürlich sagt man in der Bibel nicht Sonntag, denn das hat nichts mit dem Sonnengott zu tun, aber es ist der erste Tag der Woche.
Für feineres Wissen: Es ist kein Problem, wenn wir weiterhin diesen Tag Sonntag nennen im Deutschen, auch wenn das ein heidnischer Name ist.
Das sieht man im Neuen Testament daran, dass Menschen, die sich aus dem Heidentum bekehrt hatten, auch weiterhin ihre Eigennamen behielten, die ihre Eltern ihnen gegeben hatten.
Zum Beispiel in Philipper 2 erwähnt der Apostel Paulus einen treuen Bruder namens Epaphroditus, der so treu und hingebungsvoll war, dass er krank wurde und fast starb, aber Gott ihn wieder herstellte. Epaphroditus heißt "der der Aphrodite Geweihte". Schrecklich, aber Paulus benutzt diesen Namen weiter, weil es einfach ein Name ist und nichts weiter bedeutet.
Oder in Römer 16 gibt es viele Grüße, darunter Nerois, der den Meergott bezeichnet. Aber er wird weiter Nerois genannt, weil er so hieß und die Eltern ihn so nannten.
Man hat also kein Problem damit gehabt, solche Namen weiter zu benutzen. Das bedeutet nicht, dass man sich dadurch verunreinigt.
Natürlich konnte man seinen Namen auch ändern, zum Beispiel Saulus, der kein heidnischer Name war, sondern an König Saul erinnerte, der einen Kopf größer war als das Volk. Saulus sollte ein besonderer Mann werden. Er wurde von Tarsus nach Jerusalem geschickt, um bei Gamaliel zu lernen. Später wählte er den Namen Paulus, was auf Lateinisch "der Kleine" heißt, weil es sich mit Saulus reimt.
Man konnte den Namen ändern, musste es aber nicht. Das ist ein kleiner Einschub, aber mit praktischer Auswirkung.
Darum sage ich auf Deutsch Sonntag, aber auf Hebräisch Yom Rishon, erster Tag.
Dort las man also in den Synagogen: "Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde wurde wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah das Licht, dass es gut war, und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen, erster Tag."
Oder hier Yom Echad, ein Tag, und dann kommen die Kardinalzahlen: zweiter Tag, dritter Tag, vierter Tag.
An diesem Tag erschuf Gott die Welt, aber dann lesen wir in Vers 2 von Finsternis über der Erde. In diese Finsternis hinein ließ Gott sein Licht leuchten und sprach: "Es werde Licht!"
Hier wird klar zwischen Licht und Finsternis geschieden. "Schied" (hebräisch "le hafidil") kann räumlich oder begrifflich bedeuten. Es ging nicht darum, dass am Anfang ein Zwielicht war, sondern dass das Licht in die Finsternis leuchtete.
Gott hat dann begrifflich geschieden, indem er den Tag das Licht nennt (Jom), und die Finsternis die Nacht (Leila).
Gott bezeichnet die Begriffe klar: Licht ist Tag, Finsternis ist Nacht. Das ist etwas ganz Grundsätzliches.
In einer nachchristlichen Gesellschaft, wie in Europa und Nordamerika, werden Begriffe oft bewusst vertauscht und verwischt. Man bezeichnet das als gerecht, was eigentlich ungerecht ist, und umgekehrt.
Darum heißt es in Jesaja 5: "Wehe denen, die das Licht Finsternis nennen und die Finsternis Licht."
Es ist wichtig, klare Begriffe zu benutzen. Wenn wir "Frau" sagen, meinen wir wirklich eine Frau und nicht jemanden, der sich als Frau fühlt, aber in Wirklichkeit ein Mann ist. Und wenn man "Mann" sagt, meint man Mann.
Gott zeigt uns das von Anfang an in seinem Wort.
Wir sehen, die Finsternis wendet sich gegen den Herrn Jesus, als er einritt. Die Pharisäer sagen: "Verweise es deinen Jüngern, dass sie da nicht mehr rufen: Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn!"
Der Herr sagt klar: "Wenn diese schweigen, dann werden die Steine beginnen zu schreien." Es muss klar benannt werden, worum es hier geht: Der König, der Messias, kommt am Tag Jerusalems in die Stadt hinein.
Schon gewaltig, was da geschah und wie Gott die Tradition im Judentum so führte, dass am richtigen Tag das Richtige gelesen wurde.
Diese Information über die Schöpfungstage haben wir auch aus dem Talmud. Ich habe hier im Skript "BT" geschrieben, das ist die Abkürzung für den babylonischen Talmud. Es gibt auch den Jerusalemer Talmud. Beide sind wichtig im Judentum, aber der babylonische Talmud ist der wichtigere, weil dort die bedeutenderen Rabbiner interpretierten. Sie kamen aus dem heutigen Irak, dem Gebiet Babylonien.
Nach dem Jahr 70 flohen Abertausende Juden nach Babylonien, und dort wurde der babylonische Talmud um 500 n. Chr. vollendet. Das ist der wichtige Talmud.
Im Traktat Ta'anid 4, 2-3 steht, dass an den betreffenden Wochentagen die Schöpfungstage vorgelesen wurden.
Ganz wichtig zur Chronologie der Ereignisse: Nur im Markus-Evangelium kann man genau sehen, was an welchem Tag stattgefunden hat, denn dort wird konsequent angegeben, wann ein neuer Tag beginnt.
Markus 11, Vers 12 nach dem Einzug nach Jerusalem: "Und des folgenden Tages." Das macht klar, dass die Tempelreinigung am nächsten Tag, also Montag, stattfand.
Markus 11, Vers 20: "Als sie früh morgens..." – das zeigt, dass ein neuer Tag begann, nämlich Dienstag.
Markus 14, Vers 1: "Es war aber nach zwei Tagen das Passa und das Fest der ungesäuerten Brote." Das heißt, von Markus 14,1 an waren nur noch zwei Tage bis zum Passa, das am 14. Nissan, also in dieser Woche am Donnerstag, begann.
Diese Zählung nennt man inklusive Zählung, wenn man den aktuellen Tag als eins zählt und den nächsten als zwei.
Dieser Hinweis macht klar, Markus 14,1 eröffnet den Mittwoch.
Es gibt in der Sprache das Problem, ob man bei Zeitangaben inklusiv oder exklusiv zählt.
Zum Beispiel sagt der Arzt: "Kommen Sie in zwei Wochen wieder." Auf Französisch übersetzt man das mit "dans quinze jours", also in fünfzehn Tagen.
Auf Deutsch zählt man manchmal exklusiv, manchmal inklusiv. Das muss man wissen.
In der Bibel gibt es beide Zählungen.
Markus 14,12: "Am ersten Tag der ungesäuerten Brote, da man das Passa schlachtete." Das ist der 14. Nissan, der Donnerstag.
Markus 15,1: "Und alsbald, am frühen Morgen..." – hier beginnt die Kreuzigung, der Freitag.
Markus 16,1: "Und als der Sabbat..." – der Samstag.
Markus 16,2: "Und sehr früh am ersten Wochentag." Das ist der Sonntag.
Diese chronologische Einteilung gibt es nur im Markus-Evangelium. Es ist besonders streng in der zeitlichen Abfolge geschrieben.
Matthäus und Lukas ordnen den Stoff manchmal nach inhaltlichen Kriterien, aber Markus ist ganz strikt zeitlich.
Wenn man das nicht beachtet, entsteht Chaos bei der Betrachtung der Passionswoche.
Wir haben das schon angedeutet: In Lukas 19 wird der Einzug nach Jerusalem bis Vers 44 beschrieben, das ist der Sonntag. Dann kommt Vers 44: "Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an, auszutreiben, die darin verkauften und kauften." Das ist die Tempelreinigung.
Die Frage ist, war das am gleichen Tag oder an einem weiteren Tag? Lukas sagt das nicht.
Ein Theologe namens Bürgener hat diese Besonderheit genannt: die Methode der unbestimmten Zeitangabe. Das ist ein Stilmittel in den Evangelien, dass an vielen Stellen die Zeitangabe weggelassen wird, sodass man als Leser meinen könnte, es sei am gleichen Tag gewesen, obwohl es nicht so ist.
Dieser Bürgener war ursprünglich liberaler Theologe und glaubte, die Bibel sei voller Fehler. Durch weiteres Studium erkannte er, dass das nicht stimmt.
Er schrieb ein Buch über die Auferstehung und die zeitlichen Abläufe und fand heraus, dass alles streng aufgeht.
Es ist schwierig, das zusammenzubringen, weil man kleine Feinheiten im Text beachten muss. Wenn man das nicht tut, hat man Chaos im Kopf, aber nicht im Text.
Er prägte den Begriff der Methode der unbestimmten Zeitangabe.
Das gilt für Lukas und auch für Matthäus.
Markus gibt die Chronologie genau an: an diesem Tag war das, am nächsten Tag jenes.
Man muss alle Evangelien zusammennehmen, dann findet man die Wahrheit.
Ich nehme das vorweg, damit klar ist: Die Kreuzigung war am Freitag, die Auferstehung am Sonntag.
Alle Versuche, das zu verschieben, sind falsch. Das Passa zu verschieben war sogar bei Todesstrafe untersagt.
Es gibt solche, die sagen, der Herr habe das Passa vorverschoben und mit seinen Jüngern früher gegessen als üblich.
In 4. Mose 9 wird klargemacht, dass das nicht erlaubt ist und mit Todesstrafe belegt wird.
Der Herr hat das Passa genau am richtigen Zeitpunkt mit den Jüngern gegessen.
Wenn man versucht, das zu verschieben, widerspricht das der Schrift.
Der Herr sagt in Matthäus 12: "Drei Tage und drei Nächte wird der Menschensohn im Herzen der Erde sein."
Das heißt nicht dreimal 24 Stunden, sondern drei Kalendertage.
Im Hebräischen ist "Tag" (Yom) zweideutig, wie im Deutschen.
"Tag" kann die helle Zeit bedeuten oder einen ganzen Kalendertag.
Im Hebräischen zählt man auch angebrochene Zeiteinheiten als ganze.
Das gilt auch bei Jahren.
Wenn man die Chronologie der Könige Israels macht, ist das wichtig.
Der Herr sagt "drei Tage und drei Nächte", gemeint sind drei Kalendertage.
Am 15. Nissan wurde Jesus gekreuzigt, am 17. auferstanden.
Der 15. Nissan war nur ein kurzer Teil des Tages, als er bereits im Grab lag, aber zählt als Tag und Nacht.
Darum sagt der Herr auch: "Am dritten Tag werde ich auferstehen."
Markus macht die Chronologie völlig klar: das geschah an diesem Tag, das an jenem.
Dabei ergibt sich die wunderbare Übereinstimmung mit den Tagespsalmen und den Tagen der Schöpfungswoche.
Wenn man das verändert, wird die Schönheit dieser Struktur zerstört.
So aber geht es auf.
Nun zum Montag.
Am Montag haben wir die Tempelreinigung vor uns.
Wir schlagen in der Parallelstelle in Matthäus auf, wo das Ereignis ausführlicher berichtet wird als in Lukas, Matthäus 21,1-11.
Der Einzug nach Jerusalem auf dem Esel erfüllte die Prophetie aus Sacharja 9,9, wo Jerusalem aufgerufen wird, sich zu freuen, weil der König Jerusalems kommt, auf einem Füllen reitend.
Vers 12: "Und Jesus trat in den Tempel Gottes ein."
War das am gleichen Tag? Nein, am nächsten Tag. Das geht nur aus dem Markus-Evangelium hervor.
Hier steht nur: zuerst war der Einzug, dann der Eintritt in den Tempel zur Tempelreinigung.
Es wird nicht genau gesagt, wie die zeitlichen Verhältnisse sind, aber dass es später war.
Im Markus-Evangelium wird klar: Noch am Ende des Sonntags, als Jesus in den Tempel eingetreten war, schaute er sich die Gebäude an, nannte den Tempel das Haus seines Vaters.
Dann ging er zum Ölberg, um am nächsten Tag schnurstracks in den Tempel zu gehen und ihn zu reinigen.
Inhaltlich wäre die Tempelreinigung die Folge des Einzugs gewesen.
Der König kommt in die finstere Stadt, also das Licht hinein, und will mit der Finsternis aufräumen, weil er die Ungerechtigkeit im Tempel sieht.
Es war aber schon spät, darum ging er wieder zum Ölberg, und am nächsten Tag kam er als König, um den Tempel aufzuräumen.
So lesen wir Matthäus 21,12:
"Und Jesus trat in den Tempel Gottes ein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, und die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um. Und er sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden. Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht."
Es traten Blinde und Lahme in den Tempel zu ihm, und er heilte sie.
Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder im Tempel schrien und sagten: "Hosianna dem Sohne Davids!", wurden sie unwillig und sprachen zu ihm: "Hörst du, was diese sagen?"
Jesus antwortete: "Habt ihr nie gelesen aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet!" – ein Zitat aus Psalm 8.
Er verließ sie und ging hinaus außerhalb der Stadt nach Bethanien und übernachtete dort.
Der Herr Jesus kommt als König in den Tempel und räumt auf mit dem Verkauf.
Der Verkauf der Opfer fand in der südlichen Halle des Tempels statt, der Königlichen Säulenhalle.
"Königliche Säulenhalle" ist die Übersetzung des griechischen Wortes "Basilika", das aus "Basileus" (König) stammt.
Basilika war ein Architekturstil, verbreitet in der römisch-griechischen Kultur.
In großen Städten baute man riesige Hallen, die Sitz des Marktes und Gerichtshofs waren.
Wenn ein König zu Besuch kam, machte er seinen pompösen Auftritt in der Basilika.
Das war der Ort, an dem das Volk den König feierlich treffen konnte.
Der Tempelmarkt war in dieser Halle.
Bei der ersten Tempelreinigung in Johannes 2, vor dem öffentlichen Wirken Jesu, sagt Jesus zu den Verkäufern: "Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus."
"Kaufhaus" auf Hebräisch heißt "Chanut".
Im Talmud wird diese Halle "der Chanut" genannt.
Jesus sagt: Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Chanut!
Hier sollen die Opfer nicht verkauft werden, denn diese Halle gehörte zum Vorhof der Heiden, der als Erweiterung gebaut wurde, damit die Heiden genug Platz hatten, Gott andächtig anzubeten.
Doch dort schrien die Verkäufer herum. Das war nicht der richtige Ort für Verkauf.
Es gab auf dem Ölberg eine Verkaufsstelle, dort hätte man Opfer kaufen können, aber nicht im Tempel.
Bei der zweiten Tempelreinigung am Ende des Dienstes Jesu sagt er: "Ihr habt den Tempel zu einer Räuberhöhle gemacht."
Im Talmud gibt es Klagen, dass man sich unrechtmäßig an den Opfern bereichert hatte.
Das war noch schlimmer als nur ein Kaufhaus.
Es war ein Missbrauch des Hauses Gottes.
Jesus trieb die Verkäufer hinaus und präsentierte sich in der Königlichen Säulenhalle als König Israels.
In dieser Halle war seit dem Jahr 30 der Sitz des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs.
Der Sanhedrin hatte die Erlaubnis gegeben, dort zu verkaufen.
Jetzt kommt ein Mann aus Nazareth und sagt, das geht nicht.
Er stellt sich gegen den Sanhedrin.
Der Sanhedrin musste endgültig Stellung nehmen: Wenn Jesus der Messias ist, steht er über dem Gerichtshof und muss gehorcht werden.
Wenn nicht, ist er ein Rebell, der gegen den Sanhedrin handelt und sterben muss.
Mehr davon nach der Pause.
Wir sind beim Montag angekommen.
Das ist der Tag, an dem Psalm 48 gesungen wurde.
Genau um neun Uhr morgens wurde das Morgenbrandopfer aufgelegt, der Moment, an dem die Tempeltüren geöffnet wurden.
In den Evangelien lesen wir, dass Jesus früh morgens kam, um sofort in den Tempel einzutreten und das, was am Sonntag zeitlich nicht reichte, am Montag auszuführen.
Er tritt als König im Tempel auf, auf dem Tempelberg, in der Königlichen Säulenhalle.
Im Psalm 48, einem Psalmlied der Söhne Koras, heißt es:
"Groß ist der Herr und sehr zu loben in der Stadt unseres Gottes auf seinem heiligen Berg."
Der heilige Berg ist der Tempelberg.
"Schön ragt empor eine Freude der ganzen Erde: der Berg Zion an der Nordseite, die Stadt des großen Königs."
Der Tempelberg (Moria oder meist Zion genannt) ist in der Bibel der Zionsberg, der Tempelberg.
Heute nennt man einen Nachbarhügel Zionshügel, aber biblisch ist der Berg Zion der Tempelberg.
Der Südabhang erstreckt sich weit, und auf der Nordseite liegt die Anhöhe, der Ort des Tempelplatzes.
Darum wird die Nordseite betont.
"Die Stadt des großen Königs."
Vers 9:
"Wie wir gehört hatten, so haben wir es gesehen in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes. Gott wird sie befestigen in Ewigkeit."
Dieser König, dieser Herr, unser Gott, ist der Gott Jerusalems, der Herrscher über Jerusalem.
Vers 11:
"Wie dein Name, Gott, so ist ein Lob bis an die Enden der Erde. Mit Gerechtigkeit ist gefüllt deine Rechte."
Seine rechte Hand ist mit Gerechtigkeit gefüllt.
Da kommt er mit einem Strick in der Hand und jagt all die Verkäufer, die sich ungerecht bereichert haben, aus dem Haus Gottes hinaus.
Vers 12:
"Es freue sich der Berg Zion, es mögen frohlocken die Töchter Judas um deiner Gerichte willen."
Der König ist auch der Richter.
Der Herr Jesus setzt sich damit in Opposition und Konfrontation zum Sanhedrin, der in der Königlichen Säulenhalle seinen Sitz hatte.
Darum sehen wir in Lukas 20, Vers 1:
"Und es geschah an einem der Tage, als er das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium verkündete, da traten die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten herzu und sprachen zu ihm: Sage uns, in welchem Recht tust du diese Dinge, oder wer hat dir dieses Recht gegeben?"
Aus der Chronologie des Markus-Evangeliums wird klar: Das war Dienstag.
Montag ist überschrieben mit "zweite Tempelreinigung", Dienstag mit "Konfrontation und harten Diskussionen".
Der Sanhedrin musste Stellung nehmen.
Am Dienstag fordern sie Jesus heraus: "In welcher Autorität tust du das, dass du dich gegen uns stellst?"
Zum Sanhedrin gehörten der Hohepriester, führende sadduzeische Priester, Pharisäer und Älteste.
Das war eine harte Konfrontation.
Am Montag, dem Tag der Tempelreinigung, wurde Psalm 48 gelesen, Thema: der König auf dem Tempelberg, der Richter Jerusalems.
Am Montag wurde auch der zweite Schöpfungstag gelesen, 1. Mose 1,3-5.
An diesem Tag machte Gott eine Scheidung zwischen dem Wasser unterhalb der Ausdehnung und dem Wasser oberhalb der Ausdehnung.
Am ersten Schöpfungstag war die Erde völlig bedeckt von Wasser.
Am zweiten Schöpfungstag machte Gott eine Ausdehnung, "Rakia", die Atmosphäre, hauchdünn und weit ausgedehnt.
Sie trennt das Wasser unterhalb (Urozean) von dem Wasser oberhalb (Wolken), dazwischen Luft.
Es gibt eine Scheidung zwischen oben und unten.
Am Montag, bei der Tempelreinigung, macht der Herr diese Scheidung, er jagt alles Unheilige hinaus, um das Heilige stehen zu lassen.
Am Dienstag folgt die Konfrontation und harte Diskussion.
Die Richter Israels stellen sich dem Herrn entgegen und fragen: "In welchem Recht tust du das?"
Jesus antwortet mit einer Gegenfrage, was in der jüdischen Kultur üblich und sinnvoll ist.
Er fragt: "Die Taufe von Johannes, war sie von Gott oder von Menschen?"
Das war eine gewaltige Frage.
Johannes der Täufer war eine Sensation. Er brachte ganz Israel in Bewegung, nachdem es lange keine Propheten mehr gab.
Auch außerbiblisch bei Josephus Flavius wird bezeugt, dass Johannes ein gerechter Mann war.
Johannes bezeugte Jesus als den Messias.
Johannes 1 sagt: "Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt."
Das ist ein Hinweis auf Jesaja 53.
Die Masse im Volk, besonders die Unterschicht, Zöllner und Sünder, bekannten ihre Schuld bei Johannes und ließen sich taufen, um sich auf den Messias vorzubereiten.
Die Pharisäer akzeptierten das nicht.
Sie waren im Dilemma: Wenn sie sagen, die Taufe von Johannes sei von Menschen, verlieren sie das Volk.
Wenn sie sagen, sie sei von Gott, könnten sie selbst nicht glauben.
Sie sagten: "Wir wissen es nicht." Das war eine Lüge.
Jesus sagte daraufhin: "Ich sage euch die Antwort auch nicht."
Seine Autorität beruhte darauf, dass er der Messias war.
Johannes der Täufer hatte so klar bezeugt, dass die Masse erkennen musste, dass seine Aussage wahr ist.
Der Gerichtshof stellte sich gegen Jesus.
An diesem Morgen wurde Psalm 82 gesungen.
Dieser Psalm richtet sich an die Richter Israels.
Sie werden "Elohim" genannt, was "Götter" bedeutet.
Das Wort Elohim wird sowohl für Gott als auch für Richter verwendet, die Gottes Recht vertreten sollten.
In 2. Mose 21 wird Elohim für Richter gebraucht.
Psalm 82, Vers 1:
"Gott steht in der Versammlung Gottes, inmitten der Götter richtet er."
"Bis wann wollt ihr ungerecht richten und die Person der Gesetzlosen ansehen?" – ein Zwischenspiel.
Der Psalm fordert die Richter auf, gerecht zu richten.
Vers 3-4:
"Schafft Recht dem Geringen und der Weise, dem Elenden und Armen. Lasst Gerechtigkeit widerfahren, befreit den Geringen und Dürftigen, errettet ihn aus der Hand der Gesetzlosen."
Die Richter sollen gerecht urteilen.
Doch sie wissen nichts und verstehen nichts.
Vers 5:
"Sie wissen nichts und verstehen nichts. In Finsternis wandeln sie, ein Heer wankt alle Grundfesten der Erde."
Vers 6-7:
"Ich habe gesagt, ihr seid Götter, Elohim, und Söhne des Höchsten, doch wie Menschen werdet ihr sterben und wie Fürsten fallen."
Vers 8:
"Steh auf, oh Gott, richte die Erde, denn du wirst zum Erbteil haben alle Nationen."
Der wahre Richter wird aufgerufen, Stellung zu beziehen.
So nahm Jesus Stellung gegen diesen Angriff.
Dienstag ist ein reicher Tag.
In Matthäus 21 ab Vers 23 bis Kapitel 25 wird alles an diesem Tag beschrieben.
Zuerst die Auseinandersetzung mit den Richtern Israels.
Dann erzählt Jesus das Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen.
Ein Sohn sagt Nein, tut aber doch; der andere sagt Ja, tut aber nicht.
Die Zöllner und Sünder, die bei Johannes Busse taten, sind der erste Sohn.
Die Führer des Volkes, die Ja sagen, aber Nein handeln, sind der andere.
Dann das Gleichnis von den Weingärtnern: Gott sandte seinen Sohn, aber sie töteten ihn.
Das Gleichnis bezieht sich auf die Führer des Volkes, die den Messias ablehnten.
Es gibt drei Arten von Söhnen: Nein-Ja, Ja-Nein und Ja-Ja. Der geliebte Sohn ist der Ja-Ja-Sohn.
Dann folgt das Gleichnis vom Hochzeitsmahl.
Jesus macht klar, dass die frohe Botschaft nun zu den Heidenvölkern gehen wird, weil Israel ihn ablehnt.
Verschiedene Gruppen des Judentums kommen an diesem Tag, um Jesus mit Fangfragen zu Fall zu bringen.
Sie fragen: "Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben?"
Das war eine gefährliche Frage.
Hätte Jesus Ja gesagt, wäre er ein Verräter.
Hätte er Nein gesagt, wäre er den Römern ausgeliefert worden.
Jesus antwortete: "Zeigt mir den Denar. Wessen Bild und Aufschrift hat er? Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist."
Sie waren überwältigt und konnten nichts mehr sagen.
Der Mensch wurde im Bild Gottes geschaffen.
Wir müssen Gott geben, was ihm gebührt.
Jesus war der Herr der Heerscharen, der König der Herrlichkeit.
Dann kommen die Sadduzäer, die nicht an Auferstehung glauben.
Sie wollten die Auferstehung lächerlich machen.
Sie erzählten von einer Frau, die mehrere Ehemänner hatte, und fragten: "Welchem Mann wird sie in der Auferstehung gehören?"
Jesus antwortete mit der Tora: "In der Auferstehung heiratet man nicht, wie auch die Engel nicht heiraten."
Er zeigte, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt.
Hiob 19,25 sagt: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt."
Jesaja 26 und Daniel 12 sprechen ebenfalls von Auferstehung.
Sadduzäer akzeptierten nur die fünf Bücher Mose, deshalb argumentierte Jesus mit der Tora.
Er sagte: "Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs."
Das war zur Zeit Mose.
Abraham, Isaak und Jakob waren längst tot.
Nach sadduzäischer Lehre existierten sie nicht mehr.
Jesus machte klar: Gott ist der Gott der Lebenden.
Damit zeigte er, dass die Tora auch ein Weiterleben lehrt.
Am Dienstag wurde Psalm 82 gesungen, der die Richter Israels anklagt.
Jesus widerlegte eine Gruppe nach der anderen.
Dann kam ein Nomikos, ein Gesetzlehrer, der wissen wollte, was das größte Gebot sei.
Jesus antwortete: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst."
Er zitierte 5. Mose 6 und 3. Mose 19.
Damit fasste Jesus die ganze Tora in zwei Geboten zusammen.
Das war gewaltig.
Im Judentum gab es viele Versuche, die Tora zusammenzufassen, aber diese Antwort findet man in der rabbinischen Literatur nicht.
Jesus gab diese Antwort.
Das war ein großer Durchbruch.
An diesem Tag kamen auch die Herodianer, die mit Rom verbündet waren.
Alle Strömungen im Judentum waren gegen Jesus eingestellt.
Er konnte alle widerlegen.
Am Ende merkten sie, dass sie nichts mehr fragen durften.
Jesus stellte die letzte Frage an das Judentum: "Was haltet ihr vom Messias? Ist er Davids Sohn?"
Jeder wusste, dass der Messias ein Nachkomme Davids sein musste (Jeremia 23,5; Jesaja 11,1-2).
Jesus sagte: "In Psalm 110 heißt es: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege."
David nennt den Messias "mein Herr", obwohl er sein Vorfahr ist.
Das ist erstaunlich, denn man würde nicht seine Söhne so ansprechen.
David nennt ihn "Adoni" (mein Herr), eine höfliche Anrede.
In Vers 5 steht "Adonai", ein göttlicher Titel.
David nennt den Messias mit einem göttlichen Titel.
Im Judentum war allgemein die Meinung verbreitet, dass der Messias ein normaler Mensch sein wird, nicht Gott und Mensch.
Jesus macht klar: Warum nennt David seinen Sohn "mein Herr" und "Adonai"?
Niemand konnte darauf antworten.
Diese Frage ist bis heute offen.
Das Judentum wird letztlich diese Antwort geben müssen.
Das Alte Testament macht klar, dass der Messias Mensch und Gott in einer Person sein muss.
Jesus schloss den Dienstag mit einer Warnung vor heuchlerischer Toragelehrsamkeit ab.
Er warnte das Volk vor den Führern, die sie verführen und Heuchelei lehren.
Er sagte, der Sanhedrin sei verkommen zu einer heuchlerischen Organisation.
Dann folgten acht Weherufe im Tempel, wie in Matthäus 23,1-39 beschrieben.
Diese Weherufe sind keine Flüche, aber "Wehe" kommt, bevor ein Fluch kommt.
Es war ein letzter Aufruf zur Umkehr und Buße.
Jesus sagte: "Ich werde mich von jetzt an nicht mehr sehen lassen, bis ihr ruft: Gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn!"
Dann wird euer Haus euch wüst gelassen.
Das heißt, der Tempel wird untergehen.
Dann wird man Jesus wiedersehen und Psalm 118 auf ihn anwenden.
Jesus ging mit den Jüngern aus dem Tempel hinaus.
Er sagte ihnen, sie sollten die großen Steine ansehen, denn alles würde verwüstet werden.
Die Jünger waren unter Schock.
Sie gingen mit Jesus am Ende des Tages durchs Kidron-Tal auf den Ölberg.
Von dort hat man die schönste Sicht auf den Tempelberg.
Sie stellten vier Fragen, zwei bezogen sich auf die Zerstörung des Tempels.
Sie fragten: Wann wird das geschehen? Was wird das Zeichen sein?
Jesus gab genaue Antworten, die sich erfüllten.
Im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört.
Sie fragten auch: Was ist das Zeichen der Endzeit und der Wiederkunft?
Jesus gab mehr als zwanzig Endzeitzeichen in seiner wunderbaren Rede auf dem Ölberg.
Dann folgte das Gleichnis der Talente.
Jesus erklärte, wie es sein wird, wenn er wiederkommt, wie er die Völker versammeln und richten wird.
Das alles geschah am Dienstag.
Am Dienstag wurde der dritte Schöpfungstag gelesen.
Das ist der reichste Tag überhaupt.
An diesem Tag steht zweimal: "Und Gott sah, dass es gut war." Am zweiten Tag steht es nicht, am ersten nur einmal.
Am dritten Tag kam das Festland aus dem Urozean hervor, der Urkontinent wurde gebildet, genannt das Trockene, Yabashah.
Noch heute sagt man auf Hebräisch "Yabashah" für Kontinent.
Dann ließ Gott Pflanzen wachsen: Gras, Kräuter und fruchttragende Bäume.
Das ist der reiche dritte Tag.
Dieser Dienstag war der reiche Tag, an dem Jesus herausgefordert wurde, aber Fruchtfülle brachte.
Darum wird der Dienstag so ausführlich beschrieben und stellt uns die Weisheit Jesu im Kontrast zu den ungerechten Richtern Israels nach Psalm 82 vor.
Nun zum Mittwoch.
Markus 14,1:
"Es war aber nach zwei Tagen das Passa und das Fest der ungesäuerten Brote."
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie Jesus mit List griffen und töteten.
Sie wollten das nicht am Fest, damit kein Aufruhr des Volkes entsteht.
Es war eine ganz diskrete, hinterhältige Art, Jesus zu überleben.
Deshalb habe ich Mittwoch mit "Komplott und Verrat" überschrieben.
Dieser Tag ist aber nicht nur der schreckliche Tag des Komplotts und Verrats von Sanhedrin und Judas.
Es ist auch der Tag, an dem Jesus von Maria in Bethanien gesalbt wird.
Das wird beschrieben in Markus 14,3-9, Matthäus 26,6-13 und Johannes 12,1-8.
Wichtig ist, dass in Johannes 12 beschrieben wird, wie Jesus am Freitag nach Bethanien kam und dort ein Mahl vorbereitet wurde, das Schabbatmahl am Freitagabend.
Freitagabend und Samstag bilden den Schabbat.
Dann wird in Johannes 12 gesagt, dass Maria Jesus die Füße gesalbt hat.
Das war aber nicht an diesem Schabbat, sondern in diesem Haus, in das Jesus in dieser Woche zurückkehrt.
Die anderen Evangelien machen klar, dass die Salbung am Mittwoch stattfand.
Es gibt einen Gegensatz: Maria, die Jesus wirklich als Messias liebte, salbte ihn im Blick auf das Begräbnis.
Sie salbte die Füße und das Haupt.
In Johannes steht nur die Salbung der Füße, in Markus nur die des Hauptes.
Das passt zum Charakter der Evangelien.
Johannes betont, dass Jesus der ewige Sohn Gottes ist, deshalb die Füße.
Markus zeigt Jesus als Knecht, deshalb das Haupt.
Man muss beides zusammennehmen: Sie salbte beides.
Die Evangelisten betonen das, was ihr Hauptthema hervorhebt.
Maria war am Mittwoch aktiv und gab diese teure Alabastersalbe.
Judas fand das Vergeudung; man hätte das Geld den Armen geben können.
Er war aber geldgierig.
Maria gab die Salbe Jesus.
Das ist ein gewaltiger Kontrast.
Am Mittwoch wurde der vierte Schöpfungstag vorgelesen.
Gott setzte die Sterne am Himmel als Lichtträger ein, den Mond für die Nacht und die Sonne für den Tag.
Maria war wie ein Stern in der Nacht.
In der Dunkelheit des Sanhedrins und des Verrats von Judas sieht man dieses leuchtende Licht.
Jesus sagte, diese Geschichte werde überall erzählt werden, wo das Evangelium verkündet wird.
Das Evangelium ist auf alle fünf Kontinente gekommen, sogar bis zu den Eskimos.
Die Enden der Erde sind erreicht, und überall erzählt man diese Geschichte.
Wie ein kleiner Stern am Himmel verbreitet Maria Licht für die ganze Welt.
Wenn man in Kanada ist, sieht man die gleichen Sterne wie hier.
Der vierte Schöpfungstag passt wunderbar auf den Mittwoch.
An diesem Tag wurde Psalm 94 gesungen.
Psalm 94 ruft Gott, den Herrn der Rache, auf:
"Strahle hervor, erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun!"
Gott soll gegen die Ungerechtigkeit des Menschen vorgehen.
An diesem Tag kommt die Ungerechtigkeit des Sanhedrins und Judas deutlich hervor.
"Bis wann werden die Gottlosen frohlocken, freches Reden führen und sich rühmen, alle die Frevel tun?"
"Dein Volk, Herr, zertreten sie und dein Erbteil bedrücken sie!"
Es geht um Führer, die das Volk ungerecht unterdrücken, die Witwen und Fremde töten und die Weisen ermorden.
Sie begehen Justizmord.
Der Mord an Jesus war Justizmord.
"Sie sehen es nicht, und der Gott Jakobs merkt es nicht."
"Habt einzig die Unvernünftigen unter dem Volk und ihr Toren, wann werdet ihr verständig werden?"
Das ist eine Warnung, noch gibt es Gelegenheit zur Umkehr.
Vers 13:
"Um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen, bis dem Gottlosen die Grube gegraben wird."
Vers 15:
"Zur Gerechtigkeit wird zurückkehrend das Gericht, und alle von Herzen Aufrichtigen werden ihm folgen."
In diesem Psalm wird von den Gottlosen gesprochen, das sind solche, die frech über Gottes Wort hinweggehen, nicht Atheisten.
Der Gegensatz sind die von Herzen Aufrichtigen, wie Maria.
Vers 21:
"Sie dringen ein auf die Seele des Gerechten und verurteilen unschuldiges Blut."
Das passt zum Mittwoch, an dem Sanhedrin und Judas beschlossen, Jesus zu töten.
Gott lässt ihre Ungerechtigkeit auf sie zurückkehren.
Durch ihre Bosheit wird er sie vertilgen.
Nun zum Donnerstag.
Der 14. Nissan ist der Tag, an dem das Passa geschlachtet werden musste.
Man lese Lukas 22,7 ff., Markus 14,12 ff. und Matthäus 26,17-19.
An diesem Tag mussten zwei Jünger, Petrus und Johannes, in den Tempel gehen, um die Passa-Feier vorzubereiten.
Nach Hintergrundinformationen durften alle, die von auswärts nach Jerusalem kamen, gratis in irgendeinem Raum in Jerusalem aufgenommen werden. Das wissen wir aus dem Talmud.
Wenn der Herr diesen Obersaal wählt, den die Jünger einrichten mussten, musste er nichts bezahlen.
Das war normal.
Eine Familie oder Gesellschaft war dort.
Das Passa musste vorbereitet werden.
Die Passalämmer mussten auf dem Tempelplatz geschlachtet werden, beim Altar, nicht anderswo.
Das schreibt die Tora vor.
Darum mussten Petrus und Johannes am Nachmittag in den Tempel gehen.
Um 15 Uhr begann die Schlachtung bis 17 Uhr.
Alle 24 Priesterklassen mussten antreten und waren verfügbar.
Ein Priester nahm das Schächtmesser, schlachtete das Lamm, ein anderer hielt die Schale, um das Blut aufzufangen.
Das Blut wurde dem nächsten Priester gereicht und am Altar ausgegossen.
Eine beeindruckende Logistik!
Es gab einen riesigen Aquädukt von Bethlehem her, mehrere Quellen sammelten Wasser, das über mehrere Dutzend Kilometer nach Jerusalem geführt wurde.
Dort gab es eine große Zisterne mit einem Wasserrad in der Golaarkammer.
Wir wissen genau, wo heute auf dem Tempelplatz diese Stelle war.
Das Wasser wurde heraufgeholt, das Blut abgespült und über einen Kanal ins Kidrontal geleitet.
An diesem Tag wurden etwa 250 Lämmer geschlachtet.
Ein einjähriges Lamm hat etwa vier Liter Blut.
An diesem Tag floss etwa eine Million Liter Blut.
Petrus und Johannes waren dabei und schlachteten das Lamm.
Sie hängten es an einen Granatbaumzweig und brachten es zum Obersaal, um alles für das Abendessen vorzubereiten.
Dieser Tag prägte sie besonders, weil sie im Nachhinein erkannten, dass all diese Ströme von Blut auf das kostbare Blut Jesu hinwiesen.
Nur Johannes und Petrus sprechen im Neuen Testament so ergriffen vom Lamm Gottes.
Johannes 1: "Siehe das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt."
In der Offenbarung spricht Johannes 28 Mal vom Lamm.
Petrus schreibt, dass wir erlöst wurden, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit dem kostbaren Blut Jesu Christi, eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.
Lukas erwähnt das Lamm noch im Zusammenhang mit Jesaja 53 in der Geschichte von Äthiopien in Apostelgeschichte 8.
Diese zwei Jünger erlebten das am Tag vor der Kreuzigung.
Am fünften Schöpfungstag erschuf Gott lebendige Seelen im Meer.
"Nefesch chaja" heißt lebendige Seelen.
Die Seele ist verbunden mit Gefühl und Empfindung.
An diesem Tag wurden tiefe innere Gefühle für den Herrn in Johannes und Petrus gewirkt.
An diesem Tag wurde Psalm 81 gesungen.
Psalm 81 behandelt das Passafest.
Dort heißt es:
"Stoßt am Neumond in die Posaune, am Vollmond zum Tag unseres Festes."
Es geht um das Passafest.
Es wird gesagt, dass Gott Israel befreit hat.
Es ist eine Satzung für Israel, eine Verordnung des Gottes Jakobs.
Gott setzte es als Zeugnis in Joseph, als er auszog gegen Ägypten.
Vers 10:
"Es soll kein fremder Gott unter dir sein, und du sollst dich nicht vor einem Gott des Auslands bücken."
Der Sanhedrin wird am nächsten Tag sagen, sie hätten den Kaiser.
Dieser Mann hat gegen den Kaiser gesprochen.
Sie beugen sich vor einem Gott des Auslands, denn der Kaiser ließ sich als Gott verehren.
Am Passafest wird nochmals gewarnt.
Es ist das Fest der Befreiung aus Ägypten.
Vers 12:
"Aber mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört, und Israel war nicht willig gegen mich."
Vers 14:
"Oh, dass mein Volk auf mich gehört hätte, dass Israel in meinen Wegen gewandelt wäre."
Der nächste Tag ist Freitag.
Am Donnerstagabend, nach jüdischem Kalender ab 18 Uhr, beginnt der neue Tag, der 15. Nissan.
Da hat Jesus mit den Jüngern das geschlachtete Passalamm gegessen.
Er setzte das Abendmahl ein.
Das heißt, Jesus aß das Passalamm am Tag seiner Kreuzigung, dem 15. Nissan.
Nach dem Passa ging er in den Garten Gethsemane.
Alle Stellen stehen auf dem Blatt.
Dort kam eine große Menge, um ihn zu verhaften.
In der Nacht führten sie zuerst einen Prozess im Privathaus des ehemaligen Hohenpriesters Annas durch, nur in Johannes 18 erwähnt.
Danach gingen sie ins Haus des amtierenden Hohenpriesters Kajaphas.
Dort wurde informell der Prozess vorbereitet, um Jesus schnell offiziell zum Tod zu verurteilen.
Es gab ein rabbinisches Gesetz im Talmud, das verbot, nachts Gerichtsverhandlungen über Leben und Tod zu führen.
Darum fanden die Vorbereitungen in Privathäusern statt.
Es gab ein Gesetz, dass man nicht vor Abschluss des Prozesses ein Todesurteil fällen durfte.
Sie bereiteten alles vor.
Jesus antwortete nicht mehr auf Fragen, weil alles klar war.
Er schwieg wie ein Lamm, wie es Jesaja 53 sagt.
Sobald die Sonne aufging, Matthäus 27,1, war es erlaubt, offiziell zusammenzukommen.
Der Sanhedrin trat im Tempel in der Königlichen Säulenhalle zusammen.
Der Prozess ging sehr schnell, weil alles vorbereitet war.
Die Juden hatten von Rom her kein Recht mehr auf Todesstrafe.
Sie mussten Jesus Rom überliefern.
Jesus wurde aus dem Tempel hinausgeführt und zu Pilatus gebracht, ins Prätorium.
Pilatus merkte, dass alles ungerecht war.
Er sagte: "Was ist Wahrheit?"
Er wollte nur Ruhe und Realpolitik auf Kosten der Wahrheit.
Jesus wurde um neun Uhr gekreuzigt, als das Morgenbrandopfer aufgelegt wurde.
Er starb, als das Abendbrandopfer aufgelegt wurde.
An diesem Tag wurde Psalm 93 im Tempel gesungen.
Dieser Psalm spricht von Ungerechtigkeit wie eine brandende Flut.
Vers 2:
"Dein Thron steht fest, von Alters her, von Ewigkeit her bist du."
"Ströme erhoben, Herr, Ströme erhoben ihre Stimme, Ströme erhoben ihre Brandung!"
Der Herr in der Höhe ist gewaltiger als die Stimmen großer Wasser und die Wogen des Meeres.
"Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig, deinem Haus geziemt Heiligkeit."
Im Tempel wurde dieser unheilige Prozess durchgeführt.
"Im Tempel wird gesagt: In deinem Haus geziemt Heiligkeit."
Die Gegner gingen auf Jesus zu wie eine Brandung, wie die Gischt der Wellen.
Doch der Thron Gottes steht darüber.
Gott benutzte das, um das Heil der Welt anzubieten.
Der Freitag war der sechste Schöpfungstag.
Der erste Adam bekam das Leben von Gott.
Doch die Nachkommen des ersten Adam nahmen dem letzten Adam das Leben.
Jesus wurde am Tag ermordet, an dem er der Menschheit das Leben gab.
Johannes 1, Vers 3: "Durch ihn ist alles gemacht."
Ein gewaltiger Kontrast.
Dann kam der Sabbat.
Der Messias war im Grab.
In Israel wurde Ruhe gehalten.
Der Sabbat wurde zur Ironie.
Psalm 92 wurde gesungen.
In der Überschrift steht: Ein Lied für den Tag des Sabbats.
Dort heißt es, dass ungöttliche Menschen die Werke Gottes nicht verstehen.
Der Gottesfürchtige jubelt über die Werke Gottes.
"Wie groß sind deine Werke, Herr, sehr tief sind deine Gedanken."
Ein unvernünftiger Mensch erkennt es nicht, ein Tor versteht es nicht.
Jesus, der Schöpfer, ließ sich ans Kreuz nageln und schuf Erlösung.
Der Gottlose versteht die Werke Gottes nicht.
An diesem Tag wurde der siebte Schöpfungstag gelesen, der Tag der Ruhe Gottes.
Man stelle sich vor: Der Messias im Grab.
Am Sonntag, dem Tag der Auferstehung und des Sieges, ist Jesus siegreich auferstanden.
Am selben Tag erschien er in der Mitte der Jünger, Johannes 20.
Die Türen waren verschlossen, doch Jesus sagte: "Shalom Aleichem" – Friede euch.
An diesem Tag wurde wieder Psalm 24 gesungen:
"Öffnet euch, ihr Tore Jerusalems, damit einziehe der König."
Der König konnte einziehen, selbst wenn die Türen verschlossen waren.
Er erschien in der Mitte seiner Jünger.
Acht Tage später, in Johannes 20,26, waren die Jünger wieder zusammen, die Türen verschlossen, und Jesus erschien erneut in ihrer Mitte.
Wieder wurde Psalm 24 gesungen.
50 Tage nach dem Auferstehungstag war Pfingsten.
Das war wieder ein Sonntag.
Da wurde die Gemeinde gegründet.
Der Heilige Geist kam und zog in die Herzen der Erlösten ein.
Jesus sagte den Jüngern, er werde weggehen, aber den Heiligen Geist als Vertreter senden.
An diesem Tag wurde wieder Psalm 24 gesungen:
"Die Türen sollen sich öffnen, damit einziehe der König der Herrlichkeit."
Der Herr zog durch seinen Heiligen Geist in die Herzen der Jünger ein.
Wir sehen einen wunderbaren Plan Gottes in der ganzen Passionswoche und darüber hinaus.
Jetzt machen wir wirklich Mittagspause.
Die liturgische Ordnung und Psalmen der Passionswoche
In der Zeit des Zweiten Tempels, also in der Zeit der Evangelien und des Herrn Jesus, war genau festgelegt, welcher Psalm an welchem Wochentag von einem professionellen Chor und Orchester aus dem Stamm Levi im Tempel vorgetragen wurde. Diese Informationen finden sich im Talmud, im Traktat Tamid 33b. Tamid bezeichnet das beständige Brandopfer, also das konstante Morgen- beziehungsweise Abendbrandopfer. Dort sind die Psalmen aufgeführt, die an den jeweiligen Wochentagen gesungen wurden, zusammen mit anderen Liedern.
Für den Sonntag, auf Hebräisch sagt man natürlich nicht „Sonntag“, da dies ein heidnischer Name ist, der dem Sonnengott gewidmet ist. Stattdessen heißt es auf Hebräisch „Yom Rishon“, erster Tag, so wie in der Schöpfungsgeschichte der erste Schöpfungstag genannt wird. Der Montag heißt „Yom Cheni“, zweiter Tag, der Dienstag „Yom Schleschi“, dritter Tag, und so weiter. Der siebte Tag ist der Sabbat, „Yom Shabbat“.
Auch im heutigen modernen Hebräisch zeigt sich diese Benennung. Zum Beispiel heißt „Sonntagsschule“ „Beit Sefer Yom Rishon“ – Haus des Buches des ersten Tages. Am ersten Tag der Woche kam Jesus in Macht und Herrlichkeit, könnte man sagen, in königlicher Herrlichkeit, nach Jerusalem.
An diesem Tag war gemäß Tamid 33b Psalm 24 an der Reihe. Das steht auch in der Septuaginta, der ältesten griechischen Bibelübersetzung aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, die von Juden in Alexandria, Ägypten, fertiggestellt wurde. Dort wird im Titel noch hinzugefügt, dass dieser Psalm für den ersten Tag der Woche bestimmt ist. So sieht man, dass diese Zuordnung im Judentum schon mindestens im dritten Jahrhundert vor Christus eindeutig war.
In jedem jüdischen Gebetsbuch, dem Sidur, findet man diese Wochenpsalmen. Zum Beispiel gibt es einen Sidur mit hebräischem Text und deutscher Übersetzung, etwa im Verlag Victor Goldschmidt in Basel. Dort sind die Wochenpsalmen enthalten, zum Beispiel im Situr Schma Kolenu („Höre unsere Stimme“). Für Sonntag muss Psalm 24 gelesen werden, für Montag Psalm 48 und so weiter.
Psalm 24 wurde immer beim Morgenbrandopfer gesungen. Das Morgenbrandopfer war das erste Opfer, das man um die dritte Stunde auflegte, das heißt um neun Uhr morgens. Die Stunden werden ab sechs Uhr morgens gezählt. Danach folgten alle anderen Opfer, freiwillige und vorgeschriebene. Das letzte Opfer war jeweils das Abendbrandopfer, das um die neunte Stunde, also um 15 Uhr, aufgelegt wurde. Diese Zeiten entsprechen genau den Eckzeiten der Kreuzigung: Jesus wurde um neun Uhr, der dritten Stunde, gekreuzigt und starb um die neunte Stunde, also um 15 Uhr.
In Verbindung mit dem Morgenbrandopfer um neun Uhr sang der Chor im inneren Tempelvorhof Psalm 24. Ich lese ab Vers 6: „Dies ist das Geschlecht derer, die nach ihm trachten, die dein Angesicht suchen, Jakob, Sela.“ Beim Wort „Sela“ schwieg der Chor, dann gab es ein instrumentales Zwischenspiel. Danach konnte man über die bisher gesungenen Worte ab Vers 1 nachdenken, besonders über den letzten Vers: „Dies ist das Geschlecht derer, die nach ihm trachten, die dein Angesicht suchen.“ Es geht um diejenigen, die wirklich Gott suchen, seine Gegenwart suchen und ihm als Anbeter begegnen möchten.
Dann folgt Vers 7: „Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe!“ Wer ist dieser König der Herrlichkeit? „Der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Kampf.“ Noch einmal: „Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe!“ Und wer ist dieser König der Herrlichkeit? „Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit!“ Zum Schluss folgt wieder „Sela“, ein instrumentales Zwischenspiel, ein Nachspiel, über das man nachdenken kann.
Genau an diesem Tag kam der Herr Jesus auf einem Esel vom Ölberg her durchs Kidrontal nach Jerusalem. Jerusalem wird aufgerufen, diesen König zu empfangen und aufzunehmen. Doch als die Jünger begannen, den Herrn als Messiaskönig zu rühmen, lesen wir in Vers 38: „Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn!“ Das ist Psalm 118, Vers 26. Die Rabbiner lehrten, dass man den Messias mit diesem Psalmwort begrüßen muss: „Baruch haba beschem Adonai.“ „Baruch haba“ heißt wörtlich „gesegnet, der da kommt“ oder auch „gepriesen, der da kommt“, ist aber ein fester Ausdruck im Hebräischen mit der Bedeutung „willkommen“. Wenn man in Israel irgendwo eingeladen wird und an die Tür klopft, sagt man beim Hereinkommen „Baruch haba“ – willkommen. Im Plural heißt es „Bruchim habaim“ – gesegnete sind die, die da kommen, also willkommen.
Indem die Jünger sagten „Baruch hamelech“, „willkommen, der König, der da kommt“, haben sie ihn als König willkommen geheißen. Die Pharisäer aber sagten: „Verweise es deinen Jüngern, dass sie nicht so etwas sagen.“ Hier zeigt sich der Widerstand und die Finsternis aus Jerusalem.
Als Jesus die Stadt so sieht beim Einreiten, weint er an diesem Tag. Er weint über Jerusalem, weil er weiß, dass die Masse den Führern folgen wird. Fünf Tage später werden sie ihn ablehnen und vor Pilatus schreien: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“ Darum weint Jesus und sagt: „Wenn auch du erkannt hättest an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient, hätten sie ihn aufgenommen als den König. Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen.“ Er kündigt die Zerstörung Jerusalems an, die im Jahr 70 n. Chr. genau so in Erfüllung gehen sollte. Die Feinde werden einen Wall aufschütten, was die Römer taten, und schließlich Jerusalem dem Erdboden gleichmachen.
Es ist erstaunlich, wie dieser Tagespsalm mit den Ereignissen übereinstimmt. Das wird an jedem weiteren Tag der Passionswoche so sein: Der Psalm, der morgens um neun gesungen wird, entspricht genau dem, was an diesem Tag in den Evangelien berichtet wird. Dieses Psalmwort sollte die Gewissen treffen, besonders die Pharisäer, die Widerstand leisteten. Sie hätten bedenken sollen, was sie im Tempel sangen – gerade am Morgen: „Ihr Tore Jerusalems, hebt eure Häupter, damit einziehe der König der Herrlichkeit!“ Wer ist dieser König? Der Herr der Heerscharen, Yahweh der Heerscharen. Yahweh ist der Name Gottes, der „der Ewige“ bedeutet – absolut ewig, ohne Anfang und ohne Ende.
Hier wird klar gemacht, dass dieser König, der einzog, der Jesus aus Nazaret war – der ewige Gott. Was bedeutet es, dass die Häupter der Tore sich heben sollen? Das lässt sich gut am Goldenen Tor in Jerusalem illustrieren, das allen bekannt ist. Dieses Osttor des Tempelplatzes ist zugemauert, aber über dem Eingang sieht man einen Überbau, der auf Hebräisch „Haupt des Tores“ genannt wird. Die Tore sollen nicht nur geöffnet werden, sondern sogar der Überbau soll angehoben werden: „Erhebt eure Häupter, damit der König der Herrlichkeit einziehe!“ Es ist die Mehrzahl – alle Tore Jerusalems werden aufgefordert, sich zu öffnen für den König.
Es wird gesagt: „Ihr Tore der Urzeit“, also die alten Tore, öffnet euch für den König. Doch durch welches Tor ist Jesus damals eingezogen? Es war nicht durch das Osttor. Dieses Osttor war im Tempel besonders, und ich muss erklären: Das zugemauerte Goldene Tor stammt aus byzantinischer Zeit, also aus dem vierten oder fünften Jahrhundert nach Christus. Im Inneren findet man jedoch die originalen Torpfosten, zwei Monolithen von drei bis viereinhalb Metern Höhe. Diese stammen mindestens aus der Zeit Nehemias, also aus der Zeit, als Artaxerxes den Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems gab. Das Tor ist in seiner Struktur heute noch vorhanden.
Das Osttor war speziell, denn durch es wurde am Jom Kippur der Sündenbock durch das Kidrontal zum Ölberg hinausgeführt, um in die Wüste getrieben zu werden. Auch die Rote Kuh wurde durch dieses Tor geführt – ein grundlegendes Opfer Israels. Ohne das Opfer der Roten Kuh (4. Mose 19) konnte man in Israel nicht opfern, denn zuerst musste die Priesterschaft gereinigt werden. Der Talmud sagt, dass von Mose bis zur Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. nur neun rote Kühe geopfert wurden. Dieses Opfer war sehr selten und lieferte die Asche zur Reinigung.
Durch dieses Osttor wurde also die Rote Kuh zum höchsten Punkt des Ölbergs gebracht, wo ein spezieller Altar für dieses Opfer stand. Deshalb durfte man normalerweise nicht durch dieses Tor hineingehen. Es war besonders bewacht, um rituelle Verunreinigungen zu verhindern.
Jesus zog vom Ölberg durchs Kidrontal und dann durch das Stadttor auf dem Ofel ein. Der Ofel ist ein kurzer Abschnitt des Tempelberges, der nach Süden hinunterzieht, direkt unterhalb des Tempelplatzes. Der erste Abschnitt nach Süden ist der Ofel, weiter unten liegt die Davidsstadt. Auf dem Ofel gab es ein Stadttor, das der naheliegende Zugang zur Stadt war. Dort befand sich auch die schöne Pforte (Apostelgeschichte 3), ein Doppeltor, das den Hauptzugang zum Tempel für das Volk darstellte.
Psalm 24 ruft allgemein die Tore Jerusalems auf, sich zu öffnen, damit der König der Herrlichkeit einziehen kann.
Außerdem wurde am ersten Tag der Woche in verschiedenen Synagogen im Land Israel aus dem Schöpfungsbericht gelesen. Am Sonntag las man den ersten und den zweiten Schöpfungstag, am Montag den zweiten und dritten, und so weiter.
Ich lese aus 1. Mose 1: Die Bibel beginnt mit dem Sonntag, also dem ersten Tag der Woche. Natürlich sagt die Bibel nicht „Sonntag“, denn das hat mit dem Sonnengott nichts zu tun, sondern es ist einfach der erste Tag der Woche.
Für genauere Informationen: Es ist kein Problem, weiterhin „Sonntag“ im Deutschen zu sagen, auch wenn der Name heidnischen Ursprungs ist. Im Neuen Testament sieht man deutlich, dass Menschen, die sich aus dem Heidentum bekehrt hatten, ihre Eigennamen weiterführten, die ihre Eltern ihnen gegeben hatten. Zum Beispiel erwähnt Paulus in Philipper 2 einen treuen Bruder namens Epaphroditus, der so treu und hingebungsvoll war, dass er krank wurde und fast gestorben ist, aber Gott ihn wiederherstellte. Epaphroditus bedeutet „der der Aphrodite geweiht ist“. Schrecklich, doch Paulus verwendet diesen Namen weiter, weil es einfach ein Name ist.
Auch in Römer 16 finden sich viele Grüße mit Namen, die heidnischen Ursprungs sind. Zum Beispiel heißt einer Nerois, was „Meergott“ bedeutet. Er wird trotzdem so genannt, weil es sein Name war, den seine Eltern ihm gaben. Diese Namen führten nicht zur Verunreinigung.
Natürlich konnte man den Namen auch ändern, zum Beispiel Saulus, der später Paulus genannt wurde. Saulus war kein heidnischer Name, sondern bezog sich auf König Saul, der größer war als das übrige Volk. Die Eltern wollten, dass Saulus Karriere macht. Deshalb wurde er von Tarsus nach Jerusalem zu Gamaliel geschickt, einem der besten Lehrer. Saulus wählte später den Namen Paulus, lateinisch „der Kleine“, weil er sich reimt.
Man konnte den Namen ändern, musste es aber nicht. Das ist ein kleiner Einschub, der praktische Auswirkungen hat. Deshalb sage ich auf Deutsch „Sonntag“, auf Hebräisch „Yom Rishon“, erster Tag.
An diesem Tag las man in den Synagogen: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen, erster Tag.“ Oder auf Hebräisch: „Yom Echad“, ein Tag, danach folgen die Kardinalzahlen für den zweiten, dritten und vierten Tag.
An diesem Tag erschuf Gott die Welt. Doch in Vers 2 lesen wir von Finsternis über der Erde. In diese Finsternis lässt Gott sein Licht leuchten und spricht: „Es werde Licht!“ An diesem Tag kam der Herr Jesus vom Ölberg, dem Berg im Osten Jerusalems, wo morgens die Sonne aufgeht. Vom Ölberg kam er und ritt in diese finstere Stadt ein, voll Dunkelheit und Widerstand gegen den Messias.
Gott sagt: „Es werde Licht!“ und es wurde Licht. Hier wird klar zwischen Licht und Finsternis unterschieden. „Gott schied das Licht von der Finsternis“ – „schied“ (hebräisch „le hafidil“) kann räumlich oder begrifflich verstanden werden. Es ging nicht darum, dass Licht und Finsternis gemischt waren, denn Finsternis ist die Abwesenheit von Licht. Gott hat begrifflich unterschieden: Das Licht nennt er Tag („Jom“), die Finsternis nennt er Nacht („Leila“). Gott macht also klare begriffliche Unterschiede.
In unserer nachchristlichen Gesellschaft, in Europa und Nordamerika, werden diese Begriffe oft vertauscht oder verwischt. Man nennt das gerecht, was eigentlich ungerecht ist, und unrecht, was gerecht ist. Deshalb heißt es in Jesaja 5: „Wehe denen, die das Licht Finsternis nennen und die Finsternis Licht!“ Es ist wichtig, klare Begriffe zu verwenden und sie nicht zu vermischen.
Wenn wir „Frau“ sagen, meinen wir wirklich eine Frau und nicht jemanden, der sich als Frau fühlt, aber in Wirklichkeit ein Mann ist. Wenn wir „Mann“ sagen, meinen wir einen Mann. Klare, saubere Begriffe in der Sprache sind wichtig. Gott zeigt uns das von Anfang an in seinem Wort.
Die Finsternis wendet sich gegen Jesus, als er einritt. Die Pharisäer sagen: „Verweise es deinen Jüngern, dass sie nicht mehr rufen: ‚Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn!‘“ Jesus sagt klar: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien. Es muss klar benannt werden, dass der König, der Messias, am Tag Jerusalams in die Stadt einzieht.
Es ist gewaltig, was da geschah und wie Gott die Tradition im Judentum so führte, dass am richtigen Tag das Richtige gelesen wurde. So zeigt sich Gottes Souveränität, wie er zu uns Menschen sprechen kann.
Diese Informationen über die Schöpfungstage stammen ebenfalls aus dem Talmud. Ich habe hier auf dem Skript „Bt“ geschrieben, das ist die Abkürzung für den babylonischen Talmud. Es gibt auch den Jerusalemer Talmud. Beide enthalten die Mischna, das ist dasselbe, aber die Interpretation, die Gemara, unterscheidet sich.
Beide Talmude sind im Judentum wichtig, doch der babylonische Talmud ist bedeutender, weil dort die wichtigeren Rabbiner wirkten. Diese stammten aus dem heutigen Irak, dem Gebiet Babyloniens. Nach dem Jahr 70 n. Chr. flohen Abertausende Juden nach Babylonien, weshalb Babylonien in den folgenden Jahrhunderten das wichtigste Zentrum des Judentums wurde. Der babylonische Talmud wurde um 500 n. Chr. vollendet und ist daher der bedeutendere.
Der Traktat Ta’anit 4,2-3 enthält die Information, dass an den jeweiligen Wochentagen die entsprechenden Schöpfungstage vorgelesen wurden.
Die Chronologie der Passionswoche im Markus-Evangelium
Jetzt ganz wichtig zur Chronologie der Ereignisse: Nur im Markus-Evangelium kann man genau sehen, was an welchem Tag stattgefunden hat. Denn im Markus-Evangelium wird ganz konsequent angegeben, wann wieder ein neuer Tag beginnt.
In Markus 11,12, nach dem Einzug nach Jerusalem, steht: „Und des folgenden Tages.“ Damit wird klargemacht, dass die Tempelreinigung am nächsten Tag stattgefunden hat, also am Montag. Dann lesen wir in Markus 11,20, wie es hier auf dem Skript steht: „Und als sie früh morgens...“ Hier wird deutlich, dass das, was jetzt folgt, an einem neuen Tag geschah, nämlich am Dienstag.
In Markus 14,1 steht: „Es war aber nach zwei Tagen das Passa und das Fest der ungesäuerten Brote.“ Das heißt, ab Markus 14,1 waren nur noch zwei Tage bis zum Passa übrig. Das Passa begann am vierzehnten Nissan, also in dieser Woche am Donnerstag. Diese Zählung nennt man inklusive Zählung, wenn man den Tag, der gerade ist, als eins zählt und dann den nächsten als zwei.
Dieser Hinweis macht klar, dass Markus 14,1 den Mittwoch eröffnet. Übrigens ist das ein Problem in der Sprache, ob man bei Zeitangaben inklusive oder exklusive zählt. Zum Beispiel, wenn man zum Arzt geht und er möchte einen in zwei Wochen wiedersehen, sagt er „in vierzehn Tagen“. Wenn man das ins Französische übersetzt, muss man „dans quinze jours“ sagen, also in fünfzehn Tagen, nicht in vierzehn. Es bedeutet genau dasselbe, nur zählt man im Französischen den Tag des Arztbesuchs als eins und kommt so auf fünfzehn. Auf Deutsch fängt man erst am nächsten Tag mit dem Zählen an, sodass man auf vierzehn Tage kommt. Es ist das Gleiche, aber Deutsch ist noch viel schwieriger. Wenn der Arzt einen in einer Woche wiedersehen will, sagt er „in acht Tagen“. Dabei zählt er inklusive, während er bei vierzehn Tagen exklusiv zählt. Man muss einfach wissen, was gemeint ist.
Das ist auch in der Bibel wichtig, denn es gibt beide Zählungen: die exklusive und die inklusive. Hier ist es die inklusive Zählung.
Dann haben wir Markus 14,12: „Und am ersten Tag der ungesäuerten Brote, da man das Passa schlachtete.“ Das ist jetzt der vierzehnte Nissan, an dem die Lämmer geschlachtet werden mussten. In dieser Woche war das der Donnerstag.
Markus 15,1 beginnt mit: „Und alsbald, am frühen Morgen...“ Danach folgen die Ereignisse der Kreuzigung, also der Freitag.
In Markus 16,1 steht: „Und als der Sabbat...“ Der Sabbat ist der Samstag. Markus 16,1-2 fährt fort: „Und als der Sabbat vergangen war...“ Was kommt nach dem Sabbat? Der erste Tag der Woche. Darum steht in Vers 2: „Und sehr früh am ersten Wochentag.“ Hier ist klar der Sonntag gemeint.
Diese chronologische Einteilung ist nur im Markus-Evangelium gegeben. Das Markus-Evangelium ist zum Beispiel besonders im Gegensatz zu Matthäus und Lukas ganz strikt in der zeitlichen Abfolge geschrieben, also chronologisch. Alle Evangelien sind grob chronologisch, denn die Geburt kommt nicht am Ende und die Auferstehung nicht am Anfang. Aber Matthäus ordnet manchmal den Stoff nach inhaltlichen Kriterien, ebenso Lukas. Markus hingegen ist ganz streng zeitlich geordnet.
Wenn man diese Chronologie nicht beachtet, entsteht ein totales Chaos bei der Betrachtung der Passionswoche.
Wir haben das schon andeutungsweise in Lukas 19 gelesen: Jesus zieht nach Jerusalem ein bis Vers 44, das ist der Sonntag. Dann folgt Vers 44: „Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an, auszutreiben, die darin verkauften und kauften.“ Hier kommt die Tempelreinigung. Es ist die Frage, ob das am gleichen Tag oder an einem weiteren Tag geschah. In Lukas wird das nicht gesagt.
Ein Theologe namens Bürgener hat diese Besonderheit als „Methode der unbestimmten Zeitangabe“ bezeichnet. Das ist etwas Wichtiges für die Evangelien, denn es ist ein Stilmittel, dass an vielen Stellen die Zeitangabe einfach weggelassen oder nicht präzisiert wird. Als Leser könnte man meinen, es sei am gleichen Tag gewesen, aber das war es nicht.
Warum nenne ich Bürgener? Er war ein liberaler Theologe, der ursprünglich davon ausging, dass die Bibel voller Fehler sei. Doch durch weiteres Studium der Bibel wurde er immer mehr überzeugt, dass das, was er gelernt hatte und was in der liberalen Theologie verbreitet ist, nicht stimmt. Die Bibel ist ganz präzise geschrieben.
Er hat ein Buch über die Auferstehung und die zeitlichen Abläufe in den Auferstehungsberichten geschrieben und herausgefunden, dass alles ganz streng aufgeht. Es ist sehr schwierig, das zusammenzubringen, weil man kleine Feinheiten im Text beachten muss. Wenn man das nicht tut, hat man ein Chaos im Kopf, aber nicht im Text.
Dieser Mann entfernte sich völlig von der liberalen Sicht und erkannte: Es geht perfekt auf, genau so, wie es in der Bibel steht. Er prägte den Begriff „Methode der unbestimmten Zeitangabe“.
Das gilt bei Lukas, aber auch bei Matthäus. Wenn man dort den Einzug nach Jerusalem liest und dann weiterliest, könnte man denken, das sei am gleichen Tag gewesen. Doch Matthäus sagt nichts Weiteres dazu, wann genau es war. Er schreibt nur, „das war“ und „das war“ und „das war“. Markus hingegen sagt ganz genau, was an welchem Tag geschah: „Das war an diesem Tag, und am nächsten Tag war das, und am nächsten Tag war das.“ Man muss alle Evangelien zusammennehmen, dann findet man die Wahrheit.
Ich nehme das ein wenig vorweg, damit klar wird, dass die Kreuzigung am Freitag war und die Auferstehung am Sonntag. Alle Versuche, das zu verschieben oder das Passa zu verändern, sind falsch. Das Passa sogar zu verschieben war im jüdischen Gesetz unter Todesstrafe verboten.
Es gibt solche, die behaupten, der Herr habe das Passa vorverlegt und mit seinen Jüngern an einem früheren Termin gegessen als üblich. Doch in 4. Mose 9 wird klargemacht, dass wer das tut, die Todesstrafe verdient. Das geht überhaupt nicht!
Der Herr hat das Passa ganz genau zum richtigen Zeitpunkt mit den Jüngern gefeiert. Wenn man versucht, das anders darzustellen, widerspricht das dem Wort Gottes.
Jesus sagt in Matthäus 12: „Drei Tage und drei Nächte wird der Menschensohn im Herzen der Erde sein.“ Das bedeutet drei Kalendertage, nicht dreimal vierundzwanzig Stunden.
Im Hebräischen ist das Wort für Tag, „Yom“, auch zweideutig, ähnlich wie im Deutschen. „Tag“ kann die helle Zeit bedeuten, in der die Sonne scheint, oder einen vollen Kalendertag von vierundzwanzig Stunden.
Im Hebräischen konnte man sagen „ein Tag und eine Nacht“, was dann klar einen Kalendertag meint.
In der Bibel und auch im Judentum allgemein ist es üblich, dass eine angebrochene Zeiteinheit als volle Zeiteinheit gezählt wird. Das gilt zum Beispiel auch bei den Jahren. Wenn in der Bibel Jahre nur angebrochen sind, werden sie als ganze Jahre gezählt.
Das ist sehr wichtig, wenn man die Chronologie der Könige von Israel erstellt. Man muss diese Art des Zählens kennen, sonst bekommt man ein Durcheinander.
Angebrochene Zeiteinheiten werden vollständig gezählt. Wenn der Herr also von drei Tagen und drei Nächten spricht, meint er drei Kalendertage.
So war es auch: Am 15. Nissan wurde der Herr gekreuzigt, dann der 16. und 17. Nissan. Am 17. Nissan ist er auferstanden. Das sind drei Kalendertage.
Natürlich war der 15. Nissan nur ein kurzer Teil des Tages, als er bereits ins Grab gelegt wurde. Aber dieser angebrochene Teil gilt auch als Kalendertag, und man spricht von Tag und Nacht.
Darum sagt der Herr an einer Stelle: „Am dritten Tag werde ich auferstehen“ oder eben „drei Tage und drei Nächte“. Der dritte Tag ist dann schon angebrochen und nicht ganz vollständig, aber man muss die Ausdrucksweise der biblischen Sprachen beachten, dann passt alles.
Wie gesagt, das Markus-Evangelium macht die Chronologie völlig klar. Es wird genau gesagt, was an welchem Tag geschah.
Dabei ergibt sich eine wunderbare Übereinstimmung mit den jeweiligen Tagespsalmen und den Tagen der Schöpfungswoche.
Wenn man daran etwas verändert, wird die ganze Schönheit dieser Struktur zerstört. Dann passt es einfach nicht mehr.
Aber so passt alles perfekt zusammen.
Montag: Die zweite Tempelreinigung und Psalm 48
Nun, gehen wir zum Montag. Dort steht die Tempelreinigung im Mittelpunkt. Wir schlagen jetzt in der Parallelstelle in Matthäus auf, wo dieses Ereignis ausführlicher berichtet wird als in Lukas. Es ist Matthäus 21,1-11: Der Einzug nach Jerusalem auf einem Esel. Damit wurde die Prophetie aus Sacharja 9,9 erfüllt, in der Jerusalem aufgerufen wird, sich zu freuen, weil der König Jerusalems auf einem Füllen, also einem Esel, kommt.
Dann heißt es in Matthäus 21,12: „Und Jesus trat in den Tempel Gottes ein.“ Daraus sieht man, dass die Tempelreinigung nicht am gleichen Tag stattfand, sondern am nächsten Tag. Diese zeitliche Abfolge geht nur aus dem Markus-Evangelium hervor. Dort wird zuerst der Einzug nach Jerusalem und dann der Eintritt in den Tempel zur Tempelreinigung erwähnt. Es wird nicht genau gesagt, wie die zeitlichen Verhältnisse sind, aber dass die Tempelreinigung später kam.
Ganz wichtig ist, wenn man das Markus-Evangelium für sich nachliest, wird klar: Noch am Ende des Sonntags, an dem der Herr Jesus in den Tempel eingetreten war, hat er alle Gebäude im Tempel angeschaut. Er nannte den Tempel „das Haus meines Vaters“. Er sah sich die Gebäude genau an und ging dann zum Ölberg, um erst am nächsten Tag geradewegs in den Tempel zu gehen und ihn zu reinigen.
Inhaltlich wäre die Tempelreinigung also die Folge des Einzugs nach Jerusalem gewesen. Der König kommt in diese finstere Stadt, also das Licht in die Finsternis, und will mit der Finsternis aufräumen, weil er all die Ungerechtigkeit im Tempel sieht. Doch es war schon spät, macht der Bibeltext klar, und deshalb ging der Herr wieder zum Ölberg. Am nächsten Tag kam er dann als König, der den Tempel aufräumt.
So lesen wir Matthäus 21,12: „Und Jesus trat in den Tempel Gottes ein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften. Die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um und sprach zu ihnen: ‚Es steht geschrieben: Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden‘“ – ein Zitat aus Jesaja 56,7. „Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht“ – ein Zitat aus Jeremia 7,13.
Dann traten Blinde und Lahme in den Tempel zu ihm, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder im Tempel schrien und sagten: „Hosianna dem Sohn Davids!“, wurden sie unwillig und sprachen zu ihm: „Hörst du, was diese sagen?“ Jesus antwortete ihnen: „Ja, habt ihr nie gelesen: ‚Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet‘?“ Das ist ein Zitat aus Psalm 8.
Er verließ sie und ging hinaus außerhalb der Stadt nach Bethanien und übernachtete dort selbst.
Der Herr Jesus kam also als König in den Tempel und räumte mit dem Verkauf auf. Ich muss erklären: Der Verkauf der Opfer fand in der südlichen Halle des Tempels statt. Diese Halle wird als die Königliche Säulenhalle bezeichnet. „Königliche Säulenhalle“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes „Basilika“. Das Wort „Basilika“ enthält den Begriff „Basileus“, der König bedeutet. Eine Basilika war ein Architekturstil, der in der römisch-griechischen Kultur sehr verbreitet war.
In großen Städten baute man riesige Hallen, die Königliche Säulenhallen, die als Sitz des Marktes und des Gerichtshofs dienten. Wenn ein König in die Stadt kam, machte er seinen pompösen Auftritt in der Königlichen Säulenhalle. Das war der Ort, an dem das Volk eine feierliche Begegnung mit dem König haben konnte. Nun war der Tempelmarkt in dieser Halle.
Interessant ist, dass bei der ersten Tempelreinigung in Johannes 2, also bevor der Herr Jesus öffentlich zu predigen begann, er den Tempel ebenfalls reinigte und den Verkäufern sagte: „Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus.“ Das hebräische Wort für Kaufhaus, wenn man es zurückübersetzt, ist „Chanut“. Im Talmud wird diese Halle „Chanut“ genannt. Jesus sagte also: „Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Chanut!“
Hier sollten die Opfer nicht verkauft werden, denn diese Halle gehörte zum Vorhof der Heiden, der einige Jahre zuvor als Erweiterung gebaut worden war, damit die Heiden genug Platz hätten, um Gott andächtig anzubeten. Doch dort herrschte großer Lärm, was nicht der richtige Ort für Verkauf war. Es gab auch auf dem Ölberg eine Verkaufsstelle, dort hätte man Opfer kaufen können, aber nicht im Tempel.
Bei dieser zweiten Tempelreinigung am Ende des dreijährigen Dienstes des Herrn Jesus sagte er: „Ihr habt den Tempel zu einer Räuberhöhle gemacht.“ Das ist noch schlimmer als nur ein Kaufhaus. Im Talmud gibt es auch Klagen darüber, dass man sich unrechtmäßig mit diesen Opfern bereichert hatte.
Zweitens war es ein Problem, überhaupt zu verkaufen und zu handeln, aber noch schlimmer war, dass man sich dadurch ungerecht bereicherte und so das Haus Gottes zur Räuberhöhle machte. Der Herr Jesus nahm dazu ganz klar Stellung und trieb diese Verkäufer hinaus.
Damit präsentierte er sich in der Königlichen Säulenhalle als König Israels. Doch in dieser Halle hatte seit dem Jahr 30 der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof, seinen Sitz. Der Sanhedrin hatte die Erlaubnis gegeben und angeordnet, dass man hier verkaufen darf.
Man muss sich vorstellen: Ein Mann aus Nazareth kommt und sagt, das geht überhaupt nicht. Er stellt sich gegen den Sanhedrin. Damit musste der Sanhedrin endgültig Stellung nehmen, wer dieser Mann ist. Wenn er der Messias ist, steht er über dem Gerichtshof, und man muss ihm gehorchen. Wenn er nicht der Messias ist, dann ist er ein Rebell, der sich gegen den Sanhedrin stellt, und er muss sterben.
Mehr dazu nach der Pause.
Wir sind beim Montag angekommen. Das ist der Tag, an dem Psalm 48 gesungen wurde. Genau am Morgen um neun Uhr wurde das Morgenbrandopfer dargebracht. Das ist der Moment, an dem die Tempeltüren geöffnet wurden. In den Evangelien lesen wir, dass der Herr Jesus dann am frühen Morgen kam, um sofort in den Tempel einzutreten und das auszuführen, was am Sonntag zeitlich nicht möglich war.
Da tritt er als König auf dem Tempelberg in der Königlichen Säulenhalle auf. Dort liest man, was im Psalm 48 gesungen wurde, ein Psalmlied von den Söhnen Koras:
„Groß ist der Herr und sehr zu loben in der Stadt unseres Gottes auf seinem heiligen Berg.“ Der heilige Berg ist der Tempelberg.
„Schön ragt empor eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion an der Nordseite, die Stadt des großen Königs.“ Der Tempelberg Moria, oder wie er meistens genannt wird, Zion – in der Bibel ist Zion immer der Tempelberg.
Heute nennt man einen Nachbarhügel Zionshügel, aber der biblische Berg Zion ist der Tempelberg. Er ist so aufgebaut, dass sich der Südabhang sehr weit erstreckt, und auf der Nordseite gibt es eine Anhöhe, die der Ort des Tempelplatzes war.
Darum heißt es: „Schön ragt empor eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion an der Nordseite.“ Die Nordseite wird besonders betont, weil das der Tempelplatz ist.
Dann wird betont: „Die Stadt des großen Königs.“
Weiter heißt es in Vers 9: „Wie wir gehört haben, so haben wir es gesehen in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes. Gott wird sie befestigen in Ewigkeit.“ Dieser König und Herr ist unser Gott, der Herrscher über Jerusalem.
In Vers 11 steht: „Wie dein Name, Gott, so ist ein Lob bis an die Enden der Erde. Mit Gerechtigkeit ist gefüllt deine Rechte.“ Seine rechte Hand ist mit Gerechtigkeit gefüllt, und da kommt er mit einem Strick in der Hand und jagt all diese Verkäufer, die sich ungerecht bereichert haben, aus dem Haus Gottes hinaus.
Vers 12 lautet: „Es freue sich der Berg Zion, es mögen frohlocken die Töchter Judas um deiner Gerichte willen.“ Der König ist auch der Richter.
Das ist die Ausgangslage: Der Herr Jesus setzt sich damit in Opposition und Konfrontation mit dem Sanhedrin, der in der Königlichen Säulenhalle in der Südostecke seinen Sitz hatte, ab dem Jahr 30.
Darum sehen wir auch in Lukas, dass die Leute vom Sanhedrin sich ihm entgegenstellen. In Lukas 20,1 heißt es: „Und es geschah an einem der Tage, als er das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium verkündigte, da traten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten herzu und sprachen zu ihm: ‚Sage uns, in welchem Recht tust du diese Dinge, oder wer ist es, der dir dieses Recht gegeben hat?‘“
Aus den chronologischen Angaben des Markus-Evangeliums wird klar, dass das der Dienstag war.
Im Skript ist Montag mit „zweite Tempelreinigung“ überschrieben, Dienstag mit „Konfrontation und harten Diskussionen“. Der Sanhedrin musste Stellung nehmen, und darum kamen sie am nächsten Tag, am Dienstag, und forderten ihn heraus: „In welcher Autorität tust du das, dass du dich gegen uns stellst?“
Zum Sanhedrin gehörten der Hohepriester, die führenden sadduzäischen Priester, Pharisäer und Älteste. Genau diese Leute traten ihm dort entgegen.
Was ich noch erklären muss: Am Montag, dem Tag der Tempelreinigung, wurde Psalm 48 gelesen. Das Thema dort ist der König auf dem Tempelberg, der Richter Jerusalems.
Am Montag wurde auch der zweite Schöpfungstag gelesen. Nach 1. Mose 1,3-5 ist das der Tag, an dem Gott eine Scheidung machte zwischen dem Wasser unterhalb der Ausdehnung und dem Wasser oberhalb der Ausdehnung.
Am ersten Schöpfungstag war die Erde völlig bedeckt von Wasser. Am zweiten Schöpfungstag machte Gott eine Ausdehnung. Das Wort „Rakia“ bezeichnet etwas Weitausgedehntes und Hauchdünnes, das ist die Atmosphäre. Diese wird auch Himmel genannt, der Lufthimmel im Gegensatz zum Universum, dem Himmel der Sterne.
Dieser Himmel wird in 1. Mose 1,1 erwähnt: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Damit ist das Universum gemeint.
Doch am zweiten Schöpfungstag erschuf Gott die Atmosphäre, die zwischen dem Wasser unterhalb – dem Urozean – und dem Wasser oberhalb – den Wolken – trennt. Dazwischen ist Luft.
Es gibt also eine Scheidung zwischen oben und unten.
Genau am Montag, bei der Tempelreinigung, macht der Herr diese Scheidung. Er jagt alles Unheilige hinaus, um das Heilige stehen zu lassen.
Dienstag: Konfrontation mit den Führern und Psalm 82
Jetzt, am Dienstag, folgt eine Konfrontation und eine harte Diskussion, die sich genau aus dem vorhergehenden Tag ergibt. Wir sehen also, dass es eine zwingende Abfolge der Ereignisse gibt. Die Richter Israels stellen sich dem Herrn entgegen und fragen: „In welchem Recht tust du das?“ Der Herr Jesus antwortet mit einer Gegenfrage.
Das ist nicht immer unhöflich, wenn man eine Gegenfrage stellt. Es ist sogar sehr jüdisch. Ich habe in einem hebräischen Grammatikbuch für Modernhebräisch gelernt, dass Gegenfragen nicht immer als unhöflich gelten. Es gibt sogar eine Anekdote: Ein Jude wurde gefragt, warum sie eigentlich immer Gegenfragen stellen. Und wisst ihr, was er gesagt hat? „Warum eigentlich nicht?“ Gegenfragen können nämlich sehr sinnvoll sein. Wenn jemand etwas fragt, kann eine Gegenfrage klarmachen, wo der Fragesteller selbst steht.
Der Herr Jesus sagt weiter in Lukas 20: „Ich frage auch etwas: Die Taufe von Johannes, war sie von Gott oder von den Menschen?“ Das war natürlich eine gewaltige Frage. Johannes der Täufer war ja eine Sensation. Er hat ganz Israel in Bewegung gebracht, als er als Prophet auftrat. Nachdem man jahrhundertelang seit Maleachi keine Propheten mehr hatte, trat er auf. Sogar außerbiblisch, bei Josephus Flavius, ist bezeugt, dass man in Israel der Überzeugung war, Johannes sei ein gerechter Mann gewesen und habe hohe Achtung genossen.
Dieser Johannes der Täufer hat bezeugt, dass Jesus Christus der Messias ist. Johannes 1 sagt: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt trägt.“ Damit macht er den Hinweis auf Jesaja 53, das durch den Messias Jesus erfüllt wird. Die Masse im Volk, besonders aus der Unterschicht, auch Zöllner und Sünder, bekannten ihre Schuld bei Johannes und ließen sich taufen, um sich auf die Begegnung mit dem Messias vorzubereiten.
Die Evangelien machen aber klar, dass die Pharisäer sich dem nicht beugten. Sie akzeptierten es nicht. Nun waren sie im Dilemma: Wenn sie sagen würden, die Taufe von Johannes sei von Menschen, würde die Volksmenge sie nicht mehr akzeptieren. Denn sie wussten genau, dass Johannes eine solche moralische Autorität und Integrität hatte, dass sie nicht behaupten konnten, seine Taufe sei nicht von Gott.
Wenn sie aber sagten, sie sei von Gott, wussten sie, dass der Herr fragen würde: „Warum habt ihr dann nicht geglaubt? Warum habt ihr keine Buße getan?“ Daraufhin antworteten sie mit einer Lüge: „Wir wissen es nicht.“ Und der Herr sagt: „Dann sage ich euch die Antwort auch nicht.“ Seine Autorität war eben begründet darin, dass er der Messias war. Johannes der Täufer hatte das Israel gegenüber so klar gemacht, dass die Masse erkennen musste: Das, was Johannes sagt, ist die Wahrheit.
Doch der Gerichtshof stellte sich gegen den Herrn. An diesem Morgen wurde Psalm 82 gesungen. Dieser Psalm richtet sich an die Richter Israels. Sie werden dort Elohim genannt, was ein wenig erstaunlich für uns im Deutschen ist, denn Elohim bedeutet „Götter“. Das Wort Elohim wird zwar für Gott verwendet, aber auch für Richter, die Gottes Recht vertreten sollten. In 2. Mose 21 wird das Wort Elohim für Richter gebraucht, wenn jemand vor Gericht gebracht wird. Es ist ein normaler Ausdruck für diese Richter, die Gott eingesetzt hatte.
Psalm 82, Vers 1 lautet: „Ein Psalm von Asaf: Gott steht in der Versammlung Gottes, inmitten der Götter (Elohim) richtet er.“ Das richtet sich genau an den Sanhedrin, der ungerecht urteilt. Er fragt: „Bis wann wollt ihr ungerecht richten und die Person der Gesetzlosen ansehen?“ Dann folgt ein Zwischenspiel, zum Nachdenken. Wenn sie merken, dass sie in die Klemme kommen, sagen sie: „Wir wissen es nicht.“
Es geht weiter: „Schafft Recht dem Geringen und der Weise, dem Elenden und dem Armen! Lasst Gerechtigkeit widerfahren, befreit den Geringen und den Dürftigen, errettet ihn aus der Hand der Gesetzlosen!“ Von ihnen wird gefordert, ein gerechtes Gericht auszuüben. Doch wir werden gleich sehen: In den weiteren Tagen wird der Messias durch sie ermordet und zum Tod verurteilt werden.
Dann heißt es: „Sie wissen nichts und verstehen nichts.“ Genau das haben sie sogar selbst gesagt: „Wir wissen es nicht.“ Es wurde gesungen: „Sie wissen! Sie wissen nichts und verstehen nichts. In Finsternis wandeln sie, ein Heer wankt, alle Grundfesten der Erde.“ Wenn die Richter nicht mehr Recht sprechen, dann wackelt alles.
Weiter heißt es: „Ich habe gesagt, ihr seid Götter, also Elohim, und Söhne des Höchsten, ihr alle. Doch wie ein Mensch werdet ihr sterben und wie einer der Fürsten werdet ihr fallen.“ Hier wird gesagt, dass sie ganz gewöhnliche Menschen sind, die fallen und in ihren Sünden sterben werden.
Als Kontrast folgt: „Steh auf, oh Gott, richte die Erde, denn du wirst zum Erbteil haben alle Nationen.“ Der wahre Richter wird aufgerufen, Position zu beziehen. So hat Jesus Stellung genommen gegen diesen Angriff: „In welchem Recht tust du dies?“
Dieser Dienstag ist ein so reicher Tag. In Matthäus 21, ab Vers 23, wird dieser Tag beschrieben, und es geht bis zum Schluss von Kapitel 25. Es ist also alles Dienstag. Zuerst die Auseinandersetzung mit den Richtern Israels. Auf dem Blatt habe ich alle Parallelstellen angegeben. Dann erzählt Jesus das Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen.
Ein Sohn sagt zu seinem Vater: „Nein“, aber tut es später doch und bereut. Der andere Sohn sagt „Ja“, tut aber nichts. Das waren die Zöllner und Sünder, die Buße getan hatten bei Johannes dem Täufer. Sie sagten zuerst Nein, bereuten dann und sagten Ja. Die Führer des Volkes sagten Ja, handelten aber Nein.
Dann kommt das Gleichnis von den Weingärtnern. Jesus erzählt, dass die Weingärtner den Weinberg verwalteten, aber Gott schließlich seinen Sohn sandte, den sie töteten. Dieses Gleichnis bezieht sich klar auf die Führer des Volkes, die den Messias ablehnten und ermorden würden.
In diesen Gleichnissen werden drei Arten von Söhnen gezeigt: Der, der Nein sagt und Ja tut; der, der Ja sagt und Nein tut; und der, der Ja sagt und Ja tut – das ist der geliebte Sohn des Vaters.
Danach folgt das Gleichnis vom Hochzeitsmahl. Jesus macht klar, dass nun die frohe Botschaft zu den Heidenvölkern ausgehen wird, weil Israel ihn ablehnt. Verschiedene Gruppen des Judentums kommen an diesem Tag zu Jesus und versuchen, ihn mit Fangfragen zu Fall zu bringen.
Eine Frage lautet: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben?“ Das war eine brandgefährliche Frage. Hätte Jesus „Ja“ gesagt, hätten sie ihn als Verräter bezeichnet, der mit den Besatzern zusammenarbeitet. Hätte er „Nein“ gesagt, hätten sie ihn den Römern ausgeliefert, weil er zur Revolution aufrufe.
Jesus antwortet: „Zeigt mir einen Denar.“ Sie zeigen ihm einen. „Wessen Bild und Aufschrift ist darauf?“ „Des Kaisers.“ Darauf sagt Jesus: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Sie sind völlig überwältigt von dieser Antwort und können nichts mehr sagen.
In dieser Antwort steckt noch mehr. Der Mensch wurde im Bild Gottes geschaffen. Die DNA, die der Kaiser besitzt, kann man ihm zurückgeben, aber das Leben und den Gehorsam muss man Gott geben. Der, der vor ihnen stand, war der Herr der Heerscharen, wie Psalm 24 sagt – der König der Herrlichkeit.
Dann kommen die Sadduzäer, die Liberalen in Israel, die nicht an ein Leben nach dem Tod glaubten und die Auferstehung leugneten. Sie versuchten, die Auferstehung lächerlich zu machen. Sie sagten: „Da war eine Frau, die war verheiratet und hatte keine Kinder. Ihr Mann starb. Sie ging eine Leviratsehe mit dem Bruder des Verstorbenen ein, doch auch da gab es keine Kinder.“ So ging es weiter mit mehreren Ehemännern.
Sie fragten: „In der Auferstehung, welchem Mann wird diese Frau gehören, da sie so viele Ehemänner hatte?“ Jesus erklärt ihnen anhand der Tora, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt.
Das wäre natürlich ganz einfach gewesen mit Hiob 19, Vers 25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Und als der Letzte wieder auf der Erde steht und meine Haut zerstört ist, werde ich Gott aus meinem Leib anschauen.“ Hiob sagt hier, dass er sterben wird, aber danach wieder einen Körper bekommt und Gott sehen wird.
Auch Jesaja 26 spricht von der Auferstehung, ebenso Daniel 12: „Die im Staub schlafen, werden auferstehen, diese zum ewigen Leben, jene zur ewigen Abscheu.“ Das steht klar im Alten Testament: Es gibt eine Auferstehung.
Die Sadduzäer waren so liberal, dass sie nur die fünf Bücher Mose anerkannten und den Rest des Alten Testaments ablehnten, ähnlich wie die Samaritaner. Deshalb argumentierte Jesus nicht mit Hiob, Daniel oder Jesaja, sondern mit der Tora.
Er sagt: „Habt ihr nicht gelesen im Dornbusch?“ (2. Mose 3). Dort erschien Gott Mose. Gott sagte: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Das war zur Zeit von Mose. Abraham, Isaak und Jakob waren längst tot. Nach sadduzäischer Lehre existierten sie nicht mehr.
Doch Gott sagt: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Jesus erklärt, Gott sei nicht der Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Damit meint er nicht die, die nicht existieren, sondern die, die existieren. Gott ist also der Gott Abrahams, der im Jenseits weiterlebt.
So zeigt Jesus anhand der Tora, dass diese auch ein Weiterleben nach dem Tod lehrt. Er macht klar, dass es in der Auferstehung ganz anders sein wird. Man wird nicht mehr heiraten, so wie auch die Engel nicht heiraten. Damit ist der Angriff der Sadduzäer erledigt, und sie können nur noch staunen über die Antwort.
Dann kommt ein Nomikos, ein Gesetzlehrer, ein Spezialist für Halacha, also ein Experte für die verbindlichen Entscheidungen im Judentum, wie man ein Gebot praktizieren muss. Er will wissen, was das größte Gebot ist.
Jesus antwortet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Er zitiert 5. Mose 6 und 3. Mose 19. Damit fasst Jesus die ganze Tora in zwei Geboten zusammen.
Das kann man nicht überschätzen. Im Judentum wurde ständig versucht, die Tora auf eine einfache Formel zu bringen. Es gab verschiedene Versuche, doch diese Antwort – die Tora zusammenzufassen auf die Liebe zu Gott und zum Nächsten – findet man in der rabbinischen Literatur nicht. Diese Antwort gab Jesus. Das war gewaltig.
So widerlegt Jesus eine Gruppe nach der anderen. Auch die Herodianer, die mit Rom verbündet waren, kommen an diesem Tag gegen ihn. Wirklich jede Strömung im Judentum ist gegen ihn eingestellt. Doch er kann alle widerlegen.
Schließlich merken sie, dass es gefährlich ist, ihn weiter zu fragen. Dann stellt Jesus eine letzte Frage an das Judentum: „Was haltet ihr vom Messias? Ist er Davids Sohn?“ Natürlich wusste jeder, dass der Messias ein Nachkomme Davids sein muss, so steht es in Jeremia 23,5, in den Psalmen und in Jesaja 11,1-2, aus dem Stamme Isais und damit Davids.
Jesus sagt aber: „In Psalm 110 heißt es: ‚Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.‘ Wie kann das sein? David, der Vorfahr des Messias, nennt den Messias ‚mein Herr‘.“ Ich muss sagen, es käme mir nie in den Sinn, meine Söhne mit „mein Herr“ anzusprechen, aber David nennt ihn so.
Auf Hebräisch steht dort Adoni, „mein Herr“, eine höfliche Anrede, die man auch für Menschen benutzt. Wenn man jemanden in Israel sieht, sagt man „Shalom Mar Levi“ oder „Adoni“, wenn man den Namen nicht kennt. In Psalm 110, Vers 5, heißt es aber „Der Herr zu deiner Rechten“, und dort steht Adonai, ein Titel, den man für Gott verwenden muss. Adonai ist eigentlich die Mehrzahl, „meine Herren“, und David nennt den Messias mit dem göttlichen Titel Adonai.
Im Judentum war damals und ist bis heute allgemein verbreitet die Meinung, dass der Messias ein normaler Mensch sein wird, nicht Gott und Mensch zugleich. Jesus macht aber klar: „Erklärt mir, warum David seinen Sohn ‚mein Herr‘ nennt und sogar Adonai im gleichen Psalm.“ Niemand kann ihm darauf antworten.
Diese Frage ist bis heute offen. Das Judentum wird letztlich diese Antwort geben müssen: Wer ist der Messias? Das Alte Testament macht klar, er muss Mensch und Gott in einer Person sein. So schließt Jesus mit einer Frage, die bis heute offen bleibt, an diesem Dienstag.
Dann fährt Jesus fort mit einer Warnung vor heuchlerischer Toragelehrsamkeit. Ich habe alle Stellen auf dem Skript angegeben. Er warnt das Volk vor diesen Führern, die sie verführen und Heuchelei lehren, anstatt wahre Gerechtigkeit. Damit sagt er sogar, dass der Sanhedrin zu einer heuchlerischen Organisation verkommen ist.
Dann folgen acht Weherufe im Tempel, wie sie in Matthäus 23,1-39 aufgeführt sind. Diese Weherufe sind keine Flüche, aber „Wehe“ kommt vor einem Fluch. Das ist also noch ein letzter Aufruf, umzukehren und Buße zu tun über ihre Verirrungen.
Jesus sagt: „Ich werde mich von jetzt an nicht mehr sehen lassen, bis ihr ruft: ‚Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‘ Euer Haus wird euch wüst gelassen werden.“ Das heißt, der Tempel wird untergehen, und ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis zu dem Moment, wo ich wiederkomme und ihr dann tatsächlich Psalm 118 auf mich anwenden werdet: Baruch haba b’schem Adonai – willkommen, der da kommt im Namen des Herrn.
Dann geht Jesus mit den Jüngern aus dem Tempel hinaus, nachdem er ihnen gesagt hat: „Schaut das alles an, diese großen Steine, alles wird verwüstet werden.“ Die Jünger sind unter Schock. Am Ende dieses Tages gehen sie mit ihm durchs Kidrontal auf den Ölberg, von dort hat man die schönste Sicht auf den Tempelberg.
Dort stellen sie vier Fragen, zwei in Bezug auf die Zerstörung des Tempels. Sie sind schockiert, dass der Tempel verwüstet werden soll. Sie fragen: „Wann wird das geschehen? Was wird das Zeichen sein?“ Jesus gibt genaue Antworten, und so hat es sich erfüllt: Im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört.
Sie fragen auch: „Was ist das Zeichen der Endzeit und das Zeichen, wenn du wiederkommst?“ Jesus gibt ihnen mehr als zwanzig Endzeitzeichen in dieser wunderbaren Rede auf dem Ölberg.
Dann fährt er fort mit dem Gleichnis der Talente und erklärt, wie es sein wird, wenn er wiederkommt, wie er die Völker versammeln und richten wird, bis Matthäus 25, das alles an diesem Dienstag.
An diesem Dienstag wurde der dritte Schöpfungstag gelesen, und das ist der reichste Tag überhaupt. An diesem Tag steht zweimal „Und Gott sah, dass es gut war.“ Am zweiten Tag steht es nicht, am ersten Tag einmal, aber am dritten Tag zweimal.
An diesem Tag kommt das Festland aus dem Urozean hervor. Der Urkontinent wird gebildet, genannt das Trockene, Yabascha. Noch heute sagt man auf Hebräisch Jabascha für Kontinent. Dann lässt Gott Pflanzen wachsen: Gras, Kraut, also noch höher und fruchttragende Bäume.
Das ist der reiche dritte Tag, und dieser Dienstag war dieser reiche Tag, an dem der Herr herausgefordert wurde, aber er brachte Fruchtfülle. Darum wird dieser Dienstag so ausführlich beschrieben und zeigt uns die Weisheit des Herrn Jesus im Kontrast zu den ungerechten Richtern Israels nach Psalm 82.
Mittwoch: Komplott, Verrat und Psalm 94
Nun wenden wir uns dem Mittwoch zu. Ich lese Markus 14,1: „Es war aber nach zwei Tagen das Passa und das Fest der ungesäuerten Brote, und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und töteten; denn sie sagten: nicht an dem Fest, damit nicht etwa ein Aufruhr des Volkes entstehe.“
Diese Vorgehensweise war ganz diskret und hinterhältig; sie wollten, dass Jesus nicht überlebt. Deshalb habe ich den Mittwoch mit „Komplott und Verrat“ überschrieben.
Doch dieser Tag, dieser Mittwoch, ist nicht nur durch das schreckliche Komplott und den Verrat des Sanhedrins und Judas geprägt. Es ist auch der Tag, an dem der Herr Jesus von Maria in Bethanien gesalbt wird. Diese Begebenheit wird beschrieben in Markus 14,3-9, Matthäus 26,6-13 und Johannes 12,1-8.
Wichtig ist hierbei, dass in Johannes 12 beschrieben wird, wie der Herr Jesus am Freitag nach Bethanien kam. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl, das Schabbatmahl am Freitagabend. Freitagabend und Samstag bilden zusammen den Schabbat. Am nächsten Tag, dem Sonntag, fand dann der Einzug nach Jerusalem statt.
In Johannes 12 wird außerdem erwähnt, dass Maria dem Herrn die Füße gesalbt hat. Dies geschah jedoch nicht an diesem Schabbat, sondern in demselben Haus, in das der Herr in dieser Woche zurückkehrte. Die anderen Evangelien machen deutlich, dass diese Salbung am Mittwoch stattfand.
Wir sehen hier einen Gegensatz: Diese Frau, die den Herrn wirklich als Messias liebte, salbte ihn im Hinblick auf das Begräbnis – sowohl die Füße als auch das Haupt. In Johannes wird nur die Salbung des Hauptes erwähnt, in Markus nur die der Füße, und in Matthäus wird ebenfalls das Haupt genannt. Dies entspricht dem Charakter der Evangelien: Das Johannesevangelium betont, dass Jesus der ewige Sohn Gottes ist. Deshalb wird die Salbung des Hauptes hervorgehoben. Im Markusevangelium wird Jesus als der Knecht dargestellt, weshalb die Salbung der Füße betont wird.
Wir müssen beide Berichte zusammennehmen: Sie hat beides getan. Die Evangelisten heben jeweils das hervor, was ihr Hauptthema besonders anschaulich macht.
So sehen wir an diesem Mittwoch die Frau, die den Herrn wirklich liebte und die sehr kostbare Alabastersalbe gab. Judas hingegen fand, das sei Vergeudung; das hätte man den Armen geben können. Tatsächlich war er nicht besorgt um die Armen, sondern geldliebend. Dennoch gab sie die Salbe dem Herrn.
Hier zeigt sich ein gewaltiger Kontrast.
An diesem Tag wurde der vierte Schöpfungstag vorgelesen, an dem Gott die Sterne am Himmel als Lichtträger einsetzte, den Mond für die Nacht und die Sonne für den Tag, also die himmlischen Lichtträger.
Ebenso war Maria ein Stern in der Nacht. In der Dunkelheit des Sanhedrins und des Verräters Judas leuchtet dieses Licht. Der Herr sagt, dass diese Geschichte überall erzählt werden wird, wo das Evangelium verkündet wird, in der ganzen Welt.
Tatsächlich hat das Evangelium alle fünf Kontinente erreicht, sogar die Eskimos. Die Enden der Erde sind erreicht, und überall erzählt man diese Geschichte, so wie ein kleiner Stern am Himmel Licht für die ganze Welt verbreitet. Wenn man in Kanada ist, sieht man dieselben Sterne wie hier.
So passt der vierte Schöpfungstag wunderbar auf diesen Mittwoch.
An diesem Tag wurde auch Psalm 94 gesungen:
„Gott der Rache, Herr, Gott der Rache, strahle hervor, erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun!“
Hier wird Gott aufgerufen, gegen die Ungerechtigkeit der Menschen vorzugehen. An diesem Tag tritt die Ungerechtigkeit des Sanhedrins und von Judas deutlich hervor.
„Bis wann werden die Gottlosen, Herr, bis wann werden die Gottlosen frohlocken, werden übersprudeln, freches Reden führen, sich rühmen, alle die Frevel tun? Dein Volk, Herr, zertreten sie und dein Erbteil bedrücken sie!“
Es geht um die Führer des Volkes, die das Volk ungerecht unterdrücken. Sie töten Witwen und Fremde und ermorden die Weisen. Sie sind sogar fähig, Justizmord zu begehen. Und der Mord an Jesus war ein Justizmord.
„Seht ihr es nicht? Der Gott Jakobs merkt es nicht? Habt ihr einzig die Unvernünftigen unter dem Volk und ihr Toren? Wann werdet ihr verständig werden?“
Dies ist eine Warnung. Es gibt noch Gelegenheit zur Umkehr und zur Abkehr von dieser Torheit.
Weiter heißt es in Vers 13: „Um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen, bis dem Gottlosen die Grube gegraben wird.“
Und in Vers 15: „Denn zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Gericht, und alle von Herzen Aufrichtigen werden ihm folgen.“
In diesem Psalm, der von Freveln spricht, meint „Gottlos“ im Hebräischen solche, die frech über Gottes Wort hinweggehen – nicht Atheisten, sondern Menschen, die das Wort Gottes missachten.
Dem gegenüber stehen „alle von Herzen Aufrichtigen“. So war Maria.
In Vers 21 heißt es: „Man dringt ein auf die Seele des Gerechten, und unschuldiges Blut verurteilen sie.“
Das passt genau auf diesen Mittwoch, an dem der Sanhedrin auf dem Tempelplatz beschloss, dass Jesus sterben müsse.
„Er lässt ihre Ungerechtigkeit auf sie zurückkehren, und durch ihre Bosheit wird er sie vertilgen; vertilgen wird sie der Herr, unser Gott.“
Donnerstag: Vorbereitung des Passa und Psalm 81
Nun wenden wir uns dem Donnerstag zu. Es ist der vierzehnte Nisan, der Tag, an dem das Passa geschlachtet werden musste. Man lese dazu Lukas 22,7 und folgende, Markus 14,12 und folgende sowie Matthäus 26,17-19.
An diesem Tag mussten zwei Jünger, nämlich Petrus und Johannes, in den Tempel gehen, um die Passa-Feier des Herrn vorzubereiten. Nach Hintergrundinformationen durften alle, die von außerhalb nach Jerusalem kamen, kostenlos in irgendeinem Raum in Jerusalem aufgenommen werden. Das wissen wir aus dem Talmud. Wenn der Herr also den Obersaal wählt, den die Jünger einrichten mussten, musste er nichts dafür bezahlen. Das war ganz normal so.
In der Regel war immer eine Familie oder eine Gesellschaft versammelt, jetzt eben der Herr mit seinen Jüngern. Das Passa musste vorbereitet werden, und die Passalämmer mussten auf dem Tempelplatz geschlachtet werden, beim Altar, nicht irgendwo anders. So schreibt es schon die Tora vor.
Darum mussten Petrus und Johannes in den Tempel gehen. Dort begann an diesem Nachmittag um fünfzehn Uhr die Schlachtung, die bis siebzehn Uhr andauerte. Alle vierundzwanzig Klassen der Priester mussten antreten und wurden eingesetzt oder mussten gerade verfügbar sein. Sie standen in Reihe. Ein Priester nahm das Schächtmesser, schlachtete das Lamm. Ein anderer Priester hielt eine Schale bereit, um das Blut aufzufangen. Diese Schale wurde dann dem nächsten Priester weitergegeben, und das Blut musste am Altar ausgegossen werden. Das war eine aufwendige Logistik, unvorstellbar!
Es gab einen riesigen Aquädukt von Bethlehem her. Aus mehreren Quellen wurde Wasser gesammelt und über mehrere Dutzend Kilometer nach Jerusalem geführt, direkt auf den Tempelberg. Dort gab es eine große Zisterne mit einem Wasserrad in der Golaarkammer. Wir wissen genau, wo diese Stelle auf dem Tempelplatz heute war. Das Wasser wurde heraufgeholt, um das Blut der geschlachteten Lämmer wieder abzuspülen. Dieses Wasser wurde dann über einen Kanal ins Kidrontal hinabgeführt.
Dieser Tag war unglaublich. Etwa 250 Lämmer wurden geschlachtet. Ein einjähriges Lamm hat etwa vier Liter Blut. An diesem Tag floss etwa eine Million Liter Blut. Petrus und Johannes waren dabei. Sie mussten das Lamm schlachten, es an einem Granatbaumzweig aufhängen und dann zu zweit zum Obersaal bringen, um alles für das Abendessen vorzubereiten.
Dieser Tag prägte sie auf ganz besondere Weise. Im Nachhinein konnten sie erkennen, dass all diese Ströme von Blut auf das kostbare Blut des Herrn Jesus hinwiesen. Darum ist es interessant, dass im Neuen Testament nur Johannes und Petrus über den Herrn Jesus als das Lamm Gottes sprechen. Johannes 1 nennt ihn das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. In der Offenbarung spricht Johannes 28 Mal vom Lamm.
Petrus schreibt, dass wir erlöst worden sind, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit dem kostbaren Blut Jesu Christi, also eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken. Lukas erwähnt das Lamm auch im Zusammenhang mit dem Zitat aus Jesaja 53 in der Geschichte von Äthiopien, in Apostelgeschichte 8, aber nicht weiter. Diese zwei – Johannes und Petrus – sprechen so ergriffen vom Lamm Gottes. Das waren die beiden, die am Tag vor der Kreuzigung das Fließen des Blutes der Passalämmer erlebt hatten.
Am fünften Schöpfungstag erschuf Gott lebendige Seelen im Meer. Im Hebräischen heißt das Nefeschchaja, lebendige Seelen. Die Seele ist mit Gefühl und Empfindung verbunden. An diesem Tag wurden diese tiefen inneren Gefühle für den Herrn in Johannes und Petrus gewirkt.
An diesem Tag wurde Psalm 81 gesungen. Dieser Psalm behandelt genau das Passafest. Dort wird gesagt, dass Gott Israel an diesem Fest befreit hat. Es heißt: "Stößt am Neumond in die Posaune, am Vollmond zum Tag unseres Festes" (Psalm 81,4). Im weiteren Zusammenhang geht es um das Fest des Passa, denn es ist eine Satzung für Israel, eine Verordnung Gottes Jakobs. Er setzte es als Zeugnis in Joseph ein, als er auszog gegen das Land Ägypten, wo er eine Sprache hörte, die er nicht kannte, und seine Schulter von der Last befreite.
Es geht also ganz klar um das Passafest. Man muss sich vorstellen, dass dieser Psalm immer am Donnerstag gesungen wurde. Das Passafest fiel jedoch nicht jedes Jahr auf den gleichen Wochentag. Es ist nicht auf einen bestimmten Wochentag fixiert, sondern nur auf den Kalendertag, den vierzehnten Nisan. Dieser fällt jedes Jahr anders. In diesem Jahr fiel er genau auf einen Donnerstag, an dem dieser Psalm, der "Donnerstagpsalm", gesungen wurde.
In Vers 10 heißt es: "Es soll kein fremder Gott unter dir sein, und du sollst dich nicht vor einem Gott des Auslands bücken." Doch wir werden sehen, dass der Sanhedrin am nächsten Tag sagen wird: "Wir haben den Kaiser." Und dieser Mann hat gegen den Kaiser gesprochen. Sie beugen sich vor einem Gott des Auslands, denn der Kaiser ließ sich als Gott verehren.
Sie werden am Passafest nochmals gewarnt. Es ist das Fest der Befreiung aus Ägypten. Es erinnert daran, dass der Messias einmal befreien wird. Ihr sollt euch nicht einem fremden Gott unterstellen, aber genau das haben sie getan.
Vers 12 lautet: "Aber mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört, und Israel ist nicht willig gegen mich gewesen." Vers 14 sagt: "O dass mein Volk auf mich gehört hätte, dass Israel in meinen Wegen gewandelt wäre."
Der nächste Tag ist Freitag. Doch am Donnerstagabend, nach jüdischem Kalender, beginnt um sechs Uhr der neue Tag, der fünfzehnte Nisan. An diesem Abend aß der Herr mit den Jüngern das geschlachtete Passalamm. Er setzte das Abendmahl ein.
Das heißt, der Herr Jesus aß das Passalamm und setzte das Abendmahl am Tag seiner Kreuzigung ein, also am fünfzehnten Nisan. Nach dem Passa ging der Herr in den Garten Gethsemane. Alle entsprechenden Stellen stehen auf dem Blatt.
Dann kam eine große Menge, um ihn zu verhaften. In der Nacht fand zuerst ein Prozess im Privathaus des einstigen Hohenpriesters Annas statt, das wird nur in Johannes 18 erwähnt. Danach gingen sie in das Haus des damals amtierenden Hohenpriesters Kajafas.
Dort wurde informell in Privathäusern der Prozess gegen den Herrn Jesus vorbereitet, um ihn schnell offiziell zum Tod verurteilen zu können, ohne Zeit zu verlieren. Es gab ein rabbinisches Gesetz im Talmud, das besagte, dass nachts keine Gerichtsverhandlungen über Leben und Tod geführt werden dürfen. Darum fanden diese Vorbereitungen in Privathäusern statt – es waren keine offiziellen Gerichtsverhandlungen.
Außerdem gab es ein Gesetz, dass der Gerichtsentscheid über Leben und Tod nicht gefällt werden darf, bevor der Prozess abgeschlossen ist. Doch sie bereiteten den Prozess bereits vor; alles war klar. Deshalb antwortete der Herr auch nicht mehr auf Fragen, weil alles schon entschieden war. Er schwieg wie ein Lamm, wie es Jesaja 53 beschreibt.
Sobald die Sonne aufging, war es erlaubt, offiziell zusammenzukommen (Matthäus 27,1). Der Sanhedrin trat dann im Tempel in der Königin-Säulenhalle zum offiziellen Prozess zusammen. Dieser verlief sehr schnell, weil alles schon vorbereitet war.
Da die Juden damals von Rom kein Recht mehr hatten, die Todesstrafe zu vollstrecken, mussten sie den Herrn Jesus an Rom übergeben. Deshalb wurde er aus dem Tempel hinausgeführt und zu Pilatus ins Prätorium gebracht.
Pilatus merkte, dass alles ungerecht war. Es war ein unfairer Prozess. Dann hörte er, dass Herodes Antipas, der Fürst von Galiläa, wegen des Passafestes zu Besuch war. Herodes versuchte, die Verantwortung abzuschieben. Das wird nur in Lukas erwähnt. Er ließ Jesus in den Makkabäerpalast im heutigen jüdischen Viertel der Altstadt bringen, doch es entstand kein richtiger Prozess.
Herodes schickte Jesus zurück zu Pilatus. So musste Pilatus in einer dritten Phase den Prozess vollenden und verurteilte den Herrn Jesus zur Kreuzigung, obwohl er wusste, dass alles ungerecht und unwahr war.
Wahrheit interessierte ihn nicht. Deshalb fragte er: "Was ist Wahrheit?" Er wollte einfach Ruhe und betrieb Realpolitik auf Kosten der Wahrheit.
Der Herr wurde um neun Uhr gekreuzigt, als das Morgenbrandopfer aufgelegt wurde, und starb, als das Abendbrandopfer dargebracht wurde.
An diesem Tag wurde im Tempel Psalm 93 gesungen. Dieser Psalm spricht von Ungerechtigkeit wie eine brandende Flut. Dort heißt es in Vers 2: "Dein Thron steht fest von Alters her, von Ewigkeit her bist du. Ströme erhoben, Herr, Ströme erhoben ihre Stimme, Ströme erhoben ihre Brandung!"
Der Herr in der Höhe ist gewaltiger als die Stimmen großer Wasser, als die gewaltigen Wogen des Meeres. "Deine Zeugnisse sind sehr zuverlässig, deinem Haus geziemt Heiligkeit."
Im Tempel wurde dieser unheilige Prozess durchgeführt. Dabei wurde gesungen: "In deinem Haus geziemt Heiligkeit." Diese Gegner gingen wie eine Brandung vor Jesus her, wie gischtige Wellen des Meeres. Doch es wird gesagt, dass der Thron Gottes darüber steht. Gott hat das benutzt, um schließlich das Heil der Welt anzubieten.
Dieser Freitag, an dem der sechste Schöpfungstag vorgelesen wurde, zeigt: Der erste Adam erhält das Leben von Gott. Doch die Nachkommen dieses ersten Adams nehmen dem letzten Adam das Leben. Jesus wird ermordet an dem Tag, an dem er der Menschheit das Leben gab, denn er war der Schöpfer (Johannes 1,3). Ein gewaltiger Kontrast.
Samstag: Sabbat und Psalm 92
Und dann kam der Sabbat. Der Messias war im Grab, und in Israel wurde Ruhe gefeiert.
Der Sabbat wurde zu einer solchen Ironie gemacht. Dabei wurde Psalm 92 gesungen. In der Überschrift des Grundtexts steht: Ein Lied für den Tag des Sabbats. Dort wird erklärt, dass ungöttliche Menschen das Werk der Hände Gottes nicht verstehen.
Der Gottesfürchtige jedoch sagt: „Über die Werke deiner Hände will ich jubeln.“
„Wie groß sind deine Werke, Herr, sehr tief sind deine Gedanken. Ein unvernünftiger Mensch erkennt es nicht, und ein Tor versteht solches nicht.“
Jesus, der Schöpfer, ließ sich ans Kreuz nageln. Durch sein Werk hat er Erlösung geschaffen. Doch der Gottlose versteht die Werke Gottes, die Werke seiner Hände, nicht.
Der Gottesfürchtige jubelt. An diesem Tag wurde der siebte Schöpfungstag gelesen – der Tag von Gottes Ruhe.
Man stelle sich vor: Der Messias im Grab.
Sonntag: Auferstehung und Psalm 24
Am Sonntag, dem Tag der Auferstehung des Sieges, ist der Herr Jesus am dritten Tag siegreich auferstanden. An diesem selben Tag erscheint er in der Mitte der Jünger, obwohl die Türen verschlossen waren (Johannes 20). Er sagt: „Shalom Aleichem“, Friede euch.
An diesem Tag wurde wieder Psalm 24 gesungen: „Öffnet euch, ihr Tore Jerusalems, damit einziehe der König.“ Doch der König konnte einziehen, obwohl die Türen verschlossen waren, und erschien in der Mitte seiner Jünger.
Acht Tage später, in Johannes 20,26, waren die Jünger erneut zusammen, die Türen waren wieder verschlossen, und der Herr erschien erneut in ihrer Mitte. Auch an diesem Tag wurde Psalm 24 gesungen.
Wenn man weiter denkt, 50 Tage nach dem Auferstehungstag war das Pfingstfest. Dieses Fest fiel ebenfalls auf einen Sonntag. An diesem Tag wurde die Gemeinde gegründet, und der Heilige Geist kam und zog in die Herzen der Erlösten ein.
Der Herr hatte den Jüngern gesagt, dass er weggehen werde, aber den Heiligen Geist als Vertreter senden werde. An diesem Tag wurde wiederum Psalm 24 gesungen: „Die Türen sollen sich öffnen, damit einziehe der König der Herrlichkeit.“ Der Herr zog durch seinen Heiligen Geist in die Herzen der Jünger ein.
So sehen wir einen wunderbaren Plan Gottes in der ganzen Passionswoche und darüber hinaus. Jetzt machen wir wirklich Mittagspause.