Eröffnung und Einführung ins Thema
Wir wollen zu Beginn miteinander beten. Herr Jesus, wir danken dir, dass du uns diese Gelegenheit schenkst, Gemeinschaft mit dir und untereinander an diesem Nachmittag zu haben. Wir möchten uns mit deinem Wort beschäftigen, dir näherkommen und deine Pläne sowie deine Gedanken besser kennenlernen. Wir wollen unser Leben in dein Licht stellen.
Wir bitten dich, diesen Nachmittag zu segnen, uns jedem Einzelnen nahe zu sein und dass wir deine Nähe wirklich erleben dürfen – in der Lebendigkeit und Wirksamkeit deines Wortes. Im Voraus danken wir dir für deine Hilfe. Wir zählen auf dich. Amen.
Haben alle ein Blatt bekommen? Bitte hebt die Hand, wenn nicht.
Heute Nachmittag beschäftigen wir uns mit dem Thema „Die Geschichte der Kirche im Licht der Prophetie des Neuen Testaments“. Das mag vielleicht etwas vermessen klingen, denn zweitausend Jahre Kirchengeschichte an einem Nachmittag zu behandeln und dazu noch im Licht der Bibel zu interpretieren, ist schon eine große Herausforderung. Man bedenke, dass Kirchengeschichte an Hochschulen oft etwa vier Semester lang studiert wird.
Trotzdem wollen wir es versuchen. Dabei sollte von Anfang an klar sein, was der Sinn des Ganzen ist: Im Neuen Testament gibt es eine Reihe von Stellen, an denen der Herr Jesus sowie die Apostel und Propheten voraussagen, wie es mit dem christlichen Zeugnis weitergeht, wie es sich entwickelt und wohin es führen wird.
Wenn Kirchengeschichte an Hochschulen unterrichtet wird, geschieht dies meist als reiner Geschichtsstoff. Die Interpretation im Licht dieser Prophezeiungen des Neuen Testaments wird hingegen oft vernachlässigt oder ganz ausgelassen. Unser Ziel ist es daher, anhand des Neuen Testaments Blickpunkte auf die zweitausend Jahre Kirchengeschichte zu werfen.
Das kann auch eine Anregung sein, sich intensiver mit Kirchengeschichte auseinanderzusetzen – allerdings aus der Warte Gottes, so wie er es sieht. Geschichte kann man ja von ganz verschiedenen Standpunkten aus betrachten. Ein und dieselbe Erscheinung kann von manchen als positiv, von anderen als negativ dargestellt werden. Es kommt immer auf den Standpunkt an.
Wozu ich durch diesen Nachmittag Mut machen möchte, ist, die Geschichte der Kirche aus dem Blickwinkel des Neuen Testaments zu betrachten. Dadurch wird deutlich, dass all das Chaos, das es im Laufe der zweitausend Jahre Kirchengeschichte tatsächlich gegeben hat, kein Grund ist, am Christentum und am Evangelium zu zweifeln. Denn der Herr hat es längst vorausgesagt. Es ist also keine Überraschung.
Wenn zum Beispiel für Muslime die Entwicklung der Kirche, die Kreuzzüge und Ähnliches Argumente sind, um die Unglaubwürdigkeit des Christentums darzustellen, können wir sagen: Vergiss das! Diese Entwicklungen hat das Neue Testament vorausgesagt. Sie bestätigen vielmehr die Richtigkeit des Neuen Testaments.
Wir müssen dabei immer unterscheiden zwischen dem, was unser Herr in seinem Wort gesagt hat, und dem, was die Menschen daraus gemacht haben. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.
Das Fundament der Gemeinde und seine Bedeutung
Ich habe das Thema so vorgestellt auf dem Blatt: Der Sohn Gottes verheißt seine Gemeinde, und zwar in Matthäus 16: „Des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“
Zweitausend Jahre sind vergangen, und noch immer gibt es ein leuchtendes Zeugnis für das Evangelium in dieser Welt – und zwar unter allen Nationen der Erde. Schrecklichste Stürme sind über die Gemeinde hereingebrochen: massive Verfolgungen mit Folter und Totschlag, Fluten von Irrlehren und Verführungen sollten das Licht erlöschen lassen. Doch es ist nicht gelungen. Gottes Wort ist wahr. Eben: „Des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“
Die Bibel hatte klar und deutlich vorausgesagt, was kommen sollte. Zusammen wollen wir solchen Weissagungen in den Schriften des Neuen Testaments nachspüren und den spannenden Reiseverlauf des Schiffes, das sich Gemeinde nennt, nachvollziehen – von der Zeit der Apostel bis zur Wiederkunft Christi.
Schlagen wir Matthäus 16 auf. In den Evangelien verwendet Herr Jesus nur zweimal den Ausdruck Gemeinde oder Kirche. Es ist das griechische Wort „Ekklesia“. Das kann man übersetzen mit Gemeinde, mit Kirche, mit Versammlung. Das ist mir eigentlich gleich, wie man es übersetzt, man muss nur das Richtige meinen.
Matthäus 16, Vers 16: Das war in Caesarea Philippi, ganz oben in Galiläa, und Simon machte dort dieses große Bekenntnis. Simon Petrus in Vers 16: „Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Glückselig bist du, Simon Bar-Jona! Denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung oder Kirche oder Gemeinde (Ekklesia) bauen. Und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“
Also bis dahin. Wer ist schon in Caesarea Philippi gewesen? Das ist also dort bei der Jordanquelle Banias. Dort sieht man ein Felsmassiv, und ursprünglich kam die Quelle direkt aus dem Felsmassiv hervor. Heute ist die Quelle ein bisschen verschoben, das kam durch Erdbeben in der Vergangenheit. Aber damals kam das Wasser gerade direkt aus dem Felsen unten heraus. Wasser aus dem Felsen – ein interessantes Symbol.
Dort hat Petrus dieses Bekenntnis abgelegt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Und der Herr Jesus sagte dann zu Petrus: „Du bist Petrus.“ Petrus heißt auf Griechisch Petros, was Stein bedeutet. Fels heißt Petra, das ist verwandt, aber die weibliche Form.
Also mit dem Felsen ist nicht Petrus gemeint, sonst würde der Herr sagen: „Du bist Petros, und auf diesen Petros werde ich meine Gemeinde bauen.“ Er sagt: „Du bist Petros, und auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen.“ Also bist du ein Baustein.
Und wer ist der Fels? Im Alten Testament wird Gott oft der Fels genannt. „Vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht“ (5. Mose 32). Oder „Gott wird genannt der Fels meines Heils“ (Psalm 89). Gott ist der Fels – immer wieder.
Nun sagt Petrus: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes, der Christus.“ Das ist der Fels. Also sagt Jesus: „Du bist ein Baustein, Petrus, und auf diesen Felsen“ – nämlich den Sohn des lebendigen Gottes, den du genannt hast – „darauf werde ich meine Gemeinde, meine Kirche bauen.“
Glücklicherweise ist die wahre Kirche Gottes nicht auf einen Menschen wie Petrus aufgebaut, der auch seine Fehler hatte, sondern auf den Sohn Gottes. So sagt auch der Apostel Paulus in 1. Korinther 3, Vers 11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Im Tempel in Jerusalem, dem Vorbild der Gemeinde, sieht man auf dem höchsten Punkt des Tempelbergs den Felsen. In der Al-Aqsa-Moschee sieht man noch heute, wo die Südmauer des Tempels auf dem Felsen auflag. Auf diesem Felsen war das Allerheiligste gebaut. Man sieht noch heute die Spur dort, man muss nur wissen, wo man schauen muss.
Also auf diesen Felsen, der Bergspitze des Tempelbergs, wurde die Gemeinde gebaut. Petrus sollte ein Stein sein, einer der ersten Steine auf diesem Felsen Christus.
Aus dem Alten Testament ist schon bekannt: Der Fels, aus dem das Wasser kommt (2. Mose 17), so beginnt die Geschichte Israels. Und die Geschichte Israels endet in Ezechiel 47, wo aus dem zukünftigen Tempel wieder Wasser herauskommt – Wasser aus dem Felsen.
Also diese Symbolik, das Wasser des Lebens aus dem Felsen, kennen wir schon aus dem Alten Testament. Und dieses Bild sehen wir neutestamentlich genau in Caesarea Philippi, bei diesem Felsmassiv. Wasser kommt aus dem Felsen, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.
Wer schon in Banias, Caesarea Philippi, gewesen ist, der weiß: Dort gibt es eine Höhle, und das war in der Antike ein Ort des Götzendienstes – massiver Götzendienst. Der Pan-Kult wurde dort ganz besonders gepflegt, also die Verehrung gefallener Engel und Dämonen, wie Paulus sagt (2. Korinther 10).
Und genau da sagte Herr Jesus: „Und die Pforten des Hades, also die Macht der Finsternis, wird sie nicht überwältigen.“ Das ist also alles aus der Situation dort genommen.
Die Macht der Finsternis wird es zwar versuchen, aber sie wird die Kirche, gebaut auf dem Felsen Christus, nicht zerstören können. Zweitausend Jahre Kirchengeschichte haben diesem prophetischen Wort des Herrn Recht gegeben.
Die Zeit der Kirche im Reich Gottes
Jetzt können wir das Blatt zur Hand nehmen. Zuerst wollen wir definieren, was die Periode der christlichen Kirche ist. Im Neuen Testament wird über das Reich Gottes gesprochen. Dabei erklärt der Herr Jesus, dass das Reich Gottes drei Phasen hat.
Phase A: Der Herr Jesus als König auf Erden.
Lukas 17,21: Der Herr Jesus sagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, weil er selbst mitten unter den Menschen war. Er verkörpert das Reich Gottes in seiner Person. Wenn schon Ludwig XIV. sagen konnte: „L'État, c'est moi“ – der Staat bin ich –, dann gilt das für das Reich Gottes und den Sohn Gottes erst recht.
Aber der Herr Jesus wurde von der Masse seines Volkes verworfen, er wurde gekreuzigt, am dritten Tag auferstanden und vierzig Tage später in den Himmel aufgenommen. Nun, das Reich Gottes hat nicht aufgehört, sondern es geht weiter. Doch der König ist jetzt im Himmel. Das ist Phase B: der Herr Jesus im Himmel.
Diese Phase hat der Herr Jesus in den Gleichnissen von den Talenten und den Pfunden angedeutet. Er sagt, das Reich der Himmel oder das Reich Gottes sei wie ein edler Mann, der seine Knechte herbeirief, ihnen Aufträge gab, um zu handeln, und dann weit weg in ein anderes Land ging, um später wiederzukommen. Er würde dann zurückkehren und nach dieser Zeit der Abwesenheit mit seinen Knechten abrechnen.
Was ist geschehen in der Zeit, in der er nicht da war? Nun, das ist genau die Zeit der Kirche jetzt. Der König ist im Himmel, aber es sind Menschen auf der Erde, die für ihn arbeiten – die einen gut, die anderen schlecht. Diese Zeit wird ein Ende haben, denn der edle Mann, der Herr Jesus, kommt zurück und wird Abrechnung halten. Dann wird zugleich die dritte Phase des Reiches Gottes in Erscheinung treten. Das ist Phase C: Der Herr Jesus erscheint in Herrlichkeit.
Ich lese Matthäus 24,30:
„Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen im Himmel erscheinen, und dann werden alle Stämme der Erde wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“
Dann wird der Herr Jesus das Tausendjährige Reich aufrichten.
Nun können wir sagen: Die Zeit der Christenheit ist Phase B, in der der Messias, der König, im Himmel ist. Das Reich Gottes in dieser Form war im Alten Testament nicht bekannt. Darum werden diese Gleichnisse, die über diese Zeit sprechen – schon in Matthäus 13 – als Geheimnisse bezeichnet. Ein Geheimnis im Neuen Testament meint eine biblische Offenbarung, die im Alten Testament verborgen war, jetzt aber im Neuen Testament mitgeteilt wird.
Diese Phase B interessiert uns besonders und ist ein ganz spezielles neutestamentliches Thema. Heute Morgen haben wir uns mit einem alttestamentlichen Thema beschäftigt, besonders mit den Sprüchen. Heute Nachmittag geht es um ein ganz besonders neutestamentliches Thema.
Man kann auch sagen: Die Zeit der Kirche ist insbesondere die Zeit des Heiligen Geistes auf Erden. Dabei müsste man hinzufügen: „auf Erden wohnend“, denn der Heilige Geist ist der ewige und allgegenwärtige Gott. Insofern war er auch in der Zeit des Alten Testamentes auf Erden allgegenwärtig. Aber in der Zeit der Kirche wird gesagt, dass er hier wohnt – in der Gemeinde.
Wohnen heißt, dass er sich auf ganz besondere Art offenbart. So kann man das Wohnen umschreiben.
Also ist die Zeit der Kirche, der Gemeinde, speziell die Zeit von Pfingsten (Apostelgeschichte 2), wo der Heilige Geist auf Erden kam, um hier zu wohnen, bis zur Entrückung der Gemeinde (1. Thessalonicher 4,13 und folgende bzw. 2. Thessalonicher 2,6), wo gesagt wird, dass der, welcher das Böse zurückhält, weggehen wird. Dann kann der Antichrist die volle Entfaltung des Bösen bringen.
Der Heilige Geist ist also zu Pfingsten gekommen und wird bei der Entrückung weggehen, im Sinn, dass er dann nicht mehr wohnt und dadurch sein spezielles Wirken im Zurückdrängen des Bösen aufhört.
Weiter fällt hier vielleicht auf: Wenn ich über die Zeit der Christenheit als Phase B des Reiches Gottes gesprochen habe, dann ist das die Zeit von der Himmelfahrt des Herrn Jesus bis zu seiner Wiederkunft in Herrlichkeit am gleichen Ort, dem Ölberg.
Aber die Zeit des Heiligen Geistes ist ein bisschen kürzer. Erst zehn Tage nach der Himmelfahrt ist der Heilige Geist auf Erden gekommen, und die Entrückung wird einige Jahre vor dem sichtbaren Kommen des Herrn Jesus auf dem Ölberg stattfinden. Diese zwei Perioden sind weitgehend deckungsgleich, aber am Anfang nicht ganz auf den Tag genau und am Schluss nicht ganz auf das Jahr genau.
Jedenfalls wird aus dem Neuen Testament deutlich, dass diese Periode lange dauern soll. Matthäus 25, das Gleichnis mit den Talenten, sagt: Dieser Mann, der edle Mann, der weggeht, verteilt zuerst seinen Knechten die Aufgaben. Dann geht er weg.
Wann kommt er zurück? Matthäus 25,19:
„Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und hält Rechnung mit ihnen.“
Sogar das Gleichnis sagt, dass er nicht schnell zurückkommt, sondern erst nach langer Zeit. Diese Periode der Abwesenheit Christi auf Erden sollte also lang dauern.
Übrigens deckt sich diese Periode weitgehend mit der Zeit der Zerstreuung des jüdischen Volkes unter den Völkern. Im Jahr 70, gut ein paar Jahre nach Pfingsten, wurde der jüdische Staat zerstört. In einem jahrhundertedauernden Prozess wurde das jüdische Volk in alle Welt zerstreut. Es war gekennzeichnet dadurch, dass sie keinen Staat mehr hatten, keinen König, keine Fürsten, keinen Tempel und keine Opfer.
Aber das sagt das Alte Testament schon: In der Zeit, bevor der Messias in Herrlichkeit kommt, werden sie zurückkehren in ihr Land, in das Land der Väter, um dann nie mehr daraus herausgerissen zu werden.
Wie lange sollte das dauern? Hosea drückt sich so aus (Hosea 3,4-5):
„Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer, ohne Bildsäule, ohne Ephod und Teraphim. Danach werden die Kinder Israel umkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen.“ (Das ist der Messias nach jüdischer Auffassung.)
„Sie werden sich zitternd wenden zu dem Herrn und zu seiner Güte am Ende der Tage.“
In der Endzeit gibt es also eine Wende. Aber die Zeit davor ist eine Zeit vieler Tage, in der kein Staat besteht, kein König, keine Fürsten, kein Tempel und keine Schlachtopfer. Nicht ewig, aber viele Tage – also eine lange Zeit.
Alttestamentlich wird hier nicht über die Gemeinde gesprochen, aber weitgehend über die gleiche Periode, nämlich die Zeit der Staatenlosigkeit Israels. Das ist weitgehend die Zeit der Kirche.
Jetzt sehen wir, wie in Wellen ab 1882 mehrere Millionen Juden aus aller Welt in das Land der Väter zurückgekehrt sind. Nun wissen wir, dass die Zeitperiode gekommen ist – ich sage nicht das Jahr, ich sage nicht den Tag – in der der Messias in Herrlichkeit kommen wird, um Phase drei des Reiches Gottes aufzurichten.
Aber deutlich entnehmen wir: Viele Tage. Die Staatenlosigkeit hat gedauert von 70 bis 1948. Die Tempellosigkeit dauert immer noch, von 70 bis 1998. Und wer weiß, ob morgen schon der Altar gebaut wird? Das lassen wir offen.
Die Herausforderung der Naherwartung und Zeitverständnis
Gut, jetzt eine weitere Stelle: Zweiter Petrus 3. Der Apostel Petrus schreibt kurz vor seinem Tod, vor seinem Martyrium, noch einen Brief. Es ist das Testament des Petrus.
Kann man einen Katholiken fragen, ob er das Testament des heiligen Petrus kenne? Oh, das ist interessant! Nie gehört, Zweiter Petrusbrief, Zweiter Petrus 3, Vers 1:
Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in welchem ich durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufwecke, damit ihr gedenkt der von den heiligen Propheten zuvorgesprochenen Worte und des Gebotes des Herrn und Heilanders durch eure Apostel.
Zuerst dieses wissend: Dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.“
Petrus sagte das um 66. Es wird eine Zeit kommen, eine Endzeit, da werden die Menschen sagen: „Das geht schon so lange, ihr sprecht immer davon, es gibt eine Wiederkunft Christi, und es ist nichts geschehen.“ Das deutet schon an, dass die Periode länger dauert, als man im Allgemeinen erwartet hätte. Das weist auch auf eine lange Zeitspanne hin.
Wir kommen auf diese Stelle dann nochmals zurück. Und Matthäus 24, Vers 48, in der Endzeitrede des Herrn Jesus auf dem Ölberg, da sagt er selbst – ich lese ab Vers 45:
„Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr über sein Gesinde gesetzt hat, um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, also tuend finden wird; denn ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen. Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr verzieht zu kommen, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen und isst und trinkt mit den Trunkenen, so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an welchem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß. Und er wird ihn zerschneiden und ihm seinen Teil setzen mit den Heuchlern; da wird sein Weinen und Zähneknirschen sein.“
Also der böse Knecht sagt sich plötzlich: „Es geht zu lange, mein Herr verzieht zu kommen.“ Auch das ist ein indirekter Hinweis darauf, dass diese Periode so lange dauert, dass manche Leute denken: „Ja, der kommt doch nie mehr.“
Sind bis dahin Fragen?
Ich wiederhole die Frage: Oft wird gesagt, die Christen zur Zeit des Neuen Testaments hätten eine Naherwartung gehabt, und diese hätte sich dann eben nicht erfüllt. Wie kann man darauf antworten?
Ja, Matthäus hat ja das Matthäusevangelium geschrieben. Gerade er hat geschrieben: Nach langer Zeit kommt jener Herr zurück. Petrus hat den Zweiten Petrusbrief geschrieben und sagt, es werden Spötter kommen und sagen: „Wo ist nun diese Verheißung? Es geht ja so lange quasi.“
Nein, man kann so sagen: Sie haben den Herrn jeden Tag erwartet und wussten trotzdem, dass der Herr darüber gesprochen hat, dass es lange dauern wird. Und Petrus, noch kurz vor seinem Tod, sagt: „Passt auf, es wird noch so weit kommen, dass man sagen wird: ‚Ja, wo ist jetzt endlich diese Wiederkunft Christi?‘“
Also kann man nicht einfach sagen, die Schreiber des Neuen Testaments hätten ganz klar gerechnet, dass die Wiederkunft Christi noch in ihrer Generation stattfinden würde und sich dann geirrt.
Paulus schreibt: „Wir, die Lebenden, werden mit ihnen entrückt.“ Damit meint er, er unterscheidet diejenigen, die schon entschlafen sind, und wie das bei der Entrückung sein wird. Dann stellt er gegenüber den Entschlafenen die Generation der Lebenden. Und da schließt er sich ein, weil er damals zu der Generation der Lebenden gehörte.
Er sagt also den Entschlafenen und dann: „Wir, die Generation der Lebenden.“ Da identifiziert er sich. Das ist ein Sprachgebrauch, der in der Bibel üblich ist.
Ich will ein anderes Beispiel nennen: Das fünfte Buch Mose. Bevor das Volk Israel ins Land Kanaan einzog, spricht Mose die Generation an und sagt: „Wenn ihr nicht auf Gottes Wort hören werdet, wird der Herr dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende, und ihr werdet keine Ruhe finden …“
Das sagt Mose der Generation damals. Der Herr wird dich zerstreuen. Aber das ist erst geschehen mit der Generation ab dem Jahr 70 nach Christus, also über tausendfünfhundert Jahre später.
Das Volk Gottes wird als eine Einheit gesehen, sodass die damalige Generation Israels angesprochen werden kann: „Der Herr wird dich zerstreuen.“ Aber es hat sich erst mit der späteren Generation Israels erfüllt.
So werden auch die Generationen, die zur Kirche gehören, zur Gemeinde, als eine Einheit gesehen. Es gibt die, die entschlafen sind, und die Lebenden. So kann sich Paulus quasi mit den Lebenden identifizieren.
Man kann diesen Sprachgebrauch noch an vielen weiteren Stellen in der Bibel zeigen.
Weitere Fragen?
Ich sehe, ich komme bald dreimal in der Offenbarung vor: Offenbarung 3 und Offenbarung 22. Eigentlich ist es ein Adverb. In der alten Elberfelder gibt es dazu eine Fußnote bei Offenbarung 3, Vers 11.
Der Herr sagt: „Ich komme bald.“ Die Fußnote erklärt, es bedeutet eigentlich „schnell“, „eilends“. Das ist ein Adverb. Mein älterer Sohn muss Grammatik büffeln, und ich muss ihm erklären, was ein Adverb ist. Auch Erwachsene haben manchmal Mühe damit.
Ein Adverb ist ein Wort, das erklärt, wie eine Handlung geschieht. Zum Beispiel: „ein schönes Auto“ – das ist ein Adjektiv, das erklärt, wie das Nomen „Auto“ ist. Aber „etwas schnell tun“ – das „schnell“ zeigt, wie etwas getan wird.
Und „ich komme bald“ oder besser „ich komme schnell“ heißt, wie das Kommen aussieht: Es wird schnell, eilend, plötzlich, überraschend sein.
Also sagt dieser Vers eigentlich nichts darüber aus, wie lange die Zeit dauern wird. Es wird plötzlich sein.
Dennoch könnte man natürlich noch andere Stellen heranziehen.
Noch Folgendes ist zu beachten: Gott hat einen anderen Zeitbegriff als wir. Das sagt Petrus im Zweiten Petrus 3 gerade.
Er sagt, es gibt manche, die das für einen Verzug halten. Schlagen wir das auf, das haben wir nämlich noch nicht gelesen. Zweiter Petrus 3, Vers 9:
„Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass alle zur Buße kommen.“
Hier wird gezeigt: Für Gott sind tausend Jahre wie ein Tag. Er hat ein anderes Zeitempfinden, und zwar auch umgekehrt. Tausend Jahre sind wie ein Tag.
Das heißt, Gott ist überhaupt nicht der Zeit unterworfen, wie das Geschöpfene es ist. Für Gott ist das wie nichts – zweitausend Jahre.
Darum gibt es gewisse Stellen, die mehr aus der Sicht Gottes beschrieben sind. Dann ist das alles wie ein Nichts, diese zweitausend Jahre.
Und es gibt Stellen, die aus unserer Sicht geschrieben sind, und da sind zweitausend Jahre schon eine lange Zeit.
Aber hier in Zweiter Petrus 3, Vers 9 wird auch gleich erklärt, warum es so lange dauern sollte: Gott wollte das Gericht über die Menschheit, das stattfindet, wenn Phase C des Reiches Gottes beginnt, hinausschieben.
Er wollte so vielen Menschen wie möglich die Gnade und die Möglichkeit zur Umkehr, zur Bekehrung zu dem lebendigen Gott, zur Sündenvergebung und zum ewigen Leben schenken.
Noch etwas?
Ich wiederhole die Frage: Kommt die Naherwartung vielleicht daher, dass es nur zehn Tage nach Himmelfahrt bis Pfingsten ging und man dann projiziert, dass es auch nach der Wiederkunft Christi nicht sehr lange dauern wird?
Beim Kommen des Heiligen Geistes sagt der Herr Jesus bei der Himmelfahrt in Apostelgeschichte 1: „Ihr werdet nun nach nicht mehr vielen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ Sie wussten, es sollten nicht viele Tage sein.
Aber Hosea 3 spricht von vielen Tagen ohne Fürsten, ohne König usw.
Eins ist sicher: Der Herr hat keine Berechnungsgrundlagen gegeben.
Darum sagt er auch gerade in Apostelgeschichte 1, als die Apostel ihn fragen: „Stellst du Israel das Reich in dieser Zeit wieder her?“ Der Herr sagt: „Es ist nicht euch gegeben, dies zu erkennen.“ Ich übersetze sogar so stark, wie es im Griechischen steht: „Es ist euch nicht gegeben, zu dieser Erkenntnis zu gelangen.“
Sie hatten keine Berechnungsgrundlage, und das führte dazu, dass sie berechtigterweise dauernd warten konnten.
Es war also einerseits eine Naherwartung, andererseits aber auch eine ganz nüchterne Belehrung, wie wir das in Matthäus, Zweitem Petrus usw. finden.
Das ist auch für uns wichtig: Wir können nicht sagen, dieses Jahr oder nächstes Jahr ist die Entrückung. Aber wir sagen, jeden Tag müssen wir bereit sein und können damit zu Recht rechnen, mit vollem Recht.
Die gleiche Haltung dürfen wir heute haben, nur mit dem Mehrwissen, dass wir bereits sehen, was die Zeichen der Zeit nach zweitausend Jahren alles gebracht haben.
Die moralische Entwicklung und weltweite Erweckung
Ja, da war noch mehr. Wie geht das zusammen: Der Herr wartet, weil er so viele Menschen wie möglich retten möchte (2. Petrus 3). Auf der anderen Seite sieht man jedoch, wie es moralisch immer schlimmer wird.
Nun müssen wir vielleicht unterscheiden. Das werden wir noch bei den weiteren Prophezeiungen sehen. Wir müssen also doch noch weiterkommen.
Das Neue Testament zeigt, dass es speziell mit der Christenheit moralisch abwärts gehen wird. Das betrifft besonders jene Gebiete der Welt, die lange Zeit vom Evangelium und dessen Einfluss geprägt waren.
Auf der anderen Seite muss man sagen, dass heute so viele Menschen zum Glauben kommen. Ich habe vor kurzem eine Schätzung gehört, dass man in China mit etwa zehn Bekehrungen pro Tag rechnet.
In Europa können wir nur davon träumen oder von einer großen Erweckung sprechen, aber eine solche erleben wir hier nicht. Doch an anderen Orten, ohne große Manifestationen, kommen Menschen zum Glauben.
Es gibt eine halbe Million vollzeitliche Evangelisten in China, die mit einer Tasche voller Bibeln von Ort zu Ort zu Fuß gehen. Das ist gewaltig.
Außerdem gibt es eine gute Biografie von einem Chinesen, der vor einigen Jahren in der jüngeren Vergangenheit sehr für Christus gelitten hat. Sein Vergehen war, dass er zweitausend Gemeinden in China gegründet hatte.
Das ist einerseits der Niedergang in den altchristlichen Ländern, aber andererseits sehen wir ein Werk Gottes weltweit, das wirklich nur zum Staunen ist.
So wartet der Herr, weil er so viele wie möglich noch retten möchte. Doch die Zeit der Gnade wird ein Ende nehmen.
Manuela, du hattest noch eine Frage?
Nummer 48: Der, der anfängt, seine Mitknechte zu schlagen – ist das ein Hinweis auf den Streit, den wir in der Christenheit erleben?
Ja, und das hat es durch alle Jahrhunderte hindurch gegeben. Der Hinweis auf den Knecht in Matthäus 24, der seine Mitknechte schlägt, ist tatsächlich vorhanden.
Ja, es gibt das im zwanzigsten Jahrhundert, dass Christen ihre Mitchristen schlagen. Aber es hat auch in den vergangenen Jahrhunderten, wie wir noch darauf kommen werden, hoffentlich, Tausende gegeben, die nicht nur „geschlagen“ wurden, also geistlich gesehen ein blaues Auge hatten, sondern die auch zu Tode gefoltert worden sind.
Dieses Thema des Schlagens der Mitknechte ist ein prophetischer Hinweis von gewaltiger Dimension für die Kirchengeschichte.
Gut, ich glaube, wir gehen weiter.
Die prophetischen Gleichnisse über das Reich Gottes
Jetzt kommen wir zu den prophetischen Gleichnissen. In Matthäus 13 finden wir sieben Gleichnisse. Dieses Kapitel beschäftigt sich ganz besonders mit dem Reich der Himmel, oder wie Luther sagt, mit dem Himmelreich.
Damit ist jedoch nicht der Himmel oben gemeint, sondern es geht um Dinge hier auf Erden. Ich erkläre: In Matthäus kommt der Ausdruck „das Reich der Himmel“ 32 Mal vor und nur hier. In den anderen Evangelien heißt es bei den parallelen Stellen immer „das Reich Gottes“.
Himmel war bei den Rabbinen ein Ersatzname für den unaussprechlichen Namen Gottes, Yahweh. Da die Zehn Gebote sagen, man solle den Namen Gottes nicht zum Eitlen aussprechen, hat man bereits in vorchristlicher Zeit begonnen, das Aussprechen des Eigennamens Gottes, Yahweh, zu vermeiden. Stattdessen wurde er ersetzt durch Adonai, „Herr“. Darum übersetzen auch viele, wenn Yahweh im Alten Testament steht, mit „Herr“.
Es gab aber auch andere Ersatznamen, wie zum Beispiel Memra Adonai, das Wort des Herrn. Das kommt wieder in Johannes 1 vor: „Im Anfang war das Wort.“ Das heißt nichts anderes als: Im Anfang war Yahweh, der Sohn Gottes.
Majestät haben sie ihn genannt. Darum sagt der Hebräerbrief, dass er sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe. Das ist zur Rechten Yahwehs oder der Kraft, der Gwura. Deshalb sagte Jesus: „Ihr werdet den Sohn des Menschen zur Rechten der Kraft sehen“, also zur Rechten Yahwehs.
Aber vom Sanhedrin sagte er „Hurra!“. Zudem wurde auch Schamayim, Himmel, gebraucht, um Yahweh zu bezeichnen. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn überlegt dieser: „Ich gehe zum Vater und sage, ich habe gesündigt vor dem Himmel und vor dir, vor Yahweh und vor dir.“
Also ist das Reich der Himmel das Reich Yahwehs, das Reich Gottes, das Reich des Herrn. Sieben Gleichnisse beschreiben dieses Reich.
Auf dem Blatt haben wir das erste Gleichnis: das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld.
Das erste Gleichnis: Das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld
Der Same wird ausgestreut, erklärt der Herr Jesus, und der Same bedeutet das Wort Gottes. Dies wird ausdrücklich in Lukas 8 beschrieben. Das Wort Gottes wird ausgestreut.
Der Acker steht symbolisch für das, was auch in Matthäus 13,38 gesagt wird: „Der Acker aber ist die Welt.“ Das bedeutet, dass das Wort Gottes in der ganzen Welt verkündet wird.
Dies gilt besonders für die Zeit, in der der König abwesend ist. In dieser Zeit wird das Wort Gottes weltweit verkündet werden.
Wir machen eine Pause.
Fortschritte in der Verbreitung des Wortes Gottes
Gut, wir sind stehen geblieben beim vierfachen Ackerfeld. Wir haben gesehen, dass das Wort Gottes in der ganzen Welt verkündigt werden wird.
Jetzt, nach zwei Jahren, können wir sagen, dass das Wort Gottes in alle Nationen und in alle Länder der Welt gekommen ist. Einen guten Dienst leistet hierbei insbesondere die Radioverbreitung.
Wenn man darüber nachdenkt: Um 1800 war die Bibel in etwa siebzig Sprachen übersetzt. Dann, in der großen Erweckungszeit des 19. Jahrhunderts, ist ein gewaltiger Aufbruch geschehen. Auch die Sicht für Weltmission und für den Missionsauftrag des Herrn Jesus (Matthäus 28, Markus 16, Lukas 24) hat sich stark erweitert.
1830 war die Bibel in etwa 137 Sprachen übersetzt. In nur 30 Jahren kamen mehr neue Sprachen hinzu als in den 1800 Jahren davor. Das ist gewaltig!
Heute, im Jahr 1998, ist die Bibel in etwa 2200 Sprachen übersetzt, zumindest teilweise. Es gibt auf Kassetten Botschaften und Evangeliumsbotschaften in über 4600 Sprachen und Dialekten. Diese Arbeit hat besonders seit den 1930er-Jahren dieses Jahrhunderts begonnen.
Wenn man nur einen Niedergang im christlichen Zeugnis sieht, dann hat man die Augen vor solchen Entwicklungen verschlossen. Natürlich wirkt das vielleicht nicht so aufsehenerregend und für manche nicht so überwältigend, aber das sind die wesentlichen Dinge, bei denen die Botschaft wirklich ausgestreut worden ist und große Frucht gebracht hat.
Der Herr Jesus erklärt, dass es vier Typen von Boden gibt, vier verschiedene Arten, wie das Wort aufgenommen wird. Nur eine Art ist wirklich gut und bringt wirklich Frucht.
Es gibt den steinigen Boden. Das sind solche, die das Wort ganz enthusiastisch aufnehmen. Aber sie bleiben nur für eine Zeit dabei, denn sie haben keine Wurzeln. Sobald dann unangenehme Dinge kommen, gehen sie wieder weg. Diese waren nicht wirklich wiedergeboren. Sie sahen zwar so aus, als seien sie wiedergeboren, aber sie waren es nicht.
Nur die in der guten Erde sind die Wiedergeborenen.
Es ist natürlich klar, dass wenn das Wort Gottes auf so verschiedene Reaktionen stößt, neben echten Gläubigen auch Scheingläubige dabei sind. Das führt uns zum nächsten Gleichnis: das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Matthäus 13,24-30).
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen (Matthäus 13,24-30)
Ein Mensch hat guten Samen auf seinen Acker gesät. In der Nacht kam jedoch ein böser Feind und streute Unkraut, das im Griechischen mit dem Wort Lolch bezeichnet wird, unter den Weizen.
Der Lolch sieht dem Weizen sehr ähnlich. Um ihn sicher vom Weizen unterscheiden zu können, muss man sich erst ein Pflanzenbuch über biblische Pflanzen besorgen. Erst wenn die Frucht herangewachsen ist, lässt sich der Unterschied erkennen. Obwohl der Lolch dem Weizen äußerlich gleicht, ist er keiner.
Am nächsten Tag kommen die Knechte zu ihrem Herrn und sagen: „Herr, schau mal, was da geschehen ist. Sollen wir gehen und diesen Lolch ausreißen?“ Der Herr antwortet: „Nein, lasst beides wachsen bis zur Zeit der Ernte. Dann wird es offenbar werden, und man wird das Unkraut vom Weizen trennen. Wenn ihr jetzt aber ausreißt, könnte es sein, dass ihr auch Weizen herausreißt. Das darf nicht passieren!“
Dieses Gleichnis verdeutlicht eine Entwicklung, die durch die Wirksamkeit des Teufels verursacht wird. Viele Menschen kommen in die Christenheit, die äußerlich wie Christen aussehen oder sich so geben, aber es nicht wirklich sind. Nun soll keine Radikalkur erfolgen, also kein radikales Ausreißen, keine Verfolgung, keine Ketzerprozesse oder Scheiterhaufen. Der Herr sagt: „Das geht nicht, denn dabei könnten auch wahre Gläubige getroffen werden.“
Diese Situation wird bis zum Ende andauern. Die Prophetie zeigt, dass es nicht verwunderlich ist, dass es zu einer totalen Vermischung von wahren und falschen Christen gekommen ist. Der Herr hat dies deutlich vorausgesagt, und diese Entwicklung soll bis zum Ende der Phase B des Reiches Gottes anhalten.
Danach folgt das dritte Gleichnis, das Gleichnis vom Senfkorn.
Das Gleichnis vom Senfkorn
Herr Jesus sagt, das Reich Gottes, das Reich der Himmel, ist wie ein Senfkorn. Ein Senfkorn – der gute Senf – ist nicht der, der einfach so aus der Tube spritzt, sondern der, bei dem die Körnchen noch zu sehen sind, zumindest nach meinem Geschmack. Aber darüber lässt sich streiten. Man sieht, wie klein die Senfkörner sind, so winzige Körner.
Das Christentum soll ganz klein beginnen. Doch dann sagt der Herr in diesem Gleichnis, dass es aufwachsen wird. Es wird zu einem Baum werden, und die Vögel des Himmels werden darin Nester machen. Das heißt, aus einem ganz kleinen Anfang des Christentums – Apostelgeschichte 2, am Pfingsttag, da waren hundertzwanzig beieinander – soll etwas ganz Großes werden. Aber auch etwas Mächtiges, ein Baum. Es soll ein Machtfaktor in dieser Welt werden, und dann sollen Vögel darin nisten.
Wenn man an Offenbarung 18 denkt, wo Babylon, die falsche Kirche am Ende der Zeit, beschrieben wird, liest man in Offenbarung 18, Vers 2: „Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehassten Vogels.“ Hier werden die Vögel mit unreinen Vögeln in Verbindung gebracht, also mit Dämonen.
Das heißt, aus dem Christentum soll aus dem kleinen Anfang ein Machtfaktor werden, in dem Dämonen ihr Zuhause finden. Das ist nicht gerade eine sehr löbliche Prophetie. Ich sehe darin eine Entartung, denn Senf ist eigentlich eine Staude, wie ein Baum. Wenn aus einem winzigen Senfkorn ein Baum wird, dann ist das doch eine Entartung.
Ja, eine Entartung, davon könnte man sprechen. Nur die Frage ist, ob es in biblischen Ländern tatsächlich so ist, dass das Senfkorn zu einer so großen Staude wird, dass man fast von einem Baum sprechen könnte – also von mehreren Metern Höhe. Man könnte aber auch denken, dass der Herr tatsächlich auf die Entartung hinauswill, indem er gerade das als Beispiel nimmt.
Der Vergleich mit Offenbarung 18 zeigt ja schon den Entartungsfaktor, dass dort wirklich alles Platz finden kann. Dann folgt das nächste Gleichnis vom Sauerteig.
Das Gleichnis vom Sauerteig
Eine Frau nimmt Mehl und macht einen Teig. Unter diesen Teig bringt sie Sauerteig. Sauerteig ist alter Teig, der den Gärungsprozess in sich trägt. Wenn man ihn unter einen neuen Teig mischt, der keine Gärung enthält, durchsäuert er den ganzen Teig.
Sauerteig wird in der Bibel durchweg negativ dargestellt. Es gibt keine Stelle, an der Sauerteig positiv bewertet wird. Man kann das mit der Konkordanz untersuchen.
Ich habe hier zwei Stellen aufgeführt: In Matthäus 16, nur wenige Kapitel weiter, spricht der Herr im Vers 12 über den Sauerteig als Symbol für die Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Die Pharisäer waren diejenigen, die dem Wort Gottes durch Gesetzlichkeit etwas hinzufügten. Die Sadduzäer hingegen nahmen dem Wort Gottes durch Liberalismus etwas weg.
Der Apostel Paulus spricht im 1. Korinther 5, Verse 6 bis 8 vom Sauerteig in Verbindung mit Unmoral in der Gemeinde. Es geht dort insbesondere um Unzucht, gegen die Gemeindezucht angewendet werden muss.
Sauerteig steht also einerseits für Irrlehre und andererseits für Unmoral. Nach Matthäus 13 soll das Christentum so stark davon infiziert werden, dass das ganze Maß, also der ganze Teig, von diesem Sauerteig betroffen wird.
Die Durchsetzung von Irrlehre und Unmoral war absolut zu erwarten. Sie begann bereits sehr früh in der Kirchengeschichte. Im ersten Jahrhundert war das schon massiv der Fall, und das zweite Jahrhundert ist durch eine starke Verdrehung der Grundwahrheiten des Evangeliums gekennzeichnet.
Es ist erstaunlich, dass Menschen, die noch die Apostel persönlich kannten und Kontakt mit dem Apostel Johannes hatten, bereits den unglaublichsten Unsinn erzählten. Ein Beispiel ist Ignatius, der im Jahr 117 nach Christus als Märtyrer für Christus starb. Er hatte die Rechtfertigungslehre des Römerbriefes bereits so stark verdreht, dass er sich auf das Märtyrium in Rom freute. Er glaubte, dass gerade durch das Sterben für Christus die volle Rechtfertigung zur Geltung komme.
Der Gedanke, dass man das Heil durch eigene Werke und Leistung erwerben könne, entstand also bereits zu Beginn des zweiten Jahrhunderts.
Gut, das ist die negative Seite. Nun kommen die Gleichnisse vom verborgenen Schatz und von der Perle.
Die Gleichnisse vom verborgenen Schatz und von der Perle
Damit will der Herr Jesus zeigen, dass er trotz der ganzen Vermischung und Entartung den Wert, die Schönheit, die Pracht und die Herrlichkeit der wahren Gemeinde sieht. Damit sind all die echten, wirklichen Gläubigen gemeint. Sie sind für ihn ein verborgener Schatz, eine kostbare Perle. Ein Kaufmann gibt alles her, um nur diese eine Perle zu besitzen.
Es ist schön zu sehen, dass sich die Perle im Meer bildet. Was gelangt in eine Perlmuschel hinein? Meistens ein kleines Sandkörnchen. Dieses bereitet der Perlmuschel Schmerzen. Daraufhin sondert sie ein Sekret ab und umhüllt das wertlose Korn. So entsteht die Perle.
Auch wir haben Christus, unserem Erlöser, Schmerzen bereitet. In uns selbst fanden wir keine Pracht und Schönheit, sondern nur etwas wie Staubkörner. Doch er hat die ganze Herrlichkeit hinzugefügt.
Das Meer ist in der Bibel ein besonderes Bild für die Völker. Es steht also besonders für die große Zahl wahrer Gläubiger aus den Völkern der Welt. Und...
Das Gleichnis vom Fischfang
Dann kommen wir zum letzten Gleichnis, dem Gleichnis vom Fischfang. Der Herr Jesus spricht dort über ein Fischernetz – aber ein spezielles. Man kann ein Bibellexikon zu Rate ziehen und etwas über die verschiedenen Fischernetze damals lesen. Dort lernt man das Schleppnetz kennen, also ein Netz, das einfach vom Schiff hergezogen wird und dabei alles aufnimmt.
Der Herr Jesus erklärt, dass in diesem Netz sowohl gute als auch schlechte Fische gefangen werden. Das Gesetz unterschied ja, welche Fische rein sind zum Essen und welche unrein. Doch beim Schleppnetz kommt alles hinein. Wenn sie das Netz ans Ufer bringen, was passiert dann? Die schlechten Fische werden wieder ins Meer hinausgeworfen, nicht getötet. Die guten Fische hingegen werden in Gefäße gesammelt.
Das ist interessant, denn das ist nicht dasselbe, was der Herr verboten hat. Den Lolch beispielsweise durfte man nicht ausreißen, sondern wachsen lassen. Aber die Fische einfach wieder freilassen, das ist natürlich. Man soll sich bemühen, nur echte Gläubige in örtlichen Gemeinden um den Herrn zu versammeln. Alle Ungläubigen sollen zu den Gottesdiensten kommen, das Evangelium hören und dadurch überzeugt werden.
So wie Paulus in 1. Korinther 14 sagt: Wenn ein Ungläubiger zu euch hereinkommt, wird er auf sein Angesicht fallen und sagen: „Gott ist wirklich mitten unter euch.“ Das ist die biblische Sicht von Gemeinde. Doch die Ungläubigen gehören nicht zur Gemeinde. Sie gehören immer noch zum Meer, zum See.
Das Sammeln der guten Fische in Gefäße ist also ein ganz interessanter Aspekt in Matthäus 13. Es zeigt, dass die Vermischung nicht einfach Schicksal ist, bei dem man nichts machen kann. Im örtlichen Bereich muss die Scheidung zwischen echt bekehrt und nicht bekehrt, zwischen gläubig und ungläubig, zwischen Kindern Gottes und Kindern des Teufels beibehalten werden.
Wenn man zum Beispiel die Kirchengeschichte liest – ich habe da ein paar Beispiele, wie man sich informieren kann, etwa im Kompendium der Kirchengeschichte von Karl Heussi. Das mache ich normalerweise nicht, denn er ist ein liberaler Theologe. Dennoch ist die Kirchengeschichte darin so gut, dass man dort Material findet, das man sonst kaum findet. Man kann das kritisch lesend sehr gut benutzen. Außerdem wird viel Literatur empfohlen, um sich bei speziellen Themen zu vertiefen.
Heussi schreibt zum Beispiel, dass im zweiten Jahrhundert die Gemeindezucht bereits vorbei war. Die Vermischung von Gläubigen und Ungläubigen war so weit fortgeschritten, dass man mit Kirchenzucht nichts mehr ausrichten konnte. Die Vermischung begann also sehr früh – und zwar besonders in den Ruhezeiten zwischen den Verfolgungen.
Von Nero im Jahr 64 bis zu Diokletian, der letzten Verfolgung vor Konstantin im Jahr 312, gab es viele Wellen von Verfolgungen. Doch in den Ruhezeiten dazwischen strömten die Leute massenweise in die Kirchen. In diesen Zeiten kam die Vermischung. Wenn dann eine Verfolgung begann, flohen viele wieder.
Wenn wir schon bei Literatur sind: Das Buch von John Walton „Chronologische Tabellen und Hintergrundinformationen zur Kirchengeschichte“ ist zwar vergriffen, aber vielleicht haben manche es noch in der Bibliothek. Es ist ein sehr nützliches Werk voller Tabellen zur Kirchengeschichte. Es eignet sich hervorragend, um das Wichtigste auswendig zu lernen und zu memorieren – also gerade für das Lernen der Kirchengeschichte ist es ausgezeichnet. Vielleicht findet man es auch antiquarisch noch.
Dann gibt es die beiden Bände von Armin Sergin „2000 Jahre Kirchengeschichte“. Diese werden fortgesetzt. Die ersten zwei Bände behandeln die ersten 1500 Jahre bis zur Reformation. Sie sind sehr einfach geschrieben, obwohl sie Pflichtlektüre an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Basel sind. Man sieht dort, wie früh die Vermischung begann, aber auch, dass es nicht so bleiben musste. Denn der Herr zeigt, dass die schlechten Fische ins Meer geworfen und die guten in Gefäße gesammelt werden.
Sind bis dahin Fragen?
Gut, die Kirchengeschichte von Miller kann man natürlich auch sehr empfehlen. Das ist eine sehr gute Kirchengeschichte, die besonders den Versuch unternimmt, die Kirchengeschichte vom Neuen Testament her zu beurteilen. Ich kenne sie selbst nicht, aber es gibt natürlich noch viele weitere Werke. Die von Miller ist sehr zu empfehlen, ich würde jedoch nicht nur diese lesen, sondern auch eine andere dazu ergänzend.
Das ist natürlich nur ein Ausschnitt aus der Kirchengeschichte. Wer sich einen Überblick verschaffen will, braucht...
Ja, die sich einnisten, die Vögel, ja. Das ist sehr gut, vielen Dank für den Hinweis. Psalm 84 spricht vom Sperling und von der Schwalbe, die ein Nest gefunden haben – und das gerade in Verbindung mit dem Haus Gottes.
Wie kann man das mit dem, was ich gerade gesagt habe, vereinen? Ich habe nämlich bisher nur die negative Seite betont. In Matthäus 13 steht einfach „Vögel“. Es wird nicht zwischen rein und unrein unterschieden. Aber in Offenbarung 18 ist von unreinen Vögeln die Rede, die Bilder sind von Dämonen.
Die Schwalbe und der Sperling sind Singvögel. Und diese Singvögel werden unter den unreinen Vögeln in 3. Mose 11 nicht erwähnt. Alle Vögel, die in 3. Mose 11 als unrein gelten, können nicht singen. Das ist übrigens interessant: Die Freude des Heils kennt man daran, dass man singt. Das ist eine Auswirkung des neuen Lebens – das Singen vom Heil.
Übrigens gibt es keine Religion der Welt, die Gemeindegesang kennt. Ist das schon mal aufgefallen? Keine Religion kennt Gemeindegesang. Das ist absolut christlich und biblisch – es beginnt schon im Alten Testament im Judentum. Das neue Lied, das Lied der Erlösung, ist ganz typisch christlich.
Nun, Schwalbe und Sperling sind Singvögel, und sie werden in Verbindung mit dem Haus Gottes erwähnt – das ist natürlich ganz positiv. Die Schwalbe macht ihr Nest sogar direkt am Tempelhaus. Darum geht es nämlich.
Der Psalmist sagt: „Oh, ich möchte so gerne im Tempel sein, aber ich kann nur so selten dort sein.“ Die Schwalbe hingegen kann dauernd dort sein, denn sie hat ihr Nest am Haus Gottes gebaut.
Das ist ein schöner Hinweis für Erziehung, Kindererziehung und Familie: Wir sollen die ganze Familie so mit dem Haus Gottes, der Gemeinde Gottes, verbinden, dass sie sich dort wirklich zu Hause fühlen wie Schwalben. Nest, Wärme – also nicht eiskalte Gemeinden –, Nest, Wärme und Nähe, unmittelbare Nähe zum Herrn.
Danke für den Hinweis.
Noch etwas: Gibt es ein Opfer mit Sauerteig? Ja, ein einziges. Dieses Opfer mit Sauerteig wird in 3. Mose 2 erwähnt: das Opfer der Erstlinge. Es wurde aber nicht auf den Altar gebracht.
Dieses Opfer ist, ich kann es nicht beweisen, ein Hinweis auf die Gemeinde. Zwei Brote mussten am Pfingsttag Gott im Tempel gebracht werden. Paulus sagt doch, dass die Gemeinde – „wir, die Vielen“ – ein Leib, ein Brot sind. Und wir haben den Sauerteig darin.
Aber die Brote waren gebacken, und durch das Backen wird der Sauerteig neutralisiert, er wirkt nicht mehr weiter. Das hat alles seine Bedeutung.
Da hinten kam noch eine Frage.
Ja?
Ich habe eine Frage zur Missionssituation. Ethnische Volksgruppen bezeichne ich nicht als Nationen, sondern mit Nation meine ich Länder wie die Schweiz. Dort gibt es verschiedene ethnische Gruppen. Ich meine China, ich meine Indien, das ist voll ethnischer Gruppen.
Ich sage also: Es sind nicht alle Stämme durch das Evangelium erreicht worden, aber alle Länder haben mindestens Radiobotschaften des Evangeliums bekommen. Diese sind erfolgreicher, als man vielleicht denkt, sowohl in Breitenwirkung als auch in Tiefenwirkung.
Dann gehen wir zu Matthäus 25, dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Es ist wieder ein Gleichnis, das das Reich der Himmel, das Reich Gottes, bezeichnet. Aber nur fünf sind klug, die anderen fünf sind töricht.
Die Zahl zehn ist in der Bibel die Zahl der Verantwortung. Die Zusammenfassung des Gesetzes besteht aus zehn Worten – den zehn Geboten. Das ist es, was Gott von den Menschen fordert. Darum ist zehn die Zahl der Verantwortung.
Wir haben gesehen, dass die Christenheit eine Vermischung von wahren und falschen Christen sein sollte (Matthäus 13). Mit Matthäus 25 können wir sagen: Es gibt kluge und törichte Jungfrauen.
Aber alle sind eingeschlafen. Eigentlich sollten alle – das ist eine orientalische Sitte, die hier beschrieben wird – dem Bräutigam entgegengehen, wann immer er in der Nacht kommen wird. Doch es dauerte länger als gedacht.
Man sieht auch hier die Verzögerung, die scheinbare Verzögerung. Alle werden schläfrig und schlafen ein.
Kirchengeschichtlich kann man sagen, dass die Hoffnung und die Erwartung der Wiederkunft Christi sehr früh verloren ging. Besonders damit, dass das Christentum ein Machtfaktor im Römischen Reich wurde – nämlich mit der konstantinischen Wende.
Die Christen begannen sich sehr damit zu beschäftigen, welche Macht sie auf Erden hatten. Der himmlische Aspekt geriet dadurch in den Hintergrund. Das Wissen um die Entrückung ging früh verloren.
Man findet es noch im zweiten Jahrhundert bei Irenäus, aber sehr bald verschwand es.
Besonders in der Erweckungsbewegung des 18. und 19. Jahrhunderts wurde dies vielen Christen wieder neu bewusst: Jesus Christus kommt wieder – und zwar in zwei Phasen. Zuerst in der Entrückung für seine Gemeinde, danach mit seiner Gemeinde in Herrlichkeit.
Man begann, dieses Thema wieder zu verkündigen. Es schlug ein und prägte die Erweckungsbewegung im letzten Jahrhundert stark: die Erwartung der Wiederkunft Christi.
Das entspricht dem aufweckenden Mitternachtsruf in Matthäus 25, Vers 6: „Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“
Da sind alle wach geworden. Die wahren Gläubigen wurden sehr wach, aber auch die Bibelkritiker wurden im letzten Jahrhundert sehr wach und aktiv. Durch ihre wache Aktivität haben sie ein Werk mit großer Tiefenwirkung ins 20. Jahrhundert hinein ausgeübt.
Alle sind erwacht, aber die einen waren bereit, als der Bräutigam kam, die anderen nicht. Das macht deutlich: Es gibt ein Zu-spät, einen Moment, an dem die Tür geschlossen wird und man nicht mehr eintreten kann.
Das zeigt die Entwicklung der Kirchengeschichte in einem großen Bogen und macht deutlich, dass es für scheinbare Christen ein „zu spät“ geben kann.
Dann haben wir gerade nachher das Gleiche bei den zehn Talenten, das haben wir schon ein bisschen besprochen. Dort sehen wir, wie Erlöste und Verlorene dem Herrn dienen – oder dienen sollten.
Sie werden als Knechte bezeichnet. Einer war jedoch besonders frech: Er hat sein Talent, mit dem er hätte handeln sollen, vergraben.
Der Herr sagt zu ihm in Vers 24: „Er trat aber auch zu dem, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast. Und ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.“
Sein Herr antwortete: „Böser und fauler Knecht! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.“
Dann kam das Urteil der Verdammnis über ihn.
Ein Mensch, der so Christus entehrend und böse über die Person des Herrn Jesus spricht, „Ich wusste, du bist ein harter Mann“, ist eine Illustration für viele Theologen und auch Nicht-Theologen, die so böse über die Person des Herrn gesprochen und gelehrt haben.
Aber wir sehen: Es gibt gute und böse Knechte. Am Ende wird es eine Abrechnung geben, denn der Herr kommt zurück.
So, sind bis dahin Fragen?
Ja, Tim.
Also ist Öl und Talente gleichzusetzen mit dem Heiligen Geist?
Öl wird in der Bibel als Symbol für den Heiligen Geist gebraucht. Mit Öl wurden ja Propheten, Priester und Könige gesalbt.
Im Neuen Testament wird die Salbung mit dem Heiligen Geist verbunden. Daher ist Öl das Symbol für den Heiligen Geist.
Bei den zehn Jungfrauen hatten alle Lampen, die brannten. Aber nur fünf hatten noch Reserveöl dabei, die anderen nicht.
Dazu wird oft spekuliert: „Ja, aber alle hatten doch Öl.“ Ja, natürlich hatten alle Öl, sonst hätte die Lampe nicht gebrannt. Aber der Hauptpunkt ist, dass die einen bereit waren und die Kraft hatten, bis zum Schluss zu leuchten, die anderen nicht.
Der Heilige Geist spielt eine Rolle nicht nur bei den wahren Erlösten. Bei den wahren Erlösten wohnt der Heilige Geist in ihnen (Römer 8). Wer Christus nicht hat, der ist nicht sein.
Im Hebräerbrief 6 wird aber über solche gesprochen, die verloren gehen. Sie waren teilhaftig des Heiligen Geistes – übrigens nicht wörtlich mit Artikel, sondern ohne Artikel – also sie hatten Anteil an dem Wirken des Heiligen Geistes.
Wenn jemand unter dem Einfluss des Wortes Gottes in einer Evangelisation steht und durch das Evangelium tief getroffen wird, ist er noch lange nicht bekehrt. Aber er ist teilhaftig des Heiligen Geistes, der wirkt. Dann muss er sich bekehren, erst dann bekommt er den Heiligen Geist zur Wohnung.
So hatten diese zehn Jungfrauen alle Lampen, und bei allen spielte das Wirken des Heiligen Geistes eine Rolle.
Es ist schon vorgekommen, dass ein ungläubiger liberaler Pfarrer gepredigt hat und jemand dadurch zum Glauben kam und sich bekehrte. Er war nicht bekehrt, aber der Heilige Geist wirkte durch sein Wort in seiner Souveränität.
Der Heilige Geist spielt überall eine Rolle, wo man sich mit Gottes Wort auseinandersetzt.
Die Frage der Innewohnung des Heiligen Geistes ist zunächst einmal nicht das Thema.
Bei den Talenten wird erklärt: Die Talente, diese Wertstücke, werden nach seiner eigenen Fähigkeit verteilt (Vers 15). Das heißt, jeder Mensch hat Begabungen – jeder.
Die Begabungen sind nicht gleich verteilt. Die Begabten unter den Knechten haben eine größere Verantwortung bekommen, die anderen eine kleinere. Aber alle haben Verantwortung bekommen.
Jeder Christ, ob wiedergeboren oder nicht, hat Begabungen, Möglichkeiten und Einflussmöglichkeiten.
Der Herr beurteilt unterschiedlich nach Verantwortung, aber jeder wird zur Rechenschaft gezogen.
Die Talente symbolisieren also die Verantwortung entsprechend der natürlichen Begabung im weitesten Sinn.
Ich habe noch Probleme mit den zehn Jungfrauen. Sie werden oft mit der Gemeinde verglichen, aber die Gemeinde ist doch die Braut. Die zehn Jungfrauen gehen doch dahin, wo die Braut geholt wird.
Wie können die zehn Jungfrauen die Gemeinde darstellen, wenn doch die Gemeinde nach anderen Stellen die Braut sein soll?
Die zehn Jungfrauen stellen nicht die Gemeinde dar, sondern die Christenheit.
Man muss unterscheiden zwischen Christentum und Christenheit. Das Christentum ist die Gesamtheit der christlichen Lehre. Die Christenheit ist die Gesamtheit der Menschen, die sich Christen nennen, die sich zum Christentum zählen.
Aber das sind echte und unechte Christen.
Die zehn Jungfrauen sind also nicht die Gemeinde, sondern die Vermischten im Reich Gottes.
Darum geht es hier um einen ganz anderen Aspekt: Jungfrauen, die dem Bräutigam entgegengehen.
Die Braut wird im Gleichnis nicht einmal genannt. Das ist interessant, denn bei jeder Hochzeit gibt es normalerweise zwei.
Man sagt auch jungen Leuten immer, allein kann man nicht heiraten, es müssen zwei sein – und nur zwei.
Hier wird also ein ganz anderer Blickwinkel gezeigt.
Jetzt weiter mit prophetischen Texten in den Briefen.
Warnung vor Irrlehren und Asketismus
1. Timotheus 4,1: Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, indem sie auf Dämonen achten, die in Heuchelei Lügen reden. Sie sind ihrem eigenen Gewissen gegenüber wie mit einem Brenneisen gehärtet. Sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annehmung mit Danksagung für die, welche glauben und die Wahrheit erkennen.
Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichtsverwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird. Es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. Wenn du dies den Brüdern vorstellst, wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du genau gefolgt bist.
Der Schlüssel hier ist der Ausdruck „in späteren Zeiten“. Es würde mich nicht verwundern, wenn in ihrer Bibel „in den letzten Zeiten“ steht. Aber der Ausdruck hier ist ein deutlich anderer als in 2. Timotheus 3, wo es um die letzten Tage geht. Im Griechischen meint dieser Ausdruck „spätere, nachfolgende Zeiten“. Wenn man ihn mit „letzten Zeiten“ übersetzt, geht man meines Erachtens deutlich über die Wirkung und Kraft dieses Wortes hinaus.
In nachfolgenden Zeiten, also nach der Zeit des Apostels, sollte es kommen, dass viele das Glaubensgut insofern aufgeben, indem sie auf Dämonen achten und Lehren folgen, die verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten. Wir können das also Zölibat nennen, gebotene Ehelosigkeit, und Asketismus, also eine Askese, bei der man sich Dinge auferlegt, die über das Wort Gottes hinausgehen.
Nun, das ist sehr früh gekommen. Asketismus entstand bereits im ersten Jahrhundert, verstärkte sich im zweiten. Im dritten Jahrhundert begann das Eremitentum, das heißt, dass jemand aus der Gesellschaft ausstieg und ganz allein irgendwo in der Wüste lebte, in der Hoffnung, so im Glauben weiterzukommen und sich besser zu entwickeln.
Diese Eremiten hatten eine derart große Ausstrahlung, dass unzählige Menschen zu ihnen in die Wüste kamen, sie befragten und als besonders weise Christen betrachteten. Viele begannen, in ihrer Nähe ebenfalls Eremitentum zu gründen. Das löste eine gewaltige Bewegung aus, die Zehntausende von Aussteigern hervorbrachte. Man kann sagen, das dritte Jahrhundert war eine totale Aussteigergesellschaft.
Warum? Das römische Reich war innerlich zerfallen und dekadent. Es herrschte großer Steuerdruck und andere Belastungen. Was macht man dann? Man steigt aus. Diese Menschen trugen keine Blumen im Haar, aber sie taten genau dasselbe: Aussteigertum war total angesagt. Sehr bald bildeten sich Klöster, und dieser Lebensstil hatte eine enorme Anziehungskraft.
Das wird hier mit „in späteren Zeiten“ bezeichnet. Ja, das kam wirklich schon in der Zeit der Apostel auf. Viele hörten auf solche Lehren. Paulus nennt sie betrügerische Geister und Lehren von Dämonen. Das steht übrigens auch in der lateinischen Bibel – unglaublich klar geschrieben und so deutlich gekommen.
Der Apostel Paulus sagt weiter: Jedes Geschöpf Gottes ist gut. An der Materie, an den Geschöpfen, die Gott gemacht hat, ist nichts schlecht. Was Gott geschaffen hat, ist gut! Aber wie kam es überhaupt dazu, dass man das Materielle zu verachten begann?
Das kommt aus der griechischen Philosophie. Ich habe erklärt, dass sich die Griechen vorchristlich sehr stark mit der Frage beschäftigten, wie man etwas erkennen kann. Das beschäftigte sie so sehr, dass sie den Geist des Menschen hoch bewerteten und das Körperliche tief stellten.
So entstand das Denken, dass das Körperliche minderwertig und das Geistige höher sei. Im ersten Jahrhundert entstand dann die Gnosis, eine christliche Lehre, die besagt, dass der Gott des Alten Testaments ein böser Gegengott zum wahren Gott der Liebe sei.
Dieser böse Gegengott habe die Materie geschaffen, die schlechte Materie. Die Geister der Menschen gab es schon vor unserer Existenz. Durch eine Art Sündenfall sind sie gefallen und in der Materie dieses Gegengottes gefangen worden.
Jetzt müsse man aus dieser Gefangenschaft herauskommen und sich befreien – und zwar durch höhere Erkenntnis. Aber nicht einfach durch intellektuelles Studium, sondern durch ekstatische Erlebnisse, also geistliches Ausflippen.
Dann komme man aus dieser Tiefe heraus und erlange die eigentliche Erkenntnis. Es gebe Gläubige, aber dann auch solche, die höhere Erkenntnis haben und ekstatische Erfahrungen gemacht haben. Daraus entstand die Verachtung der Materie.
Die Gnostiker behaupteten übrigens, Christus sei gar nicht Mensch geworden. Das sei unmöglich, denn wenn er einen menschlichen Körper gehabt hätte, wäre er Teil der schlechten Schöpfung. Nein, er sei nur in einem Scheinleib gekommen.
Daraufhin schrieb der alte Johannes kurz vor seinem Tod, um 95 bis 100 nach Christus, seinen ersten Johannesbrief. Er sagt in 1. Johannes 4: Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.
Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott. Jeder Geist aber, der Jesus Christus nicht im Fleisch bekennt, ist nicht aus Gott. Und dies ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.
Das ist eine klare Abgrenzung gegen diese abscheuliche Gnosis. Die Gnosis wird übrigens auch ausdrücklich in 1. Timotheus 6 erwähnt. Dort heißt es in Vers 20: O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, eitlen Reden und Widersprüchen der fälschlich so genannten Gnosis, das heißt Kenntnis, wegwendest.
Zu dieser Gnosis bekennend sind etliche vom Glauben abgeirrt. Die Gnosis war einer der schlimmsten und schrecklichsten Angriffe auf die frühe Christenheit, und viele sind dieser Verführung erlegen, einfach weil sie die höhere Erkenntnis und den Drang nach ekstatischen Erlebnissen mitgezogen hat.
Darum sagt Paulus: O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut! So entstand die Verachtung des Körperlichen, die Verachtung von Speise, Ehe und Sexualität.
Denn die Ehe verbindet Geist, Seele und Leib in einer Einheit. Wie kam es, dass man die Sexualität verachtete? Das hängt mit der Vorstellung von einer bösen Schöpfung zusammen: Alles, was mit dem Körper zu tun hat, sei schlecht.
Deshalb sollte man sich in der Ehe enthalten oder gar nicht heiraten. Solche Gedanken kamen auf. Bereits im zweiten Jahrhundert hatte man Älteste und Aufseher, wobei Aufseher Bischof bedeutet (griechisch: Episkopos). Älteste und Bischöfe sind im Neuen Testament gleichbedeutend.
Im zweiten Jahrhundert gab es Älteste in den Gemeinden und einen Bischof darüber. Der Bischof teilte am Sonntag das Abendmahl aus. Man sagte aber bald: Die Bischöfe waren normalerweise verheiratet, doch am Samstag vor dem Abendmahl dürfe man keine eheliche Gemeinschaft haben.
Das passte nicht zusammen, aber man hielt sich daran. Mit der Zeit wurde die Abendmahlsfeier auf die ganze Woche ausgedehnt. Dann sagte man: Jetzt ist Schluss, es gibt nur noch platonische Ehe. Das rief viel Empörung hervor, weil es als widerlich und unnatürlich empfunden wurde.
Schließlich sagte man: Am besten heiratet man gar nicht. Der Priester sollte am besten nicht heiraten. So entstand das Zölibat. Das kommt aus dem tiefsten Heidentum, aus der Verachtung der Materie.
Der Apostel Paulus sagt, das sei eine Lehre von Dämonen. Die Sexualität ist gut und von Gott gegeben, aber natürlich nur im geschützten, gottgegebenen Rahmen der Ehe.
Übrigens heißt es in 1. Timotheus 3,1: Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Bischofsdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk. Dort wird erklärt, wie ein Bischof sein muss.
Der Bischof muss untadelig sein, eines Weibes Mann. In Vers 4 heißt es, er soll seinem eigenen Haus wohl vorstehen und seine Kinder in Unterwürfigkeit halten, mit allem würdigen Ernst. Wenn jemand seiner eigenen Familie nicht vorzustehen weiß, wie soll er die Gemeinde Gottes versorgen?
Das ist biblische Lehre und steht auch in der katholischen Bibel. Dann folgt 1. Timotheus 4 mit dem Verbot zu heiraten – eine Lehre von Dämonen. Aber sie kam ganz früh und sukzessiv, also schrittweise, nach dem Froschprinzip.
Man macht es nicht plötzlich, sondern langsam. Wenn man einen Frosch in kochendes Wasser wirft, springt er sofort weg. Wenn man ihn aber in kaltes Wasser setzt und es langsam erhitzt, bleibt er drin, bis er stirbt.
Das ist die Taktik, die Satan immer wieder anwendet – Stück für Stück, nicht plötzlich. Scheibe um Scheibe, ein Grat um den anderen, bis die Verführung perfekt ist.
Nun noch eine Frage: Wir leben in einem sehr mystischen Zeitalter, besonders in den 60er Jahren. Das kam als Reaktion auf die materielle Nachkriegsgesellschaft, deren Motto war: Wer etwas sein will, muss etwas haben – ein schönes Auto, ein schönes Haus, viel Arbeit bis zum Herzinfarkt oder kurz davor.
Die Jugend der 60er Jahre sagte: Mit diesem Unsinn wollen wir nichts mehr zu tun haben, wir wollen mehr. Es kam zu einer Jagd nach Ekstase. Die Rockmusik mit den ersten Konzerten entstand, bei denen die Massen völlig ausflippten.
Dann kam die Drogenwelle und die charismatische Bewegung im gleichen Jahrzehnt. Das heißt, der Drang nach ekstatischen Erlebnissen ist im Zeitgeist verankert.
Solche Phasen gibt es immer wieder in der Kirchengeschichte: sehr stark in der frühen Christenheit im ersten bis dritten Jahrhundert, dann im Mittelalter in der Mystikerbewegung, im Pietismus und am Ende des 20. Jahrhunderts wieder.
Immer ist es eine Reaktion auf übertriebenen Intellektualismus. Im Mittelalter war es eine Gegenreaktion auf die übertriebene intellektuelle Beschäftigung der Scholastiker, die dann ins andere Extrem umschlug.
Die christliche Mystik stellt fest, dass die Menschen die christliche Mystik brauchen – in allen Schattierungen. Deshalb kann man in Buchläden Bücher von Hildegard von Bingen kaufen, einer Mystikerin aus dem Mittelalter.
Man merkt die Geistesverwandtschaft! Ja, gut, wir müssen eine Pause machen, sonst halten wir es nicht mehr durch. Wir sollten noch einiges durchbringen, aber wir sind nicht unter Druck.
Man kann einfach nicht alles sagen. Ich hoffe, dass das Blatt auch Anregung gibt für weitere Beschäftigung, auch wenn wir nicht jedes Wörtchen ausführlich behandeln können.
Weitere Warnungen und Ermahnungen im Neuen Testament
Noch etwas Ergänzendes zu 1. Timotheus 4, dem ganzen Problem der Gnosis, der höheren Erkenntnis und der damit verbundenen Ekstase. Elfmal wird im Neuen Testament vor Unnüchternheit gewarnt. Eine wichtige Stelle ist auch 2. Timotheus 4.
Bekanntlich hatte Timotheus kein Problem mit Alkohol, denn er wollte lieber immer Wasser trinken, anstatt ein bisschen Wein als Medizin für seinen Magen. Aber in 2. Timotheus 4, Vers 5 sagt Paulus: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.“ „Nüchtern in allem“ ist eine dieser elf Stellen.
Dann gibt es noch vierzehn Stellen, die zum Wachsein aufrufen. Wachzustand ist das Gegenteil von eingeschränktem Bewusstsein. Bei der Ekstase wird das Bewusstsein immer eingeschränkt, sei es durch Drogen oder andere Mittel – das ist immer so.
Das griechische Wort „nepho“ wird im renommierten griechischen Wörterbuch von Walter Bauer so erklärt: „Nepho“ bedeutet Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit. Also, sobald das Ekstatische aufkommt, ist das ein deutliches Element aus dem Heidentum. Aber das war schon ein Problem in der ganz frühen Kirche.
Weiter zu 2. Timotheus 3, Vers 1: „Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden; denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg.“
Hier haben wir eine klare Steigerung gegenüber 1. Timotheus 4: spätere Zeiten, die „letzten Tage“. Die Menschen werden hier mit achtzehn Punkten charakterisiert. Nebenbei bemerkt, das sind dreimal sechs und sechs sechse sechs – nach Offenbarung 13 hat das eine besondere Endzeitbedeutung. Ohne dem zu viel Gewicht beizumessen, sind die Punkte interessant, weil wir sie genau wiederfinden in Römer 1, wo Paulus das Heidentum seiner Zeit beschreibt.
Er sagt, in den letzten Tagen wird es so sein. Das zeigt deutlich, dass er hier – was auch schon der Zusammenhang mit Kapitel 2 zeigt – nicht über die Entwicklung der Heiden spricht, denn die waren schon damals so, sondern über die Entwicklung der Christenheit, des christlichen Zeugnisses. In der Endzeit werden sie so entartet sein, dass die alten Dinge aus dem Heidentum wieder voll zur Entfaltung kommen.
Der erste Punkt ist Eigenliebe. In der Marktforschung nennt man es heute einen der wichtigsten Megatrends: Selbstverliebtheit. Das ist der erste Punkt auf der Liste. Dann folgen geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam. Wann sind Kinder den Eltern ungehorsam? Ja, wenn sie nicht mehr lernen, wie man folgen muss. Das müssen alle Kinder lernen, und sie haben etwa Zeit bis zwanzig Jahre. Wenn man es ihnen nicht mehr beibringt, ist es schwierig.
Mit Liebe und Geduld: unheilig, ohne natürliche Liebe – das ist ein ganz interessantes Wort. Sehr bekannt im Griechischen gibt es das Wort für freundschaftliche Liebe, „phileo“, für göttliche Liebe „agapao“ oder „agape“ als Hauptwort. Dann gibt es „eros“, das im Neuen Testament aber nicht vorkommt. Und hier gibt es noch das Wort „natürliche Liebe“, das hier negativ gebraucht wird: ohne natürliche Liebe. Dieses Wort „storge“ bedeutet im Griechischen speziell die Liebe von Eltern zu Kindern und von Kindern zu den Eltern.
In der Endzeit der Christenheit soll das Fehlen dieser natürlichen Liebe ausbrechen. Die Unterschriftensammlung wurde eingereicht, um wenigstens zwölf Kinder in der Schweiz jährlich vor dem Abtreibungstod zu retten. Das ist eine ganz kleine Zahl; die wirkliche Zahl ist viel höher. Um die Leute nicht allzu sehr zu beunruhigen, sagt man das so. In Deutschland sind es etwa 300 pro Jahr, weltweit 50 Millionen jährlich – so viele Tote wie im Zweiten Weltkrieg. Da ist etwas geschehen. Die natürliche Liebe ist wirklich zerstört worden, dieses Empfinden, diese natürliche Liebe zur Leibesfrucht, also zu den kleinen Kindern.
Weiter: unversöhnlich, verleumderisch, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott. Vor kurzem war die Streetparade; ich war auch dort, zumindest in der Nähe, habe ein paar christliche Schriften verteilt, um Gespräche zu führen. Aber dort sieht man wirklich, was das heißt: keine moralischen Schranken mehr, das Vergnügen wird mehr geliebt als Gott. Gott ist überhaupt kein Faktor mehr.
Eine derartige moralische Entartung und die Suche nach Vergnügen in einer Art, die gar kein Vergnügen mehr machen kann. Die Epikureer in Athen, die Paulus in Apostelgeschichte 17 angegriffen haben, waren dafür, das Leben zu genießen – aber mit Schranken. Denn ohne moralische Schranken kann man das Leben nicht genießen; der Genuss wird zur Bitterkeit. Das lehrten die alten heidnischen Griechen, zumindest die Epikureer. Aber hier gibt es nicht einmal mehr das.
Dann eine Form der Frömmigkeit, die ihre Kraft verleugnet, was noch zur Kirche gehört – massenhaft eine Form ohne Inhalt. So soll es in den letzten Tagen kommen.
Dann gibt es eine massive Irrlehre, Verführung durch Irrlehre. Einmal war eine Familie beim Bibellesen, da klingelte es. Der Familienvater öffnete die Tür, es war ein Zeuge Jehovas. Er sagte: „Ja, von Ihnen haben wir gerade gelesen.“ Ich zeigte ihm die Stelle: „Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen, welche mit Sünden beladen, von mancherlei Lüsten getrieben werden, die immer da lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.“ Aber das beschränkt sich nicht nur darauf; ich habe das nur so illustriert.
Dann Vers 8: „Gleicherweise aber wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen verwerflich in der Gesinnung, unbewehrt hinsichtlich des Glaubens.“ Wer waren Jannes und Jambres? Das waren die zwei Zauberer in Ägypten. In der jüdischen Literatur werden die Zauberer aus 2. Mose 7, Vers 11 mit Jannes und Jambres bezeichnet. Sie imitierten die Wunder Gottes.
Also in den letzten Tagen gibt es Imitation der Wunder Gottes. Und Vers 13: „Böse Menschen aber und Gaukler“ – „Gaukler“ heißt auch „Wundertäter“, also solche, die es können oder nur so tun, beides bedeutet das Wort. „Böse Menschen und Wundertäter werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden.“ Also eine massive Verführung: Menschen werden verführt und verführen andere. Es geht wellenförmig voran, diese Wundertäter werden im Bösen fortschreiten.
Vers 14: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist; da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögen, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.“ Alle Schrift ist von Gott eingegeben.
Um dieser Endzeitverführung zu entgehen, bleibt nur die Ermahnung: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast.“ Damit meint Paulus, was du aus der Bibel gelernt hast. Er betont nochmals: Die ganze Schrift, die ganze Bibel, ist von Gott inspiriert. Das ist eine der wichtigsten Inspirationsstellen im Neuen Testament, und ausgerechnet für die Endzeit.
Im Zusammenhang mit der Endzeit wird das betont, denn die Angriffe auf die Inspiration der Bibel gab es in der Kirchengeschichte nie so umfassend und massiv wie seit dem letzten Jahrhundert, besonders im zwanzigsten Jahrhundert. Deshalb wird nochmals betont: Bleibe in der Schrift! Wenn wir die Bibel nicht studieren und darin bleiben, haben wir keine Chance, diesen vielgesichtigen Strömungen zu entgehen.
Kapitel 4 betont auch Vers 3: „Denn es wird eine Zeit sein, dass sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst leer aufhäufen, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden.“
Damit sind nicht die schönen, lehrreichen Geschichten von La Fontaine gemeint, sondern das Wort „Fabel“ bedeutet hier „Mythos“. Das sind religiöse Gedankengebilde, die aus der Philosophie ohne Gott und ohne Bezug zur Heiligen Schrift und zum Gott der Bibel kommen. Das alles soll in der Endzeit riesig populär und modern werden.
In 2. Thessalonicher 2 wird über das Kommen des Antichristen gesprochen, der hier „der Mensch der Sünde“ genannt wird. Aber bevor der Antichrist kommt und dann die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, muss zuerst der Weggehen, der jetzt noch aufhält – das ist der Heilige Geist (2. Thessalonicher 2, Verse 6 und 7).
Vers 3: „Lasst euch von niemandem auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, nämlich der Tag der Wiederkunft Christi sichtbar, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werde.“
Der Abfall muss in der Endzeit kommen, der massive Abfall vom Christentum. Das Phänomen erleben wir heute in Europa und Nordamerika. Noch nie in der Geschichte der Kirche wurden Gebiete so freiwillig entchristianisiert. Das ist ein absolut modernes Phänomen, die Entchristianisierung. Das wird hier mit „der Abfall“ umschrieben.
Es gibt Fragen: Was ist mit dem Tempel gemeint? Ist das der Tempel des Alten oder des Neuen Testaments? In Hosea 3 lesen wir, dass Israel viele Tage ohne König und Fürsten, also ohne Staat sein wird, und viele Tage ohne Opfer, aber nicht ewig. Die Opfer müssen wiederkommen, aber sie dürfen nur nach dem Gesetz auf dem Tempelberg dargebracht werden. Also muss der Tempel in Jerusalem in der Endzeit wieder gebaut werden.
Daraufhin wird massiv daran gearbeitet; es gibt verschiedene Tempelbewegungen in Israel. Der Antichrist wird dann diesen Tempel entweihen. So geht das Bild wieder schön auf: lange Zeit keine Opfer, aber am Ende, in der Zeit des Abfalls, gibt es wieder einen Tempel in Jerusalem.
Weitere Fragen: Kann der Abfall auch inhaltlich anders aussehen? Zum Beispiel, dass Christen zwar noch als solche bezeichnet werden, aber inhaltlich völlig neu geprägt sind? Der Abfall ist weit gefasst; er bedeutet das Verlassen und Aufgeben der biblischen Wahrheit. Das kann verschieden aussehen: Die einen wenden sich völlig ab vom Christentum, andere zählen sich nur noch äußerlich dazu.
Das finden wir auch in 2. Timotheus 3: Sie haben eine Form der Frömmigkeit, verleugnen aber deren Kraft.
Weiter zu 1. Petrus 4, Vers 17: „Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes. Wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium nicht gehorchen? Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen?“
Der Brief wurde wohl um 63/64 geschrieben. Im Jahr 64 begann die erste große Christenverfolgung im Römischen Reich. Nero wollte den „schlechten“ Stadtteil von Rom zerstören, um etwas Schönes zu bauen. Er zündete Rom an, schob aber die Schuld auf die Christen. So begann die erste massive Christenverfolgung.
Petrus sagt: Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange beim Haus Gottes. Im Laufe der Geschichte gab es unter etwa zehn Kaisern wesentliche Christenverfolgungen bis ins Jahr 312. Petrus beschreibt prophetisch, dass jetzt die Zeit des Gerichts am Haus Gottes beginnt. Gerade in Verfolgungszeiten wurde deutlich, wer wirklich bekehrt war und wer nicht. Viele Bekenner haben massenhaft den Göttern geopfert, um nicht getötet zu werden.
Das „Haus Gottes“ meint hier die Gemeinde, denn es heißt: „Wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium nicht gehorchen?“ In Kapitel 2, Vers 4, heißt es, wir seien ein Haus aus lebendigen Steinen.
Dann der zweite Petrusbrief, der nur andeutungsweise durchgegangen werden kann. 2. Petrus 2: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, welche verderbliche Sekten einführen und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen. Viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um derer willen der Weg der Wahrheit verlästert wird.“
Durch das ganze Kapitel beschreibt Petrus die kommenden Irrlehrer. Der Brief wurde um 66/67, kurz vor seinem Martyrium, geschrieben. Die Gnosis hatte sich massiv ausgeweitet. Gnostiker sagten, das Körperliche sei schlecht, nur das Geistige sei gut und wichtig. Was man mit dem Körper macht, sei egal – alle Arten von Unmoral seien erlaubt. Die Betonung des Geistigen ging einher mit Unmoral.
Petrus warnt, dass Gottes Gericht über diese Menschen kommen wird, die massenhaft verführen und in den schlimmsten Dreck der Sünde führen. Er bringt Beispiele aus dem Alten Testament, um zu zeigen, dass Gott immer wieder eingegriffen hat – so wird es auch diesen schlimmen Leuten ergehen.
Der Judasbrief ist interessant, wenn man ihn zusammen mit 2. Petrus 2 und 3 liest. Es gibt viele Parallelen, aber es ist nicht dasselbe. Petrus spricht von falschen Lehrern, die noch kommen werden; Judas sagt, sie sind schon da.
Der Judasbrief wurde nach 66 geschrieben und zeigt in der Gegenwartsform, wie sie in die Kirche gekommen sind. Judas Vers 3: „Geliebte, indem ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen; denn gewisse Menschen haben sich eingeschlichen, die schon vorlängst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, gottlose Menschen, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter sowie Herrn Jesus Christus verleugnen.“
Sie haben sich eingeschlichen. Man kann davon ausgehen, dass Judas den zweiten Petrusbrief kannte. Interessant, wie im Neuen Testament schon zitiert und Bezug genommen wird. Paulus zitiert im ersten Timotheusbrief das Lukasevangelium, Petrus zitiert Paulus, und Judas zitiert Petrus.
Judas beschreibt diese Irrlehrer sehr konkret. Während Petrus noch in der Zukunft spricht, redet Judas in der Gegenwart. Ungläubige haben sich eingeschlichen, die den Weg nicht gegangen sind. Vers 11: „Wehe ihnen, denn sie sind den Weg keines gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Balaams überliefert und sind im Widerspruch Koras umgekommen.“
Der Weg Kains war der Weg weg von Gott (1. Mose 4). Kain ging vom Angesicht des Herrn weg und seinen eigenen Weg. Der Irrtum Balaams bestand darin, dass er dachte, das Volk Gottes verfluchen zu können – ein schwerer Irrtum, der aus Geldgier entstand.
Christentum und Geld: Es werden Kuverts verteilt, jeder kann Geld hineinlegen, dann beginnt die Predigt. Die Gebetsanliegen werden auf die Kuverts geschrieben, aber hinten werden die Kuverts, die Spreu vom Weizen getrennt, im Papierkorb entsorgt. Das ist Geldliebe lehren – der Irrtum Balaams.
Der Widerspruch Koras war die Auflehnung gegen Mose und Aaron, den Priester und Gesetzgeber Gottes. Das ist die Auflehnung gegen die Autorität der Bibel und des Herrn Jesus, der das Opfer auf Golgatha vollbracht hat.
Dieser Irrtum begann damals, hat sich bis heute in der Bibelkritik fortgesetzt: Die Autorität der Bibel wird geleugnet, sie sei fehlerhaft. Das Opfer Christi wird ebenfalls geleugnet, die Bedeutung seines Opfertodes.
Der Vers ist genau das Gegenteil von Johannes 14, Vers 6. Der Weg Kains ist weg von Gott, der Irrtum Balaams und der umgekommene Korah – Johannes 14, Vers 6: „Ich bin der Weg zum Vater, nicht weg von Gott, ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Exakt der Gegensatz.
Am Schluss des Judasbriefes geht Judas auf die Endzeit ein: „Ihr aber, Geliebte, gedenkt an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvorgesprochenen Worte, zum Beispiel an den zweiten Petrusbrief in Bezug auf die Apostel, dass sie euch sagten, dass am Ende der Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen Lüsten der Gottlosigkeit wandeln. Diese sind es, die sich absondern, natürliche Menschen, die den Geist nicht haben.“
Jetzt spricht er von der Endzeit, wo Menschen unter Christen brutal Spaltungen durchführen. In der Endzeit gibt es zwei Tendenzen: Einerseits Zusammenführung um jeden Preis – das ist Ökumene, das ist hier nicht gemeint – und andererseits Spaltung um jeden Preis, was hier gemeint ist.
Es gibt diese beiden entgegengesetzten Entwicklungen: Zusammenführen, was nicht zusammengehört, und Trennen, was zusammengehört. Dramatisch! Sie provozieren Spaltungen in der Endzeit. Dann heißt es weiter, Vers 20: „Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend im Heiligen Geist, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, erwartend die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben.“
Das sind ganz konkrete Befehle, wie sich Gläubige in der Endzeit verhalten sollen: sich selbst erbauen, beten, sich in der Liebe Gottes erhalten und die Barmherzigkeit bei der Wiederkunft Christi erwarten. Nicht frustriert sein.
Der Brief endet, nachdem all das Schauerliche beschrieben wurde, mit Frohlocken. Vers 24: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag, mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.“
Er gibt also eine Übersicht über die schauerlichen Entwicklungen in der Christenheit vom Anfang bis zur Endzeit und endet nicht in Frustration, sondern im Frohlocken und im Aufblick auf den alleinigen Gott.
Fragen bis hierher? Wer verursacht die Spaltungen um jeden Preis? Hier werden einfach Kräfte in der Christenheit beschrieben, die verschiedene zerstörerische Werke tun. Unter ihnen sind auch solche, die Spaltungen bewirken, die sich absondern oder Parteiungen machen. Sie haben den Geist nicht.
Weitere Fragen? Alle müde? Ich auch. Aber wir wagen noch einen Blick auf Offenbarung 2 und 3. Das wäre eigentlich ein Thema für einen Bibelstudiennachmittag. Das Ziel war aber, das Thema nur anzureißen.
Hier werden sieben Sendschreiben präsentiert, und ab Kapitel 4 wird die Zeit der Gerichte nach der Entrückung beschrieben. Das gibt Anlass zur Überlegung, ob in diesen Briefen, die an sieben Gemeinden am Ende des ersten Jahrhunderts in Asien gerichtet sind, nicht auch eine Prophetie über die Zukunft enthalten ist.
Tatsächlich kann man die Kirchengeschichte in Perioden einteilen, die genau in der Reihenfolge den sieben Sendschreiben entsprechen. Es geht wunderbar auf. Obwohl es eigentlich 5.039 Möglichkeiten gäbe, die Sendschreiben anders anzuordnen – was falsch wäre – ist die 5.040. Möglichkeit hier gegeben, und sie stimmt genau mit dem Verlauf der Kirchengeschichte überein.
Man kann das mehrfach durchrechnen: sieben Sendschreiben oder sieben Stühle nebeneinander, wie man sie anordnen kann. Gut.
Das erste Sendschreiben an Ephesus: Der Herr Jesus sagt: „Du hast deine erste Liebe verlassen.“ Aber er lobt vieles Gute, das dort in der Gemeinde getan wird. Doch die erste, tiefste Liebe zu ihm ist verloren gegangen.
Das beschreibt den Zustand vieler Gemeinden damals, einige Jahrzehnte nach Pfingsten. Es war eine Erweckungsbewegung, die kaum mehr als zwanzig bis dreißig Jahre dauerte, dann ging es wieder bergab. Wer meint, eine Erweckungsbewegung dauere hundertfünfzig Jahre oder länger, irrt.
Dann das zweite Sendschreiben an Smyrna. Dort spricht der Herr Jesus davon, dass sie verfolgt werden und sogar das Martyrium erleiden müssen. Ich habe erklärt, dass es vom Jahr 64 bis 312 ungefähr zehn oder mehr Wellen von Christenverfolgungen gab. Dabei wurde echter Glaube von unechtem Glauben getrennt.
Dann kommt Pergamos. Das entspricht der Kirche seit der konstantinischen Wende. Ab 312 war es vorbei mit der Christenverfolgung. Das Christentum wurde bevorzugt und schließlich Staatsreligion des Römischen Reiches. Das war ein Trick, um das Christentum von innen heraus zu schwächen.
Was finden wir in Pergamos? Der Herr Jesus lobt sie: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist, und du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in denen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet wurde.“ Er lobt sie, aber das Schlechte kommt nach.
Das war die Zeit ab der konstantinischen Wende, als die großen christologischen Kämpfe begannen. Die Christen waren überschwemmt von Irrlehren: Einige sagten, Christus sei gar kein richtiger Mensch geworden, sondern habe nur einen Scheinleib angenommen. Andere sagten, Christus habe keinen menschlichen Geist gehabt, sondern der Logos sei sein Geist gewesen und habe nur einen Menschen um sich gehabt. Wieder andere behaupteten, Christus sei ein Geschöpf, das erste Geschöpf Gottes. Andere sagten, Christus sei nur ein gotttragender Mensch. Andere behaupteten, die menschliche Natur Christi sei von seiner göttlichen Natur aufgesogen worden.
Das sind alles Irrlehren, die das Herz des Evangeliums angreifen, die Person Christi im Zentrum. Es gab in dieser Zeit massive Diskussionen und Konzile, in denen über die richtige biblische Lehre beraten wurde: Wer ist Jesus Christus? Wie steht es um seine Gottheit und Menschheit?
Erstaunlich ist, dass sich trotz der vielen Irrlehren die reine Lehre weitgehend durchsetzen konnte – ein Wunder. Eine Person, die man sich merken sollte, ist Athanasius aus Alexandria. Er setzte sich mit großem Eifer dafür ein, dass die arianische Lehre eine Irrlehre ist. Diese Lehre besagt, Christus sei nur ein Geschöpf.
Athanasius bewies mit der Bibel, dass Christus wahrer Gott ist. Er erinnert an den Antipas, den treuen Zeugen. Es ist wirklich ein Wunder, dass sich die wahre Lehre über die Gottheit und Menschheit Christi durchgesetzt hat. Wäre das schiefgegangen, wären wir heute alle verseucht mit der Lehre der Zeugen Jehovas, die die arianische Lehre vertreten: Christus sei das erste Geschöpf Gottes.
Im vierten Jahrhundert gab es den Gotenmissionar Wulfila, der die Bibel ins Gotische übersetzte, aber Arianer war. Durch die Wulfila-Bibel wurden viele germanische Stämme christianisiert, die alle Arianer wurden. Gott hat die Kirchengeschichte so geführt, dass die germanischen Stämme schließlich von dieser Lehre befreit wurden, indem sich die Lehre Athanasius’ durchsetzen konnte.
Der Herr sagt zu Pergamos: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist.“ Kirche und Staat wurden miteinander verbunden, ein Zusammenleben. Der Thron des Satans – und die Christen wohnen dort, als wären sie zu Hause. Doch sie halten fest an seinem Namen und verleugnen den Glauben nicht.
Aber der Herr sagt auch: „Ich habe etwas Kurzes gegen dich, denn du hast dort solche, die die Lehre Balaams halten, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“ Okkultismus, Götzendienst – die Kirche war zur gleichen Zeit durchsetzt mit Marienkult, Heiligenverehrung und all dem.
Dann kommt Thyatira, mit der Ausbildung des Papsttums. Der Herr wirft dieser Gemeinde vor, Vers 20: „Ich habe gegen dich, dass du das Weib Jesabel duldest, die sich eine Prophetin nennt und meine Knechte lehrt und verführt, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.“
Eine Frau hat sich die Führung der Gemeinde angemaßt, was nach neudestamentlicher Lehre nicht möglich ist. Eine Frau führt nicht die Gemeinde und darf nicht mit Autorität lehren (1. Timotheus 2). Genau das ist das Papsttum. Ein Mensch hat sich die Autorität über die Kirche angemaßt, die ihm nicht zusteht. Das Papsttum verführte die Kirche zu Götzendienst.
Diese Macht wurde immer stärker bis zum Höhepunkt im Hochmittelalter mit den Kreuzzügen. Das Weib Jesabel im Alten Testament verfolgte die wahren Propheten bis aufs Blut. Das ist ein deutlicher Hinweis auf den Katholizismus, der mit dem ersten Papst um 450 n. Chr. begann.
Dann Sardes: Der Herr sagt dieser Gemeinde: „Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot; du musst umkehren.“ Und er sagt: „Gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und tue Buße.“
Die Reformation brach etwa 1517 aus, ging aber danach schnell bergab und wurde ein menschliches Werk mit Religionskriegen. Der Herr sagt: „Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot. Gedenke, was du damals gehört hast, und kehre um!“ Was hörte man in der Reformation? Allein durch Glauben, allein die Schrift, allein durch Gnade. Doch die protestantische Kirche hat das weitgehend wieder aufgegeben.
Dann Philadelphia, die Idealgemeinde in Offenbarung 2 und 3. Philadelphia heißt Bruderliebe. Der Herr sagt: „Ich habe eine offene Tür gegeben, die niemand schließen kann.“ Er betont, dass sie sein Wort festhalten und an seinem Namen festhalten.
Das entspricht den Erweckungsbewegungen im 18. und 19. Jahrhundert, in denen viele Christen neu erkannten, was Gemeinde Gottes, Bruderliebe, der Wert der Bibel und die Herrlichkeit der Person Jesu sind. Der Herr hat diese Tür geöffnet, und niemand kann sie schließen. Sie blieb offen bis heute.
Dann Laodizea, die letzte Gemeinde. Sie ist natürlich nicht die katholische Kirche (Theatira), auch nicht Pergamos, die alte Kirche ohne Papsttum, wie die griechisch-orthodoxe oder koptische Kirche. Laodizea ist auch nicht der Protestantismus von Sardes.
Was bleibt? Aus der Erweckungsbewegung Philadelphia wird Laodizea. Dort hat man den Eindruck, sehr reich zu sein. Doch der Herr sagt: „Du bist blind, jämmerlich. Du hast keinen Blick für deinen Zustand. Du bist weder kalt noch warm. Wärst du kalt oder warm, aber so lauwarm, werde ich dich ausspeien.“
Man muss wissen: In der Nähe von Laodizea gab es Quellen, aber in Laodizea selbst keine. Man brachte heißes und kaltes Wasser über Aquädukte in die Stadt. Doch auf dem langen Weg wurde das kalte Wasser warm, und das heiße Wasser kühlte ab – beides wurde lauwarm und unangenehm.
Laodizea wäre also kein guter Ort, um Wasser zu trinken. Philadelphia ist durch Bruderliebe gekennzeichnet. Wenn die Bruderliebe aufgegeben wird, wird man Laodizea. Philadelphia hat eine offene Tür, Laodizea eine geschlossene.
Interessant: Der Herr sagt in Vers 20: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich zu ihm hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Der Herr ist draußen, und sie merken es nicht. Unglaublich, Laodizea!
Dann kommt das Endgericht. Es geht nicht weiter, es ist fertig. Offenbarung 17 und 18 beschreiben die Hure Babylon. Auf dem Blatt steht: Das ist der Gegensatz zur wahren Kirche.
Warum? Die wahre Kirche, die Gemeinde, wird in der Offenbarung als die Frau des Lammes, das neue Jerusalem, bezeichnet – eine Frau und eine Stadt. Die Hure Babylon ist ebenfalls eine Frau und eine Stadt. Der Gegensatz ist klar: wahre Kirche – falsche Kirche, treue Braut – Hure, Stadt Gottes – Stadt der Götzen, Jerusalem – Babylon.
Von dieser Stadt wird gesagt, sie sitzt auf sieben Hügeln (Offenbarung 17, Vers 9). Es gibt eine Stadt in der Antike, die „Septemcollis“, die Siebenhügelstadt, war: Rom.
Vers 18: „Diese Frau ist die große Stadt, die das Königtum hat über die Könige der Erde.“ Das war damals Rom. Das Kaisertum herrschte über alle Unterkönige des römischen Reiches.
Wir können diese Gegenkirche sehr genau lokalisieren: Rom. Sie ist gekennzeichnet durch Purpur, Scharlach, Gold, Edelsteine und Perlen (Kapitel 17, Vers 4). Ich war einmal in der Schatzkammer des Vatikans. Dort fiel mir auf, dass genau diese Farben und Gegenstände zu sehen sind.
Sie wird genannt betrunken vom Blut der Heiligen (17, Vers 6). Im Laufe der Kirchengeschichte wurden Abertausende bis aufs Blut verfolgt, allein in den Valdenserverfolgungen eine halbe Million. Das war nur eine Szene aus der Geschichte.
Betrunken vom Blut der Erlösten und gekennzeichnet durch Götzendienst: Sie hat einen Becher voll Gräuel, was in der Bibel oft Götzendienst bedeutet. Ein Becher spielt auch eine große Rolle im magischen Götzendienst, wo ein Brot angebetet wird – die Hostie wird angebetet mit der Behauptung, sie sei Christus. Götzendienst.
Kapitel 17, Vers 2: „Die Erde wird durch sie verführt.“ Die Kirchengeschichte zeigt, wie groß die Macht Roms war und wie sie die Welt massiv verführt hat.
Sie hat politische Macht über die Könige der Erde (17, Vers 18). Alles ist so gekommen. Kapitel 18 zeigt, dass sie eine Wirtschaftsmacht sondergleichen ist. Dazu gehören nicht nur große Teile der Fiat-Werke, sondern noch viel mehr.
In Kapitel 18, Vers 4, kommt Gottes Aufruf an sein Volk: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihren Sünden mitteilhaftig werdet und nicht von ihren Plagen empfanget; denn ihre Sünden sind bis zum Himmel aufgehäuft, und Gott hat ihr Ungerechtigkeiten gedacht.“
Gott ruft sein Volk heraus. Er sieht sein Volk in Babylon, die wahren Erlösten, eine große Schar Erlöster in Babylon. Er ruft sie heraus. Abertausende in der Kirchengeschichte seit der Reformation haben diesem Ruf Folge geleistet.
Noch Fragen bis hierher? Jawohl?
Das ist unglaublich. Die Bibel sagt hier auf den letzten Seiten: „Geht aus ihr hinaus, auf dass ihr nicht mitteilhaftig werdet an ihren Sünden, mitgegangen und mitgefangen.“ Das hat seinen Grund, warum das so ganz zum Schluss der Bibel steht, für die Endzeit.
Positiv möchte ich jetzt abschließen. Ich habe sechs Minuten überzogen, jetzt noch zwei Minuten dazu, dann sind wir fertig.
Es gibt drei schöne Schiffsreisen in der Bibel, die auch allegorisch die Kirchengeschichte darstellen.
Matthäus 14: Die Jünger sind auf dem See Genezareth, ein schrecklicher Sturm tobt, sie haben Angst. Plötzlich kommt der Herr Jesus auf dem Wasser und bringt sie ans Ziel. So war es eine Sturmreise von zweitausend Jahren. Am Ende kommt der Herr Jesus und sagt: „Ich bin’s“ und führt uns ans Ziel. Er war vorher auf dem Berg und hat gebetet, dann kam er. Der Herr Jesus ist im Himmel, er betet für uns, wir sind im Sturm, aber er kommt und bringt uns ans Ziel.
Zweite Geschichte, Matthäus 8: Die Jünger sind auf dem See Genezareth, Sturm. Der Herr ist dabei, aber er schläft. Sie wecken ihn: „Warum schläfst du?“ Einerseits ist der Herr Jesus weg, als Mensch im Himmel, und wird wiederkommen, andererseits ist er allgegenwärtiger Gott und sagte: „Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Matthäus 28).
Manchmal kommt es uns so vor, als würde der Herr schlafen, als hätte er die Sache nicht mehr in der Hand. Aber der Herr hat alles in der Hand und kann den Sturm stillen.
Dritte Geschichte: Ganz am Schluss der Apostelgeschichte, dem einzigen Kirchengeschichtsbuch der Bibel. Die Apostelgeschichte beschreibt drei Jahrzehnte Christentum, von 32 bis 62. Ganz am Schluss kommt diese Schiffsreise.
Paulus macht eine spannende, schreckliche, dramatische Reise nach Rom. Es kommt zu einem Schiffsbruch, aber alle auf dem Schiff werden am Schluss gerettet. Das kann man auf das himmlische Milite übertragen.
Die ganze Kirchengeschichte kann man sehr detailliert dort sehen. Sieben Abschnitte lassen sich mit den sieben Sendschreiben parallel setzen. Das wäre wieder ein Thema für sich, aber man braucht ja auch Hausaufgaben.
Am Schluss fährt das Schiff auf einen Felsen. Ein Teil bleibt zusammen, der andere wird von den Wellen zerschellt. Die Menschen müssen auf Brettern schwimmen, um ans Land zu kommen. Aber es gibt Rettung am Schluss.
In der Endzeit haben wir genau diese beiden Teile: einen kompakten Teil Ökumene und einen Teil, der in tausend Stücke zerrissen wird – Trennung, Trennung, Trennung. Genau diese beiden Tendenzen der Endzeit.
Aber am Ende kommt alles, was Leben hat, gerettet ins himmlische Milite.
So, ein Schlusslied. Wer schlägt deins vor?
Die allegorischen Schiffsreisen als Bild der Kirchengeschichte
Es gibt drei bedeutende Schiffsreisen in der Bibel, die allegorisch auch die Kirchengeschichte darstellen.
Die erste Geschichte findet sich in Matthäus 14. Die Jünger sind auf dem See Genezareth, als ein heftiger Sturm aufkommt. Sie haben große Angst. Plötzlich kommt der Herr Jesus auf dem Wasser zu ihnen und bringt sie sicher ans Ziel. Diese Geschichte steht symbolisch für eine stürmische Reise von zweitausend Jahren. Am Ende kommt der Herr Jesus und sagt: „Ich bin es“, und führt uns ans Ziel. Zuvor war er auf dem Berg und hat gebetet, dann kam er zu den Jüngern. So ist es auch heute: Der Herr Jesus ist im Himmel und betet für uns. Wir erleben Stürme, aber dann kommt er und bringt uns sicher ans Ziel.
Die zweite Geschichte steht in Matthäus 8. Wieder sind die Jünger auf dem See Genezareth, und ein Sturm zieht auf. Der Herr Jesus ist bei ihnen, schläft aber. Die Jünger wecken ihn und fragen: „Warum schläfst du?“ Diese Geschichte zeigt, dass einerseits der Herr Jesus als Mensch im Himmel ist und wiederkommen wird. Andererseits ist er aber auch der allgegenwärtige Gott. Deshalb hat er gesagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Matthäus 28). Manchmal scheint es in den Stürmen unseres Lebens, als ob der Herr schläft und die Sache nicht mehr unter Kontrolle hat. Doch das ist nur der Schein. Der Herr hat alles in der Hand und kann den Sturm stillen.
Als dritte Geschichte haben wir ganz am Ende der Apostelgeschichte die einzige Kirchengeschichte in der Bibel. Die Apostelgeschichte beschreibt etwa drei Jahrzehnte Christentum, von 32 bis 62 nach Christus. Am Schluss findet sich eine dramatische Schiffsreise von Paulus in Richtung Rom. Die Reise ist spannend und gefährlich, es kommt zu einem Schiffbruch. Doch alle Menschen an Bord werden am Ende gerettet. Diese Geschichte kann man auf die himmlische Welt übertragen. Die gesamte Kirchengeschichte lässt sich darin sehr detailliert erkennen. Man kann sie in sieben Abschnitte einteilen, die man mit den sieben Sendschreiben parallell setzen könnte. Das wäre ein eigenes Thema und eine Art Hausaufgabe.
Am Ende der Reise fährt das Schiff auf einen Felsen. Ein Teil des Schiffes bleibt zusammen, der andere Teil wird völlig von den Wellen zerschmettert. Die Menschen müssen teilweise auf Brettern schwimmen, um ans Land zu gelangen. Doch es gibt Rettung am Ende. So zeigt sich auch in der Endzeit genau diese Zweiteilung: Ein Teil der Kirche ist in Einheit, ein anderer Teil zerfällt in viele Stücke. Es gibt Trennung, Trennung und nochmals Trennung. Diese beiden Tendenzen prägen die Endzeit. Aber am Ende kommt alles gut: Alles, was Leben hat, wird gerettet und gelangt ins himmlische Reich.
Zum Abschluss könnte man ein Lied singen. Wer schlägt eines vor?