Der heutige Guterad trägt den Titel „Überschwarzhaftigkeit“.
In der Kirche zu Walton in der Grafschaft Surrey befindet sich ein Zaum für Lester Meuler. Dieser wurde in früheren Jahren dazu benutzt, die Zungen der Frauen daran zu hindern, ihre Ehemänner und Nachbarn zu belästigen. In den guten alten Zeiten hat man seltsame Dinge getan.
War dieser Zaum ein Beweis für das, was unser Pastor „die Weisheit unserer Altvorderen“ nennt, oder war er ein Stück unnötiger Grausamkeit? Manche gottlosen und boshaften Redensarten über die Frauen beruhen auf der allgemeinen Beobachtung, dass Frauen unendlich viel Schaden mit ihren Zungen anrichten. Stimmt das oder nicht?
Der Pflüger Hans möchte lieber einen anderen an seiner Stelle antworten lassen. Er muss nämlich zugeben, dass auch er kein Geheimnis für sich behalten kann und wie viele andere ein Plauderstündchen schätzt. Allerdings findet Hans keine Freude daran, andere Leute dabei herunterzuputzen, und er kann die Lästerungen, die einigen so sehr munden, nicht leiden.
Hans legt die Frage weiseren Leuten vor, als er selbst ist. Sind die Frauen in dieser Beziehung viel schlimmer als die Männer? Man sagt, dass Schweigen ein schöner Schmuck für eine Frau sei, dass es aber sehr wenig getragen werde. Ist das so?
Ist es wahr, dass eine Frau nur das verheimlicht, was sie nicht weiß? Sind Frauenzungen den Lämmerschwänzen gleich, die sich immer zubewegen? Stimmt das oder nicht? War jenes alte Gebet unnötig: "Gott bewahre uns vor großen Kanonen und vor Weiberzungen"?
Hans hat selbst eine ganz vortreffliche und stille Frau, deren Stimme so süß ist, dass er sie nicht zu oft hören kann. Darum ist er kein unparteiischer Richter in dieser Sache. Aber er hat auch etwas Sorge, dass einige andere Frauen lieber predigen als beten und keinen starken Kaffee brauchen, um ihre Mühlenräder in Bewegung zu setzen.
Jedoch, was für die Gans gut ist, ist auch gut für den Gänserich. Einige Männer verstehen das Klatschen und Tratschen ebenso gut wie die Frauen.
Wie schade, dass nicht eine Steuer auf Worte erhoben wird. Welche Einnahmen hätte der Staat dadurch! Aber leider ist das Reden steuerfrei.
Wäre für Lügen das Doppelte zu bezahlen, könnte die Regierung sämtliche Staatsschulden damit abtragen. Doch wer könnte dieses Geld einsammeln?
Das allgemeine Gerücht ist ein allgemeiner Lügner. Hörensagen ist halb gelogen. Eine Geschichte wird nicht kürzer, wenn man sie immer wieder erzählt. Wie ein Schneeball wächst ein Gerücht beim Rollen.
Wer viel redet, lügt viel. Wenn die Menschen nur das erzählen würden, was wahr ist, was für eine friedliche Welt hätten wir dann!
Schweigen richtet selten Schaden an, aber Reden ist eine Landesplage.
Schweigen ist Weisheit. Gemessen an diesem Satz gibt es nur wenige weise Männer und Frauen.
Stille Wasser sind tief, während die seichtesten Bäche am lautesten murmeln. Ein offener Mund lässt auf einen leeren Kopf schließen. Wenn ein Schrank Gold und Silber enthielte, würde er nicht ständig weit offen stehen.
Das Reden geschieht von selbst, aber es erfordert eine gute Portion Erziehung, um lernen zu können, ruhig zu sein. Wenn wir nur einmal wirklich reden müssen, sollten wir zumindest Lästerworte vermeiden und nicht hinter dem Rücken anderer sprechen.
Für den Geschichtenerzähler mag das Lästern ein Vergnügen sein, doch für den Verlästerten ist es der Tod. Wir können mit der Zunge genauso gut einen Mord begehen wie mit der Hand. Rufmord zählt zu den schlimmsten Übeln.
Wie sagte der Quäker zu seinem Hund?
„Ich will dich nicht schlagen, ich will dich nicht beschimpfen, aber ich will dir einen schlechten Namen anhängen.“
Nicht alle, die von Hunden angebellt werden, sind Diebe. Doch sie werden meistens so behandelt, als ob sie es wären. Denn man glaubt oft, dass dort, wo Rauch ist, auch Feuer sein müsse. Ebenso glaubt man, dass das, was jedermann sagt, wahr sein müsse.
Lasst uns also sorgsam sein, dass wir unserem Nächsten nicht an einer so empfindlichen Stelle verletzen, wie es sein guter Ruf ist. Es ist schwer, schmutzlos zu werden, wenn man einmal damit beworfen worden ist.
Wenn jemand erst einmal auf der schwarzen Liste der Leute steht, so kommt er selten wieder ganz davon herunter.
Wer nicht Unrecht reden möchte, dem ist es zu empfehlen, so wenig wie möglich zu reden. Denn wenn die Sünden aller Menschen auf zwei Haufen verteilt würden, so würde sich zeigen, dass die eine Hälfte Zungensünden sind.
Wir alle fehlen auf vielfältige Weise. Wer aber auch im Wort nicht fehlt, der ist ein vollkommener Mensch und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten (Jakobus 3,2).
Ihr Schwätzer und Schwätzerinnen, gebt das schmähliche Geschäft der Zuträgerei auf! Dient dem Teufel nicht länger als Blasebelge, mit denen er das Feuer des Streites schürt. Hört auf, die Leute gegeneinander aufzuhetzen!
Wenn ihr nicht ein Stück von eurer Zunge abschneiden könnt, so würzt sie wenigstens mit dem Salz der Gnade. Preist Gott mehr und tadelt eure Nachbarn weniger!
Jede Gans kann schnattern, jede Fliege kann eine wunde Stelle finden, jedes leere Fass kann tönen, und jeder Dornstrauch kann einen Menschen verletzen.
Wenn ihr den Mund haltet, werden euch keine Fliegen in den Hals kommen, und keine üble Nachrede wird herauskommen.
Denkt viel, aber sprecht wenig. Seid schnell zu arbeiten und langsam zu reden. Vor allem aber bittet den Gott aller Gnade: Bestelle, Herr, eine Wache für meinen Mund, eine Wache über die Tür meiner Lippen!
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit