Einführung in das Buch Hosea und die Bedeutung von Kapitel 3
Hier hätten wir jetzt eigentlich nur Zeit für Hosea heute, aber das ist ja nicht das Ziel. Wir wollen eine Einführung geben.
Ich gestalte es so, dass ich zumindest kleine Ausschnitte aus einem Prophetenbuch noch etwas genauer unter die Lupe nehme. So möchte ich speziell auf Kapitel drei eingehen.
Der Herr sprach zu mir: „Gehe wiederum hin, liebe eine Frau, die von ihrem Freund geliebt wird und Ehebruch treibt, so wie der Herr die Kinder Israel liebt, welche sich aber zu anderen Göttern hinwenden und Traubenkuchen lieben.“
Ich kaufte sie für fünfzehn Silberschäkel, einen Homier Gerste und einen Lettech Gerste. Und ich sprach zu ihr: „Du sollst mir viele Tage so bleiben, du sollst nicht Huren und keines Mannes sein.“ So werde auch ich dir gegenüber handeln.
Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben, ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer, ohne Wildsäule, ohne Ephod und Therafim. Danach werden die Kinder Israel umkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen.
Sie werden sich zitternd wenden zu dem Herrn und zu seiner Güte am Ende der Tage.
In Hosea bezeichnet der Ausdruck „die Kinder Israel“ im engeren Sinn das Nordreich, also die Kinder Israel im Gegensatz zu Juda. Es kann aber auch ganz Israel meinen, wie wir bereits gesehen haben. Wenn es um die Kinder Israel geht, die am Ende der Zeit nicht mehr Lo-Ammi sein werden, sondern Kinder des lebendigen Gottes, dann ist das die Bedeutung.
Die tragische Situation von Gomer und ihre symbolische Bedeutung
Hier haben wir eine tragische Situation vor uns. Die Frau, die Hosea geheiratet hat, schloss zwar einen Ehebund mit ihm, doch ihr altes Wesen wurde durch die Heirat nicht erneuert. Sie fiel erneut in Unzucht zurück.
Hosea musste leiden, so wie Gott unter Israel litt. Sein persönliches Schicksal sollte Israel deutlich machen, wie sehr Gott unter dem Abfall der Israeliten leidet.
Hosea erhielt den Auftrag, dieselbe Frau, die er in Kapitel 1 heiratete, weiterhin zu lieben. Er sollte sie wieder lieben, obwohl sie mit einem anderen Mann zusammen war. Offensichtlich geriet sie in eine Sklavensituation und musste sich verkaufen. Hosea kaufte sie als Sklavin zurück, wie wir in Vers 2 lesen.
Doch dieser Rückkauf, dieses Lösegeld, das Hosea zahlte, führte nicht dazu, dass die Situation plötzlich wieder in Ordnung war. Er sagte ihr, dass sie eine Zeit lang zwar zusammengehören, aber dennoch getrennt sein würden.
Gott erklärt, was das bedeutet: Sie haben keinen ehelichen Verkehr, aber sie soll auch keinen außerehelichen Verkehr haben.
Dann wird erklärt, welche Bedeutung diese eigenartige Situation der Enthaltsamkeit in der Ehe hat (Vers 4): Denn die Kinder Israels werden viele Tage ohne König bleiben, ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer und ohne Wildsäule.
Historischer Hintergrund und die Bedeutung der Enthaltsamkeit
Die zehn Stämme sind mit ihrem Götzendienst in die Gefangenschaft gegangen. Die zwei Stämme hingegen kehrten aus Babylon zurück.
Übrigens waren nicht nur diese zwei Stämme im Land. In der Zeit der Könige gab es viele Überläufer aus den zehn Stämmen, die ins Südreich kamen. Zum Beispiel werden unter Asa in 2. Chronik 15 verschiedene Personen aus unterschiedlichen Stämmen genannt, die ins Südreich kamen, weil sie erkannten, dass Gott mit den Juden in Jerusalem ist.
Auch später, in 2. Chronik 30 und 31, wird berichtet, dass es unter Hiskia viele Überläufer aus den zehn Stämmen im Südreich gab. So gab es schließlich zur Zeit des Herrn Jesus im Land Israel Israeliten aus allen zwölf Stämmen.
Daher war die Prophetin Hanna, die in Lukas 2 erwähnt wird, aus dem Stamm Aser. Sie war also nicht aus den Stämmen Juda, Benjamin oder Levi, was auch möglich gewesen wäre, sondern aus dem Stamm Aser.
Paulus sagt in der Apostelgeschichte 26 in einer Rede vor Agrippa, dass unser zwölfstämmiges Volk Gott Tag und Nacht dient. Auch Jakobus, der seinen Brief an messianische, also an Jesus Christus gläubige Juden schrieb, richtet seinen Gruß an die zwölf Stämme in der Zerstreuung.
Das muss man vor Augen haben: Der Herr Jesus kam vor zweitausend Jahren und bezahlte am Kreuz das Lösegeld für Israel. Doch es kam nicht zu einer Erneuerung der Beziehung Israels als mein Volk mit Gott. Stattdessen begann eine Zeit, in der Israel zwar keinen Götzendienst mehr trieb, aber dennoch keine Beziehung zu Gott hatte.
Die Situation Israels nach der Zerstörung Jerusalems und die prophetische Perspektive
Das jüdische Volk wurde ab dem Jahr 70 nach Christus auf alle fünf Kontinente zerstreut. Was es über die Jahrhunderte prägte, war ein Eifer für die Bibel, für Gottes Wort, sowie eine starke Religiosität, die das Volk zusammenhielt. Erst ab der Aufklärungszeit kam eine Öffnung und Verweltlichung ins Judentum, jedoch ohne eine wirkliche Beziehung zu Gott.
Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten keinen Staat mehr haben, ab dem Jahr 70. Ohne Schlachtopfer, die nur auf dem Tempelberg in Jerusalem erlaubt sind, haben sie keinen Tempel mehr und dürfen keine Opfer mehr darbringen. Daher hörte ab dem Jahr 70 der Opferdienst Israels auf.
Ohne Bild und ohne Therafim – Therafim sind Hausgötzen – war das Judentum der letzten zweitausend Jahre geprägt durch die Ablehnung von Götzendienst. Im Gegensatz zur früheren Geschichte im Alten Testament, die von Götzendienst geprägt war, lebte das Judentum in den folgenden zweitausend Jahren ohne Götzendienst, hatte aber dennoch ein Problem mit Gott: Es gab keine Gemeinschaft mit Gott.
Das bedeutet auch, dass es noch keinen Effort gab. Das Effort bezieht sich auf die hohe priesterliche Kleidung. Ab dem Jahr 70 hörte der hohe Priesterdienst auf. Doch dies sollte nicht ewig so bleiben. Israel würde nicht ewig ohne Staat bleiben, sondern nur viele Tage. Wer behauptet, Israel habe als Nation keine Verheißung mehr und das sei vorbei, übersieht die biblische Aussage.
Im Neuen Testament bedeutet ewige Verdammnis wirklich ewig und nicht „viele Tage“. Wenn es aber heißt, dass Israel viele Tage ohne König und Fürsten bleiben soll, dann ist das nicht ewig. Heute haben sie wieder Fürsten, denn das hebräische Wort „Sar“ bedeutet heute Minister in der Regierung. Die Sarim haben sie wieder.
Noch gibt es keine Schlachtopfer, aber diese sollen auch wiederkommen, denn seit 1967 gibt es das Tempelwerk wieder. Die Opfer sollen also nicht ewig wegbleiben, sondern nur viele Tage. Am dritten Tempel wird heute gearbeitet, und bereits werden Priester für den praktischen Opferdienst ausgebildet.
Die Wende soll kommen. Danach werden die Kinder Israel zurückkehren, besser gesagt, ins Land zurückkehren. Das ist das Zeichen der Endzeit. Dann wird die Erweckung für uns noch zukünftig nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden.
Sie werden den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen. David, ihr König, ist in dem berühmten rabbinischen Kommentar zu Hosea, unter anderem in Hosea Mezzudat David, der Messias. Am Ende der Tage wird das Volk ins Land ihrer Väter zurückkehren und den Messias suchen.
Das bedeutet, dass das Volk vor der Endzeit ein Problem mit dem Messias haben sollte. Sie werden keine Schlachtopfer mehr haben und keinen Staat mehr, aber keinen Götzendienst. All dies hat sich eindrücklich erfüllt.
Aufgrund dieser Stelle erkennen wir die Endzeit. Das ist die Zeit, in der wir leben – die Zeit, in der die Kinder Israel zurückkehren. Es ist nie die Zeit des Weltuntergangs, sondern die Zeit der Rückkehr der Juden ins Land und der Erneuerung Israels als Nation. Israel soll „Ami“ werden, das heißt „mein Volk“.
Die Stimme des Messias und die zukünftige Erweckung Israels
Noch eine Perle möchte ich aus Kapitel 5 hervorheben, wo man die Stimme des Messias in Vers 15 hört: „Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie ihre Schuld büßen und mein Angesicht suchen. In ihrer Bedrängnis werden sie mich eifrig suchen.“
Gott sagt hier, dass er wieder davongeht. Das bedeutet, er war gekommen, und der Herr Jesus war da. Doch das Volk war nicht bereit, den Messias zu empfangen. Deshalb ging der Herr Jesus wieder zurück an seinen Ort. Aber nicht für ewig.
Ich habe meine Bibel ganz speziell auf dieses Wort hin angestrichen: „bis sie ihre Schuld büßen und mein Angesicht suchen.“ Die dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit werden die große Drangsal sein. Israel wird in die größte Bedrängnis kommen, und dort wird die Erweckung geschehen.
Was werden sie dann beten? Jetzt folgt dieses wunderbare Bußgebet in Kapitel 6: „Kommt, lasst uns zum Herrn umkehren, denn er hat zerrissen und wird uns heilen, er hat geschlagen und wird uns verbinden. Nach zwei Tagen wird er uns wieder lebendig machen, am dritten Tag wird er uns aufrichten. Dann werden wir vor seinem Angesicht leben.“
Das ist der Aufruf zur Umkehr in der Drangsalzeit. Israel hat hier die Hoffnung, dass es quasi aus dem Tod wieder erweckt und belebt wird. Eine Parallele findet sich in Hesekiel 37, den Totengeweinen, die sagen, sie hätten keine Hoffnung, und trotzdem werden sie belebt.
Es ist alles poetische Sprache in Hosea, wie fast alles in den zwölf kleinen Propheten. Die erste Verszeile heißt 6,2: „Er wird uns nach zwei Tagen wieder beleben, am dritten Tag uns aufrichten.“ Das ist der sogenannte synonyme Parallelismus, der oft in der Poesie vorkommt. Zwei Zeilen drücken dasselbe aus, aber mit anderen Worten. Also sind „nach zwei Tagen“ und „am dritten Tag“ gleichbedeutend.
Der Herr Jesus ist für Israel gestorben und hat das Lösegeld bezahlt. In Hosea 3 ist er am dritten Tag auferstanden. Seine Auferstehung ist die Basis für die Erneuerung Israels in der Endzeit. Israel beruft sich hier auf das Leben am dritten Tag, nach zwei Tagen, am dritten Tag.
So werden sie vor seinem Angesicht leben. Durch Umkehr und Reue wird es am Ende der Zeit eine völlige Erneuerung Israels geben, sowohl der zwei als auch der zehn Stämme.
Aufbau des Buches Hosea und praktische Lehren
Dann möchte ich noch ein paar Worte zum Aufbau des Buches sagen. Wir haben eigentlich zwei große Teile: Römisch I ist die prophetische Botschaft durch Hoseas Ehe und Familie. Das sind die Kapitel eins, zwei und drei. Dieser Teil bildet einen eigenen Block. Diesen haben wir näher zusammen behandelt, also das Drama mit Gomer und die Bedeutung der Kinder mit ihren Namen.
Römisch II ist der Rest, also Kapitel vier bis zum Schluss. Diesen Teil teilen wir in drei Abschnitte auf. Man kann diesen Teil grob überschreiben mit „Gottes unbegreifliche Liebe“. Er führt aus dem Sumpf der Sünde hin zum herrlichsten Segen.
Zuerst haben wir Kapitel 4, Vers 1 bis 6, insbesondere Vers 3, betrachtet. Es geht um das Bußgebet, das wir gelesen haben, und um Israels moralischen Niedergang sowie seine Wiederherstellung durch Buße und Umkehr. Am Ende dieses Abschnitts sagt der Herr Jesus: „Ich gehe weg an meinen Ort zurück, bis sie ihre Schuld erkennen.“ Dann heißt es im Bußgebet: „Er wird kommen wie der Morgen, er wird kommen als die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln“, wie es Malachi am Schluss seines Buches sagt. Das beschreibt die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. So haben wir beide kommenden Herren dort auf engem Raum zusammen.
Zweitens folgt Kapitel 6, Vers 4 bis 11. Hier wird deutlich, dass Israel gerichtet werden muss. Nur Gottes Gnade kann eine Wiederherstellung möglich machen.
Drittens behandeln wir Kapitel 12 bis 14. Trotz der völlig verdorbenen Natur Israels kann Gott völlige Heilung bewirken. In diesem Teil wird darauf hingewiesen, wie verdreht in seinem Wesen Jakob war. Jakob war der Stammvater Israels und von Natur aus ein verdrehter Mensch. Doch so, wie Gott mit Jakob zum Ziel gekommen ist, wird er auch mit Israel als Nation zum Ziel kommen und Heilung bewirken.
Hosea, das habe ich unter charakteristische Ausdrücke aufgeführt, bedeutet Heil und Rettung.
Praktische Lehren aus dem Buch Hosea
Erster Punkt: Das Buch zeigt folgende praktische Lehren.
Erstens: Gottes Liebe ist unbegreiflich. Gomer wurde also nicht endgültig verworfen, sondern es gab eine Wiederherstellung.
Zweitens: Bei Gott gibt es selbst für hoffnungslose Fälle Hoffnung. Dieses Buch macht uns prinzipiell Mut, wenn wir mit scheinbar hoffnungslosen Fällen zu tun haben. Gott kann selbst völlig verdrehte und verkehrte Menschen erneuern.
Drittens: Buße und Reue führen zu einer völligen Wiederherstellung. Es gibt keinen anderen Weg zur Erneuerung und Wiederherstellung als die Buße. Das wird in Hosea besonders eindrücklich dargelegt.
Der Stil des Buches ist überaus unruhig. Diese Unruhe spiegelt die ganze Not wider, die Hosea durch seine ehebrecherische Frau erleben musste. Gleichzeitig drückt diese Unruhe Gottes Unruhe für Israel aus. Gott konnte nicht ruhen und wird nicht ruhen, bis er Israel zur Ruhe gebracht hat.
Einführung in das Buch Joel und seine zeitliche Einordnung
Jetzt wenden wir uns dem Buch Joel 1,1 zu: Das Wort des Herrn, das zu Joel, dem Sohn Petuels, geschah. Hört zu, ihr Alten, und nehmt es zu Ohren, alle Bewohner des Landes! Ist so etwas in euren Tagen geschehen oder in den Tagen eurer Väter? Erzählt davon euren Kindern, und eure Kinder ihren Kindern, und ihre Kinder dem folgenden Geschlecht.
Was der Nager übriggelassen hatte, fraß die Heuschrecke, und was die Heuschrecke übriggelassen hatte, fraß der Abfresser. Was der Abfresser übriggelassen hatte, fraß der Betilger.
Wachet auf, ihr Trunkenen, und weint und heult, alle ihr Weinsäufer, über den Most! Denn er ist weggenommen von eurem Mund. Denn eine Nation ist über mein Land heraufgezogen, mächtig und ohne Zahl. Ihre Zähne sind Löwenzähne, und sie hat das Gebiss einer Löwin. Sie hat meinen Weinstock zu einer Wüste gemacht und meinen Feigenbaum zerknickt. Sie hat ihn gänzlich abgeschält und hingeworfen; seine Ranken sind weiß geworden.
In diesem Buch finden wir keine Königsnamen, die uns bei der Datierung helfen würden, wie es bei Hosea möglich war. Doch wir können das Buch Joel aufgrund seiner Einordnung im Kanon des Alten Testaments datieren. Es wird unter die assyrischen Bücher eingeordnet. Damit ist es ganz eindeutig vorexilisch, also vor der babylonischen Gefangenschaft, und wurde zur Zeit des salomonischen Tempels, des ersten Tempels, geschrieben.
Joel beschreibt eine katastrophale Heuschreckenplage. Es stellt sich die Frage: Handelt es sich um ein Ereignis, das zu seiner Zeit über Israel gekommen ist, oder ist es bereits Endzeitprophetie? Ich werde deutlich machen, dass es sich hier nicht um ein Ereignis zu seiner Zeit handelt. Bereits ab Kapitel 1, Vers 2 ist es Prophetie im Blick auf die Endzeit.
Wir finden nirgends im Buch der Könige oder der Chroniken einen Hinweis darauf, dass eine solche Heuschreckenplage, wie sie hier beschrieben wird und das ganze Land völlig verwüstet hätte, in dieser Zeit geschehen ist. Wäre es der Fall gewesen, müssten wir dies in den Berichten der Könige erwarten.
Was hier beschrieben wird, ist eine symbolische Darstellung einer Endzeit-Invasion durch eine Nation, die Israel völlig verwüsten wird. Diese wird mit einer Heuschreckeninvasion verglichen.
Symbolik der Heuschreckenplage und ihre ökologische Bedeutung
Diese Ausdrücke in Vers 4 – Nager, Heuschrecke, Abfresser, Vertilger – sind Übersetzungen von vier hebräischen Begriffen, die alle Heuschrecken bezeichnen. Teilweise beziehen sie sich auf Heuschrecken in einem bestimmten Entwicklungsstadium.
Eine Heuschreckeninvasion, die nicht einfach so geschieht, dauert eine gewisse Zeit. Heuschrecken gibt es immer, sie sind ständig vorhanden. Doch plötzlich beginnt etwas in ihrem Verhalten sich zu verändern. In der Physiologie der Heuschrecke findet eine plötzliche Umstellung statt. Ab diesem Zeitpunkt können sie nur noch zwei Dinge: sich vermehren und fressen.
Heute weiß man bereits, welche ökologischen Bedingungen diesen Wechsel auslösen können. Deshalb besteht heute unter Umständen eine bessere Chance, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Dennoch habt ihr sicher von der verheerenden Invasion in Afrika gehört, die sich immer weiter nach Norden ausbreitet – nach Marokko, Algerien. Die Auswirkungen sind katastrophal.
Die Vereinten Nationen haben bereits erklärt, dass diese Invasion biblische Dimensionen angenommen hat. Das bedeutet, dass die Lage absolut katastrophal ist. Diese Heuschrecken gab es schon immer, doch plötzlich „macht es Klick“: Der gesamte Stoffwechsel ändert sich, und die Tiere können nur noch fressen und sich vermehren.
Dann sind es Milliarden von Heuschrecken, die das Sonnenlicht verdunkeln können. Wenn sie über einen Landstrich ziehen, ist in kürzester Zeit alles abgefressen. Nichts bleibt übrig. Die Hungersnot ist in solchen Fällen unausweichlich.
Das Thema des Buches Joel und die Endzeitvision
Nun, was ist das Thema des Buches Joel? Ganz kurz könnte man sagen: Sein Thema lautet „Aus der Finsternis zum Licht“, angelehnt an Psalm 112, Vers 4: „Dem Gerechten geht Licht auf in der Finsternis.“
In einer modernen Zusammenfassung kann man die Botschaft, die Joel vermittelt, folgendermaßen beschreiben: Die islamische Großkoalition unter der Führung Syriens wird Israel völlig überrennen und verwüsten. Dies geschieht in der großen Drangsalzeit, wie sie in Matthäus 24,21 beschrieben wird. Der Ewige wird schließlich persönlich eingreifen, diese Heere vernichten, den jüdischen Überrest befreien und ihn in den Segen des messianischen Friedensreiches führen.
Die Koalition wird in Joel 2,1 beschrieben: „Stoß in die Posaune auf Zion und blas Lärm auf einem heiligen Berge! Beben sollen alle Bewohner des Landes, denn es kommt der Tag des Herrn, denn er ist nahe, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und der Wolkennacht. Wie die Morgendämmerung ist es ausgebreitet über die Berge, ein großes und mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter und Geschlechter. Vor ihm her verzehrt das Feuer, und nach ihm lodert die Flamme. Vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, und nach ihm eine öde Wüste. Und auch lässt es keine Entkommenen übrig.“
Hier wird also ein Angriff auf Israel beschrieben durch eine riesige Armee, wie sie Israel in seiner gesamten Geschichte noch nie gegenübersah. Diese Armee kommt vom Norden, wie es in Kapitel 2, Vers 20 heißt: „Und ich werde den von Norden Kommenden von euch entfernen.“ Es handelt sich also um einen Angriff aus dem Norden.
Dieser Angriff wird in vielen Bibelstellen ausführlich beschrieben. Der Angriff des Königs des Nordens, der Israel völlig überrennen wird in der Endzeit, ist genau beschrieben. Man kann klar sagen, wer der König des Nordens ist. In Daniel 11 ist alles von Vers 1 bis Vers 35 erfüllt. Danach springt die Prophetie in Vers 36 in die Endzeit, die noch nicht erfüllt ist. In den ersten 35 Versen finden sich etwa 150 Prophezeiungen, die alle nachweislich in der Geschichte erfüllt wurden.
Der König des Nordens führt dauerhafte Auseinandersetzungen mit dem König des Südens. Der König des Nordens war immer Syrien, und der König des Südens war immer Ägypten. In der erfüllten Prophetie meint man Großsyrien, das bis nach Pakistan reichte. Dieses Großsyrien ist der König des Nordens, der in der Endzeit kommt und Israel vollständig überrennt.
In anderen Schriftstellen, zum Beispiel bei den Propheten Micha und Jesaja, wird dieser Endzeitangriff aus dem Norden als der Assyrer bezeichnet. Assyrien, ein Großreich, das aus vielen Völkern bestand, wird in der Endzeit Israel völlig überrennen.
Deshalb habe ich in der Zusammenfassung gesagt: Die islamische Großkoalition unter der Führung Syriens, der König des Nordens, Assur oder der Assyrer. Diese Feinde Israels werden sich zusammenschließen, und ihr Ziel ist die Vernichtung Israels.
In Psalm 83 kann man selbst nachlesen, wie dort ein Bündnis beschrieben wird von all den Völkern rund um Israel im Nahen Osten, die sich verbünden mit dem Ziel, wie es in Psalm 83, Vers 5 heißt: „Sie sprechen: Kommt, lasst uns sie vertilgen, dass sie keine Nation mehr seien, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel.“ Dann werden die Völker genannt, die daran beteiligt sind.
Joel beschreibt also diese Invasion und vergleicht sie mit einer Heuschreckenplage.
Verbindung von Kapitel 1 und 2 in Joel und die Endzeitarmee
Ich muss aber immer noch den Beweis erbringen, dass Kapitel 1 nun wirklich bereits den Endzeitfeind meint. Vergleichen wir das mit Kapitel 2, bei dem sich alle Ausleger einig sind, dass es hier um eine konkrete menschliche Armee gegen Israel geht.
Diese Armee wird in Kapitel 2, Vers 25 so beschrieben: „Und ich werde euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecke der Abfresser und der Vertilger und der Nagel gefressen haben, mein großes Heer, das ich unter euch gesandt habe.“
Merken wir uns: In Kapitel 2 geht es genau um denselben Feind wie in Kapitel 1. Auch hier wird die Heuschrecke genannt. Wenn man diese zwei Kapitel durchliest, wird klar, dass es sich nicht um Tiere handelt, sondern um eine menschliche Armee. Diese Armee ist so groß, wie es noch nie eine gegeben hat, die gegen Israel gekommen ist.
Dieser Angriff – der Krieg des Nordens, des Assyrers – wird eigentlich der Auftakt für die große Endzeit sein. Jesus sagte in Matthäus 24, Vers 15: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung stehen seht, an heiligem Ort, wer es liest, der beachte es.“ Und in Vers 21: „Denn dann wird große Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt hin nicht gewesen ist und auch nie wieder sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.“
Der dritte Tempel wird wieder gebaut werden. Ich habe das schon erwähnt. Dieser dritte Tempel wird durch den Antichristen, der als falscher Messias und Herrscher in Israel auftreten wird, verunreinigt werden. Er wird ein Götzenbild im Tempel aufstellen, um den dritten Tempel zu entweihen. Nach 2. Thessalonicher 2 wird er in das Tempelhaus gehen, sich im Allerheiligsten niedersetzen und sagen, dass er Gott sei.
Jesus sagt, dass dieses Ereignis – der Gräuel der Verwüstung am heiligen Ort – der Auftakt zur großen Drangsal sein wird. Wenn die Masse in Israel diesen falschen Messias annimmt und seinen Götzendienst akzeptiert, dann wird Gott seine schützende Hand von Israel wegnehmen. Darum wird diese Invasion möglich sein.
Seit 1948 haben wir mehrmals versucht, Israel auszulöschen. Jedes Mal wurden die Feinde besiegt. Aber sobald die Masse in Israel diesen Götzendienst und den Antichristen akzeptiert, wird Gottes schützende Hand weggehen.
Diese Zeit beschreibt nun Joel. Und zwar beschreibt er sie sehr eng in Verbindung mit dem Tempel.
Die Rolle des Tempels und die Notwendigkeit der Buße in Joel
Lesen wir nochmals Joel 1, diesmal Vers 8: "Wehklage wie eine junge Frau, die mit Sacktuch umgürtet ist, wegen des Gatten ihrer Jugend."
Man soll so schmerzhaft weinen wie eine junge Frau, die ihren Verlobten durch den Tod verliert.
In Vers 9 heißt es weiter: "Speisopfer und Trankopfer sind weggenommen vom Haus des Herrn, es trauen die Priester, die Diener des Herrn."
Was wird hier erwähnt? Speisopfer und Trankopfer, die jetzt plötzlich nicht mehr gebracht werden können. Der Tempel wird genannt, denn diese Opfer sind "weggenommen vom Haus des Herrn". Auch die Priester werden erwähnt. Das sind die Priester des dritten Tempels.
Das ganze Land wird verwüstet, sodass man keine Speisopfer mehr aus dem Mehl des Getreides bringen kann, und auch kein Trankopfer mehr aus dem Wein, der von den Weinstöcken stammt. Das Feld ist verwüstet, der Erdboden trauert, das Korn ist zerstört, der Most ist vertrocknet und das Öl verwelkt.
Es heißt: "Seid beschämt, ihr Ackerleute, heult, ihr Winzer, über den Weizen und über die Gerste! Denn die Ernte des Feldes ist zugrunde gegangen, der Weinstock ist verdorrt und der Feigenbaum verwelkt."
Nun Vers 13: "Umgürtet euch und wehklagt, ihr Priester! Heult, ihr Diener des Altars! Kommt über Nacht im Sacktuch, ihr Diener meines Gottes! Denn Speisopfer und Trankopfer sind dem Haus eures Gottes entzogen."
Man merkt, hier wird zu Gott gerufen. Es werden nicht nur die Priester erwähnt, sondern auch der Altar als konkrete bauliche Struktur des Tempels.
In Vers 14 heißt es: "Heiligt ein Fasten, ruft eine Festversammlung aus, versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes, zum Haus des Herrn, zum Tempel eures Gottes, und schreit zu dem Herrn!"
Der dritte Tempel ist entweiht, das Land verwüstet. Man kann ohnehin keine Opfer mehr bringen. Dennoch wird das Volk aufgerufen, sich im Tempel zu versammeln und eine Bußversammlung abzuhalten, damit Gott sein Volk noch aus der Not rettet.
Dann wird der Tag des Herrn beschrieben: "Ach, über den Tag, denn nahe ist der Tag des Herrn, und er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen."
Der Tag des Herrn ist in der Bibel stets der Tag des Gerichts bei der Wiederkunft Christi. Die große Drangsal ist gewissermaßen wie das Morgengrauen, das dem Aufgehen der Sonne der Gerechtigkeit vorausgeht.
In Vers 16 heißt es: "Ist nicht die Speise von unseren Augen weggenommen, Freude und Wonne von dem Haus unseres Gottes?"
Man merkt sich: Hier handelt es sich um ein eigentliches Tempelbuch. Immer wieder wird der dritte Tempel erwähnt, die Samenkörner sind vernichtet usw.
Die Dringlichkeit der Umkehr und die Vorbereitung auf den Tag des Herrn
Und jetzt lesen wir Kapitel 2, Vers 1 nochmals: Stosst in die Posaune, im Schofahorn auf Zion, und blast Lärm auf meinem heiligen Werk. Das Schofahorn als rituelle Trompete im Tempel soll geblasen werden, um eine Fußversammlung einzuberufen. Mein heiliger Berg ist der Tempelberg Zion in Jerusalem.
Warum soll man das machen? Denn es kommt der Tag des Herrn. Dann wird eine Nation beschrieben, die Israel völlig überrennt. Vor dieser Nation ist das Land wie der Garten Eden, doch danach ist alles verbrannt (Vers 3). Das Land Israel wurde ja in der Folge des Jahres 70 n. Chr. eine Wüste. Der Höhepunkt der Verwüstung wurde im 19. Jahrhundert erreicht.
Mark Twain besuchte Israel im Jahr 1868 und schrieb in seinem Buch „Innocents Abroad“: Das Land ist schwerlich bewohnt, es hat nichts Liebliches für das Auge, es ist ein Land ohne Perspektive, gebrochen, ohne Hoffnung.
Dann begann die jüdische Einwanderung ab 1882. Man pflanzte Abermillionen von Bäumen, und das verwüstete Land wurde ein Garten. Es ist ein Garten geworden, aber er wird nochmals verbrannt.
Jetzt lesen wir Kapitel 2, Vers 11. Hans, wann ist die nächste Pause angesetzt? Um halb, also noch ein paar Sekunden. Wir sehen, dass wir da wirklich in der Drangsalzeit sind.
Kapitel 2, Vers 10: Vor ihnen erbebt die Erde, erzittert der Himmel, Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz. Der Herr lässt vor seinem Heer seine Stimme erschallen, denn sein Heerlager ist sehr groß.
Denn der Vollstrecker seines Wortes ist mächtig. Groß ist der Tag des Herrn und sehr furchtbar – wer kann ihn ertragen? Man sieht, diese Armee kommt als Feinde Israels, um alles zu verwüsten. Gleichzeitig ist sie aber Gottes Zuchtrute gegen Israel. Es ist der Vollstrecker seines Wortes.
Wir sehen, dass diese Zeit bereits der Tag des Herrn ist.
Nun Vers 12: Aber auch jetzt noch spricht der Herr: Kehrt um zu mir mit eurem ganzen Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen. Zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider. Kehrt um zu dem Herrn, eurem Gott, denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte. Er lässt sich des Übels geräuen.
Wer weiß, vielleicht möchte er umkehren und es sich gereuen lassen. Er möchte Segen hinter sich zurücklassen, Speisopfer und Trankopfer für den Herrn, euren Gott.
Stosst in die Posaune auf Zion, wie das Schofahorn. Heiligt ein Fasten, ruft eine Festversammlung aus, versammelt das Volk, heiligt eine Versammlung. Bringt die Ältesten zusammen, versammelt die Kinder und die Säuglinge an den Brüsten.
Der Bräutigam trete aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem Gemach. Die Priester, die Diener des Herrn, sollen weinen zwischen der Halle und dem Altar.
Die Halle, Ulam, ist die Vorhalle vor dem Heiligen. Im salomonischen Tempel war das so, im zweiten Tempel ebenfalls, und im dritten Tempel wird das wieder so sein. Hier wird ganz konkret die Halle erwähnt und der Altar. Dieser Bereich zwischen Tempelhalle und Altar war besonders heilig.
Dort sollen die Priester stehen und beten: Schone, Herr, dein Volk, und gib nicht dein Erbteil der Schmähung hin, dass sie den Nationen zur Spottrede seien. Warum soll man unter den Völkern sagen: Wo ist ihr Gott?
Israel wird völlig überrannt, und die einzige Hoffnung ist nun nicht mehr militärischer Art, sondern Buße und Umkehr, eine nationale Umkehr im dritten Tempel.
Wir werden nach dieser Phase sehen, dass dann Gottes Eingreifen ab Vers 8 kommt.