Einführung: Die Bedeutung von Pfingsten und der Predigttext
Verschiedene repräsentative Umfragen der letzten Jahre ergaben, dass weniger als die Hälfte der Deutschen noch wissen, was an Pfingsten geschah. Nach der textlichen Lesung hoffe ich nun, dass die Quote hier bei uns zumindest 100 Prozent beträgt.
Aber warum waren damals eigentlich so viele verschiedene Menschen aus den verschiedensten Nationen und Sprachen in Jerusalem? Was war der Anlass für Pfingsten, bevor der Heilige Geist ausgegossen wurde?
Nun, die erste Erwähnung des Festes, das später zum Pfingstfest wurde, finden wir in unserem heutigen Predigttext. Damit setzen wir unsere Predigtserie ganz passend heute fort, im zweiten Buch Mose, Kapitel 23. In den Versen 10 bis 33 lesen wir zum ersten Mal eine Erwähnung des Festes, das an Pfingsten gefeiert wurde, als der Heilige Geist kam.
Nachdem der Herr die zehn Gebote gegeben und diese durch viele weitere Gesetze und Rechtsordnungen ausgeführt hatte, folgt hier ein Abschnitt, in dem Gott sein Volk weiterhin in Form von Geboten dazu aufruft, ihm zu vertrauen und ihn anzubeten. Dabei betont Gott, dass er der Herr aller Zeiten ist.
Wir sehen in den Versen 10 bis 13, dass Gott der Herr unserer Zeit ist und wir ihn so anerkennen sollten. In den Versen 14 bis 19 geht es darum, Gott als den Herrn der Vergangenheit in Erinnerung zu rufen. Und schließlich behandeln die Verse 20 bis 33 das Vertrauen in Gott als den Herrn der Zukunft.
Das sind die drei Punkte dieser Predigt: Gott als den Herrn unserer Zeit anerkennen, Gott als den Herrn der Vergangenheit erinnern und Gott als den Herrn der Zukunft vertrauen.
Ich möchte mit uns beten, dass der Herr uns hilft, genau das zu tun:
Herr, das ist unser Gebet. Sprich du durch dein Wort zu uns. Zeig uns in deinem Wort, wer du bist und wie du bist, sodass wir lernen, dir unser tägliches Leben mehr anzuvertrauen. Schenk uns einen Blick und eine Erinnerung daran, dass du als der Herr der Vergangenheit immer gut geführt und treu versorgt hast.
Und, Herr, lenke unseren Blick auch auf dich als den Herrn, dem wir unsere Zukunft anvertrauen können. Tu das, damit wir gestärkt werden in unserem Glauben und im Vertrauen auf dich. So möge unser Leben mehr und mehr auf dich ausgerichtet sein und zu einem Leben der Anbetung führen.
Das ist unser Gebet in Jesu Namen, Amen.
Die Relevanz der alttestamentlichen Gebote für heute
Vorneweg wurde ich ermutigt, vielleicht noch einmal zu erklären, warum all das, was wir im zweiten Buch Mose lesen – vor allem in den Rechtsordnungen und Geboten – für uns heute noch relevant ist. Schließlich hat Gott damals zum Volk Israel gesprochen, in eine ganz andere Zeit hinein, und das Volk auf eine Zeit im gelobten Land vorbereitet, in der Gott selbst der Herr und Herrscher sein wollte.
Ganz kurz möchte ich daran erinnern, dass Jesus gesagt hat, dass er gekommen ist, um das Gesetz nicht aufzulösen, sondern um es zu erfüllen. Er fährt fort und sagt: „Denn wahrlich, ich sage euch, bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz.“ Das Gesetz hat also eine weitergehende Bedeutung. Das muss uns klar sein, schon allein deshalb, weil das Gesetz den Charakter des unveränderlichen Gottes offenbart.
Unsere Lebenswelt und unsere heilsgeschichtliche Situation haben sich verändert, aber Gott ist immer noch derselbe. Er will weiterhin exklusiv angebetet werden, und seine moralischen Maßstäbe haben sich natürlich nicht gewandelt.
Deswegen ist die Herausforderung beim Nachdenken über das Gesetz und beim Anwenden des Gesetzes auf uns immer folgende: Wir müssen zum einen schauen, welche Gesetze und Anordnungen sich wirklich auf den Gottesstaat Israel beziehen. Zum Beispiel trifft das zu auf bestimmte Anordnungen zu ganz konkreten Strafen bei bestimmten Vergehen. Letzte Woche haben wir einiges davon gehört. Diese Rolle hat heute nicht mehr das Gesetz, sondern unsere Gesetzgebung übernommen.
Gottes Gesetz ist in gewisser Weise in die Gesetzgebung eingeflossen, die wir heute haben – in die Gesetze, die uns unser Gesetzgeber gibt, der von Gott eingesetzt ist, wie uns Römer 13, Vers 1 sagt. Also diese konkreten Aufforderungen, bestimmte Strafen für bestimmte Dinge zu verhängen, stehen uns heute nicht mehr zu. Das ist für uns in dieser Weise heute nicht mehr direkt relevant.
Was im Gesetz weiterhin auf Jesus Christus hinweist und in ihm seine Erfüllung gefunden hat, gilt auch nicht mehr in genau gleicher Weise für uns hier und heute. Wir haben zum Beispiel Opfergesetze und rituelle Gesetze, die mit dem Tempeldienst zu tun haben. Uns ist klar, dass in Jesus Christus derjenige gekommen ist, auf den all diese Gesetze hinweisen. Sie sind Schatten und Abbilder von dem, was wir in Christus haben.
Sie lehren uns aber auch ewige Prinzipien. Ich glaube, das ist uns auch klar: Auch wenn wir heute keine Opfer mehr bringen, soll unser Leben trotzdem ein Leben der Anbetung sein. Wir hören nicht auf, anzubeten. Wir folgen nicht mehr genau den Anordnungen für Opfer und Tempeldienst, aber wir tun im Grunde immer noch dasselbe.
Prinzipiell gelten diese Gesetze also auch heute für uns, aber in der konkreten Umsetzung haben sie in Jesus Christus ihre Erfüllung gefunden.
Dann gibt es schließlich die Moralgesetze. Diese gelten unverändert, weil Gottes Standard dafür, was richtig und falsch ist, sich nicht geändert hat.
Wer noch mehr dazu hören möchte, dem möchte ich den Pastoren-Podcast empfehlen, den Matthias Mockler und ich jede Woche aufnehmen. Jeden Samstag wird eine neue Folge veröffentlicht. Letzte Woche haben wir genau über diese Thematik einen ganzen Podcast gemacht, etwa 35 Minuten lang, in dem wir diese Fragestellung ausführlich besprochen haben. Wer noch mehr darüber nachdenken möchte, findet dort weitere Informationen.
Die zeitliche Dimension Gottes und die Bedeutung von Ruhe
Jetzt aber zum heutigen Predigttext.
Hier sehen wir, dass Gott zwar manches in die konkrete heilsgeschichtliche Situation Israels hineinspricht, aber andererseits möchte ich kurz um Aufmerksamkeit bitten. Wir haben Kinder lieb, und das ist auch gut so. Trotzdem sind gerade viele Leute ziemlich abgelenkt. Im Foyer kann man die Predigt hören, sie wird übertragen und auf einem Screen gezeigt.
Wir haben also eine hohe Wertschätzung für Kinder, und so manches Geräusch ist vollkommen in Ordnung. Manchmal wird es dann aber doch ein bisschen viel. Danke für eure Rücksichtnahme.
Noch einmal zurück zum heutigen Predigttext: Gott spricht hier konkrete Situationen aus dem Volk Israel an. Er spricht in die damalige Situation hinein. Deshalb werden wir nicht alles eins zu eins umsetzen können – und das müssen wir auch nicht.
Aber wir lernen wichtige, ewig gültige Prinzipien, die auch heute noch gelten. Ich hoffe, dass wir den Text heute so hören und ihn dann angemessen und richtig, so wie Gott es will, auf uns anwenden können.
Gott als Herr unserer Zeit: Sabbat und Sabbatjahr
Als Erstes wollen wir sehen, wie Gott uns in den Versen zehn bis zwölf beziehungsweise zehn bis dreizehn zeigt, dass wir ihn als den Herrn unserer Zeit anerkennen sollen. Ich lese uns erst einmal die Verse zehn bis zwölf vor:
„Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seine Früchte einsammeln, aber im siebten Jahr sollst du es ruhen und liegen lassen, damit die Armen unter deinem Volk davon essen, und was übrig bleibt, mag das Wild auf dem Felde fressen. Ebenso sollst du es halten mit deinem Weinberg und deinen Ölbäumen. Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun, aber am siebten Tag sollst du feiern, damit dein Rind und Esel ruhen und der Sohn deiner Sklavin sowie der Fremdling sich erquicken.“
Das sind also hier konkrete Anordnungen, die das vierte Gebot weiter auslegen. Im vierten Gebot, der Anordnung des Sabbats, wird hier weiter angewandt, und wir sehen in den Versen zehn und elf, dass es neben dem Sabbattag auch ein Sabbatjahr gab.
Bei der Anordnung wird deutlich, dass Gott mit dem Sabbat grundsätzlich das Wohl der Menschen im Sinn hat. Im Sabbatjahr sollen die Armen von dem essen, was dann trotzdem weiter auf dem Land wächst. Das heißt, die Armen sollen versorgt sein. Und wenn die Menschen gegessen haben, dann soll das, was übrig bleibt, den Tieren gegeben werden. Hier ist also Versorgung vorgesehen für die, die nichts haben.
Ähnlich ist es mit dem Sabbattag. Er ist vor allem für die Menschen und die Tiere gedacht, die besonders hart arbeiten mussten. Sie sollten nun einen freien Tag pro Woche haben, einen Tag, um zur Ruhe zu kommen und sich zu erquicken.
Nun wird immer wieder diskutiert, was das Sabbatgebot für uns heute bedeutet. Tatsächlich wird oft darauf verwiesen, dass das Sabbatgebot das einzige der zehn Gebote ist, das im Neuen Testament nicht explizit erwähnt wird. Ich glaube sogar, es geht noch ein bisschen weiter, denn in Kolosser 2,16 lehrt Paulus:
„Lasst euch von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das ist alles nur ein Schatten des Zukünftigen, leibhaftig aber ist es in Christus.“
Also ist auch der Sabbat ein Schatten, ein Abbild, und leibhaftig in Jesus Christus.
Tatsächlich macht Jesus Christus in Matthäus 11 deutlich, dass wir die Ruhe, um die es hier geht, nicht einfach durch einen Tag der Ruhe finden, sondern vor allem dadurch, dass wir zu Jesus Christus kommen. Einen Tag in der Woche zu haben, an dem wir uns bewusst auf ihn ausrichten, beginnt mit einer erstmaligen Ausrichtung und geht dann weiter mit einer regelmäßigen Neuausrichtung.
So ruft Jesus uns zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Indem wir zu ihm kommen und von ihm lernen, sagt er: „So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“
In gewisser Weise weist uns der Sabbat genau darauf hin: Das Halten des Sabbats ist ein Ausdruck davon, dass wir wissen, dass wir Ruhe brauchen, dass wir Erquickung brauchen und dass Gott für uns sorgt. Deshalb können wir zu ihm kommen und alles andere einfach mal liegen lassen.
Wir brauchen diese besonderen Zeiten, in denen wir sagen: Das Feld und den Weinberg kann man ein Jahr lang brachliegen lassen, den Angestellten kann man einen Tag in der Woche freigeben. Wir müssen nicht mit aller Kraft und allem, was irgendwie geht, arbeiten, um genug zu haben. Gott sagt uns zu: „Ich sorge für euch.“ Deshalb könnt ihr euch mir anvertrauen, könnt eurem Land eine Pause gewähren und euren Arbeitern eine Pause geben. In dieser Zeit könnt ihr zu mir kommen.
Ich predige diesen Text vielleicht mehr zu mir selbst als zu irgendjemand anderem. Aber als Christen können wir getrost auch mal zur Ruhe kommen und uns erholen, im Vertrauen darauf, dass Gott uns versorgt. Das kann man mit einem Tag in der Woche machen, das kann man auch mit der Nacht machen, in der man schlafen kann.
Ihr müsst nicht bis zum Anschlag arbeiten und alle Sorgen mitnehmen, sodass ihr gar nicht schlafen könnt. Gebt eure Sorgen ab, vertraut euch Gott an, und er wird euch Ruhe geben. Darum geht es.
Tatsächlich wissen wir das doch als Christen. Wir wissen, wie Gott für uns auf außerordentliche Art und Weise gesorgt hat, in einem Bereich, in dem wir nichts selbst hätten tun können. Und wenn wir uns noch so sehr anstrengen, werden wir nie aus eigener Kraft vor Gott bestehen können. Deshalb kommt Gott und sorgt für uns.
Wie fragt Paulus so schön rhetorisch in Römer 8,31-32: „Ist Gott also für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“
Wir können zur Ruhe kommen vor Gott.
Ihr Lieben, versteht mich nicht falsch: Das ist kein Aufruf, faul zu sein. Nicht, dass man nichts mehr macht und sich zurücklehnt, weil Gott einen ja versorgen kann. Das ist unbiblisch und darauf liegt kein Segen. Ich hoffe, das ist uns klar.
Aber es ist ein Aufruf, unsere menschlichen Begrenzungen anzuerkennen und zu akzeptieren, dass wir auch mal Ruhe brauchen – die Ruhe, die uns Gott verordnet hat.
Zwar lehrt uns das Neue Testament nicht nur in der Stelle aus Kolosser 2, sondern zum Beispiel auch in Römer 14,5-6, dass wir nicht mehr einen ganz besonderen Tag halten müssen. Doch wissen wir, dass Gott uns so geschaffen hat, dass wir Ruhe brauchen.
Tatsächlich ist es so, dass wir die Ruhe, die wir wirklich brauchen, nicht einfach nur durch Ausruhen finden, sondern vor allem bei Jesus. Wir brauchen also beides: Ruhe für unseren Körper, aber vor allem Ruhe für unsere Seelen, die wir bei Jesus finden.
Deshalb ist es interessant, dass das Neue Testament zwar den Sabbattag nicht wieder aufgreift, aber doch sagt, dass wir die regelmäßigen Versammlungen der Gläubigen nicht versäumen sollen. In gewisser Weise ist das Sabbatgebot übergegangen in ein neutestamentliches Gebot, sich regelmäßig zu treffen, um sich bewusst auf Jesus Christus auszurichten, bei dem wir Ruhe finden.
Warnung vor Götzendienst und Aufruf zur Anbetung
Ich möchte das ganz bewusst jetzt auch in dieser Jahreszeit sagen, wo das Wetter schön wird und die Berge und Seen locken. Das ist ja der große Vorteil, wenn man in München lebt – im Gegensatz zu Norddeutschland, wo ich herkomme. Hier ist im Sommer ein Freizeitangebot geboten wie sonst nirgends. Das ist ein gutes Geschenk Gottes. Preist den Herrn für Berge und Seen, und wir dürfen das genießen.
Aber ich habe die Befürchtung, dass auch bei Christen manchmal diese Freizeitaktivitäten fast den Status eines Götzendienstes bekommen. Sie werden wichtiger als das, was uns wirklich Ruhe und Erquickung bringt.
Wenn ich noch eine Illustration für diese Predigt gebraucht hätte, dann hätte ich sie gestern Nachmittag bekommen. Ich habe sie tatsächlich genommen und bringe sie euch jetzt.
Gestern Nachmittag war nicht wirklich Gottesdienst, aber wir waren mit einigen Leuten aus der Gemeinde eingeladen zu einem Lobpreis-Nachmittag und -Abend. Zuerst sollte es ein bisschen Kaffee und Kuchen geben, später noch etwas anderes. Zwischendrin sollte Lobpreis sein. Dann wurde gesagt: „Ja, vielleicht haben wir auch noch ein bisschen Zeit, um uns das Bundesligafinale anzuschauen.“
Die Männer, die sich für Fußball interessierten, wurden sehr nervös, weil sich alles ein bisschen verzögerte. Als wir dann mit dem Lobpreis anfingen, begann ungefähr die zweite Halbzeit im Bundesligafinale. Für einen Moment dachte ich: Boah, das Timing ist jetzt echt blöd. Da musste ich an meine Predigt denken, konnte mein Handy in die Hosentasche stecken und sagte mir, die Ergebnisse kann man zwischendurch mal checken. Wir haben es tatsächlich noch geschafft, die letzten drei Minuten zu sehen.
Für mich war das eine gute Erinnerung daran, was wirklich Bedeutung hat: die Anbetung Gottes. Wir müssen den Sieg, den wir bei Jesus haben, nicht jedes Jahr neu verteidigen mit Hängen und Würgen. Der Sieg ist gewiss. Jesus verdient unsere Anbetung – und nicht der Götze oder wie auch immer die anderen Spieler heißen.
Wer jetzt nicht weiß, warum die lachen: Das war einer meiner manchmal etwas schrägen Wortwitze.
Die Warnung vor dem Götzendienst und der Aufruf zur Anbetung zieht sich wirklich durch den ganzen Predigttext hindurch. In Vers 13 kommt ihr zum Abschluss dieser Anordnung ein erster solcher Aufruf: „Alles, was ich euch gesagt habe, das haltet. Aber die Namen anderer Götter sollt ihr nicht anrufen, und aus eurem Mund sollen sie nicht gehört werden.“
Diese Warnung sehen wir immer wieder. Ich werde sie jetzt nicht jedes Mal, wenn sie auftaucht, noch einmal erwähnen. Stattdessen mache ich das einmal im Blog, damit uns klar ist: Das ist so eine Grundthese, die sich durch den ganzen Text zieht. Betet Gott an und nicht die Götzen! Deswegen beachtet die Prinzipien, die ich euch hier lehre.
Ja, in Vers 18 und 19 kommt das noch einmal im Hinblick auf die Feste. Dort werden bestimmte Praktiken verboten, die wahrscheinlich mit dem Heidentum zu tun haben. In Vers 24 folgt noch einmal ein Aufruf, der sehr ähnlich ist wie der in Vers 13. Es geht darum, dass die Götter der anderen Völker nicht angebetet werden sollen.
Wenn dann Israel das Land einnimmt, heißt es: „Du sollst ihre Götter nicht anbeten, noch ihnen dienen, noch tun, was sie tun. Du sollst ihre Steinmale umreißen und zerbrechen.“
Ganz am Ende unseres Predigttextes kommt noch einmal die Warnung: „Du sollst mit ihnen und mit ihren Göttern keinen Bund schließen. Lass sie nicht wohnen in deinem Land, damit sie dich nicht verführen und du nicht wieder sündigst. Denn wenn du ihren Göttern dienst, wird dir das zum Fallstrick werden.“
All das verdeutlicht letztendlich, dass Gott seinem Volk nicht einfach nur Ruhe geben will im Sinne von „Schlaf dich mal aus“ oder „Mach mal ein bisschen frei.“ Ruhe, Feste und all die Verheißungen für die Einnahme des eigenen, des gelobten Landes sind etwas, das Israel dazu befähigen soll, bei Gott Ruhe zu finden, ihn anzubeten und ihn nicht aus dem Blick zu verlieren. Es geht darum, sich auf ihn zu besinnen.
Dazu gibt Gott uns einen Wochenrhythmus: Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag sollst du feiern.
Gott als Herr der Vergangenheit: Feste zur Erinnerung an Gottes Treue
Ab Vers 14 lesen wir in einem zweiten Abschnitt, dass der Herr seinem Volk nicht nur einen wöchentlichen Rhythmus gibt und regelmäßige Ruhe verordnet als der Herr unseres Lebens, sondern dass er auch Zeiten schenkt, in denen wir uns bewusst auf ihn besinnen sollen. Er ist der Herr der Vergangenheit, der Herr, der in der Vergangenheit Großes getan hat. Dafür gibt Gott seinem Volk Feste.
Ich lese uns die Verse 14-19 vor: Dreimal im Jahr sollt ihr mir ein Fest feiern. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du so halten, dass du sieben Tage ungesäuertes Brot isst, wie ich dir geboten habe, im Monat Abib, denn zu dieser Zeit bist du aus Ägypten gezogen. Erscheine aber nicht mit leeren Händen vor mir.
Und das Fest der Ernte der Erstlinge deiner Früchte, die du auf dem Feld gesät hast, und das Fest der Leser am Ausgang des Jahres, wenn du den Ertrag deiner Arbeit eingesammelt hast vom Feld. Dreimal im Jahr sollen alle, die männlich sind unter dir, vor dem Herrn, dem Herrscher, erscheinen. Du sollst das Blut meines Opfers nicht zugleich mit dem Sauerteig opfern, und das Fett von meinem Fest soll nicht über Nacht bleiben bis zum Morgen.
Das Beste von den Erstlingen deines Feldes sollst du in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen. Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Muttermilch.
Wir lesen hier also die Anordnung für dreijährliche Feste. Das erste Fest ist das Fest der ungesäuerten Brote, das in enger Verbindung steht mit dem Passahfest. Diese beiden Feste, die wirklich eng zusammengehören, wurden schon kurz vor dem Auszug Israels aus der Sklaverei in Ägypten eingesetzt – im 2. Mose 12 und 13. Vor langer Zeit waren wir dort und haben über diese Feste gehört.
Das war also eine Einsetzung, die damals noch eine Zusage der kommenden Errettung war. Nach der Errettung sollte jedes Jahr daran gedacht werden, dass Gott der Herr sein Volk aus der Sklaverei gerettet hatte.
Wir wissen jedoch, dass auch diese Feste Schatten und Abbilder sind. Die Rettung, die damals geschah, von Israel aus Ägypten, war auch ein Schatten und Abbild einer größeren Rettung. Deshalb kam Gott nicht nur, um Israel durch Mose aus Ägypten zu retten, sondern Gott kam in Jesus Christus ganz selbst zu uns, um uns zu retten aus einer viel schlimmeren Knechtschaft – der Knechtschaft gegenüber der Sünde.
Jesus Christus kam, um für uns das Leben zu leben, das wir hätten leben sollen – ein Leben ohne Sünde. Dann nahm er die verdiente Strafe für unsere Schuld und unsere Sünden auf sich und starb am Kreuz von Golgatha stellvertretend für alle, die sich ihm zuwenden als den Retter und Herrn, den wir brauchen.
Er ist der Retter, den es anzubeten gilt. So gibt es keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind, die auf ihn vertrauen und durch den Glauben zu ihm gehören.
Wenn du heute hier bist und noch nicht sagen kannst, dass du diese Rettung erfahren hast, dann lade ich dich ein, diesen Retter und Herrn besser kennenzulernen. So kannst du eines Tages diese Rettung erinnern und feiern.
Wenn du Fragen hast, was das genau bedeutet, was es mit diesem Evangelium, mit dieser guten Nachricht zu tun hat – dass Gott der Retter aller Menschen ist, die sich ihm zuwenden – dann komm ins Gespräch mit mir oder mit jemandem, der dich vielleicht eingeladen hat, hier in die Gemeinde zu kommen.
Vielleicht möchtest du ab Ende Juni, ab dem 29. Juni, am Kurs „Christsein entdecken“ teilnehmen. Unten liegt ein Flyer aus – eine Einladung, mehr zu entdecken, was es mit dem christlichen Glauben und mit dem Christsein auf sich hat.
Diese Rettung brauchen wir alle. Wenn du diese Rettung erfahren hast, wenn du Jesus Christus als deinen Retter und Herrn kennst, dann hast auch du jeden Grund, das gnädige Rettungshandeln Gottes zu erinnern und zu feiern.
Die Juden damals schauten zurück auf eine große Rettung und feierten deshalb das Passahfest und das Fest der ungesäuerten Brote. Wir heute schauen zurück auf diese viel größere Rettung und feiern deshalb nicht mehr die jüdischen Feste.
Nein, der Herr hat uns ein anderes Fest gegeben, an dem wir gedenken sollen, ihn erinnern sollen – das, was er für uns getan hat am Kreuz von Golgatha.
Bevor jetzt jemand denkt, ich meine damit Karfreitag und Ostersonntag: Diese Feste sind biblisch nicht angeordnet. Der Ostersonntag wird einmal in der Woche erinnert, am Auferstehungstag. Dafür kommen wir sonntags hier zusammen.
Der Herr hat uns außerdem ein Fest gegeben, das wir zu seinem Gedächtnis feiern sollen. Das Fest, das der Herr uns gegeben hat zum Gedächtnis an seine große Rettung, ist das Abendmahl. Ich hoffe, das ist dir bewusst.
Liebe Geschwister, wir haben also schon bedacht, dass der Herr einerseits möchte, dass wir die Versammlung der Gläubigen nicht versäumen. Wir sollen also regelmäßig den Auferstehungstag erinnern und feiern, am Sonntag, wenn wir zusammenkommen als Gemeinde, um ihn anzubeten.
In besonderer Weise sollten wir die Abendmahlsonntage ganz rot in unserem Kalender anstreichen. Das sind die von Christus verordneten Feste. Das ist das verordnete Fest zur Erinnerung an das große Rettungshandeln.
Wir bedenken dort, dass Christi Leib für uns gegeben wurde, dass sein Blut für uns vergossen wurde und dass er der lebendige Herr ist, der eines Tages wiederkommen wird, um dann von Neuem mit uns ein Festmahl zu feiern – das große Hochzeitsfest des Lammes.
Ich denke, das ist die Kontinuität, das ist das Prinzip, das wir von diesem ersten großen Fest übertragen sollten.
Die Erntefeste als Zeichen der Versorgung und Verheißung
Dann gibt es noch die beiden anderen Feste, die hier nur kurz in Vers 16 erwähnt werden: das Fest der Ernte der Erstlinge deiner Früchte, die du auf dem Feld gesät hast, das erste und das zweite, und das Fest der Lese zum Ausgang des Jahres, wenn du den Ertrag deiner Arbeit vom Feld eingesammelt hast. Beide Feste werden hier zum ersten Mal und nur ganz kurz erwähnt.
Weiter ausgeführt werden diese Feste dann im dritten Buch Mose. Dort gibt es sehr detaillierte Anordnungen, wie diese Feste zu feiern sind. Beide sind offensichtlich Erntefeste, die das Volk daran erinnern sollen, dass Gott für sie gesorgt hat.
Man soll zurückblicken auf den Anfang der Ernte und sehen: Oh ja, es ist etwas gewachsen, da ist Ernte. Halleluja, Gott ist treu! Wir haben gesät, wir haben gewässert, aber der Herr hat das Gedeihen geschenkt. Wir haben eine Ernte, und wir feiern Gott dafür.
Am Ende der Erntezeit gibt es dann noch ein zweites Fest, bei dem zurückgeschaut wird auf die treue Versorgung Gottes. Dieses erste Fest zu Beginn der Erntezeit, das Fest der Ernte der Erstlinge deiner Früchte, wurde später auch das Wochenfest genannt. Es wurde sieben Wochen nach dem Passa gefeiert. Da sieben mal sieben Tage, also neunundvierzig Tage, vergehen und der fünfzigste Tag dann quasi der Festtag ist, wurde es auch das Fest genannt, das im Englischen Pentecost bedeutet, also der fünfzigste Tag, und im Deutschen Pfingsten.
Dieses Fest war also der Anlass dafür, dass sich so viele Menschen in Jerusalem versammelt hatten. Es war das Fest der Erstlingsernte, das Wochenfest. Im Gehorsam gegenüber diesem Auftrag aus Vers 16 wurde also Pfingsten gefeiert – der Tag, an dem der Herr seinen Heiligen Geist über die Menschen ausgegossen hat.
Ich glaube, wir fangen an zu erahnen, wie dieses Fest, das hier beschrieben wird, wiederum ein Abbild und Schatten von etwas viel Größerem ist. Damals haben die Menschen den Erstling der Ernte gefeiert. Seit Pfingsten feiern wir die Erstlingsgabe von Gott an uns. Er hat sich selbst zu uns gegeben in seinem Heiligen Geist. Das ist quasi die Anzahlung, die Erstlingsgabe, die uns daran erinnert, dass Gott uns eines Tages in seiner ganzen Fülle bei sich haben wird.
Wir dürfen ihn jetzt schon in gewisser Weise bei uns haben, in uns haben – durch seinen Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat. So wohnt Gott in uns, so führt er uns immer tiefer in biblische Wahrheiten, so heiligt er uns immer mehr, so tröstet er uns und weist uns den Weg zur ewigen Seligkeit. So hat er uns versiegelt, versiegelt für den Tag, an dem wir ganz in seine Gegenwart kommen und die Fülle Gottes genießen dürfen.
Wir haben zwar keine Anordnung, ein bestimmtes Fest jetzt zu feiern. Ich denke, es ist völlig legitim, Pfingsten heute zu feiern, genauso wie Karfreitag und Ostern. Es ist einfach nur nicht biblisch angeordnet, dass wir das regelmäßig tun sollen. Vor allem sollten wir aber einfach dankbar daran erinnern, dass Gott uns diese wunderbare Erstlingsgabe gegeben hat: dass er uns seinen Heiligen Geist gegeben hat und mit ihm einen Vorgeschmack.
Wir dürfen hier schon schmecken, wir dürfen schon erleben, wir dürfen schon spüren und wissen, dass wir ganz zu ihm gehören. Der Geist ist quasi in gewisser Weise, wie Gott vom Himmel in unser Leben hineinkommt, in uns lebt und uns sicher dahin bringt, wo wir eines Tages mit ihm sein werden. Es ist sozusagen eine Anzahlung.
So wie damals die erste Früh-Ernte eine Anzahlung war, eine Verheißung für etwas Besseres, das noch kommen würde – und das wurde schon gefeiert – so dürfen wir feiern, dass der Herr uns in seinem Geist jetzt schon etwas von sich selbst gegeben hat, bis wir eines Tages seine Fülle erleben werden, ungetrübt.
Das Fest der Lese: Rückblick und Ausblick auf Gottes Versorgung
Das bringt uns zum dritten hier angeordneten Fest, dem Fest der Leser am Jahresende. Israel sollte damals also am Ende der Erntezeit feiern, zurückblicken und sagen: Der Herr ist treu. Was uns die Erstlingsernte schon verheißungsvoll angekündigt hatte, ist wahr geworden und hat sich bestätigt. Wir haben eine Ernte gehabt, der Herr hat wieder für uns gesorgt. Wir sind nicht verhungert, wir sind noch hier.
Ähnlich wie bei Pfingsten gibt es keine biblische Anordnung, ein bestimmtes Erntedankfest zu feiern. Auch das kann man tun, es ist nicht biblisch vorgeschrieben, aber es ist in Ordnung. Vor allem tun wir einfach gut daran, immer wieder zurückzuschauen und zu bedenken, dass Gott uns treu versorgt.
In unserem Kontext ist das mit der Ernte vielleicht etwas weiter weg. Das merke ich ja bei Aldi nicht so. Aber es gibt andere Dinge, bei denen ich erlebe, wie Gott für mich ganz praktisch sorgt. Es ist gut, immer wieder innezuhalten und Gott zu danken für seine treue Versorgung.
Ich denke, in gewisser Weise ist dieses Fest auch eines, das noch in die Zukunft weist. Das will ich hier nur ganz kurz andeuten. Es weist in die Zukunft, weil es einen Tag geben wird, an dem wir ein Fest feiern werden, bei dem wir die Fülle von Gott empfangen haben.
So stärkt Gott unser Vertrauen darauf, dass er der Gott ist, der uns treu versorgt hat. Wir können ihn als den Gott der Vergangenheit erinnern und zugleich schon vorausschauen auf das, was er in Zukunft noch tun wird. Wir dürfen ihm vertrauen als dem Herrn unserer Zukunft.
Gott als Herr der Zukunft: Verheißungen und Vertrauen
Und das ist der dritte und letzte Punkt, über den ich noch kurz sprechen möchte. In den Versen 20 bis 33 geht es darum, dass wir Verheißungen für die Zukunft lesen. Gott, der sein Volk dazu aufruft: Vertraut mir! Ihr habt gesehen, wie ich der Herr eurer Gegenwart bin.
Ich ordne euch an, wie ihr jeden Tag leben sollt, wie ihr jede Woche und jedes Jahr leben sollt. Ich gebe euch einen Rhythmus und sage euch: Ich sorge für euch. Ich gebe euch Feste, bei denen ihr zurückschauen und immer wieder bedenken dürft, dass ich treu für euch gesorgt habe. Nun gebe ich euch Verheißungen, und ihr dürft mir vertrauen, dass ich auch in Zukunft genauso wie in der Vergangenheit und Gegenwart für euch sorgen werde.
In den Versen 20 bis 23 lesen wir zu Beginn, wie der Herr sein Volk in das gelobte Land hineinführen wird. Er sagt also nicht nur, was er tun wird, sondern auch, wie er es tun wird. Da heißt es: Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe. Hüte dich vor ihm, gehorche seiner Stimme und sei nicht widerspenstig gegen ihn, denn er wird euer Übertreten nicht vergeben, weil mein Name in ihm ist.
Wirst du aber seiner Stimme hören und alles tun, was ich dir sage, so will ich deiner Feinde Feind und deiner Widersacher Widersacher sein. Ja, mein Engel wird vor dir hergehen und dich bringen zu den Amoritern, Hethitern, Peresitern, Kanaanitern, Hivititern und Jebusitern, und ich will sie vertilgen.
Viele Ausleger spekulieren darüber, ob es sich bei diesem Engel des Herrn eventuell um eine alttestamentliche Erscheinung von Gottes Sohn handelt. Das klingt durchaus plausibel, erscheint mir sehr plausibel, weil dieser Engel ein Engel ist, der uns vergeben beziehungsweise nicht vergeben kann. Es ist ein Engel, von dem gesagt wird, dass Gottes Name in ihm ist. Es ist ein Engel, bei dem es heißt, dass wir, wenn wir seine Stimme hören, letztendlich dann tun, was Gott uns gesagt hat. Das heißt, er spricht irgendwie Gottes Wort zu uns.
Aber wie dem auch sei: Auf jeden Fall wird Israel hier zugesagt, dass Gott sein Volk ins gelobte Land führen wird, und sie sollen ihm gehorchen. Gott hat dann angefangen, das Volk zu führen und hat ihm einen Blick in das Land geschenkt. Die Kundschafter kamen zurück, doch es wurde ihnen nicht geglaubt. Wir sehen das immer wieder: Israel rebelliert. So können sie erst einmal nicht so schnell in das Land gehen, wie Gott es ihnen eigentlich verheißen hatte. Aber letztendlich führt er sie genau so ins gelobte Land.
Dort, in diesem gelobten Land, sollen sie viel Segen erleben. Ab Vers 25 lesen wir die Ankündigung von großem Segen für das Volk, wenn es ihm vertraut und sich nicht dem Götzendienst hingibt. Da heißt es: Aber dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen. So wird er dein Brot und dein Wasser segnen, und ich will alle Krankheit von dir wenden. Es soll keine Frau in deinem Lande eine Fehlgeburt haben oder unfruchtbar sein, und ich will dich alt werden lassen.
Ich will meinen Schrecken vor dir hersenden und alle Völker verzagt machen, wohin du kommst, und will geben, dass alle deine Feinde vor dir fliehen. Ich will Angst und Schrecken vor dir hersenden, die vor dir her vertreiben, die Hivita, Kanaanita und Hethite.
Wir lesen also Verheißungen von großem Segen, den Gott geben wird. Und das klingt ein bisschen zu gut, um wahr zu sein, oder? Also keine Krankheiten, keine Fehlgeburten, keine Unfruchtbarkeit und immer ein langes Leben. Und dann schauen wir uns um. Ich denke, auch Israel hat sich umgeschaut und festgestellt, dass bei ihnen immer noch Leute krank sind, es Unfruchtbarkeit gibt und leider auch Fehlgeburten. Manche treue Leute sterben jung.
Ähnlich sind übrigens die Zusagen zur Landnahme, die wir ab Vers 31 lesen. Auch das klingt ein bisschen zu gut. Da heißt es: Und ich will deine Grenzen festsetzen von dem Schilfmeer bis an das Philistermeer und von der Wüste bis an den Euphratstrom. Denn ich will dir in deine Hand geben die Bewohner des Landes, dass du sie ausstoßen sollst vor dem Herrn.
Um das klar zu sagen: Israel hat nie ganz in diesen Grenzen gelebt. Haben wir hier also eine zu große Verheißung Gottes? Ist er vielleicht doch nicht so vertrauenswürdig? Nein, denn diese Verheißungen waren geknüpft an völliges Vertrauen und keinen Götzendienst. Wenn wir die Geschichte Israels ein wenig kennen, dann sehen wir, dass dieses Volk immer wieder, trotz allem, was Gott tagtäglich für sie tat, trotz des Großen, was seine Vergangenheit für sie getan hatte, immer wieder murrte, klagte und Gott vergaß. Sie wandten sich immer wieder Götzen zu.
Sie konnten deshalb nicht das erben, was Gott seinem Volk hier verheißen hat. Nur die Frage für uns ist: Sind diese Verheißungen damit verloren? Hätte Gott mehr gegeben, aber leider jetzt nicht mehr? Nun, dann tun wir gut daran, uns daran zu erinnern, dass es einen aus dem Volk Israel gab, einen einzigen, der immer allen Geboten gehorcht hat, der sich nie Götzen zuwandte und der immer Gott dem Vater alle Ehre gab: Jesus Christus, den ewigen Sohn Gottes.
In ihm kam Gott zu uns und erfüllte alle Gebote. Er ist deswegen der rechtmäßige Erbe aller Verheißungen Gottes. Bei ihm wird es ein herrliches Land geben, das besser ist als das gelobte Land damals. Bei ihm wird es einen Segen geben, der größer ist als alles, was wir hier erleben. Bei ihm wird es keine Krankheiten mehr geben, kein Leid, keine Tränen. Er wird alles abwischen.
Bei ihm wird ewiger Frieden sein, Gesundheit und langes, ja ewiges Leben. Bei ihm werden wir in der Gegenwart Gottes sein. Er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein, unter ihnen leben. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen.
Das ist die große Verheißung, die wir heute haben dürfen. Wir sehen: Gott ist treu. Er hat nicht zu viel versprochen und es nicht gehalten. Durch das Versagen Israels ist nicht alles verloren, denn der eine aus Israel hat es alles für uns erworben. Jeder, der auf Jesus Christus vertraut, der sich ihm anvertraut und sich nicht von ihm abwendet oder irgendwelchen Götzen anhängt, sondern ihn anerkennt als den einen wahrhaft anbetungswürdigen, wird mit ihm alle Verheißungen Gottes erben.
Noch, ihr Lieben, ist dieser Tag nicht gekommen. Noch ist der Herr dabei, sein Reich aufzurichten, indem er Menschen unter seine Herrschaft ruft. Es mag uns manchmal so vorkommen, als ginge nichts voran. Wir mögen manchmal zweifeln, ob Gott seine Verheißung für die Zukunft wirklich wahr macht.
So ging es damals auch dem Volk Israel, als es anfing, das gelobte Land zu besiedeln, und erlebte, dass manches etwas schwerer ging, vielleicht nicht ganz so schnell, wie sie es sich erhofft hatten. So wandte sich das Volk von Gott ab und vertraute ihm nicht mehr. Dabei hatte Gott angekündigt, dass er der Herr auch der Zukunft ist und dass er perfektes Timing hat.
Die Verse 29 und 30 finde ich beeindruckend. Da sagt Gott seinem Volk: Aber ich will sie nicht in einem Jahr ausstoßen vor dir. Das hätten sie gern gehabt, damit das Land nicht wüst werde und sich die wilden Tiere nicht mehren. Einzeln, nacheinander will ich sie vor dir ausstoßen, bis du zahlreich bist und das Land besitzt.
Seht ihr, Gott ist ein Gott von perfektem Timing. Die Dinge, die uns manchmal zu langsam zu gehen scheinen, gehen nicht langsam, sondern genau im richtigen Tempo. Gott ist weise, er weiß genau, was er tut. Manchmal müssen wir Zeiten des Leidens und der Schwierigkeiten länger ertragen, als uns lieb ist.
Aber bitte fang nicht an, an Gott zu zweifeln. Fang nicht an zu fragen: Kann ich ihm wirklich meine Zukunft anvertrauen? Geht das nicht alles viel zu langsam? Passiert hier nicht viel zu wenig? Ähnlich wie Gott Israel damals gesagt hat, dass er im genau richtigen Tempo vorgehen wird, hat er uns das auch im 2. Petrus 3,9 verheißen.
Da heißt es: Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.
Gott hat gutes Timing. Er wird zur rechten Zeit wiederkommen und zur rechten Zeit alles Leid dieser Welt zu einem Ende bringen. Lasst uns diesem Herrn vertrauen, der eine großartige Zukunft für uns geplant hat. Lasst uns bis dahin in dem Rhythmus leben, den er uns gegeben hat, und immer wieder Zeiten finden, in denen wir Ruhe bei ihm finden und ihn anbeten.
Lasst uns immer wieder seiner großen Taten gedenken. So können wir Ruhe und Zuversicht finden in der Gewissheit, dass unsere Zukunft sicher und herrlich ist.
Schlussgebet: Anbetung des Gottes aller Zeiten
Und so möchte ich diesen Gott aller Zeiten mit uns anbeten. Himmlischer Vater, wir danken dir dafür, dass du der Gott bist, der immer derselbe ist – gestern, heute und in Ewigkeit.
Danke, dass wir in diesem Text sehen dürfen, wie du deinem Volk Israel schon damals gezeigt hast, dass du der Herr ihrer Zeit sein willst. Du bist der Herr, der in der Vergangenheit so wunderbar für sie gesorgt hat, und sie sollen sich daran erinnern. Danke auch, dass du ihnen verheißen hast, dass du die Zukunft in deiner Hand hältst und alles gut werden wird.
Herr, ich möchte dich bitten, dass wir aus dem Versagen des Volkes Israel lernen. Lass uns lernen, dir jeden Tag zu vertrauen. Schenke uns die Zeit in unserem Leben, die wir brauchen, um zur Ruhe zu kommen und erquickt zu werden – zu unserem Besten. Gib uns wieder Ausrichtung auf dich hin.
Schenk uns Zeiten, in denen wir zur Ruhe kommen und uns daran erinnern, was du in unserem Leben schon getan hast. Wir preisen dich für deine große Errettung in Jesus Christus.
Herr, hilf uns, dir mehr und mehr zu vertrauen – als dem Herrn auch über die Zukunft. Bei dir ist unsere Zukunft sicher. Wir preisen dich dafür im Namen des Herrn Jesus Christus, der wiederkommen wird. So, wie du es verheißen hast, dürfen wir dann in deiner Herrlichkeit leben, mit dir für alle Ewigkeit. Frei von allen Lasten, Nöten und Leiden.
Gepriesen seist du dafür. Amen.