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Wir brauchen heute unbedingt das Skript, das hier ausgeteilt wurde. Wer über den Livestream zuschaut, kann unterhalb des Bildes rechts unten mit einer kleinen Suche einen Link finden. Dort lässt sich ein Skript mit mehreren Seiten herunterladen.
Für heute benötigen wir die Punkte 110 bis 151.
Beim letzten Mal haben wir die Parallelen zwischen Joseph und dem Messias Jesus bis Kapitel 42 betrachtet. Josephs Geschichte beginnt in Kapitel 37 und reicht bis Kapitel 42. Bisher haben wir 109 Parallelen zwischen Joseph und dem verheißenden Erlöser, dem Messias, betrachtet.
Heute setzen wir die Betrachtung mit Punkt 110 fort.
Wir sind gerade an dem dramatischen Moment angekommen, in dem die Brüder Josephs nach Ägypten kamen, um Nahrung zu kaufen. Es gab nur eine Adresse, an die man sich wenden konnte: Joseph, der scheinbar harte Herrscher von Ägypten.
Diesen begegneten sie. Wir lesen nochmals aus Kapitel 42, Vers 6: „Und Joseph, er war der Gebieter über das Land, er verkaufte das Getreide allem Volk des Landes. Und die Brüder Josefs kamen und beugten sich vor ihm nieder mit dem Gesicht zur Erde.“ Josef sah seine Brüder und erkannte sie. Doch er stellte sich ihnen fremd gegenüber, redete hart mit ihnen und fragte: „Woher kommt ihr?“ Sie antworteten: „Aus dem Land Kanaan, um Speise zu kaufen.“ Josef erkannte seine Brüder, aber sie erkannten ihn nicht.
Beim letzten Mal haben wir an diesem Punkt betrachtet, dass Joseph seine Brüder sah, sie erkannte und betrachtete. Dabei haben wir gesehen, wie im prophetischen Wort das eine wichtige Rolle spielt, zum Beispiel in Jeremia 16, wo es um den Weg Israels geht und wie Gott auf dieses Volk blickt.
Jetzt gehen wir einen Schritt weiter: Joseph sah sie nicht nur, sondern er erkannte seine Brüder. Die Brüder hatten Joseph viele Jahre nicht gesehen. Er war völlig ägyptisiert in seinem Erscheinungsbild, und sie hätten niemals gedacht, dass der Herrscher von Ägypten ihr kleiner Bruder sein könnte. Deshalb erkannten sie ihn nicht. Doch Joseph wusste sofort, dass sie es waren.
Welch ein Moment war das, als sie sich vor ihm verbeugten – Vers 6! Nach all den Jahren des Wartens erlebte Joseph, dass sich die prophetischen Träume, die er einst hatte (beschrieben in Kapitel 37), erfüllten: Seine Brüder würden sich eines Tages vor ihm verbeugen.
Es war aber noch nicht der Moment, sich ihnen mitzuteilen oder ihnen Vergebung zuzusprechen. Zunächst musste herausgefunden werden, wo sie innerlich standen. Hat sich wirklich etwas verändert? Ist eine Umkehr geschehen? Es wäre ganz schlecht gewesen, hätte Joseph sich damals sofort zu erkennen gegeben.
Das war eine große Weisheit Gottes, mit der Joseph auf diese Weise mit seinen Brüdern umging. Es geschah nicht aus Rachsucht, sondern als seelsorgerliche Hilfe, damit seine Brüder schließlich Umkehr und Versöhnung erleben konnten.
Joseph erkannte seine Brüder, und dazu lesen wir aus Römer 11, Vers 2: „Gott hat sein Volk nicht verworfen, das er zuvor erkannt hat. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte Elias sagt?“
Hier sehen wir, dass Gott sein Volk zuvor erkannt hat. Er sah es prophetisch und hatte einen Plan mit Israel gefasst – schon lange in der Vergangenheit. Besonders in Verbindung mit dem Überrest aus Israel, der sich in der Endzeit bekehren würde. Gott hat das alles im Voraus gesehen.
In Kapitel 11, Vers 25 heißt es weiter: „Denn ich will nicht, Brüder, dass ihr dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet, dass Israel zum Teil Verhärtung widerfahren ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist. Und so wird ganz Israel errettet werden.“
Das zeigt, dass Gott genau weiß, dass Israel als Nation einmal vollständig errettet wird. Auch wenn heute die meisten in Israel nicht wissen, dass Jesus der Messias ist – Jeschua der Messias – so kennt er sein Volk und hat es zuvor erkannt.
Das führt uns gerade zum nächsten Punkt.
111 Seine Brüder erkannten Josef nicht. In Römer 11,25 haben wir bereits gelesen, dass Israel zum Teil Verhärtung widerfahren ist. Das bedeutet, dass eine Verblendung über das Volk gekommen ist in den vergangenen 2000 Jahren. Diese Verblendung hat sich so ausgewirkt, dass der größte Teil den Messias bis heute nicht erkannt hat.
Das entspricht auch Johannes 1,11. Jerry, du kannst diesen Vers gerne noch vorlesen: Johannes Evangelium 1,11. Dort heißt es: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an.“ Nur ein Überrest nahm ihn an. Denn in Vers 12 steht: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden.“
Ein Teil kam damals schon zum Glauben an den Messias, und das hat sich durch alle Jahrhunderte hindurch fortgesetzt – in den vergangenen zweitausend Jahren bis heute. Heute ist es so, dass sogar viel mehr Juden den Herrn Jesus als Messias erkennen als in der Vergangenheit.
Es hat eine Wende gegeben ab dem neunzehnten Jahrhundert. Heute kann man mit etwa 300 bekehrten Juden rechnen, die glauben, dass Jesus von Nazaret der Messias ist und dass er auch wahrer Gott ist. Ja, aber das ist ein Überrest.
Wir haben gelesen, dass Israel zum Teil Verstockung widerfahren ist, und das bedeutet, dass der größte Teil nicht geglaubt hat.
Dann gehen wir zu Punkt 112. Liest du das auch gerade auf dem Blatt?
Josef sprach hart mit seinen Brüdern. Ja, wir haben die ganze Josefsgeschichte schon durchgemacht und betrachtet, was sie für uns bedeutet. Jetzt betrachten wir sie aus einer anderen Perspektive – was sie in Bezug auf den Messias bedeutet. Dabei haben wir gesehen, dass Josef in den weiteren Versen von Kapitel 42 sehr hart mit seinen Brüdern spricht und sie als Spione bezeichnet. Damit will er sagen: Ihr seid ganz schlimme Leute.
Die Brüder versuchen sich zu rechtfertigen und erklären ihm, dass sie redliche, rechtschaffene und geradlinige Menschen seien. Was muss das für Josef gewesen sein? Menschen, die ihren Bruder in die Grube werfen, obwohl er schrecklich geschrien hat. Sie gingen nicht darauf ein, sondern nahmen ihr Essen in Ruhe neben dem Brunnen von Dothan ein. Als eine Karawane vorbeikam, entschlossen sie sich schließlich, Josef nicht umzubringen, sondern als Sklaven nach Ägypten zu verkaufen.
Solche Leute betrachten sich selbst als rechtsschaffend – unglaublich! Doch Josef wollte ihnen klar machen: Ihr seid Talunken, ihr seid ganz schlimme Leute! Deshalb musste er so hart mit ihnen sprechen. Aber das tat er nicht, um sich zu rächen oder ihnen endlich mal zu sagen, was er von ihnen hält. Vielmehr war es ein Anstoß, damit sie sich überlegen: Stimmt das eigentlich? Sind wir wirklich redliche Leute? Wir brauchen eine radikale Umkehr und Reue über unser vergangenes Leben. Das war der Sinn.
Nun, in der Parallele sprach auch der Herr sehr hart mit seinen Volksgenossen. Schlagen wir auf Matthäus 23, dort finden wir diese Weherufe. Am Ende seiner drei Jahre öffentlichen Dienstes hat Jesus diese Weherufe ausgesprochen.
Lies mal, ausgesuchte Stellen aus Matthäus 23:
Vers 13: „Wehe aber euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, denn ihr verschließt das Reich der Himmel vor den Menschen. Ihr geht nicht hinein, doch lasst diejenigen hinein, die hineingehen wollen!“
Weiter: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, denn ihr verschlingt die Häuser der Witwen und haltet zum Vorwand lange Gebete. Deswegen werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen.“
Und weiter: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, denn ihr reist über das Meer und das trockene Land, um einen Proselyten zu machen. Wenn er es geworden ist, macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr.“
Danke. Und dann weiter in Vers 16: „Wehe euch, ihr blinden Leiter!“
Vers 17: „Ihr Narren und Blinden!“
Auch Vers 19: „Ihr Narren und Blinden!“
So geht es weiter – ein Weheruf nach dem anderen.
Das ist sehr hart, aber wir müssen sehen: Darin steckt Gnade. Wenn der Herr „Wehe“ sagt, ist das eine Warnung, dass das Gericht Gottes über sie kommen wird. Aber es gibt noch eine Chance zur Umkehr. Wenn es keine Chance mehr gäbe, müsste man nicht „Wehe, wehe“ ankündigen. Man würde sagen: Wenn ihr den Weg weitergeht, bringt euch das ins Verderben.
So sehen wir, genauso wie bei Josef in seinen harten Worten, Gnade!
Ich habe im Skript auch Johannes 8, Verse 12 bis 59 aufgeführt. Dort spricht der Herr ebenfalls sehr hart mit den Führern des Volkes. Doch auch das diente dazu, ihnen aufzuzeigen, dass sie verloren gehen, wenn sie so weitermachen. Darin steckt Gnade, denn es war noch nicht die endgültige Gerichtsankündigung.
Dann zum nächsten Punkt, Vers 13: Joseph sprach seine Brüder schuldig. Liest du nochmals Vers 9? Joseph dachte an die Träume, die er von ihnen gehabt hatte, und sprach zu ihnen: „Ihr seid Kundschafter, die gekommen sind, um zu sehen, wo das Land offen ist.“ Ja, und sie antworteten dann: „Nein, mein Herr.“
In Vers 10 sagen sie: „Wir sind redlich, deine Knechte!“ Also spricht er sie schuldig.
So sehen wir, wie der Herr Jesus das Israel, das ihn ablehnte – das waren zwar nicht alle, aber viele – schuldig spricht. Schlagen wir auf Johannes 8. Das ist die Stelle, die ich schon vorhin angekündigt habe, aber hier nur ausschnittsweise. Bitte Vers 21:
Er sprach nun wiederum zu ihnen: „Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen und in euren Sünden sterben. Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen.“
Jawohl, also sagt er, ihr werdet in euren Sünden sterben. Natürlich, wenn sie so weitermachen und keine Umkehr erleben. Aber er spricht von ihrer Sünde, er spricht sie schuldig.
Dann Vers 24:
„Daher sagte ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“
Danke. Also spricht er wieder über ihre Sünden, und zwar zweimal. Er sagt hier auch noch gleich: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“
Jerry hat das ein bisschen undeutsch gelesen, hat aber bewusst das „es“ weggelassen: „dass ich bin.“ Im griechischen Grundtext steht das „es“ nicht. Das wurde im Deutschen hinzugefügt, weil wir Schwierigkeiten haben zu sagen: „Denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“
In der englischen Übersetzung ist das ganz normal: „that I am“, „dass ich bin“. Dort sagt man nicht „that I it am“, das ist kein Englisch. So steht es im Griechischen: „ego eimi“ – „ich bin“.
Das ist nichts anderes als die Übersetzung von 2. Mose 3,14, wo Gott seinen Namen Yahweh erklärt mit „Ich bin, der ich bin“. Er sagt zu Mose: „Gehe zum Volk Israel und sage ihnen: ‚Ich bin‘ hat mich gesandt.“
Hier sagt Jesus: Wenn jemand nicht glaubt, dass er Yahweh ist, der ewige Gott, wird er in seinen Sünden sterben.
Dann noch Vers 37 in Johannes 8, bitte, Jerry:
„Ich weiß, dass ihr Abrahams Nachkommen seid, aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort keinen Raum in euch findet.“
Also spricht der Herr sie schuldig.
Punkt 114 auf unserem Blatt: Die Brüder betrachteten sich als rechtschaffen. Das haben wir bereits gelesen. Sie sagen ganz klar: „Wir sind redliche Leute“ (42,9).
Nun dazu aus Römer 10. Wichtig ist, dass es Kapitel 10 ist, nicht 11. Dort heißt es: „Denn ich gebe Ihnen Zeugnis, dass Sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach Erkenntnis. Denn da sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.“
Das ist eine sehr eindrückliche Beschreibung des orthodoxen Judentums. Man sollte daran denken, wenn man zum Beispiel an der Klagemauer steht und unzählige Menschen sieht, die dort beten. Es sind Menschen, die glauben, sie halten die Tora ein und könnten sich so die Gunst Gottes verdienen. Sie würden nicht einfach sagen: „Wir haben vollkommen versagt, wir sind eigentlich gar nicht in der Lage, die Tora und ihre Gebote einzuhalten. Wir sind schuldig und könnten nur aus Gnade vor Gott bestehen.“
Nein, man hat ein System aufgebaut, wie man an die Gebote herangeht – so, dass der Eindruck entsteht, man mache es eigentlich gar nicht schlecht. So haben sie ihre eigene Gerechtigkeit aufgebaut.
Das Gesetz war Israel eigentlich als Spiegel gegeben worden. Es sollte aufzeigen, dass man über sich selbst erschrickt und die Abgründigkeit im eigenen Herzen sieht. Wenn Gott sagt: „Du sollst“, merkt man oft: „Und genau das möchte ich nicht.“ Oder wenn Gott sagt: „Du sollst nicht“, dann möchte man es trotzdem tun. Woher kommt das? Das Gesetz bringt die Verdorbenheit des Menschen, die sündige Natur, ans Licht.
Paulus sagt: Sie haben versucht, ihre eigene Gerechtigkeit aufzubauen. Dabei haben sie sich aber der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Hätten sie sich der Gerechtigkeit Gottes unterworfen, dann würde jeder kapitulieren und sagen: „Ich muss Konkurs anmelden vor Gott.“ Das ist der Punkt.
So entsteht das Gefühl: „Wir sind eigentlich schon rechtschaffende Leute. Wir machen es doch eigentlich recht gut, und ganz bestimmt viel besser als die Goyim, die aus den anderen Völkern kommen.“ Aber das wollte Gott nicht, dass die Tora ein Überlegenheitsgefühl weckt.
Überall, wo dieses Gefühl aufkommt, muss man sagen: Das liegt daran, dass man die eigene Gerechtigkeit, ein eigenes System, aufbauen wollte. Letztendlich hat man sich damit der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.
Genau das war die Sache mit den Brüdern. Sie sagen: „Wir sind redliche Leute.“ Aber Joseph war gar nicht beeindruckt, denn er wusste, das sind wirklich schlimme Leute. Sie haben sich so schwer vor Gott verschuldet.
Hinzu kommt, dass sie ihren Vater so brutal betrogen haben. Sie tauchten Josephs Kleid in Ziegenblut und ließen es ihm überbringen mit der Mitteilung: „Schau mal, das ist das Kleid von Joseph.“ So wollten sie ihm glauben machen, dass ein wildes Tier Joseph zerrissen habe.
Vater Jakob bricht zusammen. Doch die zehn Brüder sagen ihm über die folgenden Jahre nichts. Joseph lebt noch. Sie schweigen. Sie tragen eine verborgene Schuld mit sich herum, die schwer auf ihrem Seelenleben lasten muss.
Über Jahre in einer Lebenslüge zu leben, ist schrecklich. Eine Lebenslüge muss ans Licht kommen, und man muss mit der Vergangenheit brechen. Nur dann gibt es Entlastung. Das wird mit den zehn Brüdern noch geschehen.
Wir kommen nun zu Punkt 115: Die Brüder Josephs kamen in Gefangenschaft.
In Kapitel 42, Vers 17 heißt es, dass Joseph die Brüder drei Tage lang zusammen in Gewahrsam hielt. In Vers 19 steht: „Wenn ihr redlich seid, so bleibt einer eurer Brüder gefangen im Haus eures Gewahrsams. Ihr aber zieht hin, bringt Getreide für den Bedarf eurer Häuser.“
Weiter in Kapitel 42, Vers 24, wird beschrieben: „Und er wandte sich vor ihnen ab und weinte, und er kehrte zu ihnen zurück und redete zu ihnen, und er nahm Simeon aus ihrer Mitte und band ihn vor ihren Augen.“
Man stelle sich das vor: Die zehn Brüder kommen alle ins Gefängnis in Ägypten. Zwar nicht so lange wie Joseph, aber Joseph wollte, dass sie die Erfahrung machen, die er selbst in Ägypten als Gefangener erlebt hatte, weil sie ihn verworfen hatten. So konnten sie sich überlegen, wie es sich anfühlt, als Gefangener in Ägypten zu sein.
Dabei ging es nicht um Rachsucht, sondern Joseph wollte etwas in ihren Herzen bewegen. Doch sie gerieten in Gefangenschaft.
In der Parallele dazu sehen wir, dass Israel ebenfalls in Gefangenschaft kam. In Lukas 21, Vers 24 hat Jesus im Jahr 32, also lange vor dem Jahr 70, vorausgesagt: „Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen, und Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind.“
Ab Vers 20 wird beschrieben, dass Jerusalem von den Römern umzingelt und schließlich dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Als Folge wird das jüdische Volk gefangen weggeführt unter alle Nationen.
Dies hat sich in den vergangenen Jahren erfüllt, und zwar in einem jahrhundertelangen Prozess, in dem das jüdische Volk zerstreut über alle fünf Kontinente seine Freiheit verlor.
Im Jahr 70 kamen bei der Belagerung durch die Römer über eine Million Menschen ums Leben. Unzählige wurden rund um Jerusalem gekreuzigt, und etwa 97.000 wurden als Kriegsgefangene abgeführt.
Auf einem Blatt habe ich noch 5. Mose 28,68 aufgeführt, das ich kurz aufschlagen möchte. Auch dort beschreibt Mose, was über das jüdische Volk kommen wird – ab dieser Zeit bis in die moderne Zeit.
Bereits in Vers 64 heißt es: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Weiter beschreibt er, wie das jüdische Volk ständig verfolgt wird unter den Nationen. Außerdem heißt es: „Und der Herr wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Weg, von dem ich dir gesagt habe, du sollst ihn nie mehr wiedersehen. Und ihr werdet dort euren Feinden zu Knechten und zu Mägden verkauft werden, aber niemand wird kaufen.“
Das bedeutet, sie wurden auf den Sklavenmärkten angeboten, aber das riesige Angebot an Sklaven im Römischen Reich überstieg die Nachfrage so sehr, dass die Sklavenpreise zusammenbrachen und niemand mehr kaufte.
Genau so wurde es vorausgesagt.
Es ist sehr eindrücklich, diese Parallele zu sehen: Die Brüder Josephs in Gefangenschaft und Israel in Gefangenschaft.
Dann liest du Jerry, Punkt 116: Die Brüder erkannten ihre Schuld an Josef. Ja, jetzt wird es sehr bewegend. In diesem Zusammenhang kommt wirklich Erkenntnis bei den Brüdern auf.
Liest du Vers 21 in 1. Mose 42: Da sprachen sie einer zum anderen: „Wahrhaftig, wir sind schuldig wegen unseres Bruders, dessen Seelenangst wir sahen, als er zu uns flehte, und wir hörten nicht. Darum ist diese Drangsal über uns gekommen.“ Und Ruben antwortete ihnen und sprach: „Habe ich nicht zu euch gesprochen und gesagt, versündigt euch nicht an dem Knaben? Aber ihr hörtet nicht, und siehe, sein Blut wird auch gefordert.“
Sie aber wussten nicht, dass Josef es verstand, denn ein Dolmetscher war zwischen ihnen. Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Ja, bis dahin.
Ist das nicht eindrücklich? In dieser Situation der Not kommt dieses Bekenntnis auf: wahrhaftig, wir sind schuldig wegen unseres Bruders. Jetzt kommt ihnen das alles in den Sinn. Damals nicht. Sie konnten wirklich noch essen, als der Bruder unten in dem Brunnen in Dothan war. Also erkennen sie einen Zusammenhang zwischen der jetzigen Drangsal und ihrer Schuld.
Jetzt sagen sie nicht mehr: „Wir sind redliche Leute.“ Interessant ist, dass Ruben, der damals versucht hatte, Josef noch zu retten, sagt: „Ich habe es euch mal damals gesagt, ihr habt nicht gehört.“ Und das ganz Dramatische ist, er sagt: „Siehe, sein Blut wird auch gefordert.“ Jetzt gibt es Folgen wegen eurer Blutschuld.
Noch dramatischer ist, dass Josef all das verstand, was sie da unter sich auf Hebräisch sagten – in der Meinung, dieser altägyptisch sprechende harte Herrscher verstehe kein Wort. Wir sehen, Josef ist dermaßen innerlich bewegt, dass er einfach weinen muss. Aber das zeigt er ihnen nicht. Die Zeit war noch nicht reif. Es war zwar ein Fortschritt da, aber noch nicht reif.
Wir sehen hier: Die Brüder erkannten ihre Schuld an Josef. Die Parallele dazu ist folgende: Das prophetische Wort zeigt uns, dass Israel seine Schuld an dem Messias Jesus erkennen wird – und zwar in dem nationalen Sündenbekenntnis in Jesaja 53.
Schlagen wir Jesaja 53 auf. Dort wird das Leiden des Messias beschrieben – in Vergangenheitsform. Warum? Das ist die prophetische Vergangenheitsform. Viele Prophezeiungen in der Bibel werden in Vergangenheitsform beschrieben, um zu betonen, wie sicher sie in der Zukunft in Erfüllung gehen werden. Man nennt das in der hebräischen Grammatik das Perfektum Propheticum, das prophetische Perfekt. Es hat noch weitere Bedeutungen.
Hier in Jesaja 53 beschreibt der Prophet Jesaja die Worte, die Israel sprechen wird, wenn es zur nationalen Umkehr in der Zukunft kommt. Wir haben davon gelesen: Ganz Israel wird gerettet werden. Was werden sie dann beten? Wörtlich so:
Liest du Jesaja 53,2b: „Er hatte keine Gestalt. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, von dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.“
Das ist die Anerkennung der Schuld damals. Und das ist eben so eindrücklich. Glücklicherweise ist dieses Kapitel nicht in Zukunftsform geschrieben. Das hat eine unglaubliche Kraft, nicht wahr?
Es ist zwar so: Weltweit hat man in den Synagogen auf allen Kontinenten ein Verzeichnis, wie man bei der Sabbatlesung von einem Sabbat zum anderen in einem Jahr mit dem Vorlesen der ganzen fünf Bücher Mose durchkommt – also von 1. Mose 1 bis 5. Mose 34. Dazu gibt es in dem Verzeichnis bestimmte Kapitel aus den Propheten, die ebenfalls auf die Sabbatlesung verteilt werden, über das ganze Jahr. Aber natürlich nicht alle Kapitel aus den Propheten, das wäre zu viel. Man hat eine Auswahl getroffen.
So ist es, dass an einem Sabbat in 5. Mose gelesen wird, und dort kommt die Lesung von Jesaja 52, und zwar bis Vers 12. Am nächsten Sabbat geht die Lesung in 5. Mose genau dort weiter, wo man aufgehört hat, und in der Prophetenlesung geht man weiter mit Jesaja 54.
Der leidende Messias wird beschrieben ab Jesaja 52, Vers 13: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“ Und da geht es weiter bis Kapitel 53, wo wir gelesen haben: „Er hatte keine Gestalt, keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten“ – bis zum Schluss von Kapitel 53.
Dieses Kapitel wird also genau ausgelassen.
Natürlich, wenn man jemanden fragt: „Warum ist das ausgelassen worden?“ Die Antwort ist: „Wir können nicht alle Kapitel lesen.“ Aber gerade dieses Kapitel wird ausgelassen.
Darum ist es so, dass orthodoxe Juden, die regelmäßig in die Synagoge gehen, aber nicht zu Hause ein wirkliches Bibelstudium betreiben, bei dem sie das ganze Alte Testament durchlesen, normalerweise nicht auf dieses Kapitel stoßen. Und das sind wenige.
Wenn man schon eifrig orthodox ist, verbringt man sehr viel Zeit mit dem Lesen des Talmud. Der Talmud ist so umfassend, auf Deutsch sind das zwölf dicke Bände der Ausgabe von Viktor Goldschmidt. Man ertrinkt förmlich darin – ähnlich wie im Internet. Wenn man nicht weiß, was man anschauen muss, dann ersäuft man.
So bleibt oft nicht die Energie, um die Bibel ganz zu lesen. Es wäre aber wichtig, wenn man Hebräisch kann, das Alte Testament wirklich vom ersten bis zum letzten Satz durchzulesen und zu studieren. Doch es gibt nicht viele, die das gemacht haben.
Das zu Jesaja 53. Dieses Kapitel wird in der Zukunft von so gewaltiger Bedeutung sein, wenn Israel die Umkehr erlebt und dann dieses Bekenntnis so schön nach diesen Worten ablegen wird.
Gehen wir doch weiter.
117
Die Brüder erkannten, dass Gottes Zucht wegen ihrer Sünde über sie kam. Und dann die Parallele: Israel wird erkennen, dass Gottes Zucht wegen ihrer Sünde über sie kam. Ja, das haben wir ja bereits in 1. Mose 42,21 gelesen, dieses Bekenntnis: „Da sprachen sie einer zum anderen: Wahrhaftig, wir sind schuldig wegen unseres Bruders, dessen Seelenangst wir sahen, als er zu uns flehte, und wir hörten nicht. Darum ist diese Drangsal über uns gekommen.“
Sie erkennen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Not, die sie jetzt haben, und ihrer sündigen Tat. So wird es auch Israel ergehen. In Hosea 6 finden wir eine Prophetie über das zukünftige Sündenbekenntnis Israels.
Und nicht wahr, ich sage ja immer: Ganz Israel wird gerettet werden. Warum? Weil die Bibel das so sagt, in Römer 11, da haben wir ja gelesen. Aber ich muss natürlich die ganze Wahrheit sagen, und das kann man nicht auf einmal. Darum mache ich das immer Schritt für Schritt, aufbauend. In Römer 9 am Schluss heißt es, wenn Israel wäre wie der Sand am Meer, nur ein Überrest wird errettet werden.
So, jetzt bringen wir das zusammen. Da würde einer sagen, das ist ein Widerspruch. Aber wenn man noch ein bisschen mehr denkt als ein Kritiker, dann muss man sagen: Es ist ein Widerspruch vom gleichen Autor, im gleichen Bibelbuch. Nicht wahr, wenn das eine bei Mose stehen würde und das andere bei Paulus, dann könnte man das verstehen. Aber hier steht beides bei Paulus. Und das ist manchmal erstaunlich.
Es gibt wirklich Leute, die sagen, Paulus widerspricht sich. Er widerspricht sich in 1. Korinther 14 mit 1. Korinther 11. Nein, wie kann man so etwas behaupten im gleichen Brief, als hätte Paulus das nicht gemerkt? Nein, der Punkt ist folgender: Sacharja 13, Vers 8 sagt, dass in der großen Drangsal – das ist die Bezeichnung für den letzten Weltkrieg in den dreieinhalb Jahren, bevor Jesus Christus wiederkommen wird als König der Welt – in diesen dreieinhalb Jahren wird der Weltkrieg ausgelöst werden durch den totalen Krieg von Norden.
Wir merken, die Bedrohung Israels kommt auch heute von Norden. So sagt das prophetische Wort in Joel 2: Von dort her wird Israel angegriffen werden, und es wird zur Katastrophe kommen. Aber es ist noch nicht die Zeit, denn nach der Bibel müssen noch gewisse Dinge vorher erfüllt werden, bevor dieser Angriff von Norden kommt. Darum kommt es auch jetzt nicht zur totalen Eskalation. Aber die wird noch kommen.
Sacharja 13, Vers 8 sagt, dass in dieser Not zwei Drittel der Bevölkerung ums Leben kommen werden, und ein Drittel wird umkehren und den Herrn erkennen. Nach den heutigen Zahlen sind es über sechs Millionen Juden im Land. Zwei Drittel wären also über vier Millionen, und ein Drittel über zwei Millionen.
Aber das ist ja grandios: Über zwei Millionen werden sich alle bekehren, echt, und werden an Jesaja 53 so als Bekenntnis anlehnen. Nun ist es aber wichtig, wie das aufgeht. Das ist einfach Mathematik. Nur ein Überrest wird errettet werden, das ist der Drittel. Aber wenn der Drittel alleine überlebt, ist der Drittel nachher das Ganze. Der Drittel ist nachher ganz Israel.
Darum sagt Paulus in Römer 11: Ganz Israel wird errettet werden, und alle, die überleben, werden zum Glauben an den Messias Jesus kommen und Jesaja 53 von ganzem Herzen beten.
Es ist übrigens ganz interessant, wenn man in Israel auf der Straße Leute anspricht und ihnen aus Jesaja 53 vorliest: „Das wurde ihm wieder gemacht“, und man sagt nicht, woher das kommt, dann kann man die Antwort bekommen: „Sefer Brit Ha-chadashah“ – das ist das Neue Testament. „Nein, das ist der Tanach.“ Wirklich? Oder wenn man sich fragt: Von wem ist hier die Rede? „Ja, ich würde sagen, von Jeshua.“ „Ja, genau, ihr erkennt das sofort.“ Es ist so deutlich, dieses Kapitel.
Also schon eindrücklich, und das wird in der Zukunft eine ganz gewaltige Rolle spielen, wenn ganz Israel errettet werden wird.
Wir gehen weiter zu Punkt 117. Wir müssen noch Hosea 6, Vers 1 lesen, wo prophetisch die künftige Umkehr Israels beschrieben wird: „Kommt und lasst uns zu dem Herrn umkehren, denn er hat zerrissen und wird uns heilen, er hat geschlagen und wird uns verbinden.“
Danke bis dahin. Dieser gemeinsame Aufruf: „Kommt und lasst uns zu dem Herrn umkehren.“ Wir haben viel Not erlebt, er hat zerrissen, aber er wird uns heilen; er hat geschlagen, aber er wird uns verbinden. Das Bekenntnis geht dann noch weiter.
Wenn man aber noch den Vers davor liest, ist das ganz interessant. Hosea 5,15, noch so eine Perle aus der Bibel: „Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie sich schuldig bekennen und mein Angesicht suchen; in ihrer Bedrängnis werden sie mich eifrig suchen.“
Wer spricht hier? Gott. Aber noch genauer: nicht der Vater, sondern der Sohn, der Messias. Er ist in diese Welt gekommen, wurde aber von der Masse abgelehnt, und dann ging er zurück in den Himmel. Himmelfahrt, Apostelgeschichte 1: „Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren“, zurück in den Himmel.
Der Sohn Gottes kam aus dem Himmel auf die Erde, aber er ist zurückgekehrt. Er wird aber wiederkommen, und darum sagt er hier: „Bis sie sich schuldig bekennen und mein Angesicht suchen; in ihrer Bedrängnis werden sie mich eifrig suchen.“
Also es wird diese große Drangsal kommen über Israel, die in Jeremia genannt wird „die Drangsal Jakobs“. In dieser Not werden sie dann eifrig den Messias suchen.
Und eben jetzt kommt nochmals Kapitel 6, Vers 1: „Kommt und lasst uns zu dem Herrn umkehren!“
Ja, gehen wir weiter. Sie erkannten, dass das Gottes Zucht war wegen ihrer Sünde.
118 Lies du, Jerry? Die Brüder wurden gewarnt, sich nicht an Joseph zu vergreifen. Israel wurde gewarnt, sich nicht an den Messias zu vergreifen.
Wir haben das bereits in 1. Mose 22 gelesen. Ruben sagt in dieser Situation: „Ich habe euch ja gesagt, tut ihm nichts an“, aber sie haben nicht gehört.
Und wie war das bei Pilatus? Er hat wiederholt gesagt: „Ich finde keine Schuld an ihm, es gibt keinen Grund, ihn hinzurichten.“ Alle, die vor Pilatus waren und die Kreuzigung forderten, wurden gewarnt. Wiederholt sagte er: „Ich will ihn geißeln und dann freilassen, er ist nicht schuldig.“ Doch sie bestanden darauf, ihn zu kreuzigen.
Sie wurden also gewarnt, und die Warnung wurde überhört. Ich habe die Stellen aufgeschrieben, die das illustrieren: Lukas 23,13-16 und 22-23.
Jetzt Punkt 119 bitte.
Die Brüder hörten nicht auf diese Warnung, Israel hört nicht auf diese Warnung. Es ist eine Sache, gewarnt zu werden und dann auf die Warnung zu hören. Aber die Brüder Josephs wurden gewarnt und haben die Warnung abgelehnt.
So war es auch bei der Masse vor Israel: Sie wurden gewarnt, aber sie lehnten die Warnung ab und hörten nicht darauf.
120 Josefs Blut wurde von seinen Brüdern gefordert, das Blut des Messias wurde von Israel gefordert. Ja, das haben wir ja gelesen. Ruben sagt in Vers 22 am Schluss: „Siehe, sein Blut wird auch gefordert.“ In Matthäus 27,25 hat die Masse vor Pilatus sich zu einem schrecklichen Selbstfluch hinreißen lassen. Liest du das, Jerry? Das ganze Volk antwortete und sprach: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.“
Pilatus sagt noch: „Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten.“ Er nennt ihn nicht nur schuldlos, sondern gerecht. Und sie sagen: „Wir übernehmen die ganze Verantwortung. Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ Das war eine Selbstverfluchung schrecklichster Art.
Aber es gibt einen wunderbaren Vers in Joel, der letzte Vers, der die Auflösung von diesem Drama der Selbstverfluchung zeigt. Der Prophet Joel beschreibt eben diesen Angriff aus dem Norden, der noch bevorsteht, diesen totalen Krieg, der kommen wird gegen Israel. Eine unvorstellbare Katastrophe: Zwei Drittel werden umkommen.
Dann liest du den letzten Vers: „Und ich werde sie von ihrem Blut reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte, und der Herr wird in Zion wohnen.“ Joel beschreibt, wie nach dieser großen Drangsal, diesem letzten totalen Krieg, der Messias kommen wird und Israel aus aller Not befreien wird, um dann König in Israel zu sein.
Und da sagt er als Versprechen im letzten Vers: „Und ich werde sie von ihrem Blut reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte.“ Das ist gewaltig. Das heißt, es wird eine völlige Vergebung gebracht werden, so wie wir noch sehen werden. Die Brüder Josephs werden eine völlige Vergebung erhalten für das, was sie Joseph angetan haben. Das ist Gottes Gnade; er wird das wegnehmen.
Natürlich geschieht das für jeden, der sich heute bekehrt und anerkennt, dass die Kreuzigung des Messias ein unvorstellbares Unrecht war. Dem wird vergeben, und dieser Fluch hat für ihn keine Bedeutung.
Aber es ist etwas anderes, wenn jemand sagt, Jesus war ein falscher Messias und hat das eigentlich verdient. Ja, das ist sehr schrecklich.
Es ist so, gerade wenn man mit Orthodoxen spricht, über den Messias – auf Hebräisch sagt man Jeshua. Jesus ist einfach die griechische Aussprache von Jeshua, das Gleiche. Mit Juden sagt man Jeshua.
Dann wird man feststellen, dass der orthodoxe Gesprächspartner immer Jeshu sagt. Da muss man erklären: „Nein, wir glauben nicht an Jeshu, sondern an Jeshua.“ Und er spricht weiter Jeshu. Warum? Man schreibt das im Hebräischen J, Sch und W. Das ist eine Abkürzung nach ihrem Verständnis für „Jemachä, Schmoh we Sichrono“. Jemachä beginnt mit J, Schmoh beginnt mit Sch und das letzte Wort beginnt mit we, also „und“. „We sichrono“ heißt: „Er möge auslöschen seinen Namen und sein Gedächtnis.“ Sein Fluch.
Das ist natürlich sehr schwerwiegend, wenn jemand das bewusst so ausspricht: Jeschu, damit es ein Fluch ist. Dann verwirft er, einer späteren Generation angehörend, den Messias genauso, wie die, die vor Pilatus waren, ihn verworfen hatten.
Aber es ist nicht automatisch so, dass das jetzt auf alle Generationen kommt. Jede Generation muss sich selbst entscheiden.
Das ist das Gleiche: Man trifft manchmal das Problem an, dass Deutsche in Israel ein schlechtes Gewissen haben. Nicht alle, aber manche denken immer an ihre Kollektivschuld.
Wenn man mit ihnen spricht: „Hast du jemals zugestimmt, was die Nazis gemacht haben?“ – „Nein, schrecklich!“ – „Ja, aber warum sagst du ‚unsere Schuld‘?“ – „Ja, wir sind Deutsche, und wir gehören zu diesem Volk.“ – „Ja, aber du musst dich davon klar distanzieren.“
Gott betrachtet eine spätere Generation, die das, was Frühere gemacht haben, verurteilt, nicht als ihre Schuld. So wird manchmal von Juden – nicht alle, aber manchmal – das quasi als eine kollektive Schuld der Deutschen angerechnet. Das stimmt nicht.
Man ist nicht automatisch kollektiv schuldig. Jede Generation muss sich wieder selbst entscheiden und sagen: „Das war schrecklich, was die Nazis gemacht haben. Die wollten alle Juden ausrotten. Mit dem wollen wir nichts zu tun haben, und damit machen wir uns überhaupt nicht eins.“
Es gibt junge Leute, die sagen: „Ich bin Neonazi.“ Sie machen sich voll schuldig, auch wenn sie jetzt nicht das Gleiche tun können, was die Nazis früher gemacht haben. Aber sie sind in ihren Fußstapfen, sie sind mitschuldig und bringen diese Schuld der Nazis auf sich.
Es gibt also nicht einfach so eine schicksalshafte Schuld, die von den Generationen übergeht. Das gibt es nicht nach der Bibel.
Hesekiel 18 sagt ganz klar, dass jeder für seine eigene Schuld von Gott zur Rechenschaft gezogen wird und nicht für die Schuld der Vorfahren.
Aber jede Generation muss sich wieder entscheiden: Gehe ich in der Sünde meiner Vorfahren weiter den gleichen Weg, dann ist man mitschuldig. Oder distanziert man sich ganz klar von dem, was die Vorfahren an Falschem getan haben.
So gehen wir weiter zu Punkt 121.
Die Not Israels schmerzte das Herz des Herrn Jesus. Ja, wir haben gesehen, wie die Brüder dieses Schuldbekenntnis ablegen. Joseph hört es und ist so bewegt, dass sein Innerstes überwältigt wird. Er muss einfach weinen. Doch für sich allein kann das niemand wahrnehmen.
In Jesaja 63,9 erfahren wir etwas über das Herz Gottes, über das Herz des Messias. Liest du Jesaja 63? Dort heißt es: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt.“ Es geht um Israels Bedrängnis und wie Gott darauf reagiert. „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt“ bedeutet, dass Gott mit Israel in aller Not so mitfühlt, als wäre er selbst in der Not.
So zeichnet auch Josef dieses Bild wunderbar vor. Dann lesen wir in 1. Mose 42,24: Josef weinte. Das haben wir gesehen, das müssen wir nicht nochmals lesen. Es ist die erste von insgesamt sieben Stellen, an denen Joseph weinend beschrieben wird.
Auch das Herz des Herrn Jesus war so. Der kürzeste Bibelvers ist Johannes 11,35: „Jesus weinte.“ Diesen Vers kannst du auswendig. Joseph vergoss Tränen, Jesus vergoss Tränen. Du bist schon in der Übertragung hängengeblieben, stimmt’s? Das ist genau gemeint.
Jesus weinte. Das ist der kürzeste Satz der Bibel. Und das geschah am Grab von Lazarus. Dort zeigte sich die ganze Tragik: Der Tod ist nicht etwas Normales, sondern etwas Unnatürliches. Wir haben uns an die Realität des Todes gewöhnt, als wäre es normal, dass jeder sterben muss. Aber laut der Bibel ist der Tod ein Feind.
1. Korinther 15 nennt ihn einen Feind, und in Hiob 18 wird er „der König der Schrecken“ genannt. Der Tod ist etwas Schreckliches. Deshalb ist es so verwerflich, wenn Leute Halloween feiern und aus dem Tod etwas Partyhaftes machen. Das zeigt die Verdorbenheit der Gesinnung aufs Übelste.
Der Tod ist etwas Schreckliches, und die Bibel sagt: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Der Tod kam erst durch den Sündenfall des Menschen in 1. Mose 3 in die Welt. Der Herr Jesus hat dieses schreckliche Leiden, das der Tod gebracht hat, mitgefühlt. Am Grab seines Freundes Lazarus lesen wir: Jesus weinte.
Dieser Jesus empfindet so, wie wir es in Jesaja 63,9 gesehen haben: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt.“ So ist er wie Joseph, der weinen konnte. Und das als Mann – das ist auch etwas Besonderes.
Vor allem in unserer Gesellschaft gibt es Teile, die denken, ein Mann dürfe nicht weinen. Das ist völlig falsch und widerspricht der Bibel. Die Bibel macht klar, dass Männer genauso tief in ihrer Seele empfinden und diese Empfindungen auch ausdrücken sollen.
Darum heißt es auch in Klagelieder 2,19: „Schütte dein Herz aus vor dem Herrn wie Wasser.“ Und das Wasser meint wirklich die Tränen.
Joseph ist ein Beispiel für einen echten Mann, der weinen und Gefühle zeigen kann. So war auch der Herr Jesus der vollkommene Mann, der vollkommene Mensch.
Joseph versorgte seine Brüder mit Brot. Jesus versorgt Israel mit Brot.
Nach dieser Szene, in der die Brüder ihre Schuld erkennen – allerdings nicht gegenüber Joseph, sondern untereinander –, lesen wir in 1. Mose 42, Vers 25: „Und Joseph gebot, ihre Gefäße mit Getreide zu füllen und ihr Geld zurückzugeben, jedem in seinen Sack, und ihnen Wegzehrung zu geben; und man tat ihnen so.“
Ist das nicht wunderbar? Es gibt keine Gedanken an Rache, obwohl noch keine Versöhnung stattgefunden hatte. Joseph gibt ihnen Brot.
Als Parallele habe ich Matthäus 14,14-21 und Matthäus 15,32-39 hinzugefügt. Das sind zwei Geschichten im Neuen Testament, in denen Jesus Brot vermehrt hat – einmal für die Fünftausend und einmal für die Viertausend.
Beide Ereignisse haben ihre Bedeutung, zum Beispiel warum einmal zwölf Körbe und einmal sieben Körbe aufgehoben wurden. Es handelt sich nicht um dieselbe Geschichte, sondern um zwei ähnliche Ereignisse. Doch in beiden Fällen gab der Herr seinem Volk Brot, genauso wie Joseph seiner Familie Brot gab.
Und weiter: Schrecken und Angst kamen über die Brüder Josephs. Schrecken und Angst kamen über Israel.
Danke, Jerry. Die Brüder gehen mit der Nahrung, mit der Wegzehrung von Joseph, wieder heimwärts. Doch unterwegs wird festgestellt, dass das Geld, mit dem sie diesem harten Mann bezahlen sollten, in ihren Säcken ist. Nun wird man meinen, sie seien Diebe.
Lies mal Vers 28: Und er sprach zu seinen Brüdern: „Mein Geld ist mir zurückgegeben worden, und siehe, es ist sogar in meinem Sack.“ Da entfiel ihnen das Herz. Sie sahen einander erschrocken an und sprachen: „Was hat Gott uns da angetan?“
Ja, da kommen sie plötzlich wieder in eine Situation tiefster Erschütterung hinein. Das Leben verläuft manchmal aufwärts, dann wieder aus der Tiefe vorwärts, und plötzlich kommt wieder eine Tiefe. Das mussten die Brüder mehrmals so erleben – ein ständiges Auf und Ab.
Und das war alles in der Weisheit von Joseph, vom Herrn so in sein Herz gelegt, um etwas in Bewegung zu bringen – dieses Auf und Ab. Ja, dieser Schrecken. Jerry hat bereits gelesen: Schrecken und Angst kamen über Israel.
In 5. Mose 28 wird beschrieben, was nach der Verwerfung des Messias über Israel kommen sollte: die Zerstreuung unter alle Völker und die daraus folgende Angst unter den Völkern.
Lies du 5. Mose 28, Vers 65: „Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und Verschmachten der Seele. Und dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten Tag und Nacht, und dein Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘ und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘ wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten wirst, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Das ist ja unglaublich, was Mose da beschreibt – und zwar um 1566 vor Christus. Man könnte meinen, der Autor wäre in Auschwitz gewesen. So dramatisch und schrecklich ist das.
Und es ist so: Weltweit, in den Synagogen, wenn man zu 5. Mose 28 kommt, darf der Chasan, der an einem bestimmten Sabbat gemäß dem Haftarah-Verzeichnis diesen Abschnitt vorlesen muss, das nur mit gedämpfter Stimme tun.
Der Chasan liest ja nicht einfach nur den Bibeltext vor, sondern muss ihn singend rezitieren, zum Beispiel 5. Mose 1,1 – der ganze Text wird durchgesungen. Aber hier nur mit gedämpfter Stimme. Warum? Weil man weiß, wie schrecklich sich 5. Mose 28 in der Geschichte Israels erfüllt hat.
Jakob sagte: „Israel war der Kinder beraubt, Israel war der Kinder beraubt.“ In 1. Mose 42,36 liest man: „Und ihr Vater Jakob sprach zu ihnen: Ihr habt mich der Kinder beraubt. Joseph ist nicht mehr, und Simeon ist nicht mehr, und Benjamin wollt ihr mir nehmen. Dies alles kommt über mich.“
Die Brüder kehren mit diesem Schrecken nach Hause zurück. Vater Jakob erfährt, dass Simeon in Gefangenschaft in Ägypten ist und im Gefängnis bleiben muss. Der harte Mann, der Simeon festhält, fordert, dass beim nächsten Mal Benjamin mitkommt. Nun weiß Jakob, dass er wohl auch Benjamin verlieren wird. Deshalb sagt er: „Ich bin der Kinder beraubt“, denn Joseph ist ja sowieso nicht mehr da.
Dieser Ausdruck „der Kinder beraubt sein“ spielt in der Prophetie eine wichtige Rolle. In Jesaja 49,21 steht: „Und du wirst in deinem Herzen sprechen: Wer hat mir diese geboren, da ich doch der Kinder beraubt und unfruchtbar war, verbannt und umherirrend? Und diese, wer hat sie großgezogen? Siehe, ich war ja allein übrig geblieben.“
Hier geht es prophetisch um Israel in der Endzeit. Wenn der Messias Israel aus aller Not befreien und in den Segen des tausendjährigen Reiches führen wird, dann wird Israel sich enorm vermehren. Das sieht man an verschiedenen Stellen im Alten Testament. Der Drittel, der überleben und ganz Israel sein wird, wird viele Kinder haben. Man wird nicht mehr kinderfeindlich sein.
Dann wird die Frage aufkommen: „Wer hat mir diese geboren?“ – angesichts der plötzlichen Vermehrung und rückblickend auf die Zeit, in der man der Kinder beraubt war. Das ist ein Rückblick auf die Katastrophe von zweitausend Jahren. Durch Judenhass und Judenverfolgung sind seit dem Jahr 70 bis heute dreizehn Millionen jüdische Menschen gestorben.
Nicht nur das, was die Nazis verursacht haben, sondern über alle Jahrhunderte hinweg wurde das jüdische Volk gehasst und beraubt. Hier sehen wir den vorgeschatteten Jakob, der sagt: „Man hat mich der Kinder beraubt.“ Er beschreibt das Schreckliche und Furchtbare, was er erlebt hat. Dabei ist es kein Selbstmitleid.
Dieser Mann hat so viel Schreckliches erlebt und durfte sagen: „Dies alles kommt über mich.“ Er sagt nicht: „Obwohl ich völlig unschuldig bin.“ Nein, er erkennt auch seine Schuld an, wie wir alle. Aber er sagt: „Dies alles kommt über mich.“ Wir dürfen unsere Gefühle und unser Leiden empfinden.
Die große Not im Nahen Osten war eine Zeit der Drangsal für Jakob. Diese große Not wird auch eine Zeit der Drangsal für Jakob sein. Jawohl!
Wenn wir dann weitergehen zu Kapitel 43, lesen wir kurz in Vers 1: „Und die Hungersnot war schwer im Land, und es geschah: Als sie das Getreide aufgezehrt hatten, das sie aus Ägypten gebracht hatten, da sprach ihr Vater zu ihnen: Zieht wieder hin, kauft uns ein wenig Speise.“
Man kann die Verse eins bis fünfzehn lesen. Dort sehen wir, dass die Brüder nach ihrer Rückkehr mit Nahrung aus Ägypten für eine gewisse Zeit genug zu essen in der Familie von Jakob hatten. Doch dann ging das Getreide auch aus, und es herrschte eine schwere Hungersnot.
In diesen Versen wird gezeigt, wie die Familie Jakob schrecklich litt. Jeremia 30, Vers 7 spricht von der zukünftigen Not, die über Israel kommen wird, in Verbindung mit der großen Drangsal, dem letzten Weltkrieg. Für diese Zeit wird ein besonderer Name verwendet.
Jeremia 30,7 lautet: „Wehe, denn groß ist jener Tag ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob. Doch er wird aus ihr gerettet werden.“
Eine große Not wird also über Israel kommen. Israel wird aber leben, überleben. Der Messias wird Israel aus aller Not befreien. Jakob steht hier für das Volk Israel. Es wird aus dieser Not gerettet werden. Diese Zeit wird speziell genannt: die Zeit der Drangsal für Jakob.
Der kommende Weltkrieg wird, wie gesagt, durch einen Angriff von Norden über Israel ausgelöst werden. Das ist die Zeit der Drangsal für Jakob. Dieser Angriff am Anfang der letzten dreieinhalb Jahre wird weltweite Bewegungen auslösen, sodass der letzte Weltkrieg entsteht. In diesem Krieg wird die Menschheit an den Rand der Selbstvernichtung kommen.
Alles geht aus von diesem Konflikt, den wir heute schon sehen – von Norden kommt die große Gefahr gegen Israel.
An dieser Stelle wollen wir schließen und in der nächsten Folge mit prophetischen Parallelen, Kapitel 127, weitermachen.
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