Wir kommen heute Abend zu 2. Samuel 13. Zuvor wollen wir jedoch noch einmal in Erinnerung rufen, was im ersten Buch Samuel beschrieben wird. Dort finden wir den Weg, wie es dazu kam, dass David von Gott als König über Israel erwählt wurde – nach Gottes Gedanken und Plänen.
David wurde durch den Propheten Samuel gesalbt. Ein großer Teil des ersten Buches Samuel stammt von diesem Propheten selbst. So ist es auch überliefert, unter anderem durch den Talmud und die rabbinische Überlieferung. Dort finden wir viele wertvolle Informationen. Der Rest des Buches wurde von weiteren Propheten aus der Zeit König Davids verfasst.
Der Prophet Samuel salbte David zum König, doch das bedeutete noch lange nicht, dass David sofort König wurde. Er musste sich auf seinen späteren Dienst als Hirte Israels vorbereiten. Gottes Ideal für einen König ist nämlich nicht ein Jäger, wie es bei dem ersten Herrscher nach der Sintflut der Fall war.
Nimrod, dessen Name „Lasst uns rebellieren“ bedeutet, war der Herrscher von Babylon. Er ist verbunden mit dem Stadt- und Turmbau von Babel. Nimrod war ein gewaltiger Jäger, wie uns 1. Mose 10 berichtet. Dieses Bild steht für Tyrannen und schreckliche Diktatoren – Männer, die die Macht und Autorität, die Gott ihnen gegeben hat, missbrauchen und in ein Zerrbild verwandeln.
Gottes Gedanke im Blick auf einen Führer und König ist jedoch der Hirte. Deshalb war es wichtig, dass David in seiner Jugend Schafhirte war. Er lernte, wie man mit einzelnen Tieren umgeht, ihnen die angemessene Nahrung gibt und auf die Individualität jedes Schafes eingeht – jedes ist anders als das nebenan.
Nachdem David vom Propheten Samuel gesalbt worden war, musste er eine schwere, lange Zeit durchstehen. Er verzweifelte manchmal, fast vollständig. Er kam sogar an den Punkt, an dem er dachte, er würde durch die Verfolgung von Saul umkommen. Saul war König nach den Gedanken der Menschen, nicht nach Gottes Gedanken.
Doch schließlich führte der Herr David aus all diesen Bedrängnissen heraus. Im zweiten Buch Samuel sehen wir dann, wie David zum Königtum gelangt.
Vielleicht ist es hilfreich, sich noch einmal in Erinnerung zu rufen, was wir bereits erklärt haben: In 2. Samuel 1 bis 4 sehen wir David als König in Hebron. Die ersten Jahre seines Königtums verbrachte er in der damaligen Hauptstadt Israels, Hebron. Ab Kapitel 5 ist David in Jerusalem. In diesem Kapitel erobert er Jerusalem und macht sie zur Hauptstadt über das zwölfstämmige Volk Israel. Seine Anfangserfolge als König sind in den Kapiteln 5 bis 10 zu sehen.
Und dann folgt eine dunkle Periode. Wir haben sie damals überschrieben mit „Davids Sünden und familiäre Katastrophen“ für die Kapitel 11 bis 21.
Die Kapitel 22 bis 24 hingegen zeigen uns Davids Lebensabend. Nun befinden wir uns also mitten in dem Teil, der von Davids Sünden und familiären Katastrophen handelt.
Es beginnt in Kapitel 11 mit seinem Ehebruch. David nimmt sich Bathseba, eine Frau, auf die er kein Recht hatte. Das hing natürlich damit zusammen, dass es schwierig ist, mit Autorität, Macht und Anerkennung umzugehen. Das kann dazu führen, dass man meint, man hätte mehr Rechte als andere. So beging er Ehebruch mit Bathseba und ließ dann indirekt ihren Ehemann Uria ermorden.
Das ist die schreckliche Geschichte, die wir in 2. Samuel 11 finden. In den folgenden Monaten verhärtete sich David völlig. Er beschreibt aber auch in Psalm 32, wie er innerlich überhaupt nicht mehr mit seinen Gefühlen und Empfindungen zurechtkam. Er war völlig ausgetrocknet und zermürbt.
Doch es brauchte dann Kapitel 12, den Besuch des Propheten Nathan. Nathan kam zu ihm und erzählte ihm ein Gleichnis. Er sagt ihm zwar nicht direkt, dass er ein Gleichnis erzählt, sondern erzählt einfach die Geschichte. Ein Gleichnis ist eine Erzählung, die so, wie sie beschrieben wird, tatsächlich stattfinden kann oder immer wieder in ähnlicher Form geschieht.
In diesem Gleichnis geht es um einen reichen Mann, der sehr viel Kleinvieh hatte. Er brauchte jedoch ein Schaf, um einem Gast etwas zu essen zu geben. Dieses Schaf nahm er von einem armen Mann, der nur ein einziges Lamm besaß.
Diese Geschichte rief Davids Zorn hervor. Ich lese aus 2. Samuel 12, Vers 5: „Dann brannte der Zorn Davids sehr gegen den Mann, und er sprach zu Nathan: So wahr der Herr lebt!“
Dies ist eine Schwurformel. Die Geschichte hat ihn emotional so aufgeladen, dass er schwört: „So wahr der Herr lebt“ – im Deutschen wird der Name Gottes, der mit Großbuchstaben „Herr“ wiedergegeben wird, im Hebräischen als Yahweh bezeichnet. Yahweh ist der Eigenname Gottes, der Ewige, der Unwandelbare.
David fährt fort: „Der Mann, der dies getan hat, ist ein Kind des Todes, und das Lamm soll er vierfach erstatten, weil er diese Sache getan hat und kein Mitleid gezeigt hat.“
Da spricht Nathan zu David: „Du bist der Mann.“
Das war der Vergleich: Dieser Mann hatte ein Lamm, im Gegensatz zu David, der bereits zuvor durch Polygamie schuldig wurde. Im Alten Testament war Polygamie niemals erlaubt. Man hört manchmal die Behauptung, im Alten Testament sei das anders gewesen und Polygamie wäre erlaubt gewesen. Das ist jedoch falsch. Polygamie war nie erlaubt und war nie richtig.
In der Schöpfung sehen wir in 1. Mose 1 und 2, dass Gott den Menschen erschuf – und zwar Mann und Frau. Er erschuf sie gleich als Ehepaar, einen Mann und eine Frau, die nach 1. Mose 2,24 in der Ehe ein Fleisch werden sollten. Gottes Schöpfungsordnung gilt für alle Zeiten, und diese Einehe gehörte zum Bund Gottes mit Adam. Dieser Bund ist gültig, solange die Erde besteht. Er endete nicht, als Gott später einen Bund mit Noah schloss, der ebenfalls für die ganze Erde gilt und bis heute Bestand hat.
Auch der Bund mit David wurde weitergeführt. Der Bund mit Adam wurde nicht aufgehoben, als Gott später einen Bund mit Abraham schloss. Die gesamte Heilsgeschichte ist ja aufgebaut aus Bündnissen, die jeweils am Beginn eines neuen Zeitalters stehen. Doch der Adamsbund wurde nie durch die späteren Bündnisse aufgehoben. Er bleibt bis heute und bis zum Ende der Welt bestehen.
In 1. Mose 4 wird die Geschichte von einem gewissen Lamech aus der gottlosen Linie Kains beschrieben, der frech zwei Frauen heiratet. Ab Kapitel 6,7-8 wird die Sintflut beschrieben. Damit hat Gott ein deutliches Exempel gesetzt: Polygamie ist nie richtig.
Nach der Sintflut sehen wir jedoch erneut, dass Menschen den Bund mit Adam übertreten haben – so auch David. Dabei ist wichtig zu betonen, dass diese Frauen geheiratet waren. Das kann man nicht als Hurerei bezeichnen. Der Begriff Hurerei im Alten und Neuen Testament, je nach Bibelübersetzung auch mit Unzucht übersetzt, bezeichnet jeglichen Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe. Das heißt: außerhalb, neben, vor oder nach der Ehe, beispielsweise bei Verwitwung. Gott bezeichnet dies als Hurerei.
Polygamie selbst wird nicht als Hurerei bezeichnet, doch sie ist ein Bruch – ein grundsätzlicher Bruch mit dem Bund Gottes mit Adam. Polygamie ist absolut nicht erlaubt. Darum wird im Neuen Testament sehr deutlich gemacht, was Gottes Gedanken von Anfang an waren.
Jesus sagt in Matthäus 19, dass von Anfang der Schöpfung an Gott einen Mann und eine Frau schuf. Das erklärte Jesus in Matthäus 19. Im 1. Korinther 7, am Anfang des Kapitels, in dem der Apostel Paulus über Ehe, Ehelosigkeit, Witwenschaft und Wiederheirat spricht, sagt er: „Darum habe jeder Mann seine eigene Frau und jede Frau ihren eigenen Mann.“ Es ist also ganz klar in der Einzahl gemeint, nicht mehrere Frauen oder Männer.
Diese Klarstellung dient der Deutlichkeit in diesem Zusammenhang. David hatte zwar mehrere Frauen, die er geheiratet hatte, doch das war ihm nicht genug. Er nahm Uriahs eine geliebte Frau weg. Dadurch verschuldete er sich schwer und wurde auch noch zum Mörder.
Das Gleichnis hat Davids moralisches Empfinden getroffen – nicht in Bezug auf sich selbst, sondern auf einen anderen Menschen. Nathan sagt zu ihm: „Du bist der Mann.“ Die Reaktion von David ist eindrücklich. In Vers 13 spricht David zu Nathan: „Ich habe gegen den Herrn gesündigt.“ Nathan antwortet: „So hat auch der Herr deine Sünde weggetan. Du wirst nicht sterben.“
Doch Nathan fügt hinzu: „Nur, weil du den Feinden des Herrn durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, soll auch der Sohn, der dir geboren ist, gewiss sterben.“ Danach geht Nathan in sein Haus. Der Herr schlägt das Kind, das die Frau Urias David geboren hatte, und es wird todkrank.
In den weiteren Versen, insbesondere in Vers 18, lesen wir: „Und es geschah am siebten Tag, da starb das Kind.“ David kommt zur Buße. Es war ein monatelanges Warten und Verharren in der Sünde, doch er konnte nicht glücklich werden in der Sünde. Ein wahrer Gläubiger wird niemals glücklich sein können, wenn offensichtliche Sünde in seinem Leben ist.
Darum beschreibt David in Psalm 32, wie er innerlich völlig austrocknete. In Psalm 51 schildert er, wie er einen inneren Zerbruch erlitten hatte. Dort wird ausdrücklich gesagt, dass dies im Zusammenhang mit der Sünde an Bathseba (auf Hebräisch Batschewa) steht.
Ganz wichtig ist, dass Nathan als Prophet auf Davids Bekenntnis „Ich habe gegen den Herrn gesündigt“ antworten darf: „So hat auch der Herr deine Sünde weggetan.“ Interessant ist der Vergleich mit Saul. Saul war kein wahrer Gläubiger. Er war zwar kein Atheist und glaubte an Gott, doch er hatte keine persönliche Beziehung zu dem Herrn wie David. Typischerweise sagte Saul immer wieder „der Herr, dein Gott“, aber nie „mein Gott“. Das war ehrlich gemeint, da ihm die persönliche Beziehung fehlte.
Es gibt also Gläubige, die keine wirklichen Gläubigen sind. Das entspricht dem Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld (Lukas 8), wo der Same, das Wort Gottes, auf das Steinige, den Felsen, gesät wird. Der Herr sagt dort, dass der Same zwar aufgeht, aber dann verdorrt und keine Frucht bringt. Diese Menschen nehmen das Wort mit Freuden auf, was ein Kennzeichen von wahren Gläubigen ist. Doch es findet kein Zerbruch, kein reues Sündenbekenntnis und keine radikale innere Umkehr statt. Sie glauben für eine Zeit, fallen aber später ab.
Bei Saul war das ähnlich. Er war ein Gläubiger, hatte aber keine persönliche Beziehung, war also kein erneuerter Mensch. Auch er sagte wiederholt „Ich habe gesündigt“, doch in einem Fall fügte er hinzu: „So ehre mich nun vor den Ältesten.“ Sofort merkt man, dass es sich nicht um ein echtes Sündenbekenntnis handelt. Wenn jemand so schnell an seine Ehre denkt, ist kein Zerbruch vorhanden.
David sagt hingegen klar: „Ich habe gegen den Herrn gesündigt.“ Für uns Menschen ist es oft schwer zu erkennen, ob ein Bekenntnis echt ist oder nicht. Nathan war aber ein Prophet, und der Herr kennt die Herzen. Deshalb antwortet Nathan im selben Vers 13: „So hat auch der Herr deine Sünde weggetan. Du wirst nicht sterben.“
Nach der Tora, dem Gesetz Mose, hätte David für Ehebruch und Mord die Todesstrafe verdient. Trotzdem wird ihm alttestamentlich Gnade geschenkt. Das könnte zu der falschen Vorstellung führen, dass man im Evangelium einfach alles tun kann, dann sagen „Ich habe gesündigt“ und alles sei wieder gut.
Genau davor warnt der Judasbrief in den ersten Versen: Dort wird von solchen gesprochen, die sich in die Christenheit eingeschlichen haben – Namen-Christen –, die die Gnade Gottes in Ausschweifung verkehren. Ein Kennzeichen solcher äußerlich Gläubigen, die nicht wiedergeboren sind, ist, dass sie glauben, Gott sei so gnädig, dass man einfach weiter sündigen könne.
Ein Wiedergeborener würde niemals so frevelhaft über Sünde sprechen. Gott wusste jedoch, dass Davids Bekenntnis echt war. Deshalb kam die Zusage der Gnade: „Deine Sünde ist weggetan.“ Das finden wir bei Saul nicht. Samuel hat das nie gesagt, wenn Saul seine Sünden bekannte.
Doch Vers 14 fügt hinzu: „Nur, weil du den Feinden des Herrn durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, soll auch der Sohn, der dir geboren ist, gewiss sterben.“ Die Welt beobachtet uns, und wenn sie billige Gnade sieht, lästert sie über das Evangelium.
Deshalb muss zum Beispiel bei Ehebruch in einer Gemeinde, wenn es einen Bruder betrifft, nach 1. Korinther 5 Gemeindezucht erfolgen. Auch wenn ein Bekenntnis kommt und jemand sagt „Es tut mir leid“, ist nicht klar, ob das echt ist – wie bei Saul oder David.
Außerdem führt es dazu, dass die Welt denkt: „Bei denen geht das so einfach. Die können etwas Schwerwiegendes tun, sagen ‚Es tut mir leid‘, und dann ist alles gut.“ Deshalb muss Gemeindezucht auch bei einem Bekenntnis ausgeübt werden, um der Welt zu zeigen, dass man mit Sünde nicht leichtfertig umgeht.
Natürlich ist das Ziel, die betroffene Person innerlich wiederherzustellen und in volle Gemeinschaft aufzunehmen. Es hilft auch der Person selbst zu wissen, dass die Sache abgeschlossen ist und ein Strich darunter gesetzt wurde.
Der Mann in Korinth, der in 1. Korinther 5 eine schwere Unzucht begangen hatte, kehrte später um. In 2. Korinther 2 fordert Paulus die Gemeinde auf, ihm in Gnade zu begegnen, damit er nicht durch übermäßige Traurigkeit zerstört wird, und ihm zu vergeben.
Das ist die andere Seite, aber es ist wichtig, im Blick zu behalten, dass solche Sünden der Welt Anlass zur Lästerung über Gott, sein Wort und seine Gemeinde geben.
Auch in unserer Gesetzgebung kennen wir das: Wenn jemand eine Straftat begangen hat und vor Gericht Reue zeigt, kann das die Strafe mildern. Doch der Richter kann nicht einfach sagen: „Okay, da braucht es keine Strafe mehr.“ Sonst würde das gesamte Rechtssystem auf den Kopf gestellt.
Deshalb ist es schlimm, wenn in der modernen Gesetzgebung, etwa in Deutschland, Urteile gefällt werden, die das Böse verharmlosen, während kleinere Straftaten übermäßig bestraft werden. Das darf nicht sein.
Dieses Prinzip zeigt sich auch in Davids Geschichte. Batschewa wurde schwanger, und das Kind musste sterben. Doch das war nicht das einzige Kind, das David verlor. Als oberster Richter Israels sprach er selbst ein Urteil. In 2. Samuel 12, Vers 6 sagt er: „Das Lamm, also dieses Kind des Todes, soll er vierfach erstatten, weil er diese Sache getan hat und kein Mitleid zeigte.“
David verlor in diesem Kapitel und den folgenden vier Kinder: Das erste, das Kind von Batschewa, das ohne Namen starb – ich nenne es Jelet Batschewa („Kind von Batschewa“), dann Amnon, und das führt uns zum nächsten Kapitel, mit Amnon, Absalom und schließlich Adonia.
Das war alles eine Einleitung, aber eine wichtige, damit man die Ereignisse richtig einordnen und verstehen kann.
Ab 2. Samuel 11 ist David nicht mehr derselbe wie zuvor. Er erlebte Vergebung und die Gnade Gottes in überwältigender Weise. Er hätte zweimal die Todesstrafe verdient und durfte dennoch weiterleben und König bleiben.
Gott hätte ihm auch seine Ehre und seinen Reichtum nehmen können, doch das geschah nicht. Dennoch durchlebte David schwere Nöte.
Wichtig ist zu sehen, dass es sich nun nicht mehr um ein Gericht Gottes über David handelt, sondern um Zucht – auch im Blick auf alle Menschen nach David. Die Gnade Gottes ist nicht etwas, mit dem man spielen darf.
Gnade ist wunderbar und überwältigend. Es gibt ein Lied, das heißt „Amazing Grace“ – erstaunliche Gnade. Die Gnade Gottes ist erstaunlich, aber niemals billige Gnade. Sie ermutigt nicht zum Sündigen, sondern dazu, zerbrochenen Menschen Vergebung zuzusprechen.
Nun führt uns das eben zu Kapitel dreizehn. Ich habe in meiner Bibel, in 2. Samuel 12, Vers 18, am Rand etwas notiert. Ich besitze eine Ausgabe der CSV Hückeswagen mit viel Rand. Das ist wunderbar, denn dort kann man auch zeichnen, Bilder einfügen und kleine Tabellen anlegen – das ist fantastisch.
Dort habe ich mir notiert: „erstes Schaf tot“. In den folgenden Kapiteln steht dann „zweites Schaf tot“, „drittes Schaf tot“ und „viertes Schaf tot“. Jetzt kommen wir zu Kapitel dreizehn, und ich lese ab Vers eins.
Auf dem Bild sieht man übrigens das Kidron-Tal heute, zwischen der arabischen Stadt Silouan, die auch Siloa-Stadt genannt wird, nahe dem Siloateich Silouan. Rechts sieht man den Abhang des Berges Zion, und zwar auf der Höhe, wo es zur Davidstadt geht. Die Davidstadt, also das damalige Jerusalem, lag am Südabhang des Tempelberges Zion. Dort war David zuhause; dort hatte er seinen Palast.
Nun zu Kapitel dreizehn: „Und es geschah danach.“ Der Heilige Geist hat so inspiriert, zu schreiben: „Und es geschah danach.“ Dieses Wort „danach“ ist sehr wichtig, denn es zeigt, dass das, was nun folgt, Konsequenzen aus dem vorherigen Geschehen sind.
Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester. Ihr Name war Tamar. Das erstaunt nicht, weil David selbst ja außerordentlich schön war. „Hübsch“ ist fast zu wenig gesagt; er war schön. 1. Samuel 16 macht das klar.
Diese Schwester Tamar war sehr schön, und Amnon, der Sohn Davids, liebte sie. Amnon war, weil David in Polygamie lebte, ein Halbbruder von Tamar. Und hier haben wir ein großes Problem. Das war eine ganz klare Grenzüberschreitung.
Die Tora macht in 3. Mose 18,9 deutlich, dass eine Heirat unter Geschwistern und auch unter Halbgeschwistern nicht erlaubt ist. Dort heißt es: „Oder der Tochter deiner Mutter, daheim geboren oder draußen geboren, ihre Blöße sollst du nicht aufdecken.“ Also auch eine Halbschwester ist verboten.
Natürlich könnte jemand argumentieren, dass in 1. Mose 20 Abraham seine Halbschwester Sarah geheiratet hat. Es ist jedoch so, dass diese nahe Verwandtschaftsbeziehung vor 4000 Jahren noch möglich war und auch noch viel früher. Immer wieder kommen Leute mit der Frage: Woher hatte Kain seine Frau? Man liest ja, dass Adam und Eva Abel und Kain bekamen, und danach heißt es, Kain ging in ein anderes Land und hatte Nachkommen und eine Frau. Woher hatte er diese Frau, wenn es keine anderen Frauen gab?
Das sind eben Leute, die die Bibel nicht gründlich studieren. In 1. Mose 5 steht ausdrücklich, dass Adam ein sehr langes Leben hatte und viele Söhne und Töchter zeugte. Diese werden aber nicht namentlich aufgeführt. Seine Zeugungsfähigkeit bestand über eine sehr lange Zeit, wie es bei den Patriarchen vor der Sintflut oft der Fall war.
So musste sich die Menschheit am Anfang durch Brüder-Schwester-Ehen weiter vermehren. Es war auch so, dass die Gene damals noch perfekt oder weitgehend perfekt waren. Im Laufe der Generationen gibt es ständig kleine Fehler bei der Zellteilung, weshalb wir heute alle gewisse Schäden haben. Das macht aber meist wenig aus, sodass die meisten von uns ziemlich normal sind.
Wo wirklich Behinderungen von Geburt an auftreten, ist das zahlenmäßig prozentual erstaunlich gering. Am Anfang waren diese Schäden, die sich über Generationen häufen, noch nicht vorhanden. Ich staune manchmal, wenn Leute sagen, wir seien heute so weit entwickelt und gescheit, während die Menschen der Antike primitiv und unterbelichtet gewesen seien. Dabei hatten die frühen Generationen viel weniger Schäden als wir heute.
Mit dem Auszug aus Ägypten hat Gott in der Tora klare Regeln gegeben, bis zu welchem Grad Ehen möglich sind und wo nicht. Zum Beispiel sind Cousin und Cousine erlaubt, aber es gibt auch strengere Abgrenzungen als im deutschen Recht. Das wird ganz genau festgelegt.
Seit dem Auszug aus Ägypten war es nicht mehr erlaubt, solche nahen Verwandtschaftsbeziehungen einzugehen. Interessanterweise gab es vor einigen Jahren in der Schweiz ein sehr eindrückliches Gerichtsurteil. Ein Mann wollte seine Adoptivtochter heiraten, doch die Richter sagten, das komme nicht in Frage.
Familienbande dürfen nicht sexualisiert sein. Das heißt, die normale Familie besteht aus Vater, Mutter und Kindern – Söhne und Töchter – die ein Verhältnis zueinander haben, aber Sexualität und sexuelle Empfindungen in diesen Beziehungen sind ausgeschlossen. So können die Familienbeziehungen normal, ungezwungen und schön bleiben.
Sobald Sexualisierung in die Familie eintritt, wird alles zerstört. Deshalb ist es so schrecklich, wenn wir in der Politik sehen, wie Leute mit linken Ideologien versuchen, diese Grenzen langsam abzubauen. Das ist ganz schrecklich. Es gehört zum Programm der Zerstörung von Ehe und Familie. Das dürfen wir nie akzeptieren, sondern müssen es verabscheuen.
Auch hier ist es wichtig zu sehen, dass das, was die Richter in der Schweiz betont haben, genau dem entspricht, was die Bibel lehrt. Nicht einmal eine Adoptivtochter – die ja nicht verwandt ist – darf geheiratet werden. Es muss eine Vater-Tochter-Beziehung sein, und nicht mehr.
Amnon hat also gefühlsmäßig die Linie überschritten. Amnon, der Sohn Davids, liebte Tamar. Sie gab bereits online heute Abend zu dem Thema 2. Samuel 13 eine Erklärung.
Dort wurde gefragt: In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, wurde das Wort „agapao“ verwendet. Das ist das Verb, das Hauptwort heißt „Agape“. Dieses Wort ist im Neuen Testament ganz besonders für die Liebe Gottes bekannt.
Wie kommt es, dass diese Liebe „agapao“ genannt wird? Im Griechischen gibt es mehrere Wörter für „lieben“, die verschiedene Arten von Liebe unterscheiden können. Das ist großartig. Im Deutschen haben wir einfach „lieben“ oder „gern haben“, was eine deutliche Abstufung ist.
Im Griechischen gibt es noch mehr Nuancen. „Agapao“ war ein Wort, das die alten Griechen kannten, aber sehr selten benutzten. Deshalb war es unbelastet. In der Septuaginta haben die Juden, die das Alte Testament ins Griechische übersetzten, dieses Wort häufiger verwendet.
Lange Zeit dachte man in der Gräzistik, der Wissenschaft der altgriechischen Sprache, dass „Agape“ ein Wort sei, das erst im Zusammenhang mit Judentum und Christentum im Neuen Testament entstanden sei. Doch man fand schließlich Belege in der griechischen Literatur, die zeigen, dass das Wort bekannt war.
Es wurde aber sehr selten gebraucht und war unbelastet – im Gegensatz zum Wort „Eros“, das ebenfalls „Liebe“ bedeutet. Im Altgriechischen umfasst „Eros“ die ganze Bandbreite von normaler Liebe bis hin zu völlig perverser, übler Liebe. Dieses Wort war stark belastet.
Deshalb hat der Heilige Geist im Neuen Testament dieses Wort nie verwendet, sondern andere Wörter für Liebe gewählt. Das typische Wort für die Liebe Gottes ist dann „Agape“. Weil dieses Wort unbelastet war, konnte der Heilige Geist ihm einen ganz neuen Inhalt geben, der aus dem Evangelium heraus erklärt wird.
Nun zur Frage, warum in 2. Samuel 13 das Wort „agapao“ benutzt wird: Man muss sagen, die Septuaginta ist keine inspirierte Übersetzung. Die Übersetzer haben manchmal Worte gewählt, die sie heute anders benutzen würden.
Hier hätte man besser ein anderes Wort gewählt, das eine perverse Liebe ausdrücken kann, etwa das Verb von „Eros“. Jemand könnte einwenden, die Septuaginta werde ja oft im Neuen Testament zitiert, wenn aus der hebräischen Bibel auf Griechisch zitiert wird. Das stimmt, aber nicht immer.
Die Schreiber des Neuen Testaments, inspiriert durch den Heiligen Geist, haben die Septuaginta dort benutzt, wo sie richtig war. Das rechtfertigt jedoch nicht die Fehler in der Septuaginta. Sie ist keine perfekte Übersetzung.
Auch die Bibelbücher sind unterschiedlich gut übersetzt. Es gibt Bücher, die sehr genau übersetzt sind, und solche, die mehr Fehler enthalten. Das ist also die Antwort darauf, warum dort dieses Wort steht. Man hätte besser ein anderes Wort wählen sollen, das die perverse Liebe ausdrückt.
Und nun gehen wir weiter zu Vers 2: Amnon wurde krank vor Sehnsucht nach seiner Schwester Tamar. Sie war eine Jungfrau, und in Amnons Augen war es unmöglich, ihr auch nur das Geringste anzutun. Er steigerte sich so sehr in seinem Wunsch, Tamar zu haben, dass er krank wurde.
Doch er hatte ein Problem: Sie war eine Jungfrau. Das bedeutet, sie war eine junge Frau, die fest entschlossen war, bis zur Ehe unberührt zu bleiben. Diese Reinheit verlieh ihr Würde. Und gerade diese Würde hielt Amnon in seinem sündigen Begehren auf Abstand. Wenn eine Frau wirklich Reinheit liebt, strahlt das eine Art Abwehr aus, die auf Distanz hinweist.
Amnon merkte, dass er in seiner Sicht auf Sexualität völlig unwürdig war, gerade gegenüber dieser Frau – seiner Schwester, seiner Halbschwester. Eigentlich wäre es völlig unangemessen gewesen, und genau das machte ihn noch kranker. Deshalb heißt es, es war ihm unmöglich, ihr auch nur das Geringste anzutun.
Weiter in Vers 3: Amnon hatte einen Freund namens Jonadab, den Sohn Schimeas, des Bruders Davids. Dieser Freund war zugleich sein Vetter, sein Cousin. Amnon selbst war der älteste Sohn Davids und damit rein menschlich gesehen der Kronprinz, von dem man erwarten konnte, dass er der nächste Thronfolger wird.
Jonadab wird als ein sehr kluger Mann beschrieben. Doch diese Klugheit war eine teuflische Intelligenz! In Jakobus 3, Vers 13-16 lesen wir dazu Interessantes: Dort wird gefragt: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er soll seine Werke durch einen guten Wandel in Sanftmut zeigen.“ Weisheit und Verständnis zeigen sich also im praktischen Leben, im guten Wandel.
Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, sollt ihr euch nicht rühmen und nicht gegen die Wahrheit lügen. Denn das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche und teuflische Weisheit. Wo Neid und Streit ist, da herrscht Zerrüttung und jede schlechte Tat.
Die Weisheit von oben aber ist erstens rein. Jonadabs Weisheit war unrein. Sie ist zweitens friedsam, drittens milde, dann folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und ungeheuchelt – sieben Kennzeichen. Man könnte sagen, es sind acht, aber der Heilige Geist hat Jakobus inspiriert, genau diese sieben aufzuzählen: rein, friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte (zusammen), unparteiisch und ungeheuchelt.
In Sprüche 9 wird Frau Weisheit beschrieben. Das hebräische Wort für Weisheit, Chochma, ist grammatikalisch weiblich. Deshalb wird Weisheit personifiziert als Frau. Frau Weisheit hat ihr Haus gebaut und ihre sieben Säulen ausgehauen. Auf der ersten Säule steht „rein“, dann „friedsam“ und so weiter. Das ist die Weisheit von oben, die solche Auswirkungen hat.
Die Weisheit, die nicht von oben kommt, ist irdisch, sinnlich und teuflisch. So verhält es sich auch mit Jonadab. Übrigens, im nächsten Kapitel – ich greife schon ein wenig vor auf morgen – wird eine kluge Frau im Mittelpunkt stehen: die thekoitische Frau, eine kluge Frau, deren Weisheit ebenfalls teuflisch ist. Hier haben wir einen klugen Mann mit teuflischer Weisheit, dort eine hochintelligente Frau mit teuflischer Intelligenz.
Und nun Vers 4 in Kapitel 13: Und er sprach zu ihm: Warum bist du morgens so abgezehrt, Königssohn?
Ich meine, seinem Vetter hätte er nicht „Königssohn“ sagen müssen, es hätte gereicht, ihn beim Namen zu nennen. Aber er schmeichelt ihm: „Du hast eine solche Autorität, du hast eine solche Stellung!“
Und: „Morgens bist du so abgezehrt.“ Ja, es ist oft so, wenn jemand seelisch erkrankt ist, wie hier, durch ein böses, falsches Verlangen, das sich besonders am Morgen zeigen kann. Sozusagen der tiefste Stand. Durch die Aktivitäten des Tages geht es dann wieder aufwärts, und am nächsten Morgen fängt es wieder ganz unten an.
Das fällt ihm auf, er kann gut beobachten, hat Menschenkenntnis. „Jeden Morgen siehst du so richtig abgezehrt aus, Königssohn. Willst du es mir nicht mitteilen?“ Eine besondere Beziehung, er würde das sicher niemandem sagen, aber ihm schon.
Amnon sprach zu ihm: „Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Absalom.“ Er sagt „ich liebe“, macht aber zugleich klar, dass hier eine Grenze überschritten ist – es ist die Schwester seines Bruders.
Jonadab sprach zu ihm: „Lege dich auf dein Lager und stelle dich krank. Kommt dein Vater, um dich zu sehen, so sprich zu ihm: ‚Lass doch meine Schwester Tamar kommen und mir Speise zu essen geben und vor meinen Augen das Essen zubereiten, damit ich zusehe und aus ihrer Hand esse.‘“
Also gibt er ihm jetzt strategische Anweisungen, wie er diese Distanz, eigentlich die Bewunderung für Tamar, die eine Jungfrau war, überwinden kann.
Dann lesen wir weiter von seinem Vater David. Es ist so: Wir werden jetzt sehen, dass Amnon ein übler Sohn ist. Später werden wir einen weiteren üblen Sohn sehen, Absalom, und noch später einen weiteren, Adonija.
Warum sind diese Söhne so übel geworden? Das war ihre eigene Entscheidung, das ist klar. Aber David war ein guter König. Als Vater hat er jedoch versagt. Das ist verständlich, denn er hatte viel zu viele Kinder.
Das hängt auch mit der Polygamie zusammen. Man kann nicht beliebig viele Kinder gut erziehen. Er hatte eine gewaltige Aufgabe als König über das auserwählte Volk Israel, über die zwölf Stämme. Darum hat er in der Erziehung deutlich versagt.
Ein Hinweis dazu findet sich in 1. Könige 1,5. Dort heißt es: „Adonija, der Sohn Hagis, erhob sich und sprach: ‚Ich will König werden.‘“ Wieder ein „Ich will“. So war es auch bei Amnon: „Ich will“. Und bei Absalom ebenso: „Ich will“. Das waren „Willis“, man hätte sie alle „Willi“ nennen können.
Adonija schaffte sich Wagen und Reiter an und fünfzig Mann, die vor ihm herliefen. Sein Vater aber hatte ihn, solange er lebte, nicht zur Rechenschaft gezogen, nicht hinterfragt: „Warum tust du das?“
David hat also in der Erziehung versagt, indem er seine Kinder nicht kritisch begleitet hat. Natürlich muss man nicht immer alles vorschreiben, aber man sollte Fragen stellen. So können Kinder sich überlegen: „Wieso mache ich das so?“ und man kann erklären, warum das nicht geht.
Das hebräische Wort für „erziehen“ bedeutet „unterweisen“ oder „überzeugen“. Es kann auch „züchtigen“ bedeuten, aber es ist dasselbe Wort. Schon die Frage „Was tust du? Geht das?“ hilft, Zusammenhänge im Leben zu erklären.
Man kann auch erklären: „In unserer Familie sind wir eine Familie, und es gibt klare Grenzen zwischen Bruder und Schwester.“ Diese Grenzen zu achten, macht das Familienleben gesund.
Wir haben ja in 3. Mose 18 gelesen. Dort steht nicht, dass man seine Schwester oder Halbschwester nicht heiraten darf, sondern es heißt: „Die Blöße nicht aufdecken.“ Das ist eine Ausdrucksweise. Es gibt verschiedene Ausdrücke für „heiraten“, aber hier bedeutet es, den Abstand in der Familie zu wahren und die Blöße voreinander nicht aufzudecken.
Das hilft, den Abstand zu bewahren. Wir sehen das auch schon nach der Sintflut: Noah hatte sich betrunken und war so außer Kontrolle, dass er sich entkleidet hatte. Sein jüngster Sohn Ham machte sich über ihn lustig.
Die anderen Brüder gingen mit einer Decke rückwärts ins Zelt, um den Vater nicht zu sehen, und deckten ihn zu, um seine Würde zu wahren.
So ist es wichtig in der Erziehung, den Kindern ganz natürlich beizubringen, wie der normale Abstand ist. So bleiben die Beziehungen gesund, fröhlich, ungezwungen und unverkrampft, aber mit Achtung – Bruder gegenüber Schwester und Schwester gegenüber Bruder.
David hat als Vater versagt. Natürlich auch, weil er sich selbst das Recht nahm, Batseba zu nehmen. Er gab ein schlechtes Beispiel. Zwar bereute er, aber seine Söhne gingen noch weiter und meinten, sie könnten sich nehmen, was ihnen nicht gehört – und das in einer noch viel frevelhafteren Art als David selbst.
Und nun sehen wir weiter in Vers 6: Amnon legte sich hin und stellte sich krank. Als der König kam, um ihn zu sehen, sprach Amnon zu ihm: „Lass doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen zwei Kuchen bereiten, damit ich aus ihrer Hand esse.“
Aus den ganzen Kapiteln geht hervor, dass im Hause Davids die Organisation so war, dass die Mutter mit ihren Kindern einen bestimmten Bereich bewohnte. Jede Mutter mit ihren Kindern hatte wiederum einen eigenen Bereich. So gab es innerhalb dieser Großfamilie – einer Patchworkfamilie durch die Polygamie – gewissermaßen Abstand zueinander. Amnon gehörte natürlich nicht zum gleichen Zirkel, Unterzirkel der Familie wie Tamar. Er hatte den Wunsch, dass eben die Schwester aus dem anderen Zirkel kommt und ihn versorgt, weil er krank ist.
Als Kranker kann man manchmal eigenartige Nahrungswünsche haben. Amnon äußerte diesen Wunsch, und König David kam sogar persönlich zu ihm ans Krankenbett. Er hörte den Wunsch: „Lass doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen zwei Kuchen bereiten, damit ich aus ihrer Hand esse.“
Wie heißen diese Kuchen auf Hebräisch? Lewiwot. Lewiwa ist die Einzahl, Lewiwot die Mehrzahl. Die weibliche Mehrzahl endet auf -ot, wie zum Beispiel Behemot; Behema heißt das Vieh, Behemot ist Vieh in der Mehrzahl. Lewiwa kommt von Lew oder Lewaw, was Herz bedeutet. Es handelt sich also um Herzkuchen. Wir kennen das vom Lebkuchen – ein Herzkuchen. Das sollte etwas ausdrücken, nämlich dass sein Herz für Tamar brennt.
Dann sagt er, sie solle vor seinen Augen zwei Kuchen bereiten, damit er aus ihrer Hand esse. Das ist schon ein bisschen merkwürdig. Natürlich hat er spezielle Nahrungswünsche, weil er krank ist. Aber warum muss die Schwester vor seinen Augen diese Herzkuchen zubereiten? Und David, mit geistlichem Durchblick – der ja auch Menschenkenntnis beinhaltet –, hätte erkennen müssen, dass das komisch ist: „Vor meinen Augen zwei Herzkuchen bereiten und dass ich aus ihrer Hand esse.“ Das ist kein Hund! Wie kommt Amnon auf die Idee, aus ihrer Hand essen zu müssen? Amnon ist, glaube ich, doppelt krank.
Diese Signale waren wichtig, und es ist entscheidend, auf solche Signale zu achten. Seit seinem Fall ist Amnon nicht mehr derselbe und hat nicht mehr den gleichen Durchblick.
Vers 7: Da sandte David zu Tamar ins Haus und ließ ihr sagen: „Geh doch in das Haus deines Bruders Amnon und bereite ihm das Essen.“ Er durchschaut die Situation nicht und wird sogar selbst zum Auftraggeber. Er schickt Tamar, aber er sagt ihr nur: „Bereite ihm das Essen.“ Er sagt nicht: „Bereite ihm vor seinen Augen Herzkuchen, damit er aus deiner Hand esse.“ Da hätte er sagen müssen: „Papa, das ist komisch, das hat noch nie ein Bruder von mir gewünscht.“
Vers 8: Tamar ging in das Haus ihres Bruders Amnon. Er lag im Bett. Sie nahm den Teig, knetete ihn und bereitete Kuchen, eben die Lewiwot, die Herzkuchen, vor seinen Augen zu und backte sie. Sie nahm die Pfanne und schüttelte die Kuchen vor ihm aus. Aber er weigerte sich zu essen.
Jetzt wird er wieder merkwürdig. Plötzlich ist er so krank, dass er eigentlich sagt: „Hm, ich mag das nicht.“ Sein Verhalten ist eigenartig. Er weigert sich zu essen. Amnon sprach: „Lasst jedermann von mir hinausgehen!“ Und alle gingen von ihm hinaus.
Kennen wir das? Aus welcher Geschichte? Das erinnert an Joseph in 1. Mose 45,1. Joseph hatte sich zurückgehalten, sich seinen Brüdern zu erkennen zu geben. Sie mussten einen Prozess der Buße durchmachen, bis der Moment kam, in dem seine Gnade keine billige Gnade mehr war, sondern wirklich das Ziel erreichte.
Dort lesen wir: „Da konnte Joseph sich nicht mehr bezwingen vor allen, die um ihn standen, und er rief: ‚Lasst jedermann von mir hinausgehen!‘ Da stand niemand bei ihm, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Er erhob seine Stimme mit Weinen, und die Ägypter hörten es, ebenso das Haus des Pharaos. Und Joseph sprach zu seinen Brüdern: ‚Ich bin Joseph. Lebt mein Vater noch?‘ Und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, denn sie waren bestürzt vor ihm. Da sprach Joseph zu seinen Brüdern: ‚Tretet doch zu mir her!‘ Und sie traten herzu. Er sprach: ‚Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.‘“
Das ist der Höhepunkt im Leben von Joseph, und hier haben wir den Tiefpunkt im Leben von Amnon. „Alle hinaus!“ Und die Leute hätten sagen müssen: „Der ist ja wirklich dreifach krank. Warum müssen alle raus?“ Irgendetwas ist da merkwürdig. Aber Amnon befiehlt es als Königssohn, und alle gehorchen.
Dann sagte Amnon zu Tamar: „Bring das Essen in das innere Gemach, damit ich von deiner Hand esse.“ Das ist nochmals komisch. Sie kam in sein Haus, wie wir in Vers 7 gelesen haben, da sandte David Tamar ins Haus Amnons. Aber jetzt sagt Amnon: „Alle raus!“ und dann plötzlich: „Komm ins innere Gemach.“ Das innere Schlafzimmer. Das ist sehr merkwürdig.
Das wäre ein weiteres Signal gewesen, bei dem sie hätte sagen müssen: „Ich muss schnell weg, ich muss das besprechen.“ Im Nachhinein ist man immer gescheiter, aber die Signale waren da. Es war nicht so, dass nichts da war: „Ich will von deiner Hand essen.“ Wie bitte, ins innerste Schlafzimmer? Das ist verrückt.
Tamar nahm die Kuchen, Lewiwot, die sie zubereitet hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon in das innere Gemach. Als sie ihm zu essen reichte, ergriff er sie und sprach zu ihr: „Komm, liege bei mir, meine Schwester.“ Jetzt wusste sie, was los war.
Sie sprach zu ihm: „Nicht doch, mein Bruder!“ Ja, sie sagte: „Nicht doch, Amnon, mein Bruder, du überschreitest die Grenze. Entehre mich nicht, denn so tut man nicht in Israel.“
Sie benutzte Worte aus der Tora, aus 1. Mose 34,7. Dort wurde Dina entehrt – diese furchtbare Geschichte mit Sichem, der sie ebenfalls entehrte.
In 1. Mose 34,2 wird das Wort für „schwächen“ oder „entehren“ verwendet. Es bedeutet, dass durch außerehelichen Verkehr die Würde verloren geht. Die Bibel bezeichnet das als „entehren“. Dabei geht ein Selbstwert verloren.
In Vers 5 wird „entehren“ auch mit „verunreinigen“ übersetzt, was ein Schmutzigmachen bedeutet. In Vers 7 heißt es, dass die Söhne Jakobs sich gekränkt und sehr ergrämt fühlten, weil eine Schandtat in Israel verübt wurde, nämlich bei der Tochter Jakobs zu liegen. So etwas sollte nicht geschehen.
In Vers 31 wird gesagt: „Sollte man unsere Schwester wie eine Hure behandeln?“ Dass es zu diesem außerehelichen Verkehr kam, war, als würde man sie wie eine Hure behandeln.
Hier wird das Wort für Schandtat mit „Nebila“ angegeben. Im alten Hebräisch wurde es „Nebila“ ausgesprochen, mit hartem „b“. Es ist verwandt mit „Nabal“. Nabal ist der Tor, der spricht: „Es gibt keinen Gott.“ Der Mann von Abigail war ein törichter, schlimmer Mann. Sie war intelligent, aber das war göttliche Intelligenz.
Es gibt intelligente Frauen mit göttlicher Weisheit und solche mit teuflischer Weisheit. Hier aber heißt es „Shandat Nebila“, also Torheit. Tamar macht Amnon moralisch klar: „Du machst alles kaputt, bitte tu das nicht!“ Aber nichts kommt bei ihm an.
„So tut man nicht in Israel!“ Sie verweist zurück auf 1. Mose 34,7 und warnt ihn, diese Schandtat nicht zu begehen, diese Torheit.
Sie sagt: „Wohin sollte ich meine Schmach tragen?“ Sie denkt, das zerstört ihr ganzes Leben. „Du würdest sein wie einer der Schändlichen in Israel.“ Sie macht ihm klar: „Du machst auch deine Würde als Königssohn kaputt.“
„Rede doch zum König, denn er wird mich dir nicht verweigern.“ Natürlich wusste sie, dass es nach der Tora nicht sein durfte. Aber in der Not versucht sie, Zeit zu gewinnen. Sie bittet ihn, mit dem Vater zu sprechen.
Doch Amnon wollte nicht auf ihre Stimme hören. Er überwältigte sie, entehrte sie und lag bei ihr. Das ist alles andere als die Frucht des Geistes aus Galater 5,22, wo neun Teile genannt werden, darunter auch Selbstbeherrschung.
In Vers 15 heißt es: „Amnon hasste sie mit sehr großem Hass, denn der Hass, mit dem er sie hasste, war größer als die Liebe, mit der er sie geliebt hatte.“ Das ist unglaublich.
Er hat sie so „geliebt“, aber das war keine Liebe im Sinne von Agape. In Epheser 5,22-33 heißt es: „Ihr Männer, liebt eure Frauen.“ Dort wird das Wort „Agapao“ verwendet, das göttliche Liebe meint. Diese göttliche Liebe ist kein Gegensatz zur natürlichen Liebe, sondern zeigt sich auch im Natürlichen, in der Ehe.
Wenn Amnon sagt: „Ich liebe dich“, dann meint er eigentlich: „Ich liebe mich und brauche dich dazu.“ Es gibt junge Männer, die so etwas sagen, aber man muss genau hinhören.
Diese Art von „Liebe“ war keine Liebe, sondern wandelte sich in tiefen Hass. Das kennen wir auch im Zusammenhang mit Unzucht in Hesekiel 23, Vers 17, für die, die es notieren möchten.
Man kann das psychologisch oder seelsorgerlich erklären: Amnon hatte Ekel vor seiner eigenen Tat, den er auf Tamar übertrug. Anstatt sich vor sich selbst zu ekeln, richtete er den Ekel gegen sie.
Es ist sehr schlimm, wie es weitergeht: Amnon sprach zu ihr: „Steh auf, geh!“ Sie antwortete: „Es gibt keinen Grund, mich wegzutreiben, das wäre schlimmer als das, was du mir angetan hast.“
Aber er wollte nicht auf sie hören. Er rief seinen Knaben, seinen Diener, und sprach: „Treib diese doch hinaus!“
Jetzt wird sie nur noch „Sott“ genannt. „Sott“ heißt auf Hebräisch „diese“ oder „dieses Ding“. Er nennt sie nicht mehr Tamar, die Palme – ein Baum, der gerade wächst und mit dem Gerechte in Psalm 92 verglichen werden.
Er hat Tamar verunreinigt, diesen geraden Baum gebrochen. Jetzt sagt er nur noch, sie soll gehen. Und wir werden gleich sehen: Er schließt sogar sein Haus ab.
Was denken jetzt die anderen, wenn sie hinauskommen? „Dieser arme Amnon, der wurde von ihr verführt, sie ist die Schuldige.“ Die Schuld wird abgeschoben. Sie war es.
Manchmal müssen Richter entscheiden, ob die Frau wirklich schuld war, ob sie das Ganze durch ihr unmoralisches Auftreten ausgelöst hat und somit mitschuldig ist. Natürlich kann man das vertuschen, und Amnon hat das so gemacht: „Geh!“ Er hat sie quasi verjagt und als unwürdig abgestempelt.
Er will nicht hören. Wir sehen also: Er ist ein Mann, der keine Zucht gelernt hat in der Erziehung, und das ist die Folge.
In Deutschland und der Schweiz wurde über Jahre gelehrt, dass die frühere Erziehung ganz falsch war. Heute, wo wir aufgeklärt sind, wissen wir, dass Erziehung ganz anders erfolgt. Es gibt Leute, die haben viele Semester Pädagogik studiert und kennen die neue linke Pädagogik. Dort macht man vieles anders.
Dabei sollte man schauen, wie viele Eltern Burnout bekommen, weil sie mit ihren Kindern nicht mehr zurechtkommen. Amnon ist ein Monster – wirklich ein Monster.
Vers 17: „Er rief seinen Knaben, seinen Diener, und sprach: Treibt diese doch hinaus von mir weg und verriegelt die Tür hinter ihr.“
Tamar trug ein langes Ärmelkleid, denn so waren die Töchter des Königs, die Jungfrauen, mit Gewändern bekleidet. Sandina führte sie hinaus und verriegelte die Tür hinter ihr.
Da nahm Tamar Asche auf ihr Haupt, zerriss das lange Ärmelkleid, das sie anhatte, legte ihre Hand auf ihr Haupt und ging schreiend davon.
Es ist furchtbar, das zu lesen, aber Gottes Wort muss uns das zeigen.
Das lange Ehrmutkleid heißt Ketonet Basim. Ketonet ist ein langes Kleid. Bei Adam und Eva war es so, dass sie sich nach dem Sündenfall vor Gott schämten – nicht als Ehepaar voreinander, sondern vor Gott im Garten. Sie machten sich Kleider aus Feigenbaumblättern, große Blätter, als Minimalkleider, um die Geschlechtsregionen zu bedecken.
Kleider aus Fellen wurden Ketonet genannt – lange Kleider, sowohl für Männer als auch für Frauen. Im Alten Testament war es üblich, dass Männer ebenfalls lange Kleider trugen, aber die Kleider waren auf Anhieb unterscheidbar: Das ist ein Mann, das ist eine Frau. Das wollte Gott immer.
In 1. Mose 1 heißt es, dass Gott den Menschen schuf, männlich und weiblich schuf er sie – wörtlich Mann und Frau. Gott wollte den Unterschied der Geschlechter. Deshalb war es wichtig, dass die Kleidung sofort erkennen lässt, ob Mann oder Frau.
Die Kleider waren zwar lang, aber klar unterscheidbar. Hier haben wir das Ketonet Basim, was bedeutet: ein Kleid, das bis zur Fußsohle reicht, also wirklich sehr lang, nicht nur bis zu den Knien oder Knöcheln.
Solche langen Kleider trug auch Josef, wie wir in 1. Mose 37,3 lesen. Dieses besondere Kleid zeichnete ihn als Erstgeborenen aus.
Es gibt Leute, die behaupten, das seien Kleider der Königstöchter gewesen, und dass Josef ein weibliches Gewand getragen habe. Das ist falsch.
Wir sehen hier schon im Alten Testament Transvestismus – erstaunlich!
Was es bedeutet: Ein langes Kleid, wie Adam es trug, und alle Männer lange Kleider trugen. Aber das Ketonet Basim war bis zur Fußsohle.
Die Königstöchter trugen ebenfalls lange Kleider, aber diese waren eindeutig weiblich. Bei Josef war es kein weibliches Kleid, sondern ein besonderes Kleid, das ihn als Erstgeborenen kennzeichnete.
Man muss gewappnet sein, wenn man solche dummen Erklärungen von Leuten hört, die offensichtlich keine Ahnung von hebräischer Sprache, Kultur und biblischer Kultur haben.
Jetzt sehen wir diese Tragik.
Und wir möchten noch schließen, indem wir ein bisschen weiter lesen. Morgen werden wir das Kapitel zu Ende bringen.
Vers 20: Und dein Bruder Absalom sprach zu ihr: „Ist dein Bruder Amnon bei dir gewesen?“ Das ist ein feiner Ausdruck, um zu fragen, ob er sich an ihr vergangen hat. Aber er drückt es sehr zurückhaltend aus. Diesen Ausdruck finden wir auch im ersten Buch Mose, wo er genau dasselbe bedeutet: „Ist dein Bruder Amnon bei dir gewesen?“
Nun denn, meine Schwester, schweig still. Er ist dein Bruder, nimm dir diese Sache nicht zu Herzen. Absalom, der Seelsorger, kümmert sich um seine liebe Schwester und sagt: „Nimm es dir nicht zu Herzen.“ Das ist jedoch kein wirklicher Trost. Ich sage: Nimm es dir nicht zu Herzen, das war eine Katastrophe. Er hat sie kaputt gemacht. Aber sie bräuchte jetzt einen Vater.
Doch sie geht nicht zum Vater, weil sie wusste, dass er ihr seelsorgerlich nicht helfen kann. Er hat es ihr bisher auch nicht gegeben. Nun sucht sie Hilfe bei ihrem Bruder, aber das ist so ein Rüpel. Wir werden das noch sehen. Absalom ist ein schlimmer Mensch.
Und warum sagt er „Schweig still“? Weil er genau wusste, dass er Amnon umbringen wird. Wir werden das morgen sehen. Er hatte von Anfang an den Plan, Amnon zu ermorden. Er hat zwar Geduld und kann warten. Es muss nicht sofort geschehen, aber der Tag wird kommen. „Den lege ich um!“ Das ist seine Art von Seelsorge: „Schweig! Ich bringe ihn sowieso um.“ Aber das ist nicht die Lösung des Problems.
Es stellt sich die Frage, wie man ein solches Trauma heilen kann. Und es ist heilbar – das ist so. Aber sie hätte sicher nicht zu diesem Seelsorger gehen sollen.
Da blieb Tamar, und zwar einsam im Haus ihres Bruders Absalom. Die Übersetzung „einsam“ für das hebräische Wort „Shomemah“ ist nicht ganz treffend. „Shomemah“ bedeutet „verwüstet“. Es wird nie für „einsam“ gebraucht, sondern beschreibt Zerstörung.
„Shomemah“ wird im Alten Testament für eine Wüste verwendet, die so schrecklich aussieht wie ein zerstörtes Land. Und so war Tamar „Shomemah“ – verwüstet. Sie wohnte beim Bruder, weil sie bei ihm Unterstützung suchte, die er ihr aber nicht geben konnte.
Der König David hörte von all diesen Dingen und wurde sehr zornig. Absalom aber redete weder Böses noch Gutes mit Amnon. Amnon hasste Absalom, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte.
Der Vater wird zornig, aber er unternimmt nichts. Als oberster Richter hätte er Amnon ohne Ansehen der Person hinrichten müssen, nach der Tora. Doch er tut nichts. Das ist der abwesende Vater: zornig, aber untätig.
Morgen werden wir hier weitermachen.
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