Einführung und Gebet zur Offenbarung
Wir wollen zu Beginn noch miteinander beten. Herr Jesus, wir danken dir, dass du uns diesen Nachmittag schenkst, an dem wir uns mit dem letzten Buch der Bibel beschäftigen dürfen. Wir bitten dich um deine Gnade, deine Hilfe und deine Leitung. Schenke uns Kraft, um dein Wort zu verstehen. Gib uns auch die nötige Konzentration, um dein Wort aufzunehmen. Hilf uns, dieses Wort in unserem täglichen Leben umzusetzen. Zu deiner Ehre, Amen.
Wir wollen uns heute Nachmittag im Sinn einer Einführung mit dem letzten Buch der Bibel, mit der Offenbarung, beschäftigen. Dazu möchte ich zu Beginn die ersten Verse vorlesen.
Offenbarung 1, ab Vers 1:
Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Und durch seinen Engel sendend hat er es seinem Knecht Johannes gezeigt, der das Wort Gottes bezeugt hat und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er sah. Glückselig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.
Johannes an die sieben Versammlungen, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde. Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern für seinen Gott und Vater. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.
Seht, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben. Und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes, ja, Amen.
Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herrgott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Ich, Johannes, euer Mitbruder und Mitgenosse in der Drangsal, im Königtum und im Ausharren in Jesus, war auf der Insel Patmos um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.
Ich war am Tag des Herrn im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme, die wie die einer Posaune klang und sprach: „Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen nach: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamos, nach Thyatira, nach Sardis, nach Philadelphia und nach Laodizea.“
Und ich wandte mich um, um die Stimme zu sehen, die mit mir redete. Als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter.
Inmitten der sieben Leuchter stand einer, der dem Sohn des Menschen gleich war. Er war angetan mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust mit einem goldenen Gürtel umgürtet. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme, und seine Füße glichen glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen.
Seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser. In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne in ihrer Kraft.
Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Doch er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Schreibe nun, was du gesehen hast, was ist und was geschehen wird nach diesem.
Grundlegende Bedeutung und Einordnung der Offenbarung
Das Geheimnis der sieben Sterne und goldenen Leuchter
Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Versammlungen, und die sieben Leuchter sind die sieben Versammlungen.
Die Offenbarung ist das einzige durchgehend prophetische Buch des Neuen Testaments. Man könnte sich fragen: Warum braucht es dieses Buch noch? Im Alten Testament haben wir bereits die großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel sowie die zwölf kleinen Propheten und das Buch Daniel. Zudem finden wir viel Prophetie in den übrigen Büchern der Bibel.
Warum also dieses letzte Buch der Bibel nochmals als prophetisches Buch? Der Grund ist folgender: Die Gemeinde war im Alten Testament ein Geheimnis. Die Offenbarung ergänzt nun vieles, was im Zusammenhang mit der Gemeinde steht und im Alten Testament nicht zu finden ist. So ist die Offenbarung ein unbedingt notwendiges Ergänzungsbuch zu all den übrigen prophetischen Schriften.
Die besondere Rolle Europas in der Offenbarung
Wir müssen noch eines bedenken: In der Offenbarung steht ein Kontinent besonders im Mittelpunkt, und das ist Europa. Denn in der Offenbarung geht es ganz besonders um das römische Reich, das in drei Phasen in der Geschichte erscheinen sollte.
Es gibt eine Phase, in der es war, eine Phase, in der es nicht mehr ist, und eine letzte Phase, in der es nochmals kurz vor der Wiederkunft Christi aus dem Abgrund heraufkommt. So hat das römische Reich genau diese drei Phasen in der Geschichte erlebt.
Wenn wir uns das genau überlegen: Das Evangelium sollte ja in der ganzen Welt verbreitet werden. Aber schon das Alte Testament macht klar, dass ein Kontinent eine ganz besondere Rolle spielen würde, und das ist Europa.
Schlagen wir kurz Jesaja 49 auf, zum Beispiel. Dort finden wir eine großartige Prophetie über den Messias. Er sagt, dass es umsonst war mit Israel, weil die Masse der Nation ihn verwarf. Die messianische Prophetie beginnt ab Vers 1, aber ich lese jetzt gleich Vers 4:
„Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.“
Dann spricht Gott zum Messias: „Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet hat, um Jakob, also das Volk Israel, zu ihm zurückzubringen. Israel ist nicht gesammelt worden. Aber ich bin geehrt in den Augen des Herrn, und mein Gott ist meine Stärke geworden.“
Ja, er spricht: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde.“
Hier macht die Prophetie deutlich: Wenn der Messias kommt, wird er sich um Israel bemühen, aber am Schluss wird er sagen, es war vergeblich. Wenn wir daran denken, dass einige Tausend zum Glauben an Pfingsten kamen – dreitausend – und später die Zahl der Männer auf fünftausend stieg, dann in Apostelgeschichte 21 von Zehntausenden gläubigen Juden gesprochen wird, was war das im Vergleich zu einem Volk, das mehrere Millionen umfasste? Damals gab es wenigstens drei Millionen Juden, und nur ein kleiner Überrest glaubte.
Jesaja sagt, der Messias wird als Licht der Nationen gesetzt. Die Botschaft sollte bis ans Ende der Erde ausgebreitet werden, also über alle fünf Kontinente hinweg. Genau so ist es in den vergangenen zweitausend Jahren gekommen.
Schauen wir uns nun an, was in Vers 1 steht: Der Messias sagt: „Hört auf mich, ihr Inseln, und merkt auf, ihr Völkerschaften in der Ferne! Der Herr hat mich berufen von Mutterleib an, hat von meiner Mutterschoß an meines Namens Erwähnung getan.“
Im Alten Testament findet man den Namen Jesus noch nicht offenbart. Aber Gott hat Maria gegenüber gesagt, sie soll ihn Jesus nennen. So hat er also von Mutterschoß an seines Namens Erwähnung gemacht.
Der Herr Jesus, der Messias, spricht hier speziell zu den Völkerschaften, und zwar zu den Inseln: „Hört auf mich, ihr Inseln!“
Im Hebräischen steht hier das Wort „Iyim“. Es bezeichnet nicht irgendwelche Inseln, wie man es einfach für Hawaii oder Ähnliches verwenden könnte.
Iyim, so erklären die zu den größten Hebraisten des 19. Jahrhunderts gehörenden Keil und Delitzsch in ihrem zehnbändigen Kommentar über das Alte Testament (Band 1), bezeichnet die Inseln des Mittelmeers auf der europäischen Seite und das Festland von der Türkei bis nach Spanien.
Das heißt also: Iyim ist im Alten Testament der Ausdruck für Europa. Dieses Wort kommt sehr oft vor, zum ersten Mal in 1. Mose 10, wo es um die Jafetiten geht, die nach dem Turmbau zu Babel nach Europa auswanderten und Europa besiedelten. Dort steht: Sie sind hingegangen auf die Iyim, also nach Europa.
Im Klartext heißt es: „Hört auf mich, ihr Iyim!“ Der Herr spricht ganz speziell Europa an. Und genau dieser Kontinent wurde der Kontinent, durch den das Christentum ganz besonders geprägt wurde – mehr als alle anderen.
Es begann ja alles in Asien. Israel gehört zu Asien, nicht zu Europa. Auch ging es früh nach Afrika, aber nicht Afrika wurde der christlich geprägte Kontinent, sondern Europa, die Iyim.
Das finden wir schon in Jesaja 42, Vers 1, der in Matthäus zitiert wird und auf Jesus bezogen ist:
„Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat! Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt; er wird den Nationen das Recht kundtun. Er wird nicht schreien und nicht erheben, noch hören lassen seine Stimme auf der Straße. Er wird also nicht als Revolutionär auftreten. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“
Er wird sich ganz besonders der Schwachen annehmen. Er wird der Wahrheit gemäß das Recht kundtun. Er wird nicht ermatten noch niedersinken, bis er das Recht auf Erden gegründet hat. Und die Iyim werden auf seine Lehre harren.
Auch hier wird wieder gesagt, dass seine Botschaft zu den Heidenvölkern gehen wird, über Israel hinaus, aber ganz besonders werden die Iyim, also Europa, auf seine Lehre warten.
Europa sollte der christliche Kontinent werden. Darum konzentriert sich die Offenbarung speziell in ihrer Prophetie auf das römische Reich, auf Europa.
Die Offenbarung zeigt, dass in der letzten Zeit Europa vom Evangelium, vom Wort Gottes abfallen wird. Deshalb wird das Gericht die ganze Welt treffen, aber ganz besonders diesen Kontinent in aller Härte.
Und deshalb ist die Offenbarung so geschrieben.
Jetzt versteht man auch, wo Johannes die Offenbarung geschrieben hat: Im Land Israel? Nein. In der Wüste Sinai? Nein. Auf den Iyim, auf Patmos?
Patmos ist eine der Inseln im Mittelmeer auf der europäischen Seite, die zusammen mit dem Festland von der Türkei bis nach Spanien die Iyim bilden.
Nun versteht man auch, warum der Apostel Paulus, der Völkerapostel, seine Missionsreisen ganz besonders im Gebiet der heutigen Türkei begann, dann nach Griechenland, nach Rom ging und nach seiner ersten Gefangenschaft tatsächlich bis nach Spanien kam – was er schon in Römer 15 als seinen Wunsch geäußert hatte.
Erst nach dieser Spanienreise kam er in die Todeszelle nach Rom, aus der er den Zweiten Timotheusbrief schrieb.
Dort, in Europa, ist der Apostel der Völker, im Gegensatz zu den Zwölf Aposteln, die für die zwölf Stämme Israels standen, in Rom umgekommen.
Jetzt verstehen wir, dass gerade diese Insel Patmos, die wir schon in Offenbarung 1, Vers 10, gefunden haben, eine besondere Bedeutung hat. Die Offenbarung wurde auf den Iyim geschrieben, ganz besonders im Blick auf die Iyim – ich will sagen im Blick auf Europa.
Autor, Adressaten und historische Einordnung
Beim Studium eines Bibelbuches sollte man automatisch bestimmte Fragen beantworten: Wer ist der Autor? Wer sind die Adressaten? Wann und wo wurde das Buch verfasst?
In unserem Fall gibt das Skript an, dass der Autor der Apostel Johannes ist. Dies wird bereits in Kapitel 1, Vers 1, aber auch in den Versen 4, 9 und 22,8 klar ausgesagt. Auch die frühchristliche außerbiblische Überlieferung bestätigt, dass Johannes der Apostel der Verfasser war. Er starb als letzter aller Apostel etwa um das Jahr 100. Die Überlieferung besagt, dass dies zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers Trajan geschah, der im Jahr 98 an die Macht kam. Damit endete die apostolische Zeit.
Die Offenbarung als letztes Buch schließt das Neue Testament und damit die gesamte Bibel ab. Am Schluss von Offenbarung 22 steht eine deutliche Warnung. Offenbarung 22, Verse 16 und 18 machen dies klar: Jesus spricht persönlich. In Vers 16 heißt es: "Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch diese Dinge zu bezeugen in den Gemeinden." Vers 18 warnt: "Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind."
Fast 600 Jahre später kam Muhammad und behauptete, dass der Koran das Siegel der biblischen Offenbarung sei, also das letzte hinzugefügte Buch. Doch bereits ein halbes Jahrtausend zuvor steht in der Bibel: "Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind. Und wenn jemand von den Worten des Buchs dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott seinen Teil wegnehmen vom Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, die in diesem Buch geschrieben sind." Damit schließt die Offenbarung Gottes Offenbarung an die Menschen ab.
Dies verleiht dem letzten Buch der Bibel ein besonderes Gepräge. Es schließt die ganze Bibel ab, gibt aber auch eine spezielle Botschaft an die Inselwelt des Mittelmeers, die auf die Lehre Jesu wartete. Im Laufe der Jahrhunderte sind Millionen Menschen durch diese Botschaft zur Bekehrung gekommen.
Als das Wort Gottes jedoch so verdunkelt wurde, kam die Reformation. Diese fand nicht in Asien statt – nicht in Thailand, Singapur oder China, auch nicht in Südafrika –, sondern in Europa. Auch die große Erweckungszeit des 18. und 19. Jahrhunderts war von Europa geprägt.
Im 20. Jahrhundert jedoch erlebte Europa einen großen Abfall: Millionen kehrten dem christlichen Glauben und Gott den Rücken. Dies entspricht dem, was Paulus in 2. Thessalonicher 2 im Zusammenhang mit der Zeit des Antichristen beschreibt. Zuerst wird ein Abfall stattfinden. Abfallen kann man aber nur von etwas, das einmal vorhanden war. Die Heidenvölker, die kaum oder gar nicht vom Evangelium erreicht wurden, sind nicht diejenigen, die abfallen, denn sie waren bereits im Irrtum.
Europa, der Kontinent, der so viel Licht empfangen hatte, sollte abfallen. Die Offenbarung zeigt, wie schließlich das Gericht Gottes mit aller Härte und Schärfe gerade über diesen bevorzugten Kontinent kommen wird.
Der Autor der Offenbarung ist also der Apostel Johannes. Die Adressaten sind die sieben Gemeinden in der Provinz Asia, einem Gebiet im heutigen Westtürkei, etwa so groß wie die Schweiz. Diese Gemeinden sind Ephesus, Myrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.
Der Begriff "Ijin" bezeichnet das gesamte Gebiet der Inselwelt des Mittelmeers auf der europäischen Seite sowie das Festland von der Türkei bis nach Spanien. Daher gehören diese sieben Gemeinden auch zum Gebiet der Ijin.
Die Zeit und der Ort der Abfassung liegen in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian. Die frühchristliche Überlieferung gibt an, dass Domitian von 81 bis 95 nach Christus Kaiser war. Irenäus, ein Bibellehrer, der um 135 bis 202 nach Christus lebte, schreibt in seinem Buch "Gegen die Irrlehrer", dass die Offenbarung gegen Ende der Regierung Domitians, also etwa um 94 nach Christus, verfasst wurde.
Der Apostel Johannes wirkte lange Zeit in Ephesus, besonders unter den Juden, denn er gehörte zu den Aposteln für die Juden. Deshalb schreibt er auch im ersten Johannesbrief, den er am Ende seines Lebens in Ephesus verfasste, in 1. Johannes 2, Vers 1: "Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für unsere, sondern auch für die ganze Welt."
Die Altversöhner haben diesen Vers oft so ausgelegt, dass die Versöhnung Christi nicht nur für Gläubige, sondern auch für Ungläubige gilt, die eines Tages gerettet werden. Doch in Galater 1 haben Johannes, Petrus und Jakobus, der Bruder des Herrn, Paulus die rechte Hand der Gemeinschaft gegeben. Sie erklärten, dass Paulus unter die Heidenvölker ging, während sie selbst unter den Beschneidungen, also den Juden, wirkten.
Johannes richtet sich in seinem Brief also an die gläubigen Juden und betont, dass Jesus Christus die Sühnung für ihre Sünden ist. Am Kreuz hat Jesus den wahren Jom Kippur, den Versöhnungstag, vollbracht – jedoch nicht wie im Alten Testament, wo der Hohepriester am Jom Kippur ein Opfer für das ganze Volk Israel darbrachte, sondern nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heidenvölker.
So hatte Johannes seinen besonderen Dienst in Ephesus unter den jüdischen Christen, aber auch mit Blick auf die Nichtjuden.
Schließlich wurde der Apostel Johannes wegen seines christlichen Zeugnisses von Kaiser Domitian auf die unwirtliche Insel Patmos verbannt, die im Mittelmeer westlich der heutigen Türkei liegt. Von dort aus sandte er die Offenbarung an die Gemeinden auf dem Festland.
Symbolik des römischen Reiches und dessen drei Phasen
Interessant ist, dass Johannes in Offenbarung 13 ein Tier aus dem Meer aufsteigen sieht, das sieben Hörner hat. Er war damals auf der Insel Patmos im Mittelmeer und beobachtet, wie dieses Tier aus dem Meer kommt. Dieses Tier entspricht dem vierten Tier im Traum von Daniel, wie in Daniel 7 beschrieben.
In Daniels Traum werden die vier großen Weltreiche der Geschichte als Tiere dargestellt: Ein Löwe mit Adlersflügeln symbolisiert das babylonische Reich zur Zeit Daniels. Danach folgt ein gefräßiger Bär, der das medopersische Weltreich darstellt. Das dritte Tier ist ein Leopard, das schnellste der vier Tiere, und steht für das griechische Reich Alexanders des Großen, das sich bis nach Indien ausdehnte. Schließlich erscheint ein viertes Tier mit zehn Hörnern, das das römische Reich symbolisiert – ein schreckliches und starkes Tier.
Dieses Tier, das das römische Reich darstellt, sieht Johannes in Offenbarung 13 erneut, wie es aus dem Meer aufsteigt. Ich lese aus Offenbarung 13, Vers 1, wobei der Vers davor sagt: „Und ich stand auf dem Sande des Meeres, und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte und auf seinen Hörnern zehn Diademe.“ Das ist das römische Reich.
In Kapitel 17, Vers 8, wird erklärt: „Das Tier, das du sahst, war, ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen.“ Das beschreibt drei Phasen: Das Tier war, ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen, um schließlich ins Verderben zu gehen.
Wir wissen alle, dass es das römische Reich in der Geschichte gab. Das Weströmische Reich wurde 476 von Barbaren überrannt, aber das Oströmische Reich existierte weiter bis 1453, als es von den türkischen Muslimen gestürzt wurde und zusammenbrach. Bereits um 800 hatte Kaiser Karl der Große im Westen das römische Reich wieder rehabilitiert. Es erhielt den Namen „Heiliges Römisches Reich“, später „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“, da die Kaiser immer Deutsche sein sollten, aber vom Papst in Rom gekrönt wurden.
Dieses Reich bestand bis 1806, als Kaiser Franz II. freiwillig, also selbständig, die Krone des Römischen Reiches ablegte. Zwei Jahre zuvor hatte Napoleon die Krone dem Papst aus der Hand gerissen, sich selbst gekrönt und Feldzüge bis nach Russland unternommen. Er wollte das römische Reich, das europäische Reich, unter seiner Macht vereinigen. Doch dann kam die Völkerschlacht von Leipzig 1813, eine Katastrophe.
Im nächsten Jahr wurde Napoleon ins Exil geschickt, und das Römische Reich existierte nicht mehr. Europa war innerlich zerrissen und in viele Nationalstaaten aufgeteilt. Diese innere Zerrissenheit verschärfte sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, dem ersten und schrecklichsten Krieg der Weltgeschichte bis dahin, mit etwa zwanzig oder mehr Millionen Toten.
Nach dem Krieg war die Lage nicht beendet. Es folgte der Zweite Weltkrieg mit vielleicht fünfundfünfzig Millionen Toten. Beide Kriege gingen von Europa aus. Danach lag Europa am Boden, zerstört und zersplittert.
1946 kam Winston Churchill nach Zürich und hielt an der Universität einen Vortrag mit dem Titel „Let Europe Arise“ – „Lasst Europa aufstehen“. Er sagte, wir müssten eine Art Vereinigte Staaten von Europa schaffen. Der Weg sei einfach: Es brauche nicht mehr als 300 oder 400 Millionen Menschen, die Recht statt Unrecht tun und Segen statt Fluch ernten.
So begann die Entwicklung, die 1957 mit den Römischen Verträgen ihren Anfang nahm. Sechs Nationen näherten sich an, und diese Entwicklung führte über die Europäische Gemeinschaft zur heutigen Europäischen Union, einem vereinigten Europa mit 27 Nationen. Doch das soll noch weitergehen.
Was bedeutet das? Die europäischen Vordenker haben dies schon lange erklärt. Emil Luss sagte in den fünfziger Jahren, Europa müsse nicht neu geschaffen, sondern nur wiederhergestellt werden. Franz Blankart, einer unserer Staatssekretäre der letzten Jahre, meinte in Bezug auf das neue Europa: „Ein Heiliges Römisches Reich europäischer Nationen soll gezimmert werden.“ Das römische Reich kommt also wieder hervor. Die Offenbarung zeigt dies sehr ausführlich.
Diese Zeit soll die sein, in der Jesus Christus als Richter der Welt kommt. Die Offenbarung betont ein besonderes Gericht für das römische Reich, also für Europa. Das zeigt, wie aktuell die Offenbarung gerade für uns Europäer ist.
Nun könnte jemand einwenden: In Offenbarung 17 steht, das Tier war, ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen. Doch zur Zeit, als Johannes das schrieb, existierte das römische Reich noch. Warum steht dort also „war, ist nicht, wird heraufsteigen“?
Das ist eine ironische Anspielung auf den Namen Gottes. Die Offenbarung zeigt, dass sich Europa in der Endzeit, in der letzten Phase, selbst vergöttern wird – so wie die römischen Kaiser sich in der Vergangenheit als Götter zur Anbetung darstellten.
In Offenbarung 1, Vers 4, heißt es über Gott und Johannes sowie die sieben Versammlungen in Asien: „Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.“ Das ist eine Umschreibung des Namens Yahweh, des Ewigen, Unwandelbaren, der da war, der da ist und der da kommt.
Wenn sich das römische Reich selbst vergöttert, möchte es also Gott sein. Von Gott heißt es, er ist der da ist, der da war und der da kommt. Vom römischen Reich heißt es hingegen: „Das Tier war, ist nicht!“ Was ist das für ein Gott, der plötzlich aufhört zu existieren? Gott ist von Ewigkeit zu Ewigkeit Gott.
Übrigens hat auch der Herr Jesus, als er Mensch wurde, nie aufgehört, Gott zu sein. Er war Gott, wurde Mensch und war als Mensch zugleich Gott und Mensch in einer Person – und bleibt das für alle Ewigkeit.
„Das Tier war, ist nicht“ klingt zunächst negativ, doch dann heißt es: „Es wird heraufkommen, der da kommt.“ Der Satz geht weiter: „Und aus dem Abgrund heraufkommen und ins Verderben gehen.“ Was ist das für ein Gott, der zwar in der Zukunft kommt, aber dann ins Verderben muss?
Das ist der Grund, warum die drei Phasen der römisch-europäischen Geschichte beschrieben werden – entsprechend der grammatikalisch absolut genommenen Zeiten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das zeigt die große Aktualität.
Noch ein Punkt ist wichtig: Das Tier soll in der letzten Phase aus dem Abgrund kommen. Offenbarung 13 benutzt im Griechischen das Wort „Abyssos“. Dieses Wort steht in Römer 10 für das Totenreich.
Tatsächlich entstand aus dem schrecklichsten Krieg der Weltgeschichte, dem Zweiten Weltkrieg, das neue Europa. Dieses Reich weigert sich strikt, Gott überhaupt in einer Verfassung zu erwähnen – ein gottloses Reich. Und das auf dem Boden Europas, des Kontinents, der besonders privilegiert war, um das Evangelium zu hören und durch das Evangelium über die Jahrhunderte geprägt zu werden.
Die europäische Kultur wurde wesentlich durch das Evangelium geformt.
Überblick über die Struktur und den Inhalt der Offenbarung
Gut, das waren einige einleitende Worte. Auf dem Skript habe ich geschrieben: Die Offenbarung ist das einzige durchgehend prophetische Buch des Neuen Testaments.
In Kapitel 1 erscheint Christus in seiner Herrlichkeit als Richter und Herrscher der Welt. Darum fällt Johannes wie tot zu seinen Füßen. Johannes war der Jünger, der den Herrn Jesus am besten kannte. Deshalb nennt er sich in seinem Evangelium wiederholt „der Jünger, den Jesus liebte“.
Alle Jünger wurden durch den Herrn geliebt, aber Johannes war sich der Liebe des Herrn auf ganz besondere Weise bewusst. Das sind zwei Dinge: Der Herr liebt uns alle, aber es ist nicht so, dass alle sich gleichermaßen bewusst sind, wie sehr der Herr uns liebt. Bei Johannes war das so. Er kannte den Herrn auf besondere Weise.
Er schreibt in Johannes 1,14: „Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Das war damals, als er ein junger Mensch war, wohl in etwa im gleichen Alter wie der Herr selbst, um die dreißig Jahre.
Die Offenbarung schrieb er über sechzig Jahre später, als alter Mann. Man stellt sich Johannes als einen neunzigjährigen Greis vor, als Märtyrer, eben als leidenden Glaubenszeugen auf der Insel Patmos.
Und jetzt sieht er den Herrn als Richter, und das ist so erschreckend, ganz anders als damals, als er in Gnade kam. Johannes fällt zu Füßen wie tot. Aber der Herr legt seine rechte Hand auf ihn und sagt in Kapitel 1, Vers 17: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Dann gibt der Herr Jesus die Einteilung der Offenbarung: „Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was geschehen wird nach diesem.“ Drei Teile also.
Was du gesehen hast, das war eben gerade die Erscheinung des Herrn als Richter in Kapitel 1. Dann folgen „was ist“ und „was geschehen wird nach diesem“. Zu Kapitel 1 kommen also noch zwei Teile hinzu.
Wenn wir kurz vorausschauen: In Kapitel 4, Vers 1 beginnt es so: „Nach den sieben Sendschreiben an diese sieben Gemeinden, die die Offenbarung erhalten sollten, sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel. Die erste Stimme, die ich gehört hatte, wie die einer Posaune, mit mir redend, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“
Alsbald war ich im Geist, und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer. Johannes wird in den Himmel entrückt, und dann soll er erfahren – am Schluss von Kapitel 4, Vers 1: „Ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“
Das ist der dritte Teil der Offenbarung, der von Kapitel 4 bis zum Schluss reicht. Dazwischen bleibt der Zwischenteil „was ist“, das sind die Kapitel zwischen 1 und 4, also Kapitel 2 und 3, die Sendschreiben.
Aufgrund dieser Einteilung, die der Herr selbst gibt, ist die weitere Gliederung auf dem Blatt erstellt, wo ich geschrieben habe: Struktur gemäß Offenbarung 1,19.
Wir haben also drei Teile: Erstens die Erscheinung des Menschensohnes – „was du gesehen hast“; zweitens die sieben Sendschreiben, Kapitel 2 und 3 – „was ist“; und schließlich drittens die Zukunft ab der Entrückung – „was geschehen wird nach diesem“, das sind Kapitel 4 bis 22 (da ist ein Schreibfehler, es sollte heißen: vier bis zweiundzwanzig).
Beginnen wir mit Teil eins, der Erscheinung des Menschensohnes.
Teil 1: Die Erscheinung des Menschensohnes
In den Versen 1,1 bis 3 wird zunächst das Wesen, die Übermittlung und die Wirkung der Offenbarung beschrieben.
Wesen, Übermittlung und Wirkung der Offenbarung
Das Wesen, Offenbarung Jesu Christi – so heißt dieses Buch. Man sollte immer wieder zu Seite drei gehen. Dort habe ich unter „Besonderheiten“ einige ausgewählte Besonderheiten aus den zahlreichen in diesem Buch herausgegriffen.
Erstens: Offenbarung, griechisch Apokalypsis, bedeutet ein Buch, in dem einst Verborgenes enthüllt wird. Wir lernen also, dass die Offenbarung kein unverständliches Buch ist, sondern gerade ein Buch, in dem einst Unverständliches verständlich gemacht wird, eben offenbart und enthüllt.
Interessant ist, dass viele Christen sagen, das Buch sei verborgen. Doch das Buch beginnt mit dem Wort „Offenbarung“, also Enthüllung. Hier wird uns gerade erklärt, was vorher nicht bekannt war – besonders dieser Aspekt: Die Propheten des Alten Testaments haben die Gemeinde Gottes und gerade auch die Bedeutung der Gemeinde Gottes in Verbindung mit Europa nicht gesehen. Sie haben zwar gesehen, dass das Evangelium besonders Europa erreichen wird, aber die Gemeinde als solche war ein Geheimnis. Das sagt ja auch der Apostel Paulus in Epheser 2 und 3. Die Gemeinde, der Leib Christi, war in früheren Generationen verborgen, und erst jetzt hat Gott das seinen Aposteln geoffenbart. In der Offenbarung wird nun eben diese Verbindung des Zeugnisses der Gemeinde hier auf Erden enthüllt – gerade in Verbindung mit den Iyim von der Türkei bis nach Spanien und dem ganzen Festland dahinter.
Aber warum finden denn so viele, das Buch sei verborgen? Für wen ist das Buch geschrieben? Wir haben gelesen in Kapitel 1, Vers 1: „Hat er es seinem Knecht Johannes gezeigt, noch zuvor, welche Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Nicht um den Menschen zu zeigen, was bald geschehen muss. Die Welt wird dieses Buch nicht verstehen können, denn es ist nicht für sie geschrieben.
Ich erinnere mich noch gut an meine Schulzeit auf dem Gymnasium vor einigen Jahrzehnten. Ein Mitschüler sagte damals zu mir: „Du, also die Bibel, da kommt doch keiner draus.“ Ich begann die Offenbarung zu lesen und sagte ihm: „Das ist auch nicht für dich geschrieben. Du musst das Johannesevangelium lesen.“ Denn in Johannes 20, Vers 30 steht, dass diese Dinge geschrieben sind, damit man erkennen kann, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass man durch den Glauben an ihn ewiges Leben hat. Also sollte er das Johannesevangelium lesen, nicht die Offenbarung.
Aber es steht hier auch nicht, um den Kindern Gottes zu zeigen, was bald geschehen wird. Nein, es steht, um seinen Knechten zu zeigen. Ja, jedes Kind Gottes ist ein Knecht Gottes. Schön, wenn es so wäre. „Knecht“ oder sogar „Sklave“ – dulos bedeutet jemand, der dem Herrn dient, in Hingabe, der für ihn leben will und nicht für sich selbst. Im Sinne von 2. Korinther 5, dass einer für alle gestorben ist, damit wir nicht mehr für uns selbst leben, sondern für den, der gestorben und auferstanden ist.
Also für die, die dem Herrn gehorchen wollen, ist die Offenbarung geschrieben. Und wenn man eben Dinge der Bibel sieht und denkt: „Nein, das möchte ich jetzt nicht umsetzen“, dann ist das Buch nicht für solche reserviert, sondern für seine Knechte. Und nochmals wird gesagt: „Und seinem Knecht Johannes“, also nicht seinem Apostel, sondern seinem Knecht Johannes – also für solche, die dem Herrn dienen wollen, für ihn da sein wollen.
Nun wird weiter erklärt, welche Wirkung dieses Buch hat: Die Leser, Hörer sowie die, die es bewahren, sind glückselig. In 1. Vers 3 heißt es: „Glückselig der, der liest und die da hören die Worte der Weissagung.“ Früher war es nicht selbstverständlich, dass man lesen konnte. Das war eine Minderheit. Deshalb war es auch besonders wichtig, dass 1. Timotheus 4 umgesetzt wurde, wo Paulus Timotheus sagt: „Halte an mit dem Vorlesen.“ Der Gemeinde muss man nicht nur die Bibel erklären und auslegen, sondern auch einfach vorlesen.
So sagt das Wort Gottes: „Glückselig, der da liest und die da hören.“ Also auch Analphabeten werden durch die Offenbarung gesegnet. Sie können das Buch zwar nicht lesen, aber sie können hören. Weiter wird gesagt: „Und die es bewahren.“ Ich habe auf dem Skript hinzugefügt: Offenbarung 22,7, dort wird dieses „Glückselig“ nochmals wiederholt. Also wird zweimal betont, dass man unter den besonderen Segen Gottes kommt, wenn man dieses Buch liest, von ihm hört und es bewahrt – also auch praktisch umsetzt, das heißt bewahren.
Übrigens findet man in der Offenbarung siebenmal das Wort „glückselig“ (makarios). Ich habe hier alle Stellen aufgeführt, von Kapitel 1 bis 22. Diese Glückseligkeit wird in diesem Buch besonders hoch geschrieben.
Weiter wird erklärt: „Hat er es seinem Knecht Johannes gezeigt.“ Für „gezeigt“ steht im Griechischen das Wort „Semaino“, das bedeutet bezeichnen, durch Zeichen kundtun. Das macht deutlich, dass in der Offenbarung eine besonders symbolische Sprache verwendet wird. Dinge werden durch Zeichen symbolisch vermittelt.
Wir haben bereits den Auslegungsschlüssel in Offenbarung 1,19 gesehen: Die drei Teile muss man sich so im Gedächtnis festhalten – Kapitel 1: Was du gesehen hast, Kapitel 2 und 3: Was ist, und Kapitel 4 bis zum Schluss: Was geschehen wird nach diesem.
In den Kapiteln 2 und 3, in den sieben Sendschreiben, finden wir durch Zeichen kundgetan, also in Symbolsprache dargelegt, die ganze Kirchengeschichte von den Tagen der Apostel bis zur Entrückung. Wir haben das heute Morgen ein bisschen wiederholt im Zusammenhang mit der Romreise in Apostelgeschichte 27, die auch symbolisch die ganze Kirchengeschichte darstellt und erstaunliche Parallelen zu den sieben Sendschreiben aufweist.
Ich habe an einem früheren Bitteschudentag besonders Kapitel 2 und 3 behandelt. Man kann die CD bei Nehemiah erwerben – Roger Liby, die sieben Sendschreiben. Dort haben wir das im Zusammenhang mit der Kirchengeschichte ausführlich behandelt. Das ist eben die gegenwärtige Epoche.
Dann kommt Kapitel 4, Vers 1: Johannes wird zuerst entrückt in den Himmel, und danach kommen die Gerichte über die Erde. Wir werden gleich noch sehen, dass diese Entrückung von Johannes gleichzeitig ein Zeichen ist, durch Zeichen kundgetan, dafür, dass eben an dieser Stelle die Gemeinde in den Himmel entrückt werden wird.
Aber gehen wir zurück zu Teil 1. Jetzt haben wir gesehen: Wesen, Übermittlung und Wirkung der Offenbarung in den Versen 1,1-3. Dann folgt der Segensgruß von dem dreieinigen Gott an die sieben Gemeinden, Verse 4 bis 6. Dort wird auch erklärt, wer zu den Gemeinden gehört.
Ich lese diesen wunderbaren Satz aus Vers 5b: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern, seinem Gott und Vater, ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.“
Also die Gemeinde ist ein Priestervolk. Sie hat uns zu Priestern gemacht – jeder Gläubige ist ein Priester. Und weiter zu einem Königtum. In den Augen Gottes sind alle Gläubigen, die zur Gemeinde gehören, Könige.
Aber heute Morgen haben wir doch gesehen, dass Paulus den Korinthern in 1. Korinther 4, Vers 8 den Vorwurf macht, dass sie schon jetzt herrschen wollten. Die Gemeinde hat keinen Auftrag, jetzt zu herrschen. Jetzt hat sie den Auftrag, als Leuchter, als siebenarmiger Leuchter in einer dunklen Welt, Gottes Licht, das Evangelium, zu verbreiten. Jede Ortsgemeinde ist ein goldener siebenarmiger Leuchter, der das Licht Gottes verbreiten soll.
Nicht herrschen, aber leuchten. Das Herrschen kommt erst in der Zukunft. Aber Könige sind wir nichtsdestotrotz schon jetzt. Es ist etwas Wunderbares. Es gab eine Zeit, da wusste ich nicht, dass ich ein König bin. Aber jetzt ist klar: Wir sind Könige und Priester. Könige, die noch nicht herrschen – das sind also Leute, die so ähnlich wie Diplomaten sind. Sie herrschen auch nicht in einem fremden Land, obwohl sie einen sehr würdigen Status haben. Aber sie sollen in einem fremden Land zeigen, wie herrlich das Land ist, von dem sie herkommen.
Ein amerikanischer Botschafter muss zeigen, wie wunderbar es ist, Amerikaner zu sein – diese Freiheit und diese christlichen Werte, auf denen Amerika aufgebaut wurde. Dafür kann man als Diplomat hinstehen. Und als Schweizer Diplomat in einem fremden Land hat man auch einiges zu sagen, wie wunderbar es ist, ein Schweizer zu sein, zu einem Land zu gehören, das eine Verfassung hat, die sogar mit „Im Namen Gottes des Allmächtigen“ beginnt. Das ist grandios. Da kann man solche schweizerischen Werte vermitteln.
Aber jetzt als Könige, die zu diesem himmlischen Volk gehörenden Gemeinde, sollen wir vermitteln, wie wunderbar der Himmel ist. Wenn wir diese himmlische Gesinnung schon heute auf Erden als dieses Licht verbreiten – und zwar nicht nur persönlich, sondern hier geht es ja um jede Ortsgemeinde –, dann ist jede ein siebenarmiger goldener Leuchter, eine Menorah. Wir sollen dieses göttliche Licht verbreiten, das Licht des Evangeliums.
Nach dem Segensgruß wird der Fokus auf die Wiederkunft Jesu in Macht und Herrlichkeit gerichtet: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagend werden seinetwegen alle Stämme des Landes.“ Ja, Amen. Von dieser Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit spricht die Offenbarung ganz besonders.
Dann folgt Fokus zwei im nächsten Vers: Gott ist der Herr der Geschichte. „Ich bin das Alpha und das Omega“, das ist der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, spricht der Herr Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. Er ist der, der das erste Wort gesprochen hat, und dann entstand die Welt. Er ist auch der, der das letzte Wort sprechen wird, und dann wird diese Welt vergehen.
Es geht in der Offenbarung um diesen Gott, der einen Totalanspruch auf diese Welt hat und auch die ganze Geschichte in seiner Hand hält – in allen Zeiten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
In den Versen 9 bis 11 erklärt Johannes, wie er die Offenbarung bekommen hat – an einem Sonntag. Er sagt: „Ich war am Tag des Herrn im Geist“, Vers 10.
Ja, aber der Tag des Herrn, das ist doch der Tag des Gerichts, schon im Alten Testament. Zephanja 1 nennt den Tag des Herrn einen Tag des Schreckens und des Wolkendunkels. Nein, das ist nicht dasselbe.
Dieser Tag des Herrn wird auch im Neuen Testament erwähnt – Hemera Kyriou, Tag des Herrn – in 2. Petrus 3 und vielen anderen Stellen, wie in 1. Thessalonicher 5. Dort wird dieser Tag des Gerichts erwähnt. Aber hier haben wir einen anderen Ausdruck.
Hier steht wörtlich „der dem Herrn gehörende Tag“ (Kyriake Hemera). Das ist seit der frühesten christlichen Literatur aus dem Ende des ersten Jahrhunderts, Anfang des zweiten Jahrhunderts belegt. Der dem Herrn gehörende Tag war die Bezeichnung für den ersten Tag der Woche. Für den Tag, nicht den Tag der Sonne, sondern den Tag der Auferstehung des Herrn Jesus.
Das ist der dem Herrn gehörige Tag, der Tag des Sieges, an dem der Herr Jesus von den Toten auferweckt wurde. Hier in Offenbarung 1 erscheint der Herr Jesus und betont in Vers 18: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Das ist der Tag des Sieges, der Tag des Herrn – oder wörtlich: der dem Herrn gehörende Tag, auf Italienisch Domenica. Das ist eben der Herrentag von Dominus, Herr.
Alle Tage sind dem Herrn geweiht, aber ein Tag soll ihm ganz besonders geweiht werden für Gottesdienst und so weiter. Das ist der Tag, an dem wir ganz besonders an die Auferstehung des Herrn Jesus denken.
Das ist übrigens der einzige Festtag im Neuen Testament, den die Bibel für die Gemeinde nennt. Im Lauf der Kirchengeschichte hat man viele Festtage eingerichtet, aber von der Bibel her gibt es nur den Herrentag.
Übrigens ist das eben kein verschobener Sabbat. Der Sabbat ist der Feiertag für das irdische Volk Israel. Man hat die Woche begonnen, am ersten Tag ist durch die Woche hindurchgegangen, und der letzte Tag, den man immer im Auge hatte, war dann Jomschabbat – der Tag der Ruhe.
So war Israel auf die Zukunft ausgerichtet: Eines Tages wird der Messias kommen und uns zur Ruhe bringen. Er wird das Problem der Sünde lösen, die Sünde abschaffen durch sein Opfer. Das hatten die Propheten schon angekündigt.
Aber die Gemeinde ist das himmlische Volk. Das geht aus der Erfüllung heraus in die Woche. Darum ist der erste Tag der Woche der Herrentag, an dem wir wissen, dass der Herr auferstanden ist. Darum gehört die Zukunft uns.
Alles, was kommen wird, ist eigentlich eine Folge aus dem bereits vollbrachten Werk des Herrn Jesus. So geht man natürlich mit einer ganz anderen Gesinnung in die Woche hinein.
Der erste Tag der Woche ist der Ausgang aus der Vollendung hin in das Alltagswerk – also nicht ein verschobener Sabbat, sondern etwas ganz anderes.
Übrigens: Wo kommt der erste Sonntag in der Bibel vor? Die Bibel beginnt mit dem Sonntag. Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Dann war die Erde wüst und leer, und Gott sprach: „Es werde Licht.“ Dann wird gesagt: „Es war Abend, und es ward Morgen, erster Tag“ – Yom Echad, das ist der Sonntag.
Dann folgen Yom Scheni, Yom Schleschi, Revi'i, Chameschi, Schishi und dann Yom Schabbat – der siebte Tag ist der Sabbat.
Aber die Bibel beginnt also die Welt wurde erschaffen aus dem Nichts am Tag des Herrn. Und dieser Tag des Herrn sollte dann auch der Tag des Sieges werden im Neuen Testament.
Darum, an diesem Tag, an dem Johannes eigentlich so gerne mit den Erlösten zusammen in Ephesus in der Gemeinde zum Brotbrechen zusammengekommen wäre, war er verbannt auf Patmos. Dort erschien ihm der Herr.
Das ist das, was schon viele Missionare, die als Pioniere wirken mussten, erlebt haben. Das war bei ihnen nicht wie in Hebräer 10, wo es bei etlichen Sitte ist, die Zusammenkünfte zu versäumen. Nein, in ihrem Pioniergebiet hatten sie noch keine Gemeinde. Aber der Herr kann in solchen Situationen diese Lücke ausfüllen.
So ist der Herr in Herrlichkeit dem Johannes erschienen und hat ihn ermutigt. Es wurde ein Tag der Anbetung. Johannes fällt wie tot zu seinen Füßen. Der Herr ist da, und er hat die ganze Welt in der Hand. Er ist der Sieger und wird das letzte Wort über diese Welt sprechen.
So haben wir diese herrliche Beschreibung des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit in den Versen 12 bis 20. Dort erklärt Jesus auch, wie man die Offenbarung einteilen muss, damit man sie gut versteht.
Das wäre die Übersicht zu Kapitel 1.
Dann kommen die sieben Sendschreiben. Weil wir das eben schon ausführlich behandelt haben, möchte ich nur kurz erwähnen:
Ephesus beschreibt prophetisch die nichtverfolgte Gemeinde mit erkaltetem Herzen am Ende der apostolischen Zeit. (Korrektur: Kapitel 2, Verse 1 bis 7.) Ephesus hat die erste Liebe verlassen, aber sonst ist äußerlich noch vieles ganz gut.
Smyrna ist die Gemeinde, die aufgerufen wird, in der Drangsal auszuharren, treu zu sein bis in den Tod. Das ist die verfolgte Gemeinde vom ersten bis zum vierten Jahrhundert.
Dann kommt Pergamos, die Kirche ab der Zeit der konstantinischen Wende, also Anfang des vierten Jahrhunderts (313), als die christliche Kirche zur Staatskirche wurde, der christliche Glaube zur Staatsreligion.
Thyatira beschreibt die Zeit der Papstkirche von Rom ab 440 nach Christus, als Papst Leo I. den Oberanspruch erhob über alle Bischöfe der Welt.
Sardes beschreibt die Zeit der Reformation ab dem 31. Oktober 1517, der Veröffentlichung der 95 Thesen von Luther. Aber auch der Niedergang wird in Sardes beschrieben.
Philadelphia, „Bruderliebe“ zu Deutsch, beschreibt die Erweckungsbewegung im 18. und 19. Jahrhundert, aus der die Freikirchen entstanden.
Schließlich Laodizea, die Volksgerechte, die es allen recht machen will. Das ist die Epoche des geistlichen Zerfalls der Gemeinden aus der Erweckungsbewegung des 18. und 19. Jahrhunderts.
Diese Gemeinde hat das Gefühl, sie sei reich, und in Wirklichkeit ist sie arm, jämmerlich, blind und bloß. Sie kamen zusammen in Laodizea und meinten, der Herr sei in ihrer Mitte.
Man kann noch lange zitieren, Matthäus 18, Vers 20: „Wo zwei oder drei versammelt sind zu meinem Namen hin, da bin ich in ihrer Mitte.“ Aber der Herr war nicht mal da. Er sagt nämlich in Offenbarung 3, Vers 20: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an.“ Der Herr war draußen.
So endet die Kirchengeschichte.
Das Eindrückliche ist die Reihenfolge: Genau so – Ephesus, Smyrna, Pergamos usw. – entspricht in der Reihenfolge effektiv sieben Epochen der Kirchengeschichte.
Schon als Teenager habe ich mir die Frage gestellt, als ich zum ersten Mal einen Kommentar über die prophetische Bedeutung dieser Kapitel gelesen hatte: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man diese sieben Sendschreiben korrekt anordnen kann?
Es hätte ja sein können, dass es mit Sardes beginnt und dann Ephesus kommt, oder mit Laodizea und dann Thyatira, oder Laodizea und dann gleich Philadelphia.
Das kann man berechnen mit Fakultäten, also sieben Fakultät: Eins mal zwei mal drei mal vier mal fünf mal sechs mal sieben.
Wenn zwei Personen nebeneinander sitzen, gibt es zwei Möglichkeiten: Hans hier, Fritz dort oder Fritz hier, Hans dort. Das ist 2 Fakultät.
Bei drei Personen gibt es schon sechs Möglichkeiten (1 × 2 × 3 = 6).
Jetzt steigt es auf 7 Fakultät, das sind 5040 Möglichkeiten.
Das heißt, es gibt 5039 falsche Möglichkeiten, aber nur eine richtige – und die ist hier.
Allein von der Reihenfolge abgesehen, dann noch von den Details in den Sendschreiben, die eben durch Zeichen die Kirchengeschichte darstellen – es ist wunderbar, das zu sehen.
Aber wir springen jetzt weiter zum dritten Teil: Die Zukunft ab der Entrückung.
Teil 3: Die Zukunft ab der Entrückung
Kapitel 4, Vers 1 und folgende
Wir haben bereits gesehen, dass Johannes entrückt wird. Er hört eine Stimme, die klingt wie eine Posaune: „Komm hierherauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“ Johannes geht in den Himmel.
Wo findet er sich wieder? Im Herzen des Himmels. Doch wo ist das Herz des Himmels? In Hebräer 11 heißt es von den Patriarchen, dass sie ein himmlisches Vaterland erwarteten. Die Bibel spricht also vom Himmel als einem himmlischen Vaterland.
Weiterhin spricht die Bibel von einer wunderbaren Stadt, die bereits von Abraham, Isaak und Jakob erwartet wurde, ebenfalls in Hebräer 11 erwähnt. Das ist das himmlische Jerusalem, Gottes Stadt im Himmel, die er bereitet hat. Er ist der Schöpfer und Baumeister, sagt Hebräer 11. In Hebräer 12 wird diese Stadt als das himmlische Jerusalem bezeichnet.
Die Bibel spricht auch von einem Tempel im Himmel, Hebräer 11, Vers 19: „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet.“ Hier lesen wir also von einem Tempel im Himmel.
Aber wohin kommt Johannes nun? Er sieht den Thron Gottes, wie wir in Kapitel 4, Vers 2 gelesen haben. Wo ist der Thron? Dort, wo die Bundeslade ist, denn die Bundeslade gehörte als Fußschemel zum Thron Gottes. Gott thronte zwischen den Cherubim im Tempel und schon in der Stiftshütte im Allerheiligsten. Psalm 80 sagt: „Der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor.“ Das ist Gottes Thron.
Johannes geht also in den Himmel und findet sich im Allerheiligsten wieder. Dort sieht er Gott auf seinem Thron. Das ist etwas sehr Tröstliches. Johannes war verfolgt und auf der Insel Patmos verbannt. Dann wird er entrückt in den Himmel und sieht Gottes Thron.
Es gibt ein altes Lied, das heißt „Gott ist noch auf dem Plan“. Alles ist ihm untertan. So sieht Johannes den Thron Gottes. Gott thront im Allerheiligsten im Himmel über seine ganze Schöpfung, alles ist ihm unterworfen. Auch wenn die Menschen hier auf Erden gegen ihn toben.
Die ganze Welt tobt heute gegen Gott und beschließt Dinge, die gegen ihn, sein Wort und sein irdisches Volk Israel gerichtet sind. Die ganze Welt tobt dagegen. Doch in Jesaja 10 steht: „Er beschließt einen Ratschluss, und er soll zunichte werden“, an die Völker gerichtet. Die Menschen und Völker können beschließen, was sie wollen – Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist ihm untertan. Dort sieht Johannes diesen Thron.
Ich habe unter Besonderheiten vermerkt, bei Punkt 13, dass vierzig Mal in der Offenbarung der Thron, „Thronos“ auf Griechisch, Gottes erwähnt wird – ab Kapitel 1, Vers 4 über 3, 21, da gleich zweimal, bis Kapitel 22. Vierzig Mal wird der Thron Gottes erwähnt. In diesem Buch, das den letzten Aufstand der Menschheit gegen Gott beschreibt, steht Gottes Thron souverän über allem.
Dann lese ich ein bisschen weiter: „Und der da saß, war von Ansehen gleich einem Jaspisstein und einem Sardis, und ein Regenbogen war rings um den Thron, von Ansehen gleich einem Smaragd. Rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, bekleidet mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen.“
Johannes sieht vierundzwanzig Throne, auf denen Könige sitzen, rund um den Thron Gottes. Wer sind diese 24 Ältesten? Wie gesagt, diese Ältesten sind Könige. Sie sitzen auf Thronen und tragen goldene Kronen – das sind Könige. Aber sie haben weiße Kleider, das sind Priestergewänder, weiße lange Gewänder. Sie sind also Priester und Könige.
Oh, interessant! Von Priestern und Königen haben wir schon einmal etwas in der Offenbarung gelesen, nicht wahr? In Kapitel 1, Vers 5 heißt es: „Dem, der uns liebt und uns gemacht hat zu Priestern und seinem Königtum“, das ist die Gemeinde.
Vielleicht sind das die Entschlafenen, die bereits heimgegangenen Gläubigen. Johannes kannte das natürlich vom Tempel hier. Die 24 Ältesten waren die 24 Führer der 24 Priesterklassen. Die gesamte Priesterschaft Israels war in 24 Klassen eingeteilt, so hatte David es nach Gottes Plan in 1. Chroniker 24 organisiert. Man kann sich gut merken, dass es 24 Priesterklassen in 1. Chroniker 24 gibt.
In der Praxis in Jerusalem funktionierte das so, dass immer eine Abteilung eine Woche Dienst ausführen musste, von Schabbat bis Schabbat, dann konnte sie wieder nach Hause gehen. Wir kennen die Geschichte von Zacharias in Lukas 1. Er war aus der achten Abteilung, der Abteilung von Abia, und hatte Dienst im Tempel von Schabbat bis Schabbat. Dort erhielt er die Botschaft, dass Elisabeth einen Sohn gebären würde – Johannes den Täufer.
Dann ging er wieder nach Hause, und Elisabeth wurde trotz ihres Alters schwanger. So ging das 24 Wochen lang, aber das Jahr ist etwas länger. Dann musste wieder die erste Abteilung zurückkehren, und so kommt man auf 48 Arbeitswochen. Doch das Jahr ist noch etwas länger – kein Problem.
Es gab drei Feste, bei denen alle Israeliten nach Jerusalem kommen mussten. Dreimal sagt die Tora, sollen alle männlichen Israeliten vor Gottes Angesicht erscheinen. Das war an Pessach, dem Wasserfest Schawuot (Pfingstfest) im Juni und Sukkot, dem Laubhüttenfest im Herbst. Während dieser Zeit mussten alle 24 Priesterklassen erscheinen, weil so viele Leute da waren.
Ich war bei der Passawoche, da mussten 250 Lämmer geschlachtet werden. Zur Zeit Jesu floss dabei eine Million Blut, denn ein einjähriges Lamm hat etwa vier Liter Blut. Die Priester waren organisiert, sie standen in Reihen: Ein Priester führte den Schächtungsschnitt durch, der nächste nahm das Blut mit der Opferschale auf, gab es dem nächsten weiter, und so weiter. Es gab eine Logistik. Tausende von Priestern konnten für diesen Dienst eingesetzt werden, sie waren nötig.
Aber eines ist klar: Johannes wusste, wenn alle 24 Ältesten beieinander waren, dann war das ganze Volk im Tempel, nicht nur ein Teil. Johannes kommt also in den Himmel. Das Ganze ist ja durch Zeichen kundgetan. Er sieht die 24 Ältesten, die Priester, die Häupter. Das ganze Volk ist da, keiner fehlt – die ganze Gemeinde im Himmel.
Die Gerichte sind ja noch nicht gekommen, die große Drangsal noch nicht. Nein, das ist auch nicht nötig. Die Gemeinde sollte vorhergehen. Das ist ein ganz grandioser Beweis dafür, dass die Entrückung der Gemeinde vor den Gerichten der Offenbarung stattfinden soll.
Und das ist genau das, was in dem Negro Spiritual „When the Saints go marching in“ besungen wird: „When the saints go marching in, then let me be in that number.“ Also: „Dann lasst mich unter ihrer Zahl sein.“ Das ist dieses Ereignis, das durch Zeichen kundgetan wird.
Johannes wird in den Himmel entrückt. Er hört eine Stimme wie die einer Posaune. Nun, 1. Korinther 15,51 sagt: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune.“ Denn Posaunen wird es geben, und so weiter.
Eine Stimme wie die einer Posaune, und er geht in den Himmel und sieht sie – die vierundzwanzig Priester und Könige, das ganze Volk ist da.
Dann lesen wir noch ein bisschen weiter. Es ist ja nur eine Einführung in die Offenbarung heute, also können wir nicht jeden Vers kommentieren. Aber einige Einzelferse möchte ich kommentieren.
Vers 5: „Und aus dem Thron gehen hervor Blitze und Stimmen und Donner, und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind.“ Dort sieht er den siebenarmigen goldenen Leuchter im Himmel. Das sind die sieben Feuerfackeln vor dem Thron.
Zuvor war Johannes im Allerheiligsten, dort sah er den Thron Gottes und die vierundzwanzig Throne rundherum. Jetzt erwähnt er auch die sieben Feuerfackeln, die vor dem Thron im Heiligen brennen. Es wird gleich erklärt, dass diese sieben Feuerfackeln die sieben Geister Gottes bedeuten.
Der Heilige Geist wird in Jesaja 11, Vers 2 mit sieben Namen bezeichnet. Das ist der Heilige Geist in seiner ganzen Fülle, seiner Entfaltung. Darum die sieben Geister Gottes.
Wir hatten ja schon in der Begrüßung Johannes’ Offenbarung 1, Vers 4 gelesen: „Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.“ Das bezieht sich hier besonders auf den Vater. Dann heißt es weiter: „Und von den sieben Geistern, die vor seinem Throne sind.“ Das ist der Heilige Geist in seiner Fülle. Und von Jesus Christus, welcher der treue Zeuge ist.
Also, der siebenarmige Leuchter wird gleich erklärt, was diese sieben Flammen bedeuten.
Vers 6: „Und vor dem Thron war etwas wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Und inmitten des Thrones und um den Thron her vier lebendige Wesen, voller Augen vorn und hinten. Das erste lebendige Wesen war gleich einem Löwen, das zweite lebendige Wesen gleich einem Kalb, das dritte lebendige Wesen hatte das Angesicht wie eines Menschen, und das vierte lebendige Wesen war gleich einem fliegenden Adler.“
Wie ein gläsernes Meer – gibt es im Himmel einen Ozean? Nein. Hier geht es um den Tempel. Wir haben die Priester, die sieben Feuerfackeln und den Thron Gottes gesehen, und nun das Meer.
In 1. Könige 7, Vers 23 wird das große, gigantische Waschbecken für die Priester vor dem Tempelhaus genannt „das Meer“, weil das hebräische Wort „yam“ See, Meer und Becken bedeuten kann. Das ist einfach so.
Also ist das dieses Ehrenemeer, wie es beim Salomonstempel war. Johannes sieht also im Vorhof vor dem Thron, in einer Linie zum Allerheiligsten, dieses Waschbecken. Es ist nicht aus Glas, sondern aus Kupfer. „Ehren“ meint im Alten Testament Kupfererz, also eine Legierung aus Bronze.
Mose hatte bereits bei der Stiftshütte ein Waschbecken hergestellt, aus den Bronzespiegeln der Frauen. Es war eine blanke Bronze, die man wie einen Spiegel benutzen konnte, um sich darin zu sehen. Natürlich nicht so grandios wie heutige Spiegel, aber doch spiegelglatt.
Das Meer im Himmel ist so perfekt, dass Johannes sagt „wie ein gläsernes Meer“ – spiegelblank.
Dann sind wir wieder im Allerheiligsten und sehen um den Thron vier lebendige Wesen. In Hesekiel 1 und den folgenden Kapiteln werden die vier Cherubim Engel, die um den Thron Gottes sind, als lebendige Wesen bezeichnet.
Sie tragen Gesichter mit symbolischer Bedeutung: das eines Löwen, das majestätische Herrschen ausdrückt. Das zweite Gesicht ist das eines Kalbes. In Hesekiel 1 wird dafür das Wort „Schor“ verwendet, das der Stier bedeutet.
„Schor“ wird auch in 5. Mose 25,4 gebraucht: „Du sollst dem Ochsen, der das Maul nicht verbinden kann, ...“, das ist „Schor“. Es ist der arbeitende Ochse, der unermüdlich arbeitet und deshalb beim Dreschen fressen darf.
Hier spricht das Kalb, der Ochse, davon, wie Gott sein Werk bis zum Ende mit Ausdauer führt. Das können wir in der Offenbarung natürlich auch auf das Gericht beziehen: Es wird majestätisch sein wie ein Löwe und ausdauernd bis zum Schluss, bis es heißt: „Es ist geschehen.“
Drittens hat das dritte lebendige Wesen das Angesicht eines Menschen. Die komplexeste materielle Struktur des gesamten Universums ist unser Gehirn. Es übertrifft in der Leistung alle Supercomputer der Welt. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, aber es ist ein grandioses Thema.
Darum das Angesicht eines Menschen: Es spricht von Intelligenz und Planung. Übrigens befindet sich vorne der Frontallappen des Gehirns, wo Planung, Motivation und Unterscheidungsvermögen lokalisiert sind. Das heißt, Gottes Handeln ist intelligent und weise in allem, was er tut.
Das vierte lebendige Wesen ist gleich einem fliegenden Adler. Der Adler ist erhaben, aber auch schnell und flink. So kann Gott seine Pläne, wenn die Zeit gekommen ist, in Eile und erhabener Geschwindigkeit durchführen.
Weiter wird gesagt, dass diese vier Cherubim Tag und Nacht nicht aufhören zu sagen: „Heilig, heilig, heilig, Herr Gott Allmächtiger, der da war und der da ist und der da kommt.“ (Vers 8)
Dann wird erklärt: Wenn diese Cherubim Gott anbeten, stimmen die vierundzwanzig Ältesten in ihrer Anbetung mit ein. Sie fallen nieder vor Gott und beten ihn an.
Sie sagen in Vers 11: „Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“
Hier wird Gott als der Schöpfer angebetet. Es ist wichtig, dass wir in unseren Gemeindeliederbüchern auch Lieder haben, in denen Gott als Schöpfer angebetet wird. Das bewahrt uns auch vor dem falschen Denken, dass die Natur etwas Minderwertiges wäre.
Wenn wir Gott als Schöpfer anbeten, wissen wir seine guten Gaben auf Erden in dieser Schöpfung zu schätzen und richtig aus seiner Hand anzunehmen.
Dann kommt Kapitel 5. Aber es ist immer noch die gleiche Szene. Wir müssen immer wieder daran denken, dass die Kapitel-Einteilung früher nicht existierte; sie dient nur der Orientierung.
Also geht es gleich weiter: „Und ich sah in der Rechte dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch beschrieben, innen und außen, mit sieben Siegeln versiegelt.“ (Offenbarung 5,1)
Er sieht Gott auf dem Thron. Wer ist das? Ist das der Vater, der Sohn oder der Heilige Geist? Das wollen wir nach der Pause beantworten und weiterfahren.
Wir haben uns noch die Frage gestellt: Wer ist der eine auf dem Thron im Himmel? Die Antwort ist ganz einfach: Es ist Gott.
Aber der ewige Gott ist grundsätzlich unsichtbar. In 1. Timotheus 6, Vers 16 wird erklärt, dass Gott ein unzugängliches Licht bewohnt, das kein Mensch je gesehen hat noch sehen kann. Gott kann in seiner Gottheit von Geschöpfen nicht gesehen werden.
Trotzdem wollte Gott sich offenbaren. Er hat sich durch die Werke der Schöpfung offenbart. Römer 1,20 macht das deutlich: Gottes Existenz ist erkennbar, sein unsichtbares Wesen durch die Werke der Schöpfung.
Im Alten Testament gibt es mehrere Stellen, an denen Gott von Menschen gesehen wurde. Obwohl Gott zu Mose gesagt hatte, 2. Mose 33, dass kein Mensch Gott sehen und leben kann.
Von Gideon in Richter 7 wird berichtet, dass er Gott sah, aber nicht starb. Gott konnte eine Gestalt annehmen, die für den Menschen erträglich war.
Oft wird Gott, wenn er so erscheint, „der Engel des Herrn“ genannt, mal auch „Adonai“, das heißt „der Gesandte des Herrn“. Nicht ein Engel im heutigen Sinn, sondern der Gesandte des Herrn.
Die erste Stelle, wo er so genannt wird, ist 1. Mose 16. Dort wird deutlich, dass der Gesandte des Herrn der Herr selbst ist, Yahweh, der Ewigseiende. Hagar sagt: „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt.“ Gott hat also eine Gestalt angenommen und erschien wie ein Mensch.
Auch Gott erschien Abraham zusammen mit zwei Engeln. Abraham meinte, das seien drei Fremdlinge. So haben etliche im Alten Testament Engel beherbergt, und bei Abraham wurde sogar der Herr selbst beherbergt.
Nun wird der Herr Jesus in Hebräer 1 genannt „die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit“ (Hebräer 1,3). Es gibt die Übersetzung „der Abglanz seiner Herrlichkeit“, das ist aber zu schwach. „Apgasma“ heißt im Griechischen „Ausstrahlung“. Gott offenbart seine Herrlichkeit durch seinen Sohn.
Darum wird auch Jesus in Kolosser 1, Vers 15 genannt: „Welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist.“ Die Gotteserscheinung im Alten Testament war immer eine Erscheinung durch den Sohn in einer erträglichen Gestalt.
Schließlich wurde Gott Mensch. Aber nicht der Vater wurde Mensch, nicht der Heilige Geist, sondern der Sohn. Weil Gott sich immer durch den Sohn offenbart.
Darum sagt der Herr Jesus in Johannes 14, Vers 6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Und danach sagt er zu Thomas: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“
Der Herr Jesus offenbart Gott. So ist die Antwort auf die Frage: Wer ist da auf dem Thron in Offenbarung 4? Es ist Gott, der Schöpfer, offenbart im Sohn. Es geht um den dreieinen Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist – offenbart im Sohn.
Gott zeigt sich immer durch den Sohn. Darum steht auch in Johannes 1, Vers 18: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.“
Es ist also der dreieine Gott, gesehen im Sohn, und Gott hat in seiner Hand ein Buch mit sieben Siegeln, wie wir bereits in Offenbarung 5, Vers 1 gelesen haben. Später erfahren wir, dass dieses Buch das Buch der Gerichte Gottes über diese Welt ist.
Das Buch mit den sieben Siegeln und das Lamm
Ein Engel stellt die Frage: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu brechen? Niemand im Himmel und auf der Erde ist dazu in der Lage. Johannes weint im Himmel. Daraus lerne ich, dass man im Himmel weinen kann.
Dann erklärt einer der Ältesten: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel. Es gibt also einen, der dieses Buch öffnen kann – der Löwe aus dem Stamm Juda.
Johannes schaut und will den Löwen sehen, doch er sieht ein Lamm. Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde.
Ein Lamm wie geschlachtet – das ist der Herr Jesus. Johannes sieht den Menschen Jesus Christus im Himmel. Der Herr Jesus kam in diese Welt, um als Opfer für unsere Sünden zu sterben. Er ist wieder auferstanden als Mensch, aber auch nach der Auferstehung hatte er immer noch die Zeichen seines Todes: die Wunden in seinen Händen, Füßen und in seiner Seite.
Darum sieht Johannes ein Lamm stehen, wie geschlachtet, mit den Wunden des Opfertodes, sieben Hörner – das spricht von der vollkommenen Gewalt. Der Herr Jesus sagt nämlich als Mensch in Matthäus 28,18: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde.“ Das ist das Lamm mit den sieben Hörnern.
Die sieben Augen bedeuten den Heiligen Geist in seiner ganzen Fülle, die sieben Geister Gottes, die gesandt sind über die ganze Erde. Hier wird auch gleich die Frage beantwortet, wie es möglich ist, dass auch nach der Entrückung der Gemeinde Menschen noch zum Glauben kommen werden. Der Geist Gottes geht doch bei der Entrückung weg.
Ja, er wohnt nicht mehr in der Gemeinde hier auf Erden, aber er ist sowieso allgegenwärtig. Hier wird ausdrücklich gesagt: Die sieben Geister Gottes sind gesandt über die ganze Erde. Der Heilige Geist wird also auch nach der Entrückung der Gemeinde hier auf Erden wirken.
Dann lesen wir: Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß. Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm.
Der Herr Jesus als Mensch kommt und nimmt dieses Buch. Da sieht man das Wunder seiner Person: Er ist Gott und Mensch in einer Person. Es ist Gott auf dem Thron, und der Mensch Jesus Christus kommt und nimmt dieses Buch aus der Hand Gottes.
Natürlich wissen wir, dass Gott auf dem Thron der dreieinige Gott ist, offenbart im Sohn. Dieses Geheimnis werden wir nie vollständig verstehen können – das Wunder, dass der Herr Jesus Gott und Mensch in einer Person ist. Darum steht auch in Matthäus 11: Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater.
Wir werden darüber in alle Ewigkeit staunen. Der Herr Jesus aber, weil er am Kreuz gestorben ist und sein Leben gegeben hat, hat damit als Mensch das Recht erworben, diese Welt zu richten. Deshalb nimmt das Lamm dieses Buch des Gerichts.
In Kapitel 6 werden wir sehen, wie ein Siegel nach dem anderen geöffnet wird und dann die Gerichte über diese Welt kommen. Wer ihn als Retter verwirft, kann ihn nur noch kennenlernen als das zornige Lamm.
In Offenbarung 6,16 heißt es: „Und sie, die Menschen auf der Erde, sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes; denn gekommen ist der große Tag seines Zorns. Und wer vermag zu bestehen vor dem zornigen Lamm?“
Das ist natürlich ein Widerspruch – ja, das Lamm hat sieben Hörner, und ein Widerspruch kann zornig werden. Hier sehen wir den Retter, der zum Richter dieser Welt wird.
Doch der Herr Jesus als Mensch wird dieses Gericht bringen, indem er diese Siegel bricht. Das wird Anlass im Himmel sein, ihm, dem Lamm Gottes, anzubeten.
Wir lesen das neue Lied, das die 24 Ältesten in Vers 9 singen: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast uns so – nach dem Mehrheitstext – für Gott erkauft durch dein Blut aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation. Und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen.“
Jetzt wird nochmals klar: Diese 24 Ältesten sind erlöste Menschen, die sagen können: Du hast uns erlöst durch dein Blut. Und sie beten den Herrn Jesus als Richter an, der eben auch der Erlöser ist.
Dann sehen wir einen äußeren Kreis, in dem Hunderte von Millionen Engeln Gott im Allerheiligsten anbeten. Auf der Erde hatte der salomonische Tempel ein Allerheiligstes von zwanzig mal zwanzig Ellen, das sind etwas mehr als zehn auf zehn Meter. Aber das war ja nur ein Abbild, sagt der Hebräerbrief Kapitel 8, vom himmlischen Heiligtum. Dort haben wir etwas mehr Platz.
In Vers 11 steht: „Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten, und ihre Zahl war zehntausende mal zehntausende, das sind Hunderte von Millionen Engeln, und tausende mal tausende, das sind Millionen von Engeln, die mit lauter Stimme sprachen: ‚Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen‘.“
Jetzt kommen sieben Punkte: die Macht, den Reichtum, die Weisheit, die Stärke, die Ehre, die Herrlichkeit und die Segnung.
Also gehören Kapitel 4 und 5 zusammen: In Kapitel 4 sehen wir, wie Gott als Schöpfer angebetet wird, und in Kapitel 5 als Erlöser und Richter der Welt. Das alles gehört zusammen und ist auch wichtig für die Evangeliumsverkündigung.
Das sehen wir sehr schön bei Paulus auf dem Areopag in Apostelgeschichte 17. Er spricht über den Herrn des Himmels und der Erde, der alles erschaffen hat, also über den Schöpfer. Dann erklärt er, dass Gott einen Tag bestimmt hat, an dem er den Erdkreis richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten.
Da spricht er also über den Erlöser, der für uns als Mensch gestorben ist, und dieser Mensch wird der Richter der Welt sein. Paulus fasst für diese Heiden, die die Bibel nicht kannten, das Evangelium klar zusammen und stellt Gott als Schöpfer, Erlöser und Richter vor.
Darum ist es auch wichtig, dass wir Gott den Menschen so vorstellen.
Jetzt kommen wir zu Kapitel 6.
Kapitel 6: Die ersten sechs Siegel
Das Lamm öffnet die ersten sechs Siegel. Offenbarung 6,1-17, das ganze Kapitel.
Und ich sah, als das Lamm eines von den sieben Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie eine Donnerstimme sagen: „Komm und sieh!“ Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen, und eine Krone wurde ihm gegeben, und er zog aus, siegend, auf dass er siegte.
Das ist das erste Gericht, das jetzt nach der Entrückung der Gemeinde über die Welt kommt. Wer ist dieser Mann mit einer Krone, ein Herrscher auf einem weißen Pferd, der überaus erfolgreich ist? Nun, wir können das herausfinden, indem wir die Wiederkunft Christi in Kapitel 19 anschauen. Nachdem all die Siegelgerichte vorbei sein werden, kommt der Herr Jesus aus dem Himmel als Richter der Welt.
Offenbarung 19,11:
„Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, der darauf saß, genannt Treu und Wahrhaftig, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt viele Diademe. Und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt das Wort Gottes. Und die Kriegsherren, die im Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Leinwand. Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, mit dem er die Nationen schlagen wird, und er wird sie weiden mit eisernem Stab und tritt die Kelter des Weines des Grimmes und des Zornes Gottes, des Allmächtigen. Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren.“
Der Herr Jesus kommt also wieder als Reiter auf einem weißen Pferd. Er ist gekrönt und trägt auf seinem Haupt viele Diademe. Im Altertum trugen Herrscher ein Diadem, aber er trägt viele Diademe. Das ist ungewöhnlich, weil er eben König der Könige und Herr der Herren ist.
Im ersten Siegel kommt also einer, der demjenigen gleicht, der einmal kommen wird: Christus. Wer ist das? Das ist der Antichrist. Der Name Antichristus kommt vor in 1. Johannes 2,18:
„Kindlein, es ist die letzte Stunde. Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden. Sie sind von uns ausgegangen usw.“
Anti heißt im Griechischen „gegen“ oder „anstelle von“. In Matthäus 2, wo ein Sohn den Thron von Herodes einnimmt, steht „an Stelle von“ für Anti. Der, der sich an die Stelle eines anderen setzt. So ist der Antichrist derjenige, der gegen Christus ist und den Sohn leugnet, sagt Johannes zuerst. Aber er ist auch derjenige, der sich an die Stelle von Christus setzt und behauptet, er sei der Messias.
Christus heißt der Messias, der verheißene Erlöser. Also ist der Antichrist der, der gegen Christus ist und sich zugleich an seine Stelle setzt und sich als Erlöser ausgibt.
So sehen wir: Das erste Gericht nach der Entrückung ist das Kommen des Antichristen. 2. Thessalonicher 2 sagt:
„Der Mensch der Sünde wird sich über alles erheben, und er wird schließlich sagen, er sei Gott. Von ihm heißt es, dass er jetzt noch nicht offenbar werden kann; zuerst muss der, der zurückhält, aus dem Weg gehen.“
Das, was zurückhält, ist der Heilige Geist. Das Wort Geist im Griechischen ist sächlich, Pneuma. Weil der Heilige Geist aber eine Person ist, sagt die Bibel parallel auch „der Männliche, welcher zurückhält“. Der Heilige Geist wird bei der Entrückung weggehen, zusammen mit der Gemeinde. Der Geist und die Braut sagen: „Komm!“ (Offenbarung 22).
Dann kann der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, offenbar werden. Er könnte also schon leben, aber niemand wird ihn jetzt identifizieren können. Er wird erst offenbar werden, wenn die Gemeinde gegangen ist.
Wenn die 24 Ältesten oben sind, wird das erste Siegel geöffnet. Das wird also ein falscher Messias sein, der die Massen verführen wird. Wir werden gleich noch sehen, dass er in 13,11 als einer beschrieben wird, der Feuer vom Himmel herabkommen lassen kann. Das war im Alten Testament bei Elija der Beweis für den wahren Gott, und das wird er zur Verführung tun können.
So wird dieser Verführer kommen, wie 2. Thessalonicher 2 sagt:
„Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie alle der Lüge glauben, weil sie nicht die Liebe zur Wahrheit angenommen haben, dass sie gerettet würden.“
Gott schickt ihn also als Irrwahn. Das ist ein Gericht: Gott lässt die Menschen fallen. Darum hier das erste Siegel.
Dann folgt das zweite Siegel, Vers 3: Ein feuerrotes Pferd erscheint, es kommt zu einer allgemeinen Abschlachtung. Und in Vers 5: Es kommt zu einer Wirtschaftskrise mit etwa 1300 Prozent Teuerung.
In Vers 6 steht: Ein Königsweizen, das ist ein Liter Weizen für einen Denar. In Matthäus 20 ist der Denar ein Tageslohn für einen Arbeiter. Wenn also der Tageslohn eines Arbeiters für einen Liter Weizen eingesetzt werden muss, entspricht das auf unsere Situation umgerechnet etwa 1300 Prozent Teuerung.
Also kommt es zu einem allgemeinen Abschlachten. Wir bedenken wieder, dass die Offenbarung besonders den Bereich des Römischen Reiches, des wiederstehenden Römischen Reiches im Blick hat. Das zeigt, es wird ein Chaos in Europa geben.
Hier wird nicht gesagt, dass das die Muslime sind, die zuvor eingewandert sind und mit diesem Chaos einen Zusammenhang haben. Viele fragen sich heute: „Ja, aber es muss ja ein Chaos geben, wenn der Islam so präsent ist in Europa.“ Und es gibt noch andere Chaoten. Aber wenn alle Chaoten zusammen wirksam werden, wird das kommen.
Das heißt also, Europa wird eine Destabilisierung erleben. Die Städte werden brennen, und dann kommt der wirtschaftliche Zusammenbruch. Wenn die Menschen in Europa keine Sicherheit mehr haben und alles so teuer wird, aller Wohlstand vorbei ist, das Ende der Maßlosigkeit gekommen ist, dann ist man bereit für einen starken Mann.
So war es ja damals mit der Weimarer Republik: Königtum abgeschafft, Demokratie, Weltwirtschaftskrise, und dann kommt ein Mann und sagt: „Ich helfe euch.“ Die großen Massen waren bereit, ihn zu empfangen. Das wird sich noch schrecklicher wiederholen.
Dann kommt das vierte Siegel. Dort kommen verschiedene Gerichte, nicht nur Schwert und Hunger, sondern auch Seuchen und wilde Tiere. Ein Viertel der Menschheit wird umkommen. Man kann ja rechnen: Gegen sieben Milliarden geteilt durch vier, auf heute bezogen, was das bedeutet.
Das sind Schläge für diese Welt! Im fünften Siegel sieht Johannes Märtyrer im Himmel ihre Seelen. Das heißt, Gläubige werden dann abgeschlachtet werden für ihr Zeugnis.
Dann kommt das sechste Siegel: Ein Erdbeben, das alles durcheinanderwirft, wie wir das noch nie so erlebt haben. Dann sagen die Menschen: „Jetzt ist das Lamm zornig geworden, der große Tag seines Zornes ist gekommen. Wer vermag zu bestehen?“
Der Tag des Herrn, schon im Alten Testament Yom Adonai genannt, wird in Zephanja 1 im Detail beschrieben, aber auch viele andere Stellen, wie Jesaja 13,7 und folgende. Das ist immer die Zeit der großen Drangsal, die schrecklichste Zeit der Menschheitsgeschichte von dreieinhalb Jahren.
Der Herr Jesus nennt das in Matthäus 24 die große Drangsal. Dann schließlich kommt der Herr Jesus als Richter der Welt. Dann erscheint die Sonne der Gerechtigkeit über dem Horizont.
Aber die dreieinhalb Jahre der Drangsal sind bereits der Anfang. Wir sehen das unmittelbar vor dem Öffnen des siebten Siegels. Das siebte Siegel ist eigentlich die große Drangsalzeit von dreieinhalb Jahren.
Die Offenbarung ab Kapitel 4 ist streng zeitlich geordnet, chronologisch, und zwar mit diesen sieben Siegeln. Aber wir werden gleich sehen: Das siebte Siegel wird aufgefächert in sieben Posaunengerichte, wobei das siebte Posaunengericht aus sieben Schalengerichten besteht.
So ist die strenge Chronologie: sechs Siegel – das ist die Zeit nach der Entrückung bis vor Beginn der großen Drangsal. Dann kommt das siebte Siegel – dreieinhalb Jahre große Drangsal. Dieses besteht aus sieben Posaunengerichten, wobei die siebte Posaune aus sieben Schalengerichten besteht.
Diese letzten Schalengerichte werden die schrecklichsten Schläge auf dieser Erde sein. Diese Schalen sind keine Flaschen, sondern Schalen. Wenn man eine Schale kippt, ist der Inhalt sofort draußen. Bei einer Flasche ist das anders: Wenn die Flasche kippt, macht es backbuck, backbuck, backbuck – darum heißt auf Hebräisch „Flasche“ backbuck.
Die Offenbarung benutzt das Wort, das im Griechischen auch für die Opferschalen verwendet wurde, mit denen man das Blut am Altar auffing. Wir werden Engel mit weißen Priestergewändern sehen, die aus dem himmlischen Tempel diese sieben goldenen Schalen – das sind Opferschalen – ausgießen auf die Erde.
Dann heißt es z. B.: „Und das Meer wurde zu Blut.“ Wir sehen den Zusammenhang mit den Schalen. Das, was eigentlich bestimmt war für die Versöhnung mit Gott, wird für die, die das Opfer Christi abgelehnt haben, zum Fluch, zum Gericht.
Wer das Schlachtopfer des Herrn Jesus nicht für sich in Anspruch nimmt, wird selbst zum Schlachtopfer werden. Nach diesen Schalengerichten kommt der Herr Jesus.
Nun habe ich hier das Skript so verfasst, dass man immer wieder Dinge fett gedruckt sieht, und der Rest ist normal gedruckt. Das Fettgedruckte zeigt einfach den chronologischen Ablauf.
Kapitel 6, Vers 1: Das Lamm öffnet die ersten sechs Siegel, und diese sechs Siegel werden beschrieben. Dann habe ich wieder schwarz gedruckt: Das siebte Siegel wird geöffnet, aber das kommt erst in Kapitel 8, Vers 1. Das folgt auf das sechste Siegel, das siebte Siegel.
Unmittelbar wird aber nicht gesagt, was dort als Gericht geschieht. Nach einer kurzen Unterbrechung werden die Posaunen geblasen. Bei jeder Posaune kommt ein Gericht Gottes über die Welt.
In Kapitel 8, Vers 6 bis 9, Vers 21 werden die ersten sechs Posaunen geblasen. Dann kommt wieder eine Unterbrechung, aber in Kapitel 11, Vers 14 geht es schön chronologisch weiter. Die siebte Posaune wird geblasen.
Dort wird jedoch nicht gesagt, welches Gericht genau geschieht. Es folgt wieder eine Unterbrechung, aber es geht weiter in Kapitel 16, Vers 1 bis 12, wo die ersten sechs goldenen Schalen ausgegossen werden.
Dann folgt wieder eine Unterbrechung, und es geht erst weiter in Kapitel 16, Vers 17 bis 21. Die siebte Schale wird ausgegossen. Danach kommt nicht sogleich der Herr, sondern es gibt eine Unterbrechung (Offenbarung 17,18 bis 19,10).
Erst in Kapitel 19, Vers 11 erscheint der Herr Jesus auf dem weißen Pferd als Richter der Welt. In Kapitel 20 wird das tausendjährige Reich beschrieben (Verse 1 bis 10), dann das Endgericht vor dem großen weißen Thron nach dem tausendjährigen Reich (Kapitel 20, Verse 11 bis 15).
Dann sind wir schon in Kapitel 21: Gott erschafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, das wird beschrieben in Kapitel 21, Verse 1 bis 8.
Danach kommt nur noch ein Anhang. „Nur“ ist nicht abschätzig gemeint, sondern es ist ein Anhang, der erklärt, was das neue Jerusalem ist, das in den Versen vorher erwähnt wurde. Das wird erklärt bis Kapitel 22, Vers 5.
Dann folgt das Schlusswort (22,6-21), die gewaltige Bedeutung des Buchs der Offenbarung (Verse 6-15) und die Schlusswarnung vor dem Wegnehmen und Hinzufügen. Dann wird den Gläubigen die Gnade des Herrn Jesus gewünscht.
Der zeitliche Ablauf ist also ganz einfach: sechs Siegel, dann das siebte Siegel, dann sechs Posaunen, dann die siebte Posaune, dann sechs Schalen, dann die siebte Schale, dann die Wiederkunft Christi, das tausendjährige Reich, das Endgericht, der neue Himmel und die neue Erde. Das sind all diese schwarzen Überschriften.
Es gibt aber Unterbrechungen, und diese Unterbrechungen nenne ich Hintergrundprophetien. Das ist typisch in der Literatur und auch in Filmen. Ein Film beschreibt eine Geschichte, wie sie in ihrer zeitlichen Reihenfolge abläuft, und plötzlich kommt eine Vorausblende auf die Zukunft, die den Ablauf unterbricht, und danach geht es wieder zeitlich in der Reihenfolge weiter.
Das nennt man einen Flash Forward. Das ist der Ausdruck bei Filmemachern und auch in der Literatur. Man kann natürlich auch unterbrechen und zurückschauen, dann ist es ein Flash Back, eine Rückblende.
Genau das geschieht ständig in der Offenbarung. Dieser strenge Ablauf Siegel, Posaunen, Schalen – wobei wir wissen, dass immer aus dem Siebten die nächste Siebenserie herauskommt – wird unterbrochen. Das nenne ich eine Hintergrundprophetie.
Die erste Hintergrundprophetie war eigentlich Kapitel 4 und 5. Dort wird im Himmel gezeigt, was der Hintergrund für die Siegelgerichte ist. Dann geht es los: erstes Siegel, zweites Siegel, drittes Siegel bis sechstes Siegel.
Dann kommt Kapitel 7, eine zweite Hintergrundprophetie. Danach, in Kapitel 8, wird das siebte Siegel geöffnet, aber es gibt gleich wieder eine dritte Hintergrundprophetie. Dann kommen erst die sechs Posaunen und so weiter.
Das Ganze ist also so aufgebaut, dass die erste Prophetie vor Nummer eins kommt, die erste Hintergrundprophetie in Kapitel 4 und 5, vor dem ersten Siegel.
Dann die zweite Unterbrechung, der zweite Flash Forward, ist Kapitel 7. Das wird also eingeschoben zwischen Nummer sechs und sieben, zwischen Siegel Nummer sechs und Siegel Nummer sieben.
Dann kommt das siebte Siegel, und danach, bevor Nummer eins bei den Posaunen kommt, gibt es wieder einen Flash Forward. Dann wieder zwischen sechs und sieben, und wieder vor eins, und bei den Schalen auch zwischen sechs und sieben, und dann nach dem siebten wieder ein Einschub.
Das ist dann Kapitel 18, Verse 17 und 18, und dann kommt der Herr Jesus. Insgesamt gibt es also sieben Hintergrundprophetien, sieben Flash Forwards und Flash Backs.
Das ist fantastisch aufgebaut, und ich finde es wunderbar. Ich habe zum Beispiel einen theologischen Kommentar über die Offenbarung in meiner Bibliothek. Ich habe nicht nur Koscheres, sondern auch Unkoscheres, aber das gebe ich nicht herum.
Es ist eindrücklich, wenn man sieht, wie gebildete Leute, Theologen, das Ganze immer vom Griechischen her aufgebaut, sehr gelehrt geschrieben, doch sagen, die Offenbarung sei eigentlich ein Durcheinander in der Struktur.
Es ist unglaublich, wie man so unwürdig über Gottes Wort sprechen kann. Der Gott, der die Welt erschaffen hat mit allen Naturgesetzen, die übrigens in Psalm 119 genannt werden – „Deine Satzungen“ –, die Naturgesetze, Satzungen der Natur, der Schöpfung werden dort erwähnt.
Dasselbe Wort „Satzungen“ wird für Gottes Gesetze in seinem Wort gebraucht. Also der Gott, der die ganze Natur so wunderbar und gesetzmäßig aufgebaut hat, ist derselbe Gott, der die Bibel inspiriert hat.
Dann zu sagen, da sei ein Durcheinander, ist erstens gotteslästerlich und zweitens töricht.
Der Gottesfürchtige, der sich vor Gott und seinem Wort beugt, kennt diese wunderbare Ordnung: die Siebnerserien und dann diese sieben Flash Forwards und Flash Backs, schön nach Plan vor Nummer eins, zwischen sechs und sieben, vor eins, zwischen sechs und sieben und so weiter.
Wunderbar, so ist die Offenbarung: eine wunderbare Ordnungsstruktur. Wenn man diese Struktur verstanden hat, versteht man auch die Details besser.
Jetzt haben wir die sechs Siegel in der Übersicht gesehen, Kapitel 6. Nun kommen wir zur Hintergrundprophetie Nummer zwei auf dem Blatt.
Hintergrundprophetie: Der Überrest Israels und die grosse Volksmenge
Die ersten acht Verse beschreiben den Überrest aus Israel, die hundertvierzigtausend Versiegelten. Nach der Entrückung der Gemeinde wird Gott wieder sein irdisches Volk als Zeuge einsetzen, so wie das Volk Israel Gottes Zeugnis auf Erden war, bevor die Gemeinde am Pfingsttag entstand. Damals war Israel das verantwortliche Zeugnis Gottes, das irdische Volk.
Römer 9-11 macht klar, dass Gott sein irdisches Volk nicht für ewig auf die Seite gestellt hat, sondern nur für eine Zeit, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist. Dann kommt Israel wieder auf den Plan, das irdische Volk. Jesaja 10 sagt, wenn die Zahl der Kinder Israel wieder so zahlreich wie der Sand am Meer wäre, wird nur ein Überrest gerettet werden. Jesaja 37, Vers 22 erklärt, dass Gottes Eifer einen Überrest bewirken wird, der vom Berg Zion ausgeht.
Das bedeutet, Gott wird eine Erweckung unter dem jüdischen Volk bewirken, und zwar in Israel. Heute gibt es bereits eine halbe Million bekehrter Juden weltweit, aber die meisten leben in Amerika, in den USA und Kanada. Dort wird auch intensiv unter den Juden missioniert, so wie es sein sollte, gemäß Römer 1. Das Evangelium ist Gottes Kraft zum Heil für jeden Glaubenden, dem Juden zuerst und auch dem Griechen. Dort wird wirklich mit voller Kraft unter den Juden evangelisiert, und es gibt Hunderttausende von bekehrten Juden. Diese gehören heute zur Gemeinde.
Jeder Jude, der sich heute bekehrt, gehört zur Gemeinde und hat keinen Vorrang als Jude. Darum sagt Galater 3: Da ist nicht Jude noch Grieche, sondern ihr seid einer in Christus. Die Gemeinde muss also weg, damit Gott sein Versprechen erfüllen kann, dass das irdische Volk wieder sein Zeugnis sein wird. Nach der Entrückung der Gemeinde wird es eine Erweckung in Israel geben. 144.000 werden sich bekehren, und Gott wird sie speziell versiegeln und als sein Eigentum kennzeichnen – aus allen zwölf Stämmen.
Übrigens sind unter den sogenannten Juden Gene aus allen zwölf Stämmen Israels vorhanden. Nach dem Tod Salomos wurde Israel in zehn Stämme im Norden und die zwei Stämme Juda und Benjamin im Süden geteilt. Bereits bei Rehabeam heißt es, dass viele aus allen Stämmen Israels nach Juda gingen. Aus allen zehn Stämmen flohen Menschen in den Süden, und diese wurden nicht deportiert, als die zehn Stämme 721 v. Chr. nach Assyrien gebracht wurden. Sie blieben dort.
Natürlich wurde das Königreich Juda später nach Babylon deportiert, in die babylonische Gefangenschaft, aber dort waren alle zwölf Stämme vertreten. Die größte Zahl stammte aus dem Stamm Juda, weshalb man diese Menschen Juden nennt, da Juda der Hauptstamm ist. Doch die Gene aus allen zwölf Stämmen sind vorhanden. Als im Jahr 70 n. Chr. die Juden weltweit zerstreut wurden, wurden auch die Gene aus allen zwölf Stämmen zerstreut.
Heute sind drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten seit 1882 zurückgekehrt. Auch sie tragen Gene aus allen zwölf Stämmen. Gott wird aus jedem Stamm zwölftausend versiegeln. Natürlich haben sich die Stämme untereinander vermischt. Wenn man heute die Gene einer Person untersucht, kann man die Herkunft nur in der direkten Linie feststellen – über die gerade Vaterlinie (Y-Chromosom) oder die gerade Mutterlinie (X-Chromosom). So kann man genau sagen, woher jemand kommt – ob Germanen, Griechen, Slawen oder Juden. Es gibt sogar typische Merkmale für Nachkommen Aarons.
Wenn jedoch zum Beispiel die Großmutter väterlicherseits Jüdin war, sieht man das nicht direkt. Man sagt dann: Die Vaterlinien stammen von Germanen, aber die Mutter war Jüdin. Das Ganze ist also komplizierter. Vielleicht wird man in einigen Jahren auch Seitenlinien analysieren können. Gott aber kennt von jedem Menschen sowohl die gerade Linie als auch die Seitenlinien. Er kann also genau sagen: Diese zwölftausend stammen aus den Stämmen Juda, Benjamin und allen anderen zwölf Stämmen. Das ist der Überrest aus Israel.
Wer lehrt, dass die Entrückung erst in der Zeit des Antichristen oder während der Drangsal geschieht, bringt ein heilloses Durcheinander. Wo wäre dann der Überrest Israels? Gehört der zur Gemeinde? Das ist nicht möglich, denn Israel soll als Israel wieder Zeuge sein. So wird die ganze biblische Prophetie durcheinandergebracht. Das ist ziemlich ungünstig.
Noch etwas Wichtiges: In Offenbarung 14 werden diese 144.000 in einem Flash Forward gesehen. Jesus ist bereits auf dem Tempelberg, und die 144.000 sind um ihn. In Vers 4 und 5 heißt es, diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm. Erstlingsfrüchte waren Früchte, die auf dem Bauernhof mit einem speziellen Kennzeichen versehen wurden. Sie waren die ersten Früchte der Ernte, die gesammelt und beim nächsten Tempelbesuch nach Jerusalem gebracht werden mussten. Erst wenn die Erstlinge geerntet waren, durfte der Rest geerntet werden.
Diese Früchte wurden speziell gekennzeichnet, um zu zeigen, dass sie Erstlingsfrüchte sind. So hat man das praktiziert, und sie mussten zuerst geerntet werden. Die 144.000 sind also nicht der ganze Überrest Israels, sondern nur die Vorhut.
Aus Sacharja 13, Vers 8 lernen wir, dass in der großen Drangsal, wenn Israel von seinen Feinden aus dem Norden überrannt wird, zwei Drittel im Land umkommen. In dieser größten Not wird ein Drittel zur Bekehrung kommen, und Gott wird sie als sein Volk anerkennen. Die 144.000 sind also erst die Vorhut, die nach der Entrückung und vor der großen Drangsal evangelisieren wird.
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 10 im Blick auf diese Zeugen: „Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Sohn des Menschen gekommen ist.“ Danach folgt die große Drangsal. In dieser Zeit wird der Überrest fliehen müssen. Matthäus 24 beschreibt, dass wenn sie das Götzenbild des Antichristen auf dem Tempelplatz sehen, sie auf die Berge fliehen müssen. Nach Jesaja 16 gehen sie dann nach Moab, dem heutigen Jordanien, und dort wird Gott sie während der dreieinhalbjährigen Drangsalzeit ernähren.
Danach können sie nicht mehr evangelisieren. Darauf bezieht sich das Wort des Herrn in Johannes 9: „Ich bin das Licht der Welt“, sagt er, und er fordert uns auf, am Tage zu wirken, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. Das kommt auch im Lied vor: „Auf den die Nacht wird kommen.“ Es ist die Zeit, in der niemand mehr wirken kann – die große Drangsalzeit.
Dieser Überrest, die 144.000, wird noch vor der Zeit wirken, in der niemand wirken kann, also nach der Entrückung. Wer sagt, die Entrückung geschieht erst in der großen Drangsal oder am Ende der Drangsal, bringt alles durcheinander.
So haben wir also diesen Überrest aus Israel vor Augen. In Kapitel 7, Vers 9 sieht Johannes den Überrest aus allen anderen Völkern. Dort heißt es: „Nach diesem sah ich und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation, aus Stämmen, Völkern und Sprachen, stehend vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen.“
In Vers 13 wird gefragt: „Wer sind diese?“ Die Antwort in Vers 14 lautet: „Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.“ Diese Menschen gehen durch die große Drangsal hindurch, kommen zum Glauben und waschen ihre Gewänder im Blut des Lammes – aus allen Völkern und Sprachen.
Wir sehen also, dass auch nach der Entrückung eine Bekehrung möglich ist. Eine unzählbare Schar aus allen Völkern wird sich bekehren. Aber das sind nicht diejenigen, die das Evangelium schon vor der Entrückung gehört haben. Denn von denen lesen wir in 2. Thessalonicher 2, Vers 11: „Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie alle der Lüge glauben, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um errettet zu werden.“
Diejenigen, die das Evangelium gehört haben, können sich dann nicht mehr bekehren. Die Tür wird geschlossen sein, es wird ein „zu spät“ geben, wie bei der Sintflut, als Gott die Tür zur Arche schloss und das Gericht kam. Es gibt ein „zu spät“.
Dennoch haben heute etwa zwei Milliarden Menschen das Evangelium noch nie gehört, und weitere zwei Milliarden haben es noch nie richtig gehört. Natürlich sollten wir heute alles tun, um Menschen aus allen Völkern und Sprachen zu erreichen. Aber sogar nach der Entrückung wird eine unzählbare Schar aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen sich bekehren. Sie werden durch die große Drangsal hindurchgehen.
Israel und die Völker sind also ganz klar zwei Gruppen. Heute sind diese zwei Gruppen eine Einheit: „Da ist nicht Jude noch Grieche, sondern ihr seid einer in Christus“ (Galater 3). Nach der Entrückung sind es zwei getrennte Gruppen: die gläubigen Juden und die gläubigen Heiden oder Nationen. Beide werden ins tausendjährige Reich eingehen.
Dann kommt das siebte Siegel, Kapitel 8. Als das siebte Siegel geöffnet wurde, entstand eine halbe Stunde lang ein Schweigen im Himmel. Das ist die Ruhe vor dem großen Sturm. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 24: „Betet, dass eure Flucht nicht am Sabbat geschieht.“ Wenn sie das Götzenbild am heiligen Ort auf dem Tempelplatz sehen, müssen sie fliehen. Dann wird die große Drangsal sein, wie sie von Anfang der Welt an nicht gewesen ist.
Nun sehen wir das siebte Siegel mit einer halben Stunde Ruhe im Himmel. Danach folgt eine Hintergrundprophetie: Einer stellt sich an den goldenen Altar im Himmel. Im Himmel gibt es also auch einen goldenen Altar. Wir haben bereits den Thron Gottes, den siebenarmigen Leuchter, das Waschbecken und in Kapitel 6, Vers 9 den Altar gesehen, wo Johannes die Seelen der Märtyrer sah – das Brandopferaltar vor dem Tempelhaus. Jetzt sehen wir auch den goldenen Altar.
Der Engel am goldenen Altar hält ein goldenes Rauchfass, ein Tempelgerät, in dem das Rauchwerk liegt. Dieses wird von einem Priester mit beiden Daumen herausgenommen und auf die glühenden Kohlen des goldenen Altars gelegt. Dann steigt ein Wohlgeruch auf.
Hier sehen wir also einen Priester im Himmel mit einem goldenen Rauchfass. Es wurde ihm viel Rauchwerk gegeben, damit er Kraft gebe, den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron. Wovon spricht das Rauchwerk? Im Tempel, in der Stiftshütte, steht das Rauchwerk für die Vollkommenheit des Herrn Jesus. Er ist Gott ein Wohlgeruch (Epheser 5,2).
Wenn dieser Wohlgeruch des Herrn Jesus den Gebeten der Gläubigen auf der Erde hinzugefügt wird, kommen diese Gebete vor Gott, als ob der Herr Jesus selbst beten würde. Das ist auch der Sinn, wenn der Herr Jesus sagt, wir sollen in seinem Namen beten. Das bedeutet nicht einfach, dass ein Gebet erhört wird, wenn man am Ende „im Namen Jesu“ sagt. Es sollte ein Gebet sein, das mit der Person des Herrn Jesus übereinstimmt.
Wenn man im Namen des Chefs handelt, kann man nicht eigenwillig etwas beschließen, sondern muss das tun, was der Chef gesagt hat. Wenn man im Namen Jesu betet, muss man in Übereinstimmung mit seinen Gedanken beten. Dann kommt das Gebet vor den Vater, bekleidet mit der Herrlichkeit und dem Wohlgeruch der Person des Herrn Jesus.
So gibt dieser geheimnisvolle Engel am goldenen Altar den Gebeten der Heiligen Kraft. Der Überrest der 144.000 auf der Erde weiß, dass nun die große Drangsal kommt. Sie beten: „Herr, lass die Flucht nicht im Winter geschehen! Das wäre sehr schwierig. Lass sie nicht an einem Sabbat geschehen!“ Dann geht es los.
Offenbarung 8,6: „Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, bereiteten sich, um zu posaunen.“ Der erste Engel posaunte, und es kam Hagel und Feuer, vermischt mit Blut, das auf die Erde geworfen wurde. Ein Drittel der Erde verbrannte, ein Drittel der Bäume und alles grüne Gras verbrannte.
Diese sieben Posaunen haben einen direkten Bezug zum Tempel. Im Tempel gab es Schofarhörner, also Tierhörner, zum Beispiel Widderhorn oder Antilopenhorn, und die silbernen Posaunen, Chazozerot, die schon in 4. Mose 11 beschrieben werden. Zur Zeit des Herrn Jesus wurden die Chazozerot siebenmal täglich zu sieben Gelegenheiten geblasen. Es ist genau bekannt, zu welchen Gelegenheiten.
Jeden Tag gab es diese sieben Posaunen im Tempel im Zusammenhang mit dem Opferdienst. Jeder, der den Tempeldienst kennt, und Johannes kannte ihn aus eigener Anschauung – er hatte eine besondere Beziehung zum Hohenpriester –, wusste sofort, dass es sich um diese sieben Posaunen handelt, in Verbindung mit dem Opfer, das Vergebung bringt.
In der Offenbarung werden diese Posaunen jedoch zum Fluch für die Menschen, weil sie das Lamm verworfen haben. So kommen diese Posaunenstöße mit Gerichten, die noch viel härter und schrecklicher sind als die ersten sechs Siegel, die die Erde treffen.
Wir sind am Ende unserer Zeit für heute. Es wäre schade, den Rest noch schnell anzuhängen. So haben wir, auch wenn wir zweimal daran arbeiten, einen Überblick über die Offenbarung. Das kann uns helfen, die Details besser einzuordnen.
Schlussgebet
Zum Schluss möchte ich noch Folgendes anfügen: Ich habe gesagt, dass der Herr Jesus als Erlöser verworfen wird und so zum Richter wird. Der himmlische Tempel, der eigentlich von Versöhnung mit Gott durch das Opfer spricht, wird zum Haus des Gerichts über diese Welt. Die Offenbarung zeigt das Gericht, den Kampf des himmlischen Tempels, des heiligen Tempels Gottes, gegen eine unheilige Welt.
Dabei möchte ich noch hinzufügen: Der Herr Jesus wird in der Offenbarung dreißig Mal als Lamm bezeichnet. Unter den Besonderheiten habe ich Punkt zehn vermerkt: Dreißig Mal kommt das Wort Arnion vor. Dieses Wort bedeutet „Lämmlein“, nicht nur „Lamm“. Es bezieht sich auf das einjährige Passalamm. Ich habe hier alle Stellen aufgelistet. Dreißig Mal, also im Buch des Gerichts, wird der Herr Jesus so oft als Lamm genannt wie sonst nirgends.
Wo wird er sonst als Lamm bezeichnet? Zweimal im Johannesevangelium: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ und nochmals „Siehe das Lamm“. Dann in der Apostelgeschichte 8, als der Kämmerer auf der Kutsche Jesaja liest. Er liest gerade von dem Lamm, das stumm ist vor seinen Scheren. Philippus erklärt ihm das Evangelium anhand von Jesaja 53.
Außerdem in 1. Petrus 1, dass wir erlöst sind durch das kostbare Blut Jesu Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken. Sonst wird er nicht mehr so oft als Lamm genannt wie dreißig Mal in der Offenbarung.
Arnion – so wird er genannt. Hier sehen wir wirklich den Schwerpunkt dieses Entweder-oder: Entweder wird der Herr Jesus unser Retter, das Lamm, das uns durch sein Blut versöhnt, oder er wird für uns der Richter, das zornige Lamm, das zum ewigen Gericht führt. Das ist sehr, sehr ernst.
Damit wollen wir schließen und gemeinsam beten:
Herr Jesus, wir möchten dich preisen, dass du uns dein Wort gegeben hast. Immer wieder neu erkennen wir, dass es nicht Menschenwort, sondern Gottes Wort ist. Danke, Herr Jesus, dass du uns gerade durch die Offenbarung die Bedeutung unseres Kontinents zeigst. Ein Kontinent, der so viel Gnade erfahren hat durch zweitausend Jahre und so viel von der Wahrheit Gottes mitbekommen hat – und jetzt diesen Verfall erlebt.
Du hast uns in diese letzte Zeit hineingestellt, nicht um zu klagen, dass sich viel zu wenige bekehren, sondern um zu wirken, solange es noch möglich ist. Bevor die Stunde, der Tag, die Nacht kommt, in der niemand mehr wirken kann.
So bitten wir dich, dass wir treu gefunden werden als deine Zeugen. Wir möchten die Letzten zu dir rufen, Herr Jesus, und bitten dich um Gnade. Gerade auch für unsere Bekannten und Verwandten, die dich noch nicht angenommen haben, dass du Großes wirkst und sie bewahrst vor der ewigen Verlorenheit. Amen.