Einführung in das Stufenlied Davids
Jetzt kommen wir zu Psalm 124, wieder eine Stufe höher – ein Stufenlied von David.
„Wenn nicht der Herr für uns gewesen wäre“, sagt doch Israel, „wenn nicht der Herr für uns gewesen wäre, als die Menschen wieder gegen uns aufstanden, dann hätten sie uns lebendig verschlungen, als ihr Zorn gegen uns entbrannte. Dann hätten uns die Wasser überflutet, ein Strom wäre über unsere Seele gegangen, die stolzen Wasser wären über unsere Seele gegangen.“
Gepriesen sei der Herr, der uns nicht zum Raub gab ihren Zähnen! Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel aus der Schlinge des Vogelstellers. Die Schlinge ist zerrissen, und wir sind entronnen.
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Wir sehen gleich, dass der achte Vers schon wieder an Psalm 121,2 anschließt. Es ist also auch darauf zu achten, wie die Psalmen sich immer wieder aufeinander beziehen und rückbeziehen.
Hier wird der Psalm eröffnet mit dem zweimaligen „Wenn der Herr nicht für uns wäre“. Von diesem Satz ist dann alles Weitere abhängig. Darum habe ich als Titel für diesen Psalm „Der Herr ist für uns“ gesetzt.
Israel drückt hier aus: Wenn der Herr nicht für Israel gewesen wäre, dann wäre Israel durch die Feinde total vernichtet worden. Das leuchtet uns ein.
Gott hat Israel Verheißungen gegeben, schon an Abraham, und darum war er grundsätzlich für Israel und konnte eine Totalvernichtung nie zulassen. Dieses „für uns“ ist also ganz wichtig.
Die Bedeutung des göttlichen Beistands für Israel und Christen
Und jetzt nehmen wir das für uns Christen, denn diese Psalmen sind ja auch direkt für uns geschrieben.
Dazu lesen wir Römer 8,31: "Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns?"
Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt. "Wer ist der Verdammer?" und so weiter.
Hier ist alles abhängig bis zum Schluss des Kapitels von diesem "Wenn Gott für uns ist". Darauf gründet sich die Tatsache, dass Gott bereit war, seinen Sohn zu geben. Darauf gründet sich auch die ganze Heilssicherheit und Heilsgewissheit, die in den letzten Versen von Römer 8 zum Ausdruck kommt.
Dass nichts uns je scheiden wird, Vers 39, weder Höhe noch Tiefe noch irgendein anderes Geschöpf wird uns von der Liebe Gottes trennen können, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Das ist diese Gewissheit, weil Gott für uns ist und sich dafür verpflichtet hat.
Ich habe schon gesagt: Von Jahr siebzig nach Christus bis heute ist die Bilanz 13 Millionen Tote unter dem jüdischen Volk. Aber es konnte nicht vernichtet oder ausgerottet werden, weil gilt, dass der Herr für Israel ist.
Aufbau und Bildsprache des Psalms 124
Der Psalm ist so aufgebaut, dass er zweimal mit „wenn nicht“ beginnt: zuerst Vers eins, dann Vers zwei. Danach folgen Vers drei, Vers vier und Vers fünf. So ist der Psalm insgesamt strukturiert.
Anschließend finden wir ein besonderes Bild, das uns heute nicht mehr geläufig ist: das Bild vom Vogelfänger. In Vers sieben heißt es: „Unsere Seele ist entronnen wie ein Vogel aus der Schlinge.“ Der Vogelfänger benutzt Netze, um Vögel einzufangen. Doch in diesem Bild ist die Schlinge zerrissen, und der Vogel kann im letzten Moment entkommen.
Dieses Bild zeigt, wie Gott im letzten Moment einen Ausweg schafft, sodass Israel nicht vernichtet wird. Zweimal kommt im Psalm das Wort „entronnen“ beziehungsweise „gerettet“ vor. Im Hebräischen ist das Wort dasselbe: nimlat.
Psalm 125: Die Sicherheit der auf den Herrn Vertrauenden
So kommen wir bereits zu Psalm 125. Ein Lied der Hinaufzüge:
Diejenigen, die auf den Herrn vertrauen, sind gleich dem Berg Zion, der nicht wankt, der ewiglich bleibt. Jerusalem, Berge sind rings um sie her, so ist der Herr rings um sein Volk, von nun an bis in Ewigkeit.
Denn die Rute der Gesetzlosigkeit wird nicht auf dem Los der Gerechten ruhen, damit die Gerechten ihre Hände nicht ausstrecken nach Unrecht.
Tue Gutes, Herr, den Guten und denen, die aufrichtig sind in ihren Herzen. Die aber auf ihre krummen Wege abbiegen, die wird der Herr dahinfahren lassen, mit denen, welche Frevel tun.
Wohlfahrt, Schalom, über...
Wir müssen uns das Bild wieder vorstellen. Jetzt gehen wir mit den großen Zügen nach Jerusalem hinauf, und da war immer diese Gegend vor Augen: der Tempelberg und dann die Berge rundherum, der Ölberg und so weiter.
Darum beschäftigt man sich auch hier wieder in diesem Psalm zuerst mit dem Berg Zion. Jedes Jahr, wenn man wieder zum Tempelberg kam, war der Berg Zion immer noch da.
Jerusalem ist ein Erdbebengebiet, aber der Tempelberg ist seit Jahrtausenden immer noch vorhanden. Er ist irgendwie unerschütterlich.
Und darum sagt der Psalmist: Eigentlich sind alle, die auf den Herrn vertrauen, so wie der Berg Zion. Den kann man nicht erschüttern, er bleibt.
Natürlich ist der erste Tempel zerstört worden, der zweite Tempel ist verwüstet worden. Jerusalem ist immer und immer wieder durch die ganze Geschichte hindurch zerstört worden.
Aber der Berg blieb.
So können Gläubige, die auf den Herrn vertrauen, durch schlimme Dinge hindurchgehen, aber sie bleiben wie der Berg Zion. Der steht heute noch und ist ins Zentrum der Weltpolitik gerückt.
Die schützende Umgebung Jerusalems als Bild für Gottes Schutz
Dann folgt ein zweiter Vergleich in Vers 2. Zur Zeit Davids war Jerusalem nur ein kleines Städtchen am Südabhang des Zionsberges. Man muss sich das so vorstellen: Salomo hat die Stadt nach Norden hin erweitert, bis auf die Bergspitze. Dort, auf dem Felsen der Bergspitze, hat er den Tempel gebaut.
Rund um diese Stadt gibt es Berge. Jerusalem ist von Bergen umgeben. Nun wird verglichen: Eigentlich ist der Herr wie ein Schutz, der die Gläubigen umgibt – ähnlich wie diese schützenden Berge.
Der Ölberg, der Berg der Nordwesthügel mit Golgatha, der Nordhügel, wo die Teiche Bethesda waren (siehe Johannes 5), und der Südwesthügel, der heute Berg Zion heißt, bilden diese schützende Bergkette um Jerusalem.
Diese Berge haben alle eine große Bedeutung. Ich habe bereits erklärt: Der Ölberg ist der Berg der Weltmission. Dort hat Herr Jesus in Apostelgeschichte 1,8 den Auftrag zur Weltmission gegeben. Er ist aber auch der Berg der Wiederkunft Christi zum Gericht, wie in Sacharja 14 beschrieben.
Am Westabhang des Ölberges lag der Garten Gethsemane. Dort hat der Herr Jesus in Matthäus 26,36 zum Vater gebetet: „Wenn es möglich ist, dann soll dieses Leiden von Golgatha an mir vorübergehen.“ Doch es war nicht möglich. Der Herr sagte dort: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Am Westabhang des Ölberges hat der Herr also ganz klar entschieden: Ich gehe um jeden Preis nach Golgatha.
Wenn wir dann daran denken, fällt uns der Südwesthügel ein. Das war der Berg des letzten Abendmahls. Dort befand sich der Obersaal, der in Lukas 22,8-23 erwähnt wird. Dort hat der Herr Jesus das Abendmahl eingesetzt – in der Nacht, bevor er litt. Damit seine Nachfolger in den folgenden zweitausend Jahren immer wieder durch dieses Mahl an seine Leiden denken würden.
Dann kommt der Nordhügel ins Blickfeld, genauer gesagt der Nordwesthügel. Noch etwas: Der Südwesthügel ist gleichzeitig auch der Berg des Pfingstereignisses. Der erwähnte Obersaal in Apostelgeschichte 1,13 und das Haus in Kapitel 2,1-4 müssen wir auf diesem Berg ansiedeln. Denn auf diesem Südwesthügel lag auch das urchristliche Quartier im ersten Jahrhundert.
Heute findet man dort noch eine Synagoge aus dem ersten Jahrhundert. Der Toraschrein ist nicht, wie bei anderen Synagogen, zum Tempelberg ausgerichtet, sondern nach Golgatha, zum Nordwesthügel. Das ist also eine jüdisch-christliche Versammlungsstätte aus dem ersten Jahrhundert.
Dieser Berg war auch der Berg des Pfingstereignisses, als der Heilige Geist ausgegossen wurde. Er sollte Kraft und Hilfe für zweitausend Jahre Kirchengeschichte sein – und ist es immer noch.
Es ist eigentlich eine Beleidigung Gottes, um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes zu bitten. Denn damit sagt man, dass das, was wir haben, nichts wert ist. Man verachtet damit den Geist Gottes, der da ist. Der Heilige Geist wird erst bei der Entrückung mit der Gemeinde weggehen. Erst am Anfang des Tausendjährigen Reiches wird er wieder neu ausgegossen, wie in Joel 3 nach diesen Tagen beschrieben ist.
Dies geschieht aber nach der Drangsal, die in Joel 2 angekündigt wird. Wer Joel 3 heute anwendet, ist im Fahrplan durcheinander und beleidigt Gott. Denn der Heilige Geist ist da, diese Kraft ist da. Wenn wir unser Leben nicht immer wieder neu ordnen, kann der Heilige Geist nicht wirken.
Das ist das Problem: Wir müssen unser Leben vor Gott ordnen. Dinge, die uns bewusst sind, müssen wir in Ordnung bringen und bekennen. Dann kann der Heilige Geist ganz normal wirken. Dann wäre kein Theater und kein Trara nötig – das käme automatisch. Aber das ist die Voraussetzung.
Nun, das ist der Berg des Pfingstereignisses – die Kraft Gottes für zweitausend Jahre Kirchengeschichte.
Dann haben wir den Nordwesthügel, den Berg mit Golgatha (siehe Matthäus 27,33). Dort hat der Herr Jesus Frieden mit Gott gemacht.
Und schließlich den Nordhügel mit Bethesda, wo der Herr Jesus gezeigt hat, dass wir Menschen unfähig sind, aus eigener Kraft von unserer Sünde geheilt zu werden. Wir sind gelähmt in Bezug auf Gott. Wir können Gottes Gebote nicht befolgen und nicht nach ihnen wandeln.
Doch der Herr Jesus hat in Bethesda den Gelähmten geheilt.
Jetzt sehen wir, dass all diese Berge rund um Jerusalem von Gottes Handeln in der Heilsgeschichte sprechen: „Jerusalem, Berge sind rings um sie.“ So ist der Herr von nun an bis in Ewigkeit rings um sein Volk.
Die zukünftige Ausdehnung des Tempelbergs im Tausendjährigen Reich
Und dann kommt noch etwas hinzu. In Hesekiel 40 bis 48 wird der Tempel des tausendjährigen Reiches beschrieben, den der Herr Jesus, der Messias, einmal bauen wird.
Der äußerste Vorhof wird eineinhalb Kilometer mal eineinhalb Kilometer groß sein, also 500 Ellen mal 500 Ellen (Hesekiel 42,20). Das bedeutet, dass all diese Berge rundherum in den Tempelberg integriert werden. Die Plattform wird so erweitert, wie man es früher beim Tempel zur Zeit des Herrn Jesus gemacht hat. Damals wurde der Berg mit dem Bedesta integriert, indem man das Bezetha-Tal dazwischen aufgeschüttet hat.
Das wird auch mit all diesen Bergen geschehen: Sie werden alle ausgeglichen, sodass der Vorhof der Heiden im tausendjährigen Reich all diese Berge einschließt. Das heißt, der Golgatha-Felsen wird dann in den Vorhof des neuen Tempels kommen, als Gedächtnis für die Heilstat Gottes für alle Völker.
Dann haben wir Psalm 125,3-5, der die Aussicht gibt, dass Gott im Blick auf den Frieden für Israel einmal alle Ungerechtigkeit bestrafen und die Gläubigen belohnen wird.
Bevor wir eine Stufe höher gehen, machen wir jetzt eine Pause.
Psalm 126: Hoffnung auf die Rückkehr aus der Gefangenschaft
Psalm 126
Ein Lied der Hinaufzüge
Als der Herr die Gefangenschaft oder das Schicksal Zions wendete, waren wir wie Träumende. Da ward unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels. Da sagte man unter den Nationen: Der Herr hat Großes an ihnen getan. Der Herr hat Großes an uns getan, wir waren fröhlich.
Führe unsere Gefangenen zurück, Herr, gleich Bächen im Negev!
Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.
Er geht weinend hin, tragend den Samen zum Säen.
Er kommt heim mit Jubel, tragend seine Garben.
Wir haben bereits über Vers 1 gesprochen. Ich habe erklärt, dass dieser Ausdruck ein technischer Begriff der Prophetie ist: das Schicksal wenden – das Schicksal Judas, das Schicksal Israels, das Schicksal Sions hier.
Dieser Psalm zeigt, dass Gott das Geschick Zions, des Tempelberges, zum Erstaunen für Israel und die Völker vollständig wenden wird. Eine Teilerfüllung haben wir bereits erlebt: die Befreiung des Tempelberges im Sechstagekrieg 1967. Wenn man die Bilder von der Eroberung sieht und dann die Eroberer oben auf dem Tempelberg, wie sie strahlen, sieht man genau diesen Vers vor sich: „Als der Herr das Schicksal Sions wendete, waren wir wie Träumende, da ward unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels.“
Und tatsächlich hat man unter den Völkern in aller Welt erkennen müssen: Der Herr hat Großes an ihnen getan. Aber die vollständige Befreiung steht noch bevor – bei der Wiederkunft des Messias Jesus. Jesaja 31,4-5 haben wir heute schon gelesen, wie der Herr selbst auf dem Berg Zion kämpfen wird und Jerusalem schonen, befreien und erretten wird.
Dann kommt dieses Gebet in Vers 4: „Führe unsere Gefangenen zurück!“ Nun, immer noch gibt es so viele Juden in aller Welt in der Zerstreuung. Wenn man allein an die USA denkt, sind es Millionen. Es ist erst ein Teil zurückgekehrt. So sieht man die Bitte der Zurückgekehrten: „Führe unsere Gefangenen zurück!“
Und dann wird ein Vergleich gemacht: „Herr, gleich Bächen im Negev.“ Vielleicht ist bei Ihnen „Mittagsland“ übersetzt, im Hebräischen steht „Negev“. Das ist also das Südgebiet, das trockene Südgebiet von Israel, die Negevwüste.
Auch hier ist es wieder nötig, dass wir ein solches Bild wie die früheren Bilder klären. Man kann es nur verstehen, wenn man den Negev kennt und wie dort die Umstände sind. Im Winter haben wir in Israel die Regenzeit. Dann beginnt die Wüste Judäa zu blühen, und auch der Negev ist voller Blumen. Die Wüste zeigt sich im Februar von ihrer schönsten Seite.
Es ist die Zeit, in der die Wadis, also diese meist trockenen Bäche, Wasser bekommen. Im Negev ist es ganz speziell: Man sieht dort sehr gut in die Weite und sieht viele kleine Bäche, die sich nach und nach miteinander verbinden und sich dann in noch viel größere, massive Flüsse vereinigen.
Das ist ganz typisch für den Negev. Dieses Bild findet man nicht in der judäischen Wüste. Dort hat man einfach die Wadis, also jeden Winterbach für sich. Im Negev jedoch, über große weite Gebiete hinweg, verbinden sich diese kleinen Bäche zu großen Strömen.
Das wird hier als Bild gebracht für die Rückführung aus der Zerstreuung. Und genau so ist es geschehen: Ab 1882 bis heute hat eine erste Aliyah begonnen, die eine zweite gefördert hat, dann eine weitere. So flossen gewissermaßen diese kleinen Ströme, diese Wadis, zusammen zu einem Strom, der sich im Land Israel vereinigte.
Daran können wir die jüdischen Einwanderungswellen ab 1882 bis heute und darüber hinaus erkennen. Dann wird allgemein gesagt: „Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.“ Israel hat in der ganzen Geschichte so viele Tränen gesehen. Doch hier wird die Hoffnung ausgesprochen, dass einmal die Zeit kommt, in der diese Tränen vorbei sein werden – wenn der Messias kommt.
Dann wird großer Jubel entstehen, wenn Zion endgültig und völlig befreit ist. Wir wissen, 1967 wurde der Tempelberg erobert, 1980 wurde der Tempelberg annektiert. Doch heute drückt und macht die ganze Welt Druck, damit das jüdische Volk den Tempelberg wieder hergibt. Die volle Befreiung des Tempelbergs lässt also noch auf sich warten.
„Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten.“ Dann kommt plötzlich ein geheimnisvoller Vers: „Er geht weinend hin, tragend den Samen zum Säen.“ Wer ist dieser „Er“? Das ist der Wichtigste in der ganzen Geschichte, der ganzen Heilsgeschichte.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 12,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ So ist der Herr Jesus unter Weinen aus Zion hinausgeführt worden. Er wurde ja auf dem Tempelberg, Zion, vom Hohenpriester zum Tod verurteilt.
Dann kam die ganze Leidensgeschichte. Er ging hinaus vor die Tore Jerusalems. „Er geht weinend hin, tragend den Samen zum Säen.“ Aber am dritten Tag ist er auferstanden. Durch sein Erlösungswerk hat er eine so reiche Frucht von Millionen Erlösten hervorgebracht.
Er kommt heim mit Jubel, tragend seine Garben. Das wird hier in Verbindung mit dem Zionberg gebracht. Denn das steht ganz zentral: Dort wurde der Erlöser zum Tod verurteilt, aber so hat er die Grundlage gelegt für diesen künftigen Jubel.
In Hebräer 5,7 wird ausdrücklich erwähnt, wie der Herr Jesus mit starkem Geschrei und Tränen Gott gebetet hat, er möge ihn aus dem Tode retten. Es heißt nicht „vor dem Tod“, sondern „aus dem Tod“, also unter starkem Geschrei und Tränen.
Da denken wir speziell an Gethsemane, wo er zu Gott gebetet hat, ihn aufzuerwecken – was am dritten Tag dann geschehen ist.
Psalm 127: Die Abhängigkeit von Gottes Segen beim Bauen und Arbeiten
Wir gehen zu Psalm 127, einem Lied der Hinaufzüge von Salomo.
Wenn der Herr das Haus nicht baut, arbeiten die Bauleute vergebens daran. Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, wacht der Wächter vergebens. Vergebens ist es für euch, dass ihr früh aufsteht und spät aufbleibt und das Brot der Mühsal esst. Denn er gibt seinem Geliebten im Schlaf.
Siehe, ein Erbteil des Herrn sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht. Wie Pfeile in der Hand eines Helden so sind die Söhne der Jugend. Glückselig ist der Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat. Sie werden nicht beschämt werden, wenn sie mit Feinden reden im Tor.
Wie gesagt, etwas Besonderes: ein Psalm von Salomo. Er war der Erbauer des ersten Tempels auf Zion. Hier wird betont, dass der Mensch das Tempelhaus Gottes nicht bauen kann, wenn Gott selbst das Gelingen nicht gibt. Jerusalem, die Stadt, kann nicht in Sicherheit gebracht werden, wenn Gott das Gelingen nicht schenkt.
Aus dieser Erfahrung heraus wird verallgemeinert, dass es allgemein so ist: Man kann früh aufstehen und bis spät aufbleiben, man kann wirklich wie ein Verrückter arbeiten, doch es bringt nichts. Anderen kann Gott das Gelingen sogar im Schlaf geben.
Hier haben wir gewissermaßen das Geheimnis der Fruchtbarkeit im Arbeiten. Das ist tatsächlich ein Geheimnis. Ich denke immer wieder über dieses Thema nach. Manchmal kann man so viel arbeiten, und es kommt nichts dabei heraus. Manchmal gelingt alles ohne viel Anstrengung. Es ist eigenartig.
Wir denken immer, je mehr Zeit wir haben, desto mehr Ergebnis erreichen wir. Doch oft merken wir, dass wir manchmal nur wenig Zeit brauchen und trotzdem viel erreichen. Manchmal haben wir viel Zeit zum Arbeiten, und es bringt nichts.
Hinter all dem liegt ein göttliches Geheimnis, und das wird hier angesprochen. Gott kann uns sogar im Schlaf das geben, was wir durch Arbeit nicht erreichen.
Das ist kein Aufruf zum Müssiggang. Denn der zweite Thessalonicherbrief sagt klar: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Das ist eindeutig. Aber hier wird gezeigt, dass diejenigen, die meinen, sie müssten sich nur abmühen, um das Ziel zu erreichen, das göttliche Geheimnis im Zeitmanagement nicht erkennen.
Gott kann uns auf wunderbare Art Gelingen schenken. Schön ist es, wenn es heißt: "Also gibt er seinem Geliebten im Schlaf." Geliebter heißt auf Hebräisch "Yedit". Das ist eine Anspielung auf den zweiten Namen Salomos.
1. Samuel 12,24-25 berichtet, wie David seinem Sohn den Namen Schlomo, Salomo, den Friedlichen, gegeben hat. Doch dann ließ Gott durch einen Propheten ausrichten: Nenne ihn Yedit-Ja, den Geliebten des Herrn. Yedit ist der vom Herrn Geliebte.
Hier haben wir also den Geliebten, Yedit. So gibt er dem Yedit im Schlaf – eine Anspielung auf Salomo und das Gelingen, das Gott ihm beim Tempelbau gegeben hat.
Beim Arbeiten wird dann auf das Wunder der Fruchtbarkeit im Zusammenhang mit Nachkommen verwiesen (Psalm 127,3-5). Auch das ist etwas, das Gott in seiner Souveränität gibt.
Es gibt Menschen, die gerne Kinder hätten, aber keine bekommen. Andere bekommen vielleicht nur eines, andere zwei, wieder andere mehr. Es liegt ein Geheimnis dahinter: Gott bestimmt in seiner Souveränität darüber.
Gerade in unserer heutigen Zeit, in der man denkt, alles sei machbar, zeigt uns dieser Psalm: Nein, alles hängt von Gottes souveränem Handeln ab.
Es wird hier deutlich gesagt, dass Nachkommen, Kinder zu haben, ein Geschenk Gottes ist, ein Segen von ihm. In unserer kinderfeindlichen Welt ist das für uns ein ganz wichtiger Psalm, der dem entgegenwirkt.
Psalm 128: Der Segen von Zion und die Verheißung der Nachkommenschaft
Dann kommen wir zu Psalm 128. Das Thema hier ist der Segen, der von Zion ausgeht.
Glücklich ist jeder, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen wandelt. Denn du wirst die Arbeit deiner Hände essen, glücklich wirst du sein, und es wird dir wohlgehen. Deine Frau wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock im Innern deines Hauses, deine Söhne wie Ölbaum-Sprossen rings um deinen Tisch.
Siehe, so wird gesegnet sein der Mann, der den Herrn fürchtet. Der Herr wird dich von Zion aus segnen, und du wirst das Wohl Jerusalams sehen alle Tage deines Lebens. Du wirst das Wohlergehen deiner Kindeskinder sehen. Schalom über Israel.
Man sieht sofort, dass dieser Psalm an den vorherigen anschließt. Das zeigt uns auch, dass die Abfolge der Psalmen nie dem Zufall überlassen wurde. In allen Psalmabfolgen liegt eine göttliche Ordnung.
Hier wird wieder an das Thema Arbeit und Nachkommenschaft angeknüpft, das bereits in Psalm 127 angesprochen und hier weiterentwickelt wird. Wir haben also eine doppelte Glückseligkeit in Vers 1 und Vers 2.
Besonders betont wird, dass dieser Segen von Zion ausgeht. Der Hauptblick in diesem Psalm richtet sich bereits auf das tausendjährige messianische Reich. Dann wird der messianische Tempel auf dem Berg Zion stehen, und von dort aus wird Gottes Segen auf die ganze Welt ausgehen.
Warum ist die Nachkommenschaft so wichtig? Weil Gott Israel in der Zukunft große Fruchtbarkeit schenken wird. Das wird ausdrücklich erwähnt in Jesaja 49, Vers 19: „Denn deine Trümmer, und deine Wüsten, und dein zerstörtes Land – ja, nun wirst du zu eng werden für die Bewohner, und deine Verschlinger werden ferner sein. Die Kinder deiner Kinderlosigkeit werden noch vor deinen Ohren sagen: ‚Der Raum ist mir zu eng, mache mir Platz, dass ich wohnen möge!‘ Und du wirst in deinem Herzen sprechen: ‚Wer hat mir diese geboren, da ich durch Kinder beraubt und unfruchtbar war, verbannt und umherirrend? Und diese, wer hat sie großgezogen? Siehe, ich war ja allein übrig geblieben. Diese, wo waren sie?‘“
Gott verspricht Israel also eine große Nachkommenschaft als Ersatz für die Kinderberaubung in der Vergangenheit. Denken wir daran: Im Dritten Reich wurden eine Million Kinder ermordet. Das ist besonders ergreifend im Yad Vashem, dem Gedenkmuseum in Jerusalem. In einem dunklen Raum, in dem man eine Million Sterne sieht, hört man ständig die Namen von kleinen Kindern, die ermordet wurden. Zum Beispiel: „Samuel, geboren, zwölf Jahre alt.“ Dann folgt ein anderer Name. Die ganze Zeit hört man diese Namen.
Gott verspricht Israel diese Fruchtbarkeit im Psalm 128, diesen Segen von Zion aus, als Erstattung für all das Leid des Kinderverlustes. Deshalb heißt es auch in Vers 6: „Und sehen wirst du deiner Kindeskinder.“
Hier wird auch in Vers 2 der Segen der Arbeit betont – das ist ein Geschenk Gottes, wenn wir arbeiten dürfen – und der Segen der Nachkommenschaft. Die Bilder sind schön: Für die fruchtbare Frau wird der Weinstock verwendet, der Inbegriff der Fruchtbarkeit mit seinen Trauben. Für die Söhne wird der immergrüne Ölbaum genommen, der sich durch Ableger weitervermehrt.
Ganz interessant ist, dass hier die Kinder mit Ölbaumsprossen verglichen werden. Ölbaumzweige sind immergrün und können sich durch Ableger weiterverpflanzen. In dem Ölbaum steckt also eine ganz besondere Fruchtbarkeit. Man kann den Ölbaum abschlagen, und dennoch wächst wieder ein Ableger, der das Leben des Ölbaums weiterführt, obwohl der ursprüngliche Baum gefällt wurde.
Psalm 129: Israels Leidensgeschichte und Gottes Gericht über Zionshasser
Wir gehen zu Psalm 129. Das Thema ist hier Israels Leidensgeschichte von Ägypten bis in die Endzeit – ein Lied der Hinaufzüge.
Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, sagt Israel. Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, dennoch haben sie mich nicht überwältigt. Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt und langgezogen ihre Furchen. Der Herr ist gerecht; er hat das Seil der Gesetzlosen durchschnitten.
Mögen beschämt werden und zurückweichen alle, die Zion hassen. Mögen sie sein wie das Gras auf den Dächern, das verdorrt, ehe man es ausrauft. Womit der Schnitter seine Hand nicht füllt, noch der Gabenbinder seinen Schoß. Und die Vorübergehenden sagen nicht: „Des Herrn Segen über euch, wir segnen euch im Namen des Herrn.“
Hier wird über Israels Jugend gesprochen. In Jeremia 2,2 wird die Zeit des Auszugs aus Ägypten als die Jugendzeit Israels bezeichnet. Wir können sagen: Israel ist bedrängt worden von Ägypten an, wo die erste Judenvernichtung gewissermaßen stattgefunden hat. Und durch die ganzen 3500 Jahre finden wir dieses bedrängt Werden immer wieder. Israel kann sagen: Immer wieder haben sie mich bedrängt, dennoch haben sie mich nicht überwältigt (Vers 2).
Besonders bewegend ist Vers 3. Dort sehen wir die Leiden Israels, aber ganz besonders die eines Juden – nämlich des Herrn Jesus. In Johannes 19,1 wird berichtet, wie Pilatus ihn geißeln ließ. Die Geißeln der Römer waren nicht nur Lederriemen, sondern an ihren Enden oft mit Widerhaken oder metallenen Spitzen versehen. Wenn jemand gegeißelt wurde, verwandelte sich der ganze Rücken in eine blutige Masse.
Johannes 19,1 beschreibt dies nüchtern: Pilatus ließ ihn geißeln. Das entspricht genau dem Bild aus Psalm 129,3: „Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben langgezogen ihre Furchen.“
In diesem Psalm wird in Verbindung mit der Leidensgeschichte Israels und des Messias besonders die Zionshasser erwähnt, in Vers 5. Wenn wir an den heutigen Widerstand gegen den jüdischen Besitz von Zion denken, erkennen wir darin eigentlich Zionshass. Das charakterisiert den Islam, die UNO und andere.
Hier in diesem Psalm wird ganz speziell das Gericht Gottes über die Zionshasser ausgesprochen – also ein hochaktuelles Thema.
Schauen wir uns die Bilder an, die verwendet werden: Die Zionshasser sollen sein wie Gras auf den Dächern, das verdorrt und das man überhaupt nicht gebrauchen kann, nach dem niemand fragt und das niemanden interessiert – also völlig wertlos.
Psalm 130: Das Bedürfnis nach Sündenvergebung und Gottes Erlösung
Dann kommen wir zu Psalm 130, einem Text, der Stoff für eine halbstündige bis stündige Predigt bietet. Wir greifen einfach einige Perlen daraus heraus.
Psalm 130 habe ich überschrieben mit „Israel braucht Sündenvergebung – ein Lied der Hinaufzüge“.
Der Psalm beginnt: „Aus den Tiefen rufe ich zu dir, Herr! Herr, höre auf meine Stimme! Lass deine Ohren aufmerken auf die Stimme meines Flehens! Wenn du, Herr, merkst auf die Ungerechtigkeiten, Herr, wer wird bestehen? Doch bei dir ist Vergebung, damit du gefürchtet wirst.“
Weiter heißt es: „Ich warte auf den Herrn, meine Seele wartet, und auf sein Wort harre ich. Meine Seele harrt auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen, mehr als die Wächter auf den Morgen. Israel, harre auf den Herrn! Denn bei dem Herrn ist Güte und viel Erlösung; bei ihm wird Israel erlöst von allen seinen Ungerechtigkeiten.“
Wenn wir genauer auf Schlüsselausdrücke achten, merken wir sofort, dass es hier um das Problem der Sünde geht. Es wird gesprochen über Ungerechtigkeiten, Vergebung, Güte, Erlösung und Erlösen.
Hier wird ein Problem angesprochen, das im Gegensatz steht zum Feindeshass – ein Problem, das aus dem Herzen selbst hervorkommt: das Sündenproblem. Nur Gott kann dieses Sündenproblem lösen. Israel harrt in diesem Psalm auf Gott, der ein Gott der Vergebung ist.
Dieses Warten wird hier mit dem Warten der Wächter auf den Morgen verglichen. Die Wächter warten darauf, dass endlich die Sonne aufgeht.
Interessant ist, dass in Maleachi 4,2 (nach anderer Zählung 3,20) die Wiederkunft Christi als Aufgang der Sonne beschrieben wird. Dort ist von der Sonne der Gerechtigkeit die Rede, die für Israel aufgehen wird, mit Heilung für Israel.
Das Harren auf den Messias ist also das Harren auf das Kommen dessen, der das Problem der Sünde für Israel lösen wird. Und wir sehen: nicht durch Gesetz, sondern durch Gnade und Güte, nicht durch Leistung, sondern allein aus Gnade.
Für uns ist es interessant, dass im Neuen Testament der Herr Jesus sich in Offenbarung 22,16 in Verbindung mit seiner Wiederkunft als „der glänzende Morgenstern“ bezeichnet.
Der Morgenstern, die Venus, wenn sie in der Nacht aufgeht, zeigt dem Astronomen an, dass bald der Morgen kommt. Doch es ist noch Nacht, die Sonne ist noch nicht über dem Horizont erschienen.
In 2. Petrus 1,19 heißt es, wir sollen auf das prophetische Wort achten, bis der Morgenstern aufgeht – das heißt, bis der Herr Jesus Christus kommt zur Entrückung.
Das ist noch vor der Wiederkunft, wenn er als Richter der Welt, als Sonne der Gerechtigkeit, sichtbar wird.
Die Wiederkunft Christi geschieht also noch in der Dunkelheit, plötzlich und unerwartet, dann geht die Nacht weiter. Das ist die Drangsalzeit. Danach erscheint der Herr Jesus sichtbar für Israel.
Es ist wichtig, diese beiden Ereignisse zu unterscheiden: Wir Christen warten auf das Kommen des Herrn Jesus als Morgenstern in der Nacht. Israel hingegen wartet wie die Wächter auf den Morgen, bis die Sonne der Gerechtigkeit sichtbar für die ganze Welt erscheint.
Ich glaube, wir alle haben den Aufgang der Venus in der letzten Nacht verpasst, oder? So verpasst die große Masse der Welt bei der Entrückung diesen Moment. Plötzlich sind sie weg.
Doch wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit kommt, dann ist er so offensichtlich wie der Sonnenaufgang heute Morgen.
Psalm 131: Demut und Ruhe in Gott
Wir kommen zu Psalm 131, einem Lied der Hinaufzüge von David. Dort heißt es: „Herr, nicht hoch ist mein Herz, noch tragen sich hoch meine Augen, und ich wandle nicht in Dingen, die zu groß und zu wunderbar für mich sind. Habe ich meine Seele nicht beschwichtigt und gestillt, gleich einem entwöhnten Kind bei seiner Mutter, gleich dem entwöhnten Kind ist meine Seele in mir. Haltet Israel, auf den Herrn, von nun an bis in Ewigkeit!“
Hier sind wir deutlich eine Stufe höher als in Psalm 130, wo es um das Problem der Ungerechtigkeit und der Vergebung ging. Jetzt geht es um Demut und völlige Ruhe in Gott. David sagt, sein Herz sei nicht hochmütig. Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir von Natur aus sind. Wir sind von Natur aus rebellische, stolze Menschen.
Aber was die Sündenvergebung, die wirklich erfahren wird, bewirkt, ist Demut. Wir erkennen, dass wir so klein sind und Gott so groß. Das führt zu echter Demut. So wird auch in Römer 12, Vers 3 gesagt, dass wir nicht höher von uns denken sollen, als es sich gebührt. Und in Römer 12, Vers 16 wird gesagt, dass wir nicht auf hohe Dinge sinnen sollen.
David sagt: „Ich habe meine Seele beschwichtigt wie ein entwöhntes Kind.“ Was ist ein entwöhntes Kind? Wir haben das sechsmal erlebt. Die Kinder meinen, sie kämen nicht ohne Milch aus während der Stillzeit. Doch dann können sie bei der Mutter sein, ohne dass es ein Thema mehr ist. Entwöhnung ist der Zustand einer Reifung, ein erster Ablösungsprozess. Wichtig ist, dass wir von klein auf Schritt für Schritt in der Entwicklung voranschreiten. Die Kinder erkennen plötzlich – in Anführungszeichen –, was früher unentbehrlich schien, darauf können sie heute verzichten.
Diese Entwicklung wird auch deutlich, wenn wir an Abraham denken. In 1. Mose 21, als Isaak entwöhnt wurde, hat Abraham ein Fest gefeiert. Wer von uns hat ein Fest gefeiert, als ein Kind entwöhnt wurde? Eigentlich wäre das, nach dem Beispiel Abrahams, angebracht. Es ist etwas Schönes, denn das Kind ist einen Schritt weitergekommen.
Wir haben die Tendenz, dass wir möchten, dass die Kinder so lieblich bleiben wie ganz am Anfang. Doch eigentlich sollten wir uns für jeden neuen Entwicklungsschritt wieder neu an den Besonderheiten freuen.
David vergleicht sich hier mit einem entwöhnten Kind. Er kann gewissermaßen so ruhig sein in Gott und auf Dinge verzichten, die für ihn früher unverzichtbar schienen. Daraus können wir uns natürlich auch fragen: Was könnten das jetzt ganz konkret für uns für Dinge sein, auf die wir eigentlich verzichten können? Früher waren sie irgendwie unverzichtbar, aber heute können wir darauf verzichten, weil wir eine Ruhe in Gott erleben.
Das erinnert an Augustin, der gesagt hat: „Herr, das Herz des Menschen ist unruhig, bis es ruht in dir.“
Psalm 132: Die Erwählung Zions als Gottes Wohnstätte
Dann kommen wir zu Psalm 132. Zion, der auserwählte Berg für den Tempel, ein Lied der Hinaufzüge.
Gedenke, Herr, an David und all seine Mühsal, wie er dem Herrn ein Gelübde tat, ein versprochenes Werk dem mächtigen Jakob. Wenn ich in das Zelt meines Hauses gehe, wenn ich auf das Lager meines Bettes steige, wenn ich schlafe, dann gewähre meinen Augen Schlummer, meinen Lidern Schlaf, bis ich eine Stätte für den Herrn finde, Wohnungen für den mächtigen Jakob.
Siehe, wir hörten von ihr, das heißt von der Bundeslade, in Ephrata; wir fanden sie im Gefilde Jaars. Lasst uns eingehen in seine Wohnung und niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!
Stehe auf, Herr, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke! Lass deinen Priester mit Gerechtigkeit bekleidet werden, und deine Frommen sollen jubeln um Davids, deines Knechtes, willen. Weise nicht das Angesicht deines Gesalbten oder deines Messias ab.
Der Herr hat David in Wahrheit geschworen und wird nicht davon abweichen: Von der Frucht deines Leibes will ich dich auf deinem Thron setzen. Wenn deine Söhne meinen Bund und meine Zeugnisse bewahren, die ich sie lehren werde, dann sollen auch ihre Söhne immerdar auf deinem Thron sitzen.
Denn der Herr hat Zion erwählt und begehrt es zu seiner Wohnstätte. Dies ist meine Ruhe immerdar, hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt. Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen, und seine Priester will ich mit Heil bekleiden. Seine Frommen werden laut jubeln.
Dort will ich das Horn Davids wachsen lassen und eine Leuchte für meinen Gesalbten, meinen Messias, errichten. Seine Feinde will ich mit Schande bekleiden, doch auf ihm wird seine Krone blühen.
Wir haben gesehen, wie zentral der Zionsberg für die Stufenlieder ist. Hier wird nun betont, dass der Herr Zion auserwählt hat. Mose hat, wie ich unter Punkt drei erwähnt habe, den auserwählten Ort für die Opfer einundzwanzig Mal angekündigt. Ich habe alle Stellen angegeben, aber nie hat Mose gesagt, wie dieser Ort heißt.
Jahrhunderte vergingen, bis David Jerusalem, diese jebusitische Enklave, eroberte. Dann wurde ihm prophetisch offenbart: Das ist der Ort. Darum hat David sich so sehr bemüht, alles für den Tempelbau vorzubereiten. Doch Gott ließ ihm durch Nathan sagen: Du sollst das nicht tun, das soll dein Sohn Salomo ausführen.
Aber es war Davids tiefer Wunsch, Gott einen Tempel auf dem Zionsberg, dem Berg, den er erwählt hat, zu bauen – je nach Vers 13. Der Herr hat Zion erwählt, und interessant ist hier, dass nicht von tausend Jahren die Rede ist, sondern wir lesen: Dies ist meine Ruhe immerdar.
Der erste und zweite Tempel standen etwa tausend Jahre auf dem Zionsberg. Doch Gott hat gesagt: Hier will ich wohnen, immerdar. Das ist eine Stelle, die zeigt, dass es einen dritten Tempel geben wird. Ein dritter Tempel muss kommen, denn Gott hat gesagt: Das ist der Ort, wo ich immer wohnen will.
Das Allerheiligste war auf dem Felsen in der Al-Aqsa-Moschee, also an einem falschen Ort, so oder so. Heute konzentriert sich die Weltpolitik auf diesen Ort. Die Welt vereinigt sich mehr und mehr gegen Gottes Auserwählung von Zion als seinem Ort für den Tempel.
David hatte den Wunsch, dem Herrn ein Haus zu bauen, wie hier zum Ausdruck kommt. In 2. Samuel 7,1-7 wird das schön beschrieben: David hatte diesen Wunsch. Aber Gott sagt ihm: Nein, du sollst mir dieses Haus nicht bauen. Doch ich will ein Haus für dich bauen.
Das ist ein Wortspiel, denn das hebräische Wort „Bayit“ kann sowohl Tempelhaus als auch Dynastie oder Familie bedeuten. Gott sagt: Ich will dir, David, eine Dynastie bauen, ein Haus. Aus dieser Dynastie sollte der König Israels, der kommende Messias, hervorgehen.
Wir wissen, dass der Herr Jesus direkt von David abstammt, durch Maria. Gott sagt auch hier als Antwort auf Davids Wunsch in Vers 11: Von der Frucht deines Leibes will ich dich auf deinem Thron setzen. Das weist auf den Messias hin, der durch Maria ein direkter biologischer Nachkomme Davids war – als Mensch.
Vielleicht noch eine Erklärung zu diesem geheimnisvollen Ausdruck in Vers 6: „Siehe, wir hörten von ihr in Ephrata, fanden sie im Gefilde Jaars.“ Das ist eine poetische Umschreibung von Hirjat Jearim. Jaar bedeutet Wald, Jearim Wälder. In Kirjat-Jearim war eine Zeit lang die Bundeslade stationiert (1. Chronik 13,6).
David hatte den großen Wunsch, die Bundeslade aus Kirjat-Jearim nach Jerusalem zum Tempel zu bringen. So kommen wir nun zu Psalm 133. Wir nähern uns dem Höhepunkt.
Psalm 133: Die Schönheit der Einheit unter Brüdern
Zweitletzte Stufe
Ein Lied der Hinaufzüge von David
Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen, wie das köstliche Öl auf dem Haupt, das herabfließt auf den Bart, auf den Bart Aarons, das herabfließt auf den Saum seiner Kleider, wie der Tau des Hermon, der herabfällt auf die Berge Zions. Denn dort hat der Herr den Segen verordnet: Leben bis in Ewigkeit.
Wir kennen diesen Psalm gut, nicht zuletzt durch ein berühmtes israelisches Lied, das diesen ersten Vers enthält: Siehe, wie gut und wie lieblich. Im Hebräischen umfasst dieser Vers dreimal drei Wörter und dreimal dreimal drei Buchstaben.
Gut, nicht dass man dauernd den Zahlen nachjagen sollte, aber hier ist es irgendwie doch auffällig. Wir haben ja auch in Johannes 17 gesehen, wie der Herr Jesus die Einheit in der Gottheit mit der Einheit im Volk Gottes vergleicht. Und hier ist dieser wunderbare Vers, der so schön die Beziehung des Volkes Gottes untereinander beschreibt, durch die Zahl drei förmlich charakterisiert.
Übrigens habe ich hier in diesen neun Wörtern ein Wort schwarz herausgestrichen. Sieht man das? Gam. Und warum? Weil es normalerweise in den Bibelübersetzungen nie übersetzt wird. Es heißt nämlich „auch“. Und irgendwie hatten die Übersetzer immer Probleme damit, mit dem „auch“ zu beginnen. Das passt doch gar nicht: Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder auch einträchtig beieinander wohnen. Das kam einem irgendwie zu viel vor, und so hat man das im Deutschen normalerweise gar nicht wiedergegeben.
Aber hier steht auf dem Blatt wörtlich: Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder auch einträchtig beieinander wohnen.
Hier ist guter Rat teuer. Was bedeutet das? Es bedeutet: Brüder, es geht um Brüder, die gehören doch sowieso verwandtschaftlich zusammen. Aber ob Brüder denn auch wirklich miteinander etwas zu tun haben wollen, das ist gar nicht so selbstverständlich. Dass es einen Zusammenhalt innerhalb eines Volkes gibt, ist nicht selbstverständlich, auch wenn man miteinander verwandt ist.
Darum heißt es hier sinngemäß: Gut und lieblich ist es, wenn zu der verwandtschaftlichen Zusammengehörigkeit Brüder auch das einträchtige Zusammensein kommt.
Also das jüdische Volk, manchmal die ersten Siedler, die nach Palästina kamen, hatten mit den anderen wirklich überhaupt nichts zu tun. Die eine Gruppe war da, die andere dort. Sie suchten überhaupt nicht den Zusammenhalt. Aber sie waren von der Abstammung her Brüder.
Darum sagt dieser Psalm: Wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder auch einträchtig beieinandersitzen. Shevet heißt eigentlich sitzen, kann aber auch wohnen bedeuten. Aber hier geht es ja nicht um das Wohnen in Zion, wo alle im Tempel zusammen sind, sondern um einträchtiges Beieinandersitzen.
Und jetzt kommen zwei ganz eigenartige Vergleiche. Diese Einheit des Volkes wird verglichen mit Öl auf dem Haupt Aarons und mit dem Tau des Hermon. Was sollen wir damit anfangen?
Nun, auch da müssen wir wieder diesen Bildern nachgehen und uns fragen, wie funktioniert das klimatologisch – das mit dem Hermon – und wie ist das mit dem Öl Aarons?
Auf dem Blatt steht 133,2,3: Bei beiden Vergleichen, die mit dem Wort „wie“ eingeführt werden, geht es zunächst um eine Flüssigkeit, zuerst Öl und dann Tau.
In beiden Fällen werden durch Flüssigkeit zwei räumlich entfernte Punkte miteinander verbunden. Bei Aaron, dem Hohepriester, fließt das Öl hinunter über den Bart. Aber dann nicht nur auf den Saum hier beim Halsausschnitt, sondern man muss hier den Ausdruck „Saum“ als den Saum unten bei den Füßen verstehen. Das sind sozusagen die Extrempunkte: Kopf bis Fuß.
Das Öl verbindet also den Punkt oben durch das Herabfließen über den Bart und über die Kleider bis zum Saum bei den Füßen.
Jetzt das Gleiche: Der Hermon im Norden Israels und dann im Süden die Berge Zions werden durch eine Flüssigkeit klimatisch verbunden.
Der Hermon im äußersten Norden lag im Gebiet der zehn Stämme, die Berge Zions hingegen im Südreich der zwei Stämme. Der Hermon ist heute das Skigebiet Israels, also gibt es dort viel Flüssigkeit, viel Wasser.
Somit ist der Hermon der höchste Punkt dieser Kette mit 2814 Metern. Dieses Gebiet ist gewissermaßen ein Feuchtigkeitsreservoir. Wenn durch klimatologische Vorgänge die Feuchtigkeit des Hermon später wieder als Tau auf die Berge Zions fällt, wird Norden mit Süden durch eine Flüssigkeit verbunden.
Hier wird deutlich: Es geht um die Verbindung der zehn Stämme im Norden mit den zwei Stämmen im Süden.
Wir haben gesehen, dass das Volk Israel nach Salomo gespalten wurde. Hier geht es darum, dass, wenn die Spaltung des Volkes aufhört, der abgespaltene Teil ein Segen, eine Erfrischung für den Süden werden kann.
Anstatt gespalten zu sein, können sie einander gegenseitige Erfrischung bringen.
Das finden wir schön zum Beispiel in der Zeit von Hiskia. Ich habe die Stellen hier angegeben: 2. Chronik 30. Dort kamen viele Überläufer aus den zehn Stämmen nach Jerusalem und wollten dort Gott anbeten, wie auch die im Süden.
Und bei Asa, 2. Chronik 15,8-9, kamen ebenfalls Überläufer aus verschiedenen Stämmen. Das war noch früher. Sie kamen in den Süden und erlebten zusammen in Jerusalem Einheit, trotz der Spaltung nach Salomo.
Aber sie haben ihre Schuld abgesagt, Dinge in Ordnung gebracht und sind so nach Süden gekommen.
So hat sich das Volk erlebt, was Gemeinschaft ist, wenn Spaltung zwischen Gläubigen aufgehoben werden kann.
Nochmals zum Bild mit Aaron und seinem Bart: Das ist fast neutestamentliche Sprache. Das Volk Gottes wird mit dem Hohenpriester verglichen, mit seinem Körper.
So wird ein Extremteil, der Kopf, verbunden mit dem Öl, mit den Füßen. Und das ist irgendwie neutestamentlich die Gemeinde.
1. Korinther 12,13 wird als der Leib Christi bezeichnet. Christus heißt der Gesalbte, der Messias, der Gesalbte.
Da geht es genau um das Öl, das herabfließt und oben mit unten verbindet.
Hier geht es auch darum, dass Öl in der Bibel ein Bild des Heiligen Geistes ist. Der Heilige Geist kann getrennte Gläubige, die zum Leib Christi gehören, vereinigen. Nicht durch billige Ökumene und Gleichmacherei äußerlich, sondern als Werk des Heiligen Geistes – darum das Öl.
In Apostelgeschichte 10,38 wird vom Herrn Jesus gesagt, er war mit Heiligem Geist gesalbt.
So sehen wir den Zusammenhang zwischen Öl und Heiligem Geist.
In der Gemeinde gibt es ja so unterschiedliche Leute: Nach 1. Korinther 12,13 Sklaven, Freie, Juden, Griechen. Galater 3,28: Männer, Frauen. Apostelgeschichte 6,1: Hebräer, Hellenisten.
Die Hebräer sind Inlandjuden, die Hebräisch sprechen konnten, die Hellenisten waren Auslandjuden, die stark von der griechischen Kultur geprägt waren – ein Spannungsfeld. Dann haben wir Barbaren und Skythen in Kolosser 3,11.
Das sind alles verschiedene Gruppen. Wie können sie zusammengefügt sein zu einem Leib? Da sind die Probleme vorprogrammiert.
Aber durch den Heiligen Geist kann trotz solcher Unterschiede die Einheit zum Ausdruck kommen.
Und da müssen wir wieder sehen: Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig, auch einträchtig, beieinandersitzen.
Interessant ist noch: Der letzte Vers spricht von Leben bis in Ewigkeit.
Also auch im Alten Testament wird über das Thema ewiges Leben gesprochen, nicht erst zum Beispiel in Johannes 3,16.
Psalm 134: Der Lobpreis der Priester im Tempel bei Nacht
Und wir schließen mit der letzten Stufe ab. Jetzt kommen wir gleich zum Nicanortor, der uns gewissermaßen den Zugang zum Tempelhaus öffnet.
Ein Lied der Hinaufzüge:
Siehe, preist den Herrn, alle ihr Knechte des Herrn, die ihr steht im Haus des Herrn in den Nächten! Erhebt eure Hände im Heiligtum und preist den Herrn! Der Herr segne dich von Zion aus, der Himmel und Erde gemacht hat.
Jetzt öffnet sich mit der letzten Stufe gewissermaßen der Nicanortor, und wir sehen in den Priestervorhof. Ihr Knechte des Herrn, die ihr steht im Haus des Herrn in den Nächten!
Nun sind wir oben und sehen die Priester im Tempel. Aber hier wird gesagt, sie stehen im Haus des Herrn in den Nächten. Das ist ungewöhnlich, denn der Tempeldienst fand immer tagsüber statt. Das letzte Opfer, das Abendopfer, wurde um drei Uhr geschlachtet, und damit war der Tagesopferdienst abgeschlossen. Das erste war um neun Uhr, das Morgenbrandopfer. Nur zwischen neun Uhr und drei Uhr war die Zeit des Schlachtens. Durch die Nacht war der Gottesdienst aus.
Übrigens: Um neun Uhr ist der Herr Jesus ans Kreuz geschlagen worden, um drei Uhr ist er gestorben (Matthäus 27,46). Diese Eckzeiten markieren also die Zeiten des Kreuzes von Golgatha. Aber hier steht: in den Nächten?
Nun, es gab ein Fest, an dem 24 Stunden am Tag Gottesdienst gefeiert wurde. Das war das freudigste Fest überhaupt, das Laubhüttenfest, das letzte der drei obligatorischen Feste. Es war das freudigste Fest, weil einige Tage vorher Yom Kippur war und das ganze Volk Buße tun musste. Wenn ein Volk Buße tut, kann es sich danach richtig freuen.
So feierte man auch nachts dieses Fest. In 3. Mose 23,40 wird ausdrücklich gesagt, dass man sich freuen muss. Und in 5. Mose 16,14-15 wird das nochmals betont: Man soll sich nur freuen. Dieses Fest wurde sieben Tage lang gefeiert, Tag und Nacht.
Was macht man nachts, wenn es dunkel ist? Zur Zeit der Evangelien gab es im Frauenvorhof 25 Meter hohe Leuchter, die angezündet wurden. Jede Lampe – es waren immer vier an einem Lampenständer auf 25 Meter Höhe – fasste neunundviertel Liter Olivenöl. Als Docht verwendete man abgetragene Priestergewänder. Dieses Licht vom Tempel überstrahlte Jerusalem.
Da wurde nachts also gefeiert. Herr Jesus war ja auch am Laubhüttenfest (Johannes 7). In Johannes 8,12 sagt er: „Ich bin das Licht der Welt.“ Damit spielt er auf das Licht in den Nächten des freudigsten Festes an: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
So enden die Stufenlieder. Wir sind oben angelangt – die große Freude. Ist es nicht erstaunlich? Nach Sacharja 14,16 wird das Laubhüttenfest für die Völker der Welt zum zentralen Tempelfest. Jedes Jahr müssen sie aus der ganzen Welt nach Jerusalem reisen. Darum braucht es so einen großen Vorhof, eineinhalb auf eineinhalb Kilometer. Jedes Jahr müssen sie nach Jerusalem reisen, um dort den Herrn anzubeten, nach Zion.
So sehen wir, wie diese Stufenlieder effektiv einen Überblick über die ganze Geschichte Israels geben. Wie Gott durch Not zum Licht führt. Für uns ist es geschrieben, dass wir sehen, wie uns der Herr durch tiefste Not im Leben zum Licht hinführt.
Das war auch der Wahlspruch der Hugenotten in der schrecklichen Verfolgungszeit der Reformation. Sie trösteten sich immer wieder mit „Post tenebras lux“ – nach der Finsternis das Licht.
Ja, ich wage es, dass wir noch zusammen beten, und vielleicht äußern sich einige Brüder ganz kurz im Gebet.
