Einführung in die messianischen Psalmen und Psalm 40
Wir sind immer noch dabei, die messianischen Psalmen zu studieren, das heißt die Psalmen, die auf Jesus Christus hinweisen. In den letzten Bibelklassen haben wir uns die Trilogie Psalm 22, 23 und 24 angeschaut. Heute wollen wir uns Psalm 40 genauer ansehen.
Wir lesen den ganzen Psalm gemeinsam durch. Peter, könntest du vielleicht beginnen?
„Aus der Grube des Verderbens, aus dem morastigen Schlamm, hat er mich herausgezogen. Er hat meine Füße auf einen Felsen gestellt und meine Schritte gefestigt. In meinem Mund hat er ein neues Lied gelegt, einen Lobgesang für unseren Gott. Viele werden es sehen, sich fürchten und auf den Herrn vertrauen.
Glückselig ist der Mann, der den Herrn zu seiner Zuversicht macht und sich nicht zu den Stolzen oder zu denen wendet, die zur Lüge abweichen.
Vielfach hast du, Herr mein Gott, deine Wundertaten und deine Gedanken gegen uns erwiesen. Man kann sie nicht der Reihe nach aufzählen. Wollte ich davon berichten und reden, sind es zu viele, um sie zu nennen.
An Schlacht- und Speisopfern hattest du keine Lust. Du hast mir die Ohren geöffnet. Brand- und Sündopfer hast du nicht verlangt. Da sprach ich: Siehe, ich komme.
Im Buch steht von mir geschrieben: Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz ist in meinem Herzen.
Ich habe die Gerechtigkeit verkündet in der großen Versammlung. Siehe, meine Lippen sind nicht verschlossen, Herr, du weißt es. Deine Gerechtigkeit habe ich nicht verborgen in meinem Herzen. Deine Treue und deine Rettung habe ich ausgesprochen. Deine Güte und deine Wahrheit habe ich nicht verheimlicht vor der großen Versammlung.
Du, Herr, halte deine Ermahnung nicht vor mir zurück. Deine Güte und deine Wahrheit sollen mich beständig behüten, denn Übel in großer Zahl hat mich umgeben. Meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, so dass ich nicht sehen kann. Sie sind zahlreicher als die Haare meines Hauptes, und mein Herz verlässt mich.
Lass deine Hilfe kommen, mich zu retten, Herr, eine schnelle Hilfe!
Beschäme und bedecke mit Scham alle, die nach meinem Leben trachten. Lass sie zurückweichen und zuschanden werden, die sich an meinem Unglück erfreuen.
Lass sich Entsetzen über ihre Schande legen, die von mir sagen: „Haha, haha!“
Lass alle, die dich suchen und deine Rettung lieben, fröhlich sein und sich freuen. Sie sollen stets sagen: „Erhoben sei der Herr!“
Ich aber bin elend und arm; der Herr denkt an mich. Du bist meine Hilfe und mein Erretter, mein Gott, zögere nicht!“
Psalm 40 als messianischer Psalm und seine Bedeutung
Der Psalm stammt von König David, wie uns die Überschrift sagt, die übrigens zum inspirierten Text gehört. Diese Überschriften in den Psalmen sind nicht zu verwechseln mit Überschriften, die man in manchen Bibeln einfach zum besseren Auffinden von Abschnitten eingefügt hat. Sie sind original und auch im hebräischen Grundtext zu finden. Wenn dort zum Beispiel steht: „Dem Vorsänger“ oder „Dem Dirigenten Lamna Zeach“, dann ist das der Dirigent, der über das Tempelorchester gestellt war. So heißt es: „Von David, ein Psalm.“
Nun, wie kommt man auf die Idee, dass dieser Psalm ein messianischer Psalm sein soll? Dass er also nicht von David selbst spricht, sondern speziell von Christus, dem verheißenden Erlöser? Hat jemand hier ein Argument?
Man könnte argumentieren, dass das Neue Testament Psalm 40 eben auf den Herrn Jesus Christus bezieht. Das ist eigentlich das klarste und eindeutigste Argument. Viele messianische Abschnitte aus dem Alten Testament werden im Neuen Testament zitiert, und der Heilige Geist legt sie aus.
Natürlich könnte dann jemand sagen, das seien christliche Interpretationen im Nachhinein. Aber schön ist, dass man zeigen kann, dass die meisten messianischen Stellen aus dem Alten Testament, die im Neuen Testament als solche beschrieben werden, auch von den alten Rabbinern in der rabbinischen Literatur des Judentums so verstanden wurden.
Daran kann man ganz klar erkennen, dass es nichts damit zu tun hat, dass Christen das erst im Nachhinein so interpretiert oder hineingelesen hätten. Im Judentum hat man das weitgehend auch so gesehen, zum Beispiel Daniel 9, Jesaja 53 und viele andere Stellen, die wir bereits behandelt haben, angefangen bei 1. Mose.
Das Argument ist hier umso stärker, weil im orthodoxen Judentum zwar abgelehnt wird, dass Jesus von Nazaret der Messias sei. Die Rabbiner waren also bestimmt nicht voreingenommen, wenn sie diese Stellen auf den Messias bezogen haben. Das gibt dem Ganzen noch viel mehr Gewicht.
Psalm 40 können wir aufschlagen. Er wird im Hebräerbrief Kapitel 10 zitiert und messianisch gedeutet. Aber es ist auch unabhängig von Hebräer 10 klar: Er kann nicht von David selbst sprechen. Denn wie könnte David sagen, in Psalm 40, Vers 8: „Da sprach ich: Siehe, ich komme! Im Buch steht von mir geschrieben.“ Niemand von uns ist in die Welt gekommen und hat gesagt: „So, jetzt komme ich!“ Wir wussten bei der Geburt nicht einmal, wer wir sind. Das Bewusstsein der eigenen Identität entwickelt sich erst später.
Unmöglich kann sich diese Aussage auf David beziehen: „Ich komme, von mir steht bereits in der Bibel geschrieben.“ So sehen wir, dass dieser Psalm genau auf der gleichen Linie liegt wie Psalm 22, zum Beispiel. Dort heißt es: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt“ oder „durchgraben.“ Das ist nie ein Ereignis im Leben Davids gewesen. So wird klar: Psalm 22 spricht nicht von Davids persönlicher Erfahrung, sondern weil er ein Prophet war, hat er vorausschauend von den Leiden gesprochen, die über Christus, den Messias, kommen sollten.
Es gibt tatsächlich Psalmen, die Davids persönliche Erfahrungen beschreiben. Ein Beispiel ist Psalm 3. Der Titel lautet: „Ein Psalm von David, als er vor seinem Sohn Absalom floh.“ Darin bittet er: „Herr, wie viele sind meine Bedränger! Viele erheben sich gegen mich.“ Hier beschreibt er genau, was er erlebt hat, als Absalom ihn vom Thron stürzen wollte.
Gut, jetzt gehen wir zu Hebräer 10. Wir lesen dort die Verse 5 bis 10.
Hebräer 10 als Auslegung von Psalm 40
Ja, wer liest bitte? Sollte er jetzt vielleicht das Mikrofon treten? Dann bist du auf der Aufnahme mit drauf, oder? Bei längeren Texten wäre das vielleicht angenehm, denn es sind ja doch fünf Verse.
Oben heißt es: Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, du hast doch kein Wohlgefallen an ihnen, die ja nach dem Gesetz dargebracht werden. Dann fährt er fort: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun.“ Somit hebt er das Erste auf, um das Zweite einzusetzen. Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, und zwar ein für alle Mal.
Jawohl, vielen Dank. Jetzt haben wir hier ein wunderbares Beispiel dafür, wie man die Bibel auslegen muss. Es ist ein eigentlicher Bibelkommentar, den Paulus hier im Hebräerbrief bezüglich Psalm 40 aufgeschrieben hat.
Zuerst einmal eine Frage: Auf welchen Zeitpunkt bezieht sich der Hebräerbrief mit dem Ausspruch „Siehe, ich komme“? Wann hat sich das erfüllt? Wo steht da etwas von Geburt? Wie kommst du darauf?
Ah, aber jetzt, die Erfahrung ist natürlich sehr gut, aber wo steht das hier im Text? Findet jemand anders etwas? Wo steht da, dass das auf die Wiederkunft bezogen ist? Also nur, was steht im Text hier? Ja, das ist doch die Antwort:
„Als er in die Welt kommt“, spricht er. Jesus ist ja der ewige Gott, der Mensch geworden ist. Gott ist so allmächtig, dass er eben auch mächtig war, Mensch zu werden. Ja, der Mensch müsse sich von seinem Verstand her sagen: unmöglich, dass Gott Mensch werden kann. Aber Gott ist eben so allmächtig, dass er Mensch werden konnte. Ganz einfach.
So war der Herr Jesus als Mensch Gott und Mensch in einer Person. Das heißt also, als er in die Welt kam, konnte er als ewiger Sohn Gottes sprechen. Auf diesen Zeitpunkt bezieht sich also dieses Wort: „Siehe, ich komme“. In der Rolle des Buches steht von mir geschrieben, er kommt in diese Welt ganz bewusst, um die Prophetie des Alten Testaments, die Rolle des Buches, zu erfüllen.
Jetzt fällt vielleicht beim genauen Lesen auf: In Hebräer 10, Vers 5 steht, dass der Geist ... „Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet.“ Und was steht da in Psalm 40 eigentlich? Ja, in welchem Vers? Psalm 40, Vers 7: „Ohren hast du mir bereitet.“
Im Neuen Testament wird ja, weil es griechisch geschrieben wurde, oft eine Übersetzung benutzt beim Zitieren aus dem hebräischen Alten Testament. Das ist die Septuaginta, die älteste Bibelübersetzung auf Griechisch. Sie wurde um 280 v. Chr. in Ägypten von jüdischen Gelehrten hergestellt. Das ist dann später die Bibel der ersten Christen geworden.
So war es praktisch möglich, die Septuaginta zu zitieren, wenn man aus dem Alten Testament in griechischen Schriften etwas wiedergeben wollte. Allerdings wird nicht immer die Septuaginta benutzt. Manchmal haben die Bibelschreiber im Neuen Testament eine eigene Übersetzung gegeben, manchmal ist es auch eine Kombination aus Septuaginta und eigener Übersetzung. Es ist also ganz unterschiedlich.
Jetzt ist es so, dass man Septuaginta-Handschriften findet, die auch diese Lesart im Psalm 40 haben, also diese Übersetzung „Einen Leib hast du mir bereitet“. Jetzt könnte man sich natürlich fragen: Was ist das für eine Übersetzungstechnik? „Ohren hast du mir bereitet“ wird übersetzt mit „Einen Leib hast du mir bereitet“. Hat jemand dazu eine Idee, wie man das rechtfertigen kann, diese Übersetzung?
Ja, klar. Wenn es heißt „Ohren hast du mir bereitet“, geht es ja um die Bildung des Menschenleibs im Mutterleib. Effektiv wissen wir heute aus der modernen Forschung genau, wie sich der Embryo im Mutterleib entwickelt. In einer ganz frühen Phase bilden sich beim Embryo tiefe Furchen, die sich dann weiterbilden zum Gehörgang der Ohren.
Gerade der Gehörgang der Ohren wird im ganz frühen Stadium der Ausbildung des Körpers gebildet. So ist das natürlich eine perfekte Übersetzung: „Ohren hast du mir bereitet“. „Einen Leib hast du mir bereitet“ bezieht sich wirklich auf die Bildung des Körpers des Herrn Jesus im Mutterleib von Maria.
Wörtlich steht im Hebräischen – die alte Elberfelder hat dazu eine Fußnote: „Ohren hast du mir bereitet“. Wer die alte Elberfelder hat, sieht das. Was heißt das wörtlich? Das ist perfekt, diese Ausdrucksweise beschreibt, wie sich beim Embryo diese tiefen Furchen und dann eben dieser Gang bilden, der zum Gehörgang führt. Das ist genau die richtige Ausdrucksweise: „Ohren hast du mir gegraben.“
In Psalm 40 wird damit betont, wenn der Herr Jesus sagt „Ohren hast du mir gegraben“, wozu sind Ohren da? Um zu hören und um zu gehorchen. Interessant ist, dass „Schama“ auf Hebräisch „hören“ bedeutet und gleichzeitig auch „gehorchen“. Zum Beispiel im Fünften Buch Mose, dem Buch des Gehorsams, findet man etwa fünfzig Mal diesen Ausdruck „Schama“, der oft im Sinn von „gehorchen“ verwendet wird.
Also sagt der Herr Jesus: „Ohren hast du mir bereitet“, damit wir sagen können, du hast mich ausgerüstet, um auf deine Stimme zu hören und deinen Willen auszuführen. Das wird hier dann auch im Folgenden betont: „Siehe, ich komme.“ In der Rolle des Buches steht von mir geschrieben: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust.“ Er will das tun, was Gott geplant hat.
In Hebräer 10 wird es übersetzt mit: „Um deinen Willen, o Gott, zu tun.“ Im Hebräerbrief ist der Ausdruck „Leib“ besonders wichtig, weil hier betont werden soll, dass Jesus Christus seinen Körper, seinen Leib als Opfer gegeben hat. Das ist der zusammenfassende Vers. Liest noch jemand Hebräer 10, Vers 10?
„In diesem Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Jawohl, Hebräer 10 will zeigen, dass all die Opfer im Alten Testament keine einzige Sünde wegnehmen konnten.
Nein, das waren nur Symbole, nur Hinweise auf das wahre Opfer des Messias. Aber jetzt, durch das Opfer des Leibes Jesu, sind wir wirklich gerettet. Wirkliche Sündenvergebung ist möglich geworden.
Durch diese zwar etwas freie, aber absolut exakte Übersetzung „Einen Leib hast du mir bereitet“ kann der Apostel Paulus so direkt die Brücke schlagen und sagen: Ja, dieser Leib wurde ihm bereitet, als er in die Welt kam, und durch das Opfer dieses Leibes sind wir nun geheiligt.
Gibt es dazu noch eine Frage oder eine Ergänzung?
Die Bedeutung der Opfer im Alten Testament und ihre Erfüllung in Christus
Dazu kommt noch Folgendes: Im Hebräerbrief Kapitel 10 werden ziemlich ausführlich Schlachtopfer und Speisopfer zitiert. Dort heißt es, dass Gott diese Opfer nicht gewollt hat: „Ein Leib aber hast du mir bereitet“, und „an Brandopfern und Opfern für die Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden“.
Zunächst überrascht diese Aussage. Warum wird hier so negativ – oder scheinbar negativ – über die Opfer gesprochen? Diese Opfer hast du nicht gewollt. Genau das ist der Punkt. Zum Beispiel in Hosea 6 wird dieser Aspekt deutlich angesprochen. Hosea 6, Vers 6 lautet: „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“
Wörtlich sind hier zwei Opfertypen genannt: das Schlachtopfer und daneben das Brandopfer. Mit dem Schlachtopfer ist das Friedensopfer gemeint. Wir werden gleich noch auf die verschiedenen Arten von Opfern eingehen. Hier werden zwei Opfertypen erwähnt, und es geht darum, dass Gott nicht einfach eine äußerliche Erfüllung will, indem man irgendein Opfertier darbringt und denkt, jetzt sei alles geregelt. Vielmehr möchte er, dass die innere Haltung stimmt. Darum wird hier gesagt, dass Gott an Frömmigkeit, Güte oder Liebe Gefallen hat und nicht an Schlachtopfern. Ebenso ist ihm die Erkenntnis Gottes wichtiger, also dass man Gott sucht und ihn sieht, als die bloße Erfüllung von Brandopfern.
Solche Stellen wurden von liberalen Theologen missbraucht, um zu behaupten, dass im Alten Testament an gewissen Stellen ganz negativ über Opfer gesprochen wird. Das würde zeigen, dass es im Alten Israel verschiedene Richtungen gab – solche, die Opfer befürworteten, und solche, die gegen Opfer waren. Das ist jedoch nicht richtig. Hier wird nicht grundsätzlich gegen Opfer gesprochen, sondern es wird betont, dass Gott die innere Haltung wichtiger ist als die reine äußerliche Darbringung von Opfern.
Aber woran erkennen wir, dass Gott diese Opfer tatsächlich wollte? Ich meine jetzt die Tieropfer, nicht unbedingt das Erstgeborene. Das ist genau das richtige Argument. Die Vorschriften für die Opfer werden zum Beispiel in 3. Mose Kapitel 1 bis 7 besonders ausführlich gegeben. Wenn wir kurz in 3. Mose 1 nachschlagen, liest jemand die ersten drei Verse? Dort heißt es: „Und der Herr rief Mose und redete zu ihm aus der Stiftshütte und sprach: Rede zu den Kindern Israels und sprich zu ihnen: Wenn jemand von euch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr eure Opfergabe vom Vieh darbringen, und zwar vom Rind und vom Kleinvieh. Ist seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rind, so soll er ein makelloses männliches Tier darbringen; zum Eingang der Stiftshütte soll er es bringen, damit es ihn wohlgefällig mache vor dem Herrn.“
Wer gibt hier die Anweisung für die Opfer? Gott selbst! Bemerkenswert ist, dass es heißt: „Und der Herr rief Mose.“ Normalerweise steht „Und der Herr redete“. Hier aber wird gesagt „Der Herr rief“. Darum heißt das dritte Buch Mose in der hebräischen Bibel gemäß dem ersten Wort im Text „Vayikra“ – „und er rief“. Das ist Gottes Ruf an das aus Ägypten erlöste Volk, in seine Gegenwart zu treten und ihm Opfer zu bringen.
Gott macht damit deutlich, dass es ihm ein Anliegen ist. Mose soll diese Vorschriften Israel weitergeben. Es wird erklärt, dass wenn jemand Gott freiwillig etwas als Opfer bringen will, er das tun kann, aber es ist nicht seiner Fantasie überlassen. Wenn ein Mensch dem Herrn eine Opfergabe darbringen will, dann soll er das vom Vieh, vom Rind und Kleinvieh, tun. Gott schreibt genau vor, wie diese Opfer sein müssen.
Zunächst wird in Kapitel 1 das Brandopfer beschrieben, dann in Kapitel 2 das unblutige Speisopfer, das als Begleitopfer zu den blutigen Opfern jeweils dargebracht wurde. Kapitel 3 behandelt das zweite blutige Opfer, das Friedensopfer, in Kapitel 4 folgt das Sündopfer und in Kapitel 5, Vers 5, das Schuldopfer.
Das ist wichtig, denn im Psalm 40 werden auch verschiedene Opfer erwähnt. Welche genau? Psalm 40, Vers 7 nennt vier Typen von insgesamt fünf. Das Schlachtopfer steht für das Friedensopfer. Ich habe das heute schon einmal erklärt: Sehr oft wird das Friedensopfer im Alten und auch im Neuen Testament als Schlachtopfer bezeichnet. Wenn von Schlachtopfern die Rede ist, die gegessen werden, ist damit eindeutig das Friedensopfer gemeint, denn das war das Opfer, von dem der Opfernde etwas essen durfte (vgl. 1. Korinther 10).
Wir haben also diese vier Typen. Vielleicht kurz zur Bedeutung dieser Opfer: Was war am Brandopfer speziell? Es wurde ganz verbrannt für Gott, daher heißt es im Neuen Testament, in Hebräer 10, das Wort für Brandopfer ist „Holokaust“, das ganz verbrannte Opfer.
Eigentlich ist dieser Ausdruck völlig verkehrt, wenn man ihn für die Judenvernichtung in der Nazizeit verwendet. Denn die Juden waren kein Brandopfer. Man sollte besser den hebräischen Ausdruck „Shoah“ benutzen. „Shoah“ bedeutet auf Hebräisch Katastrophe und ist der verbreitete Ausdruck im Judentum für die Judenvernichtung unter den Nazis.
Das Brandopfer wurde ganz verbrannt, aber in 3. Mose 1 war es zum Wohlgefallen Gottes. Es wird dort kein Wort über Sünde gesagt. Es ist ein Opfer zur Ehre Gottes, zum lieblichen Geruch für den Herrn. Derjenige, der es darbrachte, konnte es ganz freiwillig bringen, nicht weil er gesündigt hatte, sondern weil er Gott ein Opfer bringen wollte. Er durfte aber nichts davon essen, es war ganz für Gott verbrannt. Er musste seine Hände auf den Kopf des Opfers legen, und dann heißt es, es wird zum Wohlgefallen für ihn sein.
Das bedeutet, das Opfertier ist unschuldig, denn ein Tier sündigt nicht. Das unschuldige Opfer überträgt symbolisch seine Unschuld und seine Wohlgefälligkeit für Gott auf den, der es darbringt. Dann wird es geschlachtet und auf dem Altar geopfert – zum Wohlgefallen Gottes.
Das ist ein Hinweis auf das Opfer des Herrn Jesus, der kommen sollte, um sich zu opfern – zur Ehre Gottes, damit Gott durch ihn verherrlicht wird. So sagte Jesus in Johannes 17, Vers 3, kurz vor dem Kreuz, als ob er schon alles vollbracht hätte: „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, ich habe das Werk vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.“ Das ist genau der Aspekt des Brandopfers.
Kommen wir zum nächsten: das Friedensopfer in 3. Mose 3. Das war das Opfer, von dem man etwas essen durfte, und ein Teil wurde für Gott verbrannt. Damit drückte der Opfernde aus: „Ich habe Gemeinschaft mit Gott.“ Das, was für Gott wichtig ist, ist auch für mich wichtig.
Gemeinschaft bedeutet, dass zwei Menschen das Gleiche genießen, also gemeinsame Interessen haben. Haben Menschen keine gemeinsamen Interessen, gibt es keine Gemeinschaft. So ist das Gemeinschaftsopfer, das in 3. Mose 3 als „Schelamin“ genannt wird – Friedensopfer, abgeleitet von „Shalom“. Mit diesem Opfer drückt man aus: „Wir haben Frieden mit Gott.“
Das zeigt, dass der Herr Jesus gekommen ist, um sich zu opfern und Frieden mit Gott zu schaffen. Eine passende Stelle dazu ist Kolosser 1, Vers 20: „Indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes.“
Dann gab es das Sündopfer. Wenn man gesündigt hatte, musste man ein Sündopfer bringen. Wieder legte man die Hände auf den Kopf des Opfers – ein Zeichen der Identifikation. Man drückt das ganze Gewicht seiner Person auf das Opfertier und überträgt symbolisch sein eigenes Ich auf das Opfer.
Der Schuldige musste konkret bekennen, worin er gesündigt hatte, und dann wurde das Opfertier geschlachtet. Hier findet ein Tausch statt, aber anders als beim Brandopfer: Das vollkommene Opfer überträgt seine Vollkommenheit auf den Unvollkommenen, während beim Sündopfer der Sünder seine Schuld auf das vollkommene Opfer überträgt.
Da das Opfer symbolisch mit der Schuld des Menschen beladen ist, muss mit dem Opfer geschehen, was mit dem Sünder hätte geschehen sollen: Es muss sterben. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Römer 6,23).
Dann gibt es noch das Schuldopfer, das im Psalm 40 nicht speziell erwähnt ist, aber eng mit dem Sündopfer verwandt ist. Weiß jemand, wann man ein Sünd- und wann ein Schuldopfer bringen musste? Wenn man an jemand anderem schuldig wurde, war es das Schuldopfer.
Zum Beispiel bei Diebstahl musste man kein Sündopfer bringen, sondern ein Schuldopfer. In 3. Mose 5 war vorgeschrieben, dass man dem Geschädigten den Betrag zurückzahlen musste, plus 20 Prozent, und das Schuldopfer bringen musste.
Sünd- und Schuldopfer haben mit Sünde zu tun, aber das Sündopfer betont auch verborgene Sünden, die nicht unbedingt jemanden geschädigt haben, die aber bekannt werden mussten. Das Sündopfer betont mehr, dass der Herr Jesus für die Verdorbenheit unseres sündigen Wesens gestorben ist. Das Schuldopfer hingegen hebt hervor, dass es um die Folgen der Sünde geht.
Sünde richtet immer Schaden an. Wenn jemand die Ehe bricht, kann das die ganze Familie zerstören. Wenn man später umkehrt, ist der Schaden oft noch da, denn Sünde hat Folgen. Das Schuldopfer betont, dass der Herr Jesus gekommen ist, um nicht nur das Böse zu beseitigen, sondern auch die Folgen der Sünde.
Das bedeutet nicht, dass wir diese Folgen immer schon in unserem Leben vollständig überwinden. Aber wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft, wird es kein Geschrei, keine Trauer, keinen Schmerz mehr geben. Dann werden auch die Folgen der Sünde geheilt sein – aufgrund des Opfers des Herrn Jesus. Das ist besonders entlastend, wenn man Schuld im Leben hat, die man vor Gott geordnet hat, aber die Folgen nicht mehr gutmachen kann. Dann sieht man, dass der Herr Jesus auch als Schuldopfer gestorben ist.
Schließlich gibt es noch das Speisopfer. Was bedeutet das? Es wurde Mehl und Öl geopfert, also kein Tier. Normalerweise wurden die Blutopfer von einem Speisopfer begleitet. Das Speisopfer bestand aus Mehl, das mit Olivenöl vermischt wurde. Daraus wurde eine Art Kuchen bereitet, der im Tempel gebacken wurde. Ein Teil wurde für Gott auf dem Altar verbrannt, ein Teil durfte man selbst essen.
Wofür steht dieses Mehl? Der Herr Jesus wird zum Beispiel in Jesaja 53, Vers 2 beschrieben: „Und er ist wie ein Reis vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich.“ Wenn man an einen Weizenhalm denkt, der aufsprießt, so wird Jesus als Wurzelspross aus dürrem Erdreich beschrieben.
Für das Speisopfer mussten die Körner gemahlen und mit Olivenöl vermischt werden. Das spricht von der vollkommenen Menschheit des Herrn Jesus. Wenn das Korn gemahlen ist, wird das Innerste sichtbar. So spricht das Speisopfer von der Vollkommenheit Jesu. Man kann bis in sein Innerstes hineinschauen – alles ist vollkommen perfekt. Daher konnte Jesus in Johannes 8 sagen: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ Da kam niemand.
Was bedeutet das Vermischen mit Olivenöl? In der Bibel steht Olivenöl oft für den Heiligen Geist. Das Vermischen zeigt, dass Jesus vom Heiligen Geist gezeugt wurde. Außerdem wurde das Speisopfer mit Öl gesalbt – eine spezielle Salbung. Das spricht von seiner Salbung durch den Heiligen Geist. Am Jordan kam der Heilige Geist auf ihn, und er wurde für seinen Dienst gesalbt.
Das ist ein Hinweis auf den Messias. „Messias“ heißt auf Hebräisch „der Gesalbte“, auf Griechisch „Christos“ – ebenfalls „der Gesalbte“. Das Speisopfer, das unblutig war, spricht also besonders vom vollkommenen Leben Jesu auf der Erde. Sein ganzes Leben, von der Krippe bis zum Kreuz, war Gott hingegeben – wie ein Speisopfer.
Vom Speisopfer heißt es auch, es sei zu einem lieblichen Geruch für den Herrn – also ein gottwohlgefälliges Opfer.
Im Psalm 40 hören wir nun die Stimme des Messias, die sagt: „Brandopfer, Schlachtopfer, Sündopfer, Speisopfer – das hast du nicht gewollt.“ Was bedeutet dieses „nicht gewollt“, wenn Gott diese Opfer doch vorgeschrieben hatte?
Das war nicht das Wesentliche, was Gott vor Augen stand. Was ist das Wesentliche? „Einen Leib hast du mir bereitet.“ Wenn im orthodoxen Judentum behauptet wird, dass Jesus als Messias abgelehnt wird, weil Gott die Opfer wollte und das das Letzte war, was er wollte, muss man sagen: Das ist falsch. Es ist nicht das Letzte, was Gott wollte. Er hat die Opfer nur im Blick auf das Opfer Jesu gegeben.
Psalm 40 ist also kein Text, der Opfer negativ darstellt, sondern er macht deutlich: Das ist nicht, was Gott wirklich suchte. Die Opfer waren nur Hinweise auf das Wesentliche – Jesus ist die Erfüllung dieser Opfer.
Gehen wir nochmals zu Hebräer 10. Dort wird das sehr schön erklärt. Jemand liest bitte ab Vers 8. Zuerst Vers 8: Er zitiert nochmals kurz die verschiedenen Opfer, die im Gesetz gefordert wurden, und kommentiert sie. Es handelt sich um Opfer, die Gott im Gesetz vorgeschrieben hatte und die nach göttlicher Vorschrift dargebracht wurden.
Dann wird weiter zitiert, Vers 9: Hier wird gesagt, dass das Erste quasi zur Seite gestellt wird, damit das Zweite, nämlich das Opfer Jesu, seine Bedeutung erhält.
Das Großartige ist, dass mit dem Opfer Jesu am Kreuz das Ende des jüdischen Opferdienstes gekommen ist. Endgültig hörte der Opferdienst im Jahr 70 auf, als die Römer Jerusalem und den Tempel zerstörten. Das war eine Katastrophe für das Judentum, die ganze Religion musste sich ändern.
Plötzlich musste man sich abfinden, eine Religion zu haben, die früher das Opfer im Zentrum hatte, aber nun ohne Opfer auskommen musste. Man versuchte zu erklären, dass Beten auch als Opfer angenommen werden kann.
Aber bis heute, im 21. Jahrhundert, gibt es keine Tieropfer mehr. Gott hat diese Opfer weggenommen und nicht mehr zugelassen.
Man kann sagen, die Opfer fanden ihr Ende sogar vor dem Jahr 70. Im Talmud, im Traktat Sanhedrin 37b, steht, dass 40 Jahre vor der Zerstörung des Tempels das Los nicht mehr in die rechte Hand kam und die rot gefärbte Schnur nicht mehr weiß wurde.
Das klingt mysteriös, aber was ist gemeint? Das Los war Teil des Jom-Kippur-Opfers, das einmal jährlich für die Sünden Israels dargebracht wurde. Nach 3. Mose 16 mussten zwei Ziegenböcke vor den Hohenpriester gebracht werden, der dann durch Los entscheiden musste, welcher Bock als Sündenbock in die Wüste geschickt wird und welcher geschlachtet wird.
Das Los für Gott sollte in die rechte Hand kommen – das war das göttliche Zeichen, dass Gott das Opfer annimmt. Die Talmudstelle sagt, dass in den 40 Jahren vor der Tempelzerstörung das Los nicht mehr in die rechte Hand kam.
Das bedeutet: 70 minus 40 bringt uns auf die Zeit Jesu. Die Kreuzigung Jesu fand etwa im Jahr 32 statt, also 38 Jahre vor der Zerstörung. Schon früh, zu Beginn seines dreijährigen Dienstes, gab es Mordversuche gegen ihn (Markus 3).
Man kann sagen, seit dem ersten Mordversuch kam das Los nicht mehr in die rechte Hand – alle wussten, Gott nimmt das Jom-Kippur-Opfer nicht mehr an. Jahr für Jahr wurde das Los wieder in die linke Hand gezogen, auch im Jahr 32 bei der Kreuzigung.
Man kann die Wahrscheinlichkeit berechnen, wie unwahrscheinlich es ist, 40 Mal hintereinander die gleiche Seite zu ziehen. Es ist praktisch unmöglich. Natürlich könnte man sagen, das sei nur eine nette Geschichte im Talmud. Aber das wäre ein Eigentor für das orthodoxe Judentum, das Jesus als Messias ablehnt, zu behaupten, dass die Opfer ab 30 wirkungslos waren und ab 70 ganz wegfielen.
Das ist ein starkes Argument, dass diese talmudische Überlieferung der Realität entspricht.
Es gibt also zwei Fragen: Erstens, warum gibt es im Judentum keine Opfer mehr? Und zweitens, warum steht kein Tempel mehr?
Man könnte sagen, man könnte ja wieder einen Tempel bauen, etwa seit 682 steht dort der Felsendom. Wenn die Juden einen Tempel wollten, könnten sie ihn ja bauen. Aber warum tun sie es nicht?
Die Pharisäer hatten früher schon Synagogen, die aber nie einen Ersatz für den Tempel darstellten. Warum wurde im Jahr 71 kein neuer Tempel gebaut? Die Römer hatten den Tempel 70 zerstört und wollten keinen neuen Tempel zulassen.
Anfang des zweiten Jahrhunderts erlaubte Kaiser Hadrian den Juden, den Tempel wieder aufzubauen. Es entstand Euphorie, doch die Samariter, Erbfeinde der Juden, schickten eine Delegation zum Kaiser und baten ihn, das nicht zu erlauben, weil die Juden sonst wieder rebellieren würden.
Hadrian erlaubte das Bauen, aber nur einige Ellen versetzt vom ursprünglichen Standort. Das führte zu einer Wehklage im Judentum, und das Projekt wurde begraben.
Kurz darauf kam es zu einem Aufstand der Juden unter einem falschen Messias, der in einem verheerenden Krieg mit über einer Million Toten endete. Hadrian schlug alles blutig nieder und ließ auf dem Standort des Allerheiligsten einen Jupiter-Tempel errichten. Juden durften die Stadt nicht mehr betreten.
Später erlaubten auch die Byzantiner den Juden nicht, den Tempel zu bauen. Eine Ausnahme war Kaiser Julian, der Abgefallene, im vierten Jahrhundert. Unter Kaiser Konstantin wurde das Römische Reich christianisiert, und ein späterer Kaiser erlaubte den Juden erneut den Tempelbau.
Es gab eine Bewegung, enthusiastisch wollte man den Tempel bauen, doch ein Erdbeben und eine Explosion auf dem Tempelplatz – wahrscheinlich durch Erdgas – mit Toten beendeten das Projekt. Julian war nur kurze Zeit an der Macht, danach kam ein Kaiser, der nichts mehr vom jüdischen Tempel wissen wollte.
Im siebten Jahrhundert kamen die Muslime und bauten den Felsendom, der bis heute steht. Der Islam will keinen jüdischen Tempel dort.
So hat Gott das Judentum daran gehindert, Opfer zu haben. Wichtig ist auch 5. Mose 12, Verse 13 bis 14, wo steht, dass Opfer nur an einem einzigen, auserwählten Ort dargebracht werden dürfen – dem Tempelberg in Jerusalem. Es gibt keine Alternative. Es bringt nichts, irgendwo anders einen größeren Platz freizumachen.
Gott hat das erste Opfer weggenommen, um das zweite aufrichten zu können.
Das ist ein gutes Thema für nach der Pause.
Zukunftsperspektiven des Tempels und der Opfer im Judentum
Vor der Pause wurde noch die Frage gestellt, wie es mit den Opfern im Hinblick auf die Zukunft aussieht. Es gibt ja jüdische Bewegungen, die den Opferdienst wieder einführen wollen. Was ist dazu zu sagen? Hat jemand eine Antwort?
Sie können es bisher nicht wegen des Tempels, aber wird sich das noch ändern? Was sagt die Bibel dazu?
Ja, bitte? In der Offenbarung wird tatsächlich davon gesprochen, dass wieder ein Tempel in Jerusalem stehen wird. Offenbarung 11 spricht von diesem Tempel, auch der Altar wird erwähnt. Hesekiel beschreibt ihn ebenfalls, allerdings bereits in seiner vollen Ausführung im Tausendjährigen Reich. Hesekiel 40 bis 48 beschreibt den neuen Tempel im Tausendjährigen Reich.
Also, es wird wieder ein Tempel kommen, und es werden Opfer dargebracht werden. In Offenbarung 11 wird sogar gesagt, dass der Tempel noch vor der Wiederkunft Christi wieder gebaut wird. Das heißt, er muss unbedingt stehen nach der Entrückung der Gemeinde.
Dazu ist zu sagen: In Hosea 3,4-5 wird gesagt, dass die Kinder Israel viele Tage ohne König und ohne Fürsten sein werden – also staatenlos. Das ist nicht ewig, sondern eine lange Zeit. Tatsächlich ging der Judenstaat im Jahr 70 unter, aber 1948 wurde er wieder gegründet.
In dieser Stelle heißt es nicht nur, dass die Kinder Israel viele Tage ohne König und ohne Fürsten sein werden, sondern auch ohne Schlachtopfer – also nicht ewig. Sie werden wiederkommen. Aber es ist so, dass in der Zeit, in der der Tempel wieder eine große Rolle spielen wird, auch eine große Erweckung in Israel stattfinden wird.
Der Überrest wird umkehren, natürlich nach der Entrückung der Gemeinde. Es wird in Israel eine Erweckung geben, und diese Juden werden sich um den Tempel bemühen. Aber sie werden auch wissen, wo das wahre Opfer stattgefunden hat.
Gott hat für diese lange Zeit bis jetzt die Opfer weggenommen, um dem Judentum zu zeigen, wo das wahre Opfer ist. Der Tempel wird wiederkommen, aber man wird dann verstehen, dass diese Opfer nur ein Symbol sind. Sie weisen hin auf das wahre Opfer, das in Psalm 40 vor uns steht.
Jetzt gehen wir zurück zu Psalm 40.
Nein, ich habe gesagt, der Tempel muss nach der Entrückung stehen. Die Entrückung kann jederzeit geschehen, aber nach der Entrückung kommt der Tempel.
Ja, ich habe es nicht verstanden.
Ja, natürlich, das geht ganz schnell.
Gut, also gehen wir zurück zu Psalm 40.
Das Gesetz im Herzen des Messias und seine Erfüllung
In Vers 9 sagte Herr Jesus, nachdem er gesagt hatte: „Siehe, ich komme“, steht im Buch geschrieben: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz ist in meinem Herzen.“ Das ist ein sehr schönes Wort.
Die Bundeslade stellt ja symbolisch den Herrn Jesus Christus dar. Auf ihr hat am Jom Kippur der Hohepriester das Blut des stellvertretenden Opfers gesprengt. So wurde die Bundeslade beziehungsweise der goldene Deckel darauf zum Versöhnungsdeckel, durch den Gott vergeben konnte.
Der Herr Jesus wird ausdrücklich mit dem Ausdruck des Versöhnungsdeckels in Römer 3 genannt. Wenn wir kurz nachschlagen, steht dort in den Versen 23 bis 25a, dass Christus als Sühneort bezeichnet wird. Das griechische Wort hier ist Hilasterion, der Fachausdruck in der Bibel für den Deckel der Bundeslade. Gott hat Christus als Bundeslade hingestellt, als Ort der Versöhnung, weil er die Versöhnung durch sein Blut gebracht hat.
Die Bundeslade bestand aus Akazienholz, überzogen mit Feingold. Das Holz ist ein Bild für die Menschheit des Herrn Jesus, eben dieser „Reis“, der aufwächst, wie in Jesaja 53,2 beschrieben: ein Schössling aus dürrem Erdreich. In Lukas 23 vergleicht er sich selbst mit grünem Holz und fragt, was geschehen wird, wenn man es an dem Dürren tut. Das spricht von seiner Menschheit.
Das Akazienholz, überzogen mit reinem Gold, symbolisiert in der Bibel etwas ganz Bestimmtes. Ein Beweis dafür ist einer der Freunde Hiobs, der Älteste hieß Eliphas. Sein Name bedeutet „Mein Gott ist Feingold“ (Elie = mein Gott, Phas = Feingold). Die Bundeslade zeigt also, dass Jesus Gott und Mensch in einer Person ist.
Nun, was war in der Bundeslade? „Dein Gesetz ist in meinem Herzen.“ Es geht hier um den Erlöser, der in diese Welt kommt. Gott hat ihm einen Leib bereitet, im Mutterleib von Maria. Er kommt, um die Prophetie zu erfüllen. In der Rolle des Buches steht von mir geschrieben, um Gottes Willen auszuführen. Sein ganzes Leben ist zur Ehre Gottes, indem er das Gesetz in seinem Leben vollkommen verwirklicht – nicht als etwas Äußerliches, sondern als ein Gesetz, das im Innern seines Herzens ist.
So sagt der Herr Jesus in Matthäus 5, in der Bergpredigt, Vers 17: Er ist nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu erfüllen. Das heißt, das Gesetz in seiner ganzen Fülle darzustellen. Er ist der einzige Mensch, der die Tora wirklich gehalten hat.
Es ist falsch zu sagen, Jesus hätte sich an gewisse Dinge nicht gehalten, hätte das Sabbatgebot gebrochen oder Ähnliches getan. Das hat er nie. Er hat nur Dinge gebrochen, die die Menschen hinzugefügt hatten, indem sie Gebote überzogen haben – auf eine Art, wie Gott das nicht gemeint hatte. Darum heilte er auch am Sabbat. Doch das Heilen war keine Arbeit im Sinne des Sabbatgebots, das Arbeit verbietet. Es war völlig überzogen, das als Arbeit zu bezeichnen.
So zeigte der Herr Jesus, wie Gott diese Gebote wirklich gemeint hat. In den weiteren Versen erklärt er zum Beispiel in Matthäus 5,21: „Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Du sollst nicht töten.“ Er erklärt aber, dass dieses Gebot bereits gebrochen ist, wenn man jemanden als Dummkopf bezeichnet. Das Herabwürdigen des Nächsten ist im Grunde schon ein Bruch des Gebots, der schließlich im Mord enden kann.
In Vers 27 sagt er: „Du sollst nicht ehebrechen.“ Er erklärt, dass der Ehebruch nicht erst beginnt, wenn die Tat vollzogen ist, sondern bereits dann, wenn ein Mann eine andere Frau anschaut und sie begehrt. Das ist im Grunde schon ein Bruch dieses Gebots.
So erklärt Jesus, wie Gott das wirklich gemeint hat. Die überzogenen Auffassungen der Pharisäer, die sehr auf Äußerlichkeit bedacht waren, hat er abgelehnt. Dabei zeigte er die ganze innere Kraft des Gesetzes, das viel schärfer zu verstehen ist, als viele es verstanden haben.
Der Herr Jesus stellte das Gesetz in seiner ganzen Fülle dar und lebte es in seinem Leben aus. Galater 4 sagt, dass Christus von einer Jungfrau geboren wurde und „unter dem Gesetz“ geboren ist. Er stellte sich selbst unter das Gesetz.
Darum trug der Herr Jesus auch Quasten an seinen Kleidern. Im Evangelium wird berichtet, wie jemand die Quaste seines Kleides berührte. Diese Quasten sind die blauen Fäden, wie sie orthodoxe Männer an ihren Kleidern tragen. Zwar nicht in Blau, weil die Farbe über Jahrhunderte verloren ging, sondern in Weiß. Inzwischen wurde die Farbe wieder neu entdeckt und hergestellt.
Der Herr Jesus hielt sich an all diese Gebote des Gesetzes. Das Gesetz war in seinem Herzen. Das führte ihn schließlich ans Kreuz, um die Strafe auf sich zu nehmen, die er nicht verdient hatte, die aber gerecht war.
Die Sündenidentifikation des Messias und sein Leiden
Und da kommen jetzt aber eigenartige Verse im Psalm 40, gerade diesbezüglich. Wenn er also sagt: Dein Gesetz ist im Innern meines Herzens – wie ist das möglich, was da steht in Psalm 40, Vers 13? Lies es jemandem vor, bitte. Ja, wie sollen wir das verstehen? Wenn er sich mit unserer Sünde eins gemacht hat, dann war es unser Sinnbild. Ja, das ist die Lösung des Problems.
Also ist es so: Psalm 40 ist ja ganz eindeutig vom Heiligen Geist im Neuen Testament auf den Herrn Jesus bezogen. Aber sobald man eben zu Vers 13 kommt, bekommt man ein Riesenproblem. Wie geht das?
Nun, es ist genau so, wie erklärt worden ist: Der Herr Jesus hat am Kreuz unsere Sünden auf sich genommen – von allen, die an ihn glauben – und hat sich so damit identifiziert. Er wurde von Gott so damit identifiziert, als hätte er diese Sünden begangen. Das ist genau das, was Paulus schreibt in 2. Korinther 5, Vers 21. Können wir das kurz aufschlagen? Liest jemand bitte Vers 21 vor?
„Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.“
Jawohl, der Ausdruck ist sehr, sehr stark: dass Gott ihn zur Sünde gemacht hat. Der Ausdruck „die Sünde“ ist ja im Neuen Testament sehr oft der Ausdruck für die böse, verdorbene Natur des Menschen. Nicht für die einzelne Tatssünde, sondern die verdorbene Natur wird genannt „die Sünde“, besonders im Römerbrief ab Kapitel 5, Vers 12 und folgende.
Also hat Gott den Herrn Jesus mit all denen, die an ihn geglaubt haben oder noch glauben werden, identifiziert. Das heißt, er hatte ihn am Kreuz juristisch betrachtet so behandelt, als wäre er die Quelle von all dem Bösen in unserem Leben gewesen.
Und so hat der Herr Jesus also unsere Sünden in seinem Leib getragen, nach 1. Petrus 2, unsere Sünden in oder an seinem Leib getragen. Er selber wurde eben von Gott zur Sünde gemacht, als wäre er die Quelle. Aber eben juristisch so erklärt. Ja, er blieb der Vollkommene in sich. Aber so wurde er mit dem Bösen identifiziert.
So spricht der Herr Jesus am Kreuz: „Die Übel bis zur Unzahl haben mich umgeben, meine Ungerechtigkeiten haben mich erreicht, dass ich nichts sehen kann. Zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes.“
Das sind Worte, die der Herr Jesus gesprochen hat in den Stunden der Finsternis, als Gott ihn verlassen hat. Gott musste ihn verlassen, weil er das Sündopfer war.
Wir haben ja heute vom Sündopfer gesprochen, aber noch nicht davon, wo das Sündopfer verbrannt wurde. Es wurde nicht auf dem Altar verbrannt wie das Brandopfer. Das Sündopfer wurde hinausgeschafft außerhalb des Lagers. Das heißt, außerhalb der Stadt gab es einen speziellen Ort, wo das Sündopfer verbrannt wurde.
Für Gott ist Sünde so abscheulich. Und in dem Moment, wo das Opfertier identifiziert worden war mit dem Sünder, der die Hände aufgestützt hat, war dieses Opfer nicht mehr in der Lage, im Tempel zu bleiben. Es musste hinausgetan werden, aus dem Tempel hinaus, aus der Stadt hinaus, um dann eben dort geopfert zu werden.
Und so ist der Herr Jesus eben außerhalb der Stadt Jerusalem auf Golgatha gekreuzigt worden. Das zeigt uns etwas von der Schrecklichkeit der Sünde und eben, warum Jesus wirklich von Gott verlassen werden musste, als er gesagt hatte: „Eli, Eli, Lama Schabachtani?“ – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Und wir müssen die Antwort geben: Weil er unsere Schuld, unsere Sünde zu seiner eigenen gemacht hat.
Der Sieg und die Auferstehung des Messias in Psalm 40
Wir haben noch gar nicht über die ersten Verse des Psalms gesprochen, und da wird eigentlich bereits der Sieg und die Auferstehung beschrieben. Lesen wir nochmals Psalm 40, Vers 1. Wer möchte hier vielleicht am Mikrofon nochmals bis Vers 5 vorlesen? Oder ist es Vers 4? Kann das jemand lesen? Jawohl.
Also, der Herr Jesus spricht hier, wie er in der Grube des Verderbens war, im kotigen Schlamm. Das beschreibt, wie er mit unseren Sünden beladen war. Diese drei Stunden der Finsternis sind wahr, diese Grube des Verderbens im kotigen Schlamm. Aber sein Opfer wurde von Gott angenommen. Darum ist Jesus am dritten Tag von Gott auferweckt worden und spricht hier davon: „Er hat mich heraufgeführt aus der Grube des Verderbens, aus kotigem Schlamm, und hat meine Füße auf einen Felsen gestellt, meine Schritte befestigt.“
Der Psalm 40 beginnt also eigentlich mit dem Sieg, mit dem vollendeten Werk, das von Gott angenommen wurde – die Auferstehung. Jesus ist der Beweis, dass Gott dieses Opfer angenommen hat.
Dann, was wir eben zu Beginn angeschaut haben, Verse 7 und folgende, wird erklärt, warum der Herr Jesus in diese Welt kam. Gott wollte eben nicht diese Opfer als Hauptsache, sondern das wahre Opfer. Darum sagte er: „Siehe, ich komme.“ In der Rolle, die im Buch geschrieben steht, hat Gott ihm einen Leib bereitet. Er hat sein Leben zur Ehre Gottes geführt. Das Gesetz Gottes war im Innern seines Herzens.
Nun kommen wir zu den Versen 10 und folgende. Worauf bezieht sich das? Liest jemand gerade Vers 10 vor? Jawohl. Worauf bezieht sich das? „Ich habe eine Gerechtigkeit verkündigt in der großen Versammlung.“ Wer ist diese große Versammlung? Ist das die Gemeinde? Ja, der Herr Jesus hat in allen möglichen Synagogen in ganz Galiläa und Judäa gepredigt. Er hat auch unter freiem Himmel gepredigt. Und Tausende sind gekommen. Dort hat Jesus die Gerechtigkeit Gottes verkündigt in der großen Versammlung.
Wo zum Beispiel? Ja, bei der Speisung der Fünftausend wird nicht speziell gesagt, was er dort gepredigt hat, aber wir haben ja so viele Predigten des Herrn in den Evangelien aufgeschrieben. Zum Beispiel die Bergpredigt, Matthäus 5 bis 7, die Verkündigung der Gerechtigkeit Gottes. Dort erklärt er, was es bedeutet: „Du sollst nicht töten.“ Niemand kann sagen: „Ich habe noch nie jemanden getötet, also ist mir das erlaubt.“ Da kommt keiner durch die Masche, weil der Herr Jesus erklärt: „Nein, du hast das Gebot bereits gebrochen, indem du Schimpfwörter über andere ausgesprochen hast.“
Jesus sagt: „Siehe, meine Lippen hemmte ich nicht, Herr, du weißt es, deine Gerechtigkeit habe ich nicht verborgen im Innern meines Herzens.“
Und dann der nächste Punkt: Was hat er auch verkündigt? Jawohl. Wo haben wir ein Beispiel, wo er Gottes Treue verkündigt hat? Deine Treue und deine Rettung. Und dann deine Güte. Ein Beispiel? Man könnte viele Beispiele nehmen, nicht wahr? Der Herr Jesus hat ja drei Jahre lang gepredigt, und die Evangelisten berichten nur einen Teil, einen Ausschnitt aus seinen Predigten. Wenn man alle predigenden Evangelien zusammenstellen und als Text durchlesen würde, käme man etwa auf zwei Stunden. Das ist quasi die Zusammenfassung von all dem, was er in drei Jahren gepredigt hat.
Wo haben wir ein schönes Beispiel, wie er die Treue Gottes verkündigt hat? Jawohl, zum Beispiel Markus 2, dem Gelähmten: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Vielleicht könnte man dort anstatt „Treue“ eher „Rettung“ sagen. Habe ich verkündigt? Ja, das auch, klar. Haben Sie in Ihrer Übersetzung „Treue“, „Rettung“ und „Barmherzigkeit“? Ach so, aber jetzt meine ich diese Ausdrücke, die hier vorkommen, in Vers 11: „Deine Treue, deine Rettung.“ Deine Sünden sind dir vergeben. Da spricht der Herr Jesus diese Rettung aus.
Übrigens, das war ein ganz besonderer Tag, eine besondere Verkündigung. In Markus 2 waren nämlich Gesetzeslehrer, Rabbiner aus jedem Dorf in Galiläa, Judäa und Jerusalem. Also das war wirklich eine große Versammlung. Die wollten prüfen, ob Jesus Christus wirklich der Messias ist. Da kam also eine Delegation aus dem ganzen Land, aus jedem Dorf ein abgesandter Rabbiner. Und Jesus sagte: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Das ärgerte diese Rabbiner sehr. Wer kann Sünden vergeben außer Gott? Ja, richtig, nur Gott. Aber wenn der Messias Gott ist, dann kann er eben Sünden vergeben – ganz einfach.
Und deine Treue, ein schönes Beispiel: Matthäus 5, gerade wieder in der Bergpredigt, Matthäus 5, Vers 46. Der Herr sagt: „Liebt eure Feinde, segnet die, die euch fluchen.“ Und dann: „Damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist.“ Kann jemand weiterlesen? Also das ist Gottes Treue, zum Beispiel.
Und dann deine Güte, ein Beispiel dafür? Ja, genau. Und dann deine Wahrheit nicht verhehlt. Auch da könnte man die Bergpredigt wieder anführen, wo der Herr Jesus erklärt, dass die Jünger nicht Heuchler sein sollen. Wenn sie beten, sollen sie nicht einfach extra von den Leuten gesehen werden, sondern in ihre Kammer gehen, die Türe zumachen und so echt wahr beten. Die Wahrheit Gottes wird verkündigt.
So könnte man nach Beispielen suchen durch die ganzen Evangelien, und man wird überall fündig werden, wie der Herr Jesus diese Dinge genau so verkündigt hat.
Dann bleibt aber noch eine Erklärung zu den ersten Versen. Ich habe gesagt, der Jesus spricht hier, wie er eben auferstanden ist, aus der Grube des Verderbens heraufgekommen ist. Nun sagt er: „In meinen Mund hat er gelegt ein neues Lied.“ Das neue Lied ist in der Bibel immer das Lied der Erlösung. Diesen Ausdruck findet man siebenmal in der Bibel. Das nur als Hinweis für ein persönliches Bibelstudium, wir haben jetzt nicht mehr die Zeit, wir sind am Ende. Aber sieben Stellen im Alten und im Neuen Testament sprechen vom neuen Lied, dem Lied der Erlösung.
Nun sagte der Herr Jesus aber hier nicht nur: „In meinen Mund hat er gelegt ein neues Lied“, sondern einen Lobgesang unserem Gott. Mit wem macht er sich da eins? Ja, also nicht mit den Menschen allgemein, sondern mit denen, die an ihn glauben. So hat der Herr Jesus ja Maria Magdalena gesagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Sie soll diese Botschaft den Jüngern bringen: „unserem Gott.“
Der Herr Jesus verbindet sich also mit den Erretteten, die durch sein Werk, durch sein Sündopfer gerettet sind, und sagt: Wenn sie so singen, wird das ein Zeugnis sein. Viele werden es sehen, sich fürchten und auf den Herrn vertrauen. Das zeigt auch, dass der Gottesdienst einen zeugnishaften Charakter hat, auch nach außen, wenn man das neue Lied, das Lied der Erlösung, singt.
Dann bleiben eigentlich nur noch die letzten Verse, Verse 13 bis 17. Ja, bitte. Ja, klar, aber... Ja, aber es ist ja so: In Hebräer 5 heißt es, der in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als Flehen mit starkem Geschrei und Tränen darbrachte, der ihn aus dem Tode zu erretten vermochte.
Der mit starkem Geschrei und Tränen ist ein Hinweis auf Gethsemane. Gott wurde gebeten, ihn aus dem Tod zu erretten. Das bezieht sich auf die Auferstehung, nicht darauf, ihn vor dem Tod zu erretten, sondern aus dem Tod.
Hier ist dann eigentlich der Dank: „Beharrlich habe ich auf den Herrn geharrt, und er hat sich zu mir geneigt und mein Schreien gehört. Er hat mich heraufgeführt aus der Grube des Verderbens.“ So hat der Vater den Menschen Jesus aus den Toten auferweckt.
In diesen Versen steckt keine Unsicherheit, als hätte er das nicht gewusst. Er sagt einfach: „Ich habe geschrien, und du hast geantwortet.“ Das bezeugt das Neue Testament, dass er wirklich Gott mit starkem Geschrei und Tränen um Rettung aus dem Tod gebeten hat.
Ist das so ein bisschen klar? Ja, ja, das ist meistens so. Ja.
Das ist sowieso wichtig, dass wir das Wort Gottes immer wieder auch anwenden. Wenn Gott zum Beispiel zu Josua sagt: „Ich werde dich nicht versäumen noch dich verlassen“ – dieser Vers, Josua 1, wird im Hebräerbrief auf uns Gläubige bezogen. Er hat schließlich versprochen: „Ich werde dich nicht versäumen noch dich verlassen.“ Da könnte jemand sagen: „Das ist zu Josua gesagt.“ Ja, aber wir wenden diese Zusage an Josua auch auf uns an.
Natürlich können wir das auch auf uns anwenden, und zwar erst recht, wenn das Neue Testament uns erklärt, dass alle, die an den Herrn Jesus glauben, mit ihm gestorben und mit ihm auferweckt sind. Sein Tod ist unser Tod, seine Auferstehung ist unser neues Leben, unsere Auferstehung.
So kann man das natürlich auch auf die Gläubigen übertragen und anwenden. Aber in der ersten Bedeutung bezieht es sich wirklich auf den, der gesagt hat: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun, o Gott.“
Genauso ist es in Psalm 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ So beginnt der Psalm. Aber David war nie von Gott verlassen, weil er ein Prophet war. Er hatte eben von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, so zuvor geschrieben. Ja? Ja, genau.
Ganz wenige gewisse Teile des Sündopfers kamen auf den Altar. Damit wird ausgedrückt, dass das Opfer selbst in sich vollkommen ist. Aber weil es mit der Sünde identifiziert wurde, musste es zur Hauptsache draußen verbrannt werden.
Das drückt eigentlich aus, dass das kein Widerspruch ist. Der Herr Jesus blieb vollkommen heilig, auch am Kreuz, obwohl er zur Sünde gemacht wurde. Das kommt genau beim Sündopfer zum Ausdruck. Diese Teile, die verbrannt wurden, zum Beispiel das Fett, stehen eigentlich immer für Vollkommenheit.
So hat Gott in dem Herrn Jesus seine Vollkommenheit gesehen, auch in dem Moment, als er zur Sünde gemacht wurde. Das hilft uns, keine falsche Sicht zu bekommen, wenn der Herr sagt: „Meine Sünden.“ Er blieb auch in diesem Moment der Heilige, der Vollkommene.
Obwohl er als Mensch ebenso mit uns identifiziert war und Gott ihn deswegen verlassen musste.
Ja, noch etwas? Ja.
In diesem Gleichnis geht es darum, diese Geldwerte, diese Talente, mit denen gehandelt werden sollte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man mit Geld handeln kann. Einer hat gar nichts gemacht, und da sagt der Herr, es hätte die Möglichkeit gegeben, das quasi auf eine Bank zu bringen. Das hätte etwas eingebracht, genau wie bei einem Sparkonto, anstatt das Geld in einem Strumpf zuhause unter dem Bett zu verstecken. Auf der Bank bringt es etwas.
Das ist die direkte Bedeutung. In der übertragenen Bedeutung geht es darum, dass der Herr seinen Seinigen Aufträge gibt. Wir müssen treu sein. All das, was Gott uns anvertraut hat, müssen wir einsetzen zu seiner Ehre und nicht einfach verkümmern lassen.
All unsere Begabungen und Möglichkeiten sind da, um für Gott verwendet zu werden und nicht, um verkümmern zu lassen.
Ja, ja, dem Ehebruch von David. Jawohl. Auch da liegt wieder die Betonung darauf, dass es für Gott wichtig ist, die innere Haltung bei der Buße. Das ist ja der Bußpsalm von David nach diesem Ehebruch.
David sagt damit aus, es geht Gott nicht eigentlich um die äußeren Zeichen an sich. Das Wichtigste ist das innere Zerbrochensein.
Bei ihm war es wirklich so: Diese Buße war echt. Darum hat auch Nathan sofort gesagt: „So hat der Herr deine Sünde vergeben.“
Bei Saul war das auch mal so. Ihm wurde die Schuld aufgedeckt, und er sagte: „Ich habe gesündigt, und nun ehre mich vor den Ältesten.“ Aber Samuel hat nicht gesagt, dass der Herr die Sünde weggenommen hat. Er sagte genau das Gleiche: „Ich habe gesündigt.“ Aber es war nicht dasselbe.
Bei David war die Buße da, das hat Gott gesehen, sie war echt. Aber es hatte trotzdem Folgen. Nathan sagt: „Aber das Kind wird sterben.“ Das war für David ganz, ganz schlimm.
Ab diesem Punkt ist David nicht mehr derselbe wie vorher. David nach diesem Ehebruch ist ein gebrochener Mann. Er hat nicht mehr die moralische Kraft, wie er sie früher gehabt hat. Auch gegenüber seinen Söhnen kann er nicht mehr sagen: „Du, was machst du da?“ Er war ein gebrochener Mann. Gott hat vergeben, aber er ist nicht mehr derselbe.
Das ist auch geschrieben zu unserer Mahnung, dass wir nicht denken, man könne in solche Sünde fallen und Gott vergibt ja. Nein, er vergibt, wenn die Buße echt ist. Aber die Folgen sind da. Es ist sehr schmerzlich zu sehen: David ist einfach nicht mehr derselbe.
Ja, aber wir müssen zum Schluss kommen. Dann wollen wir noch zusammen beten.
