Persönliche Begegnung mit dem Lied und Einführung in den Missionsauftrag
Seit ich dieses Lied vor ein, ich weiß nicht, vielleicht ein oder zwei Jahren zum ersten Mal gesungen habe, habe ich es irgendwie sofort ins Herz geschlossen. Ich finde, es hat einen schönen Inhalt, weil es Gottes unverbrüchliche Treue und Liebe zu uns so gut zum Ausdruck bringt. Nicht so, dass Gott so viel an uns liegt, weil wir besonders toll sind oder weil wir etwas Besonderes sind, oder weil Gott sich freuen könnte, uns als Kollegen zu haben. Sondern weil wir merken: Gott kennt uns. Er kennt unsere Schwäche, er weiß, was in unserem Herzen eigentlich vor sich geht, unsere Unvollkommenheit. Und trotzdem liebt er uns.
Das ist ja diese fantastische Botschaft, die wir in der Bibel finden. Er geht uns nach und ist immer wieder bereit zu vergeben. Ohne diese Botschaft, die in diesem Lied so gut ausgedrückt wird, könnten wir unser Christsein gleich abschreiben. Wahrscheinlich würden die meisten von uns dabei aufgeben. Das finde ich schön, so wie das in diesem Lied ausgedrückt wird.
Etwas von unserem Auftrag, den Gott uns gibt, und davon, wie wir als Christen leben sollten, wollen wir auch heute Abend besprechen. Ich habe zwei Texte ausgewählt, die wir uns anschauen wollen. Beide stammen aus dem Lukasevangelium, wie zu erwarten, und beschäftigen sich mit demselben Thema: dem Auftrag der Jünger Jesu, Mission zu betreiben.
Das passt ja gut zu unserem Missionsspot, den wir gerade hatten, dem Einblick in die Mission. So sind wir jetzt alle in den Tschad gerufen worden. Manche mögen sich dabei schon denken: Lieber nicht mit den Amöben, Pilzen, Bakterien und was da noch alles herumfleucht und kriecht. Das muss nicht unbedingt sein.
Nein, der Ruf Jesu in die Nachfolge, in die Mission, heißt nicht unbedingt in den Tschad. Er kann auch nach Massenbach, Stuttgart, Lemgo, Brake oder sonst wohin führen. Denn Zeugen Jesu sollen wir an jedem Ort sein, an dem Gott uns momentan gerufen hat.
Die beiden Texte, die ich lesen und uns etwas näher anschauen möchte, sind einmal im Kapitel 9, Verse 1 bis 6. Dort werden von Jesus die zwölf Jünger ausgesandt – die zwölf Jünger, die wir ja auch namentlich in der Bibel kennen.
Dann haben wir im Kapitel 10, Verse 1 bis 12 und 17 bis 24, die Aussendung der siebzig Jünger. Der eine oder andere wird sich jetzt wahrscheinlich fragen, wenn er das nicht schon öfter gelesen hat: Siebzig Jünger? Was sind das für welche? Welche gibt es? Die sind nicht mit Namen erwähnt in der Bibel.
Aber wir finden nur hier im Lukasevangelium diese Schar der siebzig Jünger erwähnt. Offenbar gab es einen größeren Kreis von Menschen, die Jesus nachgefolgt sind, ihm dienen wollten und dann auch Mission betrieben haben.
Für beide Gruppen, sowohl für die zwölf als auch für die siebzig, gibt es ganz ähnliche Aufträge. Ich habe den Eindruck, dass Jesus uns als seinen Jüngern heute ebenfalls ähnliche Aufträge gibt. Ich sage „ähnlich“, weil einige Details, die wir hier finden, sicherlich in erster Linie für die damalige Zeit galten.
Aussendung der zwölf Jünger: Auftrag und Bedingungen
Ich lese also zuerst einmal den Text aus Lukas 9, Verse 1 bis 6. Er rief aber seine zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und zur Heilung von Krankheiten. Und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu verkündigen und die Kranken zu heilen.
Und er sprach zu ihnen: Nehmt nichts auf den Weg, weder Stäbe noch Taschen, weder Brot noch Geld; auch soll einer nicht zwei Hemden haben. Und wo immer ihr in ein Haus eintretet, da bleibt und von da zieht weiter. Und wo man euch nicht aufnehmen wird, da geht fort aus jener Stadt und schüttelt auch den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie. Und sie gingen aus und durchzogen die Dörfer, verkündigten das Evangelium und heilten überall.
Das ist ein kurzer Auftrag an die zwölf Jünger. Die zwölf Jünger sollen das Kommen Jesu in diese Städte möglicherweise vorbereiten. Es ist auch möglich, dass Jesus nicht in jedes Dorf hineinkommt in der Zeit, die er sich hier für Galiläa genommen hat. Denn ich habe ja ganz in der ersten Stunde gesagt: Die ersten Kapitel des Lukas-Evangeliums beschäftigen sich mit Jesu Wirksamkeit im Norden Israels, also in Galiläa. Hier ist er noch unterwegs, und da reisen die zwölf Jünger hin.
Das hier ist nicht der Missionsauftrag, so wie wir ihn am Ende des Matthäusevangeliums lesen, denn hier geht es um eine zeitlich befristete Aussendung. Sie kommen nachher wieder zurück, und wir lesen ja, dass sie wenig später mit Jesus wieder unterwegs sind und mit ihm leben. Deshalb auch manche verschärften Bedingungen, unter denen sie unterwegs sind. Er will, dass sie sich nicht mit überflüssigem Gepäck belasten, weil sie nur kurzzeitig unterwegs sind. So sind manche der Angaben und Aufträge, die wir hier lesen, nicht Bedingungen für Missionen generell, sondern besondere Hinweise für diese besondere Situation.
Auf der anderen Seite gibt es Grundzüge, die für jede Art und Weise der Mission gelten. Nach jüdischem Brauch war es so, dass der Bote, der ausgesandt wurde, gleichzeitig die Autorität der Person hatte, die ihn ausgesandt hatte. Das heißt, wenn jemand einen Bevollmächtigten losgeschickt hat, um für seine Arbeiter zu sorgen und ihnen Aufträge zu geben, dann galt das Wort des Boten oder Verwalters genauso viel wie das Wort des Herrn selbst. Man ging davon aus, dass er nur das weitergab.
So ähnlich sprechen hier die Jünger an der Stelle Jesu. Wenn wir von der Vollmacht lesen, der Kraft und Vollmacht, dann ist es die Kraft und Vollmacht Jesu. Es ist nicht so, dass die Jünger frei darüber verfügen konnten, sondern sie können nur das tun, wozu Gott ihnen die Kraft gibt, was Gott will. Denn sie handeln hier nur im Auftrag Gottes beziehungsweise im Auftrag Jesu.
Jesus gibt ihnen zwei Aufträge durch diese Kraft, durch die Vollmacht, die er hat: Einerseits zu heilen und Dämonen auszutreiben, und andererseits das Reich Gottes zu verkündigen. Wir können sagen, Zeichen und Wunder zu bewirken und die Botschaft vom Reich Gottes, das Evangelium, zu verkündigen, zum Glauben zu rufen, zur Bekehrung zu rufen – beides gehört hier zusammen.
Jetzt könnten wir uns natürlich die Frage stellen: Gehört auch für uns heute beides zusammen? Und das müssen wir sagen, so unmittelbar finden wir das eigentlich nicht. Das liegt auch daran, dass diese Bevollmächtigung, alle Dämonen auszutreiben und Heilungen vorzunehmen, für die Jünger hier ja nur kurzzeitig gegeben wird.
In der Apostelgeschichte lesen wir, dass da und dort Kranke gesund geworden sind, dass für sie gebetet worden ist, dass sogar Tote lebendig geworden sind – denken wir an die lange Predigt, wo derjenige aus dem Fenster kippt und dann tot ist und wieder zum Leben erweckt wird. Auch das gibt es.
Aber wenn wir einmal die Missionsreisen des Apostel Paulus anschauen oder auch die Briefe des Apostel Paulus lesen, dann scheinen diese Wunder und Heilungen eher gelegentlich vorgekommen zu sein. Die Hauptaufgabe sah Paulus und auch Petrus in der Verkündigung des Evangeliums.
Hier wird der starke Wert auf die Heilungen und Dämonenaustreibungen gelegt, weil sie ein Kennzeichen der Messianität Jesu sind. Die Jünger stehen hier an der Stelle Jesu. Wir erinnern uns daran, dass die Jünger des Johannes zu Jesus kommen und fragen: Woher wissen wir denn, dass du der Messias bist? Und Jesu Antwort darauf ist: „Ich merke schon, ihr wisst das, es ist euch im Sinn: Blinde werden sehend, Lahme gehen, den Armen wird das Evangelium verkündigt.“ Das sind die Zeichen, die im Alten Testament vorhergesagt werden, wenn Gott seinen Messias schicken wird.
Deshalb werden nie in der Weltgeschichte, weder vorher noch nachher, so viele Menschen übernatürlich geheilt, und geschehen so viele übernatürliche Dämonenaustreibungen wie zur Zeit Jesu. Manche Leute lesen das ja auch in den Evangelien und sagen: „Das kann doch gar nicht so sein, denn heute werden auch nicht so viele Leute gesund, nur wenn man gerade betet.“ Das ist richtig.
Aber wir müssen auch sehen, das begrenzt sich ja lediglich auf die irdische Wirksamkeit Jesu. Während dieser dreieinhalb Jahre seiner irdischen Wirksamkeit hier auf der Erde geschehen so viele Wunder, und zwar um Gott zu verherrlichen. Wenn dann nachher noch vorher dasselbe in gleicher Intensität geschehen würde, müsste man fragen: Was ist das Besondere an der Sache Jesu?
Wenn jetzt ein Mose genauso viele Wunder getan hätte wie Jesus, und Elija auch, und Maleachi auch, und Jesaja und Jeremia auch, was wäre das Besondere Jesu? Da wäre kein besonderes Zeichen, was hier vorhergesagt worden ist. Ebenfalls würde jeder der Jünger dasselbe tun, wäre dieser Zeichencharakter verloren.
Hier stehen die Jünger an der Stelle Jesu, bekommen kurzzeitig diese besondere Vollmacht mitgeteilt. Es ist eine Machtdemonstration, die zeigen will: Jetzt ist die Heilsgeschichte an ihrem Höhepunkt angelangt. Jetzt ist Gott gegenwärtig. Jetzt wird das Grunddilemma des Menschen, nämlich der Sündenfall, gelöst – und das steht ja bevor, da, wo Jesus stirbt und wieder aufersteht.
Zeichen und Wunder sagen diesen Messias vorher. Es wird auch noch gesagt: „Und er sprach zu ihnen: Nehmt nichts auf den Weg usw.“ Wir finden das auch noch in der Parallelstelle, ich denke im Matthäusevangelium: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr es geben.“ Das soll darauf hindeuten, hier sollt ihr keinen materiellen Gewinn daraus ziehen.
Also das, was ich euch gegeben habe, das gebt so weiter. Es soll nicht dafür ausgeschlachtet werden, dass ihr irgendwelche Anerkennung, Geld oder sonst etwas dafür bekommt. Das ist natürlich auch generell für uns heute eine Herausforderung in der Gemeinde. Auch wir sollten sehen, dass wir nicht mit dem Evangelium versuchen, Geld zu verdienen. Zu sagen: „Ich vergebe dir die Sünden, wenn du mir vorher hundert Euro gibst“ oder so. Eine Art modernen Ablasshandel, dem soll das wehren.
Sie sollen auch nicht von dem, dem sie einen Dämon austreiben, nur dem Dämon austreiben, der genügend Geld hat und das bezahlt. So soll es nicht sein. Dass es hinterher so ist, dass die Jünger auch finanzielle Unterstützung bekommen oder Paulus, der sammelt für die Gemeinde in Jerusalem, die Not leiden, ist eine andere Frage. Aber hier bekommen sie es nicht dafür, dass sie predigen oder Dämonen austreiben, sondern sie bekommen es für den Dienst, den sie für die Gemeinde machen. Das ist noch ein bisschen auf einer anderen Ebene.
Dann lesen wir eben: Das Reich Gottes zu verkündigen. Das Reich Gottes ist die Herrschaft Gottes auf der Erde und natürlich die anbrechende Herrschaft Gottes in der Zukunft. Auf diese beiden Aspekte bezieht sich das. Wir sehen ja auch in der Verkündigung Jesu, dass vom Reich Gottes verschiedene Aussagen gemacht werden.
Einerseits verkündigt Johannes der Täufer: Das Reich Gottes ist nah herbeigekommen, also das ist jetzt scheinbar da. Und dann haben wir andere Gleichnisse, die vom Reich Gottes als etwas sprechen, was in der Zukunft anbricht oder in der Zukunft da ist. Manchmal wird das unter Reich Gottes einfach zusammengefasst.
Das ist nicht unbedingt ein Gegensatz in der Verkündigung Jesu, sondern wir müssen davon ausgehen, dass das Reich Gottes beginnt, da wo Jesus auftritt und Vergebung der Sünden verkündet. Aber in der Fülle ist es erst da, wenn Jesus das zweite Mal wiederkommt und sein Reich hier auf der Erde aufrichtet.
Also das Reich Gottes hat schon begonnen und ist schon da, wo ein Mensch sich unterordnet und seinen Geboten entsprechend lebt. Aber es wird in der Fülle erst da sein, wenn Jesus auf die Erde kommt und seine Herrschaft aufbaut.
Dann haben wir hier ein paar detaillierte Angaben: Nehmt weder Stäbe noch Tasche, noch Brot, noch Geld mit, und auch keine zwei Hemden. Hier finden wir möglicherweise einen Widerspruch zu den anderen Evangelien, zumindest gibt es einige Theologen, die das so festgestellt haben.
So wird im Matthäusevangelium beispielsweise gesagt, sie sollen keine Stäbe mitnehmen. Im Markus-Evangelium steht, sie sollen nur einen Stab mitnehmen und Sandalen. Und im Matthäus- und Lukas-Evangelium, wie hier, dass sie keine Sandalen mitnehmen sollen. Also hier wird von Taschen, Brot gesprochen, und im Matthäusevangelium werden auch noch die Sandalen genannt. Hier aber nicht.
Wie ist das jetzt? Was ist damit gemeint? Wir könnten diese Frage erst einmal lösen. Ich glaube, dass damit gemeint ist, dass in den anderen Evangelien gemeint ist, sie sollen keine Reserve-Sandalen mitnehmen, so ähnlich wie hier ja zusätzlich erwähnt wird: kein zweites Hemd.
Also das eine Hemd ist in Ordnung, die Sandalen, die du an den Füßen hast, auch, denn die gehörten damals zur normalen Bekleidung. Hätte Jesus gefordert, sie sollten sie ausziehen, hätten sie etwas Unnormales getan, denn sie hatten die ganze Zeit mit Sandalen gelaufen.
Nur was hier, glaube ich, vorbeugend gesagt wird: Sie sollen sich nicht mit zusätzlichem Gepäck beschweren. Deshalb auch bei dem Stab. Da könnten wir sagen: Was hat das mit dem Stab auf sich? Normalerweise brauchte man damals in Israel einen Stab, den man zum Wandern benutzte, aber nicht nur zum Wandern, sondern auch zum Verteidigen gegen wilde Tiere.
Gegen Bären, Löwen und andere wilde Tiere hat man sich damit verteidigt. Der Hirte hat den Stab gebraucht, um seine Schäfchen zusammenzutreiben. Also der Stab war eine normale Ausrüstung des Wanderers.
Ich habe den Eindruck, dass hier auch gegen den zweiten Stab gesprochen wird, so wie das im Markus-Evangelium auch gesagt wird: eben nicht zwei, sondern nur einen. Also hier wird gegen zusätzliche, behindernde oder belastende Ausrüstung gesprochen.
Ich glaube, dass diese generelle Aussage auch heute noch gilt. Ich habe nicht den Eindruck, dass hier eine Aussage gemacht wird, wo wir sagen müssen, der heutige Missionar, also sagen wir die Familie Puhl – wie wir da noch gehört haben – dürfe für die nächsten vier Jahre keine Zahnpasta mitnehmen. Zahnpasta ist hier nicht erwähnt, ihr dürft also keine Schuhe, keinen Stab, kein Brot, kein Geld, gar nichts mitnehmen. Nein, das gilt hier für diese kurzzeitige Aussendung, die wahrscheinlich nicht lange unterwegs waren, diese zwölf Jünger.
Nachher erwähnt Jesus so etwas bei den zwölf Jüngern nicht wieder. Auch beim Missionsauftrag am Ende des Matthäusevangeliums finden wir diese Angaben nicht wieder. Also müssen wir davon ausgehen, dass es für diese Situation gilt, aber es soll uns allgemein herausfordern, uns nicht mit Dingen zu belasten, die uns hindern, den Auftrag, den Jesus uns gegeben hat, auszuführen – ohne jetzt diese einzelnen Details, die auf diese spezielle Situation gemünzt sind, durchgehen zu müssen.
Wir finden das hier auch bei einigen anderen Personen des Alten und Neuen Testaments, die sich nicht an materielle Dinge gebunden haben. Denken wir zum Beispiel an Johannes den Täufer. Von ihm wird gesagt, er hatte weder eine feste Unterkunft noch kostbare Kleider, nur so ein herendes Gewand und Nahrung, das, was man in der Wüste halt gerade fand.
Auch da Verzicht auf materielle äußere Dinge, um dem Auftrag Gottes möglichst effektiv nachgehen zu können, der ihn wenig behindert. Und tatsächlich werden wir alle erleben: Umso mehr Eigentum wir haben, umso mehr Besitz wir haben, umso mehr werden wir gehindert, diesem Auftrag nachzugehen.
Das muss nicht heißen, dass wir ab morgen alle auf der Parkbank leben sollen, um das am besten zu tun – das wäre vielleicht ein etwas provokatives Extrem. Aber tatsächlich ist es so: Nehmen wir nur mal als Beispiel, du hast ein Haus. Das kostet dir viel zusätzliche Arbeit. Erst einmal die Sorge, die du dabei hast, das Geld, das du da hinein investieren musst. Und dann fängt das an mit Instandhaltung, Reparaturen und all solchen Sachen.
Das ist tatsächlich eine zusätzliche Belastung. Und da müssen wir immer sehen, dass wir uns nicht zu sehr belasten. Oder nehmen wir an, du hast zwei Autos. Die musst du zweimal reparieren, zweimal zum TÜV, zweimal Inspektion machen – nicht mehr drei Autos. Also umso mehr Sachen du hast, umso mehr kann es dich binden. Es tut es ein Stück weit, aber je nachdem, wie viel du hinein investierst, kann es das tun und uns abhalten von Aufträgen, die wir sonst bei Gott ausführen sollen.
Ich denke, das ist keine Aufforderung zu generellem Besitzverzicht. Das wird auch an anderen Stellen nicht gesagt. Manche denken vielleicht an das Beispiel am Anfang der Apostelgeschichte, wo allen alles gehörte. Aber das ist hier gescheitert. Deshalb musste Paulus ja unter anderem sammeln für die Gemeinde in Jerusalem, weil die gedacht hatten, Jesus komme jetzt ein paar Wochen später wieder. Also brauchten sie nicht zu arbeiten, verkauften alles, was sie hatten, und lebten davon. Irgendwann war das alles weg. Dann hatte die Gemeinde gar nichts mehr.
Das wird uns ja nirgends als Vorbild dargestellt, dass wir das so machen sollen. Auch keine andere Gemeinde praktizierte das so. Es ist eher Ausdruck dieser Hoffnung, Jesus komme bald wieder, und des brüderlichen Teilens untereinander – ja. Aber nicht dieser „Wir verkaufen alles und leben davon“-Mentalität.
Auf der anderen Seite muss jeder von uns sich selbst überprüfen, wo möglicherweise zusätzliche oder überflüssige Dinge sind, die uns daran hindern können, Jesu Auftrag nachzugehen, weil sie uns einfach Geld, Energie, Sorgen oder Zeit rauben.
Dann als Nächstes: „Und wo ihr in ein Haus eintretet, da bleibt und zieht von da weiter.“ Hier soll uns darauf hingewiesen werden: Wenn ihr in einem Haus eintretet und die Leute wollen das hören, dann sucht nicht lange umher, um in ein anderes Haus zu gehen.
Auch hier ein Hinweis: Es gibt einen dringenden Auftrag, und nach Möglichkeit verschleudert eure Zeit nicht mit überflüssigen Dingen. Man könnte jetzt sagen: „Dieses Haus gefällt mir nicht ganz gut, meinetwegen irgendwo im Tschad, da sind jetzt die Spinnen, die da herumkriechen, ich gehe jetzt gerne in ein anderes Haus.“ Aber für diesen Auftrag, den sie hier haben, sollen die Jünger nicht auf solche äußeren Dinge sehen, sondern bleiben da, wo sie reingekommen sind.
Wenn die Leute etwas hören wollen, verkündigt ihnen das, und dann könnt ihr später von dort aus weiterziehen.
Und wo man euch nicht aufnehmen wird, da geht fort aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie. Die Jünger sollen hier, weil ihr Auftrag dringend ist, nicht lange Zeit an einer Stelle Missionsarbeit betreiben.
Paulus tut das ja später, oft mehrere Jahre in Städten, auch bei Leuten, die sich nicht direkt bekehren wollen. Da bleibt er längere Zeit. Hier ist es ein bisschen anders, weil es ein kurzzeitiger Auftrag ist. Es bleibt wenig Zeit.
Wenn sie das nicht hören wollen, dann geht weg. Die Leute haben mitbekommen, was ihnen gesagt werden soll. Jetzt haben sie ihre eigene Verantwortung dafür, dass sie dem nicht nachgefolgt sind oder dem nicht Vertrauen geschenkt haben.
Was wir hierbei auch noch sehen, ist das Bild, den Staub von den Füßen zu schütteln. Das passiert heute zumindest in Deutschland kaum, weil die meisten Straßen nicht so staubig sind. Wir fahren dann auch eher mit dem Auto, als dass wir zu Fuß gehen.
Nun, das ist ein Bild aus dem alten Israel. Erst einmal waren die Straßen damals nicht geteert, und sie marschierten über staubige Pisten, so dass man schmutzige Füße hatte.
Wir erinnern uns vielleicht auch an das Beispiel Jesu, wo er zum Pharisäer eingeladen ist und dann die Sünderin kommt und mit ihren Tränen die Füße Jesu netzt und hinterher trocknet. Und dann sagt sie: „Jesus, du hast mir nicht, als ich gekommen bin, die Füße gewaschen.“
Eben dieses Füße waschen war damals nicht nur ein Zeichen der Demut, so wie wir das heute verstehen, sondern eine hygienische Liebestat, eine hygienische Notwendigkeit. Man war normalerweise, wenn man den Tag unterwegs war, vollkommen verstaubt und verschmutzt.
Hier handelt es sich aber nicht um eine normale Reinigung der Füße, sondern hier schreibt er: Gegen sie soll der Staub von den Füßen geschüttelt werden. Das soll so viel heißen wie: „Wir nehmen von euch nichts mit. Ihr müsst nicht die Einbildung haben, dass ihr uns irgendetwas Gutes getan hättet. Ihr könnt euch das vor Ort auch nicht anrechnen, etwas Gutes zu tun.“
Das ist der eine Aspekt. Der andere Aspekt, der dahinter steht, ist: Man wollte damals in Israel, wenn jemand im heidnischen Gebiet war, also beispielsweise bei den Samaritanern oder bei den Römern, und kam zurück nach Israel, dann schüttelte er vorher seine Füße ab, um das Heilige Land Israel nicht mit dem Schmutz des heidnischen Landes zu besudeln.
Dasselbe gab es auch, wenn man in den Tempel kam. Der Tempel galt als so rein, dass man, bevor man in den Tempel kam, noch einmal die Füße abschüttelte, um den Staub zu reinigen. Denn für den heiligen Boden des Tempels selbst war der Staub Israels, der ja schon heiliges Land war in den Augen der Juden, unwürdig.
Hier steckt also auch noch ein bisschen dieser Gedanke dahinter: Nicht nur „Wir wollen nichts von euch mitnehmen, ihr habt nichts, uns etwas zugute zu schreiben“, sondern auch: Von eurem heidnischen Land wollen wir nichts zu tun haben. Damit wollen wir auch niemanden anders verunreinigen. Das lassen wir alles hier bei euch und deshalb auch den Staub abschütteln.
Als symbolische Handlung zum Zeugnis gegen sie: „Jetzt ist ganz deutlich, ihr habt das abgelehnt, jetzt habt ihr mit den Konsequenzen zu leben.“
Und sie gingen aus und durchzogen die Dörfer und verkündigten das Evangelium und heilten überall. Wir sehen auch hier wieder diese Doppelbotschaft, diese Doppelaufgabe: Evangeliumsverkündigung und Heilen.
Wir sehen immer wieder, dass Jesus allerdings mehr Wert darauf gelegt hatte, wie die Jünger hinterher auch, auf die Evangeliumsverkündigung. Denn die Heilung an sich ist ein neutrales Zeichen, das erst interpretiert werden muss.
Heilungen gab es, wie wir in der Bibel lesen, zum Beispiel in der Apostelgeschichte auch durch Simon Markus. Heilungen gibt es auch in anderen Religionen. Es gibt hinduistische Priester, es gibt Schamanen, die Menschen heilen können.
Aber das muss gedeutet und interpretiert werden. Es muss gezeigt werden, welche Kraft dahintersteckt, wofür diese Heilung ein Zeichen ist. Heilung ist nicht generell immer ein Zeichen, dass diese Person jemanden von Gott heilt oder dass diese Heilung von Gott ist.
Bei der Verkündigung des Evangeliums ist die Sache eindeutiger. Bei der Evangeliumsverkündigung wird ein Inhalt weitergegeben. Gott spricht durch die Worte der Person, die dort predigt und weitergibt. Da ist es direkter und verständlicher.
Ich denke auch, dass die Wirkung, die Jesus gehabt hat, durch seine Worte in den meisten Fällen größer war als durch seine Taten. Denken wir nur an die Menschen, die ihm nachfolgten, zum Beispiel bei der Speisung der Fünftausend, aber ihn vollkommen missverstanden. Sie wollten ihn zum Brotkönig machen, in der Hoffnung, nicht mehr arbeiten zu müssen, aber von der Befreiung von Sünden nicht viel wissen wollten.
Oder denken wir an die zehn Aussätzigen, die zu Jesus kommen, um geheilt zu werden, und hinterher ist es lediglich einer, der sich bedankt. Scheinbar keiner folgt Jesus nach und findet wirklich zum Glauben oder an Sündenvergebung denkt.
Da merken wir: Zeichen an sich sind nicht unbedingt das, was Menschen überzeugt – bis heute. Manchmal begegnen mir Menschen, die sagen: „Ja, wenn ich ein Wunder erleben würde, dann würde ich an Gott glauben.“ Aber ich bin der Überzeugung, bei den meisten Menschen, die nicht bereit sind, an Gott zu glauben, würde ein Wunder wenig ändern.
Ich erinnere mich an Menschen, die Wunder erlebt haben, aber sie schnell wieder vergessen haben oder das Wunder dem Zufall, ihrem eigenen Glück oder Ähnlichem zuschrieben. Beispielsweise ein Mann, den ich im Altersheim getroffen habe, der den Zweiten Weltkrieg noch erlebt hat. Er berichtete davon, dass er gegen Ende des Krieges auf einem freien Feld mit seiner Truppe unterwegs war. Dann kam ein Angriff von amerikanischen oder englischen Fliegern, und sie schossen auf sie.
Sie konnten nichts anderes tun als sich platt auf den Boden zu legen, weil es nichts gab, wo sie sich verstecken konnten. In dem Moment legte er sich auf den Boden und bat Gott: „Gott, wenn es dich gibt, dann schenke mir das Leben.“ Die Flieger flogen vorbei, flogen noch ein paarmal darüber, und schließlich stand er auf. Seine Kameraden waren alle tot, er war noch lebendig.
Er erzählte mir das zig Jahre später im Altersheim. Ist er daraufhin zum Glauben gekommen und Christ geworden? Nein, er erzählte das als Heldengeschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, aber nicht mehr.
Häufig habe ich den Eindruck, Menschen reagieren so. Denn Zeichen und Wunder sind neutral. Nur eine wirkliche Überzeugung, eine innere Hingabe bewirkt Lebensveränderung – nicht unbedingt das Erleben von Wundern.
Übrigens sehen wir diese menschliche Schwäche auch im Alten Testament. Denken wir an das Volk Israel. Sie erleben das große Wunder, sie werden aus Ägypten befreit. Schon als sie am Roten Meer sind und die Armee des Pharao hinter sich sehen, wollen sie aufgeben.
Dann gehen sie durchs Rote Meer, wie durch ein Wunder hindurch. Und was merken wir? Wenige Wochen später ist es wieder so: „Ach, wären wir doch in Ägypten geblieben und bei den Fleischtöpfen.“ Schon wieder ist die Verzweiflung da.
Das ist typisch menschlich. Wir erleben etwas, vergessen es schnell wieder. Deshalb liegt auch hier der Schwerpunkt Jesu und der Auftrag der Jünger auf der Verkündigung.
Aussendung der siebzig Jünger: Auftrag und Herausforderungen
Kommen wir nun zu einem weiteren Text, und zwar zu Kapitel 10. In Kapitel 10 läuft es eigentlich ganz ähnlich ab, nur dass eine andere Gruppe von Menschen ausgesandt wird. Ich lese zunächst den Text vor, und danach wollen wir ihn uns etwas näher anschauen.
Jesus bestimmte also hier – gemeint ist Jesus selbst – noch siebzig andere und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er selbst kommen wollte. Er sprach zu ihnen: „Die Ernte ist groß, und es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Geht hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. Tragt weder Beutel noch Taschen noch Schuhe und grüßt niemanden auf dem Weg.
Wo ihr aber in ein Haus hineingeht, da sprecht zuerst: ‚Friede diesem Haus!‘ Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen. Wenn aber nicht, so wird er zu euch zurückkehren. In diesem Haus aber bleibt und esst und trinkt, was man euch vorsetzt, denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus ins andere.
Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da esst, was euch vorgesetzt wird, und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt zu ihnen: ‚Das Reich Gottes ist nah zu euch herbeigekommen.‘ Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, da geht auf ihre Gassen hinaus und sprecht: ‚Auch den Staub, der sich aus eurer Stadt an uns gehängt hat, streifen wir ab gegen euch. Doch sollt ihr wissen, dass das Reich Gottes nahe zu euch herbeigekommen ist.‘ Ich sage euch aber: Es wird Sodom an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt.“
Dann gibt es ein paar Wehrufe über Korazin und Bethsaida, die wir überspringen, weil sie nicht den Auftrag der Siebzig betreffen. In Vers 17 heißt es weiter: „Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: ‚Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen.‘ Da sprach er zu ihnen: ‚Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpionen zu treten und über alle Gewalt des Feindes, und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind, sondern freut euch lieber darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.‘“
Zur selben Stunde frohlockte Jesus im Geist und sprach: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir.“ Und zu den Jüngern gewandt sagte er: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand weiß, wer der Sohn ist, außer nur der Vater, und wer der Vater ist, weiß niemand außer nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.“
Er wandte sich besonders an seine Jünger und sprach: „Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.“
Wenn wir jetzt noch im Kopf haben, wie Jesus die zwölf Jünger ausgesandt hat, dann erkennen wir manche Ähnlichkeiten und Parallelen. Übrigens erinnert uns die Zahl zwölf durchaus auch an die zwölf Stämme Israels im Alten Testament. Wir finden auch die Verheißung Jesu an seine Jünger, wo er sagt, sie würden über die zwölf Stämme Israels Gericht sprechen als Verheißung für die Zukunft.
Die Zahl Siebzig taucht ebenfalls im Alten Testament auf, beispielsweise bei den siebzig Ältesten, die von Mose eingesetzt wurden. Diese Zahl ist auch in der jüdischen Überlieferung bedeutend, denn man hat die Zahl der heidnischen Völker symbolisch auf siebzig festgelegt. Hier könnten wir den Eindruck gewinnen, dass es sich um eine Aussendung an die Nationen handelt. Die Zwölf sind ja in Galiläa an die Juden gesandt, hier scheint es so, als ob die Siebzig an die Heiden gesandt worden sind.
Es gibt einige Hinweise, die diese Annahme stützen. In Vers 51 desselben Kapitels lesen wir: „Und es geschah, als sich die Tage seiner Wiederaufnahme in den Himmel erfüllten und er sein Angesicht entschlossen nach Jerusalem richtete, um dorthin zu reisen, da sandte er Boten vor sich her.“ Diese kamen auf ihrer Reise in ein Samariterdorf.
Ab diesem Zeitpunkt spricht man auch vom samaritanischen Reisebericht, denn Jesus ist in den nächsten Kapiteln unterwegs von Galiläa nach Judäa, nach Jerusalem, um dort zu sterben. Dabei zieht er nicht, wie es die Juden sonst häufig gemacht haben, am Jordan entlang, um Samaria zu umgehen, sondern er zieht durch Samaria hindurch. Wir merken hier auch, dass die Jünger jetzt in ein Samariterdorf kommen.
In Vers 57 heißt es weiter: „Und es geschah, als er die Reise fortsetzte,“ und er ist immer noch nicht in Judäa angekommen. Offensichtlich findet diese Aussendung also in samaritanisches Gebiet hinein statt. Die samaritanischen Dörfer, die Jesus besuchen will, sollen durch diese Jünger vorbereitet werden.
Hier erkennen wir wieder den besonderen Aspekt, den Lukas betont, nämlich überall dort, wo Jesus sich den Heiden oder Nichtjuden zuwandte. Wir sehen das beim Hauptmann von Kapernaum, auch bei dem geheilten Gerasener, der im heidnischen Gebiet war, ebenso wie hier bei der Aussendung der siebzig Jünger in samaritanisches, also nicht-jüdisches Gebiet. Die Samaritaner waren sozusagen ein Zwischending zwischen Juden und Heiden. Dorthin sendet er sie aus.
Er sendet sie auch zu zweit aus. Das ist eine Vorgehensweise, wie wir sie manchmal im Alten Testament finden, denken wir an David und Jonathan. Noch häufiger finden wir das im Neuen Testament, dass sowohl Petrus nicht alleine geht, als auch Paulus nicht. Paulus ist erst mit Barnabas unterwegs, später nimmt er Timotheus und Titus mit, ebenfalls immer zu zweit.
Das hat zunächst einmal eine praktische Wirkung: Wenn einer krank wird, kann der andere sich darum kümmern. Zu zweit kann man sich besser verteidigen, der eine kann für den anderen beten, man kann sich gegenseitig ergänzen. Ich denke, das ist durchaus eine Vorgehensweise, die wir für heute übernehmen können, wenn wir irgendwo in der Missionsarbeit sind. Wir sehen, dass wir uns gegenseitig aufeinander verlassen können und nicht nur einer alleine dasteht und kämpft.
Ich praktiziere das so: Wenn ich in einer Evangelisationswoche bin und mit Schülern an die Haustür gehe, um mit Menschen über den Glauben zu sprechen, gehen wir auch immer zu zweit, wenn möglich. Das Ziel ist, dass der eine redet und der andere währenddessen betet, damit das Gespräch von Gott geführt und geleitet wird.
Diese Aufforderung, die wir finden, wird in der Apostelgeschichte immer wieder praktiziert – mindestens zu zweit unterwegs zu sein bei der Verkündigung des Evangeliums. Das ist ein Auftrag Jesu, der zur Stärkung der Jünger dienen soll, damit sie nicht alleine dastehen. Der eine hat auf den anderen acht, auch in Bezug auf Sünde und Ermahnung. Wenn jemand abirrt, wird er ermahnt; wenn jemand in Sünde fällt, wird er wieder auf den rechten Weg zurückgebracht.
Dann steht auch noch, dass die Orte, in die Jesus selbst kommen will, von ihnen vorbereitet werden sollen. Es handelt sich hier um einen kurzzeitigen Auftrag. Wir lesen schon einige Tage später, dass sie wieder zurück sind. Daraus schließen wir, dass sie mehrere Tage unterwegs waren. Wenn ihr in ein Haus kommt, sollt ihr dort bleiben, essen und trinken. Sie sind in mehreren Städten und Dörfern unterwegs, scheinbar mehrere Tage, vielleicht sogar ein paar Wochen, aber nicht allzu lange.
Das Ergebnis lesen wir ab Vers 17. Es wird noch einmal der Hinweis gegeben, dass die Ernte groß ist. Jesus benutzt hier wieder ein Bild, ein Bild aus der Landwirtschaft, das damals jeder Bauer verstand. Heutzutage ist es nicht mehr ganz so verständlich. Man würde sagen: „Die Ernte ist groß, kauft einen größeren Mähdrescher, dann kann man das besser einbringen.“ Früher war das nicht möglich. Die Leute standen mit Sichel oder Sense auf dem Feld, um das Korn rechtzeitig in die Scheune zu bringen.
Jesus benutzt dieses Bild und sagt: Die Ernte ist jetzt reif und groß, und Menschen sollen bereit sein, diese Ernte einzubringen. Wir merken das auch bei einer Ernte heute: Man darf nicht zu früh ernten, das ist falsch, und zu spät ernten auch. Es gibt eine ganz bestimmte Zeit dafür, dann muss geerntet werden.
So ist auch die Dringlichkeit, die Jesus hier anspricht, zu erklären. Es ist nicht nur viel Arbeit, die geteilt werden muss, sondern es muss jetzt gemacht werden. Jetzt ist die Stunde, in der das geschieht. Manchmal ist es in der Mission so, dass es Länder gibt, die zu einer bestimmten Zeit offen sind, wo die Menschen bereit sind, das Wort Gottes aufzunehmen. Diese Zeit müssen wir erkennen, um dann hinzugehen und Menschen zum Glauben zu rufen.
Ein Beispiel sind manche osteuropäischen Länder nach der Wende. Diese Länder waren zunächst offen, sind jetzt aber eher wieder verschlossen. Das liegt einerseits an der orthodoxen Kirche, die starken Widerstand gegen gläubige Christen anmeldet, andererseits an den neugeordneten Verhältnissen. Viele Menschen in diesen Ländern laufen dem Materialismus nach, weil es wirtschaftlich besser geht. Statt sich in der Kirche zu engagieren, konzentrieren sie sich darauf, Geld zu verdienen.
Darüber hinaus suchen sich viele Leute neue Ideologien. Die Enttäuschung über den Kommunismus ist überwunden, und nun füllen andere Ideologien die Herzen der Menschen. Die Zeit der Offenheit scheint vorbei zu sein. Das heißt nicht, dass keine Menschen mehr zum Glauben kommen, aber die Zeit, in der viele neue Gemeinden entstanden sind, scheint in einigen osteuropäischen Ländern momentan vorbei zu sein.
Auch hier hat Jesus den Eindruck, dass jetzt die Ernte reif ist und die Menschen bereit sind. Im Griechischen gibt es einen speziellen Begriff für den richtigen Zeitpunkt, nämlich Kairos. Kairos meint den von Gott gegebenen Zeitpunkt. Im Alten Testament lesen wir: „Es gibt Zeiten für dies und Zeiten für das.“ Es ist nicht irgendeine Zeit, sondern der richtige Zeitpunkt. Jetzt muss man handeln, und das ist es, was Jesus hier meiner Meinung nach sagen will.
Dann sagt Jesus: „Geht hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer unter die Wölfe.“ Hier benutzt Jesus ein anderes Bild, das den Juden durchaus bekannt war. Manche jüdische Rabbiner haben dieses Bild für sich als Juden genommen und gesagt: Wir als Juden sind die Lämmer, die unter den Wölfen der heidnischen Völker leben.
Tatsächlich mussten sich die Juden im Alten Testament oft gegen übermächtige Feinde verteidigen und trotzdem treu zu Gott stehen. Heute empfinden wir das manchmal so, wenn wir an das kleine Israel denken, das sich gegen die umliegenden arabischen Länder verteidigen muss – manchmal ein Wunder in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten.
Hier ist es aber nicht auf Israel gemünzt, sondern auf die Nachfolger Jesu, die wie Lämmer unter die Wölfe gehen. Und tatsächlich kann es manchmal so sein: Im Geschäftsleben oder im Alltag begegnen uns Menschen, die mit harten Bandagen kämpfen, wie Wölfe. Das „arme Lämmlein“ versucht, nach den Ordnungen Gottes zu leben und ist scheinbar schutzlos dieser wilden Welt ausgeliefert.
Wir werden nicht aufgefordert, selbst Wölfe zu werden, also genauso zu beißen und anzugreifen wie die Wölfe. Vielmehr sollen wir manchmal sagen: Gott ist unser Schutz, Gott wird für mich sorgen. Nicht dumm zu sein, ist damit nicht gemeint, aber wir sollen nicht mit sündigen Mitteln unser Recht erzwingen, sondern eher wie ein Lamm leben.
Normalerweise überlebt ein Lamm ja nicht, und Jesus sagt: „Ich sende euch dahin.“ Übrigens wird das Bild von Wölfen im Neuen Testament auch teilweise für Irrlehre und falsche Propheten verwendet. Hier können die Wölfe also auch Menschen sein, die unter christlichem Deckmantel auftreten und versuchen, die echten Nachfolger Jesu in die Irre zu führen.
Dann wird gesagt: „Tragt weder Beutel noch Tasche noch Schuhe und grüßt niemanden auf dem Weg.“ Das „Tragen“ meint hier nicht, Schuhe an den Füßen zu haben, sondern etwas über der Schulter zu schleppen. Es geht darum, keinen Ersatzstab, keine Ersatzschuhe oder zusätzliche Kleidung mitzunehmen, sondern mit dem loszugehen, was man hat.
Auch hier spricht das meiner Interpretation nach dafür, dass bei der vorherigen Aussendung der zwölf Jünger nicht gemeint war, dass sie ihre Schuhe ausziehen oder ihren Stab wegwerfen sollen, sondern dass sie keine Ersatzutensilien mitnehmen sollen. Sie sollen sich nicht mit zusätzlichen Dingen belasten.
Daneben wird gesagt: „Grüßt niemanden auf dem Weg.“ Das klingt zunächst seltsam. Bedeutet das, dass Christen unfreundlich sein sollen? Sicher nicht. Wenn ihr nach Hause kommt und euer Nachbar fragt: „Wie war der Urlaub?“, und ihr geht mit steifem Gesicht vorbei, dann habt ihr das nicht richtig verstanden.
Damals im alten Israel war eine Begrüßung eine ausgedehnte Angelegenheit. Man konnte dafür eine Viertelstunde bis zu einer halben Stunde oder länger brauchen. Manchmal endete die Begrüßung erst, wenn man nach Hause eingeladen wurde und zusammen aß. Das kann viel Zeit beanspruchen, sodass der eigentliche Auftrag nicht mehr erfüllt wird.
Ich habe mal missionarische Arbeit unter Türken gemacht, und bei ihnen ist das bis heute so. Eine Begrüßung ist dort sehr ausgedehnt. Man sagt erst „Merhaba“, dann folgt ein längeres Gespräch mit vorgegebenen Antworten und Gegenfragen. Das gehört zur richtigen Begrüßung dazu.
Hier ist also gemeint, dass man seine Zeit nicht mit nebensächlichen Dingen verschwenden soll. Es geht nicht darum, unfreundlich zu sein, sondern die Dringlichkeit des Auftrags der Evangeliumsverkündigung zu betonen. Jesus weiß, dass er zum Passafest in Jerusalem sein muss. Bis dahin will er alle Städte besucht haben. Die Zeit drängt, und es darf keine Zeit verschwendet werden.
Das gilt auch für unser Leben. Jede Stunde und jede Minute ist von Gott gezählt. Er weiß genau, wann wir sterben werden. Das heißt nicht, dass wir nicht mehr grüßen sollen, aber wir sollten immer wieder fragen: Nimmt mich das zu viel Zeit in Anspruch? Behindert mich das bei dem Auftrag, den Jesus mir gibt?
Wo ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: „Friede diesem Haus!“ Wenn dort ein Sohn des Friedens ist, bleibt der Segen auf ihm. Das Wort „Friede“, „Schalom“, bedeutet mehr als nur „Guten Tag“ oder „Auf Wiedersehen“. Schalom ist der umfassende Friede Gottes, der Zustand, den sich die Juden wünschten – der Zustand der Herrlichkeit Gottes, in dem der Löwe beim Lamm liegt.
Das ist nicht nur ein guter Wunsch, sondern die Weitergabe des Segens Gottes. Wer diesen Segen ablehnt, verliert ihn selbst. Wenn ihr in ein Haus kommt, bleibt dort, esst und trinkt, was man euch vorsetzt.
Hier werden zwei Dinge gesagt: Erstens, der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Das finden wir auch an anderer Stelle, wie bei dem Ochsen, der drischt, dem man das Maul nicht verbinden soll. Wenn ihr heilt, sollt ihr kein Geld nehmen, aber wenn ihr den Auftrag erfüllt, sollt ihr davon ausgehen, dass ihr versorgt werdet.
Ihr bekommt Essen und Trinken, müsst nicht nebenbei für eure Unterkunft oder Verpflegung arbeiten oder bezahlen, sondern werdet von denen versorgt, denen ihr das Evangelium verkündet. Zweitens sollt ihr essen und trinken, was man euch vorsetzt, nicht wählerisch sein.
Manchmal reizt es mich, diesen Vers bei uns zu Hause am Mittagstisch zu zitieren, denn zwei unserer Kinder sind manchmal sehr wählerisch: „Das mag ich nicht, das mag ich nicht.“ Aber das ist hier keine Ermahnung an Kinder, sondern an Christen.
Interessanterweise betont Jesus das zweimal: In Vers 8 heißt es noch einmal: „Esst und trinkt, was euch vorgesetzt wird.“ Das scheint eine wichtige Sache zu sein. Es gibt auch Erwachsene, die darauf viel Wert legen.
Ich erinnere mich an einen früheren Lehrer, dessen Vater Botschafter in China oder Taiwan war. Er erzählte, dass er bei einem vornehmen Chinesen eingeladen war, wo es damals üblich war, lebendige Affenhirne zu essen. Das hat er aus diplomatischen Gründen getan, aber ich glaube, als Missionar hätte ich damit Probleme.
Vielleicht hätte ich schon in Frankreich Probleme, wenn mir ein Franzose Weinbergschnecken serviert, die ich noch nie gegessen habe. Auf jeden Fall betont Jesus: Esst, was man euch vorsetzt. Ihr werdet versorgt, aber vielleicht nicht immer mit dem, was ihr euch wünscht.
Manchmal gibt Gott in seiner Gnade unser Lieblingsessen, aber im Dienst für Gott kannst du nicht immer aussuchen, was du bekommst. Gott sorgt für uns, aber nicht immer so, wie wir es uns wünschen – manchmal besser, manchmal anders.
Dann heißt es: „Heilt die Kranken und sagt ihnen, dass das Reich Gottes nah herbeigekommen ist.“ Hier wird diakonische Arbeit und Verkündigung zusammen genannt. In Deutschland sehen wir hier einen Schwachpunkt. Im Tschad und in den meisten Ländern ist das selbstverständlich, aber hier haben wir uns daran gewöhnt, dass der Staat für soziale und diakonische Aufgaben zuständig ist.
Wir als Christen sind oft nur für die Verkündigung des Evangeliums zuständig. Als ich vor einigen Jahren in den USA war und Gemeinden besuchte, fiel mir auf, dass viele Gemeinden auch Sozialprogramme haben.
Eine interessante Geschichte: Wir waren in San Diego angekommen und wollten in die Stadt gehen. Die Leute sagten uns, wir sollten mit dem Auto fahren, da ein Umweg nötig sei. Ich dachte, ich gehe den direkten Weg.
Auf dem Weg sah alles verfallen aus. Plötzlich hörten wir lautes Singen aus einem Haus, gingen hinein und trafen Christen. Eine junge Frau sprach uns an. Am nächsten Tag verabredeten wir uns und verteilten Brote an Obdachlose in der Umgebung. Die Frau meinte, sie hätte uns für Obdachlose gehalten, weil abends in dieser Gegend sonst niemand auf der Straße ist, außer Obdachlose.
Wir erlebten Bewahrung Gottes. Wir sind als Deutsche oft zu sorglos, aber in den USA ist das nicht immer sicher. Das hat uns gelehrt, auf die Hinweise der Einheimischen zu hören.
Was ich sagen will: Für viele Gemeinden dort gehören diakonische Arbeit und Verkündigung zusammen, wie bei Jesus. Vielleicht müssen wir heute auch lernen, wo wir Menschen praktisch helfen können und sollen.
Dann geht es weiter: Wenn ihr in eine Stadt kommt, die euch aufnimmt, esst dort. Wenn nicht, streift den Staub von euren Füßen. Das Reich Gottes ist nahegekommen, so wie wir es schon bei der Aussendung der Zwölf gehört haben.
Jesus sagt: „Es wird Sodom an dieser Stadt erträglicher ergehen als an dieser Stadt.“ Hier fallen mehrere Dinge auf: Sodom wird im Alten Testament wegen seiner Gottlosigkeit verurteilt, besonders wegen sexueller Verfehlungen (vgl. Judasbrief). Im Neuen Testament wird das noch besonders hervorgehoben.
Sodom und Gomorra werden hier weniger schlecht behandelt als die Stadt, die das Evangelium ablehnt. Wir können uns fragen, warum das so ist. Eigentlich müsste es doch umgekehrt sein, denn die Sünder sind doch besonders schlimm.
Nein, im Neuen Testament ist das Schlimmste, wenn jemand die Botschaft Gottes hört und sie ablehnt oder gleichgültig bleibt. Jesus sagt das auch in der Parallelstelle im Matthäusevangelium. Hier wird auch Korazin und Bethsaida erwähnt, denen es schlimmer ergehen wird als den gottlosen Städten Tyros und Sidon aus dem Alten Testament.
Warum? Weil sie Jesus Wunder haben wirken sehen und seine Predigt gehört haben, aber gleichgültig blieben. Sie haben Jesus nicht umgebracht, wie seine Mitbewohner in Nazaret, aber sie blieben gleichgültig. Es ist schlimmer, Jesus abzulehnen oder gleichgültig zu sein, als in Sünde zu leben.
Manchmal gibt es selbstgerechte Menschen, vielleicht auch in der Kirche, die auf diejenigen herabblicken, die sich betrinken oder abends in die Diskothek gehen. Jesus sagt hier: Schlimmer als diese sind die, die sich selbstgerecht geben und Jesus ablehnen oder seine Vergebung nicht annehmen.
Wir sehen auch, dass es im Gericht offenbar verschiedene Stufen der Verurteilung gibt. Ich weiß nicht, wie das genau ist, ob es verschiedene Hitzegrade in der Hölle gibt, aber hier steht: „Es wird Sodom erträglicher ergehen als dieser Stadt.“ Es gibt also unterschiedliche Härtegrade der Verurteilung im Jenseits.
Die Jünger führen den Auftrag Jesu aus und kehren begeistert zurück. Sie freuen sich vor allem darüber, dass die Dämonen ihnen untertan sind. Jesus muss sie korrigieren. Warum freuen sie sich darüber?
Nicht jeder erlebt, dass Dämonen einfach so ausfahren, wenn sie darum beten. Außerdem kennen sie die jüdischen Dämonenaustreiber, die viel Theater machten, ehe sie den Dämon als weg erklärt haben. Hier merken sie, dass die Macht Jesu viel größer ist.
Sie sind sich bewusst, dass diese Vollmacht nicht aus ihnen selbst kommt, sondern aus Jesu Namen. Jesus dämpft ihre Freude etwas und sagt: „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“
Dieses Wort kann unterschiedlich interpretiert werden. Erstens könnte es bedeuten: „Ich habe zugesehen, als diese Dämonen ausgetrieben wurden, ihr braucht mir nichts Neues zu erzählen.“ Hinweis auf Jesu Allwissenheit.
Zweitens könnte es bedeuten, dass Jesus sich auf die Vorzeit bezieht, als der Teufel mit seinen Engeln aus dem Himmel gestoßen wurde. Im Alten Testament, in Jesaja 14 und Hesekiel 28, wird das beschrieben. Obwohl zunächst ein irdischer König gemeint ist, sehen viele Theologen darin auch einen Hinweis auf den Satan.
Drittens gibt Jesus ihnen die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpionen zu treten und über alle Gewalt des Feindes zu herrschen. Manche verstehen das wörtlich. Es gibt bis heute Sekten, die sich Schlangen um den Hals legen und sich beißen lassen, weil sie glauben, der Heilige Geist schützt sie.
Ich glaube nicht, dass Jesus das wörtlich meint. Vielmehr sagt er: Selbst in Extremsituationen wird Gott euch bewahren. Das sehen wir bei Paulus, der auf einer Insel von einer Schlange gebissen wurde, aber nicht starb. Die Leute sahen darin ein Zeichen Gottes.
Wir sollten Gott nicht herausfordern, indem wir mit Giftschlangen spielen, um zu beweisen, dass Gott uns schützt. Vielmehr sollen wir darauf vertrauen, dass Gott uns in Extremsituationen schützt.
Schlangen und Skorpione können auch ein Hinweis auf Teufel und Dämonen sein. Im Schöpfungsbericht benutzt der Teufel die Schlange, um Eva anzusprechen. In der Offenbarung wird vom Teufel als der alten Schlange gesprochen, die gerichtet wird.
Die Schlange könnte also auch ein Symbol für die Macht des Teufels sein, über die Jesus seinen Nachfolgern Vollmacht gibt. Das passt auch dazu, dass gerade vorher von Dämonenaustreibung und von dem Feind, also dem Teufel, die Rede ist.
In Vers 20 wird wieder von Geistern gesprochen, die untertan sein sollen. Es gibt auch eine dritte Deutung: Christen sind unempfindlich, immun gegen Zauberei und Magie. Schlangen galten häufig als Zeichen der Zauberer.
Das Symbol mit der Schlange am Stab des Asklepios ist heute noch in Apotheken zu finden. Früher war das eine Verbindung zwischen Magie und Medizin. Jesus möchte sagen: Ihr seid geschützt gegen die Macht der Zauberei.
Freut euch nicht so sehr darüber, dass euch die Geister untertan sind, sondern freut euch lieber darüber, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind. Hier macht Jesus deutlich, was wichtiger ist.
Er holt sie auf den Boden zurück. Denkt nicht zuerst an die wunderbaren Taten, sondern daran, dass das Evangelium euch von aller Sünde befreit und ihr einmal die Herrlichkeit bei Jesus haben werdet.
Zur selben Stunde frohlockte Jesus und pries den Vater. Jetzt werden die Weisen den Toren gegenübergestellt. Er meint hier besonders die Pharisäer, die sich für die Klugen und Weisen hielten.
Jesus sagt nicht, dass Gott sich denjenigen offenbart, die das Alte Testament auswendig können, sondern den Unmündigen, den Fischern und Handwerkern. Das ist kein Loblied auf die Dummen, dass man keine höhere Schulbildung machen soll.
Es soll nur zeigen, dass die Offenbarung Gottes nicht von intellektuellen Fähigkeiten abhängt. Gott kann sich einem Menschen offenbaren, der weltlich gesehen dumm ist, genauso wie einem, der Nobelpreis verdächtig ist.
Wir lesen, dass nur der Sohn den Vater erkennen kann und wer der Vater ist, weiß nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will. Das ist ein Geheimnis, das wir heute haben, wenn wir mit Menschen sprechen.
Ihr könnt Menschen mit Engels- und Menschenzungen erklären, wie es mit dem Glauben aussieht. Wenn Gott nicht durch eure Worte den Menschen anspricht, geht es an ihnen vorbei, auch bei klugen Menschen.
Das, was die Bibel offenbart, spricht nicht nur den Verstand an, sondern das Herz, den Willen, den Kern der Persönlichkeit. Wir sind auf Gott und Jesus angewiesen, sonst können wir keinen Zugang zu Gott bekommen. Es ist nicht nur eine Frage von Logik und Verstand.
Dann wendet er sich an die Jünger und sagt: „Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht!“ Wir können sagen: Ich möchte nichts mit Mose tauschen, trotz all seiner Erlebnisse mit Gott, und auch nicht mit Jesaja.
Zwar hatten sie besondere Erlebnisse mit Gott, aber das, was wir durch die vier Evangelien, die Briefe des Neuen Testaments und die Apostelgeschichte wissen, ist viel mehr. Das ist die Erfüllung der Prophetie, die Gott gegeben hat.
Darüber können wir Gott dankbar sein. Hier wird das Wirken Jesu in die richtigen Prioritäten gesetzt: Zuerst einmal dankbar sein, dass euer Name im Himmel steht und dass ihr von Jesus Christus wisst.
Das ist viel mehr als irgendwelche Wunder, die man erlebt. Diese sind zwar gut, aber zweitrangig. Das versucht Jesus seinen Jüngern weiterzugeben.
Wir haben hoffentlich einige Dinge gesehen: Auch heute ist die Zeit dringend. Jesus wird bald wiederkommen. Ich werde kein Datum nennen, ich bin ja kein Zeuge Jehovas oder so, aber ich denke, Jesus wird bald wiederkommen. Er hat es verheißen, und immer mehr Zeichen deuten darauf hin.
Deshalb lasst uns die Zeit nutzen, die wir hier auf der Erde haben, um Jesu Auftrag auszuführen: zu Menschen zu gehen und sie zur Umkehr zu rufen. Lasst uns nicht zu sehr von Dingen belasten, die uns davon abhalten.
Lasst uns auch nicht zu wählerisch sein bei dem, wie wir leben und was wir haben und bekommen, sondern uns mit dem begnügen, was Gott uns gibt. Und ich möchte uns ermutigen, das anzunehmen, was Gott uns gibt.
Lasst uns auch nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten, mit überflüssiger Freundlichkeit, wie hier erwähnt, oder damit, Leuten das Evangelium aufzudrängen, die es nicht hören wollen. Geht zu denen, die Gott vorbereitet hat.
Und dann schaut darauf, dass, wenn Gott Wundertaten wirkt, das schön ist. Wenn er keine Wundertaten wirkt, ist das Wichtigste die Befreiung von Sünde im Leben der Menschen.
Schlussgebet
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal mit euch beten. Herr Jesus Christus, vielen Dank, dass wir in den zwölf Jüngern und auch in den siebzig Jüngern ein Vorbild haben. Vielen Dank, dass du uns heute gebrauchen willst. Du, der weit ohne uns auskäme, der einfach mit Stimmen vom Himmel reden könnte oder durch Träume, Visionen oder sonst irgendetwas, willst uns gebrauchen. Du hältst uns als Boten hier auf der Erde für würdig.
Wir möchten dich bitten, dass wir erkennen, wo unser Auftrag ist – der Auftrag von jedem von uns. Wo wir die Möglichkeit haben, andere Menschen, die du vorbereitet hast, zu erreichen. Wie die Ernte, die du vorbereitet hast und die bereit ist, möchten wir ihnen etwas von dem weitergeben, was wir erkannt haben, damit sie zum Glauben finden.
Wir möchten dich bitten, dass noch zahlreiche Menschen Vergebung der Sünden erfahren, bevor du wiederkommst. Wir möchten dich bitten, dass die Menschen auch deine Vollmacht, deine Größe und deine Herrlichkeit erkennen. Dass du dich ihnen offenbarst – durch unsere Worte und auch direkt.
Wir möchten dich bitten, dass dein Reich Gottes bald anbricht, auch hier auf Erden. Dass du bald kommst und die Menschen befreist von Unterdrückung, von Leid und Krankheit, von Geschrei und von Perspektivlosigkeit.
Vielen Dank, dass du uns das verheißen hast und dass du auch bei uns sein willst. Gib uns in der kommenden Nacht Ruhe und Stärke für alle Herausforderungen des morgigen Tages. Amen.