Lass uns noch einmal beten.
Gebet zur Begegnung mit dem heiligen Gott
Heiliger Gott, du bist ein verzehrendes Feuer – so haben wir es gerade gelesen. Heilig, heilig, heilig bist du!
Als Mose deine Herrlichkeit sehen wollte, hast du gesagt: Du kannst mein Angesicht nicht sehen, denn in dem Moment, in dem du mich siehst, musst du sterben.
Herr, lass uns heute Morgen neu darüber staunen, dass du, heiliger Gott, uns menschennahe sein willst. Dass du dich uns in Jesus Christus gezeigt hast und uns zu einem Leben mit dir in Ewigkeit berufen willst. Dass du uns rufst und tief in unserem Herzen ansprichst.
Herr, wir wollen dich darum bitten, dass dein Wort uns heute trifft und verändert, dass es unsere müden Herzen anrührt und dass wir dir näherkommen.
Danke, dass du hier bist und zu uns redest. Amen!
Die Versuchung des Verstellens im Alltag
Ein Mann parkte sein Auto vor einem Supermarkt. Als er zurückkam, sah er, dass die komplette Front des Wagens zerstört war. Offenbar war ein anderes Auto voll dagegen gerast. Der Mann war entsetzt, denn vom Unfallverursacher war keine Spur zu sehen. Nur das kaputte Auto stand da.
Er schaute sich um und betrachtete den Wagen etwas genauer. Zu seiner großen Freude entdeckte er ein kleines Zettelchen hinter der Windschutzscheibe. Er nahm es, las es und dort stand:
„Während ich diesen Zettel für Sie schreibe, beobachten mich mindestens sechzehn Leute. Sie glauben, ich gebe Ihnen meinen Namen und meine Adresse? Das mache ich natürlich nicht. Ganz schön dreiste Nummer, oder?“
Ich hoffe, keiner von uns käme auf solche bösen Gedanken. Aber so völlig aus einer anderen Welt ist die Geschichte dann doch nicht. Vielleicht kennst du die Versuchung, etwas vorzutäuschen, was nicht ist. Dich besser darzustellen, als du bist, um für einen Fehler nicht gerade stehen zu müssen, um unangenehmen Gesprächen aus dem Weg zu gehen oder um den guten Ruf nicht zu verlieren.
Ich kenne das leider gut. Und ich würde mir wirklich wünschen, dass ich es nicht kennen würde. Dass ich mit einem ehrlichen Herzen durch diese Welt gehe und dass das, was ich nach außen darstelle, auch das ist, was in meinem Herzen ist.
Das mit dem Maskentragen begann schon kurz nach meiner Bekehrung. Ich war sehr engagiert in der Studentenmission. Ich hielt Andachten und erzählte den Menschen von Christus. Aber da war auch das andere Leben: die Partys und die Alkoholräusche, manchmal so heftig, dass ich mich heute frage, wie ich das überlebt habe.
Ich konnte das vor meinen christlichen Freunden gut verbergen. Es war ganz lustig: Ich habe vor kurzem mit meiner Frau Ruth gesprochen, und sie hat damals nicht einmal gemerkt, dass ich in dieser Zeit geraucht habe. Ich habe alles gut versteckt.
Doch wenn ich dann am Sonntag im Gottesdienst saß, unter Gottes Wort kam und diesen heiligen Gott sah, da sind oft bittere Tränen geflossen. Ich merkte, dass das, was ich lebte, und das, was ich glaubte, zwei ganz unterschiedliche Welten waren. Das passte nicht zusammen.
Gott hat mich aus diesem Doppelleben befreit. Und doch kenne ich bis heute das Maskentragen – etwas anderes darstellen zu wollen, als ich wirklich bin. Vielleicht kennt das der ein oder andere von euch auch: Mehr Schein als Sein.
Wenn du das kennst, dann ist die Predigtserie, die wir jetzt starten, genau für dich. Denn wir wollen neu entdecken, wie die verändernde Kraft des Evangeliums wirkt.
Die Herausforderung der Glaubenspraxis und die Kraft des Evangeliums
Wir wollen uns erneut mit dieser Frage beschäftigen: Wie gehen wir damit um, wenn das, was wir leben, so weit auseinanderklafft mit dem, was wir glauben? Wie wollen wir damit umgehen, und welche Antworten gibt Gott uns darauf?
Wir wollen betrachten, wie Gottes Wort uns tiefgehende und gute Antworten gibt. Es schenkt uns eine verändernde Kraft, die uns zu einem neuen Leben ausrüstet. Es wird hoffentlich eine wunderbare Serie, in der wir alle im Glauben richtig weiterkommen.
Heute starten wir mit einem Text aus dem Propheten Jesaja. Dieser Text wurde hier, seit ich da bin, schon dreimal gepredigt. Er ist aber so wunderbar, weil er uns an den Anfang führt und uns unsere Situation vor Augen stellt – wie wir vor Gott stehen.
Der Text wurde in einer Situation gesprochen, in der das Maskentragen Hochkonjunktur hatte. Damals im Volk Israel waren die Leute äußerlich fromm. Sie opferten Widder, Böcke, Mastkälber und vieles mehr. Sie brachten die Opfer nach Jerusalem oder kauften sie dort und brachten sie Gott dar. Dort wurden die Opfer verbrannt – ganz fromm nach außen.
Sie spendeten, hielten die gesetzlichen Feiertage ein. Wären wir für ein paar Stunden dabei gewesen, hätten wir am Ende gedacht: „Mensch, das ist ein frommes Volk. Die sind gut mit Gott unterwegs, richtig am Start.“
Doch gleich zu Beginn dieses Prophetenbuches hören wir Gottes Stimme selbst. Dieser Gott sagt durch Jesaja zu seinem Volk: „Ich habe Kinder großgezogen und hochgebracht, und sie sind von mir abgefallen, sich von mir abgewandt.“
Äußerlich war der Gottesdienst fromm, doch im Herzen war es ganz anders. Über die politischen Eliten sagt Gott, sie seien korrupt und ungerecht. Er nennt sie unter anderem Abtrünnige und Diebesgesellen. Sie nehmen gern Geschenke an und trachten nach Gaben. Den Weisen schaffen sie nicht Recht, und die Witwensache kommt nicht vor.
Auch die Geistlichen, die Diener Gottes, waren gefangen im Exzess. Gott sagt über sie: Priester und Propheten sind toll von starkem Getränk, voll vom Wein, verwirrt. Sie taumeln vom starken Getränk, sind toll beim Weissagen und wanken beim Rechtsprechen. Ein vernichtendes Urteil über die Diener Gottes.
Das Volk war tief von okkulten Praktiken durchsetzt. Man ging zum Wahrsager und suchte sich irgendwo das, was man brauchte. Dieses Volk wurde nicht vom lebendigen Gott regiert.
Der Mittelpunkt stand ganz auf dem Menschen mit seiner Gier, seiner Lust und aller Eitelkeit. Der Mensch war das Maß aller Dinge. Die Verblendung war so groß, dass Gott für die meisten dieser Leute – verzeiht mir diesen drastischen Ausdruck – ein nützlicher Idiot war. Einer, den man für seine Sache einspannt, vor seinen eigenen Karren spannt, dort, wo man sich Vorteile versprach.
Die Priester benutzten Gott, um Wohlstand zu bekommen. Die Großen, um ihre Macht zu zementieren. Der einzelne Israelit rief Gott an, wenn er Hilfe brauchte. Kam die Hilfe nicht von Gott, suchte man sie eben woanders.
Äußerlich war es Gottes Volk, doch im Herzen waren sie meilenweit von ihm weg. Eine große Tragik.
Die Vision der Majestät Gottes und ihre Bedeutung
Aber mitten in dieser gottlosen und verwirrten Zeit schenkt Gott dem Propheten Jesaja eine gewaltige Vision. Der Herr selbst zeigt ihm, wer er ist und was dieses Volk so völlig vergessen hatte. Er offenbarte Jesaja auf atemberaubende Weise seine unbeschreibliche Majestät und Herrlichkeit.
Wir dürfen gemeinsam mit dem Propheten staunen und sehen, wie diese Herrlichkeit aussieht. Wir lesen in Jesaja 6, Verse 1 bis 5. Die Neue Genfer Übersetzung ist immer wieder sehr gut, doch jetzt lesen wir aus der Lutherübersetzung, Seite 674 im vorderen Teil:
Jesaja 6: „In dem Jahr, als der König Usia starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron. Und sein Saum füllte den Tempel. Seraphim standen über ihm, ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum anderen und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward voll Rauch. Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.“
Eine gewaltige Szene, wie aus einem Hollywood-Film oder Fantasy-Roman. Aber das ist echt, es ist wirklich passiert und sogar genau datiert. Jesaja sagt, im Jahr, als der König Usia starb, etwa siebenhundert Jahre vor Christus, da hat er das gesehen, er durfte Gottes Herrlichkeit schauen.
Hier erkennen wir, wie Gott wirklich ist: kein nützlicher Idiot, der sich von irgendjemandem vor seinen Karren spannen lässt. Nein, er ist der Allmächtige, der Anbetungswürdige, der Allgegenwärtige, Gott und Herr dieser Welt. Gott allein ist allmächtig. Er sitzt auf dem Thron – nicht auf irgendeinem Thron unter vielen auf Augenhöhe mit den Herrschern dieser Welt. Nein, wir lesen bei Jesaja, er sitzt auf einem hohen, auf einem erhabenen Thron, er thront über dieser Welt.
Er ist der König der Könige, der Herr aller Herren. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind ist sein Untertan. Gott ist die oberste Instanz, vor der sich jeder verantworten muss. Das musste auch der König Usia erfahren, von dem wir hier lesen, dass er gestorben ist. Er war einer, der am Anfang ganz gut mit Gott unterwegs war. Gott hat ihm viel geschenkt: Macht, eine große Armee – über 300 Soldaten hatte dieser Usia – und er machte tolle Bauprojekte in Israel. Ein reich gesegneter Mann.
Doch im Alter fiel dieser Mann von Gott ab. Er ging in den Tempel und tat eine Arbeit, die er nicht tun sollte. Er opferte Gott das, was die Priester hätten tun sollen. Gott bestrafte ihn dafür, setzte ihn ab und schickte ihm eine Krankheit. Damit war das Ende der Königsherrschaft dieses Usias besiegelt. Gott ist der Herr, er lässt sich nicht spotten, er thront über dieser Welt.
Doch auch die besten Herrscher sind nur für eine gewisse Zeit eingesetzt. Wir wissen das von David, einem Mann nach Gottes Herzen, einem König, so wie ihn Gott sich vorgestellt hat. Aber auch er war nur für eine gewisse Zeit über eine bestimmte Anzahl von Menschen gesetzt. Auch er starb irgendwann und wurde von Gott abberufen.
Wie anders ist der Gott dieser Welt! Er regiert von Beginn der Zeit bis in alle Ewigkeit. Caesar hat seinen Lorbeerkranz längst abgegeben, doch Gott regiert, er sitzt auf dem Thron. Napoleon, Stalin und sogar der gute Obama – alle mussten sie ihre Macht abgeben. Gottes Macht bleibt.
Glaubst du, dass Gott im Regiment sitzt, wie es in einem Kirchenlied heißt? Glaubst du, dass er alles fest im Griff hat, dass er selbst Herr ist über die schlimmsten Diktatoren dieser Welt und dass selbst sie keine freie Hand haben? Gott ist der Herr!
Dieser mächtige König ist der Herr dieser Welt. Und dieser Herr ist allein anbetungswürdig. Auch das sehen wir in dieser großen Vision, die Jesaja hat, rund um den Thron. Seraphim, das sind Engel, die Gott zujubeln und ihn anbeten. Sie zeigen uns, wie man diesem Herrn der Welt angemessen begegnet.
Sie suchen seine Nähe, halten sich bereit, ihm zu dienen, ihn zu loben und zu preisen. Mit ihrem ganzen Sein beten sie Gott an. Sie zeigen uns, was wir so leicht aus dem Blick verlieren: Er allein ist anbetungswürdig, Gott allein.
Sie können in Gottes Gegenwart leben. Sie sind Geschöpfe Gottes, aber nicht gefallen durch die Sünde wie wir. Sie ertragen seine Gegenwart und können dort existieren. Doch sie lümmeln nicht auf irgendeiner Couch im Himmel herum – wie absurd wäre das!
Sie machen nicht ihre eigenen Lebenspläne, sondern sind treu zu Diensten. Sie stehen bei Gottes Thron und warten auf seine Aufträge. Sie beten ihn an und bedecken ihr Gesicht, weil auch sie seine Herrlichkeit so blendet. Er ist so wunderschön, der Glanz ist auch für sie so überwältigend, dass sie ihr Antlitz bedecken müssen, wie es heißt.
Und sie singen Gott dieses wundervolle Lied: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Herrscharen! Diese Engel besingen Gottes Allmacht und rühmen seine Größe und Stärke – jedes „heilig“ unterstreicht eine große Tatsache: Niemand und nichts im gesamten Universum kommt diesem Gott gleich.
Wir können das so leicht übersehen, selbst wenn wir an ihn glauben. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich viel zu klein von Gott denke, viel zu klein und zu menschlich.
Der Theologe Jim Packer hat dazu einmal geschrieben: Heute wird sehr stark betont, dass Gott ein persönlicher Gott ist. Aber diese Wahrheit wird so vermittelt, als sei Gott ein Wesen wie du und ich – schwach, unzulänglich, wirkungslos, ja fast mitleiderregend. Aber das ist nicht der Gott der Bibel.
Unser persönliches Leben ist in jeder Beziehung begrenzt – sowohl räumlich und zeitlich als auch in Bezug auf unser Wissen und unsere Fähigkeiten. Für Gott gibt es dagegen keine Beschränkung. Er ist ewig, unendlich, allmächtig. Er hält uns in seiner Hand, nicht wir ihn. Wir sind ja nicht einmal fähig, uns selbst zu halten.
Sicher ist Gott eine Persönlichkeit, wie auch wir, aber er ist ungleich größer als wir. Bei aller Betonung, die die Bibel darauf legt, dass Gott ein persönlicher Gott ist, der sich um sein Volk sorgt und ihnen mit Sanftmut, Freundlichkeit, Sympathie, Geduld und großem Mitgefühl begegnet, versäumt sie es dennoch nie, uns deutlich zu machen, dass er ebenso ein Gott ist, dessen Majestät und Herrschaft sich über seine gesamte Schöpfung erstreckt, so schreibt Packer.
Und genau diese atemberaubende, majestätische Herrlichkeit Gottes beten die Seraphim an. In der Offenbarung lesen wir, dass das auch das Lied ist, das wir in Ewigkeit singen, das die Engel singen und zu dem wir mit einstimmen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr.
Glaubst du, dass Gott allein anbetungswürdig ist? Er ist der Herr der Welt. Und das Lied geht noch weiter: Sie singen „Alle Lande sind seiner Ehre voll“. Er ist allgegenwärtig – nicht in dem Sinn, dass er irgendwo in einem Stein oder in einem Baum ist, den wir anbeten. Nein, er ist der Schöpfer aller Dinge, er hat alles gemacht.
Wir sehen seine Größe, wenn wir uns nur diese Welt anschauen: die großen Berge, wenn du auf Wanderung gehst und davorstehst und denkst, wie soll ich da jemals hochkommen? Die großen Berge, die er gemacht hat, das tiefste Meer, die phantastische Pflanzenvielfalt, die Tierarten, die wir kaum zählen können.
So verschwenderisch ist dieser Gott: die Einzigartigkeit von jedem von uns, jeder anders, jeder Mensch einzigartig. Ein Gott, der Beziehungen erfunden hat, gute Gespräche, der die Arbeit erfunden hat, Freizeit, sogar den Schlaf, der immer wieder so gut tut.
Alle Lande sind seiner Ehre voll, Gott ist gegenwärtig. Ich habe es schon mehrfach erlebt, wie selbst Menschen, die nicht an diesen Gott glauben, wenn sie in der Natur sind, sagen müssen: „Da will ich anbeten.“ Ein atheistischer Freund sagte zu mir: „Wenn ich in der Natur bin, da will ich anbeten.“ Und ich dachte mir: Was ist denn das für ein Vokabular? So reden wir Christen in der Kirche, aber du?
Er merkt, er muss sich vor irgendetwas niederfallen, wenn er diese Größe der Natur sieht. Die Tragik ist, dass er vor der Natur niederfällt und nicht vor dem, der sie gemacht hat.
Aber Gottes Herrlichkeit beschränkt sich nicht auf seine Schöpfung und das, was er uns geschenkt hat. Er hat das Ganze nicht einfach irgendwann mal angestoßen und lässt es dann laufen, während er sich aus der Ferne zuschaut. Nein, er ist mitten dabei, er ist ganz gegenwärtig. Er ist jetzt hier, er sieht uns.
Er sieht jeden von uns, er kennt uns besser, als wir uns selbst kennen, so sagt uns das die Bibel an so vielen Stellen. Er weiß, was wir wirklich brauchen und was uns auch gut tut. Er sieht auch unsere Masken, er sieht, wie wir uns und andere täuschen.
Vor diesem Gott können wir nicht fliehen, so gerne wir das manchmal wollen. Seine Gegenwart in unserem Leben ist unbegrenzt. Alle Lande sind seiner Ehre voll.
Glaubst du, dass Gott allgegenwärtig ist, dass er hier ist, dass er dich jetzt sieht, dein Herz kennt, deine tiefsten Motive? Dieser allgegenwärtige Gott ist der Herr dieser Welt.
Die Erkenntnis der eigenen Unwürdigkeit vor Gott
Der Tempel erbebte, und er wurde erfüllt, voll von Rauch. Jesaja spürte an diesem Tag die unfassbare Präsenz Gottes. Für ihn war es unbeschreiblich schrecklich, kaum auszuhalten.
Wir lesen seinen Schmerzensschrei, der einem durch Mark und Bein geht: „Weh mir, ich vergehe!“ Todesangst, blankes Entsetzen. Warum war diese Begegnung so schlimm für Jesaja? Er erkannte dort vor Gottes Thron, wer Gott ist: der Allmächtige, Anbetungswürdige, Allgegenwärtige. Gleichzeitig erkannte Jesaja, wer er selbst war: klein, unrein und nicht würdig, in der Gegenwart dieses Gottes zu sein – absolut unwürdig.
Viele hatten angebetet, doch Jesaja erkannte, dass er nicht mit einstimmen konnte in dieses Lied. Der Prophet beschreibt hier das markanteste Symptom unserer Unwürdigkeit. Er sagt: „Ich habe unreine Lippen und wohne unter einem Volk unreiner Lippen.“ In Gottes Gegenwart wurde ihm bewusst, wie schlimm es um ihn stand.
Da hörte er die Engel mit ihren reinen Lippen Gott loben: „Heilig ist der Herr Zebaoth.“ Jesaja merkte, dass er da nicht mitsingen konnte. Die Lippen sind unser mächtigstes Werkzeug, um gegen Gottes Gebote zu verstoßen. Jesaja begriff so schmerzlich, wie das, was er sagte, immer wieder überhaupt nicht Gottes Willen entsprach. Seine Sprache verriet ihn, seine Worte zeigten, was in seinem Herzen war.
In Gottes Gegenwart wurde er seiner eigenen Sünde überführt. Er erkannte wie nie zuvor, in welchem Zustand sein Herz war und in welchem Zustand sein ganzes Volk war. Äußerlich wurde Gottesdienst gefeiert, doch ihre Sprache verriet sie alle.
Usia, der König, ging in diesen Tempel hinein. Die Priester sagten ihm: „Geh wieder raus, du gehörst hier nicht her!“ Josia schimpfte auf die Priester: „Was bildet ihr euch ein?“ Damit machte er sich furchtbar schuldig mit seinen Worten. Die Priester lästerten im Alkoholrausch Gott. Das einfache Volk beschwerte sich vielleicht, wenn Gott ihr Gebet nicht hören konnte oder wollte, und ging dann eben zum Wahrsager.
Auch unsere Sprache verrät uns. Sie zeigt, wer eigentlich in unserem Leben regiert, wer tief in unserem Herzen das Sagen hat. Wie oft ist es nicht Gott, sondern wir selbst. Meine Frau verletzt mich, und ich reagiere gekränkt und suche die nächste Möglichkeit, sie heimzuzahlen. Oder ein Bruder verhält sich in der Gemeinde nicht so, wie ich es mir vorstelle, und statt mit ihm zu reden, fange ich an, hinter seinem Rücken zu lästern. Jemand braucht meine Hilfe, und ich sage: „Ich habe Besseres zu tun, keine Zeit.“
Das sind keine kleinen Dinge. Jesus sagt: „Liebt euren Nächsten, ja, liebt sogar eure Feinde.“ Doch oft leben wir nach dem Motto: „Wie du mir, so ich dir.“ Unsere Sprache verrät uns, wie dringend wir die Erkenntnis Jesajas brauchen: „Ich habe unreine Lippen und wohne unter einem Volk unreiner Lippen.“ In Gottes Licht gibt es für mich nichts zu beschönigen. Da erkenne ich mein eigenes böses Herz und wie weit weg ich immer wieder von Gott bin. Da kann ich nicht mehr mit dem Finger auf andere zeigen.
Genau das ist der Punkt, an den uns Gott immer wieder führen will. Er will, dass wir vor seiner Heiligkeit erzittern. Er will, dass wir erkennen, wie klein und unwürdig wir sind. Aber nicht, damit wir verzweifeln oder daran irre werden. Nein, er will es, um uns ganz tief zu verändern.
Er schenkt uns diese Erkenntnis, damit etwas ganz anders wird in unserem Herzen. Ja, in seiner großen Gnade und Barmherzigkeit schenkt uns dieser Gott selbst Veränderung. Das ist das Evangelium, die unfassbar gute Nachricht, dass dieser Gott sich unserer Situation annimmt. Dass das nicht der Endpunkt ist, wie Jesaja da so vor Gott steht und sagt: „Weh mir, ich vergehe.“
Jesus Christus, unser Herr und Heiland, hat den Grundstein gelegt für unsere Lebensveränderung. Ohne ihn wären „Weh mir, ich vergehe“ unsere letzten Worte vor Gott gewesen. Aber mit ihm sieht unsere Situation ganz anders aus. Christus ist in seiner großen Liebe für uns eingetreten vor diesem Gott. Er ist gekommen und hat ein Leben geführt, von dem wir nur träumen können – ein Leben ganz in der Gegenwart und Präsenz Gottes, mit reinen Lippen.
Es begeistert mich immer wieder, wie Jesus am Kreuz hängt. Wo wir alle fluchen und schimpfen würden auf die Leute, die uns da hingebracht haben, weil wir unschuldig am Kreuz hängen, sagt Jesus in seiner großen Liebe: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Das sind reine Lippen.
Dieser Jesus tritt für uns beim Vater ein. Er ist gestorben und auferstanden, damit jeder von uns in Gottes Gegenwart nicht vergehen muss, sondern das ewige Leben hat. Jeder, der an Christus glaubt, hat den Startpunkt. So kommen wir zu Gott, so bekommen wir Frieden mit ihm. Aber das ist nicht der Endpunkt.
Es ist die Tür zu einem neuen Leben und zu einem Leben der Veränderung. Und das ist oft aus dem Blick verloren. Da geht es erst los. Je tiefer ich nämlich in meinem Herzen begreife, wie heilig dieser Gott ist, an den ich glaube, desto weniger werde ich diesem Gott und anderen Menschen etwas vorspielen oder darstellen wollen, was ich gar nicht bin.
Was bringen mir denn meine frommen Masken, wenn Gott mich doch so tief kennt und dahinter sieht? Was bringt es mir, irgendjemandem etwas vorzuspielen über meinen geistlichen Zustand? Nichts. Mir hat diese Feststellung immer wieder geholfen, ehrlich zu werden.
Eine kleine Geschichte: Kurz nachdem ich hierher kam in die Gemeinde, haben meine Frau Ruth und ich uns mit Leuten aus der Gemeinde verabredet. Auf dem Weg dorthin haben wir uns mitten auf der Straße fürchterlich gestritten. Es war ein Streit, wie ich ihn in meinem Leben noch nicht hatte. Ist das peinlich! Du bist auf dem Weg zu jemand aus der Gemeinde, was sollen die denn denken? Der angehende Pastor hat seine Ehe nicht im Griff.
Und da ging es los im Kopf: Was erzähle ich denen jetzt? Was kann ich vorschieben? Welche Ausreden kann ich bringen? Andere Termine dazwischen gekommen? Gehen wir einfach hin und spielen etwas vor? Dann habe ich die sanfte Stimme des Heiligen Geistes gehört, der sagt: „Sag die Wahrheit, sag, wie es aussieht, sag einfach, wie es ist.“ Ich rief den Kollegen an, sagte, wie es ist, und er freute sich sogar noch. „Man sagt, das kenne ich auch, das kenne ich auch.“
Ich sage das nicht zu meiner Ehre, sondern zu Gottes Ehre. Denn da, wo wir erkennen, dass Gott an uns wirkt und dass Gott hinschaut, da müssen wir keine Ausreden mehr erfinden. Da müssen wir uns nicht besser machen, als wir sind. Wir dürfen ehrlich werden. Gott hat riesengroße Freude daran, wenn wir ehrlich werden. Und es nimmt uns diesen frommen Druck, besserer Christ zu sein, als wir sind. Es nimmt uns die Masken.
Aber das ist nicht das Einzige, was das Evangelium tut. Es wäre ein bisschen wenig, nur ehrlich miteinander zu sein. Es wäre schon viel, aber es wäre zu wenig. Das Evangelium verändert uns auch so, dass wir, je mehr wir uns unserer Schuld bewusst werden, die wir vor Gott haben – und die sehen wir, wenn wir ans Kreuz schauen und erkennen, dass eigentlich wir dort hängen müssten –, je schlimmer unsere Schuld ist, desto mehr erkennen wir Gottes Heiligkeit.
Je mehr wir Gottes Heiligkeit und unsere Schuld erkennen, desto mehr wollen wir daran gar nicht mehr festhalten: an all den Dingen, die uns von Gott wegziehen, an unserer Faulheit, unserer Eitelkeit und all dem, was uns sonst noch im Weg steht. Wir wollen es gar nicht mehr behalten. Wir sagen zu Gott: „Nimm du es, reinige du mich, ich will es nicht mehr behalten. Reinige du unser Herz, schenk du uns einen neuen Geist.“
Das ist nicht nur der Ruf, den wir am Anfang unseres Glaubenslebens schreien. Das ist der Ruf, der immer wieder erschallt: „Herr, reinige mich neu, schenk mir einen neuen, beständigen Geist, der in dir ruht.“ Das sollten wir rufen, wenn Gott uns unsere Schuld vor Augen führt. Seid ihr ganz sicher? Gott wird antworten.
Er hat Freude daran, wenn seine Kinder umkehren, zu ihm zurückkommen und ihm die Schuld hinlegen. Sie sagen: „Ich will es nicht mehr behalten, du bist mein Herr.“ Wir werden es auf dieser Erde nicht erleben, dass wir perfekt leben. Edith, wir haben neulich darüber gesprochen im 55-plus-Kreis: Wir werden das nicht erleben, nicht einmal ansatzweise.
Das Gegenteil ist wahr: Je länger wir mit diesem heiligen Gott unterwegs sind, desto mehr wird uns bewusst, wie schuldig wir sind und wie fern wir mit unseren Menschenherzen von ihm sind. Das soll so sein. Wir sollen das immer mehr spüren.
Das ist gut, wenn wir das spüren und merken, dass wir vor Gott aus uns selbst nicht bestehen können. Es kann und soll uns auch immer wieder traurig und betroffen machen. Wer kennt das nicht? „Jetzt bin ich schon so lange mit Jesus unterwegs und tue immer noch dies und sage immer noch das.“ Da dürfen wir auch immer wieder darüber weinen, dass wir nicht weiter sind.
Das ist gut so, das soll so sein. Aber da sollen wir nicht stehenbleiben. Denn so eine Erfahrung macht uns Christus groß, immer größer. Und das ist deshalb auch ein Riesenglück. Unsere Liebe zu ihm wächst, wenn wir begreifen, wie verloren wir ohne Christus wären.
Sein Kreuz wird uns größer und größer, so sehr hat er uns geliebt, dass er sein Leben ließ, damit wir Leben haben. Wir haben einen wunderbaren Retter, der vor dem heiligen Gott für uns eintritt. Seine Liebe nimmt mir alle Angst, einmal Gottes Zorn selbst tragen zu müssen.
Deshalb gibt sie mir auch Mut, Veränderung anzupacken. Denn ich darf fallen, ich darf Fehler machen. Für Gott ist unser Scheitern kein Problem, seit Christus die Schuld am Kreuz getragen hat. Gott kann mit unserem Scheitern umgehen.
Wagen wir es, die Veränderung anzugehen. Trauen wir uns, unser Leben anders zu leben – zu seiner Ehre. Das sollten wir besonders in den Hauskreisen und Gruppen in dieser Gemeinde in den nächsten Wochen neu in den Blick nehmen.
Gerade in den Hauskreisen oder auch in der Ehe, in engeren Beziehungen, kann jetzt eine gute Zeit sein, neu unsere Beziehung zu Gott zu betrachten. Wir können uns fragen: Wo stehen wir ganz ehrlich? Offen sagen: So sieht es aus. Vielleicht hat jemand seit Jahren die Bibel nicht mehr gelesen. Das kann sein. Vielleicht ist unser Gebetsleben sehr schwach.
Lasst uns ehrlich werden und darüber sprechen. Lasst uns das Gott hinhalten und ihn darum bitten, diesen heiligen Gott, dass er uns neu belebt durch die Kraft seines Evangeliums, dass er uns neu macht. Er kann damit umgehen. Wir müssen ehrlich werden vor ihm und ihm das hinlegen.
Und dann lasst uns das nicht als reine Pflichtübung sehen. Wir müssen Gott nicht durch unsere Leistungen zufriedenstellen. Lasst uns erkennen, dass das Leben, das er für uns hat, das Leben ist, das sich wirklich lohnt. Es gibt kein besseres Leben als ein Leben nach Gottes Willen. Das ist die große Wahrheit.
Es gibt kein besseres Leben. Du tust es nicht, um Gott zufriedenzustellen, sondern um in deine Bestimmung zu finden, in den Plan deines Schöpfers. Deshalb willst du Lebensveränderung. Du willst das Leben finden, das sich wirklich lohnt – ein Leben voller Freude, Hoffnung und großer Gottesliebe.
Amen. Lass uns diesen Gott anbeten mit dem Lied, das die Seraphim singen: „Heilig, heilig, heilig!“
Die fortwährende Wirkung des Evangeliums auf unser Leben
Aber das ist nicht das Einzige, was das Evangelium bewirkt. Es wäre zu wenig, nur ehrlich miteinander zu sein. Das wäre zwar schon viel, aber dennoch nicht ausreichend.
Das Evangelium verändert uns auch so, dass wir, je mehr wir uns unserer Schuld vor Gott bewusst werden – und diese Schuld sehen wir, wenn wir ans Kreuz schauen und erkennen, dass eigentlich wir dort hängen müssten, so schlimm ist es um unsere Schuld bestellt – desto mehr erkennen wir Gottes Heiligkeit und unsere eigene Schuld.
Je mehr uns das bewusst wird, desto weniger wollen wir an all den Dingen festhalten, die uns von Gott wegziehen: an unserer Faulheit, unserer Eitelkeit und all dem, was uns sonst noch im Weg steht. Wir wollen es gar nicht mehr behalten. Stattdessen sagen wir zu Gott: Nimm du es, reinige du mich, ich will es nicht mehr behalten. Reinige unsere Herzen und schenke uns einen neuen Geist.
Dieser Ruf ist nicht nur am Anfang unseres Glaubenslebens wichtig, sondern er sollte immer wieder laut werden: Herr, reinige mich neu, schenke mir einen neuen, beständigen Geist, der in dir ruht. Diesen Ruf sollten wir ausstoßen, wenn Gott uns unsere Schuld vor Augen führt. Seid ihr euch ganz sicher, dass Gott antwortet? Er hat Freude daran, wenn seine Kinder umkehren, wieder zu ihm kommen und ihm ihre Schuld hinlegen, indem sie sagen: Ich will es nicht mehr behalten, du bist mein Herr.
Wir werden auf dieser Erde nicht erleben, dass wir perfekt leben. Neulich haben wir im 55-plus-Kreis darüber gesprochen: Wir werden es nicht einmal ansatzweise erleben. Das Gegenteil ist wahr. Je länger wir mit diesem heiligen Gott unterwegs sind, desto mehr wird uns bewusst, wie schuldig wir sind und wie fern wir mit unseren Menschenherzen von ihm sind. Das soll so sein. Wir sollen das immer mehr spüren.
Es ist gut, wenn wir das spüren und merken, dass wir aus uns selbst vor Gott nicht bestehen können. Es kann und soll uns auch immer wieder traurig und betroffen machen. Wer kennt das nicht: Jetzt bin ich schon so lange mit Jesus unterwegs und tue immer noch dies und sage immer noch das. Darüber dürfen wir auch immer wieder weinen, weil wir nicht weiter sind. Das ist gut so, das soll so sein.
Aber wir sollen nicht stehenbleiben. Diese Erfahrung macht Christus immer größer in unserem Leben – immer größer. Das ist deshalb auch ein großes Glück. Unsere Liebe zu ihm wächst, wenn wir begreifen, wie verloren wir ohne Christus wären. Sein Kreuz wird uns immer größer, denn so sehr hat er uns geliebt, dass er sein Leben hingibt, damit wir Leben haben.
Wir haben einen wunderbaren Retter, der vor dem heiligen Gott für uns eintritt. Seine Liebe nimmt mir alle Angst, eines Tages Gottes Zorn selbst tragen zu müssen. Deshalb gibt sie mir auch Mut, Veränderung anzupacken. Denn ich darf fallen, ich darf Fehler machen. Für Gott ist unser Scheitern kein Problem, seit Christus die Schuld am Kreuz getragen hat. Gott kann mit unserem Scheitern umgehen.
Einladung zur ehrlichen Gemeinschaft und Lebensveränderung
Wagen wir es, die Veränderung anzugehen und trauen wir uns, unser Leben anders zu leben – zu seiner Ehre.
Lasst uns das besonders in den Hauskreisen und in den Gruppen, in denen wir in dieser Gemeinde unterwegs sind, in den nächsten Wochen neu in den Blick nehmen. Gerade in den Hauskreisen oder auch in der Ehe, in engeren Beziehungen kann jetzt eine gute Zeit sein, unsere Beziehung zu Gott neu zu betrachten.
Fragen wir uns ehrlich und offen: Wo stehen wir? Sagen wir es so, wie es ist. Vielleicht hat jemand seit Jahren die Bibel nicht mehr gelesen – das kann sein. Vielleicht ist unser Gebetsleben sehr schwach. Lasst uns ehrlich werden und darüber sprechen.
Lasst uns das Gott hinhalten und ihn darum bitten, diesen heiligen Gott, dass er uns neu belebt durch die Kraft seines Evangeliums und dass er uns neu macht. Er kann damit umgehen. Wir müssen ehrlich vor ihm werden und ihm das hinlegen.
Dann lasst uns das nicht als reine Pflichtübung sehen. Wir müssen Gott nicht durch unsere Leistungen zufriedenstellen. Lasst uns erkennen, dass das Leben, das er für uns hat, das Leben ist, das sich wirklich lohnt. Es gibt kein besseres Leben als ein Leben nach Gottes Willen. Das ist die große Wahrheit.
Es gibt kein besseres Leben. Du tust es nicht, um Gott zufriedenzustellen, sondern um deine Bestimmung zu finden, um in den Plan deines Schöpfers zu finden. Deshalb willst du Lebensveränderung.
Das Leben finden, das sich wirklich lohnt – ein Leben voller Freude und Hoffnung und voll von Gottes großer Liebe. Amen.
Gemeinsames Gebet und Anbetung
Lass uns diesen Gott anbeten mit dem Lied, das die Seraphim singen: Heilig, heilig, heilig.