Einführung in die messianische Prophetie und der Schlüssel Daniel 9
Wir haben in den vergangenen Bibelklassen viel Zeit für die messianische Prophetie in Daniel 9 über die Jahrwochen eingeräumt. Wir haben diese Stelle gründlich studiert – und das mit gutem Grund. Denn Daniel 9 ist eigentlich der Schlüssel zum Verständnis der gesamten Prophetie.
Wir haben immer wieder gesehen, dass das Alte Testament das Kommen des Erlösers, des Messias, auf zwei verschiedene Arten ankündigt: einerseits den leidenden Messias, andererseits den herrschenden Messias. Gerade Daniel 9 macht jedoch eindeutig klar, dass zuerst der Messias, also der Leidende, kommen sollte. Nach 69 Jahrwochen, wie wir gesehen haben, was sich genau im Jahr 32 erfüllt hat, kam der Messias, der Fürst.
Gleich danach lesen wir, dass der Messias ausgerottet und ermordet werden sollte. Er würde nichts haben, kein Reich hier auf Erden. Danach folgt eine lange Zeit der Leiden für das jüdische Volk. Erst nach der siebzigsten Jahrwoche wird der Messias ein zweites Mal kommen, um seine Friedensherrschaft aufzurichten.
Die Prophetie von Daniel 9 gibt also wirklich den Schlüssel, um die gesamten prophetischen Texte der Bibel in dieses Raster einordnen zu können – auch das Neue Testament und die Offenbarung. Ohne diesen Schlüssel aus dem Buch Daniel wäre das Verständnis nicht möglich.
Ich möchte jetzt nochmals auf Daniel 9 zurückkommen – aus einem ganz speziellen Grund. Schlagen wir Daniel 9 auf, dort finden wir die Prophetie der siebzig Jahrwochen. Ab Vers 23 könnte vielleicht jemand nochmals lesen.
„Und ich bin gekommen, um es dir mitzuteilen, denn du bist ein viel Geliebter. So achte nun auf das Wort und verstehe die Erscheinung: Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um das Verbrechen zum Abschluss zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen, die Schuld zu sühnen, eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, das Gesicht und die Propheten zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben. So sollst du erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen. Und 62 Wochen lang werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten. Nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und keine Hilfe finden. Das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“
Ja, bis hierhin.
Wir haben die Prophetie selbst angeschaut und gesehen, mit welcher Präzision sie sich erfüllt hat. Man kann diese Jahrwochen sogar in Tage umrechnen. Und es hat sich genau so erfüllt – auf den Tag genau. Jesus Christus kam am Palmsonntag, dem 173.880. Tag nach dem Erlass bei Nehemia zum Wiederaufbau Jerusalems.
Es ist genau so erfolgt, wie Vers 26 sagt: Nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben. Dann wird das Volk des kommenden Fürsten die Stadt und das Heiligtum zerstören. Im Jahr 70 haben die Römer in der Folge der Ermordung des Messias Jerusalem und den zweiten Tempel verwüstet.
Der Anlass der Offenbarung an Daniel und seine Buße
Jetzt aber die Frage: Was war der unmittelbare Anlass dafür, dass Daniel diese Offenbarung erhielt, die eigentlich der Schlüssel für die restliche prophetische Offenbarung der Bibel ist? Was sagt das Bibelwort, das wir gelesen haben, über diesen Anlass?
Daniel tat Buße über die Sünde des Volkes. Wo wird das so erklärt, dass es mit dem Zusammenhang zu dieser Offenbarung steht? In Vers 20. Dort heißt es: „Während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und meine Bitte für den heiligen Berg meines Gottes vor den Herrn, meinen Gott, brachte.“
Daniel demütigte sich also vor Gott – nicht nur für sich persönlich. Er sagt: „Meine Sünde habe ich bekannt“, aber er machte sich auch mit dem ganzen Volk Israel eins und bekannte die Schuld seines Volkes.
In Vers 23, den wir schon gelesen hatten, steht: „Im Anfang deines Flehens ist ein Wort ausgegangen.“ Der Engel Gabriel sagt: „Und ich bin gekommen, um es dir kundzutun, denn du bist ein Vielgeliebter.“
Genau zu dem Zeitpunkt, als Daniel begann, seine Schuld vor Gott zu bekennen, wie es in Daniel 9, Vers 1 beschrieben wird, ging von Gott ein Befehl aus, dass Daniel eine Offenbarung erhalten sollte. Er sollte diese besondere Weisheit bekommen, um das prophetische Wort verstehen zu können.
Der Anlass war also sein Zustand vor Gott – dass er bereit war, sein Leben zu ordnen, was noch nicht geordnet war. Das führte dazu, dass Gott ihm Erkenntnis gab. Dies zeigt sich bei Daniel durch sein ganzes Leben hindurch.
Daniels Jugend und Ausbildung in Babylon
Wenn wir Daniel 1 aufschlagen, finden wir dort den Beginn der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 606 v. Chr. Jemand liest vielleicht die Verse 1 und 2 von Daniel 1? König Joachim von Juda wurde vom babylonischen König Nebukadnezar aus Jerusalem nach Babylon gebracht. Der Herr gab König Joachim in die Gewalt Nebukadnezars und ließ auch einen Teil der Tempelgeräte in seine Hand fallen. Jawohl, bis hierhin.
Wir befinden uns also im dritten Jahr Joachims, das ist das Jahr 606 v. Chr. Übrigens 67 Jahre früher als das, was wir vorhin in Daniel 9 gelesen haben. Daniel 9, Vers 1 wird auf das erste Jahr von Darius dem Meder datiert, das war 539 v. Chr. Daniel war also noch ganz jung in Daniel 1. Wir sehen gleich, wie er nach Babylon gebracht wurde. Jemand liest bitte Daniel 1, Verse 3 bis 5!
Der König befahl Aspenas, dem Obersten seiner Hochbeamten, dass er von den Kindern Israels, sowohl vom königlichen Geschlecht als auch von den vornehmen Jünglingen, diejenigen bringen sollte, an denen keinerlei Mangel war. Sie sollten schön von Aussehen sein, unterwiesen in aller Weisheit, kenntnisreich, mit Einsicht begabt und tüchtig. Sie sollten im Palast des Königs stehen und die Schriften sowie die Sprache der Chaldäer lernen. Der König bestimmte ihnen für jeden Tag eine Tagesration von der Tafelkost des Königs und von dem Wein, den er trank. Außerdem sollten sie drei Jahre lang erzogen werden. Am Ende dieser Zeit sollten sie vor dem König stehen.
Vielleicht noch die Verse 6 und 7 dazu: Unter ihnen waren von den Kindern Judas Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Der Oberste der Hochbeamten gab ihnen neue Namen: Daniel wurde Beltsazar genannt, Hananja erhielt den Namen Sadrach, Misael wurde Meshach genannt und Asarja erhielt den Namen Abed-Nego.
Diese Verse zeigen, dass Daniel aus der Oberschicht des Königreichs Juda stammte und deshalb deportiert wurde. Bei der ersten Deportation, von insgesamt vier, wurden besonders Mitglieder der Oberschicht nach Babylon weggeführt. Die jungen Leute mit besonderen Fähigkeiten sollten auf Befehl Nebukadnezars ausgesucht werden, um ein Studium zu absolvieren.
Wie lange dauerte dieses Studium? Sechs Semester, also drei Jahre. Das stimmt übrigens mit Keilschrifttexten aus Babylon überein, die über die Priesterausbildung berichten und ebenfalls drei Jahre Ausbildung nennen. Die Zahl ist also auffällig konsistent.
Nach dieser Ausbildung sollten sie in den Staatsdienst gestellt werden. Die Verwurzelung im Glauben an den Gott der Bibel sollte ausgelöscht werden. Darum wurden auch die Namen der Jugendlichen verändert. Daniel bedeutet „Mein Gott ist Richter“ oder „Mein Gott ist der, der mir Recht verschafft“ – also Richter im Sinne von Anwalt. Er sollte den Namen Beltsazar erhalten, einen Namen, der mit den Göttern Babylons verbunden ist.
Hananja bedeutet „Der Herr ist gnädig“, doch er erhielt den Namen Sadrach, ebenfalls ein Name, der mit den babylonischen Göttern, insbesondere dem Mondgott, zu tun hatte. Auch Misael und Asarja bekamen heidnische Namen. Dadurch sollte ihre Verwurzelung im Glauben ausgelöscht werden. Das war das Ziel der Deportation und der Namensänderung.
Wie alt war Daniel damals? Wir wissen, dass Daniel noch 67 Jahre lebte bis zu den Ereignissen in Daniel 9. In Daniel 10 bis 12, die eine Einheit bilden, stammt das späteste Datum aus dem dritten Jahr von Kyrus, also 536 v. Chr. Das wäre genau 70 Jahre nach Daniel 1.
Das entspricht dem biblischen Alter nach Psalm 90, der von 70, höchstens 80 Jahren spricht. Das zeigt, in welcher Größenordnung wir die Lebensalter der Bibel in dieser Zeit ansetzen müssen. Es ist daher naheliegend, dass Daniel etwa 14, 15 oder 16 Jahre alt war, als er nach Babylon kam.
Dort sollte er die Sprache und Schrift der Chaldäer lernen, das heißt, die Keilschrift und Aramäisch. Aramäisch ist eine sehr schwierige Sprache. Das Verbalsystem hat etwa tausend Formen pro Verb, also sehr komplex. Zwar ist Aramäisch mit Hebräisch verwandt, aber noch viel formenreicher.
Die Schrift, die Keilschrift, ist ebenfalls schwierig. Man muss etwa 600 Zeichen kennen, um Texte lesen zu können. Diese Ausbildung sollte Daniel absolvieren. Man kann sich vorstellen, was für eine Literatur diese Ausbildung beinhaltete. Es war die babylonische Kultur, die stark vom Götzendienst geprägt war.
Daniels Entschluss zur Treue und die Bedeutung der Speise
Und dann lesen wir in Kapitel 1, Vers 8. Liest das jemand? Daniel war fest entschlossen, sich nicht mit der Tafelkost des Königs zu verunreinigen. Deshalb bat er Asprenas, dass er nicht gezwungen werde, sich vor Gott unrein zu machen.
Jawohl, Daniel sah Probleme auf sich zukommen, riesige Probleme. Als Student an der babylonischen Schule war er gezwungen, am Königstisch zu essen. Natürlich war das eine besondere Ehre, aber für ihn war es ein Gräuel. Warum? Weil das Fleisch nicht koscher geschlachtet war und unreine Sachen gegessen wurden – für Israeliten ein großes Problem.
Man könnte denken, er hätte vielleicht nur Rindfleisch essen können. Dieses Fleisch war den Göttern geweiht. Bei den babylonischen Königen war es üblich, dass das Fleisch, das auf den Tisch kam, zuerst den babylonischen Göttern vorgelegt wurde. Das lief folgendermaßen ab: Man stellte das Fleisch vor die Götterstatuen, zog einen Vorhang zu und ließ eine gewisse Zeit verstreichen, damit die Götter das Fleisch genießen konnten.
Die Babylonier wussten natürlich, dass das Fleisch nach dem Essen noch genau so schwer war wie vorher. Sie lehrten, dass die Götter das Fleisch geistig genießen. Danach wurde das Fleisch genommen – ebenso der Wein, der zuerst den Göttern gegeben wurde – und dann kam beides auf den Tisch des Königs. Das bedeutete: Wer dieses Fleisch nicht mehr geistig, sondern wörtlich, materiell genoss, der hatte Gemeinschaft mit den Göttern Babylons. Das waren Götzenopfer.
Könnte jemand sagen: „Aber das ist doch eigentlich kein Problem. Warum sieht Daniel das als Problem? Lehrt nicht das Neue Testament, dass Götzenopfer kein Problem sind?“ Oder wie seht ihr das? Ja, im 1. Korintherbrief. Wenn du es nicht weißt, dann ja. Wenn du es weißt und einem Bruder Anstoß gibst, dann nicht.
Man kann also in Versuchung geraten, zu sagen, man weiß es nicht. Genau das war damals auch Thema in Korinth. Schlagen wir doch dazu auf: 1. Korinther 10. Dort kann man ein Missverständnis klären, das oft unter Gläubigen kursiert.
1. Korinther 10, Vers 25 lautet: „Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, esst, ohne es um des Gewissens willen zu untersuchen. Denn die Erde ist des Herrn und ihrer Fülle.“
Weiter heißt es: „Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr wollt hingehen, so esst alles, was euch vorgesetzt wird, ohne es um des Gewissens willen zu untersuchen. Wenn aber jemand zu euch sagt: ‚Dies ist Opferfleisch‘, so esst nicht um jenes willen, der es anzeigt, und um des Gewissens willen.“
Paulus meint damit nicht das eigene Gewissen, sondern das des anderen. Denn warum sollte meine Freiheit vom Gewissen eines anderen beurteilt werden? Wenn ich mit Danksagung teilnehme, warum werde ich geschmäht für das, wofür ich danke? Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre Gottes. Seid unanstößig sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde Gottes.
Bis hierhin. Im Blick auf den Fleischmarkt erklärt Paulus, dass die Korinther einfach Fleisch einkaufen sollen, ohne den Verkäufer zu fragen, ob das Stück vielleicht früher einmal im Zeus-Tempel vorgelegt wurde. Nein, das soll man nicht fragen. Es ist auch nicht angeschrieben, sondern wird als Fleisch verkauft.
Es hätte sein können, dass gewisse Fleischstücke tatsächlich vorher im Tempel ausgelegt worden waren. Paulus sagt jedoch, man soll das nicht untersuchen, wenn das Fleisch auf dem Markt als Fleisch verkauft wird. Die Begründung findet sich in Psalm 24, der zitiert wird: „Denn die Erde ist des Herrn und ihrer Fülle.“ Alles auf dieser Erde gehört dem Herrn, auch das Fleisch.
Dann sagt Paulus: Es kann aber sein, dass ihr eingeladen werdet. Dann könnt ihr auch einfach essen, was euch vorgesetzt wird. Aber wenn jemand sagt: „Das ist übrigens Apollo vorgelegt worden“, dann sollt ihr nicht essen, um dem zu zeigen, der es anzeigt, dass ihr keine Gemeinschaft mit den griechischen Göttern habt – mit irgendwelchen Göttern neben dem einen wahren Gott.
Natürlich wird in Kapitel 8 des 1. Korintherbriefs auch dieses Thema behandelt. Dort wird deutlich, dass manche Korinther dachten, sie hätten eine besondere Erkenntnis, weil sie wussten, dass all diese Götter der Griechen falsche Götter waren. Damit hätte ein Götzenopfer eigentlich nichts zu sagen, denn diese Götter gäbe es ja gar nicht. Also sei es eigentlich ganz klar: Wir können doch dieses Fleisch essen und müssen kein schlechtes Gewissen haben. Das habe mit den Göttern nichts zu tun.
Paulus sagt: Ja, korrekt, ein Götzenbild ist nichts. Es ist nur ein Stück Materie, das man mit einem Hammer zerschlagen kann. Das ist ganz normale Materie. Aber in 1. Korinther 10 macht Paulus auch klar, dass das nur die eine Seite der Medaille ist.
Lesen wir Kapitel 10, Vers 19 bis 22: „Was sage ich nun? Dass ein Götze etwas sei oder dass ein Götzenopfer etwas sei? Nein, sondern dass die Heiden das, was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr in Gemeinschaft mit den Dämonen seid. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Sind wir etwas stärker als er?“
Paulus macht also noch etwas klar: Das, was in 1. Korinther 8 gesagt wird, ist absolut korrekt. Ein Götzenbild ist nichts, nur Materie. Ein Götzenopfer ist auch nichts, einfach ein bestimmtes Gewicht an Tierfleisch. Aber die Heiden opfern diese Opfer nicht Gott, sondern den Dämonen, die als geistliche, wirkliche Mächte hinter den Götzenbildern existieren.
Wenn man Götzenopferfleisch isst, drückt man damit aus, dass man Gemeinschaft mit diesen Dämonen hat. Und das ist für Christen ein absolutes No-Go, eine Unmöglichkeit. Paulus sagt in apostolischer Autorität: „Ich will nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“
Man kann nicht am Tisch des Herrn Gemeinschaft ausdrücken mit Brot und Wein – das sind ganz normale Speisen –, aber beim Abendmahl drückt man Gemeinschaft mit dem gestorbenen und auferstandenen Messias, dem Erlöser, aus. Ebenso hat man Gemeinschaft mit den Dämonen, wenn man bewusst Wein und Fleisch isst, die im Götzentempel oder als Götzenopfer dargebracht wurden.
Das fordert den Herrn heraus: Sind wir etwas stärker als er? Das ist eine enorme Sache. Daniel hat das verstanden.
Manche Christen lesen nur Kapitel 8, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Man muss Kapitel 8 und 10 zusammennehmen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Es geht nicht um eine mystische Vorstellung, dass das Fleisch als Fleisch verändert wird. Sobald aber ein Bezug zum Götzendienst besteht, geht es nicht nur um Materie, sondern um geistliche Mächte der Bosheit, die sich dahinter verbergen. Das war Daniel klar.
Was war seine Initiative, dass er nicht mitmachen wollte? Das Ziel war, sich nicht zu verunreinigen. Aber was war die Ursache, die Motivation, dieses Ziel zu erreichen? Er wollte Gott treu sein.
Wo steht das? Auch das finden wir im Text. Lassen wir es noch einmal lesen. Wer hilft mit? Ich höre es von weitem.
Das war wieder sein Ziel, aber was war die Motivation? Vers 8 wurde schon genannt. Noch vorher nahm sich Daniel in seinem Herzen vor – das war ein Herzensentschluss. Er wusste: Ich möchte mich nicht durch diese Dinge unrein machen.
Alles Weitere wurde dadurch ausgelöst, dass die Motivation eine Entscheidung im Herzen war. Das war nicht seine Bekehrung, aber in Babylon war dieser Entschluss von Anfang an da: „Ich mache da nicht mit.“ Für ihn war das klar. Er ließ es nicht einfach auf sich zukommen, sondern traf von Anfang an eine klare Entscheidung.
Das erinnert an etwas Ähnliches im Neuen Testament. Weiß jemand, woran ich denke? Apostelgeschichte 11.
Schlagen wir das auf. Dort kamen Heiden zum Glauben, und die Gemeinde in Antiochien in Syrien wurde gegründet – im heutigen Südosten der Türkei. Barnabas kam zu Besuch, um diese junge Gemeinde zu unterstützen.
Lies du, Erich, oder möchtest du schon Vers 22 lesen? Ja, da waren Leute, die schon bekehrt waren. Vers 21 sagt: „Die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl glaubte dem Herrn.“ Sie waren bekehrt.
Barnabas ermahnt sie, mit Herzensentschluss beim Herrn zu verharren. Das heißt: Bereits als wahre Gläubige sollten sie diesen Entschluss bewusst fassen. „Ich möchte jetzt nur noch ein Leben leben, in enger Gemeinschaft mit dem Herrn, ganz nah bei ihm bleiben, ohne abzuweichen.“
So ähnlich fasste Daniel diesen Entschluss: „Ich will mich nicht verunreinigen lassen in dieser götzdienerischen Umgebung Babylons.“ Das Erstaunliche ist: Wir lesen nichts von Mama und Papa. Wir lesen nur von diesen jungen Leuten. Es war wirklich seine eigene Überzeugung in jungem Alter. Er sagte sich: „Da mache ich nicht mit.“
Und was war die Reaktion von oben? Lest jemand Daniel 1, Vers 9? „Und Gott gab Daniel Gnade und Erbarmen vor dem Obersten der Hochbeamten.“
Gott gab Daniel Gnade – das steht erst jetzt, nicht vorher. Das ist ein ganz wichtiger Grundsatz.
Daniel fasste den Entschluss, Gott treu zu bleiben. Dann griff Gott von seiner Seite ein. Gott hätte sich sagen können: Wenn ich wirklich will, dass Daniel nicht teilnimmt, dann könnte ich bewirken, dass die Vorgesetzten ihn fragen: „Möchtest du lieber nur Gemüse essen?“ oder „Hast du einen speziellen Wunsch?“ Das wäre aber nicht passiert.
Erst musste Daniel den Entschluss fassen: „Ich mache nicht mit.“ Dann wirkte Gott von seiner Seite.
Das ist ein biblischer Grundsatz, der sich durch die ganze Heilige Schrift zieht, zum Beispiel auch in der Evangelisation.
Wenn wir evangelisieren, erleben wir, wie Menschen zum Glauben kommen. Aber wir können nicht sagen: „Es kommt ja nicht auf uns an, Gott braucht uns nicht und die Menschen auch nicht. Wenn er will, dass diese Leute zum Glauben kommen, dann kommen sie auch so.“
Wenn wir so denken, merken wir, dass in unserer Umgebung nichts geschieht. Warum? Weil Gott will, dass wir den ersten Schritt machen. Dann wirkt er von seiner Seite.
Ein Beispiel ist Apostelgeschichte 16. Paulus predigt in Philippi am Fluss. Dort steht: „Und der Herr tat das Herz der Lydia auf.“ Aber Paulus musste zuerst gehorsam sein und seine Aufgabe erfüllen – predigen. Dann wirkte Gott und öffnete das Herz.
Auch hier gilt der Grundsatz: Daniel fasste den Entschluss, und dann griff Gott in seinem Leben ein. Das hätte er nicht erlebt, wenn er nicht vorher diesen Entschluss gefasst hätte.
Daniels Treue und Gottes Belohnung
Lesen wir noch ein Stück weiter, Vers 10:
Der Oberste der Hofbeamten sagte zu Daniel: „Ich fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk bestimmt hat. Warum sollte er sehen, dass eure Gesichter schlechter aussehen als die der jungen Männer eures Alters? Dann würde ich meinen Kopf beim König verlieren.“
Daraufhin sagte Daniel zu dem Aufseher, den der Oberste der Hofbeamten über Daniel, Hanania, Mischael und Azaria bestellt hatte: „Versuche es doch zehn Tage lang mit deinen Knechten. Gib uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken. Dann möge unser Aussehen und das Aussehen der jungen Männer, die die Tatenkost des Königs essen, von dir geprüft werden. Danach verfahre mit deinen Knechten je nach dem, was du sehen wirst.“
Der Aufseher hörte auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen. Am Ende der zehn Tage zeigte sich, dass ihr Aussehen schöner und wohlgenährter war als das aller jungen Männer, die die Tatenkost des Königs aßen. Dann nahm der Aufseher ihre Tafelkosten und den Wein, den sie trinken sollten, weg und gab ihnen Gemüse.
Wir sehen also, dass Daniel sein Anliegen vorgebracht hat. Der Oberste der Hofbeamten sagte, das könnte für ihn ganz gefährlich werden. Denn sobald diese jungen Leute nicht mehr so schön aussahen wie zuvor, würde das bedeuten, dass der König ihn köpft. Daniel wandte sich an einen niedrigeren Beamten unter diesem Obersten und sagte, sie könnten gemeinsam ein wissenschaftliches Experiment machen.
Ja, das ist eine empirische Vorgehensweise: Ein Test über zehn Tage, und dann schaut man, was dabei herauskommt. Ernährung mit viel Protein, Fleischprotein, oder Ernährung nur mit Gemüse, ohne Fleisch. Dann wird das Ergebnis durch Vergleich beurteilt.
Der Aufseher stimmte zu, weil Gott Gnade gab. Das Ergebnis war völlig überraschend. Ich frage mich, wie viel Gemüse sie gegessen haben. Das ist schon erstaunlich für Vierzehnjährige, oder? Wenn sie mit Gemüse so zunehmen, und ich meine, das waren keine Mädchen – das wäre verständlich – aber das waren Jungs, die auf bestes Fleisch verzichteten und so viel Gemüse aßen, dass sie nachher besser aussahen als die anderen Gleichaltrigen mit Fleischproteinen.
Doch die Antwort liegt nicht in der Menge des Gemüses, das sie gegessen haben, sondern letztlich darin, dass Gott Daniel Gnade gab. So konnte er sein Ziel erreichen. Das wäre nie geschehen, hätte er gedacht: „Vielleicht machen die mir sowieso mal den Vorschlag.“ Gott ist treu und steht uns bei in schwierigen Situationen. Wenn er es wirklich will, dann macht er es auch. Aber Gott hätte es nicht getan, wenn Daniel nicht von seiner Seite ganz klar festgelegt hätte, so und nicht anders vorzugehen. Dann konnte er erleben, wie Gott eingreift.
Diese Treue im Leben Daniels, dieses Bemühen um Reinheit vor Gott – eben sich nicht mit Dämonen zu verunreinigen – führte dazu, dass Gott sie weiter belohnte.
Lesen wir noch die Verse 17 bis 21, dann folgt die Abschlussprüfung nach dem Studium:
„Und Gott gab diesen vier jungen Männern Kenntnis und Verständnis für alle Schrift und Weisheit. Daniel aber machte er verständlich in allen Gesichten und Träumen. Nachdem nun die Zeit verflossen war, nach welcher der König ihre Vorstellung befohlen hatte, führte sie der oberste Kämmerer vor Nebukadnezar. Da redete der König mit ihnen, aber keiner unter ihnen allen wurde gefunden, der Daniel, Hanania, Misael und Asarja gleichgekommen wäre, und sie traten in den Dienst des Königs. Und in allen Angelegenheiten, die Weisheit und Einsicht erforderten, nach denen der König sie fragte, fand er sie zehnmal besser als alle Traumdeuter und Wahrsager, die er in seinem Reich hatte. Und Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Kyros.“
Das ist eine ganz eindrückliche Abschlussprüfung. Es heißt nicht nur, sie seien zehnmal überlegen allen Gleichaltrigen, sondern allen Intellektuellen Babylons – also allen Schriftgelehrten, Beschwörern und so weiter im ganzen Königreich. Sie waren überlegen.
Gott hat also die Treue Daniels, diesen Herzensentschluss, so belohnt, dass Daniel eine enorme göttliche Weisheit und ein großes göttliches Verständnis bekam.
Was wir auch sehen: Die drei Freunde wurden von Daniel ermutigt, den gleichen Weg zu gehen. Wir haben nur von Daniel gelesen, dass er in Vers 8 sich in seinem Herzen etwas vornahm. Das war bei den drei Freunden nicht so, aber Daniels Entschluss ermutigte sie: „Wir gehen den gleichen Weg wie Daniel.“ Und das hat Gott belohnt – für Daniel, aber auch für seine drei Freunde.
Man fragt sich: Woher kam diese Motivation in Daniels Herzen? Vers 8 – wo liegt die Ursache, dass Daniel so treu war? Hat jemand dazu eine Antwort? Vielleicht seine Herkunft, seine Erziehung von früher? Gibt es einen Hinweis im Bibeltext?
Wir werden gleich sehen, dass die Antwort hundertprozentig richtig ist.
Die Bedeutung des Wortes „Maskil“ und die Verbindung zu Jesaja 53
Ja, und was waren die Kriterien? Gutes Aussehen, Weisheit, Kenntnis, Einsicht, Zukunftsorientierung. Jawohl, also sie wussten schon, was wichtig ist. Das waren keine reinen Anfänger.
In Vers 4 heißt es: „und schön von Ansehen und unterwiesen in aller Weisheit“. Das Wort „unterwiesen“ heißt auf Hebräisch maskil, in der Mehrzahl maskilim. Maskil kommt von einem Verb, das Partizip ist, also „unterwiesen“. Das Verb, von dem es stammt, heißt hiskil. Das haben wir in früheren messianischen Abschnitten schon einmal ausführlich besprochen. Mag sich jemand erinnern?
Das Wort hiskil bedeutet nämlich dreierlei: erstens einsichtig sein, zweitens einsichtig handeln und drittens einsichtig machen. Alles ist im gleichen Wort enthalten. Ein Maskil ist also jemand, der einsichtig oder weise ist, der einsichtig oder weise handelt und der andere einsichtig oder weise macht.
Mag man sich nicht mehr erinnern? Jesaja 53, dieses Kapitel über den leidenden Messias, beginnt eigentlich schon in Kapitel 52, Vers 13. Liest jemand dort Vers 13 und 14? Dort heißt es: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein.“ Noch ein bisschen weiter: „Wie sich viele über dich entsetzt haben, so entstellt war sein Aussehen mehr als das irgendeines Mannes und seine Gestalt mehr als die der Menschenkinder.“
Jawohl, bevor der Heilige Geist, der Geist der Prophetie, den leidenden Messias und die Tiefen seiner Leiden beschreibt, richtet er den Blick der Bibelleser zuerst auf den endgültigen Sieg des Messias hin: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben am dritten Tag aus dem Grab und erhöht werden vierzig Tage später in der Himmelfahrt und sehr hoch sein. Er wird sich setzen zur Rechten Gottes im Himmel.“
Allgemein wird das Leben des Herrn Jesus so beschrieben: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln“ – Hinej, Avdi, mein Knecht, Jaskiel – er wird einsichtig sein oder einsichtig handeln, und man kann auch sagen, er wird einsichtig machen.
Seine Einsicht wird in Jesaja 53 nochmals in Vers 11 beschrieben. Liest das jemand vor? Jesaja 53,11: „Unter Mühsal seiner Seele willen wird er Frucht sehen, er wird sie sättigen, durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, den vielen zur Gerechtigkeit verhelfen. Und ihre Sünden wird er selbst aufladen.“
Jawohl, also der Messias wird durch seine Erkenntnis, die er hat, erkennen und kennen. Hier wird er nicht nur „Knecht“ genannt, sondern „mein gerechter Knecht“, also der, der gerecht lebt nach der Reinheit Gottes. Er wird durch seine Erkenntnis die vielen zur Gerechtigkeit weisen. Er wird also andere unterweisen und dadurch auch weise machen.
Nun haben wir dieses Wort maskil bei Daniel. Diese jüdischen Burschen mussten ausgewählt werden. Sie sollten maskil sein – unterwiesen, weise, in aller Weisheit, Daniel 1,4.
Nun, was hatten sie für eine Bildung, wenn sie aus Judäa kamen? Was hatten sie gelernt? Das war eine königliche Ausbildung. Aber wie sah die Bildung in Judäa aus? Da hilft uns die Archäologie weiter.
Man hat gerade aus der Königszeit, und Daniel lebt ja in der Königszeit, nicht wahr, unter der Regierung von Joachim, viele Siegel ausgegraben – etwa mehr als tausend Siegel. Das ist sehr erstaunlich. Diese Siegelfunde zeigen oft den Namen des Besitzers und vielleicht noch eine Beschreibung, etwas über seine Abstammung oder seine Person.
Die Siegelringe wurden im Alltag verwendet, wenn man Verträge abschloss oder Handelsverträge unterschrieb. Die Tatsache, dass man in Israel so viele gefunden hat, während in den umliegenden Ländern wie Jordanien, Syrien und Libanon deutlich weniger gefunden wurden, ist bemerkenswert.
Das weist darauf hin, dass in Israel Schreiben und Lesen viel verbreiteter war als bei den Kanaanäern im Libanon, den Phöniziern oder bei den Ammonitern, Moabitern und Edomitern im heutigen Jordanien sowie den Aramäern in Syrien.
Man muss sich fragen: Woher kommt es, dass Israel viel schriftkundiger war als andere Völker im Nahen Osten rundherum? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Sie haben die Tora gelesen. Das Alte Testament, die Heilige Schrift, war für Israel eine Motivation, lesen und schreiben zu lernen.
Das war natürlich auch ein Nebeneffekt in der Wirtschaft und im Alltag, in der Ökonomie. Man konnte das Lesen und Schreiben auch für Verträge und Quittungen bei Zahlungen einsetzen.
Daniel hatte also eine Bildung, die eng mit der Heiligen Schrift verbunden war. Es war keine heidnische Bildung, sondern eine Bildung, die von der Heiligen Schrift herkam. So wird klar: Daniel hatte Erkenntnis der Bibel.
Das führte dazu, dass er wusste, wie die koscheren Gesetze sind, die Drittel-Mahlzeiten, und dass er die ganzen Gesetze bezüglich der Götzen und der Verunreinigung durch Götzen kannte. Dieses Wissen, dieses Kopfwissen, setzte sich bei ihm in Handeln um.
Das ist genau das, was im Wort maskil enthalten ist: jemand, der verständig ist und auch verständig handelt.
Das Wort maskil ist sehr interessant, weil es keine Trennung macht zwischen theoretischem Wissen und Praxis. In unserem Bildungssystem sind diese beiden Bereiche völlig getrennt.
Da kann jemand an unseren Universitäten Karriere machen, Professor werden und dennoch ein unmoralisches Leben führen. Das hat mit seinem Lehrauftrag nichts zu tun. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge.
In der Bibel ist das aber ganz anders. Weisheit von Gott muss immer mit dem Umsetzen verbunden sein. Sonst ist es nach der Bibel keine richtige Weisheit.
Erkenntnis, Liebe und Stolz im Neuen Testament
Schlagen wir 1. Korinther 8 auf, wo es im Zusammenhang gerade um die Götzenopfer und das Halbwissen mancher Korinther geht.
1. Korinther 8, Vers 1: „Wenn man Fleisch von Tieren essen darf, die Götzen geopfert wurden, gewiss, sie haben alle die Erkenntnis. Aber Erkenntnis macht hochmütig, nur die Liebe baut auf. Wenn jemand meint, etwas Besonderes erkannt zu haben, dann hat er noch nicht einmal erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, dann ist er von ihm erkannt worden.“
Hier wird erklärt, dass es zwei verschiedene Arten von Erkenntnis gibt. Eine Art von Erkenntnis macht stolz und bläht auf. Das ist genau die Erkenntnis und Weisheit, die in unserem heutigen Bildungssystem oft gepflegt wird. Stolz spielt in der akademischen Welt eine enorme Rolle und ist sogar ein starker Faktor, um erfolgreich zu sein.
Fragen von Prestige, Anerkennung und auch Besitz, wie zum Beispiel eine archäologische Sammlung, spielen eine große Rolle. Wem gibt man diese Sammlung, für die man noch keine Zeit hatte, sie auszuwerten? Natürlich den Bevorzugten, die damit gleich eine Doktorarbeit machen können. Da spielen Prestige, Stolz und auch Beziehungen eine große Rolle. Es gibt auch positive Seiten, aber Paulus sagt, dass diese Art von Erkenntnis bläht auf.
Wenn jemand meint, er erkennt etwas, weiß etwas oder hat etwas begriffen, dann hat er noch nicht erkannt, wie man wirklich erkennen soll.
Dann sagt Paulus: Wenn aber jemand Gott liebt, dann ist das die Voraussetzung für echte göttliche Weisheit. Diese Weisheit muss aus einer Beziehung zu Gott kommen, und zwar aus einer Beziehung der Liebe zu Gott. Dann ist es echte Erkenntnis.
Daniel wird uns nicht als ein stolzer junger Mann vorgestellt, sondern als jemand, der Wissen aus der Bibel hatte. Dieses Wissen war offensichtlich richtig, denn es führte ihn dazu, in seinem Herzen zu beschließen, Gott nicht untreu zu werden. Die Liebe zu Gott erlaubte es ihm nicht, sich mit den Göttern der Babylonier zu verunreinigen.
So hat Daniel die Weisheit, die er als Junge durch seine Erziehung aus der Bibel erhielt, im praktischen Leben umgesetzt. Er strebte nach Reinheit. Diese Reinheit wurde von Gott belohnt mit neuer Erkenntnis.
Wenn man das Buch Daniel weiterliest, sieht man, dass sich das wie eine Spirale entwickelt. In Kapitel 2 sucht Daniel in einer neuen Notsituation zusammen mit seinen Freunden Zuflucht bei Gott im Gebet. Gott gibt ihnen neue Erkenntnis über den prophetischen Traum von Nebukadnezar. Daniel erhält prophetisches Licht von Gott.
Dieses Licht führt in Kapitel 3 dazu, dass die drei Freunde in einer weiteren bedrängenden Situation Widerstand leisten, als sie gezwungen werden, einen bestimmten Götzen anzubeten.
So geht das Leben Daniels weiter wie eine Spirale: Die richtige Erkenntnis aus der Bibel führt zu Treue im Leben. Diese Treue wird belohnt durch neue Erkenntnis. Und diese Erkenntnis ermutigt erneut, Gott treu zu bleiben. So setzt sich diese Spirale fort.
Daniels Buße trotz Untadeligkeit und weitere Erkenntnis
Ganz am Anfang der Stunde waren wir bei Daniel 9 und haben gesehen, dass dieser Mann, der über 80 Jahre alt ist, betet und seine Sünde bekennt.
Es ist interessant, dass im ganzen Buch Daniel keine Sünde von Daniel beschrieben wird. Vielmehr wird gesagt, zum Beispiel in Kapitel 6, dass Daniel ein vortrefflicher Geist innehat. Um das praktische Leben von Daniel zu verdeutlichen, lesen wir Daniel 6, Verse 4 und 5:
„Da sich nun dieser Daniel vor allen Ministern und Satrapen auszeichnete, weil ein so vortrefflicher Geist in ihm war, so nahm sich der König vor, ihn über das ganze Reich zu setzen. Da suchten die Minister und Satrapen eine Anklage gegen Daniel zu finden im Hinblick auf die Regierungsgeschäfte, aber sie konnten keine Schuld oder irgendetwas Nachteiliges finden, weil er treu war und keine Nachlässigkeit noch irgendein Vergehen bei ihm gefunden werden konnte.“
Daniel 6 spielt in der gleichen Zeit wie Daniel 9, nämlich im ersten Jahr von Darius. Auch hier ist Daniel ein etwa 80-jähriger Mann. Von ihm wird gesagt, dass er treu war und kein Vergehen oder schlechte Handlung an ihm gefunden wurde.
Doch in Daniel 9 lesen wir, wie er seine eigene Sünde bekennt. Vielleicht konnten die Leute ihm nichts nachweisen, aber er wusste, dass Dinge nicht in Ordnung waren. Er macht sich eins mit seinem Volk und stellt sich nicht stolz darüber, sondern nimmt das Versagen des auserwählten Volkes Gottes auf sich.
Was ist die Reaktion darauf? Wir haben gelesen – jetzt kommen wir zurück zu Daniel 9, Vers 23:
„Im Anfang deines Flehens ist ein Wort ausgegangen, und ich bin gekommen, um es dir kundzutun.“
Gott gibt ihm wieder Weisheit. Das ist eine Spirale, die weitergeht: Treue führt zu noch mehr Erkenntnis.
Lesen wir nochmals Daniel 9, Vers 23 am Schluss:
„So merke auf das Wort und verstehe die Vision: Siebzig Jahrwochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt.“
Es ist ein Befehl, dass er diese Prophetie über die Jahrwochen unbedingt verstehen soll.
Nochmal Vers 25, jemand liest vor:
„Du musst Folgendes wissen und verstehen: Vom Erlass des Befehls zum Wiederaufbau Jerusalems bis zu einem Gesagten, einem Fürsten, vergehen sieben Jahrwochen.“
Hier wieder eine Befehlsform: „So wisse denn und verstehe!“ Das ist nicht optional oder fakultativ, sondern Gott befiehlt, dass er es wissen muss.
Damit gilt dieser Befehl auch für uns: Wir müssen diese messianischen Prophezeiungen und auch die Jahrwochen verstehen. Das ist ein Schlüssel, um die Heilsgeschichte überhaupt richtig einordnen zu können.
Vor kurzem erhielt ich eine E-Mail von jemandem, der erzählte, er habe seinem Pastor eine Auslegung über die Jahrwochen von Daniel gegeben. Der Pastor war ganz empört und wies das ab. Er sagte, das könne nicht sein, Gott habe nichts mit Mathematik zu tun.
Das Argument war also, es sei überhaupt nicht biblisch, so mit Mathematik umzugehen. Da fragt man sich, wie dieser Mann über die Schöpfung denkt. Das ganze Universum muss man mathematisch beschreiben, die ganze Physik ist ja mathematisches Denken. Und dann sagt dieser Pastor, Gott, die Bibel und Mathematik – das gebe es doch nicht.
Gott aber hat es gefallen, uns in seinem Wort diese Zahlen zu geben. Wir sehen, wie sich diese Zahlen in der Geschichte eindrücklich erfüllt haben. Natürlich ist es ein Verstoß gegen die Wahrheit, wenn man das nicht wissen will. Gerade da steht doch: „So wisse denn und verstehe!“ Wir sollen diese Dinge begreifen.
Jetzt gehen wir gleich in die Pause, aber noch ein letzter Gedanke: Einer der größten Rabbiner im Judentum war Rabbi Moshe ben Maimon aus dem 12. Jahrhundert, also aus dem Mittelalter. Er ist so bedeutsam im Judentum bis heute, dass man ihn oft den „zweiten Mose“ nennt.
Dieser Mann ist so wichtig, dass man in jüdischen Diskussionen sagt: Wenn fünf Juden in einem Raum sind, gibt es zehn Meinungen. Aber wenn man die Leute zum Schweigen bringen will, sagt man: „Moshe ben Maimon hat gesagt …“
Moshe ben Maimon schreibt in einem Brief, dem „Geret Hateman“, einem jemenitischen Brief. Er schrieb an eine Gemeinde im Jemen, die damals Probleme mit einem falschen Messias hatte. Es war einer der über fünfzig falschen Messiasse der letzten zweitausend Jahre. Er warnt sie nüchtern vor diesem falschen Messias.
Dann sagt er: „Daniel hat uns die Wissenschaft der Zahlen kundgetan. Doch weil uns diese Zahlen unklar sind, haben die Weisen, gesegneten Andenkens, also die alten Rabbiner, gesagt, dass man diese Zeiten in Daniel nicht nachrechnen soll. Denn sonst würde man einem einfachen Volk einen Fallstrick legen, wenn es feststellt, dass diese Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.“
Darum hätten sie gebetet, dass, wer diese Zahlen doch rechnet, seine Rechnung zunichte werde und sein Geist zerspringe.
Es ist unglaublich. Anstatt zu sagen, ja, diese Zeiten sind abgelaufen, oder wie andere Rabbiner – zu den großen Auslegern gehören auch Abrabanel und Raschi – in den Rabbinerbibeln hat man ja immer den hebräischen Grundtext mit den größten Buchstaben und dann verschiedene Kommentare auf beiden Seiten verteilt. Man erkennt, welche Kommentare besonders wichtig sind, je größer die Buchstaben im Satz, desto wichtiger.
Raschi und Abrabanel sind die ganz wichtigen Kommentatoren. Sie sagten zu Daniel 9, Vers 26:
„Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“
Das hat sich erfüllt durch die Römer, als sie im Jahr 70 Jerusalem zerstört haben. Gerade vorher musste ja der Messias kommen und ausgerottet werden.
Diese Rabbiner wussten also genau, wann diese Zeiten abgelaufen sind. Aber anstatt zu sagen, diese Zeiten sind abgelaufen und der wahre Messias, Jesus, ist offensichtlich gekommen, sagen sie: „Wir verstehen das nicht.“
Darum soll man diese Rechnung auch nicht nachrechnen, weil man sonst zu Fall kommt, wenn man feststellt, dass die Zeit abgelaufen ist, aber der Messias nicht gekommen ist.
Es ist unglaublich, aber wirklich genau das Gegenteil von einem Maskil, indem man sagt: „Ich will kein Maskil sein, es ist uns dunkel.“ Dieses Verhalten findet man im Judentum und auch in der Christenheit.
Gut, jetzt machen wir Pause.
Wir sind also bei Daniel 9 und haben gesehen, wie Daniel Weisheit über den göttlichen Ratschluss der Prophetie erhielt. Das war eine Konsequenz seiner Treue, seines Strebens nach Reinheit und seines Bemühens, sein eigenes Leben vor Gott immer wieder neu zu ordnen.
Daniels Loyalität gegenüber der fremden Obrigkeit und Gottes Plan
Was auffällt, ist in diesem Zusammenhang, dass Daniel und seine Freunde sich nun beim ehemaligen militärischen Gegner oder Feind befinden. Besonders interessant ist, dass gerade Daniel dem neuen König oder der neuen Obrigkeit so treu bleibt, obwohl sie Juden waren und nun einem fremden Herrscher unterstehen, der Götzendiener ist und den ganzen Götzendienst praktiziert. Das ist schon bemerkenswert.
Hierbei war vor allem die prophetische Erkenntnis wichtig. In Daniel 2 sagt Daniel zu Nebukadnezar, als er den Traum deutete – man kann das kurz in Daniel 2,37-38 nachlesen: „Du, o König, du König der Könige! Dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht, die Stärke und die Ehre gegeben hat. Und überall, wo Menschen, Kinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich über sie zum Herrscher über sie alle gesetzt. Du bist das Haupthaus Gold.“
Israel hatte zu dieser Zeit die Herrschaft verloren, und Gott hatte den Herrschaftsauftrag den Heiden übergeben – zuerst Babylon, dann folgten andere Reiche wie Medo-Persien, Griechenland, Rom und so weiter. Die prophetische Erkenntnis war also, dass dies Gottes Plan war. Wegen der Untreue Israels erhielten die Heiden die Herrschaft.
In Daniel 1,2 lesen wir ebenfalls von der Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar unter der Regierung von Joachim, König von Juda. Dort heißt es in Vers 2: „Und der Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes.“ Nicht durch die Macht Babylons, sondern durch den Herrn – im Hebräischen steht hier Adonai, ein wichtiger Gottesname im Buch Daniel, der zeigt, dass der Gott der Bibel der Herr der Geschichte ist.
Gott gab den Babyloniern das Gelingen, gegen Juda zu siegen. Das war kein Zufall, kein Schicksal oder Pech, sondern Gottes Plan. Das erkannte auch Daniel. Er wusste jedoch, dass Loyalität zur Regierung nicht bedeutet, unloyal gegenüber Gott zu werden. Deshalb nahm er sich Freiheit heraus, wenn die Regierung etwas forderte, was gegen die Bibel verstieß.
Deshalb wollte Daniel das Fleisch, das ihm angeboten wurde, nicht essen. Später verweigerten sich Daniel und seine drei Freunde auch, sich vor dem goldenen Standbild Nebukadnezars zu verbeugen (Daniel 3).
Auch Römer 13 macht deutlich, dass die Gemeinde, die Gläubigen der Gnade, der Regierung gegenüber loyal sein müssen. Doch es gilt immer der Grundsatz aus Apostelgeschichte 4 und 5: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Sobald eine Regierung Dinge fordert, die gegen die Heilige Schrift verstoßen, darf man diesem Punkt nicht gehorchen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Regierung ihre Regierungsbefugnis verliert, wenn sie gegen die Heilige Schrift handelt. Autorität wird nicht durch den Missbrauch der Autorität plötzlich aufgehoben. Es gibt aber einen punktuellen Ungehorsam, wenn wir zu Unrecht gezwungen werden.
So hat sich Daniel absolut weise verhalten, weil er wusste, was Gottes Plan ist. Man sieht hier, wie wichtig biblische Erkenntnis für das praktische Leben ist, damit wir wissen, wie wir uns gegenüber der Regierung verhalten sollen und was Gottes Wille für unser Leben in der heutigen Zeit ist.
Weitere Vorkommen des Wortes „Maskil“ im Buch Daniel
Übrigens kommt in Daniel 9 das Wort "maskil" vor, ebenso das Verb "hiskil". Zum Beispiel in Daniel 9, Vers 13: "Im Gesetz des Moses stand schon alles geschrieben, was nun als Unheil für uns gekommen ist, und wir haben Yahweh, unseren Gott, nicht zur Gnade bewegt, indem wir von unserer Sünde umgekehrt wären und uns nach deiner Wahrheit gerichtet hätten."
Dieser Ausdruck am Schluss ist bei mir übersetzt mit „und Einsicht erlangt hätten für deine Wahrheit“, das heißt "lechaskil wa amidecha". Das bedeutet, verständig zu sein im Blick auf deine Wahrheit oder in deiner Wahrheit. Durch unsere Sünde waren wir also nicht "maskilin", also diejenigen, die die Wahrheit verstanden haben.
Dann kommt das Wort erneut vor, wo es um Buße geht, weil das Volk eben keine "maskil" war. Im gleichen Kapitel, Vers 22, heißt es: "Wer liest? Er öffnete mir das Verständnis, Daniel, sagte er, ich bin jetzt losgezogen, um dir klarere Einsicht zu geben." Klare Einsicht zu geben ist "lehaskilcha wina", also „um dich weise zu machen mit Verständnis“, um dich zu einem "maskil" mit Verständnis zu machen.
Nochmals in diesem Kapitel taucht das Verb auf in Vers 25: "Du musst Folgendes wissen und verstehen", das heißt "Vete da, vetasque", also „So wisse und sei verständig, sei eben ein Maskil.“
Interessant ist, dass im Buch Daniel, wenn es um die Gläubigen der Endzeit geht, dieses Wort "maskilim" wieder vorkommt, in Daniel 12. Lesen wir die Verse 1 bis 3: Hier geht es bereits um die prophetische Zeit nach der Entrückung der Gemeinde. Es geht um die große Drangsalzeit von dreieinhalb Jahren, unmittelbar bevor der Herr Jesus als herrschender Messias kommt.
Dort heißt es: "Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht, und es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht, bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird ein Volk errettet werden, jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird. Viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden erwachen, diese zu ewigem Leben und jene zur Schande, zu ewigem Abscheuen. Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne, immer und ewig."
Hier in Vers 3 ist das Wort "die Verständigen" die "maskilin". Maskil ist Einzahl, Maskilin ist Mehrzahl, ähnlich wie bei Cherub, Cherubin, Seraph, Seraphin und Maskil, Maskilin. Die Maskilin werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste und die, welche viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.
Dann liest jemand noch Vers 4: "Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren." Daniel war damals ein Maskil und erhielt die Prophetie über die siebzig Jahrwochen.
Jetzt, in Daniel 12, geht es um Gläubige ganz am Ende der Jahrwochen, in der letzten 70. Jahrwoche von Daniel, in der großen Drangsal. Diese werden als "maskilin" beschrieben, so wie Daniel einer war. Er war gewissermaßen der Prototyp für die Gläubigen der Endzeit, die von Weisheit, aber eben von göttlicher Weisheit gekennzeichnet sein sollen.
In Vers 4 wird gesagt, dass diese das Buch Daniel studieren und durchforschen werden, und dadurch wird die Erkenntnis in der Endzeit zunehmen.
Weiter, in Vers 9 heißt es: "Denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes." Viele werden sich reinigen, weiß machen und läutern, aber die Gottlosen werden gottlos handeln, und alle Gottlosen werden es nicht verstehen. Die Verständigen aber werden es verstehen.
Hier haben wir wieder das Wort "die Verständigen", das sind die Maskilin, und sie werden es verstehen. Was kennzeichnet diese Maskilin der Endzeit nach Vers 10? Wie Daniel, der sich in seinem Herzen vornahm, sich nicht zu verunreinigen.
Es heißt von denen: "Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern", also so wie man Gold im Feuer läutert, indem alle Schlacken ausgesondert werden. Von diesen, die nach Reinheit streben, heißt es, dass sie verständig sind und es verstehen.
Auch hier wird Reinheit im praktischen Leben und das Verständnis der Heiligen Schrift zusammen kombiniert.
Der Heilige Geist in der Endzeit
Herr Liby, ich habe eine Frage: Wie ist es dann mit dem Heiligen Geist in dieser Zeit? Ist er dann noch auf Erden? Ich dachte immer, mit der Entrückung ist auch der Heilige Geist nicht mehr auf der Erde.
Ja, es ist so: An Pfingsten, in Apostelgeschichte 2, kam der Heilige Geist, um in der Gemeinde hier auf der Erde zu wohnen. Bei der Entrückung wird er in dieser Weise wieder weggehen. Darum steht in Offenbarung 22, der Geist und die Braut sagen „Komm!“ Also wird die Brautgemeinde zusammen mit dem Heiligen Geist weggehen.
Aber der Heilige Geist ist ja Gott. Gott ist allgegenwärtig, und dieses Wohnen in der Gemeinde bedeutet, dass der Heilige Geist sich in der Gemeinde auf eine ganz besondere Weise mitteilen und wirken wollte. Nach der Entrückung wird es wieder so sein wie im Alten Testament. Der Heilige Geist wirkte auch damals, aber es war nicht so, dass er in allen Gläubigen bleibend wohnte. Dennoch wirkte er auch im Alten Testament, und die Menschen konnten sich zu allen Zeiten, auch im Alten Testament, bekehren.
Das war immer das Wirken des Heiligen Geistes. Nach der Entrückung wird es genau so sein. Dieses besondere, bleibende Wohnen in allen Gläubigen, wie es heute ist, war bei den Propheten anders: Der Heilige Geist kam, ging wieder weg und kam erneut. Heute ist es bleibend – das ist einzigartig.
Aber das hindert nicht, dass die Verständigen nach Reinheit trachten und das Wort verstehen werden.
Können wir noch zusammentragen, was in Vers 3 über diese Maskilim gesagt wird? Doch die Verständigen werden leuchten wie der strahlende Himmel, und die, die vielen anderen zur Gerechtigkeit verholfen haben, werden glänzen wie die Sterne, immer und ewig.
Gut, jetzt können wir zusammenfassen: Was sagt dieser Vers über das Wesen dieser Maskilim aus? Sie leuchten. Das heißt, sie verbreiten göttliches Licht und leuchten wie Sterne. Sie werden mit himmlischen Lichtquellen in einer dunklen Welt verglichen.
Genau dasselbe wird von den Gläubigen der heutigen Zeit gesagt, in Philipper 2, Vers 15: „Er leuchtet wie Himmelslicht inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts.“
Es ist also nicht so, dass wir denken sollten: Gut, wir von der Gemeinde gehen, und dann kommt diese Erweckung in Israel, dieser Überrest, der umkehren wird, und sie werden wirklich ein leuchtendes Zeugnis sein. Nein, diese Kennzeichen sollten wir alle anstreben.
So sagt es Philipper 2. Können wir das kurz aufschlagen? Vers 14 und 15, liest jemand bitte vor?
„Tut alles ohne Murren und Zweifel, damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie Himmelslichter in der Welt, indem ihr das Wort des Lebens festhaltet, mir als Grund zum Rühmen auf den Tag Christi.“
Ja, bis dahin scheint ihr wie Lichter in der Welt, oder man kann auch übersetzen: wie Himmelslichter in der Welt, also wie Sterne.
In Offenbarung 2 und 3 werden die sieben Gemeinden in Kleinasien mit sieben Sternen und sieben Leuchtern, also siebenarmigen Leuchtern, verglichen. Jede Gemeinde sollte auch diese Funktion haben – wie ein Stern in der Nacht.
Sterne in der Nacht vermitteln himmlisches Licht in der Dunkelheit. So sollten wir himmlisches Licht aus der Bibel verbreiten in einer dunklen Gesellschaft, die nicht mehr weiß, was Recht und Unrecht ist.
Wie man sich früher in der Schifffahrt an den Sternen orientiert hat, so sollten Menschen sich an uns orientieren können, um zu sehen, was Gott will, was Gottes Plan ist und was eben nicht.
Von Irrlehren wird im Judasbrief gesagt, sie seien wie Irrsterne. Was sind das für Irrsterne? Sternschnuppen. Das ist zwar Licht am Himmel, aber niemand kann sich daran orientieren.
Und das wird von Irrlehren gesagt. Man kann sich an Irrlehren nicht orientieren, aber an den wahren Gläubigen sollte man sich orientieren können.
Daniel 12, Vers 3: „Sie werden sein wie Himmelslichter, wie Sterne.“ Was noch? Was wird dort noch gesagt in diesem Vers?
„Sie weisen die vielen zur Gerechtigkeit.“ Kennen wir das irgendwie? Diese Formulierung?
Ja, gerade diese Formulierung „Sie weisen die vielen zur Gerechtigkeit“ erinnert an Jesaja 53.
Jetzt merken wir: Das ist eine Anspielung in Daniel 12 auf die messianische Prophetie von Jesaja 53, nämlich Vers 11. Lies du bitte nochmals vor!
„Nachdem seine Seele Mühsal erlitten hat, wird er seine Lust sehen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird mein Knecht der Gerechte viele gerecht machen.“
Jawohl! Wörtlich steht es in der alten Elberfelder Übersetzung: „Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die vielen zur Gerechtigkeit weisen.“
Man merkt, es ist wortwörtlich die gleiche Formulierung. Diese Gläubigen der Endzeit gleichen dem Messias.
Diese Maskilim gleichen dem, von dem in Jesaja 52,13 heißt: „Hinei Avdijaskil“, also „Sie, mein Knecht, wird einsichtig handeln.“ Sie sind die Einsichtigen und werden wie der Messias die vielen zur Gerechtigkeit weisen.
Von dem Herrn Jesus wird gesagt: „Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die vielen zur Gerechtigkeit weisen.“ Das ist also ein ganz direkter Bezug zu Jesaja 53.
Wenn wir diesen direkten Bezug zu Jesaja 53 sehen, wie viele Personen werden diese Maskilim nach der Entrückung der Gemeinde zunächst ausmachen? Null.
Ja, dann gibt es noch keine Maskilim. Aber wenn sie entstehen, wie viele werden es sein? 144.000, an jedem Stamm.
Von diesen wird in Offenbarung 14 gesprochen, können wir das kurz aufschlagen? Dort werden diese Maskilim in Offenbarung 14,1-5 beschrieben.
„Die trugen den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben, und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel, wie die Stimme vieler Wasser und wie die Stimme eines starken Donners, und ich hörte die Stimme von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielten. Und sie sangen wie ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen, außer den hundertvierzigtausend, die erkauft worden sind von der Erde. Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich rein. Diese sind es, die dem Lamm nachfolgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm, und in ihrem Mund ist kein Betrug gefunden worden, denn sie sind untadelig vor dem Thron Gottes.“
Die 144.000 stehen wo? Vor dem Thron.
Ja, vor dem himmlischen Thron. Sie stehen vor Gott.
Aber wo geografisch auf der Erde? Auf dem Berg Zion.
Wo ist das? In Jerusalem.
Ja, das ist der Tempelberg. Sie stehen auf dem Tempelplatz.
Zufällig hat der Tempelplatz übrigens 144 Quadratmeter, aber das hat nichts damit zu tun. Die Bibel würde, wenn schon, über das Ellenmaß sprechen. Aber als Gedankenstütze entspricht es gerade 144 Quadratmetern.
Da stehen sie zusammen mit dem Lamm. Das heißt, es ist eine Momentaufnahme gerade am Ende der großen Drangsal. Der Herr Jesus ist bereits zurück auf dem Ölberg, geht dann hinüber auf den Tempelberg und versammelt sich dort mit den 144.000.
Nach Vers 4: Unbefleckt, also rein, jungfräulich – sie haben sich nicht sexuell verunreinigt durch außerehelichen Verkehr.
So sehen wir auch, dass sie gekennzeichnet sind als rein. Sie werden sich weiß machen, reinigen und läutern.
Weiter steht in Vers 5 ein Kennzeichen: „Und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden.“
Woran erinnert dich diese Formulierung? Das erinnert an Offenbarung 3.
Dort steht es in ihrem Mund. Es ist aber nicht genau so formuliert, Offenbarung 3 ist etwas anders, aber der Gedanke ist dort auch.
Noch direkter ist Jesaja 53! Schlag mir Jesaja 53 auf!
Welcher Vers? Lies bitte vor!
„Man hat sein Grab bei Gesetzlosen bestimmt, aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tode, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Munde gewesen ist.“
Jawohl!
In Offenbarung 3,13 steht übrigens: „Der Überrest Israels wird kein Unrecht tun und keine Lügen reden, und in ihrem Munde wird keine Zunge des Truges gefunden werden.“
Fast gleich, aber die Formulierung in Offenbarung 14 ist wirklich direkt Jesaja 53 entnommen, wo es vom Messias heißt, er wird nicht das Grab eines Gesetzlosen bekommen. Das wäre die Verbrennung eines Gekreuzigten im Tal Hinnom gewesen. Stattdessen hat Joseph von Arimathia sein eigenes, noch unbenutztes Felsengrab zur Verfügung gestellt.
Und dann wird begründet, warum: Weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Munde gewesen ist.
Jetzt sehen wir, dass diese Maskilim ihrem Herrn so gleichen, dass von ihnen auch gesagt wird in Offenbarung 14,5: „In ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden.“
Was sie noch kennzeichnet, ist Vers 4. Das wäre eine wunderbare Inschrift auf einem Grabstein. Von ihnen heißt es als Übersicht über ihr Leben: „Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.“
Auch das ist natürlich wieder eine Anspielung auf Jesaja 53, wo der Messias als Lamm bezeichnet wird: „Wie ein Lamm wurde er zur Schlachtung geführt, wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scheren.“
Dort heißt es, sie folgen dem Lamm, wohin es auch geht.
Darum sind sie wie er. Sie weisen die vielen zur Gerechtigkeit, und in ihrem Munde wurde kein Trug gefunden.
Das macht übrigens auch klar: Lügen ist für einen Christen ein No-Go. Ab und zu mal so und die Wahrheit ein wenig drehen, das heißt ganz klar: In ihrem Munde wurde kein Falsch gefunden. Das war so im Leben des Herrn Jesus als unser vollkommenes Vorbild.
Wir sehen also, wie diese Maskilim in Daniel einen sehr direkten Bezug zu Jesaja 53, zu dem Gottesknecht haben, der einsichtig und verständig handeln wird.
Woher kommt diese Weisheit? Daniel 12, Vers 4, liest das nochmals jemand vor, bitte!
„Du, Daniel, verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.“
Auch hier wird, wie an verschiedenen Stellen im Buch Daniel, von der Zeit des Endes gesprochen.
Die Endzeit ist das Ende der langen Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Messias.
In der Prophetie ist die Endzeit insbesondere die Zeit, in der das jüdische Volk wieder zurückkehrt ins Land der Väter.
Wir wissen, das hat 1882 mit der ersten Einwanderungswelle aus Russland seinen Anfang genommen. Bis heute sind über 175 Prophezeiungen über die Endzeit erfüllt worden.
Das hat natürlich schon seine Bedeutung für uns, selbst wenn uns klar ist, dass diese Maskilim, die in Daniel 12,3 und Vers 10 erwähnt werden, Gläubige der Zeit nach der Entrückung in der Endzeit sind.
Aber das muss auch für uns eine Bedeutung haben, denn wir leben schon in der Endzeit.
Die Endzeit ist also keine Zeit, in der man die Bibel nicht mehr studiert, sondern hier lesen wir etwas vom Buch Daniel.
Ein bisschen hebräischer Unterricht: Das Wort „Ihr schottet du“ heißt nicht „hin und her reisen“. Steht das bei jemandem so?
Manche haben gesagt, in Daniel 12 sei vorausgesagt, dass in der Endzeit die Leute Weltreisen machen. Diese Stelle wird dafür angeführt, dass Leute kurze Trips nach Malaysia, dann nach Bolivien machen und so weiter. Also, sie reisen einfach in der ganzen Welt herum.
Aber „geschottet du“ heißt eben „hin und her gehen“, aber das ist nicht gemeint als Reisen, sondern beim Lesen.
So machen wir doch Bibelklasse. Die ganze Zeit sind wir am Blättern, oder? Wir gehen nach vorne, wieder nach hinten, hin und her.
Es gibt Predigten, da kann man hingehen und sitzen, ohne Bibel in der Hand. Man kann zuhören bis zum Schluss und gut.
Aber es gibt Predigten, da muss man ständig blättern. Manchmal wird aus einem kleinen Propheten zitiert, und dann raschelt es in der ganzen Gemeinde. Das ist ein Zeichen, dass man eben mehr dort lesen sollte.
Ich habe schon erlebt, dass jemand sagt: „Ich habe das nicht so gern, da muss man ständig so blättern in der Bibel.“
Natürlich, wenn man am Anfang steht und Mühe hat, sich zurechtzufinden, ist das verständlich, dass es unangenehm ist.
Aber man kann das lernen und wird mit der Zeit richtig fit, sogar ohne Register – es geht.
Nur so verstehen wir die Bibel, weil die Bibel sich selbst erklärt.
Wir haben ständig Querverbindungen, wie wir das jetzt auch wieder gesehen haben.
Wenn man so die Bibel liest, geht man nach vorne, wieder nach hinten, auch im Buch Daniel.
Dann ist man in Kapitel 7 und denkt: „Ah, diese vier Weltreiche, das ist ja eigentlich eine Parallele zu Kapitel 2 mit den vier Teilen der Statue.“
Man geht hin und her, das eine ergänzt das andere und illustriert es.
Die Bibel sagt: Viele werden hin und her gehen, und die Erkenntnis wird sich mehren.
So wird man mehr und mehr ein Maskil oder eine Maskilla, das wäre die weibliche Form.
Maskilla, Maskillott sind die Frauen. Wenn man Männer und Frauen zusammen nimmt, nimmt man das Männliche: Maskillin.
In der Bibel ist es nicht so, dass man über Lehrerinnen und Lehrer oder Dozierende sprechen muss, um ein neutrales Wort zu verwenden, das nicht geschlechterspezifisch ist.
Gender Mainstreaming hat nichts in der Bibel zu suchen, aber Maskillin bezeichnet natürlich auch die gläubigen Frauen.
So können wir enorm von diesen Gläubigen der Zukunft lernen, wie wir jetzt sein sollten.
Man kann es sich in der Endzeit nicht mehr leisten, die Bibel nicht gründlich zu kennen.
Wir lesen in Hosea 4 noch ein interessantes Zitat in diesem Zusammenhang, Hosea 4, Vers 6. Wer liest?
„Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis. Weil du die Erkenntnis verworfen hast, so verwerfe ich dich, dass du mir nicht mehr als Priester dienst.“
Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis.
Das ist eine schreckliche Tatsache auch für das Volk Gottes heute.
Man liest immer weniger die Bibel. Man betont Erfahrung, Erlebnis und geht von Event zu Event.
Der Glaube wird nicht im Wort Gottes verwurzelt.
Man sagt dann: „Ja, mich interessiert mehr die Praxis, nicht die Theorie.“
Aber in welchem Bereich unserer Arbeit können wir es uns leisten, nur für die Praxis interessiert zu sein, aber nicht für die Theorie?
Jeder Schreiner muss Theorie haben. Jeder Physiker muss Theorie haben, um in der Praxis etwas zu machen. Jeder Chemiker auch.
Wenn er sich nur für Praxis interessiert, aber nicht für Theorie – das gehört zusammen.
Wir können nur richtig handeln, wenn wir auch das richtige Wissen von Gott haben, das wir dann in Handeln umsetzen.
Wenn wir schon in Hosea sind, der letzte Vers von Hosea, nach diesem längsten Buch der Kleinpropheten, heißt es in 14, Vers 9:
„Ephraim wird sagen: Was soll ich noch mit den Götzen?“
Das ist der allerletzte Vers.
Ein Vers davor, Vers 8, heißt es:
„Wer ist weise, dass er dies versteht? Wer ist verständig, dass er es erkennt? Denn die Wege des Herrn sind gerade, die Gerechten werden darauf gehen, die Abtrünnigen aber werden darauf stürzen.“
Oder darauf fallen.
Auch da wird gesagt: Wer weise ist, wird dies verstehen.
Dann wird das aber gerade wieder mit der Praxis verbunden: Die Wege des Herrn sind gerade, und die Gerechten werden darauf wandeln.
Man darf das praktische Leben als Gläubiger und die Erkenntnis aus der Bibel nicht voneinander trennen.
Es wird gesagt, die Abtrünnigen, also die sich von der Bibel abwenden, kommen auf dem Weg des Herrn zu Fall und werden an Dingen irre.
Warum kann die Welt so sein, wie sie ist, und man verzweifelt an Gott und an seine Gerechtigkeit? Weil man nicht versteht, was die Pläne Gottes sind und wo sie letztlich hinführen.
So hilft uns die Bibel, nicht zu Fall zu kommen und nicht an Gott irre zu werden.
Maskilim in der Makkabäerzeit und Parallelen zur Endzeit
Nun gehen wir nochmals kurz zurück zu Daniel 11. Diesmal finden wir nämlich das Wort Maskilim schon früher in Daniel 11, und zwar in Verbindung mit der Prophetie, die sich über die Treuen in der Makkabäerzeit erfüllt hat. Diese Prophetie weist viele Parallelen zur Endzeit auf, wenn der Antichrist kommen wird.
Liest jemand Daniel 11,32? Dort heißt es: "Und schuldig machen wird er durch glatte Worte zum Abfall verleiten." Entschuldigung, das war Antiochus Epiphanes, ein Syrerkönig, der im zweiten Jahrhundert vor Christus die Massen der Juden zum Abfall zwang.
Dann gab es einen Widerstand durch Matathias, einen Priester aus Modein. Modein ist eine Ortschaft zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Wenn man vom Flughafen nach Jerusalem fährt, kommt man an Modein vorbei; die Autobahnausfahrt ist dort ausgeschildert. Dort kam der Herr Matathias her. Er hatte fünf Söhne, und gemeinsam erklärten sie: "Das geht nicht!" Sie wandten sich gegen diesen Abfall. Das wurde eine ganze Bewegung, die Gott segnete und die schließlich enormen Erfolg hatte. So konnten die Syrer hinausgeworfen werden, und der verunreinigte Tempel wurde wiederhergestellt.
Jetzt kommt das: "Aber das Volk." Das sind die Makkabäer. Weiter heißt es: "Aber das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und entsprechend handeln, und die Verständigen des Volkes werden die Vielen unterweisen."
Doch sie werden stürzen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Beraubung für eine Zeit lang. Sehen wir auch hier wieder: Das Volk, das Gott kennt – also das Wissen über Gott – wird sich stark erweisen und handeln. Dieses Wissen wirkt sich in der Praxis aus. Dann sind da wieder die Verständigen, die die Vielen unterweisen. "Kiel" heißt ja auch "verständig", der Verständige macht weiter.
In Vers 34 wird von einer kleinen Hilfe gesprochen, die gewährt wird. Ja, damals hatten sie einen riesigen Erfolg und konnten die Syrer schließlich hinauswerfen. Warum nennt die Prophetie das eine kleine Hilfe? Weil das, was damals geschah, eine Kleinigkeit war im Vergleich zu der großen Hilfe, die Israel in der Endzeit erfahren wird, wenn der Herr Jesus zurückkehrt. Im Vergleich zu dieser großen Hilfe in Daniel 12 war das eben eine kleine Hilfe. Aber das ist relativ, oder? Relativ klein.
Weiter heißt es: "Doch viele werden sich ihnen heuchlerisch anschließen, und von den Verständigen werden einige stürzen." Wieder sind es die Maskilim. Von den Maskilim werden einige fallen, damit unter ihnen geläutert, geprüft und gereinigt werde – bis zur Zeit des Endes. Denn es verzögert sich noch bis zur bestimmten Zeit.
Jawohl, auch hier sind die Maskilim erwähnt. Das Ziel ist, sie zu läutern und zu reinigen. Weisheit und Reinheit gehören einfach zusammen und gehen letztlich auf das vollkommene Vorbild des Messias in Jesaja 53 zurück.
Gibt es bis dahin noch eine Frage?
Die 144.000 und der Überrest Israels in der Endzeit
Wer genau sind die 144.000? Nach der Entrückung der Gemeinde wird in Israel, genauer gesagt in Jerusalem, insbesondere in Ostjerusalem, eine Erweckung beginnen. Jesaja 37 sagt, dass der Überrest vom Berg Zion ausgehen wird. Dieser Berg Zion ist der Tempelberg in Ostjerusalem, und dort wird diese Erweckung ihren Anfang nehmen. 144.000 Menschen werden sich bekehren und anschließend als Evangelisten in Israel wirken.
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 10, dass die Jünger mit den Städten Israels nicht fertig werden werden, bis der Sohn des Menschen kommt. Danach beginnt die große Trübsalszeit. Während dieser Zeit wird der Überrest zuerst das Götzenbild des Antichristen auf dem Tempelplatz sehen. Daraufhin fliehen sie in die Berge und überqueren die Grenze nach Moab, dem heutigen Jordanien. Dort werden sie in der Wüste von Gott für dreieinhalb Jahre beschützt und versorgt.
Von Norden her wird Israel durch den König des Nordens unter syrischer Führung überrannt. Zwei Drittel der Bevölkerung Israels werden getötet (Sacharja 13,8). Doch ein Drittel wird sich im Land bekehren. Dieser Überrest entspricht dann den 144.000, die als Erstlingsfrucht für Gott gelten, wie wir in Offenbarung 14 lesen. Das ist jedoch nur der Anfang; der Überrest wird viel größer sein – nämlich ein Drittel der Bevölkerung.
Heute leben etwa sechs Millionen Juden in Israel. Ein Drittel davon wären zwei Millionen. Die 144.000 sind also nur die Vorhut. Diese 144.000 werden evangelisieren und die Menschen zur Gerechtigkeit führen. So wird dieser Überrest für Gott entstehen.
Es handelt sich also um Juden, die nach der Zeit der Gemeinde an Jesus Christus glauben. In Sacharja 12,10 wird beschrieben, dass sie den Messias ansehen werden, der verwundet ist. Das ist die Zeit der Wiederkunft. Sie werden nicht mehr wegsehen, sondern Busse tun. Wer tut dann Buße? Das ist der gesamte Überrest. Wenn der Messias kommt und sie seine Wunden sehen, werden sie in Tränen ausbrechen und offiziell Buße tun für das Versäumte. Sie werden sich mit ihrem Volk versöhnen und Jesaja 53 beten: „Als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet, und wir haben ihn abgelehnt.“ Das ganze Kapitel werden sie weinend beten.
Dieser Überrest umfasst das Drittel plus die 144.000. In Römer 11 wird gesagt, dass ganz Israel gerettet wird. Die 144.000 kehren nach der Zeit in der Wüste zurück. Sie werden am Ende nochmals in die Kämpfe eingreifen. Das steht in Sacharja 12, und auch in Sacharja 9 und 10 sehen wir, wie sie kommen. Der Herr wird über ihnen erscheinen und sie vom Himmel her im Luftkampf unterstützen. Sie werden als Bodentruppen kämpfen und nach der großen Katastrophe der Drangsal enorme Erfolge haben.
Damit müssen wir für heute schließen. Mal noch beten.
