Wir beschäftigen uns in der Predigt am Sonntag mit dem Leben des Propheten Elija. Heute Morgen kommen wir im ersten Buch Könige zum Kapitel 21.
Der Schwerpunkt liegt dabei eigentlich nicht auf Elija. Er tritt erst am Ende der Predigt auf, ebenso am Ende des biblischen Berichtes.
Wir wollen diese Geschichte, die sehr dramatisch ist und uns dennoch viel lehren kann, abschnittsweise lesen.
Der Trotz bei unerfüllten Wünschen
Ich lese zuerst aus 1. Könige 21,1-4:
Es geschah nach diesen Ereignissen, dass Nabot, der Jesreelit, einen Weinberg in Jesreel neben dem Palast Ahabs, des Königs von Samaria, hatte. Ahab sprach zu Nabot: „Gib mir deinen Weinberg, ich will einen Gemüsegarten daraus machen, weil er so nah an meinem Haus liegt. Ich will dir einen besseren Weinberg dafür geben, oder wenn es dir lieber ist, will ich dir den Wert in Geld geben.“
Aber Nabot antwortete Ahab: „Das lasse der Herr fern von mir sein, dass ich dir das Erbe meiner Väter geben sollte.“
Daraufhin kam Ahab heim, missmutig und zornig wegen der Worte, die Nabot, der Jesreelit, zu ihm gesagt hatte: „Ich will dir das Erbe meiner Väter nicht geben.“ Er legte sich auf sein Bett, wandte sein Angesicht ab und aß nichts.
Damit die Geschichte solider schließt: Ich weiß, wie es euch geht. Zumindest innerlich habe ich ein bisschen gelächelt und gedacht: Also, das ist ja wie im Kindergarten. Da kommt ein Mann nach Hause, bekommt ein bestimmtes Grundstück nicht, um Gemüse anzupflanzen, legt sich ins Bett, dreht sich an die Wand und trotzt. So etwas kennen wir normalerweise von Kindern. Aber wenigstens bei den Männern ist ja manchmal noch das Kind im Manne – vielleicht auch bei manchen Frauen. Und da kann es natürlich ganz ähnliche Reaktionen geben.
Diese Geschichte gibt uns einen tiefen Einblick in den Eigenwillen des Menschen und die bösen Früchte des Willens, den der Mensch durchsetzen will. Das Erste, was uns dieser Abschnitt zeigt, ist etwas über den Trotz bei unerfüllten Wünschen.
Als ich diesen Abschnitt las – ich weiß nicht, ob das in allen Übersetzungen so deutlich hervorkommt, ich habe das nicht geprüft – sagt Ahab zu Nabot: „Gib mir deinen Weinberg, ich will einen Gemüsegarten daraus machen.“ Ich habe es jetzt etwas betont gelesen. Die Formulierung „ich will“ ist in der Bibel keine gewöhnliche Redewendung, und sie steht auch nicht zufällig so da.
Diese Worte „ich will“ wurden zuerst von jemandem gesagt, der kein Mensch war, aber großen Einfluss auf die Menschheit genommen hat – und das war Satan selbst. Er erhob sich gegen Gott und sagte: „Ich will meinen Sitz über alle Engel setzen, und ich will Gott gleich sein.“ Dieses „Ich will“ wurde in der Geschichte dieser Erde als Erstes von Satan ausgesprochen.
Deshalb sind diese beiden Worte nicht ganz ohne Bedeutung. Wir hören das ja manchmal von kleinen Kindern, die sich hinstellen, vielleicht mit dem Fuß auf den Boden stampfen und sagen: „Ich will“ oder „Ich will nicht.“ Wir sind natürlich etwas beherrschter, wir stampfen nicht mit dem Fuß auf den Boden, aber vielleicht manchmal im Herzen.
Ahab setzt seinen eigenen Willen absolut durch. Und das ist es, was der Trotz bewirkt: Trotz setzt seinen eigenen Willen absolut, und zwar schlussendlich über den Willen Gottes. Wenn wir diesem eigenen Willen einfach folgen, hat das am Ende viel Ungerechtigkeit zur Folge.
Es war der Apostel Jakobus, der uns in seinem Brief gesagt hat, wie wir mit unseren Plänen umgehen sollen. Manchmal sagen wir das als Anhängsel zu irgendwelchen Plänen: Jakobus 4,13 sagt: „Wohl an nun, ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die Stadt reisen, dort ein Jahr zubringen, Handel treiben und Gewinn machen. Doch ihr wisst nicht, was morgen sein wird. Denn was ist euer Leben? Es ist doch nur ein Dunst, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet.“
Stattdessen sollen wir sagen: „Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder das tun.“
Gottes Willen als Maßstab für unser Handeln
„Wenn der Herr will“ ist ein ganz anderer Ansatz als „ich will“. Es ist natürlich auch immer wieder eine Sache meiner Herzenshaltung, meiner Einstellung Gott gegenüber, meines Denkens, meines Verhaltens und auch meines Vertrauens in den Herrn – dass seine Wege gut sind, dass sein Rat gut ist und dass sein Wort besser ist als meine eigenen Erkenntnisse.
Es war der König Salomo, der ja diese berühmten Sprüche geschrieben hat. So sagt er uns zum Beispiel in Sprüche 16,9: „Das Herz des Menschen denkt sich seinen Weg aus, aber der Herr lenkt seine Schritte.“ Oder in Kapitel 21, Vers 2: „Jeder Weg eines Menschen ist recht in seinen Augen, aber der Herr prüft die Herzen.“
Eine kleine Zwischenschaltung: Der Weinberg hat im Alten Testament eine tiefere, auch geistliche Bedeutung. Er ist nicht nur einfach ein landwirtschaftliches Stück Land. Der Weinberg war auch immer ein Bild für das Volk Israel oder für die Beziehung des Glaubens zwischen Israel und dem lebendigen Gott.
Was Ahab hier wollte, war, diesen Weinberg herauszureißen und daraus einen Gemüsegarten zu machen. Das erinnert uns daran, dass Satan immer wieder versucht, unser geistliches Leben zu zerstören und unsere Gemeinschaft mit Gott zu unterbrechen – so wie wir es vorhin auch mit dem Bild von den beiden Magneten hörten.
Dabei hat unser Eigenwille natürlich auch einen ganz entscheidenden Anteil daran, unser geistliches Leben zu zerstören, wenn unser Leben und unser Wille vordergründig werden, statt das, was der Herr will.
Ahab geht also jetzt auf Naboth zu und sagt: „Gib mir dieses Grundstück.“ Er hätte als König Israels eigentlich wissen müssen, dass das von vornherein nicht funktionieren kann. Und zwar aufgrund der Gesetzgebung Israels, die – und das ist wichtig – Gott selbst erlassen hat.
Wir können das nachlesen, ich spare mir jetzt die genauen Stellen im dritten und vierten Buch Mose, aber dort steht, dass das Land Gott gehört und dass er jedem Stamm und jeder Familie ein Grundstück zugeteilt hat. Es war verboten für einen Israeliten, sein Grundstück – das ja Erbrecht in seiner Familie war – jemals herzugeben.
Wenn Naboth also hier sagt: „Das kommt gar nicht in die Tüte“, dann nicht aus wirtschaftlichen Erwägungen oder weil er seinen Dickkopf gegen den von Ahab setzen wollte, sondern weil er das Wort Gottes befolgte. Dieses Land ist mir von Gott gegeben, und das kann, darf und werde ich deswegen nicht verkaufen.
Ahab macht also einen grundsätzlichen Fehler: Er denkt nur an das, was er will, aber nicht an das, was Gott sagt.
Ich kann heute morgen keine ausführliche Abhandlung darüber halten, wie wir den Willen Gottes erkennen. Aber ich sage immer wieder: Das Erste, was wir bedenken müssen, wenn es um die Frage geht, was der Wille Gottes in dieser Situation in meinem Leben ist, ist die Frage: Was sagt Gott ganz grundsätzlich zu meinem Vorhaben? Was sind Gottes Prinzipien?
Wenn wir manchmal die Prinzipien Gottes überdenken, die Grundlagen der Bibel betrachten, dann erledigen sich viele Fragen schon von vornherein.
Wir haben in der Männerstunde am Freitag – schade für jeden, der nicht dabei war – unter anderem über den Begriff „geldgierig sein“ gesprochen. Wir haben gesagt, dass Christen deswegen keine Glücksspiele machen, also kein Lotto, Toto und diesen ganzen Krimskrams, der laufend ins Haus kommt, um Millionär zu werden.
Warum? Weil dahinter Habgier steht, und Gott sagt, dass wir nicht habgierig und nicht geldgierig sein sollen.
Ich muss auch gar nicht fragen, wenn zum Beispiel jemand einen Ehepartner wählt und der Ehepartner Jesus nicht nachfolgt. Dann muss er Jesus erst gar nicht lange fragen: „Ist das dein Wille?“ Denn Gott hat deutlich gesagt, dass wir nicht am gleichen Joch mit den Ungläubigen ziehen sollen. Das wird immer schiefgehen.
Und ich muss Gott auch nicht lange fragen: „Herr, soll ich jetzt ins Theater oder ins Kino gehen?“ Denn ich weiß, dort werden Werte vermittelt, die dem Wort Gottes widersprechen. Deswegen muss ich mit Gott darüber erst gar nicht reden.
Ahabs Herz war dem Willen Gottes nicht unterstellt. Deshalb sah er in Naboths Antwort nicht Gottes Reden, sondern nur einen Menschen, der ihm den Gemüsegarten verwehrt.
Ahab wollte Gott nicht gehorchen. Er wollte seinen Willen durchsetzen.
Ist das immer so weit entfernt von uns? Wenn Gott unser Herz prüft, auch in dem, was wir vorhaben, dann werden wir vielleicht manchmal beschämt feststellen müssen, dass unser eigener Wille und unser eigenes Vorhaben oft wichtiger sind als das, was Gott ganz grundsätzlich dazu sagt.
Es ist mir immer wieder wichtig: Wenn wir vor wichtigen Fragen oder Problemen unseres Lebens stehen, dann sollten wir fragen: Was sagt die Bibel dazu?
Zum Beispiel: Wie gehst du um mit deinem Ehepartner? Wie gehst du um mit deinen Eltern? Wie gehst du um mit deinen Kindern? Was sagt Gott dazu?
Wenn wir uns diese Prinzipien einfach mal durchlesen, dann werden uns viele Antworten wie Schuppen von den Augen fallen.
Die Gefahr des eigenen Willens und falscher Ratschläge
Sein Weg, der Weg Ahabs, begann schon mit der Ehe, die er mit Isebel einging. Es heißt, Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des Herrn – mehr als alle, die vor ihm gewesen waren. Denn es geschah, dass er sogar Isebel zur Frau nahm, die Tochter Edbaals, des Königs der Sidonier. Er ging hin, diente dem Baal und betete ihn an. Schon die Eheschließung mit Isebel war eine klare Übertretung von Gottes Wort.
Wenn wir an unserem eigenen Willen festhalten, statt ihn Gott auszuliefern, können ganz schlimme Dinge geschehen. Denn wenn dein Wille wichtig ist und dich treibt, dann wird es nicht mehr weit sein, bis du Gottes Gebote missachtest. Du empfindest sie als Ballast, als Einschränkung.
Es ist so wichtig, unser Herz immer wieder neu diesem Herrn auszuliefern und ihn zu fragen: Herr, wie würdest du an meiner Stelle handeln? Was würdest du mir sagen, wenn du jetzt neben mir sitzen würdest? Wenn wir an unserem eigenen Willen festhalten, statt ihn Gott auszuliefern, dann wird in unserem Herzen der Trotz wachsen. Dann können sich Depressionen ausbreiten, Verzweiflung kann sich unserer bemächtigen, und wir werden viel Zeit und viele Gaben verschwenden. Denn wir sind mit uns und unserem Willen beschäftigt und treten hier mit niemandem anders in Konkurrenz als mit dem lebendigen Gott.
Deswegen war mir Elija ein so ungemeines Beispiel. Ganz am Anfang des Berichtes über ihn in der Bibel sagt er zu Ahab: „Der Gott, vor dem ich stehe.“ Steh also mit deinem Willen, mit deinen Plänen, deinen Reaktionen, deinen Meinungen und deinem Denken immer wieder vor ihm und frage ihn: Herr, bin ich auch in der Gefahr, meinen eigenen Willen durchzusetzen, oder kann ich noch hören?
Ihr wisst ja, dass ich die englische Sprache sehr liebe. Da hat mich Psalm 23, Vers 1 sehr überrascht, wie er im Englischen heißt. Manchmal ist es interessant, wenn man das lesen kann. Im Englischen heißt der erste Vers: The Lord is my shepherd, I shall not want. Der Herr ist mein Hirte, ich werde nichts mehr begehren.
Das ist interessant. Wenn er mein Hirte ist, dann begehre ich nichts mehr, sondern er ist mein Begehren – und was er für mich erwählt. Das ist gut.
Also, Ahab war von Trotz erfüllt, weil er mit unerfüllten Wünschen nicht leben wollte.
Der Einfluss falscher Ratgeber
Also, pass auf: Wenn es um deine unerfüllten Wünsche geht, wie reagierst du?
Wir lesen ein Stück weiter, in 1. Könige 21, und schwenken gewissermaßen die Kamera. So wie die Kamera vorher auf jemand anderen gerichtet war, nämlich auf Ahab, richtet sie sich jetzt auf seine Frau.
Da heißt es: Seine Frau Isebel kam zu ihm hinein, als er trotzig in seinem Bett lag, und sprach zu ihm: „Warum bist du so missmutig und isst nichts?“ Er antwortete ihr: „Ich habe mit Nabots, dem Israeliten, geredet und zu ihm gesagt: Gib mir deinen Weinberg um Geld, oder wenn es dir lieber ist, will ich dir einen anderen dafür geben. Aber er sprach: Ich will dir meinen Weinberg nicht geben.“
Da sagte seine Frau Isebel zu ihm: „Zeige jetzt, dass du König über Israel bist! Steh auf, iss etwas und sei guten Mutes. Ich will dir den Weinberg Nabots, des Israeliten, verschaffen.“
Ach, ist das schön, oder? Meine Frau hat mich verstanden und fühlt mit mir mit. Und sie sagt: „Okay, wenn du es nicht geschafft hast, wozu hast du eine Gehilfin? Also, ich mache das. Und jetzt steh mal auf, zeig denen, wer du bist und wo der Hammer hängt. Du bist doch hier der König. Hau mal eine Faust auf den Tisch!“ Aber du brauchst gar nichts zu machen, ich regle das schon. Toll!
Ach, von so einer Frau träumt jeder. Ich hoffe, du hast so eine Frau nicht. Und ich will jetzt auch nicht nur über Ehefrauen sprechen, sondern ganz grundsätzlich: Pass auf, wenn du Ratgeber bist. Das Gleiche kann dir nämlich passieren.
Heute Nachmittag rufst du einen Freund an, und er jammert dir das Ohr voll über etwas, was passiert ist. Deine Reaktion, weil du den Freund liebst und auf seiner Seite stehst, ist: „Ach, Markel, was sie mit dir machen, das ist schlimm. Ich würde dir empfehlen, jetzt aber mal zu zeigen, dass du dich wehren kannst.“
Pass also auf, wenn du Ratgeber bist: Was ist denn eigentlich Gottes ultimatives Ziel mit einem Menschen? Wenn wir Ratgeber sind, ist es immer wichtig, dieses Ziel vor Augen zu haben.
Was ist Gottes Ziel? In Römer 8, Verse 28 und 29 heißt es: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, im Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“
Das Ziel Gottes mit uns Menschen, also mit seinen Kindern, mit denen, die an ihn glauben, ist, uns Jesus ähnlicher zu machen. Jeder Rat, der ein anderes Ziel verfolgt, ist zu verwerfen. Das ist ein Rat Isebels.
Jeder Rat, der dein Ego aufpumpt, der dich stark macht, sodass du sagst: „Jetzt lasse ich es mal krachen, jetzt ist genug, jetzt haue ich auf den Tisch und jetzt fliegen die Fetzen“, dieser Rat ist ein Rat Isebels. Das hat sie gemacht.
Welchen Rat gibst du, liebe Ehefrau, deinem Mann, der gekränkt von der Arbeit nach Hause kommt? Und du, lieber Mann, wenn deine Frau den Kopf hängen lässt, sich ins Bett legt, die Wand anstarrt und nichts mehr isst, weil sie beleidigt ist? Oder wenn dir jemand seine Not schildert: Was ist das Ziel deines Rates? Willst du dir gute Freunde machen?
Es ist ja sehr angenehm zu sagen: „Horst, ich fühle mit dir, ich bin ganz deiner Meinung.“ Da sagt Horst: „Toll, Michael ist ein super Freund, der versteht mich.“ Wenn ich ihm aber sage: „Weißt du, lass es dir einfach dienen. Es dient dir, dass du abgeschliffen wirst und Jesus ähnlicher wirst“, riskier ich es vielleicht, dass er mich aus dem Haus schmeißt und sagt: „Unverschämtheit! Jetzt soll er mir auch noch eins draufgeben. Der sollte mich doch mal aufbauen!“
Ja, so sind wir. Wir hören gerne das, was uns Leute in die Ohren blasen. Geht uns wohl kaum anders.
Und gerade wenn man sich nahe steht, wenn man etwas für den anderen empfindet, dann ist die Gefahr groß, dass man dem anderen zu Munde redet und nicht mehr das Ziel Gottes im Blick hat.
Paulus schreibt den Korinthern – und ihr wisst ja, er hat den Korinthern den Marsch geblasen – und sagt ihnen: „Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern Mitarbeiter Gottes an eurer Freude.“
Also alles, was ich euch sage, auch alle Korrekturen, auch da, wo ich euch ausbremsen muss, geschieht, weil ich will, dass ihr Freude habt. Echte Freude, nicht Freude über den Weinberg, den ihr bekommt, oder den Gemüsegarten, um mit diesem Bild zu sprechen, sondern die Freude, die kommt, weil der Heilige Geist eure Herzen erfüllt.
Wenn wir anderen Rat geben, dann rate ihnen nie weniger als das Beste. Und das Beste ist, das Handeln Gottes anzunehmen, damit wir Jesus ähnlicher gemacht werden.
Wenn du also in einer bestimmten Lebenssituation bist, wie Ahab, deinen Willen nicht kriegst oder dir jemand querkommt, dich gekränkt oder vernachlässigt hat, dann habe ich diese Frage an dich: Hat diese Situation dich Jesus ähnlicher gemacht? Hast du verstanden, dass Gott es zugelassen hat, damit du verändert wirst?
Hier ging es eigentlich von Gott her nicht darum, dass Nabots seine Meinung ändert, sondern dass Ahab verändert wird.
Unsere wahre Freude besteht darin, den Willen Gottes zu tun. Das schenkt wahre Freude.
Die Folgen eines selbstherrlichen Willens
Es gibt in der Bibel einen sehr starken Gegenentwurf zu Isebel, und das ist Abigail. Wir kennen ja diese Geschichte von der Frau, die mich immer wieder zum Kopfschütteln bringt: Sie kann 600 wütende Männer aufhalten – eine einzige Frau. Das werde ich nie begreifen, wie sie das geschafft hat.
Schau, was sie zu David sagt, der ihr König war. Er hätte sie einfach mit seiner Armee überrennen können, buchstäblich. Er hätte ihr den Kopf kürzer machen können und sagen können: „Was fällt dir eigentlich ein, dich mir hier in den Weg zu stellen? Weg mit dir!“ Doch sie stellt sich ihm entgegen und sagt:
„David, hilf dir nicht mit eigener Hand. David, gib nicht dem Zorn Gottes den Raum in dir. David, führe die Kriege des Herrn und nicht die Kriege um dein Ego, deinen Willen, dein Recht und deine verletzte Ehre. David, vertraue Gott, und er wird dich bewahren. Wenn du Gott vertraust, dann gibt er dir, was er dir geben will.“
Das war eine gute Ratgeberin, und sie war mutig. Ein guter Ratgeber braucht auch Mut. Er setzt sich dem Risiko aus, dass der andere böse wird, weil er etwas anderes erwartet oder erhofft hat.
Ich weiß, es ist manchmal sehr schwer. Mir geht es selbst so, unparteiisch zu sein. Du solltest nicht auf der Seite A oder auf der Seite B stehen, sondern immer auf der Seite Gottes. Was sagt er in dieser Situation?
Die Konsequenzen von Machtmissbrauch und Ungerechtigkeit
Drittens betrachten wir 1. Könige 21, Vers 8: Isebel schrieb Briefe in Ahabs Namen, versiegelte sie mit seinem Siegel und sandte sie an die Ältesten und Edlen, die mit Nabot zusammen in seiner Stadt wohnten. In diesen Briefen schrieb sie Folgendes: „Ruft ein Fasten aus und setzt Nabot oben an unter dem Volk. Stellt ihm zwei Männer gegenüber, Söhne Belials, die gegen ihn Zeugnis ablegen und sagen sollen, er habe Gott und den König geflucht. Führt ihn hinaus und steinigt ihn, damit er stirbt.“
Genau so geschah es dann auch.
Wenn unser Wille nicht dem Willen Gottes ausgeliefert ist, kann er sehr gefährlich und bösartig werden. Wir lassen vielleicht nicht sofort jemanden steinigen, aber wenn unser eigener Wille uns regiert, kann er zu einer bösen Waffe werden. Dann handelt der Mensch mit all der Ungerechtigkeit, die in ihm wohnt.
Es entstehen Sätze wie: „Na ja, der Zweck heiligt die Mittel. Es war vielleicht nicht ganz koscher, aber mein Ziel war ja gut.“ Dann folgen kleine Unwahrheiten, bei denen man Dinge ein wenig verdreht, weil sie besser in die eigene Planung passen. Man schildert Situationen anders, als sie wirklich waren, und lässt Gedanken einfach weg.
Man fragt sich manchmal: „Ist das die reine Wahrheit? Kann das wirklich vor Gott bestehen?“ Dann kommt es zur Afterrederei – man sammelt schnell seine Parteien und denkt: „Ach, Christina, du bist doch auch meiner Meinung. Und du, Markus, findest doch bestimmt auch, dass das wirklich schlimm war, was er gemacht hat.“ Wenn man die Dinge nur aus der eigenen Sicht schildert, denken Christina und Markus vielleicht: „Ja, armer Kerl Michael.“ Aber wenn sie die andere Seite hören würden, wäre das Ergebnis vielleicht ein anderes.
So entstehen Afterrederei und Übertreibungen. Nabot hatte nur gesagt: „Ich kann Gottes Wort nicht übergehen, ich kann nicht in den Weinberg gehen.“ Doch Isebel behauptete, er habe Gott und den König geflucht. Sie verdrehte die Wahrheit und übertrieb extrem.
Wenn unser Wille uns regiert, ist der Ungerechtigkeit Tür und Tor geöffnet. Vielleicht nicht so grob wie hier, aber wir finden immer Erklärungen für unser Handeln. Das Perfideste ist, dass der Teufel die Bibel ziemlich gut kennt. So kommen wir sogar dazu, Bibelverse zu nehmen und unser Handeln damit zu untermauern, ohne ehrlich vor Gott zu sein und ihm unseren Willen auszuliefern.
Weil es eine Lehrgeschichte ist, endet sie sehr bilderbuchmäßig: Isebel setzt sich durch, Nabot wird umgebracht, Ahab bekommt den Weinberg und ist zunächst glücklich. Doch bald ist seine Stimmung wieder verdorben.
Dann tritt jemand auf, der das nicht leiden kann: Elija. Im Vers 20 sagt er zu Ahab: „Hast du mich gefunden, mein Feind?“ Der König wusste genau, dass er nichts mehr zu lachen hat, wenn Elija auftaucht. Elija kommt immer nur, um ihm den Kopf zurechtzusetzen.
Gott ist unbestechlich, und das Wort aus Galater 6 stimmt: Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Es ist immer eine schlechte Saat, den eigenen Kopf durchzusetzen und nicht auf die Stimme Gottes zu hören. Diese Stimme ist ein sanftes, stilles Säuseln, dem wir manchmal genau zuhören müssen.
Wenn wir diese Stimme, das Gewissen, übergehen, weil wir sagen: „Ich will jetzt nicht mehr, ich will diesen Weg nicht mehr gehen. Ich will nicht mehr gehorsam sein und mir das nicht mehr bieten lassen“, dann ist das immer ein „Ich will“ als Triebfeder. Und diese Saat bringt immer eine böse Ernte.
So war es auch bei Ahab. Elija tritt ihm entgegen und sagt: An der Stelle, wo Nabot verblutet ist, werden Hunde dein Blut lecken. Ahab tut Buße, erkennt, dass er einen Schritt zu weit gegangen ist, und Gott mildert das Urteil ab. Doch es geschieht nicht an der gleichen Stelle, sondern am Teich in Samaria, wo die Hunde sein Blut lecken.
Was über Isebel vorausgesagt wurde, geschieht genauso: Die Hunde fressen sie vor der Festungsmauer Israels. Sie wurde von einem Soldaten aus dem Fenster geworfen, stürzte hoch herunter und war tot. Bis man sie suchte, war sie von Hunden aufgefressen.
Vielleicht wird uns nicht genau dasselbe widerfahren, dass wir von Hunden gefressen oder aus dem Fenster geworfen werden. Aber was der Mensch sät, das wird er ernten. Das bringt mich manchmal zum Zittern, denn Gott ist ein unbestechlicher Gott.
Diese Geschichte steht nicht in der Bibel, damit ich über einen Trotzkopf wie Ahab lächle und denke: „Na ja, wie die kleinen Kinder, lesen wir einfach weiter.“ Alles ist geschrieben, um uns zum Nachdenken zu bringen.
Es geht hier nicht darum, meinen Willen gegen den meiner Frau durchzusetzen, sondern vor allem darum, meinen Willen gegen den Willen Gottes durchzusetzen. Und hier liegt das Problem: Wenn der eigene Wille zur Triebfeder unseres Handelns wird und wir göttliche Grundsätze sowie das leise Mahnen unseres Gewissens übergehen, merkt Gott das.
Wir werden die Folgen ernten – nicht, weil Gott uns hasst oder böse ist, sondern um uns zurechtzubringen, unser Denken aufzurütteln und uns vor Reaktionen zu bewahren, bei denen jeder sagen würde: „Michaela, ich verstehe dich bestens, ich hätte genauso gehandelt.“ Das fühlt sich für Michaela prima an, wenn jemand so etwas sagt, aber es wäre falsch.
Stattdessen sollten wir fragen: „Herr, was ist Deine Reaktion?“ Unser Denken und Handeln soll verändert werden, hin zum Bild Jesu.
Die Mahnung zur Herzenshüte und zum Gehorsam
Ich schließe mit einem Vers oder ein paar Versen aus Sprüche 4, die ich zum Schluss noch lesen möchte. Sprüche Kapitel 4, Vers 20:
„Mein Sohn, achte auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Reden, lass sie nie von deinen Augen weichen, bewahre sie im Innersten deines Herzens. Denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und heilsam ihrem ganzen Leib.“
Und jetzt kommt das, worauf es mir ankommt:
„Mehr als alles hüte dein Herz, denn von ihm geht Leben aus. Tu weg von dir die Falschheit des Mundes, und verdrehte Rede sei fern von dir. Mehr als alles hüte dein Herz.“
Das ist der Vers, der immer auf jedem Rundbrief von Paul Schuster steht, seitdem er Rundbriefe verschickt: „Mehr als alles hüte dein Herz.“
Diese Geschichte ist eine Mahnung dazu, wirklich so zu handeln wie Elia, der sagte: „Herr, ich stehe vor dir.“ Egal mit all deinen Reaktionen, ob du dich selbst verstehst und ob die anderen dir sagen: „Jawohl, genau richtig, so hätte ich es auch gemacht, war mal höchste Zeit“ – du stehst vor Gott.
Und du fragst: „Herr, wie denkst du? Wie fühlst du? Wie ist das Recht vor dir?“ Steh vor ihm, um zu hören, was er sagt.
Wir wollen jetzt einen kleinen Moment still werden, jeder an seinem Platz, einfach in Stille vor dem Herrn beten. Bitte nicht laut beten. Ich schließe diese Zeit dann ab, und danach gehen wir zum Abendmahl über.
Herr, wir danken dir für dein Wort, dass du uns auch solche drastischen Geschichten nahebringst – nicht damit wir einen längst verstorbenen Menschen verurteilen, sondern damit wir unser eigenes Herz sehen. Denn der Grundzug von Ahab steckt genauso auch in unserem Herzen.
Ich danke dir dafür, dass du unbestechlich bist und dass man dich nicht täuschen kann. Du siehst unser Herz bis ins Innerste, alle Beweggründe. Du siehst unser Denken auch dort, wo es sich von unseren Worten unterscheidet.
Du bist die Wahrheit, und deswegen kennst du sie. Ich danke dir dafür, dass das so ist. Danke für deinen Heiligen Geist, der immer wieder unser Gewissen stört, wenn es dabei ist, sich selbst zu entschuldigen und zu erklären. Wenn es das eigene Empfinden und den eigenen Willen an die erste Stelle setzt.
Herr, wir möchten lernen, vor dir zu stehen – auch mit all unserem Denken, mit all unseren Reaktionen auf das Handeln anderer Menschen, das uns nicht gefällt. Hilf uns, Herr, wirklich ein hörendes Herz zu haben, um von dir geprägt zu werden und dein Ziel zu haben: umgestaltet zu werden in dein Bild.
Danke, Herr Jesus, dass du in deiner Treue weiter an uns wirkst. Hilf jedem einzelnen, mir angefangen, bis zu jedem, der mit mir gemeinsam darüber nachgedacht hat, es umzusetzen, damit dein Wort Wahrheit in uns sein kann.
Hilf uns, ehrlich zu werden, den Mut zu haben, ehrlich zu werden vor uns selbst und uns dir ganz neu auszuliefern. Damit wirklich das geschehen kann, was du willst, und wir deinem Heiligen Geist Raum geben in unserem Denken, Fühlen und Handeln.
Dank sei dir dafür, Herr. Amen.