
Liebe Gemeinde und alle Freunde, die heute Abend hier sind oder zu Hause zuschauen beziehungsweise später anschauen werden: Es freut mich sehr, dass ihr euch Zeit genommen habt, gemeinsam mit mir über den ersten Timotheusbrief nachzudenken.
Ich finde es immer wieder bereichernd und wunderbar, im Wort Gottes zu lesen. Auch nach vielen Jahren als Christ entdecke ich dabei immer wieder etwas Neues. Mein Name ist Michael Kotsch. Vor 42 Jahren bin ich Christ geworden und habe es seitdem nie bereut, mit Jesus Christus in meinem Alltag zu leben. Mit ihm treffe ich Entscheidungen, die mein Leben betreffen: Welche Ausbildung ich mache, wo ich arbeite, wen ich heirate und was ich im Alltag tue.
Vor 33 Jahren habe ich geheiratet und bin immer noch mit meiner Frau zusammen. Kürzlich habe ich im Internet nachgeschaut, dass Ehen in Deutschland im Durchschnitt etwa 15 Jahre halten. Bei uns sind es schon mehr als das Doppelte. Ich hoffe, es kommen noch viele weitere Jahre dazu. Ich möchte jeden ermutigen, sowohl mit Jesus Christus zu leben als auch langfristig in einer Partnerschaft zu sein. Denn genau so hat Gott es ursprünglich gedacht – nicht, dass man einfach sagt: „Jetzt habe ich keine Lust mehr, ich suche mir jemand anderen.“
Wir haben drei Kinder, die staatlich gesehen alle schon erwachsen sind. Dennoch fragen wir uns als Eltern manchmal: Sind sie das wirklich? Das ist wohl eine Perspektive, die man als Elternteil hat. Wenn die Kinder groß werden, möchte man ihnen oft noch sagen, wie sie etwas machen sollen.
Ich arbeite seit 26 Jahren an der Bibelschule in Brake bei Lemgo. Das freut mich sehr. Dort habe ich schon viele Schüler begleitet. Mittlerweile unterrichte ich sogar einige der Kinder von ehemaligen Schülern, die ich vor 20 oder 25 Jahren unterrichtet habe. Das finde ich eine ganz tolle Sache. Offenbar empfehlen die Eltern ihren Kindern immer noch, an die Bibelschule zu gehen. Das lohnt sich durchaus, und die Kinder kommen dann auch zum Glauben.
Ich finde es schön, jedes Jahr junge Leute bei uns zu haben, die sich ausbilden lassen, um das Wort Gottes näher kennenzulernen. Danach setzen sie sich irgendwo in Deutschland oder sogar darüber hinaus für Gott ein, wohin auch immer er sie führt.
Das soll vorerst genug sein. Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch gerne nachher, morgen oder übermorgen an mich wenden, falls ihr noch da seid. Ich erkläre euch dann gern noch mehr. Neben der Arbeit an der Bibelschule bin ich auch in anderen Bereichen tätig.
Ich möchte heute Abend mit euch schwerpunktmäßig den ersten Timotheusbrief anschauen. Wenn wir „erster Timotheusbrief“ sagen, denken wahrscheinlich einige von euch, die schon lange Christen sind: „Kennt man ja schon alles.“ Das ist auch gar nicht schlimm.
Denn viele Dinge, die wir schon kennen, hören wir ganz gerne noch einmal. Manchmal ist es sogar notwendig, dass wir sie wieder hören. Wenn ihr verheiratet seid und eure Frau euch mal wieder sagt: „Ich liebe dich“, antwortet ihr dann auch: „Ach, das hast du mir schon gesagt, brauche ich eigentlich nicht“?
Oder bei euren Kindern vermute ich, dass die meisten von euch solche Worte auch gern noch ein zweites, drittes, zehntes oder sogar fünfzigstes Mal hören. Denn das ist etwas Positives, das uns innerlich aufbaut und an dem wir uns freuen.
Bei manchen Dingen merkt ihr als Eltern – zum Beispiel bei euren Kindern – auch, dass ihr nicht nur einmal sagen müsst: „Mach Hausaufgaben!“ Sondern manchmal müsst ihr das jeden Tag sagen. Nicht nur einmal, zweimal oder dreimal, sondern vielleicht viermal oder öfter: „Mach Hausaufgaben, mach Hausaufgaben!“ Und es dauert eine Weile, bis das wirklich so weit kommt, dass sie es selbstständig machen.
Manche Dinge brauchen wir also öfter zum Hören. Zum einen, weil sie uns guttun, und zum anderen, weil wir sie manchmal vergessen. Dann müssen sie uns neu von Gott in Erinnerung gerufen werden, damit sie unser Leben prägen.
Wenn ihr also zu denen gehört, die den ersten Timotheusbrief schon sehr gut kennen, ist das gar kein Problem. Hoffentlich werden ein paar Dinge darin, die ihr schon kennt, neu ins Bewusstsein gerufen. Vielleicht entdeckt ihr auch etwas ganz Neues, wenn wir den Brief gemeinsam durchgehen.
Und wenn jemand dabei ist, der den ersten Timotheusbrief noch gar nicht kennt, schadet das auch nichts. Vielleicht ist es sogar gerade gut, ihn jetzt einmal intensiv und im Ganzen anzuschauen. Nicht nur hier und da einen Vers, sondern den ganzen Brief im Überblick zu sehen und zu verstehen, was darin steht.
Timotheus ist heute in Deutschland kein Name, der besonders häufig vorkommt. In der Bibel jedoch wird Timotheus mehrfach erwähnt. Er stammt ursprünglich aus Lystra, einer Gegend, die damals Galatien genannt wurde.
Paulus war auf seiner zweiten Missionsreise durch diese Region gezogen. In Lystra hatte er gepredigt, und die Menschen dort waren von ihm so begeistert, dass sie dachten, er sei ein Gott. Sie wollten ihm sogar Opfer bringen, wie wir in der Apostelgeschichte lesen. Paulus sagte ihnen daraufhin: „Ich bin kein Gott, betet mich nicht an!“ Kurz darauf kippte die Stimmung plötzlich, und die Menschen steinigten Paulus. Als sie glaubten, er sei tot, ließen sie ihn liegen. Was danach genau geschah, wird nicht weiter berichtet.
Zwei Kapitel später in der Apostelgeschichte lesen wir, dass Paulus im Rahmen seiner zweiten Missionsreise nach Lystra zurückkehrte. Dort hatten einige Menschen den Glauben angenommen, darunter die Mutter und die Großmutter von Timotheus sowie Timotheus selbst. Ursprünglich stammten sie aus jüdischer Herkunft, wurden aber durch die Predigt des Paulus Christen.
Timotheus war damals etwa zwanzig Jahre alt. Paulus bat ihn, ihn auf seiner Missionsarbeit zu begleiten und zu unterstützen. Timotheus folgte diesem Ruf. Der Brief an Timotheus wurde ungefähr fünfzehn Jahre später geschrieben. Das bedeutet, Timotheus war zu diesem Zeitpunkt etwa 35 Jahre alt und bereits selbständig unterwegs. Anfangs war er stets an Paulus’ Seite, doch nun arbeitete er eigenständig.
Paulus befand sich zu dieser Zeit in seiner ersten Gefangenschaft in Rom, von der auch die Apostelgeschichte berichtet. Er sandte Timotheus nach Ephesus, einer Stadt, in der Paulus selbst mehrere Jahre verbracht und eine christliche Gemeinde gegründet hatte. Zu dieser Gemeinde hatte Paulus einen sehr engen Kontakt. Ephesus liegt in der heutigen Türkei, nahe der Stadt Izmir.
Paulus schickte Timotheus nach Ephesus, um dort nach dem Rechten zu sehen. Timotheus blieb längere Zeit in der Gemeinde, um geistliche Dinge zu erklären und praktische Angelegenheiten zu regeln. Im ersten Timotheusbrief finden sich viele Hinweise darauf, wie Gemeinde aus Gottes Sicht funktionieren soll und wo Probleme in der Gemeinde auftreten können.
Diese Hinweise gelten nicht nur für die damalige Zeit, denn Gottes Vorstellung von Gemeinde ändert sich nicht ständig. Er hat sich von Anfang an überlegt, wie Gemeinde aussehen und funktionieren soll. Deshalb sind diese Hinweise auch heute für uns relevant.
Paulus schrieb den Brief an Timotheus, seinen engen Mitarbeiter. Indirekt richtet sich der Brief aber auch an uns, sofern wir Christen sein wollen und eine christliche Gemeinde bilden möchten.
Wenn ihr eure Bibel dabei habt – was ich ja hoffe, dass es zahlreich der Fall ist – dann ist es gut, dass ihr mit mir den ersten Timotheusbrief aufschlagt. So habt ihr den Text immer gleich vor Augen.
Ich werde es nämlich so machen, dass ich Abschnitt für Abschnitt den ersten Timotheusbrief durchlese oder euch vorlese und dann immer ein paar Worte dazu sage. Es kann natürlich auch sein, dass ihr den Text so gut im Gedächtnis behaltet, wenn ich ihn vorlese, dass ihr denkt: „Okay, genau das ist es.“
Ich werde die einzelnen Verse auch immer wieder nennen. Aber es ist gut, wenn ihr den Text vor Augen habt, ihn hinten in eurer Bibel schnell wiederfindet und während ich spreche den Gesamtzusammenhang im Auge behaltet.
Denn diejenigen, die häufiger in der Bibel lesen, wissen: Paulus macht nicht viele Worte. Wenn Paulus schreibt, dann ist das relativ dicht. Das heißt, da kommt ein Gedanke nach dem anderen. Es ist keine lange Erzählung, bei der man hinterher denkt: „Na ja, wann kommt der zum Punkt?“
Paulus kommt in jedem Satz zum Punkt, und in jedem Satz steckt ein wichtiger Gedanke. Eigentlich könnten wir die ganze Bibelwoche damit verbringen, uns nur das erste Kapitel anzuschauen. Wir hätten darin genügend Stoff, um uns intensiv Gedanken zu machen – vielleicht sogar nur über die ersten Verse.
Das werde ich natürlich nicht tun, denn wir wollen ja den Überblick über das ganze Buch bekommen.
Und ich beginne jetzt einmal mit Timotheus, also 1. Timotheus 1,1-2: Paulus, Apostel Jesu Christi, nach dem Befehl Gottes, unseres Retters, und des Herrn Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist, an Timotheus, mein echtes Kind im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit und Friede sei mit dir von Gott, unserem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.
Das war damals durchaus üblich, Briefe so ähnlich einzuleiten. Normalerweise wurde in einem Brief zuerst genannt, wer schreibt und an wen geschrieben wird. Hier fallen uns allerdings gleich ein paar Dinge auf. Paulus stellt sich vor als Apostel Jesu Christi.
Heutzutage gibt es in der Christenheit viele Menschen, die sich Apostel nennen. Vor kurzem habe ich von einem Apostel aus Nigeria gelesen. Er tritt dort auf und sagt, Gott habe ihn berufen. Zwischenzeitlich ist er Multimillionär geworden durch einen Wundersaft, den Gott ihm geoffenbart haben soll. Es gab Leute, die das analysiert haben und sagten, es sei in erster Linie eine Mischung aus Zitronensaft und Benzin. Ob das gesund ist, weiß ich nicht. Braucht es dafür eine Offenbarung Gottes? Ich habe da meine Zweifel.
So ist es auch bei den vielen anderen Tausenden von Aposteln, die es heute gibt oder die sich zumindest so nennen. Allein die sogenannte neuapostolische Kirche hat etwa dreihundert Apostel, die weltweit dafür verantwortlich sind, nach dem Rechten zu sehen. Die Mormonen haben eigene Apostel. In weiten Teilen der charismatischen Bewegung wird heute gesagt, dass eigentlich fast jeder, der von Gott berufen wird, auch Apostel sein kann.
Hier ist das etwas ganz anderes. In der Bibel, schon im ersten Kapitel der Apostelgeschichte, wird erklärt, dass ein echter Apostel derjenige ist, der von Jesus Christus selbst berufen wurde und Augen- und Ohrenzeuge seines Lebens war. Insofern ist klar, dass es heute eigentlich keinen Apostel mehr geben kann, weil Jesus nicht mehr leibhaftig auf der Erde lebt und deshalb auch niemand mehr seine Lebensgeschichte miterlebt hat. Das war nur damals exklusiv so.
Manche fragen sich vielleicht: „Ja, aber Paulus war doch gar nicht einer der Jünger Jesu.“ Das stimmt. Deshalb sagt er später auch, er sei eine Spätgeburt der Apostel, also der Letzte, die Nachgeburt, eigentlich schon zu spät geboren. Er war aber tatsächlich auch ein Zeuge Jesu. Wir lesen, dass er bei Gamaliel in Jerusalem eine theologische Ausbildung gemacht hatte und dort Jesus auch schon getroffen hat.
Er war dabei, als die erste christliche Gemeinde in Jerusalem entstanden ist. Er war beteiligt, wie die Apostelgeschichte erzählt, als Stephanus, einer der Diakone der ersten Gemeinde, von einem Mob auf der Straße getötet wurde. Da war Paulus schon dabei. Das heißt, er war Augen- und Ohrenzeuge Jesu, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gläubig.
Dann, als er vor Damaskus, im heutigen Syrien, war, begegnete ihm Jesus und berief ihn ganz persönlich. Daraufhin wurde er Apostel der Nichtjuden, insbesondere der Griechen und Römer. Insofern gehört er dann doch dazu. Er ging später nach Jerusalem und wurde von Petrus als Apostel anerkannt.
Wenn wir heute den Begriff Apostel hören, verbinden wir damit häufig Autorität. Apostel klingt nach einer Autoritätsaussage. Eigentlich bedeutet Apostel, ein griechischer Begriff, nur Bote. Und ein Bote – nun, die meisten würden sagen, es gibt Berufe mit mehr Prestige. Wenn du sagst, ich bin Bote, denken die meisten an einen Postboten, also jemanden, der Nachrichten überbringt.
Früher war das noch verbreiteter. Man schickte jemanden los, weil es kein Telefon oder Handy gab. Man konnte nicht selbst hingehen, also schickte man einen Boten. Die Bedeutung des Boten lag allein darin, von wem er geschickt wurde. Das Besondere ist also nicht das Bote-Sein an sich, sondern von wem man Bote ist.
Deshalb stellt sich Paulus nicht vor mit Titeln wie Professor oder Doktor oder als Direktor irgendeiner Einrichtung. Das ist ihm nicht wichtig. Ihm ist wichtig: Ich bin Bote, und zwar Bote von Jesus Christus.
In dieser Hinsicht könnten wir das heute auch sagen. Wir sollten vielleicht nicht von Aposteln sprechen, weil das zwiespältig sein kann. Aber wir können sagen: Unsere Autorität im Glauben liegt darin, dass wir Jesus Christus kennen.
Paulus sagt auch, dass er nicht Apostel geworden sei auf Bewerbung hin. Wer Apostel werden möchte, sollte sich melden, sagt er ironisch. Er hat keine Ausbildung als Apostel gemacht. Paulus sagt: Ich bin Apostel Jesu Christi nach dem Befehl Gottes, also ich bin von Gott berufen worden.
Das ist auch gut für uns, wenn wir in unserem Leben sagen können: An dem Platz, an dem ich jetzt bin, bin ich, weil Gott das will. Nicht nur zufällig. Nicht, weil ich meinen Ehepartner geheiratet habe, weil er gerade da war. Nicht, weil ich in die Gemeinde gekommen bin, weil mir nichts Besseres eingefallen ist. Nicht, weil ich denselben Beruf gewählt habe wie ein Freund.
Das wäre keine wirklich gute Entscheidung. Falls du dich so entschieden hast, kannst du das nicht rückgängig machen. Aber dann frage Gott trotzdem: Ist das noch dran? Oder will Gott vielleicht etwas anderes für mich?
Paulus war sich ganz klar: Er ist nicht Apostel, weil er diesen Job selbst ausgesucht hat. Er hat keinen Berufseignungstest gemacht. Gott hat ihn berufen, und deshalb ist er da.
Das hilft sehr, wenn Schwierigkeiten kommen. Dann hält man viel stärker daran fest, wenn man weiß: Gott will, dass ich da bin. Nicht, weil ich mir das überlegt habe.
So kannst du als Christ auftreten und sagen: Ich habe diesen Ehepartner nicht aus Zufall, sondern weil Gott das gewollt hat. Deshalb bleibe ich auch bei ihm. Oder: Ich bin Christ, weil Gott mich gerufen hat. Nicht nur wegen der Erziehung in meiner Familie.
In solchen Fragen ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Platz, an dem du bist, von Gott gewollt ist. Wenn du Zweifel hast, bete zu Gott oder sprich mit anderen Geschwistern in der Gemeinde, damit die Sache hoffentlich klarer wird.
Und dann sagt Paulus – und das steht hier sogar zweimal in den ersten beiden Versen –, dass er Jesus Christus und Gott in einem Atemzug nennt. Das ist für uns eine ganz wichtige Sache, denn das tut Paulus sonst kaum. Er sagt zum Beispiel nicht: „Ich grüße euch, also Paulus grüßt euch und Gott grüßt euch.“ So etwas kommt bei ihm nicht vor.
Hier aber lesen wir: „Ich bin Apostel Jesu Christi nach dem Befehl Gottes, unseres Retters, und des Herrn Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist.“ Das bedeutet, Paulus ist berufen durch Gott und durch Jesus Christus. Hier stellt er Gott und Jesus Christus ganz auf eine Stufe.
Manchmal, wenn ihr mit Leuten diskutiert, die bezweifeln, dass Jesus Gott ist, ist es wichtig, solche Verse vor Augen zu haben. Es gibt zum Beispiel Zeugen Jehovas, die sagen, Jesus sei nicht Gott. Ebenso gibt es Muslime, die das behaupten, oder Juden, und viele andere auch. Wenn wir aber in der Bibel lesen, merken wir, dass die Lehre, Jesus sei Gott, keine spätere Erfindung der Kirche ist. Schon Paulus stellt Jesus auf dieselbe Stufe wie Gott. Er sagt, er sei berufen von Gott, unserem Retter, und von dem Herrn Jesus Christus. Für Paulus ist das sozusagen dasselbe.
Danach steht: „Friede sei mit euch von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn.“ Hier werden Gott und Jesus Christus erneut auf eine Stufe gestellt.
Es gibt noch viel deutlichere Stellen, zum Beispiel im ersten Johannesbrief, wo ganz klar gesagt wird, dass Jesus Gott ist. Oder im Kolosserbrief, wo Paulus sogar zweimal betont: „Die ganze Fülle der Gottheit war in Jesus leibhaftig.“ Wenn die ganze Fülle der Gottheit in Jesus ist, dann ist er ja wohl Gott. Denn wenn alles von Gott in ihm ist, dann ist er genau das – Gott.
Es gibt viele weitere Verse, die uns deutlich sagen: Jesus war Gott. Das ist nicht nur ein theoretischer Satz, sondern ganz, ganz wichtig. Denn wenn Jesus nicht Gott wäre, müsste er zum Beispiel sündig gewesen sein, denn wir lesen in der Bibel: „Alle Menschen sind Sünder.“ Wenn Jesus nur ein normaler Mensch oder ein Prophet gewesen wäre, dann wäre er ebenfalls Sünder gewesen und hätte nicht für unsere Schuld sterben können.
Deshalb ist es wichtig, zu sehen, wer Jesus ist. Jesus ist derjenige, der Herr ist über Sünde, Tod und Teufel. Und hier wird ganz deutlich: Weil er Gott ist – und das steht gleich zweimal in dieser Einleitung –, wird gesagt, Gott ist unser Retter, weil er will, dass wir gerettet werden. Und Jesus Christus ist unsere Hoffnung, die Hoffnung auf die Herrlichkeit. Wir wissen, dass wir einmal in der Ewigkeit bei ihm sein werden.
Wieso können wir hoffen? Gerade weil Jesus auferstanden ist. Wir wissen: Derjenige, der die Macht über den Tod hat, ist nicht nur selbst aus dem Tod herausgekommen, sondern hat auch die Macht, dich und mich aus dem Grab herauszurufen. Dann werden wir einen neuen Leib bekommen, um in der Ewigkeit bei ihm zu sein. Deshalb haben wir Hoffnung.
Und dann grüßt er ihn als mein echtes Kind. Jetzt denken sich schon manche: Ja, der Paulus war doch gar nicht verheiratet. Hat er etwa eine Affäre gehabt? Nein, ich sage euch, wir lesen in der Apostelgeschichte, dass er ihn ja in Lystra erst berufen hat. Mein echtes Kind ist hier gemeint.
Ja, das sagt ja woanders auch keiner: „Niemand ist so ganz mit mir eins und meiner Überzeugung wie du, Timotheus.“ Gemeint ist hier: Du bist mein echtes geistliches Kind. Warum? Der ist ja jetzt in der Zwischenzeit schon 15 Jahre mit Paulus unterwegs, durch dick und dünn. Er hat von Paulus gehört und gelernt. Zu dem Zeitpunkt, als Paulus hier den Brief schreibt, heißt das, er sei ein bisschen geistliches Kind.
Das ist übrigens auch etwas, was uns herausfordern kann. Ich hoffe, dass du auch geistliche Kinder hast. Also wenn du verheiratet bist und Gott dir Kinder in der Ehe geschenkt hat, ist das ja schön. Aber ich hoffe, dass du darüber hinaus auch geistliche Kinder hast. Manchmal können das ja dieselben sein, wenn deine eigenen Kinder zum Glauben kommen und du sie gut unterwiesen hast. Das ist ja auch schön.
Aber ich hoffe, dass du darüber hinaus auch dich gebrauchen lässt von Gott, sodass andere Menschen durch dich zum Glauben finden und dass auch Menschen im Glauben gefestigt werden. Du kannst dann sagen: Da habe ich mich reingesteckt.
Und das ist ganz wichtig. Ich vermute, jeder von euch kann Leute nennen, die in seinem eigenen Glaubensleben eine wichtige Rolle gespielt haben, weil sie ihn gefördert haben. Ich weiß das von damals, als ich zum Glauben gekommen bin. Da waren ein paar Brüder in der Gemeinde, mit denen ich mich häufig unterhalten habe, die sich viel Zeit genommen haben. Ich habe dann auch einiges im Glauben gelernt, was sich bei mir ganz stark gefestigt hat. Dadurch wurde ich motiviert, die ersten Schritte im Dienst in der Gemeinde zu übernehmen.
So ist es wichtig, und da will Gott, dass wir uns auch gebrauchen lassen, dass wir geistliche Mütter und Väter werden. Paulus verwendet hier das Wort, damit wir irgendwann mal sagen können: Ja, da habe ich auch geistliche Kinder.
Und dann wünscht er ihm hier Barmherzigkeit, also Gnade, Glaube, Gnade, Barmherzigkeit. Darauf gehe ich jetzt mal nicht näher ein, weil uns sonst die Zeit wegläuft. Ich komme zum nächsten Abschnitt, nämlich...
Ab Vers 3: Ich habe dich bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben, damit du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten und dich auch nicht mit Legenden und endlosen Geschlechtsregistern zu beschäftigen. Diese bringen mehr Streitfragen hervor als göttliche Erbauung im Glauben.
Das Endziel des Gebotes ist jedoch Liebe aus ganzem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
Das Ganze geht noch ein wenig weiter. Hier erhält Timotheus seinen ersten Auftrag: Er soll gewissen Leuten gebieten. „Gebieten“ klingt ziemlich streng. Es soll nicht nur eine höfliche Bitte sein, sondern ein klares Verbot. Manchmal muss man lieb und nett sprechen, manchmal aber auch bestimmt sagen: So geht das nicht weiter!
Warum? Weil in der Gemeinde Leute aufgetreten sind, die der Gemeinde geschadet haben. Es handelt sich nicht um Fremde außerhalb der Gemeinde, sondern um Christen innerhalb der Gemeinde. Paulus nennt sie hier nicht beim Namen, doch offensichtlich weiß Timotheus genau, um wen es geht, wenn er sagt: gewissen Leuten sollst du sagen, so geht das nicht weiter.
Diese Christen verbreiten fremde Lehren. Es waren also offensichtlich keine Nichtgläubigen, sonst hätte Paulus das deutlich gesagt. Es handelt sich um Christen, die neben dem, was Paulus weitergegeben hat und was von Jesus stammt, neue Lehren verbreiten, die nicht mehr im Einklang mit dem stehen, was Jesus gesagt hat.
Das kennen wir auch heute in Gemeinden: Leute kommen und sagen, die Bibel reicht nicht aus, sie hätten eine neue Offenbarung oder Erkenntnis. Solche Menschen tauchen immer wieder auf und fragen: Willst du nicht mehr in deinem geistlichen Leben wachsen? Dabei geht es nicht mehr nur um das, was in der Bibel steht, sondern um etwas, das darüber hinausgeht.
So entstehen verschiedene Sondergruppen, Sekten und besondere Betonungen. Die Leute bleiben nicht beim Wort Gottes, sondern fügen etwas hinzu: Du musst neben deiner Bekehrung auch noch eine Geistestaufe empfangen oder von einem Propheten oder Apostel die Hände aufgelegt bekommen. Oder du musst noch etwas anderes tun.
Auch damals gab es solche Leute, die sagten: Neben dem, was du jetzt vom Evangelium weißt, musst du dich auch mit anderen Dingen beschäftigen, die angeblich sehr wichtig sind. Sie verbreiten also andere Lehren und beschäftigen sich mit Legenden und endlosen Geschlechtsregistern. Das führte zu vielen Streitfragen in der Gemeinde.
Vermutlich handelte es sich um eine Gruppe, die zur Gnosis gehörte – eine esoterische Strömung der damaligen Zeit, die auch innerhalb der Christenheit existierte. Es waren Christen, die Zusatzideen hatten. Dabei spielten Geschlechtsregister eine Rolle.
Geschlechtsregister kennen wir aus dem Judentum, zum Beispiel in den fünf Büchern Mose, wo immer wieder aufgezählt wird, wer von wem gezeugt wurde. Man fragt sich oft: Was sollen wir daraus lernen? Einige Gruppen versuchten, daraus allerlei Bedeutungen zu interpretieren.
Die Gnostiker glaubten auch an eine jenseitige Welt mit Dämonen und Engeln, die in Hierarchien organisiert seien. Man müsse diese alle kennen, sie beim Namen nennen und sich in ihre Kämpfe hineinversetzen.
Legenden sind Erzählungen, die nicht wahr sind, aber sich gut anhören. Das gibt es auch heute in Gemeinden. In jeder Gemeinde gibt es vermutlich Geschwister, die sich mit solchen Dingen beschäftigen, die auf den ersten Blick wichtig erscheinen, am Ende aber nichts bringen.
Solche Dinge führen nicht näher zu Gott, sondern bringen Streit in die Gemeinde. Ein aktuelles Beispiel: In manchen Gemeinden gibt es große Streitigkeiten über Corona. Manche Christen verschicken mehr E-Mails über Bill Gates und Impfungen als über Jesus Christus, der uns retten will.
Es gibt Leute, die mehr darüber diskutieren, wie man Angela Merkel stürzen kann, als ihrem Nachbarn von Jesus zu erzählen. Auch wenn jemand Recht haben mag, bringt er damit mehr Unruhe und Streit in die Gemeinde, als dass es zur Erbauung im Glauben beiträgt.
Manche Dinge sind vielleicht wahr, vielleicht auch nicht. Trotzdem müssen wir uns nicht mit allem beschäftigen, denn dafür sind wir nicht die Spezialisten. Lasst andere sich mit Geschlechtsregistern oder anderen Lehren befassen.
Ich kenne Christen, die Stunden, Tage oder Jahre damit verbringen, sich mit scheinbar frommen, aber letztlich nutzlosen Dingen zu beschäftigen. Das führt nur zu Auseinandersetzungen und blockiert die Gemeinde.
Zum Beispiel Christen, die immer genau berechnen wollen, wann Jesus wiederkommt oder wo die Zahl 666 zu finden ist, oder wer der Antichrist ist. Alle paar Jahre gibt es neue Sensationen darüber. Ich bin seit 42 Jahren Christ und habe schon vieles darüber gehört.
Viele Christen sind dadurch in Angst und Schrecken geraten, haben das nicht mehr geglaubt und sind nicht mehr in die Gemeinde gegangen. Am Ende hat sich alles als falsch herausgestellt.
Das sind die modernen Geschlechtsregister und Legenden, die sich fromm anhören, aber genau das bewirken, was hier steht: Sie bringen mehr Streit hervor als göttliche Erbauung im Glauben.
Dabei sollte die Gemeinde genau dafür da sein: Menschen näher zu Jesus zu bringen, sie zu erbauen, zu trösten und zum Glauben zu führen. Deshalb sollten wir auch heute die Wichtigkeit mancher Themen richtig einschätzen.
Selbst wenn du Recht hast – das fällt manchmal schwer, besonders wenn man sich tagelang mit einem Thema beschäftigt hat – solltest du vertrauen, was im Wort Gottes steht. Das ist das Wesentliche.
Egal, was passiert: Gott hat dein Leben in der Hand. Er lenkt die Herzen der Regierenden, wie wir in der Bibel lesen. Manche Dinge ziehen uns eher von Gott weg, zum Beispiel religiöse, philosophische oder politische Themen, je nachdem, was gerade im Zeitgeist liegt.
Wir sagen den Leuten nicht, dass sie immer unrecht haben, sondern dass diese Themen keine Erbauung im Glauben bringen, sondern Streit und Uneinigkeit in der Gemeinde verursachen.
Hier steht noch einmal: Sie beschäftigen sich mehr mit Streitfragen als mit göttlicher Erbauung im Glauben. Das Endziel des Glaubens ist aber Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
Was wir in der Gemeinde tun und weitergeben, soll genau das bewirken: Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
Jeder sollte sich selbst prüfen: Bewirkt das, was ich sage und weitergebe, das? Oder bewirkt es am Ende etwas anderes? Angst, Panik oder Konzentration auf Nebensachen?
Der Teufel kann solche Dinge auch in frommem Gewand benutzen, um uns vom eigentlichen Ziel unseres Glaubens abzubringen. Das war damals so und ist auch heute so.
Timotheus wird ermahnt: Pass auf, tu das nicht! Sag den Leuten, sie sollen die Finger davonlassen. Wenn sie nicht hören, musst du sie zum Schweigen bringen – zum Wohl der restlichen Gemeinde.
Was das jeweils ist, ändert sich von Jahr zu Jahr, manchmal von Monat zu Monat. Mal wird über etwas heiß diskutiert, dann wieder über etwas anderes. So kann man viel Zeit und Energie verlieren, statt das Wesentliche im Blick zu behalten.
Ich war noch bis gestern in einer Gemeinde in Stuttgart und fand es schön, mit den Geschwistern zusammen zu sein. Einige erzählten mir, sie seien gerade auf einer Anti-Corona- oder Querdenker-Demonstration gewesen.
Ich sagte: Super, genau richtig, was ihr macht. Sie verteilten Traktate und führten viele gute Gespräche. Viele Menschen dort waren voller Angst, hatten Sorgen wegen möglicher Impfungen oder staatlicher Maßnahmen.
Statt diese Ängste weiter zu schüren, zeigten die Geschwister ihnen, dass die eigentliche Lösung bei Jesus liegt, der ihr Leben in der Hand hat. Das fand ich toll.
Ich ermutigte die Geschwister, so weiterzumachen und den Menschen Hoffnung zu geben, auch wenn sie Angst haben.
Weiter lesen wir vom guten Ziel, das wir haben sollen: Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
Ein reines Herz spricht unsere Motive an. Sind die Motive für das, was wir tun, rein? Es gibt Menschen wie die Pharisäer, die äußerlich das Richtige tun, aber aus falschen Motiven.
Dann ist da das gute Gewissen, also die Ethik. Du solltest ein schlechtes Gewissen haben, wenn du sündigst. Das Ziel im Glauben ist, dass deine Motive rein sind, dein Herz rein ist und deine Handlungen ein gutes Gewissen haben.
Schließlich soll der Glaube ungeheuchelt sein. Das bedeutet, dass wir nicht nach außen etwas anderes zeigen als das, was wir innerlich sind. Heuchelei heißt, schöne fromme Worte zu sagen, die im Alltag keine Rolle spielen.
Das merkt in der Gemeinde kaum jemand, aber in der Familie schon. Heuchelei zerstört den Menschen, weil sie von Gott wegführt.
Deshalb sollen wir darauf achten, dass unsere Motive rein sind, unser Handeln Gottes Vorstellungen entspricht und unser Glaube echt ist.
Wenn wir versagen, sollten wir ehrlich darüber sprechen können, zu einem Bruder gehen und sagen: Siehst du, hier habe ich versagt. Wenn jemand so ehrlich ist und um Hilfe bittet, kann er Vergebung bekommen.
Heuchelei überdeckt die Sünde. Echter, ungeheuchelter Glaube benennt die Sünde, räumt sie aus und vertraut auf Gottes Vergebung.
Und jetzt lesen wir weiter, Vers 6. Da sagt er: „Denn davon sind einige abgeirrt und haben sich unnützem Geschwätz zugewandt.“ Sie wollen Lehrer des Gesetzes sein, verstehen aber nicht, was sie verkündigen und was sie als Gewissheit darstellen.
Das sind ebenfalls diese Irrlehrer, die Legenden verbreiten und der Beobachtung der Geschlechtsregister nachgehen. Sie rufen in der Gemeinde eher Streit hervor, statt den Glauben aufzubauen. Es steht da, sie sind abgeirrt vom eigentlichen Evangelium.
Sie haben nicht mehr in erster Linie das Ziel, ein reines Gewissen oder eine gute Motivation zu haben. Es geht ihnen um ganz andere Dinge. Sie haben sich, wie Paulus hier ganz deutlich sagt, dem unnützen Geschwätz zugewandt. Unnütz ist hier gemeint im Bezug auf den Glauben.
Wenn du in einer Gruppe bist, die sich alle damit beschäftigen, kann das vielleicht sinnvoll klingen. Aber wenn du das aus der Perspektive Gottes betrachtest, merkst du, dass es unnützes Geschwätz ist. Man redet und redet, man zerbricht sich den Kopf darüber, man nimmt vielleicht andere noch damit hinein, die dann schlecht schlafen und sich Sorgen machen. Am Ende muss man sagen: Das war unnützes Geschwätz, dann lieber gar nicht reden.
Hier steht sogar, sie wollen Lehrer des Gesetzes sein. Manchmal ist gerade das besonders fatal: Leute, die sich mit irgendwelchen Spezialideen auseinandersetzen, treten sogar überheblich auf und tun so, als hätten sie eine tiefere Erkenntnis, die sonst keiner hat. Sie meinen, die anderen hätten keine Ahnung, vielleicht selbst die Ältesten nicht, aber sie selbst hätten den Durchblick.
Sie wollen Lehrer des Gesetzes sein. Paulus muss ihnen sagen, was sehr stark ist: Sie verstehen doch nichts von dem, was sie verkündigen und als Gewissheit darstellen. Das heißt, sie treten selbstsicher auf, wissen aber aus der Perspektive Gottes nichts. Das sieht nur so aus durch leere Worte.
Passt auf bei solchen Menschen, denn sie bringen Unruhe in die Gemeinde. Nun kommt ein anderer Gedanke, dem Paulus nachgeht, nämlich die Stellung des Gesetzes. Möglicherweise haben sich diese Irrlehrer auch mit dem Gesetz beschäftigt: „Du musst diese Speise meiden, du musst diese Tage heiligen.“ So ähnlich wie heute Adventisten, die sagen, man müsse den Gottesdienst am Sabbat feiern. Sie versuchen, bestimmte Teile des Gesetzes wieder für das Gemeindeleben anzuwenden.
Dann sagt Paulus in Vers 8: „Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn man es gesetzesgemäß anwendet und berücksichtigt, dass einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist, sondern den Gesetzlosen und Widerspenstigen, Gottlosen und Sündern, Unheiligen und Gemeinen, solchen, die Vater und Mutter misshandeln, Menschen töten, Unzüchtigen, Knabenschändern, Menschenräubern, Lügnern, Meineidigen und was sonst noch alles der gesunden Lehre widerspricht, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.“
Hier geht es um die Frage des Gesetzes. Gemeint ist nicht das staatliche Gesetz, sondern das Gesetz, das Gott Mose für das Volk Israel gegeben hat. Paulus erklärt besonders im Römerbrief ausführlich, welche Funktion das Gesetz hat. Er sagt: Wir als Christen sind nicht unter dem Gesetz.
Dann stellt er die Frage: Heißt das nun, dass wir sündigen sollen? Natürlich nicht. Aber für wen ist das Gesetz eigentlich da? Das Gesetz ist dafür da, dass der Mensch, der Gott nicht kennt, sieht, wie er in den Augen Gottes dasteht. Dass er nicht so perfekt ist, wie er sich gerne einbildet. Dass es viele Dinge im Leben gibt, die nicht in Ordnung sind und die verändert werden müssten.
Wenn wir uns mit dem Gesetz auseinandersetzen, merken wir plötzlich: Ich bin eigentlich ziemlich eigensüchtig. Ach, ich habe schon wieder gelogen. Ach, ich war schon wieder nicht gehorsam Gott gegenüber. Das kann uns das Gesetz sehr deutlich sagen.
Deshalb steht hier, das Gesetz ist für diese ganze Gruppe von Leuten, die hier mit typischen Sünden aufgezählt werden, die damals weit verbreitet waren. Für den Gläubigen, der vom Heiligen Geist erfüllt ist, braucht es das Gesetz nicht. Warum? Denn wenn wirklich der Heilige Geist in dir ist, dann treibt er dich dazu, das gar nicht mehr zu tun.
Du musst die einzelnen Gesetze nicht abhaken, sondern der Heilige Geist in dir ruft: Nein, tu das nicht! Und du tust es dann auch. Er zeigt dir nicht nur, was du nicht tun sollst, sondern auch, was du positiv tun sollst. Wo du dich einem anderen Menschen in Geduld, Liebe und Langmut zuwenden sollst. Dann treibt er dich dahin, und du tust es auch.
Du redest auferbauend zu anderen, weil der Heilige Geist das in dir bewirkt. Dann brauchst du das Gesetz eigentlich nicht. Das Gesetz hat heute vor allem die Funktion, dass Menschen erkennen, dass sie vor Gott schuldig sind.
Deshalb müssen wir, wie Martin Luther es gesagt hat, häufig in der Predigt beides predigen: Das Gesetz, um den Menschen, die Gott nicht kennen, zu zeigen: Siehst du, du bist vor Gott schuldig. Und das Evangelium als Antwort darauf: Du kannst alleine nicht gerecht werden, du brauchst Jesus Christus, der dich von der Sünde reinigt, damit du zu Gott kommen kannst und Vergebung erfährst.
Beides ist notwendig. Aber wenn jemand sagt: „Ihr in der Gemeinde seid gerettet, Jesus hat euch vergeben, und jetzt müsst ihr wieder neu anfangen, Gesetze zu halten.“ Manche tun das, wie Adventisten, die sagen: „Jetzt bist du Christ, jetzt musst du aber auch den Sabbat halten.“ Oder andere sagen: „Wenn du betest, musst du jetzt immer nur noch Joshua oder Jeshua sagen, hebräisch. Du musst jetzt immer einen Gebetsschal umlegen. Du darfst kein Schweinefleisch mehr essen. Du musst jetzt so und so etwas machen.“
Das heißt, Gebote werden aus dem Alten Testament oder darüber hinaus aufgebaut und mit der Seligkeit, der Errettung, verbunden. Paulus sagt: „Nein, das geht nicht.“ Das Gesetz ist dafür da, dem Menschen seine Sünde zu zeigen, nicht dafür, dass der Christ ein besserer Christ wird.
Der Christ wird besser, wenn er immer mehr lernt, dem Wort Gottes zu vertrauen, wenn er immer mehr darauf hört, was der Heilige Geist in ihm sagt, und dementsprechend handelt. Dann wird sein Charakter, sein Denken und sein Leben von Glaube, Hoffnung und Liebe bestimmt, wie wir es im ersten Korintherbrief, Kapitel 13, finden.
Das ist genau das, was Gott im Leben bewirken will. Das Gesetz ist gut, wenn wir es richtig anwenden. Wenn wir Christen damit bedrücken und sagen: „Jetzt musst du das Gesetz halten“, ist das falsch.
Wenn wir dem Menschen, der ein Sünder ist, sagen: „Ja, du bist ein Sünder, du bist schuldig vor Gott“, dann ist das richtig und notwendig. Dann müssen wir das tun.
Jetzt kommt Paulus von diesem Gedanken gleich zu einem nächsten, mehr biografischen Gedanken. Er erinnert an seine eigene Geschichte. Wir lesen weiter, Vers 12: „Und darum danke ich dem, der mir Kraft verliehen hat, Christus Jesus, unserem Herrn, dass er mich treu erachtet hat und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer und Verfolger und Frevler war.“
Dann geht es gleich noch weiter, ich lese auch den nächsten Vers: „Als ich ein Frevler war, aber mir ist Erbarmung widerfahren, weil ich es unwissend dem Unglauben getan habe, und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus wurde über alle Maßen groß samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist.“
Biografisch spricht Paulus hier davon, wofür das Gesetz ist: Es ist für den Sünder, um ihm zu zeigen: Du bist schuldig vor Gott, du bist nicht so perfekt und gut, wie du denkst, sondern du brauchst Vergebung. Da muss sich etwas verändern.
Paulus kommt nicht, wie wir das manchmal machen, und denkt zuerst an andere und sagt: „Ach, da kenne ich jemanden, der ist richtig sündig.“ So reagieren die meisten Menschen erst einmal, weil jeder meist von sich selbst ein positives Bild hat.
Ich habe noch nie jemanden getroffen, der von sich gesagt hat: „Ich bin ein schwerer Sünder.“ Egal, was die Leute gemacht haben, selbst wenn sie offensichtlich versagt haben, sagen sie meist: „Na ja, das ist doch alles ganz normal, das ist nicht so schlimm, es gibt Leute, die sind viel schlimmer.“
Wenn ich dann jemanden frage: „Hast du gelogen?“ – „Na ja, eigentlich nicht.“ – „Ja gut, so ein bisschen.“ – „Aber das macht doch jeder.“ Oder: „Du hast die Ehe gebrochen?“ – „Das ist doch normal.“ Oder: „Du hast etwas mitgehen lassen?“ – „Das ist doch nur eine Kleinigkeit, schadet nur dem Staat oder dem großen Geschäft.“ Dann kommen Entschuldigungen, man will nicht eingestehen, schuldig zu sein. Das ist der normale Mensch.
Der geistliche Mensch sollte das nicht tun. Der geistliche Mensch reagiert so wie Paulus hier. Er spricht über die Sünde und sagt nicht: „Mich betrifft das nicht, ihr seid die Sünder.“ Paulus sagt: „Ich war der allerschlimmste Sünder.“
Für ihn war das Gesetz absolut notwendig, weil es ihm gezeigt hat, wer er in den Augen Gottes ist. Das hat Gott getan, er hat es ihm gezeigt. Paulus sagt: „Ich war ein Lästerer, ein Verfolger, ein Frevler.“ Lästerer, weil er Gott gelästert hat, indem er Jesus, der von Gott gesandt wurde, als falschen Propheten bezeichnete. Verfolger, weil er Christen verfolgte, die Jesus nachfolgten.
Deshalb war er ein ganz schlimmer Mensch. Was Paulus hier nicht tut, was wir auch nicht tun sollten, ist, ausführlich zu erzählen, was er alles Böses getan hat. Manchmal gibt es Leute, die zum Glauben kommen und endlos erzählen, wie sie in der Sünde gelebt haben. Manche tun das sogar noch nach Jahrzehnten als Christen.
Da muss man sagen: Warum erzählst du das so ausführlich? Das klingt fast so, als ob du das noch spannend findest. Manche erzählen in ihrem Bekehrungszeugnis endlos, wie sie Verbrecher waren, und in den letzten zwei Minuten sagen sie: „Dann bin ich gläubig geworden, und danach wurde das Leben langweilig.“
Regelmäßig sitzen junge Leute in der Gemeinde und denken: „Boah, war das spannend, wie der gelebt hat.“ Dabei müsste man sagen: „Schäm dich.“ Paulus verbraucht viele Worte, um zu sagen, was er Böses getan hat, aber er erzählt nicht, wie er Leute geschlagen, eingesperrt oder verfolgt hat, voller Hass. Kein Wort. Warum? Weil es ihm peinlich ist.
Leute, die ständig darüber reden und es scheinbar genießen, haben manchmal den Eindruck, dass sie damit noch sympathisieren. Wir dürfen sagen, dass wir Sünder waren, aber wir sollten es nicht stark betonen.
Ich erinnere mich an eine junge Frau, die ich vor einem Jahr in einer Online-Bibelschule unterrichtete. Ich bat sie, zu erzählen, wie sie zum Glauben kam. Sie sagte: „Ich habe eigentlich nicht viel zu erzählen, ich bin mit sechzehn zum Glauben gekommen und hatte nichts Schlimmes erlebt.“ Sie fühlte sich schlecht deswegen.
Ich sagte ihr: „Was du erzählst, ist super. Freu dich, du bist ein Vorbild. Du hast früh Jesus erkannt und musstest nicht erst viele Fehler machen, die vergeben werden mussten.“ Das ist das Vorbild.
Das Vorbild ist nicht der, der tief in der Sünde steckte, sondern der, der Jesus früh in seinem Leben findet und ihm nachfolgt, ohne diese Fehler zu machen. Paulus rühmt sich nicht seiner Sünde, sondern dass er, obwohl er ein schlimmer Mensch war, von Jesus gerettet wurde.
Hier steht: „Mir ist vergeben worden, weil ich es unwissend im Unglauben getan habe.“ Das ist keine Entschuldigung. Er will nicht sagen, die Sünde sei keine Sünde. Er sagt: „Ich wusste es damals nicht.“ Aber das macht die Sünde nicht kleiner.
Wenn jemand sagt: „Ich wusste nicht, dass Lügen falsch ist“, ist Lügen trotzdem falsch. Sünde ist aus Gottes Sicht Sünde, auch wenn du das Gebot nicht kennst. Paulus ist das klar, er sagt nur, dass er es damals nicht wusste.
Durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die über alle Maßen groß ist, wurde er errettet.
Jetzt gebraucht Paulus diesen Gedanken weiter in Vers 15: „Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.“
„Aber darum ist mir Erbarmung widerfahren, damit an mir zuerst Jesus Christus alle Langmut erzeuge, zum Vorbild für alle, die künftig an ihn glauben, zum ewigen Leben.“
Paulus sagt, Gott hat sogar ihn gebraucht. Wenn Jesus ihm vergeben kann, dann kann er auch allen anderen vergeben. Wenn Gott jemandem vergeben kann, der gegen Jesus gekämpft hat, der Christen wie Stephanus hat töten lassen, und Jesus so gnädig ist, dann gibt es keine Sünde, die Jesus nicht vergeben kann.
Deshalb hat Jesus ihn gerettet, damit andere Mut bekommen. Wenn Jesus ihm vergeben kann, dann kann er dir auch vergeben.
Wenn jemand denkt: „Was habe ich getan? Bin ich ein schwerer Sünder?“ – Das ist richtig, es ist gut, dass du das denkst. Aber denk nicht, dass deine Sünde unvergabbar ist.
Paulus sagt: Wenn Gott mir vergeben hat, der ich Christen verfolgt habe, dann kann er dir auch vergeben. Gottes Gnade ist so groß, und das müssen wir immer wieder vor Augen haben.
Bevor wir gläubig werden, dürfen wir nicht denken: „Mich kann Gott nicht mehr gebrauchen, ich habe zu viel Schlechtes getan.“ Wenn du das denkst, wirkt der Heilige Geist in dir, denn er deckt Sünde auf.
Du sollst nicht stehen bleiben, sondern sagen: „Gott kann auch dem schwersten Sünder vergeben.“ Er gibt dir eine Chance. Solange du ein schlechtes Gewissen hast, wirkt der Heilige Geist in dir und redet mit dir.
Wenn der Heilige Geist weg ist, hast du kein schlechtes Gewissen mehr. Der Heilige Geist zeigt dir, was falsch ist. Wenn du das noch hörst, kannst du umkehren, deine Sünden bekennen und Vergebung bekommen, so wie Paulus.
Dann steht hier, dass wir glauben würden zum ewigen Leben. Glaube verändert nicht nur hier auf der Erde etwas, sondern wir Christen haben den Blick über den Tod hinaus auf die Ewigkeit, die Gott für uns vorbereitet hat.
Vers 17: „Dem König der Ewigkeiten, dem unvergänglichen und unsichtbaren, allein weisen Gott, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Wofür soll Gott in Ewigkeit gelobt werden? Er soll gelobt und gepriesen werden, weil er Sündenvergebung gegeben hat und sie uns immer wieder anbietet.
Auch wenn du Christ bist, lebst du nicht seit dem Zeitpunkt sündlos, sondern Sünde kommt immer wieder vor. Dann brauchst du Vergebung und musst zu Jesus kommen und ihn um Vergebung bitten.
Deshalb hat Jesus im Vaterunser, das er seinen Jüngern gab, den Satz eingefügt: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Wir müssen immer wieder Gott um Vergebung bitten.
Du bist nicht ein für alle Mal heilig und sündlos, weil du gläubig geworden bist. Denk das nicht. Wenn Gott dir Sünde aufdeckt, komm zu ihm und bitte um Vergebung.
Letzter Abschnitt, Kapitel 1: „Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus, gemäß den früher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch sie gestärkt wirst, den guten Kampf zu kämpfen, indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst.“
„Dieses haben einige von sich gestoßen und haben darum im Glauben Schiffbruch erlitten. Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern.“
Hier ist der Abschluss des ersten Kapitels. Paulus spricht Timotheus noch einmal direkt an und sagt, über ihn seien Weissagungen ergangen. Was sind das für Weissagungen?
Diese werden im ersten und zweiten Timotheusbrief erwähnt. Gott möchte Timotheus als Gemeindeleiter haben, jemanden, der Autorität hat, Älteste einzusetzen. Das sind die Weissagungen, von denen Paulus spricht.
Timotheus soll diese ausführen. Wenn Gott dich berufen hat, sei mutig und setze dich dafür ein. Sei gestärkt durch die Erinnerung, dass Gott dich berufen hat.
Das ist wichtig für dein Glaubensleben. Wenn du merkst, Gott hat dich zu etwas berufen oder du bist gläubig geworden, kann es sein, dass im Laufe der Zeit die Gewohnheit und der Alltag in den Vordergrund treten und die Berufung in Vergessenheit gerät.
Dann bist du immer wieder neu gefragt: Wie war das damals, als ich von Jesus berufen wurde? Wie war das, als ich frisch im Glauben war und motiviert?
Manchmal hilft die Erinnerung daran, den guten Kampf des Glaubens nicht aufzugeben. Daher die Frage: Kämpfst du noch oder hast du schon aufgegeben?
Manche Christen haben aufgegeben. Sie leben nur noch auf einer Ebene, auf der nichts mehr vorangeht. Sünde wird nicht mehr überwunden, sondern man arrangiert sich damit oder erklärt sie weg.
Es gibt keine neuen Aufbrüche mehr, keinen neuen Mut, niemand spricht mehr über den Glauben. Der Kampf des Glaubens ist nicht wie eine Party, bei der du einen Ausweis bekommst und dann warten musst, bis du stirbst.
Das Christenleben ist ein Kampf, in dem du drin bist. Du musst dir bewusst sein, dass du in einem geistlichen Kampf stehst.
Da gibt es jemanden, der versucht, dich vom richtigen Weg abzubringen – durch Ablenkung. Positive Ablenkung: „Sieh mal, was es noch für tolle Sachen gibt. Wo kannst du hinfahren? Was kannst du kaufen? Wie oft kannst du dein Haus umbauen?“
Das ist nicht böse, aber solche Dinge können dich vom geistlichen Wachstum ablenken und sind dann schädlich.
Kämpfst du noch darum, Jesus nachzufolgen und ihn mehr zu erkennen? Oder hast du aufgegeben?
Hier steht: „Indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst.“ Glaube heißt: Was du mal erkannt hast, was Jesus ist – sind das nur leere Worte oder ist es wirklich in deinem Herzen?
Das gute Gewissen heißt: Lebst du auch so, wie du glaubst? Das, was du sagst, tust du auch?
Einmal das gute Gewissen, das Leben, und einmal der Glaube, der Inhalt dessen, was du für wahr hältst und was dein Leben bestimmt.
Darum sollst du kämpfen. Paulus richtet sich hier an einen Christen, Timotheus, der mindestens 15 Jahre gläubig ist, seit er mit Paulus unterwegs ist, wahrscheinlich länger.
Trotzdem muss er noch kämpfen um den Glauben, denn das ist eine beständige Sache. Erst wenn wir bei Jesus in der Ewigkeit sind, hört der Glaubenskampf auf.
Hier auf der Erde muss jeder kämpfen – der eine wegen Trägheit, der andere wegen Ablenkung, der nächste wegen Verführung durch Sünde.
Dann sagt Paulus ein negatives Beispiel: Es gibt Leute, die im Glauben Schiffbruch erlitten haben.
Ein Christ kann verloren gehen. Das müssen wir hier nicht beantworten, aber es klingt fast danach.
Da steht: „Da hat jemand im Glauben Schiffbruch erlitten, Hymenäus und Alexander.“ Paulus sagt, er habe sie dem Satan übergeben.
Ich verstehe das so, dass sie unter Gemeindezucht gestellt wurden, dass sie aus der Gemeinde ausgeschlossen wurden.
Sie waren so in Sünde oder Irrlehre oder beidem, dass man sagte: „Geht aus der Gemeinde raus!“
Dadurch waren sie den Angriffen des Satans viel mehr ausgesetzt, als wenn sie in der Gemeinde wären, wo sie den Schutzraum von Geschwistern haben, die für sie beten und für die sie beten.
Wenn man das nicht mehr hat, ist man den Angriffen des Teufels stärker ausgesetzt. Die Gefahr ist, dass man immer weiter von Gott wegkommt und sich immer weniger an ihm orientiert.
Manchmal ist so eine Gemeindezucht notwendig, wenn jemand schon die zehnte Chance hatte, sich nicht verändert und andere verführt.
Dann muss man sagen: So geht das nicht, jetzt ist Schluss.
Das soll Paulus hier vor Augen malen: Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, sonst kannst du in so eine Situation kommen.
Es kann sein, dass dein geistliches Leben so marode wird, dass du den Angriffen des Teufels ausgeliefert bist und immer weiter weggezogen wirst.
Ich kenne viele Menschen in Gemeinden, die gut angefangen haben im Glauben und heute nicht mehr dabei sind, die in Sünde leben, nicht mehr so leben, wie sie sollten, von Gott nichts mehr wissen wollen oder auf ihn spotten.
Ich kenne sogar Schüler an der Bibelschule, die ich unterrichtet habe, die heute mit dem Glauben nichts mehr zu tun haben wollen.
Das ist traurig, aber es kann passieren.
Wir sollten uns nicht auf dem Ruhebett ausruhen und sagen: „Ich habe mich einmal bekehrt, alles in Ordnung.“
Nein, dein Glaubensleben geht immer weiter. Es gibt immer wieder diesen Kampf um den Glauben – um den richtigen Glauben, nicht um die äußere Hülle.
Diese Hülle kann manchmal durch Tradition oder Familie noch weitergehen, aber der Kampf darum, Jesus nachzufolgen und ihn dein Leben bestimmen zu lassen, bleibt.
In wichtigen Entscheidungen, wie du deine Zeit und dein Geld einteilst, wie du an ihn denkst, wie du mit ihm lebst, wenn du krank bist, arbeitslos oder Angst hast.
Wie gehst du geistlich damit um oder weltlich?
Das ist alles Kampf des Glaubens, und wir sind alle irgendwann darin.
Bleibe in solchen Situationen bei Jesus, und du wirst erleben, dass es dich bereichert, dich näher zu ihm bringt und dass du dadurch Gott verherrlichst und andere auf ihn hinweist.
Amen.
Vers 17: Dem König der Ewigkeiten, dem unvergänglichen und unsichtbaren allein weisen Gott, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Wofür soll Gott die Ewigkeit gelobt werden? Er soll gelobt und gepriesen werden dafür, dass er Sündenvergebung gegeben hat und uns diese immer wieder anbietet.
Auch wenn du Christ bist, bedeutet das nicht, dass du seit diesem Zeitpunkt sündlos lebst. In deinem Leben kommt immer wieder Sünde vor. Deshalb ist es wichtig zu erkennen: Du brauchst Vergebung. Du musst zu Jesus kommen und ihn um Vergebung bitten.
Deshalb steht im Vaterunser, das Jesus seinen Jüngern gegeben hat, der Satz: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Das bedeutet, dass wir immer wieder Gott um Vergebung bitten müssen, so wie wir anderen vergeben.
Du bist nicht ein für allemal heilig und sündlos, nur weil du gläubig geworden bist. Denk das auch nicht. Wenn Gott dir Sünde aufdeckt, dann komm zu ihm und bitte ihn um Vergebung.
Letzter Abschnitt, Kapitel 1
Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus, gemäß den früher über dich ergangenen Weissagungen. Damit sollst du durch sie gestärkt werden, den guten Kampf zu kämpfen, indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst. Einige haben dieses Gewissen verworfen und haben deshalb im Glauben Schiffbruch erlitten. Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern.
Hier endet das erste Kapitel. Paulus spricht Timotheus noch einmal ganz gezielt an. Er erwähnt, dass über ihn Weissagungen ergangen sind. Doch was sind das für Weissagungen? Diese werden im ersten und zweiten Timotheusbrief erwähnt. Es handelt sich um die Berufung Gottes, Timotheus als Gemeindeleiter einzusetzen. Gott möchte ihn als jemanden haben, der Autorität besitzt, um in der Gemeinde Älteste einzusetzen.
Das sind die Weissagungen, von denen Paulus spricht, und die Timotheus nun ausführen soll. Wenn Gott dich dazu berufen hat, dann sei mutig und setze dich dafür ein. Sei gestärkt dadurch, dass du dich daran erinnerst, dass Gott dich berufen hat. Das ist auch für dein geistliches und Glaubensleben wichtig.
Manchmal kann es passieren, dass diese Berufung oder der Glaube im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerät. Die Gewohnheit tritt in den Vordergrund, und man fragt sich immer wieder: Wie war das damals, als ich von Jesus berufen wurde? Wie war das, als ich frisch im Glauben war, motiviert und begeistert? Die Erinnerung daran kann helfen, den guten Kampf des Glaubens nicht aufzugeben.
Daher stellt sich die Frage: Kämpfst du noch, oder hast du schon aufgegeben? Manche Christen haben aufgegeben. Sie leben nur noch auf einer oberflächlichen Ebene. Es gibt keinen Fortschritt mehr, keine Überwindung von Sünde. Stattdessen haben sie sich mit ihr arrangiert oder erklären sie weg. Es gibt keine neuen Aufbrüche, keinen neuen Mut.
Früher haben sie vielleicht nie mit jemandem über den Glauben gesprochen. Jetzt wollen sie den guten Kampf des Glaubens kämpfen, vorangehen und neu anfangen. Sie wollen wieder mit ihrem Nachbarn über den Glauben reden, regelmäßig in der Bibel lesen oder für andere beten.
Dieser Kampf gehört zum Christsein dazu. Es ist nicht wie eine Party, bei der alles in Ordnung ist, sobald man dabei ist. Du hast keinen Ausweis bekommen und musst nur noch warten, bis du stirbst. Das Christenleben ist ein Kampf, in dem du dich bewusst befindest.
Es ist ein geistlicher Kampf. Da gibt es jemanden, der daran interessiert ist, dich vom richtigen Weg abzubringen. Das geschieht oft durch Ablenkungen. Positive Ablenkungen sind zum Beispiel: zu sehen, was es noch für tolle Sachen gibt, wohin man im Urlaub fahren kann, was man alles kaufen kann, wie oft man das Haus umbauen kann und so weiter. Das ist nicht unbedingt böse, aber all diese Dinge können dich vom geistlichen Wachstum ablenken und dadurch schädlich sein.
Also kämpfst du noch darum, Jesus nachzufolgen und ihn immer mehr zu erkennen, damit er dein Leben verändert? Oder hast du das aufgegeben? Paulus schreibt hier, dass du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahren sollst.
Der Glaube bedeutet, das, was du einmal erkannt hast – wer Jesus ist –, nicht nur als leere Worte zu sehen, sondern es wirklich im Herzen zu tragen. Das gute Gewissen bedeutet, entsprechend zu leben. Das, was du sagst, sollst du auch tun.
Es geht also um zwei Dinge: das gute Gewissen, also das Leben, und den Glauben, also das, was deinen Inhalt ausmacht und woran du dein Leben ausrichtest. Diese Werte sollen für dich eine Bedeutung haben. Daran sollst du kämpfen.
Paulus richtet sich hier an einen Christen, in diesem Fall an Timotheus. Timotheus ist mindestens 15 Jahre gläubig, seit er mit Paulus unterwegs ist, wahrscheinlich noch länger. Trotzdem muss er noch um den Glauben kämpfen, denn das ist eine beständige Aufgabe.
Erst wenn wir bei Jesus in der Ewigkeit sind, endet dieser Glaubenskampf. Hier auf der Erde muss jeder kämpfen – der eine wegen Trägheit, der andere wegen Ablenkung, wieder ein anderer wegen der Verführung durch Sünde.
Paulus nennt hier ein negatives Beispiel: Es gibt Menschen, die im Glauben Schiffbruch erlitten haben. Ein Christ kann dadurch verloren gehen. Die Frage, ob das endgültig ist, müssen wir nicht beantworten. Aber es klingt fast danach, denn es heißt, sie haben Schiffbruch erlitten – Hymenäus und Alexander.
Paulus sagt, er habe sie dem Satan übergeben. Das verstehe ich so, dass sie unter Gemeindezucht gestellt wurden, also aus der Gemeinde ausgeschlossen sind. Sie waren so in Sünde oder Irrlehre verstrickt, dass man sie ausschloss. Dadurch waren sie den Angriffen des Satans stärker ausgesetzt, als wenn sie in der Gemeinde geblieben wären.
In der Gemeinde gibt es Schutz durch Geschwister, die füreinander beten und sich unterstützen. Ohne diesen Schutz ist man den Angriffen des Teufels stärker ausgeliefert. Es besteht die Gefahr, dass man sich immer weiter von Gott entfernt.
Manchmal ist eine Gemeindezucht notwendig. Wenn jemand schon viele Chancen hatte, sich aber nicht ändert und andere in der Gemeinde verführt, muss man sagen: So geht das nicht mehr. Jetzt ist Schluss.
Paulus will hier vor Augen führen, dass man den guten Kampf des Glaubens kämpfen soll. Sonst kann es passieren, dass dein geistliches Leben so marode wird, dass du den Angriffen des Teufels ausgeliefert bist und immer weiter von Gott weggezogen wirst.
Ich kenne viele Menschen in Gemeinden, die gut im Glauben angefangen haben, heute aber nicht mehr dabei sind. Sie leben irgendwo in Sünde, leben nicht mehr so, wie sie sollten, wissen nichts mehr von Gott oder spotten sogar über ihn. Ich kenne sogar Schüler an der Bibelschule, die ich unterrichtet habe, die heute nichts mehr mit dem Glauben zu tun haben wollen.
Das ist traurig, aber es kann passieren. Wir sollten uns nicht auf dem Ruhebett ausruhen und sagen: Ich habe mich einmal bekehrt, alles ist in Ordnung. Nein, das Glaubensleben geht immer weiter. Es gibt immer wieder den Kampf um den Glauben – um den richtigen Glauben, nicht nur um die äußere Hülle.
Diese Hülle kann manchmal durch Tradition oder Familie weiterbestehen. Aber der Kampf darum, Jesus nachzufolgen und dass er dein Leben bestimmt – in wichtigen Entscheidungen, wie du deine Zeit und dein Geld einteilst, wie du an ihn denkst und mit ihm lebst, wenn du krank, arbeitslos oder ängstlich bist – das ist der Kampf des Glaubens.
Wie gehst du damit um? Geistlich, weltlich oder menschlich? Das ist alles Teil des Glaubenskampfes, und wir sind alle irgendwann darin. Deshalb bleibe in solchen Situationen bei Jesus. Dann wirst du erleben, dass es dich bereichert, dass du ihm näherkommst, Gott verherrlichst und andere auf ihn hinweist.
Amen.