Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem letzten Bibelstudientag in diesem Jahr in Herznach begrüßen.
Heute Morgen haben wir das Thema: Wie kann ich meinen Glauben überzeugend weitergeben?
Es ist ganz klar, dass der Herr Jesus Christus seinen Nachfolgern einen Missionsauftrag gegeben hat. Einen solchen Auftrag finden wir am Ende aller vier Evangelien.
Einen fünften Auftrag finden wir unmittelbar vor der Himmelfahrt, gegeben in Apostelgeschichte 1,8: „Und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“
Der Auftrag zur Evangelisation und Zeugenschaft
Ja, das ist eine gute Sache für Evangelisten, also für diejenigen, die die Gabe des Evangelisten haben. Ich selbst besitze diese Gabe jedoch nicht. Dabei hilft uns 2. Timotheus 4,5 weiter. Dort sagt der Apostel Paulus zu Timotheus: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst!“
Es wird hier nicht erklärt, und auch sonst nirgends, ob Timotheus tatsächlich die Gabe eines Evangelisten hatte. Dennoch sollte er das Werk eines Evangelisten tun. Deshalb stellt sich auch nicht die Frage, ob wir selbst die Gabe des Evangelisten besitzen, die ausdrücklich in Epheser 4 erwähnt wird. Diese Gabe wird nur einzelnen Menschen gegeben und beinhaltet eine besondere Begabung, das Evangelium weitergeben zu können.
Wir alle sind jedoch mit 2. Timotheus 4,5 angesprochen: „Tue das Werk eines Evangelisten!“ Das bedeutet, dass auch diejenigen, die keine Evangelisten sind, das tun sollen, was ein Evangelist tut.
Der Apostel Petrus gibt uns zudem den Auftrag, über unseren Glauben Rechenschaft abzulegen, wenn wir danach gefragt werden. In 1. Petrus 3,15 heißt es: „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“
Das ist nicht ganz dasselbe wie der Missionsauftrag. Der Missionsauftrag besteht darin, das Evangelium zu verkündigen, alle Schöpfung und alle Nationen zu Jüngern zu machen. Das ist eine offensive Aufgabe, bei der man nicht erst warten muss, bis die Menschen fragen.
Das Rechenschaft ablegen, das Petrus hier anspricht, bedeutet hingegen, dass wir bereit sein sollen, wenn jemand uns fragt: Warum glaubt ihr das? Warum habt ihr Hoffnung? Warum tut ihr dies so und jenes nicht? Dann sollen wir jederzeit bereit sein, diese Fragen zu beantworten.
Rechenschaft ablegen heißt also, die Dinge des Glaubens so zu erklären, dass andere, die nicht daran glauben, sie verstehen und gedanklich wenigstens nachvollziehen können.
Evangelisation in der Apostelgeschichte: Unterschiedliche Zielgruppen
In der Apostelgeschichte finden wir wunderbare Beispiele von Evangelisten, wie sie das Evangelium bezeugt haben. Dabei können wir unterscheiden zwischen Predigten vor Juden und Predigten vor Heiden. Es fällt auf, dass es deutliche Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Predigten gibt.
Predigten vor Juden sind zum Beispiel in Apostelgeschichte 2 zu finden, die Predigt am Pfingsten. Weiterhin in Apostelgeschichte 3 predigt Petrus vor der Volksmenge im Tempel. In Apostelgeschichte 7 hält Stephanus seine Rede vor dem Sanhedrin in der königlichen Säulenhalle, ebenfalls auf dem Tempelplatz. In Apostelgeschichte 13 predigt Paulus in einer Synagoge, und in Apostelgeschichte 22 legt Paulus Zeugnis vor der Volksmenge im Tempel ab.
Diese Predigten vor Juden setzen Bibelkenntnis voraus. Die Evangelisation baut also auf dem auf, was die Zuhörer bereits über die Bibel wissen, und sie wussten viel.
Demgegenüber haben wir Beispiele für Predigten vor Heiden. In Apostelgeschichte 14 spricht Paulus vor Heiden, die als Barbaren bezeichnet werden. In Apostelgeschichte 17 predigt Paulus nicht vor Barbaren, sondern vor gebildeten Heiden in Athen.
Bei diesen Predigten vor Heiden kann man sagen, dass keine Bibelkenntnis vorausgesetzt wird.
Die Gabe der Evangelisten und ihr Dienst an der Gemeinde
Nun, was können wir daraus für uns anwenden?
In Epheser 4,11-12 wird gesagt, dass der Herr Jesus der Gemeinde verschiedene Gaben gegeben hat: zuerst die grundlegenden Gaben Apostel und Propheten, dann Evangelisten, Hirten und Lehrer. Dort wird erklärt, dass die Evangelisten, wie auch die übrigen Gaben, für das Werk des Dienstes gegeben sind, zur Vollendung der Heiligen.
Dabei stellt sich die Frage: Evangelisten sind doch nicht nur zur Vollendung der Heiligen da. Sie haben doch keinen Dienst an den Gläubigen, sondern an den Ungläubigen, um ihnen das Evangelium zu predigen und zu zeigen, wie sie errettet werden können.
Ja, das ist natürlich ihre Aufgabe, aber nicht nur. Epheser 4 macht deutlich, dass Evangelisten auch eine Gabe für den ganzen Leib Christi haben. Sie unterweisen die übrigen Gläubigen, die keine Evangelisten sind, aber das Werk eines Evangelisten tun sollen, darin, wie sie das Evangelium verständlich und wirkungsvoll verkündigen können.
So ist der Evangelistendienst für das Werk des Dienstes, das heißt für den Dienst aller Gläubigen, und zur Vollendung der Heiligen bestimmt. Wir sollen also von den Evangelisten lernen. Gerade aus der Apostelgeschichte, aus diesen Predigten, können wir sehr viel für uns alle ableiten und lernen.
Die Herausforderung der Evangelisation im 21. Jahrhundert
Nun, das war damals vor zweitausend Jahren, vor zweitausend Jahren, aber wir befinden uns im Europa des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Heute kann man sagen, dass der größere Teil des neuen Europas keinen biblischen Hintergrund hat. Die meisten Menschen wissen fast nichts darüber.
Das bedeutet, wir können heute wieder sehr viel lernen, besonders aus den Predigten des Paulus – sowohl vor Barbaren als auch vor gebildeten Heiden. Es gibt aber auch viele Menschen, die noch einiges von der Bibel wissen. Von ihnen können wir lernen, wie Paulus mit Juden gesprochen hat, die bereits Bibelkenntnis besaßen.
Wir wollen nun gemeinsam das Beispiel von Paulus in Athen betrachten, das in Apostelgeschichte 17,16-34 beschrieben wird. Wir befinden uns dabei auf der zweiten Missionsreise, ungefähr um das Jahr 50 nach Christus. Paulus kommt nach Athen und muss dort warten, bis seine Mitarbeiter nachkommen.
Was tut ein Evangelist in einer Großstadt, wenn er warten muss? Paulus machte einen Stadtrundgang. Das zeigt uns, dass Paulus sich für das Leben und die Kultur der Stadt Athen interessierte. Das ist eine wichtige Belehrung: Das Interesse daran, wie die Menschen leben und denken, ist eine wichtige Voraussetzung, um ihnen das Evangelium wirkungsvoll weitergeben zu können.
Allerdings lesen wir, dass Paulus die Kultur nicht blauäugig betrachtete und all die großartigen Kunstwerke der alten Griechen einfach bewunderte. Nein, es heißt, dass Paulus innerlich aufgewühlt und zornig wurde, als er die Stadt voller Götzenbilder sah. Natürlich war ihm klar, dass die Griechen Kunst in höchster Vollendung schufen, besonders die Darstellung menschlicher Statuen.
Doch für Paulus war ebenso klar, dass sich dahinter dämonische Mächte verbergen. Mächte der Finsternis, in denen diese Menschen gefangen sind. Er hat also nicht einfach gedacht: „Das ist Kunst, und man muss das andere dahinter gar nicht beachten.“
Dennoch zeigte er Interesse an der Kultur. Er führte Gespräche, ganz spontan auf dem Marktplatz, der Agora. Dort traf er auch auf epikureische und stoische Philosophen, mit denen er konfrontiert wurde.
Die Philosophie der Epikureer und Stoiker im Kontext der Evangelisation
Die Epikuräer waren Philosophen, die glaubten, dass die Welt durch Zufall entstanden sei. Darwin lässt grüßen. Entweder waren sie damals schon so modern oder wir heute, wenn wir daran glauben würden, wären so veraltet, wie man das eben sehen will.
Ihre Philosophie beginnt folgendermaßen: Die Atome fielen am Anfang von oben nach unten. Interessant ist, dass sie schon damals eine Atomlehre hatten. Leider gibt es heute keine Epikuräer mehr, sonst würde ich gerne einen fragen, warum die Philosophie mit dem Herabfallen der Atome beginnt. Niemand kann jetzt mehr erklären, warum die Atome herunterfielen, wenn es ja nichts gab, was unten anzog. Aber lassen wir das.
Die Epikuräer glaubten bereits an Götter. Diese Götter hatten jedoch nichts mit der Erschaffung der Welt zu tun. Sie waren ganz für sich und interessierten sich nicht für die Menschen. Stattdessen lebten sie epikuräisch. Was heißt das? Die Epikuräer überlegten sich, wie der Mensch wirklich glücklich sein kann. Sie sagten, der Mensch könne glücklich sein, wenn er das Leben genießt.
Doch sie waren klüger als viele Menschen heute. Sie erkannten, dass übermäßiger Genuss gar kein Genuss sein kann. Wenn man moralische Schranken durchbricht, kann man nicht wirklich genießen. Daher sagten sie, man solle mit Maß und unter Einhaltung moralischer Grenzen genießen, dann entstehe echter Genuss.
Allerdings waren sie totale Egoisten, denn sie dachten nur an ihr eigenes Glück. Sie rieten auch, sich nicht mit Menschen zu beschäftigen, die Probleme haben, weil man sonst selbst Probleme bekommt. Das stimmt, das weiß man aus der Seelsorge sehr gut. Ihre Götter stellten sie sich ebenfalls epikuräisch vor. Diese interessierten sich nicht für die Menschen, denn hätten sie das getan, hätten sie nach epikuräischer Meinung Probleme bekommen.
Dann gab es die Stoiker. Sie glaubten, dass eine göttliche Kraft alles durchfließt. Sie waren Pantheisten, ähnlich wie im Hinduismus. Die Stoiker fragten sich, wie man mit dem Problem des Leidens umgehen könne. Ihre Antwort war einfach: Man müsse dem Leiden mit Gleichmut begegnen und sich nicht in den Gefühlen dem Leiden hingeben.
Daher spricht man von der stoischen Miene. Das bedeutet, jemand zeigt keine Gefühle, auch wenn er schwer leidet. Diese Philosophen waren Feinde des Evangeliums. Sie griffen Paulus an und nannten ihn eine Saatkrähe, griechisch Spermologos. Heute wissen wir, dass dieses Wort Saatkrähe damals ein typisches Schimpfwort in Athen war. Genau dieses Wort erwähnt Lukas in seinem Bericht von Athen.
Andere sagten hingegen, Paulus scheine ein Verkündiger fremder Götter zu sein. Jeder Evangelist muss sich damit abfinden, dass er als unkompetent, unfähig oder töricht abgetan wird. Doch diese zweite Behauptung war gefährlicher.
Einige Jahrhunderte zuvor lebte Sokrates, ein Philosoph in Athen. Die Eltern seiner Schüler waren mit ihm unzufrieden und klagten ihn beim Areopag, dem Gerichtshof, an. Sie behaupteten, Sokrates habe fremde Götter nach Athen gebracht. Das wurde untersucht, und er wurde zum Tod durch den Giftbecher verurteilt. Deshalb war die Behauptung, Paulus bringe fremde Götter, schon etwas gefährlicher.
Wie kamen sie überhaupt auf die Idee, Paulus bringe fremde Götter, obwohl er nur von einem wahren Gott sprach? Lukas erklärt uns im Nachsatz, dass Paulus ihnen das Evangelium von Jesus und der Auferstehung verkündigte.
Jesus war für sie ein völlig fremder Name. Sie dachten, das sei irgendein Gott. Dann sprach Paulus von der Auferstehung (Anastasis). Das Wort ist zwar griechisch zusammengesetzt aus "ana" (wieder) und "stasis" (Stehen), doch der Begriff Auferstehung aus den Toten war für die Griechen damals etwas ganz Abwegiges und Fremdes.
Natürlich glaubten die meisten Griechen an ein Leben nach dem Tod. Besonders der Philosoph Platon lehrte, dass Geist und Seele des Menschen beim Sterben frei werden von dem Gefängnis des Körpers. Der Körper wurde verachtet. Die Seele ging ins Jenseits und lebte dort weiter. Eine Auferstehung des früheren Körpers war jedoch undenkbar.
Deshalb war die Vorstellung der Auferstehung für sie fremd. Sie dachten, Anastasis sei wahrscheinlich eine Göttin, ähnlich wie Nike, die Göttin des Sieges. Das zeigt uns, wie schwer es ist, in einer Welt, die die Bibel nicht kennt oder heute kaum noch kennt, das Evangelium verständlich zu vermitteln. Man muss mit Missverständnissen rechnen.
Paulus vor dem Areopag: Logik und kulturelle Anknüpfungspunkte
Nun, wie gesagt, der Areopag musste sich mit Sokrates auseinandersetzen. Sokrates lebte von 469 bis 399 vor Christus und wurde zum Tod durch den Giftbecher verurteilt, obwohl wir rückblickend sagen können, dass die Anklage zu Unrecht erfolgte.
Einige Jahrhunderte später kommt Paulus nach Athen – mit dem gleichen Vorwurf: Er bringt fremde Götter nach Athen. Aus der Antike haben wir einen Bericht, der besagt, dass es in Athen einfacher war, einem Gott zu begegnen als einem Menschen. Das sagt schon einiges aus. Diese Stadt war voll von Götterbildern, wie auch die Apostelgeschichte betont.
Nun stellt sich für Paulus die Frage: Wie kann er aus dieser Anklage herauskommen? Die Apostelgeschichte berichtet, dass er gleich nach dieser Anklage vor den Areopag geführt wurde – also vor dasselbe Gericht wie damals Sokrates.
Offensichtlich waren die Athener nicht mehr so sehr besorgt darum, dass es auf religiösem Gebiet recht und exakt zugehen müsse – nach ihren Ansichten –, sondern sie waren einfach allgemein sehr neugierig. Lukas schreibt, dass die meisten Athener ihre Zeit damit verbrachten, nichts anderes zu tun, als etwas Neues zu sagen oder, wenn sie das nicht konnten, wenigstens etwas Neues zu hören.
Darum sagte der Areopag: „Wir hören etwas ganz Neues, was du uns erzählst. Wir möchten gerne wissen, was das ist.“ Das war eine konsultative Untersuchung, bei der einfach geklärt wurde, was dieser Judenchrist hier in Athen verkündet. Es ging noch nicht um eine Verurteilung.
Dann beginnt Paulus seine Rede. Er wusste natürlich, dass es ein Gesetz gab, das verlangte, wer vor dem Areopag sprach, müsse logisch reden. Sobald man unlogisch redete, wurde man abgebrochen. Paulus musste sich also Mühe geben, logisch zu sprechen.
Das ist eigentlich das Schöne bei den Ungläubigen: Sie wollen immer etwas Logisches hören. Das Traurige ist, dass manche Christen denken, der Glaube sei nicht unbedingt logisch. Aber warum wollen die Ungläubigen etwas Logisches? Das ist eigentlich gar nicht logisch. Denn wenn sie glauben – wie heute das Standardmodell des Urknalls sagt –, dass die Natur von selbst aus dem Nichts entstanden ist, dass Materie und Energie aus dem Nichts hervorgegangen sind vor 13,7 Milliarden Jahren, dann gab es einen Urknall, und aus dem größten Chaos entstand die Ordnung des Kosmos.
Wenn also alles mit Nichts und Chaos begann, warum sollte dann alles immer logisch begründet sein? Dieses Denken hat gar keine Basis für Logik. Woher kommt eigentlich die Logik, wenn alles aus Chaos und Nichts einfach so entstanden ist?
Wir Christen haben eine Begründung für Logik. Das Johannesevangelium beginnt: „Am Anfang war das Wort“, griechisch „der Logos“. Von diesem Wort „Logos“ kommt unser Wort „Logik“. „Logos“ meint nicht ein einzelnes Wort, sondern Wörter in strukturierter, zusammenhängender Reihenfolge.
Wir wissen, dass die ganze Grammatik, die ganze Sprache von Logik beherrscht wird. Darum sprechen wir von Sprachlogik. Johannes 1 sagt: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Alles wurde durch ihn ins Dasein gebracht, und ohne ihn ist auch nicht eines ins Dasein gekommen, das ins Dasein gekommen ist.“
Das heißt, die Bibel lehrt, dass alles durch den Logos, den Herrn Jesus, entstanden ist. In ihm ist die ganze Logik begründet, in ihm ist alle Weisheit Gottes verborgen. Durch ihn ist alles entstanden.
Darum haben wir eine berechtigte Grundlage, die Natur zu erforschen und die Gesetze der Natur zu entdecken. Wir erwarten immer, wenn wir eine neue Beobachtung machen, dass wir Logik und Planmäßigkeit erkennen.
Wenn die Ungläubigen also sagen: „Bitte logisch!“ – dann ist das genau das, was für uns eigentlich selbstverständlich sein müsste, denn alles ist durch den Logos begründet.
Aber warum wollt ihr Logik? Ihr müsst eigentlich gar nicht auf Logik aus sein. Das haben auch manche moderne Denker schon vor Jahren entdeckt. Es gab eine Zeit, in der das absurde Theater sehr modern wurde. Ich musste zum Beispiel auf dem Gymnasium vor einigen Jahrzehnten Ionesco lesen. Er war ein rumänischer Schriftsteller, der absurdes Theater schrieb, zum Beispiel „Le Chais“. Am Schluss dieses Theaterstücks ist die ganze Bühne voller Stühle, und es geht ständig um Unlogik; es wird unlogisch miteinander gesprochen.
Er drückt damit aus: Wenn wir an Zufall und Evolution und keinen Gott glauben, dann müsste eigentlich alles unlogisch und chaotisch sein.
Paulus musste also logisch sprechen. Er begann mit der Feststellung, dass die Athener sehr religiös seien. Er benutzt einen griechischen Ausdruck, der „Dämonen verehrend“ bedeutet. Das war bei den Griechen ein neutrales Wort und bedeutete einfach „religiös sein“, denn Dämonen waren Halbgötter und für die Griechen etwas Positives.
Er sagte also: „Ihr seid sehr religiös.“ Der Ausdruck war ein Gummibegriff, man wusste nicht, ob es ein Lob oder ein Tadel war. Das Wort war ziemlich wertneutral. Das musste auch so sein, denn es gab ein Gesetz, das verbot, den Areopag zu loben, damit man ihn nicht bestechen konnte.
Für Paulus war das sowieso selbstverständlich; er wollte sich nicht einschmeicheln. Das erklärte er auch eindrücklich in 1. Thessalonicher 2, wie er das Evangelium den Thessalonichern gebracht hat – eben nicht mit Überredung, so dass die Leute in etwas hineingezogen wurden, was sie eigentlich gar nicht wollten.
Wir sehen also, Paulus wollte nicht schmeicheln, aber auch nicht die Tür zuschlagen lassen.
In Römer 1,18 beginnt Paulus das Evangelium mit der Verdorbenheit des Menschen und spricht von Gottes Zorn über alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten. So beginnt Paulus nicht in Athen, denn dann würden die sagen: „Was will dieser Jude? Will er uns eins auswischen? Das müssen wir nicht hören.“
Nein, er beginnt: „Ihr seid sehr religiös.“ Er erzählt, dass er in der Stadt umherging und einen Altar mit der Inschrift „Dem unbekannten Gott“ fand. Diesen Gott verkündige er ihnen.
Paulus kannte die Geschichte dieser Inschrift, die er entdeckt hatte. Es war eine archäologische Entdeckung in Athen mit der Inschrift „Agnosto Theo“ – dem unbekannten Gott.
Der Hintergrund: Im sechsten Jahrhundert vor Christus gab es eine Pest in Athen, also lange vor Sokrates. Allen Göttern wurde geopfert, aber ohne Erfolg. Das war eine große Arbeit, falls es damals schon so viele Götter gab.
Der Areopag sandte daraufhin eine Gesandtschaft auf die Insel Kreta zu Epimenides, einem weisen Mann, der sie beraten sollte. Epimenides kam nach Athen und erklärte dem Areopag, dass sie allen Göttern geopfert hätten, aber nicht dem Richtigen. Offensichtlich hat das nichts genützt.
Er sagte: „Ihr müsst einem unbekannten Gott opfern.“ Daraufhin wurden Altäre mit der Inschrift „Agnosto Theo“ errichtet, und Lämmer wurden geopfert. In der Folge hörte die Pest auf.
Jahrhunderte später kommt Paulus, findet mindestens noch einen dieser Altäre – sie waren schon ein halbes Jahrtausend alt – und aufgrund dieser archäologischen Entdeckung erklärt er: „Diesen Gott, den ihr ohne ihn zu kennen verehrt, verkündige ich euch.“
Das war keine Beleidigung. Sie hatten ja selbst darauf geschrieben, dass sie ihn nicht kennen. Damit war Paulus auch aus der Schlinge des Gerichts heraus: Er bringe keine fremden Götter nach Athen, sondern verkünde den unbekannten Gott, der in Athen verehrt wurde. Also kein Problem mehr.
Wir lesen nun Apostelgeschichte 17,22:
Paulus stand mitten auf dem Areopag und sprach: „Männer von Athen, ich sehe, dass ihr in jeder Beziehung sehr religiös seid“, also sehr den Dämonen ergeben. Das ist dieser neutrale Ausdruck, und darum habe ich mit „sehr religiös“ übersetzt, weil das genau das ausdrückt, was wir im Deutschen damit meinen.
Was heißt „sehr religiös“? Das kann ganz negativ sein, aber auch positiv, zum Beispiel: „Das ist ein sehr, sehr religiöser Mensch.“
Paulus fährt fort: „Als ich umherging und die Gegenstände eurer Verehrung betrachtete – ich habe sie genau angeschaut – fand ich auch einen Altar mit der Aufschrift ‚Dem unbekannten Gott‘.“
Das war eine wunderbare archäologische Entdeckung, denn ihr verehrt diesen Gott, ohne ihn zu kennen. Diesen verkündige ich euch.
Paulus spricht nun von einem Schöpfergott, obwohl die Epikureer nicht an einen Schöpfer glaubten. Jemand könnte fragen: Ist es so wichtig, dass Paulus über den Schöpfergott spricht? Das führt doch zu Konfrontationen mit den Epikuräern. Er könnte doch einfach sagen: Jesus ist gekommen, und Gott lädt uns ein. Warum spricht er über Schöpfung?
Wir lassen ihn zu Ende reden:
„Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, dieser, der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, noch wird er von Menschenhänden bedient, als ob er etwas bräuchte. Er selbst gibt allen Leben, Odem und alles.
Er hat aus einem Blut jede Nation der Menschen gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, in denen er verordnete Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat.“
Paulus spricht hier über Gott, der in der Geschichte gewirkt hat. Nochmals über den Schöpfer: Er sagt, er hat alle Menschen auf der Erde aus einem Blut gemacht. Das heißt, die ganze Menschheit ist eigentlich eine Familie.
Das war für die Historiker sehr interessant, denn sie regten sich über die Kleinbürgerlichkeit damals auf. Man dachte in Stammesverbänden und verschiedenen Städten. Für sie war wichtig: Jeder Mensch ist ein Kosmopolit, ein Weltbürger.
Es ist ähnlich wie heute, wenn jemand sagt: „Ihr wollt Schweizer sein oder noch schlimmer Aargauer oder Basler.“ Paulus sagt: „Nein, wir sind alle Europäer.“ Aber das ist nur der erste Schritt. Der nächste Schritt ist die Erkenntnis, dass wir eigentlich eine Familie sind, die ganze Menschheit.
Paulus sagt: „Ja, die ganze Menschheit ist eine Familie. Wir gehen alle auf die gleichen Ureltern zurück.“
Sagt das mal jemandem auf der Straße: „Wir haben alle die gleichen Eltern, Adam und Eva.“ Dann lachen sie.
Die Sache ist: Das muss ja so sein, denn alle Menschen auf der Erde können heiraten, Kinder bekommen. Es gibt nur eine Art Mensch.
Die Evolutionisten im 19. Jahrhundert dachten, die Tasmanier seien Vorstufen des wirklichen Menschen, ebenso die Menschen auf Feuerland. Das war eine große Entdeckung, als man merkte, dass überall Mischehen möglich sind und funktionieren.
Wir sind wirklich nur eine Art, und man kann nicht einmal von Rassen sprechen. Heute, mit dem Studium des Erbgutes, kann man sagen, die Unterschiede im Erbgut zwischen einem durchschnittlichen Europäer und einem Schwarzafrikaner sind kleiner als die größten Unterschiede innerhalb Europas.
Das heißt, innerhalb dessen, was man „Rasse“ nennt – aber das ist ein falscher Begriff – sind die Unterschiede größer als zwischen den sogenannten „Rassen“. Wir sind wirklich eine Einheit.
Das betont Paulus hier, und das hat sicher den Epikuräern und Stoikern gefallen.
Er sagt, Gott hat die Geschichte geführt und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt. Paulus geht hier auf die Völkerwanderungen nach dem Turmbau von Babel ein, wie die verschiedenen Stämme ausgewandert sind: die Japhethiten zum großen Teil nach Europa, die Hamiten nach Afrika usw.
Damit sollen sie Gott suchen, ob sie ihn tastend fühlen und finden möchten, obwohl er nicht fern von einem jeden von uns ist.
Das ist schön. Paulus spricht über die Menschheit und dass Gott sich durch sie bezeugt hat. Er hat auch geführt, wie sie ihre Territorien gefunden haben und wie die Grenzen festgelegt wurden. Das war kein Zufall, sondern Gott hat es so getan, damit die Menschen Gott suchen, ob sie ihn tastend fühlen und finden möchten.
Paulus hätte auch sagen können: „Ihr Athener, ihr seid geistlich blind.“ Aber dann wären sie verletzt gewesen.
Er sagt nicht „Ihr Athener“, sondern „die Menschen“ sollen Gott suchen, ob sie ihn tastend fühlen und finden möchten.
Das bedeutet, man ist blind, denn tastend fühlen und finden macht einen noch blinder. Aber er sagt es gewinnend, ohne die Wahrheit zu unterdrücken.
Dann sagt Paulus weiter: „Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Wie auch etliche eurer Dichter gesagt haben: „Denn wir sind auch sein Geschlecht.“
Da staunten sie. Der Satz „in ihm leben, weben und sind wir“ stammt von Epimenides. Paulus zitiert genau aus welchem Werk, und dieser alte Schriftsteller war ebenfalls wichtig für die ganze Sache mit den Altären in Athen.
Übrigens zitiert Paulus Epimenides auch noch einmal in Titus 1, wenn er Titus Anweisungen gibt, Älteste einzusetzen, weil die Kreter allgemein einen schwierigen Volkscharakter hatten.
Paulus sagt: „Einer aus ihnen selbst, ihr Prophet, hat gesagt: ‚Kreter sind immer Lügner, wilde Tiere, faule Bäuche.‘ Dieses Zeugnis ist wahr. Und aus diesem Grund sollst du sie scharf überführen.“
Das war ein Zitat, dessen Herkunft genau bekannt ist.
Die Kreter wurden auch „Spermologos“ genannt, „Saatkrähe“, die hier etwas pickt und dort etwas pickt, aber Zusammenhänge nicht versteht.
Paulus bringt im richtigen Moment das passende Zitat aus ihrer Literatur. Das wusste niemand sonst, denn Paulus war Jude aus Asien.
Dann zitiert er weiter: „Denn wir sind auch sein Geschlecht.“ Das fand man bei Aratus, einem stoischen Philosophen aus dem Jahr 270 vor Christus.
Die Stoiker hörten aufmerksam zu. Paulus zitiert also, zeigt, dass er ihr Denken kennt, ihre Argumentation versteht und weiß, was sie für wahr halten und was nicht.
Von da aus kann er weitersprechen: „Da wir nun Gottes Geschlecht sind“ – das ist eine logische Anknüpfung.
Eure Dichter haben gesagt, wir sind sein Geschlecht, und Paulus sagt: „Da wir nun …“ – ein logischer Folgesatz.
Jetzt kommt ein weiterer Satz, eine logische Schlussfolgerung: „So sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Golde und Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.“
Paulus erklärt: Wenn ihr schon festhaltet, dass wir Gottes Werk sind, dann ist klar, dass Gott größer ist als wir. Das, was wir mit unseren künstlichen Fähigkeiten schaffen, kann nicht mehr sein als wir.
Der Mensch kann nicht mehr leisten, als er ist. Darum kann man nicht denken, dass diese Statuen, auch wenn sie viel Gold und Silber enthalten und aus Stein sind – ein Gebiet der Kunst und Erfindung des Menschen –, Gott sein können.
Das war logisch, und sie haben Paulus nicht unterbrochen. Er konnte weitersprechen.
„Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle an allen Orten ihre Schuld bereuen sollen.“
Paulus sagt, dass mit der Auswanderung der Völker von Babel die Zeiten der Unwissenheit begannen. Die Völker haben den wahren Gott vergessen und sich immer mehr von ihm entfernt. Sie bauten ihre eigenen Religionen auf: Hinduismus in Indien, Stammesreligionen in Afrika, animistische Religionen der Kelten und Germanen in Europa und so weiter.
Nun sagt Paulus: „Aber diese Zeit, in der Gott die Völker so gehen ließ, ist vorbei!“
Jetzt befiehlt er den Menschen, überall auf der Welt, also auch in Athen, ihre Schuld zu bereuen. „Metanoeo“ heißt Buße tun. Manchmal wird es wörtlich mit „umdenken“ übersetzt, aber das ist zu schwach. Buße beinhaltet Reue über die Schuld, wirkliches Umkehren.
Paulus sagt nicht: „Das ist eine Offerte, die Gott macht. Wenn ihr wollt, könnt ihr jetzt zu Jesus Christus kommen.“ Nein, er sagt: „Gott gebietet, das ist ein Befehl. Alle Menschen müssen Buße tun.“
Warum? Weil Gott einen Tag gesetzt hat, an dem er das bewohnte Festland richten wird in Gerechtigkeit.
Dieser Gott, der Schöpfer und Erhalter der Welt ist – denn er hat die Völker auf ihren Wegen geführt –, ist auch der Richter. Er wird einmal mit den Menschen abrechnen.
Alle Menschen werden sich vor diesem Gott, dem unbekannten Gott, verantworten müssen.
Paulus sagt: „An diesem Tag wird er das bewohnte Festland in Gerechtigkeit richten durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen den Beweis gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten.“
Jetzt spricht Paulus über den Mensch gewordenen Sohn Gottes, den Herrn Jesus. Er ist der Mann, der gekommen ist, um uns zu retten durch seinen stellvertretenden Tod. Am dritten Tag ist er auferstanden.
Die Auferstehung war für die Griechen ein Ärgernis, denn sie konnten mit diesem Ausdruck nichts anfangen und wollten es auch nicht. Für sie ist der Körper tot, wenn er stirbt, und es gibt kein Zurück. Das wäre ein Rückschritt.
Paulus sagt: „Indem er ihn auferweckt hat aus den Toten.“
Jetzt spricht er also über den Rettergott, der seinen Sohn in den Tod gegeben hat, aber auch auferweckt hat.
Er musste damit rechnen, dass jetzt Schluss sein könnte.
Als die Athener von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten einige, andere sagten: „Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.“
Also ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Jetzt war Schluss.
Aber er hat das natürlich nicht am Anfang gesagt, sonst hätte er die Rede gar nicht halten können. Er wusste, wann er das sagen musste – nämlich dann, wenn er aufhören konnte.
Diejenigen, die wahrscheinlich am lautesten spotteten und lachten, waren wohl die Epikureer. Sie glaubten nicht einmal an ein Weiterleben nach dem Tod, sondern dachten, die Seele bestehe nur aus Atomen.
Das ist Materialismus pur, genauso wie die heutige Psychologie, die glaubt, dass der Mensch keine Seele hat, sondern dass die Seele einfach chemische Abläufe im Gehirn sind.
Die Epikureer glaubten also, wenn der Mensch stirbt, fällt die Seele auseinander, weil alle Atome bei der Verwesung zerfallen. Das war lustig und verständlich.
Es gab aber auch Leute, die fanden das, was Paulus sagte, gar nicht so schlecht. Paulus war also okay.
Ich habe schon erlebt, dass nach einem solchen Abend ein Atheist seiner Frau sagte: „Der liebe Paulus ist okay, das ist nicht schlecht.“
Mit solchen Leuten kann man die Bibel lesen.
Weiter heißt es: „Etliche Männer aber schlossen sich ihm an und glaubten, unter ihnen auch Dionysius, der Areopagit, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.“
Eine dritte Gruppe bekehrt sich.
So werden wir immer mit diesen drei Gruppen konfrontiert sein: Es gibt Leute, die spotten und lachen, es gibt Leute, die sich interessieren – die kann man zum Beispiel in einen Hauskreis einladen, um mit ihnen individuell zu lesen – und es gibt Leute, die wirklich zum Glauben kommen.
Wesentliche Elemente der Evangeliumsverkündigung
Was können wir aus dieser Botschaft lernen? Sehr viel. Nun möchte ich besonders betonen, wie Paulus Gott darstellt. Er spricht von Gott als dem Schöpfer der Welt, dem Erhalter der Welt, dem Retter der Welt und dem Richter der Welt. All diese Aspekte müssen wir in unserer Botschaft weitergeben.
Wir können nicht sagen: „Über den Schöpfer sprechen wir nicht, das ist anstößig.“ Nein, das ist absolut wichtig, damit der Mensch erkennt: Ich bin vor Gott verantwortlich. Wenn Gott mein Schöpfer ist, dann kann er auch bestimmen, was Recht und Unrecht ist. Wenn ich gegen Gottes Gebote verstoßen habe, bin ich ein sündiger Mensch.
Doch Gott ist ein guter Gott, denn er ist auch der Erhalter der Welt. Er hat die Geschicke der Völker gelenkt und seine Güte darin erkennen lassen. Daraus folgt der nächste Schritt: Ich brauche einen Retter, denn eines Tages werde ich Gott Rechenschaft ablegen müssen. Gott ist der Richter.
Wir können also weiter daraus lernen: An Bekanntem müssen wir anknüpfen. Paulus hat zum Beispiel den Altar genommen und Zitate von Aratus, Epimenides und anderen verwendet. Er griff verschiedene Anspielungen auf ihr Denken auf, dort wo es richtig war.
Zweitens sehen wir, dass Paulus auf Verständlichkeit bedacht war. Es war ihm wichtig, Missverständnisse möglichst zu vermeiden. Er erklärte seine Botschaft logisch. So sollten auch wir logisch erklären, denn die Logik ist in Jesus Christus, dem Logos, begründet.
Wir müssen unnötige Konfrontationen vermeiden. Paulus begann nicht mit dem Vorwurf: „Es wird der Zorn Gottes offenbart.“ Stattdessen sagte er: „Ich sehe, dass ihr religiös seid.“ Doch am Ende kam die Botschaft vom Richter trotzdem.
Wir müssen jedoch nötige Konfrontationen einbringen. Es gibt solche, die unnötig sind, und solche, die absolut notwendig sind. Dabei geht es darum, die ganze Wahrheit weiterzugeben.
Lukas gibt uns eine kurze Zusammenfassung dessen, was Paulus gesprochen hat. Natürlich war seine Rede viel länger, aber diese Zusammenfassung zeigt, dass alle wesentlichen Elemente enthalten sind. So können wir lernen, wie wir das Evangelium ganz einfach in sieben Punkten weitergeben können.
Die sieben Punkte des Evangeliums
Also, wir müssen damit beginnen, dass Gott existiert. Anders geht das nicht. Man muss mit der Existenz Gottes beginnen: Gott existiert.
Zweitens: Gott ist heilig. Er existiert nicht nur, sondern sein Wesen ist so, dass er absolut gerecht und absolut vollkommen ist. Gott ist Licht, in ihm ist alles gut, rein und wahr.
Drittens: Der Mensch ist schuldig. Wir müssen erklären, dass der Mensch ganz anders ist als Gott. Die Bibel macht uns klar, dass der Mensch grundsätzlich ein Feind Gottes ist. In Römer 5 wird der Mensch als Feind Gottes bezeichnet, und in Römer 3 heißt es, dass keine Gottsuche vorhanden ist. Wir sind eigentlich auf der Flucht vor Gott und versuchen, ihn möglichst aus unserem Leben zu verdrängen. Wir haben seine Gebote und seine Gerechtigkeit gebrochen, und das bezeugt uns auch unser eigenes Gewissen.
So müssen wir erklären: Zwischen Gott und uns Menschen gibt es eine tiefe Kluft durch unsere Sünde. Wir sind von Gott getrennt.
Viertens: Wir schaffen es nicht. Wenn wir versuchen, uns irgendwie aus eigenen Anstrengungen zu Gott hinaufzuarbeiten, geht das nicht. Wir können diese Kluft, die uns von Gott trennt, nicht überbrücken.
Fünftens: Jesus Christus ist die Brücke. Weil wir nicht zu Gott kommen können, kam Gott von oben her zu uns. Gott hat seinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt. Er wurde Mensch, damit er als Mensch stellvertretend für uns sterben konnte.
Es war ein Konflikt: Gott ist heilig und gerecht, aber auf der anderen Seite ist Gott Liebe. Weil Gott gerecht ist, müsste er uns Menschen ewig verdammen und verurteilen. Aber weil Gott Liebe ist, möchte er das nicht.
Wie kann man die Gerechtigkeit Gottes mit der Heiligkeit Gottes und die Heiligkeit Gottes mit der Liebe versöhnen? Nun, am Kreuz wurde das möglich. Gott hat nicht einfach ein Auge zugedrückt und ist über die Sünde hinweggegangen, wie sich das Menschen manchmal vorstellen. Gott könnte doch einfach die Sünde wegtun und vergessen – das wäre aber nicht gerecht.
Gott muss das Böse bestrafen, aber es gab eine Möglichkeit, wie Gott uns verschonen konnte: Indem sein Sohn Mensch wurde und sich mit all denen, die an ihn glauben, am Kreuz identifizierte, konnte Gott ihn anstelle von uns strafen. Gott hat ihn in den Stunden der Finsternis geschlagen.
Aber das geht nicht automatisch.
Sechstens: Ich muss mich bekehren. Wir müssen erklären, dass Bekehrung nichts mit einer Sekte zu tun hat. Bekehrung bedeutet, dass wir uns zu Gott wenden – und zwar mit einer Wende von hundertachtzig Grad. Wir sind auf dem falschen Weg, nämlich weg von Gott, und wir müssen hundertachtzig Grad drehen, um zu Gott zu kommen.
Das geht nicht automatisch. Jeder Mensch muss sich bekehren.
Einmal, nach einem Vortrag, kam ein junger Student zu mir und sagte, er hätte gedacht, das käme irgendwann einfach so über ihn. Da habe ich gesagt: Nein, da kannst du noch lange warten. Du musst dich bekehren. Der Mensch muss umkehren, und nur so, indem wir uns bewusst in der Bekehrung mit Jesus Christus identifizieren, wird uns seine Identifikation zugerechnet.
So kann Gott uns die ganze Schuld vergeben, obwohl er gerecht ist.
Siebtens: Leben in der Nachfolge. Dann müssen wir erklären: Die Bekehrung ist nicht einfach nur die Empfangnahme eines Tickets für den Himmel. Natürlich ist es das in gewissem Sinn, aber jetzt geht es darum, eine verbindliche Nachfolge zu leben. Diese Nachfolge zeigt, ob die Bekehrung echt war oder nicht.
Das bedeutet, ein Gebetsleben zu führen, regelmäßig die Bibel zu lesen, verbindlich in einer Gemeinde – einer biblischen Gemeinde – dabei zu sein usw. Das gehört alles mit zum Evangelium.
Also, ich gehe nochmals zurück zu den sieben Punkten: Gott existiert, Gott ist heilig, der Mensch ist schuldig, wir schaffen es nicht, Jesus Christus ist die Brücke, ich muss mich bekehren, Leben in der Nachfolge.
Rechenschaft ablegen über den Glauben
Jetzt machen wir eine Pause. Danach gehen wir weiter zum Thema Rechenschaft ablegen, Demissionsauftrag und Zeugnis ablegen. Nun soll es mehr um das Thema Rechenschaft ablegen gehen, gemäß 1. Petrus 3,15: „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert, über die Hoffnung, die in euch ist.“
Als Christen werden wir immer wieder mit Fragen und Argumenten herausgefordert. Wenn wir das Evangelium weitergeben wollen, sagt jemand: „Das ist unser erster Punkt von insgesamt sieben Punkten. Es gibt doch nicht nur einen Weg, alle Religionen enthalten Wahrheit, oder alle Religionen wollen eigentlich dasselbe. Man kann doch nicht so engstirnig sein in der modernen Zeit, in der man so aufgeschlossen ist und wissenschaftlich sowie logisch über nur einen einzigen Weg spricht.“
Was sagen wir dann? Wenn wir schon bei Logik sind: Das ist ein Logikfehler. Die verschiedenen Religionen widersprechen sich. Der Hinduismus sagt, alles ist göttlich, die ganze Natur. Die Bibel sagt: „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Also ist Gott jemand anderes als Himmel, Erde und die Natur.
So könnte man mit allen möglichen Religionen weitermachen. Die verschiedenen Religionen widersprechen sich. Sie können logischerweise daher nicht alle gleichzeitig wahr sein. Sie schließen einander gegenseitig aus. Das war wirklich kein schlauer Einwand.
Jesus Christus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Er sagt nicht: „Ich bin ein Weg“ oder „eine Wahrheit“, sondern mit bestimmtem Artikel: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.
Das ist ein Absolutheitsanspruch. Man kann nicht sagen, die anderen Religionen führen zum Gleichen. Wir müssen uns mit diesem Absolutheitsanspruch auseinandersetzen. Stimmt er oder stimmt er nicht? Das ist die Frage. Aber nicht alle haben ja ein bisschen Recht.
Wissenschaft und Glaube: Ein Spannungsfeld
Zweitens: Die Wissenschaft hat doch die Bibel längst widerlegt. Kürzlich wollte meine Frau jemanden einladen – nicht unseren Nachbarn, aber den Nachbarn unserer Ziegen – zu einem evangelistischen Abend. Da sagte diese Person: „Ja, die Wissenschaft hat doch schon längst mit der Bibel aufgeräumt.“
Und jetzt, was soll man darauf sagen? Nun, das hier, was Sie da sehen, ist ein echter Wissenschaftler. Wir müssen uns zunächst einmal fragen: Was ist eigentlich Wissenschaft? Bevor man sagt, die Wissenschaft habe die Bibel widerlegt, sollte man das klären.
Man kann sich die Wissenschaft vorstellen wie ein Haus mit einem Erdgeschoss und einem ersten Stock. Im Erdgeschoss befindet sich der Bereich der Tatsachen. Hier geht es um Funde, zum Beispiel Knochen, Fossilien und Ähnliches. Beobachtungen werden durchgeführt, Experimente gemacht, Erfahrungen gesammelt – all das fließt in diesen Bereich ein. Das ist ein Teil der Wissenschaft.
Aber man braucht mehr. Man möchte die Fakten in einen größeren Zusammenhang stellen. Dazu gehen wir in den ersten Stock, den Bereich der Interpretation. Hier werden Schlussfolgerungen aus den Tatsachen gezogen. Doch es kommen auch Vorurteile, Spekulationen und Weltanschauungen mit hinein. Ein Materialist hat eine bestimmte Weltanschauung. Wenn er als Materialist Wissenschaft betreibt, wird er die Dinge, die er sieht, materialistisch beurteilen. Das heißt, er trägt eine materialistische Brille. Das ist so, als ob jemand eine rote Brille trägt und deshalb alles rot sieht – ganz gleich, welche Fossilien er betrachtet. Auch die Menschen erscheinen ihm rot.
Es ist also sehr wichtig, sich bewusst zu machen, welche Voraussetzungen, welche Weltanschauung und welche Philosophie man in die Wissenschaft mit einbringt. Diese Bereiche müssen strikt unterschieden werden, und das wird oft nicht gemacht.
Wenn wir diese Unterscheidung aber wirklich vornehmen, stellen wir fest: Vergleicht man die Bibel mit den Tatsachen, also dem Erdgeschoss, gibt es immer Übereinstimmung. Vergleicht man die Bibel hingegen mit den Interpretationen, sind Konflikte möglich.
Wenn dabei Materialismus und Naturalismus ins Spiel kommen, sagen diese: Es gibt nur die Natur, aber keinen Gott. Es ist klar, dass man dann einen Konflikt mit der Bibel hat. Aber das ist kein Konflikt zwischen Wissenschaft und Bibel, sondern zwischen Bibel und Weltanschauung sowie deren Interpretation.
Deshalb kann man fragen: Wo gibt es einen Konflikt zwischen der Bibel und dem Erdgeschoss? Und genau das ist der Punkt.
Kritik an der Evolutionstheorie
Drittens – und das war auch bei diesem Ziegennachbarn so – hat die Evolutionslehre angeblich bewiesen, dass es keinen Schöpfer braucht. Man feiert ja jetzt noch ein paar Tage das zweihundertjährige Darwin-Jahr, Charles Darwin, 1809 bis 1882. Dieser Mann soll gezeigt haben, dass es Gott nicht braucht. Richard Dawkins, einer der bekanntesten Verfechter der Evolution heute und Professor an der Universität Oxford, sagt, man könne in der Wissenschaft alles in die Zeit vor und nach Darwin einteilen. Mit Darwin sei die totale Wende gekommen. Heute könne man nicht mehr an einen Schöpfer glauben, sonst sei man kein richtiger Wissenschaftler.
Dazu kann man sagen: Gut, ihr sprecht gut auf Logik an. Dann sprechen wir mal ganz kurz über die Unlogik der Evolutionslehre. Hier sehen wir nochmals diesen echten Wissenschaftler. Das ist ein Evolutionist, nennen wir ihn mal Doktor Evo Dawkins. Er sagt: Evolution ist eine Tatsache, denn die meisten Wissenschaftler glauben daran.
Logikfehler Nummer eins: Die Berufung auf die Mehrheit ist ein Logikfehler, weil dieser Schluss nicht zwingend ist. Früher glaubten die meisten Wissenschaftler, dass die Sonne um die Erde kreise. Da irrte sich die Mehrheit. Aber so wird immer wieder argumentiert. Also können Sie sagen: Das ist Logikfehler Nummer eins. Doch es gibt noch viele andere Argumente.
Evolution ist eine Tatsache, denn man kann Evolution dauernd beobachten. Dieses Argument kam bei einem Podiumsgespräch vor kurzem. Das ist ein Logikfehler. Dasselbe Wort wird im selben Satz in unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Das erste Mal bedeutet hier Evolution stillschweigend die Entwicklung vom Einzeller zum Menschen, von der Amöbe bis zu Goethe. Im zweiten Teil bedeutet Evolution Variation innerhalb einer Art. Mit Variation innerhalb einer Art hat niemand ein Problem, das glauben alle. Das glauben wir auch, dass es verschiedene Hunderassen gibt, oder? Das ist ja kein Problem. Aber wir glauben nicht, dass man das ausdehnen kann, sodass aus einer Salmonelle später ein Mensch wird.
Evolution ist eine Tatsache, denn die Ähnlichkeit aller Lebewesen beweist die gemeinsame Abstammung. Das hat mein eigener Biologielehrer auf dem Gymnasium so vorgebracht. Das ist ein Logikfehler. Gemeinsame Abstammung kann eine Erklärung für Ähnlichkeit sein. Das ist die Erklärung bei Vater und Mutter und der Ähnlichkeit ihrer Kinder. Aber Ähnlichkeit kann auch eine Folge eines gemeinsamen Konstruktionsplans sein. Das wissen wir von Autos und Flugzeugen. Wir müssen die Ähnlichkeit der Lebewesen also gar nicht durch Abstammung erklären, sondern durch einen gemeinsamen Grundbauplan, den der Schöpfer angewendet hat. Deshalb ist es falsch, wenn man sagt, die Ähnlichkeit beweise Evolution.
Evolution ist eine Tatsache, denn sie entspricht den Naturgesetzen. Falsch, das ist ein Logikfehler. Sie widerspricht zahlreichen Naturgesetzen. Ein Beispiel: Die Entstehung der Materie und der Energie durch den Urknall aus dem Nichts widerspricht dem Naturgesetz des ersten thermodynamischen Hauptsatzes, dem Energieerhaltungssatz. Einfach erklärt sagt er: Aus Nichts entsteht Nichts.
Die Evolution des Lebens aus toter Materie ist eine Tatsache, denn im Laborversuch entstanden von selbst Aminosäuren. Das sind Moleküle, kleine Bausteine, die in allen Lebewesen vorkommen. So habe ich das als junger Mensch gelernt. Stanley Miller hat mit seinen Experimenten 1953 bewiesen, man könne jetzt auch die Entstehung des Lebens erklären.
Logikfehler: Die Entstehung des Lebens aus toter Materie widerspricht dem Massenwirkungsgesetz der Chemie. Dieses Gesetz besagt, dass Riesenmoleküle, also Makromoleküle wie DNS, RNS und Proteine, die in allen Lebewesen vorkommen, unter natürlichen Gegebenheiten nicht gebildet werden können. Die Ketten brechen nämlich immer ab. Es handelt sich um eine reversible Reaktion, die geht vorwärts, dann bricht sie wieder ab, geht zurück, wieder vorwärts, zurück. Die langen Ketten können gar nicht entstehen.
Evolution ist eine Tatsache, denn die Fossilien beweisen, dass es eine Evolution gegeben hat. Logikfehler? Das ist falsch. Die allgemein anerkannten Fossilien, die durch Überschwemmung und Verschüttung gebildet wurden, werden von Evolutionisten so gedeutet. Aber wenn dieses Fossil hier sprechen könnte, würde es sagen: „Ich habe aber nichts davon gesagt.“ Die durch Überschwemmung und Verschüttung gebildeten Fossilien werden von Evolutionisten so interpretiert. Doch Schöpfungsforscher deuten sie als Zeugen im Zusammenhang mit der größten Überschwemmung, der Sintflut.
Dieser Schöpfungsforscher hier ist Doktor Cree Lennox, in Anlehnung an John Lennox, und Doktor Evo Dawkins ist in Anlehnung an Richard Dawkins. Richard Dawkins sagt, ein intelligenter Mensch könne gar nicht mehr an Gott glauben. Das gehe gar nicht – an die Schöpfung usw. Aber dummerweise hat Richard Dawkins an seiner Universität in Oxford einen Kollegen, der John Lennox heißt. Er ist Mathematikprofessor und glaubt sehr wohl an Gott, an die Bibel und an die Schöpfung. Es ist eine Ironie, dass er gerade so einen starken Kollegen an seiner eigenen Schule hat.
Weiter: Die Schöpfungslehre ist falsch, richtige Wissenschaftler können nicht an die Schöpfung glauben. Logikfehler! Wir haben gerade etwas von John Lennox gehört. Aber wir können überhaupt sagen: Alle großen Wissenschaftler, die die moderne Wissenschaft vor 500 Jahren begründeten, glaubten an den Schöpfergott der Bibel. Newton, Kepler, Galilei – sie hatten kein Problem mit der Bibel, nur mit der Kirchenphilosophie der katholischen Kirche usw. Sir Isaac Newton hat einmal gesagt: „Wer oberflächlich Physik betreibt, der kann an Gott glauben; wer sie bis zum Ende denkt, der muss an Gott glauben.“
Nun kommen wir Richard Dawkins entgegen. Er hat gesagt, aber seit Darwin sei das nicht mehr möglich. Ein Beispiel: Werner Heisenberg (1901–1976), Physiker und Mitbegründer der Quantenphysik, der modernen Physik des zwanzigsten Jahrhunderts. Er war Nobelpreisträger und sagte: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott.“
Noch ein Beispiel: „Wir sind von Evolution überzeugt, weil die Fakten der Wissenschaft dermaßen zwingend sind.“ Falsch! Es gibt führende Evolutionisten, die öffentlich zugegeben haben, dass man Absurditäten glauben muss, wenn man an die Evolution glauben will.
Ein Beispiel: Professor Doktor Richard Lewontin, geboren 1929, lebt noch, einer der bekanntesten Evolutionsbiologen weltweit von der Harvard University. Er sagte 1997 in seiner Buchrezension zu Karl Sagans Buch „The Demon Haunted World“: „Unsere Bereitschaft, wissenschaftliche Behauptungen gegen unseren gesunden Menschenverstand zu akzeptieren, ist der Schlüssel zum Verständnis des wirklichen Kampfes zwischen Wissenschaft und dem Übernatürlichen. Wir stellen uns auf die Seite der Wissenschaft trotz der offensichtlichen Widersinnigkeiten, englisch Absurdität, einiger ihrer Konstrukte, weil wir uns a priori von vornherein dem Materialismus verpflichtet haben.“ Das heißt, es gibt nur Materie, es gibt keinen Gott.
Ein weiteres Beispiel: Professor Doktor Ernest Gahn (1903–1996), ein evolutionistischer Biochemiker seiner Zeit von der Universität Montpellier. In seinem Vortrag „L'origine de la vie“ (Die Entstehung des Lebens), gehalten 1964 im CERN in Genf, sagte er: „Es ist absurd und absolut unsinnig zu glauben, dass eine lebende Zelle von selbst entsteht. Aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.“
Und ein weiteres Zitat: Professor Doktor Fred Hoyle (1915–2001), einer der weltbekannten Astronomen unserer Zeit und auch Mathematiker. In einem Interview mit einem AP-Korrespondenten, George W. Cornell, sagte er 1982 Folgendes. Es ging um die mathematische Unmöglichkeit der Evolution, von der Wahrscheinlichkeit. Ich wiederhole: „Dieses Faktum ist unter Genetikern wohl bekannt, aber niemand scheint auf den Gedanken zu kommen, endlich Schluss mit dieser Theorie zu machen. Die meisten Wissenschaftler halten weiter am Darwinismus fest, weil unser Bildungssystem so beherrscht. Entweder man glaubt an ihn oder man wird als Ketzer verschrien.“
Wir können also Gott erkennen durch die Logik der Schöpfung. So erklärt das Römer 1,20: „Denn das Unsichtbare von ihm, von Gott, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an im Gemachten mit dem Verstand wahrgenommen werden, wird geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.“ Es wird sich niemand vor Gott je entschuldigen können, er hätte das irgendwie nicht so ganz realisiert oder es sei nicht so ganz klar gewesen. Allein das Zeugnis der Schöpfung reicht, damit der Mensch unentschuldbar ist vor Gott, auch wenn er nichts von der Bibel gehört hat.
Die Welt muss einen Anfang gehabt haben. Das hat man ab den 1950er Jahren allgemein anerkannt mit der Urknalltheorie. Früher sagten die Materialisten, die Materie sei ewig. Die Welt habe keinen Anfang. Das haben die Kommunisten in der Sowjetunion so in den Schulen verkündet. Aber heute ist das alles Schnee von gestern. Heute weiß man, dass die Welt einen Anfang haben muss. Das ist eigentlich das Einzige Gute an der Urknalltheorie: dass sie jetzt an einen Anfang der Welt glaubt.
Aber wie kann man das auf der Straße jemandem ganz einfach erklären? Nicht mal einem Intellektuellen könnte man sagen: „Wir haben ja eben diese Naturgesetze, den ersten Satz der Thermodynamik, Energieerhaltung.“ Dieser Satz, dieses Naturgesetz sagt: Es entsteht keine neue Energie aus dem Nichts. Es gibt nur die Energie und die Materie, die da ist, aber es entsteht nie etwas Neues aus dem Nichts. Das hat man in der Wissenschaft nie beobachtet.
Der zweite Satz der Thermodynamik besagt: Die Menge der nutzbaren Energie nimmt stets ab. Nun, im Weltall gibt es eine bestimmte Menge an Energie, und diese wird verbraucht. Im Moment ist noch nicht alles verbraucht, es ist am Abbrennen. Wir können jemandem ganz einfach auf der Straße erklären: Das ganze Weltall mit all den unzähligen Sonnen, Sternen und Gasnebeln ist eine bestimmte Menge an Energie. Und diese wird verbraucht, denn die Sonnen brennen Tag für Tag, die Sterne brennen Tag für Tag.
Es ist also wie bei diesem Chanukaleuchter: Diese neun Kerzen sind am Brennen, sie sind noch nicht ganz unten. Aber es ist uns klar, das hat mal angefangen und wird nicht ewig brennen. Es hat mal begonnen, weil eine bestimmte Menge an Energie, nämlich neun Kerzen, vorhanden ist. Aber die ganze Energie der Kerzen wird einmal verbraucht sein. Also muss es einen Anfang und ein Ende geben. Sonst wäre das ein Perpetuum mobile. Wenn die Kerzen nachher plötzlich wieder oben sind und beginnen zu brennen, wäre das unmöglich.
Diese zwei Sätze, die ich da so kompliziert erklärt habe, sagen einfach: Es gibt kein Perpetuum mobile. Aber jedes Jahr gibt es wieder Leute, die melden ein neues Patent an, sie hätten doch ein Perpetuum mobile erfunden. Da kann man schon im Voraus müde lächeln. Es geht einfach nicht.
Also muss die Welt einen Anfang gehabt haben. Das hat man sogar in der Evolution nun akzeptiert. Aber es ist interessant, was Professor Doktor Robert Jastrow (1925–2008) dazu gesagt hat. Er war Leiter des Goddard Space Institute, das die Sonden Pioneer und Voyager ins All hinausgeschickt hat. Dieser Mann sagte in der Los Angeles Times, Juni 1978: „Der Nachweis, dass das Universum einen Anfang hat, verursachte den Astronomen große Magenschmerzen. Ihre Reaktionen sind ein interessantes Beispiel dafür, was die angeblich so objektiven Köpfe der Wissenschaftler anstellen, wenn ihre eigene Arbeit sie zu Ergebnissen führt, die den Glaubensartikeln ihrer Zunft zuwiderlaufen. Es gibt eine Art Religion in der Wissenschaft.“
Solche Zitate muss man bereit haben. Das ist der Hammer! Das sagen ja nicht wir, sondern die anderen selbst. So viel ist es wert.
Die Frage nach dem Ursprung Gottes
Nun kommt Frage vier: Woher kommt Gott?
Da kann man ganz sicher sein, wenn man das so erklärt mit dem Anfang der Welt, und dann sagt man: Ja, aber er verschiebt doch das Problem nur. Wer hat denn Gott erschaffen? Und wenn das jemand beantworten könnte, dann: Wer hat den erschaffen, der Gott erschaffen hat? So geht es nicht. Warum?
Die Bibel sagt, dass Gott der Zeit und dem Raum nicht unterworfen ist. Er ist allgegenwärtig. In Jeremia 23,24 heißt es: „Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?“, spricht der Herr. Gott ist überall im Weltall da. Er braucht keine Zeit, um von der Sonne zur Erde zu kommen oder von der Andromeda-Galaxie zu unserer Galaxie. Er ist überall da.
Und die Bibel sagt nicht nur, dass Gott überall im Diesseits ist, sondern auch überall im Jenseits. Gott ist Raum und Zeit nicht unterworfen. Darum sagt der einstige Fischer Petrus in 2. Petrus 3,8: „Ein Tag ist bei dem Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“ Diese Aussage ist sensationell! Das konnte man früher gar nicht verstehen, nicht wahr?
Ja gut, vor zweitausend Jahren hatte man nicht so eine Swatch wie ich, sondern eine Sanduhr. Und es war doch klar: Die Körner kommen darunter und die Zeit läuft. Wie kann man sagen, dass Gott dieser Zeit nicht unterworfen ist? Die Zeit ist doch objektiv. Ich meine, auf meiner Uhr jetzt: Der Sekundenzeiger geht vorwärts, und wir können nicht zurück, und wir können auch nicht schneller vorwärts. Es ist einfach objektiv so, ja?
Wie kann die Bibel sagen: „Bei dem Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag“? Dann wäre er ja völlig über der Zeit, völlig unabhängig. Die Zeit wäre ja nur relativ. Ja, natürlich!
Da hat man eben zweitausend Jahre warten müssen, bis ein anderer – jetzt hätte ich fast gesagt, sagt Fischer – nein, bis ein anderer Physiker kam, aber auch ein Jude: Albert Einstein, E gleich mc². Albert Einstein hat erklärt, dass die Zeit gar nicht absolut ist, sondern direkt verknüpft mit dem Raum, mit der Geschwindigkeit und auch mit der Anziehungskraft, der Schwerkraft.
Wenn man im Weltall mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit fliegt, dann geht die Zeit langsamer als auf der Erde. Und man konnte diese Unterschiede auch mit Atomuhren wirklich messen. Das funktioniert. Auch eine Atomuhr ganz oben auf einem Hochhaus hat nachweislich ein anderes Tempo als die Atomuhr ganz unten. Das ist eine kleine Abweichung, aber sie ist konkret da.
Und jetzt ist es so: Heute spricht man von schwarzen Löchern im Weltall, also Orten, zum Beispiel in den Zentren von Galaxien, wo die Materie so zusammengedrückt wird durch die eigene Anziehungskraft, dass die Zeit dort gegen null gebremst wird. Dann spricht man plötzlich – sogar die Atheisten sprechen von der Tatsache der Ewigkeit im Diesseits.
Nun, die Bibel nennt Gott tausende Male im Alten Testament auf Hebräisch Yahweh, den Ewigseinden, den Unwandelbaren, kurz den Ewigen. In der Lutherbibel ist das der Herr mit Großbuchstaben. Gott ist der Ewige, in ihm ist das Sein begründet.
Alles, was in Raum und Zeit ist – das sind Menschen, Pflanzen, Atome, einzelne Atome, Licht usw. – ist eben Raum und Zeit unterworfen und hat einen Anfang und auch ein Ende. Aber Gott ist eben nicht Raum und Zeit unterworfen. Darum können wir dieses Gesetz, das einen Anfang fordert, dieses Naturgesetz, nicht auf Gott beziehen. Das bezieht sich nur auf Dinge, die Raum und Zeit unterworfen sind.
Und darum müssen wir gar nicht mehr fragen: Wer hat Gott gemacht? Nein, in Gott ist das Sein begründet. Er ist der Ewige, Yahweh, ohne Anfang, ohne Ende, der Unwandelbare, der gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist.
Und dann kommt aber noch so eine Nebenfrage. Jetzt kommen wir zu Frage fünf: Jesus Christus hat noch gar nie gelebt, das ist doch eine Erfindung.
Und dann sagen wir: Ja, aber in der Bibel, im Neuen Testament, haben wir Augenzeugen, die da geschrieben haben. Das Matthäusevangelium von Matthäus, diesem Zöllner, das Johannesevangelium – das waren Augenzeugen.
Ja gut, in der Bibel. Ich möchte aber, wenn schon, ein Zeugnis haben außerhalb der Bibel. Und dann ist es gut, wenn man solche Zitate auswendig kann.
Tacitus, ein römischer Geschichtsschreiber, lebte von 36 bis 100 nach Christus. Er lebte zur Zeit, als es noch die Augenzeugen Jesu gab. Er schreibt in seinem Buch „Annalen“ (Kapitel 15,44) über die Christen in Rom und sagt: „Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus, der wirkte von 26 bis 36 nach Christus, hingerichtet worden war.“ Das ist also eine ganz klare historische Tatsache im römischen Reich.
Josephus Flavius, ein jüdischer Historiker, lebte von 37 bis 100 nach Christus, war sogar seiner Zeit Priester im Tempel zu Jerusalem. Er schreibt in seinen Büchern „Jüdische Altertümer“ (Buch 18,63): „Zu dieser Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, und als Pilatus nach Hinweisen unserer führenden Männer ihn zum Kreuz verurteilte usw.“
Also keine Chance. Wer das ablehnen will, hat keine Chance. Die Beweise sind geliefert.
Die Zuverlässigkeit der Bibel
Aber dann kommt sechstens die Frage: Ja, die Bibel wurde doch völlig verfälscht. Sie wurde ja ständig abgeschrieben, da ergaben sich doch Fehler. Und sie wurde ständig übersetzt. Kann man da überhaupt noch davon ausgehen, dass es heute noch die ursprüngliche Bibel gibt?
Gut, dann muss man zuerst mal erklären, wie die Bibel aufgebaut ist, denn das wissen die meisten Leute nicht mehr. Es gibt zwei Teile: Der erste Teil, das Alte Testament, ist eine Bibliothek von 39 Büchern. Diese wurden geschrieben vom Auszug aus Ägypten, etwa 1606 vor Christus, bis zum letzten Propheten Maleachi, um 420 vor Christus. Darin findet man eine Verheißung, die sich hindurchzieht: Der Messias, der verheißene Erlöser, wird einmal kommen.
Vor zweitausend Jahren kam Jesus Christus und erfüllte über dreihundert Prophezeiungen auf den Messias hin. Er gab seinen Nachfolgern den Auftrag, das Neue Testament zu schreiben, eine Bibliothek von 27 Büchern, geschrieben zwischen 32 und 100 nach Christus. Und da zieht sich das Thema hindurch von Anfang bis Ende: Erfüllung, Erfüllung der Verheißung des Alten Testaments. Der Messias ist gekommen, Jesus Christus ist dieser verheißene Erlöser für alle Menschen!
Und jetzt können wir erklären: Das Neue Testament wurde ja griechisch geschrieben. Heute besitzen wir noch 5.760 griechische Manuskripte, und zwar aus allen Jahrhunderten, vom ersten bis zum fünfzehnten Jahrhundert. Dann wurde die Buchdruckkunst erfunden, und seither druckt man griechische Neue Testamente.
Dazu gibt es noch zehn Manuskripte der antiken Übersetzungen auf Lateinisch, Syrisch, Koptisch und so weiter. Bei den Schriftstellern wie Cicero, Caesar, Platon und anderen ist es gut, wenn man für ein Werk ein Dutzend Handschriften hat. Aber bei der Bibel haben wir Tausende! Da müsste niemand Zweifel haben, dass wir nicht wissen, wie die Bibel ursprünglich gelautet hat.
Natürlich gab es Abschreibfehler, aber bei dieser erdrückenden Menge können wir ganz klar sehen, was die Mehrheit der Zeugen sagt. Dann ist das schon klar. So können wir wirklich sagen, dass das das Neue Testament ist, das wir heute noch in den Händen haben.
Erwähnen möchte ich noch eine Handschrift, speziell die Papyrushandschrift 46, also P46. Das ist eine Paulusbriefsammlung inklusive dem Hebräerbrief, also sind dort schon 14 der 27 Bücher bezeugt. Diese Handschrift wurde zum ersten Mal gründlich datiert durch den Koreaner Kim. Ich hatte vor Jahren ein Telefongespräch mit ihm, und er datiert diese Sammlung auf 75 bis 100 nach Christus. Das kommt also einige Jahre an die Originale heran. Sie wurde in Ägypten gefunden.
Und das sind schon die Briefe aus Italien, zum Beispiel der Römerbrief, aus Griechenland die Korinther- und Thessalonicherbriefe, aus der Türkei der Epheser- und Kolosserbrief, zusammengefasst und gesammelt in Ägypten. Das ist fantastisch! Achtzig Prozent sind noch erhalten von diesem Manuskript, und da muss man sagen, das ist nicht eine andere Bibel. Und da findet man nichts von Reinkarnation.
Es gibt ja diese Leute, die sagen, im vierten Jahrhundert hat die Kirche die Bibel völlig revidiert und verändert, und darum findet man nichts mehr von Reinkarnation. Ja gut, dann schauen wir doch mal, wie die Bibel im ersten Jahrhundert lautete: Es ist genau das Gleiche.
Dann wird gesagt, erst im vierten Jahrhundert hat die Kirche das Dogma erfunden, dass Jesus Gott sei, aber das ursprüngliche Christentum hätte nichts davon gewusst. Dann schauen wir uns mal zusammen diese Handschrift P46 an. Dort steht, dass Jesus Christus Gott ist. Nein, so geht das nicht. Die Sache ist klar.
Jetzt gehen wir zum Alten Testament. Dort hat man von Alters her Tausende hebräische Handschriften aus dem Mittelalter. Man nennt sie den masoretischen Text, weil die Abschreiber, diese Rabbiner, Masoreten oder Überlieferer genannt wurden. Diese Abschreiber zählten zum Beispiel Buchstaben aus. Wie oft kommt Aleph vor, wie oft Beit, Gimmel, Dalet in den fünf Büchern Mose? So konnte man die Abschrift kontrollieren.
Und natürlich, wenn einmal weniger Aleph in der Abschrift war, gab es einen Fehler, und dann konnte man ihn suchen. Sie haben auch bestimmte Wörter und Wortverbindungen gezählt und in ihren Handschriften bezeichnet. Oder wenn ein Wort nur einmal im ganzen Alten Testament vorkommt, haben sie am Rand ein „L“ hingemacht, „Layit“, aramäisch ein Hinweis, dass es nur einmal vorkommt. Dann musste man bei diesen Wörtern ganz besonders aufpassen, dass man die Orthographie nicht änderte oder etwas modernisierte.
So haben sie perfekt abgeschrieben. Ja, Kritiker sagten noch vor Jahren, das sei ja schön, dass sie im Mittelalter gut abgeschrieben haben, aber wer sagt uns, dass man vor dem Mittelalter auch gut abgeschrieben hat? Da muss man sich merken, es ist ein Trick, der immer wieder gemacht wird. Man hat ja nicht alles in den Händen, wir sind als Menschen beschränkt, und die Kritiker springen immer in diese Lücken hinein und sagen: Wer sagt uns das denn?
Wir können natürlich sagen, vom Glauben her: Ja, Gott hat in der Bibel verheißt, er werde sein Wort bewahren, sein Wort besteht in Ewigkeit. Ja, das ist eben Glauben, das ist Religion.
Dann kam 1947, 48, 49 bis 56, und in diesen Jahren wurden Tausende von Handschriften in der Wüste Judäa gefunden, in den Höhlen von Qumran am Toten Meer. Handschriften der Bibel aus dem ersten, zweiten, dritten Jahrhundert vor Christus und aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.
Dann wurde man richtig – ich hätte fast gesagt süchtig –, aber man kam wirklich auf den Geschmack, noch an anderen Orten solche Handschriften zu finden. Es gibt so viele Höhlen in der jüdischen Wüste. Ich war vor kurzem mit meiner Frau auf einer Tour über neun Stunden in der judäischen Wüste. Jedes Mal, wenn ich so eine Höhle sehe, hat man weitergesucht.
Man hat in Wadi Murabbat Handschriften gefunden, auf Massada, auf diesem Felsen am Südende des Toten Meeres auch. Und was hat man gefunden? Man hat den Urmasoretischen Text gefunden, also den sogenannten proto-masoretischen Text, eben weil er noch älter ist als der masoretische Text vom Mittelalter. Aber der war schon damals da.
Und das war genau der Text, den man schon früher im Alten Testament im Tempel aufbewahrt hat, mit ganz speziellen Vorlagehandschriften, an denen man sich orientieren musste. Also nicht der Urmeter, aber die Bibel als Referenz wurde im Tempel aufbewahrt, und das ist der masoretische Text.
Das bestätigt jetzt ebenso schön, was der Glaube schon immer wusste: Jesaja 40,8: „Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.“ Das wussten wir schon immer. Aber jetzt können wir das auch den Kritikern Schritt für Schritt erklären. Die Fakten sind da, und denen müssen sie sich stellen.
Dann kommt natürlich automatisch die Frage sieben: Ja, das ist ja schön, wenn die Bibel gut überliefert ist, aber deswegen lese ich die Bibel doch nicht. Wer sagt mir, dass das Gottes Wort ist? Das sagen die Muslime vom Koran auch, und die Hindus von den Weden auch irgendwie so etwas Ähnliches. Es gibt auch einige Schriften. Wie kann man erkennen, dass die Bibel Gottes Wort ist?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aber etwas Wichtiges ist dieses: Die Bibel sagt, dass die erfüllte Prophetie Gottes Siegel auf die Bibel ist.
Wir denken nach über Gott und die Prophetie. Hier haben wir die Zeitachse. Wir wissen, wie die Zeit einfach abläuft: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Als Menschen können wir in Bezug auf die Gegenwart und die Vergangenheit so ziemlich zuverlässige Aussagen machen. Aber wenn es um die Zukunft geht, haben wir ein Problem, weil wir als Geschöpfe an Raum und Zeit gebunden sind.
Natürlich kann man für die nächsten Monate etwas über die Börse sagen, das können Leute, die etwas verstehen, manchmal. Aber ein gutes Beispiel für wissenschaftliche Prophetie ist die Weltausstellung 1893 in Chicago. Damals erklärten Sozialexperten, wie es in hundert Jahren sein werde.
Erstens: Menschen werden 150 Jahre alt werden. Zweitens: Regierungen werden es immer einfacher haben, weil sich wahre Größe immer in Richtung Einfachheit entfaltet. Drittens: Gefängnisse werden kaum noch gebraucht werden. Viertens: Ehescheidungen werden nicht mehr nötig sein, übrigens nicht, weil die Leute nicht mehr heiraten wollen, sondern weil sie dann wissen, wie man Probleme löst – mit Reden, Nachgeben und ein bisschen Einsicht.
Wir haben gesehen, der Gott der Bibel wird bezeugt als der Gott, der nicht an Zeit und Raum gebunden ist. Auch da könnte jemand sagen: Ja, das behauptet ihr jetzt einfach, damit ihr nicht mehr sagen müsst: Wer hat Gott erschaffen? So einfach ist das nicht.
Die Bibel sagt: „Gott ist der, der da war, der da ist und der da kommt“, eben Jahwe, der Ewige.
77 Mal kommt im Buch des Propheten Hesekiel der Refrain vor: Gott sagt etwas voraus, und dann erklärt er, wenn das in Erfüllung geht: „Und ihr werdet erkennen, dass ich der Ewige bin.“ Oder als Variation: „Und sie werden erkennen …“ 77 Mal wird uns gezeigt, dass die erfüllte Prophetie hilft, zu erkennen, wer Jahwe ist, der Ewige – nicht Allah, wer Jahwe ist.
In Jesaja 41,23 sagt Gott zu den Göttern der Religionen rund um Israel: „Verkündet das Späterkommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid.“ Ja, wenn ihr schon Götter sein wollt – Baal, El, Kamos, Dagon und so weiter –, dann müsst ihr zeigen, dass ihr nicht Raum und Zeit unterworfen seid, so wie Jahwe.
Aber jetzt können wir sagen: Die Bibel ist das einzige Buch der Welt, das absolut zuverlässige und detaillierte Aussagen über die Zukunft machen kann.
Wahrsagerei gab es ja schon immer, irgendwie verschleiert, ein paar wenige Aussagen. Aber detaillierte Aussagen über Jahrtausende hinweg – das gibt es nur hier.
Ich habe das ja schon erwähnt: die messianische Prophetie. Jesus Christus erfüllte durch sein Kommen vor zweitausend Jahren über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament über den Messias. Und das können wir nachweisen.
Darum habe ich auch das Büchlein geschrieben: Der verheißene Erlöser. Das ist ein so wunderbarer Beweis der Glaubwürdigkeit der Bibel.
Ich erinnere mich, mit 14 Jahren hatte ich das Buch von John Meldau bekommen: Der Messias in beiden Testamenten. Dort spricht er über diese 300 Prophezeiungen. Das hat mich damals so überwältigt. Leider behandelte John Meldau nur ein paar Dutzend.
Dann suchte ich ein Buch, in dem alle vorkommen, und fand keines. Also begann ich als Teenager, mir eine Liste zu machen. Ich las das Alte Testament ganz durch und jedes Mal, wenn ich eine Prophetie fand, vervollständigte ich die Liste: erstens, zweitens, drittens, dann 299, 300 – da war ich etwa sechzehn –, 301, 302, 303 und so weiter.
Dann habe ich dieses Buch geschrieben, als Arbeiter auf dem Gymnasium, aus dieser Vorarbeit. Und ich muss sagen, das war für mich nie ein Problem des Zweifels in der Schule. Da konnte ein Deutschlehrer erzählen, was er wollte, und ich kam mit diesen Argumenten. Ich brachte ihn dazu, dass er am Schluss der Stunde so mit den Händen auf den Tisch schlug.
Das ist, weil das Wort Gottes so überzeugend ist. Das ist die Kraft des Wortes Gottes. Das hat meinen Glauben als junger Mensch so gestärkt, dass ich nie ein Problem mit dem Zweifel am Wort Gottes hatte. Auch die Konfrontation mit Bibelkritik war nie ein Problem.
Diese Prophetie über den Messias ist konkret: Er muss ein Nachkomme Davids sein, geboren in Bethlehem. Er muss genau im Jahr 32 nach Christus als Fürst auftreten. Er wird von der Masse des Volkes abgelehnt werden, gekreuzigt werden. Danach wird Jerusalem zerstört, der Tempel. Die Juden werden unter alle Völker zerstreut und ständig verfolgt werden.
Dann gibt es Prophetien über die Weltgeschichte. Allein im Buch Daniel aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus finden sich zweihundert erfüllte Prophezeiungen über Babylon, Persien, Griechenland, Rom, Syrien, Ägypten, Israel. Ich habe das für mich ganz konkret durchgezählt, und später entstand das Büchlein Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel.
So wunderbar: Man kann zeigen, dass das wirklich vorher geschrieben wurde und sich nachweislich erfüllte. Darum gebe ich immer die Geschichtsliteratur an, die das belegt.
Schließlich noch ein weiteres Beispiel zum Schluss: Prophetie über die Endzeit. Man findet mehr als 160 erfüllte Prophezeiungen über die Zeit von 1882 bis heute. 1882 war das Jahr der ersten Einwanderung der Juden nach Israel.
Die Bibel sagt, das ist die Endzeit, das Ende dieser langen Zeit zwischen dem ersten Advent, dem ersten Kommen Jesu als leidender Messias, und seinem zweiten Kommen als herrschender Messias, als Richter der Welt.
Über 160 Prophezeiungen, und die sind ganz konkret: Die Rückkehr der Juden aus aller Welt ins Land der Vorfahren, die Staatsgründung, die Wüste blüht auf, alttestamentliche Städte erwachen wieder zum Leben, Hebräisch muss wieder eine gesprochene Sprache sein, die umliegenden Völker wollen Israel ausrotten, der Tempelberg wird dramatisch befreit, sodass die Juden nur noch träumen und staunen.
Das hat sich erfüllt, und wir sind Augenzeugen dieser Dinge. Wir sehen: Das ist vorher geschrieben worden, und es hat sich erfüllt. So etwas gibt es nirgends.
Man kann die Muslime fragen: Könnt ihr uns auch mal so ein Beispiel geben aus dem Koran? Aber bitte ganz freundlich fragen und nicht provozierend. Das hilft dann. Nein, das haben sie nicht. Sie kommen dann mit: „Ja, die Bibel hat der Koran vorausgesagt“, oder „Der Koran wird nicht verändert werden.“ Aber sie kennen das nicht. Und die Buddhisten auch nicht.
Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen: Es lohnt sich wirklich, Jesaja 53 auswendig zu lernen. Wenn man spontan beim Einkaufen jemandem begegnet und ein gutes Gespräch sich ergibt, hat man nicht unbedingt die Bibel dabei oder nur das Neue Testament, das so in die Tasche passt.
Wer das zitieren kann, kann erklären: Wir haben eine vollständige Jesajarolle von Qumran aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Jesaja 53 ist darin vollständig enthalten. Das wurde wirklich vorher geschrieben, und es hat sich dann erfüllt in Jesus Christus genau so.
Dort wird gesagt, dass er für unsere Sünden, zu unserem Frieden, die Strafe auf sich nahm und dass durch seine Striemen uns Heilung widerfuhr.
Man muss bedenken: Die meisten Juden, die sich heute bekehrt haben, etwa 400, spielen Jesaja 53 eine wichtige Rolle. Und warum soll das nicht auch eine wichtige Rolle spielen bei jedem Schweizer, Deutschen oder Franzosen?
Schließlich ist ja der Afrikaner in Apostelgeschichte 8 auch klar durch Jesaja 53 geprägt worden. Er war gerade dabei, und dann konnte der Evangelist Philippus ihm das ganze Evangelium erklären.
Gemäß dem Zeugnis der alten Rabbiner im Judentum spricht Jesaja 53 über den Messias, nachzulesen im babylonischen Talmud, Sanhedrin 98b, und ganz deutlich im Targum Jonathan, wo der Ausdruck Messias sogar noch eingesetzt worden ist: „Siehe, mein Knecht, der Messias, wird einsichtig handeln.“
