Wir haben an diesem Wochenende als zweites Thema in dieser Reihe das prophetische Wort, und zwar die Endzeit in ihrem zeitlichen Ablauf von 1882 bis zum Tausendjährigen Reich. Es steht also einiges bevor.
Bevor wir jedoch richtig einsteigen, möchte ich erklären, was die Bibel mit „Endzeit“ meint. Ganz wichtig: Die Endzeit bedeutet nicht den Weltuntergang. Vielmehr ist damit Folgendes gemeint:
Das prophetische Wort, schon im Alten Testament, kündigt an, dass der verheißene Erlöser für Israel und alle Völker kommen wird – der Messias. Die Propheten sagen jedoch voraus, dass der Messias zweimal kommen wird. Ein erstes Mal als leidender Messias, um das Grundproblem der Sünde zu lösen. Dabei würde er von der Mehrheit seines Volkes abgelehnt und getötet werden. Sein Tod aber wird das Problem der Sünde lösen.
Jesaja 53 zeigt dies eindrücklich. Dieses Kapitel wurde etwa 700 Jahre vor Christus geschrieben. Dort wird der Tod des Messias für unsere Sünden vor unser Herz gestellt. Als Folge davon sollte das jüdische Volk aus dem eigenen Land, dem verheißenden Land, herausgerissen und unter alle Völker zerstreut werden.
Der Messias sollte jedoch viel später, lange Zeit danach, wie es in Hosea 3 vorausgesagt wird, wiederkommen. Diesmal als herrschender Messias. Er würde kommen, um das ganze Chaos dieser Welt zu lösen und ein weltweites Friedensreich der Gerechtigkeit einzuführen.
Der Messias würde also ein zweites Mal kommen – als herrschender Messias.
Und nun, wie gesagt, zwischen diesen beiden Kommen liegt eine lange, lange Zeit. Die Bibel hat klar vorausgesagt, dass die Zeit der Staatenlosigkeit Israels viele Tage dauern würde – auf Hebräisch heißt das yamim rabbim, viele Tage. So steht es in Hosea 3,4.
Der Abschluss dieser langen Zwischenzeit wird in der Bibel als die Endzeit bezeichnet. Die Welt geht dann aber nicht unter. Vielmehr wird der Messias über die ganze Welt herrschen, und zwar, wie Offenbarung 20 deutlich macht, für tausend Jahre.
Endzeit bedeutet also den Abschluss dieser langen Zwischenzeit. Die Propheten haben im Alten Testament auch klar gemacht, dass in dieser Endzeit das jüdische Volk weltweit zerstreut sein wird. Das wurde zum Beispiel in 5. Mose 28,64 vorausgesagt und auch an vielen anderen Stellen erwähnt.
Das weltweit zerstreute Volk wird in der Endzeit wieder heimkehren in das Land der Väter. Das ist eines der ganz grundlegenden Zeichen.
Ich habe ein Buch geschrieben mit dem Titel „Leben wir wirklich in der Endzeit? Hundertachtzig erfüllte Prophezeiungen“. Darin habe ich versucht, alle seit 1882 bis heute erfüllten Prophezeiungen systematisch zusammenzutragen und auch in einer Liste aufzuführen.
Im Lauf der Jahre von 1882 bis heute haben sich also rund 180 Prophezeiungen über die Endzeit erfüllt. Damit können wir beweisen, dass wir in der Endzeit leben und Jesus Christus bald wiederkommen wird.
Nun gibt es aber Leute, die sagen: „Ach ja, das hat schon mein Großvater gesagt. Wir leben in der Endzeit, Jesus Christus kommt wieder.“ Langsam wird das ein bisschen ermüdend.
Mein Großvater, Charles Mosiman, mütterlicherseits, wurde 1888 geboren. Das war in der Zeit der ersten jüdischen Einwanderung, die 1882 begann. In dieser Zeit setzte ein grundlegendes Zeichen der Endzeit ein. Israel, der Zeiger an Gottes Weltenuhr, begann heimzukehren. Das bedeutet, mein Großvater wurde gerade in den ersten Jahren der Endzeit geboren.
Mein Großvater, meine Mutter und ich – das ist gar nicht so lange her. Diese Zeit von 143 Jahren ist eine überschaubare Zeit, die aber klar abgegrenzt ist von den fast 2000 Jahren zuvor, in denen das jüdische Volk weltweit zerstreut war. Ich kann diesen Zeitraum sehr klar abgrenzen.
Es war also absolut korrekt, dass all die Gläubigen, die schon am Ende des 19. Jahrhunderts sagten, wir leben in der Endzeit, richtig lagen. Sie waren absolut biblisch fundiert. Natürlich sind wir heute in der Endzeit sehr eindrücklich vorangeschritten, aber das war schon Endzeit.
Mein Anliegen heute mit diesen kommenden zwei Vorträgen ist folgendes: Ich möchte uns zurückversetzen in die Jahre um 1882. Wir schauen die Welt damals mit der Bibel in der Hand an und überlegen uns: Jetzt beginnt sich das tatsächlich zu erfüllen. Das jüdische Volk kehrt heim.
Dann gehen wir die Jahre durch bis zum Ersten Weltkrieg ab 1914. Danach betrachten wir die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Zweiten Weltkrieg. Nach dem Zweiten Weltkrieg schauen wir uns die Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 an.
So gehen wir durch die Jahre und Jahrzehnte, bis wir im Jahr 2025 ankommen und feststellen: Oh, jetzt sind schon 180 Prophezeiungen erfüllt. Natürlich werde ich nicht alle heute Morgen erwähnen. Dafür verweise ich dann auf das Buch.
Doch so können wir uns wirklich hineinversetzen und sehen, wie man durch die Jahre und Jahrzehnte hindurch ständig mit wachen Augen die Bibel lesen konnte und erkennen konnte: Jetzt hat sich das erfüllt, jetzt hat sich das erfüllt, jetzt hat sich das erfüllt. Wir schreiten in der Endzeit vor.
Und wir beginnen und lesen in Jeremia 16. Jeremia 16, Vers 14:
Man muss sich vorstellen, dass Jeremia diese Worte etwa um 600 vor Christus geschrieben hat. Darum siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da nicht mehr gesagt werden wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat. Sondern: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Land des Nordens und aus allen Ländern, wohin er sie vertrieben hatte. Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.
Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der Herr, dass sie sie fischen, und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften. Denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet, sie sind vor mir nicht verborgen, und ihre Ungerechtigkeit ist nicht verhüllt vor meinen Augen.
Was sagt hier Jeremia? Damals, zu seiner Zeit, hat man bei feierlichen Schwüren gesagt: So wahr der Herr lebt, der das Volk Israel damals – nach strenger biblischer Chronologie um 1466 vor Christus – aus Ägypten aus der Sklaverei herausgeführt hat, in die Freiheit und dann ins verheißene Land. So hat man geschworen.
Also bei dem Gott, der sich nicht von der Welt zurückgezogen hat, wie die Deisten in der Aufklärung behauptet haben, sondern bei dem Gott, der in der Geschichte handelt – dieser Gott, der Israel aus Ägypten herausgeführt hat als historisch nachweisbares Ereignis – bei diesem Gott schwöre ich.
Nun sagt Jeremia aber: Es wird eine Zeit kommen, Tage werden kommen, da wird man bei feierlichen Schwüren auf ein anderes Ereignis in der Weltgeschichte hinweisen, das den Auszug aus Ägypten überhöhen wird. Man wird schwören bei dem Gott, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Land des Nordens, nicht aus Ägypten, aus dem Land des Nordens und aus allen Ländern, wohin Gott sie vertrieben hatte.
Und dann hören wir Gottes Stimme, es wechselt hier in Vers 14, im letzten Satz: Gott sagt: „Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.“
Und nun leben wir in dieser Epoche, in der dies Wahrheit geworden ist.
Im Judentum hat man über zweitausend Jahre hinweg jeden Tag gebetet, dass Gott sein Volk aus aller Welt wieder sammeln und ins Land zurückbringen möge. In früheren Zeiten war das jedoch gar nicht möglich. Aus reisetechnischen Gründen war es nicht machbar, ein weltweit zerstreutes Volk zurück ins Land der Väter zu bringen.
Ab 1882 brach in Russland eine furchtbare Judenverfolgung aus, die man als russisches Pogrom bezeichnet. Plötzlich sagten sich Tausende von Juden in Russland: „Jetzt packen wir, wir gehen ins Land der Väter.“ So kam es zur ersten Alija.
Alija ist hebräisch und bedeutet eine massive Einwanderungswelle, wörtlich „Hinaufzug“ nach Zion, nach Jerusalem. Tausende kehrten damals heim. Diese erste Alija fand von 1882 bis 1903 statt. Etwa 30.000 Juden aus Russland und auch aus Rumänien kehrten in dieser Zeit zurück.
Es folgte eine weitere massive Verfolgung der Juden. Nachdem die erste Einwanderungswelle 1903 abgeklungen war, begann 1904 eine neue Phase. Nun kehrten etwa 40.000 Juden aus Russland und Polen heim ins Land der Väter. Diese Bewegung setzte sich bis 1914 fort.
Dann kam es zu einem abrupten Stopp. Warum? Auf dem Balkan wurde ein Mord begangen, ein Thronfolgemord. Dies löste eine Kettenreaktion aus, die zum Ersten Weltkrieg führte.
Das war, wie ich schon oft gesagt habe, nicht der 27. Weltkrieg der Weltgeschichte, sondern der Erste. Warum? Bis dahin hatte es noch nie einen Krieg gegeben, bei dem alle fünf Kontinente der Welt betroffen waren. Aber das war ab 1914 der Fall, mit 18 Millionen Toten. Etwas Unglaubliches – das Böse eskalierte in einer unglaublichen Weise.
Dadurch wurde die erste Alija gestoppt. Erst nach dem Krieg begann dann die dritte Alija. Nun hat man schon gemerkt: Russland – wo liegt das eigentlich? In der Bibel muss man die Himmelsrichtungen immer vom Land Israel aus betrachten, weil Gott das in Hesekiel 5,5 als geografischen Mittelpunkt der Welt bezeichnet.
Und wirklich: Das Land Israel liegt am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika. Das ist weltweit etwas Einzigartiges, diese geografische Situation. Die Geographie der Bibel hat also immer das Land Israel im Fokus.
Jetzt gehen wir auf der Weltkarte oder auf dem Globus mit dem Finger von Israel aus gerade hinauf. Das letzte Land, das wir dort noch erreichen, deutlich vor dem Nordpol, ist Russland. Dort wohnt ja niemand, aber Russland ist das Ziel.
Die Menschen kamen in der ersten Alija aus Russland, in der zweiten Alija ebenfalls aus Russland. Und genau das haben wir hier gelesen: So war der Herr leb, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Land des Nordens.
In Vers 16 wird das gesamte Ereignis der Endzeit erklärt: Die Heimkehr des jüdischen Volkes verläuft in zwei Hauptphasen. Gott sagt: „Siehe, ich will zu vielen Fischern senden“, spricht der Herr, „dass sie sie fischen.“ Danach wird in der Bibel betont, dass in der zweiten Phase viele Jäger kommen, die das jüdische Volk nach Hause jagen. Zuerst also die Fischer, dann die Jäger.
Wenn wir die Geschichte des jüdischen Volkes betrachten, sehen wir, dass um 1750 etwas ganz Neues begann. Einige intellektuelle Juden fingen an, Bücher zu schreiben. Sie stellten fest: „Wir Juden sind überall gehasst, wir sind nirgends zu Hause, wir sind nirgends erwünscht.“ Sie forderten eine eigene Heimat und den Rückkehr ins Land der Väter. Außerdem hielten sie Vorträge. Dies war der Beginn des Zionismus.
Der Zionismus war eine menschliche Bewegung von intellektuellen Juden, die sich sagten: „Wir müssen die Judenfrage lösen.“ Die Lösung sei, dass wir wieder eine Heimat haben, in der wir zuhause sind. Mit Büchern und Vorträgen versuchten sie, Juden weltweit zu gewinnen: „Kommt, wir gehen zurück ins Land der Väter!“
Zion ist in der Bibel immer der Name für den Tempelberg. Heute nennt man in Israel einen Nachbarhügel Zion, aber der biblische Berg Zion ist der Tempelberg. Er ist das Herzstück des verheißenden Landes. Deshalb nennt man diese Bewegung Zionismus – die Bewegung der Fischer. Man wollte die Juden fischen.
Das war ziemlich schwierig, denn Menschen sind oft träge. Dort, wo man lebt, möchte man nicht unbedingt wegziehen: „Ach, wieder umziehen! Und die Kisten, ja, und wieso? Es geht ja hier!“ Es war also ein schwieriges Unterfangen. Dennoch hat diese Bewegung die Periode von 1750 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts besonders geprägt. Schließlich begann 1882 die erste Alija, sechs Jahre vor der Geburt meines Großvaters.
Und nun muss man sich das vor Augen halten: 1897 fand der erste jüdische Kongress, der zionistische Kongress, statt. Wo? In der Schweiz, in Basel, im Stadtkasino. Dieses Gebäude ist heute ein wunderbarer Konzertsaal.
Ich empfehle, sich dort einmal Händels Messias anzuhören. Das haben wir vor einiger Zeit mit den jungen Leuten aus der Gemeinde gemacht – genau in dem Saal, in dem der erste zionistische Kongress unter der Leitung von Theodor Herzl stattfand.
Diese Zionisten hatten es sich zum Ziel gesetzt, weltweit die Juden zu bewegen, nach Hause zu gehen. Manche haben sich das zu Herzen genommen. Doch der Zionismus war wirklich eine mühsame Angelegenheit, weil die Menschen oft träge waren.
Effektiv begann die Bewegung ab 1882 mit den sogenannten Pilgromen, den furchtbaren Judenverfolgungen in Russland. Damals gingen Tausende Juden nach Palästina. Wenn man heute die jüdische Geschichte überblickt, kann man sagen: Der Hauptgrund für die Heimkehr ins Land der Väter war nicht allein der Zionismus. Dieser hatte zwar Bedeutung, doch der Hauptgrund war die Verfolgung.
Ab 1882 begann diese Phase der Jäger, die bis zur Zeit Hitlers andauerte. Hitler ließ sechs Millionen Juden ermorden. Trotzdem sagten sich schließlich Hunderttausende: „Jetzt gehen wir ins Land der Väter.“ Diese Zeit der Verfolgung spielte eine ganz entscheidende Rolle.
Und das gilt bis heute. Sobald Juden merken, dass es in Europa immer enger wird und der Judenhass zunimmt, reagiert man darauf. In Europa kann man heute nicht mehr einfach mit einer Kippe herumlaufen, ohne Angst zu haben, dass man im nächsten Moment ein Messer im Rücken hat. Das ist leider Realität.
Diese Situation motiviert Juden weltweit auch heute noch, im Jahr 2025, nach Hause zu gehen – ins Land der Väter.
Überblicken wir die Zeit von 1750 bis zur ersten Alija und bis heute, so erkennen wir den Zionismus als eine Bewegung, die viele Menschen, darunter auch Menschenfischer, beeinflusst hat. Seit der ersten Alija bis heute ist Verfolgung ein Motor für die Rückkehr in das Land des Nordens und aus allen Ländern, in die Juden weltweit vertrieben wurden – von allen fünf Kontinenten.
Beeindruckend ist, dass dies bereits vor 2600 Jahren geschrieben wurde, und wir können es heute noch beobachten. In der Zeit meines Großvaters war es daher richtig zu sagen, dass wir in der Endzeit leben. Wir sehen, wie sie aus dem Land des Nordens zurückkehren, aber auch aus anderen Ländern wie Rumänien, Polen und Jemen.
Bei der ersten Alija kamen etwa tausend jemenitische Juden. Diese gingen völlig unabhängig von den Russen durch die saudische Wüste und kehrten ins Land ihrer Väter zurück. So sehen wir, wie sich die Prophezeiungen erfüllen.
Und nun schlagen wir kurz Matthäus 24 auf. Dort haben die Jünger gefragt: Was ist das Zeichen der Endzeit? Und was ist das Zeichen der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit?
Der Herr hat ihnen nicht nur zwei Zeichen genannt, sondern etwa dreißig. So ist der Herr – er gibt viel mehr, als wir erbitten.
In Matthäus 24, Vers 6 heißt es: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören; gebt Acht, erschreckt nicht, denn dies muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“
Der Ausdruck „das Ende“ kommt dreimal in Matthäus 24 vor. Er bezeichnet immer die große Drangsal von dreieinhalb Jahren, bevor Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit kommen wird.
Der Herr sagt hier, nach der allgemeinen Warnung vor Verführung: Durch die zweitausend Jahre hindurch kamen falsche Messiasse im Judentum. Über fünfzig waren es insgesamt bis heute. Vor diesen falschen Messiasen warnte Jesus in Vers 5: „Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus, ich bin der Messias“, und sie werden viele verführen.
Dann beginnt der Herr mit den Endzeitzeichen: „Ihr werdet aber“ – dieses „aber“ grenzt das Folgende von der allgemeinen Warnung ab – erstes Zeichen der Endzeit.
Hier in Matthäus 24 sind es Kriege und Kriegsgerüchte. „Gebt acht, erschreckt nicht, denn dies muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.“ Denn „Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.“
Der Herr spricht ganz knapp, kein Wort ist zu viel. Was wird hier gesagt? Kriege werden Endzeitzeichen sein. Aber Kriege gab es doch schon immer.
Nun, der Herr spricht nicht einfach über Kriege, sondern über Massenkriege: Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich. Das ist nicht wie zum Beispiel ein Krieg zwischen Frankreich und England, sondern Massen von Völkern und Nationen gehen aufeinander los.
Der Herr macht klar, dass diese Kriege geografisch weit ausgedehnt sein werden. Er sagt: „Ihr werdet von Kriegen hören und von Kriegsgerüchten“, also von Kriegen, die man in der Nähe wahrnimmt, und von Kriegsgerüchten, bei denen man nur hört, dass etwas passiert, aber nichts direkt sieht.
So war es im Ersten Weltkrieg: ein Massenkrieg von Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich. Man konnte ihn in der Nähe wahrnehmen, und er war bis ans Ende der Welt spürbar durch Kriege und Kriegsgerüchte.
Was der Herr hier klar macht, ist also ein Massenkrieg, geografisch weit ausgedehnt.
Man muss sich vorstellen, dass diese ersten Juden in den Jahren 1882, 1883 und 1884 zurückkehrten. Damals war der Nahe Osten unter türkischer Herrschaft, der sogenannten osmanischen Herrschaft. Das Osmanische Reich beherrschte den gesamten Nahen Osten. Es war ein islamisches Reich, und die Juden, die damals zurückkehrten, kehrten also in ein Gebiet zurück, das man innerhalb dieses Osmanischen Reiches Palästina nannte.
Man muss sich vor Augen halten, dass diese Menschen Idealisten waren. In einem islamischen Reich war es unmöglich, eine jüdische Nationalität aufzubauen. Nach islamischem Recht durften Juden zwar als Bürger zweiter Klasse leben, aber sie durften niemals ein Gebiet eigenständig regieren. Das war nach islamischer Lehre nicht möglich, wie Al-Mawardi im Mittelalter formuliert hatte. Die Rückkehrer waren also sehr idealistisch.
Man stelle sich vor, sie kehrten zurück und versuchten, mit Landwirtschaft und Industrie etwas in dem Gebiet aufzubauen, das man damals Palästina nannte. Menschlich betrachtet hatten sie keine Chance und keine Zukunftsperspektive.
1914 brach dann der Erste Weltkrieg aus, ein Massenkrieg. Während des Krieges überlegten die Osmanen, auf welche Seite sie sich stellen sollten: auf die Seite der Alliierten, die damals Entente-Mächte genannt wurden – England, Frankreich und Russland. Die Geschichte änderte sich. Die Osmanen hatten Beziehungen zu beiden Seiten, entschieden sich aber für Deutschland. Das wurde ihr Schicksal.
Die Engländer und Franzosen griffen das Osmanische Reich an und besiegten es. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Osmanische Reich aufgelöst. Es gab kein Osmanisches Reich mehr. Der Westen begann, den Nahen Osten neu zu organisieren. Die moderne Türkei wurde gegründet, das ist heute euer Gebiet. Die Araber, die zuvor von den Osmanen beherrscht wurden, wurden nun selbständig.
So entstanden künstlich neue Länder. Nicht unbedingt in zeitlicher Reihenfolge wurden der Irak, Syrien, Libanon, Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten gegründet. Der gesamte Nahe Osten wurde neu organisiert.
Während dieses Krieges veröffentlichten die Engländer ein Dokument, die Balfour-Erklärung. Darin erklärten sie, dass sie sich für die Entstehung einer jüdischen nationalen Heimstätte in Palästina einsetzen würden. Das war unglaublich! Zweitausend Jahre lang hatte es so etwas nie gegeben. Man kann sich vorstellen, wie diese ersten Siedler aus Russland und anderen Ländern jubelten.
Dieses Dokument war zwar nur eine Erklärung, aber nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Völkerbund gegründet, der Vorläufer der UNO. Der Völkerbund übernahm das Papier der Engländer und machte es zu internationalem Recht für Palästina: eine nationale jüdische Heimstätte.
Man konnte nur staunen, denn das Wort Gottes begann sich zu erfüllen.
Der Herr Jesus sagt in Vers sieben nicht nur, dass es Massenkriege geben wird, sondern auch Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben an verschiedenen Orten. In der Parallelstelle, in Lukas 21,9 und Markus 13,8 – ich wiederhole für die, die mitschreiben: Lukas 21,9, Markus 13,8 – wird noch ein fünftes Zeichen erwähnt, und zwar Revolutionen.
Zwischen 1914 und 1918 gab es viele Revolutionen. Bereits 1896 brach die Philippinische Revolution aus. Gut, das ist am anderen Ende der Welt, nicht wahr? Aber von 1905 bis 1911 fand die konstitutionelle Revolution im Iran statt. Damit sind wir bereits im Nahen Osten. Zur gleichen Zeit, 1905, begann die russische Revolution, bei der das Zarenreich gestürzt werden sollte. Man kann sich vorstellen, dass viele russische Juden damals emigrierten.
1917 kam die Februarrevolution in Russland, die den Zaren stürzte. Lenin, der damals in der Schweiz war, reiste mit der Bahn durch Deutschland nach Sankt Petersburg. Dort entfachte er auf den Straßen die kommunistische Oktoberrevolution, die schließlich zur Gründung der Sowjetunion führte. Unglaublich!
1908 brach die Jungtürkische Revolution im Osmanischen Reich aus – wirklich eine Revolution im Osmanischen Reich. 1910 und in den folgenden Jahren brach die Mexikanische Revolution aus. Wenn wir schon vom Ende der Welt sprechen: 1911 begann die Xinhai-Revolution in China, die das Land ins Chaos und in einen Bürgerkrieg stürzte, bis in den 1940er Jahren die Kommunisten die Macht übernahmen und China zu einem kommunistischen Land wurde. Das war von weltgeschichtlicher Bedeutung.
Während des Ersten Weltkrieges brach 1916 bis 1918 die Arabische Revolution aus. Die Araber hatten genug von der Unterdrückung durch die Türken – auch Muslime, aber sie unterdrückten die arabischen Muslime ständig. Diese Revolution fand also in der Nähe der Gebiete statt, in die die Juden zurückgekehrt waren.
1918 brach in Deutschland die Novemberrevolution aus, und zeitgleich in Ungarn die Aster-Revolution. Braucht es noch mehr Beispiele? Die Liste ist beeindruckend.
Wenn wir diese Reihe von Revolutionen bis heute verfolgen, können wir sagen, dass es weltweit über 335 Revolutionen und Aufstände gegeben hat. Wir leben in einem Zeitalter der Revolutionen. So etwas hat es in dieser Form in der Weltgeschichte zuvor nicht gegeben.
Auch Hungersnöte gab es natürlich schon immer. Aber wenn man bedenkt, dass die Juden ab 1882, 1883, 1884 zurückkehrten, gab es 1892 in China eine Hungersnot mit einer Million Toten. In den folgenden Jahren starben dort weitere fünf Millionen Menschen, und ein paar Jahre später nochmals eine halbe Million. Insgesamt also sechseinhalb Millionen Tote durch Hungersnöte in China.
In Russland, dem Land, aus dem viele Siedler kamen, gab es 1891 eine Hungersnot mit etwa zwei Millionen Toten. 1921 folgte eine weitere russische Hungersnot mit rund fünf Millionen Toten. Das ist genau das, was in der Bibel steht.
Es gab noch mehr Hungersnöte in dieser Zeit: in Indien mit bis zu elf Millionen Toten und in Zentralkenia, wo 50 bis 90 Prozent der Bevölkerung starben – ein Fakt, den heute kaum jemand kennt.
Der Herr sagt auch, dass es Seuchen geben wird. Seuchen hat es zwar schon immer gegeben, aber man muss sich das Ausmaß klar vor Augen führen. 1889 brach die Russische Grippe mit einer Million Todesopfern aus. 1896 begann die dritte Pestpandemie, die insgesamt zwölf Millionen Menschen das Leben kostete. 1899 folgte die sechste Choleraepidemie mit fast einer Million Toten.
1918 kam die russische Typhusepidemie mit dreieinhalb Millionen Todesopfern. Und um das Ende des Ersten Weltkrieges brach die Spanische Grippe aus. Niemand weiß genau, wie viele Menschen starben, aber Schätzungen gehen von 50 bis 80 Millionen, manche sprechen sogar von bis zu 100 Millionen Toten.
Man könnte sagen, dass die Spanische Grippe eine Folge des Ersten Weltkrieges war, da die Menschen durch die schwere Zeit und Mangelernährung geschwächt waren. Doch tatsächlich betraf die Grippe vor allem die Menschen mit einem starken Immunsystem. Die Schwachen wurden eher verschont. Die Grippe führte zu einer Überreaktion des Immunsystems, die gerade die Starken tötete.
Diese Zeichen sind unglaublich konzentriert genau in der Zeit meines Großvaters und meiner Großmutter. Es ist eindrücklich zu sehen, wie sich die biblischen Prophezeiungen in der Geschichte erfüllen.
Ja, und dann habe ich noch mehr. Der Herr sagt, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben werden an verschiedenen Orten auftreten. In der Parallelstelle – ich war bei Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 – muss man diese zusammennehmen. Es ist die Endzeitrede des Herrn Jesus auf dem Ölberg. Dort sagte Jesus von großen Erdbeben.
Wenn wir das genauer betrachten: Die Juden kehrten ab 1882 zurück. Doch bereits 1883 gab es im Osmanischen Reich ein Erdbeben mit 15 Toten – also ausgerechnet Tod. Im Iran, der ebenfalls zum Nahen Osten gehört, gab es 1893 ein Erdbeben mit 18 Toten. Schon 1885 hatte der Iran ein Erdbeben mit 11 Toten.
So können wir weitermachen: In Japan gab es 1896 ein Erdbeben mit 27 Toten. Diese Informationen kann man übrigens in Büchern nachlesen, falls man nicht mit dem Schreiben hinterherkommt. In Indien gab es 19 Erdbeben mit 19 Toten. 1908 ereignete sich in Messina, Sizilien, und Kalabrien ein Erdbeben mit Tsunami, bei dem 72 Menschen starben. Nochmals in Italien gab es 1915 ein Erdbeben mit 30 Toten. In China forderte ein Erdbeben im Jahr 1920 200 Tote.
Man sieht also diese Konzentration: Alle diese fünf Zeichen, die der Herr in seiner Rede erwähnt, traten in diesem Zeitfenster von etwa vierzig Jahren – von 1882 bis 1922, also über den Ersten Weltkrieg hinaus – sehr eindrücklich auf.
Wer die Bibel studiert hat, war somit immer auf dem Laufenden. Diese Zeichen haben sich auf beeindruckende Weise erfüllt.
Und was haben diese Juden damals im Land gemacht? Sie kehrten zurück in ein Land, das man damals allgemein Palästina nannte. Dort stellten sie fest, dass das Land eigentlich eine Wüste war. Mark Twain besuchte das Land der Bibel im 19. Jahrhundert und schrieb 1867 ein Buch mit dem Titel „Die Unsträflichen im Ausland“. Darin beschreibt er Palästina als ein Land, das nichts Liebliches für das Auge bietet, ein Land ohne Perspektive und ohne Hoffnung.
Diese Juden kehrten also in ein solches Land zurück. Einige russische Juden hatten in Russland spezielle landwirtschaftliche Schulungen erhalten. Sie kamen mit diesem Wissen und bauten sozialistische Bauernhöfe auf, die man Kibuzim nennt, die Mehrzahl von Kibuz. Diese Kibuzim wurden gegründet, um das Land wieder fruchtbar zu machen. Außerdem gründeten sie Moschawim, das sind Dörfer, die als landwirtschaftliche Kooperativen sozialistisch organisiert sind, ebenfalls mit dem Ziel, das Land zu bewirtschaften und fruchtbar zu machen.
Nun lesen wir aus Hesekiel 36, einem Text, der im 6. Jahrhundert vor Christus geschrieben wurde. Schauen wir uns an, was dort steht, beginnend mit Vers 24: Gott sagt zu seinem Volk: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“ Das ist eine klare Vorhersage.
Weiter ab Vers 33: „So spricht der Herr, der Ewige: An dem Tag, an dem ich euch reinigen werde von allen euren Ungerechtigkeiten, will ich die Städte bewohnt machen, und die Trümmer sollen aufgebaut werden. Das verwüstete Land soll bebaut werden, statt dass es eine Wüste ist vor den Augen jedes Vorüberziehenden“, zum Beispiel vor den Augen des Reisenden Mark Twain.
„Man wird sagen: Dieses Land, das Verwüstete, ist wie der Garten Eden geworden, und die verödeten und verwüsteten Städte sind befestigt und bewohnt. Die Nationen, die rings um euch her übrig bleiben, werden wissen, dass ich, der Herr, das Zerstörte aufbaue und das Verwüstete bepflanze. Ich, der Herr, habe geredet und werde es tun.“
Das heißt also, die Völker, die Araber rundherum im Nahen Osten, werden sehen, dass das verwüstete Land plötzlich zu einem Garten wird. Tatsächlich wurden etwa 240 Millionen Bäume gepflanzt, ganze Wälder aufgeforstet und eine moderne Landwirtschaft aufgebaut. So werden Zitrusfrüchte in alle Welt exportiert, aber auch Mangos, Bananen, Kiwis und vieles mehr – genau wie es hier steht.
Diese Siedler haben das sehr eindrücklich umgesetzt. Man sagte sich: Wir können das Land hier nicht einfach so bekommen. Aber es gibt arabische Großgrundbesitzer in Kairo, Beirut und Damaskus. Wir fragen sie, ob wir Land von ihnen kaufen können. Diese waren bereit dazu. Das kaputte Palästina war ja damals nichts wert. Die Juden zahlten gute Preise, vergleichbar mit den Bodenpreisen in den USA damals. Das Geld war vorhanden, und so wurde in großem Maß Land gekauft.
Schauen wir dazu Jeremia 32,44. Ich muss betonen: Die Kapitel 30 bis 33 des Jeremia-Buchs handeln von der Endzeit, wenn das jüdische Volk wieder heimkehrt. Dort steht in 32,44: „Man wird Felder für Geld kaufen und Kaufbriefe schreiben und sie versiegeln und Zeugen nehmen.“ Genau das ist geschehen.
Von 1882 bis 1940 fanden umfangreiche Landkäufe durch Juden statt, und zwar von arabischen Großgrundbesitzern. Die Verträge wurden unterschrieben und versiegelt. Es wird noch genauer beschrieben, dass dies im Land Benjamin geschah, in den Umgebungen Jerusalems und in den Städten Judas, sowohl in den Städten des Gebirges als auch in den Städten der Niederung, der Scheffela, sowie in den Städten des Südens, dem Negev.
Dann sagt Gott: „Denn ich werde ihr Schicksal wenden“, so spricht der Herr. Falls in Ihrer Bibel „Gefangenschaft“ steht, ist der hebräische Ausdruck besser mit „das Schicksal wenden“ übersetzt. Das war Jeremia 32,44.
Bevor wir in die Pause gehen, noch eine kurze Erklärung: Wo liegt das Land Benjamin? Jeder, der eine gute Bibel hat, findet hinten Karten mit der alttestamentlichen Verteilung des Landes unter den zwölf Stämmen Israels. Das Land Benjamin liegt nördlich von Jerusalem bis hinauf nach Ramallah, der heutigen Regierungsstadt der Palästinenser im Westjordanland. Genau dort wurde umfangreich Land gekauft.
Auch in der Umgebung Jerusalems wurde massiv Land erworben. Weiter heißt es: In den Städten Judas – also in Judäa – sowohl in den Städten des Gebirges als auch in den Städten der Scheffela. Das Gebirge ist das Bergland zwischen Jerusalem und Hebron, heute der südliche Teil des Westjordanlandes. Dort wurde ebenfalls viel Land gekauft.
Die Scheffela ist der biblische Ausdruck für die westlichen Abhänge der jüdischen Berge hinunter ins Tiefland, bis nach Tel Aviv und zum Gazastreifen. Auch im Großraum Tel Aviv wurde massiv Land erworben. Tel Aviv wurde 1909 auf Wüstensand gegründet.
Weiter heißt es: „Und in den Städten des Südens, des Negevs.“ Beerscheba ist die Grenzstadt des Negevs, des südlichen Teils Israels. Auch dort, südlich von Beerscheba in der Negev-Wüste, wurde viel Land gekauft.
Jeder Punkt ist ein Volltreffer. Die Zeit meines Großvaters war wirklich interessant. Inzwischen war meine Mutter schon geboren, 1927. Die Dinge gingen voran. Man sieht, wie sich das Wort Gottes auf Schritt und Tritt erfüllt.
Jetzt fahren wir ein wenig runter und machen eine Viertelstunde Pause.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch