Meine Damen und Herren, wir behandeln heute Nachmittag das Thema: Wenn Gott wirklich existiert, weshalb führe ich so wenig davon?
Das ist die Übersicht über das Referat. Nach einer Einleitung beschäftigen wir uns mit verschiedenen typischen Kennzeichen unserer Zeit. Danach geht es um das Thema „Gott verbirgt sein Angesicht“. Direkt angeschlossen folgt das Thema „Gottesfinsternisse in biblischer Zeit“.
Wenn das Problem der Gottesfinsternis erklärt und erläutert ist, wollen wir uns unter dem fünften Punkt mit diversen modernen Versuchen beschäftigen, das Problem der Gottesfinsternis zu lösen. Danach folgt eine Bibelstudie unter dem sechsten Punkt zum Thema „Wie können wir Gott erleben und erfahren gemäß der Bibel?“. Das wird ein Kontrast sein zu den modernen Versuchen, die Gottesfinsternis als Problem zu lösen.
Schließlich, ganz wichtig, der siebte Punkt: die Schlussfolgerungen. Warum erscheint es vielen Menschen so, als wäre Gott weit weg von uns? Das ist die Ausgangsfrage heute Nachmittag.
Warum haben Menschen in früheren Zeiten im Allgemeinen in Not, Krankheit, Feuerbrunst und Naturereignissen Gott viel deutlicher erlebt als westliche Menschen heute? Manche bekannte christliche und jüdische Denker haben dies als ein besonderes Problem der westlichen Kultur seit dem Holocaust, seit der Judenvernichtung im Dritten Reich, angesehen.
Irgendwie ist Gott vielen Menschen verborgen. Daher fragen wir uns: Wie kann man Gott in einer von Wissenschaft und Technik geprägten Welt heute noch erleben? Und zwar so, dass es nicht lediglich ein Gefühl ist.
Wir fragen uns außerdem: Gibt es hier fundierte Antworten, die auf wirklichen Fakten basieren und nicht einfach auf subjektiver Spiritualität, die mehr mit Einbildung als mit Wirklichkeit zu tun hat?
Typische Merkmale der modernen Zeit
Nach dieser vorgelesenen Einleitung sehen wir nun einige wichtige Kennzeichen unserer Zeit.
Ein erstes Kennzeichen ist die unfassbare Eskalation des Bösen im zwanzigsten Jahrhundert. Die zwei schrecklichsten Kriege der Menschheitsgeschichte mit etwa 77 Millionen Toten haben in unserer modernen Zeit stattgefunden: der Erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 und der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945.
Inmitten des Zweiten Weltkrieges fand die Judenvernichtung im Dritten Reich statt, und zwar hier auf europäischem Boden, mit sechs Millionen Toten. Doch wir müssen den Blick nicht nur auf die westliche Welt richten, sondern auch nach Osten. Im zwanzigsten Jahrhundert hat der Kommunismus im Osten gegen hundert Millionen Tote zu verantworten.
Wie ist das möglich? In einer modernen, aufgeklärten Zeit ist das geschehen. Und das geschah nicht irgendwo in der Dritten Welt, sondern im Zusammenhang mit der europäischen Geschichte. Ja, wie war so etwas überhaupt möglich? Das haben sich viele nach 1945 gefragt. So auch Martin Buber, der ja als Jude aus Deutschland flüchten musste und dann in Amerika Zuflucht gefunden hatte.
Nach dem Krieg hat er Vorträge gehalten zum Thema Gottesfinsternis, und dazu hat er auch ein kleines Büchlein mit dem gleichen Titel verfasst. Das ist wieder ganz typisch für Martin Buber, nicht wahr? Er war so wortschöpferisch. Er hat ja auch zusammen mit Rosenzweig das Alte Testament auf Deutsch herausgegeben.
Und zwar wollte er nicht einfach eine weitere Übersetzung im Deutschen anfügen, sondern etwas ganz Spezielles tun. Er wollte eine Übersetzung, in der man als deutscher Leser etwas von der Wortgewalt des Hebräischen mitbekommt. Und dazu war er geeignet als Wortschöpfer.
Sie kennen wohl den Schöpfungsbericht: „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde, und die Erde war wüst und leer.“ Hebräisch: „wer aretz heita tohu wawohu“ – Tohuwawohu bedeutet Wüstheit und Leere. Das wollte er irgendwie im Deutschen rüberbringen und hat es übersetzt mit „Irsal“ und „Versal“. Ja, das sind Wörter, die kannte niemand vorher, aber man versteht sie auf Anhieb. Sie drücken das Tohuwawohu im Deutschen sehr schön aus.
So hat er das ganze Alte Testament verdeutscht. Das war gewissermaßen ein Dankeszeichen dafür, dass Deutschland den Juden jahrhundertelang Exil gewährt hatte in der Geschichte. Das muss man sich klarmachen: Deutschland hat für die Existenz der Juden in der Vergangenheit eine ganz wichtige und eben auch positive Bedeutung gehabt.
Nun, eben dieser Begriff Gottesfinsternis ist hergeleitet von dem wirklich deutschen Wort Sonnenfinsternis. Und jedem ist klar: Bei einer totalen Sonnenfinsternis ist es nicht so, dass die Sonne nicht mehr da wäre, aber die Sonne ist nicht mehr gleich wahrnehmbar hier auf Erden wie sonst.
Aber sie ist vollständig da. Und so wollte Martin Buber sagen: Natürlich existiert Gott auch in der modernen Zeit. Aber es ist nicht mehr gleich wie früher. Darum spricht er eben von einer Gottesfinsternis.
Ein zweites Zeichen unserer modernen Zeit ist der überwältigende Aufschwung in Wissenschaft, Medizin und Technik. Und zwar so, dass viele sagen: Alles ist machbar. Oder etwas bescheidenere Leute sagen: Fast alles ist machbar. Ebenso wird gesagt: Alles ist erklärbar. Und etwas bescheidener gesagt: Fast alles ist erklärbar.
Meine Damen und Herren, so etwas hat es noch nie gegeben in der Geschichte, und darum sind wir auch nicht mehr dieselben Leute wie früher.
Ein drittes Kennzeichen ist die moderne Evolutionslehre. Sie sehen hier Charles Darwin um 1859. Das war genau die Zeit, als er das Buch herausgegeben hat, das erste moderne Evolutionsbuch über die Entstehung der Arten. Oder ich muss sagen: das erste moderne Buch über Evolution mit Bedeutung.
Deshalb nennt man Charles Darwin den Vater der modernen Evolutionslehre. Die Wirkungsgeschichte dieses Buchs war enorm, und zwar so, dass es in unserer heutigen Gesellschaft ganz normal und verbreitet ist zu sagen: Zur Erklärung des Ursprungs der Welt und des Lebens braucht es Gott nicht. Man kann alles mit den Naturgesetzen erklären.
Es reicht, Naturwissenschaft zu studieren, und man kann das alles erklären ohne Schöpfergott. Nun, das hat uns verändert. Wir sind nicht mehr die gleichen.
Ein viertes Kennzeichen ist die unglaubliche Mobilität und Schnelllebigkeit unserer Zeit. Wir sind daran gewöhnt, mit dem Auto schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen, mit der Bahn ebenso und noch viel mehr mit dem Flugzeug.
Wenn ich daran denke: Mit der Postkutsche war es früher so, von Zürich nach Basel brauchte man neun Stunden Fahrt. Das war ja das, was wir heute eine Weltreise nennen, unglaublich! Aber heute ist das eine kleine Sache, mit dem Auto schnell von Zürich nach Basel oder von Zürich nach Stuttgart, kein Problem.
Oder wie wäre es mit dem Flugzeug? Ein Wochenende in den USA? Habe ich gemacht im vergangenen Frühjahr. Ich war eingeladen zu Vorträgen, ich flog hin nach Harrisburg. Am Freitagmorgen bin ich aufgebrochen, am Freitagnachmittag war ich dort. Ich bekam dann noch ein Abendessen, und am nächsten Tag habe ich Samstag Vorträge gehalten, Sonntag auch, und dann am Montag bin ich nach Hause gegangen. Kein Problem!
Man stellt sich vor, einfach so ein Wochenende schnell in die USA, kein Problem mit Jetlag. Ich schlafe im Flugzeug, was soll man sonst machen? Das ist unglaublich, was heute möglich ist.
Aber auch in ganz anderen Bereichen. Nicht weil da jemand unangemeldet auf Besuch kommt – das sollte man in unserer Kultur nicht unbedingt machen –, aber das macht man trotzdem. Ja, dann sollte man schnell etwas zu essen geben, natürlich. Alles im Kühlschrank, und wenn nicht dort, dann ist das Steak wahrscheinlich in der Tiefkühltruhe auch da. Mit dem Mikrowellenherd ist alles schnell erledigt, kein Problem mehr.
Stellen Sie sich vor: Vor 4 Jahren kamen diese drei Fremden auf Besuch zu Abraham (1. Mose 18). Und was heißt es da? Abraham ging hin und lud diese drei Männer ein. Völlig fremd waren sie für ihn. Und interessant heißt es, er hat dann geronnene Milch gebracht. Es gab ja keinen Kühlschrank, und darum hat man ihm ein bisschen saure Milch bereit gehabt, geronnene Milch angeboten.
Dann heißt es, er hat ein Kalb geschlachtet. Wir kennen das nur vom Restaurant: Wenn man länger als zwanzig Minuten warten muss, sagt man zum Scherz: „Die müssen wahrscheinlich noch das Kalb schlachten.“ Aber das hat Abraham wirklich so gemacht.
Übrigens auch sehr interessant: Er hat nicht einfach Sarah, seine Frau, arbeiten lassen, wenn Besuch kam. Er war kein Hausmann, aber er wusste genau: Wenn es Besuch gibt, dann arbeitet nicht nur die Frau. Da kann man sogar noch etwas Praktisches fürs Eheleben lernen.
Und so ging das. Aber heute ist es kein Problem. Ich war mit unseren jungen Leuten, die studieren. Die kommen zu ganz unmöglichen Zeiten wieder nach Hause, und kein Problem. Im Mikrowellenherd ist innerhalb von Minuten alles warm und bereit.
Wir können alles sofort und sogleich haben oder ein bisschen bescheidener: fast alles. Und dann kommt Fernseher dazu, Telefon, weltweite Kommunikation ohne Problem, Fax – ich schäme mich schon ein bisschen, Fax zu erwähnen, das ist ja schon fast vorsintflutlich, nicht wahr? – aber dann Handy, Videotext, Internet, ja, und Postomat und Bankomat.
Plötzlich fällt einem ein: „Oh, ich sollte ja noch bezahlen, es ist Samstagabend, alle Banken geschlossen.“ Kein Problem mit dem Kärtchen zum Bankomat, und schon hat man das Geld sofort griffbereit. Man kann irgendwie alles so schnell und sofort haben.
Dazu kommt fünftens unsere Absicherung auf allen Gebieten. In der Schweiz kennen wir die AHV- und IV-Kasse. Hier spricht man mit anderen Ausdrücken über die Altersversorgung und dann über Hartz IV, nicht wahr?
Dann gibt es die Pensionskasse, und zwar wenn die Altersversorgung nicht einfach so ausreicht: Pensionskasse, zweite und dritte Säule, nicht nur eine, sondern gleich noch zwei dazu. Schließlich sollte man ja dann aber in einem gewissen Alter doch die gleiche Mobilität und den gleichen Luxus haben, wie man das über Jahrzehnte gewohnt war, nicht wahr?
Ja, und dann kommt die Krankenkasse dazu, alles so abgesichert, Unfallkasse, Hausrat – ist auch wichtig, wenn mal Diebe auf Besuch kommen – und Motorfahrzeug-Haftpflicht.
Stellen Sie sich vor, Sie haben sechs Kinder wie wir. Die können eine Menge Unsinn anstellen. Mein Versicherungsberater hat mir gesagt: „Ja, das ist ganz in Ordnung, machen Sie doch eine Versicherung für sieben Millionen.“ Es ist so: Da wirft man eine Bananenschale hin, und jemand gleitet aus, wird arbeitsunfähig. Wer bezahlt jetzt bis zum Lebensende? Die Versicherung in dem Fall. Hat er mir gesagt, es ist so geschehen in der Schweiz, im Kanton Graubünden.
Also, Sie sehen, das lohnt sich allemal. Wenn man schon so viel reist, dann sollte man doch eine Reiseversicherung haben und Diebstahlversicherung. Man weiß ja auch nie, was da alles auf Reisen geschieht. Und Rechtshilfeversicherung – es gibt Nachbarn, die sind wirklich schwierig.
Sie sehen, ich spreche ziemlich ironisch über diese Versicherungen, ohne damit zu sagen, dass Versicherungen grundsätzlich etwas Falsches wären. Aber man muss sich die Frage ernsthaft stellen: Worauf stützen wir unser Vertrauen ab?
Und natürlich, wenn das alles so abgesichert ist, und vieles davon ist ja auch vom Staat so gefordert, ja, und wenn dann etwas geschieht, ja, da muss man ja nicht oder scheinbar nicht mehr auf Gott vertrauen. Sondern die Hilfe kommt ja mit ein bisschen Verzögerung.
Aber das hat uns auch verändert. Das war anders als zu Zeiten unserer Großeltern. Mein Großvater ist 1888 geboren. Da war es irgendwie anders: Wenn das Haus runterbrannte, dann hatte man nichts mehr. Und wer half dann?
Ja, und das führt uns nun direkt zu drittens: Gott verbergt sein Angesicht.
Das verborgene Angesicht Gottes in der Bibel
Sie sehen hier auf der Folie eine Reihe von Bibelstellen, die davon sprechen, dass Gott sein Angesicht verbirgt. Ich lese aus dieser Auswahl 5. Mose 32, Vers 20: Gott spricht dort: „Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen, will sehen, was ihr Ende sein wird, denn ein Geschlecht voll Verkehrtheit sind sie, Kinder, in denen keine Treue ist.“
In der Bibel wird oft über Gottes Angesicht gesprochen oder es heißt, jemand stelle sich vor Gottes Angesicht. Gott ist ja unsichtbar. Aber dieser Ausdruck bedeutet: Vor Gottes Angesicht zu stehen heißt, ganz bewusst in der Gegenwart Gottes zu sein und sich dessen bewusst zu sein, dass Gott da ist.
Wenn Gott sagt: „Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen“, dann heißt das, dass er es unmöglich machen will, dass die Menschen seine Gegenwart wahrnehmen – als ein Gericht Gottes.
Lesen wir auch in der Jesajarolle Jesaja 45, Vers 15: „Da spricht Israel so: Wahrlich, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott Israels, du Retter.“ Gott verbirgt sich also. Das ist ein biblisches Thema.
Tatsächlich sehen wir, wenn wir unter viertens ein bisschen durch die biblische Geschichte gehen, dass es immer wieder Zeiten der Gottesfinsternis gab – nicht erst seit der Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg.
Schauen wir uns die Richterzeit an, die 450 Jahre dauerte, nämlich von 1546 bis 1096 v. Chr. Dort können Sie zum Beispiel die Geschichte von Gideon lesen, in Richter 6, Vers 13. Gideon, ein Richter Israels, sagt: „Wo sind die Wunder geblieben, von denen unsere Vorfahren gesprochen haben? War nichts davon zu sehen.“
Damals, vor über dreitausend Jahren, sprach er davon, dass die Vorfahren immer von Wundern erzählt hatten – aber keine Spur von Wundern war zu sehen. Wo sind sie geblieben? Irgendwie war es zur Zeit von Gideon ganz anders als in der Zeit davor.
Der letzte Richter dieser sogenannten Richterzeit war Samuel. In 1. Samuel 3, Vers 1 lesen Sie: „In jener Zeit waren Visionen von Gott sehr selten.“ Samuel konnte vor über dreitausend Jahren sagen, dass es ganz ungewöhnlich war, wenn Gott sich durch eine Vision jemandem mitteilte. Das war nicht das Normale.
Gehen wir weiter in der Geschichte der Bibel. Wir kommen schließlich in die Perserzeit, als die Perser das Weltreich im Nahen Osten und darüber hinaus beherrschten. Dort finden wir die Geschichte, die im Buch Esther beschrieben wird – eine sehr dramatische Geschichte.
Damals, in der Zeit von König Xerxes von Persien (483 bis 465 v. Chr.), sollte das gesamte jüdische Volk im Persischen Reich vernichtet werden. Dieses Reich reichte von Nordafrika bis nach Indien. Das wäre die totale Auslöschung der Judenheit gewesen.
Das Buch Esther beschreibt sehr dramatisch, wie es zu einer Wende kam, sodass die Judenvernichtung schließlich nicht durchgeführt werden konnte. Erstaunlich ist, dass das Buch Esther in der Bibel, das in zehn Kapiteln diese Geschichte erzählt, den Namen Gottes nicht ein einziges Mal erwähnt.
Das ist ungewöhnlich für ein biblisches Buch – Gott wird nie genannt. Schon in früheren Zeiten diskutierten die Rabbiner darüber, warum dieses Buch in der Bibel steht, obwohl Gott nicht erwähnt wird.
Noch mehr: Auch Priester werden nicht erwähnt, ebenso wenig Tempel, Opfer oder Gebet. Selbst dort, wo klar ist, dass gebetet wurde, wird das nicht als Gebet bezeichnet. Das ist ganz eigenartig.
Die alten Rabbiner der Antike lehrten dazu: „Das ist 5. Mose 32, Vers 20: Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen.“ Das war eine Zeit der Gottesfinsternis.
Trotzdem konnte, wer offene Augen hatte, in der Geschichte von Königin Esther erkennen, dass eine Verkettung unglaublicher Zufälle mit einem Timing bis zur letzten Minute zur Wende und zur Rettung der Juden führte.
Dazu passt der Spruch aus Sprüche 3: „Erkenne ihn, den Herrn, auf allen deinen Wegen.“ Gott war nicht offensichtlich zu sehen, aber wenn man die Geschichte genau betrachtete, merkte man, dass Gott trotzdem da war.
Der letzte Prophet des Alten Testaments war Maleachi, er lebte um 430 v. Chr. Danach begann die lange sogenannte zwischentestamentliche Zeit, in der es keine Propheten mehr in Israel gab.
Im Talmud, dem wichtigsten theologischen Werk im Judentum nach der Bibel, steht im Traktat Sanhedrin 11a: „Nach dem Tod der Propheten Sacharja, Haggai und Maleachi wich der Heilige Geist von Israel.“ Man war sich also bewusst, dass es ganz anders war als früher.
Es gab keine Schriftpropheten mehr, die mit Autorität auftraten, wie es in früheren Jahrhunderten der Fall gewesen war – keinen Jesaja, keinen Jeremia, keinen Habakuk. Es war eine ganz andere Zeit.
In dieser zwischentestamentlichen Zeit wurden unter anderem die sogenannten Apokryphen verfasst. Diese findet man in manchen Bibeln angehängt ans Alte Testament, noch vor dem Neuen Testament. Dazu gehören die Bücher Makkabäer, Tobias und andere.
Diese Bücher wurden von Juden geschrieben, die wussten, dass sie keine Propheten waren und keine prophetische Autorität hatten. Deshalb wurden sie im Judentum nie als Gottes Wort akzeptiert.
Das war schicksalhaft, als im Konzil von Trient im 16. Jahrhundert im Zuge der Gegenreformation plötzlich gelehrt wurde, dass wer die Apokryphen ablehnt, „Anathema“ – also verflucht – sei.
Aber von alters her war klar, dass diese keine prophetischen Bücher sind, und sie behaupten das auch nicht. Es war eine Zeit der Gottesfinsternis.
Schauen Sie nun, wie anders die Zeit des Exodus aus Ägypten war. Damals, um 1606 v. Chr., zogen die Kinder Israel als ehemalige Sklaven aus Ägypten unter der Führung von Mose aus.
Was geschah da für Wunder: Die zehn Plagen, die das ägyptische Reich zum Zusammenbruch führten, und auch die Wunder während der vierzigjährigen Wüstenwanderung, wie sie die Bibel berichtet.
Doch danach, als Israel Jericho erobert hatte und Josua ins Land kam, hörten diese Wunder plötzlich auf. Es begann die Zeit der Richter.
Wo sind diese Wunder geblieben? Gottesfinsternis.
Die Bibel macht also klar, dass sich das immer wieder ändert in der Geschichte. Aber wir haben es in unserer heutigen Zeit mit einer sehr dramatischen Gottesfinsternis zu tun – eben seit dem Zweiten Weltkrieg.
Jetzt sehen Sie auch, warum die Stimmung aus dem Ghetto am Anfang irgendwie dazugehört hat. Das war zwar keine geplante Panne, wir machen keine solchen geplanten Pannen, aber es hat genau gepasst.
Da hat sich etwas Grundlegendes in unserer Gesellschaft geändert.
Moderne Lösungsansätze für die Gottesfinsternis
Und das führt uns nun zu fünftens: Versuche, das Problem der Gottesfinsternis zu lösen.
Ein Versuch ist die liberale Theologie. Sie entstand besonders im 19. Jahrhundert als Folge der Aufklärungszeit. Die Aufklärungsphilosophen sagten, wir könnten nicht an einen Gott glauben, der in der Geschichte wirkt und eingreift. Sie meinten, Gott sei ganz weit weg und handele nicht mit uns Menschen. Deshalb sei alles unglaubwürdig, wenn in der Bibel von Wundern berichtet wird.
Sehr früh wollten Theologen auch modern sein. Das ist kein Problem, das nur heute existiert. Schon damals wollten sie modern sein. So wurde das aufklärerische Denken sehr schnell in die Theologie aufgenommen. So entstand die liberale Theologie, die die Bibel nicht mehr als Gottes Wort betrachtet, sondern als ein ganz normales menschliches Schriftstück.
Wir müssen die Bibel behandeln wie alle anderen Schriften, die von Menschen geschrieben wurden. Was hier steht, ist nicht die Wahrheit, sondern Zeugnisse von Menschen früher, wie sie Gott erlebten oder sich vorstellten, wie man Gott erlebt.
Diese liberale Theologie hat sich immer mehr ausgebreitet. Wenn Sie heute evangelische Theologie an einer Universität in Deutschland studieren würden, dann wird Ihnen schon ab dem ersten Semester beigebracht: Die Bibel ist voller Fehler. Sie ist nicht Gottes Wort.
Diese liberale Theologie fand auch Eingang in die katholische Theologie. Wenn Sie katholische Theologie studieren, wird Ihnen der Glaube an die volle Glaubwürdigkeit der Bibel sehr früh im Studium ebenfalls zerstört.
Das hat sich immer weiterentwickelt, bis zu Professor Rudolf Bultmann, den Sie hier sehen. Er wurde in Deutschland berühmt durch seine „Gott-ist-tot“-Theologie. Besonders in den 1960er Jahren machte er viel von sich reden. Er sagte, der moderne Mensch könne die Geschichten aus den Evangelien und überhaupt aus der Bibel nicht mehr glauben. Wir müssten sie für den modernen Menschen übersetzen.
Der moderne Mensch, der einen elektrischen Rasierapparat benutzt – damals gab es noch keine iPhones, sonst hätte Bultmann sicher gesagt, der moderne Mensch, der ein iPhone benutzt oder einen elektrischen Rasierapparat, könne nicht glauben, dass Jesus Christus am dritten Tag aus den Toten auferstanden ist.
Aber wir müssen diese Geschichten einfach übertragen. In diesen Geschichten liegt eine Botschaft, ein Kerygma. Wir müssen das Kerygma entdecken und den Menschen vermitteln. „Natürlich ist Jesus Christus nicht auferstanden“, sagte er, „aber in gewisser Weise lebt Jesus Christus in unseren Gedanken weiter.“
Und wenn ich auf der Straße spaziere, sagte dieser Professor, der Pfarrer und Pfarrerinnen ausgebildet hat, dann muss ich in meinem Nächsten Jesus Christus sehen, den Auferstandenen.
Sie merken, das ist eigentlich ziemlich mystisch, aber er sah das als sehr modern an. So müssen wir es einfach übertragen, und der moderne Mensch kann immer noch Christ sein – modern und Christ, das geht.
Aber schauen Sie mal, wie sich die Kirchen gelehrt haben. Das interessiert niemanden. Da sagt einer: Die Geschichte mit Jericho und den Mauern, die gefallen sind, ist nie geschehen, aber wir müssen die Botschaft des Kerygma wahrnehmen. Da könnten wir genauso gut Hänsel und Gretel studieren, nicht wahr?
Und das Kerygma, ein Geschwisterpaar, das zusammenhält, auch in schwierigsten Situationen – das ist das Kerygma. Darüber kann man auch ganz modern predigen. Aber die Leute merken das, das befriedigt die Seele nicht. Das ist keine Substanz. Da gehen sie nicht mehr hin.
Also war die liberale Theologie garantiert keine Lösung dieses Problems.
Aber es gibt andere, die sagen, wir können das Problem durch Ritualismus lösen. In der Kirche wurden verschiedene Riten entwickelt, und wir müssen diese Riten wieder neu entdecken.
Hier sehen Sie ein Bild von Taizé. Taizé wurde von Roger Schütz gegründet, einem evangelischen Theologen, der den gewissermaßen katholischen Ritualismus in die evangelische Kirche wieder einführen wollte. Tausende jugendliche Menschen wurden nach Taizé gebildet und versuchten, in diesen Ritualen Gott zu erleben.
Abgedunkelte Räume, Kerzen, es kann auch Weihrauch sein und so weiter – all diese Dinge sollen helfen, über die Sinne etwas von Gottes Gegenwart wahrzunehmen.
Aber nüchtern betrachtet: Ist das wirklich so? Wenn ein Raum abgedunkelt wird, ist Gott uns dann näher? Wenn man eine Kerze anzündet und dabei die potenzielle Energie, die in der Kerze gespeichert ist, in nützliche Arbeit, nämlich Lichtproduktion, umsetzt – ist Gott uns dann näher?
Viele haben gemerkt, dass das einfach etwas ist, was unsere Gefühle anspricht, aber wirkliche Substanz findet man nicht.
Dann kam Anfang des 20. Jahrhunderts ein dritter Versuch: die sogenannte Pfingstbewegung. Damals, noch in den USA, sagten viele, die Kirchen seien tot, da sei kein Leben mehr. Die Leute säßen einfach da, hörten zu, und es lebte nichts.
Plötzlich kam ein Aufbruch. Leute begannen, zu Boden zu fallen, ekstatisch in Zungen zu reden und hatten Visionen und Prophezeiungen. Typisch damals war zum Beispiel die Botschaft: Jesus Christus wird in zwei Jahren wiederkommen. Oder eine andere Botschaft lautete: Noch diesen Winter wird Jesus Christus kommen.
Ich sage Ihnen, da ging die Post ab. Diese Bewegung kam nach Europa, aber viele Kirchen lehnten sie ab und sagten: Wir wollen damit nichts zu tun haben, das ist nicht echtes Christentum.
Dann kamen in den 1960er Jahren die charismatische Bewegung. Das war ein intensiver Aufbruch. Man sagte: Jetzt machen wir nicht mehr den Fehler wie bei der ersten Bewegung, wo einfach neue Kirchen gebildet wurden, die auf diese Phänomene spezialisiert waren, während die anderen Kirchen unberührt blieben.
Jetzt sollte das in alle Kirchen hineinkommen – in alle Freikirchen, in die evangelische Kirche und auch in die katholische Kirche. Papst Johannes Paul II. begrüßte diesen Aufbruch. Das war die charismatische Erneuerung.
Sie breitete sich weltweit aus mit Zeichen, Wundern und Zungenreden. Mit Zungenreden ist ein Reden in Silben und Wörtern gemeint, die man selbst nicht versteht und deren Bedeutung unbekannt ist.
In den 1980er Jahren kam die sogenannte dritte Welle. Man sagte, jetzt komme ein neuer Aufbruch, der noch stärker sei und alles Frühere in den Schatten stelle.
Sehr verbreitet war in dieser Bewegung bis heute die Auffassung, dass Gott unsere Gesundheit möchte. Man ging so vor: Was denkt ihr, ist Gott gut? Alle sagen ja. Möchte Gott das Gute für uns? Ja, natürlich. Ist Krankheit das Gute? Nein. Möchte Gott, dass wir krank sind? Nein. Also will Gott die Heilung!
Wer krank bleibt, ist selber schuld. Er muss einfach die Kraft Gottes in Anspruch nehmen.
Dabei spielte diese Bewegung moderne Musik mit einem stampfenden, monotonen Rhythmus eine große Rolle. Dadurch kann man die Leute in kürzester Zeit in Ausgelassenheit und bis hin zur Ekstase versetzen. Dann sagte man: Das ist der Heilige Geist.
Seht ihr, das ist jetzt ein ganz echtes christliches Christentum, nicht mehr dieses trockene, wo man die Bibel liest und für sich ruhig betet. Nein, jetzt geschieht etwas Großartiges. Man wollte Gott quasi zwingen, aus der Gottesfinsternis herauszukommen.
Wenn ich das so darstelle und mit meinen Betonungen, muss man sich im Klaren sein: Wir befinden uns alle im selben Boot. Ja, wir haben das Problem der Gottesfinsternis. Die Frage ist: Wie können wir Gott erleben?
Und hier stellt sich die Frage: Ist das die Art und Weise, die uns die Bibel lehrt, um Gott zu erleben?
Einmal habe ich mit einem jungen Mann gesprochen, der in eine christliche Gemeinde ging, in der nur Rockmusik und Popmusik gesungen wird. Er sagte mir, früher habe er geglaubt, das Gefühl, das durch diese Musik entsteht, sei der Heilige Geist.
Heute sei ihm klar, dass man medizinisch erklären kann, wie diese Musik wirkt und was sie im Körper und im Gehirn auslöst. Dann merkt man: Das ist eine Täuschung, das ist nicht der Heilige Geist.
Interessant ist Folgendes: Das führt uns zu viertens. Im säkularen Bereich hatten wir genau dasselbe Phänomen. In den 1960er Jahren, der Zeit der Jugendaufbrüche, der Beatles und Rolling Stones, sagten viele Jugendliche: Wir haben genug von diesem trockenen Leben unserer Eltern, die nur dem Geld nachrennen, arbeiten bis zum Herzinfarkt und alles nur für ein schönes Auto und Haus – Wirtschaftswunder, nicht wahr?
Wir wollen mehr, wir wollen das wirkliche Leben!
Da kam genau diese Musik auf, mit der man richtig abheben und abfahren konnte. Das war eine mystische Erfahrung.
Das führte dazu, dass man sich auch für andere Arten von Mystik interessierte, wie Okkultismus und Esoterik. Rockmusiker selbst bemerkten, wie stark ihre Musik auf die Jugend wirkte. Sie fuhren völlig ab und fragten sich, woher das kommt.
Sie begannen zu experimentieren, auch mit Drogen, die ähnliche, aber stärkere Erfahrungen auslösten. Man merkte, dass man das kombinieren kann: Drogenrausch und Rockmusik wirken zusammen noch stärker.
Hören Sie dazu mal die Matthäus-Passion. Da merkt man, dass der Rausch gedämpft wird. Ich habe das nie ausprobiert, aber ein Musikstudent erzählte mir, wenn er Rockmusik hörte, wurde der Rausch stärker, bei klassischer Musik wurde er gedämpft.
Man kann erklären, warum das so ist. Es hängt mit der Atemrhythmik zusammen.
Das ist zwar nicht unser Thema, aber ich wollte nur erklären: Es wurde plötzlich interessant, alles, was irgendwie einen Kick auslöst.
Und genau auf dieser Linie steht auch der heutige Extremsport. Warum machen viele Leute das? Sie springen aus dem Helikopter mit einem Gummiseil am Bein, einfach um den Kick zu erleben.
Man muss sich vorstellen: eineinhalb Kilometer runter, das Gummiseil ist ganz draußen, dann geht es wieder auf und nochmals runter. Das ist viel mehr als von einer Brücke zu springen.
Aber es geht genau um das Problem: Man merkt, irgendwie fehlt uns etwas. Wir leben in einer Zeit der Gottesfinsternis. Wie kann man dem entfliehen?
Biblische Wege, Gott zu erfahren
Und nun, nach diesen Versuchen, die aber eben nicht wirklich helfen, kommen wir zur Frage sechstens: Wie können wir Gott erleben und erfahren, gemäß der Bibel?
Erstens: in tiefer Not.
Sie merken, das klingt völlig anders als die Botschaft der charismatischen Bewegung. Sprechen Sie mit Christen, die ein jahrelanges Glaubensleben hinter sich haben, und fragen Sie sie einmal im Vertrauen: In welchen Zeiten hast du ganz besonders erfahren, dass Gott da ist, dass er dir nah ist? Viele werden Ihnen antworten: Gerade in ganz besonders schwierigen Zeiten meines Lebens.
Das trifft sich mit Psalm 91, Vers 15. Dort spricht Gott vom Gläubigen: „Er wird mich anrufen, und ich werde ihm antworten; ich werde bei ihm sein in der Bedrängnis, ich werde ihn befreien und ihn verherrlichen.“ Also sagt Gott, genau dann, wenn es schwierig ist, will ich dem, der auf mich vertraut, meine Nähe besonders erleben lassen. Da steht nicht: „Ich werde mein Angesicht verbergen“, sondern: „Ich werde bei ihm sein in der Bedrängnis.“
Psalm 34, Vers 18 sagt: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.“ Sie schreien, und der Herr hört, und aus allen ihren Bedrängnissen errettet er sie. Ich kann das auch von meinem Leben sagen. Es gab ganz, ganz schwierige Momente, und gerade in solchen Momenten war das unerklärlich real.
Ich erinnere mich an die Nacht, bevor die Botschaft nach Kanada kam, als ich in der Wildnis war und unser ältester Sohn tödlich verunglückt war. Ich musste nachts kurz aus dem Zelt auf die Toilette. Das war auf der nördlichsten transkanadischen Route, ja, da oben in der Wildnis. Und dann habe ich den Sternenhimmel gesehen. Ich liebe den Sternenhimmel! Aber ich sage Ihnen, ich habe ihn noch nie so gesehen wie in dieser Nacht – ein Zeugnis der Größe und Macht Gottes.
Am nächsten Tag musste ich von einer Tankstelle aus nach Hause anrufen, und dann kam diese Nachricht. Das war wie ein Schlag, ein Blitz aus heiterem Himmel. Aber wie wir in dieser Zeit – und das können Sie auch meine Frau fragen – innerlich so getragen wurden, ist unglaublich. Ich glaube, man könnte in solchen Momenten ja durchdrehen, das ist einfach einzigartig. Man kann das konkret erleben, und es ist nicht produziert, nicht wahr?
Zweitens: durch Demütigung und reuige Umkehr zu Gott.
In Jesaja 57 lesen wir: „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.“
Das können Sie auch bei Christen fragen, die wirklich ein glaubwürdiges Glaubensleben hinter sich haben: Wie war das damals, als du zum Glauben gekommen bist? Dann können Sie Zeugnisse hören wie: „Ich war mir so bewusst meiner Schuldhaftigkeit vor Gott, das war furchtbar, und ich war wirklich vor Gott zerbrochen am Boden und habe ihm meine Schuld bekannt. Aber dann kam eine Wende, da habe ich so erfahren, dass Gott real da ist und die Schuld meines Lebens auch wirklich vergibt.“ Das ist genau das hier: „Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum, im Jenseits, und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist.“
Drittens: beim Singen.
Es ist ganz interessant: In Psalm 22, Vers 4, haben wir einen prophetischen Psalm vor uns, der von Jesus Christus am Kreuz spricht. Er beginnt mit den Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus Christus hat diese Worte am Kreuz von Golgatha vor den Toren Jerusalems gebetet und geschrien. Und zwar, weil er damals, so sagt die Bibel, mit unserer Schuld beladen war. Gott hat ihn an unserer Stelle bestraft, damit er uns dann vergeben kann, und hat ihn verlassen.
Wenn Sie im Psalm 22 weiterlesen, steht dort: „Die Väter früher, die Vorfahren, die hast du nie verlassen, du warst immer bei ihnen.“ Keiner der Gläubigen hat die Gottesverlassenheit erlebt wie Jesus Christus. Und dann steht dort in Vers 4: „Doch du bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels.“
Ich war im Tempel zu Jerusalem, da gab es ein professionelles Orchester der Leviten und Priester und einen professionellen Chor. Tagtäglich wurden die Psalmen und auch andere Texte aus dem Alten Testament aufgeführt. Die Menschen, die nach Jerusalem kamen, hörten diese Musik – eine erhabene, würdige Musik – und hörten auf diese Texte. Sie konnten auf ganz besondere Weise erleben: Gott ist da.
Und das sagt Jesus Christus: „Der du wohnst unter den Lobgesängen Israels.“ Wenn Sie bewährte Christen fragen – ich sage „bewährt“ eben aus dem Grund, dass es Leute sind, die wirklich auch jahrelang gezeigt haben, dass ihr Glaubensleben echt ist – können sie Ihnen sagen: Ja, in Momenten, wo ich christliche Lieder gesungen habe, habe ich ganz besonders erlebt, wie der Herr mir nahe war.
Aber es ist nicht die Musik, die bewirkt, dass Gott da ist. Die Musik ist dazu da, dass man den biblischen Text sehr tief inhaltlich ausdrücken kann. Wenn Sie zum Beispiel das Lied „Befiehl du deine Wege“ singen würden, in einer ganz schwierigen Situation, mit den Worten: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allerbesten Pflege des, der den Himmel lenkt“ – und wenn Sie das im Gesang ausdrücken können in einer schwierigen Zeit, dann sind das ganz besondere Erfahrungen, in denen man die Nähe Gottes erleben kann.
Viertens: beim Gebet.
Psalm 34, Vers 5 sagt: „Sie blickten auf ihn und wurden erheitert, und ihre Angesichter wurden nicht beschämt.“ Der Ausdruck „auf Gott blicken“ ist in der Bibel ein gleichwertiger Ausdruck wie Beten. Wenn ein Mensch betet, sucht er Hilfe, weil Gott gewissermaßen auf ihn blickt – obwohl er ja unsichtbar ist. Es ist ein Blicken auf Gott.
Und dann steht hier: „Und ihre Angesichter wurden nicht beschämt, sie wurden erheitert.“ So können Menschen erleben, wie sich ihr Gesicht verändert, wenn sie beten und ihre Not und Schwierigkeiten vor Gott ablegen.
Ein Mann berichtet, dass er immer eine christliche Gemeinde beobachtet hat, wie Leute am Sonntagmorgen hereinkamen und dann wieder herausgingen. Das ist ganz normal, nicht wahr? Das geht immer so. Aber er sagte, als die Leute hereinkamen, sahen die Gesichter anders aus als beim Herausgehen. Die Gesichter waren strahlend, wenn sie herauskamen. Was war dort geschehen? Sie haben zum Beispiel gebetet.
Natürlich kann man das auch ganz besonders erleben in der Gebetserhörung, wenn man erlebt, wie Gott Gebete erhört. In 1. Mose 25,11 geht es um die Geschichte von Isaak vor bald viertausend Jahren. Isaak bat den Herrn für seine Frau, denn sie war unfruchtbar. Und der Herr ließ sich von ihm erbitten, und Rebekka, seine Frau, wurde schwanger.
Sehen Sie, das ist das gleiche Problem wie bei manchen heute: Es kommt kein Kind. Es ist ein Problem, das viele Ehepaare heute besonders betrifft. Was macht man dann? Natürlich hat man heute einen Gynäkologen, und vielleicht kann er helfen. Aber wie war das früher, als es keinen Gynäkologen gab? Ja, da konnte man beten. Und er hat erlebt, dass das Gebet erhört wurde, und seine Frau Rebekka wurde schwanger.
Fünftens: beim Hören und Lesen der Bibel.
In Jeremia 23,29 sagt Gott: „Ist mein Wort nicht also? Wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert.“ Das können Leute berichten, die mit Christentum gar nichts zu tun hatten. Irgendwie bekamen sie einmal eine Bibel, begannen ernsthaft zu lesen, und plötzlich schlug das so ein, dass ihr ganzes Leben umgekrempelt wurde. Sie merkten: Das ist kein menschliches Buch.
So kann man beim Lesen der Bibel, sogar ohne Anleitung, erfahren, dass es Gottes Wort ist. Viele können das sehr eindrücklich bezeugen, wie sie das erlebt haben.
Sechstens: im Dienst für den Herrn.
In Matthäus 28,19 gab Jesus Christus seinen Jüngern den Missionsbefehl: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
Hier wird der Auftrag gegeben, das Evangelium in der ganzen Welt zu verkündigen, Menschen anzuleiten, wie sie Nachfolger von Jesus Christus werden, Jünger, und sie sollen getauft werden auf den dreieinigen Gott. Dann sollen sie belehrt werden aus der Bibel, um das auch praktisch umzusetzen.
In diesem Zusammenhang sagt Jesus Christus: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Fragen Sie Menschen, die im Verkündigungsdienst, in der Verbreitung des Evangeliums stehen. Sie können Ihnen erzählen, dass es wunderbare Erfahrungen sind, die man macht, dass Gott wirklich da ist. Es ist nicht mystisch, sondern einfach real und wirklich.
Siebtens: in den Gemeindezusammenkünften.
Paulus sagt in 1. Korinther 14,24 über die Gemeinde in Korinth: „Wenn aber alle weissagen und irgendein Ungläubiger oder Unkundige kommt herein, so wird er von allen überführt, von allen beurteilt; das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und also, auf sein Angesicht fallend, wird er Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.“
In einer Verkündigung der Bibel in Gemeindezusammenkünften kann man erleben, dass das Wort so direkt in unser Leben hineinspricht, ohne dass die Redenden wissen, was unsere persönliche Situation ist. Man merkt: Hier spricht Gott, hier wirkt Gott durch sein Wort.
Tatsächlich sagt Jesus Christus in Matthäus 18,20: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Für die Synagoge braucht es mindestens zehn Männer. Man muss zehn Männer sein, um eine Synagoge zu bilden. Ich habe das auch schon an der Klagemauer erlebt, als ein paar orthodoxe Leute die Zahl nicht zusammenbrachten und mich riefen, damit ich komme, um den Minjan zu vervollständigen – denn neun reichen nicht.
Aber Jesus Christus sagt seinen Jüngern: „Zwei oder drei versammeln sich in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Kirche, Gemeinde ist also möglich mit zwei oder drei, und dann kann man die Gegenwart des Herrn besonders erleben.
Achtens: man kann Gott erfahren im Erleben und Erforschen der Natur.
Römer 1,20 sagt: „Denn das Unsichtbare von ihm, von Gott, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an im Gemachten mit dem Verstand wahrgenommen werden, wird geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.“
Die Bibel macht klar: Wenn der Mensch mit seinem Verstand die Ordnung der Natur betrachtet, erkennt er, dass Gott da ist. So geht es mir. Ich sitze irgendwo auf einem Stuhl in der Stube, und auf dem Tisch sehe ich eine Stubenfliege. Das reicht für mich, um wirklich zu sehen, wie real Gott ist.
Denken Sie, ich würde glauben, dass eine solche Stubenfliege, die eine solche Künstlerin ist in der Reaktion und im Fliegen – „Komm mal mit der Hand von vorne, keine Chance, andere Richtung, schon weg“ – durch Schreibfehler im Erbgut entstanden ist? Nein, für mich reicht eine Stubenfliege, um die Realität Gottes zu erfahren.
Hier sehen Sie Stephen Hawking, einen der bekanntesten Astrophysiker unserer Zeit und Spezialisten für Urknallfragen. Er hat 2010 das Buch „Der große Entwurf – eine neue Erklärung des Universums“ herausgegeben. Darin sagt er, das Universum habe sich selbst aus dem Nichts erschaffen. Der Grund, warum es statt des Nichts doch etwas gibt, sei spontane Schöpfung.
Merken Sie den Logikfehler? Da braucht es nicht mehr als Grundschule, nicht wahr? Wenn das Universum sich selber aus dem Nichts erschaffen hat, dann musste es ja schon existieren, bevor es existierte. Sonst kann es sich ja nicht erschaffen. Es muss schon da sein, bevor es da ist.
Es ist doch unglaublich, aber lesen Sie es nach, es steht so. Sie können auch das englische Original nehmen. Wie ist das möglich? Gottesfinsternis. Das macht keinen Abbruch an seiner Genialität in der Physik, aber das geht doch nicht.
Richard Dawkins, einer der bekanntesten Evolutionisten heute, sagt, die Christen, die heute noch glauben, dass es einen Schöpfergott gibt, seien eigentlich Dummköpfe. Er sagt das sehr ordinär, so drückt er sich aus. In dem Film „Expelled“ gibt es am Schluss ein Interview mit Ben Stein. Ben Stein stellt ein paar ganz trockene Fragen und will wissen, wie das mit der Entstehung des Lebens war.
Vorhin haben wir uns mit der Entstehung der Materie beschäftigt. Also: Aus nichts entsteht nichts, das ist klar. Aber Stephen Hawking glaubt, dass das nicht existierende Universum sich selber aus dem Nichts erschaffen hat – im Widerspruch zu den thermodynamischen Hauptsätzen.
Hier geht es jetzt um die Entstehung des Lebens. Richard Dawkins sagt, es war der Ursprung des ersten sich selbst replizierenden Moleküls. Also ein riesiges Molekül, das sich plötzlich selber kopierte, und damit begann das Leben. So wie Zellen ja ihre Moleküle, das Erbgut, kopieren müssen, um sich zu vermehren. So war das.
Ben Stein fragt: „Und wie spielte sich das ab?“
Richard Dawkins antwortet: „Ich sagte Ihnen, wir wissen das nicht.“
Ben Stein: „Sie haben also keine Ahnung, wie es begann.“
Richard Dawkins: „Nein, nein, niemand hat eine.“
Ja gut, wenn er sagt, niemand hat eine Ahnung, wie das Leben entstanden sein könnte, warum sagt er dann, wir seien Dummköpfe, wenn wir an den Schöpfergott glauben?
Das ist die Antwort für die Entstehung des Lebens. Dann sagen Atheisten oft: „Ja, wir haben einfach noch nicht herausgefunden, wie das funktionieren könnte. Aber irgendwie muss es ja funktioniert haben.“ Dann kann man sagen: Nein, das Ganze ist noch viel schlimmer. Denn das alles ist ein Widerspruch zum Massenwirkungsgesetz in der Chemie.
Lange Ketten, die wir in den sogenannten einfachsten Zellen haben – DNA, RNA und Proteine – können in der Natur nicht so entstehen. Sie brechen in der Natur, wenn eine Kette entstehen will, immer ab. Und zwar aus den bekannten Gesetzen des Massenwirkungsgesetzes.
Sobald eine Kette beginnt zu wachsen, entsteht ein Abfallprodukt, das die Kette wieder abbricht. Dann geht das als reversible Reaktion ständig hin und her, bis ein thermodynamisches Gleichgewicht entstanden ist, und dann gibt es keine Kette. Es geht gar nicht. Es ist im Widerspruch zu den Naturgesetzen.
Denken Sie daran: Wir können alles erklären anhand der Naturgesetze. Nein, wir können mit den Naturgesetzen zeigen, dass es so nicht geht ohne Schöpfer.
Und noch schlimmer: Die Ketten können nicht entstehen, aber ich kann Ihnen Ketten geben. DNA, RNA, Proteine. Wenn Sie wollen, schenke ich Ihnen eine Büchse mit Sardinen. Die sind tot, ja, wirklich tot. Darum macht man Sardinenbüchsen, weil man hofft, dass nichts Lebendiges herauskommt, wenn man sie essen will.
Ja, also die Sardinen sind wirklich tot. Aber in dieser Büchse ist es voll mit DNA, RNA und Proteinen. Wenn Sie die Büchse öffnen und ein bisschen stehen lassen, dann geschieht das, was immer geschieht, wenn man stirbt: Fetzen von DNA fliegen herum, aber es entsteht nichts Neues.
Wenn Sie die Ketten haben, ist immer noch kein Leben da. Sie können die Büchse schütteln und machen, was Sie wollen, es entsteht nicht einfach Leben. Es braucht noch mehr.
Neuntens: beim Betrachten der Wege Gottes in der Geschichte.
In Jesaja 46,10 sagt Gott: „Der ich spreche, mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun.“ Hier stellt sich Gott vor als der Gott, der in der Geschichte handelt.
Wenn Sie die Geschichte studieren, können Sie plötzlich einen Sinn in der Abfolge der Ereignisse erkennen. Plötzlich sehen Sie einen roten Faden. Das war nicht einfach zufällig.
Wir haben von der Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg gehört. Da könnte einer sagen, das ist das Verrückteste und Unsinnigste, das je gegeben hat. Und was geschah drei Jahre später? Der Staat Israel wurde gegründet.
Ein Volk, das zweitausend Jahre lang gebetet hat, dass es wieder eine Nation im Land der Väter sein könnte, bekommt einen Staat – ungefähr drei Jahre nach der Judenvernichtung. Das hing ganz direkt mit der Judenvernichtung zusammen.
Denn das führte dazu, dass die Mehrheit der zivilisierten Nationen zur Überzeugung kam, es brauche eine Lösung der Judenfrage. Darum stimmte die Mehrheit 1947 in der UNO-Versammlung für die Schaffung eines Judenstaates in Palästina.
Das hat Gott in der Bibel vorausgesagt: dass der Judenstaat nach zweitausendjähriger Zerstreuung der Juden und aller Völker wieder entstehen soll. Und so ist es gekommen. Gibt es einen Plan hinter all diesen Dingen? „Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun.“
Zehntens: durch die erfüllte biblische Prophetie.
In Hesekiel wird immer wieder, wenn eine Prophetie gegeben wird, gesagt: „Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin.“ Das heißt, wenn die Prophetie in Erfüllung geht, kann man erkennen, dass Gott wirklich existiert.
So ist die erfüllte Prophetie der Bibel ganz wichtig, um Gott zu erkennen. Dieses Buch „Der verheißene Erlöser“ habe ich geschrieben. Darin behandle ich Prophezeiungen des Alten Testaments über Jesus Christus, wie sie sich erfüllt haben.
Ich habe mit 14 Jahren ein Buch geschenkt bekommen von einem amerikanischen Juden, John Meldau: „Der Messias in beiden Testamenten.“ Da habe ich gelesen, es gibt über 300 Prophezeiungen auf Jesus Christus hin. Das hat mich so bewegt und beeindruckt.
Aber in diesem Buch wurde nur ein Teil behandelt. Ich fand kein Buch, das alles behandelt. Dann begann ich, die Bibel zu lesen, das ganze Alte Testament, und jedes Mal, wenn ich eine Prophetie fand, die sich in Jesus Christus erfüllt hatte, trug ich sie in eine Liste ein.
Ich begann mit eins, zwei, drei, vier, und dann kam ich wirklich auf 299, 300, 301, 302. Ich kann Ihnen sagen, das war für mich so überwältigend. Ich hatte als Jugendlicher nie Zweifel, das Problem des Zweifels. Auch wenn Lehrer, die sehr kritisch gegenüber dem Christentum waren, gerade im Deutschunterricht zum Beispiel, das Christentum angegriffen haben, war das keine Schwierigkeit.
Ich habe dann auch so argumentiert und erlebt, dass die Lehrer keine Argumente dagegen hatten. Darum habe ich dann auch – das war noch eine Gymnasialarbeit – dieses Buch geschrieben: „Der verheißene Erlöser“. So war diese messianische Prophetie für mein Glaubensleben ganz, ganz wichtig.
Und Sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.
Später, mit fünfundzwanzig, schrieb ich ein anderes Buch: „Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel“. Ich war überwältigt zu sehen, wie es im Buch Daniel über zweihundert Prophezeiungen über Weltgeschichte gibt. Sie haben sich alle wortwörtlich erfüllt.
In diesem Buch behandle ich alle über zweihundert Prophezeiungen und belege das mit der Geschichtsliteratur. Ich gebe auch archäologische und sprachwissenschaftliche Beweise dafür, dass das Buch Daniel echt ist, wirklich vorher geschrieben wurde und sich dann auch erfüllt hat. Das war für mich auch eine ganz wichtige Sache.
Sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.
Vor nicht langer Zeit habe ich dieses Buch herausgegeben: „Leben wir wirklich in der Endzeit? – Mehr als 175 erfüllte Prophezeiungen.“ Ich habe mir gesagt, ich möchte einmal alle Prophezeiungen über Israel und im Zusammenhang mit Israel, die sich in der heutigen Zeit erfüllt haben, seit die ersten Juden begannen, zurückzukehren ins Land der Väter – das war 1882 – systematisch zusammenführen.
Das hat schließlich dieses Buch gegeben mit mehr als 175 Prophezeiungen. Das gibt es in keiner Religion. Sie können andere Leute aus anderen Religionen fragen: Können Sie mir eine Liste bringen mit 175 erfüllten Prophezeiungen? Sie kriegen keine. Und da haben Sie eine.
Elftens: Man kann Gott erkennen im gesamten persönlichen Leben.
In Sprüche 3 steht: „Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“
Ich bin heute deutlich über 50 Jahre alt, und da lohnt es sich – aber auch schon früher –, mal Rückblick zu halten auf das eigene Leben. Es ist erstaunlich, wie man dann plötzlich sieht: Da gibt es irgendwie einen roten Faden.
Als ich vor etwa 30 Jahren meine Frau geheiratet habe, hatte ich gute Argumente, warum ich genau diese Frau heiraten will und soll. Aber das konnte ich damals alles nicht wissen, was ich heute weiß im Rückblick.
Ich muss sagen, das Leben war geführt. Wie ich damals mit 13 Jahren genau mit den richtigen Leuten zusammengekommen bin und wie das entscheidend war für die ganze weitere Entwicklung.
„Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade.“ Es ist wie im Buch Esther: Der Name Gottes ist nicht genannt, aber man muss mal schauen, was da ist. Oh ja, da gibt es wirklich einen Plan.
Versuchen Sie das auch in Ihrem Leben zu machen.
Schlussfolgerungen und Ermutigung
Und so komme ich zur Schlussfolgerung. In Amos 5,6 steht: Sucht den Herrn und lebt! Sucht den, der die Plejaden und den Orion gemacht hat und den Todesschatten in den Morgen verwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert. Das beginnt jetzt – ja, den Tag zur Nacht verfinstert. Er ist es, der die Wassermassen des Meeres ruft und sie über die Fläche der Erde ausgießt. Das ist ein Tsunami. Der Herr ist sein Name.
Hier wird gesagt, wir sollen Gott suchen. Selbst in Zeiten der Gottesfinsternis sind wir also nicht einfach dem Schicksal ausgeliefert. Wenn es uns wirklich ein Anliegen ist, Gott zu erkennen, dann haben wir die Verheißung in Jeremia 29,13: „Und ihr werdet mich suchen und finden, denn ihr werdet nach mir fragen mit eurem ganzen Herzen, und ich werde mich von euch finden lassen“, spricht der Herr.
Diese Zusage gilt für alle Zeiten, auch für Zeiten der Gottesfinsternis. Gott soll gesucht werden, aber von ganzem Herzen, nicht oberflächlich. Wer Gott nicht von ganzem Herzen sucht, sagt oft: Wo ist Gott? Und das sei irgendwie von selbst entstanden. Irgendwann habe sich ein Molekül begonnen zu replizieren.
Jean-Blaise Pascal, ein katholischer Denker und tiefgläubiger Mann, der in der Aufklärungszeit die Glaubwürdigkeit der Bibel verteidigt hat, sagte einmal: „Es gibt genügend Finsternis, um nicht zu glauben, aber es gibt genügend Licht, um glauben zu können.“ So leben wir in einer Zeit der Gottesfinsternis. Es gibt besonders viel Finsternis.
Doch wenn wir Gott von ganzem Herzen zu suchen beginnen, im Gebet, und auch unsere persönliche Schuld bekennen, die wir haben, weil wir Gottes Gebote gebrochen haben, wenn wir Gott bereuen und ihn um Vergebung bitten, dann werden wir erleben, dass wir ihn erkennen können – auch in einer Zeit der Gottesfinsternis.
Ezechiel 33,11 sagt: „So wahr ich lebe“, spricht der Herr, der Ewige, „ich habe kein Gefallen am Tod des Gesetzlosen, sondern dass der Gesetzlose von seinem Wege umkehre und lebe. Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen, denn warum wollt ihr sterben?“ Das ist Gottes Aufruf, ihn zu suchen, und wir werden ihn finden.
Das ist übrigens auch der Sinn in der Bergpredigt: Wer sucht, der findet. Das hat nichts zu tun mit einem verlorenen Bleistift, sondern es geht wirklich darum: Wer sucht, der findet. Wunderbar!
