Einführung in das Thema Zungenreden und seine historischen Phasen
Heute Nachmittag haben wir als Bibelstudium das Thema Zungenreden vor uns: Was, wozu, warum, wie, wann und wo.
Es ist so, dass das Zungenreden eines der auffälligsten Kennzeichen der sogenannten pfingstlich-charismatischen Bewegung ist. Das gilt für alle drei Phasen ihrer Geschichte. Wir können nämlich drei Perioden wie folgt unterscheiden:
Erstens: Ab 1906 die Zeit der Pfingstgemeinden in aller Welt. Diese Bewegung hat sich ausgehend von den USA in den folgenden Jahren weltweit ausgebreitet.
Zweitens: Ab circa 1960 die charismatische Bewegung innerhalb der Volks- und Freikirchen. Die Pfingstgemeinden wurden gebildet, weil diese neue Lehre in den bestehenden Kirchen und Freikirchen keine Aufnahme fand. So entstanden neue Kirchen außerhalb. Mit der charismatischen Bewegung kam diese Lehre dann allgemein in die Volks- und Freikirchen hinein. Das ist die zweite Welle.
Drittens: Ab circa 1980 die Gemeindewachstumsbewegung mit dem Power-Evangelism, der Macht-Evangelisation, und ihrem starken Einfluss auf die bisher noch nicht charismatisch gewordenen Gemeindegruppen.
Die Beurteilung dieser Strömung hat seit Beginn vor etwa hundert Jahren zu sehr starken Kontroversen unter Christen geführt. Es stellt sich daher die aktuelle Frage: Handelt es sich hier um eine von Gott gewirkte Erweckung oder um eine endzeitliche Verführung im Sinn von Matthäus 24,11?
Ich lese: "Und viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen." So steht es im Blick auf die Endzeit.
Dann Vers 24 im gleichen Kapitel: "Denn es werden falsche Messiasse und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen." Der Herr Jesus spricht hier über die Endzeit.
Die Endzeit ist bekanntlich die Zeit nicht des Weltuntergangs, sondern die Zeit, in der das jüdische Volk wieder zurückkehren wird aus aller Welt in das Land der Vorväter. Nach fast zweitausend Jahren Zerstreuung begannen die Juden ab 1882 zurückzukehren. Bis heute sind drei Millionen aus allen fünf Kontinenten und aus über hundert Ländern zurückgekehrt. Interessant ist, dass diese ganze Bewegung genau in diesen Zeitabschnitt fällt.
Matthäus 7,21 lautet: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen Weissagungen getan und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!"
Der Ausdruck "an jenem Tag" ist ein fester Ausdruck, den wir oft in den Propheten finden. Er steht im Blick auf die Endzeit, ähnlich wie die Ausdrücke "am Ende der Zeit", "am Ende der Jahre" oder "in den letzten Tagen". So haben wir auch diesen Ausdruck "an jenem Tag".
Dort wird es also viele geben, die so zu dem wiedergekommenen Herrn sprechen werden. Und er sagt in Vers 23: "Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!"
Das Erstaunliche ist, dass die Leute denken, sie gehören zum Herrn, und doch gehören sie nicht zu ihm.
Das biblische Sprachenwunder und heutige Zungenreden
Im Neuen Testament finden wir die Beschreibung der von Gott bewirkten Fähigkeit, fremde Sprachen zu sprechen, ohne sie zuvor gelernt zu haben. Charismatiker und Nichtcharismatiker, die an die göttliche Inspiration der Heiligen Schrift glauben, sind sich darin einig, dass dieses Sprachenwunder im Zeitalter der Apostel tatsächlich stattgefunden hat.
Liberale Theologen würden dies zwar für damals abstreiten, doch unter Charismatikern und Nichtcharismatikern, die bis heute an der Inspiration der Bibel festhalten, besteht Einigkeit darüber. Es stellt sich jedoch die Frage, ob das heutzutage von Millionen praktizierte Zungenreden dem einstigen biblischen Phänomen entspricht oder nicht. Das ist die zentrale Frage.
Heute Nachmittag möchte ich versuchen, darzulegen, dass das heute weit verbreitete Zungenreden etwas ganz anderes ist als das, was wir in der Bibel finden. Ich nehme diese Behauptung vorab auf, damit wir wissen, worum es heute geht. Anschließend möchte ich auch den Beleg dafür bringen.
Dadurch soll deutlich werden, dass sich die Erscheinungen von damals und heute grundsätzlich voneinander unterscheiden. Und zwar so grundlegend, dass es sich lohnen würde, sie auch begrifflich klar voneinander abzugrenzen.
Ich schlage vor, das Phänomen von damals „Sprachenreden“ zu nennen. Das Phänomen, das heute von Millionen praktiziert wird, könnte man konsequent „Zungenreden“ nennen. So lässt sich klar erklären, wovon man spricht.
Die charismatische Sicht auf das Zungenreden
Nun möchte ich in einem ersten Teil kurz erklären und darlegen, wie Charismatiker das Wesen und die Wirkung des Zungenredens sehen. Alles, was ich jetzt darlege, entnehme ich der bestehenden Literatur aus erster Hand. Dieses Jahr habe ich ein Buch geschrieben mit dem Titel Sprachenreden kontra Zungenreden.
Nach diesen Vorbemerkungen versteht man, wie ich auf diesen Titel komme. Das Buch soll etwa im Frühjahr bei CLV Bielefeld erscheinen. Dort werde ich in den Fußnoten immer genau die Bücher und die Seitenzahlen angeben, aus denen ich die Belege entnommen habe. So wird deutlich, dass es sich nicht einfach um Behauptungen handelt, sondern dass man diese Sichtweisen in der charismatischen Literatur findet.
Ich stelle nun vier Aspekte des Zungenredens aus charismatischer Sicht vor:
Erstens: Erweis der Geistestaufe. In der pfingstlich-charismatischen Bewegung wird das Zungenreden von vielen, aber nicht von allen als Erweis der Geistestaufe angesehen. Wer den Heiligen Geist in einem, wie man sagt, zweiten Erlebnis nach der Bekehrung empfängt, muss gemäß dem klassischen Dogma beziehungsweise der klassischen Lehre der Pfingstbewegung in Zungen reden.
Nach Auffassung der Charismatiker, die diesem Dogma nicht folgen, ist das Zungenreden nur ein mögliches, jedoch kein zwingendes Zeichen der Geistestaufe.
Zweitens: Das Zungenreden ist ein Reden ohne zu verstehen. Charismatiker erleben das Zungenreden als ein Sprechen, bei dem der Verstand oder der Intellekt des Redenden ausgeschaltet ist. Der Zungenredner versteht seine sprachlichen Artikulationen nicht.
Drittens: Das Zungenreden als Zungengebet. Das Beten in Zungen wird von Charismatikern als besonders wirksame Form des Gebets angesehen. Es sei ein Mittel zur Selbstauferbauung im Sinne körperlicher, seelischer und geistlicher Stärkung, obwohl man selbst nicht versteht, was man sagt.
Das Zungengebet sei gegeben zur wirkungsvollen Fürbitte, selbst für unbekannte Anliegen, zur eigenen Erfrischung und Erholung sowie zum Schutz gegen den Schmutz der Welt. Ferner diene es zur geistlichen Kriegsführung.
Es wird betont, dass Zungenreden in das Reich des Übernatürlichen versetze. Im persönlichen Gebetsleben eines Charismatikers kann das Zungenreden einen großen Teil der Zeit in Anspruch nehmen. Jede Aussage ist aus der originalen Literatur belegt.
Viertens: Zungenbotschaften. In der Auslegung von Zungenbotschaften glauben Charismatiker, besondere Offenbarungen und Mitteilungen Gottes in der heutigen Zeit zu empfangen.
Das sind also diese vier Aspekte des Zungenredens aus pfingstlich-charismatischer Sicht.
Nun folgen ein paar Erklärungen über die Wunderwirkungen des Zungenredens, wiederum aus der Sicht der pfingstlich-charismatischen Bewegung.
Die Wunderwirkungen des Zungenredens aus charismatischer Sicht
Erstens: Segenswirkungen auf Zungenredner
Das Zungenreden soll eine tiefgreifende und umwandelnde Wirkung auf das geistliche Leben derjenigen haben, die es ausüben. Es lädt die geistlichen Batterien auf und bereichert den Glauben, die Vollmacht, den Frieden, die Freude und den Segen.
Durch das Zungenreden sollen die Einfallstore des Feindes, wie Süchte und Ähnliches, geschlossen werden. Gestaute Spannungen, Zorn, Groll, Bitterkeit, rasche Gefühle, Angst, Neid, Ärger, Launen, böse Begierden, Eifersucht, Depressionen, Sorgen, seelische Qualen und Belastungen – kurz gesagt, alles Negative – können durch das Zungenreden förmlich weggeschwemmt werden.
Wer hat mit diesen Dingen keine Probleme? Wenn es ein Mittel gibt, mit dem man das förmlich wegschwimmen lassen kann, ist das doch sehr attraktiv.
Zweitens: Vermittlung von Vollmacht
Die Vollmacht der eigenen Wortverkündigung wird durch das Zungenreden erhöht. Das Zungengebet ist eine besonders mächtige Waffe im Kampf gegen Dämonen.
Die Abwehr der Finsternismächte und die Austreibung von Dämonen können wirkungsvoll stattfinden, wenn das Instrument des Zungengebets angewendet wird. Die Zungenrede ist im Kampf gegen Dämonen wie ein Wasserwerfer der Feuerwehr, mit dem man die Dämonen förmlich zu Boden reißen und das höllische Feuer löschen kann.
Drittens: Wunderwirkung vollkommene Kommunikation
Das Zungengebet ist das vollkommene Gebet, weil es zu hundert Prozent vom Heiligen Geist inspiriert ist, im Gegensatz zum gewöhnlichen Gebet in der eigenen Sprache.
In Zungen kann man sich viel besser ausdrücken als in der Muttersprache. Im Zungengebet erreicht die Anbetung ihren Höhepunkt. Der menschliche Geist ist nicht mehr an den Verstand gefesselt. Er kann sich aufschwingen und alle Begrenzungen des vom Verstand kontrollierten Sprechens hinter sich lassen.
Der Verstand wird beim Sprachenreden ausgeschaltet. Es ist möglich, mit Gott auf einer höheren Ebene zu kommunizieren – von Geist zu Geist. Man kann mit Gott Kontakt in einer neuen Dimension erreichen und sich in geistlicher Stärke sowie in der Liebe Gottes bewahren.
Das sind also drei Wunderwirkungen des Zungenredens.
Nun noch ein paar Bemerkungen zur Gabe der Auslegung der Zungenrede aus pfingstlich-charismatischer Sicht.
Die Gabe der Auslegung der Zungenrede
Die Auslegung der Zungenrede erfolgt nicht durch den Verstand des Auslegers, sondern durch direkte Inspiration des Geistes Gottes. Der Ausleger versteht niemals die Zungenrede, die er auslegt.
Es ist auch nicht seine Aufgabe, gleichwertige Ausdrücke in seiner eigenen Sprache für die übernatürlichen Worte zu finden. Bei der Zungenrede handelt es sich um völlig unbekannte Worte.
Die Auslegung ist in gleichem Maße ein Wunder wie die ursprüngliche Äußerung in Zungen.
Biblische Untersuchung der Sprachenreden
Nun wollen wir gemeinsam anhand der Bibel untersuchen, wie wir diese Sicht der Dinge in der heutigen Zeit vom Wort Gottes her beurteilen können.
Auf dem ausgeteilten Skript sind zunächst alle acht Bibelstellen zum Thema Sprachenreden aufgeführt. Ich werde nicht mehr von Zungenreden sprechen, sondern von Sprachenreden.
Sprachliche Hinweise zum Begriff „Glossa“
Vielleicht vorab auf Seite zwei unter sprachliche Hinweise: Dort habe ich im ersten Punkt erklärt, dass das neutestamentliche Wort Glossa, das in Verbindung mit Sprachen oder Zungenreden gebraucht wird, Zunge als Organ bedeutet und dann Sprache oder Fremdsprache.
Das ist also so wie im Französischen. La langue heißt das, was ich im Mund mit mir herumführe, das Organ, das sich dauernd bewegt beim Sprechen. La langue ist dann auch die Sprache oder eine bestimmte Fremdsprache. So ist das auch im Griechischen.
Wir können aber sofort im Zusammenhang erkennen, ob jetzt die Zunge gemeint ist oder die Sprache. Wenn zum Beispiel der reiche Mann im Hades Abraham bittet in Lukas 16, dass ihm doch ein bisschen Wasser gegeben werden soll, um seine Zunge zu kühlen, dann ist klar, dass Glossa dort nicht die Sprache meint, sondern die Zunge als Organ.
Wenn wir hingegen den Ausdruck „glossaise l'alene“ haben, dann bedeutet das „in Sprachen“ oder „in Fremdsprachen reden“ und nicht etwa „in Zungen reden“. Denn das könnte man im Deutschen leicht so auffassen, als ob man irgendwelche Akrobatik mit der Zunge als Organ vornehme.
Der Ausdruck „glossaise l'alene“ oder in der Einzahl „glossaise l'alene“ heißt also Fremdsprachen sprechen oder eine Fremdsprache sprechen. Darum möchte ich im Zusammenhang mit den biblischen Stellen lieber von Sprachen oder Fremdsprachen sprechen als vom Zungenreden.
Die acht biblischen Stellen zum Thema Sprachenreden
Wir kommen zurück auf diese acht Bibelstellen zum Thema. Man kann sich das gut merken: Es gibt drei alttestamentliche und fünf neutestamentliche Stellen.
Im Alten Testament beginnen wir mit Genesis 2,16-17. Das ist der Erste Mose 2, Vers 16 bis 17.
1. Mose 2,16-23 – Die Ursprache Adams
Wir befinden uns hier am sechsten Schöpfungstag. Gott hat Adam erschaffen, nicht als Baby, sondern als erwachsenen Mann. In Vers 16 heißt es: „Und der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du gewisslich sterben.“
Gott spricht am Tag der Erschaffung zu Adam, und Adam kann Gottes Sprechen verstehen. Das bedeutet, dass sein Wernickesches Zentrum im Gehirn – bei den meisten Menschen auf der linken Seite, etwas weiter hinten gelegen – bereits funktionierte. Dort ist das Sprachverständnis lokalisiert. Das Wernickesche Zentrum war also bei Adam von Anfang an programmiert, sodass er Gottes Sprechen, die Wörter und die Grammatik verstehen konnte.
Weiter im gleichen Kapitel, Verse 19-20: „Und der Herr bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; denn wie irgendein Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein.“ Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allem Getier des Feldes.
Adam war sogar kreativ in seinem Sprachgebrauch. Er war in der Lage, neue Wörter für all diese Tierarten zu bilden, die er benennen sollte. Das müssen wir ja auch ständig tun, wenn neue Dinge im Leben erfunden werden. Es gab einmal keine Computer, und so musste man ein Wort für „Computer“ erfinden. Man hätte auch einfach ein Fantasiewort nehmen können, wie zum Beispiel „Chalala“, was möglich gewesen wäre. Doch das macht man normalerweise nicht, denn das würde zu sehr nach Dadaismus klingen.
Stattdessen überlegte man, wie die Lateiner, die Römer, zum Rechnen sagten. Aha, dann nennt man das Gerät „Computer“ – ein Rechner, einfach auf Lateinisch. Man hat also aus bestehendem Sprachmaterial etwas genommen und es angepasst.
Das funktioniert auch innerhalb des Deutschen. Die Brüder Wright erfanden etwas Flugzeugähnliches und testeten es an der Küste der USA. Dafür brauchte man einen neuen Namen. Dieses Ding, das herumflog, wurde „Flugzeug“ genannt. Diese Fähigkeit hat der Mensch von Anfang an besessen: aus dem bestehenden Sprachsystem heraus neue Wörter zu kreieren.
Schließlich, in Genesis 2, Vers 23, nach der Erschaffung Evas, wird Adam in romantischen Gefühlen sogar poetisch. Er spricht: „Diese ist einmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Mann heißen, denn von dem Manne ist sie genommen.“ Das ist hebräische Poesie.
Adam war also in der Lage, ohne eine Sprache gelernt zu haben, zu sprechen und sogar zu dichten. Auch das Broca-Areal, meist links und etwas weiter vorne im Gehirn gelegen, war bereits programmiert. So konnte Adam in einer Sprache sprechen. Er konnte Sprachen sprechen – in einer Sprache kommunizieren. Das war seine Fähigkeit.
Hier haben wir also den ersten Fall. Ich würde nicht von Zungenreden in der Bibel sprechen, sondern von Sprachenreden. Es ist klar, dass Adams Verstand nicht ausgeschaltet war. Es war keine mystische Kommunikation, sondern ihm war gegeben, Gottes Reden zu verstehen. Er konnte auch selbst mit Gott reden.
Der Verstand war nicht ausgeschaltet, denn Gott hat uns als Einheit geschaffen: Körper, Seele und Geist. Von diesen sollen wir nichts verachten. Wir sollen den Körper nicht verachten, aber auch die Seele und den Geist nicht. Ja.
1. Mose 11,1-9 – Die Sprachverwirrung zu Babel
Wir kommen zum zweiten Fall, zur zweiten Stelle, 1. Mose 11,1-9. Das ist die Geschichte vom Turmbau zu Babel.
Hier sehen wir die nachflutliche Urgesellschaft, die sich im heutigen Südirak versammelt hat. Sie bauen eine Stadt und einen Turm in Rebellion gegen Gott. Vers 1 sagt: „Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte.“ Als sie nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Land Siniar, das ist der Südirak, und wohnten dort.
Dann wollen sie die Stadt und den Turm bauen. Gott beschließt, dieses Projekt zu zerstören, indem er die Einheit der Urgesellschaft aufspaltet durch viele Sprachen. Vers 7 heißt es: „Wollan, lasst uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, dass sie eine des anderen Sprache nicht verstehen.“
Der Herr zerstreute sie von dannen über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel, das heißt Verwirrung, denn dort verwirrte der Herr die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute er sie über die ganze Erde.
Es gab also ein Sprachsystem und ein Vokabular, eine Sprache und einerlei Worte (Vers 1). Nun, was hat Gott bei der Sprachenverwirrung getan? Gott hat den verschiedenen Sippen oder Stämmen neue Sprachen eingegeben. Das heißt, er hat also das Wernicke- und das Broca-Zentrum neu programmiert. Dabei wurde die „Festplatte“ gelöscht, die alte Sprache war nicht mehr da, sondern wurde ersetzt durch ein neues System, durch ein neues Vokabular.
So konnten sich die verschiedenen Sippen nicht mehr untereinander verstehen. Sie konnten nicht mehr zusammenarbeiten, denn die Systeme waren völlig neu und anders. Dadurch war Kommunikation nicht mehr möglich, und es kam zur Spaltung, zur Aufspaltung der Menschheit in viele Völker.
Auch hier finden wir also Gottes Macht, Menschen fertig eine Sprache einzugeben, die sie beherrschen, ohne sie gelernt zu haben. Dabei ist der Verstand nicht abgekoppelt. Übrigens sind die heutigen Sprachen so zahlreich, man zählt heute etwa 6.000 Sprachen, ohne die Dialekte zu zählen.
Es ist nicht so, dass Gott alle diese 6.000 Sprachen damals eingegeben hat. Viele Sprachen sind später durch Dialektbildung entstanden. Zum Beispiel wissen wir, dass Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Romanisch, Rumänisch usw. alle auf Latein zurückgehen. Das können wir anhand der Dokumente belegen.
Latein hat sich in verschiedene Dialekte aufgespalten, und diese Dialekte haben sich im Laufe der Zeit immer mehr entfernt, bis man sich nicht mehr verstand. Im Moment verstehen sich Basler und Zürcher noch – das war mein Glück, weil ich im Kanton Zürich aufgewachsen bin und meine Frau im Baselbiet.
Es sind nur Dialekte, aber theoretisch könnten sie sich immer weiter auseinanderentwickeln, bis man sich nicht mehr versteht. Dann spricht man von verschiedenen Sprachen. Ein Italiener versteht auf Anhieb keinen Franzosen, und so spricht man von neun Sprachen.
Aber Gott hat nicht alle diese Sprachen damals erschaffen, sondern mindestens Ursprachen. Er hat Ursprachen erschaffen, aus denen sich durch Dialektbildung dann neue Sprachen gebildet haben im Laufe der Zeit.
Interessant ist Folgendes: Die 6.000 Sprachen kann man sprachwissenschaftlich nicht alle auf eine Ursprache zurückführen. Man kann sie in verschiedene Sprachstämme einteilen. Sprachen eines Sprachstammes zeigen untereinander ganz deutliche Verwandtschaftsspuren.
Zum Beispiel sind die meisten Sprachen in Europa indoeuropäische Sprachen. Sie zeigen klare Verwandtschaftsspuren auf allen Ebenen des Systems. So sind Russisch und Schweizerdeutsch eindeutig miteinander verwandt. Ebenso Französisch und Italienisch, Englisch und Holländisch usw. Das ist ein Sprachstamm.
Die semitischen Sprachen – Hebräisch, Aramäisch, Arabisch, Akkadisch usw. – können nicht auf eine Ursprache zurückgeführt werden, die mit Schweizerdeutsch verwandt ist. Das geht nicht. Aber sie zeigen untereinander so deutliche Verwandtschaftsspuren, dass man sie in einen Sprachstamm zusammenfasst.
Man kann die Sprachen der Welt so in einige Dutzend Sprachstämme aufteilen. Das entspricht genau dem biblischen Befund, dass Gott eben verschiedene Sprachen erschaffen und eingegeben hat in Babel.
Das ist das zweite Beispiel von Sprachenreden in der Bibel. Wichtig ist: Wir sehen, Sprachen sind nicht das Produkt des Menschen, sondern Sprachen sind eigentlich Gottessprachen. Menschliche Sprachen sind Gottessprachen.
Diese Erkenntnis hat gewaltige Bedeutung. In der liberalen Theologie sagt man oft, die Bibel könne nicht Gottes Wort sein. Die Bibel ist ja geschrieben in menschlichen Sprachen – Hebräisch, Aramäisch und Griechisch – und es gilt überall: „Errare humanum est“ – Irren ist menschlich.
Menschliche Sprachen sind menschliches Produkt und darum nicht fähig, vollkommen Gottes Gedanken auszudrücken. So argumentiert zum Beispiel Karl Barth in seiner Dogmatik, dass die Bibel eben nicht Gottes Wort sein kann, sondern nur Gottes Wort enthalten kann. Das ist der Anfang vom Ende.
Aber diese Überlegung ist falsch. Er meint, menschliche Sprachen seien Menschenwerk, dabei sind menschliche Sprachen Gotteswerk. Gott hat die Sprachen der Welt so erschaffen, dass sie fähige Träger für Kommunikation sind.
So konnte Gott uns in seinem Wort genau das sagen, was er uns Menschen sagen wollte. Die Bibel kann in alle Sprachen übersetzt werden – das ist schon geschehen in über 2.300 verschiedenen Sprachen, auch auf Schweizerdeutsch, sogar auf Zürchdeutsch. Und es funktioniert.
Man kann Gottes Wort ausdrücken in Zürchdeutsch und auch in jeder Indianersprache. Das ist etwas Wunderbares. Gott hat die Sprachen so erschaffen, dass sie für alle Zeiten voll taugliche Kommunikationsmittel sind, um sein Wort zu übermitteln.
Dann wird natürlich auch die Aussage problematisch, wenn man sagt: „Ja, in unserer Sprache können wir Gott nicht richtig loben. Wir brauchen eine übernatürliche Sprache, um Gott angemessen loben zu können.“ Aber dann können wir die Psalmen vergessen.
Die Psalmen sind auf Hebräisch geschrieben, und ist das keine angemessene Art, Gott zu loben? Das ist sogar die Sprache des Heiligen Geistes. Dort ist die vollkommenste Inspiration geschehen, denn jedes Wort ist die Sprache seines Geistes.
Gott kann uns in Menschensprachen die Möglichkeit geben, ihn angemessen zu loben, genauso wie die Psalmisten Gott angemessen in der von ihm gegebenen Sprache loben konnten. Ich kann auf Hebräisch beten, ich kann auf Schweizerdeutsch beten.
Ich kann nicht sagen, dass man auf Hebräisch besser beten könnte als auf Schweizerdeutsch. Beides ist ganz wunderbar. Das ist eher eine Andeutung.
Nun gehen wir weiter zur dritten Stelle, Jesaja 28,11-12.
Jesaja 28,11-12 und 1. Korinther 14 – Prophetische Ankündigung des Sprachenwunders
Hier spricht Gott im Zusammenhang mit seinem Volk Israel. Er spricht darüber, wie sie untreu sind und sein Wort nicht beachten. Dann lese ich in Vers 11: „Ja, durch stammelnde Lippen und durch eine fremde Sprache wird er zu diesem Volk reden. Er wird zu ihnen sagen: Dies ist die Ruhe, schaffet Ruhe dem Ermüdeten, und dies die Erquickung; aber sie wollten nicht hören.“
Dieses Wort wird vom Apostel Paulus in 1. Korinther 14 wieder aufgegriffen. Dort finden wir die Auslegung des Heiligen Geistes im Neuen Testament zu dieser Stelle. Das ist immer die beste Auslegung.
In 1. Korinther 14,21 lesen wir: „Es steht im Gesetz geschrieben,“ und nun zitiert Paulus aus dem Propheten Jesaja, aus unserer Stelle. Hier wird das Wort „Gesetz“ im Sinne des Alten Testaments verwendet. Paulus sagt: „Ich will in anderen Sprachen, das Wort heißt Klossa, und durch andere Zungen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören,“ spricht der Herr.
Gott verspricht also, dass er einmal durch Fremdsprachen zu dem Volk Israel sprechen wird. Hier haben wir zwei Wörter: „Zunge“ und „Lippen“. Im Hebräischen verwendet man diese zwei Wörter für eine Fremdsprache, für eine Sprache. „Lashon“ ist das Organ im Mund, ähnlich wie „Glossa“ im Griechischen, und bedeutet gleichzeitig auch Sprache oder Fremdsprache.
Dann gibt es das zweite Wort „Safa“, das wörtlich „Lippe“ heißt und ebenfalls Sprache oder Fremdsprache bedeutet. Im Hebräischen steht „Lippe“ also für Sprache. „Safasifudit“ ist die literarische Sprache im Hebräischen, was „literarische Lippe“ bedeutet.
Nur so zur Erklärung: Das sind ganz normale Wörter, „Zunge“ und „Lippe“ für eine Sprache. Gott sagt also, er werde zum Volk Israel durch fremde Sprachen sprechen. Trotzdem werden sie nicht auf ihn hören.
Sie hörten nach Jesaja 28 nicht auf die Propheten. Dann sagt Gott, er werde es noch einmal in anderen Sprachen versuchen, aber sie werden auch dann nicht hören.
Der Apostel Paulus gibt die Auslegung des Heiligen Geistes zu diesem Vers in 1. Korinther 14,22: „Daher sind die Sprachen ein Zeichen nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen; die Weissagung aber nicht für die Ungläubigen, sondern für die Glaubenden.“
Paulus leitet daraus ab, dass, wenn in Jesaja angekündigt wird, Gott werde einmal durch fremde Sprachen zu Israel sprechen und sie werden nicht hören, dann kündigt er an, dass Gott durch ein Zeichen zu dem ungläubigen Israel sprechen wird, um ihnen noch einmal eine Chance zu geben, auf ihn zu hören. Aber sie werden auch so nicht hören.
Darum wird grundsätzlich erklärt: Das ist eine prophetische Ankündigung des Sprachenredens im Alten Testament, etwa 700 Jahre vor Christus zur Zeit Jesajas. Nach Gottes Ankündigung ist das ein Zeichen für Ungläubige, nicht für Gläubige.
Dann gehen wir weiter zum Neuen Testament, Markus 16,15-18.
Markus 16,15-18 – Der Missionsauftrag und die Zeichen der Gläubigen
Da wird uns der Auferstandene vorgestellt, der den elf Aposteln den Missionsauftrag übermittelt. Er sagt: „Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.
Diese Zeichen aber werden denen folgen, welche glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, Schlangen aufnehmen, und wenn sie etwas Tödliches trinken, so wird es ihnen nicht schaden. Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.“
Markus geht dann weiter und beschreibt, wie sich das erfüllt hat: „Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Jene aber gingen aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und das Wort durch die darauf folgenden Zeichen bestätigte.“
Das ist die Erfüllung und ist auch tatsächlich eingetreten.
Nun haben wir hier einen wichtigen Ausdruck: „neue Sprachen“, beziehungsweise „in neuen Sprachen reden“. Unter den sprachlichen Hinweisen findet sich unter Punkt eine Erklärung dazu.
„Neue Sprachen“, Markus 16, Vers 17 – das Wort „neu“ heißt hier „kainos“ und nicht „neos“. Beide bedeuten „neu“, jedoch gibt es einen Unterschied: „Neos“ bezeichnet etwas, das es früher noch nicht gegeben hatte. Zum Beispiel die Flugzeuge der Gebrüder Wright, die schon erwähnt wurden – das wären echte „neos“, denn so etwas gab es früher nicht, das war völlig neu.
„Kainos“ hingegen bezeichnet etwas, das es schon gibt, das aber neu ist – im Sinne von „für jemanden neu“. Zum Beispiel für gewisse eingeborene Stämme, wenn sie heute zum ersten Mal ein Flugzeug über ihrem Urwald sehen, wäre das für sie „kainos“ neu.
Hier haben wir also nicht „neos“ – neue Sprachen, die es früher noch nicht gegeben hätte – sondern „kainos“ im Sinne von etwas Neuem für die Sprechenden. Sie werden Sprachen reden, die sie früher nie gelernt hatten, aber nicht Sprachen, die es früher noch nicht gegeben hat.
Dieser Unterschied ist ganz wichtig, weil oft gesagt wird, das Lallen, das heute von Millionen praktiziert wird, seien eben neue Sprachen. Natürlich sei das nicht Arabisch, auch nicht Schweizerdeutsch und so weiter, sondern ganz neue Kreationen, ganz neue Sprachen. Doch dann würde man eigentlich in Markus 16 den Begriff „neos“ erwarten – das wäre zu erwarten gewesen – und eben nicht „kainos“.
Gut, also das zu Markus 16.
Jetzt gehen wir weiter zu Apostelgeschichte 2.
Apostelgeschichte 2 – Das Pfingstwunder und das Sprachenwunder
Da haben wir den Pfingsttag. Gott, der Heilige Geist, kommt auf die Erde, um in der Gemeinde zu wohnen und den Sohn Gottes, der zum Himmel aufgestiegen ist, hier auf Erden zu vertreten.
Ich lese Apostelgeschichte 2,1: „Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. Plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Winde, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. Sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“
Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer von jeder Nation, derer, die unter dem Himmel sind. Als sich aber das Gerücht hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder einzelne in seiner eigenen Mundart, griechisch Dialektos, sie reden hörte.
Sie entsetzten sich alle, verwunderten sich und sagten: „Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Und wie hören wir sie, ein jeder in unserer eigenen Mundart?“ Dialektos. „In der wir geboren sind: Pater, Meder und Elamiter, und die Bewohner von Mesopotamien und von Judäa und Kabadotzien, Pontus und Asien, und Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Gegenden von Libyen gegen Kyrene hin, und die hierweilenden Römer, sowohl Juden als Broseliten, Kreter und Araber. Wie hören wir sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen, Glossa, reden?“
Sie entsetzten sich alle, waren in Verlegenheit und sagten einander: „Was mag dies wohl sein?“ Andere aber sprachen spottend: „Sie sind voll süßen Weines.“
Nun haben wir also hier das Wunder, wie die Jünger Jesu plötzlich in der Lage sind, alle möglichen Fremdsprachen und sogar verschiedene Dialekte zu sprechen. Es hat Leute gegeben, die gesagt haben, dass das Pfingstwunder kein Sprachenwunder, besser gesagt kein Sprechwunder war, sondern ein Hörwunder. Die Zuhörer konnten einfach das in ihrer Sprache hören, obwohl die Jünger das in ihrer eigenen Muttersprache gesagt haben.
Als Beweis führen sie Vers 8 an: „Und wie hören wir sie, ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind?“ Vers 4 sagt jedoch klar, dass es ein Sprechwunder war: „Sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ Also ist es ganz klar ein Sprechwunder.
Immer, wenn man eine fremde Sprache spricht und andere dabeistehen, hören sie es in ihrer Sprache. Das ist logisch. Es ist in jedem Fall so, dass man sagen muss: „Wie hören wir sie in unserer Sprache?“ Aber es war nicht ein Hörwunder, sondern ein Sprechwunder, ganz eindeutig.
Dazu gibt es auch noch sprachliche Erklärungen unter den sprachlichen Hinweisen, Seite 2, Punkt 4. Wir haben in Apostelgeschichte 2,8 und 11 den Ausdruck „in unserer eigenen Mundart“, das heißt Dialektos. Und wir haben auch „in unseren Sprachen“. Das bedeutet, es handelte sich um verständliche menschliche Sprachen und Dialekte.
Das Pfingstfest war ein jüdisches Tempelfest. Es gab drei Tempelfeste, bei denen die Tora, das Gesetz Mose, alle Juden verpflichtete, nach Jerusalem zu kommen. Das waren das Pessachfest, das Passafest, dann Shavuot, das ist das Pfingstfest im Juni, und Sukkot, das Laubhüttenfest im Oktober.
Nun mussten alle Juden aus dem ganzen Land nach Jerusalem kommen, so verlangte es das Gesetz. Anders verhielt es sich mit den Auslandjuden. Doch wir sehen, es kamen auch Juden aus der ganzen damaligen Welt, denn es gab schon viele Juden, die im ganzen Mittelmeerraum lebten, Handel trieben und viele Synagogen aufgebaut hatten.
Diese Synagogen finden wir dann in der Apostelgeschichte zum Beispiel. Paulus, wenn er von Stadt zu Stadt reist als Missionar, besucht immer, wenn möglich, zuerst die Synagoge in einer Stadt.
So gab es also Juden im ganzen römischen Reich verstreut und auch darüber hinaus, im Irak und im heutigen Iran. Pater, Meder, Elamiter haben wir gelesen, und auch Mesopotamien, das Land zwischen Euphrat und Tigris. Auch von dort, aus dem Irak, sind Juden gekommen und haben gehört, wie diese Galiläer genau ihre Sprachen, die sie dort sprachen, reden konnten.
Das Erstaunliche war eben nicht nur, dass es Sprachen waren, sondern es heißt sogar Dialekte. Es ist immer besonders beeindruckend, wenn jemand als Ausländer einen bestimmten Dialekt lernen kann, und zwar akzentfrei spricht. Die meisten Menschen können nach Beginn der Pubertät, also ab etwa zehn Jahren, Sprachen nicht mehr so lernen, dass sie akzentfrei sprechen.
Es gibt aber Menschen, die das auch später noch können, ein paar wenige. Wenn dann diese plötzlich Schweizerdeutsch sprechen wie ein Basler oder ein Zürcher, und man erfährt, dass sie Irakis oder Bosnier sind, dann ist man wirklich beeindruckt.
Und das konnten die Jünger: Sie sprachen sogar die Dialekte. Das heißt also, dieses Aussprechen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen, bezog sich sogar auf die klangliche Seite der Sprache.
Das ist der nächste Punkt auf dem Blatt sprachliche Hinweise, Apostelgeschichte 2,4: Der Heilige Geist bewirkte die korrekte Aussprache. Das Wort „apophthengomai“ (aussprechen) wird im Standardwörterbuch von Louw-Nida, Greek-English Lexicon, erklärt als „aussprechen“ mit Bezug auf den lautlichen, klanglichen Aspekt der Sprache. Das hat der Heilige Geist bewirkt.
Das ist für Bibelleser überhaupt nichts Neues. Gott hat schon Adam eine Sprache gegeben, und er konnte sie. Gott hat auch den Sippen oder Stämmen in Babel eine neue Sprache gegeben, und sie konnten sie sofort sprechen.
Nun geschieht hier genau dasselbe. Es ist gewissermaßen das, was wir in Apostelgeschichte 2 erleben, die Umkehrung von Babel. In Babel gab es eine Einheit, aber eine gottwidrige Einheit, und diese hat Gott durch Sprachen gespalten.
Nun schafft Gott eine neue Einheit von Menschen aus allen Völkern und Sprachen. Diese Einheit beginnt mit dem Sprachenwunder, nicht mehr, um zu teilen, sondern um zusammenzuführen.
Also ist es wirklich das neutestamentliche Gegenstück zu 1. Mose 11. Wir müssen ganz klar 1. Mose 11 und Apostelgeschichte 2 als gegensätzliche, gottgewirkte Opposition betrachten. Gott führt zusammen.
Heute möchte Gott, dass Menschen verschiedenster Sprachen, Länder und Kulturen eins in Christus werden. Wir sollen zeigen, dass wir in Liebe untereinander zusammen sein können.
Herr Jesus sagt in Johannes 13 am Schluss, dass das wieder das Zeichen sein wird, woran man erkennen kann, dass ihr seine Jünger seid: wenn ihr Liebe untereinander habt. Gerade diese Unterschiede sollen uns nicht hindern, uns zu lieben und zu schätzen, um in Jesus Christus eins zu sein.
Wir sehen, dass sich das Sprachenreden zum ersten Mal erfüllt hat. Es waren wirkliche Sprachen, die gesprochen wurden. Dabei hat sich Jesaja 28 erfüllt.
Das waren alles Juden, die aus dem Ausland nach Jerusalem zum Tempelfest gekommen waren. Warum hat Gott Pfingsten gewählt und nicht Pessach oder das Laubhüttenfest?
Das Kreuz wurde zur Zeit von Pessach vollbracht. Jesus hat das Passalamm erfüllt. Dieses Tempelfest hat viel mit dem Thema Gemeinde und dem Kommen des Heiligen Geistes zu tun. Aber es war tatsächlich die beste Zeit in der alten Welt, um große Reisen zu machen.
Im Juni war es am einfachsten, über das Mittelmeer zu reisen. So kamen regelmäßig zum Pfingstfest die meisten Juden aus der ganzen Welt nach Jerusalem. Es war das ideale Fest, um die Demonstration der neuen Sprachen zu zeigen.
So hat Gott zu seinem Volk gesprochen, ihm nach der Ablehnung des Messias vor Pilatus nochmals eine Chance zu geben, um zu hören.
Dreitausend sind allein an diesem Tag zum Glauben gekommen.
Wenn man bedenkt, dass Josephus Flavius berichtet, beim Pessachfest seien normalerweise etwa zweieinhalb Millionen Menschen in Jerusalem gewesen, sieht man, dass dies nur ein kleiner Überrest war, der gehört hat. Die Masse hat nicht gehört.
Das entspricht genau Jesaja 28: „Ich werde zu euch sprechen in anderen Sprachen, und ihr werdet nicht auf mich hören.“ Gott sprach also zu Israel, zum ungläubigen Israel, und die meisten hörten nicht.
Man könnte fragen: „Was hat das für einen Sinn?“ Dreitausend haben doch allein an diesem Tag gehört. Das ist ein Prinzip: Es gibt immer einen Überrest, der umkehrt, zu allen Zeiten. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass die Masse umkehrt.
So haben wir hier in Apostelgeschichte 2 die Erfüllung von Jesaja 28 und auch die Erfüllung von Markus 16. Die Apostel und allgemein die Jünger, die zusammen waren, sprachen in neuen Sprachen. Für sie waren es neue Sprachen, nicht für die anderen.
Wir haben gelesen, dass die Leute, die Ausländer waren, sagten: „Das sind doch Galiläer.“ Die Galiläer waren im alten Israel immer die Ungebildetsten. Die Gebildeten fand man in Judäa, in Jerusalem.
Darum war es umso erstaunlicher, dass gerade ungebildete Leute, Galiläer, nun akzentfrei Sprachen aus Mesopotamien, Elam usw. sprechen konnten. Das ist schon die Höhe. Einen größeren Beweis kann man kaum liefern.
Wir sehen, es gibt zwei Reaktionen: Einige sind in Verlegenheit und fragen einander, was das wohl sein mag. Andere spotten und sagen, sie seien betrunken.
Die ausländischen Juden, die das verstanden haben, waren natürlich die ersten, die fragten, was das wohl sei. Die Inlandjuden, die nicht unbedingt Elamitisch, Koptisch oder eine andere fremde Sprache verstanden, spotteten, sie seien betrunken.
Petrus sagt aber, es ist die dritte Stunde, neun Uhr morgens. Im Judentum durfte man vor zehn Uhr kein Frühstück haben, nichts trinken, nichts essen. Man stand früh auf und begann zu arbeiten, aber erst nachdem das Morgenbrandopfer im Schnitt um neun Uhr auf dem Altar im Tempel aufgelegt wurde.
Erst nachdem Gott das Opfer gebracht hatte, durften die Israeliten an ihre Morgenspeise denken. Petrus sagt: „Ihr wisst doch genau, wir sind alle nüchtern.“ Trotzdem waren die Sprachen eine Tatsache.
Wir gehen weiter zur nächsten Stelle, Apostelgeschichte 10,44. Aber man beachte, sie spotteten. Sie wussten also ganz genau, dass es nicht so war. Es war wichtig: Sie konnten nicht klar unterscheiden, wie sie sich da aufführen würden, aber sie spotteten, dass sie betrunken seien. Sie wussten, dass es nicht stimmte. (Apostelgeschichte 2,1-13; 10,44)
Apostelgeschichte 10,44 – Die Heidenaufnahme und das Sprachenwunder
Hier haben wir Petrus, der zu dem römischen Hauptmann Cornelius gehen musste, um ihm das Evangelium zu bringen. Zum ersten Mal werden hier offiziell Nichtjuden, die keinerlei Vermischung mit dem Volk Israel hatten, in die Gemeinde eingeführt.
Die Samariter sind bereits früher zum Glauben gekommen (Apostelgeschichte 8), aber sie waren ein Mischvolk und hatten israelitisches Blut in sich. Die Römer jedoch nicht, und sie werden nun offiziell in die Gemeinde aufgenommen.
Für die Juden war es damals immer noch ein Problem: Es war zwar schön, wenn Nichtjuden an den Messias Jesus glaubten, aber sie sollten eigentlich Juden werden und sich beschneiden lassen. Hier wird jedoch gezeigt, dass die Gemeinde keine jüdische Einrichtung oder Sekte ist. Wenn Nichtjuden zum Glauben kommen, treten sie direkt in die Gemeinde Gottes ein, ohne den Umweg über das Judentum zu nehmen.
Wir sehen nun, was geschieht: In Apostelgeschichte 10, Vers 44 heißt es: Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten. Die gläubigen Juden, die mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich, denn auch auf die Nationen war die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden. Sie hörten sie in Sprachen reden und Gott preisen.
Dann antwortete Petrus: Könnte man wohl das Wasser verweigern, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleich wie auch wir? Er befahl, dass sie in dem Namen des Herrn getauft würden. Danach baten sie ihn, einige Tage bei ihnen zu bleiben.
Petrus predigt also, dass diese Heiden, diese Römer, das Evangelium annehmen. Noch während der Verkündigung kommt der Heilige Geist auf sie. Das ist für die jüdischen Christen, die mit Petrus gekommen waren, eine Sensation. Sie dachten immer noch, die Heiden müssten erst ins Judentum eintreten, sich mindestens beschneiden lassen und ein Ritualbad nehmen. Doch nun kommt der Heilige Geist auf sie, bevor sie getauft sind. Kein Ritualbad, schon gar keine Beschneidung. Sie merken, dass es viel einfacher geht als bei ihnen.
In Apostelgeschichte 2,37 sagt Petrus zu denen, die zur Bekehrung bereit sind: Tut Buße, jeder von euch werde getauft auf den Namen des Herrn, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Die Reihenfolge ist Glauben, Bekehrung mit Glauben, Taufe, Empfang des Heiligen Geistes.
Hier hören sie, glauben, empfangen den Heiligen Geist, und dann kann man ihnen die Taufe nicht mehr verweigern – die christliche Taufe, kein jüdisches Ritualbad.
Bei den Samaritern war es noch schwieriger (Apostelgeschichte 8). Sie kamen durch die Predigt von Philippus zum Glauben und wurden getauft, aber sie erhielten nicht den Heiligen Geist. Erst als die Apostel Petrus und Johannes aus Jerusalem kamen und ihnen die Hände auflegten, empfingen sie den Heiligen Geist.
Warum war das so? Ganz einfach: Zwischen Juden und Samaritern gab es eine jahrhundertealte Feindschaft (Johannes 4). Die Juden gingen nicht zum Tempel der Samariter im Westjordanland bei Nablus, und die Samariter gingen nicht zum Tempel nach Jerusalem. Es herrschte eine tiefe Feindschaft.
Nun kommen aber Samariter zum Glauben, so wie früher Juden in Jerusalem zum Glauben gekommen sind. Das wäre die ideale Voraussetzung für die erste Gemeindespaltung der Geschichte gewesen: „Wir bleiben so getrennt, wie wir schon immer waren.“ Doch zwei jüdische Apostel kamen, legten ihnen die Hände auf, was immer Einsmachung und Identifizierung bedeutet.
So wie der opfernde Sünder im Alten Testament durch das Handauflegen auf das unschuldige Opfer seine Schuld bildlich auf das Opfer übertrug und sich identifizierte, akzeptierten die Samariter, dass sie eins in Christus mit den Juden sind. Erst dann antwortete Gott mit der Gabe seines Geistes.
Als nun die ersten Heiden offiziell eingeführt werden – Cornelius und seine Angehörigen – wird deutlich: Bei ihnen läuft es ganz anders. Sie glauben und empfangen den Heiligen Geist, und dann folgt die Taufe. Handauflegen brauchen sie nicht.
Das entspricht der apostolischen Lehre in Epheser 1,13-14. Dort sagt Paulus den Ephesern, sie seien versiegelt worden, nachdem sie zum Glauben an das Evangelium gekommen sind. Glaube und dann Versiegelung mit dem Heiligen Geist – das ist das Normale.
In der Apostelgeschichte finden wir in diesen drei Phasen drei Beispiele, um den Juden zu zeigen, dass Gott die Heiden will. Sie werden in die Gemeinde eingeführt, ohne den Umweg über das Judentum zu nehmen.
Gott gab den ungläubigen Juden – in Anführungszeichen, denn diese gläubigen Juden glaubten nicht, dass Gott die Heiden einfach so annimmt – den Beweis durch die Sprachenrede. Es heißt hier in der Mehrzahl: „Denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott preisen.“ Interessant ist, dass das Wort „hören“ eine Doppelbedeutung haben kann: akustisch wahrnehmen, aber auch verstehen.
Sie hörten also nicht nur, wie sie in Sprachen redeten, sondern sie verstanden, worum es ging. Sie wussten, dass sie Gott lobten. So gab Gott auch den Juden und Israeliten durch die Sprachen ein Zeugnis, um etwas klarzumachen.
Jetzt beginnt eine neue Zeit, in der die Trennung durch Babel, durch die Sprachenverwirrung, ein Ende nimmt. Die frohe Botschaft soll nun in allen Sprachen zu allen Völkern gehen.
Das war ein ganz wichtiges Zeugnis für Israel. Nicht mehr nur in einer Sprache zu einem Volk – in Hebräisch zu Israel –, sondern in allen Sprachen zu allen Völkern.
Bis heute ist die Bibel in über 2300 Sprachen übersetzt. Es gibt Evangeliumsaufnahmen auf Kassetten in mehr als 5000 Sprachen und Dialekten. Wenn man also irgendeinen Indianerdialekt für den Nachbarn braucht, kann man über Gospel Recordings einfach eine Aufnahme bestellen und erhält sie. Das ist eine großartige Sache.
Das war ein Überblick zu Apostelgeschichte 10. Nun gehen wir weiter zu Apostelgeschichte 19, der nächsten Stelle.
Apostelgeschichte 19 – Die Johannesjünger in Ephesus
Paulus kommt auf seiner zweiten Missionsreise nach Ephesus. Ich lese ab Vers 1:
Es geschah aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus, nachdem er die oberen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus kam. Dort fand er einige Jünger und sprach zu ihnen: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid? Sie antworteten ihm: Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist. Paulus fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft worden? Sie sagten: Auf die Taufe Johannes’. Paulus erklärte: Johannes hat mit der Taufe der Buße getauft und dem Volk gesagt, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm käme, das ist Jesus. Als sie das hörten, wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren insgesamt etwa zwölf Männer.
Bis hierhin haben wir einen sehr interessanten Fall. Paulus begegnet in Ephesus, in der heutigen Westtürkei, Jüngern von Johannes dem Täufer. Das waren also Juden, alttestamentlich gläubige Juden, die geglaubt hatten, wie der Prophet Johannes erklärt hat, dass Jesus der verheißene Messias ist. Viele Juden ließen sich damals von Johannes taufen.
Inzwischen war jedoch viel geschehen: Jesus wurde gekreuzigt, er ist auferstanden, an Pfingsten kam der Heilige Geist, und die Gemeinde wurde gegründet. Diese neuen Ereignisse kannten die Jünger von Johannes noch nicht, deshalb kam der Heilige Geist nicht auf sie. Sie waren jedoch Gläubige, echte Gläubige im alttestamentlichen Sinn, so wie David, Mose oder Abraham echte Gläubige waren.
Jetzt werden sie Christen im Sinne dessen, dass sie auch an die neuen Ereignisse glauben, die nach Johannes’ Predigt geschahen. Also an die typisch christlichen Dinge, die durch den Tod und die Auferstehung Jesu gekommen sind. So wechseln sie als Gläubige vom Alten Bund, vom Alten Testament, zum Neuen Testament.
Auch das geschieht nicht von heute auf morgen. Sonst hätten sie sehr schnell eine jüdische Sekte bilden können, die sagt: Ja, wir glauben auch an Jesus als Messias, wir haben auch den Heiligen Geist, aber mit den Heiden haben wir Probleme. Die schneiden sich nicht, halten die jüdischen Feste nicht usw.
Nein, sie mussten sich von Paulus, dem Heidenmissionar, die Hände auflegen lassen. Sie identifizieren sich mit genau der Botschaft, die Paulus unter den Heiden verkündigt, und dann antwortet Gott mit dem Heiligen Geist. Hier finden wir die Bestätigung der Sprachen als Zeichen. Gott spricht nun nicht mehr nur zu einem Volk im Alten Bund in einer Sprache, sondern jetzt hat er die Völker mit ihren vielen Sprachen im Blick.
Nun kommen wir zur letzten und ausführlichsten Stelle, das sind die Kapitel 12 bis 14 im ersten Korintherbrief, wo Paulus sehr viel über das Sprachenreden spricht. Ich habe am letzten Bibelstudientag in Rickenbach das Thema „Die geistlichen Gaben“ nach 1. Korinther 12-14 behandelt und dort eine Vers-für-Vers-Auslegung gegeben. Diese werde ich jetzt nicht wiederholen, sondern mich besonders auf spezifische Stellen in Verbindung mit dem Sprachenreden konzentrieren.
Wer eine Vers-für-Vers-Auslegung der ganzen Kapitel wünscht, kann sie auf Kassette beim ZLKV erhalten. Auf dem Blatt, Seite 1, letzter schwarzer Punkt, steht zur Stelle Folgendes:
In Korinth gab es diversen Missbrauch der Gaben und ebenso unordentliche Anwendungen derselben. Daher sind diese Kapitel geprägt von allgemeinen Belehrungen einerseits und ganz spezifischen Korrekturen andererseits. Über das innere Wesen des Sprachenredens erfahren wir nirgends im Neuen Testament so viel Detailliertes wie hier, besonders in 1. Korinther 14.
Ich möchte die drei Kapitel charakterisieren: Kapitel 12 behandelt die Vielfalt der Kraftwirkung des Heiligen Geistes. Diese Vielfalt zeigt sich in verschiedenen Gaben, Diensten und Wirkungen. Kapitel 13 handelt von der Wichtigkeit der Liebe, dem wunderbaren Abschnitt über die göttliche Liebe, die Agape. Die Liebe Gottes muss das Motiv beim Gebrauch der von ihm gewirkten Gaben sein – keine Selbstsucht, sondern immer der andere soll gesehen werden.
Kapitel 14 behandelt das Thema des Nutzens. Die Gaben müssen in den Gemeindezusammenkünften so eingesetzt werden – natürlich auch außerhalb –, dass sie anderen Menschen zur Erbauung dienen. Es darf niemals um Selbstdarstellung gehen. Mit den Gaben soll man nicht sich selbst dienen, sondern anderen Menschen, den Mitgeschwistern und den Ungläubigen. Denn in diesem Kapitel sehen wir, dass auch Ungläubige in die gewöhnlichen Gemeindestunden kommen können.
Um das Thema prägnant darzustellen, wählte Paulus zwei Gaben aus, die er gegenüberstellt: das Sprachenreden und die Weissagung, das heißt das durch den Geist Gottes geleitete Reden zu Erbauung, Ermahnung und Tröstung.
In 1. Korinther 14,3 heißt es: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zu Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ Wenn keine fremdsprachigen Personen anwesend sind, so nützt das Sprachenreden gar nichts, obwohl es eine Gabe Gottes ist. Der Sprachenredner selbst hat zwar einen Nutzen: 1. Korinther 14,4 erklärt, dass er erbaut wird, weil er – und natürlich auch Gott, der Hörer von Gebet – genau weiß, was er sagt.
1. Korinther 14,2 sagt: „Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott, denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.“ Er erbaut sich selbst, aber nicht den anderen, und Gott hört es; sonst ist es ein Geheimnis für alle anderen. Die anderen Menschen hingegen werden nicht erbaut, weil das Gesagte für sie ein sprachlich kodiertes Geheimnis ist.
In Jerusalem war das nicht ein Geheimnis, weil dort Auslandjuden waren, die verstanden es. In Korinth jedoch gab es keine Elamiter, keine Leute aus Mesopotamien oder Ägypten, sondern man verstand einfach nichts, wenn jemand Arabisch sprach. Paulus sagt deshalb in Bezug auf Korinth: „Wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott, denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.“
Die Weissagung hingegen nützt allen etwas. Weiter sagt Paulus, die Hörer haben keinen Nutzen, weil sie nicht wissen, was geredet wird. 1. Korinther 14,9 sagt: „Auch ihr, wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie wird man wissen, was geredet wird? Denn ihr werdet in den Wind reden.“ Der Redende ist für sie ein Barbar, Vers 11: „Wenn ich nun die Bedeutung der Stimme nicht weiß, so werde ich dem Redenden ein Barbar sein, und der Redende für mich ein Barbar.“
Man beachte gut: Nicht der Redende ist sich selbst ein Barbar, sondern der andere, der zuhört und die Sprache nicht kennt, muss sagen, der da spricht, ist für mich ein Barbar.
Weiter heißt es in meinem Text: Sie nehmen die Stellung von Unkundigen ein. Deshalb können sie die Sprachenrede auch nicht mit einem bekräftigenden Amen, also „So sei es“, bestätigen. Ich lese 1. Korinther 14,16: „Sonst, wenn du mit dem Geist preisen wirst, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst?“ Denn, Vers 17: „Den du Dank sagst, wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“
Es ist also nicht so, dass der Sprachenredner am Schluss nicht Amen sagen kann, sondern derjenige, der zuhört und die Sprache nicht versteht, kann kein Amen sagen, weil er gar nicht weiß, was es heißt. Er ist der Unkundige. Der Redende, von dem Paulus sagt, „du dankst wohl gut“, ist es ein gutes Gebet, aber der andere wird nicht erbaut.
Man könnte sagen: Ja, aber das Phänomen erbaut. Ja gut, aber der andere wird doch nicht erbaut, obwohl er sieht, dass da ein unglaubliches Phänomen ist. Nicht das Phänomen erbaut, sondern das, was gesagt wird, erbaut. Wir kommen darauf zurück. Die Hörer können so nicht unterwiesen werden.
1. Korinther 14,19: Paulus sagt: „Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand oder mit meiner Aussage, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Wörter in einer Sprache.“
Er will unterweisen, aber wenn er das in Sprachen tut, mit zehntausend Wörtern, die man nicht versteht, gibt es keine Unterweisung. Die gibt es nur, wenn die anderen verstehen.
Weiter fällt auf, dass einzig und allein von den Zuhörern gesagt wird, dass sie beim Sprachenreden einen Nachteil haben können, niemals aber vom Redenden. Obwohl beide ein Phänomen erleben, ein gottgewirktes Phänomen.
Wie kann man da noch der Meinung sein, der Sprachenredner wüsste nicht, was er sagt? Eine solche Auffassung widerspricht dem gesamten Text in 1. Korinther 14. Der Sprachenredner zu biblischen Zeiten wusste immer, was er sagte. Er wurde erbaut – und zwar durch den Inhalt des Gesagten.
In 1. Korinther 14,4 heißt es: „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst.“ Wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde, weil sie das versteht.
Wie wird er dann selber erbaut? Paulus sagt später, wenn die Gemeinde die Sprache übersetzt bekommt, dann bekommt die Gemeinde auch Erbauung, Vers 5: „Ich wollte aber, dass ihr alle in Sprachen redetet, vielmehr aber, dass ihr weissagtet. Denn wer weissagt, ist größer als der, der in Sprachen redet, es sei denn, dass er es übersetze, damit die Gemeinde Erbauung empfange.“
Die Erbauung geschieht also durch die Übersetzung, durch den Inhalt des Gesagten. Aber wie wird der erbaut, der selber in Sprachen betet? Ganz einfach: Ich habe als Fußnote vermerkt bei 1. Korinther 14,4 „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst“ (Fußnote 20). Da der Sprachenredner seine Sprache beherrschte, wurde er stets durch die geistliche Aussage selbst erbaut, so wie jeder Betende oder Prediger oft am meisten von seinen eigenen Aussagen profitiert.
Die Liebe, 1. Korinther 13, gebietet, dass man anderen zum Nutzen sein soll, nicht nur sich selbst. Das ist eine gewaltige Erfahrung, wie man Erbauung erfährt, wenn man selbst predigt. Ich habe das von vielen anderen gehört: Ich profitiere am meisten, wenn ich etwas weitergebe. Man muss alles neu durchdenken, und oft öffnen sich beim Weitergeben Dinge, die richtig groß werden.
So war es auch beim Sprachenreden. Und wenn wir beten, wer erlebt nicht, dass er nach dem Beten oft richtig entlastet wird, neuen Mut und neue Ausrichtung bekommt? Ja, man hat ja selbst gebetet, nicht jemand anders. Dennoch wird man durch das eigene Gebet erbaut.
Nach dieser langen Pause mit vielen guten Kuchen fahren wir weiter. Wir haben uns nun eine Übersicht über acht Bibelstellen zum Thema verschafft.
Ich wiederhole zusammenfassend:
Im Alten Testament gibt es drei Stellen: 1. Mose 2, die Ursprache für Adam, die Gott ihm eingegeben hat; 1. Mose 11, die Ursprachen der Welt, die Gott anlässlich der Sprachenverwirrung von Babel eingegeben hat; Jesaja 28 als prophetische Ankündigung des Sprachenwunders als Zeugnis für Israel.
Im Neuen Testament: Markus 16, die Ankündigung dieses Sprachenzeichens aus Jesaja, nun unmittelbar verheißt durch den Herrn Jesus Christus; Apostelgeschichte 2, das Sprachenwunder am Pfingsttag im Zusammenhang mit dem Kommen des Heiligen Geistes, die Erfüllung der Verheißung aus Jesaja 28 und Markus 16; Apostelgeschichte 10, die Heiden nehmen das Evangelium an und werden offiziell in die Gemeinde Gottes eingeführt, bestätigt durch das Sprachenwunder; Apostelgeschichte 19, alttestamentlich gläubige Johannesjünger werden Christen und unterstellen sich der apostolischen Autorität des Paulus – auch hier finden wir das Sprachenzeichen und die Handauflegung; 1. Korinther 12 bis 14, Belehrung und Korrektur zum Thema.
In der Fußnote 1 habe ich noch bemerkt, dass in gewissem Sinn auch die Heilungen von Tauben und Stummen durch Jesus in die Nähe dieser Thematik gehören. Diese Wunder waren in Jesaja 35,4 als messianische Zeichen angekündigt. Die Evangelien berichten von Fällen, in denen Menschen nach der Heilung ohne Lernprozess plötzlich sprechen konnten, zum Beispiel Matthäus 9,32 (ein Stummer), Matthäus 11,5 (ein Tauber), Matthäus 13 (ein Taubstummer), Lukas 7,22 (Taube), Lukas 11,14 (Stummer). Diese Stellen unterscheiden sich graduell von der vorliegenden Thematik. Ich war ein Stummer, der nicht taub war und konnte wenigstens früher die Sprache hören. Deshalb habe ich diese Stellen nicht unter die acht klassischen Passagen über Sprachenreden aufgenommen. Aber im weitesten Sinne finden wir auch dort das Wunder des Sprachenredens.
Noch eine Bemerkung zu den Apostelgeschichten: Es ist eindrücklich zu sehen, wie diese Stellen ganz speziell mit dem Anfang des Christentums verbunden sind: Apostelgeschichte 2 – das Kommen des Heiligen Geistes und der Beginn der Gemeinde überhaupt; Apostelgeschichte 10 – der Anfang der Heidenaufnahme in die Gemeinde; Apostelgeschichte 19 – der Übergang alttestamentlicher Gläubiger auf den Boden des Neuen Testaments. Diese starke Verbindung zur Anfangszeit des Christentums fällt auf.
Nun kommen wir auf Seite 2 unter den sprachlichen Hinweisen zum Punkt 6. In 1. Korinther 13,1 wird über die „Sprachen der Engel“ gesprochen. Oft wird gesagt, das heutige Lallen sei Engelsprache. Als ich in Kanada war und plötzlich Leute hinter mir in Zungen redeten, verstand ich nichts, auch kein Schweizerdeutsch. So wird gesagt: Das sind Engelzungen, eine höhere Kommunikation, Engelsprachen.
1. Korinther 13,1: „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine schallende Zimbel.“ Paulus sagt hier nicht, dass er tatsächlich in Engelsprache redet, sondern er nennt einen möglichen Zustand.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Zusammenhang nicht bedeutet, Paulus tue das wirklich, sondern er sagt: Wenn ich das täte, aber keine Liebe hätte, dann wäre es nichts wert.
Paulus wurde nie verbrannt, aber er sagt, wenn er sich hingeben würde, um verbrannt zu werden, und keine Liebe hätte, wäre das nichts nütze.
Wir wollen gerne etwas über die Natur der Engelsprache erfahren. In der Bibel sehen wir einiges: Jesaja 6 zeigt eine Vision, in der Engel um den Thron Gottes Gott anbeten und sagen: „Kadosh, Kadosh, Kadosh, Adonai Zebaoth“ – „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen.“ Der Prophet versteht, was sie sagen.
Sprechen Engel eine andere Sprache als Menschen? Das ist schwer zu beantworten. Der Satz kann auch bedeuten: Wenn ich mit den Sprachen spreche, mit denen Menschen und Engel reden, aber keine Liebe habe.
In der Bibel sprechen Engel mit Menschen in deren Sprachen. Gabriel spricht mit Daniel in perfektem Hebräisch (Daniel 9). Ein Engel spricht mit dem römischen Hauptmann Cornelius in Apostelgeschichte 10, der ihn versteht – wahrscheinlich in Latein oder Griechisch.
Engel sprechen also mit Menschen in deren Sprachen. Auch wenn Engel direkt zu Gott sprechen, verstehen Menschen das, wie in Offenbarung 5, wo Johannes Millionen Engel sieht, die Gott anbeten.
Das hängt auch mit der Frage zusammen, was die Sprache Adams war. Nirgends wird das in der Bibel ausdrücklich gesagt, aber wir können etwas schließen.
Zum Beispiel sind alle Namen der vorsintflutlichen Patriarchen hebräischen Ursprungs: Adam, Sheth, Enoch, Methuselah, Noah – Namen mit hebräischer Bedeutung.
Man könnte sagen, Mose habe diese Namen aus der Ursprache ins Hebräische übersetzt, aber im 1. Mose 14 tauchen Namen wie Tidal und Kedolaumer auf, die nicht übersetzt sind – sie sind hittitisch und elamitisch.
Auch ägyptische, assyrische und persische Namen werden nicht übersetzt, sondern original im Bibeltext belassen.
Das ist ein starkes Argument, dass die Namen original sind und dass die Patriarchen vor der Flut offensichtlich Hebräisch gesprochen haben.
Der Name Babel lässt sich vom Hebräischen als „Verwirrung“ erklären und nicht vom Sumerischen oder Babylonischen. Für die Sumerer war Babel bereits ein Fremdwort.
Darum kann man gut argumentieren, dass Hebräisch die Ursprache war, die Gott mit Adam sprach. Es kann auch gut sein, dass Engel diese Sprache sprechen und, wenn sie mit Menschen reden, auch andere Sprachen beherrschen.
Also: Wenn ich in den Sprachen der Engel und Menschen rede, aber keine Liebe habe, bin ich nichts.
Daraus kann man nicht ableiten, dass heutiges Zungenreden eine höhere Engelskommunikation sei. Denn das heutige Zungenreden ist auffällig ein Lallen mit fehlender Prosodie.
Ich erkläre das Wort Prosodie in Fußnote 2 auf Seite 2: Prosodie umfasst den rhythmischen und metrischen Aspekt der Sprache, Ton, Intonation, Akzent und Länge. Die gesprochene Sprache zeichnet sich klanglich durch Rhythmus, Betonung sowie durch Heben und Senken der Stimme aus. Dadurch werden sinngebende Einheiten strukturiert.
Im Schriftbild wird das durch Satzzeichen, Kommas, Punkte, Ausrufe- und Fragezeichen sowie Absätze ausgedrückt.
Beim heutigen Zungenreden fällt das Fehlen prosodischer Elemente auf. Es klingt wie ein Bandwurm: „Hatschellaballallallall“ und so weiter.
Selbst wenn man eine unbekannte Sprache hört, merkt man, dass es eine Sprache ist, mit Intonation, Akzent und Struktur.
Psalm 1 ist ein Beispiel, wie Sprache aufgebaut ist: „Aschreha isch. Asher lo halach bat Zadraschaim...“ (Psalm 1). So klingt eine Sprache mit innerer Logik.
Zungenreden dagegen hat diese Struktur meist nicht.
Wenn man perfekte Gebetssprache anstrebt, könnte man Psalmen umschreiben und beispielsweise Psalm 1 auf Hebräisch beten, wie ich es im angekündigten Buch über Sprachenreden getan habe.
Das ist interessant zu hören, aber erbaut wird niemand außer mir. Erst die Übersetzung bringt Freude und Erbauung.
Eine Sprache wird an ganz bestimmten Zeichen erkannt, und das unterscheidet sich grundlegend vom heutigen Zungenreden, das sich als höhere Kommunikation ausgibt.
Man kann nicht ernsthaft glauben, dass Engel, die in der Bibel viele menschliche Fremdsprachen beherrschen, unter sich nur ein Lallen praktizieren.
Das widerspricht auch dem gesunden, von Gott geschenkten Denken.
Lallen, unartikulierte Laute, sind keine höhere Kommunikation.
Ich habe mal erlebt, dass jemand im Rollstuhl geheilt werden wollte und dabei in Zungen redete. Es klang wie „Ich kann auch Zunge reden.“
Das ist keine höhere Kommunikation, sondern hat eher mit Dadaismus zu tun.
Eine solche Meinung beinhaltet letztlich, ohne es zu wollen, eine Verachtung der von Gott dem Menschen geschenkten Sprachen.
Man sagt damit, dass wir mit unserer Sprache nicht würdig zu Gott sprechen und ihn anbeten können. Das stimmt nicht.
Wir können mit unserer Sprache alles sagen. Wenn uns Wörter fehlen, schaffen wir neue. Das hat immer funktioniert.
Das Wort „Amen“ ist in den meisten Sprachen aus dem Hebräischen übernommen. Es ist praktisch ein universelles Wort.
Wir sagen am Ende von Gebeten „Amen“, so wie es in der Bibel steht.
Wenn uns ein Wort fehlt, holen wir es aus einer anderen Sprache oder erfinden ein neues.
Das ist nicht das Problem.
In Matthäus 12 sagt Jesus ein wichtiges Prinzip zum Reden allgemein:
Matthäus 12,36: „Ich sage euch aber, dass von jedem unnützen Wort, das Menschen reden, sie Rechenschaft geben werden am Tag des Gerichts. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“
Gott erwartet also, dass wir Rechenschaft über unsere Worte ablegen. Das sagen wir unseren Kindern immer wieder.
Man kann nicht leichtfertig mit der Sprache umgehen. Wir sind verantwortlich für das, was wir sagen.
Kann man glauben, dass der Geist Gottes uns Wörter eingibt, deren Bedeutung wir nicht kennen, dass unser Verstand abgekoppelt ist und wir keine Verantwortung mehr für das tragen, was wir sagen? Das wäre unvernünftig.
Der Geist Gottes ist nach 2. Timotheus 1,7 nicht ein Geist der Furcht, sondern der Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Der Heilige Geist führt uns dazu, unsere Sprache zu kontrollieren, nicht unkontrolliert Lautäußerungen von uns zu geben.
Im Heidentum ist das anders: In Stammesreligionen praktiziert man das Lallen als Zungenreden, Schamanen kommen so in Ekstase und Kontakt mit Geistern.
Das kennen wir auch von Spiritisten und östlichen Religionen.
Was man nicht kennt, ist, dass sie eine Fremdsprache sprechen, die sie verstehen und beherrschen, ohne sie gelernt zu haben.
Das können Zauberer nicht.
Dazu müsste jemand sie befähigen, ohne ihre Persönlichkeit auszuschalten.
Der Okkultismus ist gekennzeichnet durch Medialität: Ein Mensch wird zum Medium, sein kontrollierender Verstand wird geschwächt oder beseitigt, dann kann ein fremder Geist sprechen und wirken.
So wirkt der Teufel: Er muss unsere Persönlichkeit schwächen oder beseitigen, um zu wirken.
Der Heilige Geist stärkt unsere Selbstkontrolle und nimmt sie uns nicht weg.
Darum kann nur Gott Sprachen eingeben, die der Mensch beherrscht, ohne sie gelernt zu haben. Das ist ein Wunder Gottes.
Lallen kann jeder, aber beeindruckend wäre, wenn man tun könnte, was die Menschen in der Bibel konnten, was Adam konnte, was die in Babel konnten.
Die Millionen heutigen Zungenredner können das nicht. Sie können nur das, was Schamanen können.
Das, was die Bibelmenschen konnten, können Schamanen nicht.
Das ist eine entscheidende Sache.
Nun zum nächsten Punkt auf Seite 3: Kein ekstatischer Zustand, kein eingeschränktes Bewusstsein.
Paulus sagt in 2. Timotheus 4,5 zu Timotheus: „Du aber sei nüchtern in allem.“
Das griechische Wort „nepho“ bedeutet frei sein von geistiger und seelischer Trunkenheit, Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrung, Exaltiertheit.
Es ist ein Befehl, kein Vorschlag.
Es gibt Christen, die sagen, wir hätten keine Gebote mehr, nur Freiheit. Das stimmt nicht.
Der Herr hat uns im Neuen Testament viele Gebote gegeben.
Ich habe im ersten Timotheusbrief alle Befehlsformen markiert und etwa dreißig Gebote gefunden, im zweiten Timotheusbrief sechzig, im Titusbrief nochmals dreißig.
Allein mit diesen drei Briefen sind es etwa neunzig christliche Gebote.
Das ist mehr als die 613 Gebote im Judentum.
Eines davon ist: „Du aber sei nüchtern in allem.“
Wenn wir das nicht einhalten, brechen wir ein biblisches Gebot.
Das ist ernst, besonders im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert, wo dieses Gebot oft gebrochen wird.
Nüchternheit ist so wichtig.
Psalm 100,1 sagt aber auch, wir sollen uns freuen und jubeln im Herrn.
Große Freude ist biblisch und richtig, aber keine künstlich produzierte Freude.
Es gibt Techniken, um Menschen in wenigen Minuten in Glücksgefühle zu versetzen, etwa durch rhythmisches Klatschen.
Ich habe das in Togo erlebt: In einer Viertelstunde brachte der Leiter die ganze Gruppe in Ekstase, und sie redeten alle in Zungen.
Die Technik ist klar, aber nicht biblisch.
Große Freude ist immer eine Freude, bei der wir uns selbst beherrschen und bei Sinnen sind.
Das Neue Testament ruft elfmal zur Nüchternheit auf (1. Korinther 15,34; 1. Thessalonicher 5,6.8 usw.).
Manche sagen, wenn etwas nur einmal steht, sei es nicht wichtig. Hier steht es elfmal.
Jesus ruft in den Evangelien und an vielen Stellen im Neuen Testament insgesamt vierzehnmal zum Wachsein auf.
Gott will keine Passivität des Geistes, sondern Aktivität. Wir sollen dem Teufel widerstehen und den guten Kampf des Glaubens kämpfen.
Das Gegenteil finden wir in östlichen Religionen, wo der Verstand passiv gemacht wird.
Yoga-Übungen, Meditation, Mantras, Trommeln, Trance, autogenes Training, Rockmusik mit monotonem Schlag und Drogen wirken in diese Richtung.
Man wird zum Medium, und Gott will keine Medien aus uns machen.
In der Bibel haben biblische Schreiber Gottes Wort aufgeschrieben.
Paulus sagt in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“
Trotzdem merkt man, dass Johannes anders schreibt als Paulus, Hosea anders als Salomo.
Der Heilige Geist formte diese Menschen im ganzen Leben, und als er sie inspirierte, wurden sie nicht zu Medien. Ihre Persönlichkeit blieb hundertprozentig erhalten, und sie schrieben hundertprozentig Gottes Wort auf.
Das ist göttliche Inspiration.
Nicht einmal in der höchsten Form der Inspiration wird der Mensch ausgeschaltet.
Das ist sehr beachtlich.
Ein weiterer Punkt auf unserem Blatt: Manche Charismatiker bringen die in Römer 8,26-27 erwähnten unaussprechlichen Seufzer des Heiligen Geistes mit dem Lallen des Zungenredens in Verbindung.
Ich lese diese Stelle vor:
„Desgleichen nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzen.“
Diese Stelle hat nichts mit Sprachenreden zu tun.
Das Adjektiv „unaussprechlich“ bringt gerade zum Ausdruck, dass es sich um eine stumme und wortlose Kommunikation handelt, etwas, das nicht ausgesprochen wird.
Es geht hier um Kommunikation ohne Sprache, also auch ohne Sprachenrede.
Sprachenrede ist nicht wortlos, sondern Kommunikation mit hörbaren oder nicht hörbaren Wörtern, aber es sind Wörter.
Hier heißt es „allaletos“, also ohne dass gesprochen wird.
Sie sind stumm, nicht hörbar.
So spricht Römer 8 vom Wirken des Heiligen Geistes, der jedem Erlösten hilft, wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen.
Der Heilige Geist vertritt uns.
Das ist nicht davon abhängig, ob wir Sprachenreden haben oder nicht.
Das tut er für alle Kinder Gottes.
Sprachenreden ist eine Gabe, die nie für alle Kinder Gottes vorgesehen war. Darauf kommen wir noch.
Nun noch etwas Wichtiges in Verbindung mit 1. Korinther 14 und der Erbauung durch Sprachenreden.
In Korinth gab es das Problem, dass keine Fremdsprachigen da waren.
Wenn die Fremdsprachen nicht verstanden wurden, gab es keine Erbauung.
Daher ist Auslegung absolut notwendig.
Zum Beispiel 1. Korinther 14,5 enthält das Wort „auslegen“, „übersetzen“, „deuten“, „erklären“.
Nicht das Sprachphänomen an sich, sondern allein die Botschaft war erbauend.
Jetzt schauen wir ein wichtiges Problem an, das in 1. Korinther 14,14 erwähnt wird.
In den meisten Übersetzungen steht:
„Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand ist fruchtleer.“
Man könnte daraus ableiten, dass beim Sprachenreden der Verstand abgekoppelt ist.
Wenn man aber weiterliest, heißt es:
„Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit dem Verstand. Ich will lobsingen mit dem Geist, aber auch mit dem Verstand.“
Sonst, wenn du mit dem Geist preisen wirst, wie soll der, der die Stelle des Unkundigen einnimmt, Amen sagen zu deiner Danksagung, da er nicht weiß, was du sagst?
Denn du sagst Dank wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.
Ich danke Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle, aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstand reden, damit ich andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache.
Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unmündig, am Verstand aber seid erwachsen.
Hier sehen wir eine Gegenüberstellung von Verstand und Geist.
Was ist der Verstand, was der Geist des Menschen?
Nach Psalm 77,7 kann der Geist denken und erkennen.
Der Geist des Menschen hat verstandesmäßige Kräfte.
Römer 8,16 sagt: „Der Geist Gottes bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“
Es ist ein Problem, wenn Geist und Verstand als Gegensatz dargestellt werden.
Man muss fragen: Ist die Übersetzung „Verstand“ für „nous“ gerechtfertigt?
„Nous“ bedeutet hauptsächlich Verstand, hat aber auch andere Bedeutungen, etwa die Bedeutung von Wörtern, die Aussage eines Textes.
Man könnte „nous“ also mit Bedeutung oder Aussage übersetzen.
Ich übersetze mal so:
„Wenn ich die Bedeutung der Stimme nicht weiß, werde ich dem Redenden ein Barbar sein, und der Redende für mich ein Barbar.“
„Auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“
„Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.“
„Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber meine Aussage ist fruchtleer.“
Das Fruchtleer bezieht sich also nicht auf den Redenden, sondern auf die Zuhörer.
„Ich will beten mit dem Geist, aber auch mit der Aussage.“
„Ich will lobsingen mit dem Geist, aber auch mit der Aussage.“
„Sonst, wenn du mit dem Geist preisen wirst, wie soll der, der die Stelle des Unkundigen einnimmt, Amen sagen zu deiner Danksagung, da er nicht weiß, was du sagst?“
„Denn du sagst Dank wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“
„Ich rede mehr in Sprachen als ihr alle, aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit meiner Aussage reden, damit ich andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache.“
Das macht Sinn, hoffe ich.
In Vers 20 heißt es:
„Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unmündig, am Verstand aber werdet erwachsen.“
Hier wird „Verstand“ wirklich verwendet.
Paulus benutzt hier das Wort „phron“, das im Neuen Testament nur hier vorkommt.
Offenbar hat Paulus „phron“ genommen, um klarzumachen, dass er jetzt vom Verstand des menschlichen Geistes spricht.
Er sagt: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand.“
Im Zusammenhang mit Sprachenreden heißt das, dass der Verstand nicht aufgegeben werden soll.
Als Christen sollen wir erwachsen sein am Verstand.
Das Wort „erwachsen“ bedeutet auch „vollkommen“.
Verstand und Glauben sind keine Gegensätze.
Der Verstand ist eine Gabe Gottes, die unter seine Autorität gestellt werden muss.
Wenn der Verstand selbständig wird, wird er, wie Luther sagte, eine Hure.
Der Verstand als Gabe Gottes ist gut, wenn er unter Gottes Autorität steht.
Im ganzen Zusammenhang sagt Paulus: „Seid nicht Kinder am Verstand.“
Wenn jemand in einer Fremdsprache spricht, die anderen aber nichts verstehen, bringt das nichts.
Das ist kindisch und vergeudete Zeit.
Es geht darum, dass andere einen Gewinn haben.
Man muss verständlich sprechen.
Wenn in Fremdsprachen geredet wird, muss es mindestens übersetzt werden.
Das konnte auch der Sprachenredner selbst tun.
In 1. Korinther 14,13 heißt es: „Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es übersetze.“
Er betet also nicht um die Gabe des Übersetzens, sondern um Hilfe beim Übersetzen.
Man braucht Gottes Hilfe für jeden Dienst.
Wenn jemand in einer Sprache betet, betet er immer wieder, damit er es übersetzt.
Noch ein Punkt: 1. Korinther 14,14: „Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist.“
Das ist wichtig.
Es heißt nicht: „So betet der Heilige Geist.“
Manche moderne Übersetzungen fälschen hier und schreiben: „So betet der Heilige Geist in mir.“
Nirgends in der Bibel heißt es, wenn Menschen sagen „mein Geist“, dass damit der Heilige Geist gemeint ist.
Gott sagt in 1. Mose 6, dass sein Geist nicht ewiglich mit dem Menschen rechten wird.
Paulus meint mit „mein Geist“ seinen eigenen Geist, den er von Gott bekommen hat.
Wir sind nach 1. Thessalonicher 5,23 eine Einheit von Geist, Seele und Körper.
Wenn man in Sprachen betet, betet der Geist des Menschen, der bewusst denken, erkennen und verstehen kann.
Gott hat dem Sprachenredner diese Sprache eingegeben, die er so gut beherrschte wie Adam am ersten Tag oder die Menschen in Babel am Tag der Verwirrung.
So betet mein Geist in einer Sprache, die Gott mir eingegeben hat, aber meine Aussage ist fruchtleer, nützt den anderen nichts.
Es geht immer darum, dass andere nicht Amen sagen können, sie sind Barbaren, werden nicht erbaut oder unterwiesen.
Paulus bittet: „Seid keine Kinder am Verstand!“
Das ist die Argumentation in 1. Korinther 14.
Paulus nimmt zwei Gaben heraus: Sprachenreden und Weissagung.
Weissagung ist immer nützlich, Sprachenreden nur unter Umständen.
Paulus sagt: „Ich rede mehr in Sprachen als ihr alle“ (Vers 18).
Er hatte auf seinen Missionsreisen mehr Gelegenheit, diese Gabe zu nutzen als die Korinther, die an einem Ort waren.
Er war oft unter Barbaren, zum Beispiel auf Melite (Apostelgeschichte 28,1) oder in Lystra (Apostelgeschichte 14).
Dort war Sprachenreden nützlich.
Dann erklärt er in 1. Korinther 14,21: Sprachenrede ist ein Zeichen für das ungläubige Israel, aber nur, wenn man die Sprache versteht.
Er zitiert Jesaja: „Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und auch so werden sie nicht auf mich hören.“
Paulus sagt weiter in Vers 22: Sprachen sind ein Zeichen nicht für Glaubende, sondern für Ungläubige.
Weissagung ist dagegen für Gläubige.
Er erklärt, dass, wenn die ganze Gemeinde zusammenkommt und alle in Sprachen reden, und Unkundige oder Ungläubige kommen, diese sagen würden, dass ihr von Sinnen seid.
Wenn aber alle weissagen und ein Ungläubiger kommt, wird er von allen überführt, das Verborgene seines Herzens offenbar und er fällt auf sein Angesicht und betet Gott an.
Das ist ein totaler Gegensatz.
Vorher sagt Paulus, Sprachen seien für Ungläubige, jetzt sagt er, wenn Ungläubige kommen, die nicht fremdsprachig sind, nützt die Gabe nichts, im Gegenteil.
Weissagung kann Ungläubige überführen.
Paulus sagt, unter Umständen kann Sprachenreden für Gläubige nützlich sein, aber es muss übersetzt werden.
Nur höchstens drei dürfen in der Gemeinde in Sprachen reden, weil zu viel Zeit verloren geht.
Bei der Weissagung sagt Paulus, zwei oder drei Propheten sollen reden, die übrigen sollen urteilen.
Er gibt keine feste Obergrenze, sondern will Überforderung der Gemeinde vermeiden.
Wir machen das ja nicht jeden Tag, sondern wie am Studientag.
Nun zum Schluss zum Thema „Aufhören der Sprachen“ auf Seite 5.
1. Korinther 13,8: „Die Liebe vergeht nimmer. Seien es Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden abklingen; seien es Erkenntnis, sie wird weggetan werden; denn wir erkennen stückweise und weissagen stückweise.“
„Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“
„Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.“
„Denn wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“
„Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe; diese drei, die größte aber ist die Liebe.“
Die Liebe Gottes bleibt für immer.
Die Gaben, die Gott jetzt der Gemeinde auf Erden gegeben hat, haben keine Ewigkeitsbedeutung.
Übrigens: Wenn es Engelssprachen wären, könnten wir sie im Himmel brauchen.
Die Bedeutung der Gaben ist für die Erde.
Sie werden weggetan, Weissagung wird weggetan, Erkenntnis wird weggetan, Sprachen werden abklingen.
In der Fußnote 9 habe ich erklärt, dass „weggetan werden“ (griechisch kathargeo) wörtlich „herabmachen“, „vernichten“, „zerstören“ bedeutet.
In Hebräer 2,14 bedeutet es, dass Jesus den Teufel zunichte gemacht hat – ein starkes Wort.
Bei der Entrückung wird der Herr all die Gaben, die bis dahin bleiben, wegtun.
Im Himmel geht das anders.
In Verbindung mit den Sprachen heißt es, sie werden abklingen.
In Fußnote 10 habe ich erklärt, dass „abklingen“ (griechisch pauo) ein allmähliches Aufhören bedeutet, wie beim Tumult in Ephesus (Apostelgeschichte 20,1).
Ein Volkstumult hört nicht von einem Schlag auf den anderen auf, sondern klingt ab.
Dieses Wort wird hier für die Sprachen verwendet: Sie werden abklingen.
Viele bibeltreue Ausleger sagen, Vers 10, wenn das Vollkommene gekommen ist, ist nicht die Entrückung gemeint, sondern der Abschluss der biblischen Bücher, dem letzten Buch des Neuen Testaments.
Dann ist Gottes Offenbarung vollständig.
Vorher war sie nur stückweise.
Das stimmt.
Gott hat seine Erkenntnis in seinem Wort vollständig gegeben.
Paulus sagt das aber nicht für „wir“, sondern für den einzelnen Menschen.
Er sagt: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Es geht um subjektive Erkenntnis.
Jetzt ist sie wie durch ein Fenster, das halbdurchsichtig ist.
Die Fenster der Alten waren aus halbdurchsichtigen Gläsern.
Das versteht man gut.
Nicht alles ist klar jetzt, aber in der Herrlichkeit werden wir alles verstehen.
Auch unser Leben und offene Fragen werden klar.
Dann werden wir Gott anbeten.
Es geht also um die individuelle Vollkommenheit.
Wenn das Vollkommene kommt, werden die stückweisen Gaben weggetan.
Bei den Sprachen heißt das: Sie werden abklingen.
Wann genau, wird nicht gesagt.
Ich lese noch ein Zitat von Augustinus, einem Kirchenlehrer um 400 n. Chr., aus seinem Johannesbriefkommentar 6,10:
„Er zeigte auf, das Zeichen der Sprachenrede habe sich ereignet, doch danach sei es verschwunden.“
Zitat: „Denn es war nötig, dass der Heilige Geist so mit allen Sprachen zeichenhaft bezeugt würde, weil Gottes Evangelium mit allen Sprachen dem ganzen Erdkreis zugeführt werden sollte. Jenes wurde zeichenhaft bezeugt, und danach verging es.“
Um 400 sagt er also nicht, dass Christen aller Welt in Zungen sprechen.
Er sagt, die Sprachen waren ein Phänomen, das aufgetreten und danach verschwunden ist.
Weitere Zitate:
Augustinus schrieb um 392 n. Chr. im Blick auf Zeichen und Wunder: „Warum geschehen heute solche Dinge nicht? Sie würden niemanden bewegen, wenn sie nicht wunderbar wären. Gott ist in Weisheit mit uns umgegangen, indem er sie ein für allemal gab, um die Welt zu überzeugen, damit sie sich in der Folge auf die Menge verlasse, die so überführt wurde.“
Chrysostomus, der große Prediger des 4. Jahrhunderts, sagte zu den Wundern der ersten Christenzeit: „Behaupte nicht, Wunder geschahen damals nicht, weil sie heute nicht geschehen. In jenen Tagen waren sie nützlich, heute aber nicht. Von Wunderkräften ist keine Spur geblieben.“
Isidor von Pelusium spekulierte im 4. Jahrhundert: „Vielleicht würden heute auch Wunder geschehen, wenn das Leben der Lehrer dem der Apostel entspräche.“
Im 7. Jahrhundert, als Aberglaube und Jagd nach Übernatürlichem in der römischen Kirche groß waren, schrieb Isidor von Sevilla: „Der Grund, warum die Kirche heute nicht Wunder wirkt wie zur Zeit der Apostel, ist, dass die Wunder damals notwendig waren, um die Welt vom Christentum zu überzeugen. Jetzt ist es an euch, durch gute Werke zu leuchten, nachdem ihr überzeugt seid.“
Das ist ein Problem unserer Zeit: Christen leben oft nicht überzeugend, sodass die Welt keinen Unterschied sieht.
Man kann das in Tageszeitungen nachlesen, wie die Menschen urteilen.
Man kann von Isidor lernen: Durch gute Werke leuchten.
Wer heute als Gläubiger nach Wundern strebt, sucht eitlen Ruhm und menschlichen Beifall.
Was können wir abschließend sagen?
Das, was heute geschieht, passt genau zu Jesu Beschreibung der Endzeit in Matthäus 24.
Paulus sagt in 2. Timotheus 3 über die Endzeit (Seite 5, oben, Titel: Schutz in den letzten Tagen):
„Es werden Verführer kommen.“
Er sagt weiter:
„Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.“
„Denn du kennst von Kind auf die Heiligen Schriften, die dich weise machen zur Seligkeit.“
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“
Paulus sagt zu Timotheus: „Du aber halte dich an die Heilige Schrift!“
Dort finden wir alle Hilfsmittel, um bewahrt zu bleiben.
Wie sollen wir im Einzelnen helfen?
Das wird in diesem Endzeitbrief ebenfalls beschrieben.
Ich lese abschließend aus 2. Timotheus 2,24:
„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle mild sein, lehrfähig, duldsam, deren Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit, und sie wieder nüchtern werden.“
Wir sollen liebevoll und sanftmütig miteinander umgehen.
Wenn wir etwas klar sehen, ist es Gnade Gottes.
Gott ist geduldig mit jedem Gläubigen.
So sollen auch wir geduldig sein, nicht streiten, mild sein, lehrfähig, die Dinge erklären können, nicht einfach behaupten.
Gläubige, die Gottes Autorität in der Heiligen Schrift anerkennen, können so gewonnen werden.
Dort steht: „Du aber sei nüchtern in allem“ und so weiter.
So kann man gewinnen: lehrfähig, duldsam, in Sanftmut zurechtweisen.
Das sind praktische Anweisungen im Umgang unter Christen.
Zum Schluss wollen wir noch beten.
1. Korinther 13,1 – Die Sprachen der Engel
Nun kommen wir auf Seite zwei unter den sprachlichen Hinweisen zu Punkt sechs. In 1. Korinther 13,1 wird über die Sprachen der Engel gesprochen. Oft wird gesagt, dieses Lallen heute – ja gut, das können die Bösen ja nicht verstehen auf der Straße. Als ich in Kanada war und plötzlich hinter mir Leute hörte, die in Zungen redeten, verstand ich also nichts, nicht einmal Schweizerdeutsch. Das wäre die Gelegenheit gewesen, für Kanadier mal Schweizerdeutsch zu sprechen. Nichts davon.
So wird gesagt: Ja, das sind eben Engelzungen, das ist diese höhere Kommunikation, Engelsprachen. 1. Korinther 13,1 lautet: „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Und wenn ich Prophezeiung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile, und wenn ich meinen Leib hingebe, auf dass ich verbrannt werde, aber nicht Liebe habe, so ist es mir nichts nütze.“
Nun, es ist wichtig: Der Zusammenhang ist nicht, dass Paulus sagt, „Ich tue das, und nun ist das so und so“, sondern er sagt: „Wenn ich das tue.“ Ob er das tatsächlich tut, steht jetzt nicht zur Debatte. Aber er sagt: „Wenn ich das tue, aber nicht Liebe habe, dann ist das eben auf jeden Fall nichts.“ Paulus wurde nie verbrannt, aber er sagt, wenn ich das tun würde, mich hingeben ins Martyrium, ich würde von den Römern verbrannt werden, aber ich habe keine Liebe zum Herrn, dann ist das eben nichts nütze.
Also sagt er hier nicht, dass er in den Sprachen der Engel redet, sondern lässt das offen. Jedenfalls haben wir hier diesen interessanten Ausdruck „Sprache der Engel“. Nun möchten wir gerne etwas über die Natur der Sprachen erfahren, wie Engel reden. Ja, wir erfahren doch einiges in der Bibel.
Wir sehen zum Beispiel in Jesaja 6 eine Vision: Jesaja sieht Engel um den Thron Gottes her, wie sie Gott anbeten, und sie sagen „Kadosh, Kadosh, Kadosh, Adonai Zebaoth“ – „Heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen.“ Die Engel sprechen zu Gott, aber der Prophet versteht, was sie sagen.
Nun die Frage: Sprechen Engel tatsächlich eine andere Sprache als Menschen? Das ist schwer zu beantworten. Der Satz kann auch bedeuten: „Wenn ich mit den Sprachen spreche, mit denen Menschen und Engel reden, aber nicht Liebe habe...“ Wir sehen in der Bibel immer wieder, wie Engel sprechen. Da kommt Gabriel zu Daniel (Daniel 9) und spricht perfektes Hebräisch mit ihm. Ein Engel kommt zum römischen Hauptmann Cornelius (Apostelgeschichte 10). Cornelius versteht ihn; er wird Latein oder Griechisch mit ihm gesprochen haben.
Also sehen wir in der Bibel, wie Engel mit Menschen in deren Sprachen kommunizieren. Und wir sehen sogar Stellen, wo Engel einfach an Gott gerichtet sprechen und die menschlichen Zuhörer verstehen, was sie sagen. So auch in Offenbarung 5, wo Johannes Millionen – aber wirklich Millionen – von Engeln sieht, wie sie Gott anbeten, und er kann uns erzählen, was sie beten.
Das hängt natürlich auch ein bisschen mit der Frage zusammen, was eigentlich die Sprache Adams war. Nirgends wird das in der Bibel ausdrücklich gesagt, aber wir können etwas folgern. Zum Beispiel sind alle Namen der vorsintflutlichen Patriarchen vom Hebräischen her zu erklären: Adam, Sheth, Enoch und so weiter bis Metuschelach, Noach. Noach verstehen wir als „Trostruhe“ auf Hebräisch, Adam heißt „Erdling“, Sheth „Ersatz“.
Man könnte sagen, Mose hat diese Urnamen vielleicht aus der Ursprache ins Hebräische übersetzt. Aber wenn ich weiterlese in 1. Mose, Kapitel 14, da kommt der Kampf der Könige: Tidal und Kedolaumer. Tidal ist ein hittitischer Name, Kedolaumer ist elamitisch. Mose übersetzt diese Namen nicht, sondern lässt sie so im Bibeltext stehen.
Später in Ägypten gibt es Potiphar und Asnat, die Frau von Joseph, das sind altägyptische Namen, die Mose ebenfalls nicht übersetzt. Und auch später in den Bibelbüchern, wenn die assyrischen Könige auftauchen wie Sanherib, Sanballat und Salmanasser, werden die Namen nicht übersetzt. Sie sind assyrisch. Später die Perser Atta, Sasta und Ahasveros – das sind persische Namen, die ebenfalls nicht übersetzt werden.
Das ist ein starkes Argument, dass die Namen original sind und dass die Patriarchen vor der Flut offensichtlich ab Adam eine urhebräische Sprache gesprochen haben. Der Name Babel lässt sich nämlich vom Hebräischen her erklären als „Verwirrung“ und nicht vom Sumerischen oder Babylonischen. Bereits für die Sumerer war der Name Babel ein Fremdwort, denn in altsumerischen Texten ist Babel kein sumerisches Wort, sondern für sie bereits ein nicht mehr verständliches Wort.
Darum kann man sehr gut argumentieren, dass Hebräisch die Ursprache war. Gott hat so mit Adam gesprochen, und es kann darum auch gut sein, dass die Engel diese Sprache sprechen. Wenn sie mit den Menschen sprechen, müssen sie auch die anderen Sprachen sprechen.
Also: „Wenn ich in den Sprachen der Engel und der Menschen rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts.“ Von daher kann man sicher nicht ableiten, dass Lallen eine höhere Engelskommunikation wäre. So geht das natürlich nicht.
Denn es kommt ja dazu, dass dieses Lallen heute so auffällig ein Lallen ist – mit fehlender Prosodie. Erkläre dieses Wort auf Seite zwei in Fußnote zwei. Die Prosodie beinhaltet den rhythmischen und metrischen Aspekt der Sprache im Zusammenhang mit Ton, Intonation, Akzent und Länge.
In der Prosodik, einem Teilgebiet der Phonologie, beschäftigt man sich mit diesem Gebiet. Die gesprochene Sprache zeichnet sich klanglich unter anderem durch Rhythmus, Betonung sowie durch Heben und Senken der Stimme aus. Dadurch werden sinngebende Einheiten strukturiert.
In der Schrift wird so etwas zum Teil durch Satzzeichen, Kommas, Punkte, Ausrufezeichen, Fragezeichen sowie durch Absätze ausgedrückt.
Bei dem heutzutage von Tausenden oder Millionen praktizierten Zungenreden fällt das Fehlen prosodischer Elemente auf. „Hatschellaballallallall“ und so klingt das, ja, wie ein Bandwurm.
Aber schauen Sie: Selbst wenn Sie eine Sprache hören, die Sie nicht kennen, merken Sie, es ist eine Sprache. Und die hat Intonation, Akzent und Strukturierung.
Zum Beispiel Psalm 1: „Aschreha isch Asher lo halach bat Zadraschaim, uve derechataim lo amad, uve moschaw lezim lo yashav, ki im betorato du neichew zu, wei hege betorato yomam veleila, we haja schatul al palge mayim.“ Das heißt: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen und so weiter, der seine Freude hat am Gesetz, an der Tora des Herrn.“
Aber so klingt das Zungenreden normalerweise nicht. Jede Sprache ist so aufgebaut, weil sie eine innere Logik hat. So sind auch die Bibelsprachen aufgebaut.
Ich meine, wenn man schon perfekte Gebetssprache anstrebt, dann könnte man ja die Psalmen umschreiben. Ich habe in dem angekündigten Buch über Sprachenreden Psalm 1 umgeschrieben. Jeder könnte Psalm 1 auf Hebräisch beten, und zwar mit einem modernen hebräischen Akzent, eben wie ich das jetzt gezeigt habe.
Ja, und was nützt das? Das ist mal interessant zu hören, wie Hebräisch klingt und wie der Rhythmus geht und so weiter. Aber erbaut worden ist dadurch niemand, nur ich.
Als die Übersetzung kam, da hat man sofort reagiert mit Freude, nicht? „Psalm 1, glückselig der Mann“ – ja, und so ist das eben. Eine Sprache wird an ganz bestimmten Zeichen erkannt.
Und das ist gerade so anders als bei diesem Lallen, das dann sogar noch eine höhere Kommunikation sein will als das, was wir kennen mit den von Gott geschenkten menschlichen Sprachen.
Also soll man wirklich glauben, dass Engel, die in der Bibel verschiedenste menschliche Fremdsprachen beherrschen – das heißt, wunderbare, komplex aufgebaute Codesysteme – unter sich keine höhere Kommunikation besitzen als nur gerade ein Lallen, wie es Millionen von Zungenrednern heute praktizieren?
Ganz abgesehen davon widerspricht es dem gesunden und von Gott geschenkten Denken. Lallen, unartikulierte Laute – ich habe mal jemanden gehört, der wollte jemanden im Rollstuhl heilen, und da hat er in Zungen geredet. Sie sehen, ich kann auch Zunge reden. So hat es geklungen.
Das ist doch keine höhere Kommunikation in einem Tempo. Das hat nun mehr mit Dadaismus zu tun als mit Sprache. Also das ist noch nicht eben Engelsprache.
Eine solche Meinung mit den höheren Sprachen beinhaltet letztlich – ohne dass man das beabsichtigt, das muss man immer betonen – eine Verachtung der von Gott dem Menschen geschenkten Sprachen.
Man sagt: So wie ich spreche, kann ich mit Gott nicht würdig reden und ihn anbeten. Das stimmt einfach nicht. Wir können mit unserer Sprache alles sagen, und wenn uns die Wörter fehlen, dann machen wir neue Wörter. Das geht ja, das hat ja immer funktioniert.
Und gut, das Wort Amen – das hat man in den meisten Sprachen aus dem Hebräischen übernommen. Wenn man ein Wort wissen will, das praktisch in allen Sprachen gebraucht wird, dann ist es das Wort Amen, so sage ich. Das hat man aus der Bibel übernommen.
Ja, wir sollten den Indianern sagen, sie sollen am Schluss des Gebetes Amen sagen, das kann sein. „Sagt doch Amen“, so wie wir das auch immer gemacht haben. Und wo habt ihr das her? „Ja, haben wir auch aus der Bibel.“ Ja, das ist die Bibelsprache: Amen.
Wenn uns ein Wort fehlt, dann holen wir es aus einer anderen Sprache oder machen gleich ein neues Wort. Aber das ist nicht das Problem.
Matthäus 12,36 – Verantwortung für unsere Worte
Und nun noch eine wichtige Sache: In Matthäus 12 nennt Herr Jesus ein ganz wichtiges Prinzip in Verbindung mit dem Reden allgemein.
In Matthäus 12, Vers 36 sagt er: „Ich sage euch aber, dass von jedem unnützen Wort, das irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am Tag des Gerichts.“
Denn „aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“
Also erwartet Gott prinzipiell, dass wir Rechenschaft über unsere Worte ablegen. Das sagen wir unseren Kindern immer wieder. Das ist wirklich aktuell. Man kann also nicht einfach leichtfertig mit der Sprache umgehen. Wir sind verantwortlich für das, wie wir sprechen.
Nun kann man nicht glauben, dass der Geist Gottes uns erlöste Worte eingibt, von denen wir keine Ahnung haben, was sie bedeuten. Dass unser Verstand dabei abgekoppelt ist, sodass letztlich unsere Verantwortung für das, was über unsere Lippen kommt, gar nicht mehr gegeben ist.
Denn damit geben wir uns in einen Bereich, in dem wir die Kontrolle loslassen. Aber der Geist Gottes ist nach 2. Timotheus 1, Vers 7 kein Geist der Furcht, sondern ein Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit beziehungsweise der Selbstbeherrschung.
Der Heilige Geist führt uns gerade dazu, dass wir lernen, uns zu kontrollieren – auch in unserer Sprache. Er sorgt nicht dafür, dass wir unkontrolliert Lautäußerungen von uns geben.
Das kennen wir aus dem Heidentum und den Stammesreligionen: Dort praktiziert man das Lallen, das Zungenreden als Lallen. Der Schamane, der Zauberer lallt und kommt dann in Ekstase und in Kontakt mit den Geistern. Oder umgekehrt: Wenn er schon in Ekstase ist, beginnt er so zu lallen. Das ist bekannt.
Man kennt das auch von den Spiritisten und aus östlichen Religionen. Aber was man nicht kennt, ist, dass jemand eine Fremdsprache spricht, die er versteht und beherrscht, ohne sie gelernt zu haben. Das können die Zauberer nicht!
Denn dann müsste ja jemand sie befähigen, ihnen etwas einzugeben, ohne dass sie ihre Persönlichkeit dabei aufgeben. Okkultismus ist gerade durch Medialität gekennzeichnet. Das heißt, ein Mensch wird zum Mittel, zum Medium, in dem sein kontrollierender Verstand geschwächt oder sogar beseitigt wird. Dann kann ein fremder Geist sprechen und wirken.
So wirkt der Teufel: Er muss unsere Persönlichkeit schwächen oder sogar beseitigen, um zu wirken. Der Heilige Geist hingegen stärkt unsere Selbstkontrolle. Er nimmt uns nie unsere Kontrolle weg, sondern hilft uns, uns selbst zu kontrollieren.
Darum kann nur Gott offensichtlich Sprachen eingeben, die der Mensch beherrscht, ohne sie gelernt zu haben. Das ist ein Wunder Gottes. Lallen kann ich auch. Beeindruckend wäre es aber, wenn man das tun könnte, was die in der Bibel konnten – was Adam konnte, was die Menschen in Babel konnten.
Doch wer kann das schon? Millionen müssen sagen: Das können wir nicht. Ihr könnt also nur das, was die Schamanen auch können. Und das, was die in der Bibel konnten, das können die Schamanen aber nicht.
Das ist natürlich eine ganz entscheidend wichtige Sache. Und da kommen wir zum nächsten Punkt, auf Seite drei: Kein ekstatischer Zustand, kein eingeschränktes Bewusstsein.
Kein ekstatischer Zustand, kein eingeschränktes Bewusstsein
Der Apostel Paulus sagt in 2. Timotheus 4,5 zu Timotheus: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das griechische Wort „nefo“, was „nüchtern sein“ bedeutet, beschreibt laut dem griechischen Standardwörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer das Frei-Sein von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrnis und Exaltiertheit.
Dies ist kein Vorschlag, sondern ein Befehl. Es heißt nicht: „Es ist gut, wenn du nüchtern bist“, sondern: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Es ist ein göttliches Gebot.
Es gibt Christen, die sagen, im Alten Testament habe man Gebote gehabt, aber heute habe man keine Gebote mehr, sondern Freiheit. Das stimmt jedoch nicht. Der Herr hat uns auch im Neuen Testament Gebote gegeben, die an Christen gerichtet sind – und das sind ziemlich viele.
Zum Beispiel habe ich im ersten Timotheusbrief alle Befehlsformen in meiner Bibel angestrichen. Dabei habe ich etwa dreißig Befehle gefunden, also dreißig Gebote für Christen. Im zweiten Timotheusbrief habe ich das ebenfalls gemacht, dort gab es schon sechzig Befehle. Dann habe ich noch den Titusbrief hinzugezogen, ein kurzer Brief, in dem nochmals dreißig Befehle stehen. Allein mit diesen drei kleinen Briefen kommt man auf neunzig christliche Gebote des Neuen Testaments.
Wenn jemand nicht mehr weiß, was er tun soll, dann haben wir damit schon mehr als 613 Gebote – so viele, wie sie im Judentum systematisiert für die Tora sind. Ja, man könnte auch eine Systematisierung der neutestamentlichen Gebote machen.
Eines dieser Gebote ist: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das bedeutet, wenn wir das nicht einhalten, also nicht frei sind von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrnis und Exaltiertheit, dann brechen wir ein Gebot der Bibel.
Das ist ernst, besonders wenn man bedenkt, dass dieses Gebot heute im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert ganz besonders häufig gebrochen wird.
So sehen wir, dass Nüchternheit sehr wichtig ist. Allerdings sollten wir auch beachten, dass Psalm 100,1 sagt, dass wir uns freuen und im Herrn jubeln sollen. Große Freude ist absolut biblisch und richtig – aber keine künstlich produzierte Freude.
Es gibt einige einfache Techniken, mit denen man Menschen innerhalb von Minuten bis zu einer Viertelstunde in Glücksgefühle versetzen kann. Ich habe das in Togo erlebt. Die Afrikaner können rhythmisch ganz anders klatschen als wir. Wenn sie klatschen, ist das, als ob wir unsere ganze Elektronik einsetzen würden. Innerhalb von einer Viertelstunde brachte der Leiter die ganze Masse in Ekstase, und alle redeten in Zungen. Unglaublich!
Die Technik ist klar erkennbar, wie man das erreichen kann. Aber sie ist nicht biblisch.
Große Freude ist immer eine Freude, bei der wir uns selbst beherrschen und ganz klar bei Sinnen sind.
Das Neue Testament ruft elfmal zur Nüchternheit auf. Ich habe alle Stellen auf einem Blatt aufgeführt, zum Beispiel 1. Korinther 15,34, 1. Thessalonicher 5,6.8 und weitere. Manche sagen, wenn etwas nur einmal in der Bibel steht, sei es nicht so wichtig. Aber hier steht es elfmal.
Jesus ruft im Evangelium und an vielen anderen Stellen im Neuen Testament dazu auf. Insgesamt findet man vierzehnmal im Neuen Testament den Aufruf „Wachet!“ Gott will keine Passivität des Geistes, sondern Aktivität. Wir sollen dem Teufel widerstehen und den guten Kampf des Glaubens kämpfen.
Das Gegenteil davon findet man in östlichen Religionen. Dort strebt man an, den Verstand langsam passiv zu machen. Mit Yogaübungen wird das über Jahre hinweg erreicht. Diese Übungen sind keine Gymnastik, sondern sehr langsam ausgeführt. Sie sind so strukturiert, dass dadurch eine Passivität des Geistes entsteht. Schließlich bekommt man Visionen.
Man kann das auch mit Meditation und Mantras erreichen, indem man Wörter ständig wiederholt. Immer das gleiche Wort – wiederholen, wiederholen, wiederholen. Das wirkt ähnlich wie das Tamtam, das im Busch stundenlang geschlagen wird, damit der Schamane in Ekstase gerät.
Auch das entthront die Persönlichkeit und das bewusste Denken. Traumreisen, Trance, autogenes Training, Rockmusik mit dem dauernden, hämmernden Schlag oder Drogen wirken alle in dieselbe Richtung.
Man wusste das schon von alters her und hat es bewusst benutzt, damit fremde Geister Macht übernehmen können. Dann wird man zum Medium. Aber Gott will keine Medien aus uns machen.
In der Bibel sehen wir, dass die biblischen Schreiber Gottes Wort aufgeschrieben haben. Paulus sagt in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“, also von Gott inspiriert.
Trotzdem merkt man, dass Johannes anders schreibt als Paulus, mit kürzeren Sätzen und einem anderen Vokabular. Hosea hat einen ganz unruhigen Stil, wieder ganz anders als König Salomo, wenn er seine Weisheit in den Sprüchen verkündet.
Der Heilige Geist hat diese Menschen im ganzen Leben geformt. Als er sie inspiriert hat, wurden sie nicht zu Medien. Ihre Persönlichkeit blieb hundertprozentig erhalten, und trotzdem schrieben sie hundertprozentig Gottes Wort auf. Das ist göttliche Inspiration.
Nicht einmal in der höchsten Form der Inspiration wird der Mensch ausgeschaltet. Und das ist doch sehr beachtlich.
Römer 8,26-27 – Die unaussprechlichen Seufzer des Heiligen Geistes
Ein weiterer Punkt auf unserem Blatt betrifft die Auslegung einer Stelle aus Römer 8,26-27. Manche Charismatiker bringen die in diesen Versen erwähnten unaussprechlichen Seufzer des Heiligen Geistes mit dem Lallen des Zungenredens in Verbindung.
Ich lese die Stelle: "Desgleichen aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie sich's gebührt. Aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzen."
Diese Stelle hat nichts mit Sprachenreden zu tun. Das Adjektiv "unaussprechlich" bringt gerade zum Ausdruck, dass es sich hier um eine stumme und wortlose Kommunikation handelt. Es ist etwas, das nicht ausgesprochen wird, also kein Lallen oder Lauten.
Das heißt, es geht hier um Kommunikation ohne Sprache, also auch ohne Sprachenrede. Sprachenrede ist gerade nicht wortlos, sondern Kommunikation mit hörbaren Wörtern oder auch nicht hörbaren Wörtern – ja, die gibt es auch. Aber es sind Wörter. Hier heißt es "allaletos", also ohne dass gesprochen wird. Die Seufzer sind stumm und gar nicht hörbar.
So spricht Römer 8 vom Wirken des Heiligen Geistes, das jedem Erlösten zukommt. Wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen, vertritt der Heilige Geist uns. Das ist nicht davon abhängig, ob wir Sprachenreden haben oder nicht. Das tut er für alle Kinder Gottes.
Das Sprachenreden aber, wie wir gleich noch sehen werden, ist eine Gabe, die nie für alle Kinder Gottes vorgesehen war. Darauf kommen wir noch zurück.
1. Korinther 14 – Erbauung durch Sprachenreden und die Notwendigkeit der Auslegung
Nun aber noch etwas ganz Wichtiges in Verbindung mit 1. Korinther 14: die Erbauung durch Sprachenreden.
Es gab also das Problem in Korinth, wenn keine Fremdsprachigen da waren. Wenn die Fremdsprachen nicht verstanden wurden, gab es keine Erbauung. Daher wird in diesem Fall Auslegung absolut notwendig, zum Beispiel in 1. Korinther 14,5. Dort haben wir das Wort „auslegen“ – die Ermenäuer – das bedeutet übersetzen, auslegen, deuten, erklären.
Ich habe schon darauf hingewiesen, dass nicht das Sprachphänomen an sich, sondern allein die dadurch übertragene Botschaft erbauend war. Aber nun haben wir noch ein ganz wichtiges Problem, das wir anschauen müssen, und zwar dort, wo in 1. Korinther 14 über den Verstand gesprochen wird.
Ich lese mal 1. Korinther 14,14: In den meisten Übersetzungen steht es etwa so: „Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand ist fruchtleer.“
Man kann natürlich aus dieser Stelle ableiten: Ja, seht ihr, beim Sprachenreden ist der Verstand abgekoppelt, oder? Aber wenn wir noch weiterlesen, dann heißt es: „Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit dem Verstand. Ich will lobsingen mit dem Geist, aber ich will auch lobsingen mit dem Verstand. Sonst, wenn du mit dem Geist preisen wirst, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er nicht weiß, was du sagst? Denn du sagst Dank wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut. Ich danke Gott, ich rede mehr in einer Sprache als ihr alle, aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, auf dass ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache. Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unmündig, am Verstand aber seid Erwachsene.“
Hier haben wir eine ganz interessante Gegenüberstellung zwischen Verstand und Geist. „Ich will beten mit dem Geist, ich will auch beten mit dem Verstand.“ Nun stellt sich die Frage: Was ist der Verstand, was ist der Geist des Menschen?
Der Geist des Menschen hat nach Psalm 77, Vers 7 die Eigenschaft, dass er denken und erkennen kann. Der Geist des Menschen hat gerade die verstandesmäßigen Kräfte. In Römer 8, Vers 16 wird gesagt: „Der Geist Gottes bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“
Es ist aber ein Problem, wenn hier Geist und Verstand einen Gegensatz darstellen. Da muss man sich fragen, ist die Übersetzung „Verstand“ hier gerechtfertigt? Was bedeutet dieses Wort „Nous“?
Die Hauptbedeutung von „Nous“ ist zwar Verstand, aber das Wort hat noch viele andere Bedeutungen. Zum Beispiel hat es auch den Sinn von Bedeutung von Wörtern. Also der „Nous“ eines Textes ist seine Aussage, der Sinn dessen, was der Text sagt. Das ist auch „Nous“.
Und da müsste man natürlich „Nous“ nicht mit Verstand übersetzen, sondern eben mit Bedeutung, mit Aussage.
Jetzt übersetze ich mal so, dann schauen wir mal, was da rauskommt. Ich lese ab Vers 11 in meinem Text auf Seite sechs: „Wenn ich nun die Bedeutung der Stimme nicht weiß, so werde ich dem Redenden ein Barbar sein und der Redende für mich ein Barbar. Also auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde. Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze. Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Redesinn oder meine Aussage ist fruchtleer.“
Also das Fruchtleer bezieht sich nicht auf den Redenden, darum habe ich in Klammer ergänzt: „ist fruchtleer für die Zuhörer.“
Was ist es nun? „Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit dem Redesinn. Ich will lobsingen mit dem Geist, aber ich will auch lobsingen mit dem Redesinn. Sonst, wenn du mit dem Geist preisen wirst, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu einer Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst? Denn du sagst Dank wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut. Ich danke meinem Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle, aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Wörter reden mit meinem Redesinn oder mit meiner Aussage, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Wörter in einer Sprache.“
Da macht es Sinn, oder? Hoffe ich.
Nun kommt aber Vers 20: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unmündig, am Verstand aber werdet Erwachsene.“
Ja, aber jetzt kommt doch wirklich der Verstand hier, oder? Nun ist es plötzlich nicht mehr „Nous“. Hier benutzt Paulus „Phren“, ein Wort, das im Neuen Testament nur hier vorkommt, nirgends sonst.
Offensichtlich hat Paulus hier das Wort „Phren“ genommen, um klarzumachen, dass er „Nous“ schon im Sinne von Aussage, Rede, Sinn benutzt hat, und jetzt wirklich vom Verstand des menschlichen Geistes sprechen möchte. Dafür braucht er ein neues Wort, das eindeutig ist.
Also er sagt: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand.“ Gerade in Verbindung mit dem Kapitel über Sprachenreden sagt er also: Hängt den Verstand nicht an den Nagel. Als Christen sollen wir Erwachsene sein am Verstand.
Und das Wort „erwachsen“ ist umso stärker, als es gleichzeitig im Griechischen „telos“ bedeutet, also vollkommene.
Hier wird deutlich, Verstand und Glauben sind keine Gegensätze. Der Verstand ist eine Gabe Gottes, und wir müssen den Verstand unter die Autorität Gottes stellen. Wenn der Verstand selbständig wird, dann wird er, wie Luther gesagt hat, eine Hure.
Der Verstand als Gabe Gottes ist eine gute Sache, wenn er unter der Autorität Gottes steht. Gerade im ganzen Zusammenhang sagt Paulus: „Seid nicht Kinder am Verstand.“ Der Verstand ist ganz wichtig.
Überlegt euch mal: Wenn jemand in einer Fremdsprache spricht, die anderen verstehen nichts. Das bringt doch nichts. Ihr seid doch echt kindisch, wenn ihr denkt, das bringt was. Das ist Vergeudung.
Überlegt euch doch mal, es geht darum, dass die anderen einen Gewinn haben. Dann müsst ihr in einer verständlichen Sprache sprechen. Und wenn ihr schon in Fremdsprachen redet, dann müsst ihr es mindestens übersetzen.
Und das konnte auch der Sprachenredner selbst tun. Er war nicht unbedingt auf einen anderen angewiesen, der die Auslegung hatte. So lesen wir ja in 1. Korinther 14, ich habe bereits Vers 13 gelesen: „Darum, wer in einer Sprache redet, bete.“ Es ist ein Durativ im Griechischen, darum habe ich in Klammer übersetzt: „bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.“
Der konnte also selbst übersetzen, und es geht hier nicht darum, dass er jetzt bittet: Herr, gib mir die Gabe des Übersetzens, sondern er betet jedes Mal: Hilf mir, wenn ich übersetze.
Ich könnte mir nicht vorstellen, eine Predigt zu halten, ohne dass ich vorher den Herrn um Hilfe bete. Man könnte sagen: Wieso beten? Ich weiß doch die Bibelstellen auswendig, die ich da brauche.
Nein, natürlich nicht. Wir haben die Sache nicht in der Hand. Wir brauchen Gottes Hilfe für jeden Dienst.
So heißt es hier: Wenn jemand in der Sprache betet, so betet er immer wieder, betet, so betet er immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.
Also das ist auch wichtig.
Noch ein Punkt: 1. Korinther 14,14: „Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist.“
Das ist nun ganz wichtig. Es heißt hier nicht: „So betet der Heilige Geist.“
Es gibt moderne Übersetzungen, die hier schreiben: „So betet der Heilige Geist in mir.“ Das ist natürlich eine schwerwiegende Fälschung.
Nirgends in der Bibel, wenn Menschen sagen „Mein Geist“, ist damit der Heilige Geist gemeint. Gott kann sagen: „Mein Geist soll nicht ewiglich rechten mit dem Menschen, da er Fleisch ist und seine Tage seien hundertzwanzig Jahre“ (1. Mose 6). Da spricht Gott aber von seinem Geist, dem Geist Gottes.
Aber wenn Paulus sagt: „So betet mein Geist“, dann meint er seinen Geist, den er von Gott bekommen hat.
Wir sind nach 1. Thessalonicher 5,23 eine Einheit von Geist, Seele und Körper. Wenn man in Sprachen betet, dann betet der Geist des Menschen, das heißt gerade der Aspekt des Menschen, der bewusst denken, erkennen und verstehen kann.
Gott hat dem Sprachenredner diese Sprache eingegeben. Er konnte sie so gut wie Adam am ersten Tag seines Lebens, so gut wie die Leute in Babel am Tag der Verwirrung.
Ja, also so betet mein Geist in einer Sprache, die Gott mir eingegeben hat, aber mein Redesinn ist fruchtleer, nützt den anderen nichts.
Es geht dauernd darum: Der andere kann nicht Amen sagen, der andere ist ein Barbar, der andere wird nicht erbaut, der andere wird nicht unterwiesen.
Dann sagt Paulus: Bitte, seid doch keine Kinder am Verstand, „Phren“! Es muss doch etwas bringen, sonst bringt das Ganze nichts.
Das ist die ganze Argumentationsweise durch 1. Korinther 14 hindurch. Paulus nimmt zwei Gaben heraus: Sprachenreden und Weissagung, Beistand von Gott.
Weissagung ist immer nützlich, Sprachenrede ist nur unter Umständen nützlich. Paulus sagt: „Ich rede mehr in Sprachen als ihr alle“ (Vers 18).
Er hatte ja auch viel mehr Gelegenheiten auf seinen Missionsreisen. Da war er zum Beispiel zusammen mit den Barbaren auf Melite (Apostelgeschichte 28,1) oder den lykonisch sprechenden Heiden in Lystra (Apostelgeschichte 14), die meinten, er sei Hermes, ein Halbgott vom Himmel.
Bei diesen Barbaren war Sprachenreden natürlich eine nützliche Sache. Er als reisender Missionar hatte mehr Gelegenheit, diese Gabe zu nutzen als die Korinther, die vor Ort waren.
So erklärt er dann weiter in 1. Korinther 14,21 (auf Seite 7). Ich habe den Abschnitt übersetzt: Sprachenrede ist ein Zeichen für das ungläubige Israel, aber nur, falls man die Sprache versteht.
Es steht im Gesetz geschrieben – jetzt kommt das Jesaja-Zitat: „Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und auch also werden sie nicht auf mich hören.“
Dann erklärt Paulus in Vers 22: Sprachen sind ein Zeichen nicht für Glaubende, sondern für Ungläubige. Die Weissagung ist aber nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen.
Dann sagt er: Jetzt schauen wir mal an, wie das in Korinth ist. Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle in Sprachen redeten und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid.
Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, so würde er von allen überführt, von allen beurteilt, und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar werden.
So würde er auf sein Angesicht fallend Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.
Das ist ein totaler Gegensatz. Vorher sagt Paulus, Sprachen sind für Ungläubige, und jetzt sagt er, wenn ungläubige Zeugen in die Gemeinde kommen, sagen sie: Ihr spinnt.
Das ist das Problem: Wenn Ungläubige in Korinth kommen, die nicht fremdsprachig sind, dann nützt die Gabe, die für Ungläubige ist, in dem Fall gar nichts – im Gegenteil.
Aber Weissagung, obwohl das eine Gabe für Gläubige ist, nützt auch für Ungläubige, denn sie kann Ungläubige überführen, wenn jemand so predigt, dass er genau die Zustände des Herzens offenbar macht, ohne die Person zu kennen.
Dann fragt man sich: Wie hat der das alles von mir erzählt? Wer sind Sie? So kann der Herr das in einer Gemeinde führen.
Paulus sagt: Unter Umständen kann Sprachenreden auch für die Gläubigen nützlich sein, aber dann muss es eben übersetzt werden.
Er sagt in den weiteren Versen: Höchstens drei dürfen reden, weil man immer bedenken muss, wenn jemand in einer Fremdsprache spricht in der Gemeinde, ist das tote Zeit.
Zu viel von der Fremdsprache her zu übersetzen bringt nichts, das nimmt zu viel Zeit weg. Darum macht er eine oberste Limite: Höchstens drei!
Auch bei der Weissagung sagt er dann: Propheten, lasst zwei oder drei reden, die übrigen sollen urteilen. Aber er sagt nicht „höchstens drei“, sondern zwei oder drei als Hinweis.
Da hat er mehr die Überforderung der Gemeinde im Auge. Wenn es zu viele und zu lange Beiträge gibt, ist man am Schluss einfach erschlagen. Ob das zum fünf Uhr nicht der Fall sein wird?
Aber wir machen das ja nicht jeden Tag, sondern wie am Studientag.
Gut, und jetzt möchte ich noch zu dem Punkt kommen am Schluss, über das Aufhören der Sprachen.
1. Korinther 13,8 – Von der Vorläufigkeit der Gnadengaben
Auf Seite 5 lese ich den Text aus 1. Korinther 13, Vers 8, überschrieben mit „Von der Vorläufigkeit der Gnadengaben“ vor:
„Die Liebe vergeht nimmer. Seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden, seien es Sprachen, sie werden abklingen, seien es Erkenntnis, sie wird weggetan werden, denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, dann wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war. Denn wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die grösste aber von diesen ist die Liebe.“
Es ist klar: Die Liebe Gottes bleibt für immer. Aber die Gaben, die Gott jetzt so der Gemeinde auf Erden gegeben hat, haben keine Ewigkeitsbedeutung. Sie sind nur für die Erde gegeben.
Übrigens ist es interessant: Wenn es Engelssprachen wären, könnten wir sie im Himmel wieder brauchen, oder? Die Bedeutung dieser Gaben ist jedoch für die Erde. Sie sind dafür gegeben.
Und nun heißt es, sie werden also weggetan werden: Weissagung wird weggetan werden, Erkenntnis wird weggetan werden. Es heißt auch, die Sprache wird ein Ende haben, also werden Sprachen abklingen.
Ich habe in der Fußnote erklärt, dass der Ausdruck „weggetan werden“ (Fußnote 9) im Griechischen „Kathargeo“ bedeutet. Kathargeo heißt wörtlich „herabmachen“, sodann „vernichten“ oder „zerstören“. In Hebräer 2,14 bedeutet dieses Wort, dass der Herr Jesus den Teufel zunichte gemacht hat – ein starkes Wort, nicht wahr?
Bei der Entrückung wird der Herr all die Gaben, die bis dahin bleiben, in einem Moment wegtun. Diese brauchen wir nicht mehr, denn im Himmel geht das ganz anders.
Aber in Verbindung mit den Sprachen sagt er, sie werden abklingen. Und da habe ich erklärt in der Fußnote 10, dass das griechische Wort „Pauo“ „aufhören“ oder „abklingen“ bedeutet. Vergleiche das allmähliche Abklingen des Tumults in Ephesus (Apostelgeschichte 20,1). Dort kommt das Wort „Pauo“ vor.
Die Leute haben getobt, stundenlang geschrien: „Groß ist die Artemis von Ephesus!“ Die meisten wussten gar nicht, warum sie da waren. Interessant ist, dass das sehr heidnisch ist. Man schreit mit und weiß gar nicht warum.
Und dann heißt es, als der Tumult aufgehört hatte: Ein solcher Volkstumult hört nicht von einem Schlag auf den anderen auf, sondern klingt ab. Dieses Wort wird hier für die Sprachen verwendet: Sie werden abklingen.
Gut, es geht jetzt aber noch darum: Es gibt viele bibeltreue Ausleger, die sagen, Vers 10 – „Wenn das Vollkommene gekommen sein wird, dann wird das, was stückweise ist, weggetan werden“ – das sei nicht die Entrückung, sondern der Abschluss der biblischen Bücher, also das letzte Buch des Neuen Testaments. Dann sei Gottes Offenbarung an uns vollständig.
Vorher war sie nur stückweise, und dann ist sie vollständig da. Und das stimmt ja: Gott hat seine Erkenntnis in seinem Wort vollständig gegeben.
Aber Paulus sagt das nicht so allgemein, sondern bezieht es ganz auf den einzelnen Menschen. Er sagt nicht „wir“ allgemein. Er sagt in Vers 12 in der Mitte: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Es geht also um die Erkenntnis als einzelner, subjektiv. Jetzt ist sie stückweise, und das ist so geblieben, auch seit die Bibel vollständig ist.
Es gibt keinen Gläubigen, der sagen kann: Ich kann das Ganze überblicken. Wir können immer nur stückweise erkennen, Stück um Stück. Aber wenn wir einmal im Himmel sind, dann bekommen wir eine vollkommene Erkenntnis.
Er sagt, jetzt ist es so, als sähen wir durch ein Fenster. Die Fenster der Alten waren halbdurchsichtige Gläser. Man muss sich mal solche römischen alten Gläser anschauen, dann versteht man diese Stelle gut.
Es ist also nicht alles jetzt ganz klar. Aber dann in der Herrlichkeit werden wir alles verstehen, auch unser Leben. Auch die offenen Fragen in unserem Leben werden dann alle klar werden.
Wunderbar, vielleicht nicht jetzt, aber dann werden wir Gott anbeten.
Also es geht subjektiv: Das Vollkommene ist dann, wenn der Einzelne vollkommen erkennen wird. Dann werden diese stückweisen Gaben weggetan werden.
Bei den Sprachen heißt es, sie werden abklingen. Es wird aber nicht gesagt, wann genau das sein wird.
Historische Aussagen zu den Gnadengaben
Aber jetzt lese ich vor von Augustinus. Das ist ein Kirchenlehrer um 400 nach Christus, und er schreibt in seinem Johannesbriefkommentar 6,10 Folgendes:
Er zeigte auf, dass das Zeichen der Sprachenrede sich ereignet habe, doch danach sei es verschwunden. Zitat: „Denn es war nötig, dass der Heilige Geist so mit allen Sprachen zeichenhaft bezeugt würde, weil Gottes Evangelium mit allen Sprachen dem ganzen Erdkreis zulaufen sollte. Jenes wurde zeichenhaft bezeugt, und danach verging es.“
Also, um 400 sagt er nicht, dass die Christen aller Welt in Zungen sprechen. Er sagt, die Sprachen waren da. Das war ein Phänomen, das so aufgetreten ist. Es war das Zeugnis Gottes, das jetzt als Evangelium zu allen Völkern gehen sollte. Dieses Zeichen sei aufgetreten und danach verschwunden.
Noch ein paar weitere Zitate: Augustinus schrieb auch um 392 nach Christus im Blick auf Zeichen und Wunder:
„Warum geschehen heute solche Dinge nicht? Sie würden niemanden bewegen, wenn sie nicht wunderbar wären. Gott ist darum in Weisheit mit uns umgegangen, indem er sie ein für allemal gab, um die Welt zu überzeugen, damit sie sich in der Folge auf die Menge verlasse, die auf diese Weise überführt wurde.“
Oder Chrysostomus, der große Prediger des vierten Jahrhunderts, sagte im Blick auf die Wunder zur Zeit der ersten Christen:
„Behaupte nicht, Wunder geschahen damals nicht, weil sie heute nicht geschehen. In jenen Tagen waren sie nützlich, heute aber nicht. Von Wunderkräften ist nicht die geringste Spur geblieben.“
Isidor von Pelusium spekuliert im vierten Jahrhundert:
„Vielleicht würden heute auch Wunder geschehen, wenn das Leben der Lehrer dem der Apostel an Bedeutung entspräche.“
Und sogar im siebten Jahrhundert, als Aberglauben und Jagd nach Übernatürlichem längst einen großen Platz in der römischen Kirche eingenommen hatten, schrieb Isidor von Sevilla:
„Der Grund, warum die Kirche heute nicht die Wunder wirkt wie zur Zeit der Apostel, ist der, dass die Wunder damals notwendig waren, die Welt von der Wahrheit des Christentums zu überzeugen. Jetzt steht ihr zu, nachdem sie überzeugt ist, durch gute Werke zu leuchten.“
Und gerade das ist das Problem unserer Zeit: Wir als Christen führen keinen überzeugenden Lebenswandel, so dass die Welt nicht sagen kann, „Die leben ja genau gleich wie wir.“ Sie sagen es vielleicht anders, aber schauen mal, wie die angezogen sind. Ja, und das stellen sie fest. Man kann das in der Tageszeitung nachlesen, wie sie feststellen: „Schau mal, wie die herumlaufen“, und dann sagen sie es einem den Frommen.
Da können wir doch etwas lernen von diesem Isidor: Also durch gute Werke zu leuchten. Wer heute als Gläubiger nach Wunderwerken, nach Wunderkräften strebt, trachtet nach eitler Ehre und menschlichem Beifall, schreibt er so.
Abschließende Gedanken und Ermahnungen
Ja, was können wir nun abschließend zu all dem sagen?
Das, was heute geschieht, passt genau zu dem, wie der Herr Jesus die Endzeit beschrieben und gewarnt hat in Matthäus 24. Es ist aber besonders schön, wenn Paulus in 2. Timotheus 3 über die Endzeit spricht. Auf Seite 5, oben unter dem Titel „Schutz in den letzten Tagen“ sagt der Apostel Paulus: Es werden Verführer kommen.
Dann erklärt er weiter: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit.“
Außerdem erklärt er, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist. Paulus sagt also zu Timotheus: „Du aber!“ Es gibt Verführung, doch er spricht den Einzelnen ganz persönlich an und fordert ihn auf: Halte dich an die Heilige Schrift! Dort finden wir alle Hilfsquellen, um bewahrt zu bleiben.
Wie aber sollen wir im Einzelnen helfen? Das wird ebenfalls in diesem zweiten Timotheusbrief, dem sogenannten Endzeitbrief, geschrieben. Ich lese nun abschließend aus 2. Timotheus 2,24:
„Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, deren Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit, und sie wieder nüchtern werden.“
Das Wort „nüchtern“ bedeutet hier, aus dem Fallstrick des Teufels nüchtern zu werden, der sie gefangen hält für seinen Willen.
Ganz wichtig ist also dieser liebevolle, sanftmütige Umgang. Im Bewusstsein: Wenn ich etwas klar sehe, dann ist das sowieso nur Gnade Gottes. Und wie geduldig ist Gott mit jedem Gläubigen! So sollen wir auch gegeneinander geduldig sein.
Wir sollen eben nicht streiten, sondern milde sein, lehrfähig, also die Dinge erklären können. Nicht einfach behaupten, „das ist so“, sondern erklären: „Warum ist es so? Erkläre mir das!“ Wirklich Gläubige können die Autorität Gottes in der Heiligen Schrift anerkennen. Wenn wir ihnen anhand der Heiligen Schrift helfen – dort steht zum Beispiel: „Du aber sei nüchtern in allem“ – dann kann man auch gewinnen.
Lehrfähig, duldsam und in Sanftmut zurechtweisend – das sind praktische Anweisungen im Umgang unter Christen.
Ja, wir wollen zum Schluss noch beten.
