Einführung: Die Frage nach der Identität Jesu Christi
Heute Abend wollen wir uns mit dem Thema „Wer ist Jesus Christus? – Mythos oder Realität“ auseinandersetzen.
Sie haben auf dem Einladeflyer gelesen, dass wir gemeinsam eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Dabei betrachten wir besondere archäologische Schätze und historische Entdeckungen, um diese Frage besser beantworten zu können.
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir dabei Jahrtausende in die Vergangenheit zurückgehen. Immer wenn wir uns mit der Bibel beschäftigen, reisen wir in eine ferne Zeit. Konkret gehen wir über zweitausend Jahre zurück, in die Zeit von Jesus Christus.
Doch wir könnten auch noch weiter zurückgehen, über dreieinhalbtausend Jahre, bis zur Zeit des Exodus, dem Auszug aus Ägypten, zur Zeit von Mose. Dies entspricht einer strengen Chronologie, die sehr hoch angesetzt wird.
Noch weiter zurück, etwa 4000 Jahre in die Vergangenheit, gelangen wir bis zu Abraham, dem Stammvater des Volkes Israel.
Archäologische und historische Quellen zur Zeit Jesu
Die Bedeutung archäologischer Funde
Was können wir heute noch über diese Zeit wissen? Wie können wir in die Vergangenheit zurückkehren, ohne eine Zeitmaschine – denn eine solche gibt es ja nicht?
Eine Möglichkeit sind archäologische Ausgrabungen. Durch das Ausgraben findet man unzählige Steine. Für viele Leute sind diese Steine langweilig. Doch wenn man Interesse und Enthusiasmus entwickelt, stellt man fest, dass diese stummen Steine tatsächlich schreien können. Sie berichten uns sehr viel über die Vergangenheit.
Besonders wertvoll sind Steine mit Inschriften. Zum Beispiel zeigt die Inschrift links eine aus dem Zweiten Tempel in Jerusalem aus der Zeit von Jesus Christus. Daneben befindet sich eine bildliche Darstellung vom Triumphbogen des Titus in Rom. Dort sieht man originale Tempelschätze aus dem Zweiten Tempel in Jerusalem, ebenfalls aus der Zeit von Jesus Christus. Das ist bemerkenswert, da diese Abbildungen entstanden sind, obwohl es damals noch keine Fotoapparate gab.
Historische Quellen aus der Antike
Weiterhin sind für uns historische Quellen aus der Antike von großer Bedeutung. Ein Beispiel dafür ist das Geschichtswerk von Josephus Flavius. Er war ein jüdischer Priester im Zweiten Tempel, geboren um 37 oder 38 nach Christus und gestorben circa 100 oder etwas nach 100 nach Christus. Josephus war ein jüdischer Historiker, der in der Zeit der Augenzeugen des Neuen Testaments lebte. Er hat uns sehr viele Informationen über diese Zeit überliefert.
Auch die rabbinische Literatur ist für uns äußerst wichtig. Dazu gehören die alten Schriften der Rabbiner, wie der Talmud, die Midraschim und die Targumim. Die Midraschim sind Bibelkommentare, während die Targumim aramäische Übersetzungen der hebräischen Bibel darstellen. Diese Übersetzungen gehen in ihrer Tradition bis in vorchristliche Zeit zurück. Dabei handelt es sich nicht nur um wörtliche Übersetzungen, sondern auch um kleine Kommentare, die eingefügt wurden. Sie helfen uns zu verstehen, wie bestimmte Bibelstellen im Judentum zur Zeit Jesu ausgelegt wurden.
Darüber hinaus liefern uns römische Schriftsteller wie Tacitus und Plinius ebenfalls wichtige Informationen. Hinzu kommen unzählige, das heißt Tausende von außerbiblischen Handschriften, zum Beispiel aus Qumran, aber auch aus weiteren Orten wie Engedi, Oadi, Murabbat und Masada. Auch diese Quellen geben uns wertvolle Einblicke in die Zeit Jesu.
Die Bedeutung des Neuen Testaments
Ganz besonders wichtig, um zu wissen, wer Jesus Christus ist, sind die Schriften des Neuen Testaments. Das Neue Testament umfasst 27 Bücher, die zwischen 30 und 98 nach Christus verfasst wurden. Es bildet den zweiten Teil der Bibel.
Heute besitzen wir mindestens 5.860 griechische Manuskripte des Neuen Testaments. Diese stammen aus allen Jahrhunderten, vom zweiten bis zum fünften Jahrhundert, bis hin zur Erfindung der Buchdruckkunst im fünfzehnten Jahrhundert. Es gibt sogar Vorschläge, einzelne Handschriften in das erste Jahrhundert nach Christus zu datieren, also in die Zeit der Augenzeugen.
Hinzu kommen etwa zehntausend Handschriften der alten Übersetzungen, zum Beispiel auf Lateinisch, Koptisch oder Syrisch. Besonders wichtig ist, dass diese Schriften in der Zeit der Augenzeugen verfasst wurden. Mit Augenzeugen sind die Menschen gemeint, die damals lebten und entweder für oder gegen Jesus Christus waren.
Das bedeutet, dass die Schriften in einer Zeit entstanden, in der es auch Gegner des Neuen Testaments gab. Es ist immer sehr riskant, Dinge zu schreiben, wenn es noch Augenzeugen gibt, die die Geschehnisse bestätigen oder widerlegen können. Wenn man einen Betrug in die Welt setzen wollte, wäre es am besten gewesen, viel später zu schreiben. Dann könnte man sagen, man wisse nicht mehr genau, wie es wirklich war.
Das Neue Testament wurde jedoch genau in dieser Zeit geschrieben. Das hat enorme Konsequenzen: Wenn irgendwelche Details im Neuen Testament – insbesondere in den Evangelien, die das Leben von Jesus Christus beschreiben – nicht den Tatsachen entsprochen hätten oder diesen widersprochen hätten, dann wäre dies eine einzigartige und willkommene Gelegenheit für die Feinde gewesen, das Christentum zu widerlegen.
Die Geburt Jesu und historische Hintergründe
Die Geburt in Bethlehem: Prophetie und historische Fakten
Im Matthäusevangelium und auch im Lukasevangelium wird berichtet, dass Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde. Viele wissen das aus dieser Zeit, und zahlreiche Augenzeugen hätten darüber berichten können. Dennoch gibt es die Ansicht, dass die Geburt tatsächlich in Nazaret stattgefunden hat und nicht in Bethlehem.
Diese Differenz ist sehr bedeutsam, denn die Evangelien wurden in der Zeit der Augenzeugen verfasst, die die Ereignisse noch selbst erlebt hatten. Interessanterweise gibt es keine Streitschriften aus dem ersten Jahrhundert oder Zitate aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert, die versuchen, das Christentum genau in dieser Hinsicht zu widerlegen.
Wenn wir jedoch die Geschichte betrachten, sehen wir, dass das Christentum vor allem mit Gewalt bekämpft wurde. Dies geschah teilweise durch Teile des orthodoxen Judentums und sehr stark durch das römische Reich. Dabei wurde jedoch nicht historisch argumentiert, sondern vor allem physische Gewalt angewandt.
Die Rolle des Alten Testaments und der Propheten
Ich habe jetzt einiges über das Neue Testament gesprochen. Doch der erste Teil der Bibel ist das sogenannte Alte Testament, oder auf Hebräisch Mikra. Das ist einfach die Bibel. Die ältesten Bücher gehen auf Mose zurück, das heißt in die Zeit um 1606 v. Chr. Danach kamen weitere prophetische Bücher hinzu, von Generation zu Generation, bis hin zu Maleachi.
Maleachi war der letzte Schriftprophet des Tanach, des Alten Testaments, etwa um 420 v. Chr. Danach folgte das Schweigen der Schriftpropheten. In den folgenden 400 Jahren gab es keine anerkannten Schriftpropheten mehr. Deshalb heißt es zum Beispiel im Talmud, Traktat Sanhedrin 10: Nach dem Tod der Propheten Sacharja, Haggai und Maleachi wich der Heilige Geist von Israel.
Man war sich bewusst, dass es keine Propheten mehr gab. Sogar im apokryphen Buch 1. Makkabäer 9 kann man nachlesen, dass im zweiten Jahrhundert vor Christus eine solche Trübsal in Israel herrschte, wie sie seit dem Ende der Prophetie nicht mehr erlebt wurde.
Nach diesen 400 Jahren tritt Jesus Christus auf, und kurz vor ihm Johannes der Täufer, ebenfalls als Prophet. Darauf werden wir noch zurückkommen.
Die Geburt Jesu im Kontext der Prophezeiung Micha 5,2
Aber lasst uns ganz von vorne beginnen, mit der Geburt in Bethlehem.
Im Alten Testament wurde durch den Propheten Micha vorausgesagt, dass der Messias, der verheißene Erlöser, in Bethlehem geboren werden soll (Micha 5,2).
Man muss dabei gut bedenken: Im Targum Jonathan ben Ussiel zu den Propheten, einer aramäischen Übertragung, wird an dieser Stelle das Wort „Meschicha“ eingefügt, was „Messias“ bedeutet. Dies zeigt, dass man auch im antiken Judentum der Überzeugung war, dass diese Stelle vom Messias spricht.
Dort heißt es: „Und du, Bethlehem Ephrata, bist zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein“, sagt Gott. „Aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von den Tagen der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Die Einschreibung unter Kaiser Augustus und die Geburt in Bethlehem
Das Lukasevangelium berichtet in der Weihnachtsgeschichte, wie Kaiser Augustus einen Befehl herausgab, die Menschen in seinem Reich einzuschreiben. Daraufhin gingen Maria und Joseph von Nazareth in ihre Heimatstadt Bethlehem, um sich einschreiben zu lassen.
Die Geburt Jesu geschah also nicht in Nazareth, wo Maria und Joseph lebten, sondern in Bethlehem – aufgrund des Befehls von Kaiser Augustus.
Lukas 2,1: Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis, die griechische Oikoumene, einzuschreiben.
Kaiser Augustus ist in der Geschichte bekannt als Herrscher des Römischen Reiches von 27 vor Christus bis 14 nach Christus.
Viele haben angenommen, dass es sich bei diesem Befehl um eine Steuereintreibung handelte. Das könnte durchaus sein, denn in der Zeit von Augustus gab es mehrere Steuereintreibungen.
Interessant ist jedoch, dass Lukas im Vers für „Einschreibung“ das Wort „Apographie“ verwendet. Dieses Wort bedeutet einfach „Liste“ und ist nicht das typische Wort für Steuerlisten, wie zum Beispiel „Apothimesis“.
Die historische Zeitrechnung und Geburt Jesu
Am 5. Februar im Jahr zwei vor Christus wurde Kaiser Augustus anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums als Kaiser zum Pater Patriae, also zum Vater des Vaterlandes, ausgerufen. In diesem Zusammenhang musste jeder im Reich einen Treueeid auf den Kaiser ablegen. Das bedeutete nicht, den Kaiser als Gott zu verehren, sondern zu erklären, dass man bereit sei, dem obersten Herrscher zu gehorchen. Diese Eide wurden natürlich in Listen erfasst, da man sie sonst nicht kontrollieren konnte.
Wichtig ist an dieser Stelle: In der Geschichte gibt es kein Jahr null. Das klingt zwar merkwürdig, ist aber so. Wenn wir die Jahreszahlen betrachten, haben wir beispielsweise drei vor Christus, zwei vor Christus, eins vor Christus, und danach folgt direkt eins nach Christus, zwei nach Christus und so weiter. Ein Jahr null gibt es nicht.
In der Astronomie hingegen kann man mit solchen Zahlensystemen nicht arbeiten. Dort braucht man für die x- und y-Achse einen Nullpunkt, der auch vorhanden ist. Das bedeutet, dass alle Jahreszahlen vor Christus in der Astronomie um ein Jahr verschoben sind. Wenn Sie also mit einem Computerprogramm berechnen wollen, wie der Sternenhimmel über Jerusalem im Jahr 332 vor Christus aussah, gibt man 332 ein, aber das Programm rechnet sofort um und zeigt das Jahr 331 an.
Das liegt daran, dass die astronomische Rechnung einen Jahr-Null-Punkt verwendet. Historische Daten hingegen kennen diesen nicht. Deshalb entspricht das Jahr drei vor Christus in der Geschichte dem Jahr zwei vor Christus in der Astronomie. Zwei vor Christus in der Geschichte ist eins vor Christus in der Astronomie, und eins vor Christus in der Geschichte fällt mit dem Jahr null in der Astronomie zusammen. Nach Christus gibt es keine Verschiebung mehr, da sind beide Systeme identisch.
Kurz gesagt: Wenn man in der Geschichte den 5. Februar im Jahr zwei vor Christus angibt, entspricht das astronomisch dem 5. Februar im Jahr eins vor Christus, also vor dem Nullpunkt.
Es gibt sogar Möglichkeiten, anhand der Evangelien diese Daten zu berechnen. Dabei kommt man etwa auf den Monat Tischri, also ungefähr September. Zum Beispiel musste der Vater von Johannes dem Täufer, Zacharias, als Priester nach Jerusalem gehen. Er gehörte zur achten Abteilung des Abia, und wir wissen, wann sie Dienst hatten. Danach ging er nach Hause, und seine Frau Elisabeth wurde schwanger. Nach sechs Monaten wurde Maria schwanger, wie im Lukas-Evangelium beschrieben. Nach weiteren neun Monaten kommt man so ungefähr auf September oder Oktober – also noch vor dem Nullpunkt.
Das zeigt, dass der Mönch, der damals im Nachhinein die christliche Zeitrechnung aufgestellt hat, seine Arbeit sehr gut gemacht hat. Oft wird behauptet, er habe sich um sieben Jahre geirrt. Das ist jedoch falsch; diejenigen, die das sagen, haben sich um sieben Jahre geirrt. Die Zeitrechnung war perfekt.
Es gibt eine ganze Reihe antiker Schreiber, die bezeugen, dass die Geburt Jesu zwei vor Christus stattfand – historisch und astronomisch vor dem Nullpunkt. Diese antiken Autoren schreiben nicht „zwei vor Christus“, sondern geben Jahre ab urbe condita an – also ab der Gründung Roms. Im Lateinunterricht haben wir gelernt, dass Rom im Jahr 753 vor Christus gegründet wurde. Die antiken Autoren nennen also Jahre wie sieben, fünf oder drei ab urbe condita.
Außerdem wissen wir sogar, wie Kaiser Augustus ausgesehen hat: Er trug seine Frisur ohne Scheitel, aber sehr ordentlich. Unten sehen Sie eine Goldmünze, die ich in Tel Aviv gefunden habe. Darauf ist sein Gesicht von der anderen Seite zu sehen – sehr konkret und anschaulich.
Die Ankunft der Magier und Herodes’ Reaktion
Matthäus 2,1: Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem. Sie fragten: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?
Hier sind wir in Bethlehem. Bethlehem war früher ein typischer Hirtenort. Es gab dort viele natürliche Höhlen, die die Hirten gerne als Unterschlupf für ihre Schafe nutzten. Sehr gut möglich war auch, dass man vor einer solchen Höhle ein halbes Haus bauen konnte.
Nun wissen wir noch, welche Hirtenhöhle der Stall war, in dem Jesus geboren wurde. Warum? Hier sehen Sie die Geburtskirche in Bethlehem. Im Jahr 135 nach Christus schändete der römische Kaiser Hadrian Bethlehem, und zwar speziell den Geburtsort Christi, der damals noch genau bekannt war – in dieser Höhle war die Geburt.
Hadrian ließ den Ort schänden und baute extra, um die messiasgläubigen Juden zu brüskieren, einen Adonistempel darauf. Später, als das Christentum im Römischen Reich zur erlaubten Religion wurde und schließlich sogar Staatsreligion, ließ Kaiser Konstantin um 330 nach Christus an der Stelle des Adonistempels eine Geburtskirche errichten.
Im sechsten Jahrhundert wurde diese Kirche durch Kaiser Justinian I. neu erbaut. So blieb die Kenntnis des Ortes über die Jahrhunderte hinweg erhalten. Hier in der Geburtskirche sieht man die Hirtenhöhle, vor der quasi ein Haus gebaut wurde, direkt vor der Höhle.
Herodes der Große und seine Macht
Nun, wir haben gelesen, dass dies auch in der Zeit von König Herodes geschah. Er regierte als Unterkönig von Kaiser Augustus im Land Israel. Hier sehen Sie das Herodion. Das ist ein Palast von Herodes, ganz in der Nähe von Bethlehem.
Herodes hatte, nachdem er gehört hatte, dass der König der Juden in Bethlehem geboren worden sei, kein Interesse daran, einen anderen König zu akzeptieren. Er war vom Senat in Rom zu seiner Zeit zum König der Juden ernannt worden. Nun kamen diese Perser, im Text als Magier aus dem Morgenland bezeichnet. Das Wort Magier, griechisch Magoi, ist jedoch kein griechisches Wort, sondern ein persisches.
Die Magoi stammten aus dem Morgenland, genauer gesagt aus Persien. Sie kamen nach Jerusalem und wollten wissen, wo der König der Juden geboren worden sei – nicht ernannt, sondern derjenige, der wirklich der König ist. Herodes wurde daraufhin eifersüchtig und wollte verhindern, dass ein anderer König entsteht. Deshalb ließ er die Kinder in der Region Bethlehem vernichten.
Herodes hatte auch einen Palast ganz in der Nähe von Bethlehem und verfügte dort über genügend Soldaten, um diese Aktion schnell durchzuführen. Der Palast liegt oben in diesem gewaltigen Hügel, der von Tausenden von Sklaven zusätzlich aufgeschüttet worden war. Dort baute er seinen Palast hinein. Der Hügel sieht aus wie ein Vulkan, ist aber keiner. Im Inneren befindet sich der Palast von Herodes.
In den letzten Jahren hat man sogar sein Grab gefunden, das originale Grab von Herodes. Der Archäologe Ehud Nezer, der diesen Fund nach zweitausend Jahren gemacht hat, ist vor kurzem verstorben. Er war gerade an seiner Entdeckung vor Ort, als er einen unglücklichen Schritt machte, herunterfiel und im Grab von Herodes starb. Das ist ganz schrecklich! Er stammte aus einer schönen Familie, sein Großvater gehörte ebenfalls dazu.
Herodespaläste und archäologische Funde
Ja, hier befinden wir uns auf Masada, einem gewaltigen Felsmassiv am Südende des Toten Meeres. Auch hier hat man einen weiteren Herodes-Palast ausgegraben.
Gleich einem Horst hat Herodes auf diesen drei Etagen einen Palast gebaut. Gehen wir doch schnell dorthin.
Hier sehen Sie nicht den Palast, sondern das Badehaus von Herodes auf Masada. Gehen wir hinein.
Man erkennt eine Bodenheizung. Im hinteren Bereich befindet sich der Hypokaust, die Heizung. Dort wurde die Warmluft von unten hineingeführt.
Herodes hat es sich hier genüsslich gemacht, mit Wechselbädern. Sogar originale Malereien sind an den Wänden erhalten geblieben.
Das ist wirklich beeindruckend!
Lessings Sicht auf die biblische Geschichte
Wenn ich darüber nachdenke, sehen Sie hier auf der Münze Lessing, diesen Aufklärungsschriftsteller aus dem achtzehnten Jahrhundert. Lessing hat einmal gesagt, uns trennt ein garstiger Graben von den biblischen Ereignissen.
Damit meinte er, dass man heute sowieso nicht mehr wissen kann, was in der Bibel wirklich stimmt. Wahrscheinlich sei auch das meiste nicht glaubwürdig, so in dem Sinn, ja? Ein garstiger Graben – ja, für Lessing vielleicht. Er lebte im achtzehnten Jahrhundert.
Für uns im einundzwanzigsten Jahrhundert ist das jedoch nicht so. Wir können zum Beispiel ins Badehaus von Herodes gehen. Ich muss sagen, ich war noch nie im Badehaus von Monsieur Hollande.
Ich habe zwar schon Hunderte von Leuten hier nach Masada gebracht, ihnen das vorgestellt und erklärt, aber das habe ich nie bei Monsieur Hollande gemacht. Die biblische Geschichte ist mir also viel näher als moderne, aktuelle Geschichte.
Es gibt keinen garstigen Graben, der uns da trennt.
Die frühe Kindheit Jesu und seine Rückkehr nach Nazareth
Nach der Geburt in Bethlehem musste Maria 33 Tage später nach Jerusalem gehen, um für sich ein Opfer zu bringen. Sie war damals so arm, dass sie kein Schaf bezahlen konnte. Deshalb brachte sie ein Taubenopfer dar. Dieses Opfer war für sehr arme Leute erlaubt. Das können Sie alles in Lukas 2,22-35 nachlesen.
Maria brachte das Entbindungsopfer nach 3. Mose 12,1-8 dar. Dabei wurde das Opfer noch mit einem anderen Brauch verbunden. Als Jesus geboren wurde, war er der Erstgeborene. Nach der Tora, dem jüdischen Gesetz, musste der erstgeborene Sohn in einem besonderen Ritual erlöst werden. Das ist in 4. Mose 18,15 geregelt. Dabei musste ein bestimmter Geldbetrag für den Priesterstamm Levi bezahlt werden. Dazu musste man durch das Tor der Erstgeborenen gehen.
In der Übersicht zeige ich, wo dieses Tor ist. Es entspricht dem Tor auf der Südseite des eigentlichen Tempelhauses. Dort traten sie ein, wie Lukas 2 berichtet. Dann kam Simeon, ein Priester. Er nahm das Kind auf den Arm. Das ist das typische Ritual, wenn man das Judentum kennt – das sogenannte Pidjon Haben Ritual.
Interessant ist, dass Simeon das Kind nicht segnete. Normalerweise segnet jeder, der das Pidjon Haben Ritual durchführt, das Kind. Lukas 2 sagt jedoch, dass er die Eltern segnet, nicht das Kind. Das hat einen besonderen Grund. Simeon hatte erkannt, dass dieses Kind der Messias ist. Er hatte einen prophetischen Ausspruch erhalten: Er würde nicht sterben, bevor er den Messias gesehen hätte. Als er das Kind in seine Arme nahm, wusste er, dass er nun sterben konnte. Es ist etwas Schönes, wenn man sagen kann: „Jetzt kann ich ruhig sterben.“ Das können nicht alle Menschen von sich behaupten.
Warum segnete Simeon nicht das Kind? In der Bibel gilt der Grundsatz, dass immer der Geringere vom Höheren gesegnet wird. Simeon erkannte, dass das kleine Kind der Messias ist. Deshalb konnte er als Priester das Kind nicht segnen. Die Eltern, Maria und Joseph, segnete er jedoch ohne Probleme.
Maria brachte also kein Schaf dar. Hätte sie ein Schaf gebracht, hätte sie über das Frauentor von Norden her in den inneren Vorhof gehen dürfen. In diesem Fall war es Frauen erlaubt. Dann hätte sie die Hände auf das Schaf legen müssen, und ein Priester hätte die Schlachtung durchgeführt. Da es aber nur ein Taubenopfer war, legte man die Hände nicht auf die Tauben. Deshalb musste Maria vor dem großen Nikanortor auf der Treppe stehen und warten, bis ihr verkündet wurde, dass das Opfer der beiden Tauben dargebracht war.
Nun gehen wir zusammen schnell auf den Tempelplatz. In den letzten Jahren konnten archäologische Untersuchungen das ganze Layout des Tempels rekonstruieren. Das Tor der Erstgeburt war genau an dieser Stelle.
Wenn Sie das nächste Mal auf den Tempelplatz gehen, betreten Sie das Gelände für Nichtmuslime durch dieses Tor. Sie gehen an der El-Aksa-Moschee vorbei und steigen die Treppe hinauf. Dort befand sich das Tor der Erstgeburt.
Der Platz vor dem Nikanortor wurde genau berechnet und liegt hier, an dieser Treppe auf der Ostseite. So konkret können wir auf den Spuren Jesu gehen. Und...
Der Prozess Jesu und die politische Situation
Hier sehen Sie noch den Überrest des Hippikusturms, das heißt also die untere Hälfte bis dahin. Dieser Teil ist ein späterer Nachbau, aber der untere Teil ist noch original. Er war das Wahrzeichen des Palastes von Herodes in Jerusalem, direkt beim Jaffator.
Wenn Sie das nächste Mal durch das Jaffator gehen, auf der rechten Seite, gehen Sie ein Stück weiter, dann sehen Sie diesen Turm sehr schön. Die Römer haben im Jahr 70 ganz Jerusalem vollständig dem Erdboden gleichgemacht und auch die Mauern zerstört. Aber Titus, der General damals, sagte: „Diesen Turm bewahren wir.“ Er sollte der Nachwelt zeigen, dass es nur durch die Vorsehung möglich war, Jerusalem zu erobern und zu zerstören. Deshalb steht er noch heute.
Ab dem Jahr 6 haben die Römer den Palast der Herodesfamilie übernommen. Dann kamen die Prokuratoren dort hinein, also Pontius Pilatus. Sein Prozess gegen Jesus Christus fand hier statt. Dieser Turm markiert auch den genauen Ort des römischen Prozesses gegen Jesus Christus.
Matthäus berichtet, dass die Eltern Joseph und Maria mit dem Kind geflohen sind, nachdem sie von diesem Massaker gehört hatten. Herodes, der blutrünstige König, war bekannt dafür, Menschen einfach so umzubringen, um seine Macht zu sichern. Übrigens wird überliefert, dass Herodes einmal den Sanhedrin, den Hohen Rat der Juden mit über siebzig Männern, umbringen ließ. Auch in seiner Familie hat er eigene Kinder, seine Söhne, getötet, immer wenn er Angst hatte, jemand könnte gefährlich für seine Macht werden. Sogar seine Lieblingsfrau Mariamne, von seinen zehn Frauen, ließ er ermorden.
Dieser Kindermord, der bei Josephus Flavius gar nicht erwähnt wird, passt zu diesem blutrünstigen Leben Herodes’. Doch Matthäus 2,14 sagt: „Joseph stand auf, nahm das Kindlein und seine Mutter des Nachts zu sich und zog nach Ägypten.“ Bald darauf starb Herodes.
Hier entsteht jedoch ein Problem. Schauen Sie mal in die Geschichtslexika, dort steht, dass Herodes vier Jahre vor Christus gestorben ist. Das passt natürlich nicht mehr zusammen. Jetzt ist alles durcheinander. Aber so einfach ist das nicht.
Man muss fragen, wie man auf die Zahl vier vor Christus gekommen ist. Josephus Flavius schreibt in seinen Schriften, dass vor dem Tod Herodes eine Mondfinsternis stattfand. Es gab eine Mondfinsternis vier Jahre vor Christus, aber auch eine totale Mondfinsternis ein Jahr vor Christus. Die Ereignisse im Leben Herodes’ passen viel besser zu der totalen Mondfinsternis ein Jahr vor Christus. Die Situation vier Jahre vor Christus ist dagegen sehr gedrängt und kaum möglich.
Deshalb wird heute in der Wissenschaft zunehmend die Tradition aufgegeben, dass Herodes vier Jahre vor Christus gestorben ist. Die korrektere Zeitangabe ist ein Jahr vor Christus. Er starb also bald darauf. Die Eltern kamen mit dem Kind wieder zurück nach Israel. So erfüllte sich Hosea 11,1: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Das ist ein Parallelismus: Zuerst sagt Gott, als Israel jung war, habe ich es geliebt, was sich auf das Volk Israel bezieht. Dann heißt es: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen“, was auf den Messias verweist, der aus dem Volk Israel hervorkommen sollte. So wie Israel einst aus Ägypten kam, so kam auch der Messias aus Ägypten.
Diese Prophezeiung hat sich erfüllt, wie übrigens mehr als dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament. Ich habe einmal eine Liste für mich gemacht – eins, zwei, drei, vier – und kam auf über dreihundert erfüllte Prophezeiungen.
Herodes hatte kurz vor seinem Tod in einem Wutanfall sein Testament geändert und einen seiner blutrünstigsten Söhne als Nachfolger über Judäa eingesetzt. Als Joseph davon hörte, dass dieser schlimme Mann jetzt auf den Thron gekommen war, bekam er Angst.
Zuerst dachte er, es wäre doch gut, nach Bethlehem zu gehen. Das war ja die Stadt des Messias, und zur Geburt mussten sie dorthin gehen. Daran hatten sie gar nicht gedacht. Aber nachdem sie aus Ägypten zurückgekehrt waren, dachte er, Bethlehem wäre eigentlich ein guter Ort, an dem das Kind aufwachsen könnte. Doch das war zu gefährlich. Deshalb ging er nach Nazareth.
So wuchs Jesus Christus in Nazareth auf und verbrachte die größte Zeit seines Lebens dort, bis etwa dreißig Jahre, als Schreiner und Zimmermann. Das war damals ein Beruf, der beides vereinte. Joseph hatte denselben Beruf, und das war im Judentum üblich: Anstatt in den Kindergarten zu gehen, begann man mit etwa sechs Jahren eine Lehre beim Vater und lernte einen richtigen Beruf.
Übrigens gingen auch die Rabbiner, die Rabbinim, zuerst in ein Handwerk. Das war wirklich etwas Gutes. Sie waren Handwerker und Intellektuelle zugleich. Wer nur intellektuell ist, macht oft Probleme. Darum habe ich auch Klavier gelernt.
Die Bedeutung des Namens „Spross“ und die Herkunft Jesu
Gott sagt: "Siehe, ich sende meinen Knecht, Spross genannt." Eigenartig – der Messias soll Spross heißen? Ja, und im Targum Jonathan ben Uzziel wird der Messias auf Aramäisch Meschicha genannt. Auch im alten Judentum wusste man also, dass hier vom Messias die Rede ist, der Spross genannt werden sollte.
Jesus Christus war nicht bekannt als Jesus der Bethlehemiter, sondern als Jesus der Nazaräer, weil er die meiste Zeit dort verbracht hatte. Das Wort Nazareth kommt von der Wurzel „Näzer“, und das bedeutet Spross. So kann man Nazareth im Deutschen sehr schön mit „Sprosslingen“ wiedergeben. Immer wenn man also von Jesus von Nazareth spricht, nennt man ihn Jesus der Nazaräer – also Spross – und erfüllt damit diese Prophetie.
Interessant ist, dass gerade Nicht-Christen sehr oft über Jesus von Nazareth sprechen. Ich selbst spreche oft von Jesus Christus als dem Herrn Jesus. Das ist ein Bekenntnis, nicht einfach nur „Jesus“, sondern „Herr Jesus“ – ein klares Glaubensbekenntnis. Wer kein Bekenntnis ablegen möchte, sagt hingegen meist „Jesus von Nazaret“. Damit wird jedes Mal die Prophetie der Bibel erfüllt. Das ist schon etwas Besonderes, nicht wahr?
Allerdings muss ich sagen, dass im Hebräischen von Sacharja 3 nicht „Näzer“, sondern „Zähmach“ steht. „Zähmach“ und „Näzer“ gibt es beide in Bezug auf den Messias, zum Beispiel auch in Jesaja 11,1. Hier steht „Zähmach“, was ebenfalls „Spross“ bedeutet – ein anderes Wort für „Näzer“.
Das ist natürlich ein wunderbares Wortspiel. Im Hebräischen liebt man besonders Wortspiele, weil die Sprache sehr durchsichtig ist, etymologisch viel klarer als Deutsch. Deshalb werden solche Wortspiele dort besonders geschätzt.
Der öffentliche Dienst Jesu und seine historische Einbettung
Als Jesus Christus etwa dreißig Jahre alt wurde, kam die Zeit, in der er öffentlich als Rabbi auftreten sollte, als predigender Rabbi.
In Lukas 3,1 heißt es: „Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Landpfleger von Judäa war...“ Hier sieht man, wie Lukas die Ereignisse ganz historisch genau angibt. Kaiser Tiberius regierte von 14 bis 37 nach Christus. Das fünfzehnte Jahr seiner Herrschaft entspricht dem Jahr 29 nach Christus.
Es wird außerdem erwähnt, dass Pontius Pilatus zu dieser Zeit Landpfleger war. Historisch war Pilatus von 26 bis 36 nach Christus Landpfleger von Judäa. Das Jahr 29 passt also gut in den zeitlichen Rahmen.
Ein weiteres interessantes Detail ist ein Stein, der vor einigen Jahren bei Ausgrabungen in Caesarea am Mittelmeer in Israel entdeckt wurde. Auf diesem Stein ist eine Inschrift zu sehen, auf der „Tiberium“ und „Pontius Pilatus“ genannt werden. Es handelt sich dabei um eine Weihinschrift für einen Tempel, den Pilatus für Kaiser Tiberius errichtet hatte, der in Rom als Gott verehrt wurde.
Auf dieser Inschrift werden also genau die beiden Personen Tiberius und Pontius Pilatus erwähnt, wie auch in Lukas 3,1, wo beide in einem Vers genannt werden.
Zusätzlich gibt es eine Goldmünze mit dem Bildnis von Kaiser Tiberius. So wissen wir von einem Kaiser nach dem anderen, wie sie ausgesehen haben. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass das Bildnis des Kindes auf der Münze etwas seltsam nach vorne geneigt ist. Meine Tochter wüsste, wie man das heute beheben könnte – es wäre zwar ein Eingriff, aber man könnte das Bildnis in Ordnung bringen.
Die außerbiblischen Zeugnisse über Jesus Christus
Ja, und jetzt lese ich etwas aus den Schriften des römischen Schriftstellers Tacitus, der von 58 bis 120 nach Christus gelebt hat. In seinen Annalen schreibt er Folgendes:
Um dieses Gerede zu widerlegen, gab Kaiser Nero denen, die durch Schandtaten verhasst waren, die Schuld und nannte sie Christen. Er belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Nero begann in den sechziger Jahren, die Christen zu verfolgen. Er bezeichnete sie als schreckliche Leute und Kriminelle.
Weiter heißt es: Der, von dem dieser Name ausgegangen ist, Christus, wurde unter der Herrschaft des Kaisers Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet. Der zu dieser Zeit unterdrückte verderbliche Aberglaube, so aus der Sicht von Tacitus, war ihm ein Feind. Aus der Zeit der Augenzeugen sieht man jedoch, dass dieser verderbliche Aberglaube nicht nur in Judäa, dem Vaterland dieses Unwesens, sondern auch in Rom wieder auflebte.
Rom war ein Ort, an dem von allen Seiten alle nur denkbaren Gräuel und Abscheulichkeiten zusammenflossen und Anhänger fanden. Tacitus sagt also, dass dies in Judäa begonnen hat, ungefähr in den Jahren 29 oder 30 nach Christus, und dass in den sechziger Jahren dieses Unwesen auch in Rom verbreitet war.
Lesen Sie dazu auch im Neuen Testament die Apostelgeschichte! Sie beschreibt genau, wie die frohe Botschaft von Jesus Christus von Jerusalem, von Judäa ausgehend, schließlich bis nach Rom gebracht wurde. So endet das Buch der Apostelgeschichte.
Es besteht also eine Übereinstimmung zwischen den biblischen und den außerbiblischen Schriften.
Johannes der Täufer und das politische Umfeld
Lukas 3 gibt genau an, wann das Ereignis stattfand. Wenn man dort in der Bibel nachliest, sieht man, dass Johannes der Täufer zuerst als Prediger und Prophet in Israel an verschiedenen Orten auftrat.
In Johannes 1,28 wird Betanien erwähnt. Dabei handelt es sich nicht um das Betanien am Ölberg, sondern um ein zweites Betanien, das auch Betabara genannt wurde. Heute ist dieser Ort unter dem arabischen Namen Qasr al-Jahud bekannt. Er liegt nahe der Jordanmündung ins Tote Meer, ganz in der Nähe von Jericho, in der Wüste. Entlang des Flusses gibt es dort viele Pflanzen.
Eine interessante Karte, die man in einer byzantinischen Kirche aus dem 5. Jahrhundert nach Christus gefunden hat, zeigt Betabara. Man kann das Griechische lesen, wo der Pfeil hinweist. Dort wird die Stelle bezeichnet, an der Johannes getauft hat.
Die Menschen damals waren den Ereignissen näher. Lessing war schon zu weit entfernt, und wir sind heute noch weiter entfernt, obwohl wir mehr gegraben haben. Die damaligen Menschen wussten jedoch genau, wo dieser Ort war.
Nun lese ich aus den Schriften von Josephus Flavius, der in seinen jüdischen Altertümern schreibt: Manche Juden waren der Ansicht, dass der Untergang der Streitmacht des Herodes, eines Sohnes des Kindermörders von Bethlehem – gemeint ist Herodes Antipas – auf den Zorn Gottes zurückzuführen sei. Dieser Zorn habe die gerechte Strafe für die Tötung Johannes des Täufers gefordert.
Im Matthäusevangelium Kapitel 14 wird berichtet, wie Herodes Antipas Johannes den Täufer festnahm und schließlich hinrichten ließ. Auch Josephus berichtet davon. Herodes ließ Johannes hinrichten, obwohl dieser ein edler Mann war, der die Juden zur Vollkommenheit anhielt. Johannes ermahnte sie, Gerechtigkeit gegeneinander und Frömmigkeit gegenüber Gott zu üben und sich so zur Taufe zu begeben.
Johannes verkündigte, dass die Taufe Gott angenehm sei, weil sie nur zur Heiligung des Leibes diene, nicht aber zur Sühne für die Sünden angewandt werde. Dies entspricht genau dem, was auch in Lukas 3 steht: Johannes rief die Menschen zu gerechten Taten auf. Er erklärte, dass die Taufe selbst nicht die Veränderung bewirke, sondern nur ein Symbol sei. Die Menschen müssten ihre Sünden bekennen und sich taufen lassen als Ausdruck davon.
Weiter heißt es, dass infolge der wunderbaren Anziehungskraft solcher Reden eine große Menschenmenge zu Johannes strömte. Herodes Antipas fürchtete das Ansehen des Mannes, dessen Rat allgemein befolgt wurde. Er wollte das Volk nicht zum Aufruhr treiben lassen und hielt es daher für besser, Johannes rechtzeitig aus dem Weg zu räumen, bevor eine Wendung der Dinge eintrat. Sonst hätte er später Reue empfinden müssen.
Auf diesen Verdacht hin ließ Herodes Johannes in Ketten legen und in die Festung Machairus bringen, die ich bereits erwähnt habe. Dort wurde Johannes hingerichtet.
Sein Tod war nach Überzeugung der Juden die Ursache dafür, dass Herodes’ Heer aufgerieben wurde. Man glaubte, Gott habe in seinem Zorn diese Strafe über den Tetrarchen verhängt. Herodes Antipas war kein König, sondern Tetrarch. Sein Vater war Herodes der Große, der Kindermörder von Bethlehem.
Diese Berichte passen genau zur Bibel. Dort wird außerdem von einem Hochzeits- beziehungsweise Geburtstagsfest berichtet, das eine wichtige Rolle für die Entscheidung Herodes’ spielte, Johannes hinrichten zu lassen. Das politische Umfeld wird hier mit einbezogen und ergänzt die biblischen Angaben.
Auf dem Bild sieht man die Ruinen der Burg Machairus in Jordanien, auf der anderen Seite des Toten Meeres. Dort wurde Johannes enttaucht.
Weitere außerbiblische Erwähnungen von Jesus und seiner Familie
Jetzt lese ich noch eine andere Stelle, ebenfalls aus den jüdischen Altertümern von Josephus Flavius, in der er nicht nur Johannes den Täufer erwähnt, sondern auch andere Personen, die wir aus der Bibel kennen, darunter auch Jesus Christus.
Der jüngere Ananus jedoch, dessen Ernennung zum Hohen Priester ich soeben erwähnt habe, war von heftiger und verwegener Gemütsart. Er gehörte zur Sekte der Sadduzäer, die, wie bereits früher bemerkt, im Gericht härter und liebloser sind als alle anderen Juden.
Dieser Ananus, hoher Priester, wird auch in der Apostelgeschichte erwähnt. Es handelt sich dabei um den Ananias, vor dem Paulus sich vor dem Hohen Rat verantworten musste. In der Apostelgeschichte wird er explizit genannt.
Der Text fährt fort: Zur Befriedigung seiner Hartherzigkeit glaubte Ananus, jetzt, da Festus gestorben war und Albinus noch nicht angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben. Er versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor dieses den Bruder Jesu, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere. Diese beschuldigte er der Gesetzesübertretung und ließ sie zur Steinigung führen.
Hier wird also Jesus, der Christus genannt wird, erwähnt, ebenso sein Bruder Jakobus. Jakobus wird im Neuen Testament mehrfach als „Jakobus, der Bruder des Herrn“ genannt, zum Beispiel in Galater 1.
Festus, ein weiterer Prokurator von Judäa, der ebenfalls in der Apostelgeschichte erwähnt wird, wird hier namentlich genannt.
Viele Personen aus dem Neuen Testament sind somit auch außerhalb der biblischen Texte bekannt.
Der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu in Kapernaum
Nun lese ich Matthäus 4,13: Und er, Jesus, verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Dann Vers 17: Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das heißt, bekennt eure Schuld vor Gott und bereut sie. „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“
Sehen wir: Nachdem Johannes der Täufer getötet war, hat Jesus Christus den Wohnort gewechselt – von Nazareth nach Kapernaum. Sie sehen hier auf der Karte, wo Nazareth liegt und wo Kapernaum ist, dort beim See Genezareth. Kapernaum heißt auf Hebräisch Gfar Nachum, das bedeutet so viel wie „Dorf des Trostes“. Diese Stadt wird in Matthäus 9,1 genannt „seine Stadt“, die Stadt von Jesus Christus.
Von dort aus hat er begonnen, im ganzen Land Israel zu predigen – und sogar darüber hinaus bis nach Libanon und in Gebiete des heutigen Jordanien. Kapernaum wird sechzehnmal im Neuen Testament erwähnt; ich habe hier alle Stellen aufgeführt. Interessant ist, dass sich Kapernaum im Stammesgebiet von Naftali befindet, während Nazareth im Stammesgebiet von Sebulon liegt.
Sebulon, Zvolun, bedeutet Wohnung. Dort wohnte der Messias die längste Zeit seines Lebens auf Erden. Naftali, mein Kampf, ist der Ort, an dem Jesus Christus eine Botschaft begann zu verkündigen, die herausforderte und auch harte Reaktionen hervorrief. Es war eine Botschaft der Gnade, aber es war dennoch ein Kampf.
Wenn man von Nazareth zu Fuß nach Kapernaum wandert, kommt man automatisch durch das Taubental und dann zum Segen Nizaret bei Magdala. Also ging Jesus Christus offensichtlich durch das Taubental und dann nach Kapernaum. Sie sehen links Magdala auf halber Höhe und dann nach Norden Kapernaum. Diese drei Orte – Kapernaum, Chorazin und Bethsaida – liegen ganz nah beieinander.
Die Evangelien sagen, dass Jesus Christus in diesen drei Orten am meisten gewirkt hat. Darum kann man diese Orte das Evangeliendreieck nennen. Es gibt so ein schönes Dreieck. Dort sind auch die Ruinen von Chorazin. Das entspricht genau der Prophetie in Jesaja 9,1: „Doch nicht bleibt Finsternis dem Land, welches Bedrängnis hat“, sagt der Prophet Jesaja.
In seiner Zeit war Nordisrael ganz besonders bedrängt durch die assyrische Weltmacht, die schließlich alles vernichtete und die Israeliten des Nordens in die Gefangenschaft führte. Darum sagt Jesaja vom Land, das Bedrängnis hat – in der früheren Zeit hatte er das Land Sebulon und das Land Naftali verächtlich gemacht. Diese kamen in die Gefangenschaft nach Assyrien, während Juda noch lange Zeit weiter existieren durfte.
Aber in der späteren Zeit bringt er zu Ehren den Weg am See. Das ist die Region westlich vom See Genezareth, das jenseitige des Jordan – das ist das Gebiet der zehn Stämme auf der anderen Seite des Jordans, in Jordanien. Das „Galiläa der Nationen“ ist die Bezeichnung für das nordisraelitische Gebiet.
Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen. Die da wohnen im Land des Todesschattens, Licht hat über sie geleuchtet. Aus dieser Stelle wusste man im Judentum, dass der Messias ganz besonders den Norden Israels, Galiläa, beehren wird.
Darum hat Jesus Christus in Nazareth gewohnt und er hat in Kapernaum gewohnt, um seinen öffentlichen Dienst zu tun. Dort ging dieses Licht des Evangeliums, seiner Botschaft, auf. Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen.
Dazu gibt es eine wunderbare Arie im Messias von Händel. Ja, ich singe sie jetzt nicht vor.
Jesu Wirken in der Synagoge von Kapernaum
Gehen wir weiter zu Markus 1,21: Und sie gingen hinein nach Kapernaum, Jesus Christus und einige Jünger. Am Sabbat ging er sofort in die Synagoge und lehrte. Die Leute waren sehr erstaunt über seine Lehre, denn er lehrte wie jemand, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.
Kapernaum wurde im zwanzigsten Jahrhundert sorgfältig ausgegraben. Hier sehen Sie die Synagoge in Kapernaum, die auch namentlich in den Evangelien erwähnt wird. Allerdings stammt diese Kalksteinsynagoge aus dem dritten oder vierten Jahrhundert nach Christus. Sie ist jedoch auf Basaltfundamenten errichtet, einem schwarzen vulkanischen Stein. Diese Fundamente sind die originalen Fundamente der Synagoge aus dem ersten Jahrhundert.
Diese Synagoge wird in Lukas 7,5 erwähnt. Dort heißt es, dass ein römischer Hauptmann, der das jüdische Volk liebte, obwohl er kein Jude war, ihnen diese Synagoge gespendet hat. Die Bibel berichtet mehrfach, dass Jesus Christus hier gepredigt hat.
Ich habe das mehrfach gemacht: Ich habe hier in der Synagoge die Bibel hervorgeholt und ausführlich aus der Predigt von Jesus in Johannes 6 gelesen. Das war die Predigt hier in Kapernaum. Jesus sagt dort: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel kommt.“ Er wurde ja in Bethlehem geboren, was „Haus des Brotes“ bedeutet.
Dort erklärt er, dass er das lebendige Brot vom Himmel ist. Wer von diesem Brot isst – das heißt, ihn wirklich persönlich aufnimmt, nicht nur ein bisschen kostet, sondern als seinen Retter annimmt – wird ewig leben. Das hat er hier verkündet.
Nach dieser Predigt beschwerten sich einige, denn sie fanden das nicht gut. Auf die Frage von Jesus Christus: „Wollt ihr auch weggehen?“ antwortete Petrus: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Wer dieses Brot isst, wird ewig leben. Das war jedoch nicht wörtlich gemeint. Man muss nicht unbedingt ein Abendmahlbrot essen. In Johannes 6 sagt Jesus Christus sogar: „Meine Worte sind Geist und Leben.“ Das ist geistlich gemeint, übertragen.
Heilungen und Wohnort Jesu in Kapernaum
Markus 1,29: Wir lesen gleich weiter:
Und alsbald gingen sie aus der Synagoge und kamen in das Haus Simons und Andreas mit Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank danieder, und alsbald zagen sie ihm von ihr. Er trat hinzu und richtete sie auf, indem er sie bei der Hand ergriff. Das Fieber verließ sie alsbald, und sie diente ihnen.
Bei den Ausgrabungen in Kapernaum kam diese oktogonale Kirche aus dem byzantinischen Reich, etwa aus dem fünften Jahrhundert nach Christus, ans Licht. Innerhalb dieser Kirche fand man Mauerüberreste eines Hauses aus dem ersten Jahrhundert sowie Inschriften, die darauf hinwiesen, dass das Haus von Petrus war. Wir wissen sogar genau, wo dieses Haus lag, wo Jesus Christus wohnen durfte – bei Petrus in Kapernaum. Also von der Synagoge aus ist es nur ein ganz kurzer Weg.
So hat der Herr Jesus im ganzen Land und darüber hinaus gepredigt. Viele nahmen sein Wort an, andere verworfen es. Es gab eine Scheidung. Schließlich beschreibt uns Lukas den letzten Gang.
In Lukas 19 sehen Sie, wie Jesus Christus nach Jericho kommt, in diese wunderschöne subtropische Oase, heute die tiefstgelegene Stadt der Welt. Dann heißt es in Lukas 19,28: „Und als er dies gesagt hatte, zog er voran, indem er hinaufging nach Jerusalem.“ Lukas beschreibt diesen letzten Gang von Jericho durch die Wüste hinauf nach Jerusalem, um dort schließlich als Opfer für unsere Sünden zu sterben.
Wir wissen genau, wo der Weg entlangführte, denn die Römerstraße von Jericho durch die Wüste hinauf ist heute noch zu sehen. Man geht durchs Wadi Qelt, sieht das tiefe Wadi und hier die Straße. Dann bei Mizbe Jericho kann man die Straße ebenfalls wieder erkennen. Das war der Weg. Es bewegt mich jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke.
Es gibt ja dieses Lied von Margrit Birkenfeld, das heißt „Für mich gingst du nach Golgatha“. Der Prophet Micha hat gesagt, der Messias werde in Bethlehem geboren werden. Aber wir haben gelesen: „Und seine Ausgänge sind von der Ewigkeit her.“ Er ist der Sohn Gottes. Mancher orthodoxe Jude würde an dieser Stelle widersprechen und sagen: „Nein, wo steht, dass der Messias Gottes Sohn ist?“ Dann sage ich Sprüche 30,4: „Kennst du den Namen Gottes, Adonai, JHWH? Und kennst du den Namen seines Sohnes, wenn du es weißt?“ Ja, da steht es. Gott hat einen Sohn, den Namen seines Sohnes. Er ging hinauf und dachte an jeden von uns ganz konkret. Er, der Gerechte, wollte für uns sterben.
Bevor ich noch die letzten Folien zeige, mache ich einen kurzen Unterbruch. So wie bei den Psalmen, wenn die Sänger singen und dann nur noch das Orchester rein instrumental spielt – man hört nichts mehr, aber denkt über das Gehörte nach. Das geht bei klassischer Musik besonders gut. Wenn ich jetzt Techno laufen ließe, wäre das anders; da geht sofort der Geist weg, also der Verstand.
Die klassische Musik geht in ihren Ursprüngen auf die jüdische Musik zurück. Als Paulus das Evangelium bis nach Rom brachte, hatte er die Lieder aus Israel mitgebracht, aus der Synagoge. Im ersten bis vierten Jahrhundert wurden in Europa die alten Lieder der Heiden verdrängt. Oft war es ein Heidenlärm. Wir haben die Lieder aus dem Tempel gelernt, bei denen der Rhythmus so geführt wird, wie man auch spricht. Wenn man solche Musik macht, kann man dabei denken.
Denken Sie also über das nach, was wir jetzt gehört haben, und dann noch den Schluss. Wir sind bei diesem letzten Gang des Herrn Jesus von Jericho nach Jerusalem stehen geblieben.
In diesem Zusammenhang ist eine Prophetie aus dem Buch Daniel ganz wichtig. In Daniel 9,25 wird dem Propheten im Jahr 539 v. Chr. gesagt: Jerusalem war damals eine Ruine. Achtung: Wenn ein Erlass ausgeht, dass Jerusalem wieder gebaut wird, kann man berechnen, wann der Messias kommt.
Daniel 9,25: „So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen zusammen 69.“
Das heißt, vom Erlass bis zum Kommen des Messias als Fürst vergehen 69 Jahrwochen. Das ist natürlich nicht Bethlehem. Einen Fürsten legt man nicht in die Krippe. Aber der Herr Jesus kam ja nach Betanien auf dem Ölberg, nach der Reise von Jericho, und hatte dort noch ein Schabbatmahl in der Familie von Lazarus und seinen Geschwistern. Dann, am Jom Richon, am ersten Tag der Woche, also am Palmsonntag, trat er ein einziges Mal in der Öffentlichkeit wirklich als Fürst auf.
Hier sehen Sie übrigens oberhalb des Millo in der Davidstadt in Jerusalem diese braunen Mauern. Das sind noch originale Mauern von Nehemia, der im Jahr 445 v. Chr. von den Persern die Erlaubnis bekam, Jerusalem wieder aufzubauen. Also 445 v. Chr., im Monat Nisan, bei uns März/April.
445 v. Chr. plus sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen ergeben zusammen 69 Jahrwochen. Dann, im Jahr 32 nach Christus, trat Jesus Christus als Fürst auf. Er begann seinen Dienst mit 29 Jahren, der etwa drei Jahre dauerte, wie uns zum Beispiel Lukas 13,6-9 berichtet.
Jetzt muss ich erklären, was Jahrwochen sind. Das hebräische Wort „Shavua“ bedeutet eine Woche, also sieben Tage. Aber schon die alten Rabbinim erklärten, dass in Daniel Jahre gemeint sind, nicht Tage. Diese „Shavua“ sind hier Jahrwochen, also sieben Jahre.
Ganz wichtig: Die prophetischen Jahre der Bibel haben genau 360 Tage. Das ist der Mittelwert zwischen Mond- und Sonnenjahr, also zwischen 354 und 365 Tagen. Der jüdische Kalender ist eine Mischung aus Mond- und Sonnenjahr.
Sie sehen in Offenbarung 11 zum Beispiel, dass dreieinhalb Jahre mit 42 Monaten und 1260 Tagen gleichgesetzt werden. Ein Monat wird dabei immer mit 30 Tagen gerechnet.
Wir rechnen also 62 plus 7 Jahrwochen, das sind 69 Jahrwochen. In Tagen sind das 69 × 7 × 360 = 173.880 Tage. Das kann man heute kaum noch im Kopf ausrechnen, früher war das möglich. Machen Sie es zu Hause gerne auf Ihrem Handy noch einmal nach.
Nun zur Sensation: Von März/April 445 v. Chr. bis März/April 32 n. Chr. passen genau diese 173.880 Tage hinein.
Der Erste, der das so genau berechnet hat – auf den Tag genau –, war Sir Robert Anderson, jahrelang Chef von Scotland Yard in England.
Der Herr Jesus ritt vom Ölberg her, durch das Kidrontal nach Jerusalem auf einem Esel ein, und die Volksmenge begrüßte ihn als Messiaskönig mit „Baruch haba b’schem Adonai“. Die Rabbinim sagten, wenn der Messias kommt, wird er so begrüßt. „Baruch haba“ heißt eigentlich „Willkommen, gepriesen sei“ oder besser „Willkommen, wer da kommt im Namen des Herrn“.
Aber wir lesen weiter in Daniel: „Und nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben.“ Die ersten sieben Jahrwochen, also 49 Jahre, waren die Zeit, in der Jerusalem wieder aufgebaut wurde. Darum sind sie so wichtig. Nach diesem Erlass musste die Stadt 49 Jahre später widerstehen. Dann kommen die 62 Jahrwochen dazu. Hier wird gesagt, der Messias kommt als Fürst, und nach den 62 Jahrwochen wird er ausgerottet werden.
Tatsächlich können wir aus dem Rückblick sagen, dass Jesus Christus fünf Tage nach Palmsonntag auf dem Golgatha-Felsen vor dem Genator von Jerusalem gekreuzigt wurde. Er wurde gekreuzigt.
Die Prophetie geht weiter: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Das bedeutet, als Konsequenz der Ermordung des Messias wird Jerusalem und der zweite Tempel zerstört werden. Tatsächlich haben die Römer im Jahr 70 nach Christus Jerusalem und den zweiten Tempel dem Erdboden gleichgemacht. Nur der Turm bei Pilatus ließ Titus als Wahrzeichen stehen. Dort fand auch der Prozess statt.
Es ist unglaublich: Hier sieht man die originalen Steine, die die römischen Soldaten oben auf dem Tempelplatz abgebrochen und auf die Straße unten geworfen haben. Die Steine sind tief in den Boden eingedrückt worden. Ich war schon unter der Straße – unglaublich.
Ich zeichne das hier ein: die Kreuzigung und dann die Folgen.
Wir kehren nochmals zurück ins Jahr 32. Fünf Tage nach Palmsonntag stand Jesus Christus in der königlichen Säulenhalle am Südende des Tempelplatzes, in dieser Ecke. Das war der Sitz des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs von Israel ab dem Jahr 30. Vorher waren sie an einem anderen Ort, aber ab dann war es hier.
Dort verurteilte der Hohepriester Kajafas als oberster Richter Jesus Christus zum Tod. Kajafas war ein Sadduzäer. Josephus berichtet, dass die Sadduzäer sehr hart im Urteil waren.
Was Sie hier sehen, ist eine schöne Box, die vor ein paar Jahren in Jerusalem bei Straßenarbeiten entdeckt wurde. Man fand eine Grabeshöhle aus dem ersten Jahrhundert mit vielen solchen Ossuarien. Das sind kleine Särge, in denen nur die Knochen aufbewahrt werden.
Diese Verzierung vorne ist unglaublich! Man kennt viele Ossuarien aus dem ersten Jahrhundert, aber normalerweise sind sie nie so verziert. Es war sofort klar, dass es einem ganz wichtigen Mann gehörte. Wir wissen sogar, wem.
Auf der Seite, die man hier nicht ganz gut sieht und die sehr hässlich eingeschrieben ist, steht: „Jehoseph Barkaffa“ – Josef, Sohn oder Mitglied der Kajafas-Familie.
Josephus Flavius berichtet, dass dieser Hohepriester Kajafas, der in den Evangelien genannt wird, mit Vornamen Josef hieß. Man fand darin die Knochen eines etwa sechzigjährigen Mannes.
Da habe ich gefragt: Was machen diese Knochen da drin? Sie warten auf die Auferstehung.
Die Bibel sagt, es gibt eine Auferstehung aller Menschen, der Gerechten und der Ungerechten. Wie geht das? Alle Menschen sind ja ungerecht. Natürlich. Aber wenn wir, wie Johannes der Täufer gepredigt hat, Buße tun, wenn wir, wie Jesus Christus gepredigt hat, Buße tun, wenn wir unsere persönliche Schuld, die uns bewusst ist, die wir uns gegen die Gebote Gottes in der Bibel verschuldet haben, bereuen und Gott im persönlichen Gebet bekennen und um Vergebung bitten, dann vergibt uns Gott.
Gott spricht uns gerecht. Es wird eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten geben, also auch derjenigen, die Jesus Christus als Retter abgelehnt haben. Das hatte Kajafas definitiv nicht.
Das schaudert einen fast: Die Knochen sind da unter uns.
Übrigens wissen wir ganz genau, wo der Ort war. Sie sehen es dort auf dem Tempelplatz heute. In dieser Ecke war der Prozess, und rechts im Modell, ganz hinten in der Mittelhalle, die Königssäulenhalle im Tempel.
Man wusste schon lange im Judentum, dass der Messias für unsere Sünden sterben wird. So steht es in Jesaja 53. Viele Rabbinim haben in zahlreichen Büchern bezeugt, dass Jesaja 53 vom Messias spricht.
Siebenhundert Jahre im Voraus hat Jesaja die Kreuzigung, den Tod und das stellvertretende Leiden als Opfer des Messias beschrieben.
Ich lese aus Jesaja 53,3: „Er war verachtet und verlassen von den Menschen.“ Das ist in der hebräischen Grammatik die prophetische Vergangenheitsform. Das Zukünftige wird so lebendig geschildert, als ob es gerade geschieht oder geschehen ist.
„Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“
Übrigens sieht man hier das Genator, rechts im Modell. Gerade draußen und außerhalb liegt Golgatha mit dem Felsen. Dieses Tor wurde vor Jahren entdeckt. Das ist genau das Genator, das direkteste Tor hinaus nach Golgatha.
Also stehen wir jetzt gerade hier draußen, außerhalb der Stadt Jerusalem. Der Schutt dort müsste entfernt werden, um den Schutt von zweitausend Jahren wegzuräumen. Aber dort war der Durchgang.
Da denke ich wieder: „Für mich gingst du nach Golgatha.“ Sein Kreuz tragen ging er hinaus.
Jesaja 53,6 sagt: „Wir alle irrten umher wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg. Der Herr aber hat unser aller Ungerechtigkeit auf ihn treffen lassen.“
Er musste an unserer Stelle sterben. Gott ist gerecht, und Gott muss das Böse richten. Aber Gott ist Liebe. Wie kann er das vereinen? Er möchte uns nicht richten. Darum hat er den Weg gefunden: Er hat seinen Sohn gesandt, der als Mensch für uns Menschen sterben sollte – der Gerechte für uns die Ungerechten. Die Strafe, die wir in Ewigkeit verdient haben, hat er auf sich genommen.
Ganz wichtig ist: Wenn Johannes der Täufer von Buße sprach und auch der Herr Jesus in seiner Botschaft sagte: „Tut Buße, das Reich Gottes ist nahegekommen“, dann heißt das, wir müssen uns mit diesem Opfer identifizieren.
Das ist das, was man bei einem Schaf im Tempel machte: die Hände auf den Kopf legen. Beim Sündopfer, beim Hadad, wurden die Sünden konkret bekannt. Gott will hören, was uns leidtut.
Es ist ganz wichtig, dass ich mich mit dem Opfer eins mache.
Es ist interessant: Im Traktat Joma über Jom Kippur im Talmud steht: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.“ Aber der Tempel wurde im Jahr 70 zerstört, es gibt bis heute keinen jüdischen Tempel mehr. Wo ist das Blut?
Wir können sagen: Es ist auch nicht nötig. Die Tieropfer waren nur Symbole. Das Opfer des Messias ist gekommen. Die Rabbiner haben erklärt, Jesaja 53 spricht vom Messias. Lesen Sie Jesaja 53 zu Hause – das kann ein Durchbruch in Ihrem Leben werden. Es ist fantastisch.
Vor einiger Zeit waren wir in Sydney, in den Blue Mountains. Dort kam eine große orthodox-jüdische Gruppe aus New York. Wir begannen sofort, Hebräisch zu sprechen – in Australien, das war schön.
Ich sprach mit einem älteren Herrn mit schönem Bart, länger und schöner als meiner, und zum Abschied sagte ich ihm: „Nalikro Jeshajahu Chamschim Beshelosh“ – „Lies Jesaja 53.“ Er kehrte nach New York zurück, und wir haben nichts mehr von ihm gehört.
Ich würde gerne wissen, was geschehen ist.
Es ist ganz wichtig, wenn man später Leute trifft und fragt: „Wie war das erste Mal, Jesaja 53 zu lesen?“ Die meisten kennen das Kapitel gar nicht, auch viele Orthodoxe nicht, weil sie normalerweise nicht die ganze Bibel durchlesen.
Das ist sehr wichtig: Man muss die ganze Bibel lesen. Man kann nicht einfach sagen, am Schabbat wird ja gelesen – jeden Schabbat. Das reicht nicht, da werden nicht alle Kapitel gelesen.
Man muss das privat lesen, und es ist gewaltig.
Ich erinnere mich an eine Jugenderinnerung. Vor kurzem war ich in Zürich-Enge. Dort traf ich Michael aus einer orthodoxen Familie. Wir lasen zusammen Jesaja 53. Später fragte ich ihn, und es war unglaublich: Das Kapitel hat ihn so tief getroffen. Es fährt voll ein. Das wünsche ich wirklich jedem.
Die Prophetie des Messias und seine göttliche Herkunft
Ja, der Prophet Micha hat gesagt, dass der Messias in Bethlehem geboren werden wird. Aber wir haben auch gelesen: „Und seine Ausgänge sind von der Ewigkeit her.“ Er ist der Sohn Gottes.
Mancher orthodoxe Jude würde an dieser Stelle widersprechen und fragen: „Wo steht, dass der Messias Gottes Sohn ist?“ Dann antworte ich mit Sprüche 30, Vers 4: „Kennst du den Namen Gottes, Adonai, JHWH? Und kennst du den Namen seines Sohnes, wenn du es weißt?“ Ja, dort steht es. Danach heißt es, dass Gott einen Sohn hat, den Namen seines Sohnes.
Er ging hinauf und dachte dabei ganz konkret an jeden von uns. Er, der Gerechte, wollte für uns sterben.
Musikalische Reflexion und geistliche Vertiefung
Bevor ich die letzten Folien zeige, mache ich einen kurzen Unterbruch. So wie die Sänger in den Psalmen schweigen, spielt dann nur noch das Orchester rein instrumental. Man hört nichts mehr, aber man kann über das nachdenken, was man vorher von Gottes Wort gehört hat.
Das funktioniert besonders gut bei klassischer Musik. Wenn ich jetzt Techno laufen lassen würde, wäre das nicht möglich. Da verschwindet sofort der Geist – beziehungsweise der Verstand.
Bei klassischer Musik ist das anders, und das hat einen ganz besonderen Grund. Die klassische Musik geht in ihren Ursprüngen auf die jüdische Musik zurück. Als Paulus das Evangelium bis nach Rom brachte, hatte er die Lieder aus Israel mitgebracht, aus der Synagoge.
Im ersten bis vierten Jahrhundert wurden in Europa die alten Lieder der Heiden verdrängt. Damals herrschte oft viel Lärm, der eher heidnisch geprägt war. Wir haben die Lieder aus dem Tempel gelernt, bei denen der Rhythmus so geführt wird, dass er genau dem Sprechfluss entspricht.
Wenn man Musik auf diese Weise macht, kann man dabei denken. Denken Sie also über das nach, was wir gerade gehört haben, bevor wir zum Schluss kommen.
Die Prophetie Daniels und die zeitliche Einordnung des Messias
Wir sind stehen geblieben bei dem letzten Gang des Herrn Jesus von Jericho nach Jerusalem. In diesem Zusammenhang ist eine Prophetie aus dem Buch Daniel ganz wichtig. In Daniel 9,25 wird dem Propheten im Jahr 539 v. Chr. gesagt, dass Jerusalem damals eine Ruine war.
Achtung: Wenn ein Erlass ausgeht, dass Jerusalem wieder aufgebaut wird, dann kann man berechnen, wann der Messias kommen wird. Daniel 9,25 lautet: „So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen, zusammen 69.“
Das heißt, vom Erlass bis zum Kommen des Messias als Fürst vergehen 69 Jahrwochen. Das ist natürlich nicht Bethlehem. Einen Fürsten legt man nicht in eine Krippe.
Der Herr Jesus kam jedoch nach Betanien, auf dem Ölberg, nach der Reise von Jericho. Dort hatte er noch ein Schabbatmahl in der Familie von Lazarus und seinen Geschwistern. Dann, am Jomrichon, dem ersten Tag der Woche – also am Palmsonntag – trat er ein einziges Mal in der Öffentlichkeit wirklich als Fürst auf.
Hier sehen Sie übrigens oberhalb des Millo in der Davidstadt in Jerusalem diese braunen Mauern. Das sind noch originale Mauern von Nehemia, der im Jahr 445 v. Chr. die Erlaubnis von den Persern bekam, Jerusalem wieder aufzubauen.
Also: 445 v. Chr., im Monat Nisan – bei uns März oder April –, dann 7 Jahrwochen plus 62 Jahrwochen, also 69 Jahrwochen. Im Jahr 32 n. Chr. trat Jesus Christus als Fürst auf. Sein Dienst begann 29 n. Chr. und dauerte drei Jahre, wie uns zum Beispiel Lukas 13,6-9 berichtet.
Jetzt muss ich erklären, was Jahrwochen sind. Hebräisch heißt Shavua „Woche“ und bedeutet sieben Tage. Aber schon die alten Rabbiner haben erklärt, dass es hier in Daniel nicht um Tage, sondern um Jahre geht. Eine Jahrwoche ist also sieben Jahre.
Ganz wichtig: Die prophetischen Jahre der Bibel sind genau 360 Tage lang. Das ist der Mittelwert zwischen Mond- und Sonnenjahr – also zwischen 354 und 365 Tagen. Der jüdische Kalender ist eine Mischung aus Mond- und Sonnenjahr.
In Offenbarung 11 zum Beispiel werden dreieinhalb Jahre mit 42 Monaten und 1260 Tagen gleichgesetzt. Dabei wird ein Monat immer mit 30 Tagen gerechnet.
Wir rechnen also: 62 plus 7 Jahrwochen ergeben 69 Jahrwochen. In Tagen sind das 69 × 7 × 360, also 173.880 Tage. Das kann man heute nicht mehr im Kopf ausrechnen, aber früher war das noch möglich. Machen Sie es gern auf Ihrem Handy zu Hause noch einmal nach.
Nun zur Sensation: Von März/April 445 v. Chr. bis März/April 32 n. Chr. lassen sich genau diese 173.880 Tage einfügen. Der Erste, der das so genau berechnet hat, war Sir Robert Anderson, jahrelang Chef von Scotland Yard in England.
Der Herr Jesus ritt vom Ölberg her – hinter dem Ölberg liegt die Wüste Judäa – durchs Kidrontal nach Jerusalem auf einem Esel ein. Die Volksmenge begrüßte ihn als Messias-König mit „Baruch haba b’schem Adonai“.
Die Rabbiner sagten, wenn der Messias kommt, dann begrüßt man ihn so. „Baruch haba“ heißt eigentlich „Willkommen“, „gepriesen sei“ oder besser: „Willkommen, wer da kommt im Namen des Herrn“.
Lesen wir weiter in Daniel: Nach den 62 Jahrwochen wird der Messias ausgerottet werden und nichts haben. Die ersten sieben Jahrwochen – das sind 49 Jahre – waren die Zeit, in der Jerusalem wieder aufgebaut wurde.
Darum sind sie so wichtig: Nach diesem Erlass musste die Stadt 49 Jahre später widerstehen. Dann kommen die 62 Jahrwochen dazu, und hier wird gesagt, dass der Messias als Fürst kommt. Nach den 62 Jahrwochen wird er ausgerottet werden.
Tatsächlich können wir aus dem Rückblick sagen, dass Jesus Christus fünf Tage nach Palmsonntag auf dem Golgatha-Felsen vor dem Tor von Jerusalem gekreuzigt wurde.
Die Prophetie geht aber weiter: Das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören. Hier wird angedeutet, dass als Konsequenz der Ermordung des Messias Jerusalem und der zweite Tempel zerstört werden.
Tatsächlich haben im Jahr 70 n. Chr. die Römer Jerusalem und den zweiten Tempel dem Erdboden gleichgemacht. Nur der Turm bei Pilatus wurde von Titus als Wahrzeichen stehen gelassen – das war der Ort des Prozesses.
Es ist unglaublich: Hier sieht man die originalen Steine, die die römischen Soldaten oben auf dem Tempelplatz abgebrochen und auf die Straße unten geworfen haben. Die Straße ist tief eingedrückt worden. Ich war schon unter der Straße. Unglaublich, diese Steine sind so tief in den Boden hineingedrückt worden.
Ich zeichne das hier ein: die Kreuzigung und dann die Folgen. Nun kehren wir nochmals zurück ins Jahr 32. Fünf Tage nach Palmsonntag stand Jesus Christus hier in der königlichen Säulenhalle am Südende des Tempelplatzes – in dieser Ecke.
Das war der Sitz des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs von Israel. Ab dem Jahr 30 n. Chr. war dieser Ort hier, vorher an einem anderen Ort. Da hat der Hohepriester Kajafas als oberster Richter – er war ein Sadduzäer – Jesus Christus zum Tod verurteilt.
Josephus berichtet, dass die Sadduzäer sehr hart im Urteil waren.
Was Sie hier sehen, ist eine schöne Box, die vor ein paar Jahren in Jerusalem bei Straßenarbeiten gefunden wurde. Man entdeckte eine Grabeshöhle aus dem ersten Jahrhundert mit vielen solchen Ossuarien.
Ossuarien sind kleine Särge, in denen nur die Knochen aufbewahrt werden. Als man diese Box sah, fiel sofort auf, dass sie ungewöhnlich verziert war. Normalerweise sind Ossuarien aus dem ersten Jahrhundert nicht so reich verziert.
Es war sofort klar, dass sie einem sehr wichtigen Mann gehört haben muss. Und wir wissen sogar, wem. Auf der Seite steht – wenn auch nicht gut lesbar und sehr hässlich eingraviert – „Jehoseph Bar Kafafa“, also „Josef, Sohn oder Mitglied der Familie Kajafas“.
Josephus Flavius berichtet, dass dieser Hohepriester Kajafas, der in den Evangelien genannt wird, mit Vornamen Josef hieß. In diesem Ossuar fanden sich die Knochen eines etwa sechzigjährigen Mannes.
Da fragt man sich: Was machen diese Knochen da drin? Sie warten auf die Auferstehung. Die Bibel sagt, es gibt eine Auferstehung aller Menschen, der Gerechten und der Ungerechten.
Wie geht das? Alle Menschen sind ja ungerecht. Natürlich. Aber wenn wir, wie Johannes der Täufer gepredigt hat, Buße tun; wenn wir, wie Jesus Christus gepredigt hat, Buße tun; wenn wir unsere persönliche Schuld – das heißt, was uns bewusst ist und was wir uns gegen die Gebote Gottes in der Bibel verschuldet haben – bereuen, Gott im persönlichen Gebet bekennen und um Vergebung bitten, dann vergibt uns Gott.
Gott spricht uns gerecht. Es wird eine Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten geben, also auch derer, die Jesus Christus als Retter ablehnen – und das hatte Kajafas definitiv.
Das schaudert einen fast: Die Knochen sind da unter uns. Übrigens wissen wir ganz genau, wo der Ort war. Sie sehen ihn heute auf dem Tempelplatz? In dieser Ecke war der Prozess. Rechts im Modell, ganz hinten in der Mittelhalle, die Königssäulenhalle im Tempel.
Man wusste schon lange im Judentum, dass der Messias für unsere Sünden sterben wird. So steht es in Jesaja 53. Viele Rabbiner haben in zahlreichen Büchern bezeugt, dass Jesaja 53 vom Messias spricht.
Siebenhundert Jahre im Voraus hat Jesaja die Kreuzigung, den Tod und das stellvertretende Leiden als Opfer des Messias beschrieben.
Ich lese aus Jesaja 53,3: „Er war verachtet und verlassen von den Menschen.“ Das nennt man in der hebräischen Grammatik prophetische Vergangenheitsform. Das Zukünftige wird so lebendig geschildert, als ob es gerade geschieht oder geschehen ist.
„Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.
Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.
Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“
Übrigens sieht man das Genator rechts im Modell. Draußen und außerhalb liegt Golgatha mit dem Felsen.
Dieses Tor wurde vor Jahren entdeckt. Es ist genau das Genator, das direkteste Tor hinaus nach Golgatha.
Wir stehen also hier draußen, außerhalb der Stadt Jerusalem. Der Schutt müsste komplett entfernt werden, um den Schutt von zweitausend Jahren wegzuräumen. Aber dort war der Durchgang.
Da denke ich wieder: Für mich gingst du nach Golgatha. Sein Kreuz tragen ging er hinaus.
Jesaja 53,6 sagt: „Wir alle irrten umher wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg. Aber der Herr hat unser aller Ungerechtigkeit auf ihn treffen lassen.“
Er musste an unserer Stelle sterben. Gott ist gerecht, und Gott muss das Böse richten. Aber Gott ist auch Liebe. Wie kann er das vereinen?
Er möchte uns nicht richten. Darum hat er den Weg gefunden: Er hat seinen Sohn gesandt, der als Mensch für uns Menschen sterben sollte – der Gerechte für uns die Ungerechten.
Die Strafe, die wir in Ewigkeit verdient haben, hat er auf sich genommen.
Die Bedeutung der Buße und des Opfers Jesu
Aber jetzt ist es ganz wichtig: Wenn Johannes der Täufer von Buße sprach und auch der Herr Jesus in seiner Botschaft sagte: „Tut Buße, das Reich Gottes ist nahegekommen“, dann bedeutet das, dass wir uns mit diesem Opfer identifizieren müssen.
Genau das ist es, was man bei einem Schaf im Tempel gemacht hat: Man legte die Hände auf den Kopf des Opfers. Beim Sündopfer, beim Hadad, hat man die Sünden konkret bekannt. Gott will hören, was uns leidtut. Es ist ganz wichtig, dass ich mich mit dem Opfer eins mache.
Es ist ja schon interessant: Im Traktat Joma über den Jom Kippur im Talmud steht, dass ohne Blutvergießen keine Vergebung möglich ist. Aber der Tempel wurde im Jahr siebzig zerstört, und bis heute gibt es keinen jüdischen Tempel mehr. Wo ist also das Blut?
Wir können sagen: Ja, das ist auch nicht mehr nötig. Die Tieropfer waren nur Symbole. Das Opfer des Messias ist gekommen. Die Rabbiner haben ja erklärt, dass Jesaja 53 vom Messias spricht – das ist es. Lesen Sie zu Hause Jesaja 53, das kann ein Durchbruch in Ihrem Leben sein. Es ist so fantastisch.
Vor einiger Zeit waren wir in Sydney, in den Blue Mountains. Dort kam eine große Gruppe aus New York, eine orthodox-jüdische Gruppe. Wir begannen sofort, Hebräisch zu sprechen – in Australien, das war schön. Ich habe mit einem älteren Herrn mit schönem Bart, der sogar schöner war als meiner, lange und schön gesprochen. Als Abschied sagte ich zu ihm: „Nalikro Jeshajahu Chamschim Beshelosh“ – also: „Lies Jesaja 53.“
Er ist wieder nach New York zurückgekehrt, und wir haben nichts mehr von ihm gehört. Ich würde gerne wissen, was geschehen ist. Es ist ganz wichtig, wenn man später wieder Leute trifft und fragt: „Wie war das erste Mal, Jesaja 53 im Leben zu lesen?“ Die meisten kennen dieses Kapitel gar nicht. Auch die Orthodoxen nicht, weil sie normalerweise nicht die ganze Bibel durchlesen.
Das ist ganz wichtig: Man muss die ganze Bibel lesen. Man kann nicht einfach sagen, am Schabbat wird ja gelesen, das reicht. Jeden Schabbat wird zwar gelesen, aber nicht alle Kapitel. Deshalb muss man es privat lesen – und das ist gewaltig.
Ich erinnere mich noch an eine Jugenderinnerung, die schon etwas zurückliegt, und an eine andere Begegnung vor kurzem in Zürich-Enge. Dort war Michael, aus einer orthodoxen Familie. Wir haben zusammen Jesaja 53 gelesen. Später fragte ich ihn, und es war unglaublich: Das Kapitel hat ihn so tief getroffen, es geht voll ins Herz. Das wünsche ich wirklich jedem.
