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Esther 2,19 - 3,6

Der Konflikt zwischen "Fleisch" und "Geist", Teil 4/11
24.03.2021Esther 2,19-3,6
SERIE - Teil 4 / 11Der Konflikt zwischen "Fleisch" und "Geist"

Guten Abend, ich begrüße alle herzlich zur Fortsetzung im Buch Esther. Wir haben bereits Kapitel 1 gelesen. Für diejenigen, die neu dazugekommen sind und nicht gehört haben, was wir schon besprochen haben, ist es wichtig, Kapitel 1 für sich nachzulesen. Außerdem empfiehlt es sich, die Livestreams von Anfang an nachzuhören, da sie das Thema bereits vorbereitet haben.

Jetzt kommen wir so richtig ins Thema hinein. Wenn ich sage, wir haben Kapitel 1 gelesen, dann meine ich, dass wir in diesen Vorträgen alle zehn Kapitel durchlesen werden. Ich möchte, dass jeder Vers gelesen wird. Das ist gar kein großes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass das Purimfest im Judentum, das typischerweise im Februar stattfindet, ein Fest ist, bei dem in der Synagoge das ganze Buch Esther vorgelesen wird – also in einem Gottesdienst.

Jedes Mal, wenn der Name Haman vorkommt, rufen alle „Haman“ und machen Lärm. Das ist sehr, sehr ungewöhnlich. So geht das einfach zu und her. Natürlich müsst ihr das nicht auch machen, sobald wir zu Kapitel 3 kommen. Aber es ist gut zu wissen, dass in einem Gottesdienst die ganzen zehn Kapitel durchgelesen werden.

Einführung in das Buch Esther und Beginn von Kapitel 2

Ich lese Kapitel zwei, Vers eins:

Nach diesen Begebenheiten, als der Zorn des Königs Ahasveros sich gelegt hatte, erinnerte er sich an Vasti und an das, was sie getan hatte und was über sie beschlossen worden war.

Da sprachen die Diener des Königs, die ihn bedienten: Man suche dem König Mädchen, die Jungfrauen sind und schön von Aussehen. Der König bestellte Beamte in allen Landschaften seines Königreichs, damit sie alle Mädchen, die Jungfrauen und schön von Aussehen sind, auf die Burg Susan in das Frauenhaus zusammenbringen.

Diese Mädchen kamen unter die Aufsicht Hegais, des königlichen Hofbeamten und Hüters der Frauen. Man gab ihnen Reinigungssalben, und das Mädchen, das dem König gefallen würde, sollte Königin an Vastis Stelle werden.

Das Wort gefiel dem König, und er tat so.

Es war ein jüdischer Mann in der Burg Susan. Sein Name war Mordochai, der Sohn Jairz, des Sohnes Simeis, des Sohnes Kis, ein Benjaminiter, der aus Jerusalem weggeführt worden war mit den Weggeführten, die mit Jechonia, dem König von Juda, weggeführt wurden. Diese Wegführung hatte Nebukadnezar, der König von Babel, veranlasst.

Mordochai erzog Hadassa, das ist Esther, die Tochter seines Onkels, denn sie hatte weder Vater noch Mutter. Das Mädchen war schön von Gestalt und schön von Aussehen. Als ihr Vater und ihre Mutter gestorben waren, hatte Mordochai sie als seine Tochter angenommen.

Es geschah, als das Wort des Königs und seine Anordnung gehört wurden und viele Mädchen in die Burg gebracht wurden, unter die Aufsicht Hegais, dass auch Esther in das Haus des Königs aufgenommen wurde. Sie kam unter die Aufsicht Hegais, des Hüters der Frauen.

Das Mädchen gefiel ihm und erlangte Gunst vor ihm. Er beeilte sich, ihr ihre Reinigungssalben und ihre Teile zu geben und gab ihr sieben Mägde, die aus dem Hause des Königs ausgesucht waren. Er brachte sie mit ihren Mägden in den besten Teil des Frauenhauses.

Esther hatte ihr Volk und ihre Abstammung nicht bekanntgegeben, denn Mordochai hatte ihr geboten, dass sie es nicht preisgeben sollte.

Tag für Tag ging Mordochai vor dem Hof des Frauenhauses umher, um das Wohlergehen Esthers zu erfahren und was mit ihr geschah.

Wenn die Reihe an jedes Mädchen kam, zum König Ahasveros zu kommen, geschah dies, nachdem ihr zwölf Monate lang nach der Anordnung für die Frauen vergangen waren. So wurden die Tage ihrer Reinigung erfüllt: sechs Monate mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Gewürzen und mit Reinigungssalben der Frauen.

Das Mädchen kam zum König, und ihr wurde alles gegeben, was sie verlangte, um es aus dem Frauenhaus in das Haus des Königs mitzunehmen.

Am Abend kam sie zum König, und am Morgen kehrte sie in das zweite Frauenhaus zurück, unter die Aufsicht Schaschkas, des königlichen Hofbeamten und Hüters der Nebenfrauen.

Sie kam nicht wieder zum König, es sei denn, dass der König Gefallen an ihr hatte und sie mit Namen gerufen wurde.

Als die Reihe an Esther kam, die Tochter Abichails, des Onkels Mordochais, der sie als seine Tochter angenommen hatte, zum König zu kommen, verlangte sie nichts außer dem, was Hegai, der königliche Hofbeamte und Hüter der Frauen, ihr sagte.

Esther erlangte Gnade in den Augen aller, die sie sahen.

Esther wurde zum König Ahasveros in sein königliches Haus geholt, im zehnten Monat, das ist der Monat Tebet, im siebten Jahr seiner Regierung.

Der König gewann Esther lieb mehr als alle Frauen. Sie erlangte Gnade und Gunst vor ihm mehr als alle Jungfrauen, und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vastis Stelle.

Der König gab allen seinen Fürsten und Knechten ein großes Gastmahl, das Gastmahl Esthers. Er gab den Landschaften einen Steuererlass und Geschenke nach der Freigebigkeit des Königs – sechsmal bis hierhin.

Die Souveränität Gottes trotz menschlicher Schwächen

Nun, das ist natürlich eine traurige Geschichte, wie dieser Mann mit Frauen umgeht. Das ist ganz schrecklich. Und trotzdem benutzte Gott diesen Mann, um das jüdische Volk zu retten.

Wenn man an die jüngere Vergangenheit der modernen Geschichte denkt: Es war ein Mr. Trump, der über die USA regierte. Die ganze Welt schrie gegen ihn – nicht alle, aber die meisten – und wütete über diesen Mann. Man fragte sich, was für ein Mann das sei und so weiter. Dabei wurde übersehen, was er alles für Amerika getan hat. Unglaublich!

Wie er gegen Abtreibung vorgegangen ist, ist bemerkenswert. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, dass die Legalisierung der Abtreibung wieder Auftrieb bekam. Unglaublich! Doch dieser Mr. Trump hat so viel getan und so viele Menschenleben gerettet. Was er für Israel gemacht hat, ist eine ganze Liste wert. Man muss in der modernen Geschichte suchen, welche Männer sich so auf diese Weise hinter das irdische Volk Gottes gestellt haben wie er. Und Gott hat diesen Mann gebraucht.

Und Asverus – ja, man muss sich schon einiges über diesen Mann denken. Ich habe gesagt, er hatte ein Problem mit Alkohol, er hatte Probleme mit Zorn und Wut und auch mit Frauen. Und trotzdem hat Gott in seiner Souveränität diesen Mann gebraucht, um das jüdische Volk zu retten, damit einmal der Messias aus diesem Volk kommen konnte.

Wäre der Plan Hammans zur Zeit des Buchs Esther gelungen, gäbe es kein jüdisches Volk mehr, und der Messias hätte nicht kommen können. Asverus wurde benutzt, er war das Werkzeug. Das zeigt etwas über die Souveränität Gottes: Er kann in der Geschichte jeden gebrauchen, den er will, um seine Pläne ans Ziel zu bringen.

Wenn man das einmal verstanden hat, wird man nicht irre an der Weltgeschichte. Die Geschichte ist eigentlich verrückt, eine verrückte Geschichte. Trotzdem sieht man den roten Faden, wie Gott handelt. Er kann Völker gebrauchen, Männer und Frauen, wie er will – und das ist so wunderbar.

Hier sehen wir also ganz besonders die Vorsehung Gottes und auch die Souveränität Gottes. Das heißt, dass Gott über allem steht und alles unter seiner Kontrolle hat. Souveränität bedeutet nicht, dass der Mensch keinen freien Willen hat. Das wäre eine sehr seltsame Auffassung von Souveränität, aber sie ist weit verbreitet. Doch das ist nicht die biblische Sicht von der Größe und Majestät Gottes.

Nein, wir sehen vielmehr Gott, der über allem steht und trotz des freien Willens des Menschen seinen guten Plan ans Ziel bringt. Das ist so großartig.

Verborgene Hinweise auf Gottes Wirken im Buch Esther

Nun haben wir in Kapitel 1 gesehen, wie Wasti ihre Aufgabe verweigerte, ihre Schönheit den Völkern zu zeigen. Das führte dazu, dass eine andere Königin bestimmt werden sollte.

Ich habe bereits in Kapitel 1, Vers 20 darauf hingewiesen, dass dort zum ersten Mal ganz versteckt der Name Gottes vorkommt. Ich lese den Vers noch einmal vor: „Und wird man den Befehl des Königs, den erlassen wird, in seinem ganzen Königreich hören, denn es ist groß, so werden alle Frauen ihren Männern Ehre geben.“ (Esther 1,20)

Das Wort „es, so werden alle Frauen ihren Männern Ehre geben“ besteht im Hebräischen aus vier Wörtern: hi, wechol, hanaschim, yitnu. Das sind also vier Wörter. Wenn man die Anfangsbuchstaben dieser Wörter rückwärts liest, ergibt sich der Name Yahweh.

Genau an der Stelle, an der es darum geht, dass eine andere Königin werden soll, sehen wir also ganz versteckt Gott, der alles in der Hand hat.

Bevor überhaupt das Problem entstand, dass das jüdische Volk vernichtet werden sollte, hatte Gott bereits die Fäden in der Hand. Er sorgte dafür, dass ein Wechsel kam und schließlich über die neue Königin das jüdische Volk gerettet werden konnte.

An einer Schlüsselstelle steht das hier, wie auch bei den drei weiteren Stellen, die wir noch sehen werden. Immer an Schlüsselstellen kommt der versteckte Name Yahweh, der Ewigseiende, vor.

Historischer Kontext und die Bedeutung von Mordochai und Esther

Nun haben wir also gesehen, wie diese Auswahl verlief. Der König hat massenweise Jungfrauen geheiratet. Das war also nicht ungewöhnlich, aber alle hatten geheiratet. Übrigens wird von seinem Nachfolger Artaxerxes, dem König zur Zeit von Nehemia, überliefert, dass er dreihundertsechzig Nebenfrauen hatte. Das ist wirklich realistisch so in der Geschichte geschehen.

In Vers 5 wird von einem jüdischen Mann in der Burg Susan berichtet, sein Name war Mordochai. Er war ein Vetter, ein Cousin von Esther, allerdings offensichtlich ein wenig generationenverschoben. Das gibt es ja. So konnte schließlich Esther, als sie eine Weise wurde, von Mordochai als seine Tochter adoptiert werden. Hier haben wir also das Thema Adoption in der Bibel.

Das ist etwas ganz Besonderes: Jemand kann ein Kind als sein eigenes annehmen, obwohl es nicht von ihm abstammt. Für viele Kinder ist das eine wunderbare Sache. Kinder, die aus Elend verstoßen oder abgeschoben wurden, bekommen Eltern, die sich voll für sie einsetzen. Diese Eltern sind echte Eltern für sie und geben alles, um ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Natürlich gibt es auch Probleme bei der Adoption. Ich habe in der Seelsorge zwei Kinder betreut, die adoptiert waren, aber Schwierigkeiten mit der Adoption hatten. Was kann man dazu sagen? Es soll gezeigt werden, dass Adoption ein biblisches Thema ist.

Gerade im Neuen Testament finden wir dazu Aussagen. Wenn wir kurz im Epheserbrief Kapitel 1 nachschlagen, lese ich ab Vers 3: "Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus, für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade."

Jetzt geht es mir besonders darum, dass hier gesagt wird, dass Gott der Vater die Gläubigen in der heutigen Zeit, im Zeitalter der Gemeinde, im Zeitalter der Gnade – also von Pfingsten (Apostelgeschichte 2) bis zum Tag der Entrückung der Gemeinde, wenn der Herr Jesus wiederkommen wird in den Wolken – von Ewigkeit her auserwählt hat und zuvorbestimmt, und zwar zur Sohnschaft.

In Vers 5 steht das Wort Sohnschaft, im Griechischen "Hyothesia". "Hyo" kommt von Sohn und "thesia" von Stellung, also Sohnesstellung. Das ist das normale Wort im Altgriechischen für Adoption. Darum steht in der französischen Bibel, in der Übersetzung von Darby, hier "Adoption" und im Englischen ebenfalls "Adoption".

Manche wundern sich, warum in der deutschen Bibel "Sohnschaft" steht, während in der englischen Bibel "Adoption" steht. Beides ist richtig. Es geht eben um Sohnschaft durch Annahme an Sohnes Statt.

Man könnte einwenden: "Aber ich dachte, die Kinder Gottes sind doch durch Geburt Kinder Gottes, durch Wiedergeburt." Lassen wir Epheser 1 offen und nehmen noch Johannes 1, Vers 12 dazu. Dort steht: "So viele ihn, Jesus Christus, das ewige Wort, aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind."

Hier wird klar gemacht, dass Gottes Kindschaft durch Wiedergeburt geschieht, also durch Geburt. Aber in Epheser steht Adoption. Das sind zwei Seiten derselben Medaille.

Tatsächlich ist es so: Wenn jemand sich bekehrt, bekommt er das ewige Leben. Johannes 3, Vers 16 sagt: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Das ewige Leben hat man als gegenwärtigen Besitz, wenn man zum Glauben an den Sohn Gottes kommt.

Dieses Leben ist nicht etwas Vorübergehendes. Jesus konnte sagen in Johannes 14, Vers 6: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Er ist das Leben. Das Leben des Sohnes, das ewig ist, weil es keinen Anfang hat und kein Ende, wird dem Gläubigen als neue Natur geschenkt. Das steht im Kontrast zum Fleisch oder der Sünde, die im Menschen wohnt. Das ist Wiedergeburt, Leben aus Gott erhalten, und das ist die Grundlage für Gotteskindschaft.

Wenn wir das aus einer anderen Perspektive betrachten, sehen wir die andere Seite der Medaille: Wir alle existierten, bevor wir eine Beziehung zu Jesus hatten. Wir waren einmal keine Kinder Gottes, keine Söhne und Töchter Gottes.

Dann kam der Moment der Bekehrung. Da hat Gott der Vater jeden Einzelnen, der an Jesus glaubte, angenommen, adoptiert an Sohnes Statt oder an Tochter Statt. Das ist gemeint mit Hyothesia, mit Adoption.

Wir sind also nicht einfach in die Existenz gekommen und dann Kinder Gottes geworden. Sondern wir waren einmal ohne diese Beziehung, und dann wurden wir angenommen.

Diese Adoption ist bei Gott so vollkommen, dass er uns auch sein Leben geben konnte. Das können Eltern nicht. Wenn sie das wirklich vor dem Herrn sehen, verstehen sie das. So wie Jesus in Matthäus 18 sagte: "Wer eines dieser Kleinen aufnimmt, nimmt mich auf."

Eltern, die ein Kind adoptieren, müssen sich dieses gewichtigen Schrittes bewusst sein. Ich habe den beiden Kindern erklärt, dass das Gottes Plan für uns ist.

Wenn man bedenkt, dass Gott von Ewigkeit her wollte, dass er uns adoptiert, ist das ein großes Thema des Evangeliums, der Heilsgeschichte: Adoption.

Darum ist es etwas ganz Besonderes, wenn Eltern sich entscheiden: Dieses Kind soll jetzt mein Kind werden. Wer adoptiert ist, darf wissen: Das sind meine wirklichen Eltern. Das sind nicht Stiefeltern, sondern meine wirklichen Eltern. Sie setzen sich so für mich ein, wie sie es auch für ein Kind tun würden, das von ihnen geboren und gezeugt wurde.

Das ist ein großartiges Thema: Adoption.

Ich möchte darum noch aus Galater 4 lesen, wo wir den gleichen Ausdruck Hyothesia finden. Ich lese ab Vers 4: "Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz, damit er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen."

Das ist wieder die Adoption. Man könnte auch übersetzen: "damit wir die Adoption empfingen."

Weiter heißt es: "Weil ihr aber Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes, den Heiligen Geist, in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater."

Also bist du nicht mehr Knecht, sondern Sohn. Wenn du Sohn bist, bist du auch Erbe durch Gott.

"Abba, Vater" – auf Griechisch "Abba, Pater" – ist ein besonderes Wort. "Abba" ist eigentlich kein Griechisch, sondern Hebräisch beziehungsweise Aramäisch. Es ist die Art und Weise, Vater zu sagen, die besonders zärtlich ist.

Es ist ähnlich wie "Papa" im Deutschen, im Gegensatz zu "Vater".

In Israel hört man das gut, auch wenn man kein Hebräisch versteht. Man hört, wie die Leute sprechen und welche Akzente sie haben. Dort leben viele Einwanderer aus aller Welt. Manche lernen Hebräisch von Geburt an, andere kommen aus dem Ausland und müssen die Sprache neu lernen.

In Israel sind alle Akzente akzeptiert. Man hört die kleinen Kinder "Abba, Abba" sagen, oder "Ima, Ima" – das ist "Mami, Mami". Das entspricht dem deutschen "Papa" und "Mami".

Nicht alle Kinder sagen das gleich, aber bei meinem Ältesten habe ich besonders darauf geachtet. Er hat mich zu Hause immer "Papa" genannt, aber nie seinen Freunden draußen gesagt: "Mein Papa hat gesagt" oder "Mein Papi hat gesagt." Typischerweise hätte er gesagt: "Mein Vater hat gesagt."

Das Wort "Vater" drückt eine größere Distanz aus, während "Papa" Nähe ausdrückt.

Warum hat Paulus nicht das griechische Wort "Patridion" genommen? Das heißt "Papa", aber die Endung "-ion" ist eine Verkleinerungsform, vergleichbar mit dem deutschen "-chen". Man kennt das aus dem Russischen, zum Beispiel "Väterchen".

Das wäre eine zärtliche Ausdrucksweise, aber für Gott nicht würdig. Für einen guten Vater mag das passend sein, aber nicht für Gott.

Darum hat der Heilige Geist Paulus inspiriert, das hebräisch-aramäische Wort "Abba" zu verwenden. So wird trotz der Nähe zu Gott, die wir haben, eine Grenze gewahrt, die das Ehrfürchtige nicht nimmt.

Es drückt eine vertraute, zärtliche Nähe zu Gott dem Vater aus, aber mit tiefem Respekt im Herzen.

"Pater" ist das normale Wort für Vater und bringt die Einsicht in die Beziehung zum Ausdruck.

Wenn man Kinder aufzieht, lernt man viel. Man sieht, dass sie immer Bedürfnisse haben, auf die Eltern antworten müssen.

Wenn dann der Tag kommt, an dem eine Tochter oder ein Sohn sagt: "Papa, wie geht es dir?" oder "Wie empfindest du das?", dann kann man sagen: "Jetzt bist du meine Tochter, nicht mehr einfach mein kleines Kind."

Das ist eine einsichtige Beziehung, die entstanden ist, und das wird mit "Vater" ausgedrückt.

Es ist nicht einfach eine Wiederholung von "Papa", sondern jedes Wort hat seine eigene Bedeutung.

Das Wunderbare ist: In diese enge Beziehung sind wir hineingebracht worden.

Symbolik von Esther und Mordochai im geistlichen Kontext

Nun haben wir in der Einführung zu den Schlüsseln zum Buch Esther gelernt, dass Esther ein Bild für den Geist des Menschen ist. Mordechai hingegen ist ein Bild von Gott. Je nach Stelle kann er Gott den Vater, Gott den Sohn oder Gott den Heiligen Geist darstellen, wie wir noch sehen werden. Hier ist Mordechai effektiv ein Bild von Gott dem Vater, denn er adoptiert Esther.

Der Heilige Geist wirkt, wenn er an einem Menschen tätig wird, damit dieser zur Bekehrung kommt und schließlich ein Kind Gottes werden kann. Dabei wirkt der Heilige Geist nicht über das Körperliche. Man sollte nicht meinen, dass eine Evangelisation mit viel Tamtam, bei der man das körperlich stark spürt und die als cool und modern empfunden wird, die richtige Art ist, Menschen für das Evangelium zu gewinnen.

Der Heilige Geist wirkt nicht über das Körperliche – das tut der Satan sehr stark. Vieles, was der Satan den Menschen anbietet, um sie von Gott und vom Wort Gottes wegzubringen, hat mit dem Körperlichen zu tun oder auch mit dem Seelischen. Das bedeutet, dass man Menschen in eine Stimmung versetzt, in der sie nicht anders können, als zu weinen. Hier muss man sehr vorsichtig sein.

Eine Situation, in der man vom Wort Gottes so ergriffen ist, dass man wirklich zu Tränen gerührt ist, hat eine ganz andere Bedeutung. Wenn jedoch solche Stimmungen absichtlich produziert werden, ist das problematisch. Das geschieht über das Seelische und wäre mit Ahasveros zu vergleichen.

Mordechai hingegen beschäftigt sich mit Esther und überlegt, dass sie adoptiert werden muss. So wirkt der Heilige Geist am Geist des Menschen. Dieser wird durch das Wort Gottes angesprochen. Der Geist des Menschen hat die Fähigkeit, zu höherem Denken fähig zu sein – über die Vergangenheit, das Leben, den Sinn des Lebens nachzudenken: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer ist Gott?

Der Heilige Geist öffnet das Wort Gottes, sodass man diese Grundfragen verstehen kann und schließlich auch zur Buße kommen kann. Der Heilige Geist wirkt zum Beispiel auch über das Gesetz, die Zehn Gebote. Wenn sich jemand wirklich die Mühe macht, die Zehn Gebote zu studieren und sich fragt, wo er sich in seinem Leben gegenüber Gott mit dem ersten, zweiten, dritten Gebot usw. versündigt hat, dann überführt der Heilige Geist diesen Menschen von der Sünde.

Dabei geht es nicht darum, was wir als Sünde empfinden, also nach unserem Gefühl, sondern darum, was Gott als Sünde bezeichnet. So kann ein Mensch über den Geist überführt werden.

Wir haben auch in Römer 8 den Vers gelesen, dass der Geist, also der Heilige Geist, unserem Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind.

Es geht hier also um Esther, nicht um Ahasveros oder einfach das persische Reich. Diese Adoption ist eine wunderbare alttestamentliche Versinnbildlichung dessen, was Gott mit den Erlösten in der heutigen Zeit getan hat.

Die weibliche Form in der Bezeichnung „Söhne Gottes“ und biblische Sprachgewohnheiten

Was ich noch erwähnen muss: Warum heißt es immer „Söhne Gottes“? Wo sind die Töchter?

Nun, man schlage 2. Korinther 6 auf. Dort lese ich ab Vers 17: Gott ruft die Gläubigen zur Absonderung auf. Darum heißt es: „Geht aus ihr Mitte hinaus und sondert euch ab“, spricht der Herr. „Rührt das Unreine nicht an, und ich werde euch aufnehmen. Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein“, spricht der Herr, der Allmächtige.

Hier wird ausdrücklich auch die weibliche Form benutzt. Aber es ist so: Wenn die Bibel normalerweise von den „Söhnen Gottes“ spricht, dann sind die Töchter ebenfalls gemeint. Das Männliche steht also auch für das Weibliche. Das war schon immer so, auch im Deutschen.

Das ist in den Sprachen der Welt ganz allgemein üblich. Die männliche Form steht oft auch für die weibliche. Das verstehen heute nicht mehr alle. Deshalb wird die Sprache manchmal völlig überladen und künstlich verändert – auf eine Weise, die der Sprache und dem Sprachfluss schadet, und zwar aus ideologischen Gründen.

Das ist aber wichtig: Bei der Bibel steht nicht am Schluss noch eine Anmerkung, dass bei der männlichen Form auch die weibliche mit eingeschlossen ist. Das muss man einfach wissen.

Das haben wir doch schon als Kinder in Deutsch gelernt – das war doch eine klare Sache. Gott hat es auch so ausgedrückt, damit es für jede Schwester im Herrn klar ist. Wenn ich zum Beispiel lese, dass diese „Söhne Gottes“, die durch den Geist geleitet werden (vgl. Römer 8), gemeint sind, dann sind natürlich auch die Töchter Gottes genauso gemeint.

Umgang mit Kritik an der Bibel und genaue Lesart

In diesem Zusammenhang ist noch etwas zu erwähnen: Kritiker lesen die Bibel oft ganz anders. Sie lesen sie, um Fehler zu finden. Dann haben wir wieder eine gute Gelegenheit.

Mordechai, von dem in Vers fünf die Rede ist, wird als Sohn Jaiers, Sohn Simeis, des Sohnes Kis bezeichnet. Er war ein Benjaminiter, der aus Jerusalem weggeführt wurde mit den Weggeführten, die mit Jechonja, dem König von Juda, weggeführt wurden. Diese Wegführung wurde von Nebukadnezar, dem König von Babel, durchgeführt.

Nun stellt sich die Frage: Wann war die Wegführung unter Jechonja? Diese babylonische Gefangenschaft der Juden war nicht die erste. Die erste fand 606 v. Chr. statt, sondern es war die zweite Wegführung. Insgesamt gab es vier Wegführungen, eine davon 597 v. Chr.

In welchem Jahr befinden wir uns nun? Die Zeit von Ahasverus, das dritte Jahr, wird in Kapitel 1 erwähnt. Das war 483/484 v. Chr. Zwischen der Wegführung und dieser Zeitspanne liegen also etwa 130 Jahre.

Dieser Mordechai muss also schon ein gewisses Alter gehabt haben, nicht wahr? Er wurde weggeführt, und dazu kommen noch die 130 Jahre. Er war der Vetter von Esther. Esther war offensichtlich jünger, aber sie war schon ziemlich betagt, als Ahasverus sie zur Königin und Frau nehmen wollte.

Hier entsteht ein Problem. Was machen wir, wenn jemand uns das so darstellt und sagt: „Siehst du, die Bibel ist voller Fehler. Das kann so nicht stimmen.“ Es gibt verschiedene Wege, damit umzugehen. Ein Weg ist, ganz genau zu lesen.

Was machen wir also? Es heißt: „Es war ein jüdischer Mann in der Burg Susan, sein Name war Mordechai, der Sohn Jair's, des Sohnes Simeis, des Sohnes Kis, ein Benjaminiter, der aus Jerusalem weggeführt worden war.“ Dieses „der aus Jerusalem weggeführt worden war“ bezieht sich gar nicht auf Mordechai, sondern auf seinen Vorfahren.

Hier wird ja der Stammbaum vorgestellt. Es wird klargemacht, dass Mordechai aus dem Stamm Benjamin stammt. Das ist derselbe Stamm, aus dem König Saul war. Der Vater von König Saul hieß Kis oder Kisch. Dieser Name ist typisch benjaminitisch und gehört zu einem Vorfahren.

Der Vorfahr Kis wird in 1. Samuel 9,1 genannt. Sein Sohn Simei ist ebenfalls bekannt. Simei kann man in 2. Samuel 16,5 nachlesen; er war ebenfalls ein bekannter Benjaminiter in der biblischen Geschichte um David.

Die Abstammungslinie wird also von Mordechai bis zur Generation Kis zurückverfolgt. Kis, ein Benjaminiter, wurde aus Jerusalem weggeführt. Dieser Kis wurde deportiert, nicht Mordechai.

Man darf die Bibel nicht falsch lesen und ihr dann Fehler unterstellen. Nun hat sich die Situation gedreht: Eins zu null, null für den, der angegriffen hat. Er hat das Tor verfehlt.

Man muss die Bibel sehr genau lesen. Deshalb ist es wichtig, sie nicht schnell wie einen Roman zu lesen, sondern sorgfältig, genau und deutlich.

Bedeutung der Namen Esther und Hadassa

Nun wird erzählt, er zog Hadassa, das ist Esther. Hadassa ist ein hebräischer Name und bedeutet Myrte, ein schöner Strauch mit schönen Blüten. Darum haben wir auch unserer Tochter dort drüben den Namen Hadassa gegeben, allerdings nur als zweiten Namen.

Das war eben der unbekannte Name. Der Hauptname war Esther, und das ist ein persischer Name. Das persische Stara oder Sitare bedeutet Stern. Also heißt Esther Stern. Man erkennt das an „Ster“ oder „Star“. Sie ist verwandt mit dem englischen Wort „Star“, weil Persisch zu den indogermanischen Sprachen gehört. Im Gegensatz dazu ist Hebräisch eine semitische Sprache, zusammen mit Arabisch und anderen Sprachen.

Persisch ist also weit entfernt verwandt mit Englisch und Deutsch. Darum sind „Star“ und „Ster“ dasselbe. Aber warum dann dieses „E“ am Anfang? In manchen Sprachen wird es als unangenehm empfunden, wenn man zwei Konsonanten direkt hintereinander aussprechen muss – besonders am Anfang eines Wortes.

Man muss nur mal einen Engländer fragen: Sag mal „Pferd“. Er wird es nicht so aussprechen wie wir, sondern eher „Pferd“ mit einem kleinen Vokal davor. Im Spanischen ist das ähnlich. Warum sagt man nicht „Spanien“ oder „Spanier“, sondern „España“? Man setzt einen Vokal vor die zwei Konsonanten, damit es leichter auszusprechen ist. Darum heißt es „España“, „Español“. Wir sagen auf Deutsch „Spanisch“, weil wir kein Problem mit zwei Konsonanten haben.

So erklärt sich das „Esther“ – es bedeutet Stern. In Philipper 2 wird gesagt, dass die Gläubigen leuchten sollen, als Zeugnis in dieser Welt, wie Himmelslichter. Die Gläubigen werden mit Sternen verglichen, die himmlisches Licht verbreiten sollen. Das sehen wir im Leben von Esther: Sie hat himmlisches Licht verbreitet und eine moralische Schönheit gezeigt, in ihrer Hingabe an Gott.

Sie war bereit, ihr Leben für Israel, das Volk Gottes, hinzugeben. Das wird durch die wunderbaren Blüten der Myrte ausgedrückt. „Hadassah“ heißt Myrte, und das ist der Name Hadassa.

Es ist typisch im Judentum, mindestens zwei Namen zu tragen: einen heidnischen und einen jüdischen Namen. Gerade in Zeiten, in denen es gefährlich war, Jude zu sein. So ist es ganz typisch, einem Sohn den Namen Leon zu geben, der nicht hebräisch ist. Leon bedeutet Löwe. Das ist quasi der Deckname für Juda, „Jehuda“. Der Löwe ist das Symbol für den Stamm Juda (1. Mose 49).

Darum heißt es Leon, als Deckname für den jüdischen Namen Jehuda. So kann man sicher sein, dass man, wenn nötig, die jüdische Identität verbergen kann, weil es manchmal gefährlich ist zu sagen: „Ich bin Jude“. Darum wurden oft zwei Namen vergeben.

Zum Beispiel Markus, der das Markus-Evangelium geschrieben hat, hatte diesen heidnischen Namen Markus. Sein jüdischer Name war Johannes (Apostelgeschichte 13). Im Neuen Testament kann man erforschen, wie viele Menschen Doppelnamen hatten – einen römischen oder griechischen Namen und einen hebräischen Namen, für alle Fälle.

Darum sollte dieses Mädchen bekannt sein als Esther mit dem persischen Namen und Hadassa – das war dann das Familiengeheimnis.

Gehorsam und Fürsorge im Leben Esthers

Vers 10 von Kapitel 2 zeigt, dass Esther ihr Volk und ihre Abstammung nicht offenlegte. Mordechai hatte ihr ausdrücklich befohlen, dies nicht zu tun. Sie gehorchte ihm, sodass ihr Cousin als ihr Vater anerkannt wurde. Sie folgte also dem, was er ihr geraten hatte.

Interessant ist, dass wir später in Kapitel 3 sehen, wie Mordechai selbst offen sagt: „Ich bin ein Jude.“ Wie passt das zusammen? Er handelt anders als Esther, und sie wird deshalb auch unterschiedlich wahrgenommen. Diese Unterscheidung spielt in der gesamten Geschichte eine Schlüsselrolle: Esther schweigt, Mordechai spricht. Diese Gegensätzlichkeit ist grundlegend wichtig.

Es gibt Situationen, in denen man nicht einfach alles sagen kann. Zum Beispiel fragt König David in den Büchern Samuel Gott, ob er gegen seine Feinde ziehen soll. Einmal sagt Gott „Ziehe hinauf“, ein anderes Mal „Ziehe nicht hinauf.“ Es geht hier nicht um eine klare Unterscheidung von richtig oder falsch, sondern darum, wie man sich am besten verhält. Manchmal sagt Gott „Geh“, manchmal „Geh nicht“. Entscheidend ist, auf Gottes Willen zu hören.

Mordechai wusste, dass Esther schweigen sollte, während er selbst offen sein musste. Das ist bemerkenswert und zeigt eine bewusste Strategie.

Ein weiterer schöner Aspekt steht in Vers 11: „Tag für Tag ging Mordechai vor dem Hof des Frauenhauses umher, um das Wohlergehen Esthers zu erfahren und was mit ihr geschehe.“ Man sieht hier seine Fürsorge – es war ihm ein echtes Herzensanliegen, wie es Esther ergeht.

Wir müssen uns auch bewusst machen, dass Esther gezwungen wurde, an diesem Hof zu leben. Hätte sie sich geweigert, wäre das der Tod gewesen. Natürlich fragt man sich, ob es nicht besser gewesen wäre, den Tod zu wählen, als gezwungen einen solchen Mann zu heiraten. Doch Gott hat in seiner Allmacht diese Situation genutzt, um das Volk Israel zu retten.

Noch etwas Wichtiges: Esther wurde Königin anstelle von Wasti. In 2,17 heißt es: „Und der König gewann Esther lieb.“ Kurz darauf steht: „Und er setzte die königliche Krone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Wastis Statt.“ Dies zeigt, wie schnell sich ihr Leben veränderte und wie sehr der König sie schätzte.

Geistliche Erneuerung als Voraussetzung für das Wirken Gottes

Wir haben gesehen, dass Esther den Geist des Menschen symbolisiert. Doch was bedeutet Wasti? Asverus war sehr stolz auf Wasti und wollte ihre Schönheit den Völkern zeigen. So sind manche Menschen sehr stolz auf ihren Geist und prahlen damit vor anderen.

Schauen wir nun in Hesekiel 36, wo alttestamentlich das Thema der Wiedergeburt behandelt wird. Die Wiedergeburt geschieht durch Wasser – das ist das reinigende Wort Gottes – und durch Geist, den Heiligen Geist. Als der Herr Jesus nachts in Jerusalem mit Nikodemus sprach, sagte er ihm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht.“ Nikodemus war sich nicht über das Thema Wiedergeburt im Klaren. Der Herr machte ihm einen Vorwurf, einem so großen Rabbiner, der nichts über die Wiedergeburt durch Wasser und Geist wusste.

In Hesekiel 36 wird beschrieben, dass jeder Rabbi darüber Bescheid wissen sollte. Dort wird von der zukünftigen Erneuerung Israels gesprochen: Gott wird sie aus allen Völkern sammeln, zuerst im Unglauben und unreinen Zustand. Erst wenn sie im Land sind, werden sie gereinigt und eine Wiedergeburt, eine nationale Wiedergeburt, erleben. Das bedeutet, der Überrest Israels wird umkehren.

Ich lese Hesekiel 36, Vers 25: „Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen“ – ein Bild für das reinigende Wort Gottes – „und ihr werdet rein sein von allen euren Unreinheiten, und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen. Ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen. Ich werde das steinerne Herz, also das harte Herz, das wir von Natur haben, aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben, ein weiches Herz, das auf Gott hört. Ich werde meinen Geist in euer Inneres geben.“ Das ist der Heilige Geist, im Zusammenhang mit der Wiedergeburt durch Wasser, das reinigt.

In Epheser 5,25 wird ebenfalls von der Reinigung mit Wasser durch das Wort gesprochen. Das Wort Gottes deckt unsere Schuld vor Gott auf. Es bringt uns dazu, unsere Sünden Gott zu bekennen, und so erhalten wir Vergebung. Der Heilige Geist wirkt im Menschen, gibt ihm das Bewusstsein für seine Sünden und auch die Kraft zur Reue. Dann nimmt Gott den alten Geist weg und gibt einen neuen Geist.

Das bedeutet, der Mensch wird bei der Wiedergeburt erneuert. Der Geist und das Denken des Menschen werden so verändert, dass Gott von einem neuen Geist spricht. Dazu können wir Titus 3 lesen, wo diese Erneuerung durch den Heiligen Geist beschrieben wird. In Titus 3, Vers 4 heißt es: „Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Heilandgottes erschien, errettete er uns nicht aus Werken, die in Gerechtigkeit vollbracht sind, wie wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung des Heiligen Geistes.“

Der Mensch wird erneuert – das ist gewissermaßen Esther anstatt Wasti. Und was das für das Denken bedeutet, ist enorm. Ich schlage Epheser 4 auf, wo diese Erneuerung durch die Bekehrung beschrieben wird. Paulus sagt in Vers 17, wie es bei den Ephesern vor ihrer Bekehrung war: „Dieses nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr fortan nicht wandelt, wie auch die Nationen oder die Heiden wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes.“

Für „Sinn“ steht hier das Wort „nous“, das heißt Verstand. Die „Eitelkeit ihres Sinnes“ beschreibt das Auftreten derer, die mit ihrer Intelligenz prunken wollen. Das spielt in der akademischen Welt eine große Rolle. Viele Akademiker sind bereit, auch in eine falsche Richtung zu gehen, nur weil sie damit der Universität und dem Zeitgeist gefallen.

Das ist unglaublich, welche Rolle Prestige, Ansehen und Position spielen. Das ist eine sehr problematische Sache. Wer etwas über die Hintergründe weiß, weiß auch, dass Professoren, etwa Archäologen, oft tolle Funde machen, aber keine Zeit haben, diese zu veröffentlichen. Sie geben das Material nicht an andere weiter, die Zeit hätten, es zu veröffentlichen, etwa Doktoranden. Wenn diese das Material veröffentlichen, wäre der Doktortitel sicher. Stattdessen wird das Material gehortet, und viele sind neugierig zu wissen, was längst gefunden wurde. Doch es wird nicht publiziert.

Das alles hat mit dem Prestige zu tun, dass der Professor das Material für seine Leute behält. Das meine ich ganz praktisch, wenn ich von der „Eitelkeit ihres Sinnes“ oder ihres Verstandes spreche.

In Vers 18 heißt es weiter: „Sie sind verfinstert im Verstand.“ Das beschreibt den Zustand des natürlichen Menschen, der trotz großer Intelligenz im Brustton der Überzeugung sagen kann, diese Welt sei durch Zufall entstanden. Alles habe sich über Jahrmillionen entwickelt und das sei bewiesen – obwohl es nicht bewiesen ist. Das wird hier als „verfinsterter Verstand“ bezeichnet – das ist Wasti.

Durch die Erneuerung, die Bekehrung, wird der Geist völlig erneuert und durch Gottes Wort erleuchtet. Darum ist es ganz wichtig: Esther anstatt Wasti als Königin.

Gottes Fürsorge durch Menschen und praktische Beispiele

Dann möchte ich noch etwas in Esther 2 erwähnen. In Vers 15 wird nochmals gesagt, dass Mordochai sie als seine Tochter angenommen hatte. Das Thema Adoption wird hier also noch einmal aufgegriffen.

Es heißt weiter, dass sie, als sie an der Reihe war, zum König zu gehen, nichts verlangte – außer dem, was Hegai, der königliche Hofbeamte und Hüter der Frauen, ihr sagte. In den Versen davor haben wir gelesen, dass eine junge Frau, sobald sie wusste, dass sie zum König gehen musste, selbst Wünsche äußern konnte. Sie konnte sich etwas Besonderes wünschen, um beim König einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen.

Esther erlebte jedoch, dass dieser Hegai ihr gegenüber eine besondere Gunst erwies. Auch das war Gottes Fügung. Ganz ähnlich wie bei Daniel in Babylon (Daniel 1). Daniel hatte dort ebenfalls einen Beamten, der offen war für seine besonderen Anliegen. Daniel hatte ein Problem mit dem Fleisch und dem Wein, die ihm angeboten wurden, weil der Wein den Göttern Babylons geweiht war und auch das Fleisch. Wenn er am Königstisch davon aß, hätte er damit ausgedrückt, dass er Gemeinschaft mit den babylonischen Göttern hatte – und das ging für ihn nicht.

Deshalb fragte Daniel den Beamten, ob sie nicht einen Versuch mit Gemüse machen könnten. Der Beamte hörte auf ihn und ging auf seinen Vorschlag ein. Gott belohnte Daniels Mut und schenkte ihm einen Beamten, der ihm wohlgesonnen war.

Nun erlebt auch Esther in einer sehr schwierigen Situation ihres Lebens, dass ein Beamter ihr besonders wohlgesonnen ist. Sie erlangte Gunst, wie es in Vers 9 heißt: „Und das Mädchen gefiel ihm, dem Hegai, und sie erlangte Gunst vor ihm. Er beeilte sich, ihre Reinigungssalben und so weiter bereitzustellen und setzte sich für sie ein.“

In diesem Zusammenhang wird auch erwähnt, dass sie nie erzählt hatte, dass sie eine Jüdin war. Als sie nun zum König gehen sollte, verlangte sie nichts außer dem, was Hegai, der königliche Hofbeamte und Hüter der Frauen, sagte. Sie ließ sich von ihm beraten. Das war eine ganz praktische Sache, die er ihr sagen musste.

So kann man sich auch von anderen beraten lassen, die sich besser auskennen. Und das konnte Esther tun.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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