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Einführung in das Buch der Richter, Teil 2/2

Einführung in das Buch der Richter, Teil 2/2
01.05.2007Richter

Die weitere Landnahme

Nun kommen wir mehr und mehr zum eigentlichen Gehalt des Buches der Richter. Ganz am Anfang habe ich aus der Einleitung gelesen und da haben wir in den ersten Versen davon gehört, dass nach dem Tod von Josua die Kinder Israel den Herrn im Blick auf die weitere Landnahme befragen. Das ist ja ganz positiv. Das Buch beginnt wirklich positiv; man fragt nach dem Willen Gottes und handelt nicht einfach so. Und Gott gibt Antwort auf die Frage, Richter 1, 1: „Wer von uns soll zuerst wider die Kanaaniter hinaufziehen, um wider sie zu streiten? Und der HERR sprach: Juda soll hinaufziehen;“ und er verheißt hier: „Ich habe das Land in seine Hand gegeben.“ Nun, das sieht alles sehr schön aus. Juda hat dann auch wirklich Erfolg. Aber was wir dann lesen in Vers 3 ist eigenartig. Nachdem Gott sagt, Juda soll hinaufziehen, lesen wir in Vers 3: „Und Juda sprach zu Simeon, seinem Bruder: Ziehe mit mir hinauf in mein Los, und laß uns wider die Kanaaniter streiten, so will auch ich mit dir in dein Los ziehen. Und Simeon zog mit ihm.“ Ja, was ist da mit Simeon? Er hat nichts gesagt von Simeon. Er hat gesagt, Juda soll hinaufziehen. Aber Juda hat sich so überlegt, um stärker zu sein nehme ich den Stamm Simeon auch mit. Das heißt, wir haben hier Gehorsam, Juda geht nach dem Willen Gottes hinauf, aber es ist auch ein Ungehorsam dabei, denn Simeon sollte ja nicht mitkommen. Juda hätte ja für den Erfolg allein auf den Herrn vertrauen sollen. Und da haben wir eigentlich die Fäulnis am Anfang des Buches der Richter. Es ist ein halber Gehorsam, Gehorsam vermischt mit Ungehorsam.

Und wenn wir diese Einleitung weiter lesen, nehmen wir so beispielhaft einige Verse heraus, ich lese Vers 17: „Und Juda zog mit seinem Bruder Simeon hin, und sie schlugen die Kanaaniter, welche Zephat bewohnten; und sie verbannten es und gaben der Stadt den Namen Horma (Bann, Vernichtung). Und Juda nahm Gasa ein und sein Gebiet, und Askalon und sein Gebiet, und Ekron und sein Gebiet. Und Jehova war mit Juda, und er nahm das Gebirge in Besitz; denn die Bewohner der Niederung trieb er nicht aus, weil sie eiserne Wagen hatten.“ Eigenartig! Erfolg, und dann kommt hier plötzlich ein Misserfolg. Und die Begründung: weil sie diese modernen, eisernen Streitwagen hatten. Die Feinde waren so gut ausgerüstet und so konnte er keinen vollen Erfolg haben. Nun, das war der äußere, menschlich erkennbare Grund für den Misserfolg. Aber der tiefere Grund liegt in diesem halben Gehorsam von Juda. Und schauen wir mal, wie sich das jetzt auf die anderen Stämme auswirkt.

Vers 21: „Aber die Kinder Benjamin trieben die Jebusiter, die Bewohner von Jerusalem, nicht aus; und die Jebusiter haben bei den Kindern Benjamin in Jerusalem gewohnt bis auf diesen Tag.“ Und so geht das weiter mit diesen Misserfolgen. Immer wieder heißt es, nicht, sie trieben nicht aus, das wird zu einem regelrechten Refrain. Vers 27: „Aber Manasse trieb nicht aus Beth-Schean und seine Tochterstädte, und Taanak und seine Tochterstädte.“ Und dann heißt es am Ende dieses Verses: „Und die Bewohner von Megiddo und seine Tochterstädte; und die Kanaaniter wollten in diesem Lande bleiben.“ Ja, die Kanaaniter wollen da bleiben. Warum können sie sie nicht austreiben? Gottes Wille war ja, dass die Kanaaniter ausgetrieben werden sollten, wegen ihres jahrhundertelangen, schrecklichen Götzendienstes und ihrer Kinderopfer. Die lange Zeit des Wartens, die Gnadezeit, war vorüber und jetzt kam das Gericht über die Kanaaniter. Nun steht hier der Wille der Kanaaniter im Widerspruch zum Willen Gottes. Und die Kanaaniter bleiben. Warum können die ihren Willen gegen Gottes Willen durchsetzen? Weil Israel untreu war.

Weiter, Vers 28-33: „Und es geschah als Israel erstarkte, da machte es die Kanaaniter fronpflichtig; aber es trieb sie keineswegs aus. Und Ephraim trieb die Kanaaniter nicht aus, die zu Geser wohnten; und die Kanaaniter wohnten in ihrer Mitte zu Geser. Sebulon trieb nicht aus die Bewohner von Kitron und die Bewohner von Nahalol; und die Kanaaniter wohnten in ihrer Mitte und wurden fronpflichtig. Aser trieb nicht aus die Bewohner von Akko und die Bewohner von Zidon und Achlab und Aksib und Helba und Aphik und Rechob; und die Aseriter wohnten inmitten der Kanaaniter, der Bewohner des Landes, denn sie trieben sie nicht aus. Naphtali trieb nicht aus die Bewohner von Beth-Semes und die Bewohner von Beth-Anath; und er wohnte inmitten der Kanaaniter, der Bewohner des Landes; aber die Bewohner von Beth-Semes und von Beth-Anath wurden ihm fronpflichtig“. Und in Vers 34 kommt es dann zu einem negativen Höhepunkt: „Und die Amoriter drängten die Kinder Dan ins Gebirge, denn sie gestatteten ihnen nicht, in die Niederung herabzukommen. Und die Amoriter wollten im Gebirge Heres bleiben, in Ajjalon und in Schaalbim; aber die Hand des Hauses Joseph war schwer, und sie wurden fronpflichtig.“

Also wir sehen einen Misserfolg nach dem anderen, sie kommen nicht wirklich zum Ziel und jetzt sogar noch schlimmer, die Daniter werden sogar durch den Feind zurückgedrängt. Und dann kommt das, was wir schon gelesen haben, der Engel des Herrn erscheint in Kapitel 2. Und er geht zuerst einen Weg von Gilgal nach Bochim. Und die große Frage, die er den Israeliten stellt ist, am Ende von Vers 2: Was habt ihr da getan! Warum habt ihr Götzendienst betrieben, habt ihr euch beeinflussen lassen von diesen Kanaanitern? Was habt ihr da getan? Also hier wird ganz deutlich, dass all diese Misserfolge die Konsequenz aus der Untreue gegenüber dem Herrn sind. Und der Herr zeigt ihnen diese Untreue. Und was tun sie? Sie weinen in Bochim, aber sie kehren nicht um. Und so sehen wir, dass diese Einleitung, Teil A, in sich geschlossen ist. Es wird der politische Niedergang gezeigt, Israel ist nicht fähig das Land in vollem Umfang zu erobern. Es gibt Misserfolge in der Landnahme wegen Ungehorsam, Ungehorsam gegenüber Gottes Wort. Und zwar nicht voller Ungehorsam, sondern halber Ungehorsam. Und das ist eben auch Ungehorsam. Das zeigt uns ein geistliches Prinzip auf. Wenn wir die Bibel nicht hundertprozentig ernst nehmen, liegt darin der Ausgangspunkt für ein weiteres Hinuntergehen, für einen weiteren geistlichen Rückschritt.

Versagen auf dem Gebiet von Liebe und Ehe

Ja, und dann kommt eben dieser zweite Teil der Einleitung, auf dem Arbeitsblatt mit B bezeichnet, der religiöse Niedergang. Da wird gezeigt, dass das große Problem nicht nur im Ungehorsam gegen den Herrn bestand, sondern dass sie sich von den götzendienerischen Völkern beeinflussen ließen und selber in diese Dinge hineinfielen. Und das führte eben zum totalen Niedergang, zu Fremdherrschaften, zu viel Schmerzen und Not. Also der religiöse Niedergang in den Kapiteln 2, 6-3, 4 zeigt, Götzendienst und Abfall sind die Konsequenzen aus all diesem Ungehorsam.

Nun gehen wir zum ersten Hauptteil, zur ersten Geschichte im Hauptteil. Ich lese vor, Kapitel 3, 5-10: „Und die Kinder Israel wohnten inmitten der Kanaaniter, der Hethiter und der Amoriter und der Perisiter und der Hewiter und der Jebusiter; und sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen und dienten ihren Göttern. Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des HERRN und vergaßen des HERRN, ihres Gottes, und sie dienten den Baalim und den Ascheroth. Da entbrannte der Zorn des HERRN wider Israel, und er verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischathaims, des Königs von Mesopotamien; und die Kinder Israel dienten dem Kuschan-Rischathaim acht Jahre. Und die Kinder Israel schrien zu dem HERRN; und der HERR erweckte den Kindern Israel einen Retter, der sie rettete: Othniel, den Sohn Kenas', den jüngeren Bruder Kalebs. Und der Geist des HERRN kam über ihn, und er richtete Israel; und er zog aus zum Streite, und der HERR gab Kuschan-Rischathaim, den König von Aram, in seine Hand, und seine Hand wurde stark wider Kuschan-Rischathaim. Und das Land hatte Ruhe vierzig Jahre.“

Nun, hier in dieser ersten Geschichte haben wir das Versagen auf dem Gebiet von Liebe und Ehe, wie schon gesagt. Die Töchter werden den Götzendienern gegeben. Es kommt zu Mischehen, etwas, das im Alten und auch im Neuen Testament ganz klar verboten ist. In 2. Korinther 7 haben wir das neutestamentlich als Verbot formuliert. 2. Korinther 6, 14: „Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?“ Ein ungleiches Joch könnte zum Beispiel in der Landwirtschaft ein zusammenjochen von einem Rind und einem Esel sein, diese haben einen ungleichen Schritt. Und dieses Bild wird hier auf die Ehe übertragen, die ja gewissermaßen ein zusammenjochen von einem Mann und einer Frau ist. Das darf nicht so sein, dass man als Gläubiger eine Ehe mit einem Ungläubigen eingeht. Das ist also keine Empfehlung, sondern ein ganz klares Gebot: Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen! Das geht nicht zusammen, Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit, Licht und Finsternis, Christus und Teufel oder der Gläubige und der Ungläubige. Aber da hat man vollkommen versagt.

Und so hat Gott das Volk in die Zucht genommen. Kuschan-Rischathaim beginnt sie zu unterdrücken und zwar acht Jahre lang. Der Name ist bemerkenswert, Kuschan heißt schwarz und Rischathaim heißt doppelte Gottlosigkeit, also Schwarz-doppelte-Gottlosigkeit. Das ist hier diese Fremdherrschaft. In dieser Not beginnen sie zum Herrn zu schreien, Vers 9. Und dann antwortet der Herr und schickt Othniel. Warum ausgerechnet Othniel? Nun, wir haben eine kleine Geschichte aus dem Leben Othniels in Kapitel 1, 11: „Und er zog von dannen wider die Bewohner von Debir; der Name von Debir war aber vordem Kirjath-Sepher. Und Kaleb sprach: Wer Kirjath-Sepher schlägt und es einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Aksa zur Frau. Da nahm es Othniel ein, der Sohn Kenas', der jüngere Bruder Kalebs; und er gab ihm seine Tochter Aksa zur Frau. Und es geschah, als sie einzog, da trieb sie ihn an, ein Feld von ihrem Vater zu fordern. Und sie sprang von dem Esel herab. Und Kaleb sprach zu ihr: Was ist dir? Und sie sprach zu ihm: Gib mir einen Segen; denn ein Mittagsland hast du mir gegeben, so gib mir auch Wasserquellen! Da gab ihr Kaleb die oberen Quellen und die unteren Quellen.“ Eine ganz kleine Geschichte. Es geht da um die Eroberung einer dieser Städte in Juda, und das ist Debir. Diese Stadt hieß ursprünglich Kirjath-Sepher. Kaleb sagt: Wer diese Stadt erobern kann, der bekommt meine Tochter Aksa zur Frau. Othniel ist motiviert und erobert diese Stadt, die dann den Namen Debir bekommt. Nun haben wir hier eine ganz interessante Sache. Othniel war also jemand, der Gottes Plan mit Eifer umsetzen wollte. Gottes Plan war es, dass Israel dieses verheißene Land, dieses Land des Segens Gottes, in Besitz nimmt. Gott hatte schon im Buch Josua, bevor das Volk in Land hineinzog, gesagt: Ich habe euch dieses Land gegeben. Aber jetzt mussten sie es konkret auch in Besitz nehmen.

So ist es auch für Christen, sie besitzen alles nach Epheser 1, 3: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.“ Christen wissen, durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus hat uns Gott seinen ganzen geistlichen Segen gegeben, aufgrund des Werkes auf Golgatha. Das ist eine Tatsache. Aber jetzt geht es darum, dass wir als Gläubige uns auch bewusst werden, was wir eigentlich in Christus haben. Und das entspricht diesem konkreten Inbesitznehmen des Landes. Es gibt ja Leute, die sind einfach Grossisten. Die sagen: Danke Herr, für alles, was du uns gegeben hast. Aber wir sollten Detaillisten werden. Gott möchte wissen, wofür wir konkret dankbar sind. Und dann können wir danken für das ewige Leben, für die Vergebung, dass Gott uns gerecht gesprochen hat, dass er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten, dass wir in Christus sind, mit ihm überdeckt, in ihm in Sicherheit. Und so weiter. Das bedeutet nun eben das Land konkret in Besitz zu nehmen, indem wir im Glauben ganz konkret diese Dinge, die bereits für jeden Gläubigen eine Realität sind, in Besitz nehmen.

Es gab einmal in Holland eine ganz arme Witwe und da haben die führenden Brüder der Gemeinde ihr einmal gesagt: Ja, wie ist das, unterstützt dich dein Sohn aus Amerika nicht. Und da sagt sie: Nein, aber er schickt mir so ab und zu Bildchen. Und da wollten die Brüder diese Bildchen sehen und dann merkten sie, dass sie dauernd Dollarscheine bekommen hatte. Also sie war schon eine sehr einfache Person, offensichtlich. Sie hatte viele Dollarscheine bekommen, aber sie wusste nicht, was das ist. Und so gibt es viele Christen, die sind so reich in Christus, aber sie sind sich gar nicht bewusst, was dieser Reichtum eigentlich umfasst. Sie haben eben das Land nicht erobert. Othniel war einer, der bereit war sich voll einzusetzen und Kirjath-Sepher wurde durch ihn erobert. Kirjath-Sepher heißt: Stadt des Buches. Und dann bekam diese Stadt den Namen Debir. Und Debir, das steht übrigens alles auf den Blättern, bedeutet Sprachort. Das ist im 1. Buch der Könige übrigens der Name für das Allerheiligste, wo Gott von der Bundeslade aus, zwischen den Cherubim, redete. Das ist der Ort, wo Gott spricht. Nun, für uns Menschen ist die Bibel zunächst einmal ein Buch mit sieben Siegeln, ein verschlossenes Buch. Aber wenn wir im Glauben beginnen, die Bibel zu studieren, und uns im Glauben eben all das, was Gott uns zugesagt hat, aneignen, dann wird dieses Buch plötzlich ein Buch, in dem Gott zu uns spricht, ein Sprachort. Also Othniel hat Kirjath-Sepher erobert und so wurde diese Stadt zum Sprachort. Und als Lohn für diese Einsatz bekommt er Aksa. Das war keine Kanaaniterin, sondern eine Israelitin. Und nicht irgendeine Israelitin, denn diese Frau war selber auch am Segen Gottes interessiert. Sie sagte dann Othniel – und es heißt sogar, sie trieb ihn an – : Du, das ist nicht genug. Wir sind ja hier im Negev, im Südland, wir sollten auch Quellen haben. Und sie treibt ihn an, dass er noch mehr will. Ja, das ist so eine Sache mit den Frauen, die treiben ihre Männer an. Und das ist auch gut, aber es kommt darauf an, wozu sie ihn antreibt. Es gibt Frauen, die ihre Männer zu schlechten Dingen antreiben, zu schlechten oder vergänglichen Zielen. Und es gibt Frauen, die treiben ihre Männer an, dass sie dem Herrn dienen und die Dinge des Herrn suchen.

Das war bei Aksa so; sie treibt ihn an. Aber offensichtlich dauerte es ihr zu lange, denn es war ja nicht Othniel, der zu Kaleb ging, sondern sie springt von dem Esel. Und Kaleb fragt sie: Was ist mit dir? Und sie sagt: Du hast uns ein Mittagsland gegeben. Ich möchte jetzt auch noch die Quellen. Die Quellen sind ja in der Bibel ein Bild von dem Heiligen Geist, der erfrischt, Johannes 7, 37-39. Sie will mehr und so bekommt sie diese Quellen auch, die oberen und die unteren Quellen. Also wir können sagen, das ist wirklich ideal, diese Ehe. Das sind zwei Menschen aus dem Volk Gottes, die wirklich in die gleiche Richtung ziehen. Es ist wichtig für Christen, dass sie ganz klar vor der Heirat sagen, es kommt nur ein Gläubiger Ehepartner in Frage. Es gibt keine andere Möglichkeit. Es ist etwas anderes, wenn jemand später zum Glauben kommt und der Ehepartner ist noch ungläubig. Da haben wir dann ganz bestimmte Verheißungen und mutmachende Aussagen, zum Beispiel 1. Korinther 7, 1. Petrus 3. Aber ein Gläubiger, der vor der Ehe steht, muss sich ganz klar sein, dass es keine Option ist einen gläubigen Partner zu heiraten, sondern ein Gebot. Nun, das reicht auch noch nicht. Es sollte auch jemand sein, der geistlich auf der gleichen Linie steht und einen ähnlichen Eifer hat für den Herrn. Und das ist bei Othniel und Aksa der Fall. Nun, schauen wir unsere erste Geschichte an, das Volk versagt auf dem Gebiet der Liebe und Ehe, und Gott schickt einen Retter, Othniel, der selber in seinem persönlichen Leben auf diesem Gebiet überwunden hat. Und dieser kann zum Helfer sein. Und so ist es wichtig, wenn der Herr uns in gewissen Dingen Sieg gegeben hat im Leben, dann können wir gerade auf diesem Gebiet anderen wiederum eine Hilfe sein. Das lernen wir aus dieser Geschichte von Othniel und Aksa.

Aber, wie gesagt, das spiegelt sich mit der letzten Geschichte, die auf unserem Schema a’ genannt wird, die Geschichte mit Simson. Simson hatte ein Problem mit seinen Augen. Da heißt es zum Beispiel: Simson sah! Da sieht er eine götzendienerische Frau. Und die will er haben. Die ist ihm recht. Die will er unbedingt haben. Und die bekommt er dann auch, aber er wird nicht glücklich auf diesem Weg. Und Simson fällt auch in Unzucht. Immer wieder ist es das Problem seine Augen. Und am Ende der Geschichte werden Simson die Augen ausgestochen. So endet Simson. Das war sein Problem, seine Augen, und die werden ihm schlussendlich auch ausgestochen. Also wir sehen, auf dem Gebiet versagt am Schluss der Richter selbst, auf dem am Anfang das Volk versagt hatte, das aber einen Richter hatte, der auf diesem Gebiet ein Überwinder war.

Ehud

Nun gehen wir zur zweiten Geschichte, Richter 3, 12: „Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen des HERRN; und der HERR stärkte Eglon, den König von Moab, wider Israel, weil sie taten, was böse war in den Augen des HERRN. Und er versammelte zu sich die Kinder Ammon und Amalek; und er zog hin und schlug Israel, und sie nahmen die Palmenstadt in Besitz. Und die Kinder Israel dienten Eglon, dem König von Moab, achtzehn Jahre. Und die Kinder Israel schrien zu dem HERRN; und der HERR erweckte ihnen einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, einen Benjaminiter, einen Mann, der links war. Und die Kinder Israel sandten durch ihn ein Geschenk an Eglon, den König von Moab. Und Ehud machte sich ein Schwert, das zwei Schneiden hatte, eine Elle seine Länge; und er gürtete es unter seinen Rock an seine rechte Hüfte. Und er überreichte das Geschenk Eglon, dem König von Moab. Eglon war aber ein sehr fetter Mann. Und es geschah, als er mit der Überreichung des Geschenkes fertig war, da geleitete er das Volk, welches das Geschenk getragen hatte. Er selbst aber kehrte um von den geschnitzten Bildern, die bei Gilgal waren, und sprach: Ein geheimes Wort habe ich an dich, o König! Und er sprach: Stille! Und alle, die bei ihm standen, gingen von ihm hinaus. Und als Ehud zu ihm hereinkam, saß er in dem Obergemach der Kühlung, das für ihn allein war. Und Ehud sprach: Ein Wort Gottes habe ich an dich. Und er stand auf vom Stuhle. Da streckte Ehud seine linke Hand aus und nahm das Schwert von seiner rechten Hüfte und stieß es ihm in den Bauch; und es drang sogar der Griff hinein nach der Klinge, und das Fett schloss sich um die Klinge; denn er zog das Schwert nicht aus seinem Bauche, und es fuhr hinaus zwischen den Beinen. Und Ehud ging in die Säulenhalle hinaus und schloss die Tür des Obergemachs hinter ihm zu und verriegelte sie. Und als er hinausgegangen war, da kamen seine Knechte und sahen, und siehe, die Tür des Obergemachs war verriegelt. Und sie sprachen: Gewiß bedeckt er seine Füße in dem Gemach der Kühlung. Und sie warteten, bis sie sich schämten; aber siehe, er öffnete die Tür des Obergemachs nicht; da nahmen sie den Schlüssel und schlossen auf, und siehe, ihr Herr lag tot am Boden. - Ehud aber war entronnen, während sie zögerten: er war über die geschnitzten Bilder hinausgelangt und entrann nach Seira.“

Ja, also Israel ist hier unter Fremdherrschaft und leidet wieder neu, achtzehn Jahre lang. Sobald sie zum Herrn rufen, ist der Herr treu und hilft. Und dann schickt er Ehud. Aber dieser Mann war ein bisschen anders als die meisten. Die meisten in Israel waren Rechtshänder. Aber es gab eine Minorität von Linkshändern. Das ist ja auch bei uns so. Heute ist das nicht mehr so schlimm, aber noch vor ein paar Jahrzehnten fielen die Linkshänder in der Schule immer etwas unangenehm auf. Und manchmal waren die Lehrer so unsensibel, dass sie diese auch ein bisschen eigenartig behandelt haben. Als Linkshänder war man einfach ein bisschen anders als die anderen. Aber das ist gerade etwas Wichtiges im Buch der Richter. Wir haben hier ganz viele Leute, die ein bisschen speziell waren und die Gott gerade mit dieser Eigenheit gebrauchte. Dass dieser Richter Ehud ein Linkshänder war, war gerade hier ein Pointe, denn da hat der König nicht erwartet, dass er mit der linken Hand das Schwert ergreift. Das war ein Überraschungseffekt.

Wenn wir uns auf unserem Blatt „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“ anschauen, finden wir als achten Punkt „Auffällige Werkzeuge“. „Ehud, der Linkshänder“ (Richter 3, 15). Dann Schamgar und sein Rinderstachel, Richter 3, 31. Ein Rinderstachel ist ein Werkzeug um die Rinder zu motivieren, wenn sie nicht heimgehen wollen und so. Dann schlägt man da so ein bisschen hinten rein und schon gehen die Rinder. Das braucht nicht viel. Aber mit einem Rinderstachel rettet Schamgar das Volk Gottes. Das ist schon ein bisschen ungewöhnlich. Dann haben wir in Richter 4 Debora, eine Frau, die Richterin und Prophetin war. Sie wird genannt, nicht ein Mann Israels, sondern eine Mutter in Israel. Sie war hundert Prozent Frau, und Gott hat sie als Frau benutzt, als segensreiches Werkzeug. Dann haben wir Barak, einen führungsscheuen Mann. Der wollte nicht führen und Debora musste ihm Mut machen, als Mann seinen Mann zu stehen. Aber gerade diesen Barak konnte Gott gebrauchen. Dann haben wir Jael, eine Frau, die mit einem Zeltpflock den Feind besiegt, den Feind Israels. Also mit einen Haushaltsgegenstand, könnte man sagen, denn sie wohnte ja mit ihrem Mann in Zelten. Und indem sie dem Feind Milch statt Wasser gab, hat sie noch in besonderer Weise mitgeholfen, den Sieg zu erringen. Ich komme später noch darauf zurück und werde zeigen, dass der Satz „Milch macht müde Männer munter!“, vollkommen falsch ist. Milch hat nämlich eine schlaffördernde Substanz in sich. Ja, das ist Richter 4 und 5. Dann finden wir Gideon, der mit 300 Leuten, die wie Hunde trinken, nicht gerade sehr vornehm, den Sieg erringt. Gideon kämpft mit Krügen und Schofarhörnern und erringt den Sieg. Jephta in Kapitel 11 ist ein Hurensohn, nicht unbedingt eine sehr noble Herkunft. Aber diesen Mann gebraucht Gott zum Segen. Dann haben wir Simson, diesen barbarischen Menschen. Aber Gott kann auch diesen ungepflegten Menschen gebrauchen. Simson kämpft mit Schakalen und mit einem Eselskinnbacken. Also mit sehr ungewöhnlichen Mitteln. Das Buch der Richter zeigt also, Gott kann gerade Menschen, die denken, sie seien ein bisschen komisch oder anders, in besonderer Weise gebrauchen, wenn sie sich dem Herrn zur Verfügung stellen. Ein sehr mutmachendes Buch für Leute, die sich selbst für ein bisschen anders halten, für minderwertig. Gott gebraucht gerade solche Leute, wenn sie sich dem Herrn zur Verfügung stellen.

Also das war bei dem Linkshänder Ehud so und seine Waffe war ein Schwert mit zwei Schneiden. Das ist im Licht des Neuen Testamentes ganz klar ein Bild für das Wort Gottes. Hebräer 4, 12: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.“ Und er sagt ja auch in Vers 20: „Ich habe ein Wort Gottes an dich!“ Und dann kommt das Schwert. Also, mit einem Schwertstreich wird das Problem gelöst, ohne große Diskussion. Ja, jetzt vergleichen wir das mit der Geschichte, die sich mit dieser spiegelt, die zweitletzte Geschichte, Richter 10-12. Das ist ja die Geschichte von Jephta. Jephta wendet das Wort Gottes auf den feindlichen König an, aber nicht in seiner vollen Schärfe. In Richter 11, 12-27 finden wir eine sehr langatmige Rede, die Jephta als diplomatische Rede dem feindlichen König überbringen lässt. Der redet und redet lange und sagt: Euer Gott hat euch euer Land gegeben und unser Gott, der Herr, hat uns dieses Land gegeben. Warum wollen wir da Streit haben? Sind wir doch einfach dankbar für das, was wir haben. Er stellt das quasi so hin: Ihr seid ein Volk und euer Gott hat für euch gesorgt; und wir sind ein Volk und unser Gott hat für uns gesorgt. Wo ist da die Schärfe, die klarmacht, dass der Herr aber der einzig wahre Gott ist? Also hier vermisst man die Schärfe des zweischneidigen Schwertes. Stattdessen wird geredet und geredet. Das ist der Niedergang, das Wort Gottes gebrauchen in seiner vollen Bedeutung, ohne breite und lange unnötige Diskussionen. Und dann zeigt sich der Abfall darin, dass das Wort nicht mehr die volle Kraft hat. Ihr so, wir so, da ist etwas Kompromisshaftes drin.

Debora

Jetzt gehen wir weiter zu Kapitel 4. Dort haben wir die Geschichte mit Debora. Die Kanaaniter unterdrücken das abgefallene Volk, Richter 4, 1. In Vers 3 schreien die Kinder Israel zum Herrn und dann kommt das Werkzeug in Vers 4 vor unsere Blicke: „Und Debora, eine Prophetin, die Frau Lappidoths, richtete Israel in selbiger Zeit. Und sie wohnte unter der Debora-Palme zwischen Rama und Bethel, auf dem Gebirge Ephraim; und die Kinder Israel gingen zu ihr hinauf zu Gericht.“ Ja, es ist eine schwierige Zeit und offensichtlich ist niemand da, der das Richteramt als Mann ausführt. Richter mussten aufgrund der fünf Bücher Mose, bei Rechtsfragen unter dem Volk, Gottes Willen erklären. Nun, wo sind die Männer? Es sind keine richtigen Männer da. Das ist ein Kennzeichen in der Zeit des Verfalls. Aber eine Frau lässt sich gebrauchen. Debora übernimmt diese Aufgabe. Aber interessant ist, der heilige Schreiber sagt uns, wo? Nicht, wie es üblich war, im Stadttor, wo die öffentliche Gerichtsversammlung stattfand, sondern unter ihrer Palme. Dort richtete sie, zu Hause. Das heißt, sie hat sich also ganz klar Gedanken gemacht: Wie kann ich jetzt diese Aufgabe wahrnehmen als Frau? Und sie tut das, indem sie klarmacht, ich gehe nicht ins Stadttor, ich will nicht ein Mann sein. Aber wenn schon die Männer nicht da sind und ihre Aufgabe wahrnehmen, dann tue ich das bei mir zu Hause unter der Palme. Und die Leute mussten zu ihr nach Hause kommen und da hat sie ihren Prophetendienst getan. Am richtigen Ort ist das korrekt. Zum Beispiel steht in 1. Korinther 14, 34, dass Frauen in der Gemeinde nicht sprechen sollen. Also in den eigentlichen Gemeindezusammenkünften sollen die Frauen nicht reden. Aber in 1. Korinther 11 wird sehr wohl von Frauen gesprochen, die beten oder weissagen. Aber es wird erklärt, dass sie sich dann auch bedecken soll, wenn sie das tut. Aber die Frauen sollen weissagen. Und wir finden in der Apostelgeschichte 21 den Evangelisten Philippus, deren Töchter alle Prophetinnen waren, die also den Willen Gottes anderen weitersagen konnten. Eine ganz tolle Familie, vier Töchter, die alle Prophetinnen waren.

Nun, diese Debora hat also ihre Aufgabe wahrgenommen, aber nicht auf eine männliche Weise, sondern sie wird in Richter 5 eine Mutter in Israel genannt. Also sie hat ihre Weiblichkeit nicht verloren und das macht sie so wertvoll. Und als es dann darum ging, Israel durch einen Armeeschlag zu befreien, da lesen wir in Vers 6: „Und sie sandte hin und ließ Barak, den Sohn Abinoams, von Kedes-Naphtali, rufen; und sie sprach zu ihm: Hat nicht der HERR, der Gott Israels, geboten: Gehe hin und ziehe auf den Berg Tabor, und nimm mit dir zehntausend Mann von den Kindern Naphtali und von den Kindern Sebulon; und ich werde Sisera, den Heerobersten Jabins, zu dir ziehen an den Bach Kison samt seinen Wagen und seiner Menge, und ich werde ihn in deine Hand geben?“ Ja, also sie beruft im Namen Gottes Barak, dass er nun Israel befreien soll durch die israelische Armee. Aber dann lesen wir etwas Eigenartiges in Vers 8: „Und Barak sprach zu ihr: Wenn du mit mir gehst, so gehe ich; wenn du aber nicht mit mir gehst, so gehe ich nicht.“ Ja, was ist das für ein Mann? Das soll ein General sein? Und sie sagt: Gut, ich komme mit. Aber sie wollte nicht General sein. Barak war der General und sie wollte den General unterstützen. Dazu war sie bereit. Aber sie erklärt ihm: Wenn das so ist, dann wird der Ruhm für den Endsieg einer Frau gehören und nicht dir. Also da sehen wir wieder einen führungsschwachen Mann. Aber er wird durch Debora ermutigt, eben doch seine Aufgabe zu übernehmen, und es kommt zu einem gewaltigen Sieg. Die kanaanitische Armee wird geschlagen, aber der kanaanitische General Sisera kann fliehen. Auf der Flucht kommt Sisera an den Zelten, wo Jael wohnte, vorbei. Und diese Jael nimmt Sisera auf, der ganz ermattet ist von dem Kampf. Und sie bietet ihm an in ihrem Zelt zu schlafen. Er bat um ein wenig Wasser, aber sie gab ihm Milch. Die Milch enthält eine Substanz, die schlaffördernd ist. Und als er dann im Zelt schlief, nahm Jael einen Zeltpflock und durchbohrte den Schädel Siseras. Und so ist Israel vollkommen befreit worden. Der Ruhm gehört also einer Frau. Aber interessant ist, die Frau ist eben auch nicht mit einem Schwert oder Speer, einer männlichen Waffenrüstung, Siegerin geworden, sondern sie hat aus ihrem Umfeld einen Zeltpflock genommen und den Sieg damit errungen. Eine Frau auf dem Höhepunkt der Geschichte zerstört den Schädel des Feindes durch einen Zeltpflock.

Nun, das spiegelt sich mit C’, der Geschichte von Abimelech. Das ist eine ganz schlimme Geschichte. Abimelech ist nämlich ein Israelit, der eine gottlose Schreckensherrschaft während drei Jahren ausübte. Und am Schluss wird dieser Feind aber besiegt. Abimelech belagert mit seinen Soldaten einen Turm, und vom Turm herab wirft eine Frau einen Mühlstein herunter und zerschlägt damit den Schädel Abimelechs. Auf diese Weise wurde Israel von diesem Schreckensherrscher befreit. Sehen wir die Parallele? In beiden Geschichten ist es eine Frau, die Israel befreit, indem sie durch einen alltäglichen Gegenstand den Schädel des Feindes zerstört. Aber wo ist der Unterschied? In der Geschichte von Debora ist der Feind ein Kanaaniter, in dieser Geschichte ist der Feind ein Israelit. Er entstammt dem Volk Gottes. Das ist schlimm, wenn der Feind nicht von außen kommt, sondern von innen.

Gideon

Und nun bleibt noch die Geschichte in der Mitte, die Geschichte von Gideon. Und da geht es um das Problem des Götzendienstes. Das ist die einzige dieser sieben Geschichten, wo das zentrale Problem der Götzendienst ist. Gott beruft Gideon und sagt, er soll in seiner eigenen Familie beginnen. Und da schlägt er nachts den Götzenaltar und -bild seines Vaters um, weil er Angst hat, dies am Tage zu tun. Wir sehen auch hier wieder ein Werkzeug, das Schwäche zeigt. Aber wenigstens ist er treu, wenn es eben nicht tagsüber geht, dann macht er es doch zumindest nachts. Am nächsten Morgen sind die Leute entsetzt: Wer hat dieses Götzenbild zerschlagen? Und interessant ist dann die Reaktion von Gideons Vater. Er sagt: Was regt ihr euch da auf! Wenn dieser Götze wirklich ein Gott ist, dann kann er sich doch selber rächen. Ihr müsst doch nicht diesen Gott rächen. Das kann er doch selber tun. Warum wollt ihr das tun? Das kann man übrigens den Muslimen auch sagen. Wenn irgendjemand Muhammad verspottet, dann soll Allah das rächen. Das müssen doch sie nicht machen. Gideons Vater sagte den Leuten also, der Gott kann sich selber rächen. Und das leuchtet ein. Und so wurde das zu einer Bewegung und Israel wird durch Gideon aus den Fängen des Götzendienstes befreit.

Aber in der zweiten Hälfte steigt der Ruhm Gideon zu Kopf, er wird eine Art König, und dann lässt er eine Art Ephod herstellen, und man beginnt dieses Ephod abgöttisch zu verehren. Der Richter, der den Götzendienst hinaustut, bringt am Schluss, in der zweiten Hälfte der Geschichte, den Götzendienst wieder herein. Und das ist eben diese mittlere Geschichte, die sich in sich selber spiegelt. Immer zuerst das Positive und dann in der Spiegelung den Niedergang, das Negative. Ja, also sehr traurig. Es geht immer weiter runter und das Licht, das Israel als siebenarmiger Leuchter verbreiten sollte, wird immer mehr verdunkelt. Aber, wir können sagen, in diesen sieben Geschichten, gibt Gott seinem Volk sieben Mal die Gelegenheit wieder umzukehren. Da haben wir wirklich diese vollkommene – die Zahl sieben ist ja die Zahl der Vollkommenheit – Güte Gottes. In den Sprüchen lesen wir: „Der Gerechte fällt sieben Mal und steht wieder auf.“ Vielleicht kennen manche unter euch das Buch von Paul Kiene „Das Heiligtum Gottes in der Wüste Sinai“. Das ist ein wunderbarer Bildband über die Stiftshütte und ihre symbolische Bedeutung. Paul Kiene ist ein alter Bruder, der schon vor mehr als zwanzig Jahren heimgegangen ist. Aber damals noch, wenn er Skilaufen ging und umfiel, brachte er immer wieder dieses Zitat aus den Sprüchen: „Der Gerechte fällt sieben Mal und steht wieder auf.“ Und in diesen sieben Geschichten sehen wir, wie das Volk Israel, das eigentlich Jeschurun, der Gerechte genannt wird, weil es nach 5. Mose 32-33 Gottes Zeugnis sein sollte, immer wieder fällt. Aber Gottes Gnade schenkt Wiederherstellung. Der Gerechte fällt sieben Mal und steht wieder auf.

Zur Chronologie der Richterzeit

Dann möchte ich noch etwas Besonderes im Zusammenhang mit der Chronologie der Richterzeit herausstreichen. Ich habe das auf dem Skript sehr ausführlich behandelt, nicht damit wir das hier jetzt alles im Detail durchgehen, dazu haben wir die Zeit nicht, aber ich möchte das Problem doch wenigstens ansprechen. In 1. Könige 6, als Salomo begann den Tempel zu bauen, lesen wir folgendes: „Und es geschah im 480. Jahre nach dem Auszuge der Kinder Israel aus dem Lande Ägypten, im vierten Jahre der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siw, das ist der zweite Monat, da baute er dem HERRN das Tempelhaus.“ Also 480 Jahre nach dem Exodus aus Ägypten kommt der Bau des Salomotempels. Wenn man jetzt allerdings all die Jahreszahlen ab der Zeit des Auszuges aus Ägypten bis auf Salomo, die die Bibel enthält, zusammenrechnet, bekommt man ein Problem. Gerade das Richterbuch ist voll von Zahlen, das haben wir ja gesehen. Wenn man das alles zusammenrechnet kommt man auf 114 Jahre mehr, nämlich auf 594 Jahre. Und dann haben manche gesagt: Ja, dann kann natürlich ein Abschreibfehler sein, so dass in den Manuskripten die Zahl 480 falsch ist. Da muss man sehr, sehr aufpassen, wenn man in den Manuskripten, insbesondere im Alten Testament, einen Abschreibfehler vermutet. Man kann einmal über die 114 Jahre zuviel nachdenken.

Wir rechnen jetzt einmal alle Fremdherrschaften im Buch der Richter zusammen. Auf den Blättern ist das alles zusammengestellt und kann in Ruhe zu Hause nachvollzogen werden. Also alle Fremdherrschaften zusammen gerechnet, inklusive dieser Usurpatorherrschaft von Abimelech, diesem gottlosen Mann, sind genau 114 Jahre. Tja, ist das ein Zufall? Das ist kein Zufall! Und zwar stimmt das genau überein; in Apostelgeschichte 13, 20 erklärt nämlich Paulus, dass die Richterzeit 450 Jahre ging bis auf Samuel. Ja gut, wenn man jetzt aber alles dazurechnet, die Zeit von Saul, von David und Salomo, dann kommt man eben nicht auf 480 Jahre. Und auch die Wüstenwanderung von 40 Jahren muss man noch dazu nehmen und so weiter. Ja, das Neue Testament bestätigt auch, dass also diese lange Zeit korrekt ist, wie sich das durch das Buch der Richter ergibt. Aber 1. Könige 6, 1 zählt bewusst die 114 Jahre der Fremdherrschaft nicht mit, denn das waren verlorene Jahre durch den Ungehorsam, durch die Untreue. Und der inspirierte Schreiber lässt diese Jahre weg, er rechnet gewissermaßen nur die Zeiten nach dem Plan Gottes, ohne die Umwege durch Sünde. Aber die Bibel gibt alle Informationen, alle Zahlen, so dass wir sie zu einer völligen Einheit zusammenfügen können.

Aber hier liegt eine tiefe, geistliche Belehrung: Alle Zeiten, in denen wir durch unsere Untreue Umwege machen mussten, ist eigentlich verlorene Zeit. Und diese kommt nie mehr zurück. Also das Buch der Richter zeigt uns, dass Gott natürlich gnädig ist, – Der Gerechte fällt sieben Mal und steht wieder auf – jedes Mal, wenn das Volk schreit, schickt Gott einen Richter und lässt sie nicht allein. Das ist Gottes Güte. – aber die Zeit ist verlorene Zeit. Und bedenken wir, das Neue Testament erklärt uns ganz klar: Wenn wir gerettet werden wollen, dann dürfen wir nicht auf unsere Taten vertrauen. Wir können durch unsere Taten nichts zu unserer Rettung beitragen. Das ist die Lehre des Römerbriefes. Aber das Neue Testament zeigt uns auch, wenn wir errettet sind, dass es dann es sehr darauf an kommt, wie wir leben. Und der ewige Lohn wird einmal von unserer Treue, von unseren Werken, die wir in unserem Leben als Gläubige bewiesen haben, abhängen.

Und in 1. Korinther 3 lesen wir von solchen, deren Werke einmal im Gericht Gottes verbrennen werden. Und da heißt es dann: „Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“ Er wird Schaden leiden, steht dort. Ein wirklich Wiedergeborener geht nicht verloren, er wird gerettet, aber wenn alle seine Werke verbrennen, wird er keinen Lohn haben. Das heißt, von unserer Treue hängt unser ewiger Lohn ab. Die Bibel spricht von Siegeskränzen. Und sie spricht auch von unterschiedlichen Aufgaben, zum Beispiel im tausendjährigen Reich. Dort wird der treue über zehn Städte herrschen oder über fünf Städte, je nach der Treue dem Herrn gegenüber. So wird es also Unterschiede geben im tausendjährigen Reich und auch in der Ewigkeit.

Also es zeigt uns, dass der Moment im Alltag, der uns vielleicht manchmal etwas grau erscheinen kann, im Licht der Ewigkeit von glänzender Bedeutung ist. Wenn aber unsere Zeit eine verlorene Zeit ist, dann wird sie in der Ewigkeit nie mehr gefunden werden. Wenn aber unsere Zeit, Zeit für den Herrn ist, und nicht nur in großen Taten – 1. Korinther 4, 5 sagt: „So urteilet nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird; und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott.“ Also nicht nur das, was wir tun, sondern auch das, was wir uns vornehmen aus Liebe zum Herrn und für ihn. – dann wird das einmal ans Licht kommen und belohnt werden. Vielleicht haben wir Dinge tun wollen und wir konnten es einfach nicht. Aber der Herr sieht unsere Ratschläge des Herzens und das wird belohnt werden. Im Licht der Ewigkeit werden die kleinsten Dinge, die wir für den Herrn taten oder tun wollten, ihre Bedeutung haben. Aber wir müssen uns ganz darüber im Klaren sein, wenn wir eigene Wege gehen, wenn wir im Ungehorsam weiter gehen, oder wenn wir im halben Gehorsam gehen, dann ist das alles nur verlorene Zeit, Verlust für die Ewigkeit. Und darum, das lernen wir aus der Chronologie der Richterzeit, sind diese 114 Jahre verlorene Zeit gewesen. Dieses Buch kann uns also helfen, anders über die Bedeutung unseres Lebens zu denken.

Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten

Noch ganz kurz ein paar Punkte zu dem Thema „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“, die ich noch nicht erwähnt habe. Das Buch der Richter ist das siebte Buch der Bibel. Die Struktur des Hauptteils entspricht dem siebenarmigen Leuchter. Der Geschichtsrhythmus ist immer der gleiche: Abfall, Strafe, Umkehr, Rettung. Eine Bemerkung noch zum Namen des Buches: Richter, hebräisch schopheth, ist jemand, der zum Recht verhilft, oder ein Regierender, da die Rechtssprechung ein wichtiger Aspekt des Herrschens ist. Das erklärt noch ein bisschen den Begriff des Richters. Dann, das habe ich an sich schon erwähnt, gibt es einen vierfachen Königsrefrain. Viermal steht im Buch der Richter: In diesen Tagen gab es keinen König; ein jeder tat, was Recht war in seinen Augen. Gott wollte eigentlich für Israel eine Theokratie. Er ist der Herrscher und sie sollten keinen menschlichen König haben. Später wollten sie aber unbedingt einen König haben und da kam Saul. Das war eine schlimme Sache. Aber Gott wollte herrschen. Nun, das Problem im Buch der Richter ist, dass diese Theokratie nur funktionierte, wenn alle breit waren, sich unter das Wort Gottes zu stellen. Aber das Wort Gottes wurde nicht als der Maßstab genommen und darum heißt es: ein jeder tat, was recht war in seinen Augen. Das ist genau die Sprache der heutigen Gesellschaft, die sagt: Ja, es muss für dich stimmen. Wenn das für dich stimmt, dann ist das gut, aber für mich nicht. Jeder hat seinen eigenen Maßstab. Wahrheit gibt es nicht. Wenn das für dich die Wahrheit ist, dann ist das okay. Es gibt nur eine subjektive Wahrheit, die aber keine Wahrheit ist. Das ist in sich ein Widerspruch. Also genau das kennzeichnet auch unsere Zeit des Abfalls: Ein jeder tut, was recht ist in seinen Augen, denn die Bibel ist nicht mehr der Maßstab. Und das zeigt auch wieder etwas von der Aktualität des Richterbuches, gerade für uns heute.

Vierzehn Richter

Dann etwas zu den vierzehn Richtern, was übrigens zwei Mal sieben ist. Man sieht, wie wichtig die Bedeutung der Zahl sieben in diesem Buch ist. Diese ganzen Richter habe ich auf dem Blatt alle mit Namen und der entsprechenden Bibelstelle aufgeführt. Ja, und noch der zweitletzte Punkt, da habe ich die Stelle aus den Sprüchen noch aufgeführt. Der Gerechte fällt sieben Mal und steht wieder auf, das steht in Sprüche 24, 16. Ja und was ich noch nicht erklärt habe: Der Anhang besteht wieder, wie die Einleitung, aus zwei Teilen. Und in diesem Anhang wird eben zuerst gezeigt, wohin der religiöse Niedergang führt. Und dann wird im letzten Teil erklärt, wo der politische Niedergang hinführt. Im ersten Teil bestand ja der politische Niedergang einfach im Misserfolg, so dass der Feind sie zurückdrängen konnte. Aber hier, am Schluss des Buches, kommt es zu einem grausamen Bürgerkrieg in Israel. Und das zeigt, dass das logische Folgen sind. Dieser Niedergang auf politischem Gebiet, so dass man das Land nicht erobern konnte, kam ja aus dem Ungehorsam, besser gesagt, aus dem halben Gehorsam. Und es ging immer weiter hinunter. Aber der Endpunkt ist Bürgerkrieg. Und so ist es auch in der christlichen Gemeinde. Wenn das Wort Gottes keine Bedeutung mehr hat, und jeder tut, was recht ist in seinen Augen, und man auch nicht mehr zum Gehorsam bereit ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn es plötzlich unter dem Volk Gottes zu einem Bürgerkrieg kommt.

Das Buch der Richter zeigt uns diese geistlichen Realitäten auf; es zeigt uns aber auch, wie wir Gottes Gnade auf wunderbare Art und Weise erleben können.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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