Vater im Himmel, wir danken dir, dass du ein Gott bist, der spricht. Wir danken dir, dass du uns dein Wort geschenkt hast und durch dieses Wort zu uns redest.
Deshalb bitten wir dich, in unsere Herzen zu sprechen. Wir möchten nicht nur mit mehr Wissen aus diesem Gottesdienst gehen, sondern dass du unsere Herzen ein Stück mehr zu dir hin veränderst.
Bitte segne uns dabei. Amen.
Hoffnung und Realität nach dem Umbruch
Irgendwann kurz nach dem Fall der Berliner Mauer, als die jahrzehntelange Diktatur der DDR gerade beendet war, machte sich ein unbekannter Graffiti-Sprayer auf zum Denkmal der großen Ikonen des Kommunismus, Karl Marx und Friedrich Engels. Beim nächsten Mal sprühte dieser unbekannte Sprayer darauf die Worte: „Wird alles besser!“
Was mag er sich dabei wohl gedacht haben? Gerade war die DDR untergegangen, und ein ganzes Volk hatte gesehen, was der Sozialismus auslösen konnte. Die Menschen hatten erfahren, was das bedeutete. Sie waren gefangen in der DDR. Viele, viele sind von Ost nach West geflohen. Doch viele konnten nicht fliehen, weil 1,3 Millionen Minen, 55 Selbstschussanlagen und zahlreiche Grenzsoldaten sie davon abhielten.
Menschen haben an der Grenze ihr Leben verloren. Hunderte, vielleicht Tausende wurden eingesperrt und gefoltert. Ihnen wurden Bekenntnisse herausgekitzelt, und in Schauprozessen wurden sie verurteilt.
Dieser Sprayer ging zum Denkmal für die Vordenker des Kommunismus und schrieb darauf: „Beim nächsten Mal wird alles besser.“ Er hatte wohl schon darüber nachgedacht, wie man es besser anstellen könnte. Vielleicht müsse man die Menschen nur besser vorbereiten, besser bilden. Vielleicht müssten die Politiker andere sein. Dann könnte es vielleicht ja klappen.
Aber ich glaube, wir wissen alle: Eine zweite Chance, ein nächstes Mal, ist kein Garant dafür, dass wirklich alles besser wird.
Der Neuanfang nach der Sintflut und Gottes Einschätzung
Ein wenig könnte es uns ähnlich ergehen wie diesem Graffiti-Sprayer, wenn wir den Sintflutbericht zum ersten Mal lesen – und zwar wirklich zum allerersten Mal, nicht erst nach vielen Wiederholungen, wie es bei manchen von euch vielleicht der Fall ist.
Dann sehen wir, wie Gott den Neuanfang wagt, und wir bekommen vielleicht die Vermutung: Vielleicht wird es beim nächsten Mal alles besser. Vielleicht erkennen die Menschen jetzt, in welcher Situation sie sich befinden. Vielleicht ehren sie Gott so, wie er es verdient, und leben fortan ohne Sünde.
Doch schon in der Predigt von Matthias vor zwei Wochen haben wir gesehen, dass Gott sich niemals dieser Illusion hingegeben hat, dass beim zweiten Mal alles besser wird. Auf der Arche gab es kein großes Graffiti mit Gottes Zukunftsträumen: „Beim nächsten Mal wird alles besser.“ Nein, Gott hat gleich nach der Sintflut festgestellt – wie wir im Kapitel 8 gelesen haben –, dass alles Dichten und Trachten des menschlichen Herzens von Jugend auf böse ist.
Und genau das war auch die Situation nach Gottes Gericht. Deshalb sehen wir, dass die Voraussetzungen für den Neuanfang überhaupt nicht gut waren. Der zweite Versuch, die Welt nach der Sintflut, stand von Anfang an unter dem negativen Vorzeichen der Sünde.
Die große Frage lautet: Wie ging Gott damit um? An dieser Stelle setzt unser Text in Kapitel 9 ein, und es ist sehr überraschend, wie Gott mit dieser Situation umgeht.
Ich lese euch die ersten sieben Verse vor. Ihr könnt gerne auf Seite zehn im vorderen Teil mitlesen, während ich noch schnell den Pointer hole.
Da lesen wir: „Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde! Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer. In eure Hände seien sie gegeben.
Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise, wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben. Allein das Fleisch sollt ihr nicht essen mit seinem Blut, in dem sein Leben ist.
Auch will ich euer Eigenblut, das ist das Leben eines jeden unter euch, rächen und will es von allen Tieren fordern und will das Menschenleben fordern von einem jeden Menschen.
Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden. Denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht.
Seid fruchtbar und mehret euch und regt euch auf Erden, dass ihr viele werdet.“
Gottes Auftrag und die Bestätigung der Menschenwürde
Sind das nicht erstaunliche Verse, die Gott hier sagt? „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde“, das ist sein Auftrag. Er richtet sich an diese bösen Menschen, die ohne ihn leben.
Gleich zweimal gibt er diesen Auftrag, einmal in Vers 1 und dann noch einmal in Vers 7. Es ist so eine Art Klammer um den ganzen Absatz. Er sagt: „Pflanzt euch fort, ich möchte, dass ihr diese Erde wieder bevölkert.“
In Vers 2 fügt er hinzu: „Und ich möchte, dass ihr wieder über die Tiere herrscht.“ Ihr seid über die Tiere gesetzt, auch in dieser neuen Welt.
Die Krönung kommt eigentlich in Vers 6, wo er sagt: „Ihr seid weiterhin in meinem Bilde gemacht, ich nehme euch das nicht weg.“
Also ein neuer Auftrag, aber eine alte Ordnung – die Ordnung bleibt gleich. Können wir darüber nicht staunen? Gott rüttelt nicht an dieser Ordnung, die er bereits im Paradies gegeben hat. Er macht die Menschen nicht den Tieren gleich oder vielleicht sogar noch niedriger, als Strafe für das, was sie getan haben. Im Gegenteil: Er bestätigt ihre Würde als Ebenbilder Gottes und segnet diese Menschen, die böse sind von Jugend auf.
Er will, dass sie sich ausbreiten, obwohl sie ihm so viel Kummer bereitet haben. Was für ein Ausdruck seiner Liebe, dass er das möchte!
Wir sehen auch, dass Gott hier nicht einfach nur die Schöpfungsordnung bestätigt, sondern den Auftrag neu formuliert. Das ist vielen von euch bestimmt aufgefallen. Dieser Auftrag hat einen Schatten, es ist schon viel Leid darin angedeutet.
Die Realität der Sünde und Gottes realistische Ergänzungen
Ja, Gott ist Realist, und er sieht die Realität der Sünde klar. Er sagt nicht etwa: „Ich bin blind dafür.“ Ihm ist bewusst, dass diese Welt unter anderen Voraussetzungen beginnt als das Paradies. Deshalb gibt es Ergänzungen zu seinem Auftrag.
In Vers 2 sagt er: Die Tiere sollen Furcht und Schrecken vor euch Menschen haben. Das ist eine Verschärfung gegenüber dem, was er im Paradies gesagt hat. Dort sagte Gott nur, ihr seid über die Tiere eingesetzt. Jetzt sollen die Tiere den Menschen fürchten und Schrecken vor ihm haben. Das hängt damit zusammen, dass auch die Ordnung zwischen Mensch und Tier zerstört wurde.
Als der Mensch gegen Gott rebellierte, ging die Beziehung zu Gott kaputt. Aber auch die Tiere ordneten sich nicht einfach dem Menschen unter, sondern rebellierten ebenfalls gegen ihn. Ein wenig davon sehen wir auch in unserer Welt. Manche von euch haben vielleicht diese Woche in den Nachrichten verfolgt, wie in Amerika ein kleines zweijähriges Kind in einem Disney-Park von einem Alligator getötet wurde. Eine furchtbare Geschichte!
Die Tiere rebellieren gegen die Menschen, doch das ist nicht die normale Situation. Das wissen wir alle. Eigentlich haben die Tiere Angst vor uns. Ein Tier sucht, wenn es sich nicht in Not oder Hunger befindet, eher das Weite, als dass es Menschen angreift. Das ist Gottes Gnade. Er sagt, die Tiere sollen Furcht und Schrecken vor dem Menschen haben. Damit zeigt er uns seine Liebe.
Die zweite Ergänzung, die Gott macht, ist: Ihr Menschen, ihr dürft Fleisch essen, aber esst das Fleisch nicht mit seinem Blut! An dieser Stelle wird oft diskutiert, was das eigentlich bedeutet. Darf ich mein Steak schön saftig und blutig essen? Oder wie ist das mit Blutwurst?
Nebenbei bemerkt: Ich finde die Vorstellung, Blutwurst zu essen, furchtbar. Aber das ist mein Geschmack, und euch sei eure Meinung unbenommen. In diesen Versen geht es nämlich nicht um Blutwurst. Es geht vielmehr darum, dass Gott dem Menschen eine unglaubliche Würde zuspricht. Der Mensch wird von Gott bestätigt: Du bist in meinem Bild geschaffen, du bist anders als ein Tier. Du sollst das Tier nicht mit seinem Blut essen.
Vielleicht hat jemand von euch schon mal einen Löwen bei der Jagd gesehen, vielleicht in einem großen Nationalpark wie Etosha oder in Südafrika, oder in einem Video. Ich habe neulich ein Video gesehen, in dem zwei Löwen einen Elefanten verspeisten. Das Video war mit dem Hinweis „Ab 18 Jahren“ gekennzeichnet. Und das zu Recht, denn es war grausam, wie die Löwen über den Elefanten herfielen, Fleischfetzen herausrissen, während der Elefant noch trompetete und völlig erschöpft war.
So fressen Tiere. So essen wir Menschen nicht. Wir gehen anders mit Tieren um. Wir sollen sie töten, aber nicht mit ihrem Blut essen. Die Tiere sollen tot sein, und damit zeigen wir, dass wir anders sind als Tiere. Wir sollen gut mit ihnen umgehen. Ich glaube, darin liegt auch der Hinweis für uns, dass wir Tiere nicht wie wilde Tiere töten sollen, sondern sie wirklich gut behandeln, so wie es Gott ehrt.
Wir sehen in dem Vers, dass wir Tiere essen dürfen. Es ist kein Hinweis auf Vegetarismus.
Gottes Schutz des Lebens und die Bedeutung von Gerechtigkeit
Gott schützt die Würde auf eine dritte Weise, indem er für den unbedingten Schutz des Lebens eintritt. In den Versen fünf und sechs sagt Gott, dass er selbst rächen wird, wenn jemand einem anderen das Leben nimmt – sei es ein Tier oder ein Mensch.
Das bedeutet, Gott stellt sich wirklich zu dem Leben, das er segnet und geschaffen hat. Er sagt, wenn irgendjemand dieses Leben antastet, dann tastet er damit seine Heiligkeit an. Deshalb erklärt Gott in Vers 5, dass er das rächen will. In Vers 6 sehen wir, dass Gott dies auch durch Menschen vollzieht, indem er Ordnungen schafft und ein staatliches System segnet. Er fordert die Menschen auf: „Sorgt dafür, dass ein Mord nicht ungerecht bleibt.“
An dieser Stelle ist sicher auch für uns der Aufruf, immer wieder für unsere Regierungen zu beten. Wir sollen sagen: Herr, zeige ihnen, wie sie weise mit ihrem Auftrag umgehen, damit ein Mord wirklich gerecht geahndet wird und Gerechtigkeit in unserem Land herrscht.
Wir sehen also in diesen ersten sieben Versen, dass Gott die Menschen in seiner tiefen Liebe nicht sich selbst überlässt. Stattdessen schafft er weiterhin eine Ordnung, damit die Erde nicht im Chaos versinkt. So ist Gott.
Obwohl es gerecht wäre, dass diese bösen Menschen nicht einfach weitermachen können und dass man ihnen ihren Status entzieht, sagt Gott: „Vermehrt euch und füllt die Erde neu.“ Seine Gnade ist noch größer.
Gottes Bund und das Zeichen des Regenbogens
Das sehen wir jetzt in den nächsten Versen, 8 bis 17. Gott zeigt sich Noah, wie schon vor der Sintflut, als gnädiger und liebender Gott – und zwar uns allen.
Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: „Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf, mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren des Feldes bei euch, von allem, was auf der Erde lebt, was für Tiere es sind auf Erden.
Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch durch die Wasser der Sintflut verderbt werden soll. Hinfort soll keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbt.“
Und Gott sprach: „Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig. Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt. Er soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
Und wenn es kommt, dass sich Wetterwolken über die Erde führen, so soll man meinen Bogen in den Wolken sehen. Dann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe.
Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist.“
Und Gott sagte zu Noah: „Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.“
Gott verspricht also, dass nie wieder eine Sintflut kommen wird. Dabei steht außer Zweifel, dass genau dieses verdiente Gericht immer wieder gerechtfertigt wäre. Nie wieder Sintflut – ist das eine gute Botschaft?
Ich hoffe sehr, dass ihr das auch als eine gute Botschaft empfindet. Wir haben in den Versen über die Sintflut gesehen, wie furchtbar sie war, wie das Wasser stieg und stieg und alle Menschen vernichtete. Und Gott sagt: Nie wieder Sintflut.
Gott sagt das nicht einfach so dahin, sondern er verspricht es feierlich. Er verspricht es mit seinem Bund, den er mit Noah schließt – aber mit allen Geschöpfen auf der Erde, sogar den Tieren, wie wir in den Versen 9 und 10 sehen. Die schließt er mit ein.
Und dieser Bund ist einseitig. Gott sagt: Ich will den schließen; ihr könnt nichts dazu beitragen. Es ist nicht wie ein Ehebund, den wir hier gestern gesehen haben, wo zwei zueinander Ja sagen. Gott selber sagt: Ich sage es euch zu, ich verspreche das bedingungslos.
Dieser Bund gilt nicht nur Noah und seiner Familie, sondern uns allen. Jeder Mensch erfährt auf dieser Welt Gottes Gnade, jeder – ob er nun glaubt oder nicht – auf eine unglaubliche Art und Weise. In diesem Regenbogen zeigt Gott, dass er nie mehr so eine Flut schicken wird.
Aber auch das haben wir in Kapitel 8 gelesen: Zum Beispiel dadurch, dass Gott uns Jahreszeiten schenkt, durch die wir immer wieder säen und ernten können, dass er uns versorgt. Wir könnten vieles aufzählen, wo Gott uns segnet und gnädig ist.
Eine Welt ohne Gottes Gnade sähe ganz anders aus. Können wir uns das vorstellen? Wenn Gott seine Gnade von dieser Welt nehmen würde, wie sähe sie aus? Ein furchtbarer Ort – die Hölle auf Erden.
Gott zeigt seine Gnade auch uns durch dieses Zeichen, den Regenbogen. Gerade in diesen Tagen, wo es viel regnet und stürmt, sieht man ihn wieder öfter. Wir sehen ihn am Himmel als Gottes Gnadenzeichen, an dem wir neu staunen dürfen – und sollen.
Dieser Gott geht mit dieser Erde ganz anders um, als sie es verdient. Gott sagt das in Vers 13: „Ich habe meinen Bogen in die Wolken gesetzt.“
Das Wort „Bogen“ ist im Deutschen mehrdeutig: Es kann ein Triumphbogen sein, ein anderer Bogen, eine Waffe. Wir können uns das vorstellen – und im Hebräischen ist es genauso. Dort verwendet Gott das Wort für Bogen, das auch eine Waffe meint.
Ich glaube, genau das ist gemeint: Gott legt die Waffen nieder. Er setzt seinen Bogen an den Himmel und sagt: Ihr seid meine Feinde, ihr hättet es verdient, dass ich euch bekämpfe, aber ich lege die Waffen nieder. Ich bekämpfe euch nicht, ich bin euch gnädig.
So begegnet Gott grundsätzlich jedem Menschen auf dieser Welt mit seiner Liebe und Gnade. Er leidet an dieser Welt, aber er schenkt ihr dennoch seine Gnade.
Die Herausforderung der Sünde im Leben Noas und seiner Familie
In den folgenden Versen sehen wir, wie dringend die Welt Gottes Gnade braucht. Dies wird im Leben Noas unmittelbar im Anschluss deutlich, in den Versen 18 bis 29. Die Söhne Noas, die aus der Arche gingen, sind Sam, Ham und Japheth. Ham ist dabei der Vater Kanaans. Diese drei Söhne Noas sind die Stammväter aller Menschen auf Erden.
Noa, der Ackermann, pflanzte als erster einen Weinberg. Als er von dem Wein trank, wurde er trunken und lag nackt in seinem Zelt. Ham, Kanaans Vater, sah die Blöße seines Vaters und erzählte es seinen beiden Brüdern draußen. Sam und Japheth nahmen daraufhin ein Kleid, legten es auf ihre Schultern, gingen rückwärts zu ihrem Vater und deckten seine Blöße zu. Dabei wandten sie ihr Gesicht ab, damit sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen.
Als Noah aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was sein jüngster Sohn getan hatte, sprach er: „Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller Knechte!“ Weiter sagte er: „Gelobt sei der Herr, der Gott Sams, und Kanaan sei sein Knecht! Gott breite Japheth aus und lasse ihn wohnen in den Zelten Sams, und Kanaan sei sein Knecht!“ Noah lebte nach der Sintflut noch 350 Jahre. Sein gesamtes Alter betrug 950 Jahre, dann starb er.
Hatten wir bis zu diesem Punkt nur eine dunkle Vorahnung, dass beim nächsten Mal nicht alles besser werden würde? Hier haben wir die Bestätigung. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen. Ein wichtiger Punkt in diesem Abschnitt ist, dass wir erkennen sollen: Schon an der Geschichte Noas sehen wir, dass die ersten Menschen es nicht geschafft haben, ohne Sünde zu leben. Sie haben wieder gegen Gott gesündigt.
Noah legte einen Weinberg an und genoss ein gutes Glas Wein. Doch es blieb nicht bei einem Glas. Er trank noch ein weiteres und noch eins und betrank sich hemmungslos. Das Problem war nicht, dass er Wein trank, sondern dass er sich betrank. Die Bibel unterscheidet klar zwischen dem Genießen eines guten Glases Wein und dem Betrinken. Betrinken ist ein Missbrauch der Gabe Gottes.
Dieser Missbrauch führt dazu, dass wir uns nicht mehr würdevoll verhalten. Wir wissen, wie Menschen sich verhalten, wenn sie zu viel Alkohol getrunken haben: In der Regel zeigen sie kein würdiges Verhalten mehr, das einem Ebenbild Gottes entspricht. Das ist das Problem. Noah hat genau so gehandelt.
Dann kommt sein Sohn Ham und sieht seinen Vater würdelos nackt und betrunken im Zelt liegen. Für uns etwas befremdlich: Noah lag einfach sturzhagelbetrunken und nackt da. Ham schaut sich das an. Doch anstatt seinem Vater zu helfen und seine Würde wiederherzustellen, läuft er zu seinen Brüdern und erzählt ihnen, was geschehen ist. Wahrscheinlich hat er sich darüber kaputtgelacht: „Schaut euch den Alten an, wie er da liegt, nackt und betrunken.“
Ham hat seinen Vater entehrt. Er hat ihn nicht mit Würde behandelt, nicht wie ein Ebenbild Gottes. Er hat gesündigt. Wieder sehen wir die schrecklichen Folgen der Sünde: Wie Noah darauf reagiert, als er aus seinem Rausch erwacht. Kein Anzeichen von Reue, dass er selbst falsch gehandelt hat, sondern er klagt an und rächt sich. Er spricht einen Fluch über Ham und dessen Nachkommen aus.
Wir sehen also schon direkt nach der Sintflut die heftigen Auswirkungen der Sünde, die eine Familie spalten. Eine Familie zerbricht durch den sündigen Umgang des Familienvaters mit Alkohol und durch den Sohn, der seinen Vater nicht ehrt, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Schon wieder liegt ein Scherbenhaufen da.
Natürlich können wir uns nicht wirklich in Gott hineinversetzen, aber in die Situation können wir uns zumindest ein wenig hineinfühlen. Gott macht alles neu und wagt einen Neuanfang. Doch schon in der ersten Generation ist alles beim Alten. Das hat Gott nicht überrascht, aber er sieht es mit an: Es bleibt alles beim Alten.
Gottes Geduld und der Ruf zur Umkehr
Wie würden wir reagieren, wenn du zum Beispiel Chef in einer Firma bist und mitbekommst, dass dich ein Mitarbeiter hintergangen hat? Du raffst dich zusammen und bist ihm noch einmal gnädig. Du gibst ihm eine zweite Chance. Doch dann erfährst du, dass er es schon wieder gemacht hat. Spätestens jetzt musst du ihn doch entlassen, oder?
Oder wenn du Vater oder Mutter eines Kindes bist und das Kind immer unverschämt zu dir ist, so frech, dass du ihm seine Strafe ersparst, noch einmal darüber hinweg siehst und sagst: „Komm, wir probieren es noch mal.“ Und genau das Gleiche passiert wieder. Was machst du dann? Jetzt ist es doch an der Zeit, durchzugreifen.
Oder wenn du Ehefrau bist – ja, ein Beispiel für Ehefrauen – und dein Mann klappt nie den Klodeckel runter. Du gibst ihm eine zweite Chance, bist gnädig und sagst: „Komm, wir versuchen es nochmal.“ Und er macht es wieder. Spätestens jetzt ist doch der Zeitpunkt, ihn auf den Mond zu schießen, oder?
Wie anders reagiert Gott? Wie anders! Er wusste, dass seine Menschen nach der Flut genauso böse sein würden. Dass sie auch in Zukunft ihre eigenen gottlosen Wege gehen und durch und durch böse sind. Er wusste um den Zustand ihrer Herzen und dass sie Gericht verdient hätten. Und doch nimmt er keine Privilegien weg. Er haut nicht rein. Stattdessen schenkt er den Neuanfang, schenkt er seine Gnade – und noch mehr.
Er fasst den Plan, das Übel, die Wurzel des Übels wirklich zu packen und zu beseitigen. Diese Wahrheit erkennen wir auch im Regenbogen. Wenn wir uns noch einmal einen Regenbogen vor Augen halten: Wie zeigt er sich? Ein Regenbogen mit der Wölbung nach oben. Wer schon einmal Pfeil und Bogen geschossen hat, weiß, in welche Richtung der Pfeil fliegt, wenn man mit so einem Bogen einen Pfeil abschießt.
Der Pfeil des Regenbogens zielt nicht auf uns Menschen. Er zielt auf Gott selbst. Das nächste Mal, wenn Gott Gericht üben würde, würde der Zorn Gottes Gott selbst treffen. Genau das sehen wir. Genau das ist passiert, als Gott seinen eigenen Sohn in diese Welt gesandt hat, als er Jesus geschickt hat.
Dieser Sohn Gottes, der immer ein Freund Gottes gewesen ist und geblieben ist, auch als er auf der Erde war, der alles perfekt gemacht hat und kein Gericht verdient gehabt hätte. Als ihn die Feinde Gottes ans Kreuz geschlagen haben, da hat der Zorn Gottes Gott selbst getroffen – seinen Sohn.
Wofür? Damit wir Gottes Gnade für alle Zeit haben können, wenn wir daran glauben. Dass Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, dass Jesus für uns dieses Leben gelebt hat, damit wir vor Gott bestehen können.
Erkennt ihr, wie dieser Regenbogen prophetisch darauf hinweist? Das bringt uns zu der Frage: Glauben wir an Jesus Christus? Glauben wir, dass wir ihn brauchen, um ewige Gnade vor Gott zu haben? Oder reicht es uns, Gottes allgemeine Gnade in dieser Welt zu erleben, durch den Regenbogen und all das Gute, was er schenkt?
Diese Gnade wird im letzten Gericht, das Gott bringen wird – ob wir es glauben oder nicht –, nicht ausreichen. Die Frage ist: Glaubst du an Jesus Christus? Du brauchst diesen Jesus. Du brauchst ihn so sehr, ob es dir bewusst ist oder nicht. Du brauchst, dass er Gerechtigkeit für dich schafft vor Gott. Du kannst nicht selbstgerecht sein, du brauchst ihn.
Deshalb ist der Ruf damit verbunden: Kehr um, kehr zu Jesus um, lass dich durch Jesus mit Gott versöhnen und lass dir in Jesus Gottes Gnade auf eine völlig neue Art und Weise zusprechen. Vertrau auf ihn und nicht länger auf dich selbst. Du kannst ihm vertrauen.
Seid ihr sicher, Gottes Gnade reicht auch für dich?
Die Antwort auf Gottes Gnade im Leben der Gläubigen
Aber hier sind viele, die schon auf diese Gnade vertrauen, viele, die Jesus Christus seit Jahren und Jahrzehnten kennen. Wie sollen wir darauf reagieren, dass Gott uns so gnädig ist?
Wir sollten darum bitten, dass er uns mit dieser Liebe und Gnade erfüllt, die er seinen Menschen zeigt. Dass er uns selbst Liebe gibt – Liebe für andere, für unsere Mitarbeiter, für Kinder, Ehepartner, Nachbarn, Freunde und all unsere Mitmenschen.
So eine Liebe, wie er sie uns gezeigt hat – nach der Sintflut und in Jesus noch einmal ganz anders. Eine Liebe, die sich etwas kosten lässt, eine Liebe, die Schmerz und Kummer aushält und trotzdem sagt: „Ich halte daran fest, ich habe dich lieb, weil du es wert bist, weil auch du Gottes Ebenbild bist.“
Nur mit so einer Herzenshaltung, die von der Gnade Gottes herkommt und auf das Kreuz schaut, wird beim nächsten Mal wirklich alles besser. Nur mit so einer Herzenshaltung können wir andere lieben.
Der Weg zu so einer Liebe und zu so einer Herzenshaltung beginnt damit, dass wir auf das Kreuz schauen und neu staunen über Gottes große Liebe, die er uns erwiesen hat und die er uns täglich neu schenkt.
Wir sollen am Kreuz sehen, wie Gott uns begegnet und wie er uns annimmt. Dabei müssen wir immer wieder erkennen – nicht nur intellektuell, sondern wirklich in unserem Herzen –, dass er uns liebt und gnädig ist.
Erst dann können wir wirklich lieben und gnädig sein gegenüber anderen.
Schlussgebet und Bitte um Gottes Liebe
Und deshalb zum Schluss: Wenn es dir schwerfällt zu lieben und anderen gnädig zu sein, dann schaue nicht auf irgendwelche Techniken, wie du es besser schaffen kannst. Schau stattdessen auf Jesus, schaue auf Gottes Gnade.
Er wagt den Neuanfang mit bösen Menschen und hat letztlich alles gegeben, seinen Sohn. Bitte diesen Gott darum, dass er dich leidensbereit macht, liebevoller und gnädiger zu lieben. Du wirst sehen, wie das dein Leben wirklich verändert und wie Gottes Gnade dein Leben wirklich verändert.
Vertraue fest darauf: Je bewusster du dir bist, wie gnädig Gott dir begegnet, desto liebevoller und gnädiger kannst du mit anderen Menschen umgehen.
Ich möchte beten: Vater im Himmel, wir danken dir so sehr dafür, dass wir überall in deinem Wort erkennen dürfen, wie gnädig du bist, wie du Menschen eine zweite, dritte, vierte Chance schenkst und wie du sie annimmst. Wir danken dir dafür, dass deine Gnade auch uns gilt.
Und Herr, wir bitten dich um Vergebung, dass wir so oft ungnädig und lieblos mit anderen sind und es nicht hinbekommen, aus deiner Gnade zu leben. Herr, bitte erfülle du unsere Herzen mehr und mehr mit deinen Wahrheiten und mit deiner Liebe, damit wir wirklich erkennen, dass wir in dir alles haben, was wir brauchen – allein in dir.
Ich möchte dich bitten, dass du uns liebevoller machst in dieser Gemeinde, dass wir gnädiger und liebevoller miteinander umgehen. Segne jeden von uns auch in all den anderen Beziehungen, in denen wir stehen. Bitte segne du uns dazu. Amen!
Nun folgt eine kurze Zeit mit einem Instrumental, um über die Predigt nachzudenken. Danach singen wir ein Lied.