Begrüßung und Einführung ins Thema
Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie alle ganz herzlich begrüßen, ebenso alle, die jetzt über den Livestream direkt zugeschaltet sind. Herzlich willkommen!
Das Thema heute Abend lautet: Israel in Ägypten – Mythos oder Realität?
Bevor wir voll in dieses Thema einsteigen, möchte ich zunächst erklären, was die Bibel in diesem Zusammenhang erzählt und wie die Vorgeschichte von Israel und Ägypten ausgesehen hat.
Die Berufung Abrahams und die Verheißung an Israel
Was sagt die Bibel?
In 1. Mose 11 und 12 lernen wir aus dem ersten Buch der Bibel, dass Abraham, der früher Abram hieß, in Ur in Chaldäa lebte. Das liegt im Süden des heutigen Irak. Ursprünglich war er ein Verehrer von Naturgottheiten, zum Beispiel von Nanna, dem Mondgott, der besonders in Ur verehrt wurde.
Plötzlich erschien ihm jedoch der Gott der Bibel, der Schöpfer, der nicht Teil der Natur ist, sondern nach der Bibel die Natur ins Dasein gerufen hat. Dieser Gott erschien Abraham und rief ihn aus Ur in Chaldäa hinaus, um in das verheißene Land zu gehen.
Auf dem Bild sehen wir seine Route. Abraham war gehorsam, zog aus nach Haran und kam schließlich ins Land Kanaan.
Gott sagte ihm, dass Israel als auserwähltes Volk von ihm abstammen sollte. Weiter wurde Abraham verdeutlicht, dass ein Segen für die ganze Welt aus seiner Nachkommenschaft hervorgehen soll. Der Messias, der verheißene Erlöser für Israel und alle Völker der Welt, sollte aus diesem auserwählten Volk Gottes hervorkommen.
Man sieht: Auserwählung bedeutet nicht die Verwerfung der anderen Völker. Dieses Volk war erwählt, um ein Segen für alle Völker zu werden.
So steht es genau in der Bibel, 1. Mose 12,1-3, die Berufung Abrahams:
„Und der Herr hatte zu Abram gesagt: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde. Und ich will dich zu einer großen Nation machen, und ich will dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. Und in dir sollen gesegnet werden alle Stämme der Erde.“
Abraham in Kanaan und die Verheißung des Landes
Im Weiteren wird gezeigt, wie Abraham auszog und schließlich in das verheißene Land kam (1. Mose 12,6). Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zu Tererbinte-Mores. Zu dieser Zeit waren die Kanaaniter im Land.
Der Herr erschien Abram und sprach: „Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Daraufhin baute Abram dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.
Auf dem Bild sehen Sie die Ruinen des alttestamentlichen Sichem. Dieses liegt innerhalb der modernen Stadt Nablus, einer der größten palästinensischen Städte im sogenannten besetzten Westjordanland. Die Bibel berichtet, dass Abraham genau dorthin gekommen sei und Gott ihm dort die Verheißung gegeben habe: „Deine Nachkommenschaft, das Volk Israel, wird genau dieses Land bekommen.“
Die weiteren Kapitel der Bibel (1. Mose 12-50) beschreiben das Leben Abrahams im Land, dann das seines Sohnes Isaak, dem diese Verheißungen bestätigt wurden, und schließlich das Leben von Isaaks Sohn Jakob, dem diese Zusagen Gottes nochmals bestätigt wurden.
Jakob hatte insgesamt zwölf Söhne. Diese zwölf Söhne sollten die Stammväter der zwölf Stämme Israels werden. Joseph, einer der Söhne Jakobs, sollte Erbe werden. Deshalb bekam er einen bunten Leibrock als Bestätigung, dass er der Haupterbe sein sollte. Benjamin, der Jüngste, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht am Leben.
Die zehn älteren Brüder jedoch hassten Joseph und verkauften ihn deshalb als Sklave nach Ägypten.
Joseph in Ägypten und die Ansiedlung Israels
Eine ganz dramatische Geschichte, die Sie in 1. Mose 37-50 nachlesen können, zeigt, wie Joseph schließlich zum Herrscher über Ägypten aufsteigt. Er wird die Nummer zwei, also der wichtigste Mann nach dem Pharao.
In dieser Epoche kommt eine schwere Hungersnot über das Land Kanaan und damit auch über die Großfamilie Jakobs. Josephs Brüder müssen in Ägypten Nahrung einkaufen. Das Land Ägypten war nicht abhängig vom Regen, im Gegensatz zu Kanaan. Es wurde, wie auf dem Bild zu sehen ist, durch den Nil versorgt. Der Nil brachte auch bei Hungersnot im Nahen Osten Wasser aus Abessinien, dem heutigen Schwarzafrika.
Nach dramatischen Ereignissen gibt sich Joseph schließlich zu erkennen: „Ich bin Joseph, euer Bruder.“ Diese gestandenen Männer, seine Brüder, brechen innerlich zusammen. Es ist eine ganz herzbewegende Szene.
Das führt schließlich dazu, dass die Großfamilie umzieht und sich im westlichen Nil-Delta in Goschen ansiedelt. Zu diesem Zeitpunkt umfasst die Großfamilie bereits etwa siebzig Personen. Dort, im fruchtbaren Teil Ägyptens im Nil-Delta, wächst die Großfamilie in der Folge zu einem Volk heran.
Die Israeliten in Ägypten und der Auszug
Im zweiten Buch der Bibel, Zweiter Mose, auch Exodus genannt, bedeutet Exodus „Auszug“. Dieses Buch beschreibt den Auszug der Israeliten aus Ägypten.
In Zweiter Mose 1 bis 12 wird geschildert, wie ein späterer Pharao das Volk Israel versklavt. In dieser Zeit wird Mose geboren. Es folgen die zehn Plagen über Ägypten, die zum Zusammenbruch des ägyptischen Reiches führen. Dadurch konnte das Volk Israel aus der Sklaverei in die Freiheit ziehen und aus Ägypten in Richtung des verheißenen Landes ausziehen.
Anschließend folgen vierzig Jahre Wanderung durch die Wüste. Diese Zeit wird ausführlich beschrieben in Zweiter Mose 12 bis 40, Dritter Mose 1 bis 27, Vierter Mose 1 bis 36 und Fünfter Mose 1 bis 34.
Nach diesen vierzig Jahren Wanderung stirbt Mose in den Gefilden Moabs, auf der anderen Seite des Jordans, auf heutigem jordanischem Boden. Danach gelangt das Volk Israel unter der Führung von Joshua, dem Nachfolger von Mose, in das verheißenen Land Kanaan.
Die Landnahme Kanaans und die Eroberung von Städten
Die erste gewaltige Festung, die sich entgegenstellt, ist Jericho mit seinen mächtigen Mauern. Die Bibel berichtet ausführlich über die Mauern von Jericho.
Danach konnte das Volk Israel eine Stadt nach der anderen in Kanaan einnehmen und erobern. Zum Beispiel Hazor. Diese Stadt war etwas ganz Besonderes, denn sie war die Hauptstadt eines Großteils der Königreiche in Kanaan.
Man muss sich das so vorstellen: Eine Stadt mit einem Stadtkönig und einigen Tochterstädten rundherum. Dann gab es eine andere Stadt mit einem eigenen Königreich, einem König und ebenfalls Tochterstädten in der Umgebung. So existierten Dutzende von Königreichen in Kanaan.
Hazor war jedoch das Haupt der Königsstädte. Auch Städte wie Sichem, Shiloh, Dan und viele andere wurden erobert.
Diese Ereignisse können Sie im Buch Josua Kapitel 1 bis 24 nachlesen. Das ist der Bericht, den die Bibel dazu gibt.
Archäologische Kritik und die Bibel
Und nun ein paar Gedanken zum Thema Kritiker und die Bibel.
Heute weht unter Archäologen zum Teil ein ganz kühler und rauer Wind im Blick auf die Bibel. Früher war das nicht so. Dieses Klima hat sich verändert, insbesondere seit den 1980er-Jahren.
Früher war die führende Schule in der biblischen Archäologie die Albright-Schule, benannt nach William Albright. Er war zwar kein gläubiger Mann, aber dennoch sehr positiv gegenüber der Bibel eingestellt.
Eine neue Generation ist jedoch ab den 1980er-Jahren aufgekommen, die das ganz anders sieht. Dabei muss betont werden, dass dies nur ein Teil der Archäologen betrifft. Es gibt nach wie vor Top-Archäologen, die – egal ob gläubig oder nicht – der Bibel gegenüber positiv eingestellt sind und den Aussagen der Bibel vertrauen.
Ein Beispiel für einen sehr bibelkritischen Archäologen ist Israel Finkelstein. Er wird seit Jahren oft in den Medien als Kronzeuge zitiert. Er bezeichnet die Bibel weitgehend als Märchenbuch. Zusammen mit Silberman hat er ein Buch herausgegeben mit dem Titel „Keine Posaunen vor Jericho“. Sie ahnen schon, was das bedeutet: Den Mauerfall von Jericho habe es gar nicht gegeben.
Finkelsteins Überzeugung ist, dass Abraham, Isaak, Jakob und Joseph als Herrscher in Ägypten sowie die Geschichte von Israel als Sklavenvolk in Ägypten, der Auszug und die Landnahme unter Josua alles Legenden und Märchen seien. Er behauptet, es gebe keine archäologischen Spuren von Israel in Ägypten.
Um 1230 v. Chr., zur Zeit des angeblichen Auszugs der Israeliten aus Ägypten, sei Jericho gar keine Stadt gewesen. Es habe keine Mauer gegeben. Die Eroberung des Landes unter Josua sei reine Legende.
Bedeutung der historischen Glaubwürdigkeit
Hm, was kann man in so einem Fall tun? Zunächst stellt sich die Frage: Kommt es überhaupt darauf an? Ist das wirklich wichtig?
Es gibt zum Beispiel eine Kinderbibel, die von liberalen Theologen verfasst wurde. Darin wird die Geschichte von Jericho und dem Fall der Mauern erzählt. Gleichzeitig gibt es spezielle Anmerkungen für die Eltern. Dort wird erklärt, dass das alles natürlich nie so geschehen ist. Jericho hatte zur Zeit des angeblichen Auszugs keine Mauer, also konnte auch keine Mauer einstürzen. Doch das sei gar nicht wichtig.
Wichtig sei vielmehr, die tiefere Bedeutung dieser Geschichten zu verstehen. Es müsse nicht historisch exakt sein. Das ist ähnlich wie bei den tiefenpsychologischen Interpretationen der griechischen Sagen. Auch dort sagt man, dass diese Geschichten nie tatsächlich passiert sind, aber sie enthalten tiefe Wahrheiten über die Seele, die man darin illustriert findet. So ähnlich verhält es sich auch mit der Bibel.
Die ersten Bücher der Bibel – die fünf Bücher Mose und das Buch Josua – bilden die Grundlage der frohen Botschaft, der Erlösung durch Jesus Christus im Neuen Testament. Das Neue Testament baut direkt auf dem Alten Testament auf. Ohne dieses Fundament stünde alles in der Luft.
Für die Glaubwürdigkeit der frohen Botschaft ist es also sehr wichtig, dass dieses Fundament hält. Das ist keine Bagatelle, wenn ein Angriff von liberaler Theologie oder, wie hier, von liberaler Archäologie auf die Fundamente der Bibel erfolgt.
Archäologische Befunde und alternative Chronologien
Also, wir fassen zusammen: Diese Kritik stellt die Grundlage der Bibel in Frage. An dieser Stelle muss ich betonen: Sie sehen hier Ramses II., der von 1279 bis 1213 v. Chr. regierte.
In der Epoche von Ramses II. – und wir haben gerade gehört, dass Israel Finkelstein sagt, um 1230 v. Chr. war Jericho keine Stadt – gibt es tatsächlich keine Spuren der Israeliten in Ägypten. Es wurde nichts gefunden.
Zur Zeit von Ramses II. war Jericho tatsächlich keine Stadt. Diese Stadt gab es zwar früher, aber um circa 1550 v. Chr. fiel sie, und zwar mit einem mächtigen Mauerwerk. Danach wurde diese Stadt über Jahrhunderte hinweg nicht mehr als Stadt aufgebaut. Es gab zwischendurch kleinere Siedlungen, aber nie wieder eine Ringmauer. Jericho war nie mehr eine Stadt.
Intellektuelle haben sich gesagt, wir müssen versuchen, dieses Problem zu lösen: Archäologie und Bibel.
Einer dieser besonderen Vorreiter war Immanuel Velikovsky (1895–1979). Er war Psychoanalytiker und war wichtig an der Gründung der Hebräischen Universität von Jerusalem beteiligt. Er war ein echtes Allround-Genie.
Velikovsky war übrigens verheiratet mit Elisheva Kramer, einer großen Violinistin. Er hat viele Bücher geschrieben und war ein äußerst kluger Kopf sowie ein genialer Mensch. Er konnte schnell Fakten aus anderen Gebieten, die er nicht formal studiert hatte, aneignen, kombinieren und daraus große Werke schaffen.
So schrieb er Bücher wie „Ages in Chaos“, „People of the Sea“ und „Ramses II und seine Zeit“.
Aber ich kann Ihnen sagen: Die Ägyptologen und Archäologen hatten keine Freude, wenn ein Psychoanalytiker ihnen sagte, was sie denken und wie sie ihre Arbeit zu machen haben. Velikovsky kam überhaupt nicht an.
Die Ablehnung, die er schließlich erfuhr, war so groß, dass er teilweise heute noch als typisches Beispiel für Pseudowissenschaft dargestellt wird.
Ja, es gibt eine ganz feine Linie zwischen Wissenschaft und Pseudowissenschaft. Velikovsky wird gerne zitiert als jemand, der auf der anderen Seite dieser Linie steht.
Man kann das schon verstehen: Als Ägyptologe arbeitet man nicht unbedingt gerne mit einem Psychoanalytiker zusammen – höchstens, wenn sie dann große Probleme auf der Couch haben. Aber das ist wieder etwas anderes, nicht wahr?
Weitere alternative Chronologieansätze
Ein ganz anderer Mann war Professor Doktor Donovan Amos-Curville (1895–1979). Ich versichere Ihnen, er war kein Psychologe, sondern ein Biochemiker, also ein wirklicher Naturwissenschaftler. Psychoanalyse ist keine Naturwissenschaft, aber ein Biochemiker schon. Er hatte ein sehr starkes Interesse an Archäologie und biblischer Chronologie.
Curville versuchte, die ägyptische Chronologie umzubauen, ähnlich wie Felikowski es getan hatte. Allerdings muss ich sagen, dass er dies auf eine ganz abenteuerliche Weise machte. Er kombinierte Personen aus der ägyptischen Geschichte, die viel später lebten, mit anderen Zeiten. Man könnte sagen, vielleicht sogar mit Sicherheit, dass er ein Chaos in den Zeitaltern anrichtete.
Curville ging etwas anders vor. Er versuchte zum Beispiel, verschiedene ägyptische Dynastien als gleichzeitig regierend darzustellen, wie man auf seinem kurz zusammengefassten Schema sehen kann. Anstatt die Dynastien nacheinander folgen zu lassen, nahm er an, dass gewisse Dynastien in einem Teil von Ägypten herrschten, während andere gleichzeitig in einem anderen Teil regierten. Solches hat es tatsächlich in der Geschichte gegeben.
Durch das weitere Zusammenschieben von Dynastien, wie auf seinem Schema zu sehen ist, konnte er die gesamte Chronologie massiv verschieben. So konnte er interessante Parallelen zwischen der Bibel und den archäologischen Funden aufzeigen.
Er zitierte zum Beispiel den Ipuwer-Papyrus, den man hier sieht, ebenso wie Felikowski. Dieser Papyrus erzählt von Katastrophen in Ägypten: Das Wasser ist wie Blut, man kann es nicht mehr trinken, und überall herrschen Schrecken und Not im ganzen Land. Curville versuchte, diesen Text mit den zehn Plagen Ägyptens in Verbindung zu bringen.
Doch ich muss sagen, dass ein Chemiker bei den Ägyptologen und Archäologen nicht gut ankam. Es gab keinen Durchbruch, bis schließlich David Rohl, geboren 1951, auftauchte.
David Rohl und die Revision der ägyptischen Chronologie
Er war in seiner Jugend ein eher wilder Mann. Wenn man sich vorstellt, dass er ein Rockmusiker war und Rock'n'Roll gespielt hat, wirkt das zunächst ungewöhnlich. Später begann er jedoch, Ägyptologie zu studieren. Dabei war er der ältere Student unter vielen jüngeren Männern, die gerade erst erwachsen geworden waren.
Er dachte eigenständig und konfrontierte die Dozenten immer wieder mit Fragen, die andere Studenten nie gestellt hätten. Er war also kein besonders angenehmer Student, aber durchaus herausfordernd.
Er wurde Ägyptologe und stellte fest, dass die ägyptische Chronologie ein Chaos ist. Sie steht auf sehr schwachen Füßen und muss revidiert werden. Wenn man das tut, entdeckt man eine Parallele nach der anderen zwischen der Bibel und der Archäologie. Es handelt sich lediglich um ein Zeitproblem, aber die Fakten stimmen mit der Bibel überein.
So schrieb er sein Buch, ursprünglich auf Deutsch, das in der Übersetzung den Titel „Pharaonen und Propheten – Das Alte Testament auf dem Prüfstand“ trägt. Dabei ist es interessant zu wissen, dass David Rohl kein gläubiger Mann ist. Er sieht sich als Agnostiker – das sind Menschen, die nicht behaupten, dass es Gott sicher nicht gibt, aber auch nicht, dass man das mit Sicherheit wissen kann.
David Rohl sagt, man müsse die fehlerhafte ägyptische Chronologie um 380 Jahre verschieben. Dann passe alles mit der Bibel zusammen. Wirklich eindrücklich ist das Material, das er dafür zusammengetragen hat.
Ich muss jedoch sagen: Auch wenn ein Ägyptologe etwas anderes sagt als die Mehrheit seiner Kollegen, kommt das nicht gut an. Wer sich ein schweres Leben ersparen will, sollte diesen Weg nicht gehen.
In der Fachliteratur ist es üblich, dass die Texte staubtrocken und langweilig geschrieben sind. Nicht, weil es nicht interessanter ginge, sondern weil das der Standard ist. Als David Rohl mit seinem Buch erschien, gab es heftige Reaktionen. Man kann sagen, dass in der Literatur die Funken flogen. Die Diskussion wurde sehr emotional.
David Rohl wurde massiv angegriffen, doch er geht unbeirrt seinen Weg weiter.
Tim Mahoney und die Dokumentation zur biblischen Archäologie
Nun, das hier ist Tim Mahoney, geboren 1957, ein amerikanischer Filmemacher. Er kam gerade im Zusammenhang mit Fragen zu Israel und Ägypten zu dem Schluss, dass man nichts gefunden habe. Die Eroberung Jerichos und des ganzen Landes Kanaans unter Josua war demnach alles ein Mythos. Das brachte ihn in eine richtige Krise.
Er wollte der Sache auf den Grund gehen und sammelte über Jahre hinweg Material zu einem grandiosen Dokumentarfilm. In jüngerer Vergangenheit kam dieser Film sogar in Deutschland ins Kino. Darin zeigt er zum großen Teil, was David Rohl in seinem Buch aufgezeigt hat, aber nicht nur das. Auch anderes Material fügt er zusammen. Außerdem schrieb er zusammen mit Steven Low, seinem Assistenten, ein Buch zum Film. Low ist ein ganz toller Mann, der bescheiden auf seiner Seite ist und immer genau weiß, was man jetzt noch machen könnte. Er ist voller Ideen.
Ich habe die beiden vor einiger Zeit in Amerika erlebt – wirklich sehr sympathische Leute. Nach zwölf Jahren schaffte Tim Mahoney diesen Film, der grandios hergestellt und erstellt ist. Kein Problem, man bringt eben die Tatsachen der Archäologie und die Bibel wunderbar zusammen. Das hat sicher vielen Leuten geholfen. Doch irgendwie bleibt es eine bittere Pille.
Was ist mit diesen Leuten, den Ägyptologen? Gut, zahlenmäßig sind das nicht so viele Menschen auf der Welt. Es sind Leute, die über ein ganz kleines Gebiet im Wissen, das die ganze Welt so besitzt, fast alles wissen. Es sind nicht viele Menschen, die so in Elfenbeintürmen leben, aber sie akzeptieren diese Verschiebung nicht.
Tim Mahoney hat das in dem Film wunderbar auch grafisch erläutert. Jeder kommt heraus, muss nur diese Zeit etwas verschieben, und dann geht alles mit der Bibel auf.
Im Verlauf der vergangenen Jahre habe ich mich gefragt: Braucht es eine Revision der Chronologie Ägyptens, um Bibel und Archäologie zusammenzubringen? Dabei bin ich so vorgegangen: Man muss Kritik an der Kritik üben.
Die biblische Chronologie und ihre Bedeutung
Und wie macht man das?
Israel Finkelstein, ich kann Ihnen sagen, er hat an einer guten israelischen Universität studiert. Diese Leute beherrschen ihr Handwerk. Man muss also nicht beim Handwerk ansetzen. Aber man muss fragen: Stimmt eigentlich das Datum des Auszugs aus Ägypten, zwölfhundertdreißig vor Christus, also zur Zeit von Ramses dem Zweiten?
Die Bibel bezeichnet nirgends Ramses II. als den Pharao der Sklaverei, als die Israeliten in Ägypten waren, nirgends. In der Bibel lesen Sie es nach, ich habe Ihnen den Kapitel ja angegeben. Es heißt immer nur „der Pharao“, „der Pharao“, „der Pharao“ – der Name wird nie genannt.
Übrigens ist das auch noch interessant. Das ist eine Errungenschaft der Ägyptologie. In der jüngeren Vergangenheit hat man herausgefunden, dass die frühen Pharaonen ohne Eigennamen genannt wurden. Erst ab etwa tausend vor Christus wurden die Pharaonen mit ihrem Namen verbunden.
Und genau so ist es in der Bibel. Wenn Sie später in der Bibel lesen, in der späteren Geschichte der israelitischen Königszeit, da kommt Pharao Schischak nach Jerusalem. Wieso heißt der jetzt plötzlich Pharao Schischak? Weil in dieser Epoche der Eigenname dazu genannt wird.
Oder Sie kennen vielleicht die Geschichte von König Hiskia, wie er konfrontiert war mit Pharao Necho und so weiter. Noch mehr solcher Pharaonen mit Namen tauchen in der späteren Zeit in der Bibel auf, aber in der früheren Zeit ohne Namen.
Also kann man jetzt sagen: Dieses Datum, 1230 v. Chr., steht im Widerspruch zur biblischen Chronologie. Das ist eine wunderbare Entdeckung, wenn man die Bibel von vorne bis hinten studiert und dann wieder zurück. Dann stellt man fest, es gibt ein Zahlensystem, ein geschichtliches, das sich von Anfang an durch das ganze Alte Testament zieht, mit einer Brücke bis ins Neue Testament.
Das Wichtige ist, wenn man diese Zahlen alle ernst nimmt und keine einzige davon irgendwie abändert – was viele gemacht haben, indem sie sagten: „Ja, diese Zahl passt nicht, das ist wahrscheinlich ein Schreibfehler, ein Abschreibfehler“ oder andere, noch schlimmer, sagten: „Wahrscheinlich hat sich der ursprüngliche Schreiber im Grundtext geirrt.“
Ich kann Ihnen sagen: Wenn Sie im Bibellexikon usw. nachschlagen, nach der biblischen Chronologie, werden Sie keine Chronologie finden, in der alle Zahlen der Bibel berücksichtigt werden. Entweder werden Sie feststellen, dass die Autoren sagen: „Ja, diese Zahl und diese Zahl und diese Zahl sind falsch, das muss man korrigieren.“ Oder im besseren Fall werden einfach gewisse Zahlen ignoriert, sie werden einfach beiseitegelassen.
Man hat ein Problem, die Zahlen konnte man irgendwie nicht zusammenbringen. Nun haben viele andere Vorarbeiten gemacht, einer hier, einer dort, und ich habe natürlich alles benutzt, was die Leute früher gemacht haben. So ist das in der Wissenschaft, nicht wahr? Dann habe ich aufgebaut, kombiniert und schließlich eine Chronologie aufgestellt, in der alle Zahlen der Bibel aufgehen.
Mathematisch in sich geschlossen gehen sie auf. Keine Zahl muss korrigiert werden. Es braucht bei der einen oder anderen einige Erklärungen, warum es dort in 1. Könige 6, 480 Jahre heißt. Aber die Zahl ist absolut korrekt, keine muss gestrichen werden.
Also, in sich geschlossen – das war mein erster Schritt. Ich habe diese Chronologie aufgebaut, nicht indem ich ständig geschaut habe: „Ja, jetzt würde das passen mit der bisherigen Chronologie“, sondern einfach die Chronologie fertiggestellt.
Dann bin ich daran gegangen und habe geschaut: Wie ist das mit der bestehenden Chronologie in der Ägyptologie? Ein Volltreffer nach dem anderen. Es geht auf! Es braucht gar keine Revision.
Ursprung des Ramses-Denkfehlers
Bevor wir an diesem Faden weiterarbeiten, muss ich zunächst erklären, wie man überhaupt auf die Idee gekommen ist zu sagen, der Auszug aus Ägypten habe zur Zeit von Ramses II. stattgefunden.
In 2. Mose 1,8 lesen wir: „Da stand ein neuer König über Ägypten auf, der Josef nicht kannte.“ Und er sprach zu seinem Volk: „Siehe, das Volk der Kinder Israel ist zahlreicher und stärker als wir.“
In Vers 11 heißt es weiter: „Und sie setzten über sie Froh-Vögter, um sie mit ihren Lastarbeiten zu drücken, und sie bauten dem Pharao die Vorratsstädte Pithom und Ramses.“ Hier wird also die Stadt Ramses erwähnt.
Wichtig ist: Nicht der Pharao heißt Ramses, sondern die Stadt heißt Ramses. Das ist ein entscheidender Unterschied.
Der Denkfehler liegt darin zu sagen: Wenn die Stadt hier Ramses genannt wird, dann war das zur Zeit von Ramses II. Man muss eine Erklärung geben, warum hier die Stadt Ramses genannt wird. Das ist ein anderes Thema und kann anders erklärt werden, als einfach zu sagen, das sei die Zeit von Ramses II.
Dafür gibt es eine gesonderte Erklärung. Im Prinzip ist es dieselbe Erklärung, warum schon in 1. Mose 14 die Stadt Dan in der Geschichte von Abraham erwähnt wird. Wenn man in der Bibel weiterliest, bis ins Buch Josua und Richter, wird erklärt, dass diese Stadt ursprünglich Laish hieß. Als die Israeliten sie eroberten, nannten sie sie Dan, nach dem Stammvater des Stammes Dan.
Der Name Dan wird aber schon in 1. Mose 14 verwendet. Das bedeutet, ein späterer Prophet hat den bekannten Namen dort hinzugefügt – ein vom Heiligen Geist inspirierter Prophet. Genau so ist es auch mit dem Namen Ramses. Auch hier wurde der spätere, bekannte Name eingefügt, aber das war eben nicht der Pharao Ramses.
Der Denkfehler ist also, statt Ramses zu sagen: Das ist die Zeit von Ramses II. Und damit wird der Auszug aus Ägypten auf etwa 1230 v. Chr. datiert.
Dass dieser Mann nie im Roten Meer umgekommen ist, hat die meisten Leute nicht gestört. Sie sagten einfach: Das ist er, das ist er, oder das sollte er sein.
Die strikte biblische Chronologie und der Exodus
Kronologie, in der alle Zahlen ernst genommen werden: Im Internet sollte man diese Kronologie in Rohfassung, so wie ich sie aufgestellt habe, zum Download finden. Ich arbeite gerade an einem Buch, in dem alles im Detail erklärt wird. Ich hoffe, dass es nicht zu trocken wird.
Es muss ja nicht trocken sein, um eine saubere und präzise Arbeit zu liefern. Es geht auch spannend und dennoch genau.
Nach der strengen Chronologie, die ich jetzt die strikte Chronologie nenne, bei der alle Zahlen berücksichtigt werden, war der Auszug aus Ägypten im Jahr 1606 vor Christus. Die Eroberung Jerichos fand demnach vierzig Jahre später statt, also nach einer vierzigjährigen Wüstenwanderung, im Jahr 1566 vor Christus.
Nun eine ganz wichtige Frage: Wie kann man die säkulare ägyptische Chronologie oder die Chronologie der säkularen Geschichte am besten mit der Chronologie der Bibel verbinden? Es gibt Synchronismen, das heißt bestimmte Jahre, die sich besonders eignen, um zu zeigen, dass das Geschichtliche und das Biblische zusammengehören.
Einer der wichtigsten Synchronismen – es gäbe mehrere – ist die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586 vor Christus, als der salomonische Tempel zerstört wurde.
Übrigens, auf diesem Bild sind wir gleich in der Davidstadt in Jerusalem. Die Häuser, die Sie sehen, sind Fürstenhäuser, die durch Nebukadnezar zerstört wurden. Wenn Sie einmal mit mir nach Jerusalem kommen, zeige ich Ihnen den Raum, in dem man etwa siebzig Zentimeter Asche gefunden hat – noch von der Zerstörung durch Nebukadnezar.
Die Zerstörung Jerusalems und biblische Datierung
Nun, in 2. Könige 25,8 lesen wir: „Und im fünften Monat, am siebten des Monats, das war das neunzehnte Jahr des Königs Nebukadnezar, des Königs von Babel, kam Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der Knecht des Königs von Babel, nach Jerusalem.“
Dann wird beschrieben, wie Jerusalem zerstört wird. Das war also im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezar. Aus dem Leben von Nebukadnezar besitzen wir mehrere Keilschrifttafeln aus seiner Zeit. Diese enthalten Beobachtungen von fünf Planeten und des Mondes sowie etwa dreißig Konstellationsangaben.
Damit kann man das Leben von Nebukadnezar genau mit der Astronomie in Beziehung setzen und absolut datieren. Heute helfen Computer dabei, solche Berechnungen einfach durchzuführen. So kommt man auf das neunzehnte Jahr Nebukadnezars, das auf 586 vor Christus datiert wird.
Nehmen wir dieses Datum als absolutes Datum und rechnen die biblischen Zahlen zurück. Wenn man Erste und Zweite Chronik liest – da muss man wirklich viel lesen – sowie Erste und Zweite Könige, findet man all diese Jahreszahlen der Könige nach Salomo. Das ergibt zusammen 390 Jahre. Diese 390 Jahre werden auch ausdrücklich in Hesekiel 4,4 erwähnt.
Jetzt können wir von der Zerstörung Jerusalems hochrechnen bis zu dem Moment, als Israel nach dem Tod Salomos in zwei Nationen geteilt wurde. Diese Reichsteilung führte zur Spaltung der zwölf Stämme in das Nordreich der zehn Stämme und das Südreich. Das Jahr der Reichsteilung liegt bei 976 v. Chr.
Das ist ein kleiner Unterschied zu Ihrem Bibellexikon, ein paar Jahrzehnte daneben – nicht so arg, aber schon ein Unterschied. Dann lesen wir in Apostelgeschichte 13,21, dass Saul vierzig Jahre König war, in 2. Könige 2,11, dass David vierzig Jahre König war, und in 2. Chronik 9,30, dass Salomo ebenfalls vierzig Jahre König war.
Daher haben wir hier dreimal 40 Jahre Monarchie, also Könige, die über alle zwölf Stämme regiert haben. Das bringt uns ins Jahr 1096 v. Chr., das Jahr 1 von Sauls Herrschaft.
Jetzt können wir von der Monarchie noch weiter zurückrechnen. In Apostelgeschichte 13,18-20 wird deutlich gemacht, dass vor Saul Israel von Richtern regiert wurde – und zwar während 450 Jahren. Wenn wir diese Richterzeit anhängen, kommen wir auf 1546 v. Chr. für den Beginn der Richterzeit und die erste Fremdherrschaft.
Weiter können wir anhand von 4. Mose 9 und Josua 14 berechnen, dass unter Josua das Land in sechs Jahren erobert wurde. Davor gab es noch 40 Jahre Wüstenwanderung. Mit einer speziellen Rechnung, bei der man die 300 Jahre aus Richter 11,26 nimmt – diese Zeitspanne reicht von Jair bis zum letzten Jahr der Wüstenwanderung – erhält man die Zeit nach der Landeseinnahme bis zum Beginn der Richterzeit mit 14 Jahren.
Alles passt zusammen, alles geht auf.
Aber jetzt fällt auf, dass der Exodus im Jahr 1606 v. Chr. liegt – also viel früher als das, was Israel Finkelstein und andere angenommen haben. Die Differenz beträgt 376 Jahre.
Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? David Rohl sagte, man müsse die Daten um etwa 380 Jahre verschieben. Das muss man gar nicht! Man muss nur die richtigen Zahlen der Bibel nehmen. Dann ergibt sich diese Verschiebung ganz von selbst.
Wir treten damit keinem Ägyptologen auf die Füße. Die bleiben alle zufrieden. Israel Finkelstein muss man in seiner archäologischen Arbeit nicht angreifen, aber in der Bibelkunde schon. Er sagt ja nicht, dass er die Bibel studiert hat, und da würde ich ihm eine ungenügende Note geben.
Man muss sich im Klaren sein: Wenn er weltweit behauptet, die Bibel sei ein Märchenbuch und sagt, der Exodus sei 1230 v. Chr., dann passt das überhaupt nicht. So etwas darf er nicht erzählen, wenn er die Bibel nicht gründlich studiert hat und gesehen hat, dass das nicht mit Ramses dem Zweiten und 1230 v. Chr. übereinstimmt.
Darum bin ich da ein bisschen streng.
Daraus folgt: Mit diesem Datum kommen wir in die dreizehnte Dynastie Ägyptens. Ramses II. gehörte zur neunzehnten Dynastie. Da ist also schon etwas passiert.
Wir sind also bei der Erkenntnis stehen geblieben, dass der Auszug aus Ägypten in die Zeit der dreizehnten Dynastie fällt.
Wer war der Pharao des Exodus?
Und jetzt möchten wir gerne wissen: Wer war der Pharao des Exodus, wenn es nicht Ramses war? Wer dann? Und wer war der Pharao zur Zeit der Geburt von Mose, also etwa achtzig Jahre früher nach der Bibel? Und wer war der Pharao zur Zeit von Joseph, dem der Traum erläutert wurde?
Nun, wir gehen jetzt einen ganz anderen Weg. Maneto war ein ägyptischer Geschichtsschreiber aus der ptolemäischen Zeit, also aus den Jahrhunderten vor Christi Geburt. Dort finden sich ganz alte Überlieferungen. Maneto, ein Ägypter, berichtet, dass König Timaios ungnädig war und Ägypten schlug. Danach seien Feinde aus dem Osten gekommen, die das Land leicht und ohne Schwert eroberten.
Als Folge wurden Städte in Ägypten eingeäschert, Heiligtümer der Götter verwüstet, Massaker an der Bevölkerung verübt und Ägypter versklavt. Nun muss man wissen, dass in der ptolemäischen Zeit in Ägypten Griechisch gesprochen wurde. Deshalb benutzt Maneto hier die griechische Aussprache des ägyptischen Pharaonennamens: Timaeus.
Jetzt muss man diese griechische Aussprache übertragen und überlegen, wie man das ägyptisch ausgesprochen hat. Timaeus entspricht Dedumose im Altägyptischen. Dedu Mose kennt man aus dem Turiner Königspapyrus, einem bruchstückhaften Papyrus, der viele Königsnamen, also Pharaonennamen, in chronologischer Folge aufführt. Das passt also zusammen.
Wir sind automatisch bei der dreizehnten Dynastie angekommen, und Maneto gibt uns den Hinweis: Schaut bei Dedu Mose nach. Hm, das wäre der Pharao gewesen, der in der letzten Zeile des Turiner Papyrus erwähnt wird, am Ende der dreizehnten Dynastie.
Wer war also der Pharao zur Zeit der Geburt von Mose? Jetzt gehen wir achtzig Jahre zurück, denn Mose war achtzig Jahre alt beim Auszug. Das heißt, er wurde um 1686 vor Christus geboren.
Nun gehen wir wieder einen anderen Weg und betrachten eine geschichtliche Überlieferung. Artapanus war ein jüdischer Geschichtsschreiber am Ende des dritten Jahrhunderts vor Christus, also ebenfalls in der Epoche wie Maneto. Er verfasste ein Geschichtswerk über das jüdische Volk, Peri-Judaion auf Griechisch.
Dort heißt es, die Tochter des Pharao, die Mose aus dem Nil holte, hieß Meris. Ihr Mann war Pharao Chenefres. Chenefres – wer kann das sein? Glücklicherweise gibt es nur zwei Pharaonen in der gesamten ägyptischen Geschichte, deren Name ägyptisch ausgesprochen Chanefer Re lautet, was so viel bedeutet wie „Die Vollkommenheit Res des Sonnengottes strahlte am Horizont“.
In der dreizehnten Dynastie hatte Sobekhotep IV. als Thronnamen Chanefer Re. Er war der 23. Pharao der dreizehnten Dynastie. So haben wir auch ihn schon identifiziert.
Nun möchten wir noch den Pharao zur Zeit von Joseph nennen. Nach der dritten Chronologie zurückgerechnet, stand Joseph frisch aus dem Gefängnis vor dem Pharao und musste seinen Traum deuten. Nach biblischer Chronologie war das im Jahr 1830 vor Christus.
Nach der herkömmlichen ägyptischen Chronologie war das Amenemhet III. Das ist der Mann, der so aussah. Wenn man seine Ohren und sein strenges Gesicht betrachtet, lohnt sich ein Besuch im Ägyptischen Museum in Berlin. Schon direkt nach dem Eingang sieht man die Statue von Amenemhet III.
Und wenn man dort schon einmal war, sollte man auch ins Pergamonmuseum gehen – das muss man gesehen haben. Ich habe das schon einmal mit 80 Studenten bei den Museen besucht. Das war ein ziemlicher Auftritt, den man nicht überall so gerne sieht. Aber es ist schön, was man dort sehen kann.
Grabungen in Ramses Stadt und die Siedlung der Israeliten
Nun, halten wir das fest. Jetzt möchte ich Ihnen gerne etwas über Grabungen in Ramses Stadt erzählen. Das ist der Ort, an dem die Israeliten in Ägypten als Sklaven gearbeitet haben. Die Araber nennen diesen Ort Tell-e-Daba, was „Hügel der Hyäne“ bedeutet. Dabei meint „Tell“ im Arabischen und im Hebräischen keinen natürlichen Hügel. Wenn man aus dem Fenster schaut, sieht man dort Hügel, aber „Tell“ bezeichnet einen Zivilisationsschutthügel.
Das war im Nahen Osten und auch in Ägypten üblich: Ein Volk oder Stamm kam an einen Ort, möglichst mit Wasser, und baute eine Siedlung. Feinde zerstörten die Siedlung, man baute sie wieder auf, aber auf den Trümmern der vorherigen. Später kam erneut Krieg, es wurde verwüstet, und man baute wieder auf den Trümmern. So entstand mit der Zeit ein Zivilisationsschutthügel, ein Tell.
Man kann ein Auge dafür entwickeln und in der Natur erkennen: „Ach, das muss ein Tell sein.“ Es gibt viele Tells, die noch nicht ausgegraben sind, weil es, wie überall, nicht genug Geld gibt. Es gibt also viele Tells, die man noch entdecken könnte.
Ein österreichisches Team hat dort seit den 1960er-Jahren gearbeitet, in der Nähe von Kantir, wo man Ramses Stadt oder Piramesse gefunden hat. Besonders verdienstlich ist Professor Dr. Manfred Bietak, geboren 1940. Er hat mir auch die Erlaubnis gegeben, verschiedene seiner Bilder hier zu zeigen, sogar für den Livestream. Ganz freigiebig hat er mir das zur Verfügung gestellt – großartig.
Dieser Mann hat dort ausgegraben. Jetzt muss man sich das ganz klar vor Augen führen: Wir haben dort so einen Tell. Ich bin kein Da Vinci oder so, aber ich habe versucht, einen Tell zu zeichnen. In einem Tell gibt es verschiedene Schichten, wobei die ältesten Schichten ganz unten liegen und die jüngsten ganz oben.
Es ist wichtig, einen Tell wie einen Kuchen zu sehen. Man muss ein Auge für einen Geburtstagskuchen entwickeln. Am besten schneidet man ein Stück heraus, sodass man die Schichten gut unterscheiden kann.
Ganz unten haben wir Stratum H, sehr trocken. Stratum H bedeutet die unterste Schicht, und wir nennen sie H. Dann kommt die nächste Schicht, Stratum G4, danach G3, G2 und G1. Danach wurde die Stadt verlassen. Die Spuren zeigen eine fluchtartige Aufgabe.
Später wurde wieder aufgebaut – das ist dann Stratum F. Aber das ist ein anderes Volk, das dort Wohnsitz nahm. Halten Sie das fest: Stratum H bis G1 sind die Israeliten in Ägypten. Stratum F hingegen zeigt ein anderes Volk, das später aus dem Ausland kam und sich dort ansiedelte.
Ich kann Ihnen sagen, dass man bei G1, ganz am Schluss, ein Bild des Schreckens entdeckt hat. Ich werde es Ihnen zeigen.
Archäologische Funde in Ramses Stadt und Josephs Palast
Nun, hier ein Bild aus dem Film „Patterns of Evidence“ von Tim Mahony. Ich habe mir diese Bilder für diesen Livestream zur Verfügung gestellt, und ich muss Ihnen sagen: Schauen Sie sich diesen Film an! Die Bilder sind so fantastisch, und er liefert all das Material, das wir heute anschauen – und noch viel mehr dazu. Ich will ja auch noch fertig werden heute Abend, das garantiere ich.
Man sieht hier, dass man gegraben hat. Das ist Ramses Stadt, aber im südlichen Teil hat man noch tiefer gegraben und dabei Avaris entdeckt. Avaris ist der ältere Name. Ramses ist dann der spätere Name. Avaris ging später in der Geschichte vergessen. Darum hat ein Prophet, der das Recht hatte, zum Beispiel auch Vokalbuchstaben im Gesetz Mose einzufügen, offensichtlich Ramses dort eingesetzt, damit man überhaupt versteht, welche Stadt gemeint ist. Genau so wie der Name Dan anstelle der Stadt Laish in 1. Mose 14 verwendet wird.
Die allererste Schicht, die ersten Ankömmlinge in Avaris, später Ramses Stadt, waren Ausländer aus der Levante. In der Archäologie spricht man so langweilig von der Levante. Damit ist das Gebiet von Syrien und Kanaan gemeint – Leute aus Kanaan. Das erste, was man findet, ist eine Villa im Stil einer levantischen Villa, also so, wie man in Kanaan gebaut hat. Das ist die Villa von Vater Jakob in Goschen.
Vater Jakob starb in Ägypten, und sein Sohn baute nach getaner Arbeit, nachdem er Ägypten aus der Not gerettet hatte, als Wesir des Pharao, als Alterssitz einen Palast auf der Schicht der Villa seines Vaters. Diesen Palast hat man ebenfalls ausgegraben. Das verdanken wir Manfred Bittach. Hier sieht man den Grundriss. Ein bisschen langweilig, aber für ihn wichtig.
Man sieht, dass an den eigentlichen Palast zwei Häuser angebaut sind – genau im gleichen Stil, nur spiegelbildlich. Dieser Herrscher in diesem Palast wollte offenbar, dass zwei andere auch ein Haus haben. Die Bibel sagt, Joseph hatte zwei Söhne: Ephraim und Manasse. Schöne Namen.
Joseph hat in seinem Leben viel Bitteres erlebt: Von seinen Brüdern verkauft zu werden, in die Sklaverei. Da müsste heute jeder durchdrehen und in eine Klinik gehen, oder? Er ging nicht in eine Klinik, sondern ins Gefängnis. Er hat seinen Glauben nie verloren und zeigte Treue in seinem Leben – als siebzehnjähriger Junge, dann achtzehn, und so weiter bis fünfundzwanzig. Er war bis dreißig im Gefängnis und hätte sagen können: „Jetzt habe ich die Blüte meines Lebens verpasst und nicht einmal geheiratet.“ Mit dreißig kam er aus dem Gefängnis, heiratete Asnat und bekam Kinder.
Ich erkläre nur einen Namen: Manasse. Der bedeutet „der Vergessenmachende“. Joseph hat dieses Kind wirklich als Zeichen seiner Freundlichkeit und Güte aus der Hand Gottes genommen. Damit sagte er: „Ich will alles vergessen, was meine Brüder mir angetan haben. Ich will nicht an den alten Dingen hängen bleiben.“ Wunderbar, oder?
Darum haben wir auch unseren Jüngsten Manasse genannt – nicht als ersten Namen, ihm haben wir noch alle schönen Namen gegeben, die wir kannten, insgesamt vier. Aber eine davon war Manasse, und das war gerade nach einer ganz schwierigen Zeit. Wir haben uns bewusst diesen Namen gegeben, der „Vergessenmacht“. Wir haben dieses Kind als Ausdruck der Freundlichkeit Gottes genommen und wollen nicht mehr ständig an die traurigen Geschichten denken.
Hier sind wir also zwei. Man sieht hier einen Innenhof mit Säulen – und ganz dicke Säulen. So darf man natürlich in der Archäologie nicht sprechen, aber damit es spannender wird: fette, dicke Säulen. Sehen Sie, wie viele? Zwölf! Es gab ja die zwölf Patriarchen.
Dann sieht man den eigentlichen Palast mit einem speziellen Schlafzimmer. Hier hat man den größten Betzockel gefunden, der bisher in Ägypten entdeckt wurde. Ein Träumer von Träumen Gottes hat einen solchen Betzockel verdient, würde ich sagen.
Der Computer macht es möglich, jetzt schauen wir uns den Palast von vorne an. Hier oben ist er. Das sind die zwei identischen Häuser für die Kinder, hier der Palast, und dann die Säulen, die wir uns noch genauer anschauen werden. Zwölf Säulen markieren diesen Palast.
Jetzt gehen wir zusammen in den Garten. Das ist ja auch wichtig in einem Haus, in einem Palast: Was ist der Garten? Dort findet man ein Pyramidengrab und elf weitere ansehnliche Gräber. Oh, das passt ja! Eines für Joseph und eines für die elf Patriarchen, bevor sie ausgezogen sind und später im Land Kanaan nachbestattet wurden.
Ich muss sagen, die Zeit dieses Pharaos war eine Epoche, in der der Adel alle Macht verloren hatte. Der Pharao hatte damals eine totale Autorität und Macht – ganz im Kontrast zu anderen Zeiten. Darum ist es so erstaunlich, dass einer in dieser Zeit ein Pyramidengrab hatte. In einer anderen Epoche wäre das nicht so großartig und umwerfend, aber hier muss es ein ganz außergewöhnlicher Mann gewesen sein. War das auch Joseph?
Und warum verlor der Adel seine Macht? Sie kennen die Geschichte, und falls nicht, lesen Sie sie bitte nach: Es gab sieben Jahre des Überflusses in Ägypten und sieben Jahre der Hungersnot. Während der Hungersnot hatte Joseph in seiner von Gott geschenkten Weisheit den Überfluss auf die Seite gelegt und konnte dem Volk Getreide verkaufen, als sie gar nichts mehr hatten.
Dann mussten selbst die Reichen, die Adligen, alles hergeben. So kaufte Joseph das ganze Land Ägyptens auf, nahm es dem Adel weg und gab es dem Pharao. Das entspricht genau dieser Zeit.
Das Grab von Joseph sieht man auch im Film von Tim Mahony sehr schön dargestellt, nicht wahr? Jetzt gehen wir in den Vorraum hinein. Dort steht eine Statue – Josephs Statue. Natürlich hat man im Grab keine Knochen gefunden, denn die Bibel sagt, dass die Israeliten beim Auszug aus Ägypten die sterblichen Überreste von Joseph mitnahmen und sie später in Sichem bestatteten.
Ich kann Ihnen zeigen, wo das Grab Josephs ist, in Sichem bei Nablus. Dort darf also nichts drin sein, und es ist auch nichts drin. Aber eine Statue gibt es, wenn auch nicht so schön wie hier auf dem rekonstruierten Bild. Man sieht etwas davon: Die Statue hat schwer gelitten. Man wollte offenbar mit Gewalt den Kopf spalten. Von vorne sieht man die Schäden, und der Edelstein als Auge wurde herausgerissen. Das ist typisch für Grabräuber, könnte man sagen.
Hier gibt es noch einen Rest mit einem Wurfholz – das ist in Ägypten das Zeichen für einen Ausländer. Außerdem sind noch Farbreste erhalten. Aufgrund von Parallelen, die besser erhalten sind, kann man die Statue am Computer rekonstruieren.
Jetzt schauen wir ins Gesicht von Josephs Statue. Wow, eine komische Frisur, eine rote Perücke. Bach hatte ja auch so eine komische Perücke, die mir nie gefallen hat. Ich würde nie Bach spielen wegen seiner Perücke.
Joseph und jetzt noch die volle Statue: Man sieht hier das Holz in seiner Hand. Das zeichnet ihn als Ausländer aus, der zu seiner Zeit eine Macht hatte wie kein anderer.
Amenemhet III und die Nilpegelstände
Ja, und jetzt noch etwas über Amenemhet III. In der ägyptischen Literatur und Kunstgeschichte beschäftigt man sich mit der Darstellungsweise der alten Ägypter. Ohne irgendeinen Bezug zur Bibel herzustellen, wird gesagt, dass das Gesicht von Amenemhet ungewöhnlich für Pharaonendarstellungen ist. So etwas macht man normalerweise nicht.
Oft sehen die Gesichter aus wie Masken: leblos und nur symbolisch. Aber hier sieht man einen Mann, der besorgt wirkt. Dann diese Ohren – er hat ein offenes Ohr für die Nöte seines Volkes.
Oh ja! Und hier sehen Sie die Nilpegelstände. Aus dieser Zeit sind im Felsen am Nil Pegelstände markiert, die den Wasserstand des Nils überliefern. Was hier auffällt, ist, dass der Durchschnitt unter Amenemhet III liegt. Und dann, wenn man den vierten Pegel hat, gibt es ganz hohe Pegelstände. Sehen Sie das? Deutlich über dem Durchschnitt.
Jetzt muss ich Ihnen erklären, wie das Leben in Ägypten damals verlief. Früher – bevor die Russen den schrecklichen Staudamm in Assuan gebaut haben, der vieles zerstört hat – war das ganz anders. Dieser Bau war eine dumme Sache, aber das ist nicht unser Thema.
Ich will nur sagen: Früher lebte Ägypten vom Nil. Es gab fast keinen Regen. Der Nil brachte Wasser aus Schwarzafrika. Im Herbst gab es mächtige Überschwemmungen. Der Nil trat über die Ufer und brachte den dunklen, fruchtbaren Schlamm auf die Felder der Bauern. Das war ganz wichtig für eine gute Ernte im nächsten Frühjahr.
Nun ist es so: Wenn der Nil über die Ufer tritt, kann man vorhersagen, wie das nächste Jahr wird. Gibt es zu wenig Wasser, droht eine Hungersnot. Aber auch zu viel Wasser kann eine Hungersnot bedeuten. Warum? Wenn das Wasser nicht innerhalb einer bestimmten Frist zurückgeht, kann man nicht rechtzeitig in den Schlamm säen. Dann ist es zu spät, und es gibt eine Missernte.
Das weist auf schwierige Jahre mit Hungersnot hin. Ja, das passt zu diesem Pharao.
Und das passt übrigens auch zum Traum des Pharao. Sie wissen, der Pharao träumt von fetten Kühen, die aus dem Nil heraufkommen. Joseph sagt, es wird sieben Jahre Überfluss geben, danach sieben magere Kühe, ebenfalls aus dem Nil heraus. Das Herauskommen symbolisiert die Überschwemmung. Aber Überschwemmung kann gut sein für eine fruchtbare Zeit – oder schlecht, wenn sie zu stark ist und Hungersnot verursacht.
So, und jetzt finden wir in den späteren Schichten die Israeliten als Sklaven in ganz armseligen kleinen Lehmhäusern. Das ist die Zivilisation der Israeliten.
Interessant ist, dass Manfred Bietak daran gearbeitet hat, ohne eine strikte Chronologie zu kennen. Für ihn hatte das nichts mit der Bibel zu tun, denn der Auszug wäre viel später gewesen. Das könne also nicht die Israeliten sein.
Aber er nannte sie die Protoisraeliten, also die Vorisraeliten. Das ist fantastisch, weil sie so israelitisch wirken, aber natürlich nicht die Israeliten sein können. Das sind die wirklichen Israeliten. Die Chronologie passt.
Namen aus dem Brooklyn Papyrus und Belege für Israeliten in Ägypten
Und noch etwas: Hier haben Sie den Brooklyn-Papyrus 35.1446, sehr unverdächtig, nicht wahr? Das ist eine Liste von Dienern eines Haushaltes mit 95 Namen, und zwar aus der Zeit von Sobekhotep III. Das wäre eine Generation vor Mose.
Darauf finden Sie mehr als 50 nordwestsemitische Namen. Das wird in der Archäologie so langweilig ausgedrückt. Damit meint man Sprachen wie Hebräisch und weitere verwandte Sprachen im Umfeld von Hebräisch. Da findet man Menachem, Issachah wie bei den Zwölf Stämmen, Aser wie bei den Zwölf Stämmen.
Schiffra – das ist der Name einer der Hebammen in 2. Mose 1. Er kommt übrigens nur dort in der Bibel vor. Da steht im ägyptischen Text „Schiffra“ und „Da Aser“. Da haben wir die Israeliten in Ägypten natürlich. Und es gibt noch mehr.
Ja, ich muss ja zum Schluss kommen, darum kann ich nicht mehr alles zeigen. Aber jetzt kommt der letzte Abschnitt: ein Bild des Schreckens. Man findet Totenskelette, die in Eile einfach reingeschmissen und zugedeckt worden sind. Man hat nicht einmal normale Grabbeigaben mitgegeben, wie man hier sieht. Einfach so reingeschmissen, da ist noch was dabei, praktisch nichts. Ein Bild des Schreckens.
Was ist das? 2. Mose 12. Das Passa in Ägypten. Die Israeliten feiern das Passa in Ägypten und essen das Passalam. Und dann heißt es in Vers 29: „Und es geschah um Mitternacht, da schlug der Herr alle Erstgeburten im Lande Ägypten, von dem Erstgeborenen des Pharao, der auf seinem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker war, und alle Erstgeburten des Viehs.“
Vers später: „Und es entstand ein großes Geschrei in Ägypten, denn es war kein Haus, worin nicht ein Toter war.“ Und er, der Pharao, rief Mose und Aaron in der Nacht und sprach: „Macht euch auf, zieht weg aus der Mitte meines Volkes!“
Ja, und diese Toten musste man in Eile begraben, damit keine Seuche ausbricht. Und dann verließ man Avaris, Ramses. Es folgt die Wüstenwanderung von vierzig Jahren.
Dann gibt es Leute, die sagen, man müsse doch von diesem Volk ganz viele Spuren finden im Sinai, Überreste. Im Sinai ist es ein Problem, diese Spuren zu finden von diesem Volk Israel, das als Beduinen herumzog.
Avner Goren, einer der Top-5-Archäologen Israels, hat Jahre im Sinai verbracht, noch in den Jahren bevor Israel den Sinai an Ägypten zurückgab. Avner ist spezialisiert auf verschiedene Dinge in Ägypten, aber auch auf Beduinen. Er hat mir gesagt: „Das ist so interessant, wir haben diese Kulturen studiert, und diese Beduinenkultur des Sinai zeichnet sich dadurch aus, dass sie herumreisen und praktisch keine Spuren hinterlassen.“
Und immer hat man gesagt: „Ja, wo sind da die Spuren der Israeliten?“ Aber wir kennen diese Kultur, dieses Leben im Sinai, und das entspricht genau dem, was wir bei den Beduinen finden bis in die moderne Zeit. Eine Lebensart, bei der man nicht viele Spuren in der Wüste zurücklässt.
Das nur nebenbei. Avner Goren ist eben einer derjenigen, die eine gute Haltung gegenüber der Bibel haben. Und da ist auch übrigens zu erwähnen Elad Mazar, ihr Großvater Benjamin Mazar – das sind alles die großen Archäologen der jüngeren Vergangenheit in Israel. Sie hatten eine ganz andere Haltung als Israel Finkelstein.
Archäologische Funde in Jericho und anderen Städten Kanaans
Nun kommen wir kurz zu Jericho. Nach dem Tod von Mose zieht das Volk unter der Führung Josuas über den Jordan. Die erste Station ist Jericho, eine subtropische Oase. Hier sehen Sie den Tell von Jericho, den Zivilisationsschutthügel. Man erkennt auch, wie Lady Kathleen Kenyon vor Jahrzehnten dort gearbeitet und ausgegraben hat.
Sehen Sie, wie sie die Schichten „herausgeschnitten“ hat, das war damals die übliche Methode. Die Araber nennen dieses antike Jericho Tel es-Sultan. Der Tell hat eine Höhe von siebzehn Metern und zeigt alle Schichten der Besiedlung.
Kommen wir nun zu den mächtigen Mauern, die etwa 1550 v. Chr. eingestürzt sind. Das sind nur die unteren Teile, denn darüber befand sich eine mächtige Ziegelmauer, die nach außen herunterfiel. Genau so beschreibt es die Bibel: Die Mauer fiel ein, und die Israeliten, die die Stadt umrundeten, konnten über die entstandene Rampe in die Stadt hinaufsteigen.
Sehen Sie diese Rampe hier? So konnten sie über die Grundmauer aus Stein in die Stadt gelangen. Das entspricht ganz genau dem, was im Lied beschrieben wird. Das ist wirklich so geschehen.
Aus dem Film von Tim Mahony sehen wir Jericho noch einmal. Jericho hatte nicht nur eine Mauer, sondern eine Doppelmauer. Dazwischen befand sich ein Glacis, ein Erdhügel aus festgestampfter Erde, der mit etwa fünfzehn Zentimetern Kalk bedeckt war. Dieser Kalk war die Todeszone.
Wenn Feinde die erste Mauer, also die Grundmauer aus Stein und die Ziegelmauer darüber, überwinden konnten, gelangten sie in diese Todeszone. Dort konnten Pfeilschützen und Speerwerfer von der zweiten Mauer aus tödlich angreifen. So war Jericho praktisch uneinnehmbar.
Was ist dann geschehen? Hier sehen Sie die Ziegel der oberen Mauer und die Grundmauer. Sie fielen nach außen herunter, sodass die Israeliten über die Rampe in die Stadt einsteigen konnten. Danach wurde die ganze Stadt verbrannt, genau wie es in Josua 6 beschrieben ist. Die Stadt wurde nicht geplündert. Josua befahl, dass niemand sich an Jericho bereichern dürfe.
Bei den Ausgrabungen fand man noch nie so viel Getreide wie in dieser Schicht. Das passt alles zusammen. Ich lese aus Josua 6, Vers 20: „Und das Volk erhob ein Geschrei und stieß in die Posaunen, das sind die Schofahörner. Und als das Volk den Schall der Posaunen hörte und ein großes Geschrei erhob, stürzte die Mauer an ihrer Stelle ein. Das Volk stieg in die Stadt hinein, jeder gerade vor sich hin, und sie nahmen die Stadt ein.“
Nun machen wir einen Sprung und gehen in den Norden nach Hazor. Hier sehen Sie ein Übersichtsbild der Ausgrabungen in Hazor, ein riesiger Tell. Uns interessiert vor allem die Schicht MB IIb, also die mittlere Bronzezeit 2b. Das ist die Zeit der Eroberung unter Josua.
Stratum sechzehn, also die sechzehnte Schicht im Tell, weist eine Brandschicht von etwa einem Meter auf. Hier ist also einiges passiert. Josua 10 berichtet, dass diese Stadt verbrannt wurde.
Wir sind gerade zurück aus Hazor, wo unser Filmteam mit einer Drohne gearbeitet hat. Vorher mussten wir eine israelische Fliegerlizenz einholen, dann war der Flug möglich. Hier sieht man einen Tempel aus der Zeit von König Jabin, der in Josua 10 erwähnt wird. Daneben befindet sich sein Palast. Dieser spätere Jabin wird auch in Richter 4 erwähnt. Alles passt zusammen.
Jetzt gehen wir nach Shiloh. Dort sehen Sie Reste der kanaanäischen Stadtmauern um circa 1500 v. Chr. Die Spuren zeigen, dass die Stadt nicht zerstört wurde, sondern übernommen. Die Bibel sagt im Buch Josua nirgends, dass Shiloh verbrannt wurde. Das Land wurde erobert, und in Shiloh wurde die Stiftshütte, das transportable Heiligtum, aufgestellt.
Interessant sind hier die Stadtmauern mit sehr großen Steinen. Solche Steine trägt man nicht so einfach. Davor liegt ein mächtiges Glacis, das auf dem Bild nur teilweise zu sehen ist. Es besteht aus festgestampfter Erde. In diesem Glacis sieht man Pfeiler, die weiter unten im Boden verlaufen.
Das erinnert an den Straßenbau. Wenn man neben einer Autobahn einen Hang sichern muss, setzt man Betonpfeiler zur Hangsicherung ein. Das haben die Kanaaniter vor dreieinhalbtausend Jahren schon gemacht. Die Kanaaniter waren kein primitives Volk, sondern hoch entwickelt, allerdings mit einer sehr niedrigen Moral.
Das erinnert an Europa heute: hohe Kultur und modernste Technik, aber oft eine fragwürdige Moral.
Schauen wir uns an, wo die Stiftshütte stand. Außerhalb der Stadtmauern gibt es aus dem Fels gehauene Mauern im Abstand von etwa dreißig Metern. Ich habe sie eingezeichnet, damit man sie besser sieht. Dort wurde die Stiftshütte aufgestellt und durch diese Mauern geschützt.
Die Stiftshütte hatte nach der Bibel eine Breite von 27,25 Metern, das sind 50 Königsellen. Eine Königselle entspricht genau 52,5 Zentimetern. Das passt genau, wir haben es ausgemessen.
Hier sehen Sie also Reste der ursprünglichen Mauern von Shiloh, wo die Stiftshütte unter Josua stand und später bis in die Zeit Samuels hinein. Dort kann man auch ein Selfie machen oder etwas Schönes erleben, denn an diesem Ort hat Hannah um ein Kind gebetet und es bekommen. Das beschreibt 1. Samuel 1-3.
Diese Geschichte von Hannah ist so schön: Sie war traurig, weil sie kein Kind hatte. Dann sagte sie dem Herrn in der Stiftshütte: „Wenn du mir ein Kind gibst, will ich es dir geben.“ Das Großartige ist, dass sie nicht einfach nur ein Kind wollte, das Karriere macht, sondern eines, das ganz dem Herrn gehört.
In Amerika sagt man oft, wenn man kleinen Kindern auf dem Hochstuhl Essen gibt: „Ist schön, damit du mal Präsident von Amerika wirst.“ Aber wie wäre es, wenn man ihnen sagt: „Ist schön, damit du mal Missionarin in Niger wirst“ oder in einem anderen Land, vielleicht auch in der Schweiz? Hannah hatte diesen Wunsch: ein Kind ganz für den Herrn.
Nun gehen wir nach Sichem. Dort sehen Sie mächtige Zyklopenmauern. Die Steine sind so groß, dass man sagt, nur Riesencyklopen konnten sie heben. Diese Mauern stammen aus der Zeit um circa 550 v. Chr.
Sichem wurde massiv verwüstet. Die Mauer ist fantastisch erhalten; man sieht viele Steinlagen. Dort versammelte Joshua am Ende der Eroberungen das ganze Volk. In Josua 24 hält er eine ernste Abschiedsrede.
Er sagt: „Ihr müsst euch jetzt entscheiden, wem ihr dienen wollt: den Göttern der anderen Völker oder dem Gott der Bibel.“ Er selbst erklärt: „Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“
Dann stellte er einen Stein auf, der das bezeugen sollte. Dieser Stein wurde an genau diesem Ort gefunden.
Zum Schluss noch ein Sprung nach Teldan. Dort sieht man ein kanaanäisches Stadttor aus dem siebzehnten Jahrhundert v. Chr. Bei den Ausgrabungen fand man eine enorme Ascheschicht aus MB 2c, also aus der mittleren Bronzezeit 2c. Das entspricht etwa 1550 v. Chr. und passt genau zu dem, was die Bibel berichtet.
Fazit und Schlussgedanken
Und jetzt kommen wir zum Schluss, zum Fazit.
Erstens: Der Angriff der Kritiker auf die historische Glaubwürdigkeit der Bibel ist unbegründet.
Zweitens, und noch zu erstens: In 2. Korinther 10 wird gesagt, dass es Gedanken gibt, die sich wie Festungen erheben gegen Gott. Die Gläubigen werden aufgerufen, mit den Waffen Gottes, mit den Waffen des Wortes Gottes, diese Vernunftschlüsse zu zerstören – so wie Jericho gefallen ist. Das war ein Beispiel dafür, wie man solche Vernunftschlüsse überwinden kann, die Menschen den Weg zur Bibel versperren. Ich habe Ihnen erzählt von Himmahoni, der jahrelang herumirrte und sich fragte, was er glauben soll, das er als Kind gehört hatte, wenn es doch nicht glaubwürdig ist – bis die Festung gefallen ist.
Zweitens: Israels Erwählung als Volk Gottes ist kein Mythos. Diese Erwählung ist in der Geschichte verankert.
Drittens: Israels Landverheißung in Sichem, Nablus, ist kein Mythos, sie ist in der Geschichte verankert. Das können Sie zum Beispiel bei der UNO anführen, falls Sie einmal zu einer Rede eingeladen werden. So etwas ist unter ganz speziellen Umständen möglich.
Viertens: Die Verheißung des Messias als Segen für die Welt ist kein Mythos, sie ist in der Geschichte verankert. „In dir sollen gesegnet werden alle Stämme der Erde.“ Wir sehen, die Bibel stellt von Anfang an einen Gott vor, der alle Völker liebt. Er hat Israel auserwählt, nicht weil er die anderen Völker nicht möchte, sondern damit alle anderen Völker gesegnet werden können. Aber das geschieht nicht automatisch.
Warum heißt es eigentlich nicht „in dir werden gesegnet alle Menschen“, sondern „alle Stämme“? Der Grund liegt in Johannes 3, Vers 16, der frohen Botschaft in einem Satz: Gott hat die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Auf diesem festen Fundament der ersten Bücher der Bibel aufgebaut, sehen wir: Gott liebt die ganze Welt, alle Menschen. Aber nicht alle Menschen werden gerettet werden. Es wird ganz persönlich: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben. Deshalb ist es wichtig, dass der einzelne Mensch sich ganz bewusst entscheidet und sich auf die andere Seite stellt.
Die Bibel sagt im Neuen Testament, jeder Mensch muss seine persönliche Schuld – das, was ihm bewusst ist, und das ist genug – Gott im Gebet bekennen. Konkret: Was uns noch einfällt, bekennen und bereuen wir. Vieles haben wir vielleicht vergessen, aber was wir noch wissen, bekennen wir, bereuen wir. Dann dürfen wir danken, dass Jesus Christus in diese Welt gekommen ist. Er wurde Mensch, damit er als Mensch für uns sterben konnte. Gott kann nicht sterben, darum musste er Mensch werden, damit er sterben konnte für die Menschen.
Nun wird man aber nicht automatisch gerettet, sondern man muss an ihn glauben. Das setzt voraus, seine Schuld Gott zu bekennen. Dann heißt es: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Alle anderen gehen ewig verloren. Ewiges Leben ist ein Geschenk von Gott, und man kann wissen, dass man gerettet ist.
Kürzlich habe ich eine WhatsApp-Nachricht bekommen. Ich hatte ein Gespräch mit einem ägyptischen Bekannten, der sagte, die letzten Tage vom Ramadan seien so wichtig. Er wollte wissen, warum sie so wichtig sind. Die Antwort war: Sie sind wichtig, damit man eben nicht in die Hölle kommt. Darauf meinte er: „Ich komme sowieso in den Himmel, ich komme nicht in die Hölle.“ Wie kannst du das so genau wissen? Sie haben keine Gewissheit!
Aber das Evangelium gibt diese Gewissheit. Man kann wirklich wissen, basierend auf Johannes 3, Vers 16, dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Das ist das letzte Bild: Der siebenarmige Leuchter aus der Stiftshütte, die in Shiloh stand und in der Wüste Sinai herumgeführt wurde. Dieser siebenarmige Leuchter mit sieben Lampen ist ein Bild des Messias, ein Segen für alle Völker. Aber eben nur die, die Jesus Christus ganz bewusst als ihren Retter in Anspruch nehmen, kommen unter diesen Segen, den Segen Abrahams.
Jesus Christus sagt in Johannes 8, Vers 12: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln.“ Das Gewaltige daran ist, dass er das gerade nach dieser schrecklichen Geschichte sagt. Es gibt schreckliche Geschichten in der Bibel. Eine Frau hatte ihre Ehe durch Ehebruch kaputtgemacht – wirklich alles zerstört. Und der Herr Jesus sagt: Es gibt sogar da einen Neuanfang. Es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben könnte. Das ist die gute Nachricht.
Jetzt sehen Sie auch, warum es wichtig ist, dass das Fundament hält, um zu zeigen, dass diese Botschaft wirklich vertrauenswürdig ist. Wir können sie mit voller Überzeugung weitergeben und die Menschen einladen: Jetzt ist noch Gelegenheit, zu kommen, um Vergebung und ewiges Leben zu bekommen.
Jetzt schließt der Chor mit einem Lied: „In dir ist Freude.“ Das ist die Freude, die man bekommt, wenn man das Opfer von Jesus Christus für sich in Anspruch genommen hat.