
Spiel mir das Lied vom Tod – das ist ein ganz bekannter Westernfilm, und der Name sagt einigen von euch vielleicht etwas. Bis heute ist das eigentlich einer der erfolgreichsten Westernfilme.
Aber was der Regisseur damals nicht wusste, als er diesem Film den Namen gab, „Lied vom Tod“, ist die Tatsache, dass ein Prophet mit dem Namen Amos bereits vor 2700 Jahren das Lied vom Tod gespielt hat. Und genau das ist das nächste Predigtthema für heute Abend: Das Lied vom Tod.
Wir sind mittlerweile in Kapitel 5 angelangt, und Amos bringt wieder etwas Überraschendes. Uns ist inzwischen bewusst geworden, dass Amos sämtliche Mittel einsetzt, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen. Das sehen wir auch bei Hesekiel immer wieder. Gott gibt ihm sogar Anweisungen: Er soll ein Modell bauen, sich auf eine Seite legen, dann auf die andere Seite, ein Brot auf Kot backen und so weiter – ganz verschiedene anschauliche Dinge. Das steht in der Bibel.
Hier sehen wir, dass Amos plötzlich wieder etwas Überraschendes bringt. Er fängt an zu singen – und er singt das Lied vom Tod.
Die ersten Verse behandeln die Todesnachricht, und diese möchten wir uns einmal durchlesen. Die Verse eins bis drei lauten:
"Hört dieses Wort, das ich über euch als Totenklage erhebe, Haus Israel: Gefallen ist die Jungfrau Israel, sie steht nicht wieder auf. Hingeworfen liegt sie da auf eigenem Boden, niemand richtet sie auf. Denn so spricht der Herr, der Herr: Die Stadt, die mit tausend auszieht, wird hundert übrig behalten, und die, die mit hundert auszieht, wird zehn übrig behalten für das Haus Israel."
Um zu verstehen, was hier eigentlich vor sich geht, ist es wichtig, dass wir uns ein wenig mit den Trauerriten der damaligen Zeit beschäftigen.
Es war damals, wie übrigens auch heute, Sitte, auf Beerdigungen zu singen. Wir in unserer Gemeinde haben sogar ein extra Liederbuch für Beerdigungslieder. Wenn eine Beerdigung stattfindet, singen wir diese Lieder. Etwas Ähnliches gab es auch schon im Alten Testament. Dort gab es spezielle Totenklagelieder. Das Wort, das hier steht, ist "Totenklage", im Hebräischen "Kina". Dieses Wort finden wir immer wieder an anderen Stellen. David singt zum Beispiel eine Kina, als er vom Tod von Saul und Jonathan erfährt. Auch der Prophet Jeremia singt eine Kina, als er hört, dass König Josia gestorben ist.
Das heißt, es handelt sich um ein Lied, das man sofort mit einer Beerdigung verband – ein einschlägiges Lied. Es gab damals sogar berufsmäßige Totenkläger, das lesen wir im Alten Testament. Frauen, die diese Aufgabe professionell übernahmen. Wenn jemand gestorben war, bezahlte man diese Frauen dafür, dass sie auf der Beerdigung sangen, und zwar eine Totenklage, eine Kina.
Stille Trauer, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht. Trauer war recht laut. Das ist übrigens bis heute so: Je weiter man nach Osten fährt, desto lauter sind die Beerdigungen. Damals ging das einher damit, dass man sich auf die Brust schlug aus Trauer, sich mit Asche bedeckte und sich als Mann eine Glatze rasierte. Die Trauer wurde sehr öffentlich gezeigt, und man sang eben diese Totenklage.
Wenn wir das wissen, können wir nachvollziehen, dass Amos hier plötzlich in die Rolle eines Totenklägers schlüpft. Er sagt ja, dass er über euch eine Totenklage singt. Das bedeutet im Prinzip, dass Amos hier eine Beerdigungszeremonie durchführt. Und wisst ihr, was das Makabre daran ist? Der Tote lebt noch. Das ist makaber, oder?
Stell dir folgende Situation vor: Du kommst nach Hause und vor deinem Haus stehen ein Rettungswagen und ein Bestattungswagen. Dein Herz schlägt plötzlich schneller, du fragst dich, was passiert ist. Du rennst hinein und siehst einen Mann vom Bestattungsinstitut. Du fragst ihn: "Was ist los? Ist jemand gestorben?" Er schaut dich an und sagt: "Ja, jemand ist gestorben." Du fragst weiter: "Wer ist gestorben?" Er sieht dich an und antwortet: "Du bist gestorben." Hä? Genau.
Oder du liest in einer Zeitung deine eigene Todesanzeige – das ist makaber, oder? Genauso muss es für Amos’ Zuhörer gewesen sein. Amos singt eine Kina, eine Totenklage, wahrscheinlich öffentlich auf einem Platz, und jeder hört zu. Die Leute strömen herbei und fragen Amos: "Wer ist gestorben?" Amos antwortet: "Ihr seid im Prinzip tot."
Im Alten Testament gibt es ein prophetisches Perfekt. Das bedeutet, das Perfekt wird wie eine Vergangenheitsform benutzt, um etwas darzustellen, als sei es schon passiert – weil es so sicher ist, dass es eintreten wird. Dieses prophetische Perfekt nutzt Amos, um seine Zuhörer wachzurütteln.
Gestern hatten wir schon das Bild von „fünf vor zwölf“ – es herrscht Alarmstufe Rot, aber die Leute hören immer noch nicht. Jetzt veranstaltet Amos schon eine Beerdigung. Er will, dass die Zuhörer den Ernst der Lage erkennen. In Vers 2 heißt es: „Gefallen ist die junge Frau Israel, sie steht nicht wieder auf. Hingeworfen liegt sie da auf eigenem Boden, niemand richtet sie auf.“
Hier wird ein Bild von einer Jungfrau verwendet. Ich denke, Amos wählt dieses Bild ganz bewusst, um die Tragik zu verdeutlichen. Da stirbt ein junges Mädchen in der Blüte ihres Lebens. Jeder denkt: Sie ist doch zu jung, um zu sterben. Sie stirbt einsam und ohne Hilfe, wie es in Vers 2 heißt. Doch das ist nur ein Bild.
Tatsächlich geht es hier nicht um ein Mädchen, das damals gelebt hat, sondern um Israel. Die Sachebene, also die Realität hinter dem Bild, sehen wir in Vers 3. Dort steht eine militärische Niederlage beschrieben: „Denn so spricht der Herr: Die Stadt, die mit tausend auszieht, wird hundert übrig behalten, und die mit hundert auszieht, wird zehn übrig behalten.“
Das bedeutet, Amos sagt, ihr werdet im Krieg massiv Verluste erleiden – das ist die Todesnachricht. Eine Stadt, die mit tausend Soldaten auszieht, wird nur noch hundert übrig haben. Das entspricht einer Verlustrate von neunzig Prozent. Einige vermuten, dass dieselbe Mannschaft dann noch einmal mit hundert auszieht und nur zehn übrig bleiben – also erneut eine Verlustrate von neunzig Prozent.
Was Amos hier deutlich machen will, ist: Der Tod wird ins Nordreich kommen. Ihr werdet militärisch vernichtet werden.
Kommen wir zur Todesursache. Wenn so viel vom Tod die Rede ist, muss man die Frage stellen: Warum?
Zunächst müssen wir verstehen, dass Gott wirklich nicht den Tod des Sünders will. Er will ihn nicht. Aber Gott ist heilig, und wenn das Volk, wie wir es auch gerade im Text gesehen haben, nicht umkehrt, dann ist der Tod die Folge.
Schauen wir uns an, was die Übertretungen waren. In Vers 7 heißt es: Sie verwandeln das Recht in Wermut. Wermut ist eine ziemlich bittere Pflanze, die es auch heute noch gibt. Sie ist in einigen pflanzlichen Arzneien enthalten und schmeckt sehr bitter.
Gott sagt, dass das süße, wohlschmeckende Recht – wenn man tut, was Gott sagt – süß ist wie Honig. Das haben wir heute Morgen im Psalm 119 gehört: „Dein Wort ist Honig.“ Wenn man das aber einfach über den Haufen wirft, dann verwandeln sie das wohlschmeckende Recht in Bitterkeit.
In Vers 10 lesen wir: Sie hassen den, der im Tor Recht spricht, und den, der unsträflich redet, verabscheuen sie. Nun müssen wir wissen, was im Tor in Israel alles geschah. Auch in Burut wird ein Tor erwähnt. Im Tor wurden damals die Rechtsangelegenheiten geklärt. Man könnte sagen, das Tor war eine Mischung aus Bruderrat und Amtsgericht.
Dort wurden geistliche, rechtliche und gesetzliche Dinge entschieden. Wenn es im Tor mit Unrecht zugeht – und dort wurden Entscheidungen getroffen, die Schicksale bestimmten –, dann kann das fatale Folgen haben. Dort wurden zum Beispiel Entscheidungen gefällt, wer sterben muss, weil er etwas getan hat.
Wenn im Tor nicht mit rechten Dingen zugeht, werden Entscheidungen getroffen, die unschuldige Menschen zerstören können. Versteht ihr die Brisanz? Wenn dann ein Bruder im Tor aufsteht und sagt: „Männer, so können wir das doch nicht machen, wir müssen uns nach Gottes Wort halten“, dann wird dieser, der unsträflich redet, verabscheut.
Das bedeutet, die Rechtsprechung ist absolut korrumpiert und korrupt.
In Vers 11 sehen wir: Sie erheben Pachtzinsen und Getreideabgaben. Das Abgabewesen der damaligen Zeit ist ungerecht. Man durfte von Armen keine Pachtzinsen verlangen, doch sie beuten die Armen aus, weil sie sich bereichern wollen. Das gefährdet die Existenz der armen Menschen.
Weiter heißt es, dass sie Häuser aus Quadern gebaut haben, aber nicht darin wohnen werden. Sie haben schöne Weinberge gepflanzt, doch sie werden den Wein nicht trinken. Die Logik dahinter ist: Wer tot ist, wohnt nicht mehr, und wer gestorben ist, trinkt nicht mehr.
In Vers 12 lesen wir, dass sie Bestechungsgeld annehmen. Dort steht: Sie bedrängen den Gerechten, nehmen Bestechungsgeld und drängen im Tor den Armen zur Seite. Sie lassen sich bestechen. Wenn du mir einen Fünfziger gibst, dann spreche ich dir Recht zu.
Das war leider die Situation in Israel.
Die Schlussfolgerung sehen wir in Vers 13: Darum schweigt der Einsichtige in dieser Zeit, denn eine böse Zeit ist es. Das ist eine allgemeine Wahrheit, die hier auf den Punkt gebracht wird: Wo eine Nation in Sünde lebt und Sünde toleriert, wird Einsicht und Weisheit zur Mangelware.
Wenn ich mir, ohne zu politisch werden zu wollen, so manch einen Vorschlag aus politischen Ecken anhöre, kann ich nur mit dem Kopf schütteln und fragen: Wo ist die Weisheit dieser Leute geblieben?
Wenn du Gott verlässt – denn die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit – und Gott beiseiteschiebst, dann kannst du keine weisen Entscheidungen in deinem Leben treffen.
Hier heißt es, der Einsichtige, der es eigentlich weiß, schweigt. Vielleicht gebietet Gott ihm zu schweigen, um die Torheit der Narren zum Ergebnis kommen zu lassen. Das ist Gericht.
Und mittendrin finden wir plötzlich einen Hymnus, das heißt ein Loblied auf den Herrn. In Vers 8 heißt es: „Der das Siebengestirn und den Orion gemacht hat, im Morgenlicht die Finsternis verwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Fläche der Erde – Jahwe ist sein Name.“
Der Kontext ist hier: Sie verwandeln das Recht in Wermut, und deswegen werden sie auf einen Gott stoßen, der ebenfalls verwandeln kann. Dieser Gott kann die Schicksale Israels ins Negative wenden.
Weiter heißt es in Vers 9: „Der die Verwüstung über den Starken aufblitzen lässt, und Verwüstung kommt über die befestigte Stadt.“ Das bedeutet, Gott, der Schöpfer, hat die Macht über Leben und Tod. Er sagt: „Ich werde euch verwüsten.“
Dieser Gott, der diese Macht besitzt, sagt mitten in Vers 12: „Ja, ich kenne eure vielen Verbrechen und eure zahlreichen Sünden.“
Ihr Lieben, das ist der Grund, das ist die eigentliche Todesursache. Gott sagt, der Tod wird kommen, weil ihr sündigt.
Wir kennen das aus dem Neuen Testament, zum Beispiel in Römer 6,23: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Wenn die Bibel vom Tod spricht, meint sie drei verschiedene Arten von Tod.
Zum einen gibt es den leiblichen Tod. Dieser ist auch eine Folge der Sünde. Psalm 90 macht das deutlich. Dort wird die Frage gestellt: Warum ist unser Leben so kurz? Im Durchschnitt sind es etwa 70 Jahre, wenn es hochkommt 80 Jahre. Und warum vergehen unsere Tage so schnell? Die Antwort findet sich ebenfalls in Psalm 90: Unsere Sünde macht Gott zornig. Durch unsere Sünde ist die Sterblichkeit des Menschen in die Welt gekommen.
Adam und Eva wurden nicht sterblich geschaffen, doch durch die Sünde kam die Sterblichkeit in die Welt. Krankheiten und all das, was in dieser Welt schiefläuft, haben durch die Sünde Einzug erhalten. Das beschreibt den leiblichen Tod.
Die Bibel macht aber auch deutlich, dass die Sünde den geistlichen Tod mit sich bringt. Das bedeutet die Trennung zwischen Mensch und Gott, wie es bei Adam und Eva geschah, als sie das Paradies verlassen mussten. Epheser 2 sagt dazu: „Ihr wart tot in den Übertretungen und Sünden, getrennt von Gott.“
Wenn der Mensch in diesem Zustand bleibt, führt das zur ewigen Trennung von Gott in der Hölle. Das ist der dritte Tod, der ewige Tod, den die Bibel beschreibt.
Wir kommen gleich noch einmal darauf zurück. Das Lied vom Tod endet, wie zu erwarten, mit der Todestrauer. Dort, wo der Tod einkehrt, wird getrauert.
In den Versen 16 und 17 heißt es:
„Darum spricht der Herr, der Gott, der Herrscher, der Herr auf allen Plätzen: Wehklage! Und auf allen Gassen sagt man: Wehe, wehe! Und die Bauern rufen zum Trauern und wehklagen nach denen, die des Klageliedes kundig sind. Das sind die berufsmäßigen Totenkläger. Und in allen Weinbergen Wehklage! Denn ich werde durch deine Mitte ziehen, spricht der Herr.“
Schaut mal, der Tod ist immer mit Trauer verbunden. In diesem Text finden wir ganz verschiedene Worte für Trauer. Es ist, als wäre die geballte Trauer auf den Punkt gebracht: Wehklage, Wehe, Wehe. Wenn man „Wehe“ hört, denkt man sofort an Tod. Man verbindet es mit Klageliedern. Das Ausmaß der Trauer ist groß.
Auf allen Plätzen wird getrauert – also an weiten Orten. Dann auch in den Gassen, also an engen Orten. Aber nicht nur im Stadtkern, sondern auch draußen, auf den Weinbergen. Überall wird getrauert. Eine ganze Nation steht unter Schock. Es gibt viele Beerdigungen, denn der Tod ist da.
Warum? Gott sagt: „Denn ich werde durch deine Mitte ziehen.“ Wir haben gerade in dem vorherigen Text gesehen, dass Gott sagt: „Mach dich bereit, mir zu begegnen!“ Wenn Gott kommt und das Volk nicht vorbereitet ist, ist der Tod die Folge.
Wisst ihr, Gott ist damals durch seinen Engel durch Ägypten gezogen. Er ist an den Israeliten vorbeigezogen, weil sie Blut an der Tür hatten. Aber wenn sie nicht vorbereitet sind und Gott durch ihre Mitte zieht, herrscht Tod.
Das ist das Schlimmste an der Sünde, ihr Lieben: Sünde kann so viel in unserem Leben zerstören. Sie kann auch dein Leben kaputtmachen. Sünde kann sogar deine Ehe ruinieren.
Mit Sünde darf man nicht spielen. Wenn du mit Sünde spielst, kann in deinem Leben sehr viel kaputtgehen. Du zerstörst dein Leben – und das ist sehr traurig.
Ich gebe zu, das, was ich jetzt gesagt habe, klingt ziemlich düster. Außerdem muss ich euch etwas gestehen: Ich habe einige Texte ausgelassen. Vielleicht ist euch das aufgefallen.
Wir hatten folgende drei Punkte: Die Todesnachricht (Verse 1 bis 3), die Todesursache (Verse 7 bis 13) und im dritten Punkt ebenfalls die Todesursache (Verse 16 bis 17).
Ich habe etwas getan, was ein Prediger eigentlich nicht tun sollte: Ich habe Texte ausgelassen. Aber ich möchte sie nicht komplett auslassen, denn das Lied vom Tod hat auch einen Refrain vom Leben.
Diesen Refrain vom Leben wollen wir uns jetzt anschauen.
Gott sagt, es gibt trotz allem Hoffnung. Ich möchte dir das sagen: Es gibt Hoffnung für dich, auch wenn du dich jetzt ziemlich erdrückt fühlst und feststellst, dass die Sünde in deinem Leben so viel kaputtgemacht hat. Vielleicht hängst du daran, sie nimmt dich gefangen, und du hast den Eindruck, dass du nicht von deiner Lieblingssünde loskommst. Du fühlst dich immer wieder ruiniert und zerstört.
Weißt du was? Gott hat vor einiger Zeit einen Ausweg geschaffen.
Kürzlich kam die Kindergartenleiterin aus unserem Dorf auf meine Frau zu und sagte: „Frau Tövs, ich möchte mit Ihnen einen Termin vereinbaren.“ Meine Frau ging hin, und die Einstiegsfrage in das Gespräch war: „Frau Tövs, haben Sie einen zornigen und strafenden Gott oder einen liebenden Gott?“ Das ist kein christlicher Kindergarten, das war ihre Einstiegsfrage.
Meine Frau hat es gut auf den Punkt gebracht. Sie sagte, man müsse beides sehen, weil Gott gerecht und heilig ist. Er hasst die Sünde und muss Ungerechtigkeit bestrafen, sonst wäre er nicht gerecht. Aber weil er zugleich ein gnädiger und liebevoller Gott ist, schafft er den Ausweg aus der Sünde.
Genau diese beiden Seiten sehen wir sehr deutlich in Amos 5 – das Lied vom Tod und doch der Refrain vom Leben. Das heißt: Gott will nicht den Tod des Sünders. Er schafft einen Ausweg.
Dieser Ausweg besteht aus zwei Schritten. Vielleicht sind das die beiden Schritte für dich heute Abend. Ich möchte dich zu diesen beiden Schritten einladen.
Der erste Schritt lautet: Suche die Beziehung zu Gott. Kommen wir zu den Versen vier bis sechs. Dort spricht der Herr zum Haus Israel: „Sucht mich und lebt! Und sucht nicht Betel auf, geht nicht nach Gilgal und geht nicht hinüber nach Beerscheba. Denn Gilgal wird ganz bestimmt gefangen wegziehen, und Betel wird zum Unheil werden. Sucht den Herrn und lebt, damit er nicht für das Haus Josef wie Feuer wirkt, das um sich frisst, und für Betel niemand da ist, der löscht.“
Schaut man in den Versen eins bis drei nach, hat Amos die Todesbotschaft überbracht. Doch plötzlich ändert sich in Vers vier alles. Es gibt eine Einladung, dem Tod noch zu entkommen. Gott sagt: „Sucht mich!“ Wisst ihr, was mit dem Suchen gemeint ist? Damit ist nicht gemeint, zu suchen wie nach Ostereiern. Suchen bedeutet hier, jemanden aufzusuchen, sich jemandem anzuvertrauen. Sucht den Herrn von ganzem Herzen. Das heißt: Lebt mit dem Herrn, vertraut ihm euer Leben an.
Aber schaut mal, hier gibt es einen Kontrast. Wenn ihr genau hinschaut, steht „sucht nicht“ im Gegensatz zu „sucht“. Das heißt, auf der Suche nach Leben müssen wir an der richtigen Stelle suchen. Ich weiß nicht, wo du gerade nach Leben suchst. Gott sagt: Sucht mich und sucht nicht. Das bedeutet, Leben gibt es nicht in der Religion, nicht in Betel und Gilgal.
Betel und Gilgal waren religiöse Kultorte. Gott sagt: Darum geht es nicht, es geht um mich. Auf der Suche nach Leben muss der Mensch an der richtigen Stelle suchen. Leben gibt es nicht in der Religion, nicht im Islam, nicht im Buddhismus, nicht im Hinduismus, nicht im Atheismus und auch nicht im Christentum als bloßer Religion. Leben gibt es in einer Person.
Jesus sagt: „Ich bin das Leben.“ Versteht ihr? „Ich bin das Leben, aber ihr müsst zu mir kommen.“ Wer zu mir kommt, wer an mich glaubt, hat das Leben. Wer nicht glaubt, der hat das Leben nicht.
Deswegen möchte ich dich heute einladen, zu Jesus zu kommen und bei ihm das Leben zu suchen. Denn er allein kann echtes Leben schenken.
Vielleicht kennt ihr die Geschichte von dem Seiltänzer in New York. Ein Seiltänzer ist jemand, der auf einem Seil balanciert, ganz frei.
Dieser Seiltänzer – ich weiß nicht, ob es eine wahre Begebenheit ist, aber ich denke schon – hat ein Drahtseil zwischen zwei Wolkenkratzern gespannt. Unten versammeln sich die Leute, schauen nach oben und fragen sich: Was macht der Mann da?
Der Mann hat ein Megafon und fragt: Glaubt ihr mir, dass ich mit einem Ballonstab ohne Sicherung auf diesem Seil zwischen den beiden Wolkenkratzern entlanggehen kann? Die Leute antworten: Ja, das glauben wir, mach mal!
Er nimmt den Ballonstab ganz vorsichtig und balanciert freihändig auf dem Seil bis zur anderen Seite. Dann sagt er: Glaubt ihr mir, dass ich das auch ohne Ballonstab machen kann? Sie sagen natürlich: Ja, wir glauben es, mach mal, wir wollen es sehen.
Er geht ganz freihändig, ohne Ballonstab, auf dem Seil mitten in New York, zwischen den beiden Wolkenkratzern entlang. Plötzlich verschwindet er aus dem Blickfeld der Zuschauer. Die Leute denken: Was ist los? Lässt er uns jetzt einfach hier stehen, oder kommt noch mehr?
Dann taucht er plötzlich wieder auf – mit einer Schubkarre, beladen mit 70 Kilogramm Backsteinen. Er sagt: Glaubt ihr mir, dass ich diese Schubkarre mit 70 Kilogramm Backsteinen über das Seil fahren kann?
Die Menge ist begeistert und sagt: Ja, wir glauben es, mach mal! Er fährt los, erst bis zur Mitte, bleibt dann stehen, schaut nach unten, schaut wieder nach oben und fährt weiter bis zur anderen Seite.
Dann nimmt er noch einmal das Megafon und fragt: Glaubt ihr, dass sich auch ein Mensch in der Schubkarre auf die andere Seite fahren lassen kann? Alle sagen: Ja!
Er sagt: Okay, wer von euch möchte der Erste sein? Doch niemand meldet sich.
Wisst ihr, das ist Glaube. Wenn wir vom Glauben sprechen, wenn ich hier in dieser Predigt vom Glauben spreche, dann meine ich nicht einfach, dass du nur glaubst, dass es Gott gibt. Das ist zu wenig. Es wird dich nicht retten.
Es geht darum, dass du dein Leben Jesus anvertraust und sagst: Ich gebe dir mein Leben hin und vertraue darauf, dass du mich auf die andere Seite bringst, dass du mich in den Himmel bringst.
Ich setze mein ganzes Hoffen auf dich, mein ganzes Hoffen ruht allein auf Christi Blut und Kreuzeszeichen. Dazu lade ich dich ein: Setze dein ganzes Vertrauen auf Jesus.
Eine Bekehrung beinhaltet aber auch noch einen weiteren Schritt. Und damit möchte ich diesen zweiten Vortrag schließen: Verlasse dein altes Leben, verlasse dein altes Leben!
Schaut mal in den Versen 14 und 15. Dort heißt es: „Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr lebt! Und der Herr, der Gott, der Herrscher, wird so mit euch sein, wie ihr sagt: Hasst das Böse und liebt das Gute und richtet das Recht auf im Tor, vielleicht wird der Herr, der Gott, der Herrscher, dem Überrest Josephs gnädig sein.“
Was Gott hier fordert, ist eine 180-Grad-Drehung: „Richtet das Recht auf im Tor!“ Das ist euer bisheriges Verhalten. Ihr hasst den, der im Tor Recht spricht. Und Gott sagt: Wenn du das Leben willst, dann ändere dein Leben vollkommen. Dann wirst du das wahre Leben finden.
Wisst ihr, was manchmal so schade ist? Dass Menschen zu Gott kommen wollen, aber sie ihr altes Leben mitnehmen möchten. Sie wollen beides. Sie wollen das Kreuz, aber sie wollen auf dem breiten Weg bleiben. Sie wollen die Segnungen Gottes, aber auch die Freuden der Welt.
Es gibt nicht beides – entweder oder. Und vor dieser Entscheidung stehst du heute Abend. Ich möchte dich einladen, ganz Jesus zu folgen und dein altes Leben hinter dir zu lassen. Sag der Sünde in deinem Leben den Kampf an. Sag: Herr, ich verlasse … Das ist ja das, was wir mit Bekehrung meinen.
Eine Bekehrung ist eine Abkehr vom alten Leben und eine Hinkehr zu Jesus. Und genau darum geht es. Das ist das Einzige, was rettet. Dazu möchte ich dich heute einladen.
Ich wiederhole diese Einladung, weil es eine gute Einladung ist: Gib dem Herrn deine Sünde ab, und er schenkt dir seine Gerechtigkeit. Komm zu Jesus und gib ihm dein ganzes Leben. Er sagt: Dann werde ich dir das wahre Leben schenken.
Aber sei bereit, alles stehen und liegen zu lassen und mir allein zu folgen. Wie wir es in dem Lied singen: „Ob niemand mit mir geht, doch will ich folgen, und ich möchte für den Herrn leben.“
Dazu lade ich dich ein. Am Ende möchte ich diese Aufforderung und Einladung noch einmal betonen: Bleib doch zurück heute Abend, wenn du diese Entscheidung treffen möchtest. Amen.
Wir hören nun noch auf ein weiteres Lied.