Einführung und Kontext: Jesaja 19 im Rahmen der heidnischen Völkerprophetien
Bevor wir beginnen, wollen wir noch zusammen beten.
Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns diesen Nachmittag schenkst, an dem wir im Buch Jesaja gemeinsam studieren dürfen. Wir bitten dich, dass du uns leitest und dein Wort uns aufschließt, damit wir dich und deine Herrlichkeit darin entdecken können. Hilf uns, die Ratschlüsse Gottes zu verstehen – sowohl für diese Welt als auch für uns persönlich. Wir bitten dich um deine Gnade und deinen Segen. Amen.
Heute kommen wir zu Jesaja 19. Wir befinden uns in einem Abschnitt, der von Kapitel 13 bis 27 reicht und eine Prophetie über die heidnischen Völker enthält. Beim letzten Mal haben wir Kapitel 18 betrachtet und dort eine Prophetie über Kusch gefunden.
Kusch wird oft mit Äthiopien übersetzt, doch wichtig ist: In der Bibel bezeichnet Kusch ganz speziell das Land südlich von Ägypten, also insbesondere den Sudan, der früher Nubien genannt wurde. Im weiteren Sinn kann das Wort Kusch auch Äthiopien und Eritrea bedeuten. Im engeren Sinn ist es aber das Land Sudan.
Im Altertum bildeten Sudan und Ägypten zeitweise ein Königreich. Dieses Reich wird als ägyptisch-äthiopisches Reich bezeichnet. Es gab Zeiten, in denen ein schwarzer Pharao herrschte. Die Zeit von Jesaja, im achten Jahrhundert vor Christus, war genau eine solche Zeit, in der dieses Reich geeint war.
Daraus wird klar, dass die Kapitel 18, 19 und 20 eng zusammengehören. Sie bilden eine Trilogie. In Kapitel 18 geht es speziell um Kusch in Verbindung mit dem Volk Israel, wie wir beim letzten Mal gesehen haben. Dort heißt es in Vers 1: „He, Land des Flügelgeschwirrs jenseits der Ströme von Äthiopien oder von Kusch.“
Dann folgt Kapitel 19, Vers 1, mit dem Ausspruch über Ägypten. Das gesamte Kapitel behandelt Ägypten. Schließlich enthält Kapitel 20 nochmals ein prophetisches Wort über Äthiopien und Ägypten, also beide zusammen, siehe Vers 5.
Als kleinen Nachtrag zum letzten Mal: Wir hatten Kapitel 18 betrachtet und gesehen, wie dort eine erstaunliche Prophetie über Israel zu finden ist – als zerstreutes, wunderbares Volk, das wieder heimgeführt wird. Unter anderem wird es auch aus Äthiopien heimgeführt.
Ich habe erklärt, wie dramatisch im zwanzigsten Jahrhundert Tausende Juden aus dem Sudan und aus Äthiopien heim ins Land der Väter geführt worden sind. Das hätte ich noch besonders betonen sollen.
Ich habe die Auslegung nach der alten Elberfelder Bibel vorgenommen. Manche hatten jedoch eine revidierte Brockhaus-Elberfelder-Bibel oder eine andere Übersetzung vor sich, in der man plötzlich etwas ganz anderes liest.
Ich muss sagen, einige modernere Übersetzungen haben den Text hier so ungünstig übersetzt, dass man meint, diese Nation, die weithin geschleppt und gerupft ist, das wunderbare Volk, das dann wieder heimgeführt wird, seien die Äthiopier.
Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die wirklich korrekte Übersetzung in der alten Elberfelder zu finden ist. Dort wird klar, dass es sich um das Volk Israel handelt, das unter anderem ganz dramatisch aus Äthiopien, also aus dem Sudan und Äthiopien, heimkehren sollte.
Jesaja 19: Die Bedeutung Ägyptens in der biblischen Geschichte
Ja, dann kommen wir also zu Kapitel neunzehn. Ich lese Verse eins und folgende:
Ausspruch über Ägypten: Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten. Die Götzen Ägyptens beben vor ihm, und das Herz Ägyptens zerschmilzt in seinem Innern.
Ich stoppe mal zunächst hier. Wir haben nun, wie gesagt, ein ganzes Kapitel über Ägypten vor uns. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was Ägypten eigentlich in der Bibel bedeutet.
Man muss sagen, dass Ägypten eine der wichtigsten Nationen in der Bibel in Verbindung mit dem Volk Israel ist. Die Geschichte Israels ist eng verbunden mit dem Land Ägypten. Das beginnt mit Abraham, der ins Land der Verheißung gekommen war (1. Mose 12). Gott hat dort den Bund mit ihm geschlossen, den abrahamitischen Bund, 430 Jahre vor dem Auszug aus Ägypten, wie es im Galaterbrief Kapitel 3 heißt.
In demselben Jahr ist Abraham dann hinuntergegangen nach Ägypten. Das ist eine sehr wichtige Geschichte. Dort kommt Abraham zum ersten Mal mit Ägypten in Verbindung. Ägypten hat sich auch dort sehr lobenswert gegenüber dem Stammvater des Volkes Israel verhalten.
Es gab nämlich eine Verwechslung: Der Pharao wollte Sarah heiraten, aber ihm war nicht klar, dass die Frau nicht ledig war. Als er die Wahrheit erfährt, ist er schockiert über das schlechte Zeugnis von Abraham und gibt die Frau zurück.
Später sehen wir, wie Joseph nach Ägypten kommt und zum zweiten Mann Ägyptens aufsteigt. Weiterhin lesen wir im ersten Buch Mose, wie die ganze Familie Jakobs und die Brüder Josephs mit ihren Großfamilien in Ägypten Zuflucht finden konnten – in schwerster Not, während einer Hungersnot.
Wir sehen auch, wie in Ägypten diese Großfamilie Jakobs schließlich zum Volk Israel heranwächst. Danach kommt eine Wende: Nach diesem guten Verhalten Ägyptens gegenüber Israel beginnt die Zeit der Unterdrückung und Versklavung.
Dann folgen die Plagen über Ägypten und schließlich der Auszug aus Ägypten. Ägypten spielt weiterhin in der Geschichte des Volkes Israel eine wichtige Rolle. So findet man durch das ganze Alte Testament hindurch Ägypten immer wieder in Verbindung mit der Geschichte Israels.
Als später der Messias kam, der Herr Jesus, und durch König Herodes ermordet werden sollte, fanden seine Eltern Maria und Joseph zusammen mit dem Kind Zuflucht in Ägypten. Dem Messias selbst wurde also in höchster Not Zuflucht angeboten.
Nun werden wir in Jesaja Kapitel 19 eine Prophetie über Ägypten sehen, die bis in die Endzeit reicht. Diese Prophetie zeigt, wie schließlich dieses Land unter allen Völkern dieser Welt zusammen mit Assyrien und Israel eine Sonderstellung einnehmen wird.
Gott hat also nicht vergessen, was Ägypten alles Gute getan hat – im Blick auf das auserwählte Volk und im Blick auf den Messias.
Jesaja 19,1: Die Wiederkunft Christi als Ausgangspunkt der Prophetie
Jesaja 19, Vers 1 beginnt mit einer Prophetie, die uns die Wiederkunft Christi zeigt: „Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten.“
Es ist in der Prophetie sehr üblich, dass vor einer Weissagung, die besonders die Zeit des Propheten betrifft, zuerst ein Ausblick auf die Wiederkunft Christi gegeben wird.
Ich möchte das kurz anhand von Amos 1, Vers 2 illustrieren, einem der kleinen Propheten wie Hosea, Joel und Amos. Im ersten Vers finden wir einfach den Titel: Wer ist der Prophet, wann hat er gewirkt? Die Botschaft beginnt mit Amos 1, Vers 2: „Und er sprach: Der Herr wird aus Zion brüllen und aus Jerusalem seine Stimme erschallen lassen, und die Auen der Hirten werden trauern, und der Gipfel des Karmel wird verdorren.“
Hier haben wir einen Ausblick auf die Wiederkunft Christi, der als Richter der Welt kommen wird, zuerst auf dem Ölberg (Sacharja 14, Vers 3). Danach wird er hinübergehen über das Kidrontal in die Stadt nach Zion.
Nach diesem Ausblick in Vers 2 folgt in Vers 3 die eigentliche Prophetie über Damaskus, Gaza, Tyrus und andere Städte. All diese Prophezeiungen sind bereits längst erfüllt. Diese beziehen sich also auf die Zeitepoche von Amos.
Daraus ergibt sich ein wichtiger Grundsatz: Alle Prophetie der Bibel hat als letztes Ziel die Wiederkunft Christi und seine Verherrlichung auf dieser Erde am Ende der Zeit. Er wird das letzte Wort sprechen.
Alle Ereignisse dieser Welt und alle Gerichte Gottes durch die Geschichte hindurch zielen letztlich auf diese Vollendung hin, auf das Tausendjährige Reich, wenn der Herr Jesus das letzte Wort sprechen wird.
Darum ist das Studium der Prophetie nicht einfach ein Fahrplanstudium zukünftiger Weltgeschichte. Natürlich sagt die Bibel uns sehr genaue Dinge voraus, wie es kommen wird. Aber der Schlüsselvers in Offenbarung 19 ist dabei sehr wichtig: Offenbarung 19, Vers 10 am Schluss: „Denn der Geist der Prophetie ist das Zeugnis Jesu.“
Die Botschaft der Prophetie ist also ein Zeugnis über die Person Jesu. Die Prophetie zeigt uns, wer Jesus Christus ist. Das steht im Zentrum, und das muss man im Zentrum haben, wenn man die Prophetie studiert.
Deshalb beginnt Jesaja 19 mit der Wiederkunft Christi, der nach Ägypten kommt. Manche sind vielleicht erstaunt, denn sie denken, er komme nur auf dem Ölberg, dem Berg östlich von Jerusalem (Sacharja 14, Vers 3). Natürlich will er dort kommen.
In Jesaja 63 steht, dass er in Edom kommen wird. Edom ist das heutige Südjordanien, die Bergkuppe, wo das Land Uz von Hiob war.
Manche denken vielleicht, er komme in Harmagedon. Ja, natürlich, Offenbarung 16 sagt, dass er in dieser großen Ebene im Hinterland von Haifa, in Galiläa, kommen wird.
Wie bringt man das alles zusammen? Ganz einfach: nacheinander.
Die Wiederkunft Christi wird nicht einfach sein Kommen in Harmagedon sein und dann fertig. Er wird in verschiedenen Phasen an verschiedenen Orten verschiedene Feinde besiegen.
In Harmagedon wird er die Heere des widerstandenden römischen Reiches, also des neuen Europas, besiegen. Vom Ölberg her wird er die Heere des Königs des Nordens, also Syriens, und alle seine Verbündeten besiegen.
In Edom wird er all diese ehemaligen Bundesgenossen von Edom, also von Jordanien, vernichten, die sich gegen ihren ehemaligen Freund wenden. Jesaja 19 zeigt uns, dass der Herr als Richter auch nach Ägypten kommen wird.
Das geschieht alles in mehreren Phasen. Darum steht auch in der Bibel, dass die große Drangsalzeit 1260 Tage oder 42 Monate dauern wird. Das nehmen wir zum Beispiel aus Offenbarung 12.
Aber in Daniel 12, am Schluss, steht: „Glückselig, wer harrt und die 1335 Tage erreicht.“ Das sind noch 75 zusätzliche Tage, in denen noch nicht einfach Ruhe herrscht. Man muss ausharren, bis diese Zeit kommt.
In diesen 75 Tagen wird der Herr verschiedene Schlachten an verschiedenen Orten gewinnen. Danach wird die Ruhe des Tausendjährigen Reiches beginnen.
Die Bedeutung der Plagen und Götter Ägyptens
Auf die Wiederkunft Christi wird letztendlich nochmals gezeigt werden, dass all die Götter Ägyptens Nichtse sind.
In Jesaja 19,1 heißt es: „Und die Götzen Ägyptens beben vor ihm, und das Herz Ägyptens zerschmilzt in seinem Innern.“ In der Esoterik haben diese Götter bis heute nicht völlig abgedankt, obwohl ihre Tempel seit Jahrtausenden in Ruinen versunken sind. Doch das wird nochmals der letzte Beweis sein, dass all diese Götter Ägyptens nichts bedeuten.
Schon beim Auszug aus Ägypten waren die zehn Plagen ein Gericht über die Götter Ägyptens. Bei der zehnten Plage, die in 2. Mose 12 beschrieben wird, sagt Gott ausdrücklich: „Ich werde die Götter Ägyptens richten.“ Der Sohn des Pharao, der als Erstgeborener starb, war in der ägyptischen Vorstellung der Gott Horus, der falkenköpfige Gott.
Alle Plagen davor waren Schläge gegen verschiedene Götter Ägyptens. Besonders die neunte Plage, drei Tage Finsternis, war ein Schlag gegen alle Sonnengötter wie Ra und Ammon. Diese verschiedenen Sonnengötter wurden dadurch als Nichtse entlarvt. Wenn der Herr, der Gott Israels, sagt, es bleibt dunkel, dann können die Sonnengötter nichts bewirken.
Man könnte alle Plagen durchgehen; sie sind gegen viele verschiedene Götter gerichtet. Die erste Plage möchte ich noch erwähnen: der Schlag gegen den Nil, der zu Blut wurde. Der Nil war die natürliche Lebensquelle Ägyptens. Es regnet dort kaum, und das ganze Leben ist vom Nil abhängig. Durch die Verwandlung in einen Todesfluss wurde der personifizierte Gott Osiris entlarvt.
So hat Gott immer wieder in der Geschichte den Ägyptern gezeigt, dass diese Götter nichts sind. Aber ein letztes Mal wird er es bei seiner Wiederkunft zeigen.
Jesaja 19,2-4: Bürgerkrieg und Chaos in Ägypten
Jetzt kommen wir zu Kapitel 19, Vers 2:
„Und ich will Ägypten gegen Ägypten aufwiegeln, und sie werden gegeneinander streiten: jeder gegen seinen Bruder und jeder gegen seinen Nächsten, Stadt gegen Stadt, Königreich gegen Königreich. Und der Geist Ägyptens wird in seinem Innern vergehen. Ich will seinen Ratschlag zunichte machen, und sie werden die Götzen, die Beschwörer, die Zauberer und die Wahrsager befragen. Ich will die Ägypter in die Hand eines harten Herrn überliefern. Ein grausamer König wird über sie herrschen, spricht der Herr, der Ewige der Heerscharen.“
Diese Prophetie, also die Verse 2 bis 4, wurde in der Zeit nach Jesaja erfüllt, unmittelbar nach seinem Wirken. Jesaja wirkte bis etwa 698 v. Chr., und hier muss ich den Hintergrund der Erfüllung erläutern.
Es geht um einen Bürgerkrieg in Ägypten – Ägypten gegen Ägypten, Stadt gegen Stadt, Königreich gegen Königreich. Die Erfüllung sieht folgendermaßen aus, wie ich auf dem Skript in Stichworten angegeben habe:
Im Jahr 695 v. Chr., also drei Jahre nach dem Ende von Jesajas Dienst, gab es eine Revolution in der Stadt Saiss. Dabei wurde die äthiopische Dynastie gestürzt. Danach wurden Ägypten und Äthiopien in zwölf kleine Königreiche aufgeteilt. Jedes dieser Königreiche war ein schwächliches Reich, denn Ägypten war erst durch seine volle Vereinigung stark. Diese Zeit wird als die Zeit der zwölf Königreiche bezeichnet.
Um 670 v. Chr. gelang es Psammetich I., einem Pharao der 26. Dynastie, die zwölf Teilreiche unter seiner harten Herrschaft wieder zu vereinen. Seine Herrschaft wird auf die Jahre 664 bis 610 v. Chr. datiert. Psammetich I. war ein gewalttätiger König. Er ließ 120 einheimische Ägypter von ihrem Zuhause entwurzeln, um sie an den Suezkanal umzusiedeln. Dort mussten sie den Kanal in grausamer Sklavenarbeit bauen.
Dieser König, der hier in Jesaja als „harter Herr“ und „grausamer König“ bezeichnet wird, hatte einen Sohn namens Necho II. (siehe Skript). Necho II. regierte von 610 bis 595 v. Chr. Er wird in der Bibel namentlich erwähnt, zum Beispiel in 2. Könige 23,29-39, 2. Chronik 35,20 und Jeremia 46.
Necho II. hatte einen Zusammenstoß in der Ebene von Megiddo mit König Hiskia. Hiskia wollte ihm widerstehen, obwohl Necho ihm gesagt hatte: „Tu das nicht, ich habe einen Auftrag von Gott.“ Hiskia hörte nicht auf ihn, kämpfte gegen ihn, und das führte zu seinem Tod.
Necho II. war also der Sohn von Psammetich I., den wir hier in Jesaja prophezeit finden.
Necho II. hatte wiederum einen Sohn namens Hofra, den die Griechen Apries nannten. Ich erwähne das, weil man bei einer Internetrecherche oder auf Wikipedia unter dem Namen Hofra vielleicht nichts findet, unter Apries jedoch garantiert Informationen. Hofra war der nächste Pharao und regierte von 589 bis 570 v. Chr. Auch er wird ausdrücklich in der Bibel genannt, zum Beispiel in Jeremia 44,30.
Hofra wurde 570 v. Chr. von einheimischen Truppen gestürzt. Das führte zum Ende der verhassten Gewaltherrschaft der Dynastie von Psammetich I.
Es ist interessant zu sehen, wie sich jedes Wort in diesen Versen genau so erfüllt hat. Gott ließ Ägypten in ein Chaos des Bürgerkriegs fallen, damit die Menschen erkennen, dass alle Versuche, durch Informationen aus der unsichtbaren Welt Orientierung im Leben zu finden, nichts taugen. Sie konnten nicht helfen.
Heute gibt es viele Menschen, die über solche Kanäle – wie Wahrsagerei oder Spiritismus – Führung und Leitung im Leben suchen. Doch all das ist Betrug. Die Bibel hat das längst bewiesen, zum Beispiel mit dieser Prophetie, die zeigt, dass all diese Geister, die die Ägypter als Führung in Anspruch nehmen wollten, sie nicht retten konnten.
Der Herr, der Gott der Bibel, steht über allem – auch über dem Chaos, das unter Völkern geschieht, und über grausamen Diktaturen. Alles liegt in Gottes Hand, und er hat einen Plan. Es war eine Zucht über die Ägypter.
Jesaja 19,5-10: Ökologische Katastrophe und geistige Verblendung
Jetzt gehen wir weiter zu Vers 5. In der Alten Elberfelder ist dieser Vers deutlich abgesetzt, also als neuer Abschnitt gekennzeichnet. Tatsächlich beschreibt er hier ein weiteres Gericht über Ägypten, das jedoch auf die Endzeit hinweist.
Die Wasser werden sich aus dem Meer verlaufen, und der Strom wird versiegen und austrocknen. Die Ströme werden stinken, die Kanäle Mazors – das ist ein Name in der Bibel für Unterägypten – nehmen ab und versiegen. Rohr und Schilf verwelken, die Auen am Nil, am Ufer des Nils, und jedes Saatfeld am Nil verdorrt, zerstiebt und ist nicht mehr.
Die Fischer klagen, und alle, die Angeln in den Nil auswerfen und Netze auf der Wasserfläche ausbreiten, verschmachten. Beschämt sind die Wirker des gehechelten Flachs und die Weber von Baumwollzeug. Seine Grundpfeiler sind zerschlagen, und alle, die um Lohn arbeiten, sind seelenbetrübt.
Hier wird nun nicht, wie in den Versen 2 bis 4, Bürgerkrieg und grausame Diktatur beschrieben, sondern eine ökologische Katastrophe, die über den Nil kommen wird.
Der Nil wird hier sehr detailliert beschrieben. Zuerst wird er Meer genannt, das weit überfließende Wasser in Oberägypten. Wenn das Wasser aus dem tropischen Afrika, wie damals in der Regenzeit, kam, wurde es auch bei den alten Ägyptern als Meer bezeichnet. Daher der Ausdruck Meer hier.
Dann liest man von den Strömen des Nils – ich muss zuerst sagen, vom Nil –, das ist dann, wenn er wieder richtig zu fließen beginnt. Das ist die Bezeichnung für den Fluss, der aus diesem Meer wieder zu fließen beginnt. Danach wird von den Strömen gesprochen, das ist die Aufteilung des Nils im Nildelta. Schließlich wird von Kanälen gesprochen, das sind die unzähligen kleinen Kanäle, die man aus dem Nil ableitet, um die Landwirtschaft zu bewässern.
Wir haben hier also eine ökologische Katastrophe des Nils in der Endzeit. Betroffen ist dabei die Landwirtschaft. Haben wir gelesen: das Säen entlang des Nils, zweitens die Fischerei und drittens die Textilindustrie.
Speziell erwähnt werden Flachs, aus dem man Leinen gewann – übrigens benutzten die alten Ägypter Flachs für die Kleider der Priester – und Baumwolle, der Stoff für die normalen Ägypter. Es wird also hier speziell beides erwähnt.
Warum ist das zukünftig? Das wird schon in Jesaja 11 klargemacht, das haben wir ja schon längst studiert. Jesaja 11 geht gerade auf die Zeit des Tausendjährigen Reiches und die Epoche davor ein. Dort steht in Jesaja 11, Vers 15: „Und der Herr wird die Meereszunge Ägyptens zerstören, und er wird seine Hand über den Strom schwingen mit der Glut seines Hauches und ihn in sieben Bäche zerschlagen und machen, dass man mit Schuhen hindurchgeht. Und so wird eine Straße sein von Assyrien her für den Überrest seines Volkes, der übrig bleiben wird, wie eine Straße für Israel war an dem Tag, da es aus dem Land Ägypten heraufzog.“
Diese Stelle macht klar: In der Endzeit kommt diese ökologische Katastrophe über den Nil.
Ob dabei der Assuan-Staudamm auch noch eine Rolle spielt, werden wir noch sehen. Die Russen, also noch die Sowjetunion, hatten ja in Ägypten groß investiert und diesen Staudamm gebaut. Aber das war eigentlich eine ökologische Dummheit, denn seither hat Ägypten nicht mehr die Überschwemmungen mit fruchtbarem Schlamm. Das war von alters her das Wichtigste für die Landwirtschaft Ägyptens. So war der Assuan-Staudamm ein ganz wichtiger, man muss sagen schlechter Eingriff in die Ökologie Ägyptens.
Aber es wird dann eben schließlich zu dieser Katastrophe kommen, wie hier beschrieben.
Dann gehen wir weiter zu Jesaja 19, Vers 11. Das ist auch in der alten Elberfelder wieder abgetrennt von den Versen gerade davor:
„Eiteltoren sind die Fürsten von Zoan, die weisen Räte des Pharao, ihr Ratschlag ist dumm geworden. Wie sagt ihr zu dem Pharao: ‚Ich bin ein Sohn der Weisen, ein Sohn der Könige von ehemals‘? Wo sind sie denn, deine Weisen? Mögen sie dir doch verkünden und erkennen, was der Herr der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat!“
Die Fürsten von Zoan sind betört, die Fürsten von Nof sind betrogen. Sie haben Ägypten irregeführt, die Häupter seiner Stämme. Der Herr hat in sein Inneres einen Geist des Schwindels ausgegossen, sodass sie Ägypten in all seinem Tun irregeführt haben, wie ein Trunkener, der in seinem Gespei taumelt.
Von Ägypten wird keine Tat geschehen, weder Haupt noch Schwanz, das sind die Führer unter dem Volk, Palmzweig oder Binse, das sind die einfachen Leute, Verrichter.
Hier werden die Weisen Ägyptens ins Visier genommen. Ägypten wird herausgefordert: Was können deine Weisen schon sagen, wenn Gott einen Bürgerkrieg und eine schreckliche Diktatur voraussagt? Das haben sie dann erlebt.
Was können sie raten und sagen, wenn Gott eine ökologische Katastrophe für die Endzeit über Ägypten aussagt? Sie sind Toren, sie können nicht führen, sie können nichts sagen.
Wenn der Herr etwas beschließt – der Vers 12 ist ein wichtiger Schlüsselvers: „Mögen sie jedoch verkünden und erkennen, was der Herr der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat.“ Wenn Gott beschließt, so wird es kommen. Da kann niemand etwas unternehmen oder dagegen sagen.
Noch zur Erklärung von Details: Hier wird Zoan erwähnt, das ist der biblische Name für Tanis, eine wichtige alte ägyptische Stadt. Und Nof wurde auch erwähnt, das ist der biblische Name für Memphis, eine weitere bedeutende Stadt des alten Ägyptens.
Jesaja 19,16-17: Ägypten in Angst vor Juda
Ja, jetzt gehen wir weiter zu Vers 16:
An jenem Tag werden die Ägypter wie Frauen sein. Sie werden zittern und beben vor dem Schwingen der Hand des Herrn der Heerscharen, die er wieder schwingen wird.
Der Ausdruck „an jenem Tag“ – auf Hebräisch „Bejom“ – ist ein ganz typischer Begriff, der sehr häufig in der Bibel verwendet wird, um die Endzeit zu bezeichnen. Als Beispiel habe ich im Skript einfach auf Sacharja 12 bis 14 verwiesen. Das ist ein Abschnitt, der ganz deutlich von der Wiederkunft Christi und von den Gerichten der großen Drangsalzeit spricht. Man sollte diese Kapitel einmal für sich durchlesen und zählen, wie oft dieser Ausdruck „an jenem Tag“ vorkommt.
„Bejom“ ist ein fester Ausdruck im Hebräischen. Er bezeichnet nicht einen 24-Stunden-Tag, sondern eine Epoche, einen Zeitabschnitt. Er ist ganz typisch für die Endzeit. So wird die Endzeit eine Zeit sein, in der Ägypten zittern und Angst haben wird. Warum? Das lesen wir gleich weiter.
Vers 17: Und das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken sein. So oft jemand es bei den Ägyptern erwähnt, werden sie beben wegen des Ratschlusses des Herrn der Heerscharen, welchen er über sie beschlossen hat.
Das hat man sehr eindrücklich in der Zeit des Sechstagekrieges erlebt, als Israel zum Schrecken Ägyptens wurde. Ägypten versuchte damals zum zweiten Mal, Israel zu vernichten. Das erste Mal war es ja 1948/49, als man dachte, die Juden hätten nach ihrer Staatsgründung keine wirkliche Armee. Sie hatten nur die Haganah, eine Selbstverteidigungstruppe, die zur Armee Israels umbenannt wurde. Anfangs verfügten sie kaum über schwere Waffen und fast keine Flugzeuge.
Ägypten war verbündet mit acht anderen Armeen – man hat richtig gehört: acht weitere Armeen. Darunter waren Jordanien, Irak, Syrien, Libanon, Saudi-Arabien und Jemen. Sie wollten Israel vernichten, wurden aber alle von Israel geschlagen.
Danach ließ sich Ägypten von der Sowjetunion massiv aufrüsten, bis die Überzeugung entstand: Jetzt können wir Israel vernichten. Noch im Mai 1967 sagte Präsident Nasser von Ägypten: „Unser Hauptziel besteht in der Vernichtung Israels.“
Israel wusste nun, dass gehandelt werden musste, bevor die Feinde angreifen. Unter der Bedrohung der Totalvernichtung führte Israel den Erstschlag durch, und so kam es zum Sechstagekrieg. Nach sechs Tagen herrschte an allen drei Fronten – gegen Ägypten, Jordanien und Syrien – Ruhe.
Die Ägypter erlitten eine Niederlage sondergleichen. Zum Beispiel wurde eine ganze Division im Sinai eingekesselt und von der Leitung abgeschnitten. Die Soldaten wussten nicht mehr, was sie tun sollten. Ägyptische Soldaten zogen sogar ihre Schuhe aus und rannten barfuß durch die Wüste, um schneller fliehen zu können – etwas Unglaubliches.
Das hinterließ einen tiefen Eindruck in der gesamten islamischen Welt über Israels Stärke. Man kann sich kaum vorstellen, dass innerhalb von sechs Tagen eine völlige Übermacht restlos geschlagen wurde. Innerhalb der ersten Stunde wurde die ganze ägyptische Luftwaffe am Boden zerstört, ebenso die syrische. Praktisch die gesamte Luftwaffe Ägyptens, Syriens und teilweise sogar des Irak wurde vernichtet.
Israel schickte Flugzeuge im Tiefflug nach Ägypten. Ich habe noch einen originalen Film davon. Man sieht aus dem Flugzeug heraus die stationierten ägyptischen Kriegsflugzeuge. Die Offiziere der Luftwaffe kamen erst um neun Uhr morgens zu den Flughäfen. Als sie ankamen, war alles zerstört. Die stationierten Flugzeuge wurden eins nach dem anderen abgeschossen, und innerhalb von Stunden war die Luftwaffe vernichtet.
Man kann sich nicht vorstellen, welchen Schock das ausgelöst hat – genau so, wie es in Jesaja 19, Vers 17 steht: „Und das Land Juda wird für Ägypten zum Schrecken sein, so oft jemand es bei den Ägyptern erwähnt, werden sie beben wegen des Ratschlusses des Herrn der Heerscharen, welchen er über sie beschlossen hat.“
Jahre später versuchte Ägypten erneut, Israel zu vernichten. Man sagte sich: „Das Dumme war, dass wir den Erstschlag zuließen. Wir müssen natürlich den Erstschlag machen.“ So kam es zum hinterhältigen Überfall am Jom Kippur 1973.
Ägypten und Syrien griffen Israel an, an einem der heiligsten Tage Israels, an dem selbst säkulare Juden in der Synagoge waren. Damals lief kein Radio, kein Fernsehen – die Reserve konnte nicht mobilisiert werden. Die stehenden Soldaten wurden überrannt, und viele wussten gar nicht, dass Krieg herrschte.
Israel brauchte Zeit, um die Reserve zu mobilisieren, doch schließlich wurden die Angreifer wieder besiegt. Es war der Krieg mit den größten Verlusten an Menschenleben in Israel, aber erneut wurden die Feinde besiegt. Die israelische Armee drang bis auf wenige Kilometer an Damaskus heran und rückte tief und gefährlich gegen Ägypten vor, Richtung Kairo.
Wieder wurde deutlich: Diese Nation ist nicht zu besiegen. Danach wandte man in der islamischen Welt eine Lehre an: Wenn man einen Feind nicht besiegen kann, schließt man, bis man wieder Kraft hat, Frieden.
So schloss Sadat Frieden mit Israel. Ich habe das selbst in Ägypten gehört. Einheimische sagten mir, Sadat habe erklärt: „Wir können Israel nicht zerstören. Das muss eine spätere Generation machen. Wir müssen Frieden schließen.“
Doch das war nur eine Hudna, ein taktischer Frieden. In Ägypten wusste man das, die Welt aber nicht. Ägypten trägt selbst die Schuld, doch das zeigt uns, wie sehr das Land Juda für Ägypten zum Schrecken geworden ist.
Jesaja 19,18-25: Die Zukunft Ägyptens im Tausendjährigen Reich
Und dann gehen wir weiter zu Jesaja 19, Vers 18. An jenem Tag, wie der Begriff „Bejomm“ sagt, ist einfach die Epoche der Endzeit gemeint. Das kann das Tausendjährige Reich sein, das ist das Endziel. Aber die Endzeit ist in der Bibel der gesamte Zeitabschnitt, ab dem die Juden beginnen, wieder heimzukehren ins Land ihrer Väter.
Dieser Prozess hat im Jahr 1882 begonnen, als die russischen Juden zu Tausenden anfingen einzuwandern. Danach folgten die zweite und dritte Einwanderungswelle und so weiter, bis der Staat Israel gegründet wurde. Das ging dann weiter bis heute, mit über drei Millionen Juden, die aus allen fünf Kontinenten und aus über hundert Ländern zurückgekehrt sind.
Diese verschiedenen Phasen der Rückkehr der Juden aus dem Land des äußersten Nordens – das ist von Israel aus gesehen Russland – und aus allen anderen Ländern, also aus Äthiopien, Persien, dem Irak, werden in der Bibel ausführlich beschrieben. Auch Europa wird ausführlich erwähnt. Das wird alles bezeichnet als „Bejomm“, an jenem Tag, in dieser Zeitepoche des Endes.
Es ist sehr wichtig, dass wir erkennen, dass unsere Epoche in der Bibel als eine Einheit mit dem kommenden Tausendjährigen Reich gesehen wird. Ich möchte das anhand von Joel 3 belegen. Je nach Bibelausgabe ist das Joel 4, aber der Inhalt ist derselbe.
In Joel 3, Vers 1 spricht der Messias, also der Herr Jesus: „Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Schicksal Judas und Jerusalems wenden werde, dann werde ich alle Nationen versammeln und sie in das Tal Josaphat hinabführen. Dort werde ich mit ihnen über mein Volk und meinen Erbteil Israel richten, welches sie unter den Nationen zerstreut haben.“
Hier wird gesagt, dass in dieser Zeitepoche, an jenem Tag und zu jener Zeit, wenn das Schicksal Judas und Jerusalems gewendet wird, ein Prozess beginnt. Das ist die Zeit, in der die Nationen ins Tal Josaphat versammelt werden, und der Messias wird dort als Richter mit ihnen richten. Wir befinden uns genau in dieser Zeit, in der das Schicksal der Juden gewendet wird.
Das hat 1882 begonnen, als Juden massenweise in das Land ihrer Vorväter eingewandert sind. Sie begannen, die Wüste wieder zum Blühen zu bringen und pflanzten schließlich 230 Millionen Bäume. 1967, im Sechstagekrieg, wurde der Tempelberg in Ostjerusalem wieder unter jüdische Hand gebracht. Jerusalem wurde vereinigt und zur Hauptstadt Israels erhoben. Das gehört dazu, wenn gesagt wird: „Ich werde das Schicksal Judas und Jerusalems wenden.“
Wir können keine genauen Jahreszahlen nennen, denn das ist in der Bibel ausdrücklich verboten bezüglich der Wiederkunft Christi. Aber wir können sagen, dass wir in der Endzeit leben. Die Zeichen der Zeit sind deutlich: Heute kann man über 160 erfüllte Prophezeiungen von 1882 bis heute vorweisen. Das macht klar, dass wir in dieser Epoche des Endes, an jenem Tage, leben.
Jesaja 19, Vers 18 beschreibt bereits das Tausendjährige Reich: „An jenem Tag werden fünf Städte im Land Ägypten sein, welche die Sprache Kanaans reden und beim Herrn der Heerscharen schwören werden. Eine wird die Stadt Heres heißen. An jenem Tag wird inmitten des Landes Ägypten ein Altar dem Herrn geweiht sein, und eine Denksäule nahe an seiner Grenze dem Herrn. Das wird zu einem Denkzeichen und Zeugnis sein, dem Herrn der Heerscharen im Land Ägypten.“
Denn sie werden zu dem Herrn schreien wegen der Bedrücker, und er wird ihnen einen Retter und Streiter senden und sie erretten. Der Herr wird sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden den Herrn erkennen. Im Hebräischen steht hier immer „Yahweh“, also der Ewigseiende, der Unwandelbare. Die Ägypter werden den Herrn anerkennen, an jenem Tag werden sie ihm dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern, Gelübde tun und bezahlen.
Der Herr wird die Ägypter schlagen und zugleich heilen. Sie werden sich zu ihm wenden, er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen. An jenem Tag, also in jener Epoche, wird eine Straße von Ägypten nach Assyrien existieren.
Wir wissen, dass Assyrien in der Bibel das Gebiet des Nordiraks ist, mit den alten assyrischen Städten Ninive, Assur und Kalach. Es wird eine Straße geben, die Ägypten und Assyrien verbindet, und die Assyrer werden nach Ägypten kommen, die Ägypter nach Assyrien. Die Ägypter und Assyrer werden dem Herrn dienen.
An jenem Tag wird Israel das Dritte sein, zusammen mit Ägypten und Assyrien, ein Segen inmitten der Erde. Denn der Herr der Heerscharen segnet es und spricht: „Gesegnet sei mein Volk Ägypten und Assyrien, mein Werk, und Israel, mein Erbteil.“ Ein gewaltiger Ausblick!
Kapitel 19 zeigt zwei Seiten Gottes: Seine Strenge, denn er wird Ägypten schlagen – das haben sie bereits in jüngerer und ferner Vergangenheit erlebt – und seine Heilung. Er hat einen Segen vorausgesagt, und die Ägypter werden den Gott der Bibel erkennen.
Im Tausendjährigen Reich wird Ägypten eine besondere Stellung haben, zusammen mit Assyrien und Israel, dem auserwählten Volk Gottes. Dieses Kapitel ist eines der Lieblingskapitel der ägyptischen Christen. Sie lieben es, denn hier steht wirklich in der Bibel: „Gott wird zu Ägypten sagen: Gesegnet sei mein Volk Ägypten.“
Ägypten hatte in Verbindung mit dem auserwählten Volk und dem Messias eine besondere Bedeutung in der Vergangenheit. Dieses Land wird in der Zukunft einen besonderen Segen erhalten.
Im Tausendjährigen Reich werden in fünf ägyptischen Städten nicht Arabisch, sondern die Sprache Kanaans gesprochen werden. Das ist interessant. Warum?
Die Sprache Kanaans war die Sprache der Kanaaniter. Abraham lebte in Ur in Chaldäa, im heutigen Südirak. Dort sprach man Akkadisch, also Altbabylonisch, und Sumerisch. Zu dieser Zeit wurde Sumerisch bereits zur Totensprache. Abraham zog auf Gottes Geheiß aus und ging ins Land Kanaan. Dort lernte er die Sprache der Kanaaniter, und seine Nachkommen sprachen die Sprache Kanaans.
Aus dieser Sprache entwickelte sich ein Dialekt, der später in der Bibel auch als „jüdisch“ bezeichnet wird, zum Beispiel im Buch Nehemia. Im Neuen Testament wird dafür der Ausdruck „Hebräisch“ benutzt. Hebräisch ist also ein kananitischer Dialekt.
Deshalb versteht man alte Inschriften der Kanaaniter, wenn man Hebräisch kann. Ich habe etwa hundert kananäische Inschriften, also Hebräisch, studiert und übersetzt, auch Inschriften aus Phönizien. Die Phönizier waren Kanaaniter im heutigen Libanon. Sie sprachen Phönizisch, das fast ein Dialekt des Hebräischen ist. Wenn man Hebräisch kann, versteht man auch die Inschriften im Libanon, so eng sind die Sprachen verwandt.
Man versteht auch, wie der Prophet Jona, der ungehorsam war, nach Jaffa bei Tel Aviv hinabging, um auf einem Schiff nach Tarsis zu fliehen. Tarsis war die weit entfernteste Kolonie der Phönizier im Westen, nämlich Tartessus im heutigen Spanien. Anstatt in den Osten zu Ninive zu gehen, wollte er etwa 3000 Kilometer in den Westen fliehen.
Dort nahm er ein phönizisches Schiff. Als dann ein Sturm kam, musste er den Leuten erklären, warum der Sturm gesandt wurde und dass er ungehorsam war. Wie konnte er mit diesen Libanesen kommunizieren? Wenn man etwas langsamer und deutlich sprach, konnten die Phönizier Hebräisch verstehen, und Jona konnte Phönizisch verstehen. So eng sind die Sprachen verwandt.
Phönizisch ist jedoch ausgestorben, als die muslimischen Araber nach dem Tod Mohammeds alles nördlich von Saudi-Arabien eroberten: Jordanien, Irak, das Land Israel, Syrien, Libanon, Ägypten und ganz Nordafrika. Sie brachten ihre Sprache aus der saudischen Halbinsel mit und zwangen sie den Völkern auf. So begann die arabische Sprachverbreitung.
Die Libanesen, besonders die christlichen, sind heute stolz zu sagen: „Wir sind keine Araber, wir sind Phönizier, also Kanaaniter.“ Aber sie können kein Kananäisch mehr, denn die Sprache ist mit der islamischen Invasion im siebten Jahrhundert nach Christus untergegangen. Es gibt keine Überreste mehr.
Hebräisch selbst wurde auch zu einer toten Sprache, weil Jerusalem im Jahr 70 zerstört wurde und 135 der Staat Israel endgültig vernichtet wurde. Dann kam die weltweite Zerstreuung der Juden. In der Folgezeit wurde Hebräisch zwar noch in Synagogen beim Vorlesen der Bibel und in Gebetsbüchern benutzt, aber es war keine gesprochene Sprache mehr. Man sprach in der Familie kein Hebräisch mehr.
Das wäre ein Problem gewesen, wenn wir im 17., 18. oder 19. Jahrhundert gelebt hätten. Denn in der Endzeit wird in Ägypten die Sprache Kanaans wieder gesprochen werden. Das geht nicht, wenn es eine tote Sprache ist, die seit über tausend Jahren nicht mehr gesprochen wird. Noch nie ist eine Sprache wieder lebendig geworden, die länger als tausend Jahre tot war.
Das wäre so, als wollte man in der Schweiz Latein einführen. Wir waren zwar mal Teil des Römischen Reiches, aber das ist undenkbar.
Deshalb ist klar: In der Endzeit wird Kananäisch wieder gesprochen werden. Hier kam Eliezer ben Jehuda ins Spiel, ein litauischer Jude. Er hatte die Idee, das Land der Väter wieder neu zu besiedeln. Die Zionisten sagen das schon seit Jahrzehnten.
Wenn man Palästina wieder jüdisch besiedelt, sollte man auch die Sprache der alten Propheten sprechen. Nicht Russisch, Jiddisch oder Arabisch, sondern Hebräisch. Er hatte diese fixe Idee. Er studierte Medizin an der Sorbonne in Paris, um etwas Nützliches zu lernen, falls er nach Palästina auswandert.
Er bekam eine schwere Lungenkrankheit, Tuberkulose, und man sagte ihm, er werde nicht mehr lange leben. Er brach sein Studium ab, starb aber nicht. Er sagte sich, er gehe trotzdem nach Palästina und werde dafür sorgen, dass Hebräisch gesprochen wird.
Er heiratete seine alte Bekannte Deborah in der Türkei, was schwierig war, und kam als verheiratetes Paar nach Jaffa. Von dort gingen sie nach Jerusalem, das damals ein heruntergekommenes Nest im Osmanischen Reich war.
Er begann, eine Zeitung auf Hebräisch herauszugeben und Schulunterricht auf Hebräisch zu geben, um den Juden in Palästina beizubringen, wie man in der modernen Zeit Hebräisch spricht und alles ausdrückt, was im modernen Leben wichtig ist.
In 19 bis 20 Jahren hörte man die Kinder auf den Straßen Ägyptens beim Spielen die warme Sprache der alten Propheten sprechen. Das war etwas Einzigartiges: Eine Sprache, die über tausend Jahre tot war, wurde wieder lebendig.
Jetzt haben wir die Basis, damit auch die Prophezeiung erfüllt werden kann, dass im Tausendjährigen Reich in Ägypten fünf Städte die Sprache Kanaans sprechen werden. Hebräisch ist heute eine voll funktionierende Sprache in allen Lebensbereichen, auch in Wissenschaft und Theorie.
In Jesaja 19, Vers 18 wird die Stadt Heres besonders erwähnt. Warum ausgerechnet diese Stadt? Es könnten auch Memphis oder Theben oder Kanis sein, denn in Hesekiel 32 werden viele Städte des alten Ägypten genannt. Aber hier ist nur die Stadt Heres genannt.
„Heres“ heißt auf Hebräisch „die Stadt des Niederreißens“ oder „Stadt der Trümmer“. Das ist eine kleine Abwandlung des früheren Namens „ir-cheres“. Das schreibt man auf Hebräisch fast gleich, nur ein Buchstabe unterscheidet sie. Statt „Niederreißen“ heißt es „Stadt der Sonne“. Das war der Name, den die Griechen gaben: Helio-Polis, Sonnenstadt.
Heliopolis liegt dort, wo heute Kairo ist. Hier wird Kairo speziell erwähnt, die heutige Hauptstadt Ägyptens, die jahrhundertelang Hauptstadt war, im Gegensatz zu Memphis oder anderen Städten. Diese Abänderung hat Bedeutung: Es soll nicht die Stadt sein, in der ein Sonnengott verehrt wird, sondern die Stadt, in der man sich daran erinnert, dass all die Tempel der Sonnengötter Ruinen geworden sind.
Die Ägypter werden den wahren Gott erkennen. Es wird ausdrücklich gesagt, dass sie den Herrn, Yahweh, erkennen werden (Vers 21). Im Koran heißt Gott nicht Yahweh, sondern Allah. Und es ist eben nicht Allah, den sie erkennen werden, sondern den Gott der Bibel.
Dazu noch eine Stelle aus Jesaja 45, die sich auch auf die Endzeit bezieht, aber für uns noch in der Zukunft liegt. Dort heißt es in Vers 14:
„So spricht der Herr: Der Reichtum Ägyptens und der Erwerb Äthiopiens, besonders des Sudans, und die Männer von hohem Wuchs aus Saba werden zu dir übergehen. Sie werden an dir vorüberziehen als Gefangene, in Fesseln werden sie zu dir kommen, sie werden sich vor dir niederwerfen und zu dir flehen.“
Das sind also Völker Ägyptens, Äthiopiens, Kusch und Saba, das ist im heutigen Saudi-Arabien. Das sind heute muslimische Völker. Sie werden Kriegsgefangene sein im Zusammenhang mit der kommenden Drangsal und der Wiederkunft Jesu.
Dann heißt es, was sie zu den Israeliten sagen werden: „Fürwahr, Gott ist in dir, und sonst ist kein, gar kein Gott.“ Das klingt wie eine Anspielung auf das islamische Glaubensbekenntnis, das es aber erst seit dem sechsten Jahrhundert nach Christus gibt. Jesaja wurde um 700 vor Christus geschrieben.
Sie werden anerkennen, dass der wahre Gott der Gott Israels ist und nicht der Gott des Islam. Im islamischen Glaubensbekenntnis heißt es: „Es gibt keinen Gott außer Allah“ (arabisch: „La ilaha illa Allah“). Hier wird ein Wortspiel gemacht: „La ilaha illa Allah“ – „Es gibt keinen Gott außer Allah“. Aber hier wird gesagt: Nein, das gilt für den Gott Israels, der Gott ist in dir. Er ist nicht der Gott von Mekka, sondern der Gott von Jerusalem.
Dort heißt es: „Und sonst ist kein, gar kein Gott.“ So werden die Ägypter den Herrn erkennen.
Es ist interessant, dass Ägypten heute eines der arabischen Länder mit den meisten echten Christen ist. Es gibt Tausende von echten Christen und viele bibeltreue Gemeinden in Ober- und Unterägypten.
Ich habe dort auch Vorträge gehalten, in Gemeinden in Kairo, Heliopolis, in Ihr Heres und in Alexandria. Es ist sehr bewegend, diese ägyptischen Christen und ihre Gastfreundschaft zu erleben. Das ist etwas, das man in der ganzen Welt kaum findet.
Auch bei den palästinensischen Christen, den arabischen Christen, ist die Gastfreundschaft außergewöhnlich. Man muss es erlebt haben, um es zu verstehen.
So besteht in Ägypten ein lebendiges Glaubenszeugnis bis zurück ins erste Jahrhundert nach Christus. Das Evangelium kam sehr früh nach Ägypten, unter anderem durch den Kämmerer von Äthiopien, der nach Sudan kam. Er war Kassierer und Kanzler der Kandake, einer Königin nicht in dem heutigen Äthiopien, sondern in Nubien, also im Sudan. Er war ein Schwarzer, ein Sudanese.
So kam also schon im ersten Jahrhundert das Evangelium bis in den Sudan.
Jesaja 19 beschreibt also die herrliche Zukunft Ägyptens. Es wird echten Frieden geben zwischen Ägypten und Israel sowie zwischen Israel und Assyrien (dem heutigen Irak).
Jesaja 20: Das Zeichen des nackten Propheten als Vorbild für Ägypten und Äthiopien
Wir kommen nun zu Kapitel 20. In dem Jahr, als der Tartan nach Aschdod kam, den Sargon, der König von Assyrien, gesandt hatte, um Aschdod zu belagern und einzunehmen, sprach der Herr durch Jesaja, den Sohn des Amoz.
Er sagte: „Gehe und löse das Sacktuch von deinen Lenden und ziehe deine Sandalen von deinen Füßen.“ Jesaja tat dies und ging nackt und barfuß umher. Der Herr erklärte: „So wie mein Knecht Jesaja drei Jahre lang nackt und barfuß gegangen ist, wird dies ein Zeichen und Vorbild sein für Ägypten und Äthiopien. Der König von Assyrien wird die Gefangenen Ägyptens und die Gefangenen Äthiopiens hinwegführen, junge Männer und Alte, nackt und barfuß, mit entblößtem Gesäß, zur Schande Ägyptens. Sie werden bestürzt und beschämt sein wegen der Zuversicht Äthiopiens und des Ruhmes Ägyptens.“
Die Bewohner des Küstenlandes werden an jenem Tag sagen: „Siehe, so ergeht es mit unserer Zuversicht, wohin wir um Hilfe flohen, um vor dem König von Assyrien gerettet zu werden. Und wie sollten wir entrinnen?“
Hier wird ein historisches Ereignis berichtet: Der Tartan, ein assyrischer Titel für den Oberbefehlshaber der Armee, kam nach Aschdod. Die assyrische Armee hatte bereits Jahre zuvor das Reich der zehn Stämme Israels besiegt und die Israeliten nach Assyrien deportiert. Nach und nach eroberten sie den gesamten Nahen Osten.
In diesem Jahr kam der Tartan nach Aschdod, einer der fünf Hauptstädte der Philister. Die Philister waren ein Volk, das traditionell im heutigen Gazastreifen lebte. In Zephanja 2 wird dieses Gebiet als „der Landstrich am Meer“ bezeichnet. Auch Hesekiel 25 erwähnt das Land der Philister. Die assyrische Armee eroberte also dieses Reich der Philister, und sie waren gerade dabei, Aschdod einzunehmen. Dieses Ereignis datiert auf das Jahr 711 v. Chr., unter der Herrschaft des assyrischen Königs Sargon II., der von 722 bis 705 v. Chr. regierte.
Im Pergamonmuseum in Berlin gibt es eine Statue von Sargon II., sodass wir sogar wissen, wie dieser König aussah, obwohl es damals keine Fotografie gab. Von vielen Personen aus dem Alten Testament wissen wir durch solche Statuen, wie sie ausgesehen haben. Zum Beispiel ist auch der Kopf eines der schwarzen Pharaonen aus Äthiopien, der in der Bibel erwähnt wird, Tirhaka, als Nachbildung aus dem Altertum im Ägyptischen Museum in Berlin ausgestellt. So wissen wir auch, wie dieser schwarze Pharao aussah.
Unter Sargon wurde Aschdod erobert. Aber warum wollten die Assyrer die Philister erobern? Dieses Gebiet war mit Ägypten verbündet. Um Ägypten und den Sudan zu erobern – also nicht nur den Nahen Osten, sondern auch Teile Afrikas – musste zuerst das Land der Philister, der Gazastreifen und die umliegenden Gebiete eingenommen werden. Deshalb war dieses Ereignis von großer Bedeutung.
In dieser Zeit sprach der Herr zu Jesaja und gab ihm den Auftrag, auf eine besondere Weise zu handeln. Er sollte das Sacktuch von seinen Lenden lösen. Ein Sacktuch war ein Kleidungsstück aus Ziegenhaar, das früher üblich war, insbesondere bei Propheten. So wurde auch der Prophet Elija als „der Mann im Ziegenhaarmantel“ erkannt (2. Könige 1,8). In Sacharja 13,4 wird erwähnt, dass falsche Propheten eines Tages aufhören werden, ein Herrenkleid zu tragen, um als Propheten zu erscheinen, obwohl sie es nicht sind.
In Matthäus 3,4 wird von Johannes dem Täufer berichtet, dass er einen Kamelhaarmantel trug. In Hebräer 11,27 wird von Glaubenshelden gesprochen, die in Schafskleidern und Ziegenhaarkleidern in der Wüste lebten und viel Entbehrung auf sich nahmen. Das war also die typische Kleidung von Propheten.
Das erklärt auch, was Jesus in Matthäus 7 über „Wölfe im Schafspelz“ sagt: Das sind falsche Propheten, die sich als Gottes Diener ausgeben, aber in Wirklichkeit die Gemeinde zerstören. Diese falschen Propheten traten auch in der heutigen Zeit auf und sind keine Kleinigkeit, denn sie richten großen Schaden an.
Zurück zum Sacktuch: Jesaja sollte dieses Obergewand ablegen. In biblischer Zeit bedeutete „nackt sein“ oft, nur das Obergewand auszuziehen. Das zeigt etwas über die Sittlichkeit der Kleidung damals. Ohne Obergewand, aber noch mit Tunika, galt man als nackt. Heute meint man oft, man sei angezogen, obwohl man viel Haut zeigt. Damals war es üblich, zuhause eine weite, lockere Tunika zu tragen. Wenn man nach draußen ging, zog man das Obergewand an und gürtete sich, um bereit zu sein. Nun sollte Jesaja das Obergewand ausziehen und auch die Sandalen ablegen, also barfuß gehen. Das war nichts Unsittliches.
Jesaja tat also, wie ihm befohlen wurde: Er ging nackt und barfuß. Dies war ein Zeichen und Vorbild für die Zukunft Ägyptens und Äthiopiens. Nach der Eroberung Philistias würden die Assyrer tatsächlich Ägypten und den Sudan erobern. Die Kriegsgefangenen würden dann in Schande umhergehen, wie in Vers 4 beschrieben: junge Männer und Alte, nackt, barfuß und mit entblößtem Gesäß zur Schande Ägyptens.
Im Buch Jesaja wird nur von Nacktheit und Barfußsein gesprochen, doch in der Erfüllung kam die Schande Ägyptens auch mit entblößtem Gesäß. Das ist wichtig, denn viele Bibelleser haben sich gefragt, wie Jesaja damals wirklich herumging. Man muss genau lesen: Jesajas Verhalten war eine Andeutung auf die Schande, die über das vereinigte ägyptisch-kuschitische Reich kommen sollte.
Jesaja tat dies drei Jahre lang. Dabei ist zu beachten, dass diese Zeit schon etwa zwei Jahre vor dem Angriff der Assyrer auf die Philister begann. Dann kam das Jahr der Eroberung hinzu, und schließlich die Erfüllung der Prophezeiung.
Warum das alles? Gott wollte klar machen, dass auf Ägypten kein Verlass ist. In Vers 6 heißt es: „Und die Bewohner dieses Küstenlandes werden an jenem Tag sagen: ‘Siehe, so ergeht es mit unserer Zuversicht, wohin wir um Hilfe flohen, um vor dem König von Assyrien gerettet zu werden. Und wie sollten wir entrinnen?’“
In Israel gab es immer Menschen, die meinten, man müsse ein Bündnis mit der mächtigen ägyptischen Armee schließen, um die Bedrohung durch Assyrien abzuwehren. Doch Gott sagte: Keine Chance. Es war Gottes Plan, dass Assyrien den Nahen Osten bis nach Afrika erobern sollte – als Gericht über all diese Völker, unter anderem auch über die zehn Stämme Israels, die damals untergingen, sowie als Zuchtmaßnahme für das Königreich Juda.
Der Prophet Micha hatte vorausgesagt, dass die Assyrer zwar viele Städte im Königreich Juda erobern würden, doch die Bedrohung würde vor den Toren Jerusalems enden (Micha 1). Tatsächlich griffen die Assyrer 46 Städte in Juda an, darunter mächtige Städte wie Lachisch. Im letzten Moment griff Gott ein, sodass die assyrische Armee Jerusalem nicht einnehmen konnte.
Jesaja wollte allen, die ihr Vertrauen auf Ägypten setzten, klarmachen: Ihr dürft nicht auf Ägypten vertrauen, denn auch sie werden von den Assyrern besiegt werden. Hilfe von dort ist nicht zu erwarten.
Dieses Thema findet sich später auch in der Zeit Jeremias, etwa hundert Jahre später, als die Babylonier Jerusalem bedrohten. Viele wollten ein Bündnis mit Ägypten schließen, um die Babylonier zu besiegen, doch Jeremia sagte: Nein, der Herr hat beschlossen, die Stadt durch Babylon zu bestrafen. Man solle sich ergeben, dann werde es einem gut gehen; Widerstand würde den Fall der Stadt bedeuten.
Viele aber vertrauten auf Ägypten, statt auf Gott und sein Wort. Doch Ägypten konnte nie wirklich helfen, wenn es darauf ankam. Das erinnert auch an heutige politische Situationen, in denen man auf Großmächte vertraut und hofft, dass sie helfen. Doch oft wird man enttäuscht.
Ein Beispiel ist der frühere israelische Ministerpräsident Ariel Scharon, der in einer Fernsehrede sagte, Israel müsse seinen eigenen Weg gehen und nicht darauf achten, was Amerika oder andere wollen. Das war eine Erkenntnis, die das jüdische Volk schon lange hatte: Sie konnten auf Großmächte vertrauen, wurden aber immer wieder enttäuscht.
Wer hat ihnen geholfen, als die Nazis sechs Millionen Juden vernichteten? Auf welche Großmacht konnten sie damals vertrauen? Sie mussten ihren eigenen Weg gehen. So sagte Scharon: Wir müssen unseren eigenen Weg gehen und dürfen uns nicht auf andere verlassen.
Das können wir auch auf uns übertragen. Im Jeremia 17,5-8 heißt es:
„So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz vom Herrn weicht. Er wird sein wie ein Dornstrauch in der Steppe und wird nicht sehen, dass Gutes kommt. Er wird in dürren, unbewohnten Gegenden wohnen.
Aber gesegnet ist der Mann, der auf den Herrn vertraut und dessen Vertrauen der Herr ist. Er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, seine Wurzeln am Bach ausstreckt, sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt. Sein Laub bleibt grün, und er trägt auch im Dürrejahr Früchte.“
Es ist wichtig, bei der Prophetie nicht nur zu lesen und zu verstehen, worauf sie sich bezieht, sondern sich auch zu fragen: Was hat das für uns zu sagen? Wenn man die Prophetie so liest, gewinnt man aus jedem Kapitel einen praktischen geistlichen Nutzen.
Jesaja 21: Ausspruch über die Wüste des Meeres und Babylon
Ja, und jetzt folgt die große Kuchenpause. Wir kommen nun zu Jesaja 21, dem Ausspruch über die Wüste des Meeres. Das klingt zunächst etwas geheimnisvoll, aber wir werden gleich herausfinden, was damit gemeint ist.
Es ist das Wort „Midbar“, das eine Wüste bezeichnet, die eine gewisse Fruchtbarkeit hat, in der man Kleinvieh aufziehen kann. Das ist das typische Wort für eine solche Wüste hier: Midbar, die Wüste des Meeres. Es handelt sich also um ein Wüstengebiet, das am Meer liegt. Wir werden gleich sehen, dass sich das genau auf das Gebiet des heutigen Südirak plus Elam bezieht, also das heutige Südwestpersien oder den heutigen Südwestiran. Dieses Gebiet am Golf steht im Fokus der Prophetie.
Wenn man einen Kommentar zu Jesaja zur Hand nimmt, kann es sein, dass hier erklärt wird, es gehe um das Gericht über Babylon, das sich im Jahr 539 v. Chr. erfüllt hat, als die Perser – sprich Elam und Meder, beide Namen finden sich in Vers 2 – Babylon erobert haben. Doch es gibt ein Problem: Hier wird wirklich von einer Vernichtung Babylons gesprochen, und zwar so, dass es in Vers 9 heißt: „Und siehe, da kam ein Zug Männer, Reiter bei Paaren, und er hob an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babel, und alle geschnitzten Bilder seiner Götzen hat er zu Boden geschmettert.“
Jetzt hat man ein kleines Problem, wenn man die Geschichte kennt. Als nämlich die Perser und Meder Babylon oder Babel – das ist dasselbe – im Jahr 539 eroberten, war das praktisch nur ein kleiner Coup. Die Perser und Meder waren verbündet mit den babylonischen Priestern in der Stadt. Diese öffneten die Türen, sodass die fremde Armee in die Stadt hineinkommen konnte. In dieser Nacht feierte Belsazar seine Party (Daniel 5). Er wurde durch einen Schwertstreich getötet, und die Stadt Babylon wurde von den Persern übernommen.
Sie übernahmen praktisch den gesamten Beamtenapparat, wie er war. Darius der Meder wurde dann Unterkönig über Babylonien unter der Oberherrschaft des persischen Königs Kyros. Daniel, der ja ein hoher Beamter bei den Babyloniern unter Belsazar und seinem Vater Nabonid war, wurde als hoher Beamter übernommen. Darum ist er in Daniel 6 immer noch hoher Beamter.
Die Perser zerstörten damals die Götzen Babylons nicht, sondern übernahmen diese Götter einfach. Hier wird jedoch etwas anderes beschrieben: Babel wird vernichtet und die Götzen werden zusammengeschlagen.
Nun gab es eine Vernichtung Babylons noch vor dieser Eroberung durch die Medoperser, und zwar gerade in der Zeit von Jesaja und kurz danach. Der Hintergrund wird auf Blatt zwei des ausgeteilten Skripts erläutert.
Merodach-Baladan, ein chaldäischer, sprich babylonischer Prinz aus dem Gebiet des persischen Golfs, revoltierte um 722 v. Chr. Das war die Zeit, als die Assyrer das Zehnstämme-Reich zerschlugen und sehr beschäftigt waren. Er ergriff die Gelegenheit, um eine Revolution zu starten und sich vom Joch der Assyrer zu befreien. Mit Hilfe von Elam, also Südwestpersien, revoltiert er gegen Assyrien, konnte Babel erobern und wurde dort König.
Diesen Merodach-Baladan oder babylonisch ausgesprochen Marduk-Apal-Idina habe ich auf Seite eins ganz am Schluss erklärt. Dieser Marduk-Apal-Idina oder hebräisch ausgesprochen Merodach-Baladan wird ausdrücklich in der Bibel erwähnt, und zwar in Jesaja 39,1. Dieser König hatte Abgesandte zu Hiskia geschickt. Sie kamen zu Hiskia, diesem treuen, gläubigen König, auf Besuch. Natürlich bestand die Hoffnung, dass, wenn man mit denen gut auskommt, die sich so erfolgreich gegen Assyrien erhoben hatten, das auch eine Hilfe im Kampf gegen die Bedrohung sein könnte, die damals auf Juda und König Hiskia zukam.
König Hiskia zeigte den Abgesandten von Merodach-Baladan alle seine Schätze. Das wird alles in Jesaja 39 beschrieben, und das war ganz falsch. Er wollte so zeigen, was er alles hatte, und dabei stach ihn der Hochmut. Er zeigte all das gern, was er besaß. Es ist ähnlich, als habe man ein schönes Haus und einen Besuch. Manchmal gibt es Leute, die alles sehen wollen, oder? Und ja, warum nicht? Aber man kann dann wirklich alles zeigen und dabei ein Gefühl des Stolzes entwickeln, dass alles einem gehört und so schön ist. Ja, das war bei Hiskia so, und es wurde ihm zum Verhängnis.
Deshalb musste der Prophet Jesaja das Gericht über Hiskia ankündigen. Gott sagte zu Hiskia: Weil er so ein treuer Mann war, wird das Gericht nicht zu seiner Lebzeit kommen, sondern über seine Nachkommen.
Schlagen wir kurz Jesaja 39 auf. Man sollte ab Vers 1 lesen, und dann haben wir die Prophetie in Vers 5: „Da sprach Jesaja zu Hiskia: Höre das Wort des Herrn der Heerscharen! Siehe, es kommen Tage, da alles, was in deinem Haus ist und was deine Väter aufgehäuft haben bis auf diesen Tag, nach Babel weggebracht werden wird. Du hast Hoffnung auf Babel, aber die Babylonier werden deine Todfeinde werden. Sie werden alles, was du hast, an sich reißen. Es wird nichts übrig bleiben, spricht der Herr, und von deinen Söhnen, die aus dir hervorgehen werden, die du zeugen wirst, wird man nehmen, und sie werden Kämmerer sein im Palast des Königs von Babel.“
Hiskia sprach zu Jesaja: „Das Wort des Herrn ist gut, das du geredet hast.“ Und er sprach: „Es wird ja Friede und Bestand sein in meinen Tagen.“
So wurde die Erfüllung umgesetzt. Wir wissen aus dem Buch Daniel, Kapitel 1, wie dann später, über hundert Jahre danach, die Babylonier kamen. Sie belagerten Jerusalem, raubten Tempelschätze und nahmen dabei auch junge Leute aus königlichem Geschlecht mit. Darunter war Daniel und seine drei Freunde. Sie waren alle aus königlichem Geschlecht. So erfüllte sich die Prophetie, dass sie Kämmerer in Babylon werden sollten. Schließlich zerstörten die Babylonier alles in Jerusalem und brachten es nach Babel.
Das war ein großer Fehler von Hiskia, dass er Hoffnung auf Babylon setzte. Er hätte unbedingt auf die Prophetie in Kapitel 21 achten müssen.
Kehren wir nun zum Hintergrund zurück. Merodach-Baladan, der chaldäische Prinz aus dem persischen Golf, revoltierte um 722 v. Chr. mit Hilfe von Elam gegen Assyrien, eroberte Babel und wurde dort König.
Dann, 710 v. Chr., kam Sanherib, der große König von Assyrien, und vertrieb Merodach-Baladan, den König von Babylon. Nach dem Tod Sargons lehnte sich Merodach-Baladan mit Hilfe von Elam nochmals gegen Sanherib auf. So kam es, dass im Jahr 702 Sanherib Elam verwüstete, Südwestpersien wurde zusammengeschlagen, und 689 legte Sanherib Babylon in Staub und Asche.
Damals wurde Babylon wirklich verwüstet und zerstört. Hier erfüllte sich Jesaja 21,9: „Und siehe, da kam ein Zug Männer, Reiter bei Paaren, und er hob an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon oder Babel, und alle geschnitzten Bilder seiner Götzen hat er zu Boden geschmettert.“
Jetzt verstehen wir die Wüste des Meeres. Wir kommen zurück auf Vers 1, das Gebiet von Südirak mit Babylon oder Babel ist gemeint. Babel ist die hebräische Aussprache des Namens, Babylon die griechische Aussprache. Südwestpersien, Elam, ist in diesem Begriff eingeschlossen. Es gibt kein anderes Wort für diese Gegend, darum bezeichnet der Prophet sie einfach als die Wüste, die am persischen Meer liegt.
In Vers 1 heißt es: „Wie Stürme, wenn sie im Süden daherfahren, so kommt es aus der Wüste, aus furchtbarem Land. Ein hartes Gesicht ist mir kundgetan.“ Dort sieht man den ganzen Tumult, der wie ein Sturm kommt. „Ein hartes Gesicht ist mir kundgetan, der Räuber raubt und der Verwüster verwüstet.“ Die Ausdrücke „Räuber“ und „Verwüster“ werden für Assyrien gebraucht, zum Beispiel in Kapitel 33,1. Dort wird das Gericht über Assyrien angekündigt. Wir werden später noch viel mehr über die Zukunft Assyriens hören.
Nur kurz dieser Vers: „Wehe dir, Verwüster, und du selbst wurdest nicht verwüstet, und du, Räuber, und man hat dich nicht beraubt.“ Genau die gleichen Ausdrücke. Hier geht es also um die Assyrer unter Sanherib, die sich aufmachen, um die Revolution am Golf niederzuschlagen, diesen Sturm aus der Wüste.
Dann wird gerufen: „Ziehe hinauf, Elam, belagere Medien!“ Elam wird aufgerufen, zur Hilfe zu kommen für die Stadt und das Königreich Babylon. Auch das Volk nördlich von Elam, die Meder, sollen kommen. „All ihrem Seufzen mache ich ein Ende.“ So sprechen die Befreier. Merodach-Baladan sagt: „Ich bin der große Befreier. Allen, die von Assyrien, diesem Räuber und Verwüster, Leid erdulden mussten, mache ich ein Ende.“
Dann sagt der Prophet: „Darum sind meine Lenden voll Schmerzes, Wehen haben mich ergriffen wie die Wehen einer Gebärenden. Ich krümme mich, dass ich nicht hören kann, bin bestürzt, dass ich nicht sehen kann. Mein Herz schlägt wild, schaudert, ängstigt mich. Die Dämmerung, die ich liebe, hat er mir in Beben verwandelt.“
Der Prophet ist entsetzt über das Gericht, das jetzt über Babylon und Elam kommt. Das erinnert an die Prophetie über Moab in den Kapiteln 15 und 16, wo der Prophet weint, weil das Gericht über das Volk Moab kommen musste. Der Prophet freut sich nicht, wenn das Gericht die Nationen trifft, auch wenn sie es verdient haben, sondern er leidet mit.
Es ist wichtig zu sehen, dass selbst dort, wo ein Leid über ein Volk kommt, das sich schwer versündigt hat, der Prophet mitfühlt. Was ist etwa in Pakistan in jüngster Zeit geschehen? Gerade in der Provinz Punjab wurden Christen umgebracht, es gab grausame Christenverfolgung. Nun kommt Not über Pakistan. Wir würden uns versündigen, wenn auch nur verborgen ein Gefühl der Freude darüber entstünde. Der Prophet weint über diese Not.
Das ändert jedoch nichts daran, dass Gott handelt und heute in der Weltgeschichte aktiv ist. Das muss man gar nicht groß verkündigen, es ist interessant, wie die Menschen dasselbe merken. Zum Beispiel in einer Provinz in Indien, wo in den vergangenen Jahren viel Christenverfolgung geschah. Dort kam wiederholt eine schreckliche Katastrophe über das Gebiet, und Hindus sagten, das sei das Gericht des Gottes der Christen. Die Menschen merken selbst, was diese Dinge bedeuten.
Auch als die schreckliche Katastrophe über Haiti kam: Ein Europäer hätte kaum etwas gesagt, was Gott in diesen Dingen zu sagen hat. Aber man muss hören, was die Haitianer selbst sagen. Es ist ein Land, das vor Jahren ausdrücklich Satan geweiht worden war, von Präsidenten, und schon lange Zeit vorher. Es ist ein Land voller schwarzer Magie, Voodoo-Zauber, voller Unzucht. Man kann sich kaum vorstellen, wie verirrt diese Zustände sind. Doch jetzt wurde von höchster Stelle in Haiti zu Buße und Umkehr zu Gott aufgerufen.
Das ist gewaltig, aber so etwas möchte man bei uns hören, wenn man auf Not reagiert: Das hat uns etwas zu sagen. Was? Es zeigt uns, dass wir umkehren sollen. So sind diese Ereignisse nicht nur Gottes Zuchtrute, sondern auch sein überdeutliches Reden, damit wir Menschen umkehren.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie der Prophet Jesaja leidet, wie eine schwangere Frau, die leidet. Geburtsschmerzen gehören zu den stärksten Schmerzen überhaupt. Man teilt Schmerzen von eins bis zehn ein – nicht nur die Härte von Edelsteinen, wie wir heute Morgen gesehen haben, sondern auch Schmerzen.
Als ich mal im Krankenhaus war wegen sehr starker Schmerzen, fragte man mich, wie ich die Schmerzen von eins bis zehn einordnen würde. Ich musste damals erbrechen wegen der Schmerzen. Ich sagte vielleicht sechs oder sieben, aber für die Ärzte war es zehn. Sie gaben sofort Morphin. Man muss sich vorstellen, das waren etwa die Schmerzen, die man bei der Geburt hat, aber man vergisst sie später.
Meine Frau hat das sechsmal erlebt, und es ist so. Die Freude danach ist so gewaltig.
Hier wird dieses Leiden des Propheten beschrieben, diese Schmerzen, bei denen man einfach nicht mehr kann. So empfindet er es, selbst wenn ein sündiges Volk wegen der Revolution unter das Gericht kommt.
Weiter in Vers 5: „Man rüstet den Tisch, es wacht die Wache, man isst und trinkt.“ Das richtet sich an die Menschen, die nicht realisieren, was eigentlich kommt. Sie leben sorglos dahin, doch eine Katastrophe naht.
„Steht auf, ihr Fürsten, salbt den Schild!“ Jetzt geht es um einen ernsten Kampf, wenn Sanherib kommt, um diesen Aufstand niederzuschlagen. Die Schilde wurden mit Tierfellen überzogen und mussten immer wieder mit Öl eingesalbt werden, damit das Fell nicht bricht. Das nur zum Verständnis des Textes.
„Also macht euch bereit für den Kampf, damit alles funktioniert.“
Vers 6: „Denn also hat der Herr zu mir gesprochen: Gehe hin, stelle einen Wächter auf! Was er sieht, soll er berichten.“
Jesaja musste also jemanden beauftragen, die kommenden Ereignisse genau zu beobachten, damit dieser als Berichterstatter immer sagen kann, wie weit es ist. Was er sieht, soll er berichten.
Er sah einen Reiterzug, Reiter bei Paaren, einen Zug Esel, einen Zug Kamele. Er horchte gespannt mit großer Aufmerksamkeit und rief wie ein Löwe: „Herr, ich stehe auf der Turmwarte beständig bei Tage und auf meinem Wachtposten. Siehe, da stehe ich da alle Nächte hindurch! Und siehe, es kam ein Zug Männer, Reiter bei Paaren, und erhob an und sprach: Gefallen, gefallen ist Babel, und alle geschnitzten Bilder seiner Götzen hat er zu Boden geschmettert.“
Dann wird seine Botschaft an Israel gerichtet: „Du mein Gedroschenes und Sohn meiner Tenne.“ Israel wird hier verglichen mit dem Material, das in der Tenne durchgeklopft wird, gedroschen wird.
Israel musste viel von Assyrien leiden, hoffte, Babylon könnte einen Ausweg bieten, ein Gegengewicht gegen Assyrien sein. Doch Gott sagt: „Nein, könnt ihr vergessen, Babel wird fallen.“
„Was ich vom Herrn der Heerscharen, dem Gott Israels, gehört habe, habe ich euch verkündigt.“ Gott hat beschlossen, dass die Weltgeschichte so verlaufen soll, und so ist es auch gekommen.
Weiter in Vers 11: „Ausspruch über Duma: Aus Seir ruft man mir zu: Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Wächter, wie weit in der Nacht?“
Der Wächter spricht: „Der Morgen kommt, und auch die Nacht. Wollt ihr fragen, so fragt! Kehret um, kommet her!“
Eine kurze, wieder etwas geheimnisvolle Prophetie.
Zuerst ein paar Begriffserklärungen: Seir habe ich im Skript erklärt. Seir ist ein anderer Name für Edom. Schlägt man 1. Mose 32,3 auf, sieht man, dass es das Land ist, in dem Esau, der auch Edom genannt wurde, und seine Nachkommenschaft wohnten. Das sind die rötlichen Berge, die Bergkette im heutigen Südjordanien entlang der Tiefebene der Arawah in der Negevwüste.
Aus Seir ruft man Jesaja, den Wächter: „Wie weit ist es in der Nacht?“ Propheten werden in der Bibel als Wächter bezeichnet. Man lese Hesekiel 3 und Hesekiel 33, dann sieht man, dass der Prophet der Mann ist, der auf dem Turm steht und von Gott Anweisung über kommende Nöte und Probleme dieser Welt erhält, um die Menschen zur Umkehr aufzurufen, solange noch Gnadenzeit ist.
Der Prophet als Wächter muss die Zeichen der Zeit erklären. Das Wort Gottes ist abgeschlossen mit der Offenbarung. Dort wird ganz deutlich gesagt (Offenbarung 22), dass niemand neue Prophetien hinzufügen soll, sonst kommen die Plagen aus diesem Buch über ihn.
Wir haben den Dienst der Propheten in der Bibel, und was wir heute brauchen, ist, dass diese Prophetie richtig auf die Zeit angewandt wird.
Ich möchte in diesem Zusammenhang eine schöne Stelle aus 1. Chronik zeigen, als praktische Anwendung.
Dort sind die Kinder Issachar ein besonderes Beispiel. 1. Chronik 12,32 beschreibt die Armee von König David. David ist ein schönes Beispiel oder Hinweis auf den Messias, den Sohn Davids.
In seiner Armee gab es diese Leute: „Von den Kindern Issachar Männer, welche Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste. Ihre Häupter zweihundert, und alle ihre Brüder folgten ihrem Befehl.“
In der Alten Elberfelder gibt es eine interessante Fußnote zu „Männer, welche Einsicht hatten in die Zeiten“: Das heißt ein richtiges Urteil in der Erwägung der Zeitverhältnisse.
Das waren Männer, die Einsicht in die Zeitverhältnisse hatten, um zu sehen, was Israel tun muss.
Genau das brauchen wir heute: Anhand des Wortes Gottes die Zeichen der Zeit erkennen, prophetisch sehen, welche Besonderheiten und Gefahren die heutige Zeit mit sich bringt, um zu wissen, wie das Volk Gottes richtig auf diese Herausforderungen reagieren soll.
Ein Beispiel für Gläubige heute, die anhand des Wortes Gottes – ohne Neuoffenbarung – ein Urteil über die Zeitverhältnisse haben, um zu wissen, was Israel als Volk Gottes zu tun hat.
Also ruft aus Seir ein Mann: „Wächter, wie weit ist es in der Nacht?“
Die ganze Not kam damals durch die grausame assyrische Armee, die ein Volk nach dem anderen unterwarf und besiegte. Sie waren bekannt dafür, ihre Kriegsgefangenen bei lebendigem Leib zu häuten, ihnen die Zunge herauszuschneiden, Augen auszustechen – alles, was man heute als Kriegsverbrechen bezeichnen würde. Ihre gesamte Kriegführung bestand aus Kriegsverbrechen.
Alle Völker zitterten. Ein Volk nach dem anderen geriet unter die Herrschaft Assyriens, das sich vom Nordirak aus in alle Richtungen ausdehnte.
Dann fragt ein Mann aus Seir, der Wächter Jesaja: „Wie weit ist es in der Nacht, in dieser dunklen, schweren Zeit, in der wir sind? Kommt bald der Morgen?“
Der Prophet antwortet: „Der Wächter spricht: Der Morgen kommt, und auch die Nacht.“
Jawohl, es kommt wieder eine Zeit der Ruhe, aber auch gleich wieder Not. Man darf nicht meinen, jetzt sei alles vorüber, die Weltgeschichte plötzlich schön und gut. Nein, es kommt der Morgen, aber auch gleich wieder die Nacht.
Dann fügt er etwas ganz Wichtiges hinzu: „Wollt ihr fragen, so fragt! Kehret um, kehrt um!“
Warum lässt Gott all diese Not zu? Es ist, um uns Menschen aufzurütteln.
Gott ist Liebe und könnte nur durch seine Freundlichkeit zu uns sprechen. Aber die Realität zeigt: Wenn viele Zeugnis geben würden, wie sie zu Gott umgekehrt sind und zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen sind, würden viele erzählen, wie sie durch schwere Wege im Leben geführt wurden und dabei die Notwendigkeit der Umkehr erkannten.
Ich habe es erlebt: Spricht man mit Leuten über den Glauben, sagen manche: „Das brauche ich nicht, mir geht es gut.“ Dabei habe ich nichts gesagt. Wenn man zum Glauben kommt, geht es einem nicht immer gut. Man muss viele Prüfungen durchstehen. Das sagt niemand, aber sie sagen: „Mir geht es gut.“
Wie kann Gott dann nur durch Freundlichkeit sprechen? Es gibt so viele Freundlichkeiten, die jeder Mensch in seinem Leben erlebt.
Darum steht auch in Apostelgeschichte 14, dass Paulus zu den Heiden sagt, Gott habe in vergangenen Generationen die Völker ihren eigenen Weg gehen lassen, sich aber nicht unbezeugt gelassen, indem er fruchtbare Zeiten gab und die Herzen mit Fröhlichkeit erfüllte.
Das ist alles Gottes Wirken. Auch wenn Menschen Gott nicht kennen, haben sie eine natürliche Fröhlichkeit, wenn sie genügend zu essen haben. Das ist die Freundlichkeit Gottes.
Doch die Menschen fragen nie: „Warum gibt uns Gott zu essen?“ Sie fragen nie, warum es in der Schweiz kein verheerendes Erdbeben wie in Haiti gibt.
Wenn aber ein Erdbeben kommt, sagen sie: „Wo ist Gott? Wie kann er das zulassen?“
Das ist seltsam. Über all die Freundlichkeit machen sie sich keine Gedanken. Sie sagen nicht: „Warum ist Gott so freundlich, obwohl wir das nicht verdient haben?“
Deshalb spricht Gott auf zwei Arten, wie es in Römer 11 heißt: Die Güte und die Strenge Gottes.
Gott kann durch Güte sprechen, er kann durch Strenge sprechen, aber das Ziel ist, uns zur Umkehr zu führen.
Darum sagt der Prophet Jesaja: „Ihr dürft Fragen stellen über die Prophetie, aber kehrt um, tut Buße, bereut eure Schuld, nehmt die Vergebung Gottes an, kommt her!“
Jesaja 21,13-17: Prophetie über Arabien
Jetzt eine ganz praktische Frage: Wie ist das wohl abgelaufen? Kam da ein Mann aus Seir nach Jerusalem, besuchte Jesaja und fragte: „Wächter, wie weit ist es in der Nacht?“ Nein, man muss sich das prophetisch vorstellen, ähnlich wie in Apostelgeschichte 16. Paulus hatte einen Traum. Er war damals in der Türkei, und es war unklar, wohin die weitere Missionsreise führen sollte.
Ein entscheidender Punkt in Apostelgeschichte 16 war, dass Paulus nach Europa kommen würde, unseren Kontinent betreten sollte. Dann sah er im Traum einen mazedonischen Mann, der rief: „Komm herüber und hilf uns!“ Wie wusste Paulus, dass dieser Mann aus Mazedonien kam? Vielleicht am Akzent oder an der Kleidung. Aber natürlich war das kein Mann, der wirklich so gerufen hat, sondern in der Vision rief ein Mazedonier: „Wir brauchen das Evangelium, komm herüber!“ Der Traum drückte also aus, was im tiefsten Herzen der Menschen in Mazedonien war. So ging Paulus nach Europa. Die erste Stadt war Philippi, und dort begann die Paulusmission auf unserem alten Kontinent.
Man muss sich also vorstellen, dass ein Mann aus Seir in der Vision Jesaja ruft: „Wächter, wie weit ist es in der Nacht? Der Morgen kommt, und auch die Nacht.“ Wollt ihr fragen, so fragt. Kehrt um, kommt her!
Vers 13: Ausspruch über Arabien
„In der Wildnis von Arabien müsst ihr übernachten. Karawanen der Dedaniter, bringt dem Durstigen Wasser entgegen! Die Bewohner des Landes Thema kommen mit ihrem Brot dem Flüchtling entgegen, denn sie flüchten vor den Schwertern, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen und vor der Wucht des Krieges. Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Binnen Jahresfrist, wie die Jahre eines Tagelöhners, wird alle Herrlichkeit Kedars verschwinden, und die übrigbleibende Zahl der Bogen der Helden, der Söhne Kedas, wird gering sein. Denn der Herr, der Gott Israels, hat geredet.“
Ich muss noch kurz etwas zum Abschnitt über Duma ergänzen. Duma heißt auf Deutsch „Schweigen“ oder „Stille“. Darin steckt natürlich ein Wortspiel, denn das Wort Duma kommt auch als gewöhnliches Wort – nicht als Ortschaftsname – in der Bibel vor. Zum Beispiel in Psalm 94 (die genaue Stelle gebe ich gleich an). Dort wird über die Totenstille gesprochen, also das Verhängnis des Totenreiches, aus dem Gott allein retten kann.
So drückt Duma, „Schweigen“ oder „Stille“, die Not des Sterbens und des Todes aus. Es ist also ein Wortspiel. Die Gegend Edom heißt ja auch Edom, und wenn man die Buchstaben ein wenig umstellt, kann man daraus Duma lesen, also „Schweigen“, „Stille“. Das zeigt die Not, die über Edom gekommen ist.
Sanherib berichtete bereits im Jahr 734 und Sargon im Jahr 711, dass sie von Edom Tribut genommen hatten. Das zeigt, dass die Assyrer auch Edom erobert und vernichtet hatten. Duma ist aber ein tatsächlicher Ort, und zwar einige Kilometer südlich vom Kerngebiet Edom im heutigen Saudi-Arabien, südöstlich der Berge Edom.
Auf Arabisch heißt dieser Ort Duma, genauer Dumat al-Dschandal, das „steinige Duma“, weil er sich in einem tiefen, von Felsen umgebenen Kessel befindet – eine Oase. Dieses Duma gehörte zeitweise zu Edom, und darum wurde es hier als Titel „Ausspruch über Duma“ verwendet.
Die Prophetie geht nun weiter nach Arabien. Der Titel macht klar: „Ausspruch über Arabien“. Die Verse 13 bis 17 sind also eine Prophetie über die arabischen Wüstenbewohner im heutigen Saudi-Arabien. Auch sie sollten durch die Assyrer gerichtet werden.
In Vers 13 werden die Dedaniter speziell erwähnt. Dedan ist ein arabischer Stamm, benannt nach der Ortschaft Dedan, einer großen Oase, die heute Al Ula heißt. Sie liegt 170 Kilometer südwestlich von Tema im heutigen Saudi-Arabien.
In Vers 14 wird das Land Tema erwähnt. Tema ist eine Stadt im heutigen Saudi-Arabien, und das Gebiet um die Stadt wird Land Tema genannt – ebenfalls eine große Oase.
In den Versen 16 bis 17 wird wiederholt der Ausdruck „Söhne Kedas“ verwendet. Das ist ebenfalls ein großer arabischer Stamm oder sogar Stammesverband im nördlichen Saudi-Arabien. Kedar selbst war ein Sohn Ismaels (1. Mose 25,13). Ismael hatte insgesamt zwölf Söhne, einer davon war Kedar.
Man sieht daran, dass Muhammad nicht falsch lag, als er sich selbst als Ismailit bezeichnete. Die hier erwähnten Orte liegen alle in der Nähe von Mekka und Medina. Hier haben wir also wirklich Saudi-Arabien im Blick.
Um das Jahr 715 gibt es eine Inschrift von Sargon, dem König von Assyrien, in der er über den Sieg über mehrere arabische Stämme berichtet. Er hat solche Araber dann nach Samaria deportiert, in das Gebiet, wo früher die zehn Stämme lebten.
So hat sich auch diese Prophetie erfüllt.
Jesaja 21, Vers 1-12: Ausspruch über das Tal der Gesichte – Jerusalem und Juda unter Assyrischer Bedrohung
Wir kommen zu dem Kapitel „Ausspruch über das Tal der Gesichte“. Auch hier ist der Text wieder ein wenig geheimnisvoll. Bereits in Kapitel 21 gab es den „Ausspruch über die Wüste des Meeres“, und davor den Ausspruch über Dumas – auch diese waren rätselhaft. Nun folgt der Ausspruch über das Tal der Gesichte. Es geht hier um Jerusalem.
Wir befinden uns in dem Teil, der von den heidnischen Völkern spricht. Es wird berichtet, wie die Assyrer kommen und das Königreich Juda angreifen werden. Zwar, wie wir aus Micha wissen (Micha 1), wird die Stadt Jerusalem selbst nicht zerstört. Sie wurde bewahrt, weil Hiskia eindringlich Gott um Schutz gebeten hatte. Doch 46 Städte in Juda wurden zerstört, wie ich bereits erklärt habe. Dies wird hier prophetisch angekündigt.
Der Ausdruck „Tal der Gesichte“ ist eine bildliche Bezeichnung für Jerusalem beziehungsweise für das Kidrontal, das sich entlang der Davidstadt erstreckt – dort, wo die Könige Judas regierten. In diesem Tal wirkte Jesaja als Prophet. Erinnern wir uns an Jesaja 7: In der Zeit von König Ahas beauftragte Gott Jesaja, dem König am Weg zum Wasser der Quelle im Kidrontal zu begegnen. Man kann diesen Ort heute noch genau bestimmen, ganz in der Nähe des Silorteichs. Dort wurde die ganze Offenbarung über die unmittelbare Zukunft und das Kommen des Messias, des Sohnes einer Jungfrau, dem König mitgeteilt. Das ist das Tal der Gesichte.
Hier wird nun beschrieben, wie die Assyrer kommen und alles verwüsten werden. Hiskia wusste, dass es schlimm werden würde. Er dachte: Meine Vorfahren haben den Assyrern Tribut gezahlt, aber wir sind Gottes Volk und müssen das nicht tun. Deshalb hörte er auf, Tribut zu zahlen. Doch er wusste auch, dass die assyrische Armee kommen würde. Deshalb nahm er einige bauliche Veränderungen vor. Er musste die Gihon-Quelle, die Hauptwasserversorgung Jerusalems, sichern. Diese Quelle lag außerhalb der Stadt im Kidrontal.
Hiskia ließ die Quelle abdecken und leitete das Wasser durch einen neuen Kanal in die Stadt, in einen neuen Teich. Den Silua-Kanal, den schon die Kanaaniter vor tausend Jahren gebaut hatten und der zum Siloah-Teich führte, musste er trockenlegen. Dort gab es offene Fenster, die als automatische Bewässerungsanlage für die Gärten im Kidrontal dienten. Wenn Wasser durch diesen Kanal floss, war klar, dass Jerusalem Wasser hatte. Kam kein Wasser, dachte man, die Stadt sei ohne Wasser.
Hiskia leitete das Wasser also um. Die Gihon-Quelle lieferte weiterhin Wasser, aber nun direkt in die Stadt hinein. Wenn die Assyrer mit ihrem Geheimdienst die Lage beobachteten, würden sie denken: „Oh, da kommt kein Wasser mehr, sie sitzen auf dem Trockenen.“ So kam es dann auch, als die Assyrer anrückten. Wir werden das später noch in Jesaja 36 bis 39 genauer betrachten.
Die Assyrer spotteten und sagten: „Hört nicht auf Hiskia! Ergebt euch, euer Gott kann euch nicht retten. Wenn ihr euch nicht ergibt, werdet ihr euren eigenen Harn trinken.“ Sie machten sich lustig, weil sie glaubten, Jerusalem habe kein Wasser mehr. Doch Hiskia antwortete: „Ihr dürft nicht mit ihnen sprechen. Wir wissen, dass Gott uns versorgt.“
Hiskia ließ große bauliche Veränderungen vornehmen. Er sah, dass die Mauer nicht mehr intakt war, und renovierte sie neu. Einen Mauerabschnitt baute er sogar ganz neu auf. Dafür ließ er bestehende Häuser abreißen, um schnell Baumaterial zu gewinnen. Diese Mauer wurde vor einigen Jahren ausgegraben, im Zuge der Nachwirkungen des Sechstagekriegs. Im heutigen jüdischen Viertel wurde die sogenannte „breite Mauer“ (Broad Wall) entdeckt – die originale Mauer aus der Zeit Hiskias. Man sah auch die zerstörten Häuser, die als Steinbruch dienten.
Das finden wir alles in diesem Kapitel beschrieben. Es ist wichtig, zu wissen, worum es geht, um den Text besser zu verstehen. Wenn man nicht weiß, worum es geht, versteht man oft nur Bahnhof, obwohl der Text auf Deutsch ist.
Der Ausspruch über das Tal der Gesichte beginnt mit den Worten: „Was ist dir denn, dass du insgesamt auf die Dächer gestiegen bist, oh getümmelvolle, lärmende Stadt, du verlockende Stadt!“ Jesaja spricht hier zu Jerusalem. Die Leute steigen auf die Dächer, sind übermütig und selbstsicher, weil sie glauben, alle Vorbereitungen getroffen zu haben. Sie denken, die Assyrer hätten keine Chance.
Jesaja warnt sie, sich nicht so zu freuen und übermütig zu sein. Es wird sehr schlimm werden – zwar nicht in Jerusalem selbst, aber in ganz Juda. Er sagt: „Deine Erschlagenen sind nicht vom Schwert Erschlagene.“ Das bedeutet, viele werden durch Pest sterben, ohne vom Schwert getötet zu werden. Auch viele Flüchtlinge werden nicht im Kampf, sondern auf der Flucht umkommen.
„Alle deine Oberen, flüchtend allzumal, wurden ohne Bogen gefesselt. Alle in dir Gefundenen wurden miteinander gefesselt, fernhin wollten sie fliehen.“ Das heißt, viele Offiziere und Anführer, die in der Armee dienten, werden gefangen genommen, ohne dass sie kämpfen müssen. Sie werden gefesselt und gefangen genommen.
Jesaja sagt weiter: „Darum sage ich: Schaut von mir weg, dass ich bitterlich weine. Dringet nicht in mich, um mich zu trösten über die Zerstörung der Tochter meines Volkes!“ Er ist tief betrübt und weint über die Not, die über sein Volk kommt.
Wir sehen hier, dass Jesaja sowohl über die Heiden als auch über sein eigenes Volk weint, wenn er sieht, wie Gott es züchtigen muss. Wegen ihres Unglaubens und ihres falschen Vertrauens auf militärische Hilfe statt auf Gott selbst.
„Denn es ist ein Tag der Bestürzung und der Zertretung und der Verwirrung vom Herrn, dem Herrn der Heerscharen im Tal der Gesichte, ein Tag, der Mauern zertrümmert und Wege schreit, halt nach dem Gebirge hin!“
Als der Rabschekê mit seiner Armee vor Jerusalem stand und versuchte, die Stadt kampflos einzunehmen, zerstörte die assyrische Armee zur gleichen Zeit eine mächtige Stadt in der Nähe. Es war eine schreckliche Not. Jerusalem wurde verschont, aber an anderen Orten wurden die Mauern zerstört.
Wir können das kurz in 2. Chronik 32,1 nachlesen: „Nach diesen Dingen und dieser Treue kam Sanherib, der König von Assyrien, und drang in Juda ein und lagerte sich bei den festen Städten. Er gedachte, sie für sich zu erobern.“
In Vers 9 heißt es: „Nach diesem sandte Sanherib, der König von Assyrien, seine Knechte nach Jerusalem. Er war aber noch vor Lachis mit seiner ganzen Macht bei Hiskia, dem König von Juda, und ganz Juda, das in Jerusalem war.“ Lachis war eine stark befestigte Stadt, die Sanherib zerstörte. Archäologisch sind die Spuren dieses Krieges noch sichtbar. Die Zerstörung von Lachis erfüllt die Prophezeiung aus Jesaja 22.
Weiter heißt es in Vers 6: „Und Elam trägt den Köcher mit bemannten Wagen und mit Reitern, und Kir entblößt den Schild.“ Elam (Südwestpersien) bildete die südliche Flanke des assyrischen Reiches, Kir (im heutigen Armenien) die nördliche Flanke. Von überall her wurden Kontingente zusammengezogen, um Juda zu zerschlagen.
Vers 7: „Und es wird geschehen: Deine auserlesenen Täler werden voll Wagen sein, und die Reiter nehmen Stellung gegen das Tor. Er deckt den Schleier auf von Juda, und du blickst an jenem Tag nach den Waffen des Waldhauses.“
Das Waldhaus war ein Gebäude, das Salomo gebaut hatte, um Waffen zu lagern. Die Juden in Jerusalem blickten auf das Waldhaus, das Zeughaus, als ihre Hilfe. Sie sahen die Risse in der Stadt Davids, dass viele Häuser zerstört waren. Sie sammelten Wasser des unteren Teiches und zählten die Häuser Jerusalems. Sie rissen Häuser ab, um die Mauern zu befestigen. Genau das hatte Hiskia getan.
Man sieht, dass die Mauern ausgebessert und das Kanalsystem mit den Teichen neu organisiert werden musste. Ein Behälter wurde zwischen den Mauern für das Wasser des alten Teiches angelegt. Doch sie blickten nicht auf den, der das alles getan hatte, und sahen nicht auf den, der von fern das Ganze gebildet hatte.
Jesaja sagt, sie vertrauen auf menschliche Sicherheiten, nicht auf den Herrn. Nun wird es noch schlimmer, und der Herr, der Herr der Heerscharen, ruft an jenem Tag zum Weinen, zur Wehklage, zum Haarscheren und zur Sackumgürtung. Gott ruft das Volk auf, Buße zu tun und umzukehren.
Doch das Volk antwortet: „Wonne und Freude, Rinder würgen und Schafe schlachten, Fleisch essen und Wein trinken, lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir.“
Der Herr der Heerscharen hat sich meinen Ohren geoffenbart: „Wenn euch diese Missetat vergeben wird, bis ihr sterbt“, spricht der Herr, der Ewige, der Herr der Heerscharen.
Sie vertrauen auf ihre menschlichen Sicherheiten, anstatt auf den Herrn zu vertrauen. Sie leben nur für den Moment und schauen nicht in die Zukunft. Das ist eine eindrückliche Beschreibung unserer Gesellschaft. Man will sich nicht mit Tod und Zukunft auseinandersetzen, sondern einfach den Moment genießen.
„Lasst uns fressen und saufen, denn morgen sterben wir.“ Dieses Zitat nimmt der Apostel Paulus in 1. Korinther 15 wieder auf. Für diejenigen, die die Auferstehung leugnen, ist der Augenblick alles. Zukunft interessiert sie nicht. Gott sagt hier, dass solche Menschen das Gericht verdienen.
Nun machen wir einen Sprung zu den Versen 15 bis 25. Hier geht es um Schebna, den Verwalter des Königshauses, und um Eliakim. Schebna ist bekannt aus der Geschichte Hiskias in 2. Chronik 29 und den folgenden Kapiteln. Er war der oberste Minister im gläubigen Königshof.
Doch hier wird deutlich, dass Schebna in seinem Herzen gottlos war. Gott spricht das Gericht über ihn aus. Er soll abgesetzt werden und in der Verbannung sterben. An seine Stelle wird ein treuer Mann, Eliakim, gesetzt.
Diese Prophetie betrifft zwei Einzelpersonen aus dem Volk Gottes. Der eine, Schebna, erscheint in 2. Chronik als ein guter Mann. Doch hier wird offenbart, was in seinem Herzen wirklich ist, und Gottes Gericht wird über ihn ausgesprochen. Solche Menschen im Volk Gottes scheinen in Ordnung zu sein, stehen aber in ihrem tiefsten Inneren nicht klar zu Gott.
Eliakim hingegen wird hervorgehoben. Er ist ein treuer Mann, dem Gott die Verantwortung für das oberste Amt übergeben will.
Jesaja 23: Gericht und Wiederherstellung von Tyrus
Kapitel 23 enthält die Prophetie über Tyrus, die Stadt Tyrus. Tyrus im Libanon war die wichtigste der sechs bis acht Städtekönigreiche der Kanaaniter im Libanon. In dieser Zeit stieg Tyrus zur absoluten Welthandelsstadt Nummer eins auf.
Die Bewohner waren sehr geschickte Schiffsbauer. Sie bauten Schiffe, mit denen sie sich über die Meere wagten wie kein anderes Volk. Deshalb nennt die Bibel ihre Schiffe Tarsischiffe. Diese Schiffe konnten bis in den äußersten Westen segeln, wo für die meisten Menschen damals die Welt endete. An anderer Stelle spricht die Bibel vom äußersten Westen, von dem aus einmal Juden heimkehren werden.
Diese Tarsischiffe und die Stadt Tyrus waren erfolgreich und stellten eine unglaubliche Handelsmacht dar. Gott spricht in der Prophetie jedoch Gericht über Tyrus aus: Die Stadt wird zusammengeschlagen werden.
Um zu zeigen, wie konkret dies beschrieben wird, heißt es: „Heult, ihr Schiffe von Tarsis, denn Tyrus ist verwüstet, ohne Haus, ohne Eingehenden.“ Vom Land der Kiter, der Insel Zypern, wird es ihnen kund.
„Verstummt, ihr Bewohner der Insel! Zidonische Kaufleute, die das Meer befahren, füllten dich.“ Hier werden die tyrischen Handelsleute angesprochen, die auf ihren Schiffen bis nach Spanien segelten. Jetzt kehren sie zurück, machen eine Zwischenlandung in Zypern und erfahren dort, dass Tyrus gefallen ist. Die Schreckensbotschaft erreicht sie im Ausland.
Weiter wird beschrieben, wie Tyrus Handel trieb, auch mit Ägypten. Die Ägypter werden traurig sein, weil die Handelsbeziehungen zerstört werden. Es ist vergleichbar mit heute: Wenn Handelsbeziehungen und Erfolge verloren gehen, sind die Menschen tief traurig. Wenn jedoch die Beziehung zu Gott fehlt, interessiert das viele gar nicht.
So wird hier das Gericht über diese geldliebende Stadt ausgesprochen, und zwar durch die Babylonier, die Chaldäer. In Vers 13 heißt es: „Siehe das Land der Chaldäer, dieses Volk, das nicht war.“ Sie werden alles verwüsten. Diese Prophezeiung hat sich erfüllt.
Die Zerstörung von Tyrus durch Nebukadnezar dauerte dreizehn Jahre, von 585 bis 572 v. Chr. Ausführlich hat auch Ezechiel darüber prophezeit (Ezechiel 26 ff.). Dreizehn Jahre lang belagerten die Babylonier die Stadt, bis sie sie schließlich vollständig einnahmen. So hat sich Jesaja 23 wortwörtlich erfüllt.
Dann wird in Vers 15 gesagt: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird Tyrus siebzig Jahre vergessen werden, gleich den Tagen eines Königs. Am Ende von siebzig Jahren wird es Tyrus ergehen nach dem Lied von der Hure: ‚Nimm die Laute, geh umher in der Stadt, vergessene Hure, spiel so gut du kannst, singe Lied auf Lied, dass man deiner gedenke.‘“
Es wird geschehen, dass am Ende von siebzig Jahren der Herr Tyrus heimsuchen wird und sie wieder zu ihrem Hurenlohn kommen wird. Siebzig Jahre lang steht Tyrus unter der Knute, doch danach gibt es eine Wiederherstellung. Die Stadt wird als Handelsstadt wieder aufleben können.
Dies bezieht sich auf die Zeit der babylonischen Bedrohung. Die Babylonier erhielten die Weltherrschaft im Nahen Osten nach dem Fall des Assyrerreiches 609 v. Chr. Ihr Ende kam 539 v. Chr., als die Perser und Meder Babylon eroberten. Diese Zeitspanne umfasst genau siebzig Jahre.
Nach diesen siebzig Jahren wird Tyrus wieder als Handelsstadt aufleben und sogar ihren Erwerb dem Herrn geben. Tatsächlich konnten die Juden, als sie aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten und den zweiten Tempel bauten, diesen mit Hilfe der Phönizier aus dem Libanon errichten. So wurde ihr Handelserwerb für den Herrn und sein Haus eingesetzt.
Ausblick auf die Apokalypse des Jesaja
Nächstes Mal setzen wir mit Kapitel 24 fort. Dort beginnt ein Abschnitt in Jesaja, der als die Apokalypse des Jesaja bezeichnet wird. Es ist ein ganz neuer Teil, in dem sich die Prophetie auf die Endzeit und die ganze Welt erstreckt – nicht mehr nur auf die Völker rund um Israel.
Wollen wir noch zusammen beten?
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dein wunderbares Wort in den Händen halten. Dieses Wort erweist sich Schritt für Schritt als Wort Gottes durch die Wahrheit und die Erfüllung der Prophetie. Wir danken dir, dass wir dich darin finden als den Gott, der über allem steht – auch über dem Leid und der Dunkelheit dieser Welt.
Du hast uns alle in diese Welt des Leidens gestellt, aber eben, um solche zu sein, die Hoffnung und Licht verbreiten. Herr Jesus, steh uns bei, damit wir die Zeit, in der wir leben, wirklich nutzen, um Menschen auf dich hinzuweisen. Damit sie jetzt noch Frieden mit dir, Frieden mit Gott finden können. Damit sie die Chance des heutigen Tages ergreifen, um mit dir ins Reine zu kommen.
Wir danken dir, Herr Jesus, dass du am Kreuz alles gut gemacht hast für jeden, der aufrichtig zu dir kommt und sein Leben echt vor dir neu ordnen will. Amen.