Das Evangelium ist keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft. Diesen Satz hört man immer wieder von Christen, und einige sagen dazu auch Amen. Sprachlich stimmt das ja auch: Evangelium bedeutet nicht schlechte Nachricht, sondern gute Nachricht. Und natürlich ist es die beste Nachricht der Welt, dass Jesus am Kreuz für die Sünder stirbt und sein Leben gibt. Das ist eine gute Nachricht, eine frohe Botschaft.
Doch mit diesem Satz ist es so eine Sache. Die Leute, die ihn sagen, meinen das oft mit einer bestimmten Absicht. Sie sagen ihn, weil sie weniger über Gottes Zorn und Gericht sprechen wollen. „Lasst uns über seine Barmherzigkeit und seine Liebe reden, aber die Hölle – das ist ein unappetitliches Thema, da wollen wir nicht so viel drüber reden, am besten gar nicht.“ Das Problem ist: Ohne Gottes Zorn und ohne das Verständnis seines Gerichts über Sünder verstehen wir seine Liebe und Barmherzigkeit nicht. Das sagt uns die ganze Bibel und führt es uns vor Augen.
Bei Hosea sehen wir das auf eine ganz eindrückliche Weise. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern konfrontiert das Volk mit seiner Sünde und damit, dass Gott zornig ist über diese Sünde. Vor diesem Hintergrund strahlt Gottes Liebe, seine Treue und Barmherzigkeit erst so richtig schön. Hosea hat eine Drohbotschaft – man kann das tatsächlich so sagen – eine Drohbotschaft für das Volk. Aber er erpresst die Leute nicht, sondern kommt wie ein guter Arzt, der einem Krebspatienten eine Diagnose gibt: jemand, der einen bösartigen Tumor hat, und der Arzt sagt, es ist ernst. „Wir müssen da ran, wir müssen operieren, sonst werden Sie sterben. Ich gebe Ihnen die Hand drauf.“
Das klingt für den Patienten erst einmal sehr bedrohlich. Das kann einem den Schlaf rauben in der Nacht: Ist es wirklich so schlimm? Aber man wird dem Arzt dankbar sein, dass er die Wahrheit gesagt hat und dass er sagt: „Ich operiere dich, und wenn wir das tun, wird alles gut, du wirst gesund.“ So kommt Hosea zum Volk. Er gibt eine harte Diagnose, aber er sagt ihnen auch, wie sie gesund werden können.
So müssen wir auch das lesen, was wir heute lesen, diese Kapitel 12 bis 14,1. Da geht es noch einmal richtig zur Sache, ans Eingemachte. Hosea geht dahin, wo es wehtut. Es ist eine Drohbotschaft, aber sie enthält auch diesen Hoffnungsschimmer, diese Liebe Gottes mitten im Gericht. Ich möchte darum beten, dass wir das sehen, dass diese Botschaft uns erreicht und dass wir sie heute in diesem Gottesdienst ganz neu leben lernen oder zum ersten Mal.
Vater, wir danken dir für dein Wort. Wir danken dir, dass du ein guter Arzt bist, der nicht mit der Diagnose zurückhält, der uns zeigt, wie es um uns bestellt ist – um unsere Seelen, um unsere Herzen. So danken wir dir jetzt auch für diese Botschaft, die wir gleich von Hosea hören, die an Israel gerichtet war und dann auch an uns. Wir wollen beten, dass wir sie verstehen, den Ernst der Lage begreifen, aber auch zu dieser Freude kommen, dass du als Arzt heilst und dich unserer Not schon angenommen hast und uns durch Jesus gesund machst. Herr, schenke uns, dass die Botschaft heute hier in diesem Gottesdienst jeden trifft. Amen.
Ich möchte beginnen mit den ersten sieben Versen aus Kapitel 12. Vielleicht noch bevor ich das lese: Wir haben das immer wieder gesehen, Hosea verwendet verschiedene Begriffe für Israel, das Nordreich. Israel war zu der Zeit schon geteilt in ein Nordreich und ein Südreich. Israel im Norden wird auch Ephraim genannt, er nennt es in dem Text auch Jakob. Das sind alles Begriffe für dieses Volk im Norden, Israel.
Und da heißt es jetzt ab Vers 1 in Kapitel 12:
In Ephraim ist allenthalben Lüge wider mich, und im Hause Israel falscher Gottesdienst. Aber auch Juda hält nicht fest an Gott und an dem Heiligen, der treu ist. Ephraim weidet Wind und läuft dem Ostwind nach, und täglich mehrt es die Lüge und Gewalttat. Sie schließen mit Assur einen Bund und bringen Öl nach Ägypten. Darum wird der Herr mit Juda rechten, er wird Jakob heimsuchen nach seinem Wandel und ihm vergelten nach seinem Tun. Er hat schon im Mutterleib seinen Bruder betrogen und im Mannesalter mit Gott gekämpft. Er kämpfte mit dem Engel und siegte, er weinte und bat ihn. Dann hat er ihn zu Bethel gefunden und dort mit ihm geredet. Der Herr ist der Gott Zebaoth, Herr ist sein Name. So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott.
Ich habe diese ersten sieben Verse überschrieben mit „Gott ruft zur Umkehr“. Im Vers 7 heißt es ausdrücklich: „Kehre um, bekehre dich nun zu deinem Gott.“ Und in den Versen davor macht Hosea dem Volk deutlich, warum das nötig ist, warum sie umkehren müssen. Sie waren auf falschen Wegen unterwegs, hoffnungslos verloren.
In den letzten Wochen habe ich immer wieder darüber nachgedacht, und Hosea bringt noch einmal diese Botschaft, noch einmal und noch einmal, dass sie es doch kapieren. Vers 1: „In Ephraim ist allenthalben Lüge wider mich und im Haus Israel falscher Gottesdienst.“ Sie haben Gottesdienst gefeiert, ja, Woche für Woche, Tag für Tag sogar. Aber dieser Gottesdienst war falsch.
Er war falsch, weil sie sich Bilder gemacht haben, Götzenbilder, goldene Kälber, die sie angebetet haben und gesagt haben: „Das ist unser Gott, schaut ihn euch an.“ Er war falsch, weil sie in den Tempeln Prostitution hatten, wo Männer Frauen für Sex kauften und das noch als Gottesdienst ansahen. Gott sagt in seinem Wort: „Es ist falsch, das ist nicht der Gottesdienst, den ich von euch haben möchte.“
Der Gottesdienst war falsch, weil sie nicht nur zu Yahweh, ihrem Gott, gebetet haben, sondern auch zu den Balen, den Göttern der anderen Völker ringsherum. In so vielerlei Hinsicht war das ein falscher Gottesdienst, den sie da gefeiert haben. Und Gott deckt das auf: Kehrt um!
Die Gottlosigkeit zeigt sich dann auch in den Beziehungen. So ist es immer: Wenn wir nicht mit Gott leben, wirkt sich das auf die Beziehungen aus. So war es auch dort: Es gab ein Hauen und Stechen im Volk. Sie haben sich gegenseitig betrogen, übers Ohr gehauen, Gewalt angewandt – das ganze Programm. In diesem Volk wurde nicht anders gelebt als in den Nationen ringsherum.
Die Gottlosigkeit zeigte sich auch in den Beziehungen zu anderen Ländern. Gott hat gesagt: „Ihr sollt keine Bündnisse schmieden mit euren Feinden, ihr sollt sie abwehren, euch gegen sie stellen.“ Aber diese Politiker haben Bündnisse geschlossen mit Assyrien und mit Ägypten, wo das Volk 400 Jahre in der Sklaverei gewesen war. Und sie verbündeten sich wieder mit Ägypten.
Am Ende sind ihnen diese Bündnisse auf die Füße gefallen. Assyrien kam und hat das Land eingenommen. Was tun? Gott sagt: Kehrt um! Erkennt, auf was für Abwegen, auf was für Irrwegen ihr seid. Erkennt, dass ihr das dringend nötig habt. So wie ihr lebt, ist es absolut sinnlos.
Vers 2: „Ihr weidet den Wind.“ Das ist ein Bild für die Sinnlosigkeit dessen, was sie tun. Es ist völlig sinnlos, wie ein Haschen nach dem Wind. Aber noch schlimmer: Es wird heftige Konsequenzen haben, wenn ihr so weitermacht.
Vers 3: Gott selbst wird Jakob heimsuchen nach seinem Wandel und ihm vergelten nach seinem Tun.
Habt ihr die Predigt überschrieben mit „Umkehr oder Untergang“? Im Grunde ist es nur ein Punkt, den ich auf drei Abschnitte heruntergebrochen habe, aber das ist der eine Punkt, der sich durch alle zieht: Das Gericht wird kommen. Diese Drohbotschaft: Das Gericht wird kommen, wenn ihr so weitermacht.
Um diese Botschaft zu untermauern, dass sie umkehren müssen, gibt Hosea ihnen jetzt eine Geschichtsstunde. Er sagt: Schaut doch mal zurück auf euren Stammvater Jakob! Wisst ihr, der war auch ein Betrüger. Der hat auch nicht mit mir so gelebt, wie ich das möchte. Denkt an seine Geschichte zurück!
Er nimmt nur einen Vers, Vers 4: Jakob hat schon im Mutterleib seinen Bruder betrogen und im Mannesalter mit Gott gekämpft.
Jakob war so durchtrieben, das steht über seinem ganzen Leben. Er war so durchtrieben viele Jahre, ja Jahrzehnte seines Lebens. Er hat seinen Bruder betrogen. Wir kennen diese Geschichte: Der Bruder kommt hungrig heim vom Feld, und Jakob haut ihn übers Ohr. Dieser Esau verkauft ihm für ein Linsengericht sein Erstgeburtsrecht. Später haut er seinen Vater übers Ohr, tut so, als sei er Esau, und schleicht sich so den Erstgeburtssegen.
Wir sehen in der Jakobsgeschichte in Genesis über viele Jahrzehnte, dass Jakob sich nicht für Gott interessiert hat, höchstens dann, wenn Gott ihm nützlich war, höchstens dann, wenn er etwas von ihm wollte. Aber er hat wenig gebetet und wenig nach Gottes Führung gefragt. Gott sagt: Schaut euch den Jakob an, das war ein Betrüger wie ihr.
Aber Jakob ist da nicht stehen geblieben, und ihr sollt da auch nicht stehen bleiben. Jakob hat mich kennengelernt, sagt Gott. Ich bin ihm begegnet, mehrfach. Er hat mehr und mehr verstanden, wer ich bin. Es gab eine Lebenswende in Jakobs Leben.
Wir erinnern uns – und Hosea erinnert uns – an die Geschichte, wo Gott Jakob am Fluss Jabbok begegnet. Dort ringen und kämpfen die beiden miteinander. Dort versteht Jakob zum allerersten Mal in seinem Leben wirklich, wer Gott ist, und dass er, der Betrüger, sein halbes Leben lang übersehen hat, wer Gott ist, und dass er nichts auf dieser Welt mehr braucht als Gott, nichts in dieser Welt.
Das war der Sieg, den Jakob am Jabbok errungen hat, als er mit Gott gekämpft hat. Er hat zum ersten Mal verstanden, wer Gott ist. Er ist auf die Knie gegangen, hat geweint und gebetet. Wir wissen aus Genesis, was er gebeten hat: Er packt Gott und sagt: „Ich lasse dich nicht gehen, es sei denn, du segnest mich.“ Darauf kommt es an, auf nichts anderes im Leben – dass Gott dich segnet.
Jakob hat es verstanden. Hosea sagt: Folgt doch eurem Stammvater! Wenn ihr schon Betrüger seid wie euer Stammvater, dann bekehrt euch doch auch wie Jakob. Kehrt um!
Vers 7: „So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott.“
Das ist auch ein Wort für uns heute hier in München. Bekehrt euch zu Gott! Erkennt, dass ihr ihn mehr braucht als alles andere. Erkennt, dass euer Leben sinnlos ist, ein Haschen nach dem Wind – ohne Gott. Erkennt, dass er euch gemacht hat, dass er euer Schöpfer ist, dass er Anspruch auf euer Leben hat und dass es nur gelingen kann, wenn ihr mit ihm lebt.
Ohne ihn ist das Leben sinnlos, ohne ihn ist das Leben verloren, ein Haschen nach dem Wind. Seid ihr umgekehrt, seid zurückgegangen, habt euch abgekehrt von eurem alten Leben und seid hingeflohen – so wie Jakob – zu dem Gott, der diese ganze Welt und auch euch gemacht hat?
Ich weiß, viele von uns sind umgekehrt. Vielen von uns hat Gott das geschenkt. Vielleicht warst du so klein, dass du dich gar nicht mehr richtig erinnern kannst. Viele können sich daran erinnern, dass es einen Tag in ihrem Leben gab, an dem sie das wirklich begriffen haben. Aber so oder so: Diese Umkehr braucht es.
Dann erinnert uns Hosea, wie er das Volk daran erinnert, dass diese Umkehr kein Lippenbekenntnis ist. Nicht, dass ich von einem Tag auf den anderen sage: „Na ja, jetzt lebe ich halt für Gott.“ Es heißt, dass es konkrete Auswirkungen auf mein Leben hat.
Hosea sagt: Kehrt um, haltet fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott. Das macht wahre Umkehr aus. Wirkliche Veränderung im Leben bedeutet, dass wir an Barmherzigkeit festhalten. Das heißt unter anderem, dass wir uns in der Gemeinde umeinander kümmern, uns für die Nöte der anderen interessieren, auch für die der Menschen draußen.
Wir können nicht die Welt retten – das möchte ich immer wieder betonen – aber wir haben eine Verantwortung für andere. Barmherzigkeit heißt auch, dass wir andere nicht für ihre Sünden verurteilen, nicht auf sie einschlagen und ihnen ein schlechtes Gewissen machen mit Sprüchen wie: „Wie schlecht seid ihr eigentlich!“ Sondern es heißt, dass wir ihnen helfen.
Wir kommen an ihre Seite, beten für sie mindestens, aber da, wo Gott uns das aufträgt, helfen wir ihnen auch, es anders zu machen. Wir lesen mit ihnen die Bibel, ringen mit ihnen darum, einen Weg zu finden, der nicht der Weg der Sünde ist, sondern der Weg, den Gott für sie hat.
Das ist wahre Barmherzigkeit: nicht mit dem Finger zeigen, sondern an die Seite kommen, so wie Gott an unsere Seite kommt.
Hosea sagt, Umkehr zeigt sich darin, dass wir festhalten am Recht. Kümmerst du dich um Recht und Gesetz? Darum, das zu tun, was richtig ist vor Gott, aber auch vor dem Staat? Wie ist das zum Beispiel mit der Steuererklärung? Wie ist das mit Filmen im Internet, Streaming – da kann man ja alles Mögliche illegal tun. Ist es dir wichtig, den Weg des Rechts zu gehen?
Wie ist es mit Handwerkern, mit dem Gärtner? Ist der richtig angestellt oder ist Schwarzarbeit der einfachere und günstigere Weg? Das sind alles Fragen, die sich stellen. Da wird es ganz konkret auch für uns Christen.
Machen wir es einfach so, wie die Welt es macht, oder so, wie es richtig ist vor Gott und vor dem Gesetz? Und er sagt ja, diese Umkehr zeigt sich in der Hoffnung auf den Herrn. Hoffst du stets auf den Herrn?
Das ist eine ganz aktuelle Frage, gerade in unserer Zeit, in der wir das Gefühl haben, eine Krise nach der anderen: über Jahre jetzt Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise, Coronakrise, die große Diskussion um die Sicherheit der Rente, viele Fragen und große Entwicklungen, auch die Klimakrise.
Wir fragen uns: Was, wenn die Pole schmelzen und das Wasser uns bis zum Hals steht? Was, wenn das Geld im Alter nicht reicht? Was, wenn die Impfpflicht kommt? Was, wenn sie nicht kommt? Diese Fragen haben alle etwas mit unserer Zukunft zu tun. Sie haben konkrete Auswirkungen darauf, wie wir hier auf dieser Welt leben.
Aber Gott sagt: Es steht etwas drüber. Hoffst du auf die Politiker? Hoffst du auf die Umstände? Oder hoffst du auf mich? Wir dürfen wissen, wenn wir umgekehrt sind, dass es einen gibt, der über allen Umständen steht, der alles in seiner Hand hält, so oder so, und bei dem wir sicher sein können, der auch unser Leben in seiner Hand hat.
„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen.“ Ich möchte uns das als Ermutigung sagen, weil wir uns, wenn wir Nachrichten schauen und Zeitung lesen, so oft umtreiben lassen und Sorgen machen können: Lies mehr Bibel als Zeitung und schau auf deinen Herrn!
Israel hat das nicht getan, und das Vertrauen war deshalb nicht da in den Herrn, und die Barmherzigkeit war deshalb nicht da im Volk. Sie haben aufeinander eingehauen, eingestochen, richtig schlecht miteinander umgegangen. Und das Unrecht herrschte.
Das bringt uns zum zweiten Punkt, dem nächsten großen Abschnitt, Kapitel 12, Vers 8 bis Kapitel 13, Vers 8, wo Gott erneut vor dem Gericht warnt und sagt, wenn sie so weitermachen, dann kommt das Gericht.
Ich lese ab Vers 8:
Wie keiner Anzhändler hat Ephraim eine falsche Waage in seiner Hand und betrügt gern, denn er spricht: „Ich bin reich, ich habe genug. Bei all meinen Mühen wird man keine Schuld an mir finden.“ Die Sünde ist. Ich aber, der Herr, bin dein Gott von Ägyptenland her und will dich wieder in Zelten wohnen lassen, wie in der Wüstenzeit. Ich rede wieder zu den Propheten, und ich bin’s, der viele Offenbarung gibt und durch die Propheten sich kundtut. In Gilead verüben sie Gräuel, darum werden sie zunichte. Und zu Gilgal opfern sie Stiere, darum sollen ihre Altäre werden wie Steinhaufen an den Furchen im Feld.
Jakob musste fliehen in das Land Aram, und Israel musste um eine Frau dienen, um eine Frau musste er die Herde hüten. Aber hernach führte der Herr durch einen Propheten Israel aus Ägypten, und durch einen Propheten ließ er sie hüten. Nun aber hat ihn Ephraim bitter erzürnt, darum wird ihr Blut über sie kommen, und ihr Herr wird ihnen vergelten die Schmach, die sie ihm antun.
Solange Ephraim nach meinem Gebot redete, war es erhoben in Israel. Danach versündigte es sich durch Baal und starb dahin. Dennoch sündigen sie weiter. Aus ihrem Silber gießen sie Bilder, wie sie sich’s erdenken, Götzen, die doch nur Schmiedewerk sind. Dann sagen sie von ihnen: „Wer die Kälber küssen will, der soll Menschen opfern.“ Darum werden sie sein wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der frühmorgens vergeht, ja, wie Spreu, die von der Tenne verweht wird, und wie Rauch aus dem Fenster.
Ich aber bin der Herr, dein Gott, von Ägyptenland her, und du solltest keine anderen Götter kennen als mich und keinen Heiland als allein mich. Ich nahm mich ja deiner an in der Wüste, im dürren Land. Aber als sie geweidet wurden, dass sie satt wurden und genug hatten, erhob sich ihr Herz. Darum vergessen sie mich.
So will ich für sie wie ein Löwe werden und wie ein Panther am Weg auf sie lauern. Ich will sie anfallen wie eine Bärin, der ihre Jungen genommen sind, und will ihr verstocktes Herz zerreißen und will sie dort wie ein Löwe fressen. Die wilden Tiere sollen sie zerreißen.
Da merkt man, wie Gott um sein Volk ringt und seine Liebe zeigt. Er sagt: „Ich war immer für euch da, und ihr habt mir nicht gedankt.“ Er kündigt sein Gericht an und versucht noch einmal, ihnen die Augen zu öffnen für die Täuschung, der sie erliegen.
Die Frage ist: Wie konnten sie sich so täuschen? Sie dachten wirklich, sie seien auf einem guten Weg. Hosea nennt einen ganz wesentlichen Grund, warum sie sich getäuscht haben, in den Versen 8 und 9. Dort heißt es, dass die Israeliten sagen: „Ich bin reich, ich habe genug. Bei all meinen Mühen wird man keine Schuld an mir finden.“ Die Sünde ist.
Sie haben sich getäuscht, weil ihre Umstände gut waren. Wir dürfen nicht vergessen, dass Hosea in einer Zeit spricht, in der in Israel noch Frieden war, in der Wohlstand herrschte, in der es dem Volk noch gut ging. Und sie haben gedacht, das heißt: „Wir sind gut unterwegs, Gott segnet uns, passt.“ Aber was für ein Trugschluss!
Gott gibt ihnen noch eine Lektion in Geschichte und erinnert sie daran, wie es war, als er Israel aus der Sklaverei geführt hat. Er sagt: „Ich habe euch befreit, ich habe euch gerettet aus Ägyptenland.“ Und zwar nicht, weil das ein tolles Volk war und alles richtig gemacht hat, sondern weil Gott ihnen seine Liebe zeigen wollte. Er hat sie gerettet, herausgeführt, ohne jede Bedingung. Er hat gesagt: „Ich hole euch da raus.“
Daran erinnert Hosea hier mehrfach. Er sagt immer wieder: „Ich bin der Gott, der euch aus Ägypten herausgeführt hat.“ Studiert diese Geschichte Gottes mit seinem Volk! Er sieht immer wieder, wie dieses Volk, dem Gott so viel Gutes getan hat, so viel Segen geschenkt hat, ihm Undank entgegenbringt – immer wieder, von Anfang an.
Sie sind raus, und das Erste, was sie machen, ist, dass sie sich ein goldenes Kalb machen, das sie anbeten als ihren Gott. Sie jammern unterwegs und sagen: „Gott, du gibst uns immer nur dieses blöde Manna, wir wollen mal was Anständiges essen. Ach, wären wir doch in Ägypten geblieben, in der Sklaverei!“
Gott führt sie treu bis ins gelobte Land, wo Milch und Honig fließen, bis an die Pforten, bis an die Grenze. Und sie gehen nicht hinein, weil sie Gott misstrauen und sagen: „Da sind Riesen, da ist es gefährlich, da wollen wir nicht rein.“ Ein undankbares, ein untreues Volk.
Gott versorgt sie dennoch, er weidet sie, er geht mit ihnen, er bestraft sie immer wieder, aber er wendet sich nicht ab. Er führt sie vierzig Jahre durch die Wüste. Er ist da. Aber was macht seine Versorgung mit dem Volk?
Schaut mal in Vers 6 in Kapitel 13: „Als sie geweidet wurden, dass sie satt wurden und genug hatten, erhob sich ihr Herz, darum vergessen sie mich.“ Es ging ihnen einfach zu gut.
Es ist eine ganz bittere Beobachtung: Es ging ihnen einfach zu gut, und sie vergaßen den, der ihnen all das Gute gegeben hat. Eine ganz spannende Dynamik: Wie dieser Wohlstand, den Gott immer wieder geschenkt hat – er hat sie ja auch ins gelobte Land geführt, wirklich das Land, in dem Milch und Honig fließen – sie haben alle Reichtümer erleben dürfen, aber sie haben es ihm nicht gedankt, sondern sich immer wieder abgewandt.
Gott schüttelt sein Volk und sagt: „Leute, werdet wach, es kommt der Tag der Abrechnung.“ Wieder die Drohbotschaft. Und wirklich eine Drohbotschaft!
Wenn die Verse 7 und 8 in Kapitel 13 keine Drohbotschaft sind, was dann? Wenn Gott sagt: „So will ich für sie werden wie ein Löwe und wie ein Panther am Weg auf sie lauern. Ich will sie anfallen wie eine Bärin, der ihre Jungen genommen sind. Ich will ihr verstocktes Herz zerreißen und will sie dort wie ein Löwe fressen. Die wilden Tiere sollen sie zerreißen.“
Ein unglaublich trauriges Bild, ein trauriges Schicksal. Der gute Hirte Israels, der sagt: „Wie habe ich euch geweidet, wie Jakob seine Schafe, so habe ich euch geweidet“, wird zu einem feindlichen Tier, zu einem Löwen, zu einem Panther, der die Herde reißt.
Und während er Israel zuruft: „Ich werde abrechnen“, ruft er das auch uns durch sein Wort zu: „Leute, werdet wach! Wem verdankt ihr all das Gute, was ihr habt – euren Wohlstand, eure Sicherheit, euren Frieden, die Talente, die Gott euch gegeben hat? Es kommt alles von ihm, es ist ein gutes Geschenk.“
Es gibt Menschen, die sagen: „Mir geht es so gut, ich habe alles, warum brauche ich Gott?“ Das höre ich immer wieder. Und wenn so jemand zu uns kommt, müssen wir nicht sagen: „Ja, jetzt gucken wir mal genauer hin, du hast bestimmt irgendwo ein Problem.“ Es kann sein, dass man sehr lange lebt, alt wird und es wirklich gut geht. Das ist nicht der Punkt.
Die Frage ist: Wem dankst du das? Wem dankst du deine guten Umstände? Erkennst du, dass das nicht das Universum dir schenkt, nicht ein gutes Karma, dass du es dir nicht selber erarbeitet hast? Sondern dass es von Gott kommt, deinem Schöpfer?
Gott warnt uns: Wenn wir das nicht erkennen, kommt der Tag der Abrechnung. Da werde ich euch fragen. Und wenn ihr das nicht erkennt, werde ich euch von mir stoßen. Drohbotschaft!
Dieser Weg Israels soll uns aber auch als Christen eine Warnung sein. Wir haben vorhin diese Worte aus der Offenbarung gehört: Es kann auch Gemeinden zu gut gehen.
Diese Gemeinde in Laodizea war eine christliche Gemeinde. Das waren keine irgendwelchen Leute, sondern Christen, die sagten: „Passt schon, uns geht es so gut, wir haben alles, was wir brauchen.“ Aber sie haben Jesus aus dem Blick verloren.
Das kann passieren, dass Gemeinden Jesus aus dem Blick verlieren. Gott beschütze uns davor, dass uns das passiert!
Offenbarung 3, Vers 17: „Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts“, sagt diese Gemeinde. „Ich bin reich, brauche nichts“, und du weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.“
Auch wir können uns von guten Umständen blenden lassen, als Gemeinde und als einzelne Christen, und sagen: „Das passt schon alles, weil es uns gut geht.“ Die Worte Hoseas sind eine Warnung für uns heute hier, uns nicht von den Umständen blenden zu lassen.
Die Frage ist: Wem danke ich diese Umstände? Bin ich Gott dankbar dafür? Lebe ich mit ihm? Deshalb lasst uns ihm regelmäßig dafür danken und einander daran erinnern, wem wir das verdanken – auch diese vielen Jahrzehnte des Friedens und Wohlstands, die wir in Deutschland genießen durften. Was für ein Geschenk! Nicht selbstverständlich, alles andere als das.
Lasst uns aber auch nicht so sehr an den Umständen hängen. Es kommt nicht darauf an, wie die Umstände sind. Sie haben erst einmal nichts mit unserer Gottesbeziehung zu tun. Und tatsächlich sehen wir in der Bibel immer wieder, dass gute Umstände eine Versuchung sind.
Ich möchte an den weisen König Salomo erinnern, der alles hatte: Reichtum, Weisheit, Vermögen, Frauen. Doch dessen Herz sich im Alter überhob, weil es ihm zu gut ging. Wir wissen nicht genau, wie das bei Salomo ausging. Er ging mit seinen Frauen und betete die falschen Götter an.
Es gibt etwas Wichtigeres als unsere Umstände hier und jetzt: Nämlich, dass wir aus dem Gericht gerettet werden, das Gott hier ankündigt. Das ist wichtiger als alles andere.
Es bringt uns zum letzten Abschnitt, ab Vers 9 in Kapitel 13:
„Israel, du bringst dich ins Unglück, denn dein Heil steht allein bei mir. Wo ist dein König, der dir helfen kann in allen deinen Städten, und deine Richter, von denen du sagtest: ‚Gib mir einen König und Obere‘? Ich gebe dir Könige in meinem Zorn, und ich will sie dir nehmen in meinem Grimm.
Die Schuld Ephraims ist zusammengebunden, und seine Sünde ist sicher verwahrt. Wehen kommen, dass er geboren werden soll, aber er ist ein unverständliches Kind. Wenn die Zeit gekommen ist, will er den Mutterschuss nicht durchbrechen.
Aber ich will sie aus dem Totenreich erlösen und vom Tod erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein, Totenreich, ich will dir eine Pest sein. Rache kenne ich nicht mehr.
Denn wenn Ephraim auch zwischen Brüdern Frucht bringt, so wird doch ein Ostwind vom Herrn aus der Wüste herauffahren, dass sein Brunnen vertrocknet und seine Quelle versiegt. Und er wird rauben seinen Schatz, alles kostbare Gerät.
Samaria wird wüst werden, denn es ist seinem Gott ungehorsam. Sie sollen durch das Schwert fallen, ihre kleinen Kinder zerschmettert und ihre Schwangeren aufgeschlitzt werden.“
Noch mehr harte Gerichtsworte. Aber mittendrin zeigt Hosea einen Ausweg, einen Hoffnungsschimmer, auch schon in Vers 9. Er stellt dem Volk die Alternativen vor Augen und sagt: „Israel, du bringst dich ins Unglück, denn dein Heil steht allein bei mir.“
Sie sind ihre eigenen Wege gegangen, und Gott sagt: „Genau das führt euch in den Untergang.“ Es gibt eine dritte Geschichtsstunde. Sie sagt: Das war schon damals so, als ihr euch einen König gewünscht habt. Schon da ging es bergab.
„Ich habe euch in dieses gelobte Land geführt. Ich wollte immer euer König sein, ich wollte euer Herr sein. Ich wollte, dass ihr es anders macht als alle anderen Nationen. Aber ihr habt ringsherum geguckt und wurdet neidisch. Ihr wolltet selbst einen König haben.
Ich habe euch einen König gegeben. Und wie ging das aus? Der erste König Saul war ein gottloser Mann, einer, der das Volk nicht gut regiert und nicht gut geführt hat. Schon da ging es los.“