Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ohne Skript kommt man heute Morgen sicher nicht zurecht. Wir haben heute das Thema biblische Chronologie vor uns. Vielleicht hat man beim Erhalt der Einladung zum heutigen Bibelstudentag gedacht, dass es ein eher trockenes, sehr trockenes Thema sei. Doch ich hoffe, wir werden sehen, dass es ein ganz spannendes Thema ist, das sogar eine fundamentale Bedeutung in der Bibel hat.
Das Wort Chronologie bedeutet eigentlich nichts anderes als die Wissenschaft vom Zeitablauf. Chronos steht für die Zeit in ihrem Verlauf, und Logie bedeutet Wissenschaft. In der Bibel gibt es eine durchgehende Chronologie, die vom Anfang des Alten Testaments bis ins Neue Testament reicht – und das ohne Lücke.
Es gibt kein anderes Volk, das eine solche Chronologie überliefert hat wie Israel mit der Bibel. Keine Religion kennt ein derart zusammenhängendes Zeitsystem, zum Beispiel überhaupt nicht im Koran oder im Islam. Ebenso wenig in den viel älteren Religionen wie dem Buddhismus oder Hinduismus, wo man sich ohnehin nicht stark für Ereignisse in Raum und Zeit interessiert, sondern vielmehr für Mythologie.
Was wir hier haben, ist also absolut einzigartig. Kein Volk und kein antikes Dokument enthält eine solche Chronologie. Deshalb lohnt es sich, zuerst einmal ein paar Gedanken über die Zeit zu machen.
Die Bedeutung der Zeit in der biblischen Chronologie
Die Bibel beginnt bereits mit einer Zeitrechnung, indem die Schöpfung in sieben Schöpfungstage eingeteilt wird – ganz am Anfang. Am vierten Schöpfungstag sagt Gott in 1. Mose 1,14, es sollen Lichter an der Ausdehnung des Himmels entstehen, um den Tag von der Nacht zu scheiden. Diese Lichter seien zu Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten, Tagen und Jahren. Außerdem sollen sie Lichter an der Ausdehnung des Himmels sein, die auf die Erde leuchten. Und so geschah es.
Gott machte die zwei großen Lichter: das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht sowie die Sterne. Von Anfang an hat Gott also die Sternwelt eingesetzt, um Zeiten und Zeitabschnitte zu messen und zu bestimmen – beginnend mit dem Tag, weitergehend über den Monat bis hin zum Jahr und so weiter. Das war Gottes Wille: von Anfang an die gesamte Heilsgeschichte, die in 1. Mose 1 beginnt, in ein Zeitsystem einzubetten.
Gott selbst ist der Zeit nicht unterworfen. Im Alten Testament wird Gott etwa siebentausend Mal genannt, auf Hebräisch „Jahwe“ oder manchmal in der Kurzform „Ja“. Das bedeutet „der Ewigseiende, der Unwandelbare“. Gott ist also weder der Zeit noch dem Raum unterworfen. Einstein hat deutlich gemacht, dass Zeit und Raum direkt zusammenhängen. Doch Gott ist nicht dem Raum unterworfen, denn er ist der Allgegenwärtige. Ebenso ist er nicht der Zeit unterworfen, denn er ist der Ewige.
Alle seine Geschöpfe hat er jedoch der Zeit unterworfen – auch die Engel. In Daniel 10 zum Beispiel entschuldigt sich ein Engel bei Daniel, dass er nicht schon vor drei Wochen gekommen war, als Daniel betete, sondern erst 21 Tage später. Er wurde von einem anderen Engelsfürsten aufgehalten. Das zeigt deutlich, dass auch Engel Zeit und Raum unterworfen sind.
Auch der Satan sagt in Hiob 1 vor Gott, dass er von der Durchstreifung der Erde herkomme. Er ist also keineswegs allgegenwärtig. Deshalb wissen Geschöpfe auch nicht die Zukunft. Sie können sie nur ahnen oder spekulieren. Nur der Gott der Bibel kennt die Zukunft. Deshalb ist die Prophetie ein so wichtiges Thema in der Bibel. Sie beweist, dass Gott der Autor der Bibel ist, der hinter den Bibelschreibern steht und als einziger über Raum und Zeit herrscht.
Wir können uns das vielleicht ganz menschlich veranschaulichen: Die Heilsgeschichte ist wie ein langer Tisch vor uns. Ganz am Anfang steht die Schöpfung, dann der Sündenfall, später die Sintflut, dann Abraham und so weiter – alles liegt auf diesem Tisch. Für Gott ist alles zugleich gegenwärtig.
So nennt er sich auch in 2. Mose 3 „Ich bin“. Er ist und kann daher alles überschauen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für uns hingegen ist das alles ein Ablauf, der nacheinander kommt.
Doch es ist schön, als Geschöpfe, die auf Gott vertrauen und ihm glauben, mit dem Psalmisten sagen zu dürfen: Psalm 31,16: „In deiner Hand sind meine Zeiten; errette mich aus der Hand meiner Feinde.“ Die ganze Zeit, auch in unserem Leben, liegt in Gottes Hand. Er hat einen festen Plan und einen Ratschluss – auch für unser Leben.
Gottes Ewigkeit und die Vergänglichkeit des Menschen
Mose dichtete während der Wüstenwanderung den Psalm 90. Dort heißt es: „Von dem Ewigen – ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes: Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren wurden und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest, ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.“
Du lässt den Menschen, der zum Staub zurückkehrt, erkennen und sprichst: „Kehrt zurück, ihr Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.“
Hier sehen wir Gott als den Ewigen, der die Zuflucht für die vergänglichen Menschen ist, die auf ihn vertrauen. Darum sagt Mose vertrauensvoll: „Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Generation zu Generation, im Ablauf der Geschlechter.“
Gott hat einen festen Zeitplan. So lesen wir in Galater 4,4: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“ (Luther) Oder in der Elberfelder Übersetzung: „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn.“
Christus kam also nicht irgendwann, sondern genau zu der Zeit, die Gott dafür vorgesehen hatte.
In Römer 5,6 heißt es: „Denn Christus ist, da wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.“ Das bedeutet, nicht irgendwann, sondern zu einer festgelegten Zeit in Gottes Chronologie der Schöpfung und dieser Welt.
Im Blick auf die Endzeit lesen wir im Alten Testament immer wieder von einer festgesetzten Zeit. Ich nenne hier nur ein Beispiel: Daniel 9,27. Es geht um die siebzigste Jahrwoche vor der Wiederkunft Christi. Dort heißt es am Schluss: „Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis zur Vernichtung, und Festbeschlossenes wird über das Verwüstete ausgegossen werden.“
„Festbeschlossenes“ bedeutet, dass Ereignisse in der Zukunft ganz fest fixiert sind. Sie können nicht rückgängig gemacht oder aufgehoben werden, sondern kommen genau so, wie Gott es beschlossen hat.
In diesem Sinn wollen wir uns an die Chronologie heranmachen. Ich beginne aber nicht mit Punkt 1 auf dem Blatt, sondern mit Punkt 12: Der Untergang Jerusalems 586 v. Chr.
Der historische Ankerpunkt: Der Untergang Jerusalems 586 v. Chr.
Dieses einschneidende Ereignis, als die Babylonier die auserwählte heilige Stadt zerstörten, wird in 2. Könige 25,8 auf das neunzehnte Jahr Nebukadnezars datiert. Gemäß 2. Könige 25,2 war das das elfte Jahr Zedekias, des letzten Königs von Juda.
Dieses Ereignis können wir ganz genau auf 586 vor Christus festlegen. Warum? Von Nebukadnezar selbst gibt es aus der Zeit Keilschriftüberlieferungen, die babylonische Chronik. Diese berichtet genau von den Ereignissen, wie Nebukadnezar Israel eroberte.
Rund um das Ereignis von 586 existiert eine sehr genaue Chronologie. Die Babylonier hielten keilschriftlich gleichzeitig verschiedene astronomische Ereignisse aus dem Leben Nebukadnezars fest, etwa Planetenkonstellationen. Heute können wir diese Ereignisse mit dem Computer genau nachrechnen. Dabei ergibt sich nur das Jahr 586 v. Chr. als mögliches Datum für das neunzehnte Jahr Nebukadnezars.
Gerade dadurch, dass Gott die Sternenwelt und die Planetenwelt nach 1. Mose 1 eingesetzt hat, um Zeiten festzulegen und zu bestimmen, können wir klar sagen: Dies ist das Jahr der Zerstörung Jerusalems gewesen.
Mit anderen Worten: Hier haben wir einen ganz entscheidenden Schnittpunkt zwischen biblischer und außerbiblischer Chronologie. Von diesem Zeitpunkt aus können wir in der Bibel die Zahlen zurückrechnen und sie dann in die spätere Zeit weiterführen.
Das wollen wir vor Augen haben. Nun beginnen wir unter Punkt 1 mit dem Titel „Von Adam bis Noah“.
Die Zeit von Adam bis Noah: Generationen und Lebensalter
Aus 1. Mose 5 entnehmen wir folgende Jahreszahlen. Ich lese beispielhaft vor: 1. Mose 5,3 – „Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Seth. Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, waren achthundert Jahre; er erzeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Adams, die er lebte, waren neunhundertdreißig Jahre, und er starb.“
Auf dem Blatt haben wir erstens Adam, hundertdreißig – das war der Zeitpunkt, als er Seth zeugte. Dann plus achthundert, so lange lebte er danach, und die Gesamtzahl seines Lebens waren neunhundertdreißig Jahre.
In 1. Mose 5 haben wir die Geschlechterfolge von Adam bis Noah – zehn Generationen. Jedes Mal sind diese Jahreszahlen ähnlich angegeben wie bei Adam. Deshalb ergibt sich auf dem Blatt diese Zahlenzusammenstellung.
Nun können wir aber Folgendes festhalten: Die Sintflut erfolgte, als Noah, die zehnte Generation nach Adam, sechshundert Jahre alt war (1. Mose 7,6). So können wir diese Zahlen zusammenrechnen. Das ergibt, von der Erschaffung Adams bis zum Ausbruch der Sintflut, tausendsechshundertfünfzig Jahre.
Ich habe gezeigt, wie man das zusammenrechnet: hundertdreißig, das Alter Adams bei der Zeugung von Seth, plus hundertfünf, das Alter Seths bei der Zeugung von Enosch, plus 90, plus 70, plus 65, plus 162, plus 65, plus 187, plus 182 und bei Noah muss man plus 600 rechnen. So kommen wir auf 1656 Jahre.
Ganz kurz zur Bedeutung dieser Namen von Adam bis Noah: Ich mache das ganz kurz, weil ich das schon früher einmal an einem Bibelschultag erklärt habe, als wir 1. Mose durchnahmen. Diese zehn Namen sind auch zusammengestellt in 1. Chronik 1,1-3.
Adam bedeutet auf Hebräisch „Mensch“. Seth bedeutet „Ersatz“ von hebräisch „schied“ – setzen, stellen. Enosch bedeutet gemäß der Wurzel „Anasch“ „sündiger Mensch“. Kenan bedeutet gemäß einer Wurzel „Schmied“, aber eine andere gleichklingende Wurzel bedeutet „weinen“, und so übersetze ich „weinender“.
Mahalalel ist einfach zu übersetzen: „Gott ist lobenswürdig“. „Halal“ davon kommt „Halleluja“ – es heißt „loben“. Jeret bedeutet „Abstieg“, von „Jarad“ – herabsteigen. Henoch bedeutet „Geweihter“, „Hingegebener“. Methusalah kann man übersetzen als „Mann des Wurfgeschosses“. „Metu“ heißt „Mann“, „Schalach“ heißt „werfen“ oder „Met-u-Schallach“ kann man übersetzen mit „Ist er tot, so wird er es senden“.
Lamech bedeutet gemäß dem arabischen „Dschilmek“ „gewalttätiger Mensch“. Noah bedeutet „Trost, Ruhe“.
Nun, aus diesen Namen ergibt sich eine Evangeliumsbotschaft. Wir machen das gleich wie Daniel. Er hatte die Schrift an der Wand bei Belsazar: „Mene, Mene, Tekel, Ufarsin“ und deutete jedes Wort nach der Wortwurzel und machte daraus einen Satz.
So setzen wir zusammen: „Der Mensch, Adam, kam in die Stellung eines sterblichen Sünders. Enosch, er weinte. Kenan, der lobenswerte Gott Mahalalel, stieg herab. Jeret, er lebte in geweihter Hingabe, Henoch. Sein Tod sendet Methuschellach. Dem gewalttätigen Menschen Lamech, Trost und Ruhe, Noach.“
Das höchste Alter eines in der Bibel erwähnten Menschen erreichte Methuselah mit neunhundertneunundsechzig Jahren (1. Mose 5,27). Wenn man die Chronologie schön durchrechnet nach diesen Zahlen, ergibt sich, dass Methuselah im Jahr der Flut starb.
Sein Name bedeutet: „Wenn er stirbt, so sendet er es“ oder „sein Tod sendet bewirkt etwas“. Genau in dem Jahr, als er starb, schickte Gott die Sintflut als Gericht.
In 2. Petrus 2,4 wird Noah genannt – Noah der Achte –, ein eigentümlicher Name. Man hat schon gedacht, das bedeutet, es waren ja im Ganzen acht Personen, die in der Arche überlebt haben: Noah, seine drei Söhne und alle ihre Frauen. Aber Noah wird einfach genannt „der Achte“.
Wenn wir diese zehn Generationen durchrechnen, wird klar, dass es immer einen dieser vorsintflutlichen Patriarchen gab, der der älteste war und geistlich die höchste Verantwortung trug. In den Generationen von Adam bis Noah gab es acht Personen, die immer die Ältesten waren.
Auf dem Blatt habe ich Nummer sieben, Jered, und Lamech Nummer neun schwarz hervorgehoben, um zu zeigen: Jered hat Henoch überlebt, weil Henoch entrückt wurde. Methuselah, der älteste genannte Mann der Bibel, überlebte seinen Sohn Lamech.
Wenn man diesen Wegzählt, so hat man effektiv acht solcher Führer, und Noah war der Achte, man könnte sagen geistlicher Patriarch. So wird er in der Bibel genannt: Noah der Achte.
Judas erwähnt in seinem Brief eine Prophetie von Henoch, die dieser noch vor seiner Entrückung geweissagt hat. Darin spricht er über das zweite Kommen von Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit.
Als vorsintflutlicher Prophet spricht Henoch bereits über das zweite Kommen Jesu in Herrlichkeit zum Gericht. In Judas Vers 14 heißt es: „Es hat aber auch Henoch, der siebente von Adam, von diesem gesagt: Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen.“
Henoch ist die Nummer sieben, die siebte Generation ab Adam, wie wir auf unserer Auflistung sehen.
So übergehen wir schon einmal dieses erste Zeitalter von Adam bis Noah und kommen zweitens zur Periode von Noah bis Abraham.
Von Noah bis Abraham: Rückgang der Lebensalter und Chronologie
Auch hier finden wir wieder zehn Generationen, ganz parallel zu 1. Mose 5. Aus 1. Mose 11,10-26 und den Angaben in 1. Mose 21,5 sowie 25,7 entnehmen wir folgende Jahreszahlen:
Sam war 102 Jahre alt, als er seinen Sohn Apakschat zeugte. Danach lebte er noch 500 Jahre, was insgesamt 602 Jahre ergibt. Hier liegt ein Schreibfehler vor.
Apakschat lebte 35 Jahre, zeugte einen Sohn und lebte anschließend noch 403 Jahre, was 438 Jahre insgesamt ergibt. So setzen sich diese Zahlen bis zu Abraham fort.
Jetzt müssen wir jedoch Folgendes beachten: 1. Mose 11,10 sagt, dass Sem Apakschat zwei Jahre nach der Flut zeugte. Das heißt, wenn wir die Zeit von der Sintflut bis zu Abraham berechnen wollen, müssen wir für die Generation von Sem zwei Jahre ansetzen, dann folgen Apakschat mit 35 Jahren, dessen Sohn mit 30 Jahren usw.
Es gibt jedoch ein Problem: Es steht nicht genau fest, wann Abraham von seinem Vater Terach, der neunten Generation, gezeugt wurde. Man könnte meinen, hier entstünde eine Lücke in der Chronologie. Doch wenn wir den Text genau lesen, stellen wir fest, dass Terach, Abrahams Vater, in Haran mit 205 Jahren starb (1. Mose 11,32).
Abraham verließ Haran und ging ins Land Kanaan. Laut 1. Mose 12,4 war er damals 75 Jahre alt. Daraus ergibt sich, dass Terach bei der Geburt Abrahams 130 Jahre alt war.
Wenn wir folgendes zusammenrechnen: 2 plus 35 plus 30 plus 34 plus 30 plus 32 plus 30 plus 29 – hier habe ich versehentlich einen kleinen Fehler gemacht. Die 130 muss man streichen und stattdessen 70 plus 70 plus 75 rechnen, was insgesamt 367 ergibt.
Damit muss man nicht mehr korrigieren. Also liegen 367 Jahre von der Sintflut bis zu Abraham.
Wir stellen fest, dass das Lebensalter der Patriarchen von Sem bis Abraham deutlich abnimmt. Während die vorsintflutlichen Patriarchen sehr alt wurden – der Älteste sogar 967 Jahre, wobei keiner tausend Jahre erreichte – sinkt das Alter nach der Flut deutlich.
Sem wurde noch 600 Jahre alt, Apakschat 438, Schelach 433, Eber und Peleg jeweils 239, Regu ebenfalls 239, Seruk 230, Nahor 148, Terach 205 und Abraham, wie wir später sehen werden, wurde 175 Jahre alt.
Das Alter dieser Patriarchen nimmt langsam ab und nähert sich immer mehr dem, was für uns heute normal ist. In der heutigen Zeit gibt es kaum Menschen, die die Grenze von 120 Jahren überschreiten. Es gibt wenige Ausnahmen, doch 120 Jahre gelten als praktisch unerreichbare Grenze.
Es fällt also auf, dass diese Lebensalter abnehmen, bis sie eine gewohnte Größenordnung erreichen. Mose schreibt einige Jahrhunderte nach Abraham im Psalm 90: „Unsere Lebenstage sind siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, achtzig Jahre.“ Er selbst wurde 120 Jahre alt, doch er beschreibt für Israel die übliche Lebensdauer von 70 bis 80 Jahren.
Dabei sollte man bedenken, dass die Zeitgenossen in Ägypten damals eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 30 Jahren hatten. Das wissen wir aus den ägyptischen Chronologien der Pharaonen.
Israel jedoch hatte von Gott gegebene Gesetze, die darauf ausgelegt waren, ein langes Leben im Land zu ermöglichen. So hatte Israel gegenüber anderen Völkern eine deutlich höhere Lebenserwartung.
Übrigens lassen sich die abnehmenden Lebensalter der Patriarchen nach der Flut mit einer Exponentialfunktion beschreiben. Eine Exponentialfunktion ist eine mathematische Kurve in einem Koordinatensystem mit einer x- und y-Achse.
Diese Abnahme entspricht einer umgekehrten Exponentialfunktion und zeigt nur geringe Abweichungen, wie sie in der Natur üblich sind.
Diese Beobachtung kann man bei Siegfried Scherer, einem Biologieprofessor, in seinem Buch „Die Suche nach Eden“ auf Seite 170 nachlesen.
Diese Entdeckung ist ein starkes Argument für die Echtheit der Zahlenangaben in der Bibel, denn im Altertum waren solche Exponentialfunktionen in Israel unbekannt.
Wie könnten diese Zahlen sonst so zufällig genau in diese Kurve passen? Sie waren echt.
Da viele zeitabhängige biologische Prozesse mit Exponentialfunktionen beschrieben werden können, weist dies auf einen noch weitgehend unbekannten biologischen Prozess hin, der für diese Abnahme verantwortlich ist.
Eine Teilerklärung ist die Tatsache, dass sich über der Wasseroberfläche eine Ausdehnung befand, die am zweiten Schöpfungstag geschaffen wurde. Man kann sich das als Wasserdampf in einer Höhe ab 3000 Metern vorstellen.
Dies hatte einen gewaltigen Strahlenschutz zur Folge. Vor der Sintflut sorgte dieses Wasser oberhalb der Atmosphäre für ein gleichmäßiges Klima auf der ganzen Erde. Es wirkte wie ein Treibhauseffekt und gleichzeitig als starker Schutz gegen gefährliche Strahlen, die mit dem Alter in Verbindung stehen.
Diese Wasser fielen während der Sintflut in den vierzig Tagen und Nächten herab. Deshalb heißt es in der Bibel: „Nur dort unter den Fenstern des Himmels taten sich auf.“
Dieser Ausdruck wird später nie mehr für Regen verwendet. Er erscheint nur noch bildlich, etwa in Maleachi, wo Gott sagt, sie sollen ihn prüfen, dass er die Fenster des Himmels öffnet und ihnen Segen gibt.
Von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten: Die Zeit der Verheißung und des Wartens
Zum nächsten Punkt: Drittens, von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten.
Wir haben bereits errechnet, wie viele Jahre nach Tara Abraham geboren wurde. Ich nehme das schon einmal vorweg: Wenn wir das nun alles so weiterrechnen bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr., ergibt sich für Abrahams Geburt das Jahr 2111 vor Christus. Abraham wurde also am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus geboren.
Wir haben bereits gesehen, dass Abraham 75 Jahre nach seiner Geburt in Kanaan einzog. Von Gott wurde er aus Ur in Chaldäa, dem heutigen Südirak, berufen, und so ging er ins Land Kanaan. Gott hatte ihm versprochen, er werde noch Nachkommen bekommen, doch Abraham musste jahrelang warten, und es kam kein Kind.
So heiratete Abraham mit fünfundachtzig Jahren die Ägypterin Hagar (1. Mose 16,3). Das können wir auf das Jahr 2026 vor Christus datieren. Schließlich wurde Isaak geboren, als Abraham hundert Jahre alt war (1. Mose 21,5). Daraus errechnen wir für Isaaks Geburt das Jahr 2011 vor Christus.
Wenige Jahre später wurden Hagar und Ismael ausgetrieben, nämlich damals, als Isaak entwöhnt wurde. Ismael hatte ihn verspottet (1. Mose 21,9-21). Im Galaterbrief wird diese Geschichte sogar so beschrieben: Ismael habe Isaak verfolgt, aber es war nur ein Verspotten, ein Auslachen (Galater 4,29). Das kann uns zeigen, dass wir auch hier in unseren Breitengraden durchaus im biblischen Sinn Verfolgung erleben, nämlich dann, wenn wir verspottet werden.
Ich werde noch zeigen, wie man das errechnen kann: Das war also fünf Jahre nach der Geburt von Isaak, also 2006 vor Christus. Damals wurde Isaak entwöhnt. Es fällt auf, dass das ein bisschen spät für eine Entwöhnung war. In biblischen Ländern war es üblich, Kinder etwa von eins bis drei Jahren zu stillen. Aber das war ja schon ein spezieller Fall: Die Mutter war 90, der Vater 100, und sie bekamen ein Kind. Es war ein Wunder Gottes.
So versteht man, dass Sarah sich wahrscheinlich nicht so gut abgelöst hat, jetzt, wo sie endlich stillen konnte. Stellen wir uns vor: Eine 95-jährige Frau stillt noch ein fünfjähriges Kind. Das erklärt ein wenig den Grund für das Spotten von Ismael. Das ist der Hintergrund. Danach wurde Ismael vertrieben.
Wenn wir weitergehen in der biblischen Geschichte, heiratet Isaak mit vierzig Jahren, also vierzig Jahre nach seiner Geburt (1. Mose 25,20). Das entspricht dem Jahr 1971 vor Christus.
Die Geburt der Zwillinge Esau und Jakob erfolgte zwanzig Jahre später (1. Mose 25,26), also im Jahr 1951 vor Christus.
Abraham starb 175 Jahre nach seiner Geburt (1. Mose 25,7). Daraus ergibt sich für sein Sterbejahr 1936 vor Christus.
In der Geschichte Jakobs lesen wir, wie Jakob fliehen muss. Er geht nach Paddan-Aram zu seinem Onkel Laban, und zwar im Alter von 77 Jahren.
Nun wird es ein bisschen schwieriger, denn man kann nicht einfach so schnell auf diese Jahreszahl kommen. Ich habe hier ein Sternchen vor Jakob gesetzt, und etwas weiter unten im Text findet sich eine Erklärung dazu.
Joseph, einer der Söhne Jakobs, war 30 Jahre alt, als er vor dem Pharao stand und seine Träume deutete (1. Mose 41,46). Ich setze natürlich jetzt ständig die biblische Geschichte voraus, also mindestens den Sonntagsschulstoff.
Nach sieben Jahren Überfluss war Joseph 37 Jahre alt (1. Mose 41,53). Dann kamen die Jahre der Hungersnot. Im zweiten Jahr der Hungersnot kam Jakob nach Ägypten, und da war er gemäß 1. Mose 47,9 130 Jahre alt.
Nun wird klar: Das war im 39. Lebensjahr Josephs. Jakob war folglich bei der Geburt Josephs 91 Jahre alt. Vorher hatte Jakob aber 14 Jahre für Laban gearbeitet, um Rahel und Lea zu heiraten, und in dieser Zeit wurde Joseph geboren.
So ergibt sich, dass Jakob mit 77 Jahren nach Paddan-Aram ging.
Man könnte oberflächlich gesehen schnell denken, hier bricht die zusammenhängende Chronologie plötzlich ab. Aber wenn wir in den Geschichten alle Zahlen, die da scheinbar nebensächlich vorkommen, festhalten, erhalten wir am Ende eine durchgehende Chronologie über Abraham, Isaak, Jakob bis hin zu Joseph.
Josephs Tod erfolgte mit 110 Jahren (1. Mose 50,26). So können wir sein Todesjahr auf 1750 vor Christus errechnen.
Nun wollen wir hier am Ende, bei den letzten Versen des ersten Buchs Mose angelangt, die Brücke zum Auszug aus Ägypten schlagen, der im zweiten Buch Mose beschrieben wird.
Jetzt müssen wir aber herausfinden, wann Mose geboren wurde. Nun, ...
Von Abrahams Einzug bis zum Auszug aus Ägypten: Die 430 Jahre Wohnzeit
Auf der nächsten Seite betrachten wir Punkt vier. Ich habe geschrieben: Vom Einzug Abrahams nach Kanaan (1. Mose 12,4-5) und der gleich danach erfolgten Bundesverheißung Gottes an Abraham in Sichem, im heutigen Nablus (1. Mose 12,6-8).
Gleich darauf ging Abraham wegen einer Hungersnot nach Ägypten hinab und wohnte dort eine gewisse Zeit (1. Mose 12,9-20). Also umfasst diese Periode – vom Einzug Abrahams, der Bundesverheißung in Sichem und dem Aufenthalt in Ägypten bis zum Auszug der Israeliten aus Ägypten (2. Mose 12) und der darauf folgenden Gesetzgebung am Sinai (2. Mose) – eine Zeitspanne von 430 Jahren.
Woher nehme ich das? Aus Galater 3,16. Der Apostel Paulus schreibt: „Dem Abraham aber waren die Verheißungen zugesagt und seinem Samen.“ Das ist die Verheißung des Messias und des Segens für Israel. Paulus betont, dass die Verheißungen nicht „und den Samen“ im Plural, sondern „einem und deinem Samen“ gelten, welcher Christus ist.
Paulus erklärt weiter, dass ein zuvor von Gott bestätigter Bund das 430 Jahre später entstandene Gesetz nicht ungültig macht, um die Verheißung aufzuheben. Also sagt Paulus, dass der Bund, den Gott mit Abraham in Sichem schloss und später in mehreren Phasen bestätigte, nicht durch den späteren Bund mit Israel am Sinai annulliert oder aufgehoben wird.
Der Bund mit Abraham war bedingungslos: Israel bekommt Segen und Land. Der Bund am Sinai hingegen hatte Bedingungen. Wegen dieser Bedingungen hatte Israel alle Vorrechte verspielt.
Der Galaterbrief erklärt also, dass der Bund mit Abraham nicht durch den Bund am Sinai aufgehoben wurde. Es sind zwei parallele Dinge. Die Zeitspanne dazwischen beträgt 430 Jahre.
Das hilft uns, eine schwierige Stelle in 2. Mose 12,40-41 gut zu verstehen. Dort geht es um den Auszug aus Ägypten. Mose erklärt: „Und die Wohnzeit der Kinder Israel (hebräisch benei Yisrael, einfach Israeliten) in Ägypten betrug 430 Jahre. Und es geschah am Ende der 430 Jahre, an diesem selben Tag, dass alle Heere des Herrn aus Ägypten auszogen.“ Das war im Monat Nissan, 430 Jahre nach was? Nach der Wohnzeit der Kinder Israel in Ägypten.
Man könnte denken, diese 430 Jahre beziehen sich darauf, wie lange Israel als Volk in Ägypten war. Aber hier rechnet Mose bereits ab Abraham, der zu diesem Volk der Israeliten gehört. Der Bene Israel wohnte damals schon eine gewisse Zeit in Ägypten. Diese ganze Wohnzeit beginnt also mit Abrahams Wohnzeit in Ägypten, kurz nach seinem Einzug in Kanaan, und endet mit dem Auszug der Israeliten. Das sind die 430 Jahre.
Das Ganze wird noch durch eine dritte Stelle untermauert, in 1. Mose 15,13. Dort bestätigt Gott den Bund mit Abraham, den er schon in Sichem gemacht hatte. Wir lesen in Vers 13: „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist, und sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrücken vierhundert Jahre. Aber ich werde die Nation auch richten, welcher sie dienen werden, und danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden, wirst begraben werden in gutem Alter.“
Hier haben wir 400 Jahre, nicht 430. Aber beachten wir: Diese Prophetie zielt nicht auf Abraham, sondern auf seine Nachkommenschaft. „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird.“ Das ist der Hauptpunkt.
Wer war zunächst der Same Abrahams? Isaak. Letztlich geht es bis auf Christus, denn dieser Ausdruck „Same“ umfasst auch ihn. Aber hier heißt es: Dein Same wird ein Fremdling sein – es geht um Isaak.
Ein Ausleger hat darauf hingewiesen, dass diese Prophetie sprachlich eine Introversion darstellt. Darum habe ich hier geschrieben:
A: „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist.“
Dann eingerückt:
B: „Und sie werden ihnen dienen, und sie werden sie bedrücken.“
Und dann wieder A: „Vierhundert Jahre.“
Wir haben hier also die Geschichte des Samens Abrahams, der ein Fremdling sein wird. Diese ganze Zeit der Fremdlingschaft umfasst 400 Jahre. In dieser Geschichte wird die Nachkommenschaft einem fremden Volk dienen als Sklaven und von diesem Volk grausam unterdrückt.
Wo beginnen diese 400 Jahre? Sie beginnen mit der Erweisung Isaaks als Same. Isaak wurde geboren, aber da war noch ein anderer, Ismael. Wann wurde wirklich klar, dass Isaak der alleinige Erbe ist? Erst in dem Moment, als Ismael ausgestoßen wurde – bei der Entwöhnung Isaaks.
Interessant ist: Noch in 1. Mose 17,23 – also vor der Austreibung – wird Ismael als Sohn Abrahams bezeichnet. Nach der Austreibung (1. Mose 21,9) wird er nur noch „Sohn der ägyptischen Magd“ genannt. Mit der Austreibung wurde klar: Isaak ist der Same, der Erbe.
So können wir rechnen: Vom Auszug aus Ägypten 400 Jahre zurück ergibt das das Alter Isaaks, als er fünfjährig war. Abraham war bei Isaaks Geburt hundertjährig. 25 Jahre war Abraham bereits im Land, dann fünf Jahre dazu.
Wir haben also die Austreibung Ismails, die Entwöhnung Isaaks – das ergibt 30 Jahre – und von da an werden diese 400 Jahre der Fremdlingschaft gerechnet.
Die Nachkommen Abrahams kamen später nach Ägypten. Wenn wir weiterlesen in 1. Mose 15,14, sagt Gott: „Aber ich werde die Nation auch richten, welcher sie dienen werden.“ Das ist eine Prophetie auf die Zehn Plagen über Ägypten.
Danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Der Exodus der Kinder Israel, die reich beschenkt wurden von den Ägyptern. Dies wird auch als „berauben“ bezeichnet – der Lohn für die unbezahlte Arbeit. Gott will, dass Arbeit gerecht bezahlt wird.
Weiter heißt es: „Und danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden, wirst begraben werden in gutem Alter. In der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren, denn die Ungerechtigkeit der Amoriter, das Hauptvolk der Kanaaniter im Land, ist bisher noch nicht voll.“
Beachtlich ist hier: Der Auszug geschieht in der vierten Generation. Nun haben wir ein kleines Problem: Von Abraham her sind es vier Generationen bis zum Exodus. 400 Jahre passen dazu, mit der Entwöhnung Isaaks bis zum Auszug. Aber vier Generationen?
Die Israeliten, das heißt Jakob und seine Söhne und ihre Familie, gingen hinab nach Ägypten. Der Aufenthalt in Ägypten betrug effektiv 215 Jahre, gerechnet ab diesem Moment. Nach der Bibel sind das genau vier Generationen.
In 2. Mose 1,2 lesen wir, dass einer der zwölf Söhne Levi war. Von Levi heißt es in 2. Mose 6,16-20: Sein Sohn war Kehat, Kehat zeugte Amram, und Amram zeugte Mose. Mose zog aus. Das sind genau vier Generationen: Levi, Kehat, Amram, Mose.
Das bezieht sich jedoch nur auf die 215 Jahre ab dem Einzug Jakobs nach Ägypten. So haben wir hier eine wunderbare, stimmige Prophetie, die die 400 Jahre umfasst.
Wir werden gleich sehen: Der Auszug aus Ägypten fand 1606 v. Chr. statt. Von dort gerechnet 400 Jahre zurück ergibt das das Jahr der Entwöhnung und der Einsetzung Isaaks als Alleinerbe: 2006 v. Chr.
Jetzt ist Zeit für eine Pause – eine Viertelstunde. Wir haben noch einiges vor.
Von Ägypten bis Kanaan: Die Wüstenwanderung und Landnahme
Wir kommen nun zu Punkt vier: Von Ägypten bis Kanaan. Ich lese aus der Predigt von Paulus in der Synagoge in Antiochia, Apostelgeschichte 13,17, nach dem Mehrheitstext.
Der Mehrheitstext umfasst die Mehrheit aller verfügbaren griechischen Handschriften des Neuen Testaments, etwa 90 Prozent. Diese zeigen eine eindrückliche Einstimmigkeit und gelten daher als ursprünglicher Text.
Ich lese ab Vers 17:
„Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdenschaft im Lande Ägypten. Mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus. Und eine Zeit von vierzig Jahren pflegte er sie in der Wüste. Nachdem er sieben Nationen im Lande Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben. Nach diesen, bei etwa vierhundertfünfzig Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten. Von da an begehrten sie einen König. Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang. Nachdem er ihn weggetan hatte, erweckte er ihnen David zum König, dem er auch Zeugnis gab und sprach: ‚Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.‘“
Hier haben wir wichtige chronologische Angaben. Nach dem Auszug aus Ägypten gab es eine vierzigjährige Wüstenwanderung. Darauf folgte die Eroberung des Landes. Es wird nicht gesagt, wie viele Jahre diese dauerte, aber nach der Eroberung begann die Richterzeit bis auf Samuel. Diese umfasst eine Periode von etwa 450 Jahren.
Dann begann das Königtum in Israel mit Saul, der vierzig Jahre lang herrschte.
Nun betrachten wir den gleichen Text im Nestle-Aland-Text. Das ist der griechische Text, der vor allem auf den ältesten Handschriften basiert, die wir haben, vor allem aus Ägypten.
Das Problem ist, dass in Ägypten nie originale Handschriften gefunden wurden, wie zum Beispiel in der Türkei (Epheserbrief, Timotheusbriefe), in Griechenland (Korintherbriefe, Philipperbrief, Thessalonicherbriefe) oder in Italien (Römerbrief). Der originale Text wurde also nie direkt nach Ägypten gebracht. Ägypten war besonders anfällig für Lehrverfälschungen. Deshalb ist dieser älteste Text nicht immer so vertrauenswürdig, obwohl er heute oft als Grundlage für neue Übersetzungen dient.
Schauen wir uns an, wie es dort heißt:
„Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlichkeit im Lande Ägypten. Mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus. Und eine Zeit von vierzig Jahren pflegte er sie in der Wüste. Nachdem er sieben Nationen im Lande Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben für vierhundertfünfzig Jahre. Danach gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang.“
Ein kleiner Unterschied, ja? Aber hier muss man den Text so verstehen: Vierzig Jahre Wüstenwanderung, dann kam die Landnahme unter Josua. Sie währte angeblich 450 Jahre. Danach begann die Richterzeit.
Das passt natürlich nicht zu den biblischen Angaben im Buch Josua, Richter und Samuel. Vielleicht könnte man das Ganze etwas retten, indem man sagt: „Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben, und danach...“ Aber der Text ist nicht ganz klar. Eigentlich ist er, so wie er auf Anhieb verstanden werden muss, eindeutig chronologisch falsch.
Jetzt werden wir sehen, woher Paulus überhaupt die 450 Jahre hat. Dann wird deutlich werden, dass der Nestle-Aland-Text an dieser Stelle wirklich falsch ist.
Wir haben also den Auszug aus Ägypten bereits behandelt: 430 Jahre nach dem Einzug Abrahams ins Land Kanaan, usw. Dann kamen 40 Jahre Wüstenwanderung und so haben wir nun auf dem Blatt vier folgende Angaben vom Exodus bis zum Beginn der Richterzeit:
- Auszug aus Ägypten: Wir werden gleich sehen, 1606 v. Chr.
- 40 Jahre Wanderung in der Wüste, Moses’ Tod am Ende davon, also 1606 bis 1566 v. Chr.
- Einzug in Kanaan: 1566 v. Chr.
Nun werde ich gleich zeigen, wie man herausfinden kann, dass die Landnahme unter Josua sechs Jahre dauerte. Vom Tod Josuas bis zum Beginn der Richterzeit, also bis zur Fremdherrschaft unter Mesopotamien, vergingen 14 Jahre. Danach begann die Richterzeit.
Die Zeit der Richter: Wechsel von Gewaltherrschaft und Ruhe
Nun kommen wir zu fünftens: die Zeit der Richter. Das Richterbuch ist chronologisch höchst interessant, denn es ist voller Zahlenangaben. Während dieser Zeit wechselt Israel ständig zwischen Gewaltherrschaft und Ruhe.
Israel verfällt schon wenige Jahre nach dem Tod Josuas in den Götzendienst. Deshalb lässt Gott sie von einer anderen Nation grausam unterdrücken und beherrschen. Dies geschieht, damit sie zur Einsicht kommen und zu Gott schreien. Sobald sie umkehren, schickt Gott ihnen einen Richter, der sie aus der Not herausführt oder erlöst. So erleben wir immer wieder einen Wechsel von Gewaltherrschaft und Ruhe.
In der folgenden Liste habe ich alle Bibelstellen angegeben, in denen Jahreszahlen für die Chronologie zur Verfügung stehen. Die erste Gewaltherrschaft war die von Kuschan Rischataim aus Mesopotamien (Richter 3,8) und dauerte acht Jahre. Danach folgt eine Ruhezeit von vierzig Jahren (Richter 3,11).
Dann kommt die Gewaltherrschaft von Eglon von Moab (Richter 3,14), die achtzehn Jahre andauerte. Es folgt eine Ruhe von achtzig Jahren (Richter 3,30). So geht es weiter bis zum Ende des Richterbuches.
Die Richterzeit ist jedoch noch nicht abgeschlossen, denn auch Eli, der Hohepriester, war ein Richter. Er richtete vierzig Jahre lang (1. Samuel 4,18). Nach ihm kam Samuel als letzter Richter, der zwanzig Jahre amtierte (1. Samuel 7,2).
Wenn ich nun alle diese Zahlen zusammenrechne – ich habe es unten notiert – ergibt sich Folgendes: Zuerst alle Gewaltherrschaften, nämlich 8 plus 18 plus 20 plus 7 plus 3 plus 18 plus 40. Das ergibt 114 Jahre Gewaltherrschaft, inklusive der Gewaltherrschaft von Abimelech, der ein Israelit war, und drei Jahre herrschte.
Die Ruhe- und Richterzeiten können wir ebenfalls zusammenrechnen: 40 plus 80 plus 40 plus 40 plus 23 plus 22 plus 6 plus 7 plus 10 plus 8 plus 40. Das ergibt 336 Jahre. Rechnet man alles zusammen – Gewaltherrschaft, Richterzeit und Ruhezeit – ergibt das exakt 450 Jahre.
Jetzt wissen wir, woher der Apostel Paulus diese Angabe hatte. Bei 450 Jahren gab er ihnen Richter bis auf Samuel. Er hat all diese Zahlen in der hebräischen Bibel zusammengezählt.
Siehe dazu auch den drittletzten Punkt auf dem Blatt: Philister und Simson (Richter 13,1). Das waren vierzig Jahre. In der Fußnote habe ich geschrieben, dass darin zwanzig Jahre Simson (Richter 16,31) eingeschlossen sind. Simson hat Israel nicht von den Philistern befreit. Die Gewaltherrschaft der Philister dauerte bis zum Schluss über Israel, und am Ende töteten sie Simson.
Simson war während dieser vierzig Jahre ein Akteur, der ständig Aktionen gegen die Philister unternahm. Der Bibeltext macht klar, dass die zwanzig Jahre Simson in den vierzig Jahren der Philister enthalten sind. So ergibt sich nicht vierhundertsiebzig, sondern vierhundertfünfzig Jahre – genau wie es der Apostel Paulus vorgerechnet hat.
Ich muss betonen: Nicht nur der Apostel Paulus, sondern das ganze Neue Testament ist durch den Heiligen Geist inspiriert. Der Heilige Geist erklärt uns, dass die Richterzeit vierhundertfünfzig Jahre dauerte.
Wir halten also fest: Apostelgeschichte 13,20 (nach dem Mehrheitstext, mt abgekürzt) gibt an, dass die Zeit der Richter bis auf Samuel, den Propheten, vierhundertfünfzig Jahre betrug.
Die Herausforderung der Zahlenangaben in der Königszeit
Aber jetzt kommen andere Leute, und zwar auch bibeltreue Menschen, die ebenfalls an die volle Inspiration der Bibel glauben. Sie sagen uns, dass es ein Problem gibt. In 1. Könige 6,1, da sind wir schon in der Zeit Salomos, lesen wir Folgendes: „Und es geschah im vierhundertachtzigsten Jahr nach dem Auszug der Kinder Israel aus dem Land Ägypten, im vierten Jahr der Regierung Salomos über Israel, im Monat Siv, das ist der zweite Monat, da baute er dem Herrn das Haus.“
Hier steht also, dass der Beginn des Salomontempels 480 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten liegt. Jetzt haben wir aber ein Problem. Nur schon die 40 Jahre Wüstenwanderung sind 40 Jahre. Wenn nach Apostelgeschichte 13 noch 450 Jahre Richterzeit dazukommen, dann haben wir schon 490 Jahre.
Aber da haben wir noch nicht gerechnet: die 40 Jahre von Saul, König Saul nach Samuel, die 40 Jahre von David und dann noch bis zum vierten Jahr von Salomo. Also allein Wüstenwanderung 40, Richterzeit 450, dann Saul und David zusammen nochmals 80. Da kommen wir weit über diese 480 Jahre hinaus.
Gut, dann sagen die Befürworter einer späten Zeit für den Auszug aus Ägypten: Ja, natürlich, wir müssen uns im Klaren sein. Der Grundtext wurde von Gott inspiriert, der Grundtext ist perfekt. Aber die Abschreiber haben im Laufe der Zeit in ihren Manuskripten auch Abschreibfehler gemacht. Wir können also davon ausgehen, dass auch gewisse Zahlen durch Abschreiber irrtümlich verändert wurden.
Dann wird gesagt: Nun, die Stelle in Apostelgeschichte 13 ist sowieso ein bisschen schwierig, da gibt es sogar noch ein Textproblem. Aber die Stelle in 1. Könige 6 ist ganz klar: im vierhundertachtzigsten Jahr. Darum müssen wir nach dieser Zahl gehen. Die Zahlen im Richterbuch müssen wir nicht so auffassen, als wären sie alle nacheinander. Vielmehr denken wir, dass verschiedene Richter parallel regiert haben.
So wie es in Ägypten diverse Dynastien gab, die parallel herrschten, in Unter- und Oberägypten, können wir die Zeit dann so zusammenstauchen. Aber es bleibt dabei: Apostelgeschichte 13 ist einfach nicht geklärt.
Ich meine, selbst wenn man nicht nach dem Mehrheitstext geht, der einen klaren Sinn gibt, dann muss man doch sehen: Da wird von 450 Jahren gesprochen, noch vor der Königszeit. Es geht einfach nicht anders. Und diese 450 Jahre darf man nicht einfach ignorieren.
Denn es fällt auf: Zählt man die Richterzeit schön zusammen, nur nach der Bibel, dann ist Simson parallel mit den 40 Jahren Philisterherrschaft. Das geht aus dem Bibeltext klar hervor, aus dem Bibeltext selbst. Das ergibt genau 450 Jahre. Von daher hat Paulus die Zahl.
Tja, was sollen wir machen? Man könnte umgekehrt argumentieren, dass vielleicht in 1. Könige 6,1 die Zahl durch einen Abschreibfehler verändert wurde. Aber ich möchte heute ganz wichtig als Erkenntnis herausstellen: Man muss sehr vorsichtig sein mit solchen Aussagen.
Vielleicht ist da eine Zahl verändert worden. Doch wir werden sehen, dass wir keine einzige dieser chronologischen Zahlen verändern müssen. Sie passen alle in ein geschlossenes System hinein. Alle!
Wir werden noch ein paar Überraschungen erleben. Das habe ich ja in der Einladung angekündigt. Damit meinte ich auch, dass das Thema nicht so trocken ist. Aber gerade in der Pause hat meine Mutter gesagt, das sei doch ein sehr trockenes Thema.
Ich hoffe eben, gerade mit diesen Überraschungen aus dem Trockenen herauszukommen.
Die Lösung des Problems verlorener Zeit in der Chronologie
Ja, also ich lese auf meinem Blatt fünf, im Schwarzen Punkt eins: Viele Chronologen, und zwar bibeltreue, fassen die 480 Jahre aus 1. Könige 6 als Zeitangabe ohne Einschübe auf. Dadurch ergibt sich eine hundertvierzehn Jahre spätere Datierung für den Auszug aus Ägypten.
Das Problem der Zahlen im Richterbuch versucht man so zu lösen: Man nimmt an, dass gewisse Richter zur gleichen Zeit beziehungsweise überlappend gewirkt haben. So kann man diese Geschichtsperiode verkürzen. Doch diese Auffassung steht im krassen Widerspruch zu Apostelgeschichte 13,17-22.
Es gibt jedoch eine wunderbare Lösung, die allen Zahlenangaben der Bibel völlig gerecht wird. Nun, in 1. Könige 6,1 steht nicht „im 594. Jahr nach dem Auszug“, denn wenn man alles schön zusammenrechnet, wie wir das bisher gemacht haben, müsste das so heißen. Aber es steht „im 480. Jahr nach dem Auszug“. Nun, was ist das für eine Differenz? 114 Jahre.
Und kommt uns die Zahl 114 schon irgendwie ein bisschen bekannt vor? Wir haben ja gerade für das Richterbuch alle Gewaltherrschaften für sich zusammengerechnet, und es gibt exakt die Zahl 114. 594 minus 114 ergibt 480.
Was können wir daraus schließen? Die verlorene Zeit unter der göttlichen Zucht während der Richterzeit wurde in der Tempelchronologie des Königsbuches offensichtlich bewusst nicht mitgerechnet.
Daraus lernen wir Folgendes: Es gibt verlorene Zeit im Leben. Als Gläubige können wir auf falsche Wege gehen, wo wir unter Umständen für Jahre unfruchtbar werden. Natürlich ist Gott gnädig, und wir können umkehren und eine völlige Wiederherstellung erfahren. Das ist ja auch die wunderbare Botschaft im Richterbuch: Siebenmal fällt Israel ab, und siebenmal gibt Gott Gnade. Da haben wir das Thema Fallen und Aufstehen und Gottes Gnade zur Wiederherstellung.
Aber die 114 Jahre sind verloren. Und wir müssen wissen: Auch wenn wir als Gläubige auf Abwege gehen und am Schluss in der Herrlichkeit ankommen, könnten wir meinen, ja gut, ich bin ans Ziel gekommen. Aber wir werden alle einmal vor dem Richterstuhl Christi stehen (2. Korinther 5,10), und unser Leben als Gläubige wird im Licht Gottes besehen werden.
Dann sagt Paulus, dass wir Belohnung bekommen für das, was wir für den Herrn im Glauben gewirkt haben. Für die Errettung haben Werke überhaupt keine Bedeutung, aber für Errettete haben Werke sehr wohl Bedeutung – für die Belohnung.
Und die Belohnung hat ewige Auswirkungen, denn Paulus spricht in 1. Korinther 9 am Schluss von einer unverweltlichen Krone. Nun, wenn das nur eine Belohnung für das tausendjährige Reich wäre, wäre das keine unverweltliche Krone. Denn der Dichter Wilhelm Busch hat einmal gedichtet, so ungefähr: „Der Ruhm, wie alle Schwindelware, hält selten mehr als tausend Jahre.“ Und man kann sicher sein, dass man hundert Jahre nach dem Tod einer Person praktisch nichts mehr von ihr weiß, tausend Jahre danach erst recht nicht. Es sind nur ganz wenige, die das überlebt haben.
Ja, aber Gott spricht durch Paulus von einer unverweltlichen Krone. Das heißt, der Lohn für Treue in diesem Leben hat ewige Konsequenzen.
Mit anderen Worten: All die Zeit, in der wir nicht in der Gemeinschaft des Herrn leben und wo wir nicht belohnt werden können, wird auch für ewig verloren sein. Das sind diese verlorenen Tage, um die man klagen muss.
So haben wir eigentlich eine ganz ergreifende Botschaft in 1. Könige 6,1, im 480. Jahr, denn das beinhaltet hundertvierzehn Jahre verlorene Zeit wegen Untreue Gott gegenüber.
Überblick über die Zeitabschnitte von Auszug bis Königtum
Nun gehen wir weiter. Wir haben folgendes Schema vor uns: Die Wüstenreise dauerte 40 Jahre. Die Eroberung des Landes haben wir bisher noch nicht zeitlich eingeordnet. Wie lange sie dauerte, wissen wir nicht genau. Ich schreibe mal x Jahre.
Von da an bis zum ersten Richter wissen wir ebenfalls nicht, wie lange es war. Ich schreibe mal y Jahre. Dann beginnt die Zeit der Richter, die 450 Jahre umfasst. Danach regierte Saul 40 Jahre, dann David 40 Jahre. So steht es in 1. Könige 2,11. Darauf kommen wir gleich noch zurück.
Salomo regierte bis zum Beginn des Tempelbaus vier Jahre. Wenn wir das alles zusammenrechnen, ergibt das 574 Jahre plus x plus y. Klar?
Nun haben wir aber folgende Angabe: Aus 4. Mose 9,1 wird klar, dass das Jahr, in dem die Kundschafter, darunter auch Joshua, das Land Kanaan erkundeten, das zweite Jahr nach dem Auszug aus Ägypten war.
Später sagt Joshua in Joshua 14,7: Damals, als wir Kundschafter nach Kanaan gingen (4. Mose 13-14), war ich vierzig Jahre alt. Das war also das Jahr nach dem Exodus, 1605, als Joshua vierzig Jahre alt war.
Am Ende der Eroberung sagt der alte Volksführer in Joshua 14, dass inzwischen fünfundvierzig Jahre vergangen sind. Jetzt ist klar: Die Landnahme dauerte sechs Jahre. Also ist x gleich sechs Jahre.
Jetzt bleibt uns noch das y übrig, aber das können wir auch ausrechnen. Wir haben ja schon gesehen, dass es 480 Jahre nach 1. Könige 6,1 sind. Dazu kommen noch 114 Jahre Gewaltherrschaft, die dort nicht mitgerechnet sind. Das ergibt 594 Jahre.
Nun rechne ich ganz einfach: 594 minus 580 (das sind 574 plus x = 6 Jahre) ergibt y. y ist also 14 Jahre.
Kurz gesagt: Nach dem Tod von Joshua fiel das Volk bereits in Götzendienst zurück. Das zeigt uns, wie schnell der Abfall gehen kann.
Wir sehen das immer wieder, auch in der Kirchengeschichte: Wenn eine Erweckung geschieht, ist oft zwanzig Jahre später alles schon wieder im Niedergang. Traurig, aber das ist der Mensch.
Die Könige über die zwölf Stämme: Beginn des Königtums
Nun können wir zu Punkt sechs kommen: Die Könige über die zwölf Stämme.
Wir wissen, dass Saul vierzig Jahre regiert hat (Apostelgeschichte 13,21). David regierte ebenfalls 40 Jahre (1. Könige 2,11), ebenso Salomo 40 Jahre. Nun können wir daraus berechnen, wann diese Könige geherrscht haben. Für Saul kommen wir auf die Zeit von 1096 bis 1056 v. Chr., für David von 1056 bis 1016 v. Chr. und für Salomo von 1016 bis 976 v. Chr.
Uns fehlt jedoch noch eine Brücke von der Zerstörung Jerusalems 586 v. Chr. zurück durch die gesamte Königszeit bis zu Saul, David und Salomo. Diese Zahlen habe ich bereits vorausgesetzt, indem ich sie genannt habe. Eine wichtige Zahl, die wir festhalten können, ist, dass das Königtum in Israel im Jahr 1096 v. Chr. begann.
Wenn man in Bibellexika und Kommentaren nachschaut, findet man jedoch meist andere Zahlen. Dort werden häufig die falschen Zahlen von Edwin Thiele angegeben. So wird Saul meist auf 1051 v. Chr. datiert – also 46 Jahre später. Auch David und Salomo werden später angesetzt. Deshalb wird in den meisten Lexika angegeben, dass sich Israel nach dem Tod Salomos im Jahr 931 v. Chr. spaltete in das Nordreich der zehn Stämme und das Südreich der zwei Stämme.
In unserer Berechnung kommt die Reichsteilung jedoch etwas früher, nämlich auf 976 v. Chr.
Nun muss ich etwas erklären: Thiele hat einige gute Dienste geleistet, aber nicht nur. Vor einigen Jahrzehnten hat Thiele eine gründliche Arbeit über die Zeit der Könige und die Zahlenangaben in der Bibel gemacht. Bis dahin galt allgemein die Ansicht, dass diese Zahlen voller Fehler seien und man damit nicht wirklich arbeiten könne. Die Zahlen von Israel im Norden passten überhaupt nicht zu denen von Juda im Süden. Man vermutete viele Abschreibfehler.
Thiele entdeckte jedoch, dass es sich nicht einfach um Abschreibfehler handelt, sondern dass ein anderes Zählsystem dahintersteckt. Er konnte viele Zahlen widerspruchsfrei auflösen, aber nicht alle. Für die übrigen Fälle suchte er Zuflucht in der Annahme, dass es gewisse Fehler im Bibeltext gebe. Das war jedoch ein schlechter Dienst. Diese Erkenntnisse veröffentlichte er in seinem berühmten Buch „The Mysterious Numbers of the Hebrew Kings“ – auf Deutsch: „Die geheimnisvollen Zahlen der hebräischen Könige“. Er konnte vieles klären, aber nicht alles.
Warum konnte er nicht alles erklären? Weil er die Bibel nicht absolut mit ihren Zahlenangaben genommen hat.
Ich schreibe daher auf Seite sechs, erster schwarzer Punkt oben: Thiele versuchte unter dem Druck der assyrischen Chronologie zu arbeiten.
Zur Erklärung: Die Assyrer haben vom neunten Jahrhundert v. Chr. bis zum Untergang Ninives 612 v. Chr. eine sehr detaillierte Chronologie auf Keilschrifttafeln überliefert. Es gibt Angaben für jedes Jahr. Allerdings haben wir mehr als zehn solcher Texte, die gewisse Lücken enthalten. Auch innerhalb dieser Keilschrifttafeln gibt es Widersprüche, sodass die Chronologie nicht ganz eindeutig ist.
Thiele ging jedoch davon aus, dass unter dem Druck dieser assyrischen Chronologie die biblischen Zahlen eingepasst werden müssen. Die meisten konnte er anpassen, aber nicht alle.
Ich wiederhole: Thiele versuchte, unter dem Druck der assyrischen Chronologie – die jedoch Lücken und gewisse Widersprüche enthält – die biblischen Jahresangaben von der Reichsteilung bis zum Untergang Jerusalems (für ihn klar 586 v. Chr.) durch erfundene Korrigentschaften zusammenzustauchen.
Er nahm an, dass gewisse Könige nicht einfach nacheinander, sondern gleichzeitig regierten – etwa Vater und Sohn als Korrigenten. So konnte er die Zahlen etwas zusammenschieben, obwohl im Bibeltext nichts von Korrigentschaften steht. Durch dieses Zusammenschieben konnte er die Zeitspanne um knapp fünfzig Jahre verkürzen. Dabei musste er jedoch einige biblische Zahlen als fehlerhaft bezeichnen und setzte die Reichsteilung 45 Jahre zu spät an – nämlich auf 931 statt korrekt auf 976 v. Chr.
Die Zahlenangaben der Bibel lassen sich jedoch alle widerspruchsfrei und ohne Korrekturen in ein geschlossenes System bringen.
Die Könige Israels im Nordreich: Dynastien und Regierungszeiten
Unter dem Punkt Siebtens folgt nun die biblische Chronologie der Könige Israels im Nordreich nach dem Tod Salomos. Diese Chronologie wird ausführlich in den Büchern Erster und Zweiter Könige beschrieben. Für jeden König sind die Regierungsjahre angegeben.
Die gesamte Zeitspanne von der Reichsteilung unter Jerobeam I. bis zum Untergang des Nordreiches, als Samaria im Jahr 722 v. Chr. von den Assyrern zerstört wurde, ist in neun Dynastien unterteilt. Diese Dynastien regierten nacheinander. Auf dem Blatt sieht man, welche Könige jeweils eine Dynastie bildeten. Ein schwarzer Strich trennt jeweils eine neue Dynastie ab.
Die Könige sind durchnummeriert, beginnend mit Jerobeam I. als Erstem bis zum letzten König, Nummer 19, Hosea. Danach erfolgte der Untergang von Samaria.
Die erste Dynastie umfasst zwei Generationen: Jerobeam I. und Nadab. Danach folgt eine neue Dynastie mit Bascha und Ela. Es folgt eine weitere Dynastie, die nur sieben Tage mit Simri dauerte. Anschließend kommt eine lange Dynastie, die Dynastie von Omri, bestehend aus Omri, Ahab, Ahasja und Joram. Danach folgt wieder eine neue Dynastie, die Dynastie von Jehu mit vier Generationen.
Ich habe hier die Regierungszeiten nach der Bibel aufgelistet und umgerechnet, wie viele Jahre das vor Christus waren. Wenn man alle diese Zahlen zusammenzählt, ergibt sich eine Gesamtdauer von 241 Jahren, sieben Monaten und sieben Tagen.
Im neunten Jahr des letzten Königs, Hosea, ging das Nordreich unter. Dies wird beschrieben in 2. Könige 17.
Die Könige von Juda im Südreich: Zeitspanne und Diskrepanzen
Und nun kommen wir zum achten Punkt: der Liste der Könige von Juda im Südreich. Diese wird beschrieben in den Büchern Erster und Zweiter Könige sowie im Zweiten Buch der Chroniken.
Ich habe diese Könige schön aufgelistet, beginnend mit Rehabeam, dem Sohn Salomos, der siebzehn Jahre regiert hat, ab der Reichsteilung im Jahr 976 v. Chr. bis hin zu Zedekia, dem zwanzigsten König. Zedekia regierte elf Jahre, danach kam die Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr. Das elfte Jahr Zedekias entspricht dem neunzehnten Jahr von Nebukadnezar, einem wichtigen Anknüpfungspunkt in der außerbiblischen Chronologie, der auch astronomisch belegt ist.
Man findet in der Bibel eine Auflistung der Jahreszahlen. Wenn man diese Zahlen zusammenrechnet bis zum sechsten Jahr Hiskias, dem dreizehnten König von Juda, stellt man Folgendes fest: In 2. Könige 18,10 wird gesagt, dass das sechste Jahr Hiskias dem neunten Jahr Hoseas entspricht. Das bedeutet, die Jahre von Rehabeam bis zum sechsten Jahr Hiskias müssen genauso viele ergeben wie die gesamte Zusammenrechnung im Norden.
Das ist klar, oder? Wenn man diese Zahlen zusammenrechnet, kommt man, ob mit Taschenrechner oder im Kopf, auf 261 Jahre. Damit haben wir eine Diskrepanz von knapp zwanzig Jahren. Jetzt versteht man, warum schon früher gesagt wurde, die Zahlen seien fehlerhaft. Das war schon vor Christi Geburt bekannt.
Die älteste Übersetzung der Bibel, die Septuaginta auf Griechisch, wurde im dritten Jahrhundert vor Christus in Ägypten angefertigt. Die Übersetzer versuchten, diese Zahlen zu korrigieren und zu verbessern, doch sie machten es nur noch schlimmer. Das ist typisch: Im Judentum ist man bei Übersetzungen sehr frei, insbesondere bei Zahlen. Im hebräischen Urtext jedoch wurden keine Änderungen vorgenommen. Man ließ die Zahlen stur so stehen, obwohl man nicht wusste, wie man sie richtig zusammenbringen sollte.
Das ist doch erstaunlich! Nur in den Übersetzungen war man so frei. Auch in den aramäischen Übersetzungen war man im Judentum sehr flexibel. Doch beim Urtext, beim Grundtext, blieb man immer stur. Man wusste also schon seit etwa 2300 Jahren, dass es ein großes Problem mit diesen Zahlen gibt.
Übrigens sagte Hieronymus, der Übersetzer der lateinischen Bibel um 400 n. Chr.: „Vergeude nicht deine Zeit, um diese Zahlen zusammenzubringen.“ Trotzdem war er von der göttlichen Inspiration der Bibel überzeugt. So ging es bis ins zwanzigste Jahrhundert weiter.
Thiele hat einiges an der Chronologie gelöst. Deshalb wurde seine Lösung schnell übernommen – sowohl von Liberalen als auch von Bibeltreuen. Doch das Problem ist: Thiele geht immer noch von gewissen Fehlern aus. Schlimmer noch, er vermutet sogar Fehler im Grundtext. Das ist natürlich katastrophal und für Bibeltreue nicht nachvollziehbar.
Wir haben also eine Diskrepanz von 261 Jahren. Wie kann man das lösen? Ganz einfach.
Unterschiedliche Zählweisen in Juda und Israel
Kommen wir nun zu Punkt neun: Unterschiedliche Zählungen in Juda und Israel.
In Juda rechnete man mit einem Thronbesteigungsjahr, das ich hier mit „tbj“ abkürze. In Israel hingegen wurde das Thronbesteigungsjahr nicht berücksichtigt. Das Thronbesteigungsjahr fällt mit dem angefangenen Jahr des Vorgängers zusammen. Das klingt kompliziert, aber ich werde es im Detail erklären. Man muss es einfach einmal gehört haben.
Ein zweiter wichtiger Punkt: Die biblischen Regierungsjahre werden immer von Nissan an gerechnet, das entspricht bei uns etwa März/April bis zum nächsten Nissan. Wir müssen uns also bewusst sein, dass wir mit unseren Jahreszahlen immer ab dem 1. Januar rechnen, die biblischen Jahre jedoch immer vom Frühjahr ausgehen. Nissan ist der Monat, in dem die Tag- und Nachtgleiche stattfindet. Wo ist das astronomisch festgelegt? Das geht aus dem Alten Testament selbst hervor, aus vielen Angaben und auch aus dem Talmud.
Nun wenden wir uns Seite acht zu. Oben sehen wir die Zählung von Juda in der ersten Linie und die von Israel in der zweiten Linie. Angenommen, ein König wird im Oktober Herrscher, aber sein Vater hat in diesem Jahr bis Oktober regiert. In der Bibel wird dieses Jahr als Thronbesteigungsjahr angesehen. Das heißt, dieses Jahr von Oktober bis zum Frühjahr wird in Juda noch nicht als volles Regierungsjahr gezählt, sondern als tbj. Ab Nissan im nächsten Jahr zählt man dann Jahr eins, dann Jahr zwei, drei, vier und so weiter.
In Israel, bei den zehn Stämmen, die von Anfang an abgefallen waren, wurde eine andere Methode angewandt. Dort zählt man konsequent: Wird jemand im Oktober König, so gilt dieses Jahr bereits als Jahr eins. Ab dem nächsten Frühjahr folgt dann Jahr zwei und so weiter. Dadurch entsteht eine Verschiebung um ein Jahr in der Zählung.
Ein wichtiger Hinweis: Beim ersten schwarzen Punkt auf dieser Seite steht „Achtung“. Bei der Zählung in Israel, dem Nordreich, macht der Bibelleser leicht den Fehler, das angebrochene Regierungsjahr und das erste Regierungsjahr des neuen Königs doppelt zu berechnen. Wenn zum Beispiel ein König bis Oktober herrschte und das sein zwanzigstes Jahr war, und ab Oktober das erste Jahr des Nachfolgers gezählt wird, dann zählt man die zwanzig Jahre des Vorgängers und das erste Jahr des neuen Königs, was zu einer doppelten Zählung führt. Das ist ein Fehler, den man unbedingt vermeiden muss.
Auf dem Blatt habe ich unter dem ersten schwarzen Punkt ein Beispiel: den Übergang von Jerobeam I. zu Nadab. Jerobeam I. regierte 22 Jahre, dann kam Nadab, der ein Jahr regierte und ein zweites Jahr. Wie lange war das zusammen? Man könnte denken, 22 Jahre plus ein Jahr plus ein weiteres Jahr sind drei Kalenderjahre. Das ist jedoch falsch, es sind nur zwei Jahre. Denn das 22. Jahr von Jerobeam war ein angebrochenes Jahr, und das Jahr eins von Nadab fällt zeitlich zusammen. Erst danach folgt das Jahr zwei von Nadab. Also müssen wir das 22. Jahr von Jerobeam und das erste Jahr von Nadab als ein Jahr zusammenfassen, dann kommt das zweite Jahr von Nadab.
In Juda wurde anders gezählt: Man hätte zunächst das 22. Jahr des Vaters gezählt, dann das Thronbesteigungsjahr, und ab dem nächsten Frühjahr dann Jahr eins. So stimmen die Zahlen.
Auf dem Blatt oben sehen wir die Liste der Könige von Juda: Rehabeam, Abija, Asa, Joschafat, und auf der anderen Seite die gleiche Zeitperiode in Israel: Jerobeam, Nadab, Bascha, Ela, Omri, Ahab, Ahasja.
Rechnet man die Jahre in Juda zusammen, ergeben sie 79 Jahre. Das kann man nachprüfen. Die Jahre in Israel – 22 von Jerobeam, zwei von Nadab usw. – ergeben zusammen 86 Jahre. Aber wir müssen bedenken, dass das Thronbesteigungsjahr nicht mitgerechnet wurde. Bei Jerobeam zähle ich also ein Jahr weniger, weil es sich mit dem Nachfolger deckt, also nur 21. Bei Nadab nicht zwei, sondern eins, bei Bascha nicht 24, sondern 23, und so weiter. Wenn wir das alles zusammenzählen, kommen wir auf 79 Jahre. Es passt also vollkommen.
All jene, die in der Vergangenheit behauptet haben, der Bibeltext sei verändert worden und Abschreiber hätten Fehler gemacht, besonders bei Zahlen, lagen falsch. Es ist in sich geschlossen, jede Zahl kann stimmig erklärt werden, keine einzige muss korrigiert werden. Das ist sensationell.
Nun dreht sich der Spieß um: Die Juden haben diese Zahlen so im hebräischen Text überliefert, obwohl sie seit mindestens 2300 Jahren wussten, dass es ein scheinbares Problem gibt. Trotzdem haben sie stur diese für sie scheinbar falschen Zahlen überliefert. Das zeigt, wie genau die Bibel überliefert wurde.
Kommen wir nun zu Punkt zehn: Von der Reichsteilung bis zum Untergang Jerusalems.
Eine Bibelstelle gibt uns genau an, wie lange diese Periode dauerte, und zwar Hesekiel 4,4-5. Dort sind wir bereits nach der Zerstörung Jerusalems. Gott sagt dem Propheten: „Und du, lege dich auf deine linke Seite und lege darauf die Ungerechtigkeit des Hauses Israel. Nach der Zahl der Tage, die du darauf liegst, sollst du ihre Ungerechtigkeit tragen, denn ich habe dir die Jahre ihrer Ungerechtigkeit zu einer Anzahl Tage gemacht, dreihundertneunzig Tage. Und du sollst die Ungerechtigkeit des Hauses Israel tragen.“
Hesekiel musste also symbolisch 390 Tage liegen, um diese schlimme Zeit der Israeliten ab der Reichsteilung zu zeigen. Der totale Abfall begann nach dem Tod Salomos. Diese 390 Tage stehen für 390 Jahre, gerechnet bis zum Untergang Jerusalems.
Ich muss erklären, dass das nicht ganz einfach ist, das so zu verstehen. Unten steht der schwarze Punkt: Nach dem Untergang des Nordreiches 722 v. Chr. ging die Geschichte Israels der zehn Stämme im Süden bei den zwei Stämmen weiter, weil es viele Überläufer gab.
In 2. Chronik 15,9 lesen wir, wie viele aus den Nordstämmen desertierten, ins Südreich kamen und dort wohnten, weil sie sahen, dass Gott mit ihnen war. Auch in 2. Chronik 30,10-14 und 34,9 wird davon gesprochen, wie aus den zehn Stämmen Leute ins Südreich kamen. So waren schließlich alle zwölf Stämme im Südreich vertreten.
Das ist wichtig zu wissen. Wenn man zum Neuen Testament kommt, denken viele, dass damals nur Juda und Benjamin im Land waren, natürlich auch die Priester Levi. Nein! Die Prophetin Hanna, die auf den Erlöser wartete (Lukas 2), war aus dem Stamm Asser. Wie kommt das? Ganz einfach: Alle zwölf Stämme waren vertreten.
Deshalb sagt Paulus vor Agrippa in Apostelgeschichte 26: „Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht.“ Er spricht von einem zwölfstämmigen Volk. Jakobus schreibt in seinem Jakobusbrief an die Gläubigen aus dem jüdischen Volk: „Jakobus, Knecht Jesu Christi, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß.“ Die Juden waren aus allen zwölf Stämmen vertreten.
Die Reichsteilung dauerte von 976 bis 586 v. Chr., das sind 390 Jahre. Wenn man die Zahlen von Juda und Israel richtig zusammenrechnet, ergibt sich exakt diese Zahl von 390 Kalenderjahren.
Wer das im Detail nachschauen möchte, dem empfehle ich ein wichtiges Buch unter Literaturpunkt 16, zweiter Punkt: Floyd Nolan Jones, „Der Chronologie des Alten Testaments“, 15. Auflage, Masterbooks. Dieses Buch ist erst relativ kürzlich erschienen. Dort korrigiert er alle Fehler von Thiele und erstellt eine wunderbare Tabelle, die man groß ausdrucken kann. Dort sind die Jahre der Könige von Israel und Juda dokumentiert, und man sieht genau, wie sie zueinander korrespondieren.
Alle biblischen Angaben, zum Beispiel wenn steht, dass König X aus Israel im Jahr 21 eines Königs aus Juda König wurde, müssen übereinstimmen. Die Bibel ist voller solcher Querverweise, und Jones zeigt, dass jede Zahl aufgeht und jede stimmt.
Früher herrschte ein völliges Chaos, die meisten Zahlen stimmten nicht. Heute ist klar: Jede Zahl stimmt, und zusammen ergeben sie diese 390 Kalenderjahre.
Nun haben wir etwas sehr Wertvolles. Trotzdem brauchen wir noch ein paar Problemlösungen. Darum komme ich zu Punkt dreizehn, wo ich zeigen möchte, wie man Probleme in der Bibel löst.
Ein Beispiel, das viele beschäftigt hat, ist das 36. Jahr von Asa. In 2. Chronik 16,1 heißt es: „Im 36. Jahr der Regierung Asas zog Bascha, der König von Israel, gegen Juda herauf und baute Rama, um Asa, dem König von Juda, niemanden ein- oder ausgehen zu lassen.“
In 1. Könige 16,6 steht: „Bascha legte sich zu seinen Vätern, und er wurde begraben zu Tirza, und Ela, sein Sohn, wurde König in seiner Stadt.“ Vers 8: „Im 26. Jahr Asas, des Königs von Juda, wurde Ela, der Sohn Baschas, König über Israel zu Tirza, zwei Jahre.“
Man merkt, dass es ein Problem gibt: Im 26. Jahr von Asa starb Bascha, und im 36. Jahr von Asa, zehn Jahre später, führte er Krieg gegen Asa. Das ist widersprüchlich.
Was macht man damit? Sind das Abschreibfehler? Nein. 2. Chronik 16,1 liest sich im Hebräischen so: „Im 36. Jahr der Regierung“ oder „des Königreiches“ (hebräisch „Malchut“) Asas. Es wird ab Rehabeams Gründung des südlichen Königreiches gerechnet.
Schaut man sich die Liste mit den Jahreszahlen von Juda an, sieht man: Wenn man von 976 v. Chr. als Reichsteilung 36 Jahre abzieht, kommt man auf 940 v. Chr. Das entspricht dem 16. Jahr der Regierung Asas. Das stimmt exakt, denn in 2. Chronik 15,9 lesen wir, dass viele aus dem Nordreich im 15. Jahr Asas nach Süden flohen. Im nächsten Jahr begann Bascha den Krieg und baute Rama, um die Grenze zu schließen – ähnlich wie in Ostdeutschland.
Die Zahlen stimmen also vollständig.
Ein weiteres Beispiel ist das Alter Ahasjas. In 2. Könige 8,26 heißt es: „Zweiundzwanzig Jahre war Ahasja alt, als er König wurde, und er regierte ein Jahr zu Jerusalem; die Mutter hieß Atalja, die Tochter Omris, des Königs von Israel.“
In 2. Chronik 22,2 steht jedoch: „42 Jahre war Ahasja alt, als er König wurde, und er regierte ein Jahr zu Jerusalem; die Mutter hieß Atalja, die Tochter Omris.“
Das ist ein offensichtlicher Widerspruch. Einige Bibelübersetzungen haben deshalb beide Stellen auf 22 Jahre geändert, weil die 42 störte. Man vermutete, es sei ein Fehler bei den Zahlzeichen passiert.
Doch in der Bibel werden Zahlen nicht mit Zeichen, sondern mit Buchstaben ausgeschrieben. So schnell kann man das also nicht verwechseln.
Wörtlich steht im Text: „Ein Sohn von zweiundzwanzig Jahren war Ahasja, als er König wurde“ oder „Ein Sohn von zweiundvierzig Jahren war Ahasja.“ Der Ausdruck „ein Sohn von“ entspricht dem heutigen israelischen Sprachgebrauch, um das Alter anzugeben.
Es gibt viele semitische Ausdrücke mit „Sohn“, zum Beispiel „Bensicha“, was „Gesprächspartner“ bedeutet.
Ahasja war ein Nachkomme Omris aus Israel, weil es eine schlimme Vermischung gab, eine Mischehe in der Zeit Ahabs zwischen Norden und Süden.
Wenn dort steht, Ahasja war 42 Jahre alt, dann meint das die Zeit ab der Gründung der Dynastie Omri im Norden. Er war also „ein Sohn“ dieser gottlosen Omri-Dynastie, obwohl er selbst tatsächlich 22 Jahre alt war.
Die Zahlen stimmen also exakt.
So kann man weiter vorgehen. Wir haben jetzt nicht mehr die Zeit, aber ich darf noch fünf Minuten Überzeit nehmen, weil das Wichtigste noch kommt.
Ich fasse kurz zusammen: Auch Sauls Alter kann man klären, es ist kein Textfehler. Ebenso Jojakins Alter, ob acht oder achtzehn Jahre, lässt sich genau erklären. Es ist kein Problem, kein Schreibfehler, alles stimmt.
Wir haben also ein vollständiges System zurück bis Adam. Der Anknüpfungspunkt ist immer 586 v. Chr., weil das so gut gesichert ist.
Wenn wir über die ganze Sache nachdenken: Die Zählung in 1. Könige 6 war interessant, im 480. Jahr nach dem Auszug aus Ägypten. Dabei wurde offensichtlich die Gewaltherrschaft nicht mitgerechnet.
Zehn Jahre später war das 490. Jahr. Vierhundertneunzig ist eine besondere Zahl in der Bibel, denn Daniel erhielt die Prophetie von den 490 Jahren, den siebzig Jahrwochen bis zum Messias und seinem Königreich (Daniel 9).
Wir haben also eine Periode vom Auszug aus Ägypten bis zum 14. Jahr Salomos, als der Tempel gebaut wurde. Salomo war zunächst ein treuer König, erst später kam der fortschreitende Abfall.
Diese 490 Jahre entsprechen sieben mal siebzig Jahren. Die 114 Jahre der Gewaltherrschaft sind verlorene Zeit und werden nicht gezählt.
Gibt es solche Perioden noch an anderen Stellen? Ja.
Schauen wir auf Blatt A: Geburt Abrahams bis zum Exodus. Diese Periode, die ich die Entstehung Israels nenne, dauert von 2111 bis 1606 v. Chr., also 505 Jahre.
Wir wissen von Abrahams Heirat mit Hagar im Unglauben bis zur Geburt Isaaks, des verheißenden Samens, vergingen 15 Jahre. Das war eine Geschichte des Unglaubens und der Sünde. Abraham glaubte Gott nicht und heiratete eine zweite Frau, was Sünde war. Gott sprach mindestens 13 Jahre lang nicht mehr mit Abraham, denn am Ende von 1. Mose 16 war Abraham 86 Jahre alt, und das nächste Kapitel beginnt 13 Jahre später, als er 99 war. Zwischen diesen Kapiteln liegt eine Lücke, in der Gott nicht mit Abraham sprach – 15 Jahre.
Wenn wir von den 505 Jahren diese 15 Jahre abziehen, bleiben 490 Jahre übrig. Toll!
Dann haben wir die Zeit vom Auszug aus Ägypten bis zum 14. Jahr Salomos, die ich die Zeit des Besitzes des Landes nenne. Das war von 1606 bis 1002 v. Chr., also 604 Jahre. Wenn wir davon die 114 Jahre der Gewaltherrschaft abziehen, bleiben 490 Jahre.
Dann kommt Punkt C: Vom 14. Jahr Salomos bis 445 v. Chr., die Zeit, in der Nehemia Jerusalem wieder aufbauen durfte und in der die 70 Jahrwochen bis zum Kommen des Erlösers gerechnet werden sollen.
1002 minus 445 ergibt 557 Jahre. In dieser Zeit war Israel in babylonischer Gefangenschaft, ab dem dritten Jahr Joachims (Daniel 1,1), also 606 v. Chr., bis zur Eroberung Babylons durch die Perser im Oktober 539 v. Chr., das sind 67 Jahre.
557 minus 67 ergibt 490 Jahre. Das ist sensationell.
Von da an rechnet man die 70 Jahrwochen Daniels.
Ich habe an anderer Stelle die Prophetie aus Daniel 9,24 und folgende, die 70 Jahrwochen, genau erläutert. Diese 70 Jahrwochen kündigen den endgültigen Segen für Israel an. Die Prophetie zeigt, dass zuerst 69 Jahrwochen vergehen, bis der Messias kommt und ermordet wird. Dann folgen Krieg und Verwüstung über Jerusalem bis in die Endzeit. Danach kommt die 70. Jahrwoche, sieben Jahre vor der Wiederkunft Christi, und schließlich der Segen.
Das heißt, in Daniel 9 wird die Zeit zwischen der Ermordung Jesu und sieben Jahre vor seiner Wiederkunft nicht mitgerechnet.
So nenne ich diese Periode vom Wiederaufbau Jerusalems bis zum Tausendjährigen Reich, dem Millennium, die Zeit der Wiederherstellung und Versöhnung.
Die ganze Geschichte Israels lässt sich also in viermal siebzig Jahrwochen einteilen, wobei es immer wieder Einschübe durch Unglauben und Untreue, verlorene Zeit, gibt.
Das Schöne ist: Am Ende der 69. Jahrwoche wurde Jesus ermordet und gekreuzigt, und wir leben in dieser Zeit. Israel wurde unter die Völker zerstreut, aber diese Zeit wurde zur Zeit der Weltmission.
Gott hat sein Rettungswerk für die Heiden, die Gründung der Gemeinde Gottes, in diese Lücke gelegt. Das ist Gottes Weisheit in seinem Umgang mit Israel, der Gemeinde und der Welt.
Er hat einen klaren Zeitplan, den wir nachrechnen können. Das soll uns beruhigen, wenn wir an Psalm 31 denken: „Meine Zeiten sind in deiner Hand“ – auch ganz persönlich für uns.
Nachträge und Konsequenzen der biblischen Chronologie
Ich möchte ein paar Nachträge zu heute Morgen machen. Wenn man nochmals das Skript von heute Morgen zur Hand nimmt, wurden mir verschiedene Verbesserungsvorschläge und Korrekturen zugetragen. Diese werde ich in das Skript einbauen. Später kann man dann die neueste Auflage im Internet herunterladen.
Auf Seite 2, schwarzer Punkt 3, habe ich heute Morgen eine Korrektur vorgenommen: Ich habe die Zahl 130 gestrichen und stattdessen 70 plus 75 eingefügt. Korrekt wäre es auch, in der darüberliegenden Zeile die Zeitperiode von der Sintflut bis zum Einzug Abrahams nach Kanaan zu schreiben. Denn die 75 Jahre von Abraham sind dabei noch mit berücksichtigt.
Noch etwas auf Seite 8, nur als Verständniserklärung: Dort habe ich ein paar Könige aus Juda und ein paar Könige aus Israel zusammengestellt. Bei Josaphat steht 18 Jahre. Das bedeutet nicht, dass Josaphat nur 18 Jahre regiert hat, sondern ich möchte damit ausdrücken, dass die Periode von Rehobbiam bis zum achtzehnten Jahr Josaphats exakt parallel zur Periode von Jerobbiam bis Ahasja war. Diese Jahre ergeben sich, indem man das Thronbesteigungsjahr mit berücksichtigt. Somit sollten es genau gleich viele Jahre sein.
Ein ganz wichtiger Nachtrag betrifft die Chronologie: Durch diese Chronologie kommen wir mit dem Auszug aus Ägypten auf das Jahr 1606 v. Chr. Bibeltreue Ausleger haben in der Vergangenheit allgemein vom Auszug um 1430 v. Chr. gesprochen. Die liberalen Theologen datieren ihn sogar noch später, nämlich auf 1230 v. Chr.
Durch diese Chronologie, die konsequent alle Zahlen in der Bibel berücksichtigt, wird deutlich, dass der Auszug viel früher stattfand, nämlich 1606 v. Chr. Das hat gewaltige Konsequenzen. Damit liegt der Auszug 377 Jahre früher als bei den Liberalen angegeben, die 1230 v. Chr. ansetzen.
Diese Verschiebung hat folgende Konsequenzen: Die liberalen Theologen und Archäologen behaupten heute, dass es den Auszug aus Ägypten nie gegeben habe und die Landnahme unter Jericho eine Legende sei. Denn zu der Zeit um 1230 v. Chr. existierte Jericho gar nicht mehr als Stadt, und es gab keine Stadtmauer.
In Amerika haben Schwarze das Lied gesungen: "Joshua schlug die Schlacht von Jericho und die Mauer kam herunter." Doch das ist alles nicht möglich, wenn es zu dieser Zeit keine Mauer in Jericho gab. 1230 v. Chr. existierte Jericho tatsächlich nicht mehr als Stadt.
Nach der Bibel fand der Auszug jedoch 1606 v. Chr. statt. Damals gab es eine mächtige Mauer in Jericho, die durch ein Erdbeben nach außen einstürzte. Dadurch konnten die Angreifer die Rampe hinaufsteigen und die Stadt verbrennen.
Man hat dort eine etwa ein Meter dicke Ascheschicht gefunden. Das Getreide wurde nicht geplündert, sondern verbrannt. Die Israeliten durften nämlich nichts von Jericho mitnehmen, sondern mussten alles verbrennen und verfluchen. Das war die Vorschrift.
Wenn man dann nach Ägypten schaut, findet man um 1606 v. Chr. Spuren der Israeliten. Dort ist man in der 13. Dynastie Ägyptens. Die Israeliten sind dort nachweisbar.
Bei der falschen Datierung von 1230 v. Chr. befindet man sich in der 19. Dynastie. Dort findet man keine Spuren der Israeliten, denn sie waren zu diesem Zeitpunkt schon längst ausgezogen.
Diese Erkenntnisse haben große Konsequenzen. Es ist etwa so, wie wenn Archäologen in Europa in den Schichten des 16. Jahrhunderts nach Tony Blair oder Jacques Chirac suchen würden und nichts fänden. Dann würden sie sagen, diese Personen hätten nie existiert.
Das ist jedoch ein Kunststück, wenn man in den falschen Schichten sucht. Man muss in den Schichten des 20. und 21. Jahrhunderts suchen, um diese Personen zu finden. Dann folgt ein Volltreffer dem anderen.
Diese Verschiebung der Chronologie, die wir durch eine strenge biblische Chronologie erhalten, im Vergleich zu dem, was bisher verkündet wurde, hat gewaltige Konsequenzen. Sie führt zu zahlreichen Übereinstimmungen mit der Archäologie.
Außerdem zeigt sie, dass die Ansätze von Immanuel Felikowski, David Rohl und Courville, die versucht haben, die ägyptische Chronologie zu korrigieren, richtig waren. Sie sagten, dass es große Fehler gebe und man die ägyptische Chronologie um etwa 380 Jahre verschieben müsse, damit sie mit der Bibel übereinstimmt.
Diese Autoren haben ihre Bücher veröffentlicht, aber die Ägyptologen wurden sehr kritisch und lehnten diese Verschiebung ab. Eine Verschiebung um etwa 100 Jahre sei akzeptabel, da die ägyptische Chronologie nicht exakt sei. Aber 380 Jahre seien absolut inakzeptabel. Die betreffenden Autoren würden nicht als vernünftige Gesprächspartner akzeptiert.
Ich habe nun gezeigt, dass diese Verschiebung gar nicht nötig ist. Wir können den Ägyptologen freundlich zustimmen und gleichzeitig eine andere biblische Chronologie anwenden, bei der alle Zahlen ernst genommen werden.
So kommen wir für Israel und Ägypten auf die Zeit der 12. Dynastie für Josef, die 13. Dynastie für Mose und in Kanaan auf die Mittlere Bronzezeit 2b für die Landnahme von Jericho, die Eroberung von Hazor und so weiter.
Alles passt wunderbar zusammen. Die Sprüche in den Medien der letzten Jahre, wonach all dies Legenden seien, können wir getrost vergessen. Die haben einfach nach Jacques und Tony im 16. Jahrhundert gesucht, anstatt in unserer Zeit.