Elias’ Leben war kein Leben wie ein Kondensstreifen hinter einem Flugzeug. Man sieht ihn kurz, dann ist er weg – und kommt nie wieder. Elias’ Leben hinterließ tiefe Furchen auf dem Geschichtsacker Gottes. Selbst nach Jahren und Jahrzehnten konnte man auf diesem Acker entlanglaufen und die Spuren seines Lebens sehen. Das ist das Vermächtnis, das Elijah hinterlassen hat.
Selbst im Neuen Testament wird Elijah von vielen Zeitgenossen erwähnt. Er war ihnen sehr präsent. Das wünsche ich uns – ich wünsche es mir für mein Leben und für uns als Gemeinde –, dass unser Leben sichtbare geistliche Spuren hinterlässt.
Wir sollten nie vergessen, was wir am Leben Elias gesehen haben: Das geistliche Profil eines Elias hängt natürlich auch damit zusammen, dass er ein Lebensprinzip hatte. Das haben wir sehr anschaulich und ausführlich betrachtet. Für ihn war es immer wichtig: „Der Herr, vor dem ich stehe.“ Er stand vor Gott und nicht vor Menschen.
In seiner Biografie sieht man auch, dass er seine Lebensfahne nicht in den Wind gehängt hat, nicht dem Trend der Zeit folgte. Er war immer wieder abhängig von dem, was Gott für sein Leben wollte. Deshalb war sein Leben kein Kondensstreifen. Sein Leben hinterließ tiefe Furchen, die wir in der Bibel auch heute noch entdecken können.
Heute geht es um den Text aus Maleachi 3. Maleachi ist der letzte Prophet des Alten Testaments, und wir lesen hier den Schluss dieses Propheten. Es sind die letzten Worte des Alten Testaments, die wir heute Morgen hören.
Hier geht es nicht mehr direkt um die Person Elias, und doch um Elias, weil hier sein Erbe angesprochen wird. Maleachi 3, Verse 22 bis 24:
„Haltet im Gedächtnis das Gesetz meines Knechtes Mose, dem ich am Horeb für ganz Israel Ordnungen und Rechtsbestimmungen geboten habe. Siehe, ich sende euch den Propheten Elija, bevor der Tag des Herrn kommt, der Große und Furchtbare, und er wird das Herz der Väter zu den Söhnen und das Herz der Söhne zu ihren Vätern umkehren lassen, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“
Das ist der Schlusspunkt des Alten Testaments, das letzte Wort Gottes. Danach folgen vierhundert Jahre Schweigen. Die Menschen konnten immer nur lesen: „Was steht da in Maleachi 3?“ Das war das Letzte, was sie von Gott gehört hatten.
Deshalb ist es sehr wichtig, genau hinzuhören, was Gott hier sagt. Ich habe die Überschrift gewählt: „Drei Ratschläge zum Schluss“. Auch wenn ich jetzt mit der Predigt erst beginne, sind es bereits Ratschläge zum Schluss – zum Schluss des Alten Testaments.
Es sind Ratschläge, die wir für unser persönliches Leben hören wollen. Und das muss man ganz deutlich sagen: Dieser Text gilt vor allem zuerst Israel, denn Israel ist der Adressat dieses Textes aus dem Maleachi-Buch.
Der erste Ratschlag lautet: Halte fest an Gottes Wort.
Erster Ratschlag: Halte fest an Gottes Wort
Das entnehme ich diesen Versen: Halte fest an Gottes Wort! Gott sagt hier dem Volk Israel: Halte im Gedächtnis das Gesetz.
Im Neuen Testament gibt es einen ähnlichen Satz, den Paulus an Timotheus schreibt. In 2. Timotheus 2,8 heißt es: Halte im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten. So schreibt er ihm, also fast parallel. Und wenn hier steht „Halte es fest im Gedächtnis“, dann bedeutet das, dass es etwas sehr Aktives ist, was ich tue. Es ist nicht automatisch so, sondern ich soll es aktiv festhalten, damit ich Gottes Wort nicht vergesse.
Menschen, die andere geistlich prägen wollen, müssen sich selbst durch Gottes Wort prägen lassen. Oder um es mit diesem Satz zu sagen: Sie müssen das Wort Gottes festhalten. Wenn ich mir keine Zeit für Gottes Wort nehme, dann werde ich irgendwann nur noch Worthülsen meinen Kindern in der Kinderstunde oder Jugendlichen in der Jugendstunde oder wo auch immer predigen. Dann werde ich leerlaufen.
Die Geschichte Israels zeigt, dass sie Gottes Wort immer wieder vergessen haben. Sie haben es nicht festgehalten. Stattdessen sind sie Lebensentwürfen nachgelaufen, die komplett gegen Gottes Willen waren.
Der Zusammenhang des Textes macht deutlich, dass man in Israel, also im weiteren Zusammenhang – ich habe die Verse davor jetzt nicht gelesen, beziehe mich aber darauf – überzeugt war, dass es nichts bringt, Gott zu dienen. Man meinte, man komme nur vorwärts im Leben, wenn man gottlos lebt. Die anderen würden sowieso auf der Stelle treten und nicht wirklich vorankommen. Die Erfahrungen, die sie im Alltag machten, gaben diesem Lebensstil Recht. Dem Gottlosen ging es gut, und Gott schien die Gottlosen nicht zu strafen.
Ich weiß nicht, ob du das kennst. Das ist auch das, was wir manchmal in unserem Alltag beobachten. Man bekommt es nicht immer so leicht unter die Füße. Mein Nachbar lebt ohne Gott in den Tag hinein und weiß gar nicht, wohin mit seinem Erfolg. Er kann vor Kraft kaum noch gehen. Und ich? Ich bin froh, wenn ich gerade mal so eben durch den Tag komme, mit meinen Grenzen und meinen Schwierigkeiten.
Was ich jetzt vergessen habe, um das ein bisschen zu unterstreichen: Was gleich noch kommt, ist, dass ich euch eine Hilfe geben wollte. Das ist mal das Erste hier: Halte fest an Gottes Wort!
Wenn man den Zusammenhang des Textes sieht, dann entdeckt man in Vers 18, dass Gott sagt, es wird einen Unterschied geben – zwischen wem? Zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Da kannst du also ganz sicher sein, dass es diesen Unterschied gibt, auch wenn du ihn jetzt noch nicht siehst. Gott sagt, der Tag der Abrechnung kommt ganz sicher.
Deshalb ist es wichtig, dass ich mich durch die Momentaufnahme heute nicht durcheinanderbringen lasse. Ich glaube, dass in diesem Vers 22, den wir gelesen haben, zwei Gedanken mitschwingen.
Einmal den, den ich schon gesagt habe: Halte dich fest an Gottes Wort, auch wenn es überhaupt nicht im Trend liegt. Lies es, beschäftige dich damit und vor allem: Tu es! So wie ich täglich esse, um am Leben zu bleiben, so brauche ich auch täglich Gottes Wort, um geistlich lebendig zu bleiben.
Denn wenn ich Gottes Wort lese, erfahre ich seine Gedanken für mein Leben. Dann erlebe ich Trost in dunklen Stunden, und ich kann mich darüber freuen, dass Gott mich liebt. Auch wenn die Bibel mir vielleicht im Moment wenig zu sagen hat – und solche Zeiten gibt es – und manchmal sind die Lebensumstände so erdrückend, dass mich der Gedanke derart gefangen nimmt, dass ich mich gar nicht auf Gottes Wort konzentrieren kann, dann ist es dennoch wichtig: Halte Gottes Wort fest!
Ich fand es mal sehr beeindruckend, in einem Interview von einer Missionarin zu hören, die unter Moslems arbeitete und kaum Resultate ihrer Arbeit sah. Sie wurde gefragt: Wie gehst du damit um? Wie gehst du damit um, dass du dein Leben investierst und absolut nichts siehst? Was gibt dir den Mut weiterzumachen?
Ich fand es sehr beeindruckend. Das war vor vielen Jahren. Sie antwortete spontan, und man merkte, es kam ganz tief aus ihrem Herzen heraus. Sie sagte: Gottes Wort, Gottes Wort gibt mir die Motivation weiterzumachen.
Es ist ja gerade das Spannende, Gottes Wort zu vertrauen, auch wenn es mir nicht gut geht, auch wenn ich Gottes Hilfe nicht erlebe. Denn an diesem Punkt kommt ja die Spannung in unser Leben hinein. Ich schlage die Bibel auf, ich lese Gottes Versprechen, zum Beispiel: „Ich will dich versorgen“ oder „Ich werde dich tragen, selbst mit deinen grauen Haaren, ich werde dich nicht verlassen.“ Und dann erlebe ich die Wirklichkeit ganz anders.
Das ist spannend. Das kriege ich manchmal gar nicht auf eine Reihe. Ich erlebe Gottes Wort nicht, und deswegen fällt es mir so schwer, an diesem Wort festzuhalten.
Mir macht Petrus sehr viel Mut. Er sagt mal: „Herr, wohin sollen wir denn gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“ Wo will ich mich denn festhalten? Was ist meine Alternative? Petrus sagt, es gibt nur eine Alternative, oder besser gesagt: Es gibt gar keine Alternative. Es gibt nur Gottes Wort, und daran halte ich mich fest, auch wenn es zunächst gar nicht so aussieht, als ob Gott eingreift.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der es zunehmend Nachteile gibt, wenn ich an Gottes Wort festhalte. Es ist gar nicht so einfach, Kunden nicht zu belügen, wenn der Chef es von mir will. In der Schule nicht abzuschreiben, andere nicht auszunutzen, um die Zahlen zu bringen, die von mir gefordert werden.
Aber die Frage kann für mich nie sein – das ist mir so wichtig geworden, als ich darüber nachgedacht habe: Bringt es mir Nachteile, wenn ich Gottes Willen tue? Für mich muss klar sein: Gott sagt es, also mache ich es, egal welche Konsequenz. Und umgekehrt genauso: Gott sagt, tue es nicht, also tue ich es nicht, egal welche Konsequenz.
Ich möchte das von Elija lernen. Er sagt: Der Herr, vor dem ich stehe. Und er hat dieses Prinzip auch wirklich verstanden: Ich mache mein Leben an Gottes Willen fest. In jeder Entscheidung geht es mir nicht um meine Vorteile, sondern um ihn.
Es gibt für mich aber auch noch einen zweiten Gedanken in Vers 22, der mitschwingt, wenn es hier heißt: Halte im Gedächtnis das Gesetz meines Knechtes Mose. Möglicherweise spielt Malachi im Auftrag Gottes an auf 5. Mose 28. Denn dort hatte Gott dem Volk Israel das Gesetz gegeben, und daran sollte Israel immer wieder denken.
Es ist ein sehr wichtiges Kapitel für Israel, und dort heißt es auch, dass sie den Tag des Herrn erleben werden. Ein paar Verse vorher – ich komme gleich auf 5. Mose 28 zurück – wenn wir ein paar Verse vorher lesen, dann heißt es: Sie werden den Tag des Herrn erleben.
Wir sind in der Bibelstunde zum Beispiel im Propheten Amos gewesen. Amos 5 warnt Gott sein Volk und sagt: Weh denen, die den Tag des Herrn herbeiwünschen. Dieser Tag wird Finsternis sein, und dieser Tag wird nicht Licht sein.
Malachi sagt genau dasselbe in Vers 19, nur gebraucht er andere Worte. Er sagt: Es wird ein Tag sein, der wie ein Ofen brennt. Alle Frechen werden wie Stroh sein, und der kommende Tag wird sie verbrennen.
Das ist Gericht am Ende der Menschheitsgeschichte. Das Gericht über Sünde steht ganz sicher noch aus, aber es kommt. Und wie es dann konkret aussieht, das entdecken wir, wenn wir die Offenbarung aufschlagen.
Gott macht hier ernst mit dem Gericht über Sünde. Gottes Gericht kommt nicht immer sofort, wie auch hier in Israel es nicht sofort kam, aber es kommt.
2. Petrus 3,8 heißt es: Wenn Gott sein Gericht verzögert – ich fasse es mal zusammen – dann ist das ein Beweis dafür, dass er möchte, dass Menschen umkehren. Aber es ist nie ein Beweis dafür, dass er gleichgültig der Sünde gegenüber ist.
Deshalb ist es wichtig, Gottes Wort wirklich ernst zu nehmen, auch im Blick auf die Sünde und auch im Blick auf seine Zusagen. Denn unserem Text geht unmittelbar eine Zusage voraus: Die Gottes Namen fürchten, denen wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.
Ich füge mal hinzu: Die werden sich freuen ohne Ende. Auch wenn ich mir in meinem Leben vielleicht manches anders wünsche, eines weiß ich: Ich habe eine herrliche Zukunft. Und darauf gehe ich zu.
An diesen Aussagen und Zusagen halte ich mich fest. Also halte ich fest an Gottes Wort!
Zweiter Ratschlag: Achte auf Gottes Reden
Ein zweiter Ratschlag, den ich diesem Text entnehme, lautet: Achte auf Gottes Reden. Es heißt dort: „Achte auf Gottes Reden“. Hier geht es um die Propheten. Die Propheten waren Sprecher Gottes. Wer die Propheten hörte, wusste, was Gott den Menschen zu sagen hatte.
Gott verspricht hier, dass er den Propheten Elia noch einmal senden wird, bevor der Gerichtstag kommt, von dem er gerade gesprochen hat. Der Grund dafür ist offensichtlich: Gott ruft sein Volk zurück zu sich. Sie sollen umkehren und zu ihm zurückkehren.
Malachi ist hier der typische Prophet. Er kündigt Gericht an, redet aber zugleich von Gottes Gnade. Das ist typisch für Gott: Er kündigt Gericht an, spricht aber gleichzeitig von seiner Gnade. Gott ist auf der einen Seite konsequent und gerecht. Deshalb kann er Sünde nicht übersehen. Dennoch ruft er zur Umkehr und bietet Vergebung an.
Die Geschichte Gottes endet nicht mit dem Alten Testament. Wer genau zuhört, merkt, dass Gottes Geschichte weitergeht. Er sagt: „Ich werde euch den Propheten Elia senden.“ Das bedeutet, dass Gott nach 400 Jahren – das wussten die Menschen damals noch nicht, wie lange es dauern würde – noch einen Propheten schicken wird, um sein Volk zurückzurufen. Nur müssen sie darauf achten und es nicht überhören.
Als Malachi diese Verse schrieb, hatte Israel das Gericht bereits hinter sich. Doch sie waren schon wieder so weit von Gott entfernt, dass das Gericht erneut bevorstand. Deshalb sagt Gott ihnen: „Haltet im Gedächtnis, was in 5. Mose 28 gesagt wird.“ In diesen Versen wird noch einmal das wiederholt, was in Vers 24 steht: „Damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage.“ Das ist die Androhung aus 5. Mose 28. Gott warnt: „Ich werde euch aus dem Land vertreiben, wenn ihr in eurer Sünde bleibt.“
Gott gibt seinem Volk die Möglichkeit zur Rückkehr. Er sagt: „Ihr seid nur sicher vor meinem Gericht, wenn ihr wieder umkehrt.“ Man kann vor Gott nicht weglaufen, aber man kann ihm in die Arme laufen. Dann ist man sicher vor dem Gericht.
Das ist das große Angebot, das Gott macht. Er will alles vergeben, wenn ich nur das Geschenk annehme. Das bedeutet, dass ich im Gebet meine Schuld bekenne. Ich bekenne, dass Gott nicht Herr in meinem Leben sein durfte. Ich bitte ihn um Vergebung für meine gottfeindlichen Handlungen und nehme sein Geschenk an. Ich nehme an, dass Jesus auch für mein gottfeindliches Leben am Kreuz gestorben ist.
Elia und Johannes der Täufer als Erfüllung des Prophetenversprechens
Ich werde euch den Propheten Elia senden. Ich möchte jetzt mit euch einige Paralleltexte lesen. Ihr braucht vielleicht auch nur zuzuhören.
In Matthäus 11, ab Vers 7, spricht der Herr Jesus über diesen Text. Dort heißt es: „Als sie aber hingingen, fing Jesus an, zu den Volksmengen zu reden, über Johannes. Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen, anzuschauen? Ein Rohr, vom Wind hin und her bewegt? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die weichen Kleider tragen sie in den Häusern der Könige. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch und mehr als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: ‚Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.‘ Wahrlich, ich sage euch: Unter den von den Frauen Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer. Der Kleinste aber im Reich der Himmel ist größer als er.“
Das ist, was der Herr Jesus über Johannes den Täufer sagt. Wenn man das jetzt noch weiterliest, merkt man, dass er bestätigt: Das ist der angekündigte Prophet.
Vielleicht ist eine Parallelstelle, die sehr wichtig ist, aus Lukas 1, Vers 17. Dort heißt es: „Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elia, um die Väterherzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.“
Das war der Auftrag, den Johannes hatte. Johannes ist also nicht Elia in Person, sondern er hat den Geist und die Kraft des Elia, um Menschen zur Umkehr zu Gott zu rufen.
Wir lesen ja dann auch in den Evangelien immer wieder von den Auswirkungen. Johannes predigt und sagt zum Beispiel: „Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?“ Das waren schon Botschaften, die gingen unter die Haut. Sie haben die Leute zum Teil aufgeregt, aber manche sind darauf eingegangen und haben sich taufen lassen.
Dann kommt die spannende Frage: In Johannes 1, Vers 21, senden die Obersten der Juden Leute zu Johannes. Dort heißt es: „Sie fragen ihn, was bist du denn? Bist du Elia?“ Johannes müsste jetzt natürlich sagen: „Natürlich, das bin ich“, hat er Jesus gesagt. Aber Johannes antwortet: „Ich bin es nicht.“
Dann kommt die Frage: „Bist du der Prophet?“ Und er antwortete: „Nein.“
Sie sprechen nun weiter zu ihm: „Wer bist du, damit wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben? Was sagst du von dir selbst?“ Er sagte: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn, wie es der Prophet gesagt hat.“
Das ist spannend. Jesus sagt in Matthäus 11 explizit, Johannes ist dieser Prophet aus Maleachi 3. Johannes wird gefragt und sagt, er sei es nicht. Wer hat jetzt Recht? Hat Jesus Recht, dass es so ist, oder hat Johannes Recht, dass er es nicht ist?
Und wenn Jesus Recht hat, warum wusste Johannes das nicht? Ich kann euch darauf nicht die letzte Antwort geben. Für mich ist die Frage: Was schwang bei den Leuten mit, die ihm die Frage gestellt haben? War da vielleicht der Gedanke, dass es hier um eine Inkarnation des Elia geht? Also dass Elia wirklich wieder Mensch geworden ist.
Diesen Gedanken gibt es an anderer Stelle noch im Evangelium. Zum Beispiel sagt Herodes in Matthäus 14, Vers 2 über den Herrn Jesus: „Das ist Johannes der Täufer, der von den Toten auferweckt worden ist.“ Es geht hier in Richtung Inkarnation.
Auch in Matthäus 16, Vers 14 lesen wir, dass die Leute vom Herrn Jesus dachten, er sei Elia oder Jeremia oder einer der anderen Propheten. Das scheint mir ganz stark der Gedanke der Inkarnation zu sein.
Dann hat Johannes natürlich Recht, wenn er sagt, in dem Sinne bin ich es nicht.
Es gibt eine weitere Möglichkeit: Johannes war sich dessen selbst nicht bewusst, dass er die Erfüllung aus Maleachi 3 ist. Der Herr Jesus konnte das über ihn sagen, weil er es wusste, aber es wurde erst später deutlich, dass es Johannes war.
Wie auch immer: Ich denke, wir können trotzdem etwas lernen von der Antwort, die Johannes gibt. Er sagt über sich das, was Gottes Wort über ihn sagt, als sie ihn fragen. Er sagt: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste.“
Und genau so kannst du es auch sagen. Wenn Zweifel da sind in deinem Leben, wenn du mit manchen Dingen zu kämpfen hast, dann sage genau das, was Gottes Wort über dich sagt.
Zum Beispiel: Johannes 1 – „Ich bin ein Kind Gottes.“ Johannes 15 – „Ich bin eine Rebe am Weinstock.“ Römer 8 – „Ich bin Miterbe des Herrn Jesus.“ Philipper 3 – „Ich bin Bürger des Himmels.“
Es gibt einige Listen, wo Leute aufgezählt haben, was Gottes Wort über mich sagt. Es ist wichtig, dass ich das auch immer wieder zitiere. Mein Denken muss von Gottes Wort geprägt sein.
Was sagt Gott über mich? Wenn ich das weiß, glaube ich nicht den Lügen des Teufels. Ich muss nicht immer auf meine Grenzen achten, auf das, wo ich versage und was ich nicht kann.
Es ist wichtig, dass ich sehe, wozu Gott mich gemacht hat, was ich in seinen Augen bin. Dein Mangel ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass der Herr deinen Mangel ausfüllt. Diesen Mangel musst du dir ausfüllen lassen und den Herrn dafür in Anspruch nehmen.
Dritter Ratschlag: Lass dein Herz verändern
Dann kommen wir zurück zu Johannes. Die Menschen gehen auf seine Predigt ein. Wir lesen, dass viele sich taufen lassen und wirklich umkehren.
Und da komme ich zu meinem letzten Punkt. Genau, einen dieser Filme habe ich noch. Was ist so das Letzte? Es geht darum: Lass dein Herz verändern – also der letzte Ratschlag.
Darum geht es den Propheten immer wieder: um das Herz, um die innere Überzeugung des Menschen. Letztendlich zählt das Herz, nicht nur die äußere Fassade. In Jeremia 29 heißt es einmal: „Ihr Herz ist ferne von mir“, obwohl der Gottesdienst ganz normal verlief. Trotzdem sagt Gott über das Volk: „Ihr Herz ist ferne von mir.“ Das ist Gottes Anfrage an mein Leben: Wo ist mein Herz?
Ihr könnt euch merken: Jesus sagt, wo mein Schatz ist, da ist auch mein Herz. Worüber ich nachdenke, dafür schlägt mein Herz. Und das muss ich mich dann schon fragen: Was lässt mein Herz schneller schlagen? Bestimmte Autos, Erfolgsaussichten, Ereignisse – was auch immer. Mein Herz ist oft gefangen auf dieser Erde. Deshalb brauche ich die Veränderung durch den Herrn Jesus, damit ich mein Herz für seine Dinge einsetze.
In Maleachi 3,24 lesen wir von den Auswirkungen des Johannes: „Die Herzen der Väter bekehren sich zu den Söhnen.“ Da steht zuerst „die Väter“. Ich finde das ein ganz interessantes Wort, zumal es das letzte im Alten Testament ist. Ich denke, die Erklärung dazu haben wir schon in Lukas 1 gelesen.
Ungehorsame Väter bekommen die Gesinnung von Gerechten, indem sie auf die Lebensumkehr ihrer Kinder eingehen. So habe ich es mal zusammengefasst, also um es auseinanderzunehmen: Da sind Kinder, die eine Entscheidung für Jesus treffen. Wenn ich es neutestamentlich sage, die Eltern bekommen es mit, und irgendwann treffen auch sie die Entscheidung für den Herrn. Das ist das „Herz der Väter, das sich zu den Söhnen bekehrt“.
Ich glaube, dass das auch bei Johannes der Fall war – dass es vor allem eine Bewegung war, die von jüngeren Leuten ausging. Ich habe gerade vor ein paar Tagen von einer Gemeinde gehört, die sich entschlossen hat, Frauen in den Ältestendienst zu rufen. Das war der Entschluss der Gemeinde. Der Jugendkreis sagte: Das unterstützen wir ausdrücklich nicht. Das fand ich interessant. Ich glaube, dass der Jugendkreis hier eine biblischere Richtung hatte als die Gemeinde.
Das gibt es also: dass die Herzen der Väter sich zu den Söhnen bekehren. Und dann ist natürlich die Frage: Was meint Maleachi, wenn er sagt, dass die Herzen der Söhne sich zu den Vätern bekehren? Man könnte sagen – und ich glaube, das ist auch so wahr –, dass es genau andersherum läuft: Dass der Vater eine Entscheidung für Jesus trifft und dann das Bild in der Familie prägt, sodass die Söhne sagen: „Genau das will ich auch.“
Aber ich habe gedacht, vielleicht schwingt hier noch etwas anderes mit. Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht geht es hier darum, dass, wenn eine Bekehrung da ist – in einer Familie oder bei den Söhnen –, dies Auswirkungen hat auf den Generationskonflikt. Dass Söhne bereit sind, auf ihre Väter zuzugehen und ein gutes Verhältnis mit ihnen zu suchen.
Es gibt eine sehr gute Ausarbeitung eines Amerikaners, der lange in Deutschland gearbeitet hat. Sie ist überschrieben mit dem Satz „Der Schlüssel zum Herzen der Deutschen“. Natürlich stellt sich die Frage: Was meint er damit, der Schlüssel zum Herzen der Deutschen?
Wie gesagt, er hat lange in Deutschland gearbeitet und festgestellt, dass das Verhältnis deutscher Kinder zu ihren Vätern an einem Punkt ganz besonders schlecht ist. Er schreibt dann: „Ich habe aus irgendeinem Grund mal eine junge Frau gefragt, ob ihr Vater je zu ihr gesagt hätte: ‚Ich habe dich lieb.‘“ Die Frau hat ihm geantwortet: „Nein, natürlich nicht.“
Und er sagt, das hat ihn hellhörig gemacht. Er hat in unzähligen Seelsorgegesprächen immer wieder dieselbe Frage gestellt. Und er bekam immer wieder dieselbe Antwort: Viele sagten, sie hätten von ihrem Vater niemals gehört, dass er sie liebt. Auch nonverbal habe er es niemals zum Ausdruck gebracht.
Er sagt, da habe er gemerkt, dass hier ganz tiefe Wunden sind – und natürlich auch Folgen. Er schreibt weiter: „Ich habe dieses Thema auf einer Pastorenkonferenz angesprochen. Dort trafen sich viele Pastoren, um über Evangelisation nachzudenken.“
Er sagt: „Ich habe dann gefragt: Wie könnt ihr Menschen von Gottes Liebe erzählen, wenn ihr als deutsche Väter euren Kindern keine echte Liebe zeigt? Vielleicht, weil ihr es gar nicht könnt, weil ihr es selbst von euren Vätern nie erlebt habt.“
Er sagt, er hatte nichts beabsichtigt, aber mit dieser Frage löste er auf der Konferenz eine Lawine aus. Es folgten ungefähr zwei Stunden, in denen die Teilnehmer sehr offen von ihren schmerzhaften Erinnerungen an Kindheit und Jugend berichteten.
Ich finde es einen sehr lesenswerten Artikel. Mich selbst haben diese Ausführungen getroffen. Ich habe sie ja nur schriftlich, aber vieles, was ich dort las, erkannte ich als Teil meiner Biografie. Meine Kindheit hatte viele schöne Seiten. Mein Vater hat sich von Herzen bemüht, uns Kindern das zu geben, was wir brauchten. Aber Liebe ausdrücken konnte er nicht.
Es war für mich nicht einfach, den ersten Schritt zu wagen, um meinen Vater in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen, dass ich ihn gern habe. Aber es war ein ganz, ganz wichtiger Schritt. Ich denke, dass dieser Schritt ganz entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich unser Verhältnis bessern konnte. So muss ich vieles, was ich erlebt habe, meinen Kindern nicht weitergeben.
Das Herz der Söhne kehrt um zu ihren Vätern. Ich finde es wichtig, dass man nicht in alten Bahnen weiterläuft, sondern ehrlich zu sich selbst ist, Verletzungen zugibt, sie Jesus im Gebet bringt und ganz konkret vergibt.
Darauf muss ich immer wieder zurückkommen: Vergeben ist eine Entscheidung. Dabei werden immer wieder Dinge hochkommen, bei denen ich sagen muss: „Jesus, ich habe vergeben, und ich bleibe dabei, dass ich vergeben habe. Du gibst mir die Kraft.“
Wenn du selbst Vater bist, vergiss nie, deinen Kindern immer wieder zu sagen: „Ich habe dich lieb.“ Wenn mein Herz Jesus gehört, dann kann es nur das Ziel sein, auch das Herz der Kinder zu erreichen – und ihnen nicht nur irgendwelche Verhaltensregeln an die Hand zu geben.
Umgang mit der Gerichtsandrohung und dem Bann
Ja, zum Schluss noch ein Vers, der mir Schwierigkeiten gemacht hat. Ich habe dann versucht, Kommentare zu befragen und festgestellt, dass sie gar nichts über diesen Vers sagen. Das hat mir gezeigt: Okay, der ist wirklich schwierig.
Gott sagte: Ja, ich sende euch den Propheten Elia, damit er das Herz der Väter zu den Söhnen kehrt, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage. Und Tatsache ist, Elia ist gekommen. Die Leute sind zu Gott umgekehrt, und Gott hat das Land doch mit dem Bann geschlagen, obwohl er hier sagt, ich tue es nicht. Es ist also mit dem Bann geschlagen.
Wenn man die Geschichte liest, sieht man, dass die Juden aus dem Land vertrieben wurden. Der Kaiser Hadrian hat nach dem Bar-Kochba-Aufstand sogar jedem Juden unter Todesstrafe verboten, Jerusalem zu betreten. Jerusalem, das wisst ihr aus der Geschichte, wurde umbenannt in Aelia Capitolina. Diesen Namen gab es also gar nicht mehr. Es gab Israel überhaupt nicht mehr. Sie waren aus ihrem Land vertrieben, und da, wo der Tempel stand, stand ein römischer Tempel zu Ehren Jupiters. Das war die Situation.
Wie gehe ich denn hier um mit dem Vers aus Maleachi? Hat Gott sein Volk getäuscht? Steht die Spannung, die da drinsteckt, dafür, dass er gelogen hat, wenn er gesagt hat: Wenn ihr umkehrt, werde ich das Land nicht schlagen, und dann hat er es doch gemacht?
Ich kann euch nur das sagen, was mir an diesem Text wichtig geworden ist. Ich glaube, dass die Aussage „Ich werde kommen und das Land mit dem Bann schlagen“ eine Gerichtsandrohung ist. Gott sagt: Wenn ihr nicht umkehrt, dann werde ich das tun. Wir haben den 24. Vers gelesen, lest 5. Mose 28, da habe ich es euch schon gesagt.
Diese Gerichtsandrohung ist mit einem Gnadenangebot gekoppelt. Gott gibt Israel durch den Dienst des Johannes und durch den Dienst des Herrn Jesus die Chance, umzukehren. Das ist ähnlich wie bei Ninive: Wenn sie Buße tun, dann lässt Gott das Gericht vorübergehen. Aber sie haben es offensichtlich als Volk zumindest nicht getan, wie die Niniviten es damals machen.
Es müssen Einzelne gewesen sein, die hier umgekehrt sind. Dann ist die Frage, wie sie umgekehrt sind. Wir lesen im Alten Testament sehr viel von der Umkehr unter Josia und sagen beeindruckend, wie Leute zu Gott umkehren. Aber der Prophet Jeremia ist ja Zeitgenosse, und er beurteilt diese Umkehr, die wir dort in den Büchern lesen, geistlich mit Gottes Röntgenblick. Er sagt in Jeremia 3: Ihr seid nicht mit eurem Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur zum Schein. Dabei sah es doch so großartig aus.
So kann ich einfach diese Erweckung unter Johannes auch nur deuten. Denn das Volk hat Johannes und Jesus abgelehnt. Da Jesus sagte in Matthäus 17: Elia ist gekommen, und sie haben mit ihm getan, was sie wollten, so wird auch der Menschensohn von ihnen leiden müssen. Also sagt er, das hat das Volk getan: Sie haben Johannes abgelehnt, sie lehnen mich ab.
Und dann steht der Herr auf dem Ölberg, schaut (Matthäus 23) auf die Stadt und sagt: Jerusalem, die du tötest deine Propheten – man müsste in Klammern sagen: auch Johannes, das haben sie ja getan – und Steine wirfst du denen, die zu dir gesandt sind. Das ist das Urteil: Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, aber ihr habt nicht gewollt.
Ich glaube, der Herr sieht das Gericht aus Maleachi 3 auf seinem Weg zum Kreuz, wenn er in Lukas 23 sagt: Weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und weint über eure Kinder. Denn ihm war klar, dieses Gericht kommt, weil die Umkehr nicht erfolgt ist.
Also das Land mit dem Bann zu schlagen ist eine Gerichtsandrohung. Es wäre sicher nicht wahr geworden, wenn Israel hier als Nation umgekehrt wäre. Sie sind es aber nicht. Und der große und furchtbare Tag, von dem auch dieser Text redet, der steht noch aus.
Schlusswort und Zusammenfassung
Das letzte Wort des Alten Testaments spricht über Elia. Es ist ein Wort, das natürlich in erster Linie Israel gilt.
Als Gemeinde wollen wir heute Morgen jedoch diese drei Ratschläge mitnehmen: Erstens, halte fest an Gottes Wort. Zweitens, höre auf Gottes Reden. Und drittens, lass dein Herz verändern. Amen.
Nun nehmen wir uns etwas Zeit, um über die Predigt nachzudenken und zu beten. Anschließend wird Rüdiger laut beten.
