Charakterisierung von Bildat und den Freunden Hiobs
Jetzt versuchen wir, Bildad zu charakterisieren. Er ist der mittleren Alters von diesen dreien. In Kapitel 8, Vers 8 sagt er zu Hiob: „Befrage doch das vorige Geschlecht und richte deinen Sinn auf das, was ihre Väter erforscht haben! Denn wir sind von gestern und wissen nichts, unsere Tage sind wie ein Schatten auf Erden.“ Werden jene, die ich nicht belehre, dir sagen und Worte aus ihrem Herzen hervorbringen?
Also spricht Bildad modern: „Wir sind von gestern und wissen nichts.“ Ja, das ist ganz unsere Sprache. Aber er sagt das nicht von seinem Kollegen, sondern von sich selbst oder allgemein: „Wir sind von gestern und wissen nichts.“ Wichtig ist, dass wir die frühere Generation befragen müssen und das, was schon ihre Vorväter erforscht haben. Für ihn ist also die Überlieferung der Generationen, die Tradition, sehr wichtig.
Er kommt zum gleichen Schluss wie Eliphas: Jemand, der so leidet wie Hiob, muss schuldig sein. Hiob wird immer wilder in seinen Antworten und steigert sich, aber die Argumente sind dennoch sehr stark.
Dann kommt Zophar, der dritte Freund. Wenn man seine Argumentation liest, merkt man, dass er nicht sagt: „Frag die frühen Generationen.“ Er war ja der Jüngste von allen. Für ihn ist sowieso alles klar. Seine Argumentation in Kapitel 11 und 20 ist kurz und scharf: „So und so ist es, alles ist klar.“
Hier sehen wir das jüngste Alter dieser drei. Zophar ist eine Person, die von ihrem eigenen scharfen Urteil überzeugt ist. So können wir effektiv die verschiedenen Lebensabschnitte charakterisieren. Junge Leute sind nicht belastet durch eine lange Vorgeschichte. Sie können sich noch viel schneller von den Bindungen der Tradition lösen und haben daher die Fähigkeit, viel konsequenter zu überlegen.
Wenn das so ist, dann will ich nicht mehr damit zu tun haben. Das sagt nicht so schnell ein Sechzigjähriger. Man wird viel toleranter und nachsichtiger, weil man gemerkt hat, dass alles ein bisschen komplizierter ist, als man es mit zwanzig gesehen hat, und dass nicht alles so schwarz-weiß ist. Das jüngere Alter sagt hingegen „zack, zack“, aber mit scharfer Logik.
In Kapitel 42, Verse 7 bis 9, haben wir gesehen: Alle drei Freunde lagen falsch. Alle drei haben Unrecht über Gott geredet. Das relativierte einiges. Man kann viel Erfahrung haben und eine Vision dazu, und das Urteil ist trotzdem falsch. Man kann sich auf die Tradition der Väter berufen, und das Urteil ist falsch. Man kann scharfsinnig und logisch denken, und das Urteil ist falsch – sehr ernüchternd.
Elihu und die Vorbereitung auf Gottes Rede
Und dann kommt der Allerjüngste, Elihu, und er erklärt alles in einem anderen Licht. Er zeigt auf, dass Gott durch Leiden erzieht und dass er das Gute für den Menschen will. Elihu hat sich bisher zurückgehalten, doch jetzt will er das deutlich machen: Gott erzieht.
In seiner Rede beschreibt er, wie Gott auch in der Natur wirkt. Er schildert einen Sturm, einen schrecklichen Sturm mit Blitz und Donner. Ganz am Schluss beschreibt er, wie sich nach dem Sturm der Himmel klärt. Wir lesen aus Hiob 37, Vers 14-20:
„Nimm dies zu Ohren, Hiob, stehe und betrachte die Wunder Gottes. Weißt du, wie Gott sie belädt und den Blitz seines Gewölks leuchten lässt? Verstehst du das Schweben der Wolke, die Wundertaten des allwissenden Gottes? Du, dessen Kleider heiß werden, wenn das Land schwül wird von Süden her, kannst du gleich ihm das Himmelsgewölbe ausbreiten, fest wie ein gegossener Spiegel? Tue uns kund, was wir ihm sagen sollen! Soll ihm gemeldet werden, dass ich reden wolle? Wenn jemand zu ihm spricht, wird er gewiss verschlungen werden.“
Jetzt sieht man das Licht nicht, das am Himmelsgewölbe leuchtet. Aber ein Wind fährt daher und reinigt dasselbe. Die ganzen Gewitterwolken werden weggereinigt. Ganz ausführlich spricht Elihu schon früher über diese Wetterphänomene in der Natur und zeigt, wie Gott am Schluss alles reinigt und alle dunklen Wolken wegschafft.
So ist Hiob eigentlich ein Sturm in deinem Leben. Aber nach dem Sturm kommt das Licht und der von Sturmwolken gereinigte Himmel. Damit nimmt Elihu bereits vorweg, was mit Hiob geschehen sollte. Es war eine Sturmphase, durch die Hiob hindurchgehen musste.
Hiob antwortet nichts, aber innerlich arbeitet er. Dann kommt Gottes Rede in Kapitel 38, und ausgerechnet aus dem Sturm spricht der Herr zu Hiob: „Der Herr antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach ...“ (Hiob 38,1).
Wir sehen also, wie Elihus Rede Gottes Antwort bereits vorbereitet hat.
Was ist der Unterschied zwischen Elihu und seinen drei anderen Freunden? Er hat nicht schwarz-weiß gedacht und war nicht voreilig. Er ließ die anderen reden und mischte sich nie ein, bis sie aufgehört hatten. Dann brachte er seine Erkenntnis vor.
Gut, er war sehr überzeugt von dem, was er sagte, aber das ist an sich nicht schlecht. Manchmal wird ihm vorgeworfen, er hätte ein übertriebenes Selbstbewusstsein gehabt. Doch Paulus sagt zu Timotheus: „Ich will, dass du diese Dinge mit aller Machtvollkommenheit lehrst.“
Das bedeutet, dass wir auf dem biblischen Fundament sicher stehen sollen, ohne uns selbst abzustützen.
Fehler der drei Freunde und Gottes indirekte Regierung
Die Fehlüberlegungen der drei Freunde
Die drei Freunde haben nicht zwischen einer direkten und einer indirekten Regierung Gottes auf Erden unterschieden. Ich möchte erklären, was das bedeutet.
Im Tausendjährigen Reich wird Jesus Christus als König in Jerusalem auf dieser Erde regieren. Jede Rebellion gegen seine Herrschaft wird er unmittelbar bestrafen. Unrecht wird also immer wieder bestraft werden. So wird er alle Probleme der Menschheit erlösen. Es wird keinen Krieg mehr geben. Wenn jemand Krieg führen möchte, wird er sofort eingreifen. Auch soziale Probleme wird es nicht mehr geben, denn er wird seine Regierung direkt und sofort durchsetzen.
Aber heute hat Gott keine so direkte Regierung auf der Erde. Das erklärt, warum manche Dinge geschehen, ohne dass wir sofort Gottes Eingreifen sehen. Dann fragen wir: Wo ist Gottes Antwort? Warum interveniert er nicht? Das ist unsere heutige Situation. Doch auch zur Zeit Hiobs herrschte eine Zeit der indirekten Regierung.
Im Buch Hiob sehen wir, wie Gott manchmal durch Naturkatastrophen eingreift. Wir sehen auch, wie Kriege ausbrechen können: Die Sabeer sind eingefallen, die Chaldäer sind eingefallen. Gott kann solche bösen Mächte indirekt für seine Ziele gebrauchen. Aber es ist eine indirekte Regierung, die viele Fragen offenlässt. Solange diese Zeit der indirekten Regierung auf Erden besteht, werden wir die Frage nach Gerechtigkeit nicht endgültig lösen können. Erst im Tausendjährigen Reich wird das geschehen.
Die Freunde Hiobs haben das Leben so betrachtet, als ob eine direkte Regierung Gottes herrsche. Für sie galt: Wenn jemand gottlos lebt, wird er von Gott bestraft; wenn jemand gottesfürchtig lebt, wird er automatisch von Gott gesegnet. Punkt. Sie haben zwar richtige Dinge gesagt, aber diese wären nur im Tausendjährigen Reich die reine Wahrheit gewesen. Zur Zeit Hiobs war diese Sichtweise falsch.
Sie haben also die Unterscheidung der Heilszeitalter nicht vorgenommen. Deshalb sagen sie viele richtige Dinge. Paulus kann in 1. Korinther 3,19 sogar aus einer Rede der Freunde zitieren und damit argumentieren. Das, was sie gesagt haben, stimmt also – es ist richtig und trotzdem falsch.
So kann es auch bei uns sein. Wir können einer Person Dinge sagen, die an sich richtig sind. Doch wenn wir es der falschen Person und zur falschen Zeit sagen, ist es nicht hilfreich.
Die Freunde hatten eine verengte Sicht auf das Leiden. Für sie war Leiden immer eine Folge persönlicher Sünde. Dabei können Leiden viele verschiedene Gründe haben, wie wir gesehen haben: Erziehung, Prävention, Ehre Gottes, Mitgefühl oder Gericht. Wer findet noch mehr?
Die Zeit Hiobs und seine historische Einordnung
Wir kommen jetzt zur Zeit Hiobs im Allgemeinen. Wann hat Hiob gelebt? Leider finden wir kein Geschlechtsregister und keine Regierungszahl eines Königs. Wir müssen also versuchen, das Buch selbst zu datieren.
Ein Hinweis im Judentum, der Mose als Verfasser nennt, zeigt bereits, dass das Buch wohl zu den ältesten Büchern der Bibel gehört. Interessant ist, dass wir im Buch Hiob keine deutliche Anspielung auf große geschichtliche Ereignisse nach 1. Mose 11, dem Turmbau zu Babel und der Völkerwanderung, finden.
Zum Beispiel wird in Kapitel 31, Vers 33 Adam erwähnt. Hiob kannte Adam also als historische Person. In Kapitel 38, Vers 11 wird das Sintflutereignis vorausgesetzt. Das hilft uns schon, grob zu sagen, dass das Buch sicher nach der Sintflut entstanden ist.
Weiterhin kann uns vielleicht noch Hiobs Alter bei der Einordnung helfen. Wie alt ist Hiob geworden? Das wissen wir nicht genau. Am Schluss, in Kapitel 42, wird gesagt, dass er nach all diesen Dingen noch 140 Jahre gelebt hat. Es wird jedoch nicht gesagt, wie viele Jahre er davor lebte.
Da Gott ihm am Ende alles doppelt zurückgegeben hat, können wir annehmen, dass er auch das Leben doppelt geschenkt bekam. Wenn die 140 Jahre die doppelte Zeit sind, dann wäre das: x plus 2x, also 3x = 140 Jahre. Oder wenn er 70 Jahre alt war und danach noch 140 Jahre lebte, dann hat Gott ihm das Doppelte geschenkt, also insgesamt 210 Jahre.
Interessanterweise lebte in dieser Größenordnung auch Tarah, der Vater von Abraham. Abraham selbst wurde älter, nämlich 175 Jahre. Das ist zwar kein Beweis, aber ein Argument, Hiob vielleicht sogar in die vorabrahamitische Periode zu setzen. Abraham wird im Buch Hiob nicht erwähnt.
Allerdings ist Hiob auch nicht zu weit zurück in der Geschichte anzusiedeln, denn die Patriarchen wurden je näher sie an die Sintflut herankamen, noch bedeutend älter. Vor der Sintflut wurden Menschen sehr alt, nach der Sintflut nahm das Alter sukzessive ab. Tarah wurde etwas über 200 Jahre alt, Abraham 175 Jahre und später, zur Zeit des Auszugs aus Ägypten und der Wüstenwanderung, sagt Mose, dass die Menschen 70 bis höchstens 80 Jahre alt wurden.
Mose selbst wurde 120 Jahre alt, was schon eine Besonderheit war. Wenn man die Jahreszahlen der Patriarchen nach der Sintflut von Noah über Sem bis hin zu Abraham auf einer x-y-Kurve aufzeichnet, ergibt sich eine komplizierte mathematische Funktion, eine Quadratfunktion.
Ob Mose solche Zahlen mit Funktionsgleichungen dieser Art berechnen konnte, ist fraglich. Es handelt sich nicht um eine Erfindung, sondern viele biologische Prozesse, die zeitabhängig sind, können mit solchen Exponentialfunktionen beschrieben werden.
Diese Zahlen entsprechen also einer Exponentialfunktion, was darauf hinweist, dass hier ein biologischer Prozess am Werk war, den wir heute noch nicht genau kennen, sondern nur andeutungsweise erfassen. Dieser Prozess führte dazu, dass das Lebensalter der Menschen zurückging.
Das hilft uns nochmals, Hiob in die vorabrahamitische Periode, aber doch einige Zeit nach der Sintflut einzuordnen. Das weist auf das dritte Jahrtausend vor Christus hin.
Hinweise auf historische und klimatische Verhältnisse in Hiobs Zeit
Dann wird die Kesita erwähnt, in Kapitel 42, Vers 11. Das ist eine Münz- oder Gewichtseinheit, die man nur in der alten Geschichte der Bibel findet, bei Jakob (1. Mose 33) und bei Josua (Josua 24).
Dann folgt die Beschreibung des Klimas. Hier habe ich einige Stellen hinzugefügt. Das Klima wird mit viel Eis und Schnee beschrieben, was überrascht, denn Hiob lebte ja im Lande Uz. In Klagelieder 4, Vers 21 wird das Land Uz mit dem Land Edom in Verbindung gebracht. Das wissen wir, wo das liegt: Edom ist Südjordanien. Das gehört heute zu den heißesten und trockensten Gebieten der Welt. Im Buch Hiob wird jedoch von ganz anderen klimatologischen Verhältnissen gesprochen. Das zeigt uns also auch, dass es hier eine sehr alte Zeit sein muss, in der das Klima deutlich anders war als heute.
Ferner habe ich hier eine ganze Fülle von Stellen aufgeführt. Das Buch Hiob spricht über viele schreckliche Katastrophen, von Erdverschiebungen, bei denen ganze Berge plötzlich umstürzen, oder von Flutwellen, die über das Land kommen und die Menschen verderben. So musste man zu seiner Zeit Wächter gegen Flutwellen aufstellen. Flutwellen kennt man ja heute auch noch. Sie entstehen durch Erdverschiebungen in der Erdkruste. Dann kann sich plötzlich das Wasser im Meer massiv zurückziehen, und man weiß, dass eine solche Flutwelle übers Land kommt. Diese ist dann zerstörerisch. Das weist auf sehr starke tektonische, also Plattenverschiebungen in dieser Zeit hin.
In keinem anderen Bibelbuch wird so viel über Eis und Schnee gesprochen wie gerade im Buch Hiob. Dort wird sogar von riesigen Gewässern gesprochen, die im Eis zufrieren. Ich möchte ein Beispiel bringen: Hiob 38. Zunächst Schnee und Hagel. Sie können das alles in den angegebenen Stellen nachlesen, dann haben Sie es schön beieinander.
Hiob 38, Vers 22: "Bist du zu den Vorräten des Schnees gekommen, und hast du gesehen die Vorräte des Hagels, die ich aufgespart habe für die Zeit der Bedrängnis, für den Tag des Kampfes und der Schlacht?"
Und dann Vers 28: "Hat der Regen einen Vater, oder wer zeugt die Tropfen des Taus? Aus bestem Schoß kommt das Eis hervor, und des Himmels Reif, wer gebiert ihn? Wie das Gestein verdichten sich die Wasser, und die Fläche der Tiefe schließt sich zusammen."
„Tiefe“ bezeichnet in 1. Mose 1, Vers 2 den Urozean, also nicht einen See oder einen kleinen Bach, sondern riesige Gewässer, die wie Gestein sich verdichten und durch Eis zusammengefroren werden. Das passt natürlich in ein Schema von einer Eiszeit, wie man das im Kreationismus, in der Schöpfungsforschung, als Folge der Sintflut und ihrer Folgekatastrophen erklären kann.
Das will also zeigen, dass es eine Eiszeit gegeben hat. In der Schule lernt man vier Eiszeiten, aber man lernt auch, dass es sehr schwierig ist, diese Eiszeiten zu unterscheiden. Am besten macht man nur eine daraus, wobei man mit Ausbreitung, Rückzug und Wiederausbreitung rechnen kann.
Als Folge der Sintflut war auch die Kontinentalverschiebung eine Folge. In 1. Mose 10 können wir nachschlagen, dass wir dort die fünfte Generation nach Sem finden. Dort heißt es in Vers 25: "Und dem Heber wurden zwei Söhne geboren, der Name des einen war Peleg, denn in seinen Tagen wurde die Erde zerteilt."
Peleg heißt auf Hebräisch zum Beispiel auch Wasserbach. Was ist ein Wasserbach? Das ist Teilung von Erde durch Wasser. Und hier hat er diesen Namen bekommen, weil in seinen Tagen die Erde zerteilt wurde. Man wollte darin einen Hinweis auf die Völkerzerstreuung nach Babel sehen, aber es steht nicht, dass in seinen Tagen die Völker zerstreut wurden. Es steht auch nicht, dass die Sprachen verwirrt wurden. Das sind andere Ausdrücke als in 1. Mose 11. Hier steht: „die Erde zerteilt“. Das Wort „zerteilt“ ist hier „Palak“ in der Nifal-Form. Ein Wortspiel: Peleg – Palak.
Wahrscheinlich hat Wegener, der 1917 die Kontinentalverschiebungstheorie aufgebracht hat, diese Idee von seinem Vater gehabt. Der war Pfarrer und kannte das wohl aus 1. Mose 10. Wegener hat die Theorie vorgebracht, aber sie wurde lange Zeit verworfen, bis man später noch stärkere Argumente durch die Untersuchung der Ozeanbecken bekam. Es wurde ganz deutlich, dass Südamerika sich von Afrika gelöst hat, Nordamerika von Europa und so weiter.
Also gab es nach der Flut offensichtlich einen Superkontinent, der in nachsintflutlichen Katastrophen nicht in Millionen von Jahren, sondern in kurzer Zeit so zerteilt wurde.
Schauen wir jetzt in Hiob, Kapitel 9, auf dem Blatt sind noch mehr Stellen, nur so beispielhaft:
Hiob 9, Vers 5: Hiob sagt von Gott, der Berge versetzt, ehe sie es merken, ehe er sie umkehrt in seinem Zorn, der die Erde aufbeben macht von ihrer Stätte und ihre Säulen erzittern. Berge versetzt, ehe sie es merken, das ist schon nicht ganz alltäglich.
Oder Kapitel 14, Vers 18: "Und doch ein Berg stürzt ein, zerfällt, und ein Fels rückt weg von seiner Stelle. Wasser zerreiben die Steine, ihre Fluten schwemmen sie in Staub der Erde hinweg." Ein Berg stürzt ein, das ist auch nicht ganz alltäglich.
Und schließlich noch ein Beispiel aus Kapitel 34 für Erdbeben, 34, Vers 20: "In einem Augenblick sterben sie, und in der Mitte der Nacht wird ein Volk erschüttert und vergeht, und Mächtige werden beseitigt ohne Hand." In einer Nacht wird ein ganzes Volk, nicht nur ein Teil von einem Volk, weggerafft durch ein Erdbeben.
So können wir weitermachen: Es war eine schreckliche Zeit des Leidens allgemein, und in dieser Zeit fällt die Geschichte des leidenden Hiob.
Hinweise auf Höhlenmenschen in Hiobs Zeit
Ja, genau, es gibt noch viele weitere Stellen, an denen Völker plötzlich hinweggerafft werden. Ich habe nur beispielhaft darauf hingewiesen. Das Buch ist voll von Katastrophen, die sehr gut in die vorabrahamitische, nachsintflutliche Zeit passen. Diese Zeit ist auch die Epoche der Höhlenmenschen.
Schüler fragen oft: Steht in der Bibel auch etwas über Höhlenmenschen? In Hiob 30 finden wir dazu Hinweise. Hiob sagt dort:
„Und nun lachen über mich Jüngere als ich an Jahren, deren Väter ich verschmähte, den Hunden meiner Herde beizugesellen. Wozu sollte mir auch die Kraft ihrer Hände nützen? Die Rüstigkeit ist bei ihnen verschwunden, durch Mangel und Hunger abgezehrt. Sie nagen das dürre Land ab, welches längst öde und verödet ist. Sie pflücken Salzkraut bei den Gesträuchen, und die Wurzel des Ginsters ist ihre Speise. Aus der Mitte der Menschen werden sie vertrieben, man schreit über sie wie über einen Dieb. In grausigen Klüften müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felsenhöhlen. Zwischen Gesträuchen kreischen sie, unter Dorngestrüpp sind sie hingestreckt. Kinder von Verworfenen, ja Kinder von Ehrlosen sind sie hinausgepeitscht aus dem Lande.“
Diese Beschreibung passt zu Höhlenmenschen zur Zeit von Hiob.
Wir müssen uns das so vorstellen: Nach der Sprachenverwirrung in Babel wanderten die verschiedenen Urstämme nach Asien, Afrika und Europa aus. Besonders in Europa gab es die große Eiszeit. Große Teile Europas waren mit Eis bedeckt. Die Menschen waren nicht primitiv, aber sie befanden sich in so schwierigen Situationen, dass sie mit dem, was möglich war, in Höhlen überleben mussten.
Trotzdem haben sie beeindruckend gemalt, was nicht weit unter dem Niveau des zwanzigsten Jahrhunderts lag. Natürlich könnten sie auch schöner malen, wenn sie wollten, aber ihre Kunst drückt den Zeitgeist aus. Das ist der Punkt.
Durch diese schwierigen Umstände gab es auch Zwistigkeiten zwischen den verschiedenen Stämmen darüber, wer welches Land für sich beanspruchen durfte. Es gab also dauernd militärische Auseinandersetzungen. Die erschwerten klimatischen Verhältnisse zwangen die Menschen letztlich dazu, in Höhlen zu wohnen.
Dinosaurier im Buch Hiob
Dann haben wir auch die Dinosaurier zur Zeit von Hiob, aber davon nach der Pause. Wir kommen jetzt zu den Dinosauriern im Buch Hiob.
Im Kapitel 40, im zweiten Teil der Rede Gottes zu Hiob aus dem Sturm, nachdem Hiob keine Buße tut, sondern schmollt, kommt die Beschreibung von Behemoth und Leviathan. In Kapitel 40, Vers 10 in der Alten Elberfelder, in anderen Übersetzungen 40, Vers 15, spricht Gott: „Siehe doch den Behemoth, den ich mit dir gemacht habe. Er frisst Gras wie das Rind, seine Kraft aber ist in seinen Lenden und seine Stärke in den Muskeln seines Bauches. Er biegt seinen Schwanz gleich einer Zeder, die Sehnen seiner Schenkel sind verflochten, seine Knochen sind Röhren von Erz, seine Gebeine gleich Barren von Eisen. Er ist der Erstling der Wege Gottes. Wer ihn gemacht hat, hat ihm sein Schwert beschafft“ – das Gebiss ist damit gemeint. „Denn die Berge tragen ihm Futter, und daselbst spielt alles Getier des Feldes. Unter Lotosbüschen legt er sich nieder, im Versteck von Rohr und Sumpf. Lotosbüsche bedecken ihn mit ihrem Schatten, es umgeben ihn die Weiden des Baches. Siehe, der Strom schwillt mächtig an, er flieht nicht ängstlich davon, er bleibt wohlgemut, wenn ein Jordan gegen sein Maul hervorbricht. Fängt man ihn wohl vor seinen Augen, durchbohrt man ihm die Nase mit einem Fangseil?“
Der Behemoth hat den Bibelübersetzern viel Mühe bereitet, weil man nicht wusste, wie man das übersetzen sollte. So hat man dann versucht, ob man Behemoth vielleicht von einem ägyptischen Wort herleiten könnte, Paechmu, das heißt „das Tier des Wassers“, und das hat man gedacht, würde dann „Nilpferd“ bedeuten. Darum findet man in gewissen Übersetzungen: „Siehe doch das Nilpferd.“ Aber ich meine schon, spätestens in Vers 12 hätte man auch als Bibelübersetzer, wenn man kein Biologe ist, merken sollen, dass etwas nicht passt. Er biegt oder macht seinen Schwanz steif, gleich einer Zeder. Zedern werden ja zwanzig, dreißig Meter hoch. Also das Schwänzchen vom Nilpferd – das ist wirklich belustigend. Beim nächsten Zoobesuch muss man mal schauen, ob es wiegt wie eine Zeder, ja?
Aber ich meine schon, der Vergleich „Er macht seinen Schwanz steif und wirkt dann so wie eine Zeder“, gerade schon die zwanzig, dreißig Meter Länge, die passen dann schon ein bisschen besser auf einen Saurier. Man denke da zum Beispiel an den Diplodocus oder Brachiosaurus. Da haben wir Tiere, die bis zu dieser Größe hingelangt sind. Also irgend so ein Viech aus der Brachiosaurus-Familie – das sind diese, die bis zu zwölf Meter hoch waren, bis zum Kopf, und etwa fünfzig Tonnen wogen. Von denen man annimmt, dass sie in Flüssen lebten, um sich zu entlasten. Im Wasser ist man ja nur ein Sechstel vom Gewicht, also fünfzig durch sechs ist wenigstens nicht schlecht.
Übrigens, bevor man die Mondlandungen machte, haben die Astronauten Unterwasserübungen gemacht, um so das Sechstelgewicht zu üben, das man auf dem Mond hat. Darum konnten doch die ersten Astronauten so schöne Sprünge machen vor der Fernsehkamera.
Also, der Behemoth ist genau so hier beschrieben. Er ist da im Wasser drin, Lotosbüsche bedecken ihn mit ihrem Schatten, es umgeben ihn die Weiden des Baches. Siehe, der Strom schwillt mächtig an, er flieht nicht ängstlich davon. Und gerade diese Art von Saurier waren keine Fleischfresser, sondern Pflanzenfresser. Und Gott sagt zum Behemoth: „Er frisst Gras wie die Kuh.“ Das ist das Komische, diese Riesendinger fressen Gras wie die Kühe, wie das Rind. Aber eben gewaltige Kraft, siehe doch: „Seine Kraft ist in seinen Lenden und seine Stärke in den Muskeln seines Bauches.“
Und komisch ist auch noch die Bemerkung in Vers 12: „Die Sehnen seiner Schenkel sind verflochten.“ Es gibt kein Tier, das man heute kennt, das auf Erden verflochtene Sehnen hätte. Aber man kennt aus Versteinerungen von einer bestimmten Saurierart, dass man es schön erhalten hat – effektiv verflochtene Sehnen, die noch versteinert erhalten sind.
Also, als Bibelübersetzer schlage ich vor, man lässt im Text am besten das Wort Behemoth und braucht es gar nicht vom Ägyptischen herzuleiten. Sondern hebräisch kann man es erklären: Behemoth ist nämlich auf Hebräisch der Plural, die Mehrzahl von Behemah. Behemah heißt das Vie, das Tier. Behemoth als Plural ist gewissermaßen ein Plural der Ausdehnung und würde also nichts anderes bedeuten als das Riesenvieh. Und dem sagen wir Saurier.
Was heißt eigentlich Saurier oder Dinosaurier? Dino heißt schrecklich und Saurier Echse, also schreckliche Echse. Damit will man einfach sagen, das sind Tiere, die keine Säugetiere sind, sondern Reptilien – schreckliche Reptilien. Absolut passend auf den Behemoth.
Aber eben nach der Evolutionslehre müssten die ja vor sechzig Millionen Jahren ausgestorben sein. Es dürfte also nie ein Miteinander von Sauriern und Menschen gegeben haben. Aber die Leute haben dann Probleme, uns zu erklären, warum findet man in Volkssagen und Märchen überall das Phänomen des Drachen.
Drachen sind keine riesigen Säugetiere, nicht wie die Geschichten von Riesenlöwen, die so unerreichbar groß wären, sondern sie werden immer als Reptilien beschrieben. Sogar bei Darstellungen bei den Indianern hat man gefunden Modellbildungen, die genau Sauriern entsprechen.
Also, offensichtlich hat es zur Zeit von Hiob noch Saurier gegeben, und die sind dann in der Folgezeit nach und nach ausgestorben. So wie wir heute immer mehr Arten, Pflanzen und Tierarten aussterben – wir erleben eine Verarmung.
Das wird also bedeuten, wenn jemand fragt, ob Saurier in der Arche Noah waren, dass wir sagen müssten: Ja, denn sonst hätte es in der Zeit von Hiob nicht mehr gegeben. Und dann hat man natürlich wieder Probleme mit der Arche. Aber es ist ja bekannt, dass die Riesensaurier ganz klein auf die Welt gekommen sind, wenn sie aus dem Ei schlüpften.
Man hat ja sogar Versteinerungen von aus dem Ei schlüpfenden Sauriern, die gerade herauskommen und dann von Schlammmassen bedeckt wurden – katastrophisch – und dann versteinerten.
Also ist es so: Bei den Reptilien wachsen sie das ganze Leben. Sie müssen also hohe Alter erreicht haben. Das überrascht uns sowieso nicht in der nachsintflutlichen Zeit. Und damit konnten sie zu Riesenbestien auswachsen.
Aber Noah musste also nicht einen ausgewachsenen Brachiosaurus in die Arche zwängen. Für die Tiere, wenn man die Fläche berechnet und die bekannten Arten von heute usw., bringt man das unter in der Arche.
Ein Problem wären noch die Saurier gewesen, aber das ist auch kein Problem. Er hat also kleine, munzige, herzige wahrscheinlich mitnehmen müssen.
Und dann kommt der Leviathan in Vers 20 beziehungsweise 25. Das hat man oft übersetzt mit Krokodil. Im Modernhebräischen hat man für Krokodil ein Wort suchen müssen. Im Modernhebräischen hat man also Leviathan für Krokodil genommen. Aber die Bibel ist in klassischem Hebräisch geschrieben.
Das ist nicht das Krokodil. Leviathan heißt einfach „der Gewundene“, „der Gewundene“. Und es wird hier gesagt, dass man mit dem Leviathan nicht kämpfen kann. Niemand.
Aber im Altertum hat man Krokodile gejagt, weil gewisse Frauen damals schon stolz waren, vielleicht auf eine Krokodiltasche oder so. Und da mussten eben Krokodile gejagt werden, das hat man gemacht. Aber vom Leviathan wird deutlich: Mit dem kann man nicht kämpfen.
„Ziehst du den Leviathan herbei mit der Angel und senkst du seine Zunge in die Angelschnur, kannst du einen Binsenstrick durch seine Nase ziehen und seinen Kinnbacken mit einem Ring durchbohren. Wird er viel Flehens an dich richten oder dir sanfte Worte geben? Wird er einen Bund mit dir schließen, dass du ihn zum ewigen Knecht nehmest? Wirst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel und ihn anbinden für dein Mägdlein? Also als Haustier wäre doch schön, oder? Werden die Fischergenossen ihn verhandeln, ihn verteilen unter Kaufleute? Kannst du seine Haut mit Spießen füllen und seinen Kopf mit Fischharpunen? Lege deine Hand an ihn, gedenke des Kampfes, tue es nicht wieder.“
Wunderbare Ironie und alles Poesie! Siehe, eines jeden Hoffnung wird betrogen, wird man nicht schon bei seinem Anblick niedergeworfen. Niemand ist so kühn, dass er ihn aufreize.
Dann erklärt Gott eine Anwendung: „Und wer ist es, der sich vor mein Angesicht stellen dürfte? Wer hat mir zuvor gegeben, und ich werde ihm vergelten? Was unter dem ganzen Himmel ist, ist mein.“
Gott erklärt: Schau mal, niemand wagt sich vor den Leviathan zu stellen. Wie viel weniger kann der Mensch sich vor Gott stellen.
Und dann fährt er weiter in der Beschreibung: „So wunderbar...“ Ich wollte alles vorlesen, aber wir haben nicht ganz die Zeit dazu. Vielleicht noch was aus Vers 10: „Aus seinem Rachen gehen Fackeln, sprühen feurige Funken hervor, aus seinen Nüstern fährt Rauch wie aus einem siedenden Topf und Kessel. Sein Hauch entzündet Kohlen und seine Flamme fährt aus seinem Rachen. In seinem Hals wohnt Stärke, und die Angst hüpft vor ihm her. Die Wampen seines Fleisches schließen an, sind ihm fest angegossen und unbeweglich. Sein Herz ist hart wie Stein und hart wie ein unterer Mühlstein.“
Vers 18: „Das Eisen achtet er für Stroh, das Erz für faules Holz.“
Ja, irgendwie kommt da Feuer aus seinem Mund. Nun, das kennen wir von den Märchen, die feuerspeienden Drachen.
Das Problem ist, wir haben heute keine solchen Saurier mehr. Übrigens, die Beschreibung würde zum Beispiel auf einen Thylosaurier passen oder irgendeine andere Bestie aus der Familie der Mosasaurier, die bis 15 Meter lang wurden, einen Kopf von anderthalb Metern hatten, Wassersaurier – zuerst ein Landsaurier, dann ein Wassersaurier.
Übrigens wird in Jesaja noch gesprochen über fliegende Saurier. Dort findet man die fliegenden Schlangen, also Reptilien, die fliegen. Und aus dem Fossilbericht kennen wir alle drei Typen: Landsaurier, Wassersaurier und Flugsaurier – Reptilien in allen drei Bereichen.
Jetzt das mit dem Feuer ist natürlich ein Problem, weil wir keine mehr haben. Vielleicht findet man im tiefen Kongodschungel in der Zukunft noch mal etwas. Das gehört noch zu den unerforschtesten Gebieten der Welt. Aber bis jetzt hat man noch keinen vorführen können.
Wir haben nur Fossilien, und aufgrund der Fossilien kann man natürlich nicht erklären, was die da alles tun konnten.
Aber das mit dem Feuer kennen wir sonst aus der Tierwelt. Es gibt ja so einen feuerspeienden Käfer in England. Das ist ein unwahrscheinlich interessantes Ding. Er kann effektiv zwei Flüssigkeiten in seinem Körper zusammenbringen. Die kann er zusammenbringen im Körper und dann stößt er sie noch aus. Der Kanal in seinem Körper ist gerade lang genug, dass er noch nicht vorher explodiert. Sobald draußen ist das Rauch, es gibt also eine kleine Explosion.
Er ist genau so geschaffen. Die Evolutionisten sollten uns mal erklären, wie das gegangen ist. Da hat der Zufall diese Flüssigkeiten zusammengebracht, und dann sind alle explodiert. Und dann hat der Zufall gedacht: Gut, wir müssen einen Kanal machen, ein bisschen kürzer, und dann raus. Und dann ist es beim zweiten Mal gegangen.
Also, es gibt Phänomene im Tierreich, die in diese Richtung deuten. Es könnte absolut vorstellbar sein, dass der Leviathan eine solche Einrichtung hatte.
Hiobs Gefühl der Bedrohung und Wächter gegen Naturkatastrophen
Gut, dann kommt noch Kapitel 7, Vers 12 hinzu. Dort sagt Hiob zu seinen Freunden, die sich so auf ihn gestürzt haben: „Bin ich ein Meer oder ein Ungeheuer?“ Er spricht zu Gott: „Dass du eine Wache wider mich aufstellst.“
Hiob sagt also etwas, das wir auf Anhieb nicht ganz verstehen. „Bin ich ein Meer, dass du eine Wache wider mich aufstellst, oder ein Ungeheuer?“
Wir leiten daraus ab: Wenn es damals so gewaltige Erdverschiebungen gab, dann entstanden dadurch auch Flutwellen. Flutwellen erkennt man daran, dass sich das Meer plötzlich unnatürlich zurückzieht. Danach folgt die Katastrophe. Daraus schließen wir, dass man in der Zeit von Hiob tatsächlich Wächter gegen das Meer aufgestellt hat. Diese Wächter gaben dann Warnungen heraus, wenn ein solcher Rückzug stattfand.
Oder eben auch gegen Ungeheuer. Hier haben wir das hebräische Wort „Tannin“, das Ungeheuer bedeutet. Es kann sich auf Wassertiere oder Landtiere beziehen. Offensichtlich musste man in der Zeit von Hiob auch Wächter gegen Saurier aufstellen, damit die Menschen evakuiert werden konnten, wenn gefährliche Tiere in die Gegend kamen. Das ist heute nicht mehr nötig.
Hiob fühlt sich gewissermaßen so bedroht von seinen Freunden, als wären sie diese Wächter – und er eher das böse Meer oder das böse Ungeheuer, gegen das man Wächter aufstellen müsste.
Übrigens wird noch ein Wassersaurier erwähnt, in Kapitel 26, Vers 12. Dieser wird „Rahab“ genannt, was auf Deutsch so viel heißt wie „der Stolze“, „der Unverschämte“ oder „der Stürmische“. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Namen der Hure Rahab, denn das hebräische Wort für „der Stürmische“ ist ein anderes. Dort wird gesagt, dass Gott Rahab zerschlägt.
Das ist bereits ein Hinweis im Blick auf das Aussterben der Saurier. Auch vom Leviathan wird in den Psalmen gesagt, dass Gott ihn erschlägt. Es ist interessant, dass verschiedentlich über Gottes Eingreifen gegen diese schrecklichen Tiere gesprochen wird.
Also Rahab, der Stürmische, Behemoth, die Riesenbestie, und Leviathan, der Gewundene.
Fred Hartmann hat ein Buch über Leviathan geschrieben, das sich ausführlich mit all diesen biblischen und biologischen Dingen auseinandersetzt. Es erschien beim Schwengeler Verlag. Ich bekomme keine Provision, aber wer sich dafür interessiert, findet dort ein ganz interessantes Buch.
Einige Besonderheiten im Buch Hiob
Nun wollen wir einige Besonderheiten im Buch Hiob betrachten. Ich habe bewusst geschrieben „einige“, denn zunächst wollte ich einfach von Besonderheiten im Buch Hiob sprechen. Aber wofür sollte man sich entscheiden? Das Buch ist so reich an Besonderheiten, dass es angemessener ist, von einigen Besonderheiten zu sprechen.
Ein ganzes Bibelbuch beschäftigt sich mit Hiob, dem weltweit gerechtesten Menschen seiner Zeit, der jedoch kein Nachkomme Abrahams war. Das ist doch erstaunlich! In der jüdischen Bibel, der Bibel eines Volkes, das als auserwähltes Volk gilt und im Laufe der Zeit auch einen gewissen Stolz auf diese Auserwählung entwickelt hat, gibt es ein ganzes Buch, das von dem gerechtesten Menschen spricht – und dieser war kein Israelit.
Dieses Buch selbst ist eine deutliche Warnung an jeden falschen Stolz derjenigen, die zum auserwählten Volk Israel gehören. Es zeigt, dass ein Mensch vor Gott ein gottesfürchtiges und gottwohlgefälliges Leben führen kann, ohne jüdischer Abstammung zu sein. Die 42 Kapitel im Alten Testament beweisen das eindrücklich.
Und wenn Mose tatsächlich dieses Buch dem Volk Israel gegeben hat, ist das umso erstaunlicher. Denn in seiner Zeit beginnt die Geschichte des auserwählten, aus Ägypten befreiten Volkes.
Hiob im Alten und Neuen Testament
Hiob im Alten Testament und im Neuen Testament
Im Propheten Ezechiel wird auf Hiob Bezug genommen, insbesondere in den Versen 14 und 20. Dort heißt es, dass in einem Land, in dem die Menschen gottlos leben, drei gerechte Männer – Noah, Daniel und Hiob – leben müssten. Durch ihr gerechtes Leben könnten sie nur ihr eigenes Leben retten, nicht jedoch das ganze Volk.
Diese Aussage zeigt, wie man mit Hiob gerechnet hat: nicht als eine erfundene mythologische Figur, sondern als eine historische Persönlichkeit. Noah, Daniel und Hiob sind diese drei gerechten Männer, und dies wird im Vers 20 nochmals betont.
Das macht deutlich, dass Hiob zwar sehr gerecht war, aber niemals für andere Menschen hätte sterben können, wie es der Herr Jesus tat. Seine Gerechtigkeit hätte ihm höchstens geholfen, dass Gott ihn verschont und nicht mit dem ganzen Volk vernichtet.
Hiob im Alten Testament und im Neuen Testament
Im Jakobusbrief, Kapitel 5, Vers 11, wird Hiob als Beispiel genannt: „Siehe, wir preisen die Glücklichen, die ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.“
Hiob wird also als Vorbild hingestellt, um geduldig Leiden zu ertragen. Dies bezieht sich auf die Prüfungen eins bis sechs. Bei der siebten Prüfung war Hiob nicht mehr geduldig; dann brach ein „Vulkan“ aus.
In seinen Verteidigungsreden ging Hiob schließlich so weit, dass er sich effektiver gerechter stellte als Gott. Er verstieg sich damit letztlich zu sehr.
Das zeigt uns übrigens: Man kann durch falsche Anschuldigungen jemanden dahin führen, wo man ihn vermutet oder wo er meint, er sei. Man kann aus jemandem einen Irrlehrer machen, wenn man ihn ständig der Irrlehre beschuldigt. So kann man ihn in ein Extrem hineinpressen, in dem er am Ende tatsächlich landet. Dann kann man sagen: „Seht ihr, wir haben es schon immer gesagt.“
Dies hat immer wieder eine Rolle in der Gemeinde des Herrn gespielt und ist etwas sehr Gefährliches. Die drei Freunde Hiobs haben so auf ihn eingeschlagen, bis er sich schließlich so verstieg.
Doch dann haben wir das „Ende des Herrn“. Das ist in Kapitel 42 beschrieben. Gott schließt das ganze Leiden ab, indem er alles wendet. Der Herr ist voll innigen Mitgefühls und barmherzig.
In der Not hat sich Hiob gefragt: „Wo ist Gott? Warum gibt er keine Antwort?“ Aber in all dem hat Gott mitgelitten und Mitgefühl gezeigt. So heißt es in Jesaja 63, Vers 9, dass in all ihrer Drangsal Gott bedrängt war.
Wenn wir bedrängt sind, empfindet Gott genauso mit. Am Ende hat Gott Hiob alles doppelt gegeben: seinen ganzen Besitz, die Tiere – alles hat er doppelt erhalten.
Hiobs Familie und Kinder
Wir haben nun versucht, die Lebenszeit von Hiob darauf anzuwenden. Wenn man genau liest, stellt man fest, dass er wieder Kinder bekommen hat – aber wie viele? Nur zehn.
Hier scheint die Rechnung nicht ganz aufzugehen. Das Doppelte von zehn ist zwanzig. Doch was ist mit den ersten zehn Kindern geschehen? Es war eine schreckliche Katastrophe, als eine Naturkatastrophe kam und das Haus einstürzte. Dennoch sind alle Kinder Hiobs wohl in den Himmel gekommen.
So hatte Hiob am Ende das Doppelte: zehn Kinder im Himmel und zehn Kinder auf der Erde. In Gottes Augen sind sie genauso wirklich seine Kinder, auch wenn sie im Himmel sind.
Das ist eine große Ermutigung, besonders für Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Hiobs zehn Kinder im Himmel und zehn auf der Erde bedeuten, dass Hiob insgesamt zwanzig Kinder hat.
Christus im Buch Hiob
Dritter Punkt unter den Besonderheiten: Christus im Buch Hiob.
Wir gehen zu Kapitel 19, Vers 25. Es wäre natürlich schön, wenn wir eine musikalische Untermalung hätten und aus Händels Messias die Arie „I know that my Redeemer lives“ hören könnten. Aber stellen wir uns das einfach so vor: Hiob sinkt in die tiefsten Tiefen der Depression, und plötzlich kommt eine Aufhellung dazwischen, die ihresgleichen sucht. Er sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“
Und weiter: „Und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde ich aus meinem Fleisch Gott anschauen.“ Das bedeutet, Hiob wird sich selbst in die Augen sehen, und kein anderer wird das tun. Plötzlich hat er diese Gewissheit: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Diese Gewissheit ist alttestamentlich, wohl vorabrahamitisch, und zugleich prophetisch. Er wird der Letzte sein, der auf der Erde stehen wird.
Auf dem Blatt habe ich erklärt: Wir finden hier also Christus, den Erlöser. Zweitens wird er als der letzte Herrscher auf Erden im tausendjährigen Reich der Letzte sein, der über diese Erde herrscht. In gewissem Sinn haben wir hier den Auferstandenen. Es heißt nämlich wörtlich im Hebräischen: „Wird der auf der Erde stehen.“ Wörtlich bedeutet das: „Er wird aus dem Staub aufstehen.“ Der Staub ist das Sinnbild des Todes. Adam soll zurückkehren zum Staub, und der Erlöser wird aus dem Staub heraus aufstehen. Man könnte dies als Hinweis auf seine Auferstehung aus den Toten verstehen.
Noch etwas: Diese Gewissheit, dass, wenn einmal alles, sein ganzer Körper, zerstört ist – „und ist nach meiner Haut dieses da zerstört“ –, er dennoch aus seinem Fleisch Gott anschauen wird. Diese Gewissheit geht über den Tod hinaus. Hiob wird Gott einmal sehen. Er hatte Gott noch nie gesehen und noch nie eine Vision gehabt. Doch er sagt: „Ich habe die Gewissheit, der Tag kommt, an dem ich meinen Erlöser sehen werde.“
Eine Schwierigkeit dabei ist, dass wir kürzlich bei der Schlachterevision von Hiob besprochen haben, wie dieser Satz zu übersetzen ist: „So werde ich aus meinem Fleisch Gott anschauen.“ Bedeutet das, dass Hiob seinen Körper nicht mehr hat, also aus seinem Fleisch heraus Gott sieht? Das ist eine Möglichkeit.
Ich habe aber argumentiert, dass im Ugaritischen das Wort „Sehen“ verbunden mit „aus“ oder „von meinem Fleisch“ das Sehen von einem Standpunkt aus bezeichnet. Das heißt, man müsste es so auffassen: „So werde ich von meinem Fleisch aus Gott anschauen.“ Das bedeutet, dass er nicht nur nach dem Tod Gott sehen wird, sondern dass alles einmal zerstört ist, er dann aber wieder seinen Körper haben wird. Aus seinem Auferstehungskörper heraus wird er Gott anschauen.
Ich möchte hier nicht dogmatisch sein. Wir werden das eine in den Text und das andere in die Fußnote nehmen. Aber es gibt starke Argumente, dass es tatsächlich so gemeint ist: Die Gewissheit zieht über den Tod hinaus, und Hiob zieht seinen erneuerten Körper durch die Auferstehung schon jetzt in Betracht.
Dann sinkt Hiob wieder in die Tiefe hinunter. Wie echt ist das? So sind wir doch genau. Plötzlich erleben wir Höhen im Glauben und Vertrauen, und dann sinken wir wieder ab. Aber wie viele Menschen hat gerade diese Stelle durch die Jahrtausende hindurch wirklich Glaubensgewissheit und Glaubensfreude bewirkt?
Elihus Erklärung des Leidens und Gottes Reden
Wir kommen nun zu Kapitel 33, in dem Elihu spricht. Elihu erklärt, dass Gott das Leiden nutzt, um Menschen davor zu bewahren, auf den falschen Weg zu geraten und vor Gericht zu kommen. Er nennt dabei zwei Möglichkeiten, wie Gott zu den Menschen spricht.
In Vers 15 sagt Elihu, dass Gott durch Träume zu den Menschen sprechen kann. Dabei muss man bedenken, dass zu Hiobs Zeiten die Menschen keine Bibel hatten – weder eine alte noch eine revidierte Elberfelder, Lutherübersetzung oder Ähnliches. Die Bibel war damals nicht so weit verbreitet wie heute. Deshalb spielten Träume eine ganz andere Rolle als heute.
Elihu beschreibt es so: „Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager, dann öffnet Gott das Ohr der Menschen und besiegelt die Unterweisung, die er ihnen gibt, um sie von ihrem Tun abzuwenden. Er verbirgt Übermut vor dem Menschen, dass er seine Seele zurückhalte von der Grube und sein Leben vom Rennen ins Geschoss“ (Hiob 33,15-18).
Es gibt auch Muslime, die keine Bibel hatten, aber bezeugen können, dass Gott durch Träume Impulse gegeben hat, die letztlich zu einer Bekehrung führten. Diese Erfahrungen kann man jedoch nicht einfach auf unsere heutige Situation übertragen, in der jeder Zugang zur Bibel hat. Dennoch zeigt Elihu, dass Träume eine Möglichkeit sind, wie Gott zu Menschen sprechen kann.
In Vers 19 nennt Elihu eine zweite Möglichkeit: „Auch wird er gezüchtigt mit Schmerzen auf seinem Lager und mit beständigem Kampf in seinen Gebeinen. Sein Leben verabscheut das Brot und seine Seele die Lieblingsspeise. Sein Fleisch zerrt ab, dass man es nicht mehr sieht, und entblößt sind seine Knochen, die nicht gesehen wurden. Seine Seele nähert sich der Grube und sein Leben den Bürgern“ (Hiob 33,19-22).
Gott kann also auch durch Krankheit zu Menschen sprechen.
Elihu erklärt weiter in Vers 29: „Siehe, das alles tut Gott zwei, drei Mal mit dem Menschen, um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde von dem Licht der Lebendigen“ (Hiob 33,29-30).
Wenn jemand fragt, was mit den Heiden ist, die noch nie vom Evangelium gehört haben, so zeigt Hiob 33, dass Gott mit jedem Menschen zwei- oder dreimal spricht. Gott will, dass alle Menschen errettet werden (1. Timotheus 2,4) und dass alle zur Buße kommen (2. Petrus 3,9). Das ist ein Trost: Gott spricht mindestens zwei- bis dreimal mit jedem Menschen. Er kann dabei verschiedene Methoden benutzen, die überall funktionieren – ob im Busch oder im Krankenhaus.
Dann kommt Elihu zu einem wichtigen Punkt, auf den ich hinauswollte: Es geht um Christus im Buch Hiob. Elihu sagt: „Wenn es nun für ihn einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen aus Tausend, um den Menschen seine Geradheit kundzutun, so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre, ich habe eine Sühnung gefunden“ (Hiob 33,23-24).
Das ist erstaunlich – wer kann sagen: „Ich habe eine Erlösung gefunden“? Das hebräische Wort „matza“ bedeutet finden oder erlangen. Hier ist deutlich auf Jesus Christus hingewiesen. Im Hebräerbrief heißt es genau so: „Christus hat durch sein eigenes Blut eine ewige Erlösung erlangt“ (Hebräer 9,12).
Das hebräische Wort für Sühnung ist „kopher“, das auch mit Lösegeld übersetzt werden kann. Der Gesandte, von dem hier die Rede ist, ist der Herr Jesus. Im Johannesevangelium wird mehr als vierzigmal betont, dass der Vater ihn in die Welt gesandt hat. Er ist der Gesandte Gottes.
Das hebräische Wort für Ausleger bedeutet Mittler, Ausleger oder Übersetzer. Jesus ist der Mittler zwischen Gott und Menschen, der uns erklärt, wer Gott ist. In Johannes 1,18 heißt es: „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn uns kundgetan.“
Jesus ist der Ausleger, der Übersetzer, der Mittler.
In Hiob 16,19 sagt Hiob: „Siehe, im Himmel ist mein Zeuge, der mir Zeugnis gibt in den Höhen. Meine Freunde sind meine Spötter, zu Gott tränkt mein Auge, dass er schiedsrichterlich entscheide gegen einen Mann.“
Hiob weiß, dass es im Himmel einen gibt, der für ihn vor dem Richter Zeugnis ablegt. Das ist ganz neutestamentlich: In 1. Johannes 2,1-2 wird Jesus Christus als unser Anwalt beim Vater beschrieben, der eine Sühnung geschaffen hat. Er ist der Fürsprecher, der Advokat.
Ich muss ein bisschen überspringen, damit wir mit allem durchkommen. In Hiob 9,33 spricht Hiob über einen Schiedsmann, von dem er hofft, dass es so einen geben würde, den er aber nicht sieht: „Denn er ist nicht ein Mann wie ich, dass ich ihm antworten und wir zusammen vor Gericht gehen könnten. Es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide lege“ (Hiob 9,32-33).
Das Wort „Schiedsmann“ wurde in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der Hebräischen Bibel, mit „mesites“ übersetzt. Dieses Wort bedeutet Mittler – das gleiche Wort, das in 1. Timotheus 2,5 verwendet wird: „Einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus.“
Hiob sagt, es gibt keinen, der seine Hand auf Gott und auf ihn legen könnte. Die Handauflegung ist ein Zeichen der Identifikation. Wenn jemand die Hand auf einen Menschen legt, identifiziert er sich mit ihm. Wenn jemand die Hand auf Gott legen könnte, würde er sich mit der Gottheit identifizieren.
Wer könnte das sein, der Gott und Mensch in einer Person ist?
Die Antwort des Neuen Testaments lautet: Gott ist Mensch geworden und so Mittler. Er hat sich am Kreuz mit uns Menschen identifiziert. Das haben wir heute Morgen in den messianischen Psalmen gesehen, den Kreuzespsalmen. Gleichzeitig ist er mit Gott eins, denn er ist hundertprozentig wahrer Gott.
Die Verdorbenheit des Menschen und neutestamentliche Antworten
Die Verdorbenheit des Menschen wird eindrücklich im Buch Hiob gelehrt. In Hiob 9,2 heißt es: „Und wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?“ Diese Frage wird in Kapitel 25, Vers 4, erneut gestellt.
Im Neuen Testament gibt es ein ganzes Buch, das diese Frage beantwortet: den Römerbrief. Er erklärt die Rechtfertigung aus Glauben vor Gott. Die neutestamentliche Antwort auf die jahrtausendealte Frage aus Hiob lautet also: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott?
Nun, ich kann nicht auf alle Details eingehen, aber ich möchte auf ein Wortspiel mit dem Namen Eliphas hinweisen. Das ist eine besondere Stelle. Eliphas bedeutet auf Deutsch „Mein Gott ist Feingold“.
In Hiob 22,23 sagt Eliphas etwas Schönes: „Wenn du zu dem Allmächtigen umkehrst, so wirst du wieder aufgebaut werden, wenn du Unrecht entfernst aus deinen Zelten. Und lege das Golderz in den Staub und das Gold von Ophir unter den Kies der Wäsche, so wird der Allmächtige dein Golderz und ein glänzendes Silber sein. Denn dann wirst du an dem Allmächtigen dich ergötzen und zu Gott dein Angesicht erheben.“
Das ist schön: „Mein Gott ist Feingold“. Das bedeutet, verzichte auf deinen Reichtum, hänge nicht daran. Gib alles her und wirf es in den Bach des Goldes. Dann hast du den wahren Reichtum gefunden: Gott wird dein Golderz sein.
Bergbau und Wissenschaft im Buch Hiob
Dann zum nächsten Punkt: Auf dem Platz sollte noch Kapitel 28 stehen. Dort wird ganz ausführlich und detailliert beschrieben, wie man zur Zeit Hiobs Bergwerke betrieben und Bergwerksarbeit durchgeführt hat.
Das ist hochinteressant, um zu sehen, was man im dritten Jahrtausend vor Christus bereits technologisch geleistet hat. In der Rede wird erklärt, dass man heutzutage die Gebirge erforscht, Schächte und Gänge gräbt und nach Gold sowie kostbaren Steinen sucht. Doch die Menschen haben die Weisheit nie gefunden.
Sie sind tief ins Erdinnere vorgedrungen, aber die Weisheit blieb ihnen verborgen. Die Weisheit findet man nur, wenn man gottesfürchtig ist.
Man könnte einen ganzen Bibelstudientag über Wissenschaft, Naturkunde und das Buch Hiob gestalten. Es gibt ein wunderbares Buch von Henry Morris über das Buch Hiob. Es ist ursprünglich auf Englisch erschienen, aber neuerdings auch auf Deutsch erhältlich.
In dieser Hinsicht kann ich das Buch nur empfehlen. Ist es auf dem Büchertisch? Habt ihr es nicht? Ja, das wäre mal ein Tipp für später.
Gewicht der Luft und naturwissenschaftliche Erkenntnisse in Hiob
Dann eine Bemerkung zum Gewicht der Luft. In Hiob 28, gerade im gleichen Kapitel, sagt ein Freund Hiobs über Gottes Wege in der Natur, dass er dem Wind ein Gewicht bestimmte. Er wog die Wassermasse ab, als er dem Regen ein Gesetz bestimmte und dem Donnerstrahl eine Bahn gab. Der Wind hat ein Gewicht.
Nun, in Europa war man sich bis ins siebzehnte Jahrhundert hinein nicht klar, dass Luft überhaupt ein Gewicht hat. Man dachte: Luft ist doch nichts. Dann kam Torricelli, ein Schüler von Galilei, und bewies, dass Luft ein Gewicht hat – sogar ein ganz gewaltiges, wenn man das Gewicht in Atmosphärendruck (Attü) ausdrückt, das die Atmosphäre auf uns ausübt. Und wir leben so glücklich darunter.
Aber im Buch Hiob finden wir schon längst, dass Gott dem Wind ein Gewicht bestimmt hat. Oder in Hiob 38, Vers 16, in der Rede Gottes, wo er Naturkunde gibt: „Bist du gekommen zu den Quellen des Meeres und hast du die Gründe der Tiefe durchwandert? Wurden dir die Pforten des Todes enthüllt, und sahst du die Pforten des Todesschattens? Hast du Einsicht genommen in die Breiten der Erde? Sage an, wenn du alles weißt, die Quellen des Meeres.“
Schon vor Jahren hat man vermutet, dass es so etwas geben muss: Quellen in den Ozeantiefen, die unter dem Ozeanboden Wasser in die Ozeane bringen. Aber es waren nur indirekte Vermutungen. Zum ersten Mal hat man das dann im Atlantischen Rift mit dem Menschenauge gesehen, 1963. Quellen, die viele Kubikkilometer Wasser pro Jahr in die Ozeane bringen – also aus unterozeanischen Wasserbecken.
Und Gott sagt zu Hiob: „Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen? Hast du die Gründe der Tiefe, der Ozeantiefe, durchwandert?“ Nun, heute hat man das, 1973 ist das geschafft worden. Aber wenn Gott uns die Frage heute stellen würde, müssten wir genau da stehen wie Hiob. Wir haben so etwas noch nie erlebt und noch nie gesehen.
Dann möchte ich noch auf Hiob 26, Vers 7 hinweisen, die Stelle, die all den Theorien den Todesstoß versetzt, die glauben, die Bibel hätte ein altmodisches Weltbild, in dem die Erde eine Scheibe sei und darüber eine metallene Kuppel. Hiob sagt in 26,7 von Gott: „Er spannt den Norden aus über der Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts.“
Das ist schon allerhand. Das ist doch genau so: So hängt die Erde im Weltall. Sie hängt allerdings durch die Schwerkraft an die Sonne gebunden. Vielleicht klingt das auf Deutsch etwas ungewöhnlich, aber auf Hebräisch kommt das Wort „Nichts“ nicht sehr oft vor. Jedes Mal, wenn man eine Verneinung ausdrückt, wird oft das gleiche Wort gebraucht.
Die hebräische Verneinungsform ist ein Substantiv, das „nicht vorhanden sein“ bedeutet. Also das „Nicht“ selbst kommt sehr oft vor. Ich will gerade schauen, welches Wort hier verwendet wird, ob es überhaupt dieses Wort ist. Aha, es ist ein anderes Wort: „blie“. Das ist das Wort, das „ohne“ bedeutet. „Blie“ heißt also „ohne“ – zum Beispiel „ohne etwas“.
Er hängt die Erde auf über das „Ohne etwas“. Also ist das Wort „ohne“ hier ein ganz normales Allerweltswort.
Prophetische Bedeutung des Buches Hiob
Das Buch Hiob ist prophetisch zu verstehen und weist auf den gläubigen Überrest aus Israel hin, von dem wir heute Morgen in Verbindung mit dem Psalm gesprochen haben. Aus Israel wird in der Zukunft eine große Frucht hervorgehen. Ein Teil der Bevölkerung wird nach der Entdrückung den Messias erkennen und im dritten Tempel, den sie bauen werden, Gottesdienst ausüben.
Dann folgt die große Drangsalzeit. Aus der Prophetie erkennen wir, dass der gläubige Überrest Israels von Gott sichtbar gesegnet sein wird und in der Zukunft den Priesterdienst im dritten Tempel ausüben wird. Hierzu habe ich verschiedene Stellen zusammengestellt. Hiob 1 ist ein Beispiel dafür: Hiob war Priester in seiner Familie, er hat geopfert und lebte unter dem Segen Gottes.
Doch dann wird das Unglück der großen Drangsal über den gläubigen Überrest kommen. In Hiob 1,2 sehen wir, wie Hiob in die tiefste Drangsal gestürzt wird. Matthäus 24,15 spricht von der großen Drangsal, in der der Überrest flüchten muss. Joel 1,2 beschreibt, wie eine Armee Israel vollständig überrennen wird.
All dies wird in der Zeit des Tieres aus dem Meer und des Tieres aus der Erde geschehen. In Offenbarung 13 werden zwei Ungetüme erwähnt, die in der großen Drangsal eine Rolle spielen. Das zweite Tier ist der Antichrist, der falsche Messias, das erste Tier der kommende Herrscher über das widerstandene römische Reich, also das neue Europa.
Hiob erlebt seine Not in der Zeit des Behemoth und des Leviathan – dem Tier aus der Erde, dem Behemoth, und dem Tier aus dem Meer, dem Leviathan. Der gläubige Überrest wird Ähnliches erleben wie Hiob. Seine Gerechtigkeit wird dadurch infrage gestellt werden. Man wird sich fragen, ob dies eine Strafe für großes Unrecht ist, das diese Juden begangen haben.
Die Psalmen sprechen viel über diese inneren Gewissensübungen. Die Gläubigen werden sich fragen, warum Gott ein solches Elend über sie kommen lässt – ganz ähnlich wie Hiob es erlebt hat.
Am Ende der Drangsal wird der Sohn Gottes sichtbar im Sturm erscheinen. So wie Gott Hiob am Ende seiner Not in Hiob 38,1 im Sturm sichtbar erschien, erzählt uns die Prophetie dasselbe. Hier habe ich einige Stellen aufgeführt: Sacharja 14,3; Nahum 1,3-6. Jesus Christus kommt als Richter der Welt. Im Sturm wird er für die Welt sichtbar sein.
Wie wird der Überrest reagieren? Der Überrest wird auf ihn blicken und Buße tun in Staub und Asche – genauso wie Hiob in Kapitel 42,5-6. Sacharja 12,10 sagt: "Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, wie man wehklagt über den Erstgeborenen." An jenem Tag wird die Wehklage groß sein in Jerusalem. Jede Familie wird an dieser Wehklage teilnehmen.
Am Schluss wird Gott das Schicksal Israels wenden. Dieser Ausdruck kommt wörtlich in Hiob 42 vor. Dort heißt es in Vers 10: "Und der Herr wendete die Gefangenschaft Hiobs." Hiob war gefangen, er war im Gefängnis. Das Wort hat eine Doppelbedeutung: Gefangenschaft oder Schicksal. Genau dieser Ausdruck – die Wendung von Schicksal und Gefangenschaft – kommt in der Prophetie als Fachausdruck etwa zehnmal vor.
Er bezieht sich auf die endgültige Schicksalswende Israels in der Zukunft, nach all der Verfolgung und Not durch die Jahrtausende hindurch. Diese Parallele wird sehr eindrücklich gemacht. Der Ausdruck findet sich zum Beispiel in Joel 4,1 und Amos 9,14, wo Gott in der Endzeit das Schicksal und die Gefangenschaft Israels wenden wird.
Dann wird Gott Israel mit doppeltem Segen überschütten. In Jesaja 61,6-7 heißt es: "Ihr aber werdet Priester des Herrn genannt werden, Diener unseres Gottes wird man euch nennen. Ihr werdet der Nationen Reichtümer genießen und in ihre Herrlichkeit eintreten. Anstatt eurer Schmach werdet ihr das Doppelte haben, und anstatt der Schande werden sie jubeln über ihr Teil. Darum werdet ihr in eurem Land das Doppelte besitzen und ewige Freude haben."
Ausdrücklich wird gesagt, dass Israel einmal das Doppelte bekommen wird – so wie Hiob am Ende in allem das Doppelte erhalten hat.
In Hiob 42,11 heißt es: "Alle Bekannten und Freunde kamen und trösteten Hiob über all seine Not." Auch für Israel wird in der Zukunft Jesaja 40,1 in Erfüllung gehen: "Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott." In Händels Messias wird dieser Vers betont: "Tröstet, tröstet mein Volk." Dann werden die Völker dieser Welt das jüdische Volk über all die Not trösten, die es erlitten hat.
Das ist eine eindrückliche Parallele. Was ich noch hervorheben möchte: In Jesaja 61, wenn wir das schon aufgeschlagen haben, lesen wir, dass Israel bei all diesem Doppelten, das ihnen erstattet wird, die Reichtümer der Nationen genießen wird.
Es ist oft so, dass diese jüdische Ungeduld – eine Art kulturelle Eigenart – vorkommt, doch das kennen auch andere Völker.