Einführung in das Thema der Gnadengaben
Ich möchte uns einen gesegneten Abend wünschen. Wir sind jetzt am dritten Abend unserer Bibelarbeit im 1. Korinther 12 bis 14. Es geht um die Gnadengaben.
Heute beschäftigen wir uns mit Kapitel 14. Das Thema ist, wie das richtige Verhalten beim Ausüben des Sprachenredens und des Prophezeiens aussieht. In diesem Kapitel geht Paulus besonders auf zwei Gnadengaben ein, die für die Korinther sehr interessant waren.
Die eine Gnadengabe ist das Sprechen zu Gott, hier allerdings in Form einer Fremdsprache, dem sogenannten Zungenreden, oder wie es in der Bibel einfach Sprachenreden genannt wird. Die andere Gnadengabe ist das Prophezeien oder Weissagen, wie es auch übersetzt wird.
Es geht also um diese zwei Richtungen: das Sprechen zu Gott und das Sprechen von Gott.
Vorbemerkungen zum Sprachenreden
Bevor wir den Text lesen, möchte ich noch einige Vorbemerkungen zum Sprachenreden machen. So wissen wir überhaupt erst, wovon wir eigentlich sprechen und was Paulus hier meint.
Ich möchte fünf kurze Punkte zum Thema Sprachenreden anführen, um eine klare Vorstellung davon zu geben, was darunter zu verstehen ist.
Das Sprachenreden als Wundergabe
Das, was in Kapitel zwölf bereits deutlich geworden ist, ist, dass das Sprachenreden zu den Wundergaben gehört. Es zählt also zu den übernatürlichen Wundern im physischen Bereich.
Das bedeutet, dass ein Wunder im physischen Bereich geschieht, nämlich an der Zunge. Die Zunge ist ein körperliches Organ. An der Zunge geschieht ein Wunder: Jemand spricht zu Gott, betet, und während er spricht, verwendet er eine Fremdsprache, die er nie gelernt hat.
Das war das Besondere an diesem Phänomen.
Das Sprachenreden als echte Sprache
Das Zweite Thema ist die Sprache. Dieses Thema haben wir schon kurz angeschnitten, aber jetzt möchten wir gerne etwas gründlicher darauf eingehen.
Es handelt sich um eine Sprache – woher wissen wir das? Wie können wir sicher sein, dass es sich um eine richtige Sprache handelt? Die Ausdrücke, die für das Zungenreden verwendet werden, sind Ausdrücke, die für sinnvolle Kommunikation genutzt werden. Zum Beispiel heißt es in 1. Korinther 14,9: „Wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie soll man kennen, was geredet wird?“ Hier ist das Zungenreden gemeint. Wenn ihr durch das Zungenreden keine verständliche Rede gebt, wie soll man wissen, was gesagt wird?
Es ist also eindeutig, dass hier von einer Sprache gesprochen wird. Es ist nicht von einem Lallen oder ekstatischen Äußerungen die Rede, die einfach aus dem Mund kommen, sondern von ganz normalem Reden.
Auch in der Parallelstelle in Apostelgeschichte 2,11, wo das Sprachenreden zum ersten Mal erwähnt wird, lesen wir: „Wir hören sie in unseren Sprachen über die Großtaten Gottes reden.“ Dort werden 14 Sprachen aufgeführt, die von Menschen gesprochen wurden. Das waren damals existierende Sprachen, und die Zuhörer haben sie verstanden. Denn zu dieser Zeit waren viele Ausländer in Jerusalem, und sie hörten, wie die Apostel in ihren Dialekten und Sprachen redeten.
Ein weiterer Bibelvers findet sich in 1. Korinther 14,21. Dort wird ein Vers aus dem Alten Testament zitiert, auf den wir noch zurückkommen werden. Es heißt: „Im Gesetz ist geschrieben: In fremden Sprachen und mit fremden Lippen werde ich zu diesem Volk reden.“ Dieser Vers stammt aus Jesaja 28,11. In dieser Stelle spricht Jesaja von Soldaten, die nach Israel kamen. Diese Soldaten sprachen Assyrisch, eine echte Fremdsprache, aber eine existierende Sprache.
Paulus zitiert genau diesen Vers im Zusammenhang mit dem Zungenreden. Das zeigt, dass es beim Zungenreden um echte Sprachen geht.
Die Notwendigkeit der Übersetzung
Weiters, klein d: Es muss übersetzt werden. Das lesen wir mehrmals in diesem Kapitel, und wir werden noch darauf zurückkommen. Die Sprachenrede muss übersetzt werden, damit sie verstanden wird.
Das heißt, vielleicht steht bei manchen Bibelübersetzungen „ausgelegt“. „Auslegen“ ist aber keine glückliche Übersetzung, denn das Wort, das hier verwendet wird, bedeutet tatsächlich „übersetzen“. Es ist genau das Wort, das auch sonst in der Apostelgeschichte verwendet wird, zum Beispiel in Kapitel 9, Vers 36. Dort heißt es: Dorkas, die heißt übersetzt Gazelle. Das Wort für „übersetzen“, das wir auch verwenden, ist dort verwendet worden. Deshalb sollten wir es auch hier so übersetzen.
In Lukas 24, Vers 27 ist es zum Beispiel auch so: Dort wird berichtet, wie der Herr Jesus – ich muss kurz nachschauen – in Lukas 24, Vers 27: Er legte ihnen dar, er fing an von Mose und von allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften dar, was ihn selbst betraf. Er hat ihnen die Bibel dargelegt. Das heißt, er hat das, was da stand, dargelegt. Nicht in einer Fremdsprache, sondern in der eigenen Sprache. Es ist eine Darlegung dessen, was geschrieben steht.
Das Wort wird also auch verwendet für „darlegen“, nicht für „deuten“. Der Herr Jesus hat nichts gedeutet, er hat dargelegt, was da stand. Er hat es ihnen gesagt.
Es geht hier beim Zungenreden also auch nicht um ein Deuten, sondern um ein Darlegen dessen, was gesagt wurde. Wenn ich jetzt zum Beispiel Russisch sprechen würde und jemand anderes würde mich übersetzen, dann würde das „darlegen“ bedeuten, und zwar möglichst genau Wort für Wort oder so, dass man es versteht – eben so, wie man eine Sprache übersetzt. Genau dieses Wort wird hier verwendet.
Sprachenrede als sinnvolle Kommunikation
Klein e
Es handelt sich hier nicht um Plappern. Sprache ist vorhanden, und diese Sprachenrede, also das Zungenreden, ist eine sinnvolle Rede. Es ist eine sinnvolle Kommunikation.
Die Bibel macht sehr deutlich, dass Gott unseren Verstand anspricht. Deshalb dürfen wir nicht behaupten, dass Gott der Urheber von unverständlicher oder sinnloser Sprache wäre. Mit anderen Worten: Gott ist nicht der Urheber von unvernünftiger Sprache.
Das Zungenreden ist keine unvernünftige Sprache. Es ist kein Lallen und kein Plappern. Plappern ist im Gebet sowieso verboten, und beim Zungenreden handelt es sich um ein Beten.
Im Folgenden werden einige Argumente vorgestellt, die zeigen, dass es sich beim Zungenreden um echte Sprachen handelt.
Das Sprachenreden als Reden zu Gott
Nächster Punkt in der Vorbemerkung: Es handelt sich um ein Reden zu Gott.
Wir lesen in 1. Korinther 14,2: „Der, der in einer Sprache redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott.“ Nicht zu Menschen, sondern zu Gott. Das bedeutet, wenn wir zu Gott reden, nennen wir das Beten. Die Bibel verwendet ebenfalls diesen Begriff.
Das Reden zu Gott in einer Fremdsprache ist somit das Beten in einer Fremdsprache. Und genau das ist hier das Zungenreden. Auch in Apostelgeschichte 2,11 finden wir ein ähnliches Beispiel: „Wir hören sie in unsern Sprachen die Großtaten Gottes reden.“
Zu wem haben sie geredet? Es waren keine Zuhörer da. Die Apostel waren zusammen in einem Raum, vielleicht waren noch weitere Personen anwesend. Doch sie haben nicht gepredigt. Nein, alle, die dort waren, haben gleichzeitig geredet.
Zu wem haben sie gesprochen? Sie haben zu Gott über die Großtaten Gottes geredet. Sie haben also die Großtaten Gottes gepriesen, wie es auch in Psalm 105 und vielen anderen Psalmen beschrieben wird. Dort wird beispielhaft gezeigt, dass man zu Gott die Großtaten Gottes verkündet.
Auch in Apostelgeschichte 10,46, wer das nachprüfen möchte, heißt es, dass sie Gott mit fremden Sprachen gepriesen haben. Ebenso finden wir das in Apostelgeschichte 19,6.
Es geht also immer, wenn das Sprachenreden erwähnt wird, um ein Reden zu Gott. Es geht nicht um Prophezeiung.
Sprachenreden ist auch keine Hilfe für das Gebet. Das steht nicht im Text. Manche meinen, das Sprachenreden sei eine Hilfe zum Beten. Nein, es war keine Hilfe, sondern das Beten selbst. Das Sprachenreden selbst war das Beten.
Sprachenreden als Gabe nicht für alle
Viertens: Zungen- oder Sprachenreden ist eine Gabe, die nicht jeder besitzt.
Wir hatten das bereits vorgestern gelesen, in 1. Korinther 12,29: „Reden alle in Sprachen? Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Propheten?“ Die Antwort lautet: Nein, natürlich nicht.
Reden alle in Sprachen? Sind alle Übersetzer? Auch hier lautet die Antwort: Nein.
Diese Gabe ist also nicht für jeden bestimmt. Es gab nur einige wenige Menschen, die diese Gabe hatten. Paulus gehörte zu ihnen.
Sprachenreden als Gabe zur Erbauung
Dann fünftens: Wenn sie übersetzt wird, ist sie eine Gabe zur Erbauung, weil der Inhalt erbaut. Darüber werden wir noch genauer sprechen, wenn wir den Text lesen. Hier möchte ich aber schon am Anfang festhalten, dass Sprachenreden erbaut, weil der Inhalt der Rede erbaulich ist.
Das ist ja auch beim Beten so. Ich freue mich, wenn ich die Gebete anderer höre, denn oft werde ich durch die Gebete der anderen erbaut. Warum? Weil ich sehe, was sie zu Gott sagen. Manchmal habe ich mir Sachen notiert. Wenn ich ein Gebet von jemandem gehört habe, habe ich es aufgeschrieben. Das war so ein wertvolles Gebet, das mich selbst erbaut hat.
Also ist es der Inhalt des Gebetes, der erbaut. Wenn das Gebet in einer Fremdsprache geschieht, dann erbaut es, sobald man die Fremdsprache versteht oder wenn man sie übersetzt bekommt. Dann erbaut das.
Oder wenn man selbst betet, weiß man ja, was man gebetet hat. Dass man selbst erbaut wird, ist natürlich nur ein Nebenprodukt. Ich predige nicht, damit ich erbaut werde; ich predige eigentlich für die anderen. Aber oft ist es so, dass ich als Nebenprodukt selbst erbaut werde.
Oder der Evangelist evangelisiert nicht die Menschen, damit er erbaut wird. Aber wenn er evangelisiert, wird er oft selbst erbaut. Das ist so ein Nebeneffekt.
Diese Selbstauferbauung ist jedoch nicht das Wichtigste. Der eigentliche Zweck der Gnadengabe ist die Erbauung der anderen, nicht die Selbstauferbauung.
Beginn der Auslegung von 1. Korinther 14
Das war nun der Vorspann, die Vorbemerkung, damit wir wissen, worum es geht.
Jetzt wollen wir den Text gemeinsam lesen. Es geht um die Gnaden und um das richtige Verhalten bei der Ausübung des Sprachenredens und des Prophezeiens.
Einleitende Aufforderungen zur Liebe und zum Eifer
Vers Jagt der Liebe nach, seid eifrig bemüht um die geistlichen Wirkungen, am meisten aber, dass ihr weissagt.
Wir haben hier also einleitende Aufforderungen: "Jagt der Liebe nach." Von der Liebe hat er in Kapitel 13 ausführlich gesprochen. Das heißt, wir sollen beim Ausüben der Gaben nach der wichtigsten Haltung streben, nach der richtigen Haltung. Und die wichtigste richtige Haltung ist die Liebe.
Immer wenn es um Gnadengaben geht, sollen wir auch bemüht sein, dass wir das, was wir tun, in Liebe tun. Er sagt hier auch, wir sollen um die wichtigen Gaben eifern, am meisten aber, dass ihr weissagt. Man soll also um die wichtigeren Gnadengaben eifern.
Er sagt hier, dass das Weissagen oder Prophezeien wichtiger ist als die anderen Gaben, in diesem Fall als das Zungenreden. Nach den wichtigen Gaben sollen wir eifern.
Wie tut man das, eifern? Man betet dafür: "Herr, ich möchte das gut können, hilf mir dazu." Oder man hat den Wunsch, dass man es besser kann oder dass man überhaupt erst einmal diese Gabe bekommt. Und wenn man sie nicht bekommt, ist man nicht traurig, sondern erhält eine andere Gabe.
Manchmal schenkt uns der Herr genau das, worum wir bitten, manchmal sagt er: "Nein, ich habe etwas anderes für dich bereit." Das ist hier die Einleitung: Strebt danach, dass ihr prophezeit.
Warum Prophezeien wichtiger ist als Sprachenreden (Verse 2–11)
Und jetzt folgt die Erklärung, warum das Prophezeien wichtiger ist als das Sprachenreden, und zwar in den Versen 2 bis 11. Warum ist das Prophezeien dem Sprachenreden vorzuziehen?
Wir lesen: „Denn der in einer Sprache Redende redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott, denn niemand versteht ihn, versteht das Reden. Durch den Geist redet er Geheimnisse. Aber der Weissagende redet zu Menschen, zur Erbauung und zum Aufruf und zum tröstlichen Zuspruch.“
Der in einer Sprache Redende baut sich selbst auf, aber der Weissagende baut die Gemeinde auf.
Was lernen wir hier in Vers 2? Ich habe es mir auch notiert: Sprachenreden ist ein Reden zu Gott. Das heißt, der Inhalt dessen, was gesagt wird, ist in erster Linie für Gott gedacht. Wenn wir beten, dann beten wir nicht wegen der anderen, sondern weil wir zu Gott etwas sagen möchten.
Wenn das aber in einer Fremdsprache geschieht, ist es solange ein Geheimnis, wie die anderen nicht verstehen, was der in der Fremdsprache sagt. Ich komme oft herum und bin in verschiedenen Ländern, wo die Leute eine Sprache sprechen, die ich nicht gelernt habe. Dann ist das für mich alles ein Geheimnis. Ich sitze da, und wenn mir niemand übersetzt, bleibt es ein Geheimnis. Das heißt, ich verstehe nichts und weiß nicht, was hier eigentlich gespielt wird. Oder ich sehe zwar, was getan wird, aber ich weiß nicht, was wirklich der Inhalt des Gesagten ist. In diesem Sinn ist es ein Geheimnis.
Solange Menschen das Gesagte nicht verstehen, weil es nicht übersetzt wird, bleibt es ein Geheimnis. Durch den Geist redet er – wieso durch den Geist? Weil der Heilige Geist hier ein Wunder an der Zunge tut. Jetzt redet er durch den Heiligen Geist eine Fremdsprache. Aber die Fremdsprache, das, was herauskommt oder was die anderen hören, bleibt ein Geheimnis, weil es nicht übersetzt wird.
Prophezeien dagegen ist im Gegensatz zum Sprachenreden eine Mitteilung von Gott an die Menschen. Der Weissagende, der Prophet, redet zu Menschen. Sie werden dadurch erbaut, aufgerufen oder getröstet. Prophezeien ist eine Mitteilung von Gott an Menschen.
In Vers 4 und Vers 5 sagt Paulus: „Der Sprachenredende erbaut sich selbst, nicht die Gemeinde.“ Aber das Wichtigste wäre doch, dass die Gemeinde erbaut wird. Also ist ein Reden, bei dem die anderen erbaut werden, wichtiger als ein Reden, bei dem die anderen nur Fragezeichen haben, weil sie nichts verstehen.
Insofern ist das Prophezeien wichtiger als das Sprachenreden. Der Sprachenredende erbaut sich selbst, nicht die Gemeinde. Prophezeien hingegen erbaut die Gemeinde und ist daher größer.
Paulus ist hier sehr einfach und sehr klar: Es ist doch wichtiger, dass wir nach den Prophezeiungen streben und nicht nach dem Zungenreden, damit man etwas versteht und die Gemeinde erbaut wird.
Zum Prophezeien in Vers 3: Das habe ich noch vergessen. Der Prophezeiende, wenn er redet, ist das Ergebnis Erbauung, so dass andere aufgerufen, erbaut und getröstet werden.
Das heißt nicht, dass Prophezeien nur ein Reden zum Trost ist und ein Reden zur Erbauung. Aber das ist die Auswirkung. Wenn prophezeit wird, wenn ein Prophet im Namen Gottes spricht, von Gott her, hat er etwas geoffenbart bekommen und gibt das weiter. Dann werden die anderen aufgerufen, getröstet oder grundsätzlich einfach erbaut.
Erbaut heißt im Griechischen nicht einfach „erbaut“, sondern „gebaut“. Wieso gebaut? Ja, es muss etwas gebaut werden. In der Gemeinde wird etwas gebaut.
Was wird gebaut? Das Bild Jesu Christi wird hergestellt im Menschen. Gott will, dass wir Christusähnlich werden, und wir werden gebaut, wenn wir Christusähnlicher werden. Wir sollen so werden wie Christus.
Also die Gemeinde wird aufgebaut mit dem Ziel, Christusähnlich zu sein. Das sagt Paulus auch im Epheserbrief, Kapitel 4, Verse 6 bis 11.
Fragen und weitere Erklärungen
Falls Sie Fragen haben, können Sie sich diese gerne merken und später stellen.
Ich möchte jedoch zunächst einige Dinge vorwegnehmen. Einige Fragen werden sich dabei von selbst klären.
Ich werde nun den Text Schritt für Schritt durchgehen und anschließend gerne auf Ihre Fragen eingehen.
Notieren Sie sich Ihre Fragen gern und stellen Sie sie später.
Das Kriterium der Verständlichkeit (Verse 5–11)
In den Versen 6 bis 11 geht es um das Kriterium der Verständlichkeit. Paulus macht deutlich, dass unübersetztes Zungenreden den Hörern nichts nützt.
Lesen wir Vers 6:
Wunsch nach Weissagung statt nur Sprachenreden (Vers 5)
Ach, Vers fünf – ich habe Vers fünf nicht gelesen, Entschuldigung. Ich wünsche mir, dass ihr alle in Sprachen redet, aber noch mehr, dass ihr weissagt. Denn der Weissagende ist größer als der Sprachenredner, wenn er nicht übersetzt, damit die Gemeinde Erbauung empfängt.
Paulus wünschte sich also, dass sie viele Gnadengaben hätten und auch die Wundergaben in reichem Maße, wie das Sprachenreden. Doch noch mehr wünscht er sich, dass sie weissagen, damit die Gemeinde aufgebaut wird. Weissagen ist größer und wichtiger, weil dadurch die anderen verstehen, was gesagt wird.
Nutzen von Sprachenreden ohne Offenbarung (Vers 6)
Nun, Brüder, wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was nützt es euch, wenn ich weder in Offenbarung zu euch rede, noch in Kenntnis, noch in Weissagung, noch in der Lehre?
Paulus sagt, wenn ich nur komme und in Zungen rede, also in einer Fremdsprache, und zu Gott in dieser Fremdsprache bete, dann nützt das euch überhaupt nichts, weil ihr nichts versteht.
Aber wenn ich komme und rede aufgrund von etwas, das Gott mir geoffenbart hat, und ich euch diese Offenbarung mitteile, oder wenn ich euch Kenntnis gebe – das heißt, ich gebe Informationen aus der Bibel weiter – oder wenn ich Erkenntnisse aus der Bibel oder aus einer bestimmten Lehre weitergebe, dann wird euch das etwas nützen.
Ebenso ist es, wenn ich in Prophezeiung rede oder in Lehre, aber ansonsten nicht.
Vergleich mit Musik (Verse 7–8)
Vers 7
Auch Lebloses, das einen Laut von sich gibt, sei es Flöte oder Harfe, wenn sie nicht unterschiedliche Töne erzeugen, wie soll man dann das Flöten oder das Harfenspiel erkennen? Hier nimmt er einen Vergleich aus der Musik und sagt: Schaut, wenn alles nur ein Ton wäre – was hätte das für einen Sinn? Nur ein Ton?
Bei den Israeliten gab es jedoch verschiedene Töne. So gibt es zum Beispiel einen Posaunenton, bei dem etwas geblasen wird – aber nicht einfach nur ein Ton, sondern mehrere Töne. Dann weiß man: „Oh, jetzt müssen wir aufbrechen!“ Das ist der Posaunenton zum Aufbruch.
Verschiedene Töne, die geblasen werden, signalisieren also etwas. Er erklärt, dass es in der Musik genauso ist: Die unterschiedlichen Töne helfen dabei, zu erkennen, was gespielt wird.
Vers 8
Und wenn eine Posaune nur einen unbestimmten Ton gibt, wer wird sich dann zum Krieg rüsten? Wenn es nur ein monotones, unbestimmtes Geräusch ist, wird niemand etwas unternehmen.
Aber wenn es der bekannte Ton zum Aufbruch ist, dann werden sich die Leute aufmachen und sich zum Krieg rüsten. Das ist das Blasen zum Krieg.
Anwendung auf das Sprachenreden (Vers 9)
Vers 9: So auch ihr: Wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie soll man erkennen, was gesagt wird?
Hier folgt die Anwendung: Die Korinther sollen eine verständliche Rede geben. Wenn ihr durch die Sprache, durch die Zungenrede, nicht eine verständliche Rede gebt – also wenn das nicht übersetzt wird –, wie soll man erkennen, was gesagt wird?
Ihr werdet dann in die Luft reden, also umsonst. Und Gott will nicht, dass umsonst geredet wird. Gott will nicht, dass in der Gemeinde irgendetwas umsonst gesprochen wird. Das sollten wir uns unbedingt merken.
Gott will auch, dass wir in Deutsch nicht umsonst reden. Wir sollen nicht sinnloses Zeug daherreden. Sprache ist uns gegeben, damit wir etwas Sinnvolles weitergeben.
Verschiedene Töne und ihre Bedeutung
Versehen, so viele Arten von Lauten gibt es in der Welt, und keiner von ihnen ist ohne seinen eigenen Ton. Wenn ich also nicht um die Kraft des Lautes weiß, werde ich dem Redenden ein Fremder sein, also ein Ausländer. Und der Redende wird für mich ein Fremder sein. Das heißt, wir werden uns nicht wirklich verstehen und nicht wirklich kommunizieren können.
Nicht jeder Ton ist monoton oder gleich. Es gibt verschiedenartige Töne, und sie bedeuten auch etwas Verschiedenes, zum Beispiel in der Musik.
Ich denke, das ist nicht schwierig, was Paulus hier gesagt hat. Es geht einfach darum, dass er zeigen will, man muss eine verständliche Rede von sich geben, sonst hilft es nicht.
Anwendung auf die Gemeinde (Verse 12–25)
Jetzt folgt eine weitere Anwendung auf die Gemeinde, und zwar von Vers zwölf bis Vers fünfundzwanzig. Hier werden einige Punkte behandelt, die für die Gemeinde von Bedeutung sind.
Streben nach Geisteswirkungen zur Erbauung (Vers 12)
Vers zwölf sagt er: „So auch ihr, da ihr um Geister oder Geisteswirkungen eifrig bemüht seid, suchend zur Erbauung der Gemeinde reich zu sein.“ Alle sollen danach trachten, zur Erbauung der Gemeinde reich an Geisteswirkungen zu sein.
Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen jetzt in Vers 12 übersetzt ist. Im Griechischen steht: „Da ihr euch um Geister bemüht“ – Geister, vielleicht steht das bei Ihnen in der Fußnote. Geister ist hier im Sinne von dem, was die Geister von sich geben. Hier ist aber ein besonderer Geist gemeint. Nicht die Dämonen sind gemeint, sondern der Heilige Geist.
Die Mehrzahl von Geist heißt hier Geisteswirkungen. Von Geist ist hier Geisteswirkungen gemeint. Also sollte es übersetzt sein: „Da ihr bemüht seid um Geisteswirkungen.“ Ihr seid doch interessiert an Geisteswirkungen. Ihr seid doch daran interessiert, dass der Heilige Geist auf vielfältige Weise unter euch wirkt.
Wunderbar! Aber dann sucht es doch, dass es zur Erbauung der Gemeinde geschieht. Sucht, dass ihr viele Geisteswirkungen unter euch habt. Also sucht, strebt danach, dass viele Gnadengaben zum Ausdruck kommen: ein Wort der Weisheit, ein Wort der Erkenntnis, ein Glaube wird ausgedrückt, irgendwie mit Wörtern, Lehre und Prophezeiung und verschiedenen Arten von Äußerungen oder auch praktischen Hilfen.
Sucht, zur Erbauung der Gemeinde reich zu sein.
Gebet um Übersetzung (Verse 13–17)
Vers 13: Darum soll derjenige, der in einer Sprache redet, darum bitten, dass er übersetzen kann oder dass es überhaupt übersetzt wird. Hier wird nicht nur das Auslegen, sondern das Übersetzen der Fremdsprache gefordert.
Es heißt also, der Sprachenredner soll um Übersetzung beten.
In den Versen 14 bis 17 folgt die Begründung. Warum soll derjenige, der in einer Sprache redet, darum bitten, dass er übersetzen kann oder dass es überhaupt übersetzt wird? Paulus könnte ebenso schreiben, dass es jemand anderes übersetzen möge, also dass man übersetzen soll.
Denn wenn ich mittels einer Sprache bete, betet mein Geist. Was bedeutet das? Wenn ich in Zungenrede bete, also in einer übernatürlichen Fremdsprache, dann betet der Heilige Geist, der in mir wohnt. Das ist gemeint mit „mein Geist“. Der Heilige Geist, der in mir wohnt, vollbringt das Wunder an der Zunge – das ist hier der Sinn.
Mein Geist betet, aber mein Verstand ist ohne Frucht. Wie ist das zu verstehen? Mein Denken ist ohne Frucht. Ich werde also mit dem Geist beten, das heißt mit dem Heiligen Geist, auf übernatürliche Weise, als Wunder. Ich werde aber auch mit dem Verstand beten, also mit meinem Denksinn.
Ebenso werde ich mit dem Geist loben, also auf übernatürliche Weise in der Fremdsprache, die der Heilige Geist schenkt. Aber ich werde auch mit dem Verstand loben, also mit meinem Denksinn.
Vers 16 fragt: Wie soll derjenige, der die Stelle des Unkundigen einnimmt, auf dein Dankeslob antworten, wenn du mit dem Geist lobst? Der Unkundige ist derjenige, der die Sprache nicht kennt, die du sprichst.
Wenn du zum Beispiel auf Sanskrit lobst und ich kann Sanskrit nicht, dann bin ich der Unkundige. Wie soll ich dann Amen sagen? Das ist vergleichbar mit einer Situation, in der ich in Russland bin und die Leute dort beten. Ich kann nicht Amen sagen, wenn ich nicht weiß, was sie beten.
Mit der Zeit lernt man vielleicht einige Worte und versteht dann, was gebetet wurde, und kann Amen sagen. Aber ansonsten kann ich nicht Amen sagen. Amen bedeutet ja, ich stimme voll zu. Ich kann aber nicht sagen „Ja, so ist es“, wenn ich nicht weiß, was gemeint ist.
Wie soll derjenige, der die Stelle des Unkundigen einnimmt, Amen auf deinen Dank sprechen, wenn er nicht weiß, was du sagst? Dein Dank ist zwar schön, aber der andere wird dadurch nicht erbaut.
Du dankst wunderbar dem Herrn auf einer Sprache, die der andere nicht versteht – sei es Schwedisch, Norwegisch oder Finnisch –, aber der andere wird nicht erbaut. Warum nicht? Weil er den Inhalt nicht versteht.
Er kann nur durch den Inhalt erbaut werden – ein ganz wichtiger Punkt.
Wir werden nicht erbaut, weil jemand laut schreit beim Beten oder weil er vielleicht so enthusiastisch betet. Nein, so werden wir nicht erbaut.
Man könnte ja dann auch durch jemanden erbaut werden, der auf Norwegisch betet und dabei sehr eifrig ist. Das müsste dann etwas Gewaltiges sein, denkt man sich, und man sagt: „Ich bin ganz erbaut, weil der so eifrig mit den Händen herumgefuchtelt hat.“ Nein, das ist nicht gemeint.
Erbauung geschieht nur über den Inhalt dessen, was gesagt wird.
Manche haben hier Schwierigkeiten und meinen, Erbauung geschehe über Gefühle. Dann sagen sie: „Oh, das war so erbaulich“, und meinen damit, dass sie ein schönes Gefühl hatten.
Das ist ein falsches Denken und nicht biblisch. Nicht über Gefühle wird der Mensch erbaut, jedenfalls nicht das biblische Erbauen, von dem die Bibel spricht.
Wenn wir vom Bauen sprechen, dann geschieht das nicht über Gefühle.
Das Ziel des Bauens ist, dass wir Christus ähnlich werden. Das geschieht nicht über Gefühle, sondern über den Inhalt des Gesagten.
Warum wird der andere durch meinen schönen Dank nicht erbaut? Weil er den Inhalt nicht versteht.
Warum der Zungenredner sich selbst erbaut (Vers 4)
Frage: Warum werde ich erbaut, obwohl ich mein Zungenreden nicht übersetzen kann?
In 1. Korinther 14,4 lesen wir: „Der in der Sprache betet, also der Zungenredner, baut sich selbst.“ Wieso wird er denn erbaut? Er erkennt, dass etwas aus seinem Mund kommt, auch wenn er es nicht übersetzen kann.
Wenn ich zum Beispiel in einer Zungensprache bete, und es wäre Finnisch, dann würden meine Ohren Finnisch hören. Ich kann aber kein Finnisch. Folglich verstehe ich nicht die Worte, die ich höre. Aber warum werde ich trotzdem erbaut? Was sagt der Text? Wie wird man erbaut? Was sagt Paulus darüber?
Wir müssen noch einmal in den Text schauen: Wann geschieht Erbauung? Wir haben das in den Versen 16 und 17 gelesen: „Wie sonst soll, wenn du mit dem Geist lobst, der Unkundige das Amen auf dein Dank sprechen, da er nicht weiß, was du sagst? Denn dein Danken ist sehr schön, der andere wird jedoch nicht gebaut.“ Warum wird der andere nicht erbaut? Weil er nicht versteht.
Und was ist mit mir selbst, wenn ich in Zungensprache bete? Dann muss ich es ja verstehen. Ich muss wissen, was ich gesagt habe. Die Bibel sagt, dass ich selbst erbaut werde. Das bedeutet, ich muss wissen, was ich gebetet habe.
Ich kann aber kein Finnisch. Trotzdem weiß ich, was ich im Kopf hatte. Ich knie mich hin und fange an zu beten. Ich weiß genau, was ich beten will. Zum Beispiel: „Herr, ich danke dir für den guten Morgen.“ Ich höre Finnisch, kann es aber nicht verstehen. Dennoch weiß ich sehr wohl, dass ich dem Herrn für den guten Morgen gedankt habe. Deshalb werde ich erbaut.
Natürlich ist das nur eine kleine Erbauung, wenn ich einfach nur danke für den guten Morgen. Ich könnte auch Psalm 32 auswendig aufsagen wollen. Wenn dieser Psalm 32 auf Finnisch käme, könnte ich ihn nicht verstehen. Aber ich kenne Psalm 32. Und dieser Psalm, den ich im Gedanken habe, erbaut mich – oder Psalm 23, zum Beispiel.
Das heißt: Wenn ich den Inhalt meines Zungenredens nicht kenne, könnte ich mich nicht erbauen. Ich werde aber erbaut, also weiß ich, was ich bete, auch wenn ich es nicht übersetzen kann.
Ein ganz wichtiger Punkt: Zungenreden ist nicht an sich selbst eine Erbauung. Die Erbauung geschieht nur durch den Inhalt der Worte, nicht durch die begleitenden Gefühle. Das habe ich vorher schon gesagt.
Die zwei Denkarbeiten beim Sprechen
Was geschieht denn in meinem Kopf, wenn ich spreche? Da passieren mehrere Dinge. Bevor ich spreche, muss ich wissen, was ich sagen möchte. Nachdem ich also weiß, was ich sagen will, kommt die nächste Aufgabe.
Mein Gehirn ist hochaktiv. Ich muss überlegen, was ich sagen werde. Das ist die erste und wichtigste Arbeit. Die zweite Arbeit besteht darin, dass mein Gehirn das, was ich sagen möchte, in einen Sprachcode umwandelt – in diesem Fall auf Deutsch – und es dann über die Zunge artikuliert. Die Zunge muss mir gehorchen und genau die Wörter aussprechen, die ich sagen möchte.
Das ist ein kritischer Punkt. Mein Schwiegervater hatte einen Schlaganfall. Beim Frühstück redete er etwas, aber wir merkten, dass etwas nicht stimmte. Er sprach durcheinander. Also fuhren wir zum Arzt. Dort sagte er: „Die Sonnenblumen sind schön.“ Doch es waren keine Sonnenblumen da, sondern Bäume, die blühten. Er wollte eigentlich sagen: „Die Bäume blühen schön“, aber er sagte „Sonnenblumen“. Sein Sprachzentrum war beeinträchtigt. Das Denken war richtig, er wusste genau, was er sagen wollte, aber die Sprache brachte „Sonnenblume“ statt „Baum“ hervor.
Das bedeutet, der Fehler lag bei der zweiten Denkarbeit – der Umwandlung in Sprache.
Und wo geschieht das Wunder beim Zungenreden? Ich habe gesagt: Es gibt zwei Denkarbeiten. Erstens: Ich muss im Kopf kreieren, was ich sagen will. Zweitens: Ich muss das in Worte fassen, also artikulieren. Wo geschieht das Wunder? Beim Artikulieren, an der Zunge. Das Wunder geschieht nicht im Kopf.
Das heißt, ich weiß genau, was ich sagen wollte, aber ich kann es nicht formulieren oder ich habe es formuliert, aber in einer Sprache, die ich gar nicht kenne. Ja, ich komme gerade darauf. Ich muss diesen Gedanken noch zu Ende bringen.
Ich habe hier notiert: Ein Mensch, der in einer Sprache redet, baut sich selbst. Wenn er ohne Übersetzer sich selbst baut, dann muss er wissen, was er gedacht und formuliert hat. Es sind zwei Tätigkeiten: Denken – das ist kein Wunder – und Worte formulieren. Dort aber ist das Wunder, denn jetzt kommt es nämlich vor: Der Zungenredner spricht Finnisch. Er weiß, was er sagt, aber er kann kein Finnisch. Er kann nicht von Finnisch ins Deutsche übersetzen.
Diesen Punkt müssen wir festhalten, denn er ist äußerst wichtig für die Beurteilung der modernen Zungenbewegung. Wir werden später darauf zurückkommen.
Herr Präsident, Herr Kommissar, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich könnte zwar erklären, was ich gesagt habe, aber ich weiß nicht, was wirklich herausgekommen ist. Wer weiß schon, was ich jetzt alles auf Finnisch gesagt habe? Ich kann mich zwar erklären, aber das wäre ziemlich kompliziert.
Zweitens will Paulus im ersten Korinther 14 zeigen, dass das Wunder beim Zungenreden an der Zunge geschieht und dass es etwas Übernatürliches ist. Wenn es etwas Übernatürliches ist, wollen wir natürlich ganz sicher sein. Wir möchten eine echte, klare Übersetzung haben, die auch vom Geist kommt – nicht nur eine Erklärung, was ich ungefähr sagen wollte.
Der Grund oder Sinn des Zungenredens wird später noch erklärt. Aber was der Text hier sagt, ist, dass die Erbauung durch den Inhalt dessen geschieht, was gesprochen wird. Und ich sollte auch beten, dass das, was auf Finnisch gesagt wurde, übersetzt wird oder dass ich selbst übersetzen kann. So kann ich sicher sein, dass wirklich das herausgekommen ist, was ich sagen wollte.
Stellen wir uns vor, es wäre ein Dämon, der mich gepackt hätte und ich hätte etwas anderes auf Finnisch gesagt. Das wäre schrecklich.
Also machen wir weiter. Ich glaube, es wird im Laufe der Zeit etwas klarer.
Wiederholung der Aufforderung zum Gebet um Übersetzung (Vers 13)
Paulus sagt in Vers 13: „Darum soll der, der in einer Sprache redet, der Zungenredner, beten, dass er übersetzen möge.“
Warum soll er beten, dass er übersetzen möge? Der Grund ist, damit die Hörer genau verstehen, und zwar exakt verstehen, was in der Fremdsprache – hier am Beispiel Finnisch – gesagt wurde. Der Redner soll also beten, dass er übersetzen kann, damit die Hörer verstehen und durch dieses Verstehen erbaut werden. Das Finnische, also das Zungenreden, soll übersetzt werden.
Denn wenn ich mit dem Geist bete, betet mein Geist – hier ist klar, dass es um den Heiligen Geist geht, der das Wunder bewirkt. Mein Denken oder Verstand ist dabei jedoch ohne Frucht. Nun stellt sich die Frage: Für wen ist mein Denken ohne Frucht? Manche Übersetzungen geben das mit „fruchtleer“ wieder, was ich für unglücklich halte. Das griechische Wort bedeutet schlicht „ohne Frucht“ oder „fruchtlos“.
Mein Denken ist also ohne Frucht – aber bei wem? Bei dem, der das hört. Ich habe ja versucht, meine Gedanken, die ich im Kopf hatte, in der Sprache auszudrücken. Doch wenn niemand reagiert, weil er nichts versteht, bringt das keine Frucht. Niemand kann Amen sagen, weil niemand verstanden hat, was ich gelobt, gedankt oder gebetet habe. Insofern ist es ohne Frucht für den Hörer, weil er nichts versteht. Mein Denken bringt also für die anderen keine Frucht, weil sie nichts verstehen. Das ist der Zusammenhang.
Gehen wir weiter zu Vers 16: „Wie sonst, wenn du mit dem Geist lobst, soll der, der die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen auf dein Dank sagen?“ Das bedeutet, der andere konnte kein Amen sagen, es hat also keine Frucht gebracht.
Ich finde es immer schwierig, wenn ich bete und der andere nicht Amen sagt. Dann frage ich mich: Was ist los? Hat er mich nicht gehört? Ist er nicht einverstanden? Warum sagt er nicht Amen? Doch wenn der andere gar nichts verstanden hat, kann er das Amen nicht sagen, weil er nicht weiß, was ich sage.
Dein Danken ist schön – aber wie weiß ich, dass ich gedankt habe? Ich spreche in einer Zungenrede auf Finnisch. Ich habe es im Denken gehabt, den Dank im Kopf, und wollte ihn in der Sprache ausdrücken. Heraus kam es in Finnisch. Ich weiß, dass ich gedankt habe, und mein Dank ist schön. Aber der andere wird nicht erbaut, weil er es nicht versteht.
Du selbst wirst erbaut, denn du bist der Kundige, der andere ist der Unkundige. Du bist der Kundige. Du kannst zwar kein Finnisch, aber du weißt, was du sagen wolltest, was du im Denken hattest.
Hier zeigt sich ein weiterer Beleg dafür, dass wir auf der richtigen Fährte sind: Der Kundige ist der Sprechende. Er weiß, was er sagen wollte, was er gedacht hat und in Worte fassen wollte, die dann auf Finnisch herauskamen. Der Kundige bist du, und du wirst erbaut.
Du bist also ein Kundiger und wirst erbaut, obwohl du nicht übersetzen kannst. Das beweist, was ich vorher gesagt habe: Der Zungenredner weiß, was er tut, er weiß, was er sagen wollte, was er in Worte fassen wollte. Kundige werden erbaut, der Unkundige nicht, weil er die gesprochene Fremdsprache nicht versteht.
Der Redende selbst ist kundig, weil er den Inhalt kennt, den er sagen wollte, den er formulieren wollte. Er weiß also, was er betet oder was er im Sinn hatte, ehe er die Worte in der Fremdsprache aussprach. Das wird heute oft übersehen.
Also nochmals: Ich weiß, was ich bete, weil ich es im Gedanken hatte, im Kopf. Es kommt in einer Fremdsprache heraus. Weil es in einer Fremdsprache herauskommt, soll ich beten, dass es auch übersetzt wird, damit meine Hörer es verstehen.
Natürlich könnte ich es erklären, aber das wäre sehr kompliziert. Zweitens wäre es unsicher, denn wer weiß, was wirklich aus meinem Mund gekommen ist? Wir können nicht verifizieren, ob tatsächlich Fremde mit einer Fremdsprache anwesend waren. Das müssen wir offenlassen.
Die Frage wird noch weiter behandelt. Bevor ich fortfahre, möchte ich meine Gliederung wieder aufgreifen, die ich vorher schon gezeigt habe:
Erstens: Alle sollen danach trachten, zur Erbauung der Gemeinde reich zu sein – das war Vers 12.
Zweitens: Sprachenredner sollen um Übersetzung beten – Vers 13 bis 17, das haben wir eben gelesen.
Ich habe gesagt, der Denksinn, also das Denken des Redenden, bleibt sonst ohne Frucht. Der Hörende könnte sonst nicht Amen sagen und könnte nicht erbaut werden.
Hier unten noch ein Nebensatz, der mir sehr wichtig ist: Reden ohne Denken ist in der Bibel verboten. Reden ohne Denken ist verboten. Reden ohne Denken ist gegen die Art Gottes.
Gott denkt, bevor er spricht, und Gott will, dass seine Geschöpfe denken, bevor sie sprechen. Das ist Gottes Art. Das ist auch Gottes Wort: Gottes Wort wird zuerst gedacht und dann formuliert.
Den Verstand auszuschalten ist höchst gefährlich. Ich habe von Leuten gehört, die sagten: „Du musst nur den Verstand ausschalten, dann kannst du von selbst Zungen reden.“ Huch, nein! Bitte nicht!
Gerade darauf warten die Dämonen, dass wir Menschen den Verstand ausschalten und sie uns dann übernehmen können. Den Verstand auszuschalten ist gefährlich.
Der Christ hat wachsam und nüchtern zu sein, immer. „Immer seid wachsam, immer seid nüchtern.“ Das heißt, wir dürfen nie zulassen, dass wir fremd gesteuert werden, also von fremden Elementen, sondern nur von Gott.
Wenn Gott uns steuert, schaltet er unser Denken nicht aus, überhaupt nicht. Dann ist unser Denken hellwach.
Biblische Belege für das Denken im Glauben
Um das kurz zu belegen, möchte ich euch nun eine Reihe von Bibelstellen nennen. Diese müsst ihr nicht nachschlagen, aber mir ist es sehr wichtig, sie zu erwähnen.
Das Wort Gottes als gedacht und logisch
Am Anfang war das Wort, das Logos. Logos ist das gedachte Wort, das logische Wort. Der Begriff Logos stammt vom logischen Denken.
Das gedachte Wort bedeutet, dass Gott zum Menschen spricht und über sein Denken kommuniziert. So vermittelt Gott den Menschen seine Gedanken.
Siehe Hebräer 8,10.
Hebräer 8, Vers 10
Ich gebe meine Gesetze in ihr Denken, und auf ihre Herzen werde ich sie schreiben. Diese Gesetze sind Gedanken Gottes. Der Herr schreibt sie in unsere Herzen.
Wie macht er das? Über das Wort Gottes. Wir lesen es mit unserem hellwachen Verstand.
1. Johannes 5, Vers 20
Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Denken gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen können. Gott kennenlernen ist nur möglich durch ein hellwaches Denken.
Wir lernen also, so zu denken, wie Gott denkt. Dazu muss Gott unser Denken erleuchten. Das bedeutet, unser Denken ist höchst aktiv.
Lukas 24, Vers 45
Er öffnete ihnen den Verstand, damit sie die Schrift verstehen konnten (Lukas 24,45). Gott muss uns den Verstand öffnen, damit wir die Bibel richtig begreifen.
Das bedeutet, wir bitten: Herr, hilf mir, dass ich jetzt klar denken kann. Hilf mir, wenn ich die Bibel lese, konzentriert zu sein.
Siehe auch Epheser 1,17-18.
Epheser 1, Vers 17–18
Gott erleuchte die Augen eures Denkens und eures Herzens, damit ihr wisst, was ihr habt.
Römer 12
Formt euch nicht nach dieser Welt, sondern lasst euch umgestalten durch die Erneuerung eures Denkens, eures Denksinnes, also eures Sinnes, mit dem ihr denkt.
Dieser muss erneuert werden, damit wir so denken, wie Gott denkt.
Epheser 4, Vers 23
Werdet erneuert im Geist eures Denkens, eures Sinnes. Das bedeutet, dass wir lernen, auf eine neue Weise zu denken.
Erste Gründe, dies festzuhalten, sind:
1. Korinther 1, Vers 10
Ich rufe euch dazu auf, dass ihr alle dasselbe sagt und dass ihr in demselben Geist und mit derselben Auffassung zurechtgebracht werdet. Wir sollen alle zu einer einheitlichen Meinung gelangen. Welche Meinung ist das? Die von Jesus.
Das bedeutet, wir müssen untereinander gleich denken, indem wir so denken, wie die Bibel es lehrt, wie Christus es denkt.
Psalm 139, Vers 2
Du merkst auf mein Denken von ferne. Wenn Gott auf mein Denken achtet, dann muss auch ich auf mein Denken achten. Ich darf es nicht ausschalten.
Philipper 4, Vers 7
Der Friede Gottes, der alle Denkfähigkeit übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.
Das bedeutet, dass mein Denken in Christus gefangen genommen werden soll. Nur dort, bei Christus, möchte ich mit meinem Denken bleiben.
1. Thessalonicher 2, Vers 1
Dass ihr euch im Denken nicht schnell beunruhigen lasst. Unser Denken darf nicht aus der Fassung gebracht werden. Gott will, dass wir nüchtern bleiben, auch wenn schwierige Situationen auf uns zukommen.
Noch eine Folie, die letzte: Matthäus 22.
Matthäus 22
Du sollst den Herrn lieben – womit? Mit deinem ganzen Denken und Verstand. Wie kann ich Gott lieben, wenn ich mein Denken ausschalte? Das ist unmöglich.
Ich fürchte, dass eure Gedanken, ähnlich wie die Schlange in ihrer Verschlagenheit Eva betrog, verdorben sein könnten. Sie könnten weggezogen sein von der Einfalt gegen Christus. Die Gedanken dürfen wir nicht von der einfältigen Hingabe an Christus abwenden lassen.
Gott ruft uns zum Denken auf, wie es in 2. Petrus 3,1 heißt.
2. Petrus 3, Vers 1
Ich rufe euer reines Denken ganz wach, um der Worte zu gedenken, wie sie von den heiligen Propheten gesprochen wurden.
2. Petrus 3,2; 1. Petrus 1,13
1. Petrus 1, Vers 13
Umgürtet die Lenden eures Sinnes, das heißt eures Denkens, im Griechischen: seid nüchtern! Offenbarung 2,5
Offenbarung 2, Vers 5
Denke daran, wovon du gefallen bist. Tue Buße, das heißt: denke um und ändere deinen Sinn. Apostelgeschichte 20,31
Apostelgeschichte 20, Verse 31 und 35
Seid wachsam und denkt daran, was ich getan habe. Apostelgeschichte 20,35.
Ich habe euch gezeigt, dass man so arbeiten muss und an die Worte des Herrn Jesus denken sollte. Römer 1,20.
Römer 1, Vers 20
Sein unsichtbares Wesen wird seit der Erschaffung der Welt an den Geschöpfen mit dem Verstand wahrgenommen. Es wird durch das Nachdenken erkannt und so betrachtet.
Schlussfolgerung
Ich möchte damit nur zeigen, dass Gott möchte, dass wir denken. Wir dürfen unser Denken niemals aufgeben.
Das Zungenreden kann unmöglich ein Reden sein, bei dem unser Denken ausgeschaltet ist – niemals!