Einführung in den Predigttext und Überblick über das Lukasevangelium
Wir befinden uns weiterhin im vierten Teil des Lukasevangeliums, der die Kapitel sieben und acht umfasst. Heute Abend betrachten wir Lukas 7,18-35, wo es um Johannes den Täufer geht. Anschließend lesen wir in Kapitel 8,26-39.
Wir haben bereits festgestellt, dass das gesamte Lukasevangelium in zwei Hauptteile gegliedert ist: Jesus Christus kommt in diese Welt (Kapitel 1 bis 9) und Jesus Christus verlässt diese Welt wieder, um in die himmlische Herrlichkeit zurückzukehren (ab Kapitel 9, Vers 51).
Jeder dieser Hauptteile, also Sein Kommen und Sein Weggehen, ist wiederum in fünf Abschnitte unterteilt. Der Heilige Geist hat Lukas so inspiriert, dass jeder Abschnitt harmonisch aufgebaut ist. Es gibt jeweils zwei Hälften, die sich spiegeln.
Beim letzten Mal haben wir uns ausführlich Lukas 7,1-17 angesehen. Dort geht es um die Geschichte des Knechtes eines Hauptmanns in Kapernaum, der vor dem Tod bewahrt wird. Die nächste Geschichte, die ebenfalls in diesen Abschnitt gehört, ist die vom Jüngling von Nain, der ebenfalls vom Tod errettet wird.
Diese Geschichten spiegeln sich in der Erzählung vom Sturm auf dem See Genezareth wider. Dort rettet der Herr Jesus die Jünger vor Todesgefahr. Es wird deutlich, dass er Herr über die Naturgewalten ist. In den anderen Geschichten zeigt sich, dass er Herr über Krankheit und Tod ist.
Wir haben verschiedene verblüffende Parallelen entdeckt. Nun wollen wir uns die Parallelen zwischen den Abschnitten zwei und sechs genauer anschauen.
Begegnung von Johannes dem Täufer mit Jesus und die Reaktion der Volksmassen
Liest jemand Lukas 7,18-35 zunächst?
Und dem Johannes berichteten seine Jünger von all dem. Johannes rief daraufhin zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zu Jesus und ließ ihm ausrichten: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Als die Männer zu Jesus gekommen waren, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?
In jener Stunde heilte Jesus viele von Krankheiten und Plagen, von bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. Er antwortete ihnen und sprach: Geht hin und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen umher, Aussätzige werden gereinigt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird die gute Botschaft verkündigt. Glückselig ist, wer durch mich keinen Anstoß nimmt.
Als die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus, zu den Volksmengen über Johannes zu sprechen: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen, um zu sehen? Ein Schilfrohr, das vom Wind hin und her bewegt wird?
Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen mit weichen Kleidern bekleidet? Seht, die in herrlicher Kleidung und in Üppigkeit leben, sind an Königshöfen.
Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: sogar mehr als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.
Denn ich sage euch: Unter den von Frauen Geborenen ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer. Der Kleinste aber im Reich Gottes ist größer als er.
Und das ganze Volk, das zuhörte, sowie die Zöllner, rechtfertigten Gott dadurch, dass sie sich von Johannes taufen ließen.
Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten den Ratschluss Gottes in Bezug auf sich selbst wirkungslos, weil sie sich nicht von ihm taufen ließen.
Vergleich und Kritik an der Haltung des Volkes gegenüber Johannes und Jesus
Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts vergleichen, und wem gleichen sie?
Sie gleichen Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: „Wir haben euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt. Wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.“
Denn Johannes der Täufer ist gekommen, der weder Brot aß noch Wein trank, und ihr sagt: „Er hat einen Dämon.“
Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt, und ihr sagt: „Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.“
Und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.
Parallele Heilungsgeschichte des besessenen Gadarener
Danke, und jetzt lesen wir parallel dazu gleich Kapitel 8, Vers 26. So wird der Zusammenhang deutlich.
Auf den ersten Blick sind das Geschichten, die ganz unterschiedlich erscheinen. Es geht hier um Johannes den Täufer, und dort um den besessenen Gadarener. Doch der Zusammenhang ist klar erkennbar.
Wir haben gesehen, dass die Feinde von Johannes dem Täufer überzeugt waren, Johannes sei ein Besessener (Markus 6,33). Dabei war er der Vorläufer des Messias. Die parallele Geschichte zeigt, was es bedeutet, besessen zu sein, und gleichzeitig, dass Jesus Christus die Macht hat, diese Dämonen auszutreiben.
Wir lesen dazu Markus 8,26 bis 39:
Sie fuhren hin zu dem Land der Gadarener, das gegenüber von Galiläa lag. Als Jesus an Land stieg, kam ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der seit langer Zeit von Dämonen besessen war. Er trug keine Kleider, blieb nicht im Haus, sondern wohnte in den Grabstätten.
Als er Jesus sah, schrie er laut auf, fiel vor ihm nieder und rief: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht!“ Denn der unreine Geist hatte den Menschen oft besessen. Er war gebunden worden mit Ketten und Fußfesseln, doch er zerriss die Fesseln und wurde von den Dämonen in die Wüste getrieben.
Jesus fragte ihn: „Wie heißt du?“ Er antwortete: „Legion“, denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. Sie baten Jesus, ihnen nicht zu befehlen, in den Abgrund zu fahren.
In der Nähe weidete eine große Herde Schweine am Berg. Die Dämonen baten Jesus, ihnen zu erlauben, in diese Schweine zu fahren. Er erlaubte es ihnen.
Die Dämonen fuhren aus dem Mann aus und fuhren in die Schweine. Die Herde stürzte daraufhin den Abhang hinunter in den See und ertrank.
Als die Hirten sahen, was geschehen war, flohen sie und berichteten es in der Stadt und auf dem Land.
Die Menschen gingen hinaus, um zu sehen, was passiert war. Sie kamen zu Jesus und fanden den Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und bei Verstand, zu Jesu Füßen sitzen. Sie fürchteten sich.
Diejenigen, die das erlebt hatten, erzählten, wie der Besessene geheilt worden war. Die ganze Menge aus der Gegend der Gadarener bat Jesus, von ihnen wegzugehen, denn sie waren von großer Furcht ergriffen.
Jesus stieg in ein Schiff und kehrte zurück.
Der Mann, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bat Jesus, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch Jesus entließ ihn mit den Worten: „Kehre in dein Haus zurück und erzähle, wie viel Gott an dir getan hat.“
Der Mann ging weg und verkündete in der ganzen Stadt, wie viel Jesus an ihm getan hatte.
Vergleich der Reaktionen der Menschen auf Johannes und den geheilten Besessenen
Wie gesagt, hier geht es um Johannes, den Täufer, und um den besessenen Gadarener. Bei beiden war es so, dass die Menschen hinausgingen, um den einen zu sehen.
Hier liest jemand noch einmal aus Vers 24, Kapitel 7: „Als aber die Boten des Johannes weggegangen waren, fing er an, zu den Volksmengen über Johannes zu reden: ‚Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Schilfrohr, vom Wind hin und her bewegt?‘“
Jawohl, was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Die ganzen Menschenmassen gingen in die Wüste, um Johannes, diesen mächtigen Prediger, zu hören.
Und da lesen wir in Kapitel 8, Vers 35: „Sie aber gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war, und sie kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig, zu den Füßen Jesu sitzen, und sie fürchteten sich.“
Also genau so war es: Sie gingen hinaus, um ihn zu sehen. Aber eben, das war ein wirklich Besessener, der durch den Herrn Jesus geheilt wurde. Johannes der Täufer hingegen war kein Besessener, sondern der Vorläufer des Messias.
Der Herr Jesus erklärt das ja in Lukas 7, indem er in Vers 27 sagt, dass die Prophetie in Maleachi 3 sich auf Johannes bezieht. Hier liest noch jemand: „Dieser ist es, von dem geschrieben steht: ‚Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.‘“
Jawohl, und das ist ein Zitat aus Maleachi 3, Vers 1.
Diskussion über die messianische Prophetie in Maleachi und ihre Bedeutung
Fällt jemandem auf, was in der Formulierung etwas anders ist als im hebräischen Text? Schlagen wir doch einmal Malachi 3 auf. Liest du uns gerade daraus vor?
Malachi ist der letzte Prophet des Alten Testaments, etwa um 400 v. Chr. Danach kam das lange Schweigen der Schriftpropheten, bis schließlich der Messias kam – zunächst durch Johannes den Täufer, der ihn ankündigen sollte.
Was lesen wir in Malachi 3, Vers 1? Dort steht: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir bereite, und plötzlich wird er zu seinem Tempel kommen, der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen.“
Worin liegt der Unterschied? Ja, Gerry? Hier spricht Gott, Jahwe, und der Weg wird vor mir her bereitet. In den Evangelien wird das oft mit „vor dir“ übersetzt.
Also, in Malachi 3, Vers 1, spricht Gott selbst: „Ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir bereite.“ Im Neuen Testament wird das Zitat leicht anders wiedergegeben. Dort spricht Jesus: „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her.“
Das heißt, Gott Vater spricht zum Sohn, also zum Messias: „Ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her.“ In Malachi 3 hingegen spricht der Messias selbst: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir bereite.“ Hier geht es um Johannes den Täufer.
Das Zitat ist also etwas anders formuliert im Neuen Testament. Wenn Gott zum Messias spricht, heißt es: „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.“ Ist das nicht etwas unklar?
In Malachi 3 heißt es strikt „der Herr der Heerscharen“. Warum sollte dort der Messias sprechen und nicht Jahwe, der Herr? Warum also spricht in Malachi 3 der Messias und nicht Jahwe?
Ist der Messias Jahwe oder nicht? Wo sehen wir zum Beispiel, dass der Messias Jahwe ist? Wo wird ausdrücklich Jahwe, also der Ewige, für den Messias verwendet?
Ja, klar, das meine ich. Aber ich meine jetzt nicht den Boten des Herrn, sondern Jahwe selbst.
Belegstellen für die Göttlichkeit des Messias in Sacharja
Sacharja 14, Vers 3 zum Beispiel beschreibt die Wiederkunft von Jesus Christus auf dem Ölberg.
Sacharja 14, Vers 3 wird jetzt vorgelesen:
"Und der Herr wird ausziehen und gegen jede Nation kämpfen, wie an dem Tag, da er kämpft, an dem Tag der Schlacht. Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt."
Wenn Jesus Christus in diese Welt kommt, wird er auf dem Ölberg stehen. Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen.
Wer ist hier gemeint? Er wird als "der Herr" in Großbuchstaben bezeichnet. Das ist im Hebräischen immer "Yahweh", der Name des ewig Seienden Gottes. Wenn vom Messias gesprochen wird, der in diese Welt kommen wird, dann wird er Yahweh genannt.
Im gleichen Propheten Sacharja liest man nochmals, Jerry, zuerst Vers 1, damit klar ist, wer in Kapitel 12 eigentlich spricht.
Kapitel 12, Vers 1:
"Ausspruch des Wortes des Herrn über Israel."
Der Herr ist hier wieder Yahweh, der Ewig Seiende.
Dann heißt es weiter:
"Es spricht der Herr, der den Himmel ausspannt und die Erde gegründet und den Menschengeist in seinem Innern bildet."
Hier folgt ein Doppelpunkt, sodass klar ist, wer spricht: Yahweh, der Herr mit Großbuchstaben.
Siehe, ich mache Jerusalem... Er spricht weiter und weiter.
Dann lesen wir Vers 10:
"Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen."
Stopp hier, nachher kannst du weiterfahren.
Yahweh spricht und sagt: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben."
Kann man Yahweh durchbohren? Hier geht es um den Messias, der in diese Welt kam, Mensch wurde und am Kreuz mit dem Speer durchbohrt wurde.
Im Johannesevangelium 19 wird genau diese Stelle auf Jesus Christus bezogen, als der Soldat mit dem Speer seine Seite öffnete.
Jetzt kommt die große grammatikalische Überraschung:
Yahweh spricht, aber im Satz heißt es: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den einzigen Sohn und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt."
Jetzt ändert sich die Person.
Yahweh spricht plötzlich über "ihn", und man wird über ihn Leid tragen, weil er durchbohrt wurde.
Wer spricht? Es ist klar, Yahweh spricht.
Aber "er" ist eine andere Person.
Diese Stelle zeigt, dass es in der Gottheit einen Gott gibt, aber mehr als eine Person.
Aus dieser Stelle kann man ableiten, dass mindestens zwei Personen gemeint sind:
Yahweh, der Sohn, über den sie blicken, den sie durchbohrt haben, und Yahweh, der Vater, der spricht.
Sie werden über "ihn" wehklagen, aber es spricht immer Yahweh.
In Yahweh gibt es also drei Personen: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Das kann man schon im Alten Testament erkennen; es ist nicht erst eine neutestamentliche Offenbarung.
Darum steht auch in Kapitel 14 von Sacharja, dass Yahwehs Füße erwähnt werden.
Hat Yahweh Füße? Ja, Jesus Christus ist Mensch geworden.
Persönliche Erfahrung und Bedeutung der messianischen Erwartung
Ich habe das einmal ganz konkret erlebt und auch schon anderswo erzählt, aber für diejenigen, die es nicht gehört haben:
Ein Taxifahrer in Jerusalem stellte mir die Frage: Glauben Sie, dass der Messias kommt? Das war gerade angesichts des Ölbergs eine sehr passende Frage. Ich antwortete ihm: Ja, ich glaube, dass er kommt, aber ich glaube auch, dass er schon gekommen ist.
Dabei zitierte ich Sacharja 12: "Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben." Das war beim ersten Mal. Wenn er dann wiederkommt, auf dem Ölberg, werden sie über ihn weinen. Interessanterweise wird diese Stelle im Talmud auf den Messias bezogen. Im Judentum ist also klar, was Sacharja 12,10 bedeutet. Es handelt sich nicht um eine spätere christliche Interpretation, dass hier vom Messias die Rede ist.
Man muss sagen: Wenn das der Messias ist, und der Text macht klar, dass hier Jahwe spricht, dann ist auch klar, dass der Messias eben nicht einfach ein normaler Mensch sein kann, wie es im orthodoxen Judentum gelehrt wird. Er ist gleichzeitig Gott, Jahwe.
Das erklärt auch, warum in Maleachi so sein kann, dass im hebräischen Text steht: "Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir bereite." Natürlich ist Jahwe derjenige, der spricht. Aber es ist klar, dass der Messias einen Vorläufer haben wird, einen Propheten, der ihn einleiten wird.
In Lukas 7 wird Maleachi 3 ein wenig anders zitiert in der griechischen Übersetzung: "Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird." Da spricht der Vater zum Sohn. Der Vater sagt von diesem Propheten: "Das ist mein Bote", so lautet das Zitat in Lukas.
In Maleachi hingegen sagt der Messias selbst: "Mein Bote, ich sende meinen Boten." Dann wird im Messias, Maleachi 3,1 gesagt: "Plötzlich wird er zu seinem Tempel kommen, der Herr, den ihr sucht." Man merkt, dass sich die sprechende Person ändert. Im ersten Satz spricht der Messias: "Ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir bereite." Dann spricht eine andere Stimme: "Plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr."
Interessant ist, dass er zu seinem Tempel kommen wird. Das bedeutet, wenn der Messias kommt, muss es in Jerusalem einen Tempel geben. Wann wurde der Tempel zerstört? Im Jahr 70 nach Christus haben die Römer ihn zerstört. Wann wurde er wieder aufgebaut? Bis heute nicht.
Das heißt, alle etwa fünfzig falschen Messiasse, die vom Jahr 70 bis vor wenigen Jahren aufgetreten sind – der letzte war Rabbi Menachem Mendel Schneerson aus New York – können nicht der Messias gewesen sein. Sie konnten gar nicht zum Tempel kommen, weil es keinen Tempel gab.
Durch die Jahrhunderte hindurch sind im Judentum ständig falsche Messiasse aufgetreten, doch das war gar nicht möglich. Denn hier steht: "Plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr." Der Tempel muss also stehen, wenn der Messias kommt.
Jesus kam vor dem Jahr 70 zum zweiten Tempel. Im Lukas-Evangelium sehen wir ab Kapitel 2, wie Maria und Joseph etwas mehr als einen Monat nach der Geburt mit dem Kind zum ersten Mal zum Tempel kommen – zur Entweihung, zum Entbindungsopfer von Maria und zur Darbringung des Erstgeborenen im Tempel.
Damit hat sich die Prophezeiung erfüllt: "Plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr." Es geschah völlig überraschend, fast niemand hatte das damals erwartet.
Du sagst jetzt, in Vers 3,1 seien das erste und zweite Kommen dargestellt. Das habe ich bisher nicht gesagt, aber es ist tatsächlich so.
Der Tempel steht – das ist das zweite Kommen. Zieht sich das nicht auch auf das erste Kommen hier? Er wird zu seinem Tempel kommen? Doch, eben doch. Es bezieht sich auch auf das erste Kommen. Jesus wurde geboren, als der zweite Tempel noch stand. Er kam plötzlich zu seinem Tempel, als die Eltern das Kind etwas mehr als einen Monat nach der Geburt nach Jerusalem brachten.
Die andere Aussage, die du gemacht hast, dass an dieser Stelle auch über das zweite Kommen des Messias gesprochen wird, ist absolut richtig. Das haben wir noch nicht gelesen, aber in Vers 2 heißt es:
"Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bei seinem Erscheinen bestehen? Denn er wird sein wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher. Er wird zittern und das Silber schmelzen und reinigen. Und er wird die Kinder Levi reinigen und so weiter."
Hier wird er als Richter beschrieben, der aufräumen wird. Das hat Jesus beim ersten Mal nicht getan, aber beim zweiten Mal wird er das tun.
Händel hat diese Stelle übrigens im Messias vertont. Es ist sehr eindrücklich, wie er das Kommen des Messias zum Gericht musikalisch ausdrückt.
Wir haben also beides: Das erste Kommen, das sich in Vers 1 erfüllt hat, und das zweite Kommen, das in Vers 2 beschrieben wird.
In Vers 1 wird prophezeit, dass ein Vorbote kommen wird, "mein Bote". Weiß jemand, was im Hebräischen dort steht? Malachi. Malachi heißt "mein Bote". So heißt auch der Prophet, der das Buch geschrieben hat.
Jetzt spricht der Messias: "Ich sende meinen Boten." Und er sagt Malachi. Damit wird klar, dass der letzte Prophet, der Schriftprophet des Alten Testaments, gewissermaßen ein Vorgeschmack auf den Propheten war, der nach 400 Jahren Schweigen kommen sollte, um den Messias in Israel einzuführen.
Die prophetische Identität von Johannes dem Täufer
Johannes der Täufer hat also mehr als einen Namen. Bei seiner Geburt bekam er von Zacharias, seinem Vater, am Tag der Beschneidung den Namen Jochanan, also Johannes. Das haben wir bereits in Lukas 1 gesehen.
Dieser prophetische Name gilt auch ihm. Im Buch Maleachi wird er als "Malachi", mein Bote, bezeichnet. Er hat noch einen dritten Namen: Elija. Und zwar finden wir das ebenfalls im Buch Maleachi, ganz am Schluss, in Kapitel 3, Vers 23 (nach der hebräischen Zählung, in manchen Bibeln als Vers 22 angegeben):
"Siehe, ich will euch den Propheten Elija senden, ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt."
Ich lese es noch einmal, damit die Zuschauer im Livestream das ebenfalls hören:
"Gedenkt des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb an ganz Israel geboten habe, Satzungen und Rechte. Siehe, ich sende euch Elija, den Propheten, ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt. Er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, damit ich nicht komme und das Land mit dem Bann schlage."
Hier wird Elija genannt, und das hat der Herr Jesus auch ganz klar erläutert. In Matthäus 11 kann man nachlesen, dass er diese Stelle auf Johannes den Täufer bezieht. Wenn man das akzeptieren will, sagt Jesus, dann war Johannes Elija – und meint damit eben diese Ankündigung.
Allerdings gab es im Judentum auch eine andere Auffassung: Man glaubte, dass der Prophet Elija, der im vorigen Jahrhundert in den Himmel gefahren ist, wiederkommen würde. Deshalb kann man in Johannes 1 nachlesen, dass die Pharisäer Leute in die Wüste zu Johannes dem Täufer schickten und ihn fragten: "Bist du Elija?" Und Johannes antwortete: "Nein, ich bin nicht Elija."
Wie passt das zusammen? Johannes sagt also: "Nein, ich bin nicht Elija." Doch der Herr Jesus sagt in Matthäus, Johannes war Elija. Wenn sie also fragen: "Bist du Elija, der alte Prophet, der wiederkommt?" dann sagt Johannes: "Nein, bin ich nicht." Schließlich war er kein Anthroposoph. Die Anthroposophen behaupten nämlich, Johannes der Täufer sei eine Reinkarnation von Elija, dem Mann, der in den Himmel gefahren ist. Sie glauben, dass alle 800 Jahre eine Reinkarnation stattfindet.
Die Bibel macht jedoch ganz klar: Johannes sagt selbst, dass er nicht Elija sei. Aber wenn man ihn gefragt hätte: "Bist du der Elija aus Maleachi 3?", dann hätte er Ja sagen können. Denn dieser Elija sollte noch vor dem Tag des Herrn kommen.
Der Tag des Herrn ist im Alten und Neuen Testament immer die Zeit des Gerichts, der großen Drangsal und des Kommens des Messias als Richter der Welt. Dieser Prophet sollte also kommen, noch bevor das Gericht beginnt. Und so hat sich das erfüllt, dass Johannes dem ersten Kommen des Messias als Retter der Welt vorausging – und nicht dem Kommen als Richter der Welt.
Das hilft uns nun sehr, um Lukas 7 noch besser verstehen zu können.
Glaubenskrise von Johannes dem Täufer im Gefängnis
Hast du noch eine Frage gehabt, Christoph? Ich möchte wissen, ob man im Judentum immer noch glaubt, dass Elija nochmals vorherkommt. Also, ob man im Judentum immer noch glaubt, dass Elija kommt – ja, aber nicht unbedingt, dass es eben der Elija sein muss, der in den Himmel gefahren ist.
Diese Prophetie vom angekündigten Elija sieht man bei jedem Passafest jedes Jahr. Weltweit wird in den Familien das Passafest gefeiert. Ganz am Schluss gibt es noch einen fünften Kelch auf dem Tisch. Den trinkt niemand beim Passafest; dieser Kelch ist für Elija. Außerdem gibt es einen Stuhl, der immer frei bleiben muss – auch der ist für Elija. Das gehört immer zum Ritual.
Ein Kind aus der Familie wird dann hinausgeschickt, muss auf die Straße gehen und schauen, ob Elija kommt. Es geht auf die Straße hinaus, kommt zurück und sagt: Elija ist nicht da. Basche Nahaba Birushalayim – im kommenden Jahr dann in Jerusalem. Dann hoffen sie, dass im nächsten Jahr wenigstens jemand aus New York, Moskau oder Bangkok endlich zurückkehrt nach Jerusalem und dass dann die Zeit des Messias kommt.
Also wird dieses Schauspiel jedes Jahr gespielt. Natürlich ist es ein Schauspiel, denn man müsste sagen: Nein, Elija ist schon längst gekommen, ihr müsst nicht mehr auf Elija warten. So wie ich dem Taxifahrer gesagt habe: Ja, natürlich glaube ich, dass der Messias kommt, aber er ist schon einmal gekommen.
Das Alte Testament macht klar: Beim ersten Mal wird er durchbohrt, beim zweiten Mal wird er kommen – eben als Richter der Welt. Ein sehr kluger Rabbi in Australien hat einmal gesagt: Wenn der Messias kommt, dann werde ich ihn fragen: Herr Messias, Adon Maschiach, waren Sie schon mal da?
Aber der Messias könnte noch gescheiter sein, als er ist, und dann müsste er sagen: Oh, natürlich war ich da. Um unserer Übertretungen willen war ich verwundet, die Strafe zu unserem Frieden lag auf mir, und durch meine Striemen ist uns Heilung geworden.
So haben es unzählige Juden weltweit festgestellt: Ja, natürlich ist der Messias gekommen. Das erste Mal ist er gekommen, um unsere Sünden zu tragen. Das zweite Mal wird er kommen als Richter der Welt.
Die Bedeutung von Lukas 7,18 und die Glaubenskrise des Johannes
Nun zurück zu Johannes 7,18. Er ist im Gefängnis und erlebt dort eine schwere Glaubenskrise. Er, der damals in der Nähe von Jericho in der Wüste am Jordan gesagt hat: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Johannes 1,29). Damit hat Johannes ganz klar auf Jesus Christus hingewiesen. Jesus ist der Messias, der gekommen ist, um Jesaja 53 zu erfüllen – das Lamm Gottes, das für unsere Sünden stirbt.
Jetzt aber hat Johannes Zweifel. Er schickt zwei Jünger zu Jesus mit der Frage: „Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Johannes ist durcheinander. Er hat Jesus als Messias angekündigt, doch nun sitzt er im Gefängnis und Jesus hat nichts unternommen, um ihn zu befreien. Später wurde Johannes sogar enthauptet, und zwar in der Burg Machairus auf heutigem jordanischem Boden.
Wie ist das möglich? Ist Jesus wirklich der Messias? Jesus macht klar, dass er es ist, und schickt die Botschaft zurück: „Geht hin und verkündigt Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen umher, Aussätzige werden gereinigt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird die gute Botschaft verkündigt“ (Lukas 7,22).
Wir haben bereits gesehen, dass Jesus hier auf Jesaja 35,3-5 verweist. Dort heißt es, dass, wenn der Messias kommt, folgende Zeichen geschehen werden. Schlagen wir Jesaja 35 auf und lesen wir die Verse 4 und 5:
„Sagt zu denen mit zaghaften Herzen: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, euer Gott kommt, die Rache, die Vergeltung Gottes, er selbst kommt und wird euch retten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet.“
Bitte weiter, Jan.
„Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird jubeln. Denn Wasser brechen hervor in der Wüste und Bäche in der Steppe.“
Das reicht. Auch hier wird das Kommen des Messias angekündigt: „Siehe, euer Gott kommt, rasch kommt die Vergeltung Gottes, er selbst kommt und wird euch retten.“ Dabei werden die zwei Kommen des Messias – das erste als Retter und das zweite als Richter – gleich zusammengenommen.
Dann wird beschrieben, was ein Zeichen für das Kommen des Messias sein wird: Die Augen der Blinden werden geöffnet, die Ohren der Tauben hören, Lahme springen, und Stumme sprechen. Johannes musste nun lernen, dass es zwei Kommen des Messias gibt. Beim ersten Kommen hat Jesus nicht alle Prophezeiungen erfüllt, sondern nur die, die mit Rettung und Heilung zu tun haben. Alles, was das Gericht betrifft, wird erst beim zweiten Kommen geschehen.
Verständnis der alttestamentlichen Prophetie durch die Propheten
Wir können das einmal aufschlagen, um zu sehen, wie schwierig das für die alttestamentlichen Bibelleser war. Schwierig heißt jedoch nicht unmöglich.
In 1. Petrus 1,10-12 liest Jerry für uns vor: Eine Rettung, nach der die Propheten suchten und forschten. Sie erkundigten sich genau, auf welche Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hinwies. Dieser Geist zeugte zuvor von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von der Herrlichkeit danach. Ihnen wurde offenbart, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch diese Dinge dienten. Diese Dinge sind euch jetzt verkündigt worden durch die, die euch das Evangelium gepredigt haben. Dies geschah durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist, Dinge, in die die Engel hineinzuschauen begehren.
Hier sieht man also, wie die Propheten selbst studierten. Sie fragten sich genau, wie die Prophetie zu verstehen ist und auf welche Zeit sie hinweist. Weiter wird gesagt, dass sie von den Leiden prophezeiten, die auf Christus – griechisch für Messias – kommen sollten, und von der Herrlichkeit danach. Sie sprachen also über die Leiden des Messias und über die Herrlichkeit des Messias als König.
Man sieht also, dass zuerst die Leiden und erst später die Herrlichkeit prophezeit wurden. In den alttestamentlichen Prophezeiungen lässt sich an vielen Stellen klar zeigen, dass der Messias zuerst kommen sollte, um zu leiden, und erst später, um zu herrschen. Das war ein intensives Studieren und Forschen, aber es war möglich.
So ist es auch heute, wenn man biblische Prophetie studiert. Es wird einem nicht einfach alles serviert. Man muss verstehen, wie die Prophetie einzuordnen ist, auch zeitlich: Was kommt zuerst, was danach? Das ist möglich, aber nur, wenn man die Bibel und die Prophetie auch wirklich studiert. Viele meiden das, und es ist klar, dass man dann keine Fortschritte macht. Aber es war möglich, und diese Propheten haben eben auch so geforscht. Der Heilige Geist gab ihnen Verständnis.
Es war eine schwierige Sache. Darum kommt Johannes in eine Glaubenskrise und fragt sich, ob Jesus wirklich der Kommende ist oder nicht. Wie wir schon beim letzten Mal gesagt haben, ist das eigentlich sehr tröstlich. Es zeigt, dass ein wahrer Gläubiger wirklich in eine Glaubenskrise kommen kann, in der er durcheinander ist. Johannes kam auch in diese Krise. Doch wir sehen, dass der Herr hilft und mit seinem Wort zeigt: „Siehe da, die Erfüllung der Prophetie, siehe da, was steht in Jesaja 35.“ So kann man aus der Glaubenskrise herauskommen.
Jesus sagt dann weiter in Vers 23: „Und glückselig ist, wer sich nicht an mir stößt.“ Das griechische Wort für Anstoß ist „skandalon“. Es bedeutet einen Fallstrick, in den man gerät und dann stolpert. Glückselig ist also, wer nicht stolpert.
Die Herausforderung des Anstoßes am Messias
Und wir können aufschlagen Jesaja 8, Vers 14. Das ist auch eine Prophetie, die die Rabbiner im Judentum auf den Messias gedeutet haben. Also, da geht es um den Messias. In Jesaja 8,14 liest du, Benny:
„Und er wird zum Heiligtum sein, aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns, den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick, den Bewohnern von Jerusalem. Und viele unter ihnen werden straucheln und fallen und werden zerschmettert und verstrickt und gefangen werden. Binde das Zeugnis zu, versiegle das Gesetz unter meinen Jüngern, und ich will auf den Herrn harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakob, und ich will auf ihn hoffen. Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat, wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel vor dem Herrn, dem Herrscher, der auf dem Berg Zion wohnt.“
Danke. Also Vers 14: „Er wird zum Heiligtum sein.“ Die Rabbiner haben schon gesagt, das ist der Messias. Auch Petrus bezieht in 1. Petrus 2 diesen Vers auf den Herrn Jesus.
Da verstehe ich übrigens, warum der Herr Jesus gesagt hat im Tempel: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Wir haben gesagt: Ja, wir haben 46 Jahre an diesem Tempel gebaut. Er hat aber nicht vom Tempel in Jerusalem gesprochen, sondern von dem, worauf der Tempel hinwies.
Der Tempel hat eine typologische, sinnbildliche Bedeutung: den Messias. Er wird zum Heiligtum sein, aber auch zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns, den beiden Häusern Israels. Hier wird vorausgesagt, dass Israel zu Fall kommen wird und sich eben an dem Messias ärgern und ihn ablehnen wird.
Darum ist die Tatsache, dass die Masse des Judentums den Herrn Jesus damals als Messias verworfen hatte, die Erfüllung dieser Prophetie. Das war so vorausgesagt.
Dann wird weiter gesagt: Zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem, und viele unter ihnen werden straucheln und fallen und werden zerschmettert. Das ist dann geschehen im Jahr 70, als die Römer Jerusalem und den Tempel zerstörten. Dabei kamen mehr als eine Million Juden ums Leben.
Weiter heißt es: „Und verstrickt und gefangen werden.“ 97.000 wurden in die Kriegsgefangenschaft abtransportiert.
Dann hat sich Vers 16 auch erfüllt: „Binde das Zeugnis zu und versiegle die Tora.“ Die Bibel sollte für dieses Volk, das den Messias verworfen hatte, ein verschlossenes Buch werden, das sie nicht mehr verstehen.
Das liegt daran, dass sie das Zentrum der Tora und des Alten Testaments nicht mehr erkennen konnten – die Massen verstanden nicht, dass es eben von Jesus Christus spricht.
Aber Gott sagt: „Binde das Zeugnis zu, versiegle das Gesetz, die Tora, unter meinen Jüngern.“ Alle, die aus Israel sich bekehrt haben und den Messias angenommen haben – und wir rechnen heute mit etwa 150 bekehrten Juden weltweit – das sind diese Jünger. Dazu gehören auch alle Gläubigen aus den Heidenvölkern, die den Herrn Jesus ebenfalls als Messias erkannt haben.
Das heißt, sie verstehen es. Für die anderen aber ist es eben verschlossen.
Das ist genau die Prophetie über diese Verblendung, wie du sagst. Aber man darf nie sagen „bei den Juden“, denn auch in Römer 11 wird deutlich: Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren. Nirgendwo steht, ganz Israel ist verstockt, nur zum Teil.
Richtig ist, dass es der größere Teil ist. Das bezieht sich genau auf diese Verblendung. Aber die Jünger, das sind die Gläubigen, und für sie ist es nicht verschlossen. Es ist versiegelt, quasi unter ihnen. Das heißt, ihnen ist es aufbewahrt, aber für alle anderen ist es ein unzugängliches Buch.
Dann Vers 17: „Und ich will auf den Herrn harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakob.“ Gott verbirgt sein Angesicht vor Israel als Volk, das den Messias nicht erkannt hat.
Interessant ist Martin Buber, der bekannte Religionsphilosoph. Er hat den Ausdruck „Gottesfinsternis“ geprägt. Er schrieb ein Büchlein, das nach der Judenvernichtung entstand. Er war in die USA geflohen und hielt nach dem Zweiten Weltkrieg Vorträge, die in diesem Büchlein zusammengefasst sind.
Das Wort „Gottesfinsternis“ hat er selbst erfunden. Es gibt das im Deutschen gar nicht. Wir kennen das Wort „Sonnenfinsternis“: Wenn die Sonne verdeckt ist, ist sie trotzdem da.
Er wollte mit „Gottesfinsternis“ sagen: Atheismus geht gar nicht. Natürlich ist Gott da, aber viele in der westlichen Gesellschaft und auch im Judentum machen seit der Judenvernichtung und dem Zweiten Weltkrieg die Erfahrung, dass Gott irgendwie verborgen und unnahbar ist.
Diesen Begriff „Gottesfinsternis“ kann man eigentlich weiter ausdehnen – nicht nur seit dem Zweiten Weltkrieg, sondern auf die zweitausend Jahre, in denen die Masse Israels den Messias nicht erkannt hat.
Haben Sie das erlebt? „Ich will auf den Herrn harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Haus Jakob.“
Dann heißt es: „Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat. Wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel vor dem Herrn, dem Hirscharen.“
Diese Stelle wird in Hebräer 2 auf die Gläubigen heute bezogen. Hier spricht der Herr Jesus: „Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat.“ Das sind die wahren Gläubigen, die Licht haben.
Sie sind für Israel ein Zeichen und ein Wunder. Das kann man tatsächlich erleben, besonders wenn es gläubige Nichtjuden sind, die die Bibel besser kennen als orthodoxe Juden – viel besser.
Die orthodoxen Juden sind dann oft wütend und fragen sich, wie es möglich ist, dass Nichtjuden die Bibel besser kennen als sie.
Das ist das: „Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat. Wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel.“
Verzeihung, Manfred, du wolltest noch etwas sagen?
Er sagt ja in Johannes 17: „Die, welche du mir gegeben hast, habe ich bewahrt.“ Johannes 17 macht deutlich, dass Gott der Vater die Gläubigen dem Herrn Jesus geschenkt hat.
Also in Vers 17 ist „ich“ auch der Herr Jesus. „Ich will auf den Herrn harren.“ Man muss schauen, in Hebräer 2 wird das zitiert und auf ihn bezogen, verbunden mit den Gläubigen der Gemeinde aus Israel und aus allen übrigen Völkern.
Aber jetzt haben wir einen kleinen Exkurs gemacht. Wir müssen zur Hauptsache zurück: Lukas 7.
Es war mir wichtig, dass man versteht: Glückselig ist, wer an mir nicht Anstoß nimmt.
Die Ablehnung des Messias und die Haltung der Pharisäer
Dieses Problem: Wie kann es sein, dass nur ein Teil der Prophezeiungen damals erfüllt wurde, als Jesus Christus gekommen ist? Wie kann er trotzdem der Messias sein?
Die Antwort liegt darin, dass die Bibel sagt, der Messias müsse zweimal kommen. Beim ersten Mal kommt er nicht, um die Welt zu verändern und zu regieren, sondern um das Problem der Sünde zu lösen. Deshalb heilte er damals auch Kranke, um sich als Retter auszuweisen. Das zweite Kommen erfolgt erst später.
Dann nimmt der Herr Jesus Position für Johannes ein. Trotz seiner Glaubenskrise sagt er ihnen, was sie eigentlich hinaus in die Wüste gezogen hat. Was könnte eine Möglichkeit gewesen sein, warum sie gegangen sind? Können wir das kurz zusammentragen?
Ein Schilfrohr, vom Wind hin und her bewegt. Was meint er damit? Das sind Populisten – Leute, die einfach das reden, was gerade der Zeitgeist ist, was gerade dem Wind entspricht. Der Herr Jesus fragt: Was war das? Warum hattet ihr ein solches Interesse an Johannes dem Täufer?
Matthäus 3 berichtet, dass ganz Israel, Judäa, Galiläa und Jerusalem zu Tausenden zum Jordan hinuntergingen. Das war eine Sensation. Auch Josephus Flavius, der jüdische Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert, beschreibt in seinem Werk „Antiquitates Judaicae“ (Jüdische Altertümer), dass Johannes' Auftreten eine Sensation war. Er war ein gerechter Mann, der in ganz Israel anerkannt wurde. Die Menschen gingen hinaus zu ihm.
Der Herr fragt weiter: Was seid ihr gegangen? War Johannes ein Populist? Natürlich nicht.
Dann nennt er die zweite Möglichkeit: War er schön bekleidet? In Vers 25 heißt es, ihr seid nicht hinausgegangen, um einen Menschen mit weichen Kleidern zu sehen. Weiche Kleider stehen für feinen, teuren Stoff, wie er an Königshöfen getragen wird. Also, seid ihr hinausgegangen, um einen reichen Adligen vom Königshof zu sehen? Nein.
Es gibt Zeitschriften, die sich nur mit dem Leben reicher Leute beschäftigen, und viele interessieren sich dafür, wie diese leben. Aber der Herr sagt: Ihr seid nicht hinausgegangen, um so einen superreichen Adligen zu erleben. Johannes war es nicht. Er ernährte sich von Honig und Heuschrecken und trug einen Kamelhaarmantel – nicht gerade etwas Edles.
Dann sagt der Herr: Nein, warum seid ihr hinausgegangen? Vers 26: „Was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch, sogar mehr als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird.“
Ihr seid also von Johannes dem Täufer angezogen worden, nicht weil er ein Populist war, der die Massen mitreden konnte, und auch nicht, weil er ein prominenter, reicher Adliger war. Er war ein Prophet. Der Herr sagt, dass Johannes der größte Prophet des Alten Testaments war, der größte von Frauen Geborenen. Das heißt, er ist auch die Erfüllung von Maleachi 3, Vers 1. Der Herr gibt ihm dieses klare Zeugnis.
Dann erklärt der Herr weiter in Vers 29: Die Massen, die damals hinausgingen, ließen sich taufen. Ja, das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner rechtfertigten Gott dadurch, dass sie sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen. Tausende ließen sich damals taufen. Sie mussten ihre Sünden bekennen, um sich, wie Johannes sagte, bereit zu machen für das Kommen des Messias und um ihn aufzunehmen.
Besonders solche, die auf den ersten Blick erkannten, dass sie Sünder waren. Zöllner waren Volksverräter und oft Leute, die das Geld liebten und veruntreuten. Aber sie gaben Gott Recht, sie erkannten, dass Johannes Recht hatte, als er sie als verdorbene Sünder bezeichnete, und sie mussten ihre Schuld bekennen.
Doch es gab eine Gruppe, die ablehnte. Vers 30: „Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, weil sie sich nicht von ihm taufen ließen.“ Sie lehnten die Taufe ab.
Der Herr Jesus sagt, das sei ganz schlimm. Sie machten den Ratschluss Gottes in Bezug auf sich selbst wirkungslos. Der Ratschluss Gottes ist das zentrale Thema, besonders in Lukas 7 und 8. Dort geht es um Rettung, den Retter und wie Gott rettet. In der nächsten Geschichte, beim nächsten Mal, geht es um eine Sünderin, die Rettung findet. Parallel zu dieser Geschichte mit der Frau, die von ihrem Blutfluss geheilt wird und dadurch gereinigt wird, dreht sich alles um das Thema Retter und Rettung.
Aber die Pharisäer haben den Ratschluss Gottes, der Rettung für die Menschheit bedeutet, in Bezug auf sich selbst wirkungslos gemacht. Dieser Satz widerspricht dem Calvinismus. Calvinisten sagen, Gott habe einen Ratschluss, den er durchzieht. Es gehe nicht darum, ob der Mensch will oder nicht. Manche Calvinisten gehen sogar so weit zu sagen, Gott bewirkt souverän die Wiedergeburt eines Menschen. Wenn dieser wiedergeboren ist, tut er Buße und bekehrt sich. Der Mensch könnte sich gar nicht bekehren, wenn nicht Gott vorher die Wiedergeburt bewirkt hätte. Gott ziehe seinen Ratschluss durch. Diese Menschen seien von Gott dazu bestimmt, gerettet zu werden.
Hier aber steht, dass Menschen den Ratschluss Gottes wirkungslos gemacht haben. Wichtig ist, dass dies in Bezug auf sich selbst gilt. Das zeigt, dass der Mensch eine Verantwortung zur Bekehrung hat. Darum sagt die Bibel: „Tut Buße und bekehrt euch“ (Apostelgeschichte 3). Der Mensch muss sich bekehren, und dann antwortet Gott mit der Wiedergeburt. Wenn der Mensch das ablehnt, macht er in Bezug auf sich persönlich den Ratschluss Gottes, der Rettung bedeutet, wirkungslos – und er geht verloren.
Gott zieht seinen Ratschluss durch für alle, die Gott rechtfertigen, ihm Recht geben und Buße tun.
Interessanterweise waren die Pharisäer selbst schon Calvinisten. Sie glaubten an Vorherbestimmung, dass Gott alles im Voraus bestimmt habe. Das ist eigentlich eine pharisäische Lehre. Natürlich geht sie nicht letztlich auf die Pharisäer zurück, aber dieser Gedanke taucht im Judentum ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus auf, bei den Pharisäern und auch bei den Leuten in Qumran.
Woher kommt das? Das gab es vorher im Judentum nicht. Es kam durch Alexander den Großen. Er eroberte bis über den Indus hinaus nach Indien, und dort kam die griechische Philosophie ins Spiel. Diese beeinflusste auch das Judentum ab der Zeit Alexanders des Großen. Ab dieser Zeit kamen Gedanken von Platon und anderen Philosophen ins Judentum. In der griechischen Philosophie findet man schon den Gedanken, dass alles von einer höheren Macht bestimmt ist – zum Beispiel bei den Stoikern.
So kam dieser Gedanke auch ins Judentum hinein. Ins Christentum kam er durch Augustinus. Augustinus war vor seiner Bekehrung Philosoph und zeitweise bei den Manichäern, einer Sekte, die lehrte, Gott habe die Zahl der gefallenen Engel genommen, um die Zahl der zu rettenden Menschen zu bestimmen. Von daher hatte er diesen Gedanken bereits. Durch ihn kam diese Lehre ins Christentum hinein.
Die Bibellehrer vor Augustinus lehrten das nicht. Kirchengeschichtlich kam diese Lehre dann wieder durch Calvin, aber auch durch Luther. Das ist weniger bekannt, aber Luther sprach vom geknechteten, unfreien Willen des Menschen. Er war Mitglied des Augustinerordens. Calvin las viel von Augustinus. So ist das.
Man muss also sehen, woher das kommt. Aber hier wird klar gesagt, dass die Pharisäer den Ratschluss Gottes in Bezug auf sich selbst wirkungslos gemacht haben.
Dann sagte der Herr Jesus über diese Menschen, die ihn ablehnen: Sie sind wie Kinder auf dem Marktplatz. Immer ist es nicht so, wie sie es wollen. Die Kinder sagen: „Wir haben auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt. Wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint.“ Ein anderes Mal wollten sie, dass man fröhlich ist, und mal wollten sie, dass man traurig ist. Aber immer sagen sie, dass die anderen es nicht so machen, wie sie es wollen. Es ist immer falsch.
Darum sagte Herr Jesus über Johannes den Täufer in Vers 33: „Denn Johannes der Täufer ist gekommen, der weder Brot aß noch Wein trank, und ihr sagt, er hat einen Dämon. Der Sohn des Menschen ist gekommen, er isst und trinkt, und ihr sagt: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.“
Bei Johannes war es nicht recht, weil er sehr asketisch, also sehr bescheiden und genügsam lebte. Er ernährte sich in der Wüste von Honig und Heuschrecken. Honig wird in den Sprüchen auch als etwas Gutes bezeichnet. Doch die Leute sagten, er sei besessen.
Der Herr Jesus aber trank Wein. An der Hochzeit zu Kana verwandelte er Wasser in Wein. Er aß und trank, wie wir in Matthäus 5 sehen, als Levi zu einem großen Essen einlud, bei dem auch Sünder eingeladen waren, damit sie den Messias kennenlernen konnten. Der Herr Jesus nahm an diesem Essen teil.
Und trotzdem sagten die Leute: „Er ist ein Freund von Zöllnern und Sündern“ und lehnten ihn deshalb ab. Es ist also nie recht.
Darum sagt der Herr Jesus, diese Menschen sind wie die Kinder auf dem Markt, die nie zufrieden sind mit dem, was die anderen machen. Es ist immer falsch.
Damit macht er das falsche Denken offensichtlich: Die Pharisäer haben Johannes den Täufer abgelehnt und damit auch den Herrn Jesus als Messias abgelehnt. Sie erkannten nicht an, dass er derjenige war, der den Messias einführen sollte, wie es in Maleachi 3, Vers 1 prophezeit ist. Deshalb lehnten sie den Herrn ab – aber mit genau umgekehrtem Vorzeichen: Er war ein Freund von Zöllnern und Sündern.
Die Bedeutung des Namens „Freund von Zöllnern und Sündern“
Ich markiere in meiner Bibel alle Namen Gottes mit einer speziellen Farbe. Ich nehme dafür jetzt Orange, man könnte aber auch eine andere Farbe wählen. Wenn man das so durch die ganze Bibel hindurch macht, findet man Hunderte von Namen Gottes. Jeder Name sagt etwas über Gottes Wesen aus.
Hier haben wir einen Namen, den ich so angestrichen habe: Ein Freund von Zöllnern und Sündern. Das ist ein wunderbarer Name. Es ist ja unser Glück, dass er gekommen ist und ein Freund der Sünder war. Darum ist er gekommen, um uns zu retten und als Lamm Gottes nach Jesaja 53 für unsere Sünden zu sterben. Das ist ja unser Glück, was man ihm vorwirft.
Aber jetzt könnte jemand sagen: Ja, natürlich, aber da sehe ich schon ein Problem. In Jakobus 4,4, was steht da? Benny liest uns vor: Jakobus 4,4: „Ihr Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgendein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“
Da wird ganz klar gesagt: Im Neuen Testament ist Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott. Und wenn jemand ein Freund der Welt ist, dann ist er ein Feind Gottes. Wie kann es denn hier heißen, ein Freund von Zöllnern und Sündern? Hat jemand eine Lösung?
Das ist so schön, dieses Paradox in der Bibel. Man denkt, wie geht das zusammen? Das ist ein Widerspruch. Und die Lösung ist jeweils immer so schön.
Ja, also sicher nicht Freund der Sünde, sondern Freund des Sünders. Mit dem Sünder. Mit dem Menschen, der ursprünglich mal im Gottes Ebenbild geschaffen wurde.
Genau, es geht um den Menschen, im Ebenbild Gottes geschaffen. Aber gut, hier in Jakobus 4 haben wir noch einen etwas anderen Ausdruck, nämlich „Freund der Welt“. Jetzt müssen wir definieren, was „Welt“ heißt.
Welt, also ganz griechisch Kosmos, hat etwa zehn verschiedene Bedeutungen im Neuen Testament. Einmal bedeutet Welt, Kosmos, das ganze Weltall – etwa in Epheser 1, da geht es um die Schöpfung.
Aber in Johannes 3,16, als Gott die Welt liebte, ist mit Welt nicht das Weltall, sondern die Menschheit gemeint. Und so gibt es noch weitere Bedeutungen.
Eine weitere wichtige Bedeutung ist: Welt ist das System, das Satan aufgebaut hat, um die Menschen von Gott abzuhalten. In religiöser, philosophischer, wissenschaftlicher und auch politischer Hinsicht – das ganze System, das die Menschen von Gott fernhalten will.
Das beinhaltet den ganzen Zeitgeist. Und hier heißt es: Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft gegen Gott.
Aber der Herr Jesus war kein Freund dieses von Gott ablenkenden Systems, sondern ein Freund der Sünder. Das ist etwas ganz anderes.
Das bedeutet: Wenn jemand sagt, ja, ich gehe in die Disco, das ist ein bisschen cool, aber da kann ich ja noch mit Leuten sprechen, dann hat er nicht verstanden, was es heißt, ein Freund der Sünder zu sein. Denn er ist gleichzeitig ein Freund der Welt. Er freut sich an diesem System, das der Teufel benutzt, um die Menschen von Gott wegzubringen – und das geht gar nicht.
Aber Freundschaft zu Menschen zu haben, die verloren sind, um sie zu gewinnen, das ist etwas anderes. Und eben dieses Fest, das Matthäus Levi gemacht hat in Lukas 5, war keine ausgelassene Fete. Sondern es war eine würdige Einladung, und dort war der Herr dabei, um verlorene Menschen zu gewinnen.
Das ist der Unterschied: Er ist unser Vorbild als Freund der Zöllner und Sünder. Wir sollen Zugang haben zu den Menschen dieser Welt, aber nicht zu ihrem System.
Von ihrem System müssen wir uns ganz klar distanzieren – von ihrem Zeitgeist, von ihrer Philosophie, von ihren ausgelassenen Festen, von ihrer Musik. Das ist etwas anderes.
Aber die Menschen müssen wir lieben und gewinnen, so wie es der Herr Jesus gemacht hat.
Nächstes Mal gehen wir dann weiter mit dieser großen Sünderin, einer Prostituierten. Wir sehen, wie das genau dazu passt. Dort wird gezeigt, wie der Herr sogar einer solchen Frau die Chance gibt, einen Neuanfang zu finden.
Auch dort zeigt uns Lukas, dass man nicht durch Werke gerettet wird, sondern allein durch den Glauben an den Messias.
Wir wollen hier schließen und noch zusammen beten.
