Einleitung: Das Bild vom Wolf im Schafspelz
Anfang Juli meldete eine Polizeidienststelle in Nordrhein-Westfalen Folgendes. Ich zitiere aus der Pressemeldung: Angeblich erhielt eine 79-jährige Frau am Mittwoch einen Anruf von der Betrugsabteilung ihrer Bank. Tatsächlich handelte es sich jedoch um einen Wolf im Schafspelz, der die Seniorin um ein kleines Vermögen brachte. Einen Tag später erstattete sie Anzeige gegen Unbekannt.
Wir sprechen heute ganz selbstverständlich vom Wolf im Schafspelz. Dieses Bild ist sehr anschaulich: Jemand erscheint getarnt als ein niedliches Lämmchen, das niemandem etwas zuleide tun kann, friedlich wirkt und gute Absichten vorgibt. Doch dahinter verbirgt sich jemand Gefährliches, der betrügt und sich nur als Schaf tarnt, in Wirklichkeit aber ein böser Wolf ist.
Dieses Bild ist jedoch viel älter. Es wurde bereits von Jesus verwendet. Wie viele Sprichwörter und Redewendungen stammt auch dieses aus der Bibel. Jesus benutzt die Rede vom Wolf im Schafspelz ebenfalls für Betrug – aber für einen noch viel schlimmeren Betrug als den, den die Seniorin in Nordrhein-Westfalen erlebt hat. Er spricht von Menschen, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen andere vom schmalen Weg abbringen.
Dieser schmale Weg und die enge Pforte sind Themen, über die Jesus gerade in Matthäus 7 in der Bergpredigt spricht. Der Kontext ist wichtig: Er betont dort, wie wichtig es ist, durch die enge Pforte einzugehen und den schmalen Weg zu gehen.
Der schmale Weg als Weg zum Leben
Jesus hat das Bild von der engen Pforte und dem schmalen Weg verwendet, um deutlich zu machen, dass es nur einen Weg zum Leben gibt. In dieser Welt gibt es viele, die behaupten, es gäbe verschiedene Wege, um zum Leben zu finden. Doch tatsächlich gibt es nur einen schmalen Weg, und dieser führt durch die enge Pforte hindurch.
Jesus benutzt dieses Bild als Symbol für sich selbst. Er allein ist der Weg zum Leben. Wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen und erkennen, wie wir vor Gott Sünder sind, wird klar: Wir können vor Gott nicht gerecht sein. Wir brauchen jemanden, der uns mit Gott versöhnt, denn wir können es nicht aus eigener Kraft tun.
Jesus hat sein Leben am Kreuz von Golgatha für die Sünder gegeben. Er ist der Weg, der uns zum Vater führt und uns mit Gott versöhnt. Er wird unser Erlöser, wenn wir ihm Glauben schenken und auf ihn vertrauen. Wenn wir ihn auch als Herrn unseres Lebens anerkennen und uns von ihm leiten lassen, dann gehen wir den Weg, zu dem Jesus uns als seine Jünger ruft.
Warnung vor falschen Propheten
Aber jetzt warnt Jesus davor, dass Menschen kommen werden, die zwar mit dem Anspruch auftreten, im Namen Gottes zu sprechen, aber eine falsche und gefährliche Botschaft haben.
Diese Menschen werden sogar versuchen, in die Gemeinden hineinzukommen, um die Menschen zu verwirren und von dem schmalen Weg wegzuführen.
Wer sind diese Leute? Und wie können wir sie erkennen und uns vor ihnen schützen? Darum geht es in dem Abschnitt, den wir heute in der Bergpredigt betrachten: Matthäus 7,15-20.
Bevor wir darauf eingehen, möchte ich noch einmal beten: Vater, wir danken dir, dass wir auch an diesem Abend noch einmal auf dein Wort hören dürfen. Danke, dass du es uns gegeben hast, damit wir dich besser erkennen und lernen, was es heißt, Jesus nachzufolgen und darin zu wachsen.
Danke, dass du uns wirklich alles gibst, was wir brauchen – auch diese Warnung vor falschen Lehrern und falschen Propheten. Hilf uns, dass uns dieses Wort zurüstet, damit wir sie erkennen, uns vor ihnen in Acht nehmen und deinem Wort folgen und gehorchen. Amen.
Die Warnung vor falschen Propheten (Matthäus 7,15)
Ich möchte zunächst den ersten Vers vorlesen, Matthäus 7,15, wo Jesus sagt: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“
Vers 15 ist der erste Punkt, die Warnung, die Jesus gibt. Der erste Punkt ist also die Warnung: Rechne mit falschen Propheten.
Vielleicht ist es gut, zunächst zu klären, was Jesus meint, wenn er hier von Propheten spricht. Oft haben wir eine bestimmte Vorstellung von einem Propheten: Jemand, der die Zukunft voraussagen kann und weiß, was kommen wird. Das ist zwar ein Teil dessen, was ein Prophet ist, aber die Bibel versteht prophetische Rede viel umfassender.
Es geht dabei nicht nur darum, etwas über die Zukunft zu sagen. Grundsätzlich sind Propheten Menschen, die im Auftrag Gottes sprechen und seine Botschaft an andere weitergeben. Sie sind in seinem Auftrag unterwegs.
Falsche Propheten sind deshalb Menschen, die zwar mit dem Anspruch auftreten: „Ich sage euch etwas von Gott“, aber tatsächlich keine Autorität dafür haben. Sie können nicht in Gottes Namen sprechen, weil Gott sie nie beauftragt hat, diese Mission zu erfüllen.
Jesus sagt: Rechnet damit, dass solche Leute zu euch kommen. In Vers 15 lehrt er zwei wichtige Dinge über sie. Erstens sagt er, dass sie gut getarnt sind. Zweitens macht er deutlich, dass sie sehr gefährlich sind.
Tarnung und Gefahr falscher Propheten
Das Erste: Sie sind gut getarnt. Es ist nicht so, dass man einen falschen Propheten schon von weitem als solchen erkennt – als Betrüger entlarvt.
Vor einigen Monaten hat mich ein Mann um Geld für eine Zugfahrkarte gebeten. Dieser Mann hatte einen guten Auftritt. Er war sehr freundlich, höflich und erzählte eine glaubwürdige Geschichte. Für mich wirkte das überzeugend. Ich dachte: Dem Mann kannst du Vertrauen schenken. Ich gab ihm das Geld, und wir verabredeten, uns in drei Tagen wiederzutreffen, damit ich das Geld zurückbekomme. Doch ich war der Einzige am Treffpunkt.
Ganz ähnlich ist es mit den falschen Propheten. Sie erscheinen zunächst vertrauenswürdig. Man denkt, dem kann ich glauben. Sie sind höflich, nett und freundlich. Jesus sagt, sie kommen im Schafspelz, in Schafskleidern. Vielleicht wirken sie herzlich, gebildet und klug. Sie sprechen vielleicht sehr fromme Dinge über Gott, über Jesus und über die Gemeinde. Doch auf den ersten Blick sieht man nicht, dass unter diesem frommen Schafsfell ein Wolf steckt. Es kann eine Weile dauern, bis diese Tarnung auffällt und sich ihr wahres Wesen zeigt.
Jesus würde dieses Bild nicht verwenden, wenn es so einfach wäre, die Wölfe zu erkennen. Sie kommen in Verkleidung. Umso wichtiger ist es, dass wir wirklich aufpassen und auf der Hut sind. Das ist eine Warnung, die Jesus hier ausspricht.
Das Zweite: Sie sind gefährlich. Unter diesen Schafskleidern steckt kein anderes nettes Tier, sondern ein Wolf. Dieser ist böse, er reißt die Schafe und ist gefährlich für die Gemeinde.
Seit einiger Zeit gibt es in Deutschland auch wieder Wölfe. Lange Zeit waren sie verschwunden. Wenn ein Wolf irgendwo auftaucht, berichten Zeitungen und Fernsehen darüber. Meistens, weil der Wolf in eine Schafsherde eingefallen ist und dort ein oder mehrere Schafe gerissen hat. Die Bilder davon sind nicht schön. Die Hirten sind in Aufruhr und fordern, den Wolf zu töten. Wölfe sind gefährlich.
Paulus spricht in der Apostelgeschichte 20 ganz ähnlich wie Jesus über die Bedrohung, die von solchen Menschen ausgeht. Er warnt dort ebenfalls vor Wölfen, die die Gemeinde Gottes bedrohen. Er sagt: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes reden, um die Jünger an sich zu ziehen.“
Es ist dieselbe Warnung, die Paulus wiederholt. Die Gefahr ist real. Wenn wir in die Kirchengeschichte zurückblicken, sehen wir, dass Wölfe gekommen sind und der Gemeinde Gottes sehr zugesetzt haben.
Wir müssen keine Kirchengeschichtsstunde machen, um zu sehen, was Wölfe in unserer Zeit in Gemeinden anrichten. Sie sorgen für Verwirrung, treiben Gemeinden auseinander und verursachen Chaos. Das gibt es nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch heute. Sie verfolgen ihre eigene, selbstsüchtige Agenda. Sie führen Menschen nicht in die Beziehung zu Gott, sondern in die Irre – auf schlimme Irrwege. Der Schaden ist verheerend.
In Vers 15 sehen wir also: Es ist sehr wichtig, dass wir falsche Propheten erkennen. Sie sind gut getarnt, aber sie sind gefährlich.
Erkennung falscher Propheten an ihren Früchten (Matthäus 7,16-20)
Wie können wir sie denn dann erkennen, wenn sie so gut getarnt sind? Darüber spricht Jesus in den Versen 16 bis 20. Er sagt: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Kann man Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln lesen? So ist es richtig. Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen, und ein fauler Baum kann keine guten Früchte hervorbringen.
Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum sollt ihr sie an ihren Früchten erkennen. Das ist wirklich der Kernsatz: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Jesus sagt es am Anfang und am Ende und macht mit verschiedenen Bildern noch einmal anschaulich, was er damit meint.
Ich bin kein großer Botaniker, eigentlich bin ich überhaupt kein Botaniker. Ich kenne mich nicht aus mit Bäumen, Büschen und so weiter. Auch wenn ich irgendwo im Garten bin, kann ich einen Apfelbaum nicht von einem Birnbaum unterscheiden. Vielleicht schafft ihr das, ich habe meine Frau gefragt, die ist Botanikerin. Sie meinte, sie kann es auch nicht, außer es hängen Äpfel oder Birnen daran. Dann ist es natürlich sehr leicht.
Und das ist das Bild, das Jesus hier gebraucht. Er zeigt uns: Du kannst den Leuten nicht sofort ansehen, was sie wirklich sind. Ich kann ihnen nicht ins Herz schauen. Auch an ihrem Äußeren kann ich nicht sofort erkennen, ob es ein falscher Prophet ist.
Aber es wird sich an den Früchten in ihrem Leben zeigen. Es wird sichtbar werden, früher oder später, ob jemand im Auftrag Gottes lebt und spricht oder ob er ein falscher Prophet ist. Jesus sagt: Ein Dornbusch wird niemals Trauben hervorbringen, das liegt nicht in seiner Natur. An Disteln wachsen keine Feigen. Ein schlechter Baum kann keine guten Früchte hervorbringen, das ist nicht möglich.
Achtet auf die Früchte! Schaut, was diese Menschen hervorbringen. Sind da gute Früchte zu sehen?
Die Früchte der Lehre
Auf welche guten beziehungsweise vor allem auf welche schlechten Früchte müssen wir bei Menschen achten? Was sind die Erkennungszeichen falscher Propheten?
Die erste Frucht, auf die wir achten müssen, ist die Lehre. Das, was man von ihnen hört, das, was sie weitergeben, zeigt, was in ihrem Herzen ist und was sie an der Lehre bewegt. Was verkündet jemand über Gott und auch über die Menschen? Stimmt das, was er sagt, mit der Bibel überein?
Ich kann das heute Abend nicht erschöpfend behandeln, da wir hier nur kurz miteinander unterwegs sind. Dennoch möchte ich im Zusammenhang ein paar Punkte ansprechen, worin sich unter anderem zeigt, dass jemand ein falscher Prophet ist.
Ein sehr wesentliches Erkennungszeichen falscher Propheten ist oft, dass sie ihre Botschaft angenehm für die Menschen machen. Sie sagen den Menschen das, wonach ihnen die Ohren jucken, das, was sie hören wollen. Es können sogar Dinge sein, die die Bibel auch sagt, aber in einer völligen Disbalance. Sie betonen radikal einseitig nur die guten Botschaften, zum Beispiel: Gott will dich nur segnen, du bist einfach nur toll, Gott hat nur Gutes für dich. So streicheln sie die Seelen der Menschen und sagen ihnen, was sie hören wollen.
Gott klagt das schon bei den Propheten im Alten Testament an, zum Beispiel im Propheten Jeremia. Durch Jeremia sagt er in Jeremia 8: Priester und Propheten gehen mit Lüge um und heilen den Schaden meines Volkes nur oberflächlich, indem sie sagen: Friede, Friede! – und doch ist kein Friede.
Die Propheten damals haben das Volk in falscher Sicherheit gewogen, die Seele gestreichelt und gesagt: Friede, aber es war kein Friede. Das Volk hätte Umkehr gebraucht, diese Propheten hätten Umkehr gebraucht. Sie haben diese positive Botschaft unter das Volk gebracht, aber es hat niemandem genutzt. Gott sagt, das sind nicht meine Propheten, es sind falsche Propheten.
Die Nachfolger dieser falschen Propheten heute handeln oft ganz ähnlich. Wenn jemand nur über Gottes Liebe spricht, aber nie über Gottes Heiligkeit oder seine Gerechtigkeit, wenn er nie über Gottes Zorn über Sünder spricht, dann sollten bei uns Alarmglocken schrillen. Wenn nicht deutlich wird, dass wir mit der Sünde, die wir haben, nicht aus eigener Kraft in die Beziehung zu Gott kommen können, wenn das in der Verkündigung oder in den Botschaften, die die Propheten weitergeben, nicht vorkommt, dann haben wir ein echtes Problem.
Wenn Menschen über das Kreuz sprechen oder gar nicht über das Kreuz sprechen, oder wenn sie das Kreuz eher in Frage stellen, zum Beispiel: Hat Gott es wirklich gebraucht? Braucht er das, um uns gnädig zu sein, dass Jesus am Kreuz stirbt? – dann ist das gefährlich. Diese Fragen werden heute teilweise an theologischen Ausbildungsstätten, sogar bei Freikirchen, diskutiert: Lass uns das doch noch einmal ganz neu denken, was am Kreuz eigentlich passiert ist.
Es wird Verwirrung gestiftet, und daraus gehen teilweise Prediger hervor, die kein klares Evangelium mehr verkündigen. Das ist alarmierend.
Auch wenn über Buße gesprochen wird als etwas, das gar nicht so zentral sei, sondern Gott sei uns einfach gnädig und wie wir dann unser Leben leben, das sei nicht so entscheidend – das ist gefährlich.
Nicht immer muss es ein Wolf im Schafspelz sein, wenn jemand eine solche Einseitigkeit in seiner Lehre hat. Wir müssen auch aufpassen, denn manchmal kommt es aus einer gewissen Menschenscheu. Gerade in unserer Zeit haben viele verlernt oder gar nicht gelernt, über Sünde überhaupt noch zu sprechen. Es kann sein, dass jemand sagt: Ich will den Leuten nicht zu nahe treten. Das ist dann kein guter Lehrer, aber noch nicht unbedingt ein Wolf im Schafspelz.
Wir müssen also genauer hinschauen. Mindestens aber sollten wir nachfragen, wenn wir merken, dass jemand nicht klar ist und wirklich wesentliche Lehren der Bibel auslässt oder nie thematisiert. Dann sollten wir sagen: Mir ist aufgefallen, dass du nie über Sünde redest, warum kommt die Hölle bei dir nicht vor? Warum kommt Gottes Gericht in dem, was du sagst, nie vor? Du hast immer positive Botschaften – warum ist das so?
Dann werden wir merken, dass jemand vielleicht sagt: Oh ja, stimmt, da habe ich eine Einseitigkeit, da sollte ich vielleicht mehr darauf achten. Aber wir werden auch immer wieder auf Menschen treffen, die das verteidigen und sagen: Ja, das mache ich mit Absicht, aus Überzeugung, weil ich glaube, das sollten wir den Menschen nicht sagen.
Ich habe beide Arten von Menschen schon getroffen. Manche erkennen ihre Einseitigkeit, andere verteidigen sie. Und das ist das Schwierige: Die Wölfe kommen im Schafspelz. Sie lassen Dinge weg, und du denkst vielleicht erst mal, na ja, die glauben das auch wie ich, sie reden halt nicht darüber, aber sie glauben es auch. Trotzdem: Prüfe das und geh dem nach.
Ein zweiter Punkt, bei dem wir sehr hellhörig werden müssen, ist, wenn jemand Lehren verbreitet, die in der 2000-jährigen Kirchengeschichte so nie vertreten wurden. Das betrifft heute besonders ethische Themen. Dort werden heute Dinge vertreten, bei denen die Bibel klar ist, die aber neu interpretiert oder ganz anders dargestellt werden.
Das ist immer ein Signal: Obacht! Warum vertretet ihr das so? Das ist gefährlich.
Lass dich nicht von den richtigen Dingen blenden, die jemand sagt. Du musst erwarten, dass jemand, der als Wolf im Schafspelz kommt, auch gute Dinge sagt. Über Gott, über Jesus, über die Gemeinde – da ist viel Gutes dabei, oft rhetorisch stark und gewinnend vorgetragen.
Aber oft ist entscheidend, was noch in das Wahre hineingemischt wird und das Ganze verfälscht.
Schau genau hin! Das Prüfkriterium ist und bleibt die Schrift, die Bibel.
Übrigens gilt das auch für jeden, der hier in der Gemeinde lehrt. Ich bin dankbar, dass wir vorhin schon dafür gebetet haben, Ursula, dass du das gemacht hast. Auch wir Ältesten und Pastoren möchten das. Wir erwarten sogar, dass ihr uns an der Schrift prüft. Dass ihr nicht einfach sagt: Na ja, das kommt von vorne, das ist sozusagen unser Papst, der hier das Wort verkündet, und wir nehmen das einfach so hin.
Nein! Prüft, ob das, was wir sagen, so in der Bibel steht. Haben wir Einseitigkeiten? Fehlen bei uns Dinge? Gebt uns Feedback und fragt auch uns nach.
Sagen wir euch die schönen und angenehmen Dinge? Die Bibel ist voll von Verheißungen und Zuspruch, und diese geben wir gern weiter. Es ist gut, das zu hören: dass Gott uns liebt, uns annimmt, uns mit sich versöhnt.
Aber sagen wir euch auch die schwierigen und herausfordernden Dinge? Die wir hören müssen, weil sie gut und wichtig für uns sind?
Das ist wie eine Diagnose beim Arzt, der dir sagt: Du hast eine richtig schlimme Krankheit, aber du musst es hören, damit man Schritte gehen kann, um sie zu behandeln.
So sind diese schwierigen und herausfordernden Dinge vor uns. Gott gibt sie uns nicht, um uns zu ärgern oder um uns ein schlechtes Gefühl zu geben, sondern damit wir begreifen, dass wir an manchen Stellen umkehren müssen, Dinge anders verstehen, ihn anders kennenlernen und unser Leben ändern müssen.
Am Ende wird uns das zum Segen und zum Heil sein.
Die Früchte des Charakters
Also, das eine ist die Lehre, es gibt aber noch eine zweite Frucht. Jesus sagt: An den Früchten sollt ihr sie erkennen. Das zweite ist der Charakter. Die Lehre und das Leben müssen zusammenpassen.
Die Frage ist auch: Sieht man bei diesen Propheten, bei Menschen, die im Auftrag Gottes oder vielleicht auch nur vermeintlich im Auftrag Gottes sprechen, etwas von der Lehre in ihrem Leben? Dass sie Gott ähnlich sind, dass sie Jesus ähnlich sind und ihm ähnlicher werden?
Damit meine ich nicht, dass sie einfach höflich und nett sind, denn das findet man in der Welt auch. Auch falsche Propheten können sehr höflich und nett sein. Es geht darum, sieht man, dass jemand erkennbar unter der Herrschaft Christi sein Leben führt und gestaltet? Das ist der Maßstab. Lebt er unter der Herrschaft Christi, kann man die Frucht davon in seinem Leben erkennen.
Wir wissen, dass unsere Rettung nicht durch den Gehorsam kommt, nicht durch das, was wir tun, sondern allein in Christus zu finden ist. Aber wer wirklich gerettet ist, der führt ein verändertes Leben. Es zeigt sich in einem neuen Leben. Wir bekommen ein neues Herz, der Geist Gottes kommt in uns, und wir wachsen in der Heiligung. Auch dafür haben wir gebetet.
Die Frage ist also: Sehe ich in diesem Propheten etwas von der Frucht des Geistes? Paulus beschreibt in Galater 5, dass die Frucht des Geistes Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit ist. Sieht man etwas davon bei denen, die das Wort weitergeben?
Es kann jemand theologisch ganz richtige Dinge vertreten, aber wenn keine Frucht des Geistes erkennbar ist, dann ist auch Vorsicht angesagt. Für manche ist Gottes Wort nur ein Sprungbrett. Sie sagen zwar richtige Dinge, aber es ist nur ein Sprungbrett, um sich selbst darzustellen und selbst Helden zu sein. Das ist gefährlich.
Manche gefallen sich darin, in der Gemeinde Macht und Autorität zu haben. Sie lernen vielleicht ganz klar auch Gottes Wort, aber ihnen gefällt es, über andere Macht zu haben. Das ist gefährlich. Manche haben sogar ein Geschäftsmodell daraus gemacht, das Evangelium zu verkünden. Sie verdienen damit gutes Geld. Das ist gefährlich.
Die Bibel warnt uns davor. Und auch solche Menschen, wenn ihr Charakter davon bestimmt ist – wir reden jetzt nicht davon, dass jemand auch charakterliche Defizite haben kann. Das haben wir als Prediger auch, und wir müssen wachsen. Aber wenn du keine Frucht erkennst, sondern im Gegenteil ganz schlechte Charaktereigenschaften, die für alle erkennbar sind, diese schlechte Frucht, dann führen auch solche Menschen mit richtigem Wort Menschen in die Irre. Denn sie streichen mit ihrem Leben tatsächlich die Botschaft durch.
Und wie oft gibt es das, dass Menschen sich abgewandt haben vom Evangelium und von der Gemeinde, weil es ihnen jemand gepredigt hat, der keine Frucht des Geistes in seinem Leben gezeigt hat? Sie haben gesagt: Wenn das rauskommt, wenn jemand das Evangelium glaubt, dann will ich nichts mit Gott zu tun haben. Und sie sind gegangen.
Deshalb ist es auch sehr gefährlich. Leben und Lehre müssen zusammenkommen. Das ist eigentlich eine Frucht, an der man erkennt, ob jemand wirklich im Auftrag Gottes unterwegs ist.
Vorsicht vor vorschnellen Urteilen und die Konsequenzen falscher Propheten
Zum Schluss möchten wir noch eine Warnung aussprechen: Wir sollten wirklich nicht an jeder Ecke einen falschen Propheten vermuten. Gerade in bibeltreuen Kreisen neigt man manchmal dazu, zu schnell zu sagen: Das ist ein falscher Prophet.
Es ist wichtig, genau hinzuschauen. Deshalb habe ich vorhin gesagt: Lasst uns zunächst Fragen stellen und nicht zu schnell dieses Label vergeben. Vielleicht sollten wir auch noch einmal jemand anderen fragen, zum Beispiel einen Pastor oder eine Person, der wir vertrauen.
Es kann auch sein, dass jemand Dinge etwas anders ausdrückt oder andere Worte benutzt, aber dennoch den Glauben lebt und bekennt, den wir teilen. Deshalb ist es wichtig, hier achtsam zu sein.
Klar ist aber auch: Es gibt falsche Propheten. Sonst würde Jesus nicht davor warnen. Wenn sie nicht umkehren, führt ihr Weg sie persönlich völlig in die Irre. Vers 19 macht das ganz deutlich: Ein schlechter Baum wird abgehauen und im Feuer verbrannt. Dieses Bild steht für Gottes Gericht über die falschen Propheten.
Auf ihrem Weg reißen sie viele andere mit sich. Manche führen sie völlig in die Irre, andere erleiden durch sie Schaden – Einzelne, aber auch ganze Gemeinden. Das ist gefährlich.
Deshalb ist es wichtig, wirklich achtsam zu sein, ihnen aus dem Weg zu gehen und uns vor ihnen zu schützen.
Das Bild der Sirenen als Warnung und Schutz durch Gottes Wort
In der griechischen Sagenwelt gab es die Sirenen. Vielleicht habt ihr schon einmal von ihnen gehört. Die Sirenen bewohnten eine Insel. Wenn Seefahrer mit ihren Schiffen vorbeikamen, hörten sie den schönen Gesang der Sirenen und wollten unbedingt die Sirenen sehen.
Sie steuerten ihr Schiff in Richtung dieser Insel. Doch niemand hat die Sirenen jemals zu Gesicht bekommen. Stattdessen sind alle Schiffe gegen die Felsen gefahren und gesunken. Die Seeleute erlitten schweren Schiffbruch.
Es wird erzählt, dass auch der Dichter und Sänger Orpheus an der Insel der Sirenen vorbeifuhr – zusammen mit einer Schiffsbesatzung. Die Besatzung wollte, wie alle anderen, zur Insel segeln. Doch Orpheus holte seine Laute heraus und begann, selbst ein Lied anzustimmen. Er spielte viele Lieder für sie.
Diese Lieder waren für die Seeleute so schön, dass sie sagten: „Wer interessiert sich schon für Sirenen? Wir wollen Orpheus zuhören.“ Sie blieben bei ihm, und niemand kam zu Schaden.
Für mich ist das ein starkes Bild dafür, was wir brauchen, damit falsche Propheten bei uns keine Chance haben. Wenn wir wirklich auf Gottes Wort hören und ihn zu uns sprechen lassen, wenn wir die Schönheit des Evangeliums immer mehr erkennen und die wahre Lehre kennen, dann haben falsche Propheten keine Macht über uns.
Vielleicht versuchen sie, Verwirrung zu stiften, aber wir werden schnell merken: Nein, wir kennen ein besseres Lied, ein schöneres Lied. Wir kennen Gott.
Schlussgebet
Ich möchte dafür beten, dass wir wirklich in dieser Weise, dadurch dass wir die Wahrheit kennen, falsche Propheten entkommen können und sie uns nichts anhaben können.
Lasst uns beten: Vater im Himmel, wir danken dir für dein Wort und auch für die Warnungen, die darin enthalten sind, weil wir sie brauchen.
Danke, dass du uns durch Jesus das Wesen der falschen Propheten zeigst. Du zeigst uns, dass sie getarnt und gefährlich sind, aber auch, dass wir sie mit deiner Hilfe an ihren Früchten erkennen können.
Ich möchte um deinen Schutz für jeden einzelnen von uns beten und auch für uns als ganze Gemeinde. Bewahre uns vor dem Einfluss falscher Propheten. Halte uns wirklich in deinem Wort und schenke uns eine große Freude an deinen Wahrheiten.
Lass uns diese Wahrheiten immer tiefer in uns aufnehmen, damit wir jede Lüge erkennen können.
Danke, Jesus, dass du die Wahrheit bist. Auf deinem Weg wollen wir bleiben und bei dir wollen wir bleiben. Amen.
Singen.