Wir kommen heute zu Matthäus 4, und zwar lesen wir zu Beginn die Verse 1 bis 22.
Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich.
Der Versucher trat zu ihm und sprach: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine zu Brot werden.“
Er aber antwortete und sprach: „Es steht geschrieben: Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.“
Dann nahm der Teufel ihn mit in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab! Denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt.“
Jesus sprach zu ihm: „Wiederum steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“
Wiederum nahm der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Da sprach Jesus zu ihm: „Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.“
Dann verließ ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herzu und dienten ihm.
Als Jesus aber hörte, dass Johannes überliefert worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali.
Damit erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaja geredet ist. Er spricht: „Land Sebulon und Land Naphtali, gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläer der Nationen. Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sitzen, ist ein Licht aufgegangen.“
Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“
Als er aber am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder. Sie warfen ein Netz in den See, denn sie waren Fischer.
Er spricht zu ihnen: „Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“
Sie aber verließen sogleich die Netze und folgten ihm nach.
Als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder. Sie waren im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus und besserten ihre Netze aus.
Er rief sie, und sie verließen sogleich das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.
Aufbau und Einleitung des Evangeliums
Das ist nämlich genau der Schluss des ersten Teils im Matthäusevangelium. Im Verlauf der Betrachtung des Evangeliums werden wir sehen, wie das gesamte Werk dieses Evangeliums aufgebaut ist.
Der erste Teil reicht von Anfang bis Kapitel 4, Vers 22. Was danach folgt, ist der einführende Abschnitt zum zweiten Teil des Matthäusevangeliums. In diesem zweiten Teil wird der Dienst und die Lehre des Herrn in Galiläa beschrieben. Deshalb gibt es einen besonderen, gut begründeten Grund, warum wir jetzt bis Vers 22 gelesen haben.
Beim letzten Mal haben wir gesehen, wie der Herr Jesus sich von Johannes im Jordan taufen ließ. Dabei identifizierte er sich mit dem Überrest Israels, der bereit war, seine Sünden zu bekennen, umzukehren und sich für den Messias vorzubereiten. Er schloss sich also denen an, die sich taufen ließen.
Jesus selbst hatte keine Taufe nötig, und das sagte Johannes ihm auch mit voller Überzeugung. Trotzdem ließ sich der Herr Jesus taufen, weil er sich durch diese Taufe auf die Seite aller stellte, die sich taufen ließen, und sich mit ihnen eins machte.
Man hätte vielleicht denken können, dass dieser Mann aus Galiläa auch ein Sünder sei, wie all die anderen, die bei der Taufe ihre Sünden bekannten. Deshalb kam die Stimme aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Damit bestand kein Zweifel darüber, wer dieser Mann aus Galiläa ist. Er ist der Sohn Gottes und vollkommen. Dennoch macht er sich mit dem Überrest eins.
Die Identifikation des Messias mit dem Überrest Israels
Ich habe beim letzten Mal noch erwähnt, dass dies ein wichtiger Punkt in der Prophetie ist. Besonders in den Psalmen hört man sehr oft die prophetische Stimme des Überrestes aus Israel. Dieser Überrest ist derjenige, der nach der Entdrückung der Gemeinde zum Glauben kommen wird.
Dieser Überrest wird jedoch immer mit dem Messias verbunden gesehen. Das zeigt sich darin, dass man in einem Psalm sowohl die Stimme des Überrestes als auch zwischendurch die Stimme des Messias hört, ohne dass es dabei zu einem Bruch kommt.
Das liegt daran, dass sich der Messias mit dem Überrest identifiziert und mit ihm eins wird. Beim letzten Mal habe ich gesagt, ich würde noch Beispiele bringen. Schauen wir uns deshalb ganz kurz Psalm 129 aus den Stufenliedern an.
Darf ich bitten, dass jemand die Verse 1 bis 5 liest? Hier ein beispielhafter Text eines Wallfahrtsliedes:
"Oft haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an", so soll Israel sagen, "oft haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, dennoch haben sie mich nicht überwältigt. Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben lang gezogen ihre Pförchen. Der Herr ist gerecht, er hat durchschnitten den Strick der Gottlosen. Mögen beschämt werden und zurückweichen alle, die Zion hassen."
Ja, vielleicht noch den nächsten Vers dazu:
"Mögen sie sein wie das Gras auf den Dächern, das vor der Ernte verdorrt."
Die Geschichte Israels als Überrest und die Verbindung zum Messias
Genau, hier spricht Israel und zwar über die Tatsache, dass Israel von seiner Jugend an ständig gehasst und verfolgt wurde. Wenn es in Vers 2 heißt: „Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an“, dann ist damit gemeint, dass die Verfolgung Israels bereits sehr früh begann.
Der erste Versuch der Judenvernichtung fand im siebzehnten Jahrhundert vor Christus statt, nach strenger biblischer Chronologie, nämlich als Israel in Ägypten war. Das Ziel war, alle Jungen zu vernichten. Man könnte sagen, das war die erste Shoah in der Geschichte Israels. Und diese Verfolgungen setzten sich durch die gesamte Geschichte fort.
Ich möchte nur hervorheben: Der Plan von Haman in der Zeit von Esther und König Ahasveros von Persien war ein Plan zur Totalvernichtung der jüdischen Bevölkerung. Im Persischen Reich, das sich damals von Ägypten bis nach Indien erstreckte, sollten alle Juden umgebracht werden. Auch das war ein Versuch einer zweiten Shoah, der jedoch nicht gelang.
So zieht sich dieses Muster durch die ganze Geschichte hindurch, bis in die moderne Zeit. Immer wieder wurde versucht, Israel zu vernichten. Was die Nazis mit all ihren europäischen Kollaborateuren getan haben, war nicht der letzte Versuch. Wenn man bedenkt, dass 1945 die Konzentrationslager in Europa befreit wurden, und dann, als Israel den Staat gründen wollte – am 14. Mai 1948, also morgen vor 70 Jahren – erklärten die arabischen Nachbarstaaten Israels, sie würden die Juden vernichten. Das war eine ganz klare Ankündigung einer weiteren Shoah. Unglaublich!
Und das geht bis heute so weiter, wo der Iran offen von einer Vernichtung Israels spricht.
Hier spricht Israel: „Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, dennoch haben sie mich nicht übermocht“ (Vers 2).
Dann heißt es in Vers 3: „Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben langgezogen ihre Furchen.“ Hier hört man die Stimme des Messias. Denn in Johannes 19 wird knapp beschrieben, was Pilatus anordnete: „Ich war dort“, heißt es, „dann nahm nun Pilatus Jesus und geißelte ihn, und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt.“
Was bedeutet das kurz ausgedrückt? Pilatus ließ Jesus geißeln. Die römischen Geißeln bestanden aus Lederriemen, die an einem Griff befestigt waren. An deren Enden konnten Widerhaken oder metallene spitze Gegenstände befestigt sein. Durch diese Geißelung wurde der Rücken aufgerissen und in eine blutige Masse verwandelt. Viele Menschen starben allein durch die Geißelung, sie mussten nicht einmal mehr gekreuzigt werden.
Wer schon einmal ein authentisches Bild von einem gegeißelten schwarzen Sklaven aus der Sklavenzeit in Amerika gesehen hat, erkennt, dass das genau so aussieht wie ein Acker mit langgezogenen Furchen. Und genau das drückt der Messias hier aus: „Pflüger haben auf meinem Rücken gepflügt, haben langgezogen ihre Furchen.“
Nun, wie kann das sein? Hier spricht Israel, insbesondere der Überrest Israels (Vers 2), und dann spricht der Messias. Weil der Messias sich so mit dem Überrest Israels verbunden hat, geht das, ohne dass der Redner bricht oder der Zusammenhang verloren geht. Er ist mit ihnen vereinigt.
Und genauso, wie man Israel von Jugend an, von Anfang der Geschichte an, umzubringen versuchte, war das auch beim Messias der Fall. Er wurde in Bethlehem geboren, und gleich war es das erklärte Ziel von König Herodes, ihn umzubringen. So ging es bis schließlich zur Kreuzigung, bei der er tatsächlich getötet wurde.
Darum gibt es einen besonderen Grund, warum der Herr an genau dieser Stelle, in Vers 3, die Geißelung als Pflügen beschreibt.
Weitere Beispiele für die Verbindung von Messias und Überrest
Ein anderes Beispiel, das man beliebig vermehren könnte, stammt aus Psalm 41. Darf ich darum bitten, zum Beispiel Vers 4 zu lesen? Je nach Zählung ist das wahrscheinlich Vers 5:
„Ich sprach: Herr, sei mir gnädig! Heile meine Seele, denn ich habe gegen dich gesündigt. Meine Feinde wünschen mir Unglück; wann wird er sterben, dass sein Name untergeht? Und wenn einer kommt, um mich zu besuchen, so redet er Lügen; sein Herz sammelt sich Bosheit, er geht hinaus und spricht davon. Alle, die mich hassen, flüstern miteinander über mich; sie haben mir Böses zugedacht. Ein Belials Spruch haftet ihm an: Wenn er da liegt, steht er nicht wieder auf. Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Ferse gegen mich erhoben. Du aber, Herr, sei mir gnädig und richte mich auf, so will ich es ihnen vergelten.“
Es ist erstaunlich, dass in Vers 5 beziehungsweise 4, je nach Verszählung, gesagt wird: „Ich sprach: Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele, denn ich habe gegen dich gesündigt.“ Hier ist ganz klar, dass nicht der Messias spricht.
Aber in Vers 10 heißt es: „Selbst der Mann meines Friedens, auf den ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Ferse gegen mich erhoben.“ Dieser Vers wird im Johannes-Evangelium, Kapitel 13, vom Heiligen Geist selbst, also vom Autor der Bibel, direkt auf den Herrn Jesus bezogen.
Jemand könnte uns aus Johannes 13, ab Vers 16 bis 20, vorlesen:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch ein Gesandter größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, seid ihr glückselig, wenn ihr es tut. Ich rede nicht von euch allen, ich weiß, welche ich auserwählt habe; aber damit die Schrift erfüllt würde: Der mit mir das Brot isst, hat seine Ferse gegen mich erhoben. Von jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, glaubt, dass ich es bin. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer aufnimmt, wen irgend ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“
Es geht hier um den letzten Abend vor der Kreuzigung, als die Schatten von Golgatha bereits auf den Herrn Jesus gefallen waren. Jesus erläuterte, dass diese Schriftstelle – Psalm 41, Vers 10 – sich auf ihn bezieht.
In den weiteren Versen wird berichtet, dass der Herr mit den zwölf Aposteln versammelt war. Es kam zur Vorspeise des Passahmahls, und der geehrteste Gast bekam jeweils vom Gastgeber ein Stück Matze, das mit der Vorspeisekost eingetaucht wurde. Das war vor dem Hauptgang mit dem Passalam.
Diesen Bissen gab der Herr Jesus dem Judas (Vers 26): Jesus antwortete: „Jener ist es, welchem ich den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde.“ Und als er den Bissen eingetaucht hatte, gab er ihn Judas, Simons Sohn, dem Iskariot. Nach dem Bissen fuhr dann der Satan in ihn. Der Herr sagte ihm: „Was du tust, tue schnell.“ Judas ging hinaus, und es kam zum Verrat, der zur Kreuzigung führte.
Judas hatte dieses ehrenvolle Brot des Gastgebers bekommen. Das war nochmals eine Chance, ihn innerlich zum Zerbruch zu führen. Doch er öffnete sich so dem Bösen, dass er von Satan besessen wurde und hinausging.
Damit erfüllte sich das Wort aus Psalm 41: „Selbst der Mann meines Friedens“, das heißt mein Freund, nicht irgendein Nachbar, sondern ein Freund, auf den ich vertraute. Der Herr Jesus hatte Judas, der die Kasse der Reisegesellschaft der Jünger verwaltete, ganz besonders vertraut und ihm das Geld anvertraut. Und dann heißt es: „Der mein Brot aß“, und das war das Matzenstück als Vorspeise. „Hat die Ferse gegen mich erhoben“ – also mit den Fersen gegen ihn geschlagen. Das ist das Hinterhältige daran: Jemand dreht sich weg, und man denkt, was macht der? Plötzlich kommt ein Schlag mit dem Fuß von hinten – das ist die Ferse gegen jemanden erheben. Genau das hat Judas getan.
Das Neue Testament macht also ganz klar, dass Psalm 41, Vers 10, sich auf den Messias bezieht. Aber wie ist das möglich? In den Versen davor heißt es doch klar: „Herr, sei mir gnädig, heile meine Seele, denn ich habe gegen dich gesündigt.“ Das ist der gläubige Überrest, der seine Sünden bekennt. Der Herr Jesus macht sich mit ihnen eins, genauso wie er es am Jordan gezeigt hatte. Er ließ sich taufen und verband sich mit denen, die ihre Sünden bekennen.
Wenn man das verstanden hat, versteht man das Buch der Psalmen viel besser. So kann man all diese Stellen verstehen, in denen plötzlich der Sprecher wechselt – nicht mehr der Überrest, sondern der Messias spricht.
In der Drangsalzeit gibt es ja auch den Überrest. Welcher Überrest ist gemeint? Der zu allen Zeiten oder der Überrest in der Drangsalzeit, in der Zukunft? Römer 11 macht dieses Prinzip klar: Gott hat zu allen Zeiten in Israel einen Überrest.
Sogar in der schwierigen Zeit des Propheten Elija, der sagte, er sei allein übrig geblieben und habe sehr für den Herrn geeifert, antwortete Gott, dass er sich siebentausend in Israel übriggelassen habe, die dem Baal nicht ihr Knie beugen.
Der Apostel Paulus erklärt in Römer 11, dass es auch heute einen Überrest nach der Wahl der Gnade gibt, obwohl die Mehrheit Israels den Messias Jesus abgelehnt hat.
In Römer 9 bis 11 wird zudem gezeigt, dass in der Zukunft ganz Israel gerettet werden wird. Wie ist das möglich? In Römer 9 heißt es, wenn die Zahl der Kinder Israels wie der Sand am Meer wäre, wird nur ein Überrest gerettet werden.
Römer 9 spricht von einem Überrest, Römer 11 von der zukünftigen Rettung „Ganz Israels“. Das erklärt sich so: In Sacharja 13, Vers 8 heißt es, dass Israel in der Zukunft durch eine so schwere Zeit gehen wird, dass zwei Drittel der Bevölkerung im Land umkommen werden.
Der verbleibende Drittel wird sich bekehren und den Messias erkennen. Sacharja 12, Vers 10 sagt: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Dieser Überrest wird übrig bleiben und gerettet werden.
Weil nur ein Drittel übrig bleibt, ist dieser Drittel nachher das Ganze. Das ist die mathematische Logik. Alles ist mathematisch stimmig, man muss nur wissen, wie man rechnet.
Es ist der Überrest, und es ist dann ganz Israel.
Gottes Sicht auf Israel als Einheit durch die Generationen
Und nun ist es eben wichtig: Der Herr macht sich grundsätzlich mit dem Überrest eins, schon damals mit denen, die in Israel bereit waren, Buße zu tun und sich darauf vorzubereiten, den Messias aufzunehmen. Gott sieht das Volk Israel zu allen Zeiten als eine Einheit.
Das ist ein wichtiger Punkt. Wenn man das einmal verstanden hat, versteht man die Bibel viel besser. Ich kann das ganz kurz anhand von 5. Mose 28 zeigen.
Mose hält an die ganze Nation Israel in den Gefilden Moabs, bevor sie über den Jordan gehen, um Jericho zu erobern, eine Abschiedsrede. In dieser feierlichen Rede an das ganze Volk, an die Generation, die die Wüstenwanderung überlebt hatte und als erste ins verheißene Land einziehen durfte, sagt er zum Beispiel in 5. Mose 28,36, was über sie kommen wird, wenn sie ungehorsam dem Wort Gottes gegenüber sind.
Der Vers lautet: „Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation wegführen, die du nicht gekannt hast, du und deine Väter.“ Das reicht, danke.
Nun kannst du uns noch etwas Weiteres lesen, aber ich möchte zuerst erklären, wie sich das in der babylonischen Gefangenschaft erfüllt hat. Damals wurde das jüdische Volk weggeführt zu einer anderen Nation, nämlich nach Babylon. Das war in der Zeit, als Israel noch Könige hatte, denn genau damals, bei der babylonischen Gefangenschaft, ging ihr Königtum unter.
Darum steht hier: „Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation wegführen.“ Das hat sich damals in der babylonischen Gefangenschaft erfüllt.
Wann war diese Zeit der Wegführung? Etwa tausend Jahre nach dem Auszug aus Ägypten. Aber er spricht zu der Generation, die er damals anspricht: „Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer anderen Nation wegführen.“ Diese Generation ist längst verstorben. Ja, natürlich. Aber es ist immer noch dieselbe Nation Israel.
Gott sieht Israel als eine Einheit durch alle Generationen hindurch.
Lass uns bitte im selben Kapitel noch 5. Mose 28,64-65 lesen:
„Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Väter, Göttern aus Holz und Stein. Unter jenen Nationen wirst du nicht ruhig wohnen, und deine Fußsohle wird keinen Rastplatz finden.
Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und eine verzagende Seele. Dein Leben wird in Gefahr schweben, du wirst dich Nacht und Tag fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘ und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘ wegen des Zitterns deines Herzens, mit dem du zitterst, und wegen des Anblicks dessen, was deine Augen erblicken müssen.“
Man könnte meinen, der Schreiber sei in Auschwitz gewesen, so beschreibt er das. Unglaublich, nicht wahr?
Aber Vers 54a sagt: „Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Das ist definitiv nicht die babylonische Gefangenschaft. Diese Zerstreuung hat sich erst ab 70 nach Christus erfüllt, nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels.
Das jüdische Volk wurde in einem Prozess aus dem eigenen Land herausgerissen und im Lauf von Jahrhunderten wirklich von einem Ende der Erde bis zum anderen zerstreut – von Südamerika bis nach China, Japan, von Neuseeland und Australien bis in die USA, Kanada, Alaska und von Schweden bis nach Südafrika.
Man muss sich klar vorstellen, dass Mose zu der Generation spricht, die damals unter Josua ins Land einziehen sollte, und sagt: „Der Herr wird dich wegführen.“ Dann beschreibt er, was unter den Nationen geschehen wird.
Wir merken, das ist genau Auschwitz. Aber weil Gott die Nation Israel als eine Einheit sieht, spricht er quasi für alle Generationen.
Wenn man das einmal verstanden hat, versteht man vieles besser.
Da kommen Atheisten und sagen: „Ja, Matthäus 24, die Endzeitrede Jesu. Jesus meinte, dass seine Jünger damals noch all diese Endzeiterlebnisse miterleben würden.“ Schließlich sagt Matthäus 24: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung seht an heiligem Ort, dann sollen die, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen. Dann wird große Drangsal sein, und nach der Drangsal wird der Sohn des Menschen kommen auf den Wolken des Himmels in Macht und Herrlichkeit.“
Das ist ja alles nicht so gekommen, die Jünger sind ja gestorben. Ja, natürlich.
Aber der Herr Jesus spricht zu dem gläubigen Überrest Israels damals. Das waren die Apostel, die zu diesem Überrest gehörten, die umgekehrt sind und anerkannt haben, dass Jesus der Messias ist.
Gott sieht diesen Überrest als eine Einheit, auch mit dem Überrest in der Zukunft.
Wenn er ihnen sagt: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung seht“, dann ist nicht die Generation gemeint, die der Herr direkt angesprochen hatte, sondern die, die zum Überrest Israels in der Zukunft gehören.
Diese werden die Drangsal erleben und den Herrn Jesus als Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels kommen sehen.
So spricht die Schrift. Man muss die Bibel so lesen, wie sie geschrieben ist, nicht so, wie man gerne hätte, dass sie geschrieben worden wäre. Sonst stößt man dauernd an.
Wenn man solche Prinzipien erfasst – wie Gott Israel als Nation, als Einheit durch die Generationen hindurch sieht – und dass er zu jeder Zeit einen Überrest hat, den er ebenfalls als Einheit über die Generationen hinweg sieht, dann versteht man vieles besser.
Diskussion um die Auslegung der Prophetie über Israel und die Gemeinde
Christoph, du wolltest noch etwas fragen. Woher kommt die Idee, dass es für Israel nicht nur eine besondere Berufung gibt, sondern dass eigentlich alle in Israel „eingefroren“ sind? Ich sehe da immer zwei Strömungen.
Es gibt Theologen und Bibellehrer, die das eine vertreten, und andere, die das andere vertreten. Natürlich findet man klare Aussagen, in denen Israel benannt wird. Aber viele lesen hinein, dass damit auch die Gemeinde gemeint ist. Woher kommt diese Unsicherheit? Warum sagen manche, wenn in der Prophetie von Israel die Rede ist, das sei gar nicht Israel, sondern die Gemeinde, die anstelle von Israel gesetzt wurde?
Die Frage ist also: Warum gibt es diese Unterschiede? Es geht hier um die sogenannte Ersatztheologie. Diese besagt, dass Israel alle Vorrechte als Gottes Volk verwirkt habe, durch die Verwerfung des Messias damals. Jetzt sei die Gemeinde an die Stelle von Israel gesetzt.
Das hängt damit zusammen, dass im vierten Jahrhundert historisch eine totale Wende kam. Bis zu Konstantin wurden die Christen im Römischen Reich verfolgt und unterdrückt. Sie wussten, dass Jesus einmal als König der Welt kommen wird und die Herrschaft dieser bösen Welt übernehmen wird.
Dann, im vierten Jahrhundert, kam Konstantin an die Macht. Er erklärte das Christentum zur erlaubten Religion. Bald darauf wurde das Christentum im selben Jahrhundert Staatsreligion. Plötzlich war es ein Vorteil, Christ zu sein. Christen konnten hohe Ämter im Römischen Reich bekommen und wurden den Heiden vorgezogen.
Man sagte sich: Was ist das? Jetzt kommt die Kirche zur Macht. Eigentlich hatte man immer gedacht, dass nach der Bibel das tausendjährige Friedensreich erst dann kommt, wenn Jesus Christus als König vom Himmel zurückkehrt. In Offenbarung 20 wird das tausendjährige Reich beschrieben. Aber jetzt dachte man: Vielleicht darf man das gar nicht so wörtlich nehmen.
Die Herrschaft sei eigentlich schon angebrochen. Christus regiere zwar nicht auf Erden, aber man müsse das nicht so wörtlich nehmen. Offenbar regiere er jetzt vom Himmel aus über die Kirche und damit über die Welt. Also habe das tausendjährige Reich schon jetzt begonnen. Und dafür brauche es kein Israel mehr, denn die Gemeinde übe jetzt diese Herrschaft aus.
Das hat die Theologie verändert. Aber man muss klar sagen: Eine Theologie, die sich an momentanen Ereignissen orientiert, ist eine schlechte Theologie. Man sollte die Bibel so auslegen, dass man schaut, was tatsächlich darin steht. Dann erst sollte man die Realität im Licht dessen beurteilen. Nicht umgekehrt, die Bibel plötzlich nach momentanen Umständen interpretieren.
So entstand die Idee, dass die Kirche, insbesondere die Kirche von Rom, alles geerbt habe. Im sechzehnten Jahrhundert kam die Reformation – eine Rückkehr zur Schrift. Aber man muss wissen: Die Reformatoren waren noch nicht so reformiert, wie wir heute sind. Wir sind reformierter als die Reformatoren, denn sie haben als Pioniere viele neue Erkenntnisse aus der Bibel entdeckt und den Ballast der Jahrhunderte abgeworfen.
Aber in manchen Dingen blieben sie noch recht katholisch, besonders in der Auslegung der Prophetie. Darum lehrten sie weiter, dass die Kirche jetzt alles geerbt habe und Israel keine Bedeutung mehr habe.
Die Reformatoren lehrten jedoch auch: Ekklesia semper reformanda – die Kirche muss ständig reformiert werden. Das ist ein Prozess, der weitergeht. Es war nicht nur in der Zeit der Reformation so, sondern wir müssen immer reformierter werden. Das heißt, wir müssen in einem Prozess immer mehr zur Heiligen Schrift zurückkehren.
Das geschah dann auch kirchengeschichtlich, besonders im neunzehnten Jahrhundert. Das Interesse vieler Christen am prophetischen Wort wurde wieder wach. Man erkannte: Das stimmt alles gar nicht. Die Kirche hat in der Bibel nicht den Auftrag, zu herrschen und das Schwert zu ergreifen.
Epheser 6,10 sagt: Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen geistliche Mächte. Das war alles nicht richtig. Wir müssen wieder sehen, dass wir als Gemeinde einen Auftrag als Zeugnis in dieser Welt haben – und zwar nach Römer 11.
Dort macht der Apostel Paulus klar – und das beantworte ich jetzt noch mehr als Herzstück deiner Frage – wie das mit dem Ölbaum ist. Der Ölbaum stellt Israel als Zeugnis hier auf der Erde dar. Dann wird erklärt, dass Zweige ausgebrochen wurden und fremde Ölbaumzweige eingepfropft wurden.
Paulus erklärt, dass die Gläubigen aus den Nationen heute von Gott eingesetzt sind, um das Zeugnis, das Israel einmal als Israel hatte, weiterzuführen. Den Ölbaum darf man übrigens nicht mit dem Leib Christi verwechseln. Das sind verschiedene Dinge.
Man darf ihn auch nicht mit dem Gleichnis vom Weinstock in Johannes 15 verwechseln. Das ist nochmal etwas anderes. Im Weinstock geht es um das Zeugnis hier auf Erden. Israel war das Zeugnis, und in der jetzigen Zeit ist die Gemeinde das Zeugnis.
Gerade Römer 11 macht aber klar, dass das nicht immer so bleiben wird. Römer 11,25 sagt, dass Israel zum Teil Verstockung widerfahren ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist. Gott hat festgelegt, dass eine bestimmte Zahl von Heiden zum Glauben kommen wird – übrigens bis zur Entrückung. Diese gehören zur Gemeinde.
Dann heißt es, dass ganz Israel gerettet werden wird. Römer 11 macht also ganz klar: Natürlich hat Israel als Nation eine Zukunft. Das Zeugnis der Gemeinde ist für eine bestimmte Zeit, nämlich bis zur Entrückung, solange bis diese Vollzahl erreicht ist.
Das bedeutet nicht, dass nur eine begrenzte Zahl gerettet wird. Es bedeutet, dass eine begrenzte Zahl zur Gemeinde gehört. Und diese werden entrückt. Danach werden sich noch andere bekehren.
Diese Vollzahl hat nichts mit Calvinismus zu tun. Gott wollte nicht einfach nur eine begrenzte Zahl retten, sondern eine bestimmte Zahl, die zur Gemeinde gehört. Danach wird ganz Israel gerettet werden.
Dann geht die ganze Prophetie wieder auf, denn das prophetische Wort sagt nicht nur, dass Gott Israel unter alle Völker verstreut hat – wie wir gelesen haben –, sondern auch, dass er sein Volk wieder zurückführen wird. Hesekiel 36,24 und Amos 9,12-14 sagen, dass Gott sein Volk ins Land zurückführen wird.
Sie werden die verwüsteten Städte wieder aufbauen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken sowie Obstplantagen anlegen und deren Früchte essen. Gott wird sie nicht mehr aus dem Land herausreißen, aus dem er sie einst herausgerissen hat.
Das heißt, es wird eine endgültige Rückkehr Israels ins Land geben. Und genau das erleben wir heute.
Der Ölbaum und die Wurzel – was stellen sie symbolisch dar? Der Ölbaum kann man sagen, steht für Israel als Zeugnis. Die wilden Zweige, die eingesetzt wurden, stellen die Gläubigen aus den Nationen dar, die heute in dieses Zeugnis zusammen mit den gläubigen Juden eingepfropft sind.
Dann wird erklärt, dass Gott auch die ausgerissenen Zweige wieder einsetzen kann. Das deutet auf die Wiederherstellung Israels als Nation hin. Ganz unten beim Ölbaum stehen die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob.
Gut, das war jetzt ein langer Exkurs. Wir waren ja bei Matthäus 4, und das war noch ein Nachtrag zu Matthäus 3 am Schluss. Aber es ist keine Nebensache, sondern etwas, das ein Schlüssel sein kann, um viele Bibelabschnitte besser zu verstehen.
Beginn des öffentlichen Dienstes Jesu und die Versuchung in der Wüste
Nun, Matthäus 4 berichtet, dass Jesus in die Wüste geführt wird, um versucht zu werden. Sein öffentlicher Dienst beginnt jedoch erst später, nämlich in Vers 17. Dort heißt es: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“
Wichtig ist, dass diese Versuchungsgeschichte vor dem etwa dreijährigen öffentlichen Verkündigungsdienst des Herrn Jesus stattfindet.
Was ist der Grund dafür? Warum hat Gott diese Versuchung zugelassen?
Jesaja fast – also wirklich fast – fast 28. Das ist eine Prophetie auf den Messias, die übrigens auch von den alten Rabbinern in ihren Schriften auf den Messias bezogen wird.
In Jesaja 28,16 steht: „Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der aufs Festeste gegründet ist; wer glaubt, der flieht nicht.“
Der Messias wird hier als kostbarer Eckstein genannt. Carmine hat diese Stelle eben angeführt, weil er zusätzlich als ein bewährter Stein bezeichnet wird – oder wörtlich ein Stein der Bewährung.
Der Messias musste also durch Bewährung ausgewiesen werden, dass er fähig ist, das Werk als Messias durchzuführen, nämlich die Rettung verlorener Menschen. Denn nur ein vollkommener Stellvertreter konnte für unsere Sünden sterben.
Das ist auch der Grund, warum das Opfer von Isaak nichts genützt hätte (1. Mose 22). Gott hat im letzten Moment Abraham zurückgehalten; das war nur ein Test seines Gehorsams. Isaak brauchte nicht zu sterben. Ein Sünder kann nicht für Sünder sterben. Nur der vollkommene Erlöser kann das.
Und das musste erwiesen werden, dass der Herr Jesus wirklich die Aufgabe als Messias erfüllen konnte, nämlich das Lamm Gottes zu sein (nach Jesaja 53) und für unsere Sünden zu sterben.
Die Versuchungsgeschichte macht deutlich: Jesus wurde in allen möglichen Hinsichten getestet. Er ist vollkommen, er kann es, er ist dieser bewährte Stein.
Gut, er ist der zweite Mensch.
Sehr gute Antwort. Oder erläutere doch am Mikrofon noch ein bisschen weiter.
Ich spiele auch noch auf 1. Korinther 15 an. Das schlagen wir gerne auf, das Auferstehungskapitel.
Dort lese ich mal Vers 46 und 47: „Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistige. Der erste Mensch ist von der Erde, vom Staub, der zweite Mensch vom Himmel.“
Ich denke, das zeigt einfach: Nach Adam gab es keinen anderen Menschentyp. Alle, die von Adam abstammen, sind auch in der Sünde geboren. Er ist der zweite Mensch.
Genau. Könntest du noch dazu Vers 45 lesen? Das unterstreicht nochmals, was du gesagt hast.
So steht geschrieben: „Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele, der letzte Adam ein lebendig machender Geist.“
Ja, hast du noch etwas dazu?
Ja, nur den Gedanken: Der erste Mensch wurde in idealen Umständen gesetzt und hat sich bei der ersten Prüfung nicht bewährt. Der zweite Mensch, also der Herr Jesus, wurde in die Wüste geführt, er hungerte, wurde der Bewährung ausgesetzt und hat sich als tadellos erwiesen. Es ist einfach frappierend, diese Gegenüberstellung zu sehen. Wunderbar zu sehen.
Die Versuchungsgeschichte findet nicht im Paradies statt, sondern in der Wüste.
Hier wird der erste Adam genannt, weil er quasi das Haupt einer ganzen Menschheit ist, die durch ihn in die Stellung von Sündern versetzt worden ist. So wird das auch in Römer 5,12 und folgende ausgeführt.
Nun ist der Herr Jesus der, wie es hier heißt, der zweite Mensch vom Himmel, der auch das Haupt ist von einer, kann man sagen, Menschheit von Erlösten.
Das sind diese zwei Häupter: Das eine Haupt, der erste Adam, der von der Erde ist, vom Staub, das Haupt aller, die Sünder sind, und dann der zweite Adam vom Himmel. Er wird auch der letzte Adam genannt, der zweite Mensch. Er ist das Haupt all dieser unzähligen Erlösten.
Während der erste Adam im Paradies fiel, hat sich der Herr Jesus in der Wüste bewährt. Adam hätte von allen Bäumen essen können, da war kein Mangel. Bei dem Herrn Jesus war es anders: Da war nichts zu essen, er hungerte. Trotzdem ist er nicht gefallen, um uns zu zeigen, dass er dieser Stein der Bewährung ist.
Dieses feste Fundament wird in Jesaja 28 genannt, wo er Eckstein und festes der Gründung heißt, wörtlich im Hebräischen. Er ist der Fundamentstein.
Das ist eine Anspielung auf den Felsen, der heute im Felsendom ist. Auf diesem Felsen hatte Salomo ursprünglich das Allerheiligste gebaut. Dieser Fels fungierte als Eckstein und als Fundament.
Zum Beispiel wurde die Südmauer des Allerheiligsten auf den Felsen gebaut, und die West- und Nordmauer entlang der natürlichen Böschung. So war dieser Fels eben Fundament. Die Südmauer wurde darauf gebaut, und als Eckstein bestimmt er die Westmauer und die Nordmauer.
Jesus ist dieses tragende Fundament, weil er bewährt ist.
Dann haben wir noch einen Kontrast, der angedeutet wird mit der Zahl 40 Tage und 40 Nächte. Das erinnert uns an die Wüstenwanderung Israels während 40 Jahren. Das war ebenfalls ein Test.
Israel wurde in der Wüste getestet. Schlagen wir auf 5. Mose 8, Vers 2 auf. Lies uns bitte jemand Verse 2 und 3 vor? Dann sehen wir, wie direkt das zusammenhängt mit unserem Abschnitt.
„Und du sollst den ganzen Weg bedenken, den der Herr, dein Gott, dich diese vierzig Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu demütigen und zu prüfen und um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. Und er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit dem Mann, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dich erkennen zu lassen, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn hervorgeht.“
Hier sagt Mose zu Israel: 40 Jahre lang hat Gott dich in der Wüste getestet, und sie haben versagt. Gerade diese Wüstenwanderung macht durch all das Rebellionieren, Murren und die Unzufriedenheit deutlich, was in ihrem Herzen war. Sie waren Sünder. Die Tatsache, dass sie verlorene Menschen waren, kam gerade durch die Wüstenwanderung zum Ausdruck.
Der Jesus aber machte gerade durch diese Prüfung in der Wüste während vierzig Tagen deutlich, dass er der Retter für diese Sünder ist.
Übrigens sprach Mose zu jener Generation, die gerade vor dem Eintritt ins verheißene Land stand. Diese Generation hatte 40 Jahre miterlebt. Sie waren nicht alle erwachsen beim Auszug aus Ägypten, viele wurden vielleicht nach 20 oder 30 Jahren geboren.
Aber Mose sagt: Der Herr hat dich 40 Jahre durch die Wüste geführt, um dich zu demütigen.
Es gab zwei, die dazugehörten und alles miterlebten: Kaleb und Josua. Alle anderen nicht.
Wie ist das möglich?
Weil Gott sie als eine Einheit sieht – mit ganz Israel, von Anfang an und bis in die Zukunft. Auch hier wird nochmals deutlich, welches Prinzip wir vorhin gesehen haben.
Nun sagt Gott an dieser Stelle, damit Israel lernt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“
Genau dieses Wort nimmt der Herr Jesus, um dem Teufel in der Versuchung zu widerstehen, wie wir gleich noch sehen werden.
In Vers 4 heißt es: „Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben.“
Der Herr Jesus zitiert hier aus 5. Mose 8,3. Damit wird deutlich, dass er der Israelit ist, der erfüllt hat, was Israel nicht konnte.
Jetzt wird uns eine Stelle aus Jesaja 49 klar. Das ist eines dieser Gottesknechtgedichte, die vom Messias sprechen: Jesaja 42, Jesaja 50, Jesaja 53, Jesaja 61.
Das ist der Messias, der Knecht Gottes.
Liest uns bitte jemand Jesaja 49,1 vor?
„Hört auf mich, ihr Inseln, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne! Der Herr hat mich berufen von Mutterleib an, hat von meiner Mutter Schoß an meinen Namen erwähnt. Und er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, hat mich versteckt im Schatten seiner Hand, und er machte mich zu einem geglätteten Pfeil, hat mich verborgen in seinem Köcher. Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht Israel, an dem ich mich verherrlichen werde.“
Kannst du gleich weiterlesen?
Überrascht es hier nicht, dass dieser Gottesknecht, der Messias, hier „Israel“ genannt wird?
Ja, könnte man sagen, dann ist das eben hier Israel. Israel ist dieser Knecht Gottes.
Anderswo wird Israel auch als Knecht Gottes bezeichnet, der blind ist zum Beispiel. Aber hier ist es ganz anders.
Lies mal Vers 6 vor!
„Er spricht: Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“
Hier wird klar, dass dieser Knecht, der Israel genannt wird, nicht die Nation Israel ist. Er hat den Auftrag, Israel wiederherzustellen als Volk.
Aber über diesen Auftrag hinaus – allein das wäre zu wenig. Gott sagt: „Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“
Das ist Jesus. Man kann sagen, er ist der wahre Israel. Die Nation Israel hat versagt, aber aus dieser Nation ist der Erlöser gekommen. Er hat überwunden und ist damit der eigentliche wahre Israel, Gottes Kämpfer.
Übrigens sagt der Messias selbst in Vers 1: „Der Herr hat mich berufen vom Mutterleib an und von Mutterschoss an meines Namens Erwähnung getan.“
Jetzt versteht man, warum der Name Jeschua, der Name des Messias, griechisch ausgesprochen Jesus, im Alten Testament nie vorkommt.
Der Name des Messias als Mensch hier auf Erden wurde nie verraten. Nur zusätzliche Namen des Messias wie Immanuel oder Starker Gott, Wunderbarer Berater – viele, viele Namen.
Aber der Name, den er als Mensch im Alltag tragen würde, wurde nie verraten. Erst in Verbindung mit Maria, die die Botschaft vom Engel bekommt, dass sie schwanger wird, erfährt sie: „Du sollst deinen Namen Jesus heißen.“
Das ist also Jesus. Er ist der wahre Israel, der Israel wiederherstellt und das Heil allen Völkern bringt – als Licht der Nationen.
Jetzt versteht man auch Johannes 15 plötzlich besser: „Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben.“
Warum der wahre Weinstock? Gibt es denn noch einen falschen Weinstock?
In Psalm 80 wird Israel genannt: Ein Weinstock, den Gott aus Ägypten holte und im Land Kanaan einpflanzte. Aber dieser brachte keine essbare Frucht.
Das ist Israel als Weinstock, der keine Frucht bringen konnte. Das Gesetz zeigte einfach, dass sie Sünder sind und von sich aus keine Frucht bringen können.
Dann kommt der Messias und sagt: „Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben.“
Alle aus Israel, die sich zu ihm als Messias bekennen, sind die Reben. Sie sind mit ihm verbunden.
Wer in lebendiger Beziehung zum Messias steht, kann Frucht bringen – nicht aus sich selbst heraus, sondern weil er mit ihm verbunden ist.
Der Herr sagt zu den Jüngern: „Ihr seid schon rein.“ Er spricht über ihr Fruchtbringen und sagt dann plötzlich: „Wenn jemand keine Frucht bringt, wird er abgeschnitten und hinausgeworfen und verbrannt.“
Er spricht nicht von den elf Jüngern, die er dort anspricht. Judas war ja schon draußen (Johannes 13).
Aber in Johannes 15 sagt er: „Ihr seid schon rein, wenn jemand …“
Das war Judas, ein Israelit, der mit dem Messias verbunden war, aber nicht durch wahren Glauben. Darum brachte er keine Frucht.
Er wurde abgeschnitten. Der Jesus sagt: „Ich habe keinen verloren als nur den Sohn des Verderbens, auf dass die Schrift erfüllt würde.“
Darum kann man dieses Gleichnis nie gebrauchen, um zu beweisen, dass Kinder Gottes wieder verloren gehen können und in die Hölle kommen.
Nein, hier geht es um diejenigen, die sich zum Messias bekennen. Das können echte Gläubige sein, aber auch Bekenner wie Judas, die keine Frucht bringen.
Darum ist ganz wichtig: Der Herr sagt nicht zu den Elfen „Wenn ihr …“, dann werdet ihr hinausgeworfen und verbrannt.
Nachher wechselt der Herr wieder und spricht zu den Jüngern in positiver Weise.
Solche Feinheiten muss man beim Lesen beachten.
Die Bedeutung der Zitate aus dem fünften Buch Mose in der Versuchungsgeschichte
Um den Kontrast deutlich zu machen: Israel wanderte vierzig Jahre in der Wüste, der Messias aber nur vierzig Tage. Dabei zitiert Jesus genau aus dem fünften Buch Mose.
Übrigens ist aufgefallen, dass alle Zitate des Herrn Jesus hier aus welchem Bibelbuch stammen? Alle aus dem fünften Buch Mose. Zum Beispiel in Vers 7: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen." Das ist 5. Mose 6,16. Und dann in Vers 10: "Denn den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen." Das ist 5. Mose 6,13.
Hat das eine tiefere Bedeutung, dass der Herr Jesus ständig das fünfte Buch Mose zitiert? Jawohl! Denn das fünfte Buch Mose kann man als das Buch des Gehorsams bezeichnen. In diesem Buch kommt das Wort "Schamar", das heißt bewahren, also das Wort bewahren, einhalten, etwa fünfzig Mal vor. Ebenso das Wort "Schama", hören, also hören und gehorchen, ebenfalls etwa fünfzig Mal. Das ist charakteristisch für das fünfte Buch Mose.
Israel wird dort von Mose aufgefordert: "Ihr müsst unbedingt das Wort Gottes bewahren." Die Wüstenwanderung war eine Katastrophe, geprägt von Rebellion. Und ihr seht, was daraus geworden ist. Das wird so weitergehen. Der Fluch Gottes kommt über euch, wenn ihr das Wort nicht einhaltet.
Nun ist der Herr Jesus gekommen und hat in seinem Leben vollkommenen Gehorsam gezeigt. Darum zitiert er aus dem fünften Buch Mose, dem Buch des Gehorsams, denn er hat in vollkommener Weise das Wort bewahrt (Schama) und gehorcht (Schama).
Wir schauen uns jetzt diese drei Versuchungen am Ende der 40 Tage an. Diese drei Versuchungen hat uns der Geist Gottes mitgeteilt. Es wird nichts Weiteres über die 40 Tage gesagt. Diese drei Versuchungen haben eine besondere Bedeutung, dass sie hier stehen.
Wenn wir in 1. Johannes 2 aufschlagen, sehen wir das Programm Satans, sein Versuchungsprogramm in drei Punkten – genau wie hier drei Versuchungen. Bitte lesen wir 1. Johannes 2,15-17:
"Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist: die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit."
Vielen Dank. Hier haben wir diese drei Punkte: die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens.
Die erste Versuchung ist die mit dem Brot. Der Herr hat Hunger und empfindet diesen körperlichen Hunger. Dann kommt die Versuchung, auf Satans Geheiß Brot aus Steinen zu machen. Der Herr weist das zurück. Diese Versuchung wäre, die Lust des Fleisches als Anlass zu nehmen, um den Herrn zu Fall zu bringen. Das geht nicht.
Die zweite Versuchung spielt sich auf der Zinne des Tempels in Jerusalem ab, vom Tempeldach herabzuspringen. Das wäre eine grandiose Show gewesen, nicht wahr? Das ist der Hochmut des Lebens. Ein Sprung vom Tempeldach, um sich Israel zu offenbaren.
In der dritten Versuchung werden dem Herrn alle Reiche der Welt gezeigt. Er sieht sie mit den Augen. Der Teufel sagt: "Wenn du mich anbetest, dann gebe ich dir das alles." Das ist die Lust der Augen.
Diese drei Versuchungen entsprechen genau dem dreipunktigen Programm. So begann es damals schon in Eden. Wenn wir 1. Mose 3 aufschlagen, finden wir dasselbe Muster. Das hat sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte bewährt. Satan handelt heute noch so, aber im Fall des Herrn Jesus hat das nicht gewirkt.
Für uns Menschen ist das ein echtes Problem. Jemand kann 1. Mose 3,6 lesen:
"Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen und ein begehrenswerter Baum wäre, weil er weise macht."
Da haben wir es: "gut zu speisen" ist die Lust des Fleisches, "Lust für die Augen" ist die Lust der Augen. Und dann der Hochmut des Lebens: so zu sein wie Gott, einsichtig zu werden, weiser zu werden wie Gott.
Darum sieht man jetzt, warum diese Auswahl, die uns hier vorgestellt wird, so wichtig ist.
Die Bedeutung der drei Versuchungsorte und die Zinne des Tempels
Noch etwas: Die erste Versuchung fand in der Wüste statt, die zweite auf der Zinne des Tempels, die dritte auf einem Berg. Geographisch also immer an einem anderen Ort.
Jetzt schauen wir uns mal die Zinne des Tempels genauer an. Was ist das genau? Vers 5 spricht von der Zinne des Tempels. Das war das Tempeldach der Säulenhalle. Aber welche Säulenhalle? Rund um den Tempel gab es massive Säulenhallen mit einem Dach. Die südliche Halle heißt Basileia, was Königreich bedeutet, aber richtig ist es die königliche Säulenhalle. Diese südliche Halle wurde architektonisch im Stil einer Basilika gebaut, wie es in der griechisch-römischen Welt üblich war.
Was war eine Basilika? Das war eine Halle mit Säulen, die einerseits als Gerichtsgebäude und andererseits als Markt diente. So war es auch im zweiten Tempel, in der Erweiterung unter König Herodes. Man hatte den Tempelbezirk im Süden erweitert und diese phantastische Basilika gebaut. Die Säulen waren so dick, dass man drei Männer brauchte, um eine Säule zu umfassen. Sie waren etwa 15 Meter hoch, aus einem Stück Stein, sogenannte Monolithen. Das war nicht einfach so, dass man Teilstücke übereinanderlegte und dann verputzte, sodass es wie ein großes Stück aussieht. Nein, sie waren wirklich aus einem Stück gefertigt, dann mit Zedernholz gedeckt – also etwas Unglaubliches und Grandioses.
Das Dach dieser Zinne, also dieser Basilika, war besonders eindrücklich, vor allem auf der Südostseite. Dort hatte man den Blick direkt in die Talsohle des Kidron-Tals hinunter. Josephus Flavius beschreibt in seinem Buch „Jüdische Altertümer“ sehr eindrücklich, dass einem fast schwindelig wurde, wenn man von dort in das Kidron-Tal hinunterblickte. Und wenn man dann oben auf dem Dach der Basilika stand, beschreibt er das literarisch sehr schön: Es war unglaublich, so dass man wirklich schwindelig werden konnte. Das war der eindrücklichste Aussichtspunkt des Tempels.
Das Wort „Zinne“ heißt im Griechischen eigentlich „Flügelchen“ (Pterygion). Es kommt von Pterygs, was „Flügel“ bedeutet. Pterygion heißt also „Flügelchen“, was zunächst nicht so recht verständlich ist. Man muss schauen, wie das Wort gebraucht wurde: Es bezeichnete eine Spitze, einen Turm, einen extremen Punkt oder den Gipfel eines Berges. Das ist der Sinn der Zinne – ein besonders extremer Punkt. Und genau dort stand der Herr.
Man kann das heute noch in Jerusalem genau lokalisieren, denn eine ganze Reihe von Steinlagen an dieser Südostecke sind noch sichtbar, mit den originalen Steinen aus der herodianischen Zeit. Dort fand die Versuchungsgeschichte statt.
Weiter interessant ist, dass in der rabbinischen Literatur, im Buch Pesikta Rabbatti 162a, steht: „Unsere alten Lehrer haben gesagt, dass der Messias sich auf dem Dach des Tempels offenbaren wird.“ Das Buch Pesikta Rabbatti stammt aus dem Mittelalter, und schon dort heißt es „Unsere alten Lehrer haben gesagt“. Das macht also klar, dass dieser Gedanke offensichtlich schon in der Antike existierte: Der Messias, wenn er kommt, wird sich auf dem Tempeldach offenbaren. Das steht nirgends im Alten Testament, das war wirklich eine rabbinische Idee.
Wenn man den Hintergrund versteht, merkt man, dass der Teufel sagt: „Spring hier von diesem Dach!“ Das wäre doch der Moment gewesen. Er hätte überlebt, die Engel hätten ihn getragen, und Israel hätte erkannt: Das ist der Messias. Aber der Herr ist überhaupt nicht darauf eingegangen. Ein solcher Sprung vom Tempeldach wäre nur Show gewesen. Und der Herr hat wirklich mit Showbusiness gar nichts zu tun. Das kann man aus dieser Geschichte lernen und sieht, dass er das völlig ablehnt.
Interessant ist auch, dass der Teufel hier anders als zuvor plötzlich die Bibel zitiert, und zwar aus Psalm 91. Der Herr Jesus zitiert in jeder Versuchung einen Bibelvers als das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist. Epheser 6 sagt, so sollen wir dem Teufel widerstehen: mit dem Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist.
Können wir das kurz aufschlagen? Epheser 6 beschreibt die Waffenrüstung Gottes, mit der man Satan widerstehen soll. Ab Vers 10 wird das erläutert. Bitte lesen wir Vers 17: „Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist.“ Danke.
Das griechische Wort für Schwert hier ist das Kurzschwert oder der Dolch, wie es römische Soldaten im Nahkampf benutzten. Es ist nicht das lange Schwert – dafür gibt es ein anderes Wort, „Romfeier“. Dieses Wort kommt in Offenbarung 19 vor. Dort wird beschrieben, wie der Herr Jesus als Richter der Welt aus dem Himmel kommt und aus seinem Mund ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervorgeht. Das ist der Romfeier, nicht das Kurzschwert wie hier.
Dort heißt es, das zweischneidige Schwert sei Gottes Wort, und für „Wort“ wird dort ein anderes griechisches Wort benutzt als hier. Hier ist es das Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist; das Wort ist hier „Rhema“. Dort, mit dem langen Schwert, ist es „Logos“.
Wie kann man das unterscheiden? „Rhema“ ist mehr das kurze, gesprochene Wort, während „Logos“ eher das zusammenhängende Wort im größeren Bogen ist. Das ist ein Gegensatz, wie man ihn in der Linguistik beschreibt.
Darum ist hier das Kurzschwert das kurze Wort, „Rhema“, also gewissermaßen ein einzelner Bibelvers. In Offenbarung ist „Logos“ das Wort Gottes im Ganzen, das Langschwert.
Wir haben also die Bibel als Ganzes, aber auch einzelne Bibelverse. Der Herr Jesus zitiert einzelne Verse und besiegt damit den Feind. Damit lehrt er uns, wie wichtig es ist, wenigstens hunderte von Versen auswendig zu können, um im richtigen Moment das passende Bibelwort zu haben. So zeigt der Herr Jesus, wie man mit diesem Kurzschwert kämpfen muss.
Aber was macht man, wenn der Teufel auch mit derselben Waffe kommt, ebenfalls mit dem Schwert des Geistes, und selber sagt: „Denn es steht geschrieben“? Der Herr Jesus antwortet jedes Mal mit „Es steht geschrieben“ und nennt dann Vers 4, 7 oder 10. Jetzt sagt der Teufel auch: „Es steht geschrieben“, um zu zeigen, dass das Gottes Aussage ist, das steht fest. Was geschrieben ist, ist das ewige Wort Gottes.
Der Teufel zitiert: „Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt.“ Und wie antwortet der Herr Jesus? Auch mit einem Bibelwort. Aber er sagt noch etwas Spezielles dazu: „Wiederum steht geschrieben.“
Der Teufel kann nicht einfach ein Bibelwort nehmen, das so verstanden wird, wie er es vorstellt, wenn es im Widerspruch zu einem anderen Bibelwort steht. „Wiederum“ zeigt, dass durch diese Stelle die andere geklärt wird. Ja, das muss zusammenpassen. Man kann Psalm 91 nicht isoliert nehmen, sondern muss auch sehen, was Gott sonst noch gesagt hat. Dann wird klar: Das ist nie ein Freipass, um Gott mit Gefahren herauszufordern.
Wer sich mutwillig in Gefahr begibt, verschuldet sich. So macht der Herr Jesus klar: „Nein, es steht wiederum geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“ Damit wird das andere Bibelwort richtig verstanden und zurechtgerückt.
Das zeigt, wie wichtig es ist, das ganze Wort Gottes kennenzulernen. Am Schluss muss alles so zusammenpassen wie ein Puzzle. Wenn es nicht aufgeht, ist es falsch. Man kann nicht einfach Teile hineinzwängen und dann den Karton zerdrücken. Nein, es muss harmonieren.
Jetzt kommt noch etwas dazu: Der Teufel zitiert sehr speziell. Er lässt etwas aus. Natürlich darf man manchmal drei Pünktchen setzen, aber man muss sich Rechenschaft ablegen, warum man etwas weglässt. Natürlich dürfen wir einen Vers halb zitieren. Aber wenn wir das tun, um zu verhindern, dass der andere merkt, dass eigentlich etwas ganz Gegenteiliges steht, dann ist das absolut nicht in Ordnung.
Schlagen wir Psalm 91 auf. Das ist jetzt wirklich der Hammer! Vers 11 wird langsam vorgelesen: „Denn er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen; auf den Händen werden sie dich tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.“
Was hat der Teufel weggelassen? „Dich zu bewahren auf allen deinen Wegen.“ Das bedeutet, dass du keinen falschen Weg gehst, keinen sündigen Weg, keinen Weg, auf dem du Gott herausforderst. Genau das lässt er weg. Das ist keine Bequemlichkeit, sondern eine bewusste Verfälschung.
Außerdem zitiert er nicht weiter, was grandios gewesen wäre: „Auf Löwen und Ottern wirst du treten, junge Löwen und Schlangen wirst du niedertreten.“ Das war ja genau die alte Schlange, die ihn versucht. Hier wird gesagt, die Schlange wird zertreten. Das wollte er nicht zitieren, das mag er überhaupt nicht.
Darum hasst Satan das erste Buch Mose so sehr. Dort, in Kapitel 3, Vers 15, nach dem Sündenfall, kommt die erste messianische Verheißung. Gott sagt zur Schlange, also zum Satan: „Die Frau wird einen Nachkommen haben, einen Samen, der dir den Kopf zertreten wird, und du wirst ihm in die Ferse stechen.“
Dort wird gesagt, dass Satan einmal das endgültige Gericht empfängt. Er wird am Kreuz besiegt und schließlich in den Feuersee geworfen, endgültig zertreten. Das mag er nicht. Deshalb sagt er allen Leuten, das erste Buch Mose sei ein Märchenbuch. Die Schöpfung, die Sintflut Kapitel 6 bis 9 – es habe das alles nie gegeben, es sei alles Mythos. Es lohne sich nicht, das erste Buch Mose ernst zu nehmen.
Und das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung, zeigt, wie diese Verheißung endgültig realisiert wird, wenn der Teufel in den Feuersee geworfen wird. Dort sagt der Teufel, die Offenbarung solle man nicht lesen. Erstens seien die Theologen sich uneinig, wie man das verstehen soll. Zweitens sei es so schwierig und kompliziert, dass niemand es versteht. So wird das Buch als mystisch und unverständlich dargestellt, damit man es nicht studiert. Aber gerade deshalb muss man es studieren.
Der Teufel wusste ja, dass Jesus Gott ist. Hat er wirklich geglaubt, er könne ihn versuchen? Ja, das ist erstaunlich. Der Teufel wusste, dass der Herr Jesus Gott ist, und dachte trotzdem, er könnte ihn versuchen.
Diese Frage stellt sich von Anfang an: Er wusste doch, dass er keine Chance gegen Gott hat, als er den Gedanken fasste, wie in Jesaja 14, Vers 12: „Ich will hoch aufsteigen, über den Stern meinen Thron errichten und mich dem Höchsten gleichmachen.“ Als der Satan sich zur Rebellion entschloss, wusste er von Anfang an, dass er gegen den Allmächtigen nicht bestehen kann. Trotzdem hat er es getan.
Die ganze Menschheitsgeschichte hindurch versucht er, gegen Gottes Pläne zu kämpfen. Es ist aber klar, dass es nicht funktionieren wird. Die Offenbarung macht deutlich: Am Ende wird er im Feuersee enden. Das weiß er auch, und trotzdem gibt er nicht auf.
Das ist das Problem der Rebellion gegen Gott: Sie macht blind. Man kann sagen, er drückt einfach durch und tut, was möglich ist, obwohl er weiß, dass er verliert. Er verliert völlig, denn er ist ein Geschöpf, nicht Gott. Und so ist es auch bei den Menschen: Wenn der Mensch gegen Gott rebelliert, rebelliert er gegen das Licht.
Was ist Abwesenheit von Licht? Finsternis. Finsternis ist eigentlich nichts, sondern einfach die Abwesenheit von Licht. Der Teufel sagt gegenüber dem Licht „Nein“. So wurde er der Fürst der Finsternis. Aber Finsternis ist nichts Positives, sondern einfach das Fehlen von Licht. Wer gegen Gott rebelliert, wird zum Tor.
Das ist eindrücklich. Stephen Hawking ist kürzlich verstorben. Er war einer der brillantesten Physiker der modernen Zeit. Aber dieser Mann hat gegen Gott rebelliert. In seinem Buch von 2011 hat er sich schließlich als Atheist geoutet. Früher war das nicht so klar. Dort erklärte er, das Universum habe sich selbst erschaffen.
Jedes Kind merkt: Jetzt hat er den Boden der Logik verlassen. Das Universum, das nicht existiert, kann sich nicht selbst erschaffen. Man kann sagen: A erschafft B, aber nicht A erschafft A. Das ist völlig absurd. Wenn der Mensch gegen die Wahrheit kämpft, endet er im Absurden. Der Teufel macht es genauso.
Wenn man das so liest, hat man den Eindruck, dass der Teufel irgendwo glaubt, er könne bei Gott eine Schwachstelle finden. Vielleicht, weil Gott Mensch geworden ist, dachte er, in dieser neuen Form eine Gelegenheit zu bekommen, ihn zu versuchen.
Genau, es war ja etwas, das es noch nie gegeben hatte: Gott wurde Mensch. Nun stellt sich die Frage: Gibt es da eine Möglichkeit, ihn zu Fall zu bringen? Er versucht es, aber es ist nicht möglich.
Wir haben diesen wunderbaren Weg von Agur Ben Yake vor uns. Schlagen wir Sprüche 30 auf, Vers 18 und 19. Kann das jemand vorlesen?
„Drei sind es, die mir zu wunderbar sind, und vier, die ich nicht erkenne:
Der Weg des Adlers am Himmel,
der Weg einer Schlange auf dem Felsen,
der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres,
und der Weg eines Mannes mit einem Mädchen.“
Agur sagt, das sind vier Wege, die er nicht versteht. Alle sind wunderbar.
Der Weg des Adlers am Himmel ist heute aerodynamisch erklärbar. Es ist erstaunlich, wie ein so schweres Tier so erhaben fliegen kann und die Thermik in den Alpen ausnutzt. Das ist etwas Erhabenes.
Der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres, also auf offener See, ist ebenfalls erstaunlich. Auch wenn man genau versteht, wie Archimedes’ Prinzip und Auftrieb funktionieren, bleibt es wunderbar, dass ein so schweres Schiff auf dem Wasser schwimmen und sicher den Weg gehen kann.
Darum ist es schön, ein großes Schiff auf dem Meer zu sehen, so wie es schön ist, einen Adler beim Fliegen zu beobachten.
Am Schluss ist da noch der Weg eines Mannes – das war in deiner Übersetzung zu wenig schön. Es heißt besser: „Der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.“
Das ist der Weg, den Agur bewundert: Wie kommen diese zwei Menschen zusammen? Wie öffnet sich das Herz genau für diesen Mann und für keinen anderen? Das Wunder, wie Gott zwei Menschen zusammenführt, so dass nur sie beide zueinander gehören.
Ich habe noch den Weg der Schlange auf dem Felsen weggelassen. Das ist erstaunlich, denn Schlangen haben keine Beine. Im Dschungel können sie sich eindrücklich seitlich bewegen, und die weiche Unterlage hilft dabei. Aber auf dem Felsen? Man kann sich ja nicht in den Felsen hineindrücken und trotzdem blitzschnell auf dem Felsen bewegen.
Natürlich kann man das erklären: Schlangen haben vier verschiedene Fortbewegungsarten. Einige sind für den Dschungel oder weichen Boden, andere für Sand, wieder andere für enge Felsspalten oder Rohre, und eine spezielle Art für den Felsen.
Das Gemeinsame dieser vier Wege ist: Keiner hinterlässt Spuren. Wenn der Adler vorbeifliegt, gibt es keinen Nachbrenner wie bei Flugzeugen. Beim Schiff gibt es kurz Spuren, aber sie verschwinden schnell. Und der Weg des Mannes zur Jungfrau ist so verschlungen, dass er für andere verborgen bleibt.
Darum ist es manchmal schön, bei einer Hochzeit ein paar Geheimnisse zu erfahren, wie Gott individuell führt. Zum Beispiel der Knecht Abrahams, der Isaak vertreten hat: Er musste tausend Kilometer reisen, damals eine Weltreise. Bei Laban erzählte er, wie Gott ihn geführt hatte. Er beschrieb, wie er am Brunnen die Jungfrau traf, die nicht nur ihm, sondern allen Kamelen Wasser gab – zehn Kamele, jedes trank hundert Liter. Das zeigt Charakter.
Er schwieg dann, wartete ab, konnte aber eine ganze Geschichte erzählen, wie der Herr ihn geführt hatte. Das ist etwas Schönes und immer wieder anders. Das ist ein verborgener Weg.
Der Weg der Schlange auf dem Felsen hinterlässt keine Spuren. So war es auch bei der Bewährung am Fels, wie in Jesaja 28 beschrieben: Der Herr Jesus wurde geprüft, hat aber keine Spuren hinterlassen. Er ist nicht gefallen.
Er sagt selbst in Johannes 14, Vers 30: „Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir, damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat.“
Dieser Ausdruck ist wichtig: „Der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.“ Er hatte keinen Ansatzpunkt, so wie die Schlange auf dem Felsen keinen hat. Im Dschungel hat sie Ansatzpunkte, aber nicht auf dem Felsen.
Es gab nichts in dem Herrn Jesus, das mit der Versuchung korrespondieren konnte. Bei uns ist das anders, denn wir haben von Adam die Sünde geerbt, eine sündige Natur, wie Römer 5, Vers 12 und folgende deutlich machen. Diese Natur spricht alle Arten von Versuchungen an: Lust der Augen, Lust des Fleisches und Hochmut des Lebens.
Wir können nicht sagen, der Teufel habe nichts in uns. Natürlich hat er immer einen Bundesgenossen. Aber im Herrn Jesus hatte er keinen Ansatzpunkt. Das war wichtig, um klarzumachen: Er ist das Lamm Gottes, der einzige Sieger über die Sünde, und darum kann er Sünder retten.
Die Reihenfolge der Versuchungen und die Bedeutung der letzten Versuchung
Nun ist es interessant, dass die Reihenfolge der Versuchungsgeschichte in Matthäus anders berichtet wird als in Lukas 4. Sogar die Reihenfolge hat eine Bedeutung.
Das letzte Thema hier ist welches? Ja, es sind die Reiche beziehungsweise Königreiche. Basileia heißt Königreich, also alle Königreiche der Welt. Und der Teufel bietet wem das Reich an? Im Matthäusevangelium geht es ja darum – das haben wir buchstabiert – dass es hier um den König geht, den von Gott gesandten König. In Lukas geht es um den vollkommenen Menschen, aber hier geht es eben nur um den König.
Das Letzte ist gewissermaßen in der Erzählung der Höhepunkt. Der Teufel bietet die Weltherrschaft dem König an, und der König lehnt ab. Dann geht der König weiter und beginnt zu predigen. Und was predigt er? Vers 17: "Tut Buße, denn das Königreich der Himmel ist nahegekommen."
Ja, der König predigt das Königreich, aber nicht das Reich von Satan. Natürlich könnte man sagen: Ja, aber konnte Satan überhaupt sagen: "Alle diese Reiche, mir gehören sie und ich gebe sie"? Ja, in dem Sinn hat Satan durch den Fall des Menschen die Macht an sich gerissen, aber als Usurpator, also als illegaler Herrscher. Gott hatte Adam und Eva als Weltherrscher eingesetzt. Er hat ihnen gesagt in 1. Mose 1, sie sollen herrschen über die ganze Natur, die ganze Schöpfung.
Dann hat der Teufel eben diesen Herrscher zu Fall gebracht und die Herrschaft an sich gerissen. Darum lesen wir auch in Epheser 6: "Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern, die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die Kosmokratoren dieser Finsternis."
Ja, und im Buch Daniel sehen wir, dass an der Spitze von Persien ein gefallener Engelfürst steht, der Fürst von Persien. Ein Engel Gottes kämpft mit ihm dort, in Daniel 10. Da wird auch gesprochen von dem Fürst von Griechenland, das ist ebenfalls ein gefallener Engelfürst.
So ist es wirklich so, dass Satan seine Engelfürsten an den Spitzen der verschiedenen Nationen positioniert hat. Israel hat auch einen Engelfürsten, und das ist Michael, sagt Daniel 12, und das ist ein Engel Gottes. Aber eben der Fürst von Persien ist ein dämonischer hoher Engelfürst unter der Herrschaft von Satan.
Darum werden diese Ayatollahs dazu geführt, zum Tod von Israel aufzurufen. Das müssen sie sich gar nicht bewusst sein, wer da an der Spitze ist, aber es gibt Nationen, die sind sich dessen ganz bewusst. Ich habe das ja auch schon erwähnt: In Thailand sieht man auf allen amtlichen Papieren sogar den Engelfürsten dargestellt. Der hat einen thailändischen Namen und ist der Schutzpatron von Thailand. Es ist ein Cherub, der dargestellt ist – aber ein gefallener Engel an der Spitze der Nationen.
Jemand wollte etwas sagen, ja? Ich habe eine Frage: Wie ist es denn in Deutschland? Während des Nazireiches haben wir doch auch die Menschen extrem verrückt erlebt, wie es kaum je zuvor gewesen ist. Was für ein Engelfürst hat hier denn damals gewirkt? Haben wir heute jetzt einen anderen?
Ich meine, Satan ist ja örtlich begrenzt. Er kann nicht überall gleichzeitig sein. Aber im Fall von Hitler muss man wirklich davon ausgehen, dass er von Satan direkt besessen war und nicht nur von irgendeinem gefallenen Engelfürsten. Es waren Menschen, die sich durch eine ganz ausgesprochene Bosheit auszeichneten.
Wir haben heute gelesen in Johannes 13: Der Herr gab Judas den Bissen, und dann fuhr nicht irgendein Engelfürst in ihn, sondern Satan selbst. Und zwar, weil er ihn als Schlüsselfigur benutzen wollte, um den Sohn Gottes ans Kreuz zu bringen.
Wenn man so schaut, die Jahre 1932 bis 1945 – da war das Böse schon in einer ganz besonderen Weise gerade in diesem Mann, Hitler, konzentriert. Das sind einfach ein paar Argumente, um das so zu sagen.
Interessant ist ja auch, dass man in den 1930er Jahren den Zeusaltar aus Pergamon nach Berlin gebracht hat. Der wird hier genannt im Sendschreiben an Pergamon in Offenbarung 2: "Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist." Genau dieser Zeusaltar kam nach Berlin. Das war richtig symbolisch, nicht wahr?
Ich sage nicht, wenn man etwas Antikes da abtransportiert und dann geschieht das und das, aber es ist wirklich symbolisch, dass ausgerechnet das, was die Bibel als Thron des Satans bezeichnet, nach Berlin kam. Und dann kam dieser Mann, dieser teuflische Mann, an die Macht.
Ja, aber zum Beispiel der König von Babylon in Jesaja 14 wird auch mit Satan identifiziert. Also da ist wieder eine ganz bestimmte Person, die mit Satan identifiziert wird. Und in Hesekiel 28, zu einem anderen Zeitpunkt, wird der König von Tyrus, der Fürst von Tyrus, dort auch beschrieben als besessen von Satan selbst.
Satan beeinflusst eben Herrscher direkt oder eben über Dämonen. Und so ist das der Hintergrund, wenn er sagt: Also alle Reiche der Welt – die bietet er da an. Aber der Herr Jesus verwirft das, denn er selbst wird als der Sohn des Menschen kommen in der Zukunft, sagt Daniel 7, und wird aus der Hand Gottes alle Reiche annehmen und nicht aus der Hand Satans.
Darum ist es sehr wichtig, dass in Matthäus dieser Höhepunkt erreicht wird mit dieser Versuchung im Zusammenhang mit den Königreichen.
Die Art der Versuchung und die visionäre Darstellung
Noch etwas zum Schluss – jetzt müssen wir wirklich zum Ende kommen. Fangen wir mit Erich an.
Wie ist das zu verstehen in Vers 5 und auch 6, wo es heißt, dass der Teufel den Herrn oder den Messias nimmt? Ist das eine Teleportation oder eine Vision? Oder kann man sich vorstellen, dass er ihn einfach nebenher führt? Das ist ja ganz erstaunlich, wie du sagst, dass es hier heißt: eben der Teufel nimmt ihn in die heilige Stadt und stellt ihn auf die Zinnen des Tempels. Wie ist das genau zu verstehen?
Das ist in der Vision zu sehen. Ganz genau. Das muss man auch so verstehen. Genau so, wie du es selbst schon angedeutet hast. Genauso wie Hesekiel als Prophet von einem Ort zum anderen versetzt wurde und auch alle Reiche der Welt gesehen hat. Es gibt keinen Berg, von dem aus man alle Reiche der Welt sehen kann, nicht wahr? Aber das war natürlich im visionären Sinn, dass alle Reiche sichtbar gemacht wurden.
So wird das erklärt. Aber die Frage bleibt: Wie kann es sein, dass es heißt, der Teufel nimmt ihn? Wie ist das möglich? Das zeigt, dass der Herr Jesus sich als Mensch so tief herabgelassen hat und diese Versuchung an sich geschehen ließ. Ich meine, er hätte von Anfang an sagen können: „Weiche von mir, Satan!“ Aber er hat es zugelassen, um deutlich zu machen, dass er getestet und geprüft wurde in allen Hinsichten. Und es ist für die Engelwelt und für die Menschheit klar: Er ist der Vollkommene.
Dazu möchte ich noch etwas sagen, und zwar für die, die mitschreiben – das ist nämlich hilfreich, denn nur Genies können alles auswendig behalten.
In 1. Johannes 3,5 heißt es von dem Herrn Jesus: „Und Sünde ist nicht in ihm.“ Er hatte keine sündige Natur in sich als Mensch. Er wurde ein wirklicher Mensch, aber ohne die geerbte Sünde von Adam, wie wir sie haben und als Versuchung Tag für Tag spüren. Er hatte das nicht. Sünde ist nicht in ihm.
Neben diesem Zeugnis des Apostels Johannes sagt Petrus in 1. Petrus 2,22: „Welcher keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund erfunden.“ Er hat keine Sünde in sich gehabt und nie eine Tatssünde begangen.
Und schließlich sagt Paulus in 2. Korinther 5,21: „Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden.“
Dieses dreifache apostolische Zeugnis von Johannes, Petrus und Paulus ist ganz wichtig. Es drückt aus, was die Versuchungsgeschichte offenbar gemacht hat.
Gut, wir müssen jetzt zum Schluss kommen für heute und werden nach den Sommerferien mit Matthäus 4,12 weiterfahren. Nächstes Mal haben wir ein Sonderthema, und da wird vielleicht noch etwas dazu gesagt werden.
Zum Schluss wollen wir noch zusammen beten:
Herr Jesus, danke, dass wir deine Herrlichkeit in deinem Wort sehen dürfen. Du bist der Vollkommene, und es ist nicht zu fassen, dass du, der ewige Gott, der Sohn Gottes, in diese Welt gekommen bist, Mensch geworden bist und dich auf diese Weise versuchen ließest.
Diese Versuchung hat deutlich gemacht, dass du der Einzige bist, der uns retten konnte. Kein Mensch konnte sonst für uns sterben. Auch all die Tieropfer des Alten Testaments konnten keine einzige Sünde wegtun; sie waren nur Symbole. Und auch kein Engel konnte Mensch werden, um uns zu retten.
Es gab nur einen Weg – und das warst du. So preisen wir dich, dass du gekommen bist und als der einzige Weg zur Rettung alles gut gemacht hast auf Golgatha.
Wir möchten uns jetzt alle deiner Gnade anbefehlen, dass du mit uns kommst. Amen.
