Guten Tag, ich begrüße alle herzlich zur 33. Folge über das Matthäusevangelium. Heute kommen wir zu Matthäus 13,53 und den folgenden Versen. Wir lesen gleich zu Beginn von Vers 53 bis zum Ende des Kapitels.
Darf ich beten?
Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, dass er von dannen ging. Er kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge. Dabei waren sie sehr erstaunt und fragten: „Woher hat dieser diese Weisheit und die Wunderwerke? Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus, Joseph, Simon und Judas? Und sind seine Schwestern nicht alle bei uns?“ Woher hat er nun all dies? Sie ärgerten sich an ihm.
Jesus aber sprach zu ihnen: „Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und in seinem Hause.“ Aufgrund ihres Unglaubens tat er dort nicht viele Wunderwerke.
Wir kommen hier zu einem ganz neuen Abschnitt im Matthäusevangelium. Das Matthäusevangelium besteht aus sieben Abschnitten, die vom Heiligen Geist selbst markiert sind. Die Kapiteleinteilung ist dabei nicht immer ideal, denn oft beginnt am Ende eines Kapitels plötzlich ein neuer Hauptteil. Die Kapiteleinteilung ist eine menschliche Arbeit aus dem Mittelalter, nützlich, um sich zurechtzufinden. Auch die Verseinteilung hilft zur Orientierung. Doch man muss mehr auf die Einteilung achten, die der Heilige Geist selbst macht, und zwar immer wieder mit sprachlichen Markierungen.
Hier in Vers 53 heißt es: „Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte.“ Wenn wir beispielsweise zurückgehen zu Kapitel 11, Vers 1, lesen wir: „Und es geschah, als Jesus seine Befehle an seine zwölf Jünger vollendet hatte, ging er von dort weg.“ Ganz ähnlich ist die Formulierung: Die Worte Jesu wurden abgeschlossen, und dann ging er weiter. Auch hier wurden die Gleichnisse vollendet, und dann begab er sich von dort weg.
Wenn wir weiter zurückblättern, etwa zu Kapitel 8, sehen wir ebenfalls, dass die Kapiteleinteilung nicht immer optimal ist. In Vers 28 von Kapitel 7 heißt es: „Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, da ...“ Dieser Refrain kommt ständig vor und wird auch in den weiteren Kapiteln wiederkehren. Dadurch ist es uns möglich, das Matthäusevangelium in sieben Teile zu unterteilen.
Jetzt kommen wir mit Kapitel 13, Vers 53 zum fünften Teil. Das Thema hier ist die Gottheit des Messias und die Gemeinde beziehungsweise die Autorität der Gemeinde. Matthäus hat in diesem Abschnitt verschiedene Geschichten so angeordnet, dass dieses Thema besonders hervorgehoben wird.
Im vorherigen Teil, also im vierten, ging es ab Kapitel 11, Vers 1 um das Thema „das Reich Gottes und seine Geheimnisse“. Deshalb haben wir gerade im letzten Mal in Kapitel 13 diese sieben Gleichnisse im Zusammenhang mit den Geheimnissen des Reiches der Himmel betrachtet. Auch hier hat Matthäus die einzelnen Geschichten so zusammengefügt, dass das Thema „Reich Gottes und seine Geheimnisse“ klar zum Vorschein kommt.
Das ist sehr wichtig, denn manche fragen sich, warum wir eigentlich vier Evangelien haben. Besonders bei den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas gibt es viele Gemeinsamkeiten. Deshalb nennt man sie auch die synoptischen Evangelien, weil sie unter einem ähnlichen Blickwinkel erzählen. Warum gibt es diese Parallelen?
Zum Beispiel bei der Geschichte des Besuchs in Nazareth finden wir Parallelen im Markus- und im Lukas-Evangelium. Das sind aber keine bloßen Wiederholungen. Im Lukas-Evangelium wird diese Geschichte viel ausführlicher beschrieben, nämlich in Lukas 4. Dort wird auch der Inhalt der Predigt genauer herausgearbeitet, um das Thema des Lukas-Evangeliums besonders hervorzuheben.
In Lukas 4 geht es generell darum zu zeigen, wie der Herr Jesus in den Synagogen Israels gepredigt hat. Hier aber, in Matthäus 13,53 und den folgenden Versen, geht es um eine ganz andere Frage: Wer ist Jesus Christus? Er ist der Messias und Gott. Das ist das große Thema in diesem Abschnitt.
Herr Jesus kommt also nach Nazareth, in seine Vaterstadt. Dabei wird besonders betont, dass die Leute dort in der Synagoge zwar erstaunt sind über seine völlig ungewöhnliche Weisheit. Sie staunen auch über die Wunderwerke. Vers 54 fragt: „Woher hat dieser solche Weisheit und die Wunderwerke?“
Dieses Staunen über seine Person hätte eigentlich dazu führen sollen, dass sie erkennen, woher er diese Weisheit und Wunderwerke hat. Sie hätten merken sollen: Er ist eben der Messias. Und der Messias ist Gott, so wie das Alte Testament das klar gemacht hat.
Wir können kurz eine Stelle aus dem Alten Testament anschauen: Jesaja 9, ab Vers 5. Dort finden wir eine Prophezeiung auf den Messias, die auch in der rabbinischen Literatur ganz klar auf den verheißenen Messias gedeutet wird. Darf ich bitten, Sven, Jesaja 9, Verse 5 und 6?
Denn jeder versteht die Geschichteten im Getümmel. Im Judentum ist klar: Das ist der Messias. Aber man muss wissen, dass im orthodoxen Judentum, das auf die Richtung der Pharisäer zurückgeht, die in den Evangelien beschrieben werden, heute ganz einfach bestritten wird, dass der Messias Gott sein wird. Sie sagen, der Messias, wenn er kommt, wird ein normaler Mensch sein. Sie bestreiten seine Gottheit.
Das Alte Testament lehrt jedoch etwas ganz anderes. In Vers 5 heißt es: „Denn ein Kind ist uns geboren.“ Das zeigt, dass es sich um einen Menschen handelt. Aber dann folgen vier Doppelnamen: wunderbarer Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens. Im Hebräischen sind das immer zwei Wörter, darum sprechen wir von vier Doppelnamen.
Der zweite Doppelname lautet „El Gibbor“, starker Gott. Wenn er als Kind geboren wird, ist er ein Mensch. Aber wenn er „El Gibbor“ ist, dann ist er Gott. Damit wird beantwortet, woher er diese Weisheit und die Wunderwerke hat. Er ist der Wunderbare, der wunderbare Berater. Und warum diese Weisheit? Weil er Gott ist. Ganz einfach.
Doch die Leute sagen sich vielmehr: „Das ist doch der Sohn des Zimmermanns, von Joseph. Die Mutter kennen wir auch, Maria. Dann hat er ja Brüder: Jakobus, Joseph, Simon und Judas, und noch Schwestern.“ Und nochmals stellen sie die Frage: Woher diese Weisheit?
Sie nahmen Anstoß an ihm. Der griechische Ausdruck, der mit „Anstoß nehmen“ übersetzt wird, bedeutet eigentlich, über eine Schlinge zu stolpern oder über einen Stein im Weg zu stolpern. Früher wurde das auch mit „sich ärgern“ übersetzt, doch das versteht man im Deutschen nicht richtig. Es meint nicht, dass man sich einfach ärgert, sondern dass man dadurch zu Fall kommt, eben stolpert.
Das war also ihre Überlegung: „Wir kennen doch seine Umstände, und dann kann es gar nicht sein, dass er mehr ist als einfach ein ganz gewöhnlicher Mann aus Nazareth.“
Nazareth war sowieso sehr verachtet damals. Nazareth ist nämlich eine Ortschaft, die im Alten Testament nirgends vorkommt. Es ist ein Ort in Israel, der erst später entstanden ist, als die Texte des Alten Testaments schon geschrieben waren. Zur Zeit Jesu war dieser Ort sehr verarmt. Manche Leute lebten sogar in Höhlen.
Jetzt versteht man auch, warum Nathanael in Johannes 1 sagt: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ Die Leute aus Nazareth sagen selbst: „Er ist doch der Sohn des Zimmermanns, von seiner Mutter Maria.“ Eine Familie aus Nazareth. Dann diese Brüder. Sie erkennen nicht, wie er wirklich ist, und nehmen Anstoß an ihm, so dass sie zu Fall kommen.
Ja, Philipp? Ich habe noch eine Frage. Höhlen sind ja noch anders weit verbreitet. Zum Beispiel hat Bethlehem auch viele Höhlen. Man spricht dort von der Geburtshöhle. Es war eigentlich ein Stall, der in eine Höhle eingebaut war. Wie ist das genau? Gab es dort auch solche Ehrenerinnerungen, also Höhlen neben den Stellen?
Wahrscheinlich hat man das am Livestream nicht gehört, deshalb wiederhole ich die Frage: Es gab doch auch andere Orte mit Höhlen, wie zum Beispiel Bethlehem. Dort gab es viele Höhlen, die von Hirten als Ställe benutzt wurden. Das ist korrekt so.
Diese Höhlen kann man heute noch in Bethlehem besuchen. Es sind natürliche Höhlen, die von Hirten genutzt wurden. Typischerweise bildete die natürliche Höhle einen Teil des Stalls. Vor die Höhle baute man dann noch einen Häuservorbau, sodass man so einen Stall hatte. Dieser wurde für Schafe und Ziegen gebraucht.
In Nazareth wohnten die Leute dagegen sogar in Höhlen. Das ist natürlich ein anderer Standard als in Bethlehem.
Bethlehem kann sich darauf berufen, die Stadt Davids zu sein. Sie wird immer wieder im Alten Testament erwähnt und hatte sogar die Verheißung, dass aus Bethlehem einmal der Messias kommen würde. Der Messias sollte dort geboren werden, aber in Nazareth aufwachsen.
Warum? Weil das Alte Testament vorausgesagt hatte, dass der Messias den Namen „Spross“ tragen wird. Spross. Das steht unter anderem in Sacharja 3 und Sacharja 6 sowie an anderen Stellen.
Tatsächlich kommt der Name Nazareth von „Näzer“. Das bedeutet auf Hebräisch „Spross“, „Zweig“ oder „Sprössling“. Das ist korrekt.
So wurde Jesus ständig „Jesus der Nazaräer“ genannt, weil er dort aufgewachsen ist und nicht „Jesus aus Bethlehem“, wo er nur geboren wurde. Damit erfüllte er auch die Prophezeiung, dass er „Spross“ genannt werden würde.
Diese Stellen, Sacharja 3 und Sacharja 6, werden im rabbinischen Judentum in der rabbinischen Literatur auf den Messias gedeutet. Es war sozusagen ein Rätsel, dass der Messias „Spross“ genannt werden würde.
Die genaue Bibelstelle kann ich angeben: Es ist Zacharja 3, Verse 8 und 9 sowie Zacharja 6, Vers 12: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“
Das ist etwas Schlimmes, was der Herr Jesus da erlebte: Wie man an ihm Anstoß nahm und ihn zu Fall brachte. Auch das war vorausgesagt, und wir können das in Jesaja 8 nachlesen. Darf ich bitten, Sven, ab Vers 13 bis 15 zu lesen?
„Jehova der Heerscharen, den sollt ihr heiligen, und er soll eure Furcht und euer Schrecken sein. Und er wird zum Heiligtum sein, aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick dem Bewohner von Jerusalem. Und viele unter ihnen werden straucheln, fallen und gefangen werden. Binde das Zeugnis zu, versiegele das Gesetz unter meinen Jüngern.“
Danke, bis hierhin.
In Vers 14 wird vom Messias gesprochen. Auch in der rabbinischen Literatur wurde dieser Vers auf den kommenden Messias gedeutet. Es war also klar, dass Israel sich am Messias ärgern und über ihn straucheln würde. Er wird zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels.
Übrigens: Viele denken, damals seien nur die Stämme Juda und Benjamin im Land gewesen, dazu natürlich der Priesterstamm Levi. Das ist jedoch falsch. In der Zeit der Könige nach Salomo gab es ständig Überläufer. Schon in der Zeit von Rehabeam, später bei Asa und noch weiter bei Hiskia gab es ausdrücklich Überläufer aus den zehn Stämmen ins Südreich.
Deshalb lebten im Südreich schließlich Menschen aus allen zwölf Stämmen. Bei der Wegführung nach Babylon, als das Südreich zerstört wurde – das Nordreich war ja schon längst von den Assyrern deportiert worden – kamen Mitglieder aus allen zwölf Stämmen nach Babylon.
Nach der babylonischen Gefangenschaft kehrten dann auch Menschen aus allen zwölf Stämmen zurück. Deshalb wird in Lukas 2 die Prophetin Hanna ausdrücklich als Angehörige des Stammes Asser erwähnt, einem der zehn Stämme.
Apostel Paulus sagt vor Agrippa in Apostelgeschichte 26: „Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht.“ Die Gemeinde ist im Tempel präsent, und Jakobus schreibt seinen Brief an die zwölf Stämme, die in der Diaspora, also in der Zerstreuung, leben.
Daher waren die zwölf Stämme im Land vertreten. Als dann im Jahr 70 n. Chr. die Zerstörung Jerusalems und die weltweite Zerstreuung der Juden erfolgte, wurden auch Mitglieder aus allen zwölf Stämmen zerstreut. Sie vermischten sich im Laufe der Jahrhunderte untereinander.
Deshalb bestehen die Menschen, die heute als Juden bezeichnet werden, aus Nachkommen aller zwölf Stämme. Nominell werden sie jedoch alle Juden genannt.
Daraus folgt, dass die Rückkehr nach Israel in der heutigen Zeit nicht nur die Stämme Juda, Benjamin und Levi umfasst, sondern eine Rückkehr aus allen zwölf Stämmen ist. Das ist sehr wichtig im Zusammenhang mit der Prophetie.
Es gibt Leute, die denken: In Offenbarung 7 stehen die 144.000 Versiegelten aus allen zwölf Stämmen. Aber zuerst müssten doch erst die zehn Stämme ans Licht kommen, denn es seien ja nur die zwei Stämme da.
Das ist jedoch nicht der Fall. Die zehn Stämme sind schon längst im Land. Es braucht keine weitere Voraussetzung, um bei einer gottgewirkten Erweckung schließlich die 12 aus jedem Stamm versiegeln zu können.
Das nur als kleiner Exkurs zu Jesaja 8, Vers 14, wo es heißt, der Messias werde den beiden Häusern Israels – also dem Haus Israel mit den zehn Stämmen und dem Haus Juda mit den zwei Stämmen – zur Schlinge und zum Fallstrick sein.
Jesaja sagt außerdem voraus, dass es wegen der Verwerfung des Messias zu einer Katastrophe kommen wird. In Vers 15 heißt es: „Viele unter ihnen werden straucheln, fallen, zerschmettert, verstrickt und gefangen werden.“
Im Jahr 70 wurden mehr als eine Million Juden durch den Krieg getötet, und gegen hunderttausend wurden in Kriegsgefangenschaft geführt. Es folgte eine riesige Fluchtwelle, vor allem ins Gebiet des heutigen Irak, nach Babylonien.
Genau so ist es gekommen. Deshalb muss einem schwül werden bei diesem Abschnitt in Matthäus 13, dass sich die Menschen an Jesus stoßen. Das ist gewissermaßen die Basis für die Katastrophe, die dann im Jahr 70 stattfand.
Sie führte zur Zerstörung des Tempels und der Hauptstadt und schließlich zum Untergang des Staates Israel.
Nun erklärt aber der Herr Jesus dieses Schicksal von solcher Ablehnung. Das bezieht sich nicht nur auf den Messias, sondern er sagt: Ein Prophet, also jemand, der in Gottes Kraft das Wort Gottes verkündet, ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und in seinem Haus.
Das ist etwas, das bis in die heutige Zeit bleibt: Gerade von denen, die einem besonders nahe sind, kann Ablehnung und Feindschaft kommen. Hier, in diesem Fall, müssen wir noch an seine Halbgeschwister denken. Der Messias wurde ja von einer Jungfrau geboren, wie in Jesaja 7,14 beschrieben. Das war Maria. Sie heiratete Joseph, und somit wurde Joseph einfach der Pflege- oder Adoptivvater des Herrn Jesus.
Maria und Joseph hatten jedoch weitere Kinder. Von diesen Halbbrüdern wird gesagt, dass sie nicht an den Herrn Jesus als Messias glaubten. Wir können kurz in Johannes 7 nachlesen, Verse 1 bis 5:
"Und nach diesem wandelte Jesus in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa wandeln, weil die Juden ihn zu töten suchten. Es war aber nahe das Fest der Juden, die Laubhütten. Da sprachen nun seine Brüder zu ihm: Ziehe von hinnen und geh nach Judäa, auf dass auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust; denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei, selbst öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt."
Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
Ein schlimmes Wort: Seine Brüder glaubten nicht an ihn. Also wurde er in der eigenen Familie so abgelehnt. Herr Jesus sagt, das ist nicht sein einziges Schicksal, sondern das gilt für jeden, der das Wort Gottes weitergibt, so wie ein Prophet das tun sollte. Er ist nicht ohne Ehre; natürlich gibt es Ehre, aber nicht bei denen, die ihm nahestehen oder typischerweise bei Gott selbst.
Dazu können wir noch aus 2. Korinther 6 lesen, wo der Apostel Paulus das auch sehr markant erlebt hat. Im Korintherbrief geht es um eine Gemeinde, für die der Apostel besonders viel gearbeitet hat. Man könnte sagen, die Korinther standen Paulus näher als viele andere Gemeinden, bei denen er nur kurz als Missionar war, eine Gemeinde aufgebaut hatte und dann weiterging, während andere die Arbeit fortführten.
In Korinth blieb er lange, und dort gab es besonders viel Anfeindung gegen den Apostel. Darum schreibt er in 2. Korinther 6, im Zusammenhang darum, dass wir uns als Gottesdiener erweisen müssen:
Vers 4: "Sondern uns selbst in allem als Gottesdiener erweisen."
Dann zählt er in vielen Aussagen auf: in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten usw. Darf ich bitten, dass wir jetzt noch ab Vers 7 lesen:
"Im Worte der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit zu rechten und zu lenken, durch Ehre und Unehre, durch böses Gerücht und gutes Gerücht, als Verführer und Wahrhaftiger, als Unbekannte und Wohlbekannte, als Sterbende und siehe, wir leben, als Gezüchtigte und nicht getötet, als Traurige, aber allezeit uns freuend, als Arme, aber viele reich machend, als Nichts habend, und alles besitzen."
Danke. Mir ging es besonders um Vers 8: "Durch Ehre und Unehre."
Ein Diener Gottes oder auch eine Dienerin Gottes muss sich erweisen, dass man Ehre erträgt, aber auch Unehre. Beides ist schwierig und braucht Gottes Gnade auf besondere Weise.
Dann wird gesagt: "Durch böses Gerücht und gutes Gerücht." Man muss beides aushalten können. Weiter heißt es: "Als Verführer und Wahrhaftiger." Man kann als Verführer geschmäht und verleumdet werden und auf der anderen Seite als jemand gelten, der das Wort in Wahrheit weitergibt.
Paulus nennt das: "Wahrhaftige als Unbekannte und Wohlbekannte." Beides ist schwierig, und Paulus musste das gerade im Zusammenhang mit den Korinthern besonders unter Beweis stellen.
Er wurde so stark angegriffen, dass er sich schließlich beweisen musste, dass er ein richtiger Apostel ist und kein Verführer. In späteren Kapiteln, 2. Korinther 10 und 11, sagt Paulus, dass die Korinther ihn gezwungen haben, ein Tor zu werden.
Die Bibel gibt den Grundsatz vor, dass wir uns nicht selbst loben sollen. Wenn man sich selbst lobt, macht man sich eigentlich zum Dummkopf. Paulus sagt: "Ihr habt mich gezwungen, ein Tor zu werden." Er musste ihnen aus seinem Leben erzählen, was er alles als Diener Gottes durchgemacht hat. Das ist für uns eine Fundquelle, um zu sehen, wer Paulus wirklich war und welche Hingabe er bis in Todesgefahr immer wieder zeigte.
Er zählt all das auf, aber er sagt: "Ihr habt mich gezwungen, ihr habt mich zum Tor gemacht," weil er sich ihnen beweisen musste, dass er Apostel ist. Dabei ging es nicht um ihn, sondern um die Sache.
In Korinth gab es Leute, die Paulus angriffen und andere gegen ihn aufstachelten. Jetzt musste er das klären und sich beweisen.
Ein zweites Beispiel: Er hat an einem anderen Ort noch ganz besonders lange gearbeitet, nämlich in Ephesus. Was sagt Paulus über Ephesus in 2. Timotheus 1? Er schreibt aus der Todeszelle in Rom:
"Alle, die in Asien sind, haben mich verlassen."
Unglaublich! Alle haben Paulus aufgegeben. Er sagt nicht, dass sie vom Glauben abgefallen sind, aber sie haben sich gegen Paulus gestellt und ihn zur Seite geschoben.
So musste er sich erweisen, durch gutes Gerücht, aber auch durch böses Gerücht. Er musste erleben, wie er zu Unrecht geschmäht wurde, und das war schwierig.
Darum sagte der Herr Jesus: Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und in seinem Haus – einfach damit man sich nicht wundert, wenn es so herauskommt.
Und dann gehen wir weiter zu Kapitel 14. Lesen wir da mal Verse 1 bis 5:
Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst, das Gerücht von Jesus und sprach zu seinen Knechten: „Dieser ist Johannes der Täufer, er ist von den Toten auferstanden, und darum wirken solche Kräfte in ihm.“
Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, ihn gebunden und ins Gefängnis gesetzt, um der Herodias willen, des Weibes seines Bruders Philippus. Denn Johannes hatte ihm gesagt: „Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.“
Und als er ihn töten wollte, fürchtete er die Volksmenge, weil sie ihn für einen Propheten hielten.
Warum fügt Matthäus jetzt diese Geschichte hier an? Natürlich gibt es einen zeitlichen Zusammenhang, er sagt ja in Vers 1 „zu jener Zeit“. Aber es geht ja um die Frage: Wer ist Jesus Christus? Und Abschnitt 5 zeigt die Gottheit des Messias auf und dann auch noch die Autorität der Gemeinde.
Darum haben wir jetzt hier ein anderes Beispiel, nicht die Leute von Nazaret, sondern Herodes, der Stellung nehmen muss zur Frage: Wer ist Jesus aus Nazaret? Und er meint etwas. Also er meint, das muss Johannes der Täufer sein, der auferstanden ist aus den Toten und darum übernatürliche Kräfte hat.
Das ist eine, man möchte sagen, eine richtig abergläubische Ansicht. Die Leute in Nazareth dachten, er ist doch einfach ein ganz gewöhnlicher Mensch. Aber sie konnten nicht beantworten, warum er diese Wunder tun konnte, die kein anderer tun konnte. Eben auch typische messianische Wunderzeichen, wie wir in Matthäus 12 gesehen haben zum Beispiel. Und sie konnten auch die Weisheit nicht erklären, die kein Rabbiner hatte, nur er.
Man merkte ja, sein Wort war ganz anders, und er redete wie einer, der Autorität hat und nicht wie ihre Schriftgelehrten, heißt es am Schluss von Matthäus 7. Und jetzt meint dieser Herodes, das ist Johannes der Täufer.
Wir werden gleich sehen, wie es zu dieser verrückten Idee kam bei diesem führenden Politiker damals.
Jetzt, wer ist dieser Herodes? Wir drehen mal den Spieß um und fragen nicht: Wer ist Jesus Christus?, sondern: Wer ist Herodes? Wer ist das?
Herodes, ein Edomiter, ja, der hatte edomitische Abstammung. Ein Tetrarch. Wie? Ein Tetrarch. Ein Tetrarch, also wo steht das? Da steht nicht viel, im Springer Apostelgeschichte. Ah ja, aber hier steht es schon, es steht nur auf Deutsch: „Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst...“ Und Tetrarch ist einfach das griechische Wort, Tetra heißt vier, oder die Tetrapackung.
Und der Tetrarch, das ist der Vierfürst oder bedeutet auch Viertelsfürst. Das ist ein Titel, der tiefer ist als der Titel eines Königs.
Wir dürfen natürlich Herodes, den Vierfürsten, nicht verwechseln mit Matthäus 2. Dort lesen wir, darf ich bitten, Matthäus 2, Vers 1:
„Als aber Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen Herodes des Königs, siehe, da kamen Magier vom Morgenlande nach Jerusalem, welche sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Der Vater von diesem Herodes heißt also genau gleich, aber nach dem Zusatznamen Herodes Antipas kann man unterscheiden. Der andere wird in der Geschichte genannt Herodes der Große.
Nein, da steht nicht, warum ein Vierfürst. Ja, aber das ist etwas anderes. Genau, mehrere Regenten werden dort aufgezählt. Genau, es gab dann eine Aufteilung nach Herodes dem Großen.
Aber du bist fast ein bisschen zu schnell, wir kommen noch darauf.
Ich möchte aber jetzt zuerst noch erklären, wer Herodes der Große war. Wie Kamini gesagt hat, das war ein Edomiter, und das sind Nachkommen von Esau, dem Bruder Jakobs, der eben nicht den Segen bekommen hat für das Erstgeburtsrecht, wie Jakob, der Stammvater wurde von Israel.
Die Edomiter haben eben seit Esau Wohnsitz genommen auf den Roten Bergen südlich des Toten Meeres auf der jordanischen Seite, in Jordanien. Das ist das Reich der Edomiter.
Gott hatte gesagt in 1. Mose 25 prophetisch, dass der Ältere dem Jüngeren dienen werde. Also Israel sollte Oberherrschaft haben über Edom.
Aber weil Israel sich so von Gottes Wort entfernt hatte, kam es, dass im Jahr 40 vor Christus die Römer einen Edomiter ernannten, und zwar durch den römischen Senat „König der Juden“. So wurde also dieser Edomiter zum Herrscher über das Brudervolk gestellt.
Damit wurde die eigentliche göttliche Ordnung auf den Kopf gestellt, als eine Zucht Gottes über sein Volk, also dass da der Ältere über den Jüngeren begann zu herrschen.
Allerdings konnte das noch nicht sofort geschehen. Erst im Jahr 37 vor Christus gelang es Herodes, Jerusalem zu erobern, und dann hat er seine Herrschaft richtig entfaltet.
Diese umfasste das heutige Land Israel bis in den Norden des Negev und dann auch Gebiete im Gazastreifen, dann Gebiete in Libanon, Syrien und große Gebiete auch in Jordanien.
Das war Israel, beherrscht durch den Edomiter, König Herodes. Und dieser Herodes ist dann eben der Kindermörder von Bethlehem geworden.
Und zwar, weil diese Perser, diese Magier, waren ja Perser, die haben gefragt: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?
Und das war natürlich besonders aufregend, weil der Senat Herodes zum König der Juden ernannt hatte, aber das ist einer offensichtlich geboren worden, um König der Juden zu sein.
Und der Titel ist ganz speziell, weil im Alten Testament all diese Könige, die Nachkommen von David, waren ja Könige über Judah, aber die wurden nie in der Bibel genannt „König der Juden“. Dieser Titel taucht auf in der Geschichte mit der Ernennung durch den Senat.
Jetzt kommen die Magier aus dem Morgenland, aus Persien. Magier ist ja ein persisches Wort, Magoi im griechischen Text, und die fragen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?
Um das zu verhindern, dass ein anderer seine Herrschaft streitig nimmt, streitig macht, hat dann eben dieser blutrünstige Mann dieses Massaker unter den Kindern angerichtet.
Herodes hatte mehr als eine Frau. Weiß jemand, wie viele? Zehn Frauen, und bekam einige Kinder.
Also das Studium des Stammbaums von Herodes ist ziemlich kompliziert, aber es ist ganz wichtig, dass man den Stammbaum kennt, weil ganz viele Personen im Neuen Testament von ihm abstammen, zum Beispiel.
Nur so um anzudeuten: Wer stammt alles ab? Ja, aber vielleicht denkst du an Salome, auf die kommen wir noch. Ja, aber auf die kommen wir später.
Also wir kommen noch darauf, aber andere Personen, die mit Namen erwähnt werden in der Bibel. Also eben dieser Herodes Antipas, dann in Apostelgeschichte 12 Herodes Agrippa und dann aber Agrippa II, das ist der, vor dem Paulus dieses schöne Zeugnis ablegen musste in Apostelgeschichte 26. Das ist auch einer aus dieser Familie.
Aber weiter. Philippus, jawohl, in Lukas 3, Vers 1, genau, und da können wir jetzt aufschlagen, die Stelle wolltest du ja schon lange, Philippus.
Lukas 3, Vers 1:
„Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Landpfleger von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Drachonitis und Lysanias Vierfürst von Abilene, unter dem Hohenpriestertum von Annas und Kajaphas, geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn Zacharias, in der Wüste.“
Lukas datiert hier den Moment, in dem Johannes öffentlich aufgetreten war, Johannes der Täufer, und dann der Herr Jesus seinen öffentlichen Dienst begonnen hatte.
Um das ganz klar in der Geschichte, in Raum und Zeit zu verankern, weil es eben nicht um Mythos geht in der Bibel, erwähnt er hier sieben verschiedene Herrscher.
Da wird eben nebst dem Kaiser Tiberius, nebst dem Statthalter Pontius Pilatus, unter anderem erwähnt Herodes, Vierfürst von Galiläa. Das ist jetzt der, von dem wir es haben in Matthäus 14.
Dann wird auch erwähnt sein Bruder Philippus, der ist auch ein Tetrarch, Vierfürst von Iturea und der Landschaft Drachonitis. Das sind Gebiete im heutigen Jordanien.
Bleiben wir mal da, also dieser Philippus. Aber den dürfen wir übrigens nicht verwechseln mit noch einem weiteren Philippus.
Matthäus 14, Vers 3, liest du nochmals, Sven?
„Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, ihn gebunden und ins Gefängnis gesetzt um der Herodias willen, des Weibes seines Bruders Philippus.“
Danke, also das ist nochmals ein Philippus, aber das ist nicht der Philippus von Lukas 3, der Vierfürst, jawohl, der lebte in Rom, der hat kein Königtum bekommen.
Von dem werden wir gleich noch etwas mehr hören, und dann aber noch weitere Personen.
Drusilla, die Frau von Felix, die kommt auch aus dieser Linie von Herodes, und dann Bernice, sie wird nie die Frau genannt von Agrippa, aber die treten dann miteinander auf, Agrippa und Bernice in Apostelgeschichte 26.
Ja, und das war seine Schwester, mit ihr lebte er zusammen.
Unglaublich, was in dieser Familie gerade auf dem Gebiet der Sexualität, der Ehe oder Konkubinat, jetzt in dem Fall, was da alles geschehen ist.
Ja, und so gibt es also eine ganze Reihe von Personen, die im Neuen Testament erwähnt werden, und darum ist es wichtig, sich einmal eine Übersicht über den Stammbaum von Herodes zu verschaffen, um diese Person einzuordnen.
Ein bisschen gehen wir jetzt darauf ein im Zusammenhang mit Matthäus 14, nämlich dieser Herodes Vierfürst.
Der hat also nach dem Tod von seinem Vater, Herodes dem Großen, ein Teilgebiet von diesem riesigen Königreich bekommen.
Darum ist er ja nur noch ein Viertelsfürst, also das bedeutet nicht 25 Prozent, sondern das bedeutet einfach ein kleineres Gebiet.
Er hat aber noch einen Bruder, den haben wir bisher jetzt immer noch nicht erwähnt, also wir waren da nicht vollständig im Aufzählen vorhin.
Matthäus 2, Vers 22:
„Als er aber hörte, dass Archelaus über Judäa herrsche, anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dahin zu gehen. Und als er im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatte, zog er hin in die Gegenden von Galiläa und kam und wohnte in einer Stadt, genannt Nazareth.“
Die mit dem Kind wegen Herodes dem Großen nach Ägypten fliehen mussten, und bald darauf starb der König.
Dann kamen sie wieder zurück ins Land Israel, und offensichtlich wollte Joseph dann Wohnsitz nehmen in Bethlehem.
Offensichtlich dachte er, das ist doch der richtige Ort, wenn dieses Kind, der Messias, in Bethlehem geboren ist, dann wäre es eigentlich gut, wenn der Messias auch in Bethlehem aufwächst.
Und dann ist er aber überrascht, dass er dann hört, dass Archelaus über Judäa herrsche, anstatt seines Vaters Herodes.
Und dann hat er Angst und geht nicht nach Bethlehem, sondern nach Galiläa.
Warum? Weil in Galiläa einer herrschte, der weniger schlimm war als Archelaus.
Nämlich Herodes Antipas.
Aber Archelaus war einer der ganz schlimmen Söhne, oder man muss sagen noch schlimmer.
Der Vater hatte noch in einem Wutausbruch vor seinem Tod das Testament geändert und hat eben Archelaus eingesetzt.
Nachfolger hätte Antipater der Zweite sein sollen. Das war der älteste Sohn, aber der wollte seinen Vater vergiften, und darum wurde er selber hingerichtet.
Dieser Herodes hat nicht nur die Kinder in Bethlehem umgebracht, er hat auch in seiner Familie aufgeräumt.
Seine Lieblingsfrau Mariamne hat er schließlich auch umgebracht, weil er dachte, die könnte ihm gefährlich sein.
Das nur an die Adresse von denen, die denken: Ja, außerbiblisch haben wir keinen Bericht über den Kindermord von Bethlehem.
Ja gut, außerbiblisch ist noch manches nicht berichtet, weil nicht alles überliefert worden ist.
Aber was wir genau wissen aus dem Leben von Herodes: Das war ein blutrünstiger Mensch, der schnell Leute umbrachte.
Einmal hat er sogar den Sanhedrin, den obersten Gerichtshof, umgebracht.
Also das war genau voll auf seiner Linie.
Und eben, da hat er diesen Sohn umgebracht, und da wurde er eben Archelaus, schließlich Herrscher.
In den Psalmen heißt es: „Der Zorn verherrlicht dich“, und wirklich hat Gott diesen bösen Zorn des Königs benutzt, damit Joseph nicht an den falschen Ort geht.
Wäre er in Bethlehem geblieben, würde Jesus nie „Spross“ genannt worden sein.
Er musste nach Nazareth, nach Galiläa, damit er eben „Spross“ genannt würde.
Wir sehen, Joseph wollte irgendwie selber noch die Prophetie unterstützen.
Mit der Geburt hat er das auch nicht vorbereitet.
Sie wurden gezwungen durch ein Edikt des Kaisers in Rom, Augustus, der sagte, dass alle in Listen erfasst werden sollten, und die müssten alle in ihre Vaterstadt gehen.
Darum gingen Joseph und Maria zum richtigen Zeitpunkt nach Bethlehem, in dem dann der Messias geboren wurde, und nicht in Nazareth.
Also die Weltgeschichte wurde von Gott so geführt, dass Gläubige den richtigen Weg wählten, wo sie sonst den falschen Weg gegangen wären.
Ist das nicht eindrücklich?
Und eben, besseres Wissen geht Joseph halt nicht nach Bethlehem, sondern nach Galiläa.
Aber das war dann genau der richtige Weg.
Da haben wir also nochmals einen Archelaus.
Das war der Bruder von Antipas.
Dieser Archelaus wurde aber um 6 nach Christus von den Römern abgesetzt.
Wir haben den Namen, oder einer der Namen unseres Herrn ist „der Spross“. Das kommt daher auch in Jesaja 11 und Jesaja 53, dieses Reis, und es wird ein Reis vor ihm aufschießen.
All diese weiteren Stellen außer denen, die wir gesehen haben, Sacharja 3, Sacharja 6, alle weiteren Stellen, die über den Spross sprechen, Jesaja 11, Verse 1 und 2, und dann Jesaja 53 – das hat alles einen Zusammenhang mit dem Nazaräer.
Ganz genau. Also es gibt noch viel mehr Stellen in diesem Zusammenhang.
Noch kurz zu Archelaus: Er war nicht Tetrarch, sondern Ethnarch.
Er bekam ganz Judäa und Idumea, das ist also das Edomitergebiet im Nordnegev, und Samaria.
Um 6 nach Christus haben die Römer ihn abgesetzt.
Von da an haben sie Landpfleger eingesetzt, und in dieser Serie von Landpflegern kam dann später Pontius Pilatus, der wiederum eine wichtige Rolle spielen sollte bei der Kreuzigung.
Wie? Trautest du auch eine Zahl im Griechischen?
Nein, Ethnarch ist keine Zahl, es ist auch wieder das Wort „Arch“ drin, und das bedeutet Herrscher.
„Ethnos“ ist Nation, Ethnarch ist der Nationenherrscher und ist in dem Sinn auch wieder ein Unterkönig, aber er war mächtiger als der Vierfürst.
Nur um zu zeigen, wie kompliziert der Stammbaum ist, aber er hilft, um da Klarheit zu bekommen.
Auf sermon-online.de gibt es von mir einen Vortrag über die 400 stummen Jahre, und dort gibt es auch ein Skript.
Dort habe ich den Stammbaum von Herodes aufgeführt, und zwar mit den Nachkommen von fünf der zehn Frauen, die von Bedeutung sind für das Neue Testament.
Da kann man sich sehr gut orientieren und weiß dann plötzlich: A, Bernice, Agrippa I, Agrippa II usw. Wer ist das?
Jetzt kommen wir gleich nach der Pause. Wir machen jetzt Pause, zehn Minuten, und dann gehen wir weiter mit Matthäus 14.
Wir haben jetzt geklärt, wer Herodes, der Vierfürst, war und haben bereits gesehen, er hatte eine abergläubische Ansicht über Jesus Christus.
Er wollte ihn mit Johannes dem Täufer, auferstanden aus den Toten, identifizieren.
Dann erklärt Matthäus, was eben der Hintergrund dieser verrückten Idee war.
Wir haben in Vers 3 bereits gelesen, dass dieser Herodes Johannes verhaften ließ, ins Gefängnis setzen ließ, und zwar wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus.
Dann erklärt Matthäus, dass Johannes ihm immer wieder gesagt hat, es sei ihm nicht erlaubt, diese Frau zu haben.
Da muss man auch kurz den Hintergrund erklären.
Wie schon erklärt in der ersten Hälfte: Dieser Philippus hier ist Herodes Philippus, der in Rom lebte und nicht zu verwechseln mit dem Philippus in Lukas 3.
Dieser Philippus hatte also keinen Herrscherposten, aber er hatte Herodias geheiratet.
Dann hat Herodes Antipas Besuch nach Berlin. Wir haben das jüdische Priesterwesen in Jerusalem im Jahr 37 beschrieben und verschiedene Berichte überliefert, wie zum Beispiel Josephus Flavius, der die jüdische Geschichte sehr breit von der alttestamentlichen Zeit bis Anfang der Zeit nach Christus beschrieben hat.
Diese Schriften, die uns bis heute erhalten geblieben sind, enthalten unglaublich viel Information als Hintergrund zum Neuen Testament, und zwar aus jüdischer Sicht.
Dieser Josephus Flavius wurde nie ein Messiasgläubiger, also ein Christ, aber er beschreibt ganz viele Personen, die wir aus der Bibel kennen, im Neuen Testament, historisch.
Wenn ich sage, ein Buch bei ihm ist eine ganze Serie von Büchern.
Ich lese jetzt aus Buch 18, Kapitel 5:
„Um diese Zeit gerieten Aretas, der König von Petraea, und Herodes aus folgender Veranlassung in Streit: Herodes, der Tetrarch, hatte des Aretas Tochter geheiratet und lebte mit ihr schon lange Zeit.“
Ich muss erklären: Aretas, das war der König von Petra über das arabische Reich der Nabateer.
Das umfasste damals nicht nur Teile von Saudi-Arabien und Westsinai.
Darum wird übrigens der Berg Sinai in Arabien erwähnt, in Galater 4.
Das gehörte damals zu diesem arabischen Reich.
Dann aber auch eben über Jordanien, heutiges Jordanien, über Petra, die Felsenstadt, hinauf bis nach Damaskus.
Das war alles das arabische Reich von König Aretas.
Aretas wird ja erwähnt von Paulus, weiß niemand wo?
Bevor ich weiterlese, schauen wir kurz Aretas an, weil er da erwähnt wird außerbiblisch und innerbiblisch haben wir ihn in 2. Korinther.
Dort berichtet Paulus in Kapitel 11, Verse 32 und 33:
„In Damaskus verwahrte der Landpfleger des Königs Aretas die Stadt der Damaszener, in der er mich greifen wollte, und ich wurde durch ein Fenster in einem Korb an der Mauer hinabgelassen und entrann seinen Händen.“
Paulus konnte sich also retten, und das wird auch berichtet in Apostelgeschichte 9, wo er dann eben von Damaskus aus weiterging auf seinem Lebensweg.
Dieser Aretas, bekannt in der Geschichte als Aretas IV., regierte von 9 vor Christus bis 40 nach Christus.
Das war eben der Vater von Phasaelis, so hieß die Frau von Herodes, dem Vierfürst.
Aber jetzt haben wir da gelesen, es gab einen Konflikt zwischen diesem Herodes Vierfürst und Aretas, dem König Petraea.
„Herodes, der Tetrarch, hatte des Aretas Tochter geheiratet und lebte mit ihr schon lange Zeit. Als er nun nach Rom reiste, kehrte er bei seinem Stiefbruder Herodes, dem Sohn der Tochter des Hohen Priesters Simon, ein.“
Hier fasste er eine so heftige Neigung zu dessen Gattin Herodias, die ihres gemeinschaftlichen Bruders Aristobulus Tochter und Agrippas des Großen Schwester war, dass er mit dem Plan umging, sie zur Ehe zu nehmen.
Also Ehebruch.
Er beschreibt weiter: Herodias war damit einverstanden, also sie wollte den Ehebruch.
So kamen sie überein, dass sie gleich nach seiner Rückkehr aus Rom in sein Haus kommen solle, jedoch unter der Bedingung, dass er des Aretas Tochter verstieße.
Also die musste weg.
Herodes sagte das zu und reiste dann nach Rom weiter.
Als er hier mit der Erledigung der in Frage stehenden Angelegenheiten fertig war und nach Hause zurückkehrte, kam er eben nach Hause, und die Ehefrau hatte das bereits mitbekommen, was in Rom geschehen war.
Sie hatte sich dann vorbereitet, damit sie fliehen kann zurück ins arabische Reich von ihrem Vater Aretas.
Aber Aretas begann Krieg.
Er hatte sowieso noch Probleme mit Herodes, auch wegen Grenzstreitigkeiten.
Das gab es schon damals, nicht nur heute.
Dann kam es zum Krieg.
Herodes ging selber nicht in den Krieg, er schickte nur seine Armee, und die wurde vollständig aufgerieben.
Also eine Katastrophe.
Jetzt schreibt Josephus Flavius in Absatz 2 von Kapitel 5:
„Manche Juden waren übrigens der Ansicht, der Untergang der Streitmacht des Herodes sei nur dem Zorn Gottes zuzuschreiben, der für die Tötung Johannes des Täufers die gerechte Strafe gefordert habe.“
Den Letzteren nämlich hatte Herodes hinrichten lassen, obwohl er ein edler Mann war, der die Juden anhielt, nach Vollkommenheit zu streben.
Indem er sie ermahnte, Gerechtigkeit gegeneinander und Frömmigkeit gegen Gott zu üben und so zur Taufe zu kommen, also genau so, wie das in Lukas 3 sehr ausführlich beschrieben wird, aber auch Matthäus 3.
Dann werde die Taufe Gottes angenehm sein, weil sie dieselbe nur zur Heiligung des Leibes, nicht aber zur Sühne für ihre Sünden anwendeten.
Die Seele nämlich sei dann ja schon vorher durch ein gerechtes Leben entzündet.
Interessant macht er klar, die Taufe selber bewirkte nichts.
Das war nur ein äußerliches Zeichen.
Also das sollten alle Lutheraner und alle Katholiken mal lesen, dass Josephus Flavius das besser wusste, dass die Taufe nicht ein Sakrament ist, sondern nur ein symbolischer Ausdruck von etwas, was innerlich schon geschehen ist und sich dann durch die Frucht der Buße in einem Leben der Gerechtigkeit auswirkt.
So sehen wir also, dass auch er diese ganze Sache mit der Ermordung von Johannes dem Täufer in Übereinstimmung mit der Bibel erwähnt.
Unzählige solche Überlieferungen zeigen, wie die Geschichte außerhalb der Bibel und die Geschichte der Bibel übereinstimmen.
Wir sehen, wie das gegangen ist: Er hat also seine Frau verstoßen, Ehe gebrochen und hat die Frau von seinem Bruder geheiratet.
Da hat Johannes der Täufer eingegriffen, nur verbal, Vers 4:
„Denn Johannes hatte ihm gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.“
Wer eine Elbefelder hat, er hat eine Fußnote, stimmt’s?
Wörtlich sagte er ihm: Die griechische Wortform bezeichnet eine fortgesetzte oder wiederholte Handlung, ist also der sogenannte Durativ, der hier verwendet wird.
Das ist eine Form im Griechischen, die man verwendet, um eine Handlung als wiederholt oder eben fortgesetzt zu beschreiben, nicht einfach als Punkt wie ein Aorist zum Beispiel.
Er hat ihm also nicht nur einmal gesagt: „Du darfst diese Frau nicht haben“, sondern wiederholt.
Das hat ihn natürlich zornig gemacht und die Herodias noch viel mehr, wie wir gleich sehen werden.
Das ist interessant, weil es uns zeigt, dass es nichts Falsches ist, wenn man die Regierung kritisiert für etwas, was Unrecht ist, und das auch mehr als einmal sagt.
Natürlich war Johannes der Täufer kein Politiker und er hatte von Gott auch keinen politischen Auftrag bekommen.
Die Gemeinde als solche hat auch nicht einen politischen Auftrag, sondern den Auftrag, das Evangelium in dieser Welt zu verkündigen.
Wir haben auch nicht den Auftrag, die Welt zu verbessern, sondern das Evangelium zu verkündigen.
Natürlich kann das im begrenzten Rahmen zu Verbesserungen führen, das ist so.
Aber es ist nicht unser Auftrag.
Trotzdem hat Johannes eben da, wo es nötig war, geistlich darauf hingewiesen: Das geht nicht, das ist gegen Gottes Willen.
Aber das ist nicht so, dass man jetzt sagen könnte, Johannes wurde zum Politiker.
Wenn wir gewisse Dinge biblisch beurteilen müssen, öffentlich, was im Regierungsgeschehen geschieht, dann geht es nicht darum, dass wir Politik machen, aber wir haben den Auftrag, Licht und Salz der Erde zu sein, wie Matthäus 5 das ausführt.
So hat er das gemacht, aber das hat ihm schließlich das Leben gekostet.
Das ist dann je nachdem mit deinem Preis verbunden.
Darf ich bitten, Sven, weiter zu lesen ab Vers 6.
„Als aber der Geburtstag des Herodes begangen wurde, tanzte die Tochter Herodias vor ihnen, und sie gefiel dem Herodes, weshalb er mit einem Eide zusagte, ihr zu geben, um was irgend sie bitten würde.
Sie aber von ihrer Mutter angewiesen, sagt: Gib mir hier auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers.
Und der König wurde traurig.
Aber um des Eides und um derer Willen, die mit zu Tische lagen, befahl er es zu geben.
Er sandte hin und ließ den Johannes im Gefängnis enthaupten, und sein Haupt wurde auf eine Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter.
Seine Jünger kamen herzu, hoben den Leib auf und begruben ihn, und sie kamen und verkündeten es Jesus.
Als Jesus es hörte, entwich er von dannen in einem Schiff an einen öden Ort besonders.“
Danke.
Wir lesen klar, dass er Johannes den Täufer töten wollte, Vers 5.
Aber da war das Volk, und er wusste, dass die das anders sehen, gerade mit Johannes dem Täufer.
Er war anerkannt.
Außerbiblisch wird von einem Juden berichtet, der, wenn nicht Jesus als Messias angenommen hat, auch bezeugt, dass dieser Johannes der Täufer eine Sensation war in Israel und allgemein als ein gerechter Mann anerkannt war.
Das war der Vorläufer, der Jesus Christus als Messias verkündigt hat.
Denken wir an Johannes 1, der sagte dort unten am Jordan, in der Nähe von Jericho:
„Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt trägt.“
Er hat auf Jesus von Nazareth hingewiesen, um zu sagen, er ist der, der Jesaja 53 erfüllen wird, wo der Messias beschrieben wird, er wird für unsere Sünden als Opfer sterben.
Dieser Johannes, um den geht es hier.
Herodes wollte ihn töten, aber die Volksmenge hielt ihn für einen Propheten.
Da sehen wir, wie das in der Politik geht.
Man muss als Politiker immer hören: Wie ist die Temperatur im Volk?
Das war keine Demokratie, das war Monarchie.
Aber auch in einer Monarchie hat das Volk viel zu sagen.
Er merkte, das kommt nicht gut heraus, er könnte seine Macht schließlich verlieren.
Darum hat er ihn nur in Anführungs- und Schlussstrichen ins Gefängnis gesteckt.
Können wir aufschlagen, ganz in Übereinstimmung mit dem Bericht von Josephus Flavius.
Markus 6, Vers 20, liest du es, Sven?
„Denn Herodes fürchtete den Johannes, da er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war.
Und er bewahrte ihn, und wenn er ihn gehört hatte, so tat er vieles, und er hörte ihn gern.“
Da erfahren wir also, dass er auch mit ihm gesprochen hat, mit Johannes dem Täufer.
Der hat auch immer wieder das Wort Gottes gehört.
Jetzt kommt dieser Geburtstag, und da waren sehr edle Leute aus der Gesellschaft eingeladen, wie wir auch in der Parallelstelle lesen in den Evangelien.
Dann tanzte die Tochter der Herodias.
Diese Tochter hieß Salome.
Sie wird in Buch 18,5,4 bei Josephus Flavius erwähnt.
In der Bibel wird sie nie namentlich genannt, aber trotzdem ist das allgemein bekannt: Salome.
Sie hat an dieser Geburtstagsfeier dem Herodes Antipas gefallen.
In der Stimmung eines Festes, und da gibt es auch Alkohol, viele wissen auch nicht, wo die Grenze ist, je nachdem.
Auf jeden Fall in dieser Festhochstimmung, so sagt die Bibel, da sagt er ihr mit einem Eid, was in dem er vor Gott schwört, sie dürfe bitten, was sie wolle.
In der Parallelstelle in Markus lesen wir: Bis zur Hälfte des Königreiches.
Das war eine Aussage.
Markus 6,23, liest du es, Sven?
„Unterschwör ihr, was irgend du von mir bitten wirst, werde ich dir geben, bis zur Hälfte meines Reiches.“
Das klingt jetzt ziemlich fromm bei all dem.
Was zitiert er da?
Wer hat gesagt: bis zur Hälfte meines Reiches? Zweimal sogar.
Er hat das aus der Bibel geholt, Esther 5, Vers 6, bei der ersten Einladung, der dreier Einladung.
Das war ganz in der Form weniger als fünf Personen bei der Einladung: Ahasveros der König, die Königin Esther und Haman.
Dann sagt Ahasveros, der König von Persien, das Reich hatte er von Äthiopien bis nach Indien damals, das war das Großpersische Reich.
Er sagt zu Königin Esther: „Bis zur Hälfte des Königreichs, was möchtest du?“
Sie sagt: „Ich möchte nochmals eine Einladung.“
Wie bitte?
Jetzt hätte sie als Jüdin einen Staat Israel gehabt, wie noch nie, die Hälfte des Perserreiches von Afrika bis nach Indien.
Sie sagt nochmals eine Einladung.
Haman kommt nochmals, und dann sagt sie: „Ich möchte das Leben meines Volkes.“
Er sagt ihr nochmals: „Bis zur Hälfte des Königreiches.“
Das ist dieser Ausspruch, und das übernimmt er da und sagt zu Salome: „Bis zur Hälfte des Königreiches.“
Sie sagt: „Den Kopf von Johannes“, nicht die Hälfte von Galiläa.
Das wäre jetzt noch etwas Politisches heute, wenn man die Hälfte von Galiläa abgibt.
Sie sagt den Kopf, beraten von ihrer Mutter.
Das zeigt, was das für eine Frau war, diese Herodias.
Den Mann, den Philippus einfach in den Schuh zu schieben, war eines.
Dann das Nächste: Ein solcher Mord wird verlangt.
Was war das für ein Mädchen, die kriegt die Schale mit dem Kopf von Johannes.
Ein normales Mädchen dreht durch, das erträgt man nicht, da hat man nachher einen Schaden.
So wird das gemacht, und sie brachte es ihrer Mutter.
Unglaublich!
Das zeigt, diese ganze Familie war so im Bösen belastet.
Wir sehen so viele schwere Schuld in der ganzen Verwandtschaft.
Das färbte einfach ab von einer Generation zur nächsten, wenn man nicht umkehrt.
Es ist schon die Art und Weise, wie die Tochter dort getanzt hat.
Das muss auf eine Art und Weise gewesen sein, die so einen Eindruck auf Herodes gemacht hat, der ja auch schon einiges gesehen hat, auch als Mann, auch von Frauen.
Dass ihn das doch sehr beeindruckt hat und sehr angezogen hat.
Damit will man auch sagen: Das war nicht ein schöner Volkstanz.
Nein.
Das war wahrscheinlich auch nicht artig angezogen.
Genau, also furchtbar.
Das führt zum Ende von diesem Propheten, der im Alten Testament angekündigt war, in Jesaja 40:
„Stimme eines Rufens in der Wüste: Bereite den Weg des Herrn!“
Und in Maleachi 3:
„Siehe, man hört die Stimme des Messias, siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg bereite vor mir her.“
Jemand wollte noch was sagen?
Herr Roth ist dem Großen geheiratet.
Ah, gut, dass du das sagst.
Ja, und zwar dem Bruder ihres eigenen Vaters, dem Onkel ihrer Mutter, ja, dem Philippus.
Also das ist jetzt der Philippus aus Lukas 3, eben dieser Vierfürst von Ituräa unter anderem.
Der hat dann wieder so geheiratet.
Ja.
Das war eine ganz furchtbare Sache.
Das war ein Einschnitt im Leben des Herrn Jesus.
Das dürfen wir nicht unterschätzen.
Darum lesen wir in Vers 13:
„Als aber Jesus es hörte, zog er sich in einem Schiff von dort zurück an einen öden Ort für sich allein.“
Das war furchtbar für den Herrn Jesus selbst, als Johannes getötet war.
Er wollte weg von den Leuten, allein sein.
So ist es auch, wenn man unter Schock steht über Todesnachrichten von jemandem, der einem viel bedeutet.
Dann möchte man nicht mehr unter die Leute, dann möchte man für sich sein.
Was geschieht danach? Lies du weiter, Sven, Vers 13b:
„Als die Volksmengen es hörten, folgten sie ihm zu Fuß aus den Städten.
Als er hinausging, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie und heilte ihre Schwachen.
Als es aber Abend geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Der Ort ist öde, und die Zeit ist schon vergangen.
Entlasst die Volksmengen, auf dass sie hingehen in die Dörfer und sich Speise kaufen.
Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen, gebt ihr ihnen zu essen.
Sie aber sagen zu ihm: Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische.
Er aber sprach: Bringt sie mir her.
Er befahl den Volksmengen, sich auf das Gras zu lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf gen Himmel und segnete sie.
Er brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den Volksmengen.
Sie aßen alle und wurden gesättigt.
Sie hoben auf, was an Brocken übrig blieb, zwölf Handvoll.
Die aber aßen, waren bei fünftausend Männer, ohne Frauen und Kinder.“
Vielen Dank.
Also, der Herr zieht sich zurück, will allein sein, und dann kommen die Volksmengen, die große geistliche Bedürfnisse haben. Was macht man, wenn man innerlich erschüttert ist und dann Menschen kommen, die Hilfe brauchen?
Wir lesen in Vers 14: „Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie.“ Das ist wunderbar: Der Erlöser ist innerlich bewegt über die Menschen und schickt sie nicht einfach weg.
Dieser Abschnitt war in meinem Leben einmal ganz wichtig in einer schlimmen Situation. Wir waren als Familie oder einige aus der Familie in Kanada unterwegs in der Wildnis. Kurz waren wir in einem Lager im Wald von Kanada eingeladen, also richtig in der Wildnis. Dort übernachteten wir eine Nacht in einer Blockhütte.
Am Morgen hörte ich jemanden draußen schreien. Ich ging auf den Balkon und sah eine Frau, die wild herumfuchtelte und auf jemanden hinwies, der im Fluss ertrank. Der Fluss floss an dem Camp vorbei. Früher war er eine wichtige Straße für die Indianer, die mit Kanus auf der anderen Seite entlangfuhren.
Ich musste überlegen, was ich jetzt tun sollte. Ich rannte sofort runter. Wir überlegten, ob ich hineinspringen und den Mann retten sollte, aber das war sehr gefährlich. Wenn jemand am Ertrinken ist, könnten zwei Menschen sterben. Dann kam noch jemand dazu, und wir beschlossen, schnell ein Motorboot zu holen. Wir rannten zum Motorboothafen und fuhren los, um den Mann zu retten.
Wir fanden nichts mehr. Der Fluss war braun, man konnte nichts sehen. Wir fanden nur noch sein Zigarettenpäckchen und in seinem Boot zwei Schwimmwesten. Was nützt das, wenn man sie nicht anzieht? Mit einem Paddel suchten wir nach dem Körper, fanden aber nichts. Wir kehrten vor dem Frühstück ins Lager zurück.
Später erfuhren wir, dass im Lager klar geregelt war, dass niemand vor dem Frühstück auf den Fluss gehen darf und wer auf den Fluss geht, immer eine Schwimmweste tragen muss. Er hatte keine Weste getragen. Außerdem wusste man nicht, wo dieser Mann im Glauben stand. Das erklärt die Verbindung zur Zigarette. Es war ein 50-jähriger, lediger Mann, tot.
Das war ein Schock für das ganze Camp. Ein alter Bruder, der das Camp leitete, sagte beim Frühstück, man könne jetzt das Lager abbrechen. Aber er las den Abschnitt vor und erklärte: Johannes der Täufer war ermordet worden, und der Herr Jesus hatte davon gehört und zog sich mit den Jüngern zurück. So steht es ganz klar in Markus in der Parallelstelle.
Sie waren allein, und dann kam die Volksmenge. Der Herr sagte, wie wir in Vers 16 sehen, zu ihnen: „Sie haben nicht nötig, wegzugehen.“ Die Jünger meinten, die Leute sollten doch selbst für ihr Essen sorgen. Jesus sagte: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Damit sagte er: Wir machen weiter.
Das ist eine Entscheidung, die man fällen muss: Wir machen weiter. Wenn man schwere Schläge im Leben erlebt, muss man sich entscheiden, weiterzumachen. Sonst verliert man die Kraft und kommt nicht mehr voran. Jesus zeigt hier ein Vorbild.
Darum sagte der alte Bruder auch: Wir machen weiter in diesem Lager. Es gab keinen Campabbruch. Nach dem Frühstück mussten wir weggehen. Ich hatte am Vorabend einen Vortrag für das Camp gehalten, und wir sollten weiter nach Fort Francis, wo eine Vortragsserie angekündigt war.
Auf dem Weg nach Fort Francis übernachteten wir als Familie noch einmal in der Wildnis im Zelt. Nachts musste ich gegen ein Uhr raus, um auf die Toilette zu gehen. Ich muss sagen, den Sternenhimmel habe ich noch nie so schön gesehen wie dort, den nordamerikanischen Sternenhimmel in der Wildnis von Kanada, fern von Lichtverschmutzung der Städte und Dörfer. Das war wunderbar – richtig die Macht Gottes!
Am nächsten Tag rief ich an einer Tankstelle kurz zu Hause an und erfuhr: Dein älterer Sohn ist ertrunken. Am Tag zuvor hatte ich erlebt, wie jemand ertrank – Sekunden oder Minuten zu spät. Das war schon ein Schock, und es war eine Vorbereitung auf den nächsten Schock.
Mein Sohn war in der Aare ertrunken bei seinem Lieblingssport. Das war ein Schlag aus heiterem Himmel, und wir mussten alles abbrechen. Wir gingen noch nach Fort Francis, wo uns Gläubige wunderbar empfingen. Das war fantastisch. Man muss erlebt haben, wie Menschen, die mit dem Herrn den Weg gehen, Menschen im Schock empfangen und ermutigen können.
Meine Frau und ich können sagen: Wir hatten damals einen so tiefen Frieden im Herzen. Das kann man nicht erzeugen, das wurde uns geschenkt, wir wurden getragen. Dann wussten wir noch einmal, warum wir den Abschnitt am Tag zuvor beim Frühstück gelesen hatten: Wir machen weiter.
Das ist eine wichtige Botschaft für uns. Es ist eine Entscheidung. Wenn man diese Entscheidung trifft, kommt man mit der Hilfe des Herrn weiter. So hat es Jesus hier gezeigt und den Jüngern einen Auftrag gegeben. Er hätte sofort handeln können, aber er sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Dann mussten sie schauen, wie sie das mit 5000 Menschen machen – und es kamen noch Frauen und Kinder dazu.
Schließlich sagen sie: Wir haben hier fünf Brote und zwei Fische. In der Parallelstelle in Johannes 6 heißt es übrigens „Fischlein“. Darum können wir genau sagen, das waren Süßwassersardinen aus dem See Genezareth, die kleinen Fische.
Dort erfahren wir auch, woher sie das hatten: Es war ein kleiner Junge. Offensichtlich hatte der eine Mutter, die sich etwas überlegt hatte. Als der Junge sagte, er wolle diesen Mann aus Nazaret hören, gab sie ihm ein Lunch mit – zwei Sardinen und fünf Brote. Das war die typische Ernährung der Menschen am See Genezareth.
Man hat die Sardinen auch gepökelt, das war üblich, und in Türmen gelagert. Darum heißt die Ortschaft Magdala, in der Mitte der Westseite des Sees Genezareth, so. Dort kam Maria Magdalena her. Magdala heißt „Turm“ und geht auf solche Pökeltürme für die Süßwassersardinen zurück – die normale Ernährung der Menschen dort.
So gab die Mutter dem Jungen einen Lunch mit, und viele Erwachsene waren da, die nichts hatten. Sie waren am Verhungern. Die Jünger sagten, sie müssten jetzt in die Dörfer gehen und etwas kaufen. Jesus sagte: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Fünf Brote und zwei Fische.
Der Junge stellte das zur Verfügung. Jesus nahm es und machte es so: Vers 19: „Er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und segnete sie.“ Er betete, dann brach er das Brot. Das ist im Orient üblich: Bevor man beginnt zu essen, betet man. Dann nimmt der Hausvater das Brot, bricht es – das bedeutet, jetzt fangen wir an zu essen. Vorher isst niemand.
So machte es Jesus. Er brach das Brot, gab es den Jüngern, die verteilten es an die Volksmenge. Sie aßen alle, wurden satt, und es blieb ein Überrest von zwölf Handkörben.
In den Parallelstellen erfahren wir, dass Jesus sagte, man solle die Reste sammeln, damit nichts verloren gehe. Das ist eine wichtige Stelle, die erklärt, warum Christen in Restaurants nicht einfach Essen zurücklassen sollten.
Ich habe schreckliche Dinge gesehen: Familien, die in einem Restaurant ein Fest feiern und die Hälfte liegen lassen. Jesus sagt: „Damit nichts umkommt.“ Wir haben hier zwölf Handkörbe. Die Zahl zwölf erinnert an die zwölf Stämme Israels.
In Matthäus 13 sehen wir, dass Jesus sich von Israel mehr und mehr abwendet und den Völkern zuwendet. Aber er vergisst Israel nie. Darum ist dieses Wunder der Brotvermehrung ein wichtiger messianischer Hinweis.
Schlagen wir Psalm 132 auf. Gott hat König David in Psalm 132, Vers 11, geschworen, dass von ihm der Messias abstammen werde. In Vers 15 heißt es: „Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.“ Es geht um Israel, Zion, die Hauptstadt (Vers 13) und das Volk von Zion, Israel.
Der Messias hat das getan, im Rückblick auf die Verheißung von Psalm 135 und Psalm 145, Vers 16. Dort heißt es: „Du tust deine Hand auf und sättigst alles Lebendige nach Begehr.“ Und im Vers davor: „Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit.“
Ist es nicht schön zu sehen, wie Jesus an dieser Stelle seine Augen zum Himmel richtet? Wie in Johannes 17, wo er zum Vater betet, heißt es auch, dass er die Augen zum Himmel aufgerichtet hat. Das ist etwas Besonderes.
Wenn man Tiere beobachtet, zum Beispiel Kühe auf einer Weide, hat man noch nie gesehen, dass sie zum Himmel aufblicken. Das ist typisch menschlich. Tiere schauen nach unten.
So war es auch, als Nebukadnezar sieben Jahre wahnsinnig war und wie ein Tier lebte. Das nennt man heute in der Psychiatrie Boanthropie – jemand fühlt sich als Tier. Aber das, was man fühlt, ist nicht das, was man ist. Man bleibt Mensch.
Genauso ist es, wenn ein Mann sich als Frau fühlt – er bleibt Mann. Und wenn jemand sich als Tier fühlt, muss man ihn ermutigen, wieder ein anderes Gefühl zu bekommen.
Nebukadnezar war sieben Jahre wahnsinnig. Was geschah, als er wieder zu Verstand kam? Lesen Sie Daniel 4, Vers 33 (in einer anderen Zählung auch Vers 30):
„In demselben Augenblick wurde das Wort über Nebukadnezar vollzogen, und er wurde von den Menschen ausgestoßen, und er aß Kraut wie die Rinde, und sein Leib war benetzt vom Tau des Himmels. Bis sein Haar wuchs wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen. Am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder. Ich pries den Höchsten, rühmte und verherrlichte den Ewiglebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt. Alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er mit dem Heer des Himmels und mit den Bewohnern der Erde, bis dahin.“
Besonders wichtig ist die Bemerkung: „Ich, Nebukadnezar, erhob meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam wieder.“ Was tut er bei vollem Verstand? Er betet den Schöpfer an.
Bei Tieren gibt es keine Beziehung zum Schöpfer. Ich habe noch nie einen Affen im Zoo beten sehen. Das gibt es nicht. Gottesbewusstsein ist typisch menschlich. Das Hinaufschauen zum Himmel ist etwas, was man im Tierreich nicht findet.
Jesus hebt seine Augen auf, wie Psalm 145 sagt: „Sie heben ihre Augen auf und erwarten von Gott.“ Dann folgt das Wunder der Brotvermehrung.
Das ist ein Hinweis, dass der Messias, obwohl er sich von der Masse seines Volkes Israel abwendet und den Nationen zuwendet, Israel niemals vergisst.
Ganz wichtig: In Vers 19 heißt es: „Und er befahl der Volksmenge, sich auf dem Gras zu lagern.“ Das grüne Gras ist typisch im Frühjahr. Später wird die Gegend braun und wüstenhaft.
Frisches grünes Gras erinnert an eine wunderbare Stelle in 2. Samuel, wo König David über das tausendjährige Friedensreich spricht. Schlagen wir kurz auf: 2. Samuel 23, Vers 1.
David spricht: „Der Liebliche in den Gesängen Israels.“ In Vers 2 bezeugt er, dass der Geist Gottes durch ihn als Propheten gesprochen hat – seine Worte sind inspiriert.
In Vers 4 heißt es: „Er wird sein wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken, von ihrem Glanze nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde.“
Im Zusammenhang geht es um einen gerechten Herrscher in Gottesfurcht, den Messias, der im tausendjährigen Friedensreich über die Erde regieren wird. Das wird ein völliger Neuanfang sein – ein Reset.
Man spricht heute von einem großen Reset, aber das ist kein Reset für eine Katastrophe, sondern für einen Neuanfang. So wird es, wenn Jesus in Herrlichkeit wiederkommt.
Das wird hier in Vers 4 beschrieben: Er wird sein wie das Licht des Morgens, wenn er auf dem Ölberg kommt. Dort, wo am Morgen die Sonne aufgeht, werden seine Füße auf dem Ölberg stehen (Sacharja 14). Ein Morgen ohne Wolken, ein besonderer Tag.
Man erinnert sich an solche Tage: Man geht morgens aus dem Haus, schaut zum Himmel, der ist blau, keine Wolke, wirklich keine einzige. Ein Morgen ohne Wolken – etwas ganz Besonderes.
„Von ihrem Glanze nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde.“ Nach dem Regen in der Nacht bekommt das Grün eine saftige Note, ähnlich wie in Kolumbien, wo das Urwaldgrün ganz besonders ist.
Im tausendjährigen Friedensreich wird die Wüste aufblühen: Sinaiwüste, Wüste Gobi, Sahara werden fruchtbares Land. Dann gibt es genug Platz für Landwirtschaft.
Man muss keine Angst mehr um die Kinder haben, die in die Welt kommen. Alles wird aufblühen. Die Zukunft nach der Bibel ist grün. Aber nicht die Grünen bringen dieses Grün, sondern der Messias, Jesus.
Er hat einen Vorgeschmack gegeben durch diese Geschichte. Er ließ die Menschen auf dem Gras sitzen, nahm die Brote und Fische und machte daraus einen Segen für Israel. Israel hat eine Zukunft, die hier schön vorgebildet ist.
Gehen wir weiter zu Vers 22 bis 33:
„Und alsbald nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmenge entlassen habe. Als er die Volksmenge entlassen hatte, stieg er auf den Berg, besonders um zu beten.
Als es Abend wurde, war er da selbst allein. Das Schiff aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen.
In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, wandelte auf dem See. Als die Jünger ihn auf dem See wandeln sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: ‚Es ist ein Gespenst!‘ und sie schrien vor Furcht.
Aber Jesus redete sofort zu ihnen: ‚Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!‘
Petrus antwortete ihm: ‚Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir auf dem Wasser zu kommen.‘
Jesus sprach: ‚Komm!‘
Petrus stieg aus dem Schiff und wandelte auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen.
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich. Als er zu sinken begann, schrie er: ‚Herr, rette mich!‘
Sogleich streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach: ‚Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?‘
Als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind.
Die aber im Schiff waren, kamen und warfen sich vor ihm nieder und sprachen: ‚Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!‘“
Jetzt sind die Jünger allein unterwegs. Es geht nicht mehr um die Volksmenge, die Israel vorstellt – ein innerlich verschmachtendes Volk. Aber der Messias ist innerlich bewegt über sie.
Übrigens findet man den Ausdruck „innerlich bewegt“ elfmal in den Evangelien. Es lohnt sich, alle elf Stellen nachzulesen. Ständig wird das in Bezug auf Jesus verwendet und einmal auch für Gott den Vater, im Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Auch im Gleichnis vom guten Samariter, der Jesus darstellt, wird dieser Ausdruck verwendet – innerlich bewegt über den Halbtoten. Das ist ein Vorbild für uns.
Hier steht es in besonderer Beziehung zu Israel. Jetzt sehen wir die Jünger, die ein Hinweis auf die Gemeinde sind.
In diesem Abschnitt geht es nicht nur um die Gottheit des Messias, sondern auch um das Thema Gemeinde.
Die Jünger sind allein im Schiff und gehen über den See. Der See oder das Meer, besonders der unruhige See, ist nach Jesaja 17,12-14 ein Bild der unruhigen Völkerwelt.
Das deutet an, dass die Gemeinde durch eine unruhige, gefährliche Welt hindurchgehen muss, während Jesus nicht mehr auf der Erde ist.
In den weiteren Kapiteln von Matthäus wird deutlich, dass sich das Reich Gottes verändert hat. Es ist jetzt ein Reich nach den Geheimnissen des Reiches der Himmel, wo der König im Himmel ist und die Diener auf der Erde.
Darum lesen wir in Vers 23: Jesus stieg auf den Berg, um allein zu beten. Er betete für die Jünger.
In Hebräer 7 wird Jesus Christus als Hoherpriester beschrieben, der heute im Himmel für die Gläubigen der Gemeinde betet.
Schlagen wir das kurz auf: Hebräer 7, Vers 26:
„Da vermag er auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er immer da lebt, um sich für sie zu verwenden.
Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden.
Der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die hohen Priester zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, so dann für die des Volkes.
Denn dies hat er ein für allemal getan, als er sich selbst geopfert hat.“
Hier heißt es, dass er betet. Der Ausdruck „um sich für sie zu verwenden“ in Vers 25 bedeutet, dass er sie vertritt und für sie bittet.
Dieser Hohepriester, den wir haben, ist höher als die Himmel geworden. Er ist abgesondert von den Sündern – das heißt, weg von den sündigen Menschen auf der Erde, im Himmel.
Dort betet er für uns. Es geht hier nicht um Gebet für Ungläubige, sondern um die, die Gott nahen – das sind Menschen, die selbst Priester sind und zu Gott kommen.
Er betet für sie, um sie völlig zu erretten. Was heißt das? Sie sind ja schon gerettet.
Petrus sagt in 1. Petrus 1, Vers 18: „Ihr seid erlöst durch das kostbare Blut Jesu Christi.“ Das ist eine abgeschlossene Handlung.
Hier geht es darum, sie völlig zu erretten aus allen möglichen Gefahren und Versuchungen des Lebens.
Zurück zu Matthäus: Jesus betet auf dem Berg, das Schiff kämpft gegen den Sturm, die Wellen sind hoch, der Wind entgegen.
Die Not ist groß, dann kommt die Lösung: Jesus kommt zu ihnen, wandelt auf dem See.
Es war in der vierten Nachtwache. Die Nacht wurde damals in vier Nachtwachen eingeteilt: 18 bis 21 Uhr, 21 bis 24 Uhr, 0 bis 3 Uhr, 3 bis 6 Uhr.
Jesus kam in der letzten Nachtwache. Die Jünger meinten, sie sähen ein Gespenst. Das ist furchterregend.
Mein Schwiegersohn, der im Buddhismus aufwuchs, erzählte mir, dass er seit seinem Glauben an Jesus nie mehr einen Geist gesehen hat. Früher hatte er schlimme Erfahrungen.
Er lebte eine Zeit im Urwald in Kambodscha mit seiner kleinen Schwester, sorgte für sie.
Er sagte, er habe sich vor nichts gefürchtet, aber eine solche Erscheinung sei furchtbar.
Doch als er zum Glauben kam und die Dunkelheit der Religion abschüttelte, hörte das auf.
Die Jünger riefen: „Es ist ein Gespenst!“ Aber es war Jesus.
Er sagte zu ihnen: „Seid guten Mutes, ich bin es, fürchtet euch nicht!“ (Vers 27).
Es lohnt sich, alle Stellen zu lesen, wo „seid guten Mutes“ steht. Das ist eine wunderbare Bibelstudie und macht Mut – in unterschiedlichsten Situationen.
Der, der innerlich bewegt ist, sagt: „Seid guten Mutes, fürchtet euch nicht!“
Petrus will aufs Wasser gehen, aber er kann es nicht. Das zeigt, dass Jesus die ganze Physik in der Hand hat.
In Kolosser 1, Vers 17 lesen wir, dass er alle Dinge zusammenhält.
Das ganze Weltall wird durch ihn im Innersten zusammengehalten.
Das ist nicht Hicks. Man hat nach Hicks gesucht und meint, ihn gefunden zu haben. Aber das ist nicht das Letzte, sondern der Sohn Gottes.
In Hebräer 1, Vers 2 lesen wir, dass er alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt.
Darum konnte er auf dem Wasser gehen und Petrus das auch ermöglichen.
Als Petrus den starken Wind sah, bekam er Angst und sank. Glücklicherweise rief er: „Herr, rette mich!“
Jesus rettete ihn. Dann stiegen sie ins Schiff und erreichten sicher das Ziel.
Das ist ein wunderbares Gleichnis, das tatsächlich so geschah.
Als Gleichnis bedeutet es: Jesus Christus geht in den Himmel und betet als Hoherpriester für die Gemeinde.
Die Gemeinde geht durch zweitausend Jahre Geschichte, durch Stürme, Verfolgungen, Not und Schwierigkeiten bis ins 21. Jahrhundert.
Jesus ist im Himmel und betet für sie. Er ist innerlich bewegt.
Eines Tages – vielleicht heute – wird er uns entgegenkommen.
Das beschreibt 1. Thessalonicher 4, Vers 13 bis 18: Jesus wird kommen in den Wolken.
Die Erlösten, die noch leben, und die, die auferstehen, werden ihm entgegengeführt in die Wolken, in die Luft, dem Herrn entgegen.
Dann werden wir allezeit bei ihm sein. Das ist ein wunderbares Bild der Kirchengeschichte.
In diesem Abschnitt geht es besonders um die Gemeinde, und das wird wunderbar dargestellt.
Natürlich gibt es auch die Geschichte in Markus 4, wo die Jünger auf dem See in einen Sturm geraten.
Ein typischer Sturm für den See Genezareth. Die Fischer vom Kibbutz Engew am Fuß des Golan kennen das.
Der Wind kommt von den Golanhöhen herunter. Die Araber nennen ihn Scharkie, den befürchteten Ostwind.
Er verwandelt den sonst spiegelglatten See in einen tosenden Tumult.
Auch das geschah in Markus 4. Jesus war im Boot und schlief.
Die Jünger weckten ihn in der Not.
Er stand auf, gebot Wind und Wellen, und sie erreichten das Ziel.
Das sind zwei Seiten der Medaille: Jesus ist als Mensch in den Himmel gegangen und betet im Himmel.
Die Gemeinde geht allein durch die Stürme.
Aber Jesus sagte in Matthäus 28 am Schluss: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
Wie geht das? Er ist doch im Himmel.
Ja, als Mensch ist er im Himmel, aber als Gott ist er allgegenwärtig.
Er ist überall gleichzeitig.
Das macht klar: Er ist uns so nah wie in der Geschichte in Markus 4, wo er im Boot ist.
Manchmal scheint es in der Not, als greife er nicht ein – als schliefe er.
Was meinst du, Jerry?
Er hätte nicht auf den Wind schauen sollen, sondern auf Jesus, wie Hebräer 12, Vers 2 sagt.
Ja, genau.
Ich will den Gedanken noch zu Ende führen.
Einerseits ist Jesus im Schiff, immer bei uns, weil er Gott ist.
Andererseits ist er als Mensch im Himmel.
Beide Geschichten zeigen: Er ist Herr über die Stürme in unserem Leben, Stürme in der Gemeinde, weltweit.
Er bringt uns sicher ans Ziel.
Das Ende in Vers 33: Die im Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“
Wer ist Jesus Christus?
Nicht Johannes der Täufer, der auferstanden ist.
Nicht irgendein Mann aus Nazaret, der einen Pflegevater hatte, der Zimmermann war.
Er ist Gottes Sohn, Gott selbst.
Jemand wollte noch etwas sagen?
Mir ist aufgefallen, dass Jesus am Vorabend auf den Berg ging, um zu beten, und in der vierten Nachtwache zu den Jüngern kam.
Also betete er von etwa 18 Uhr bis 3 Uhr morgens. Das ist bemerkenswert.
Ja, das ist eine lange Zeit.
Wenn ich bete, sind wir oft eine Stunde zusammen, und jeder betet fünf oder zehn Minuten.
Genau. Das meine ich.
Das intensive Beten Jesu über Stunden.
An anderer Stelle heißt es, bevor er die Jünger berief, in Lukas, dass er die ganze Nacht im Gebet verbrachte.
Das ist das Gebetsleben Jesu, das für uns die Garantie ist, dass wir das Ziel sicher erreichen.
Er rettet und ist fähig zu retten, wie Hebräer 7,27 sagt, und bringt uns sicher ans Ziel.
Dann wollen wir an dieser Stelle...
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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