Ich möchte alle herzlich willkommen heißen. Wir haben heute Nachmittag das Thema Moses Segen über die Stämme Israels, 5. Mose 33, vor uns.
Wer über den Livestream zuschaut, kann rechts unten von mir aus gesehen den Link anklicken und das dreiseitige Skript inklusive farbiger Karte herunterladen. Das ist sehr wichtig, um den heutigen Nachmittag gut verfolgen zu können.
Ich lese ganz kurz aus dem Skript die Beschreibung des heutigen Themas vor: Am Ende der Wüstenwanderung hielt Mose acht Abschiedsreden, die alle im fünften Buch Mose festgehalten wurden. Der Höhepunkt dieser Reden sind die Segenssprüche in 5. Mose 33, unmittelbar vor dem Tod des Gesetzgebers.
Das fünfte Buch Mose hat 34 Kapitel. In 5. Mose 34 finden wir die Beschreibung, wie Mose vom Berg Nebo aus, im heutigen Jordanien gegenüber von Jericho auf der anderen Seite des Jordans, das Land der Verheißung sehen durfte. Doch er durfte nicht hineingehen.
Dann stirbt er und wird von Gott am Fuß des Nebo begraben. Diese Begebenheit ist eine einzigartige Ehre, denn von keinem anderen Menschen in der Bibel wird berichtet, dass Gott ihn selbst begraben hat.
Bei diesen acht Abschiedsreden, die in den Gefilden von Moab, also am Fuß des Nebo, gehalten wurden, ist 5. Mose 33 der achte Teil. Man könnte sagen, es ist die Krönung all dieser Abschiedsreden, mit denen Mose Israel vorbereitete. Danach folgte Josua, der übrigens das Kapitel 34 geschrieben hat.
Mose hat alles in den fünf Büchern Mose bis Kapitel 33 verfasst. Auch wie er auf den Nebo gegangen ist, konnte er noch schreiben. Ab Kapitel 34 beschreibt dann Josua den Tod Mose. Josua hat das nächste Bibelbuch, das Buch Josua, ebenfalls unter der Inspiration des Heiligen Geistes verfasst.
Dieses Kapitel 33 spielt wirklich eine krönende Rolle in der Tora, dem Gesetz Mose.
In 5. Mose 33,1 heißt es: „Und dies ist der Segen, womit Mose, der Mann Gottes, die Kinder Israel vor seinem Tod gesegnet hat, und er sprach.“
Mose wird hier als „Mann Gottes“ bezeichnet. Es gibt im Alten Testament mehrere Männer, die diesen besonderen Titel tragen. Er bezeichnet einen Menschen, der nicht für sich selbst lebte, sondern ganz für den Herrn und mit ihm.
Im Neuen Testament finden wir in 1. Timotheus 6,16 den entsprechenden Ausdruck. Ich schlage auf 1. Timotheus 6,11: Paulus sagt zu Timotheus, einem jungen Mann, der sich ganz für die Sache des Herrn hingegeben hat: „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge, strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes, kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ und so weiter.
Timotheus wird hier „Mensch Gottes“ genannt. Das ist die Entsprechung zu dem hebräischen Ausdruck „Isch Ha Elohim“. „Isch“ heißt Mann, aber auch Mensch.
Eine gute Nachricht für alle Schwestern: „Mann Gottes“ ist kein Privileg nur für Männer. Frauen sind in diesem Ausdruck ganz klar eingeschlossen und gelten als „Menschen Gottes“.
So heißt es also: „Du aber, o Mensch Gottes.“
Dieser Ausdruck kommt auch in 2. Timotheus 3,17 vor. Dort wird zuerst die Inspiration der Bibel betont. In Vers 16 ist das Alte und Neue Testament gemeint. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Rechtweisung und zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.
Also segnet Mose, der Mann Gottes, unmittelbar vor seinem Tod die Stämme Israels. Danach geht er auf den Berg Nebo hinauf. Ich bin vor kurzem dreimal hinaufgefahren, daher weiß ich, wo er aufgegangen ist und was das beinhaltet. Die Fahrt ist wirklich angenehmer mit dem Auto. Dreimal bin ich hinaufgefahren, weil ich jedes Mal hoffte, dass die Aussicht noch besser wird. Und tatsächlich wurde sie besser.
Der günstigste Moment ist ganz früh am Morgen. Dann kann man, je nach atmosphärischer Witterung, das meiste sehen, was man vom Nebo aus sehen kann. Das ist wirklich imposant. Diese Aussicht konnte auch Mose sehen.
Ich lese aus 5. Mose 34: Nachdem er das gesehen hat, heißt es in Vers 5: „Und Mose, der Knecht des Herrn, starb dort im Land Moab nach dem Wort des Herrn. Und er, also der Herr, begrub ihn im Tal im Land Moab, Bet Peor gegenüber. Niemand kennt sein Grab bis auf diesen Tag.“
Mose war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb. Sein Auge war nicht schwach geworden und seine Kraft nicht geschwunden. Die Kinder Israels beweinten Mose in den Ebenen Moabs dreißig Tage lang. Die Tage des Weinens und der Trauer um Mose wurden vollendet.
Das können nicht alle so machen bei ihrem Tod. Es ist wirklich, als wäre alles geplant. Mose vollendet sein Werk. Nach diesen vierzig Jahren in der Wüste, seit dem Auszug aus Ägypten, segnet er das Volk. Dann geht er in die Herrlichkeit.
Es ist zwar so: Manchmal merken Menschen, dass es jetzt so weit ist, und können noch das eine oder andere erledigen, bevor sie gehen. Zum Beispiel in einem Moment, in dem gerade alle Angehörigen nicht im Zimmer sind, so als wollten sie beim Gehen allein sein.
Es gibt auch solche, die gerne in der Gegenwart ihrer Lieben sterben und noch die Hand halten. Aber planen können wir es eben nicht. Manche werden plötzlich aus dem Leben gerissen, ohne jegliche Vorbereitung.
Diese letzte Begleitung bis zum Tod, wenn jemand merkt, dass es bald so weit ist, nennt man heute Palliativmedizin. Das Wort stammt von „Pallium“, einem Überwurf, den die Römer kannten. Es ist kein richtiges Kleidungsstück, eher ein Zusatzkleidungsstück.
Man will damit sagen: Palliativmedizin ist die Begleitung, die Sterbebegleitung in den letzten Tagen und Stunden, und zwar professionell begleitet. Dabei wird gewissermaßen so ein schützendes Kleidungsstück übergeworfen.
Aber was ist Palliativmedizin in unseren Krankenhäusern heute? Professionell ausgebildete Menschen begleiten Sterbende. Doch die Krankenschwestern wissen, dass sie über Glauben nicht sprechen dürfen. Sie dürfen professionell begleiten, aber das Wichtigste dürfen sie gar nicht ansprechen. Zum Beispiel: Wie bekommt man noch Frieden mit Gott, bevor man in die Ewigkeit geht?
Vor kurzem hatte ich jemanden am Telefon, der sagte: „Bete für mich, dass ich so schnell wie möglich sterben kann.“ Ich wusste, dass er nicht bekehrt ist. Was soll ich da sagen? Soll ich beten, dass er gehen kann, um dann ewig verloren zu sein? Also habe ich nicht dafür gebetet, dass er so schnell wie möglich stirbt. Aber ich habe ihm kurz erklärt, wie man Frieden mit Gott bekommen kann.
Dazu muss man keinen komplizierten Vortrag halten. Man muss einfach erklären, was Schuld im Leben bedeutet – und das wissen ja alle. Diese Schuld darf man im Gebet Gott direkt bringen, bekennen und bereuen. Jesus Christus hat dafür gelitten und am Kreuz bezahlt. Das kann man im Vertrauen für sich in Anspruch nehmen. So kann man Frieden mit Gott haben – und dann kann man gehen.
Ja, das wäre Palliativmedizin in den Krankenhäusern, nicht wahr? Aber eigentlich ist es noch etwas Besseres.
Schlagen wir mal auf in 2. Timotheus 4. Paulus spricht dort darüber, dass er bald sterben wird. Er, der Apostel Paulus, der Apostel für die Nationen, wusste, dass es nun so weit ist.
In seinem letzten Brief schreibt er in Vers 6: „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“
Da ist Paulus im Begriff zu gehen. Er konnte noch seine letzten Wünsche an Timotheus, diesen Menschen Gottes, der ihm bis zum Schluss treu geblieben war, weitergeben. In Vers 13 sagt er: „Den Mantel, den ich in Troas bei Carpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“
Bevor er also gehen musste – er wurde schließlich von Kaiser Nero durch Enthauptung getötet – hatte er noch diesen Wunsch. Er durfte nicht wie Petrus gekreuzigt werden, weil er römisches Bürgerrecht hatte. Das war nicht erlaubt, das wäre illegal gewesen. Aber Paulus wusste, dass sein Ende naht.
Er hatte noch einen Wunsch: den Mantel, der bei seiner Verhaftung in Troas bei Carpus zurückgeblieben war, sollte ihm nach Rom in die Todeszelle gebracht werden. Außerdem wollte er die Bücher, besonders die Pergamente, also die Bibelrollen, bei sich haben. Auch weitere Bücher, Papyri, wollte er noch haben – am Schluss eben den Mantel.
Warum? Er sagt zu Timotheus, er solle schnell kommen, quasi bevor der Winter kommt. In Vers 21 heißt es: „Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen!“ Paulus sah, dass mit dem Winter die Gefahr kommt, in der Zelle zu frieren.
Das Wort „Mantel“ meint hier nicht ein Pallium, also nicht nur ein Tuch, das an Palliativmedizin erinnert. Es ist ein „penula“ auf Lateinisch. Das ist ein robuster Mantel, oft mit Kapuze, den man im Winter wirklich braucht, um der Kälte zu entgehen.
Hier zeigt sich der Unterschied zur Palliativmedizin, wie wir sie heute verstehen: Krankenschwestern und Ärzte kümmern sich professionell um einen Menschen. Aber typischerweise wird in unseren westlichen Krankenhäusern das Wichtigste bei der Sterbebegleitung weggelassen – nämlich dem Sterbenden noch die letzte Hilfe für die Ewigkeit mitzugeben.
Ich möchte deshalb als Kontrast die „penulative Medizin“ propagieren. Das ist die Medizin, bei der man wirklich einen Mantel gibt, der einhüllt und wärmt. So wie Paulus in Römer 13 am Schluss sagt: „Ziert den Herrn Jesus Christus!“ Man verbindet sich mit dem Herrn wie mit einem „penula“, sodass man richtig warm ist und vorbereitet für den letzten Übergang.
Wo Menschen wissen, dass es bald so weit ist und begleitet werden müssen, plädiere ich für penulative Medizin, für penulative Begleitung.
So war es auch bei Mose. Er wusste, dass sein Ende naht. Er durfte alles noch schön abschließen mit dem Segen, den wir heute betrachten werden. Er bereitet damit unsere Betrachtung vor, damit diese Segensworte eingebettet sind in die dramatische Situation eines Mannes, der Frieden mit Gott hatte und bald in die Herrlichkeit gehen wird. Dabei gibt er das weiter, was ihm besonders am Herzen liegt.
Genauso wie Paulus mit dem zweiten Timotheusbrief. Das war noch sein letztes Anliegen, das er nicht nur Timotheus, sondern allen Erlösten bis heute weitergegeben hat.
Übrigens ähnlich war es bei Petrus. Er war zur gleichen Zeit in der Todeszelle in Rom. Er wurde später gekreuzigt, weil er kein römisches Bürgerrecht hatte. Kurz zuvor schrieb er den zweiten Petrusbrief, in dem er sagt: „Ich weiß, dass die Zeit meines Abscheidens gekommen ist“ und wollte uns noch sein letztes Anliegen weitergeben.
Ja, also so wie Mose uns im 5. Mose 33 das Letzte weitergibt, gibt es eine weitere Parallele im 1. Mose 49. Dort segnet Vater Jakob nach den letzten siebzehn Jahren seines Lebens in Ägypten seine Söhne. In dieser Zeit durfte er Joseph, den er einst für tot gehalten hatte, nicht nur sehen, sondern wirklich genießen.
Er wusste, dass die Zeit gekommen war. Das hat er in den Schlusskapiteln des 1. Mose klar zum Ausdruck gebracht. Ich lese noch einmal 1. Mose 49,1: "Und Jakob rief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, und ich will euch verkünden, was euch begegnen wird in künftigen Tagen. Kommt zusammen und hört, ihr Söhne Jakobs, und hört auf Israel, euren Vater."
Dann segnete er die zwölf Patriarchen der zwölf Stämme: Ruben, Simeon, Levi, Juda und so weiter bis Benjamin. Nachdem das vorüber war, lesen wir in 1. Mose 49,33: "Und als Jakob geendet hatte, seinen Söhnen Befehle zu geben, zog er seine Füße auf das Bett herauf und verschied und wurde versammelt zu seinen Vätern."
Das ist so grandios! Man muss sich diese Szene konkret vorstellen: Er saß auf seinem Sterbebett, hatte die zwölf Patriarchen um sich versammelt, sprach Ruben an, den Erstgeborenen, dann Simeon, Levi und wirklich mit einer prophetischen Weitsicht. Es ist einfach beeindruckend.
Als er fertig war, zog er seine Füße hoch aufs Bett und ging in die Herrlichkeit. Danach gab es ein Staatsbegräbnis in Ägypten mit siebzig Tagen Trauer. Eine ganz ausgesuchte Begleitung aus Ägypten, bestehend aus hohen Ministern, der Armee und seinen Söhnen, begleitete den Leichnam ins Land Kanaan.
Dort gab es nochmals eine Trauerfeier bei der Tenne, eine siebentägige Trauerfeier. Anschließend wurde er nach Hebron überbracht und in der Höhle Machpela beigesetzt, wo auch Abraham, Sara und andere begraben lagen.
Dieses Ende ist grandios. Aber eben: Dort segnete er auch die zwölf Stämme Israels – genauso wie Mose später die zwölf Stämme im 5. Mose 33 segnet.
Und jetzt gehen wir auf die Details ein. Im Skript ist vorgesehen, dass wir Vers für Vers mit Stichworten durchgehen.
In Vers 2 heißt es: „Der Herr ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgegangen von Seir. Er ist hervorgestrahlt vom Berg Paran und ist gekommen von heiligen Myriaden. Aus seiner Rechten ging Gesetzesfeuer für sie hervor.“
Weiter heißt es: „Ja, er liebt die Völker, alle seine Heiligen sind in deiner Hand, und sie lagern zu deinen Füßen. Jeder empfängt von deinen Worten.“
Was wird hier beschrieben? In diesen Sätzen bis hin zu Vers 5 finden wir allgemeine Worte, die ganz Israel betreffen, also alle zwölf Stämme.
Erst danach, in Vers 6, spricht er Ruben an: „Ruben lebe.“ In Vers 8 folgt ein Segen über Levi, und danach kommen alle weiteren Stämme.
Simeon fehlt, aber das hängt damit zusammen, dass Simeon als Stamm innerhalb von Juda ein Stammesgebiet erhalten sollte. In der späteren Geschichte wird Simeon gewissermaßen in Juda aufgesogen. Außerdem gibt es eine Verschiebung vieler nach Norden zu den zehn Stämmen, was zu einer Zerstreuung über das ganze Land führt.
In diesen ersten Versen haben wir also den Segen eigentlich über ganz Israel.
Und jetzt die große Frage: Was wird hier beschrieben? „Der Herr ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgegangen von Seir. Er ist hervorgestrahlt vom Berg Paran und ist gekommen von heiligen Myriaden.“
Ist das ein Rückbezug auf die Gesetzgebung am Sinai nach dem Auszug aus Ägypten? Oder was ist das? Dort lesen wir natürlich auch von Sinai, zum Beispiel in 2. Mose 19. Wir erfahren, dass Gott dort gegenwärtig ist. Aber dort steht nicht, dass Gott vom Sinai gekommen ist und weiter von Seir. Seir ist das Gebiet in Jordanien südlich vom Toten Meer. Es wird auch Edom genannt, das Land Edom. Es ist dasselbe Gebiet, von Seir. Dann heißt es, dass er hervorgestrahlt vom Berg Paran. Davon lesen wir nicht in der Beschreibung der 40 Jahre Wüstenwanderung.
Was ist das also? Es ist nichts anderes als die Beschreibung der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit in der Zukunft. Beachten wir Seir und Paran und schlagen auf die Prophetie in Habakuk 3. Habakuk zieht die prophetische Linie von seiner Zeit, etwa sechshundert Jahre vor Christus, bis in die Endzeit zur Wiederkunft Christi. Das wird eindrücklich beschrieben in Kapitel drei, dem Höhepunkt seines Buchs.
Habakuk 3, Vers 1: Gebet Habakuks, des Propheten, nach Shigyonot. Shigyonot heißt „in bewegten Rhythmen“. Das ist ein Psalm. Am Schluss, im letzten Satz, heißt es: „Dem Vorsänger mit meinem Seitenspiel.“ Das war also für den Tempel komponiert, für den Dirigenten, den Vorsänger, den Menazer, der der Dirigent des Chores und des Orchesters war. Es sollte mit Seitenspiel vorgetragen werden.
Aber ganz unruhig. Das ist jetzt nicht etwas Beruhigendes wie die Kantate „Jesus bleibet meine Freude“ von Bach, die so ruhig und besinnlich ist. Es gibt auch Musikstücke, die ganz aufgeregt sein müssen, weil sie etwas Aufgeregtes ausdrücken. Hier wird die Wiederkunft Christi als Richter der Welt beschrieben.
Vers 2: „Herr, ich habe deine Kunde vernommen, ich fürchte mich.“ Die Kunde über sein Kommen als Richter der Welt löst Furcht aus. „Herr, belebe dein Werk inmitten der Jahre, inmitten der Jahre mache es kund, im Zorngedenke des Erbarmens.“ In der Offenbarung sehen wir, wie der Zorn Gottes über die Welt kommen wird. Doch in Offenbarung 7 wird beschrieben, dass trotz der Gerichte eine unzählbare Schar aus allen Völkern gerettet wird. Diese Menschen hatten das Evangelium zuvor nicht gehört oder abgelehnt. Sie werden durch die Drangsal hindurchgeführt, ebenso wie der Überrest aus Israel, die 144.000, und später ein Drittel des Landes, das sich bekehren wird. Das geschieht wunderbar im „Zorngedenke des Erbarmens“.
Und jetzt kommt es darauf an, darauf wollte ich hinaus: Vers 3: „Gott kommt von Teman hier und der Heilige vom Gebirge Paran.“ Da haben wir also auch Paran. Teman ist eine Ortschaft in Seir. Auf diesen roten Bergen des Landes Edom wird eine Wiederkunft von Jesus Christus stattfinden. Seht ihr? Das wird dann dramatisch weiter beschrieben.
„Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes. Es entsteht ein Glanz wie das Licht der Sonne, Strahlen sind zu seinen Seiten, und dort ist die Hülle seiner Macht.“ Wenn er kommt auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit, dann heißt es weiter: „Vor ihm her geht die Pest, und die Seuche zieht aus seinen Füßen nach.“
„Er stand da und machte die Erde schwanken.“ Das bedeutet Erdbeben überall. „Er schaute und machte die Nationen aufbeben, und es zerbarsten die Berge der Vorzeit.“ Geologische Katastrophen: Berge brechen zusammen, es senken sich die ewigen Hügel. „Seine Wege sind die Wege von Alters“ und so weiter und so fort.
Im Vers 12 heißt es: „Im Grimm durchschreitest du die Erde, im Zorn stampfst du die Nationen.“ Ja, hier sehen wir die Wiederkunft Christi in Zusammenhang mit Seir und Paran.
Paran habe ich noch nicht erklärt. Wo liegt das? Auch gerade bei Seir: Wenn man mit dem Auto vom Toten Meer her auf der Straße gerade an der jordanischen Grenze entlang nach Elath am Roten Meer fährt, geht man durch die Negevwüste hindurch. Im Mittelbereich kommen dann Schilder, auf denen Paran steht. Dort fährt man also durch Paran hindurch – genau an diesem Ort.
Gerade entlang der Berge von Edom, Paran, wird der Herr Jesus erscheinen. Nun lassen wir Habakuk noch offen und schlagen Jesaja 63,1 auf:
Wer ist dieser, der von Edom kommt, von Bozra? Edom, habe ich gesagt, ist ein anderer Name für Seir, und Bozra ist nicht Theman, sondern eine andere Ortschaft ebenfalls in Edom, in Seir.
Wer ist dieser, der von Edom kommt, von Bozra, in hochroten Kleidern, prächtig in seinem Gewand, der einen herzieht in der Größe seiner Kraft?
Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten.
Warum ist Rot an deinem Gewand, und sind deine Kleider wie die eines Keltertreters?
Antwort: Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir. Ich zertrat in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm, und ihr Saft spritzte auf meine Kleider. Ich besudelte mein ganzes Gewand, denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen.
Ich blickte umher, und da war kein Helfer; ich staunte, und da war kein Unterstützer. Da hat mein Arm mir geholfen und mein Grimm, und er hat mich unterstützt. Ich trat die Völker nieder in meinem Zorn, machte sie trunken in meinem Grimm, und ließ ihren Saft zur Erde rinnen.
Es wird eine Völkerschlacht geben in Südjordanien. Das ist nicht Harmagedon. Offenbarung 16 spricht über die Schlacht von Harmagedon. Harmagedon ist eine große Ebene im Hinterland von Haifa, also in Galiläa, im Norden Israels. Das ist etwas anderes.
Und das darf man übrigens auch nicht verwechseln mit der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit auf dem Ölberg, Sacharja 14, wo er kommen wird mit allen seinen Heiligen, um Gericht zu üben über die Völker, die gegen Jerusalem Krieg führen werden. Das ist noch einmal etwas anderes.
Das heißt, die Wiederkunft Christi geschieht in Phasen. Es wird eine Endschlacht geben in Edom, Seir, Paran. Es wird eine Endschlacht geben in Harmagedon, in Galiläa. Es wird eine Endschlacht geben in Jerusalem im Zusammenhang mit dem Ölberg und dem Tempelberg. Und es gibt noch mehr zu unterscheiden.
Die Vereinfachung am Schluss – Schlacht von Harmagedon und fertig – ist zu einfach. Die Bibel ist viel genauer und viel detaillierter.
Gerade dort, in 5. Mose 33, haben wir dieses Thema auch.
Der Herr ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgegangen, von Seir. Er ist hervorgestrahlt vom Berg Paran und ist gekommen von heiligen Myriaden.
Das heißt, Jesus Christus wird diese Schlacht ausüben in Jordanien. Danach wird die Schlacht bei Jerusalem, am Ölberg, und die Schlacht in Harmagedon kommen – und zwar um sein Volk Israel, alle, die umkehren werden, dieser Überrest, der umkehren wird im Land, ein Drittel, sagt Sacharja 13,8. Das wären nach den heiligen Zahlen bereits mehr als zwei Millionen, die eine Umkehr zum Messias erleben werden, um sie aus aller Not herauszuretten.
Mose stellt hier zuerst eine gewaltige Schau vor: Dieser Mann, dessen Augen bis zum Schluss nicht schwach geworden sind, und der vom Nebo noch das Land so überschauen konnte, das Land der Verheißung. Er blickt bis zur Wiederkunft Christi und zeigt, dass Israel am Schluss aus aller Not und von allem Hass der Völker der Welt befreit und gerettet werden wird.
Hier sehen wir, dass er beim Sinai sein wird und von dort herkommt, nach Seir, Paran, Seir und dann eben zum Ölberg und nach Harmagedon und noch mehr.
Warum vom Sinai? Am Sinai, 2. Mose 19, hat Gott sein Gesetz gegeben. Das Gesetz vom Sinai zeigt die Gerechtigkeit Gottes. An dieser Gerechtigkeit wird die Welt einmal gemessen werden.
Darum sagt Mose: Gott wird sichtbar sein. Jesus wird auf den Wolken des Himmels vom Sinai herkommen, vom Berg der Gesetzgebung über Seir usw. Seine Gerechtigkeit wird der Gerechtigkeit des Gesetzes entsprechen – und zwar dem Gesetz nicht von der UNO und ihren Charten, sondern der Gerechtigkeit Gottes in der Bibel.
Wir haben hier gelesen von Myriaden, die ihn begleiten. Myriaden ist ein Wort, das Tausende bedeutet, aber Tausende in großer Zahl.
Ich habe hier auf dem Blatt aufgeführt: Sacharja 14,5 sagt, dass Jesus auf dem Ölberg mit allen Heiligen kommen wird.
1. Thessalonicher 3,13 sagt, er wird kommen mit allen seinen Heiligen.
Das heißt, die Gläubigen aus dem Alten Testament und die Gläubigen der Gemeinde, die Verstorbenen und die bei der Entrückung auferstehen werden, werden ihn begleiten.
Offenbarung 19,14 beschreibt: Wenn er aus dem Himmel kommt auf einem weißen Pferd, wird er von den Heerscharen im Himmel ebenfalls auf weißen Pferden begleitet werden.
Er wird aber auch begleitet werden durch seine Engel, Matthäus 16,28. Also die Engelwelt wird ihn begleiten, und die Erlösten aus dem Alten und dem Neuen Testament werden ihn begleiten. Alle werden mit ihm teilen, wenn er kommt, um so verherrlicht zu werden und das letzte Wort über diese Welt zu sprechen.
Er liebt die Völker, alle seine Heiligen. Sie sind in seiner Hand, und sie lagen zu seinen Füßen. Jeder empfängt von seinen Worten.
In der Fußnote der Elberfelder Bibel steht bei „Völker oder Stämme“, dass mit dem Wort „Völker“ die zwölf Stämme Israels gemeint sind. Das bedeutet, Gott liebt Israel. Wir sehen das heute sehr deutlich: In einer woken Welt wird Israel gehasst, und sein Existenzrecht wird weltweit immer mehr in Frage gestellt – nicht nur in der arabischen Welt, sondern weltweit.
Doch hier lesen wir, dass Gott die Stämme Israels liebt. Alle seine Heiligen sind in seiner Hand. Dieser Ausdruck „Heilige“ meint speziell die aus Israel, die sich bekehren werden – den Überrest. Von diesem Überrest lesen wir in Jesaja 37. Schlagen wir kurz einen wichtigen Vers auf: Jesaja 37, Vers 32. Dort heißt es: „Denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen und ein Entronnenes vom Berg Zion; der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun.“
Hier wird klargemacht, dass dieser Überrest, der umkehren wird, eine Erweckung erleben wird. Diese Erweckung geht nicht von den Juden in New York aus, sondern aus Jerusalem. Im Land Israel wird die Erweckung beginnen, und zwar speziell vom Berg Zion. In der Bibel ist der Berg Zion derselbe Berg wie der Berg Moriah. Der heute sogenannte Berg Zion ist ein Nachbarhügel; diese Bezeichnung stammt aus der Zeit ab etwa 100 nach Christus. In der Bibel ist Zion immer der Tempelberg. Das heißt: Von dem Tempelberg, dort, wo die Klagemauer ist, und dort, wo in den vergangenen Jahren eine jüdische Siedlung auf dem Südabhang des Tempelberges, in der Davidstadt, aufgebaut wurde, wird die Erweckung ausgehen.
Von diesem Überrest lesen wir auch in Jesaja 10. Es gibt viele Stellen, die vom Überrest oder Rest Israels sprechen, der umkehren wird. Das ist eine gute Hausaufgabe, diese Stellen zusammenzutragen, um ein Gesamtbild zu erhalten. Ich habe einmal einen Vortrag zu diesem Thema gehalten, den man im Internet bei Sermon Online unter dem Titel „Der Überrest Israels“ finden kann.
So heißt es zum Beispiel in Jesaja 10, Vers 21 und 20: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Überrest Israels und das Entronnene des Hauses Jakobs sich nicht mehr stützen auf den, der es schlägt, sondern es wird sich stützen auf den Herrn, den Heiligen Israels, in Wahrheit. Der Überrest wird umkehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott. Denn wenn auch dein Volk Israel wie der Sand des Meeres wäre, nur ein Überrest davon wird umkehren.“
Vertilgung ist fest beschlossen, sie bringt einherflutende Gerechtigkeit, denn der Herr der Heerscharen vollführt Vernichtung und Festbeschlossenes inmitten der ganzen Erde. Hier geht es um diesen Überrest in der Endzeit. Wenn die Gerichte der Apokalypse, der Offenbarung, stattfinden werden, dann wird dieser Überrest gerettet werden.
Dieser Überrest wird auch in 5. Mose 33, Vers 3 erwähnt: „Ja, er liebt die Völker, die Stämme, alle seine Heiligen sind in seiner Hand, dass diese Hand niemand entreißen kann.“ Johannes 10 sagt das auch ganz allgemein. „Sie lagen zu deinen Füßen, jeder empfängt von deinen Worten.“ Hier wird dieser Überrest als ein Überrest gesehen, der das Wort Gottes liebt und lernen will – so wie Maria in Lukas 10. Martha war zwar beschäftigt mit Dienen, was gut war, aber von Maria heißt es in Lukas 10, dass sie zu den Füßen Jesu saß.
Das bedeutet, sie nahm sich eine Auszeit und saß zu den Füßen Jesu. Das ist ein Ausdruck dafür, als Student dem Rabbi zuzuhören. Paulus sagt in seinem Zeugnis in der Apostelgeschichte, dass er in Jerusalem „zu den Füßen Gamaliens“ großgezogen wurde. Gamaliel war damals einer der größten Rabbiner des Judentums. Zu seinen Füßen sitzen bedeutete eben lernen.
Hier wird dieser Überrest, diese Millionen, die umkehren werden, vorgestellt: Sie lagern zu deinen Füßen, jeder empfängt von deinen Worten. Wenn man dem Thema nachgeht, „der Überrest Israels“, gibt es von mir auch einen Vortrag im Internet mit dem Titel „Die Weisen der Endzeit – wer sind sie?“ Dort sieht man, dass diese Weisen die Bibel studieren und kennen werden. Sie werden evangelisieren – das sind keine widersprüchlichen Dinge: Bibel studieren, kennen und evangelisieren, also hinausgehen und Menschen erreichen.
Sie werden das Wort Gottes richtig aufsaugen. In Vers 4 heißt es: „Ein Gesetz hat uns Mose geboten, ein Erbe der Versammlung Jakobs.“ Mose war es, der Israel am Anfang seiner Geschichte das Gesetz gab – nämlich die fünf Bücher Mose bis Kapitel 33. Nach seinem Tod wurde das Gesetz von Josua ergänzt. Das wird auch in der rabbinischen Literatur so überliefert.
Mose hat auch das Buch Hiob Israel übergeben, wie wir aus der jüdischen Überlieferung wissen. Hiob war mit dabei, ebenso natürlich Psalm 90, ein Gebet des Mannes Gottes Mose, das am Ende der Wüstenwanderung geschrieben wurde. Das hat Israel anvertraut. Es ist ein Erbe der Versammlung Jakobs, ein Erbe Israels.
In Römer 3, Vers 2 wird gesagt, dass Israel die Aussprüche Gottes anvertraut wurden. Israel hat das Vorrecht erhalten, als Nation das ganze Alte Testament zu bekommen. Diese Aussprüche Gottes wurden diesem Volk anvertraut, und sie sollten sie auch überliefern. Und das wurde treu getan.
Wenn man bedenkt, wie der masoretische Text abgeschrieben wurde – indem man Buchstaben, Wörter und Wortverbindungen zählte und Listen erstellte, um die Abschriften zu sichern, damit kein Buchstabe verloren ging – zeigt das Israels Hingabe. So ist das Wort Gottes bis heute wunderbar erhalten geblieben.
In Vers 5 lesen wir: „Und er wurde Königin Jeschurun, als sich versammelten die Häupter des Volkes, die Stämme Israels insgesamt.“ Jetzt ist die Frage: Auf wen bezieht sich „er“? Das ist im Alten Testament nicht ganz so einfach zu beantworten.
Ich möchte kurz auf 1. Mose 22 eingehen. Es ist eine ganz andere Geschichte, aber sie zeigt, wie wichtig sorgfältiges Lesen ist.
1. Mose 22,1: Und es geschah nach diesen Dingen, dass Gott Abraham prüfte. Er sprach zu ihm: „Abraham!“ Und er antwortete: „Hier bin ich.“ Dann sprach Gott: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und zieh hin in das Land Moria.“
Man fällt auf, dass immer wieder „er sprach“ steht. Wir müssen genau hinsehen, wer spricht. Zuerst heißt es: „Gott prüfte Abraham und sprach zu ihm: Abraham!“ Das ist Gott. Dann folgt „Und er sprach“ – aber jetzt ist es nicht mehr Gott, sondern Abraham, der antwortet: „Hier bin ich.“ Danach spricht wieder Gott. Im Hebräischen ist dieser Wechsel dynamischer. Deshalb muss man immer genau aufpassen, auf wen sich die Pronomen beziehen.
Das ist ähnlich wie bei Gesprächen im Alltag. Meine Frau sagt oft: „Sie hat gesagt.“ Dann frage ich: Wer ist „sie“? Manchmal ist es die eine Person, manchmal eine andere. Oder sie sagt: „Er hat gesagt.“ Wer ist „er“? Sie denkt, sie weiß es, aber manchmal bin ich überfordert.
So ist es auch beim Bibellesen. Da steht „er“ oder „Er“, und man muss genau wissen, wer gemeint ist. Das gelingt nur mit sorgfältigem Lesen.
Man könnte zum Beispiel denken: „Ein Gesetz hat uns Mose geboten, ein Erbe der Versammlung Israels, und er wurde König Jescherun.“ Das klingt so, als wäre Mose König Israels. Aber es ist nicht Mose, sondern „er“ bezieht sich auf Gott, wie in Vers 2 beschrieben: „Der Herr ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgegangen von See, ihr Eher ist hervorgestrahlt vom Berg Paran.“
Wie wissen wir das? Indem wir einfach weiter in der Bibel lesen. Wenn man etwas im Moment nicht versteht, sollte man es stehen lassen und weiterlesen.
Später kommt man zu Samuel, dem Richter, und das Volk sagt zu ihm: „Wir möchten einen König haben.“ Samuel ist entsetzt und sagt: „Gott ist der König! Wie könnt ihr einen König wollen?“ Aber das Volk antwortet: „Wir möchten so sein wie die anderen Nationen und auch einen König haben.“
Damit meinen sie, es wäre viel bequemer, wenn nicht ständig in der Bibel herausgefunden werden müsste, was Gott von ihnen will. Ein König entscheidet, und man kann ihm einfach blind folgen.
Manchmal merkt man das auch bei Reiseführern. Die Leute sind froh, wenn jemand sagt: „Jetzt gehen wir rechts, dann durch diese Gasse, dann da hoch, und jetzt machen wir eine Pause.“ Sie finden das angenehm, weil sie nicht selbst nachschauen müssen.
So wollten die Israeliten auch einen König. Aber das war dramatisch. Gott hatte Israel aus Ägypten herausgeführt und wollte eine Theokratie – eine Gottesherrschaft. Gott sollte der König sein, nicht Mose.
Später waren die Richter keine Könige, sondern sie zeigten anhand der Bibel, was Gott in bestimmten Fällen wollte. Gott wollte König sein über Israel durch sein Wort.
Die Richterzeit war schwierig, weil viele nicht auf die Bibel hörten und es chaotisch war. Deshalb wollten sie einen König, der sie aus dem Chaos führt.
Jetzt wird klar: Auch Mose war kein König. Das „er“ bezieht sich auf Gott, der König in Jescherun wurde.
Das hat große Konsequenzen fürs Bibellesen. Wenn man die biblische Geschichte weiterliest – 1. Samuel, 2. Samuel, 1. Könige –, kommt man zu Kapitel 6, wo Salomo den Tempel baut.
Dort steht: Im 480. Jahr nach dem Auszug aus Ägypten baute Salomo den Tempel.
Manche denken, jetzt können wir genau rechnen: Der Tempelbau war 480 Jahre nach dem Exodus.
Aber wenn man die Zahlen durchgeht, sieht man, dass 40 Jahre Wüstenwanderung dazuzählen, dann sechs Jahre Eroberung des Landes unter Josua, danach noch 14 Jahre bis zur Richterzeit.
Wenn man alle Jahreszahlen der Richterzeit zusammenrechnet, kommt man auf 450 Jahre.
Nach der Richterzeit regierten Saul 40 Jahre, David 40 Jahre und Salomo 4 Jahre. Zusammen sind das 592 Jahre.
In Apostelgeschichte 13 erklärt Paulus, dass die Richterzeit 450 Jahre dauerte.
Wie passt das zusammen?
Ganz einfach: Während der Richterzeit war Israel oft unter Fremdherrschaft, weil sie Gott nicht gehorchten – zum Beispiel acht Jahre unter Kuschan Rischataim von Syrien und weitere Jahre unter anderen Mächten.
Wenn man alle Zwischenzeiten der Fremdherrschaft zusammenrechnet, sind das 114 Jahre.
594 minus 114 ergibt 480.
In 1. Könige 6 werden also nur die Jahre gezählt, in denen Gott als König über Israel herrschte – die theokratischen Jahre.
Die 114 Jahre Fremdherrschaft werden nicht mitgerechnet, weil sie verlorene Jahre ohne Gottes Herrschaft waren.
Diese Zahlen zeigen uns auch eine geistliche Lehre: Zeiten oder Phasen im Glaubensleben, in denen wir nicht mit dem Herrn gehen, sondern uns von anderen Dingen leiten lassen, sind verlorene Jahre, über die wir nur klagen können.
Gleichzeitig ermutigt es uns, jeden Tag neu zu wünschen, dass der Herr wirklich Herr ist – nicht nur am Sonntag, sondern auch am Montag, Dienstag und an allen anderen Tagen.
Das lernen wir hier: „Und er, Gott, wurde König in Jescherun.“
Jescherun ist ein Kosename für Israel. Er kommt von „Yashar“, was „aufrichtig“ oder „gerade sein“ bedeutet. Das „un“ oder „on“ ist eine Verkleinerungsform, ähnlich wie im Süddeutschen „Hensle“ oder in der Schweiz „Hansli“. Das heißt nicht, dass jemand klein ist, sondern es ist ein Kosename.
Jescherun bedeutet also „der Aufrichtige“ in einer liebevollen Verkleinerung.
Gott liebt die Stämme Israels, die sich zu seinen Füßen setzen und von seinem Wort leben.
Er wurde König in Jescherun, als sich die Häupter des Volkes, die Stämme Israels, versammelten.
Das war der Beginn der Theokratie in der Zeit von Mose.
Und jetzt, nach diesen Segensworten über ganz Israel, kommt Mose zu Ruben zu sprechen. Ruben war der Erstgeborene in der Geburtsfolge.
Wenn man sich vorstellt, wie damals, als Vater Jakob sich auf dem Sterbebett aufrichtete, die zwölf Patriarchen – diese hartgesottenen Männer – versammelt waren. Joseph und Benjamin zähle ich nicht zu den hartgesottenen, aber die anderen, wie Issachar, Naftali, Levi usw., schon. Alle erwarteten den Segen Jakobs. Dann spricht Jakob über eine ganz dunkle Sache im Leben von Ruben.
Man kann sich vorstellen, wie alle gespannt waren: Was sagt jetzt Vater Jakob? Und dann das Gesicht von Ruben. Jakob deckt eine schwere Sünde in seinem Leben auf, um ihn auch in diesem Punkt noch auf dem Sterbebett zur Buße zu führen. Er erinnert ihn an die schreckliche Unzucht, die im Leben Rubens geschehen war.
Doch hier sagt Mose: „Ruben lebe!“ Das ist ein bedeutendes Wort. Dieser Stamm, dessen Stammvater sich so schwer an Vater Jakob verschuldet hatte, soll leben. Wenn wir in 1. Mose 35 lesen, wie es damals war, erfahren wir, dass Ruben eine von Jakobs Frauen missbraucht hatte. Jakob hörte davon, und das verletzte ihn tief. Er hatte jedoch keine Kraft, um dagegen vorzugehen, und diese Wunde blieb über Jahrzehnte schmerzhaft.
Nach den siebzehn Jahren in Ägypten, als alle am Sterbebett lagen, wagte Jakob es, nochmals zu sagen: „Ruben, du hast mein Ehebett bestiegen.“ Doch Mose sagt hier, dass Ruben, der Stamm, der von diesem Ehebrecher abstammt, leben soll. Gott will, dass dieser Stamm lebt und nicht stirbt. Seine Männer sollen eine Zahl sein.
Das bedeutet, der Stamm wird zwar nicht so zahlreich wie andere Stämme, aber er darf leben, und Gott will das Leben dieses Stammes (Vers 7).
Nun kommt Juda dran, und Mose spricht über ihn: „Höre, Herr, die Stimme Judas, und bring ihn zu seinem Volk. Seine Hände seien mächtig für ihn, und hilf ihm vor seinen Bedrängern.“ Hier betet Mose für den Stamm Juda und bittet, dass der Herr die Gebete des Stammes erhört.
Er betet also erstens, dass Gott die Gebete erhört, zweitens, dass der Stamm Juda die Herrschaft erhält, und drittens, dass er militärisch stark ist und Gottes Hilfe erfährt. Das wird in diesem Vers deutlich.
Mose macht hiermit klar, dass der Stamm Juda auserwählt ist, über die anderen Stämme zu herrschen. Das wird besonders deutlich, wenn man an die Zeit Samuels denkt. Die Menschen wollten nicht mehr, dass Gott König ist, und wählten schließlich Saul als König nach ihrem Geschmack. Doch das war eine Katastrophe. Saul führte Israel in einen verheerenden Krieg gegen die Philister, es kam zu Landverlust, und der König fiel im Krieg. Schließlich wurde seine Leiche von den Feinden an den Stadtmauern von Bet-Schean aufgehängt.
Doch danach sagt Gott: „Ich habe einen Mann gefunden nach meinem Herzen, der soll König sein in meinem Sinn, und von ihm soll einmal der Messias abstammen.“ Das war etwas anderes: Gott verwarf nicht die Königsherrschaft, sondern hatte einen Plan, Könige einzusetzen, die dem Messias gleichen sollten.
David wurde aus dem Stamm Juda erwählt. Von da an war es Gottes Wille, dass Juda über die anderen Stämme herrscht. Aus der Linie Davids sollte später der Messias kommen, der im tausendjährigen Friedensreich als Messias aus dem Stamm Juda über ganz Israel und die ganze Welt regieren würde.
So erhielt Juda die Aufgabe, über die Brüder zu herrschen. Ruben hatte sein Erstgeburtsrecht durch Inzest verloren, diese schreckliche Sünde. Deshalb hatte Vater Jakob Josef als Erstgeborenen vorgesehen. Darum erhielt Josef in 1. Mose 37 den schönen bunten Leibrock. Dieser war nicht einfach dazu da, die Brüder eifersüchtig zu machen, sondern sollte klarstellen: Josef ist der Erstgeborene von Rahel, der Frau, die Jakob eigentlich einzig heiraten wollte.
Obwohl Josef jünger war, viel jünger als Ruben, sollte er der Erstgeborene sein. Das Erstgeburtsrecht beinhaltete drei Aspekte: Erstens sollte der Erstgeborene beim Erben das doppelte Erbe erhalten, wie es in 5. Mose 21,17 steht. Zweitens sollte der Erstgeborene über die Brüder herrschen. Darum heißt es in 1. Mose 25,23: „Der Ältere soll dem Jüngeren dienen.“ Drittens war der Priesterdienst ursprünglich für die Erstgeborenen vorgesehen.
Den Priesterdienst sehen wir in 4. Mose 3, wo erklärt wird, dass er eigentlich für die Erstgeborenen aller Stämme bestimmt war. Doch das Recht wurde aufgeteilt: Joseph wurde zu zwei Stämmen, Ephraim und Manasse, und bei der Landverteilung unter Josua erhielten sie ein doppeltes Erbe.
Joseph hatte also das doppelte Stammeserbe. Die Herrschaft jedoch bekam der Stamm Juda. Das Vorrecht des Priestertums wurde den Erstgeborenen weggenommen und dem Stamm Levi gegeben. Eigentlich hätten die Erstgeborenen aller Stämme den Priesterdienst tun sollen, aber wegen der Sünde des Goldenen Kalbes wurde ihnen dieses Recht entzogen.
Der Stamm Levi blieb gotttreu in dieser Sache und erhielt daher das Priestertum. So wurde die Aufteilung vorgenommen.
Wir müssen hier erkennen, dass Juda als der herrschende Stamm vorgestellt wird, aus dem auch der Messias kommen sollte. Das hatte Vater Jakob bereits im Segen an Juda in 1. Mose 49,10 gesagt: „Nicht weicht das Zepter von Juda, bis Shiloh kommt.“ Shiloh bedeutet der Friedensbringer, dem die Völker gehorchen werden.
Die Heidenvölker werden sich anschließen, wenn der Messias kommt. Der Herr Jesus ist aus dem Stamm Juda gekommen. In den vergangenen zweitausend Jahren haben sich Menschen aus allen Nationen bekehrt, den Herrn Jesus als Messias angenommen und ihm gehorcht.
Wir gehen weiter zu Levi in Vers 8. Von Levi sprach er: „Deine Tumim und deine Urim sind für deinen Frommen, den du versucht hast bei Massa, mit dem du hadertest beim Wasser von Meriba.“
Die Urim und die Tumim – ich habe auf dem Skript die Bibelstellen zusammengestellt, kann man das sehen? In 2. Mose 28,30 wird in diesem Kapitel die hohe priesterliche Kleidung beschrieben. Dort wird beim Brustschild gesagt, dass die Urim und die Tumim hineingetan werden sollten. Ich habe weitere Stellen aus dem Alten Testament aufgeführt, zum Beispiel 3. Mose 8,8, 4. Mose 27,21 und so weiter, durch die Bibel hindurch bis Nehemia, wo Urim und Tumim vorkommen.
Was ist das? Urim heißt Lichter, Tumim heißt Vollkommenheiten – also Lichter und Vollkommenheiten. Wir sehen in 2. Mose 28, dass man dadurch das Urteil Gottes, seine Rechtsentscheidung in ganz bestimmten, konkreten Situationen erfahren konnte. Das sollte in dem Brustschild des Hohenpriesters getan werden. Dieses Brustschild sollte Aaron, der Hohepriester, auf seinem Herzen tragen.
Nun, das war eine Art Los, mit dem man wissen konnte, wie Gott in dieser oder jener Frage entscheidet. Und da sollte Licht, und zwar klares, vollkommenes Licht, in schwierige, verworrene Situationen hineingegeben werden.
Hier wird also gesagt: Von Levi sprach er, deine Tumim und deine Urim sind für deinen Frommen. Das heißt, Levi sollte das Hohepriesteramt bekommen. Wenn man diese Stellen durchliest – gerade 1. Samuel und noch weitere Stellen –, sieht man im Zusammenhang mit der Geschichte Davids, wie er zum Hohenpriester ging und eben durch das Ephod, Teil dieser Einrichtung, Brustschild, Urim und Tumim, den Willen Gottes in ganz schwierigen Situationen erfragte. Gott hat Klarheit gegeben.
In der Übertragung ist das etwas Schönes. Im Neuen Testament, im Hebräerbrief, wird der Herr Jesus zehnmal als hoher Priester vorgestellt – von den Gläubigen heute im Himmel. Als hoher Priester ist er auch dafür besorgt, dass wir in schwierigen Entscheidungen des Lebens wissen, wie wir uns entscheiden sollen. Das trägt er auf seinem Herzen.
Das geschieht so: In Römer 8 lesen wir: „So viele, die durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Das heißt, der Herr Jesus wirkt durch seinen Geist in unseren Herzen, sodass wir eine innere Gewissheit bekommen, auch in schwierigen Entscheidungen. Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Aber das trägt der Herr gewissermaßen auf seinem Herzen – diese schwierigen Dinge.
Manchmal warne ich mich selbst: Wie muss ich mich jetzt entscheiden, damit es richtig ist, nach dem Willen Gottes? Es ist so schwierig. Aber er kann Klarheit geben.
Für Israel hatte Levi dieses Vorrecht, Licht und Klarheit hineinzubringen. Doch dann heißt es, dass Levi bei Massa und Meriba versucht wurde. Das bezieht sich auf die Geschichte in 2. Mose 17,1-7. Israel war eben aus Ägypten ausgezogen, hatte Durst und murrte. Sie waren unzufrieden mit der Führung, unzufrieden mit Gott, und sie haderten.
Da hat eigentlich das ganze Volk versagt – auch der Stamm Levi. Mose, er war zwar aus dem Stamm Levi, musste den Stab nehmen und den Felsen schlagen. Gott gab trotz dieser Undankbarkeit des Volkes Wasser.
Levi hatte dort auch versagt, wie die anderen Stämme Ruben, Simeon, Issachar und so weiter. Aber dann heißt es in Vers 9: „Der von seinem Vater und von seiner Mutter sprach, ich sehe ihn nicht, und der seine Brüder nicht kannte und von seinen Söhnen nichts wusste; denn sie haben dein Wort gehalten und deinen Bund bewahrt.“ Worauf bezieht sich das? Das muss ja etwas Positives sein.
Sie haben Gottes Wort eingehalten – der Stamm Levi. Wann? Eben in der Sache mit dem goldenen Kalb.
Schauen wir in 2. Mose 32, dort ist diese schreckliche Geschichte. Gleich nach dem Auszug aus Ägypten wird der Bund mit Gott gebrochen: Die ersten zwei Gebote – „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ und „Du sollst keine Bilder oder Statuen verehren.“ (Das Wort Ikonen heißt übrigens Bild.)
Das haben sie gebrochen, und das war Götzendienst.
Aber in 2. Mose 32 heißt es in Vers 26: „Und Mose stellte sich im Tor des Lagers auf und sprach: ‚Wer für den Herrn ist, zu mir!‘ Und es versammelten sich zu ihm alle Söhne Levis.“
Eindrücklich – nicht Ruben, nicht Juda, alle Söhne Levis.
Mose sprach zu ihnen: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Legt jeder sein Schwert an seine Hüfte, geht hin und her von Tor zu Tor im Lager und erschlagt jeder seinen Bruder, jeden Freund und jeden Nachbarn.“
Die Söhne Levis taten nach dem Wort Moses, und vom Volk fielen an diesem Tag etwa dreitausend Mann.
Mose sprach: „Weihe dich heute dem Herrn, jeder in seinem Sohn und in seinem Bruder, damit er heute Segen über euch bringt.“
Der Stamm Levi hat sich ganz auf die Seite Gottes gesetzt – aber nicht parteiisch.
Man kann in der Gemeinde für gewisse Dinge ganz gerecht sein, solange nicht die Verwandten betroffen sind. Oder als Ältester sehr gerecht sein mit allen Leuten, außer es ist die eigene Tochter, die betroffen ist.
Aber Levi sagte: Von seinem Vater und seiner Mutter „Ich sehe ihn nicht, der seine Brüder nicht kannte und von seinen Söhnen nichts wusste.“ Das war wirklich kein Stammesdenken.
Die „Von uns“-Mentalität, bei der man einen anderen Maßstab anlegt, aber mit den anderen sehr gerecht ist, ist Parteilichkeit – etwas Schlimmes.
Ich schlage mal auf Hiob, Elihu, den jüngsten Freund von Hiob, der geistlich klar stand im Gegensatz zu den drei älteren Freunden. Er sagte in Hiob 32, als es darum ging, Hiob auch etwas zu sagen, aber nicht dem falschen Urteil der drei Freunde Recht zu geben:
Hiob 32,20: „Ich will reden, dass mir Luft werde, will meine Lippen auftun und antworten, dass ich nur Ja für niemand Partei nehme und keine Menschen werde ich schmeicheln, denn ich weiß nicht zu schmeicheln. Sehr bald würde mein Schöpfer mich wegnehmen.“
Er sagt also, es ist ihm ein Anliegen, nicht parteiisch zu sein und nicht zu schmeicheln oder dort hart zu sein.
Die Verwandtschaftsbeziehung darf keine Rolle spielen bei der gerechten Beurteilung nach dem Wort Gottes.
Übrigens: Es gibt auch das andere – es kann nämlich sein, dass man bei Verwandten einen schwächeren Maßstab anlegt. Aber es kann auch sein, dass man Verwandten gegenüber einen härteren Maßstab hat, weil man nicht parteiisch sein möchte. Und bei den eigenen Leuten ist man dann härter, bei anderen nachsichtiger.
Aber alles ist falsch.
Schauen wir, was Paulus in 1. Timotheus 5 zu Timotheus sagt, diesem Mann Gottes, Mensch Gottes.
Im Zusammenhang geht es um Älteste, also in der Gemeindeleitung, die sich verschuldet haben.
In 1. Timotheus 5 heißt es: „Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder drei Zeugen.“ Das ist eine Sicherung für die Gemeindeleitung.
Wenn jemand also einen Zacken auf einen Ältesten in der Gemeinde hat und denkt: „Dem sage ich es mal, das geht gar nicht“, darf er das nicht einfach tun. Er muss mit einer zweiten Person kommen, die auch bezeugen kann: „Ganz klar, das ist so und das war so, und das ist nicht recht.“ Das ist ein gewisser Schutz.
„Gegen deine Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder noch besser drei Zeugen, damit auch die übrigen Furcht haben.“
Weiter heißt es: „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteil beobachtest, indem du nichts nach Gunst tust.“
Das ist so feierlich!
Timotheus wird in die Gegenwart Gottes, des Vaters, in die Gegenwart des Herrn Jesus gestellt. Sei dir bewusst: Auch die Engelwelt beobachtet die Gemeinde, wie Epheser 3,10 sagt.
Ich beschwöre dich also, ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, den auserwählten Engeln, dass du diese Dinge ohne Vorurteil beachtest, indem du nicht nach Gunst handelst.
Also: Vorurteil, Nach-Gunst-Handeln mit einem schwächeren Maßstab geht gar nicht.
Ein praktisches Beispiel: Paulus und Barnabas wollen auf die zweite Missionsreise gehen. Apostelgeschichte 15, letzter Abschnitt – Hausaufgabe, zuhause lesen.
Barnabas möchte gerne Markus mitnehmen. Paulus sagt: „Geht gar nicht, der kommt nicht mit.“ Die beiden geraten in eine Auseinandersetzung, es kam sogar zu einer Verbitterung.
Dabei waren beide gute Männer. Barnabas wird in Apostelgeschichte 11 als ein guter Mann bezeugt, voll Glauben und Heiligen Geistes, und von Paulus ist das sowieso klar.
Aber die beiden konnten sich nicht einigen: Sollen sie Markus mitnehmen oder nicht? Es kam zur Erbitterung, und schließlich trennen sie sich im Dienst.
Warum waren sie sich nicht einig?
Markus war auf der ersten Missionsreise mit Apostelgeschichte 13 dabei, aber auffällig ist, dass er keine Berufung hatte.
Der Heilige Geist hatte Barnabas und Paulus berufen, damit sie gehen, und dann nahmen sie Markus als Diener mit.
Dann wird beschrieben, wie sie in die Gegend der heutigen Türkei reisten, dieses Gebirge vom Meer her hinauf bis nach Pamphilien, wo Antiochia in Pisidien liegt.
Dieser Aufstieg ist wirklich der Hammer! Heute ist das eine Sportaufstiegsstelle.
Wer wirklich meint, er sei ein richtiger Triathlonmensch, der kann da hoch und es zeigen.
Ich habe es mal aus dem Flugzeug gesehen, bin gerade über diese Stelle geflogen – wow, wie das hochgeht! Sogar für Flugzeuge ist es beeindruckend.
Dort heißt es, als sie den Weg gingen, ging Markus zurück nach Hause. Es wurde ihm zu viel.
Er ging mit, aber dann hält er nicht durch.
Paulus sagt: „Einer, der sich im Dienst nicht bewährt hat, der kommt nicht mehr mit uns.“
Natürlich, als Advokat würde ich sagen: Barnabas hat das Argument, dass Markus ein junger Mensch ist und eine zweite Chance verdient.
Aber Paulus sagt: „Nein, er hat sich nicht bewährt.“
Wer hatte Recht?
In Kolosser 4 erfahren wir, dass Markus ein Neffe des Barnabas war, ein Verwandter.
Wenn in solchen Fragen die Verwandtschaft eine Rolle spielt, wird es problematisch.
Interessant ist: Die Gemeinde hat einfach zugeschaut.
Paulus ist mit Silas gegangen, Barnabas mit Markus.
Sie haben also ganz weise gehandelt.
Das ist eine Frage im Dienst, und da muss nicht die Gemeinde eingreifen.
Der Diener steht und fällt mit seinem eigenen Herrn, sagt Römer 14.
Als der Herr Jesus Petrus einen Auftrag gab als Hirte in Johannes 21 und Petrus fragte: „Und was ist mit diesem Johannes?“, antwortete der Herr: „Was geht das dich an? Folge du mir nach.“
Also: Schau nicht zu sehr, was andere im Dienst machen. Mach das, was der Herr dir sagt.
So hat sich die Gemeinde zurückgehalten.
Am Ende von Apostelgeschichte 15 heißt es: Die Gemeinde befahl Paulus der Gnade Gottes an.
Bei Barnabas wird das nicht gesagt.
Das zeigt, die Gemeinde war der Überzeugung, Paulus hat richtig geurteilt, Barnabas nicht.
Man hat sie stehen gelassen.
Man hätte Porzellan zerschlagen, denn später hat sich die Sache wieder geklärt.
Später wird Markus sogar ein wichtiger Mitarbeiter bei Paulus, und Paulus sagt ihm: „Nimm Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst.“
Aber es musste etwas im Herzen von Markus geschehen.
Das war ein kleiner Exkurs zum Thema: Ohne Vorurteil, nicht nach Gunst handeln.
Der Stamm Levi war also vorbildlich.
Er hielt Gottes Wort und blieb treu dem Bund Gottes.
Er machte nicht mit in der Sache des goldenen Kalbes.
Die Belohnung in Vers 10 in 5. Mose 33 lautet: „Sie werden Jakob deine Rechte lehren und Israel dein Gesetz, sie werden Weihrauch legen vor deiner Nase und ganz Opfer auf deinen Altar.“
Darum bekam der Stamm Levi das Vorrecht der Erstgeburt aller Stämme und wurde der Priesterstamm.
Sie durften nicht nur Opfer bringen, sondern auch Bibellehrer sein in Israel.
Sie sollten das Wort Gottes, das Gesetz Gottes lehren.
Das sehen wir zum Beispiel auch in Maleachi 2, wo es heißt, dass man bei Fragen zum Stamm Levi gehen musste.
„Levi sollte lehren.“
Auf dem Skript habe ich das so kurz zusammengefasst: Darum durfte der Stamm Levi die Aufgabe des Bibellehrers und des Priesterdienstes übernehmen.
Vers 11: „Segne, Herr, sein Vermögen und das Werk seiner Hände, lass dir wohlgefallen.“
Ein Gebet für den Stamm Levi, dass er diesen Dienst treu tun darf.
Gott segnet Levi ganz speziell – das, was er besitzt, und das, was er mit seinen Händen tut.
Levis Feinde bringen Fluch über sich.
Weiter heißt es: „Zerschmettere die Lenden derer, die sich gegen ihn erheben, und die seiner und seiner Hasser, dass sie nicht mehr aufstehen.“
Das ist ein spezieller Fluch: Wer dem Stamm Levi, wenn er treu dem Herrn diente, Angriff antat, zog damit Gottes Gericht, die Zerschmetterung der Hüften, auf sich.
Sogar noch mehr: Die Feinde sollten nicht mehr aufstehen.
Nun kommt er zu Benjamin – und das markiert eine Pause.
Eine halbe Stunde.
Aber dann kommt wirklich etwas, das zu Herzen geht, mit Benjamin.
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