Ein prägnantes Bild für das Wesen der Versuchung
Der britische Journalist Malcolm Mugridge schrieb im zwanzigsten Jahrhundert einen Brief an seinen Vater. In diesem Brief erzählte er von einem Erlebnis, das er in Indien gemacht hatte.
Er war in einem Fluss geschwommen, als er in der Ferne eine Frau sah, die zum Wasser ging. Mugridge schrieb seinem Vater, dass die Frau an den Fluss kam und ihre Kleider auszog. Sie stand nackt da, ihr brauner Körper leuchtete in der Sonne.
Plötzlich wurde er ganz verrückt, seine Kehle war trocken. Ihn überkam dieses Gefühl einer wilden Unvernunft, die man Lust nennt. Er schwamm mit aller Kraft, die er hatte, zu ihr hin.
Doch dann fiel er beinahe in Ohnmacht, denn die Frau war alt und unansehnlich. Ihre Füße waren entstellt und nach innen verdreht, ihre Haut voller Falten. Am schlimmsten aber war, dass sie eine Leprakranke war. Dieses Geschöpf lächelte ihn mit einem zahnlosen Grinsen an.
Das Nächste, woran er sich erinnerte, war, dass er wieder seine gewohnte Strecke in der Mitte des Flusses schwamm – jedoch schaudernd. Wenn er heute an Lust denkt, denkt er an diese Frau.
Es ist eine verstörende Geschichte. Doch sie ist auch ein gutes Bild für das Wesen der Versuchung. Mugridge hat es erkannt und dieses Bild hat ihn nie mehr losgelassen. Versuchung sieht so gut aus, verspricht so viel, ist so attraktiv und lockend. Doch wenn man sich darauf einlässt, erkennt man eine hässliche Fratze – sie ist gar nicht schön.
Die Warnung des Vaters aus den Sprüchen
Das ist genau die Botschaft unseres Predigttextes heute aus Sprüche 7, in dem der Vater seinen Sohn warnt. Er sagt: „Pass auf, pass auf vor der Verführung! Sie sieht so schön aus, ist aber so hässlich und tatsächlich sehr gefährlich.“
Ich lese uns nun die ersten fünf Verse vor. Wir werden das Kapitel Sprüche 7 Stück für Stück durchgehen.
„Behalte meine Rede und verwahre meine Gebote bei dir! Behalte meine Gebote, so wirst du leben. Hüte meine Weisung wie deinen Augapfel, binde sie an deine Finger, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine Freundin, damit sie dich behüte vor der Frau des Andern, vor der Fremden, die glatte Worte gibt.“
Lasst uns beten, damit wir verstehen, was Gott uns hier sagen möchte.
Vater im Himmel, du bist ein guter Vater, der beste Vater, den man sich wünschen oder vorstellen kann. Wir danken dir, dass du so gut bist und zu uns sprichst. Du lehrst deine Kinder und unterweist uns. Das, was du uns sagst, ist gut, perfekt und der Weg zum Leben.
So wollen wir dich bitten, dass wir das verstehen, lernen, es auf unser Leben anzuwenden und danach zu leben. Lass uns klug und weise werden und das Leben in Fülle genießen – in deiner Gegenwart und nach deinem guten Plan.
Herr, gebrauche du dein Wort heute, um unsere Herzen wirklich zu formen, damit wir immer mehr in deinen Willen kommen. Amen.
Die zentrale Frage des Dramas: Auf welche Stimme hörst du?
Die Predigt trägt den Titel „Versuchung – ein Drama in drei Akten“. Wie bei den meisten guten Dramen gibt es auch hier einen Prolog. Diesen haben wir gerade gelesen. Er dient als Einführung und erklärt uns, wie wir das, was danach kommt, verstehen sollen.
Worum geht es? Es geht um die grundlegende Frage: Auf welche Stimme hörst du? Wem vertraust du? In diesem Predigttext gibt es zwei Stimmen. Die eine haben wir bereits gehört, die andere hören wir gleich.
Die erste Stimme ist die gute Stimme des Vaters, der seinem Sohn und seinen Kindern sagt: „Vorsicht, ich zeige euch den Weg zum Leben. Folgt meinen Worten, so werdet ihr leben.“
In Vers 1 heißt es: „Behalte meine Rede, verwahre meine Gebote bei dir.“ Und in Vers 2: „Behalte meine Gebote, so wirst du leben.“ Hier liegt die Verheißung: Es ist gut, nach diesen Geboten zu leben, denn dort ist das wahre Leben zu finden.
„Hüte meine Weisung wie deinen Augapfel“, das heißt, du musst wirklich gut darauf aufpassen. Es ist gefährlich, wenn du es nicht tust – so wie unseren Augen Dinge gefährlich werden können und wir erblinden können.
In Vers 3 steht: „Binde sie an deine Finger, schreib sie auf die Tafel deines Herzens.“ Das musst du dir wirklich zu Herzen nehmen.
Dann in Vers 4: „Die Weisheit soll dem Sohn kostbar sein wie eine Frau.“ Und weiter: „Sprich zur Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine Freundin.“
Mit „Schwester“ kann hier durchaus auch die Ehefrau gemeint sein. Das ist uns heute etwas fremd, denn für uns ist eine Schwester eben tatsächlich die Schwester. Aber zum Beispiel im Hohelied Salomos wird im Alten Testament eine Braut auch als Schwester bezeichnet.
Im Begriff „Freundin“ wird es noch klarer: Es geht um eine enge Beziehung, vielleicht wirklich die Beziehung eines Mannes zu seiner Frau, auf jeden Fall eine sehr innige und enge Beziehung. So eine Beziehung soll der Sohn zur Weisheit haben.
Dieses Bild ist für Männer zunächst etwas näher: Die Weisheit wie eine Frau, eine gute Freundin. Aber ich bin mir sicher, auch Frauen können das verstehen. Die Bibel ist gerecht: Im Neuen Testament wird die Gemeinde als die Braut Christi bezeichnet.
Da müssen wir Männer manchmal ein bisschen damit kämpfen, uns mit diesem Bild als Braut vorzustellen. Aber auch das ist wahr und ein wunderbares Bild. Also nehmt auch als Frauen dieses Wort euch zu Herzen.
Der Vater macht dem Sohn mit all diesen Aussagen die Weisheit wirklich wichtig. Wir haben das in den letzten Wochen immer wieder so oder so ähnlich gehört. In jeder Rede des Vaters gibt es erst einmal diesen Aufruf: „Hör auf meine Worte.“
Er sagt ihm, dass daran sein Leben hängt. Das ist etwas, das du wirklich aufnehmen musst. Nicht nur lernen, sondern wonach du auch leben musst.
Das ist wie mit einem Diätratgeber: Den kannst du lesen, studieren, manche nicken schon, aber vom Studieren allein wirst du nicht dünner. Du musst die Ernährungsregeln beherzigen und danach leben, nur dann darfst du dir Erfolg erhoffen.
So ist es auch mit der Weisheit. Es bringt nichts, sie einfach nur zu studieren, du musst sie beherzigen und danach leben. Es ist sehr wichtig, dass wir das tun, denn nur so kann sie uns beschützen.
Es geht wirklich darum, dass uns die Weisheit beschützen soll und muss. Denn es gibt eine andere Stimme, sagt der Vater. Es gibt eine Stimme, die dich von Gott weglocken will.
Du brauchst die Weisheit, heißt es in Vers 5, damit sie dich behütet vor der Frau des Anderen, vor der Fremden, die glatte Worte gibt. Wenn du die Weisheit nicht kennst und ihr nicht vertraust, dann bist du angreifbar für Lügen, für Versuchung und dafür, von Gottes gutem Weg weggelockt zu werden.
Das Drama der Versuchung: Eine Geschichte zur Warnung
Und damit sind wir beim eigentlichen Drama. Matthias hat uns letzte Woche den zweiten Teil von Kapitel sechs gepredigt, in dem es in dramatischen Worten auf drastische Weise um den Ehebruch geht. Er hat uns auch die bitteren Konsequenzen vor Augen gestellt.
Das, was wir jetzt in diesem Drama lesen, ist eine Geschichte von jemandem, der diese Worte vielleicht sogar gehört hat, aber nicht danach lebt. Der sich sie nicht zu Herzen nimmt und in den Ehebruch hineingelaufen ist.
Ich lese uns dieses Drama vor, Verse sechs bis dreiundzwanzig. Es ist eine Geschichte, in der ein Vater eine Erzählung erfunden hat, um seinen Sohn zu warnen.
„Denn am Fenster meines Hauses guckte ich durchs Gitter und sah einen unter den Unverständigen. Ich erblickte unter den jungen Leuten einen törichten Jüngling, der über die Gasse zu ihrer Ecke ging – also zur fremden Frau. Er schritt auf dem Weg zu ihrem Haus, in der Dämmerung, am Abend des Tages, als es Nacht wurde und dunkel war.
Und siehe, da begegnete ihm eine Frau im Hurengewand, listig, wild und unbändig, so dass ihre Füße nicht in ihrem Haus bleiben können. Jetzt ist sie draußen, jetzt auf der Gasse, und lauert an allen Ecken. Sie erwischt ihn, küsst ihn, wird dreist und spricht:
'Ich hatte ein Dankopfer zu bringen, heute habe ich mein Gelübde erfüllt. Darum bin ich ausgegangen, dir entgegen, um nach dir zu suchen, und habe dich gefunden. Ich habe mein Bett schön geschmückt mit bunten Decken aus Ägypten, ich habe mein Lager mit Myrrhe besprengt, mit Aloe und Zimt. Komm, lass uns kosen bis an den Morgen und lass uns die Liebe genießen! Denn der Mann ist nicht daheim, er ist auf eine weite Reise gegangen. Er hat den Geldbeutel mit sich genommen. Er wird erst zum Vollmond wieder heimkommen.'
Sie überredet ihn mit vielen Worten und gewinnt ihn mit ihrem glatten Munde. Er folgt ihr alsbald nach, wie ein Stier zur Schlachtbank geführt wird und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt, bis ihm der Pfeil die Leber spaltet. Wie ein Vogel eilt er zur Schlinge und weiß nicht, dass es um sein Leben geht.“
Ein Drama.
Erster Akt: Zur falschen Zeit am falschen Ort
Der erste Akt, den könnte man überschreiben mit: Verse sechs bis neun – Zur falschen Zeit am falschen Ort.
Dieser junge Mann treibt sich am Abend auf der Straße herum, in der Straße der fremden Frau. Warum, wissen wir nicht. Vielleicht ist er einfach naiv, vielleicht sucht er ein Abenteuer, den Kick – wir wissen es nicht. Was ihn aber auch immer dorthin treibt, er handelt extrem unweise.
Er zieht nachts durch die Straße und kommt zu dieser fremden Frau. Er weiß noch gar nicht, in welcher Gefahr er sich befindet. Da endet der erste Akt schon.
Aber es ist gut, mal kurz stehen zu bleiben und zu überlegen: Was hat das mit uns zu tun? Was kann uns das lehren? Wir sehen, dass die eigentliche Entscheidung, der Versuchung nachzugeben, die dieser junge Mann später trifft, ein Vorspiel hat.
Es fängt schon mit einer unweisen Entscheidung an, nämlich sich bei Nacht dort herumzutreiben. Ein Nachtspaziergang ist an sich noch keine Sünde, ganz sicher nicht. Und doch zeigt der Verlauf der Geschichte, wie dumm dieser Spaziergang war.
Wäre er lieber zu Hause geblieben, hätte noch einen Tee getrunken und wäre dann ins Bett gegangen, wäre das Drama kein Drama geworden. Der beste Weg, sich vor Versuchungen zu schützen, ist sicher, dass wir uns gar nicht erst in Situationen bringen, die uns in Versuchung führen.
Sicher, man kann nicht allem aus dem Weg gehen, das funktioniert in dieser Welt nicht. Man kann nicht jede Versuchung vermeiden. Es haben sich Menschen schon zurückgezogen ins Kloster – Männer und Frauen, Mönche und Nonnen. Und sie haben ziemlich schnell gemerkt, dass es auch dort Versuchungen gibt.
Man kann sich nicht aus der Welt zurückziehen, denn man bringt immer sein sündiges Herz mit sich. Trotzdem gibt es viele Situationen, die wir vermeiden könnten. Wir müssten gar nicht erst hineinkommen, sondern könnten von vornherein fliehen und meiden.
Deshalb die persönliche Frage an jeden von uns: Welche Orte solltest du meiden, weil du schon weißt: Da werde ich in Versuchung geführt, das ist ein gefährlicher Ort für mich?
Wie ist das in den Abendstunden, wenn unser Wille schon ein bisschen angestrengt ist vom ganzen Tag und die Willenskraft nachlässt? Wo begibst du dich abends hin?
Gefährliche Orte sind nicht nur draußen auf der Straße. Gefährliche Orte gibt es seit wir Fernseher und Internet haben. Dein Wohnzimmer kann ein gefährlicher Ort für dich werden, dein Arbeitszimmer kann ein gefährlicher Ort für dich werden.
Wenn du dich treiben lässt durch irgendwelche Fernsehprogramme oder durchs Internet und dort Dinge findest, die dich versuchen, dann kann es gut sein, dass es weise ist, für dich früh den Ausschalter zu finden.
Vielleicht ist es wirklich besser, den Tee zu trinken, noch die Bibel zu lesen oder ein geistlich erbauliches Buch – und dann ins Bett zu gehen, um dich dieser Versuchung gar nicht erst auszusetzen.
Spiel nicht mit dem Feuer, so wie dieser junge Mann es tut. Er spielt mit dem Feuer und macht es der Versuchung sehr leicht, ihn zu erreichen und zu erwischen.
Zweiter Akt: Die Verführung durch die fremde Frau
Es bringt uns zum zweiten Akt dieses Dramas: die Verführung. Die Frau des Anderen aus Vers fünf betritt die Bühne, und von Anfang an ist klar, was diese Frau will. Sie will Sex. So ist sie auch gekleidet – im Hurengewand, heißt es hier in diesen Versen, erkennbar als Prostituierte. Sie ist darauf aus, diesem Mann den Kopf zu verdrehen, ihn zum Sex zu gewinnen.
Das Ganze erinnert an eine Jagd. Wie sie da unterwegs ist, wie ein Raubtier zieht sie durch die Straße. Es heißt, sie ist listig, wild, unbändig, sie lauert an allen Ecken (Vers zwölf). Sie stürzt sich auf den jungen Mann, erwischt ihn und küsst ihn (Vers dreizehn).
Noch einmal: Salomo schreibt das hier für seine Söhne. Die Männer sind da empfänglicher für so eine Attacke. Hätte er das für seine Töchter geschrieben, vielleicht hätte er von einem Gentleman erzählt, der daherkommt, gut gekleidet, gepflegt, verständnisvoll, der weiß, wonach du dich sehnst als Frau – der berühmte Prinz auf dem weißen Pferd, auf den viele Frauen ganz insgeheim hoffen und nach dem sie sich sehnen. Klischee, aber es ist etwas Wahres daran, hätte er anders geschrieben.
Ich hoffe, ihr könnt euch hineinversetzen. Aber das ist eine Attacke auf diesen Mann. Sie spielt mit dem, was ihn lockt, was ihn versucht. Und noch wichtiger als das, was sie tut, ist das, was sie sagt. Und da finden wir uns hoffentlich wirklich alle wieder, denn sie lockt ihn mit verschiedenen Versprechungen, mit Lügen, mit Worten, die man als Frau oder Mann verstehen kann. Das ist aus unserer Welt wirklich.
Das Erste, was sie sagt und tut, ist, sein Gewissen zu beruhigen. Sie beruhigt das Gewissen dieses törichten Jünglings, indem sie nämlich sagt, im Vers 14: „Ich hatte Dankopfer zu bringen, heute habe ich mein Gelübde erfüllt.“ Sie sagt: Das, was wir tun, das, wozu ich dich einlade, ist eigentlich eine fromme Sache.
Dankopfer gab es in Israel, von Gott angeordnet. Ein Opfer, das man Gott bringen sollte zum Dank. Wir lesen im dritten Buch Mose, Kapitel sieben zum Beispiel, wie so ein Dankopfer aussehen soll. Wenn man das gebracht hat, soll man noch am selben Tag zusammen mit jemand anderem das ganze Fleisch aufessen. Das ist Gottesdienst.
Die Frau sagt hier im Grunde: Ich habe mein Gelübde erfüllt, ich habe ein Dankopfer gebracht. Ich brauche jetzt jemanden, der mit mir Gottesdienst feiert. Komm doch mit nach Hause, lass uns Gott ehren, indem wir ein gutes Stück Fleisch essen. Da ist doch wirklich nichts dabei.
Es ist natürlich völlig unglaubwürdig, so wie sie hier auftritt. Aber Vorsicht: Auch in unserem Leben gibt es solche Versuchungen, die einen frommen Anstrich haben, die versuchen, unser Gewissen zu beruhigen. Das ist doch gar keine schlimme Sache.
Ich habe schon gehört, wie christliche Männer – oder sagen wir lieber, wie Männer christliche Frauen versucht haben, Sex mit ihnen zu haben, außerhalb der Ehe. Sie haben gesagt: „Du weißt, wenn wir miteinander schlafen, dann sind wir vor Gott schon verheiratet.“ Habt ihr das schon mal als Argument gehört? Es gibt Männer, die sagen, dass Frauen, wenn sie miteinander schlafen, vor Gott schon verheiratet sind. Sie brauchen keinen Trauschein, vor Gott ist das alles geheiligt.
Das ist nur ein Beispiel. Es gibt viele weitere Versuchungen, die so fromm daherkommen: Wir tun gar nichts Böses, das gefällt Gott. Die fremde Frau lockt den Jüngling hier mit einem frommen Argument und beruhigt sein Gewissen.
Als Zweites sagt sie dem jungen Mann: Es geht mir nur um dich. Habt ihr das gehört? Vers fünfzehn: „Darum bin ich ausgegangen, dir entgegen, um nach dir zu suchen, und hab dich gefunden.“ Sie malt ihm in den schönsten Farben vor Augen, wie schön es sein wird, wenn er mit ihr kommt. Alles hat sie für ihn allein vorbereitet (ab Vers sechzehn).
„Ich habe mein Bett schön geschmückt mit bunten Decken aus Ägypten, ich habe mein Lager mit Myrrhe besprengt, mit Aloe und Zimt.“ Heute würden wir vielleicht auch Duftkerzen anzünden oder etwas, das einen schönen, angenehmen Geruch macht. Alles schön vorbereitet, nur für dich. Komm mit, lass uns kosen bis an den Morgen, lass uns die Liebe genießen.
Sie lässt ihn glauben, dass sie sich nur nach ihm gesehnt hat. Alles für ihn vorbereitet. Wer stimmt das denn? Wahrscheinlich haben sie sich vorher noch nie begegnet. Ein Zufallsopfer, das sie auf der Straße abschleppt. Aber er hört das gern, was die Frau ihm sagt, weil es ihm gefällt, weil es etwas in ihm auslöst, weil es seine Sehnsüchte bedient.
Und wenn wir ehrlich sind, hören wir solche Dinge auch gern. Wir hören gern, wenn uns jemand sagt, dass wir begehrt sind, dass wir geliebt werden. Wer will das nicht hören? „Ich habe genau dich gesucht. Ich will nur mit dir zusammen sein, will für dich da sein, dir dein Leben schön und angenehm machen.“
Das bringt in den meisten Menschen etwas zum Klingen, wenn das jemand zu uns sagt oder uns zeigt, wie er ist. Und umso mehr, wenn andere dich nicht sehen. Wenn du als Mann sagst: „Meine Frau interessiert sich gar nicht mehr für mich, sie sieht mich nicht, aber da ist eine Frau, die sieht mich.“ Als Frau: „Mein Mann vernachlässigt mich, versteht mich nicht, hört nie zu, aber da ist ein Mann, der hört zu.“
Als Single, wenn du dich so nach einem Partner an deiner Seite sehnst und da kommt jemand, der dir das Blaue vom Himmel verspricht, und du hörst es, weil du es hören willst, weil du es glauben willst: Die Person interessiert sich wirklich für mich.
Immer wieder stolpern verheiratete Menschen, Männer und Frauen, in den Ehebruch. Das ist wirklich ein Hineinstolpern, nichts, was man sich am Anfang vorgenommen hat. Aber sie stolpern hinein, weil sie ihre Sehnsüchte außerhalb der Ehe befriedigt bekommen wollen. Singles gehen in außereheliche Affären, weil sie sich so danach sehnen, diese Erfüllung zu bekommen. Und sie glauben jede Lüge, oft sogar von einer Zufallsbekanntschaft, irgendeinem Menschen, der daherkommt, weil wir so gern geliebt und begehrt sein wollen.
Hab acht auf dein Herz – das haben wir schon in Sprüche 4 gehört: Hab acht auf dein Herz!
Als Drittes sagt die Frau noch eine Lüge: Es wird nicht herauskommen. Vers 19 und 20: Sie sagt, der Mann ist nicht daheim. Sie sagt nicht einmal „mein Mann“, sondern nur „der Mann“, so ganz abfällig. Der Mann ist nicht daheim, er ist auf eine weite Reise gegangen, hat den Geldbeutel mitgenommen und wird erst zum Vollmond wieder heimkommen.
Also, wenn es der törichte Jüngling noch nicht wusste, jetzt weiß er: Sie ist verheiratet. Aber ist es denn so schlimm, wenn es nie rauskommt? Jetzt mitzugehen, ein Abenteuer zu erleben – ist es denn so schlimm? Sie beruhigt ihn: „Komm mit, das wird nie jemand erfahren, mein Mann ist weg und du bist aus dem Haus, bis er wieder da ist.“
Vielleicht denken wir auch so: Wenn es nicht rauskommt, dann ist es auch nicht so schlimm. Wenn niemand davon erfährt, dann ist es nicht so tragisch. Aber auch das ist ein großer Betrug.
Ich habe vor ein paar Tagen eine Nachricht gehört, und manche von euch vielleicht auch: Von einem Mann am Starnberger See in Berg. Er hat sich über die Garage seines Nachbarn geärgert. Er hat sich so geärgert, dass er die Kettensäge rausgeholt hat. Um nicht erwischt zu werden, hat er die Überwachungskamera erst einmal fein säuberlich das Kabel durchtrennt, damit der Nachbar nicht weiß, wer es war. Dann hat er ein Kettensägenmassaker an der Garage verübt und ist auf die Garage losgegangen, weil sie ihm ein Dorn im Auge war. Er wollte eine schöne Sicht auf den Starnberger See haben.
Man kann das ja an sich verstehen, aber es ist trotzdem nicht legal. Das Blöde war, dass diese Kamera noch einen Akku hatte und alles aufgezeichnet hat. Es war dann sehr leicht, diesen Mann zu überführen.
So ist es oft, wenn wir denken, das kommt gar nicht raus, keiner erfährt davon, niemals. Ganz oft kommt es dann eben doch heraus.
Wir haben letzte Woche über den Ehebruch nachgedacht. Wie oft ist der Ehebruch nicht geheim? Früher oder später kommt man dir auf die Schliche, das Ding kommt raus, die Sache kommt raus – und das ist fatal, mit fatalen Konsequenzen für alle Beteiligten.
Aber selbst wenn dir Menschen nie auf die Schliche kommen: Gottes Kamera läuft mit. Gottes Kamera lässt sich nicht durchschneiden. Er schaut nicht weg, er sieht alles. Es kommt der Tag, an dem alles ans Licht kommt.
Die Verantwortung des jungen Mannes in der Versuchung
Jetzt haben wir vor allem über die Versuchung dieser Frau nachgedacht. Wir müssen aber auch noch über diesen jungen Mann sprechen. Er scheint ja komplett passiv zu sein. Er lässt das alles über sich ergehen: die ganzen Lügen, die Anmache dieser Frau – einfach alles. Er ist einfach passiv und lässt sich das gefallen. Die Initiative geht von ihr aus, aber der Mann hat wirklich keine Entschuldigung, keine einzige.
In der Versuchung, passiv zu bleiben, steckt bereits ein Schritt in die Sünde. Sich das gefallen zu lassen, ist schon ein Schritt in die Sünde. Es gibt so viele Punkte, an denen er hier hätte Stopp sagen können. Als die Frau schon auf ihn zukommt, hätte er weglaufen können. Als sie ihn packt, hätte er sich losreißen und gehen können – so wie Joseph im Alten Testament an anderer Stelle, der vor der Frau von Potiphar flieht, weil er sagt: „Da mache ich nicht mit.“ Als sie ihn küsst, müsste er doch sagen: „Stopp!“
Drei Argumente, bei jedem einzelnen hätte er sagen können: „Quatsch, da lasse ich mich nicht drauf ein, ich will nichts mit dir zu tun haben.“ Aber er hört sich das alles an. Er lässt sich das alles gefallen.
Was tust du, wenn dich sexuelle Versuchung lockt? Oder irgendeine andere Versuchung? Das ist tatsächlich nicht nur ein Bild für die sexuelle Versuchung, sondern für jede Versuchung, die dich lockt. Was tust du? Hörst du zu? Flirtest du mit der Versuchung? Oder sagst du: „Stopp, ich höre mir das nicht an“?
Paulus gibt uns genau diesen Rat, diesen ernsten Rat, diese Anweisung im 1. Korinther 6,18. Dort sagt er den Korinthern im Zusammenhang mit sexueller Versuchung: „Flieht die Unzucht!“ Flieht davor, flirte nicht damit, lass dich nicht über den Tisch ziehen.
Unsere Gesellschaft sagt uns das auf allen Kanälen: Wenn es sich gut anfühlt, wenn es schön ist, dann ist es auch gut und richtig. Aber die Bibel sagt: Das ist nicht wahr. Es ist eine große Täuschung, eine große Lüge.
Jesus hat in der Wüste vierzig Tage gefastet. Dann kam der Satan zu ihm und versuchte ihn. Er sagte: „Du hast doch so Hunger, das sind Steine, mach doch daraus Brot.“ Wäre das gut gewesen für Jesus? Hätte es sich gut angefühlt, nach so einer langen Zeit sich den Magen mal vollzuschlagen, endlich wieder etwas zu essen? Das wäre doch gut gewesen, Essen, das wäre jetzt dran.
Aber Jesus merkt, was das für eine Lüge ist, was für eine Täuschung. Dass es nicht der Wille des Vaters ist. Und er wehrt dem Satan. Er sagt: „Damit will ich nichts zu tun haben.“ Er wehrt sich mit Gottes Wort. Er sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
Ja, Jesus hat Hunger, aber er will seinen Hunger nicht auf eine Weise stillen, die gegen Gottes Willen geht. Er wollte seinem Vater nicht untreu sein.
Folgst du Jesus in diesem Gehorsam nach, kämpfst du gegen Versuchung, kämpfst du dagegen an. Passiv zu bleiben ist eine bewusste Entscheidung. Der Versuchung passiv zu bleiben ist auch eine Entscheidung. Und früher oder später führt das dazu, dass du der Versuchung doch nachgibst – und das wissen wir, wenn wir ehrlich sind. Wenn wir mit der Versuchung flirten, dann kriegt sie uns früher oder später.
Dritter Akt: Das tragische Ende der Versuchung
So wie der junge Mann hier das letzte Drama erlebt, den letzten Akt des Dramas, das böse Ende – die letzten Verse 22 bis 23, also die letzten Verse des Dramas.
Der Mann gerät in das Netz der Versuchung. Sie war auf der Jagd und hat ihn gefangen. Wie ein Tier läuft er ins Verderben. Das ist sehr eindrücklich beschrieben: wie ein Stier, der zur Schlachtbank geführt wird, wie ein Hirsch im Netz, wie ein Vogel in die Schlinge. Der Köder wird ausgeworfen, und er ist gefangen. Er ist darauf hereingefallen. So schlimm ist es, der Versuchung zu folgen.
Vorhin haben wir die Worte aus Jakobus gehört: Jakobus 1,15: „Wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“ Ist sich der Mensch bewusst, dass es schlimme Folgen hat, der Versuchung nachzugehen? Solche schlimmen Folgen.
Unsere Kultur verkauft uns das ganz anders. In Filmen, im Internet, überall wird uns gesagt, dass es total gut sei, der Versuchung nachzugeben. Neulich bin ich fast vom Sofa gefallen, als ich mir eine Sportveranstaltung im Fernsehen ansah. In der Werbepause kam ein Werbeclip für eine Internetseite, die zum Ehebruch aufruft. Dort heißt es, man helfe dir, das Geheimnis um halb elf zu tun. Es wird als spannendes Abenteuer dargestellt, in einem lustigen Video wird der Ehebruch gefeiert. Das ist so verlogen.
Aber wir müssen gar nicht nur auf die Kultur schauen, auf irgendwelche Werbeclips. Wir können auch über unser eigenes Leben nachdenken. Wie reden wir denn über Versuchung? Wie denken wir über Sünde? Oft reden wir das klein. Wir sehen es oft nicht so schlimm, wie es wirklich ist. Wir sagen zum Beispiel Dinge wie „Ich bin halt nicht perfekt, wir sündigen doch allemal.“ Solche Sätze hat man schon oft gehört. „Wir sündigen doch allemal.“
Kann uns das, was wir hier lesen, nicht heilsam durchschütteln und wachrütteln? Dass Sünde nicht etwas Leichtes und Lockeres ist, auch nicht, wenn wir Vergebung haben, sondern dass Sünde wirklich ganz bittere Folgen hat. Sie ist brandgefährlich, tödlich und zerstörerisch.
Ehen sind daran zerbrochen, dass Männer oder Frauen die Ehe gebrochen haben. Ganze Familien wurden zerrissen, weil jemand der Versuchung nachgegeben hat. Gemeinden und christliche Werke sind kaputtgegangen, weil ihre Leiter nicht weise waren, sondern töricht wie dieser Jüngling und der Versuchung nachgegeben haben. Alles kaputt, alles zerstört wegen der Torheit einzelner Menschen.
Aber noch schlimmer: Wir versündigen uns ja nicht nur an Menschen. Wir zerstören nicht nur Beziehungen zu anderen Menschen. Wir versündigen uns auch an Gott selbst. Wir missbrauchen seine guten Gaben, die Sexualität und jede andere Gabe, wenn wir der Versuchung nachgehen und uns wegziehen lassen von seinem Willen.
Wir missbrauchen all das und zeigen damit, dass wir es verdient haben, dass Gott zornig mit uns ist und uns bestraft.
Die Moral des Dramas: Die tödliche Gefahr der Versuchung
Das bringt uns zur Moral dieses Dramas, die wir in den letzten vier Versen lesen. Jedes gute Drama hat eine Moral, so auch dieses.
So höret nun auf mich, meine Söhne, und merkt auf die Rede meines Mundes: Lass dein Herz nicht abweichen auf ihren Weg und irre nicht ab auf ihre Bahn. Denn zahlreich sind die Erschlagenen, die sie gefällt hat, und viele sind, die sie getötet hat. Ihr Haus ist der Weg ins Totenreich, da man hinunterfährt in des Todes Kammer.
Die Versuchung sieht verlockend aus, doch am Ende kostet sie dich das Leben. Das ist die Moral dieser harten Lehreinheit. Malcolm Mugridge beschreibt in seiner Geschichte am Fluss in Indien, wie er das erlebt hat: Die Versuchung sieht so gut aus, aber sie hält nicht, was sie verspricht – ja, im Gegenteil.
Wir sehen nicht klar, weil wir eine Sache oder einen Menschen so sehr wollen, so sehr begehren, dass wir dafür sündigen und alles tun. Doch wir müssen erkennen: Der schöne Schein trügt. Hinter der attraktiven Maske verbirgt sich die hässliche Fratze, und letztlich – das haben wir hier deutlich gesehen – der Tod. Du stirbst.
Deshalb sagt der Vater: Pass auf, hör mir zu, folg meinen Worten, und du wirst leben. Du musst diesen Weg nicht gehen. Schau, wo das endet! Schau auf das Ende!
Die Notwendigkeit von Gnade und Barmherzigkeit
Das kann uns helfen, Versuchungen wirklich anders zu sehen. Es kann uns auch helfen, anders über Sünde zu sprechen – sie nicht zu verharmlosen und nicht niedlich darüber zu reden mit dem Gedanken: „Wir sind halt alle so.“ Wenn wir wirklich sehen, wohin das führt, können wir die Prioritäten anders setzen.
Doch das allein kann uns nicht retten. Vielleicht hast du dir vorher schon überlegt: Wenn Gottes Kamera mitläuft, was sieht er dann alles in meinem Leben? Manche von uns sind deshalb richtig niedergeschlagen und niedergedrückt, weil sie genau wissen, dass sie der Versuchung erlegen sind.
Aber weißt du was? Das gilt nicht nur für dich, wenn dich das gerade bekümmert und du darüber nachdenkst. Jeder einzelne von uns, vom Pastor bis zu den Reihen, wäre beschämt, wenn manche Szene aus seinem Lebensfilm gezeigt würde. Wir würden alle beschämt sein, wie oft wir Versuchungen nachgegeben haben – sei es sexuellen oder anderen Versuchungen. Niemand will seinen Film sehen, zumindest nicht bestimmte Szenen, keiner von uns.
Und wir merken, wenn wir diese Botschaft an unser Herz heranlassen – ja, wenn das alles ist, dieser Appell des Vaters –, wer kann dann überhaupt diesem Ende entgehen, das wir in den letzten Versen lesen? Wer kann dem Tod von der Schippe springen? Keiner von uns, wirklich keiner.
Was wir brauchen, ist nicht nur dieser Appell des Vaters, diese wichtige Warnung. Wir brauchen auch seine Gnade und seine Barmherzigkeit so sehr. Es ist ein großes Geschenk für mich und hoffentlich auch für euch, dass wir diese Sprüche aus dem Neuen Testament lesen dürfen. Wir dürfen sehen, dass der Vater uns einen guten Weg weist und dass er ein Gott ist, der so viel Gnade und Barmherzigkeit für vertörichte Menschen hat.
Er kennt nämlich unser Herzensproblem, dass wir auch als Christen immer wieder der Versuchung nachgeben. Und er sagt: Ich helfe euch mit eurem Herzensproblem. Ich tue das, was ihr nicht auf die Reihe bekommt.
Dieser liebende, barmherzige Vater schickt seinen Sohn, Jesus Christus. Er ist den Weg gegangen, von dem wir hier lesen. Er ist nicht abgeirrt oder nach links oder rechts abgewichen, sondern ist diesen Weg bis ans Ziel gegangen. Doch dann nimmt er das auf sich, was wir hier auch beschrieben sehen: Er lässt sich töten, geht in die Todeskammer – nicht wegen seiner Schuld, sondern wegen meiner Schuld, wegen deiner Schuld.
Wir singen das oft in einem Lied, und es ist eine sehr bewegende Zeile: „Für meine Sünden hing er dort, nicht für seine. Für meine Sünden hing er dort, sie brachten ihn ums Leben. Sein Sterben hat sie ausgelöscht, ich weiß, mir ist vergeben.“
Wenn du aufs Kreuz schaust, dann siehst du, wie schlimm Versuchung ist, wie schlimm es ist, der Versuchung nachzugeben, wie schlimm Sünde ist. Aber du siehst auch, wie gut und barmherzig der Vater ist. Er lädt deine Schuld seinem Sohn auf und befreit dich von den Fesseln der Sünde, von der Macht der Versuchung. Er macht dich frei, er erlöst dich.
Einladung zur Umkehr und zum neuen Anfang
Vielleicht hat Gott dir heute zum allerersten Mal in deinem Leben gezeigt, was sein Anspruch ist. Du verstehst zum ersten Mal: Wenn Gottes Weisheit der Maßstab ist, nach dem wir leben sollen, wenn wir nicht vom Weg abirren und keiner Versuchung nachgeben dürfen, dann habe ich nur das verdient, in die Todeskammer zu gehen und zu sterben.
Wenn Gott dir das gezeigt hat, möchte ich dich ermutigen: Du musst nicht dorthin gehen. Jesus hat für jeden Menschen bezahlt, der auf ihn vertraut. Er hat die Schuld mit ans Kreuz genommen. Sein Wort verspricht uns: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Nimm das in Anspruch und glaube an Jesus.
Vielleicht bist du auch schon Christ, aber du merkst: Ich war töricht. Obwohl ich Jesus kenne, bin ich zur falschen Zeit an den falschen Ort gegangen. Ich bin nicht weggerannt, als ich noch konnte. Ich habe nicht gegen die Versuchung gekämpft oder zumindest nicht genug, und ich bin ihr erlegen. Dann kehre heute um, zurück zum Kreuz, und nimm neu diese Gnade Jesu in Anspruch.
Er hat nicht nur für die Sünden bezahlt, die irgendwo ganz weit weg in der Vergangenheit waren, sondern er erlöst dich jetzt. Dann bist du Christ. Und wenn du wieder sündigst, musst du selbst dafür geradestehen, denn er hat für alle Schuld bezahlt. Das darfst du in Anspruch nehmen. Komm neu zum Kreuz und sage: Vater, es tut mir leid, bitte vergib mir, reinige mich neu durch das Blut Jesu Christi. Ich möchte neu anfangen mit dir.
So ein Neuanfang ist tatsächlich etwas, das wir jeden Tag brauchen. Manchmal merken wir das ganz besonders, weil es eine bestimmte Sünde in unserem Leben gibt. Manche sagen sogar: Ich kann gar nicht mehr in die Gemeinde kommen, weil ich so beschmutzt und sündig bin. Das ist eine Lüge! Du darfst immer wieder kommen.
Aber werde auch weise durch das, was du gehört hast: Gott vergibt dir nicht nur, er schenkt dir auch eine neue Kraft. Eine Kraft, die du in dir selbst nicht hast. Manchmal denken wir, wir können der Sünde gar nicht widerstehen. Die Versuchung ist so groß, wir können gar nicht anders, als nachzugeben. Aber auch das ist eine Lüge.
Du hast eine neue Kraft. Der Heilige Geist lebt in dir. Gott selbst kämpft in dir, damit du widerstehen kannst, damit du fliehen kannst und auch in der Versuchung noch Nein sagen kannst. Stopp, ich gehe nicht weiter.
Ich will dich ermutigen: Nimm diese Kraft in Anspruch! Vielleicht hast du noch gar nicht richtig angefangen zu kämpfen – das kann sein. Nimm den Kampf auf gegen die Versuchung. Kämpfe gegen die Sünde in deinem Leben.
Wenn du sagst: Ich habe da eine Sünde in meinem Leben, und ich bin jetzt 99 oder 999 Mal erlegen. Ich habe nicht widerstanden, wieder und wieder, dann ermutige ich dich: Hör nicht auf! Sag nicht, das bringt doch gar nichts. Bleib weiter dran! Überwinde mit deinem guten Herrn.
Zum Beispiel, indem du konkrete Pläne machst. Vielleicht tust du dich auch mit jemand anderem zusammen und sagst: Wie kann ich das schaffen, dieser Versuchung zu widerstehen? Welche Schritte kann ich gehen? Manchmal ist es ganz hilfreich, mit jemand anderem darüber zu reden.
Vielleicht brauchst du einen Gebetspartner, jemanden, mit dem du dich austauschst, und ihr betet gemeinsam dafür, dass Gott etwas verändert in deinem Leben.
Mich hat vor ein paar Tagen jemand aus der Gemeinde sehr ermutigt. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, wir sind drei Männer, und wir schreiben uns in dieser Gruppe, wenn wir in Versuchung kommen oder gerade eine Anfechtung erleben. Wir schreiben das da rein: Betet für mich! So kämpfen wir zusammen.
Vielleicht musst du wirklich eine Sünde in deinem Leben ans Licht bringen. Denn das, was in der Dunkelheit ist, was im Verborgenen liegt, hat oft noch Macht über uns. Es klagt uns an und lässt uns weitermachen, weil wir denken, es kommt nie raus.
Vielleicht musst du eine Sünde ans Licht bringen und sie vor jemandem aussprechen. Vielleicht musst du zu jemandem gehen und sagen: Ich bitte dich um Vergebung, ich habe mich an dir schuldig gemacht.
Tu, was immer nötig ist, um die Versuchung in deinem Leben wirklich ernst zu nehmen.
Vertraue deinem liebenden Vater, dass es wirklich so schlimm ist, der Versuchung nachzugeben. Es ist kein Spiel, es ist wirklich schlimm. Aber vertraue ihm auch, dass sein Weg wirklich der beste Weg ist. Wenn du seinen Weg gehst, wird es dir an nichts fehlen.
Schlussgebet um Weisheit und Kraft im Kampf gegen die Versuchung
Ich möchte beten.
Ja, Vater, deine Wege sind perfekt. Wenn wir über Versuchung nachdenken, merken wir oft, dass immer noch Misstrauen in unserem Leben dir gegenüber da ist – das Misstrauen, dass du es wirklich gut mit uns meinst.
Wir erkennen, dass das, was dieser törichte Jüngling erlebt, auch unsere Geschichte ist – wenn auch in unterschiedlicher Weise. Es zieht uns weg von deinem Weg, und andere Dinge scheinen uns attraktiver zu sein.
Danke, dass du uns die Augen öffnest für die Lügen, für den Betrug, ja, für die Versuchung. Danke, dass du barmherzig und gnädig bist, gerade dort, wo wir der Versuchung erlegen sind und ihr nachgegeben haben. Du schenkst uns immer wieder einen neuen Anfang.
Aber, Vater, du kennst auch unsere Sehnsucht. Wir wollen nicht stehenbleiben, sondern mehr und mehr Überwinder werden. Wir bitten dich um die Kraft deines Geistes. Verändere unsere Herzen, reinige uns und hilf uns, weise Entscheidungen zu treffen – wohin wir gehen, was wir uns anschauen, was wir lesen und wo wir uns freiwillig in die Fänge der Versuchung begeben.
Herr, wir beten, dass du uns hilfst, diese Situationen mehr und mehr zu meiden und dort, wo uns die Versuchung unvermittelt trifft, ihr in deiner Kraft zu widerstehen.
Heiliger, du bist unser Leben. Wir können das nicht aus eigener Kraft, aber du kannst es. Darauf vertrauen wir und danken dir dafür.
In Jesu Namen, Amen.