Guten Morgen, ich begrüße alle herzlich zu den letzten beiden Vorträgen der Serie „Der Countdown läuft“ mit dem Untertitel „Russland in der biblischen Prophetie“.
Das Thema ist momentan besonders aktuell, da der schreckliche und brutale Krieg in der Ukraine stattfindet. Ein kleiner Junge hatte in diesem Zusammenhang seine Mutter gefragt: „Hat dieser Mann“ – er meinte Präsident Putin – „nicht genügend Land?“
Russland ist tatsächlich das größte Land der Welt. Ein Achtel der gesamten Landmasse der Erde gehört zu Russland. Das sind 17.125.000 Quadratkilometer. Das Land erstreckt sich über elf Zeitzonen, und sechzehn Länder grenzen an Russland. Kein anderes Land hat so viele Nachbarn wie Russland. Außerdem leben dort über 145 Millionen Menschen.
Da fragt man sich als kleiner Junge natürlich: Hat er nicht genügend Land? Es muss also einen anderen Grund geben für das, was im Moment geschieht.
Die Bibel spricht bereits im Alten Testament über Russland, also vor weit über zweitausend Jahren. Wir lesen dazu zunächst aus Hesekiel 38, Verse 1 bis 9.
Und das Wort des Herrn erging an mich, indem er sprach: Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Gog vom Land Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal, und weissage gegen ihn. Sprich: So spricht der Herr, der Ewige:
Siehe, ich will an dich, Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal, herumlenken und Haken in deine Kinnbacken legen. Ich werde dich herausführen mit deinem ganzen Heer, Pferden und Reitern, allesamt prächtig gekleidet, eine große Schar mit Schild und Tartsche, die Schwerter führen. Allesamt Perser, Kuschiter, Put mit ihnen, allesamt mit Schild und Helm, Gomer und alle seine Scharen, das Haus Togarma im äußersten Norden und alle seine Scharen, viele Völker mit dir.
Rüste dich und mach dich bereit, du und alle deine Scharen, die sich zu dir versammelt haben, und sei ihr Anführer! Nach vielen Tagen sollst du heimgesucht werden.
Am Ende der Jahre sollst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt ist, das aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, die beständig verödet waren. Es ist herausgeführt aus den Völkern, und sie wohnen allesamt in Sicherheit.
Und du sollst heraufziehen wie ein Sturm, herankommen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken, du und alle deine Scharen und viele Völker mit dir!
Hier spricht Ezechiel über einen Angriff aus dem äußersten Norden gegen Israel.
Auf welche Zeit bezieht sich diese Prophetie aus Ezechiel 38 und 39? Nun, wir können das ganz genau sagen: Sie bezieht sich auf die Endzeit. Schauen wir dazu in Kapitel 38, Vers 16: „Und du wirst gegen mein Volk Israel heraufziehen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen, dass ich dich heranbringen werde gegen mein Land.“
Damit sollen die Nationen erkennen, wenn ich mich an dir, Gog, vor ihnen, vor ihren Augen, heilige. „Am Ende der Tage“ ist ein Ausdruck in der Bibel, der die Endzeit bezeichnet. Dieser wird auch mit anderen Ausdrücken beschrieben. Schon in Vers 8 heißt es: „Nach vielen Tagen sollst du heimgesucht werden, am Ende der Jahre.“
Es gibt viele verschiedene Ausdrücke für die Endzeit in der Bibel, die quasi Synonyme sind. In 2. Timotheus 3 wird von „den letzten Tagen“ gesprochen, in 1. Johannes 2, Vers 18 von „der letzten Stunde“. In Daniel 9 findet sich der Ausdruck „am Ende“, in Daniel 8 „am Ende der Zeit“ und hier eben „am Ende der Tage“ beziehungsweise „am Ende der Jahre“.
Alle diese Ausdrücke für die Endzeit meinen nicht das Ende der Welt, sondern das Ende der langen Zwischenzeit zwischen dem ersten Kommen des Messias und seinem zweiten Kommen. Das erste Mal kam Jesus Christus als der leidende Messias vor etwa zweitausend Jahren. Danach sollte eine lange Zwischenzeit folgen. Hosea 3 spricht von „vielen Tagen“.
Am Ende dieser langen Zwischenzeit soll der Messias ein zweites Mal kommen – als König in Macht und Herrlichkeit. So ist also klar: Die Endzeit bezeichnet nicht die Zeit des Weltendes, sondern das Ende dieser langen Zwischenzeit.
Ezechiel besteht aus drei Teilen. Die Kapitel 1 bis 24 behandeln den Untergang Jerusalems und des Tempels zur Zeit Ezechiels. Es geht dabei um die Wegführung der Juden nach Babylon.
Der zweite Teil umfasst die Kapitel 25 bis 32. Hier finden sich Prophezeiungen gegen sieben heidnische Nationen und Städte.
Der dritte Teil, die Kapitel 33 bis 48, spiegelt den ersten Teil wider. Allerdings geht es hier nicht um den Untergang Jerusalems und des Tempels, sondern um die endzeitliche Wiederherstellung Jerusalems und des Tempels.
Die Kapitel 34, 35, 36 und 37 zeigen, wie diese endzeitliche Wiederherstellung des jüdischen Volkes in verschiedenen Etappen und Phasen erfolgen wird. Dies führt schließlich zur völligen Wiederherstellung, wenn der Messias als König in Frieden und Gerechtigkeit über die Erde regiert.
In Ezechiel 36, Vers 24 wird uns gesagt, dass in dieser Zeit der prozessartigen Wiederherstellung das jüdische Volk aus aller Welt heimkehren wird: „Ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln, aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“ Es handelt sich also nicht um eine Rückführung aus Babylon, sondern aus allen Nationen der Welt.
Das ist besonders interessant, weil wir genau in dieser Zeit leben. Nach einer langen Zerstreuung des jüdischen Volkes unter alle Völker begann ab dem Jahr 70 nach Christus eine Wende im jüdischen Schicksal. Im Jahr 1882 setzte die erste große Einwanderungswelle von Juden in das Land ihrer Vorfahren ein, damals hauptsächlich aus Russland. Es folgten die zweite, dritte, vierte und weitere Aliyot. Bis heute sind etwa drei Millionen Juden aus allen Kontinenten und rund 130 Ländern in das Land zurückgekehrt.
Ezechiel 36 macht deutlich, dass Gott sein Volk in der Endzeit heimführen wird, so der Prophet. Dabei wird das Volk zunächst in einem unreinen Zustand heimkehren, nicht im reinen Bund mit Gott als Nation. Erst im Land wird es in einer letzten Phase zu einer geistlichen Wiederherstellung kommen.
Wir befinden uns genau in dieser Phase: Das jüdische Volk ist wieder in seinem Land. Die geistliche Wiederherstellung der Nation hat jedoch noch nicht stattgefunden und liegt noch in der Zukunft. Dennoch stehen wir mitten in diesem Prozess.
Und nun zu diesem Angriff in Ezechiel 38, der in der Endzeit geschehen soll, also in der Zeit, wenn das jüdische Volk heimkehrt. Dieser Angriff wird hier beschrieben:
38,8: „Nach vielen Tagen sollst du heimgesucht werden, am Ende der Jahre sollst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt ist.“
Das Land Israel wurde von den Römern vollkommen verwüstet. Sie haben nicht nur das jüdische Volk im Krieg brutal abgeschlachtet. Allein in der Schlacht um Jerusalem im Jahr 70 sind mehr als eine Million Menschen umgekommen. Darüber hinaus haben die Römer das Land auch ökologisch zerstört. Sie schlugen bewusst Bäume ab, um das Land zu ruinieren – eine Politik der verbrannten Erde. Dadurch sollten auch die kommenden Generationen nicht genügend Nahrung finden.
Aber es steht geschrieben, dass in der Endzeit, wenn dieser Angriff aus dem Norden auf Israel erfolgt, das Land vom Schwert wiederhergestellt sein wird. Und tatsächlich: Ab 1882 kehrten die Juden zurück und begannen, Bäume zu pflanzen. Über hundert Millionen Bäume wurden gepflanzt, und das Land wurde mit moderner Landwirtschaft wiederaufgebaut – vom Schwert wiederhergestellt.
Dann heißt es, dass sie aus vielen Völkern gesammelt sind, ja, weltweit, aus allen fünf Kontinenten, auf die Berge Israels, die beständig verödet waren. Wenn man eine Karte von Israel studiert, sieht man eine große Bergkette, die sich von Süden nach Norden – oder von Norden nach Süden – erstreckt. Ein großer Teil dieser Berge befindet sich im sogenannten besetzten Westjordanland, das erst im Sechstagekrieg von Israel erobert wurde.
Dann begann man, Siedlungen auf den Bergen Israels zu errichten. Hier wird gesagt: Wenn dieser Angriff stattfindet, dann werden sie aus vielen Völkern gesammelt sein, auf die Berge Israels, die beständig verödet waren. Und es heißt nochmals: „Und es ist herausgeführt aus den Völkern.“ Wir leben also in dieser Zeit, in dieser Epoche. Darum ist das für uns so interessant.
Und wer ist nun dieses Volk, diese Macht, die Israel nach Ezechiel 38 und 39 angreifen wird?
In Vers 6 wird klar gesagt: Gomer und alle seine Scharen, das Haus Togarma im äußersten Norden. Das heißt also, die Bedrohung kommt aus dem äußersten Norden. In Vers 15 heißt es ebenfalls: „Und du wirst von deinem Ort kommen, vom äußersten Norden her.“
Nun schauen wir uns die Weltkarte an. Die Himmelsrichtungen müssen in der Bibel immer in Verbindung mit dem Volk Israel gesehen werden. Denn im selben Propheten Ezechiel, Kapitel 5, Vers 5 sagt Gott: „Dies ist Jerusalem, ich habe es mitten unter die Nationen gesetzt und Völker um es her.“
Das Land Israel, das übrigens der Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika ist, nimmt eine einzigartige Position ein. Ezechiel 5,5 ist wirklich wörtlich zu nehmen.
Jetzt muss man die Himmelsrichtungen von Israel aus betrachten. Wenn es da heißt, aus dem äußersten Norden, dann gehen wir hoch von Israel in den äußersten Norden. Das letzte Land, das wir erreichen, ist Russland. Das reicht schon aus, um diese Macht zu identifizieren.
Es heißt nicht einfach aus dem Norden, sondern aus dem äußersten Norden. Norden wäre zum Beispiel Syrien. Syrien wird in Daniel 11, Vers 40 genannt, zum Beispiel: „Der König des Nordens“, der auch Israel in der Endzeit angreifen wird.
Aber der König des Nordens ist nicht der König des äußersten Nordens. Das muss man ganz klar unterscheiden, sonst entsteht Chaos in der Prophetie.
Ich habe in den letzten Tagen bereits erklärt und darüber gesprochen, dass der Angriff des Königs des Nordens in der Zukunft stattfinden wird. Dieser Angriff wird den letzten Weltkrieg auslösen. Er erfolgt zu Beginn der letzten dreieinhalb Jahre, bevor Jesus in Macht und Herrlichkeit kommen wird.
Der König des Nordens wird Israel überrennen, wie es zum Beispiel in Joel 2 oder in Daniel 40,11-45 beschrieben wird. Dabei ist zu sagen, dass in Daniel der Begriff „König des Nordens“ auch in der erfüllten Prophetie vorkommt. Daniel 11,1-35 ist bereits vollständig erfüllt, und der Ausdruck „König des Nordens“ bezog sich damals immer auf Syrien.
In diesen Versen haben sich über hundertfünfzig Prophezeiungen erfüllt. Ich habe alle einzeln ausgezählt, und man kann in der Geschichte genau nachweisen, wie sie sich erfüllt haben. Der König des Nordens war zwar immer Syrien, aber es handelte sich dabei um Großsyrien. Das bedeutet Syrien, Libanon, Teile der Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan und den Irak.
Doch hier in Hesekiel 38 geht es um einen Angriff aus dem äußersten Norden.
Auch im Buch Jeremia wird über dieses Land im äußersten Norden gesprochen. Ich verweise auf Jeremia 31,8: „Siehe, ich bringe sie…“ Es geht um das Volk Israel, das in der Endzeit eine Wiederherstellung erfahren soll. Das ist das Thema hier in Jeremia 31.
Dort heißt es: „Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie vom äußersten Ende der Erde. Unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende miteinander. In großer Versammlung kehren sie hierher zurück. Mit Weinen kommen sie, und unter Flehen leite ich sie.“ Und so weiter.
Es wird also von einer Heimkehr aus dem äußersten Norden gesprochen. Interessanterweise kamen bei der ersten Aliyah Tausende von Juden aus Russland. Auch die zweite Aliyah bestand hauptsächlich aus Juden aus Russland. Ich habe bereits erwähnt, dass seit 1882 bis heute etwa drei Millionen Juden heimgekehrt sind. Davon stammen ungefähr eine Million aus Russland beziehungsweise aus der ehemaligen Sowjetunion beziehungsweise aus den GUS-Ländern.
Hier steht, dass sie in großer Versammlung kommen. Genau so ist es geschehen – nicht nur ein paar Tausend, sondern eine Million. Was in Jeremia geschrieben steht – etwa 600 vor Christus – war in früheren Zeiten völlig undenkbar. Wie sollte man über Tausende von Kilometern in Massen heimkehren können? Das war damals unvorstellbar. Erst mit modernen Transportmöglichkeiten wurde das überhaupt möglich.
In früheren Jahrhunderten versuchte zum Beispiel eine Gruppe von 500 Juden, wieder ins Land ihrer Väter heimzukehren. Viele von ihnen starben unterwegs. Das war früher einfach nicht machbar.
Aber hier steht nicht nur, dass es geschehen wird, sondern sogar unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende. Wie soll das möglich sein? Dafür mussten moderne Transportmittel bis hin zu Flugzeugen entwickelt werden.
Jesaja sagt, dass sie heimkehren werden wie Tauben zu ihren Schlägen, wie Wolken, die geflogen kommen – also sogar auf dem Luftweg. Wie sollten sonst Schwangere und Gebärende heimkehren? All das ist tatsächlich geschehen – aus dem Land im äußersten Norden.
Und ich möchte dazu noch Jeremia 16,15 lesen. Auch dies ist eine großartige Prophetie über Russland. Ich beginne ab Vers 14:
„Darum siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da wird man nicht mehr sagen: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat, sondern: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Land des Nordens und aus allen Ländern, wohin er sie vertrieben hatte. Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.“
Hier wird erklärt, dass man in früheren Zeiten, wenn man bei Gott schwören musste, sagte: „Ich schwöre bei dem Gott, der das Wunder gemacht hat am Anfang der Geschichte Israels, als Israel als Sklavenvolk aus Ägypten auszog, um ins verheißene Land heimzukehren.“
Doch in der Endzeit wird man anders schwören, so die Stelle. Nämlich bei einem Ereignis, das den Exodus aus Ägypten in seiner Bedeutung noch übertrifft. Es heißt: „So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus dem Land des Nordens, aus Russland, bringt und aus allen anderen Ländern.“ Russland wird hier ganz besonders hervorgehoben.
Gott sagt weiter: „Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe.“
Diese Rückkehr soll in zwei Phasen geschehen. Vers 16 lautet:
„Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der Herr, dass sie sie fischen, und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsklüften.“
Die dramatische Heimkehr des jüdischen Volkes in der Endzeit, insbesondere aus Russland, soll also in zwei Phasen erfolgen: zuerst eine Fischerphase, dann eine Jägerphase.
Die moderne jüdische Geschichte lässt sich in zwei Phasen einteilen. Ab 1750 beginnt die Phase des Zionismus. Bedeutende Persönlichkeiten des Judentums hielten Vorträge und schrieben Bücher, um Juden weltweit zu motivieren. Sie betonten, dass eine Lösung der sogenannten Judenfrage notwendig sei. Juden würden überall verfolgt, allein aufgrund ihrer Herkunft. Selbst wenn sie nicht religiös seien, erfuhren sie Verfolgung, nur weil sie Juden waren.
Die Forderung lautete, wieder heimzukehren ins Land der Väter. Diese Persönlichkeiten versuchten, die jüdische Gemeinschaft zu motivieren. Schließlich führte dies 1897 zum ersten Zionistenkongress in Basel, Schweiz. Theodor Herzl war einer dieser Vordenker, und seine Arbeit hatte eine gewisse Wirkung. Danach begann jedoch die sogenannte Jägerphase.
Diese Phase begann mit den Verfolgungen der Juden in Russland und führte zur ersten Einwanderungswelle im Jahr 1882. Furchtbare Pogrome richteten sich gegen die jüdische Bevölkerung. Diese Gewalt löste den Aufbruch aus, nach Hause zurückzukehren, richtig aus. Später kam dann Hitler, der die Juden massenweise aus Europa ins Land der Väter zwang.
Rückblickend lässt sich sagen, dass Verfolgung der Hauptgrund für die jüdische Heimkehr aus aller Welt war. Die Phase des "Fischens" – also das Motivieren und Überzeugen – brachte zwar etwas, war aber nicht der entscheidende Faktor. Der eigentliche Erfolg lag bei den "Jägern", den Verfolgern.
In der Geschichte gab es also zuerst die Fischerphase und danach die Jägerphase. Letztere führte schließlich zur Staatsgründung Israels im Jahr 1948. Dabei spielte Russland sowohl in der Phase des Fischens als auch in der Jägerphase eine bedeutende Rolle.
Nun lese ich nochmals Ezechiel 38. Wie wird dieses Land im äußersten Norden namentlich genannt?
In Vers 2 sagt Gott zu Ezechiel, und das bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus: „Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Gog vom Land Magog, den Fürsten von Rosch, Meser und Tubal, und weissage gegen ihn.“ Der endzeitliche Führer dieser Nation im äußersten Norden heißt Gog. Er ist der Fürst von Rosch, Meser und Tubal.
Meser konnte man bereits zur Zeit Ezechiels lokalisieren. Die Griechen nannten dieses Volk die Moschoi. Dabei muss man auf die Konsonanten achten, denn die Vokale können sich von Sprache zu Sprache schnell ändern. Die Moschoi waren ein Volk, das im Gebiet zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer lebte. Auch Tubal war ein Volk in der Region zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer.
In 1. Mose 10 werden die Söhne Noahs aufgelistet, insgesamt 70 Namen von den Vorfahren der Menschheit. Bei Japheth heißt es in 1. Mose 10,2: „Die Söhne Japheths: Gomer und Magog und Madai und Javan und Tubal und Meschech und Tiras.“
Gomer ist der Vater der Kelten und Germanen. Die Madai sind leicht zu identifizieren: Sie sind die Meder. Zu ihnen gehören unter anderem die Millionen von Kurden. Javan ist das alttestamentliche Wort für Griechenland. Von Javan stammen die Javanim ab, also die Griechen. Tubal und Meschech haben sich ebenfalls im Bereich zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer niedergelassen.
Doch es gibt noch mehr: Gog wird als Fürst von Rosch genannt. Rosch können wir in 1. Mose 10 nicht identifizieren, da dieser Name dort nicht vorkommt. Was haben wir also unter Rosch zu verstehen?
Nun, wir werden gleich sehen, dass dies ein prophetischer Name ist. Ich möchte eine Parallele aufzeigen, wie Jesaja um 700 vor Christus von einem Mann mit einem Namen prophezeit hat, der damals noch gar nicht lebte.
In Jesaja 44,28 heißt es: „Über Gott, der von Koresch spricht, mein Hirte und der all mein Wohlgefallen ausführt, und zwar indem er von Jerusalem sagen wird, es werde aufgebaut, und vom Tempel, er werde gegründet.“
Weit über hundert Jahre später taucht in der Geschichte ein Mann auf, der im Persischen Kurusch heißt. Er wurde der Gründer des großen medo-persischen Weltreiches. Dieser Mann eroberte Babylon im Jahr 539 v. Chr., also weit über 150 Jahre nach Jesaja. Er gab den Juden die Erlaubnis, wieder nach Hause zurückzukehren. Außerdem sollten sie die Stadt Jerusalem, die damals in Trümmern lag, wieder aufbauen – ebenso den Tempel.
Das ist eine gewaltige Prophetie. Zur Zeit von Jesaja standen Jerusalem und der Tempel noch. Doch hier wird vorausgesagt, dass ein Mann namens Chores kommen wird und sagen wird, Jerusalem solle aufgebaut werden, ebenso der Tempel.
Chores heißt auf Hebräisch so, im Altpersischen sagt man Kurusch, und die Griechen nannten ihn Kyros. Man muss jedoch immer auf die Vokale achten und manchmal auf ein „s“. In anderen Sprachen kann daraus ein „Sch“ werden. Zum Beispiel sagt man auf Arabisch „Salam“ für „Hallo“ oder „Friede“, während man auf Hebräisch „Shalom“ sagt. Im Arabischen entspricht oft im Hebräischen ein „Sch“-Laut.
Deshalb heißt er Küros, im Persischen Kurusch.
Der langen Rede kurzer Sinn: Roche – was ist damit gemeint? Wir müssen die Geschichte Russlands zusammen anschauen.
Dieses Reich gab es zur Zeit Hesekiels noch nicht. Wir mussten noch lange warten, bis es sich zu formieren begann.
Wir gehen ins achte Jahrhundert nach Christus. Das ist das Mittelalter. In dieser Zeit zogen Stämme aus Schweden auf das Gebiet des heutigen Russlands. Da sie ausgezeichnete Ruderer waren, begannen sie, die Flüsse in Osteuropa bis zum Schwarzen Meer zu befahren und Handel zu treiben.
Diese schwedischen Stämme handelten mit dem Byzantinischen Reich, also dem Oströmischen Reich, das damals noch bestand. Sie wurden sehr erfolgreich. Außerdem begannen sie, sich mit den Ostslawen zu vermischen und übernahmen sogar die Führung.
So entstand im neunten Jahrhundert das Reich, das man auf der Karte rot markiert sieht. Dieses Reich nennt man das Reich der Rus. Ein führender Stamm aus Schweden hieß der Stamm der Rus. Wir werden sehen, dass dies dem Rosch in Hesekiel entspricht.
In dieser frühen Zeit, etwa um das Jahr 1000, spielte die Stadt Kiew eine führende Rolle. Geschichtsschreiber sprechen daher manchmal nicht nur von Russ, sondern von der Kiewer Russ, weil Kiew damals das Machtzentrum war. Später verschob sich das Machtzentrum nach Moskau.
Schon in der frühen altrussischen Geschichte gab es also einen Wettbewerb um die Bedeutung: Wer ist wichtiger, Kiew im heutigen Ukraine oder Moskau im heutigen Russland? Man muss verstehen, dass beide zusammengehörten, aber innerhalb des Reiches ein solcher Wettbewerb herrschte.
Auf der Karte sind mit Pfeilen die Gebiete von Meschech und Tubal markiert. Diese Stämme lebten dort vor zweitausend Jahren. Im Laufe der Geschichte haben sie sich natürlich ausgebreitet.
Daneben gibt es noch den Begriff Magog, das Land Magog. Josephus Flavius sagte vor zweitausend Jahren, Magog sei das Reich der Skythen. Dieses Gebiet liegt nördlich vom Schwarzen Meer und reicht weiter nördlich bis zum Kaspischen Meer.
Wenn wir all diese Gebiete zusammennehmen – Rus, Meschech, Tubal und Magog – dann ergibt sich dieses Gebiet.
Die Blütezeit dieses altrussischen Reiches namens Rus stellt den Höhepunkt seiner Entwicklung dar. Interessanterweise nannten die alten Griechen dieses Reich Ros. Dieser Ausdruck entspricht genau dem Begriff in der Septuaginta, der ältesten Übersetzung des Alten Testaments aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. Dort wurde in Hesekiel Rosch mit Ros übersetzt. Somit sind Ros, Rus und Rosch unterschiedliche Schreibweisen für denselben Begriff.
Die Blütezeit des altrussischen Reiches lag im elften Jahrhundert. Bereits im zehnten Jahrhundert wurden die Rus christlich. Zu dieser Zeit befand sich das Byzantinische Reich, auch als Oströmisches Reich bekannt, militärisch in großer Bedrängnis. Die Byzantiner riefen die Russen zu Hilfe. Der Herrscher der Russen verlangte als Belohnung eine Frau aus dem Königshaus. Die Byzantiner stimmten zu, allerdings unter der Bedingung, dass der russische Herrscher zum Christentum konvertiert.
Durch diese Heirat wurde das russische Reich christianisiert – und zwar in orthodoxer Weise, weshalb man später vom russisch-orthodoxen Glauben spricht.
Im weiteren Verlauf der Geschichte, insbesondere im dreizehnten Jahrhundert, geriet das Reich der Rus unter starken Druck durch die Mongolen. Dennoch konnte es sich später wieder erholen.
Auf einer Karte lässt sich die Ausdehnung des Reiches der Rus in verschiedenen Phasen erkennen: Zunächst dunkelgrün um 1500, dann in einem etwas helleren, aber immer noch dunklen Grün um 1600, und schließlich bis zum Jahr 1700 bis weit in den fernen Osten. So weitete sich das Reich aus.
Eine weitere Karte zeigt die Phasen der Ausweitung von 1613 bis 1914, dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Dabei ist zu erkennen, dass Russland sich sogar bis nach Alaska ausgedehnt hatte, also bis nach Amerika. Dieses riesige Reich nahm auch viele Juden auf, die in ihrer weltweiten Zerstreuung dort Wohnsitz nahmen.
Und ich lese aus Psalm 120. Danach gibt es eine kurze Pause. Psalm 120 gehört zu den fünfzehn Stufenliedern. Stufenlieder heißen im Hebräischen eigentlich „Lieder der Hinaufzüge“. Diese Psalmen sprechen über die endzeitliche Heimkehr nach Zion.
In Psalm 120 hören wir die jüdische Stimme in der Zerstreuung. In Vers 5 heißt es: „Wehe mir, dass ich weile in Meschach, dass ich wohne bei den Zelten Kedars.“ Meschach weist uns auf Russland hin, und Kedar auf die arabische Welt.
In der Geschichte der Zerstreuung der Juden haben die Juden in den arabischen Ländern und in Russland eine ganz wichtige Rolle gespielt. Hier sagt der Psalmist prophetisch: „Wehe mir, dass ich weile in Meschach, dass ich wohne bei den Zelten Kedars. Lange hat meine Seele bei denen gewohnt, die den Frieden hassen. Ich will nur Frieden, aber wenn ich rede, so sind sie für Krieg.“
Damit wird das Kriegsproblem unter den arabischen Nationen angesprochen. Wir sind auch heute Augenzeugen davon, wie in der arabischen Welt gekämpft und geschlachtet wird. In Syrien, durch die Hisbollah im Libanon, die Hamas im Gazastreifen sowie im Jemen im Kampf gegen Saudi-Arabien und die Arabischen Emirate.
„Lange hat meine Seele als Fremdling“, sagt das Hebräische, „bei denen gewohnt, die den Frieden hassen. Ich will nur Frieden, aber wenn ich rede, so sind sie für Krieg.“ Meschach steht hier für Krieg. Das sehen wir auch heute – so aktuell.
An dieser Stelle machen wir jetzt eine Viertelstunde Pause.
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