Die Erwartung der Wiederkunft Jesu im Alltag
Erwartest du, dass Jesus wiederkommt? Ich meine nicht nur theoretisch. Jeder Christ sagt, Jesus kommt wieder. Das steht an vielen Stellen in der Bibel. Das bekennen wir auch in unserem Glaubensbekenntnis, im apostolischen Glaubensbekenntnis. Wir sagen, dass Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Aber lebst du mit dieser Erwartung? Prägt sie deinen Alltag? Und wenn ja, wie?
Nach meiner Erfahrung gibt es viele Christen, die daran glauben, dass Jesus wiederkommt. Doch sie glauben nicht, dass das in allzu naher Zukunft passieren wird. Er kam schon so lange nicht, fast 2000 Jahre. Viele Generationen sind gekommen und sind gestorben. Dann kam wieder eine neue Generation. Wie wahrscheinlich ist es, dass gerade wir die Generation sind, die das miterlebt, dass er sichtbar vom Himmel kommt?
Doch so fern dieser Gedanke auch sein mag – vielleicht kennst du ihn auch – spricht die Bibel ganz anders darüber, wie wir über die Wiederkunft Christi denken sollen. Die Bibel sagt: Jeder von uns soll bereit sein. Mach dich bereit für diesen Tag! Lebe mit dieser Erwartung Tag für Tag. Der Herr kommt wieder.
In Lukas 21, in der Endzeitrede Jesu, spricht er über die letzten Tage bis zu seiner Wiederkunft. Diese Rede ist ein Aufruf an jeden von uns: Lebe mit dieser Erwartung!
Wir sind in dieser Adventszeit bewusst mit diesem Fokus unterwegs. Jesus kam einmal. Wir schauen zurück auf das Weihnachtsfest. Aber wir schauen auch nach vorne: Jesus kommt wieder. Es kommt der Tag, an dem er zum zweiten Mal kommt – als Herr, als König, als Richter für diese Welt.
Sind wir darauf vorbereitet?
Ich möchte diese Worte lesen, das Ende dieser Endzeitrede aus Lukas 21, die Verse 29 bis 38:
Und er, Jesus, sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an! Wenn sie jetzt ausschlagen und ihr es seht, so wisst ihr selbst, dass der Sommer nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.
Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht.
Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen. Und dieser Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick. Denn er wird über alle kommen, die auf der ganzen Erde wohnen.
So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen allem, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.
Er lehrte tagsüber im Tempel, des Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg nennt. Und alles Volk machte sich früh auf, zu ihm, ihn im Tempel zu hören.
Lass uns beten:
Vater, wir danken dir für dein Wort, das Kraft hat, das uns die Wahrheit zeigt, das uns überführt und den Glauben stärkt.
Vater, du kennst unsere Herzen. Du weißt, wie wir unseren Alltag leben – ob wir ihn mit der Erwartung leben, dass Jesus wiederkommt, oder ob wir in Sorgen gefangen sind, in falschen Prioritäten.
Wir beten, dass dieses Wort uns den Fokus neu ausrichtet – darauf, dass Jesus wiederkommt.
Er ist einmal gekommen an Weihnachten. Wir schauen dankbar zurück. Herr, schenke doch, dass diese Predigt uns darauf vorbereitet, auf diesen großen Tag, an dem er für alle Welt sichtbar wiederkommt.
Amen!
Vertraue Jesu Wort als Grundlage der Vorbereitung
Ja, aus diesen Versen lernen wir drei Dinge, wie wir uns darauf vorbereiten sollen, dass Jesus wiederkommt. Das erste und ganz elementare ist: Vertraue Jesu Wort.
Vertraue Jesu Wort – das ist der erste Abschnitt, die Verse 29 bis 33. Hier geht es darum, dass wir all das, was Jesus über die Endzeit gesagt hat, wirklich zu Herzen nehmen sollen. Man würde heute sagen, es geht um das richtige Mindset. Wie denken wir? Wie denkst du über diese Welt und über das, was kommt?
Jesus verspricht uns, wie wir in seiner Endzeitrede gesehen haben, nicht, dass die Umstände immer besser werden. Ganz im Gegenteil. In den letzten Wochen haben wir intensiv darüber nachgedacht. Er spricht von großen Krisen, die sich in dieser Welt ereignen und die seinem zweiten Kommen vorausgehen. Er spricht von Kriegen, von Hungersnöten, von Seuchen, von der Verfolgung der Christen und von harter Bedrängnis für alle, die zu Jesus gehören.
In Deutschland bekommen wir davon verhältnismäßig wenig mit. Vieles erscheint uns fern von dem, was Jesus hier ankündigt. Doch wenn wir unseren Blick ein wenig über unseren eigenen Tellerrand hier in Deutschland heben, dann sehen wir, dass vieles davon sich in unseren Tagen in der Welt ereignet.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks waren noch nie so viele Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt wie heute. Über 82 Millionen Menschen – das entspricht etwa der Größe Deutschlands, so viele Einwohner wie unser ganzes Land – sind weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt.
Der Hunger, die Hungersnöte, betreffen noch viel mehr Menschen auf dieser Welt. Die Welthungerhilfe schätzt, dass über 800 Millionen Menschen auf unserem Planeten von schwerem Hunger betroffen sind. 150 Millionen leiden an lebensbedrohlichem Hunger. Jeden Tag sterben 15 Kinder auf dieser Welt an Hunger. Das sind in einem Jahr 5,5 Millionen Menschen. Das kann man sich kaum vorstellen – so viele verhungern auf unserem Planeten.
Auch die Christenverfolgung war noch nie so schwer und so hart wie heute. In 50 Ländern gibt es nach Berichten von Open Doors schwere bis sehr schwere Christenverfolgung. 309 Millionen Glaubensgeschwister erleben harte Bedrängnis wegen ihres Glaubens.
Wir haben in dieser Predigtserie darüber nachgedacht: Das kann bedeuten, dass du ins Gefängnis kommst. Es kann bedeuten, dass du ins Arbeitslager musst – du und deine ganze Familie. Es kann bedeuten, dass deine nächsten Verwandten dir zu Todfeinden werden. Und es kann bedeuten, dass es dich das Leben kostet. Das passiert in diesen Tagen, in dieser Stunde, in dieser Welt.
Seuchen verbreiten sich durch die Globalisierung schneller denn je. Die Forscher sind gerade sehr aufmerksam und beobachten, wie sich Corona verbreitet. Aber es gibt Forscher, die sagen, dass Corona erst der Anfang ist. Manche lachen darüber und sagen, das ist alles nicht so schlimm. Doch wir sehen, wie sich Seuchen ausbreiten in einer Welt, in der alles miteinander zusammenhängt.
Merkt ihr, all diese Dinge sind nicht so fern, wie sie uns hier in Deutschland erscheinen. Das passiert jetzt in diesen Tagen. Und die Intensität dieser Entwicklungen nimmt, das kann man nüchtern sagen, zu. Die Kriege werden totaler und vernichtender. Wenn wir ins 20. Jahrhundert zurückblicken, sehen wir, wie viele Millionen in den Weltkriegen ihr Leben ließen. Diese Hungersnöte und die Christenverfolgung nehmen zu.
Das ist wie die Wehen, die eine Frau vor der Geburt erlebt. Es steigert sich immer mehr und mehr. Am Ende, in der Austreibungsphase, sind es richtig schwere Wehen – und dann ist das Kind da.
Jesus gebraucht in unserem Predigttext noch ein anderes Bild. Er sagt, das ist wie bei einem Baum, der aufblüht. Das ist ein erstaunliches Bild. Lass es mal auf dich wirken. Er sagt: Wenn ihr das alles wahrnehmt, dann denkt an die Bäume. Jesus nennt den Feigenbaum, einen Baum, der in Israel gut bekannt ist. Aber er sagt auch: Denkt an alle Bäume. Wir müssen nicht nach Israel, wir können in unseren Garten oder in den Park gehen.
Wenn ein Baum anfängt auszuschlagen, dann seht ihr, dass der Sommer kommt. So sollen wir auf diese Zeichen schauen. So erkennt auch ihr, sagt Jesus, wenn ihr seht, dass all dies geschieht, dass das Reich Gottes nahe ist.
Wenn du Christ bist, wenn du an Jesus glaubst, dann sind all diese Zeichen gute Zeichen. Es ist gut, dass das passiert, so schrecklich es uns auch erscheinen mag. Und es ist schrecklich, aber es ist gut, weil es den Weg freimacht, die Bahn ebnet. Unser Herr kommt. Es ist die Ankündigung.
Es kann uns Angst und Bange werden, wenn wir von dem hören, was Jesus sagt: Pest, Hungersnot, Krieg, Christenverfolgung. Aber Jesus sagt: Seht es als gutes Zeichen. Ich komme wieder.
Es lohnt sich wirklich, über dieses Bild nachzudenken. Jesus hätte ja auch sagen können: Wenn der Feigenbaum seine Blätter verliert, wenn alle Bäume ihre Blätter verlieren, dann wisst ihr, dass der Winter naht. Aber es naht nicht der Winter, es naht der Sommer – eine Zeit der Herrlichkeit, eine Zeit der Blüte, eine Zeit der Frucht, eine ewige Zeit der Herrlichkeit, wenn unser Herr kommt.
Wenn du Jesus vertraust und seine Worte ernst nimmst, dann darf dich das trösten und ermutigen. Diese Zeichen wirst du nicht übersehen.
In unserer Zeit gibt es falsche Propheten und ganze Sekten, die davon leben, den Menschen einzureden, sie hätten etwas übersehen. Irgendwo gäbe es geheime Entwicklungen, und man müsse genauer hinschauen. Wenn man nicht aufpasst, würde man diesen Tag verpassen.
Aber Jesus spricht ganz anders über den Tag, an dem er wiederkommt. Er sagt: Das werden alle erkennen können, die an ihn glauben. Wenn du auf ihn vertraust, wird es nicht geheim ablaufen, so dass du es übersehen kannst.
Nein, das ist wie wenn der Baum im Garten ausschlägt. Du musst nur hinschauen und die Zeichen wahrnehmen. Du kannst es nicht übersehen. Das ist ein Trost, ein Zuspruch für alle, die an ihn glauben.
Fürchten musst du dieses Ende nur, wenn du ihm nicht vertraust. Fürchten musst du, dass sein Reich kommt, nur wenn du ihn gar nicht kennst, wenn du diesen Herrn nicht kennst.
Die Bibel sagt uns an so vielen Stellen, dass das, was in dieser Welt passiert, Vorzeichen sind – Schatten von Gottes kommendem Gericht. Wir leben in einer gefallenen Welt. Wir sind von Natur aus gefallene Geschöpfe. Wir sind Menschen, die in Rebellion gegen unseren guten Gott leben.
Deshalb ist diese ganze Welt dem Tod geweiht. Diese ganze Welt ist vergänglich. Wir sind vergänglich.
Deshalb ist es erst einmal keine gute Botschaft, wenn Jesus sagt, dass sein Reich nahe ist, dass sein Reich kommt.
Zur guten Botschaft wird das, wenn du Jesus als deinen Herrn kennst, wenn du verstehst, warum er gekommen ist. Wenn du verstehst, dass er selbst als Sohn Gottes in unsere Welt gekommen ist, um uns in dieses Reich hineinzulieben, um uns zu erlösen, um uns herauszurufen aus einer vergänglichen, aus einer dem Tod geweihten Welt – aus einer Welt, die unter Gottes Zorn steht, den jeder von uns verdient hätte.
Jesus liebt uns hinein. Jesus gibt sein Leben, sein gerechtes Leben am Kreuz für Sünder wie dich und mich.
Wenn du auf ihn vertraust, dann ist es gut, dass sein Reich kommt. Dann ist das ein Freudentag.
Jesus sagt über diese Welt, die unter Gottes Zorn steht: Himmel und Erde werden vergehen. Diese Welt wird ganz vergehen mit allem, was hier ist. Aber meine Worte, meine Worte vergehen nicht.
Wenn du Jesus noch nicht nachfolgst, dann ist das ein Weckruf. Es wird alles einmal vergehen, aber Jesu Wort bleibt. Deshalb halte an Jesus fest.
Hast du ein festes Fundament für den Tag, wenn er wiederkommt? Vertraust du seinem Wort?
Denke mal darüber nach, was Jesus hier sagt. Das ist eigentlich sehr heftig.
Stell dir vor, ich würde hier stehen und sagen: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht. Was würde man mit mir machen? Man würde mich zum Psychologen schicken oder ins Krankenhaus. Da muss mal jemand nachschauen. Das sind ja Allmachtsfantasien.
Bei jedem Menschen sind das Allmachtsfantasien. Aber Jesus ist kein normaler Mensch. Er ist der Sohn Gottes, der so reden kann.
Damals war das für manche, für viele sehr anstößig, und das ist es heute noch. Aber wenn du dieses Wort hörst, vertraue ihm doch. Jesus ist kein Verrückter, sondern der Herr, der Retter, der Erlöser, der dich in Gottes Reich hineinbringt – und nur er.
Wenn du das schon anerkennst, dann lass dich herausfordern. Nimm dir seine Worte zu Herzen, jedes einzelne Wort, das Jesus sagt.
Rechne mit dem Ende. Rechne damit, dass diese Welt vergeht und dass unser Herr kommt. Lebe mit dieser Erwartung Tag für Tag.
Man kann unmöglich sagen, wann dieser Tag sein wird. Jesus selbst sagt, er weiß die Stunde nicht, das weiß nur der Vater.
Wir wissen nicht, ob es in zehn Jahren, in hundert oder in tausend Jahren sein wird.
Jeder, der dir sagt, er wisse es, dem glaube nicht. Wir wissen es nicht.
Warnung vor falschen Prioritäten und Gebet als Vorbereitung
Aber wir sollen jeden Tag mit der Erwartung leben, unser ganzes Leben lang, dass der Tag kommt. Wir sollen uns darauf ausrichten und bereit werden. Deshalb sind die zwei Dinge, die Jesus jetzt sagt, ab Vers 34, Worte für seine Jünger, für die, die an ihn glauben, für die, die auf ihn warten. Wie sollen wir uns vorbereiten?
Er sagt zwei Dinge. Das eine ist negativ: Hüte dich vor falschen Prioritäten, denn auch als Jünger kannst du deine Prioritäten falsch setzen und mit einem falschen Fokus leben. Das Zweite schauen wir uns danach an. Ganz kurz: bete, bereite dich im Gebet auf diesen Tag vor.
Ich lese uns nochmal den Vers 34 vor. Jesus sagt: „Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen, und dass jener Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick.“ Das ist eine klare Warnung: Hütet euch, passt auf!
Ich komme aus einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb. Wenn man bei uns aus meinem Elternhaus rausgeht, läuft man etwa drei Kilometer, dann ist man am sogenannten Alb-Drauf. Das ist die Felskante am Rand dieses Mittelgebirges. Es ist wunderschön und atemberaubend, wenn man da ins Tal schaut. Ich möchte es jedem ans Herz legen: Geht mal in die Nähe von Bad Urach und schaut runter ins Tal – es ist wunderschön.
Aber wenn du dort hinläufst, dann läufst du über ein Plateau, das immer flach und geradeaus verläuft. Und ganz plötzlich kommt diese Felskante. Würdest du nicht aufpassen, würdest du direkt in den Abgrund laufen. Deshalb stehen dort schon vorher große Schilder: „Achtung, Lebensgefahr! Hier wird es gefährlich.“
Jesus redet hier von einer Falle, in die wir hineintappen können. Er sagt: Passt auf, dass eure falschen Prioritäten euch nicht zum Fallstrick werden. Lebt nicht so, als würde ich nicht wiederkommen. Sonst wird euch der Tag, an dem ich wiederkomme, sehr überraschen. Und so, wie Jesus das sagt, klingt das nicht nach einer guten Überraschung.
Interessant ist, wem er das sagt. Er sagt das nicht irgendwelchen hedonistischen Griechen oder Römern, den Heiden, sondern er sagt es zu seinen Jüngern. Er sagt es zu Petrus, Johannes, Andreas: Passt auf, hütet euch!
Was kann den Jüngern zum Fallstrick werden? Hütet euch vor dem Saufen und Fressen! Wenn Jesus hier von Fressen spricht, dann ist das nicht nur ein bisschen zu viel Essen. Es geht wirklich um mehr. Man kann das auch anders übersetzen: Hütet euch vor dem Rausch, hütet euch davor, euch an den Dingen dieser vergänglichen Welt zu berauschen.
Es kann wirklich alles Mögliche sein. Hätte Jesus das heute in unserer Zeit gesagt, hätte er vielleicht über Netflix-Serien und lange Filmnächte bei Amazon gesprochen. Es kann zu viel Essen sein, ständig Chips und Cola und was weiß ich, was man in sich reinschaufelt, um dieses Loch in der Seele zu füllen.
Es kann sein, dass du dir ständig Dinge kaufst, die du nicht brauchst, und deinen Fokus voll darauf richtest, dich daran zu berauschen. Du kannst dein Herz beschweren, indem du dich stundenlang durchs Internet treiben lässt. Vielleicht kennst du das: Auf dem Smartphone immer die nächste Seite, und die nächste Seite, und der Fokus total auf das, was vor Augen ist.
Es kann auch das Saufen sein, davon spricht Jesus auch: zu viel Trinken, zu viel Alkohol. Es kann alles Mögliche sein, was uns hier in dieser Welt gefangen nimmt. Und genau darum geht es: All das kann dich gefangen nehmen.
Wenn wir nicht aufpassen, kann uns diese Welt, das, was wir hier so vor Augen haben, so vereinnahmen, dass wir den Blick für Gottes kommendes Reich verlieren. Du kannst dein Herz an vergängliche Dinge hängen. Sie können dich in Beschlag nehmen und dich ablenken von deinem Herrn.
Jesus warnt uns vor einem Lebensstil, der ganz auf das Hier und Jetzt fixiert ist. Das drückt sich auch aus in Sorgen, in dem, worüber wir den ganzen Tag so nachdenken, worum sich unser ganzes Denken dreht. Das kann sich um den Beruf und die Karriere drehen.
Ich habe schon manchen Menschen kennengelernt, der irgendwann aus der Gemeinde gegangen ist, weil der Beruf wichtiger war, weil die Dienstreisen wichtiger waren, die Arbeit wichtiger war, das Geldverdienen wichtiger war als die Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern.
Es können die Kinder sein, die Sorgen um die Kinder, dass aus ihnen mal etwas wird. Du bist nur noch darauf fixiert, was hier in dieser Welt geschieht, und verlierst den Fokus auf Gott. Es kann alles sein – ihr kennt eure Sorgen besser als ich. Ihr wisst, worum sich eure Gedanken den ganzen Tag drehen.
Es kann die Sorge sein, dass ich bei Menschen schlecht ankomme, wenn ich mich zu Jesus bekenne. Hütet euch vor den alltäglichen Sorgen, sagt Jesus. Hütet euch davor, dass sie euch nicht zum Fallstrick werden.
Ich sage das nicht von oben herab, weil ich das gut kenne. Ich kenne gut, was Jesus beschreibt. Fressen und Saufen sind vielleicht nicht das große Thema, aber dieses Sich-in-dieser-Welt-seine-Erfüllung-suchen kenne ich gut. Wenn es mir nicht gut geht, wenn ich unter Stress bin, suche ich mir ein Ventil, suche Erfüllung hier und schaue nicht auf meinen Herrn.
Die Versuchung kenne ich, und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir jedes Mal gelingt, auf Jesus zu schauen. Auch die Sorgen kenne ich: Sorgen um die eigene Gesundheit, um die Familie, ob das Geld reicht.
Ich glaube, Jesus sagt es mir und dir nicht, weil wir das nicht kennen, sondern weil wir es so gut kennen und weil es uns wirklich gefährlich werden kann. Er warnt uns davor und sagt: Nimm diese Dinge nicht leicht.
Das ist eine Tendenz in uns, dass wir das rechtfertigen und sagen: Es ist ja auch wirklich wichtig, dass ich mir Sorgen mache. Es ist ja auch wirklich in Ordnung, dass ich mir etwas gönne. Und das ist es auch. Aber pass auf, dass es nicht dein Herz vereinnahmt.
Jesus warnt uns und sagt: Nimm den Kampf gegen diese Dinge auf. Betrachte deine Sorgen und deine Sehnsucht nach Erfüllung in dieser Welt nicht als Freunde, sondern kämpfe dagegen an. Das sind Feinde, Dinge, die sich dir in den Weg stellen wollen, die dir den Fokus rauben wollen – für Gottes Reich.
Sie hindern dich daran, das zu tun, wofür du noch da bist: das Evangelium weiterzusagen, im Glauben selbst zu wachsen, andere zu fördern, im Glauben zu wachsen. Wenn du den Kampf nicht wirklich aufnimmst, lenken dich diese Dinge so sehr ab, dass der Tag, an dem Jesus wiederkommt, ganz plötzlich kommt – und du bist gar nicht bereit.
Aber wie nimmst du den Kampf gegen diese Dinge auf? Wie kämpfen wir darum, die Prioritäten richtig zu setzen? Jesus sagt uns zuallererst: bete!
Jesus weiß, dass wir diesen Kampf nicht in unserer eigenen Kraft und mit unseren eigenen Mitteln kämpfen können. Als Menschen sind wir so anfällig für all diese Dinge, uns Sorgen um die Zukunft zu machen und unsere Erfüllung in dieser Welt zu suchen.
Jesus sagt: Ihr müsst euch wirklich mit eurem ganzen Leben an Gott hängen. Betet!
Vers 36: „Seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen all dem, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.“
Und wenn mich mein Griechisch nicht ganz im Stich gelassen hat – was bei mir manchmal eine Gefahr ist, denn ich war nicht sehr gut – dann kann man das auch so übersetzen: Wacht, indem ihr betet! Wacht, indem ihr betet!
Das ist das Erste und Wichtigste, was wir tun sollen, um uns auf den Tag vorzubereiten, an dem der Herr wiederkommt und uns loslöst von dieser Welt, die vergehen wird.
Wir werfen uns Gott an den Hals. Wir kommen zu ihm, wir liegen ihm in den Ohren und beten zu ihm. Jesus zeigt uns das hier überdeutlich.
Wenn wir schauen, wie die Jünger dieses Wort angenommen haben, dann sehen wir: Das waren Beter. In der Apostelgeschichte ging es los. Die erste Gemeinde wird beschrieben: Sie waren beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, sie kamen regelmäßig zusammen, brachen das Brot miteinander und blieben beständig im Gebet.
Wir sehen, wie Petrus im Gefängnis war und die Gemeinde inständig gebetet hat, dass er freikommt. Gott tut ein Wunder, die Erde bebt, und Petrus wird frei.
Wir sehen, wie Paulus und Silas im Gefängnis sitzen, hart bedrängt für ihren Glauben, und sie beten und lobpreisen Gott.
Auch die Briefe sind voll von Gebeten und Aufrufen zum Gebet. Paulus lässt die Kolosser wissen, dass er allezeit für sie betet. Die Thessalonicher ruft er auf: „Betet ohne Unterlass!“ Das heißt, wirklich jeden Tag dranbleiben.
Das heißt nicht, dass ihr nicht auch mal etwas anderes tun könnt, aber seid vor allem Beter! Petrus sagt interessanterweise auch im Kontext der Endzeit in 1. Petrus 4,7: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.“
Wenn wir das Neue Testament studieren, begegnet uns dieser Aufruf zum Gebet und dass die Christen gebetet haben, an allen Ecken und Enden.
Deshalb ist auch einer der Lieblingssätze der Christen heute: „Ohne Gebet können wir nichts tun.“ Da sagen wir uns immer gegenseitig zu: „Ohne Gebet können wir nichts tun.“ Aber stimmt das auch? Ist das dein Leben? Ist das mein Leben?
Da müssen wir doch feststellen, dass das oft ganz schön beschämend ist – das, was wir sagen, und das, was wir tun. Gerade wenn wir so in den Sorgen gefangen sind und an dieser Welt hängen, dürfen wir uns echt mal fragen: Woran liegt das?
Wir finden eine ganz entscheidende Antwort dort in unserer Beziehung zu unserem Herrn: dass wir zu wenig beten, dass wir eben genau das nicht tun, wozu Jesus uns hier aufruft.
Mich ermutigt dann immer wieder, wenn ich ein bisschen weiterlese – nur in Lukas 22 –, wenn ich die Jünger sehe, die viel gebetet haben, das berichtet uns die Bibel. Aber sie haben auch schwer versagt.
Sie waren mit Jesus im Garten Gethsemane vor seiner Kreuzigung. Jesus sagt zu ihnen: „Wachet und betet!“ Und was machen die Jünger? Sie schlafen ein.
Sie haben versagt. Das waren auch Menschen, keine Glaubenshelden. Aber das soll uns nicht das Vorbild sein. Das darf uns Trost sein, wenn wir schwach sind im Gebet.
Aber das Vorbild, der Aufruf ist: Betet, lasst nicht nach! Betet und bereitet euch so vor auf den Tag, an dem Jesus wiederkommt.
Und zwar so für diese Dinge, die hier in der Endzeitrede anklingen, dass wir nicht lau werden, dass wir nicht nachlassen in unserer Nachfolge. Dass er uns hilft, uns Kraft schenkt, auch Weisheit schenkt, zu unterscheiden: Wo sind die Prioritäten richtig gesetzt?
Uns fehlt es ja so oft an dieser Weisheit, richtig einzuschätzen, was wichtig ist. Er soll uns Mut schenken, ihn zu bezeugen – unseren Nachbarn, unseren Verwandten, unseren Arbeitskollegen, wo er uns hinstellt. Mut, ein Zeugnis zu sein und auch Menschen in sein Reich zu rufen.
Wir saßen neulich als Pastoren zusammen und haben über unser Gemeindeprogramm nachgedacht, über all die Dinge, die wir hier tun. Uns ist aufgefallen: Das ist ziemlich groß geworden, und manches ist vielleicht sogar zu viel, was wir tun.
Wir haben gesagt, es gibt manche Gruppen, manche Dinge, da muss man mal genauer hinschauen: Ist das nicht zu viel? Übernehmen wir uns nicht mit all unseren Aktivitäten?
Aber für einen Bereich trifft das nicht zu: für Gebetsgruppen in unserer Gemeinde. Da haben wir nicht zu viel, da kann noch mehr passieren, tatsächlich.
Wir gehen aufs neue Jahr zu, und viele nehmen sich gute Vorsätze vor. Ich weiß, wie das so ist mit den guten Vorsätzen – oft sind sie am 2. Januar schon wieder Geschichte.
Aber wenn du dir eine Sache für das neue Jahr vornehmen willst, die wirklich sehr entscheidend ist für dein Leben und auch für uns als Gemeinde, dann nimm dir vor, dich einer Gebetsgruppe anzuschließen.
Regelmäßig mit Geschwistern zu beten, dich vorzubereiten auf den Tag, an dem Jesus wiederkommt. Für Dinge zu beten, die wirklich entscheidend sind, um das Kommen seines Reichs zu bitten – in deinem Leben, aber auch in dieser Welt.
Wir haben viele Gebetsgruppen, denen man sich anschließen kann. Du kannst am Mittwochmorgen ins Frühgebet gehen und dort mit den Geschwistern beten. Es gibt am Donnerstagmorgen ein Morgengebet. Am Donnerstagabend im Feierabendgottesdienst haben wir mittlerweile längere Gebetszeiten, weil wir sagen: Das muss Priorität haben.
Es gibt nach wie vor Geschwister, die seit Anfang der Corona-Zeit über Skype beten, ganz regelmäßig an vielen Tagen in der Woche. Wir haben Sonntagabends einmal im Monat eine Gebetsgruppe, in der wir für verfolgte Geschwister in dieser Welt beten – heute Abend wieder um Viertel vor sechs.
Es gibt schon viele Gruppen, aber du kannst auch eine neue Gruppe gründen. Das muss keine Riesengruppe sein, aber lass uns zusammentun und gemeinsam mehr beten. Das zu einem ganz zentralen Fokus in unserem Leben machen.
Ich möchte dich auch persönlich ermutigen: Fang an, selbst zu beten. Wenn die Statistik stimmt – und ich glaube, dass sie stimmt –, dann beten viele von uns im Alltag wenig oder gar nicht, mal abgesehen von den Gebeten, die wir bei den Mahlzeiten sprechen: „Danke, Vater, für das gute Essen, Amen.“
Aber wirklich ins Gebet gehen? Wenn das auf dich zutrifft, möchte ich dich ermutigen: Fang an, wieder zu beten! Fang an, zum ersten Mal zu beten!
Nimm als Maßstab nicht Martin Luther, der mal gesagt hat: „Wenn ich viel zu tun habe an einem Tag, dann bete ich zwei bis drei Stunden vorher, damit es gut wird.“ Fang klein an, überfordere dich nicht, aber fang an, regelmäßig zu beten.
Vielleicht fünf bis zehn Minuten am Morgen, wo du dich wirklich in die Stille zurückziehst und vor deinen Herrn kommst. Oder am Abend, wo du in die Stille gehst und mit deinem Gott redest.
Ich möchte auch die Ehepaare unter uns ermutigen. Es ist etwas, das brutal angefochten ist, seien wir ehrlich: dass wir als Ehepaare, als Ehepartner miteinander beten.
Ermutigt euch! Das ist so eine gute Möglichkeit. Es ist so umkämpft, aber es ist wirklich ein Schatz, den wir haben: zusammen ins Gebet zu gehen.
Auch hier gilt: Überfordert euch nicht, aber fangt an, euch im Gebet vorzubereiten. Der Herr kommt.
Jesus sagt, wir brauchen das gemeinsame Gebet so sehr. Gott braucht das nicht, wir brauchen das, um wach zu sein, um durchzuhalten, um gut ans Ziel zu kommen.
Es hilft uns, wachsam zu sein, den Fokus richtig zu setzen, uns auszurichten und einander im Glauben zu stärken. All das passiert im Gebet.
Die Bedeutung des Glaubens und der Vorbereitung auf die Wiederkunft
Diese Botschaft von Jesus, die viele Menschen gehört haben, richtete sich zunächst an die Jünger. Doch Jesus verbreitete keine Geheimlehre, sondern wandte sich an jeden, der zuhören wollte und ein offenes Ohr für ihn hatte.
Am Ende des Kapitels lesen wir: „Er lehrte tagsüber im Tempel. Des Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg nennt.“ Aus anderen Stellen wissen wir, dass Jesus sich oft allein in die Einsamkeit zurückzog. Was tat er dort am Ölberg? Wir müssen nicht raten: Er suchte die Nähe des Vaters und betete.
Das Volk machte sich früh auf, um ihn im Tempel zu hören. Die Menschen kamen in Massen und hörten ihm zu. Doch das Hören allein reicht nicht. Auch das Hören dieser Endzeitrede allein genügt nicht. Entscheidend ist, dass wir wirklich glauben, dass Jesus wiederkommt, und unser Leben danach ausrichten.
Wir sollen unser Tun und unsere Prioritäten an der Erwartung ausrichten, dass er wiederkommt. Wir sollen ins Gebet gehen und uns vorbereiten. Unser Fokus muss fest auf Gottes Reich liegen.
Es ist wichtig, auf Jesus zu schauen und darauf zu vertrauen, dass er wiederkommt. Wir sollen uns auf diesen Tag vorbereiten.
Vater, wenn wir diese Rede hören, freuen wir uns auf den Tag, an dem aller Schmerz und alles Leid vergeht. An dem diese Erde, die noch unter deinem Zorn steht und unter den Folgen des Sündenfalls leidet, gerecht gerichtet wird. An dem du einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wirst.
Wir sind dir unendlich dankbar, dass es möglich ist, in dein Reich zu kommen. Herr Jesus hat uns am Kreuz erlöst und uns das Bürgerrecht im Himmel erkauft und erkämpft. Danke, dass wir zu dir gehören dürfen und dass dieser Tag für uns ein guter Tag wird – ein Sommertag, an dem alles ganz neu erblüht, auf eine Weise, die wir uns noch gar nicht richtig vorstellen können.
Vater, du siehst, wie schwer es uns im Alltag oft fällt, den Fokus klar auf diesen Tag zu richten. Wir gehen in den Sorgen des Alltags auf und suchen Erfüllung, auch als Christen in dieser Welt.
Wir bitten dich von Herzen, hilf uns, im Geist zu kämpfen. Hilf uns, diese Dinge nicht als normal in unserem Leben zu akzeptieren, sondern gegen alles zu kämpfen, was uns den Blick auf dich vernebelt.
Herr, hilf uns, wirklich zu überwinden und einander auf diesem Weg in die herrliche Ewigkeit mit dir zu unterstützen. Wir beten, dass du uns bereit machst für den Tag, an dem Jesus wiederkommt.
Möge dieser Tag uns nicht überraschen, weil wir die Zeichen erkennen und richtig deuten können. Ein Tag der Freude. Wir freuen uns darauf. Amen.