Einführung in den Hebräerbrief und Überblick über die Gliederung
Wir kommen heute zu Hebräer Kapitel 5, und ich möchte gleich ab Vers 1 lesen. Das Wichtigste ist immer das Wort Gottes. Auch bei einer Predigt ist es ganz entscheidend, das Wort Gottes klar vorzulesen. Es kann sein, dass eine Predigt daneben geht – ja, das kann vorkommen. Aber am Ende kann man dem Bruder immer noch sagen, dass die Worte, die er zu Beginn gelesen hat, wirklich wunderbar waren.
Hebräer 5,1: Denn jeder aus Menschen Genommene, der hohe Priester ist, wird für Menschen in den Dingen mit Gott bestellt, damit er sowohl Gaben als auch Schlachtopfer für Sünden darbringe. Er soll Nachsicht haben mit den Unwissenden und Irrenden, denn auch er selbst ist mit Schwachheit behaftet. Deshalb muss er wie das Volk auch für sich selbst Opfer bringen für Sünden.
Niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern er wird von Gott berufen, so wie auch Aaron. Ebenso hat sich Christus nicht selbst verherrlicht, um hoher Priester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“
In den Tagen seines Fleisches hat er, obwohl Sohn, durch starkes Schreien und Tränen dem, der ihn aus dem Tod zu erretten vermochte, Flehen und Bitten dargebracht und wurde um seiner Frömmigkeit willen erhört. An dem, was er litt, lernte er den Gehorsam. Vollendet ist er für alle, die ihm gehorchen, und wurde zum Urheber ewigen Heils, von Gott begrüßt als hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.
Zunächst einmal bis hierhin. Wir haben in den vergangenen Malen gesehen, dass das Thema des Hebräerbriefes lautet: „Wir sehen Jesus.“ Der ganze Brief besteht aus drei großen Blöcken.
Der erste Block kann überschrieben werden mit „Die Erhabenheit des Messias“. Er reicht von Kapitel 1 bis zum Schluss von Kapitel 7. Wenn wir heute also versuchen, Kapitel 5, 6 und 7 durchzunehmen, schließen wir damit diesen ersten Block des Hebräerbriefes ab.
Dann folgt ein zweiter Block, den man „Die Erhabenheit des messianischen Bundes“ nennen kann. Hier wird erklärt, dass der Messias einen neuen Bund einführen sollte, im Gegensatz zum alten Bund von Sinai.
Der dritte Teil heißt „Die Erhabenheit des messianischen Glaubensweges“ und reicht von Kapitel 10, Vers 19 bis zum Schluss des Briefes. In diesem Teil finden wir auch das berühmte Kapitel 11 über die Glaubenshelden des Alten Testaments.
Wir sind also immer noch im ersten Teil, der Erhabenheit des Messias. Dort sehen wir, dass der Brief damit beginnt, uns Jesus, den Sohn Gottes, vorzustellen. Er ist größer als die Engel. Mit sieben Zitaten aus dem Alten Testament wird bewiesen, dass Jesus, der Messias, der ewige Gott ist und Schöpfer aller Dinge.
Es gibt einen kleinen Einschub, der vor Abfall warnt. Dann sehen wir in Kapitel 2, Vers 5, dass Jesus, der Menschensohn, größer ist als alle Menschen auf Erden. Jesus wird also als Messias vorgestellt, der über der gesamten Menschheit steht (Kapitel 1) und über der Engelwelt.
Weiter wird erklärt, dass Jesus auch größer ist als Mose. Mose war ebenfalls ein Mensch, aber ein ganz besonderer, der Israel und der Menschheit die Tora, die fünf Bücher Mose, gegeben hat. Der Messias musste größer sein als Mose.
Dann folgt ein weiterer Einschub in Kapitel 2, wieder eine Warnung vor Abfall. Dort wird erläutert, dass Jesus größer ist als Josua. Mose konnte das Volk nicht in den Segen Gottes führen. Josua konnte das Volk ins verheißene Land bringen, aber er konnte es nicht zur völligen Ruhe führen. Das kann nur der Messias, der größer ist als Josua.
Im nächsten Abschnitt, ab Kapitel 4, Vers 14 bis Kapitel 5, Vers 10, den wir bereits teilweise gelesen haben, heißt es: „Da wir nun einen großen, hohen Priester haben, der durch den Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes.“ In diesem Abschnitt wird uns klargemacht, dass Jesus größer ist als der erste hohe Priester Israels, Aaron.
Das wird uns jetzt beschäftigen. Ab Vers 11 folgt ein Einschub (Kapitel 5, Vers 11 bis Kapitel 6, Vers 20) mit einer weiteren Warnung vor Abfall. Hier geht es um das Thema Fortschritt im Glauben und die völlige Rettung.
Schließlich kommt Kapitel 7, in dem erklärt wird, dass Jesus hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks ist. Deshalb möchte ich heute bis Kapitel 7 kommen, um diesen Block einheitlich abschließen zu können.
Die Rolle des Hohen Priesters und die Berufung Christi
Nun, in Kapitel 5, Vers 1, wird uns die grundlegende Aufgabe der aronitischen Hohenpriester klargemacht, also von Aaron selbst und von all den Hohenpriestern, die ihm nachfolgen sollten. Die grundlegende Aufgabe war die Darbringung von Opfern für andere Menschen.
Noch einmal: Denn jeder aus Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen bestellt in den Dingen mit Gott, damit er sowohl Gaben als auch Schlachtopfer für Sünden darbringe. Der Begriff „Gaben“ meint übrigens die unblutigen Speisopfer (3. Mose 2). Die „Schlachtopfer für Sünden“ sind blutige Opfer.
In Vers 2 wird erklärt, dass der Hohepriester Nachsicht mit den Unwissenden und Irrenden haben kann, da auch er selbst mit Schwachheit behaftet ist. Die aronitischen Hohenpriester hatten also Verständnis für menschliches Versagen vor Gott. Sie konnten voll mitfühlen, weil sie selbst gefallene und irrtumsfähige Menschen waren.
Vers 3 betont, dass der Hohepriester deswegen sowohl für das Volk als auch für sich selbst Opfer für die Sünden darbringen muss. Das bedeutet, der Hohepriester in Israel musste zuerst für sein eigenes Sündenproblem Opfer darbringen. In 3. Mose 4 geht es um das Sündopfer, und die erste Kategorie von Sündopfern ist ein Opfer für den gesalbten Priester. Dieses Opfer gilt für den Hohenpriester, der als Hoherpriester gesalbt wurde, also durch Salbung eingesetzt wurde. Wenn er sündigt, muss er selbst für sich Opfer darbringen.
Das wird hier besonders betont: Die Hohenpriester müssen zuerst für sich selbst Opfer bringen und dann natürlich auch für die anderen Israeliten.
In Vers 4 heißt es: Niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern er wird von Gott berufen, wie auch Aaron. Das ist ein Grundsatz: Niemand kann sich selbst zum Hohenpriester machen. Man muss grundsätzlich von Gott dazu ernannt werden. So war es auch bei Aaron, dem ersten Hohenpriester Israels.
In 2. Mose 28 wird genau erklärt, welche Kleider man für Aaron machen sollte und dann auch für seine Söhne. Die hohe priesterliche Würde wird ihm von Gott gegeben; er wird von Gott dazu berufen.
Der Gedanke wird in Vers 5 weitergeführt: So hat auch der Christus gehandelt. Das ist wichtig, wenn wir im Neuen Testament von Christus lesen. „Christus“ ist griechisch Christos und bedeutet „der Gesalbte“. Es ist die Übersetzung des hebräischen Wortes „Messias“.
Leider sind unsere Ohren im Deutschen so eingestellt, dass es klingt, als wäre „Christus“ ein Familienname, wenn wir „Jesus Christus“ hören. Um das zu verstehen, muss man „Christus“ immer wieder zurückübersetzen, dann wird klar, was gemeint ist.
Wenn ich lese: „So hat auch der Messias sich nicht selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat: ‚Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt‘“, dann geht es darum, dass der Messias sich nicht selbst zum Hohenpriester gemacht hat.
Wir haben gesehen, wie das bei den menschlichen Hohenpriestern Israels war. Nun geht es um den Messias. Auch er hat sich nicht selbst ernannt, sondern der, der in Psalm 2 zu dem Messias sagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Dabei geht es um die menschliche Zeugung des Messias durch Gott, den Vater.
Der Hebräerbrief erklärt weiter: Dieser Gott, der im Psalm 2 zum Messias sagt „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“, ernennt den Messias auch zum Hohenpriester – und zwar in Psalm 110.
Dort steht in Vers 6, wie an einer anderen Stelle gesagt wird – hier ein Zitat aus Psalm 110, Vers 4: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“
Damit wird klargemacht, dass der Messias auch von Gott, dem Vater, zum Hohenpriester ernannt wird. Aber mit dieser Belegstelle wird etwas Interessantes eingeführt: Der Messias ist nicht Hoherpriester nach der Ordnung Aarons, sondern nach der Ordnung Melchisedeks.
Das wird in der weiteren Beweisführung sehr wichtig sein, um deutlich zu machen, dass der Messias größer ist als Aaron, der größte Hohepriester Israels, und damit auch größer als alle Nachfolger Aarons. Er sollte Hoherpriester sein nach der Ordnung Melchisedeks.
Was das genau beinhaltet, erfahren wir später.
Die Menschwerdung und das Gebet Jesu im Leiden
Vers sieben: In den Tagen seines Fleisches, das heißt in der Zeit, als er als Mensch hier auf Erden war, hat er sowohl Bitten als auch Flehen demjenigen dargebracht, der ihn aus dem Tod zu retten vermochte. Dies geschah mit starkem Schreien und Tränen.
Das ist ein Hinweis auf Gethsemane. Am Vorabend der Kreuzigung, nach dem Essen des Passamals und der Einsetzung des Abendmahls, ging Jesus mit den elf Jüngern in den Garten Gethsemane. Dort hat der Herr Jesus gebetet, wie wir aus den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas wissen. Hier wird jedoch noch mehr gesagt: Es wird betont, dass er dort mit starkem Schreien gebetet hat.
Lukas berichtet, dass sein Schweiß wie Blutstropfen wurde. Dieses Phänomen ist in der Medizin bekannt. Bei äußerst schwerer seelischer Belastung kann es vorkommen, dass Blut aus den Blutbahnen austritt und durch die Zellen hervorkommt. Der Begriff „Blut schwitzen“ ist also tatsächlich real. Lukas beschreibt, dass sein Schweiß wie große Blutstropfen war.
Zusätzlich wird hier gesagt, dass Jesus im Gebet „Vater, aber Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ mit starkem Geschrei und Tränen gebetet hat. Währenddessen sind die Jünger immer wieder eingeschlafen.
Wie gesagt, wurde er in seinem Beten erhört. Was hat er denn gebetet? Hier steht, dass derjenige, der ihn aus dem Tod zu retten vermochte, ihn erhört hat. Es heißt nicht „vor dem Tod zu retten“, sondern „aus dem Tod“. Das bedeutet, der Herr Jesus hat zum Vater geschrien, dass er ihn auferwecke nach seinem Tod am Kreuz.
Darum wird hier gesagt – und das wurde auch erhört –, dass er am dritten Tag durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde, wie es in Römer 6 beschrieben ist.
Muslime argumentieren mit dieser Stelle, um zu behaupten, dass Jesus Christus gebetet habe, vor dem Tod errettet zu werden, und dass er erhört worden sei. Das würde dem Koran entsprechen, der in Sure 4,157-158 sagt, dass Isa nicht gekreuzigt wurde, sondern jemand, der ihm ähnlich sah. Der Koran leugnet den Kreuzestod Christi.
Warum? Weil der Koran ein Frontalangriff auf das Evangelium ist. Eigentlich wird alles umgedreht: Anstatt die Bibel steht der Koran im Zentrum, anstatt Jesus Christus steht Mohammed im Mittelpunkt. Der zentrale Tod am Kreuz, der die Basis für das Evangelium und für Sündenvergebung sowie Versöhnung mit Gott bildet, wird schlichtweg geleugnet. Jesus sei nicht am Kreuz gestorben.
Was muss man dann Muslimen sagen, wenn sie mit Hebräer 5 kommen? Man muss genau lesen: Dort steht, dass er sowohl bitten als auch flehen dem dargebracht hat, der ihn aus dem Tod zu retten vermochte. So steht es auch im Griechischen: nicht „vor“, sondern „aus“. Das heißt, er sollte in den Tod gehen, aber aus dem Tod errettet werden und auferstehen.
Das entspricht genau Psalm 22, dem wunderbaren Kreuzespsalm. Er beginnt mit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das ist der schreckliche Schrei des Erlösers am Kreuz, als er mit unseren Sünden beladen von Gott verlassen wurde, damit er schließlich immer bei uns sei.
Jesus sagt in Psalm 22: „Ich rufe des Tages, und du antwortest nicht, und des Nachts um mich wird keine Ruhe.“ Da war ein Rufen während der drei Stunden Sonnenlicht und ein Rufen während der drei Stunden Dunkelheit. „Ich rufe des Tages, ich rufe des Nachts“ – beides.
In diesem Psalm sagt der Messias: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“ Das ist ein klarer Hinweis auf seinen Kreuzestod. Dann sagt er schließlich in Psalm 22, Vers 17: „Denn Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt; sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“
Das ist die Kreuzigung. „Alle meine Gebeine könnte ich zählen“ weist auf seine Entblößung hin. Im Judentum war es nicht möglich, dass die Römer die Gekreuzigten völlig entblößten, aber weitgehend – nur die Schamteile waren bedeckt. So konnte man sagen: „Alle meine Gebeine könnte ich zählen“ – alle Knochen am Körper.
Dann heißt es weiter: „Sie teilen meine Kleider unter sich und über mein Gewand werfen sie das Los.“ Genau das haben die Soldaten nach Johannes 19 mit den Kleidern des Herrn Jesus gemacht.
Weiter heißt es: „Du aber, Herr, sei nicht fern; meine Stärke, eile mir zur Hilfe! Errette mich vom Schwert, meine Seele, meine einzige, von der Gewalt des Hundes! Und dann rette mich aus dem Rachen des Löwen, aus dem Rachen des Löwen!“
Dann kommt die Wende: „Ja, du hast mich erhört! Von den Hörnern der Büffel verkündige ich deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Versammlung will ich dich loben.“
Da spricht der Auferstandene. Als er Maria Magdalena erscheint, sagt er: „Gehe zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Gott und zu eurem Gott, zu meinem Vater und zu eurem Vater.“
„Verkündige ich deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Versammlung will ich dich loben.“ Das ist der Vatername.
An diesem ersten Tag der Woche erscheint der Herr schließlich in der Mitte der Jünger und sagt: „Friede euch.“
Hier liegt die Wende: „Ja, du hast mich erhört!“ Aber das war die Erhörung aus dem Tod, nicht vor dem Tod.
Das Gehorsamslernen Jesu und seine ewige Sohnschaft
Wir gehen weiter mit Vers 8 in Hebräer 5: „Obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“ Wie muss man das verstehen? Hier wird gesagt, der Herr Jesus habe den Gehorsam gelernt.
Da muss man sich im Klaren sein: Als ewiger Sohn Gottes war der Herr Jesus von Ewigkeit her dem Vater gleichgestellt. Darum steht in Philipper 2 – können wir das kurz aufschlagen? Philipp 2, Vers 5: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst erniedrigte.“
Es wird gesagt: „Als er in der Gestalt Gottes war.“ Das heißt, in seinem Gottsein hatte er es nicht als etwas betrachtet, das er illegal an sich reißen müsste, nämlich gottgleich zu sein. Er war eben gottgleich, aber ganz im Gegenteil, er hat nicht die Gottgleichheit an sich reißen wollen, sondern sich selbst erniedrigt.
Aus dieser Stellung der Gottgleichheit hat er sich erniedrigt, wurde Mensch, nahm Knechtsgestalt an, wurde ein Diener. Er wurde in Gleichheit der Menschen gefunden, wurde ein wirklicher Mensch und hat sich auch als Mensch verhalten. Er war treu bis zum Tod, aber nicht irgendein Tod, darum steht dann: Ja, zum Tod am Kreuz. Sieben Stufen der Erniedrigung.
Er war bereit, sich kleiner zu machen, und er war bereit, ein Knecht zu werden. Engel sind ja auch Knechte, aber er wurde ein Mensch. Darum heißt es, dass er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und er war gehorsam bis zum Tod und schließlich siebtens ja zum Tod am Kreuz.
Also: In der Gestalt Gottes seiend, hat er es nicht als einen Raub ansehen müssen, Gott gleich zu sein.
Dann ist noch zu sehen, in Johannes 5, Vers 18, dass die führenden Juden seine Sprache sehr gut verstanden. In Johannes 5, Vers 17 steht: „Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“ Darum suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich selbst gottgleich machte.
Ich muss erklären: Im Judentum lehrt man, man solle Gott nicht „Avi mein Vater“ nennen, sondern höchstens „Avinu“, also „unser Vater“. „Avinu sheba Shamaim – unser Vater, der du bist in den Himmeln“ – das findet man auch in jüdischen Gebeten. Aber „Awi“ darf man nicht sagen, und auch nicht „Avi“, denn das ist noch zärtlicher als nur Vater. So etwas findet man in jüdischen Gebetsbüchern nicht.
Man kann einen Sidur nehmen, dort sind die täglichen Gebete, Gebete für besondere Tage oder Festtage. Da findet man wunderbare Ausdrücke für Gott, aber man wird nie finden: „Mein Vater“ und auch nie „Avi“. Und der Herr Jesus, wenn man im Johannesevangelium liest, sagt immer wieder „Mein Vater, mein Vater“, wie „Avi“. Und sie haben das verstanden: Wenn er als einziger von Gott als Vater spricht, „Avi“, dann ist er der ewige Sohn und macht sich Gott gleich.
Aber er war eben der ewige Sohn und hat sich nicht Gott gleich gemacht, er war Gott gleich in seiner Gottheit.
Ich möchte noch Sacharja 13, Vers 7 erwähnen, eine messianische Stelle, die auf die Leiden des Messias hinweist. Gott spricht, also Gottvater: „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist“, spricht der Herr der Heerscharen. „Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen.“
Der Messias soll sterben, und er wird genannt „Mein Hirte“. Er, der gute Hirte, wird vom Gottvater genannt „Mein Hirte“, und er wird genannt „Der Mann, der mein Genosse ist“.
Jetzt ist interessant: „Genosse“ heißt hier „Amit“, „mein Genosse“. „Amiti“ steht hier und bedeutet „mein Gleichgestellter“. Amit ist nicht einfach nur ein Freund, sondern einer auf Augenhöhe. Gottvater nennt den Messias „Amiti“, meinen Gleichgestellten.
Nun wurde Jesus Mensch, nahm Knechtsgestalt an, sagt Philippa 2, und damit hat er eine ganz neue Position eingenommen, eine Position des Gehorsams. Das war etwas, was er nie gelebt hatte, weil er dem Vater gleich war von Ewigkeit her, als ewiger Sohn.
Also musste er nie gehorchen, und jetzt wurde er einer, der gehorcht. Das war etwas ganz Neues, und diese Erfahrung, zu gehorchen, das lernte er.
Aber das darf man nicht so verstehen: Bei uns ist es ja so, wir mussten als Kinder Gehorsam lernen. Warum? Weil wir einen natürlichen inneren Widerstand gegen Gehorsam haben. Dieses „Nein“, das kommt ganz schnell.
Ja gut, aber es gibt auch ein gutes Nein. Wenn wir im Schweizerdeutsch „Fremde“ sagen, wenn ein kleines Kind eben nicht in die Arme genommen werden will von irgendjemandem, sondern nur von der Mutter, dann ist da ein Widerstand drin. Das Kind drückt aus, auch wenn es noch nicht mit Worten sagen kann, „Nein“, und das ist ganz gut. Man muss nicht allen Leuten „Ja“ sagen.
Es ist sogar so, dass es in der Entwicklung eines Kindes kleine Kinder gibt, die diesen Widerstand nicht haben, und die haben dann in der Entwicklung ein Problem. Das ist also als Mangel zu sehen.
Denen muss man dann erst recht beibringen, dass sie eben „Nein“ sagen können. Es ist ganz wichtig, dass man den Kindern beibringt, dass sie anderen Leuten, die irgendetwas von ihnen wollen, je nachdem ganz klar „Nein“ sagen können. Nicht einfach schlecht und ungehorsam. Aber Kinder müssen ihren Eltern gehorchen, und das muss man ihnen beibringen.
Auch da haben wir von Natur aus, weil wir eine sündliche Natur haben, einen Widerstand gegen Gehorsam. Wir mussten Gehorsam lernen wegen dieses Widerstands.
Aber der Herr Jesus hatte nie diesen Widerstand in sich, weil in ihm nichts Böses war. Sünde ist nicht in ihm, sagt 1. Johannes 3. Dieses Gehorsamlernen war einfach diese neue Erfahrung, unterstellt zu sein, eben diese Erfahrung zu machen, die Gehorsam bedeutet.
Jetzt ist ganz wichtig, dass man die Bibel genau liest, und dazu braucht es natürlich auch eine genaue Übersetzung. Da steht eben ganz wörtlich, wie wir das gelesen haben, in Vers 8: „Obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“
Wir würden so vom deutschen Sprachempfinden sagen: Da müsste man doch eigentlich schreiben: „Weil er Sohn war, hat er den Gehorsam gelernt.“ Sohn bedeutet doch an sich schon, unterstellt zu sein.
Ja, das ist eben unsere menschliche Erfahrung. Jeder, der ein Sohn ist, ist das von Mutterleib an. Und da musste man als Sohn zuerst einmal gehorchen, und erst später wird man erwachsen, und dann ist man den Eltern nicht mehr unterstellt.
Darum heißt es ja von dem Herrn Jesus, als er ein Kind war, war er seinen Eltern untertan, Lukas 2. Aber an dieser Hochzeit in Kana war er dreißig, und die Mutter sagt, sie haben keinen Wein.
Und dann sagt er: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?“ Ja, was hat sie Falsches gesagt? Sie hat ja nur einen Aussagesatz gemacht: Sie hat keinen Wein. Aber das nennt man in der Sprachwissenschaft, ein Imperativ kann man auch anders ausdrücken als mit einem Imperativ.
Mit einem normalen Aussagesatz kann man sagen, wenn ein Vater müde heimkommt und am Tisch sitzt und sagt „Zasse“ – das ist kein Imperativ, das heißt einfach „zu essen“ auf Hochdeutsch – dann wissen alle, jetzt muss man.
Es ist kein Beispiel, um zu sagen, so soll man es machen. Ich sage nur, wie man eben ohne Imperativ befehlen kann. Maria sagt: „Sie haben keinen Wein.“ Das bedeutet: Jetzt musst du eingreifen.
Und darum geht Jesus als erwachsener Sohn so auf die Stanz: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?“ Normalerweise hätte er seine Mutter nicht „Gwirti“ gesagt, „Madame“. Ja, „meine Frau“, das wäre hebräisch „Gwirti“, und „meine Dame“ heißt das, „Madame“.
Wenn man das sagt, dann setzt man sich ein bisschen auf Distanz. Der Herr wollte sagen: Mit 30 sollte die Mutter nicht mehr so auf diese Art befehlen. Das Ehren der Eltern bleibt ja für das ganze Leben.
Aber eben, das bedeutet nicht, dass man die Eltern ehrt, wenn man heiratet und die Schwiegermutter sagt, hier kommen diese Vorhänge hin und dort jene. Das geht nicht.
Sie sagt: „Sie haben keinen Wein.“ Und dann sagt der Herr weiter, nicht nur distanziert, sondern er sagt, dass er eben nur den Willen seines Vaters tut. „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Nur wenn er vom Vater im Himmel den Befehl bekommt, handelt er.
Also, das mit dem Sohn: Er war der Sohn der Maria, aber das Gehorchen war nicht für das ganze Leben, das war als Kind.
Darum ist in unserem Verständnis von Sohn einfach so drin: Sohn bedeutet auch gleich Unterordnung, Gehorsam, eben weil wir als Söhne nicht erwachsen auf die Welt kommen, sondern als kleine Kinder, und die müssen gehorchen.
Ich habe das so gelernt: Wenn ich in einer Gemeinde in Zürich an der Friedensgasse war, da gab es einen Vater und seinen Sohn. Er war etwa fünfundachtzig, und der Sohn etwa fünfundsechzig. Beide hießen Graf und wohnten zusammen, Vater und Sohn.
Und die haben immer zusammen gesehen. Dort verstand man, was das heißt, das Verhältnis von Vater und Sohn – also ein Verhältnis von Liebe. Aber da ging es nicht um Gehorsam.
Der fünfundsechzigjährige Graf musste nicht dem fünfundachtzigjährigen Graf gehorchen, sondern dass er sein Sohn war, war eben der Ausdruck von einer Beziehung, der Liebe.
So ist es auch: Jesus ist von Ewigkeit her Sohn Gottes. Darum sagt er in Johannes 16, Vers 27-28: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und in die Welt gekommen, wiederum gehe ich aus der Welt und er gehe wieder zurück in die Herrlichkeit.“
Er ist vom Vater ausgegangen. Das heißt, der Vater war schon sein Vater, bevor er Mensch wurde. Natürlich steht in Psalm 2, wie wir gelesen haben: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Aber das bezieht sich auf die Sohnschaft des Herrn Jesus als Mensch.
Das muss man unterscheiden von seiner ewigen Sohnschaft. Als Mensch wurde er Sohn Gottes durch Zeugung, aber in seiner Gottheit ist er Sohn von Ewigkeit her. Darum ist er vom Vater ausgegangen.
Er sagt nicht, ich bin von dem ausgegangen, der später mein Vater wurde, sondern wirklich vom Vater ausgegangen. Können wir das aufschlagen? Johannes 16, Vers 27-28. Das ist sehr wichtig, weil es die Irrlehre gibt, die die ewige Sohnschaft Christi leugnet.
Ich habe gemerkt, dass das auch mit dem Irrtum zusammenhängen kann, dass man denkt: Ja, es steht ja „Heute habe ich dich gezeugt, du bist mein Sohn.“ Die Sohnschaft bezieht sich auf seine Menschwerdung, ja, die Sohnschaft als Mensch bezieht sich auf seine Menschwerdung.
Man muss das unterscheiden: Die Sohnschaft von Ewigkeit ist etwas anderes. Darum steht in Johannes 16, Vers 27-28: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen, wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“
Er war beim Vater von Ewigkeit hier, und dann kam er in diese Welt.
Sprüche 30, Vers 4 – das ist ein sehr spezielles Kapitel von Agur Ben Jaket. Er stellt Fragen über Gott. Sieben Fragen stellt er in Sprüche 30, Vers 4.
Die sechste Frage über Gott heißt: „Was ist sein Name und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“
Was ist sein Name? Das kann man herausfinden, denn im gleichen Text ein bisschen später wird Gott genannt: Yahweh, Vers 9, der Herr mit Großbuchstaben im Deutschen.
Aber die siebte Frage ist die geheimnisvolle Frage von Agur: „Was ist der Name seines Sohnes?“
Man merkt hier: Alttestamentlich wird gesagt, Gott hat einen Sohn.
Noch etwas Wichtiges: Hier steht „Was ist der Name seines Sohnes?“ Das bedeutet, dass Gott nur einen Sohn hat. Die Engel werden ja auch genannt „Benei Elohim“ in Hiob 1, Söhne Gottes.
Das ist aus dem Grund, weil Gott jeden Engel als Original direkt erschaffen hat. Das ist sehr speziell. Alle Engel sind so direkt aus Gottes Schöpferhand hervorgegangen wie damals Adam.
Aber alle Menschen, die von Adam abstammen, sind indirekter entstanden, weil Gott für die Menschheit die Zeugung vorgesehen hat.
Engel sind direkt erschaffen worden, und darum werden sie genannt „Söhne Gottes“. Aber hier steht „Was ist der Name seines Sohnes?“
Wenn ich zu anderen Leuten sprechen würde und sage: „Ja, mein Sohn hat ...“ und dann erzähle ich was, müssten die sagen: „Ja, hast du nur einen? Nein, wir haben drei Söhne und drei Töchter.“
Wieso sagst du denn „meinen Sohn“? Das sagt man, wenn man nur einen hat. Dann sagt man „einer meiner Söhne“ oder „ein Sohn von mir“.
Wenn ich aber sage „mein Sohn“ oder hier „sein Sohn“, dann ist das der einzige Sohn. Das ist gemeint mit dem eingeborenen Sohn, das ist der einzige in seiner Art.
Johannes 3, Vers 16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn (monogenes) gab.“
Monogenes bedeutet eben der Einzige in seiner Art. Das ist der Sinn dieses Ausdrucks und bezeichnet den ewigen Sohn, der nie entstanden ist, sondern einfach Gottes ewiger Sohn ist, alt- und neutestamentlich.
Dieser Sohn hat sich eben erniedrigt und Gehorsam gelernt. Hier wird klargemacht, dass die Sohnschaft Christi nichts zu tun hat mit der Erniedrigung. Darum steht hier: „Obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“
Sieht man das jetzt? Sohn bedeutet gerade, dass er eben gottgleich ist, so wie die führenden Juden in Johannes 5 das verstanden haben.
Er nennt Gott „Avi“, dann macht er sich gottgleich. Ja, dann nimmt er nämlich die Stellung, beantwortet die Stellung des Sohnes in Sprüche 30, Vers 4.
Wir gehen weiter zu Vers 9. Wir kommen gut vorwärts heute, nicht wahr? Ich mache nicht immer Überzeit.
„Und vollendet worden ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden.“
Das Endziel seines Gehorsams war schließlich die Hingabe als Opfer am Kreuz. Der Herr Jesus kam in diese Welt, wurde ein Mensch, aber das Ziel war von Anfang an fest, dass er Mensch wurde, damit er schließlich als Mensch für Menschen sterben konnte.
Gott kann nicht sterben. Darum musste der Herr Jesus Mensch werden, damit er überhaupt prinzipiell sterblich sein konnte, um als Mensch zu sterben.
Dieser Gehorsam, die Vollendung davon, bedeutet die Hingabe am Kreuz, und damit wurde er Urheber des Heils. Er hat die Rettung zustande gebracht für alle, die an ihn glauben.
Aber hier steht: „Allen, die ihm gehorchen, ist er der Urheber ewigen Heils geworden.“
Man könnte Glauben so definieren: Glauben bedeutet auch gleichzeitig Gehorsam.
Schriftbeweis Johannes 3, Vers 36: „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“
In der ersten Vershälfte wird das übliche Wort für Glauben verwendet im Griechischen „pisteuo“ – „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.“
In der zweiten Vershälfte, wo der Kontrast ausgedrückt wird, wird aber ein anderes Verb verwendet: „Wer aber dem Sohn nicht gehorcht.“ Hier steht nicht das gleiche Wort wie vorher für Glauben, sondern es ist das Wort, das eigentlich bedeutet, sich unterwerfen, gehorchen.
Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Schlussfolgerung: Hier wird also „gehorchen“ nicht als Gegensatz zu „glauben“ hingestellt. Darum zeigt sich echter Glaube durch Gehorsam.
Der Römerbrief beginnt ja damit, dass der Apostel Paulus erklärt, dass er das Evangelium hier verkündigt, und zwar „Glaubensgehorsam für alle Nationen“. Das ist eine Kombination von zwei Ausdrücken: Glaubensgehorsam.
Das drückt aus, dass Glauben sich ausdrückt durch Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Ein Glaube, der nur so sagt „Ja, ja, schon richtig“, das ist ein toter Glaube, sagt Jakobus.
Darum steht hier: „Allen, die ihm gehorchen, ist der Urheber ewigen Heils geworden.“
Dann Vers 10: „Von Gott begrüsst oder angesprochen als hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.“
Konkret: Der Herr Jesus ist 40 Tage nach seiner Auferstehung vom Ölberg aus in den Himmel gegangen. Das wird so berichtet in Apostelgeschichte 1. Die Jünger haben ihn gesehen, wie er auffährt, und plötzlich hat eine Wolke ihn aufgenommen und ist verschwunden.
Das war die Schechina, diese Wolke der Herrlichkeit Gottes, die früher schon über der Stiftshütte war – am Tag als Wolke, nachts als Feuersäule, dasselbe beim Salomontempel.
Als die Juden aus Babylon zurückkehrten und den Tempel wieder aufbauten, kam die Schechina nicht mehr zurück. Aber da haben wir eine besondere Gelegenheit im Neuen Testament, wo die Schechina plötzlich gesehen wird, auf dem Ölberg!
Es ist so: Beim Salomontempel, ganz am Schluss, bevor er zerstört wurde, ging die Schechina aus dem Heiligtum hinaus. Man lese Hesekiel 8. Zögernd geht sie in den Vorhof, dann zum Osttor, da wo heute das goldene Tor ist.
Das wird alles so beschrieben in Etappen in Hesekiel 8 bis 11. Dann geht sie rüber auf den Ölberg und dann geht sie weg. Auf dem Ölberg wird die Schechina in Apostelgeschichte 1 wieder gesehen.
Jesus wird aufgenommen in Herrlichkeit. Sagt 1. Timotheus 3, Vers 16: „Aufgenommen in Herrlichkeit“, nicht „aufgenommen in die Herrlichkeit“, sondern „aufgenommen in Herrlichkeit“.
Die Schechina wird ja immer wieder genannt die Herrlichkeit Gottes, 2. Mose 40. So ging der Herr in den Himmel.
Wie war das dann, als er im Himmel erschien, vor dem Thron Gottes, im Allerheiligsten des himmlischen Tempels? Das wird uns gesagt in Psalm 110.
Psalm 110, Vers 1: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.“
Man muss gut wissen: Dieser Psalm war im alten Judentum klar bekannt als messianischer Psalm, als Psalm, der von dem Messias redet. Von David, ein Psalm.
Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.
Als der Herr Jesus als Mensch in die himmlische Herrlichkeit kam, hat Gott, Gottvater, ihn aufgefordert, sich auf die rechte Seite als Mensch auf den Thron Gottes zu setzen. Das heißt auf die Bundeslade.
Gott thront ja im Tempel zwischen den Cherubim, Psalm 80: „Der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor.“ Dort sollte er sich hinsetzen als Mensch.
Aber der Herr Jesus kam in den Himmel. Zeitlich war dann Vers 4 hier noch vorher: „Geschworen hat der Herr, und es wird ihn nicht reuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks.“
Das haben wir hier in Hebräer 5, Vers 10: Er ist allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüsst als hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.
Er kam also in den Himmel, und ihm wurde gesagt: „Du bist hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.“
Er hat den höchsten Platz, den es gibt, als Mensch auf dem Thron Gottes eingenommen.
„Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.“
Von dort wird der Herr Jesus eines Tages kommen als Menschensohn, als Richter. Darum steht in Psalm 110, Vers 5:
„Der Herr zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zorns, er wird richtend unter den Nationen, er füllt alles mit Leichen, das Haupt über ein großes Land zerschmettert er.“
David sagt: „Der Herr zu deiner Rechten.“ Hier ist „Herr“ im hebräischen Grundtext „Adonai“, also der Titel, den man für Gott braucht.
Wenn man jemanden auf der Straße anspricht, darf man ihn „Adoni“ nennen. Zum Beispiel: „Gwirotai, wie geht man dort und dorthin?“ – „Mein Herr.“
Aber „Adonai“ ist eigentlich die Mehrzahlform. „Adoni“ heißt „mein Herr“, „Adonai“ heißt „meine Herren“, aber das ist die Anrede für Gott.
Ich habe das mal so erklärt: An einem Ort hat einer aufgestreckt und gesagt: „Ja, aber wie sagt man denn auf der Straße, wenn es mehrere Leute sind? Kann man dann ‚Adonai‘ sagen?“ Gute Frage, nicht wahr?
Nein, dann sagt man das genauso wie in der El Al-Maschine, da wird man auch begrüßt mit „Meine Damen und Herren“. Was sagen die? „Gwirotai, wirapotai.“
„Beschemchebrad El Al“ – im Namen der El Al-Gesellschaft. „Gwirotai“ sind meine Damen, und „Rapotai“ meine Herren. Also sagen die nicht „Adonai“, das geht gar nicht.
Da haben wir ein ganz anderes Wort: „Rapotai“. Das ist verwandt mit dem arabischen „Arab“, der Herr. Es heißt eigentlich wörtlich „der Große“. Wenn man auf Arabisch betet, sagt man „Arab, Naschkurak“ – Herr, wir danken. Da braucht man das Wort „Arab“ mit Artikel.
Wir sprechen „Rabotei“ auf Hebräisch, aber „Adonai“ ist für Gott.
Das ist dieser „Adonai zu deiner Rechten“. Er wird einmal kommen als der Richter der Welt.
Übrigens der letzte Vers in Psalm 110 – das war jetzt so ein kleiner Exkurs zu Psalm 110 – dieser Psalm wird sehr wichtig sein in den weiteren Kapiteln im Hebräerbrief.
„Auf dem Weg wird er trinken aus dem Bach, darum wird er das Haupt erheben.“
Was bedeutet dieser Vers? Das ist das Leben des Herrn Jesus auf der Erde: lange Reisen, im ganzen Land herumgereist, sogar bis in den heutigen Libanon, ja, und bis ins heutige Jordanien ist er gegangen.
Auf dem Weg wurde er durstig, da hat er aus dem Brunnen getrunken in Sichar, Johannes 4.
Aber hier wird auch gesprochen von dem Trinken aus dem Bach.
Auf dem Weg wird er trinken aus dem Bach, darum wird er das Haupt erheben.
Und wie trinkt man am Bach? Da muss man sich immer ganz klein machen. Das geht nicht so, da bräuchte man einen viel längeren Hals.
Trinken aus dem Bach ist wirklich der Inbegriff von Erniedrigung. Man geht auf die Knie. So hat der Herr Jesus sich auf der Erde tief, tief erniedrigt.
Aber darum hat er dann schließlich sein Haupt erheben dürfen und ist in den Himmel gegangen.
Dann hat sich erfüllt, Vers 4: „Geschworen hat der Herr, und es wird ihn nicht reuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks.“
So wurde er von Gott begrüßt.
Dann Vers 1: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.“
Also die Chronologie ist genau umgekehrt, wie sie in Psalm 110 so in der Reihenfolge vorgestellt wird.
Ermahnung an die Hebräer zur geistlichen Reife
Ja, jetzt gehen wir weiter zu Vers 11 in Hebräer 5. Nachdem lehrmäßig dargelegt wurde, wer der Messias als Priester ist – im Gegensatz zu den israelitischen Priestern des aronitischen Systems – folgt nun ein Einschub, wieder eine Ermahnung.
Über diesen Messias nach der Ordnung Melchisedeks haben wir viel zu sagen, und es ist mit Worten schwer auszulegen, weil ihr im Hören träge geworden seid. Hier sagt Paulus, und das ist ein Hinweis darauf, warum wir wissen können, dass der Hebräerbrief von Paulus geschrieben wurde: Über dieses Thema gibt es sehr viel zu sagen, aber es ist schwierig, das mitzuteilen. Nicht, weil die Sprache so schwer wäre, sondern wegen der Zuhörer. Er sagt, ihr seid im Hören träge geworden.
Das bedeutet, es gibt Dinge, die grundsätzlich schwierig sind, mit Worten zu erklären. Aber hier liegt das Problem nicht an den Worten, sondern an den Leuten, die zuhören. Wenn sie nicht richtig hören wollen oder fähig sind aufzunehmen, kommt kaum etwas rüber. Paulus spricht hier die Hebräer an, also messianische Juden. Heute denkt man oft, messianische Juden verstehen die Bibel besonders gut. Doch wenn man Gemeinden besucht, sieht man ein großes Durcheinander – weltweit, nicht an allen Orten, aber oft. Es gibt extreme Gesetzlichkeit, Thora-Gesetzlichkeit, gesunde biblische Haltungen, von extrem charismatisch bis zu einer vernünftigen Haltung – ein unglaubliches Durcheinander.
Er sagt den Hebräern, die sich zu dem Messias Jesus bekannt haben, dass sie im Hören träge geworden sind. Es ist also nicht so, dass man automatisch besser versteht, weil man jüdische Wurzeln hat, sondern es kommt darauf an, welche Ohren man hat.
Vers 12: Denn obwohl ihr der Zeit nach leer sein müsstet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind.
Das heißt, ihr seid eigentlich schon so lange gläubig, dass ihr eigentlich die biblischen Wahrheiten anderen beibringen könntet. Aber ihr braucht immer noch die Anfängerdinge des Judentums erklärt. Diese grundlegenden Dinge, die Gott schon im Alten Testament dem jüdischen Volk mitgegeben hat, müssen euch immer noch gelehrt werden.
Und dann wird es noch deutlicher: Ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise. Ihr seid Babys, Säuglinge, die Muttermilch brauchen. Man kann ihnen kein Steak vorlegen, das geht nicht. Muttermilch ist etwas Liebliches, wenn Kinder ein Jahr oder zwei alt sind. Aber ich muss sagen, bei Isaak war das schon speziell, als er mit fünf Jahren noch gestillt wurde. Die Eltern hatten 25 Jahre gewartet, nicht auf irgendein Baby, sondern auf die Erfüllung der Verheißungen Gottes in Bezug auf Israel und den Messias. Neunzigjährige Sara klammerte sich an das Baby, und er trank mit fünf noch Muttermilch. Das ist schon speziell. Natürlich bekam er auch feste Nahrung dazu.
Hier wird gesagt, ihr braucht Muttermilch, und etwas anderes geht eigentlich nicht. Das ist ein echtes Problem. Übrigens auch zum Loslassen: Wann müssen Eltern ihre Kinder loslassen? In der Schweiz mit 18, aber das kommt nicht gut, wenn es plötzlich geschieht. Es ist ein Prozess. Man merkt, da kann man schon ein bisschen abgeben, das Kind kann Verantwortung übernehmen. Das Loslassen beginnt eigentlich schon bei der Geburt. Neun Monate haben Mütter ihre Kinder unter dem Herzen, und das schafft eine besondere Beziehung.
Mütter schreiben am Geburtstag oft liebevolle Nachrichten an ihre Kinder. Der Vater vielleicht auch, aber manchmal etwas distanzierter. Die Geburt ist schon ein erstes Loslassen, die Nabelschnur wird durchgeschnitten, das ist ein zweites Loslassen. Dann folgt das Abstillen, ein weiteres Loslassen. Es ist ein sukzessives Loslassen.
Gerade jüdische Mütter sind bekannt dafür, sich an die Kinder zu klammern. Sie sagen zum Beispiel: Der fünfjährige Michael ist unser Arzt, und der dreijährige Samuel unser Rechtsanwalt. Alles schon geklärt. Aber vielleicht wäre es besser, mit den Kindern später zu sprechen, was wirklich zu ihnen passt.
Dazu gibt es den Witz: Was ist der Unterschied zwischen einem Rottweiler und einer jüdischen Mutter? Beide lassen nicht mehr los. Aber Loslassen ist wichtig, und das beginnt von Anfang an.
Sarah klammerte sich wirklich an ihr Kind, und das war ein Problem. Aus einem bösen Herzen verspottete Ismael ihn. Dieses Verspotten wird im Galaterbrief erwähnt, wo es auch als Verfolgung bezeichnet wird. Schon Spotten gilt als Verfolgung in der Bibel.
Das Bild des fünfjährigen Kindes an der Brust der 95-jährigen Mutter ist nicht immer lieblich. Ein Kind an der Brust ist etwas Liebliches, aber wenn Paulus hier sagt, dass es nicht immer lieblich ist, dann meint er, dass es ein Problem ist, wenn man geistlich nicht vorankommt.
Vers 12 noch einmal: Obwohl ihr der Zeit nach leer sein müsstet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind, und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise. Das ist wirklich schlimm, wenn die geistliche Entwicklung nicht stimmt.
Vers 13: Denn jeder, der noch Milch genießt, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein Unmündiger.
Geistliche Säuglinge haben Mangel an geistlicher Erfahrung im Umgang mit dem Wort Gottes. Das ist einfach so.
Der Kontrast dazu ist die feste Speise. Vers 14: Die feste Speise aber ist für Erwachsene. Falls in einer Bibelübersetzung „Vollkommene“ steht, muss man erklären: Das griechische Wort telos bedeutet sowohl „Vollkommene“ als auch „Erwachsene“. Hier sind Erwachsene gemeint – also solche, die geistlich so fortgeschritten sind, dass sie völlige Selbständigkeit erreicht haben.
Von ihnen wird gesagt, dass sie infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen. Geistliche Erwachsene können schwierige geistliche Themen und Zusammenhänge der Bibel verstehen. Durch ihre geistliche Erfahrung sind sie in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Darum ist es wichtig, solche, die im Glauben wirklich gereift und gegründet sind, zu hören, besonders wenn es um die Beurteilung schwieriger Themen geht. Wie muss man das einordnen? Was ist richtig, was nicht? Dafür braucht es geistliche Erfahrung und Reife.
Paulus sagt den Hebräern: Ihr habt da ein echtes Problem. Ich möchte so gern noch viel mehr über den Messias nach der Ordnung Melchisedeks erzählen, aber es ist wirklich schwierig mit euch.
Dann kommt Kapitel 6, Vers 1: Deshalb merken wir, dass sie darauf achten sollten, geistlich zu wachsen und über die Grundlagen des Judentums hinauszukommen.
Deshalb: Das Wort vom Anfang des Christus lassend – vielleicht steht bei Ihnen „verlassend“, aber besser ist „lassend“. Man soll nicht aufgeben, was das Alte Testament lehrt. All diese Grundlagen brauchen wir! Aber auf denen muss man aufbauen, was der Messias jetzt im Neuen Testament gebracht hat. Das gehört zusammen. Also nicht verlassend, sondern deshalb das Wort vom Anfang des Messias, das ist das Wort des Alten Testaments, das auf den Messias hinwies, mit all den symbolischen Handlungen im Alten Testament, das sollen wir lassen und jetzt fortfahren zum vollen Wuchs!
Jetzt müsst ihr darauf achten, dass ihr das Ziel habt, Erwachsene im Glauben zu werden und nicht wieder einen Grund legen mit der Buße von toten Werken und mit dem Glauben an Gott, der Lehre von Waschungen und dem Händeauflegen und der Totenauferstehung und dem ewigen Gericht.
Das sind hier Dinge, die zu den Basisdingen gehören, die man im Judentum schon vor dem Kommen des Messias Jesus gelernt hat. Sie sind wichtige Grundlagen und stehen fest.
Auf dem Skript habe ich das in sechs Punkten zusammengestellt:
Erstens: Das Bekennen und Bereuen von Sünden. Das ist natürlich Basis, im Alten und im Neuen Testament. Im Alten Testament war es eine grundlegende Lehre, dass man Gott die Sünden in Reue bekennen musste. Vergleiche 3. Mose 5,5: Dort wird über das Schuldopfer gesprochen, und es heißt: „Und so bekenne er, worin er sich verschuldet hat.“ Schon im Judentum war es nötig, die Sünde konkret Gott zu bekennen, wenn man vor ihm kam mit einem stellvertretenden Opfer, das auf den Messias hinwies.
Psalm 32 spricht davon, wie David zuerst seine Sünde verschwiegen hat und wie es ihm schlecht ging, bis er seine Sünde Gott bekannt hat und Vergebung in Anspruch nehmen konnte.
Dieses Wort muss man nicht verlassen, sondern lassen. Das ist Basis, klar. Und das ist der Grundsatz von 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Im Griechischen kann man ausdrücken, ob eine Handlung punktuell oder fortdauernd ist. Hier ist es fortdauernd: „Wenn wir unsere Sünden bekennen“ bedeutet, wir bekennen sie immer wieder. Gott vergibt dann immer wieder und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Das sollte klar sein, liebe Hebräer, das ist Basis. Da müssen wir nichts Neues erklären, das müsst ihr wissen.
Zweiter Punkt, noch zum ersten: Er sagt hier wörtlich Buße, das heißt Gesinnungsänderung, Reue, von toten Werken.
Was sind tote Werke? Tote Werke kann man abgrenzen gegenüber „bösen Werken“. Böse Werke sind Taten, die in sich verwerflich und gottwidrig sind, der Bibel entgegengehen.
Tote Werke gehen weiter. Das können sogar gute Werke sein, die vor Gott aber nicht gelten. Wenn jemand als verlorener Mensch für ein gutes Werk spendet, kann er nicht erwarten, dass Gott das als Verdienst zählt. So wie bei Coop und Migros mit den Punktesammelkarten: Menschen sammeln Punkte, aber vor Gott kann man keine Punkte sammeln.
Es gibt keine Möglichkeit, Punkte zu sammeln als ungläubiger Mensch, als nicht bekehrter Mensch. In Gottes Augen sind auch gute Werke tote Werke, das heißt, sie zählen nicht.
Der Mensch muss erkennen: Ich kann Gott nichts bieten. Alle meine Werke sind tote Werke, sogar die guten. Ich kann nicht beanspruchen, dass Gott etwas anrechnet. Für alle bösen Taten brauche ich Vergebung.
Das ist wichtig, um den Begriff „tote Werke“ richtig zu verstehen.
Zweitens: Der Glaube an die Existenz Gottes.
Das Alte Testament beginnt damit: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Die Bibel beginnt mit der Existenz Gottes.
Hebräer 11 sagt: „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ein Belohner ist.“
Man muss glauben, dass Gott existiert und dass er gut ist und belohnt, was für ihn getan wird. Das ist die Basis: Glaube an die Existenz Gottes.
Drittens: Die Lehre von den Waschungen, also den Ritualbädern.
In 3. Mose 15 wird erklärt, wie man im Judentum auf verschiedene Weise rituell unrein werden konnte. Zum Beispiel durch die Periode, bei der Frau jeden Monat Unreinheit herrschte, oder der Mann durch einen Erguss automatisch unrein war.
Das heißt nicht, dass die Periode etwas Schlechtes ist, sondern es ist eine bildliche Unreinheit.
Ähnlich wie das Schwein im Alten Testament als unrein gilt, obwohl es ein Geschöpf Gottes ist. Gott hat das Schwein so geschaffen, um ein Bild für ein unreines Leben zu geben. Das Schwein hat gespaltene Hufe, um sich nicht so leicht im sumpfigen Boden zu versenken. Äußerlich sieht es so aus, als wollte das Tier nicht in den Dreck, aber tatsächlich liebt es es. Das hat einen biologischen Grund, denn der Dreck auf der Haut ist ein Schutz.
Gott hat das Tier so gemacht, um uns zu illustrieren, wie man vorgeben kann, gottgemäß zu leben, aber in Wirklichkeit liebt man den Dreck.
Warum ist man durch die Periode unrein? Um zu zeigen, dass es um die Quelle des Lebens geht. Ohne Periode gäbe es kein Leben. Auch der Erguss beim Mann ist für die Zeugung notwendig, aber auch hier wird Unreinheit symbolisiert.
Im Judentum zeigt das, dass wir innerlich vor Gott unrein sind. Wenn wir Kinder zeugen oder gebären, bringen wir Sünder auf die Welt.
Das ist wichtig: Kinder sind am Anfang lieblich, aber sie sind Sünder. Das verändert die Haltung gegenüber Kindern.
Gleichzeitig sagt 1. Mose 1, dass der Mensch im Bild Gottes geschaffen wurde. Darum hat der Mensch schöpfungsgemäß Fähigkeiten, die etwas von Gottes Herrlichkeit abbilden. Durch den Sündenfall ist das nicht völlig ausgelöscht.
Darum ist es wichtig, Kinder zu erziehen. Man darf nicht denken, sie sind gute Menschen, die immer besser werden. Nein, sie sind Sünder, die Gehorsam lernen müssen.
Aber man darf auch nicht denken, sie seien so sündig, dass man ihnen keine Talente beibringt, wie Musikinstrumente oder Basteln. Kreativität ist nicht nur Selbstverwirklichung des sündigen Menschen, sondern Ausdruck des im Bild Gottes Geschaffenen.
Diese Gaben sollen entfaltet werden, aber mit dem Ziel, dass sie zur Bekehrung kommen und die Gaben zur Ehre Gottes einsetzen.
Die Bibel hilft uns, wie wir Kinder sehen und an sie herangehen sollen.
Zurück zu den Ritualbädern und der Unreinheit nach 3. Mose 15: Es ist demütigend. Neues Leben entsteht durch Zeugung und Geburt, aber mit Sünde behaftet.
Darum musste man sich im Judentum ständig rituell reinigen. Diese Waschungen weisen auf die Reinigung hin, die Gott uns gibt, wenn wir unsere Schuld bekennen.
Diese Lehre von den Waschungen war Basis, um das Evangelium zu verstehen. Sie war Vorbereitung.
Viertens: Die Händeauflegung.
In 3. Mose 1,4 wird gesagt, wenn man ein Brandopfer bringt, muss man die Hände auf das Opfer legen, auf den Kopf des Opfers. Samach bedeutet nicht nur leichtes Auflegen, sondern wirklich stützen, das Gewicht der eigenen Person auf das Tier abstützen.
Beim Brandopfer, das zur Herrlichkeit Gottes dargebracht wird, wird symbolisch das Wohlgefallen des Tieres auf den Sünder übertragen.
Beim Sündopfer musste man ebenfalls Hände auflegen, hier wurde die Sündhaftigkeit auf das unschuldige Tier übertragen. So wird getauscht.
Das Händeauflegen war im Judentum eine wichtige Vorbereitung, wenn der Messias kommt. Wir müssen uns mit ihm identifizieren und sagen können: Der Messias, Jesus, ist für meine Sünden am Kreuz gestorben.
Das bedeutet Hände auflegen.
Weiter heißt es in 2. Korinther 2: „Wir sind Gott ein Wohlgeruch Christi.“ Seine Herrlichkeit wird uns zugerechnet, wenn wir uns in der Bekehrung mit ihm eins machen.
Handauflegung erklärt, was echte Bekehrung ist: Man muss sich mit dem Herrn Jesus eins machen.
Ich habe einmal einen Mann gefragt: Glauben Sie, dass Jesus Christus für Sie gestorben ist? Er antwortete immer nur: Er ist für alle gestorben. Ich hakte nach: Glauben Sie, dass er für Sie, für Ihre Sünden gestorben ist? Er wiederholte: Er ist für alle gestorben. Er konnte sich nicht identifizieren und sagen: Jesus ist für mich gestorben. Er war nicht bekehrt.
Handauflegung bedeutet diese Identifikation.
Fünftens: Die Totenauferstehung.
Das ist eine grundlegende Lehre schon im Alten Testament.
Hiob 19,25 sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als Letzter wird er auf der Erde stehen. Und wenn meine Haut zerstört ist, werde ich Gott aus meinem Fleisch schauen.“
Hiob glaubte, dass er sterben würde, aber wieder einen Körper bekommen und Gott sehen würde. Das ist der Glaube an die Auferstehung im Alten Testament.
Jesaja 26,19 spricht von den Schatten, die auferstehen werden.
Daniel 12,2 sagt von denen, die im Staub schlafen: „Sie werden auferstehen zum ewigen Leben, andere zur ewigen Abscheu.“
Totenauferstehung ist ein Basisthema, ebenso das ewige Gericht.
Daniel 12,2 sagt auch, dass die Verlorenen auferstehen zur ewigen Abscheu.
Gläubige werden auferstehen mit einem Körper der Herrlichkeit, sagt 1. Korinther 15. Alles perfekt, keine Flecken, alles harmonisch.
Das ewige Gericht gehört dazu.
Im Judentum sollen wir diese Lehre nicht verlassen, sagt Paulus.
Vers 3: „Und dies werden wir tun, sofern Gott es erlaubt.“
Jetzt machen wir eine halbe Stunde Pause.
Wir fahren weiter in Hebräer 6, Vers 3: Nachdem erklärt wurde, wir sollen das Wort des Alten Testaments, das auf den Messias hinweist, als Fundament stehen lassen – das muss man nach vielen Jahren des Glaubenslebens kennen – bauen wir nun darauf auf.
Vers 3 sagt: „Dies werden wir tun, sofern Gott es erlaubt.“
Im Skript habe ich dazu geschrieben: Wachstum erfordert unser Wollen und Gottes Wirken.
Es sind zwei Dinge, die es braucht. Wenn wir nicht wollen, im Glauben weiterzukommen, wird Gott uns nicht zwingen.
Es ist das Zusammenkommen von unserem Willen und Wunsch, weiterzukommen, und Gottes Erlaubnis, Wachstum zu schenken.
Jetzt kommt ein sehr ernstes Wort.
Wir sind hier bei Einschub drei, ab Vers 11 in Kapitel 5.
Hier wird gewarnt, dass es die Möglichkeit eines definitiven Abfalls vom Christentum gibt.
Ich zitiere:
„Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.“
„Denn das Land, das den häufig darauf kommenden Regen trinkt und nützliches Kraut hervorbringt, für diejenigen, deren Wille es auch bebaut wird, empfängt Segen von Gott. Wenn es aber Dornen und Disteln hervorbringt, so ist es unbewehrt und dem Fluch nahe, und sein Ende ist die Verbrennung.“
Hier wird über einen definitiven Abfall vom Glauben gesprochen, von dem es keine Rückkehr mehr gibt.
Im nächsten Vers sagt Paulus zu diesen messianischen Juden: „Wir sind aber in Bezug auf euch Geliebte von besseren und mit der Errettung verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch so reden.“
Wenn wir Vers 9 vorwegnehmen, so habe ich im Skript geschrieben: Paulus muss von diesen Dingen sprechen, um grundsätzlich zu warnen, obwohl er überzeugt war, dass es bei den Hebräern gut kommt.
Aber es gab Gründe zur Sorge, dass manche noch nicht wirklich zur Bekehrung durchgedrungen waren.
Für sie bestand die Gefahr, sich eines Tages völlig zu verhärten und bewusst den Messias Jesus zu verwerfen.
Ganz wichtig: Im Hebräerbrief, wenn über Abfall gesprochen wird, geht es nicht um wiedergeborene Gläubige, sondern um solche, die sich zum Glauben an Jesus bekannt haben, aber noch nicht wirklich errettet sind.
Der Hebräerbrief war ein Rundschreiben an Juden, die sich zu Jesus bekannten, ähnlich wie der Erste und Zweite Petrusbrief an Juden in verschiedenen Provinzen der heutigen Türkei.
Im 2. Petrusbrief wird erwähnt, dass Paulus ihnen einen Brief geschrieben hat, in dem er die Langmut Gottes als Chance für Errettung betont.
Das ist genau das Thema des Hebräerbriefs.
2. Petrus 3 sagt, dass dieser Brief von Paulus zu den Heiligen Schriften gehört.
Das passt alles auf den Hebräerbrief.
Dort wird zusammengefasst: Paulus hat geschrieben und betont, die Langmut Gottes als Chance zur Errettung zu betrachten.
Es sind zweifelhafte Personen angesprochen, von denen nicht klar ist, ob sie wirklich bekehrt sind oder nur äußerliche Bekenner.
Wichtig: Wenn hier über Abfall gesprochen wird, werden verschiedene Kennzeichen genannt. Keines dieser Kennzeichen ist ein eindeutiges Zeichen für wiedergeborene Gläubige.
Hier steht nichts von Kindern Gottes oder Söhnen Gottes. Auch nichts von Auserwählten.
Wahre Gläubige werden als Auserwählte bezeichnet.
Hier heißt es:
Erstens: Diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind.
Zweitens: Die himmlische Gabe geschmeckt haben.
Drittens: Teilhaftig Heiligen Geistes geworden sind.
Viertens: Das gute Wort Gottes geschmeckt haben.
Fünftens: Die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben.
Zum ersten Punkt: Erleuchtet sein bedeutet, dass jemand vom Heiligen Geist, vom Wort Gottes, vom Evangelium erleuchtet wurde. Das heißt, ihm ist alles klar geworden.
Erleuchtet zu sein heißt nicht automatisch, dass man bekehrt und wiedergeboren ist.
Jesus kündigte in Johannes 16 an, dass der Heilige Geist die Welt überführen wird von Sünde.
Überführen bedeutet, wie ein Richter den Angeklagten von Schuld überzeugt.
Der Heilige Geist erleuchtet zuerst einen Menschen, damit er sich überhaupt bekehren kann.
Ohne Erleuchtung kann man sich nicht bekehren, denn man fragt: Was ist Sünde?
Zweitens: Die himmlische Gabe geschmeckt haben.
Hier ist wichtig, dass das Wort „schmecken“ gebraucht wird und nicht „essen“.
In Johannes 6 sagt Jesus, wie wichtig es ist, das Brot des Lebens zu essen.
Johannes 6,51: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit.“
„Schmecken“ bedeutet, einen Vorgeschmack bekommen, aber nicht den ganzen Akt des Essens vollziehen.
Jesus sagt: Man muss dieses Brot essen, also den Akt vollziehen, um ewiges Leben zu haben.
Hier im Hebräerbrief sagen sie, sie haben die himmlische Gabe geschmeckt, also einen Begriff von der himmlischen Herrlichkeit bekommen, aber nicht mehr.
Als kleiner Exkurs: Johannes 6,54 sagt Jesus: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben. Ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“
Hier wird auf Griechisch eine andere Zeitform benutzt: Durativ, also immer wieder.
Jesus spricht von einem, der wiedergeboren ist und sich ständig von seinem Erlöser ernährt.
Er liest das Wort Gottes und lebt aus der Liebe Jesu.
Er hat ewiges Leben als gegenwärtigen Besitz.
Johannes 3,16 sagt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Das ist Präsenz, ein gegenwärtiger Besitz.
Vers 51 spricht vom einmaligen Akt der Bekehrung.
Hier im Hebräerbrief haben sie nur geschmeckt.
Drittens: Teilhaftig Heiligen Geistes geworden.
Man könnte denken, das ist ein echter Gläubiger, denn bei der Bekehrung bekommt man den Heiligen Geist.
Epheser 1,13-14 sagt: Ihr seid, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.
Hier steht aber nicht „versiegelt“ oder „der Heilige Geist wohnt in ihm“, sondern nur „teilhaftig Heiligen Geistes“.
Außerdem steht hier nicht mit bestimmtem Artikel „des Heiligen Geistes“, sondern nur „Heiligen Geistes“.
In der Elberfelder und anderen Übersetzungen sieht man, dass der Artikel klein gedruckt ist, weil er im Griechischen fehlt und nur aus Gründen des besseren Deutschen ergänzt wurde.
Das bedeutet, es ist nicht „des Heiligen Geistes“, sondern „Heiligen Geistes“ teilhaftig.
Der Unterschied: Mit Artikel betont man die Person des Heiligen Geistes. Gott ist eine Person von Ewigkeit her.
Ohne Artikel liegt die Betonung auf dem Wirken, der Kraft des Heiligen Geistes.
Hier wird gesagt, sie haben von dem Wirken des Heiligen Geistes profitiert.
Johannes 16,8 sagt: Der Heilige Geist überführt die Welt von Sünde.
Wenn ein Mensch das erfährt, ist er teilhaftig Heiligen Geistes geworden, hat von seiner Wirksamkeit profitiert.
Im Skript habe ich geschrieben: Hier steht nicht koinonos, was innere starke Gemeinschaft bedeutet, sondern metochos, was Anteil haben heißt.
Das unterstreicht, dass jemand von der Wirkung des Heiligen Geistes profitiert hat, aber nicht innerlich Gemeinschaft mit ihm hat.
Viertens: Das gute Wort Gottes geschmeckt.
Das heißt, jemand hat die Bibel als wunderbar erlebt, so wie Leute, die noch nicht bekehrt sind und sagen: Die Bibel ist fantastisch.
Man nimmt das Wort Gottes mit Freude auf.
Aber Achtung, das ist noch keine Bekehrung.
Im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld in Lukas 8 sagt Jesus, der Same ist das Wort Gottes.
Der Same fällt auf gute Erde, aber auch auf steinigen Boden, unter Dornen und auf harten Weg.
Die gute Erde bringt Wurzeln und Frucht, symbolisiert Menschen, die wirklich zum Glauben kommen und wiedergeboren sind.
Die steinige Erde sind solche, die das Wort mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben.
Lukas 8,13: „Die aber auf dem Felsen sind, sind diejenigen, die das Wort mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben, für eine Zeit glauben und in der Versuchung abfallen.“
Hier haben wir das Wort Abfall.
Aber das gilt nicht für die guten Erde, sondern für die steinige.
Sie nehmen das Wort mit Freuden auf und glauben, sagen: Natürlich ist die Bibel Gottes Wort.
Das heißt nicht, dass sie wiedergeboren sind.
Sie glauben für eine Zeit, erreichen das Ziel nicht und fallen ab.
Das ist das Problem derer, die in Hebräer 6 angesprochen werden: Sie haben nur geschmeckt und sind in Gefahr, definitiv abzufallen.
Fünftens: Die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt.
Das heißt, sie haben erkannt, wie wunderbar Gottes Wort ist und wie beweiskräftig die Zeichen und Wunder der Apostel sind.
Der Hebräerbrief, geschrieben im ersten Jahrhundert, um 62, kann auf 30 Jahre Apostelgeschichte zurückblicken.
Von Apostelgeschichte 2, Pfingsten 32, bis Paulus in Rom 62.
In diesen 30 Jahren haben die Apostel und wenige andere Christen Zeichen und Wunder getan.
Namentlich werden nur drei Christen erwähnt, die keine Apostel waren und Zeichen und Wunder taten: Stephanus, Philippus der Evangelist und Barnabas.
Das war etwas Besonderes.
Die Apostel mussten durch Zeichen und Wunder bestätigt sein.
2. Korinther 12,12: Paulus fragt: „Habe ich nicht die Zeichen des Apostels vollbracht?“
Ein echter Apostel musste durch Zeichen, Wunder und mächtige Taten ausgewiesen sein.
Jesus hatte in Markus 16 angekündigt, dass solche Zeichen denen folgen, die glauben.
Nicht nur die erste Apostelgeneration, sondern auch die Folgegeneration tat Zeichen und Wunder.
Diese Zeichen waren wichtig, um zu bestätigen, dass die Apostel keine Irrlehre verbreiteten, sondern Gottes Wahrheit.
Darum mussten sie durch diese Zeichen bestätigt werden.
Warum war das ein Problem? Weil die Apostel Geheimnisse des Neuen Testaments offenbarten, besonders über die Gemeinde.
Epheser 3 sagt, Geheimnisse sind Wahrheiten, die Gott von Ewigkeit verbarg und erst jetzt offenbart.
Im Alten Testament findet man keine Prophetie über den Leib Christi, bestehend aus gläubigen Juden und Heiden zusammen.
Das war ein Geheimnis.
Die Juden konnten sagen, das ist Irrlehre, kein Hinweis im Alten Testament.
Aber die Zeichen und Wunder bestätigten, dass es von Gott ist.
Jesus vollbrachte viele Zeichen und Wunder, um sich als Messias zu beweisen.
Früher sagten die Rabbiner, er könne nicht der Messias sein, weil er gegen die Halacha sprach.
Jesus stellte sich gegen die rabbinische Auslegung, aber er war durch Zeichen und Wunder ausgewiesen.
Zum Beispiel heilte er Aussätzige, was seit Mose nicht mehr geschehen war.
Er öffnete die Augen eines Blindgeborenen, den man nie zuvor geheilt hatte.
Er erweckte Lazarus von den Toten.
Diese Zeichen und Wunder waren wichtig, um ihn als Messias zu bestätigen.
Gott wirkte nicht ständig Zeichen und Wunder als Normalität.
Von Adam bis zur Sintflut tat niemand Zeichen und Wunder.
Auch Abraham nicht.
Erst Mose tat Zeichen und Wunder, um die ersten fünf Bücher Mose und das Buch Hiob zu bestätigen.
Dann Elija und Elisa, um die Propheten des Alten Testaments zu bestätigen.
Nach ihnen war es nicht mehr üblich, Zeichen und Wunder zu tun.
Als Jesus kam, tat er Zeichen und Wunder, um die Tora und die Propheten zu bestätigen und das Kommen des Messias.
Er setzte die Apostel ein, die nochmals bestätigt werden mussten.
Man darf nicht meinen, dass Zeichen und Wunder heute Spitäler und Ärzte überflüssig machen.
Paulus riet Timotheus wegen seines Magenleidens, etwas Wein zu trinken, nicht nur Wasser.
Im Alten Orient war Wasser nicht so rein wie heute.
Timotheus hatte Alkoholprobleme und trank nur Wasser.
Paulus sagte: Nimm ein wenig Wein.
Er sagte nicht, viel Wein zu trinken, das verbietet die Bibel.
Welcher Gläubige wurde im Neuen Testament durch Zeichen und Wunder geheilt? Keiner.
Es waren immer Ungläubige.
Paulus betete dreimal, dass sein Leiden aufhöre, aber es wurde nicht geheilt.
Diese Zeichen und Wunder sollten zeigen, dass Jesus der Messias ist.
Das messianische Königreich mit Frieden auf Erden ist noch nicht gekommen, aber Jesus ist der Messias.
Das wird später erfüllt, wenn er wiederkommt.
Jesaja 35 beschreibt das tausendjährige Friedensreich, in dem alle gesund werden.
Diese Zeichen und Wunder waren ein Vorgeschmack darauf.
Darum werden sie hier genannt: die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters.
Das zukünftige Zeitalter ist ein rabbinischer Ausdruck für das tausendjährige Friedensreich.
Die Rabbiner sprechen von Ha'olam Hazä, dem jetzigen Zeitalter, und Ha'olam Haba, dem kommenden Zeitalter, wenn der Messias herrscht.
Das Neue Testament übernimmt diese Begriffe.
Paulus sagt in Epheser 1,21, dass Jesus über jedem Namen erhöht ist, in diesem und im zukünftigen Zeitalter.
Matthäus 12 benutzt denselben Ausdruck.
Wenn hier in Hebräer 6 von den Wunderwerken des zukünftigen Zeitalters die Rede ist, sind das die Zeichen, die ein Vorgeschmack auf das tausendjährige Friedensreich geben.
Die Gläubigen von 32 bis 62 haben diese Wunder erlebt und geschmeckt.
Sie haben nur geschmeckt.
Übrigens: In Hebräer 2 heißt es, Jesus habe den Tod geschmeckt.
Das bedeutet, er hat den Tod in seiner ganzen Bitterkeit erfahren.
Wenn ich esse, achte ich darauf, zuerst zu schmecken, dann zu essen.
Es gibt Menschen, die essen nur, um satt zu werden, ohne Genuss.
Ich habe einmal mit einem Mann aus einem Minderheitenvolk in Thailand gegessen, die Lahu, die Reis essen, aber ohne Genuss.
Das ist traurig.
Die Bibel sagt im Prediger 2: Wer kann genießen ohne Gott?
Genuss ohne Dankbarkeit führt leicht zu Maßlosigkeit.
Wenn man aber ein gutes Essen genießt und Gott dankt, ist das richtig.
Jesus hat den Tod geschmeckt, in aller Bitterkeit.
Hier geht es darum, dass sie das Wort Gottes geschmeckt haben, die Wunderwerke und die himmlische Gabe geschmeckt, im Gegensatz zu Johannes 6, wo es ums Essen geht.
Vers 6: Und abgefallen sind, es ist unmöglich, sie wieder zur Buße zu erneuern, da sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen.
Sie fallen ab und sagen, Jesus Christus war nicht der Messias, sondern ein Verführer, der gekreuzigt wurde.
Sie lästern ihn und stellen ihn zur Schau.
Das sind solche, die sich bewusst von der Wahrheit abwenden.
Das ist vergleichbar mit Matthäus 12, wo Jesus über die Lästerung des Geistes spricht.
Er heilte einen stummen Besessenen.
Das Volk sagte: „Das ist doch nicht der Sohn Davids!“
Die Rabbiner lehrten, man müsse den Dämon beim Namen nennen, um ihn austreiben zu können.
Aber was, wenn der Dämon stumm ist? Keine Chance.
Jesus heilte einen stummen und blinden Besessenen.
Das Volk sagte, das sei nicht der Sohn Davids.
Die Pharisäer sagten, Jesus treibe durch den Teufel aus.
Sie wussten es besser, waren aber bewusst verblendet und lehnten Jesus ab.
Das sind die, die in Hebräer 6 gemeint sind: Menschen, die bewusst Jesus Christus verwerfen, obwohl sie ihn erkannt haben.
Was macht man mit Gläubigen, die denken, sie gehören zu dieser Gruppe?
Ich erinnere mich, dass ich einmal fragte, ob sie Reue empfunden haben über ihre Sünden.
Wenn ja, dann sind sie nicht gemeint.
Denn hier steht, dass die, die gemeint sind, keine Reue empfinden können.
Wer Reue empfindet und zum Herrn zurückkehren möchte, ist nicht gemeint.
Johannes 6,37 sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Niemand kann von sich aus Buße tun.
Römer 3,10 sagt: „Da ist keiner, der Gott sucht.“
Wenn jemand Gott sucht, wirkt der Heilige Geist in ihm.
Die hier in Hebräer 6 gemeinten, die endgültig den Herrn verwerfen, werden nicht gezogen.
Man kann mit Logik jemanden aus der Klinik holen, aber man muss es mehrmals erklären.
Man sagt: „Das ist nicht dein Fall, du hast Reue empfunden, du willst zurück.“
Das ist das Problem derjenigen, die fast bekehrt sind, aber nicht durchdringen.
Der Hebräerbrief sagt immer wieder: Wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!
2. Petrus 3 sagt, Paulus hat geschrieben, dass ihr die Langmut Gottes als Gelegenheit zur Errettung betrachten sollt.
Vers 7: „Denn das Land, das den häufig darauf kommenden Regen trinkt und nützliches Kraut hervorbringt, für diejenigen, deren Wille es auch bebaut wird, empfängt Segen von Gott.“
Ein gutes Stück Land bringt hilfreiches Gemüse und Getreide hervor und empfängt Gottes Segen.
Vers 8: „Wenn es aber Dornen und Disteln hervorbringt, so ist es unbewehrt und dem Fluch nahe, und sein Ende ist die Verbrennung.“
Dieses Landstück kann man vergessen und verbrennen.
Das meint solche, die den Herrn endgültig verwerfen.
Vers 9: Paulus sagt, er ist überzeugt, dass es bei den Hebräern nicht so ist.
Man muss davon sprechen, um zu warnen.
Es gibt die Möglichkeit, dass Menschen äußerlich zum Glauben kommen, fast bekehrt sind, aber dann alles verwerfen und nie zurückkehren.
Man muss wissen, dass es dieses Phänomen gibt.
Wir müssen nicht die Diagnose stellen, aber wissen, dass es solche Fälle geben kann.
Die, die reuig sind und denken, sie hätten gesündigt, sind nicht gemeint.
Die müssen wir um jeden Preis herausholen, wie Abraham mit dem Schwert Lot aus der Gefangenschaft geholt hat (1. Mose 14).
Vers 10: „Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient.“
Paulus sieht, wie viel Gutes unter den messianischen Juden getan wird.
Diese Hingabe und Liebe sind Beweise echter Bekehrung.
Fast bekehrt ist nicht bekehrt, das können wir hier lernen.
Vers 11: „Wir wünschen aber sehr, dass jeder von euch denselben Fleiß beweise zur vollen Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende.“
Das ist der Wunsch des Schreibers: Jeder soll Energie zeigen, sich ganz dem Herrn übergeben und zur richtigen Heilsgewissheit kommen.
Er soll bis zum Ende dranbleiben.
„Damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißung erben.“
Es gibt schöne Beispiele von Menschen, die im Glauben drangeblieben sind und geduldig warteten, bis Gott seine Verheißung erfüllte.
Ein Beispiel: Abraham.
Vers 13: „Denn als Gott dem Abraham die Verheißung gab, schwur er, weil er bei keinem Größeren zu schwören hatte, bei sich selbst, und sprach: Wahrlich, reichlich werde ich dich segnen und sehr werde ich dich mehren!“
Abraham glaubte der Verheißung Gottes.
Gott gab sogar einen Schwur dazu.
Gott muss nicht schwören; was er sagt, ist immer wahr.
Aber in 1. Mose 22 schwört Gott Abraham.
Warum? Das wird gleich erklärt.
Abraham musste 25 Jahre warten, bis Isaak geboren wurde.
Das war eine Glaubensprüfung.
Aber der Glaube blieb bis zum Schluss.
Das zeigt, dass Abraham ein echter Gläubiger war.
Vers 17: „Worin Gott, da er dem Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses überreichlicher beweisen wollte, sich mit einem Eid verbürgte.“
Gott wollte Abraham klarmachen, dass die Verheißung wirklich kommt.
Darum unterstrich er sie mit einem Schwur.
Vers 18: „Damit wir durch zwei unwandelbare Dinge, durch das Wort Gottes und den Schwur, einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung.“
Gott kann nicht lügen.
Man muss erklären: Gott ist allmächtig, aber er kann nicht lügen.
Es gibt biblische Aussagen, dass Gott nicht lügen kann und sich selbst nicht verleugnet (2. Timotheus 2).
Gott kann alles tun, was er will, aber nie lügen.
Der Koran lügt, aber der Gott der Bibel nicht.
Durch sein Wort und den Schwur zeigt Gott uns, dass seine Zusagen sicher sind.
Darum sollen wir bis zum Schluss an diesem Glauben festhalten.
Wir haben Zuflucht genommen zur Hoffnung vor uns.
Unsere Hoffnung liegt im Himmel.
Diese Hoffnung ist ein sicherer und fester Anker der Seele.
Dieser Anker geht hinein in das Innere des Vorhangs – ins Allerheiligste –, wohin Jesus als Vorläufer hineingegangen ist.
Er ist hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks.
Was heißt das?
Wir haben die feste Hoffnung, einmal in die himmlische Herrlichkeit einzugehen.
Wir gehen durch Schwierigkeiten, halten im Glauben fest und werden einmal im Himmel sein.
Jesus ist schon dort, als Mensch in den Himmel gegangen, vor den Thron Gottes, ins Allerheiligste.
Er hat sich zur Rechten Gottes gesetzt.
Wir haben diese Hoffnung als sicheren und festen Anker.
Der Anker stammt aus der Schifffahrt.
Wie kann man Schifffahrt und Priestertum verbinden?
Hier wird das gemacht.
Der Anker geht in das Innere des Vorhangs.
Das kleine Schiffchen, der Vorläufer (Prodomos), ging in der alten Welt bei gefährlichen Häfen mit Klippen und Untiefen voraus, um den Anker eines großen Schiffes in Empfang zu nehmen.
Das kleine Schiffchen kennt sich aus und zieht das große Schiff sicher in den Hafen.
Jesus ist vorausgegangen im Himmel und hält uns mit unserem Anker fest.
Er zieht uns ins himmlische Heiligtum.
Wir erreichen das Ziel.
Wir könnten es nicht alleine, wir würden an den Klippen zerschellen.
Jesus gibt die Garantie, dass wahre Gläubige nicht abfallen, sondern das Ziel erreichen.
Das ist eine Anspielung auf einen Brauch im Judentum.
Am Jom Kippur wurde dem Hohenpriester ein Seil am Bein angebracht.
Man hatte Angst, dass der Hohepriester im Allerheiligsten sterben könnte, wenn das Opfer unwürdig war.
Man musste ihn im Todesfall herausziehen können.
Nur der Hohepriester durfte am Jom Kippur hineingehen.
Das Seil diente zur Evakuierung.
Man hielt Kontakt, indem man das Seil bewegte.
Die Stelle steht im Sefer Zohar, Parchat Achareimot 67 A und Parchat Emor 102 A.
Das ist keine erfundene Geschichte.
Quellen und Fußnoten sind wichtig, um Behauptungen zu überprüfen.
Für sterbliche Hohepriester musste man Angst haben, dass man sie herausziehen musste.
Jesus aber ist hineingegangen, um uns zu sichern und ins himmlische Ziel zu bringen.
Er gibt uns die Garantie.
Wenn wir uns wirklich bekehrt haben und nicht nur geschmeckt und teilhaftig geworden sind, wenn wir Jesus als unseren Retter angenommen und unser Leben übergeben haben, dürfen wir wissen: Er bringt uns ans Ziel.
Wir haben einen Anker der Seele.
Jesus hat diesen Anker ergriffen, ist schon am Ziel und zieht uns hin.
Jetzt habe ich wieder zu viel versprochen.
Kapitel 7 dann für ein nächstes Mal.