Das Gesetz des Messias im Vergleich zur Tora des Sinai
Wir haben vor der Pause etwas über das Gesetz des Messias gehört, Torato Schelmaschiach, das Gesetz des Christus. Im Judentum wurde erwartet, dass der Messias eine neue Tora bringt, die sich von der Tora unterscheidet, die er Israel am Sinai gegeben hat. Genau das ist geschehen.
Im Neuen Testament finden wir viele Gebote, die sich an die Gemeinde richten. Es sind Hunderte von Geboten. Im Judentum ist man stolz darauf, dass die Gebote in der Tora systematisch geordnet und auf 613 festgelegt sind. Doch ich muss sagen, im Neuen Testament gibt es noch viel mehr.
Ein Beispiel: Man nehme den ersten Timotheusbrief und markiere alle Befehlsformen, also die Imperative. Ohne Mühe findet man etwa dreißig Gebote in diesem kurzen Brief. Im zweiten Timotheusbrief markiert man ebenfalls alle Imperative und findet wieder mehr als dreißig Gebote. Das sind schon grob gesagt sechzig.
Nimmt man noch den Titusbrief hinzu, findet man nochmals etwa dreißig Gebote. Damit sind wir bei ungefähr neunzig Geboten. Geht man dann zu den längeren Briefen, wie dem Römerbrief, dem ersten und zweiten Korintherbrief, kommen wir auf viel mehr als 613 Gebote.
Ein deutlicher Unterschied fällt sofort ins Auge: In der Tora vom Sinai heißt es oft „Du sollst“, „Du sollst nicht“ und Ähnliches. Im Neuen Testament hingegen finden wir Formulierungen wie: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt hat.“ Direkte Imperative sind charakteristisch. Es heißt nicht: „Ihr Männer, ihr sollt eure Frauen lieben“, sondern: „Liebt eure Frauen.“
Was bedeutet dieser Unterschied in der Sprache? Sehr viel. Die Tora richtete sich an Israel nach dem Fleische, also an ein irdisches Volk Gottes. Ein großer Teil dieses Volkes war, als es aus Ägypten auszog, gar nicht wirklich bekehrt oder gläubig. Wir sehen auch die großen Probleme von Rebellion und Ungehorsam in der Wüste.
Das Gesetz von Sinai richtet sich an eine große Zahl von Menschen, die gar nicht bekehrt sind. Trotzdem soll die Tora das normale Zusammenleben eines solchen Volkes regeln. Deshalb gehen manche Gesetze von einer Situation aus, die nicht ideal ist. Dann wird erklärt: Wenn das so und so ist, muss so und so gehandelt werden.
Gott geht bei diesem irdischen Volk von einem Volk aus, bei dem ein großer Teil nicht erneuert ist durch lebendigen Glauben. Die Erwartungen sind daher niedriger gesteckt.
Anders ist es bei der Gemeinde. Hier geht Gott von wahren Gläubigen aus, die wiedergeboren sind und das neue Leben haben. Sie können mit Paulus sagen: „Christus lebt in mir“ (Galater 2,20). Es ist ein Volk, bei dem jeder einzelne den Heiligen Geist als Kraft besitzt, um im Geist zu leben.
Darum sind die Anforderungen viel höher. Es heißt nicht nur: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Ich habe schon manche Ehen gesehen, die nicht gebrochen wurden, aber auch nicht besonders schön waren. Das ist etwas ganz anderes.
Im Neuen Testament heißt es: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Das ist völlig anders.
So gibt es zwar viele Übereinstimmungen zwischen dem Gesetz von Sinai und dem Gesetz des Christus, aber sie werden anders formuliert. In der Regel sind sie direkt mit einem Imperativ formuliert, wie ich es erklärt habe. Denn hier wird erwartet, dass diese Menschen durch die Kraft des Heiligen Geistes und durch das neue Leben das auch umsetzen können.
Unterschiede und Übereinstimmungen zwischen Sinai-Gesetz und Gesetz des Christus
Dann ist jedoch zu beachten, dass es neben den Übereinstimmungen auch Unterschiede gibt. Es gibt Dinge, die im Gesetz vom Sinai gegolten haben, die man im Gesetz des Christus nicht mehr findet.
Darum habe ich keine Ziziot, wie die Orthodoxen in Israel. Am Anzug hätte ich da noch diese Fäden. Warum nicht?
Ja, weil die Ziziot, diese Gedenkfäden nach 4. Mose 15, zum Torah vom Sinai gehören. Im Gesetz des Christus wird das nicht gefordert.
Dann gibt es noch viele andere Unterschiede. Zum Beispiel könnte bei mir manchmal jemand feststellen, dass ich zwei verschiedene Stoffe trage. Ja, das stimmt, aber gemäß der Torah vom Sinai, unter der ich nicht stehe! Dort wird verlangt, keine zwei verschiedenen Stoffe zu tragen.
Und, und, und, und, und, ja, auch zum Beispiel in den Zehn Geboten gibt es das Gebot: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn beobachtest.“ Dieses Gebot wird im Gesetz des Christus nirgends wiederholt. Nirgends wird gesagt: „Brüder, haltet den Sabbatt ein!“
Ja, weil das eben zum Gesetz von Sinai gehörte und nach 2. Mose 31, letztem Abschnitt, das Zeichen des Bundes mit den Kindern Israel war – nicht mit den anderen Völkern, nur mit Israel. Und es gehört auch nicht zu der Beziehung des Messias zur Gemeinde. Darum haben wir das nicht.
Paulus sagt in Kolosser 2: „Niemand soll euch verurteilen im Blick auf Sabbate.“
Ja, so sind die Unterschiede. Aber jetzt, hier gerade in Epheser 6, haben wir ein Beispiel, wie es viele Übereinstimmungen gibt zwischen dem Gesetz des Christus und dem Gesetz vom Sinai. Da steht: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht! Und jetzt: Ehre deinen Vater und deine Mutter, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, damit es dir wohl ergehe und du lange lebst auf der Erde.“
Das Zitat hier aus 2. Mose 20 sagt nicht, dass die Gemeinde unter den Zehn Geboten steht, sondern seht ihr, das Gesetz des Christus stimmt auch da ganz genau überein mit dem Gesetz vom Sinai.
Aber es gibt Unterschiede. Darum ist es ganz wichtig: Man sollte nicht von der Tora her argumentieren, was Christen, die zur Gemeinde gehören, tun sollen. Man soll vom Neuen Testament her argumentieren und dann zeigen, dass das und das auch schon im Gesetz so und so gesagt wurde.
Das macht der Apostel Paulus in seinen Briefen auch wiederholt, ohne dass die Gemeinde unter das Gesetz von Sinai gestellt wird. Sie steht unter dem Gesetz des Christus.
Zum Beispiel steht im Gesetz: „Du sollst nicht stehlen.“ Im Epheserbrief hatten wir doch gelesen, in Kapitel 4, Vers 28: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr.“
Und dann geht es noch weiter: „Sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er den Bedürftigen etwas zu geben habe.“
Ach so, einfach nicht stehlen, sondern sogar noch arbeiten, um dort, wo es gut und richtig ist, etwas einsetzen zu können. Das ist viel höher! Aber es stimmt auch da wieder überein.
Praktische Anwendung der Gebote in Familie und Gesellschaft
Und nun wird erklärt, wie erhaben es ist, dass schon in der Tora Vater und Mutter zu ehren war. Dies war sogar ausdrücklich für das irdische Volk Gottes verbunden mit einer Verheißung: länger auf dieser Erde leben zu können.
Das bedeutet jedoch nicht im Neuen Testament, dass man bei Gehorsam gegenüber den Eltern automatisch erwarten kann, lange zu leben. Das kann so sein, muss aber nicht. Es wird einfach gezeigt, wie erhaben das Gebot schon in der Tora war, mit einer ganz speziellen Verheißung für irdischen Segen.
Übrigens steht hier wirklich „ihr Kinder“. Und das Wort „Kinder“ meint Kinder. Es ist also nicht so, dass Eltern ihren Kindern oder ehemals ihren Kindern im Alter von 30 oder 47 Jahren sagen, was sie tun müssen. Wie war das in 1. Mose 2? Dort heißt es, man soll Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen.
Aber wie ist es für diejenigen, die ledig geblieben sind? Der Herr Jesus hat das an der Hochzeit von Kana gezeigt. Er war etwa dreißig Jahre alt. Es gab zu wenig Wein. Maria, seine Mutter, kommt und sagt: „Sie haben keinen Wein.“ Das war ein Befehl. Man kann mit einer Aussage auch einen Befehl ausdrücken.
Ich habe das selbst schon bei einem Kind zuhause erlebt: Es sitzt am Tisch und sagt „Zasse!“. Dann war klar, was die Erwartung war. Es ist zwar kein direkter Befehl, aber Maria sagt nur, dass kein Wein da ist – und das war dennoch eine Aufforderung. Der Herr reagiert darauf, indem er auf Distanz geht und sagt: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?“ Das ist vergleichbar mit dem französischen „Madame“. Auf Hebräisch wäre das „Gweret“ oder „Gwertie“, was sehr höflich ist. Aber ich muss sagen, meiner Mutter habe ich normalerweise nicht „Madame“ gesagt, auch wenn ich mit ihr Französisch gesprochen habe.
Der Herr hat hier gezeigt, dass eine Mutter einem dreißigjährigen Sohn nicht mehr sagen muss, was er tun soll. Aber er hat sofort akzeptiert, was gesagt wurde: „Was irgend ihr euch sagt, gebietet mag, tut es.“ Und weil der Herr vom Vater den Auftrag bekam, verwandelte er Wasser in Wein.
Man muss also einen Unterschied machen zwischen Kindern und Erwachsenen, Nachkommen.
In Vers 4, Epheser 6, Vers 4, heißt es: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“ Auch hier haben wir ein ganz direktes Gebot des Gesetzes des Christus. Ich habe auf dem Blatt notiert: „Väter dürfen ihre von Gott gegebene Autorität nicht missbrauchen und ihre Kinder nicht zum Zorn reizen.“
Man kann sich fragen, warum nicht steht: „Ihr Mütter reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“ Die Erfahrung zeigt, dass es auch nicht oft vorkommt, dass Mütter das tun. Natürlich können sie es, aber die Gefahr ist bei den Vätern größer. Das zeigt auch, wie schnell es geschieht, dass man Autorität falsch einsetzt und als Vater sagen muss: „Das war falsch.“
Es ist dann auch wichtig, dass sich ein Vater bei seinen Kindern entschuldigen kann. Es gibt Väter, die entschuldigen sich nie bei ihren Kindern, und das ist nicht gut. Dabei verliert man nicht die Autorität als Eltern, wenn man sagt: „Das war nicht richtig, und es tut mir leid.“
Wie ist es nun mit den Müttern? Es steht ja nur von Vätern. Ein gutes Beispiel für das Lesen des Neuen Testaments ist, dass man genau liest, was dort steht. Hier steht: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“ Aber jedes Gebot im Neuen Testament hat auch eine moralische Kraft, die weitergeht.
Mütter müssen sich also klar sagen: „Der Vater darf das nicht, ich darf das auch nicht.“ Gut, die Gefahr ist für mich als Mutter vielleicht geringer, aber ich dürfte es auch nicht. Ein Bruder dieses Kindes müsste sich sagen: „Natürlich steht das von den Vätern, aber ich als Bruder darf meinen Bruder auch nicht zum Zorn reizen.“ Das ist die moralische Anwendung eines Gebots.
Ein anderes Beispiel: 1. Timotheus 2 sagt als notwendiges Gebot des Gesetzes des Christus, dass Frauen sich züchtig kleiden sollen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Männer enge Hosen tragen dürfen, ohne dass das als unsinnig gilt.
Es steht zwar nur für Frauen, was auch seinen Grund hat. Aber auch bei Männern ist die Gefahr vorhanden, wenn auch geringer. Deshalb hat dieses Gebot auch eine moralische Kraft für Männer. So muss man die Bibel lesen: Was steht da? Auslegen, wie es da steht, und dann fragen, wie man das anwenden kann. Was bedeutet es für eine ähnliche, wenn auch nicht ganz gleiche Situation?
Die Bibel gibt uns Antworten auch auf Fälle, die nicht ausdrücklich genannt sind.
Dann wird gesagt: „Sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“ Ich habe dazu notiert: Aufziehen heißt im Griechischen „ektreffo“ und bedeutet ernähren, aufziehen bis zur Erwachsenenreife. Das ist die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder durch all die Jahre hindurch aufzuziehen, bis sie die Erwachsenenreife erlangt haben. Das umfasst alles, was nötig ist, angefangen von der Nahrung bis hin zu allem, was man Kindern weitergeben muss.
Zucht steht für „paideia“, das kommt vom Wort „pais“ für Kind. Es bedeutet eigentlich Kindererziehung. Das Wort hat den Sinn von Unterweisung, aber auch von Strafe. Es ist wichtig zu wissen, dass man nicht immer an Strafe denken muss.
Zu diesem Begriff gehört auch, Dinge zu erklären und Zusammenhänge verständlich zu machen. Bei ganz kleinen Kindern ist das schwierig, weil sie oft Zusammenhänge nicht einfach verstehen. Es gibt Mütter, die sind dauernd am Schwatzen. Man muss aber nicht alles erklären, sondern den Kindern einfach sagen, so ist es, und so soll es geschehen.
Man muss den Kindern altersgemäß die Dinge und Zusammenhänge erklären. Das gehört auch dazu. Also nicht nur Strafe, sondern auch Erklärung, in Liebe und Unterweisung.
Dann haben wir den Ausdruck „Ermahnung des Herrn“. Das ist hier das Wort „nouthesia“. „Nu“ ist die Kurzform von „nus“, was Verstand bedeutet. „Tesia“ heißt Legung, also etwas in den Verstand hineinlegen.
Im Deutschen haben wir den Ausdruck „ans Herz legen“. Das ist ein schöner Ausdruck. „Nouthesia“ meint genau das.
„Nus“ ist Vernunft, aber auch Empfinden und Wahrnehmen sind mit eingeschlossen. So ist das eine Ermahnung, die sehr liebevoll ist und wirklich das Innerste des Menschen erreicht oder zu erreichen sucht. Das entspricht dem, was wir ausdrücken mit „ans Herz legen“.
Gehorsam und Arbeit als Dienst für Christus
Dann kommen wir zu Vers 5:
Ihr Knechte, gehorcht euren Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens als dem Christus. Nicht mit Augendienerei, also nicht als Menschengefällige, sondern als Knechte Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut und mit Gutwilligkeit dient – als dem Herrn und nicht den Menschen. Denn ihr wisst, dass jeder, der Gutes tut, es vom Herrn empfangen wird, sei er Sklave oder Freier.
Jetzt geht es um das tägliche Leben, nicht in der Familie, sondern im Zusammenhang mit der Arbeit. Es ist bekannt, dass gerade im ersten Jahrhundert sehr viele Menschen aus der Sklavenschicht, die ein wichtiger Teil der Gesellschaft im Römischen Reich war, zum Glauben kamen. Ganz viele Sklaven also.
Darum haben manche Philosophen damals gesagt: Christentum sei etwas für dumme Leute – schaut mal, wie viele Sklaven daran glauben. Das war sehr schwierig für diese Menschen, je nach Situation. Es gab Familien mit Sklaven, die wurden behandelt wie Tiere – das war kaum auszuhalten. Aber es gab auch Familien, die ihre Knechte oder Sklaven wie Familienmitglieder behandelten. Diese waren einfach Arbeitskräfte, die Kost und Logis hatten. Das war in gewisser Weise schon eine Art Bezahlung. So konnten sie sogar ins Familienleben integriert werden.
Manche Sklaven wurden sogar als Unterweiser der Kinder eingesetzt und hatten damit eine Rolle in der Kindererziehung. Je nach Situation war das Leben als Sklave sehr unterschiedlich, aber insgesamt schwierig. Hier wird erklärt: Wir sind ein himmlisches Volk und leben dennoch in einer Welt, die gesellschaftlich so verdreht sein kann wie das Römische Reich mit seinem Sklavenwesen.
Der Apostel sagt: Ihr Knechte, gehorcht euren Herren nach dem Fleisch mit Furcht und Zittern und in Einfalt eures Herzens als dem Christus. Ihr sollt eure Arbeit als Dienst für Christus sehen.
Im Römischen Reich wurde körperliche Arbeit als etwas Minderwertiges angesehen. Die Oberschicht setzte sich klar davon ab. Für sie war körperliche Arbeit etwas für Sklaven. Die Arbeit wurde wirklich als etwas Niedriges betrachtet.
Das ist eindrücklich, wie durch die Veränderung durch das Evangelium Europa so anders geformt wurde. Ich mache jetzt einen Sprung in die Reformationszeit: Die Reformatoren betonten, dass Arbeit Gottesdienst ist. Das lässt sich direkt von diesem Vers ableiten. Arbeit soll für Christus getan werden, als Dienst an ihm. Die Reformatoren zeigten, dass körperliche Arbeit nichts Minderwertiges ist. Jede Arbeit ist vollwertig und soll als Dienst für den Herrn getan werden.
In dieser Zeit entstand auch der Ausdruck „Beruf“. Das ist ein schöner Begriff, denn er drückt aus, dass man seine Arbeit als eine Berufung von Gott sieht. Schreiner sein aus Berufung, Lehrer sein aus Berufung – so sieht man die tägliche Arbeit ganz anders als mit dem Wort „Job“, das nicht die Überzeugung einer Berufung ausdrückt. Das ist die biblische Sicht auf Arbeit.
Dann wird auch gezeigt: Nicht mit Augendienerei als Menschengefällige. Wir wissen, wie wichtig solche Dinge in unserer Gesellschaft sind. Aber für Christen ist das ein No-Go. Wir machen da nicht mit. Wir sind uns bewusst, dass wir Knechte Christi sind und den Willen Gottes von Herzen tun – nicht mit der Faust im Sack, sondern mit Gutwilligkeit.
Nochmals: Wir dienen dem Herrn als dem Herrn, nicht den Menschen. Und es gibt sogar eine Aussicht für die tägliche Arbeit: Es wird vor dem Richterstuhl Christi Lohn geben für die Ewigkeit. Es heißt: Ihr wisst, dass jeder, der Gutes tut, es vom Herrn empfangen wird, sei er Sklave oder Freier.
Das gibt eine ganz andere Sicht auf den Alltag. Die tägliche Arbeit ist Dienst für den Herrn und kann mit Lohn in der Ewigkeit gerechnet werden.
Verantwortung der Arbeitgeber und soziale Gleichheit vor Gott
Und dann folgt, nachdem die Arbeitnehmer beschrieben sind, die Beschreibung der Arbeitgeber, Vers 9: „Und ihr Herr tut dasselbe gegen sie und lasst das Drohen, da er wisst, dass sowohl ihr als auch euer Herr in den Himmeln ist und dass bei ihm kein Ansehender Person ist.“
Unglaublich, was dort gesagt wird! Wenn man das vor dem Hintergrund der Gesellschaft des Römischen Reiches von damals betrachtet – die Herren, die sich gerne als Tyrannen über ihre Knechte oder Sklaven aufführten – wird hier gesagt: Lasst das Drohen sein.
Ihr müsst euch bewusst sein, dass ihr selbst auch Untergebene seid. Über euch steht der Herr, und dieser Herr ist der Herr von euch und auch von euren Arbeitnehmern. Dadurch sieht man die Arbeitnehmer ganz anders.
Weiter wird gesagt: „Und überhaupt, bei Gott ist gar kein Ansehender Person.“ Die sozialen Unterschiede und Klassen in der Gesellschaft gibt es, und sie sind eine Tatsache. Diese werden in der Bibel auch nicht in Frage gestellt.
Im Zweiten Johannesbrief schreibt Johannes an eine Frau und ihre Kinder. Er nennt die Frau Kyria, „Herrin“. Das war eine Frau aus der High Society. Er spricht sie mit diesem Titel an, den sie hatte, also mit der Anerkennung ihres sozialen Ranges.
Das ist nicht etwas Falsches. Aber wenn wir uns immer bewusst sind, dass vor Gott das überhaupt nicht gilt – vor Gott ist kein Ansehen der Person – dann wird das alles an den richtigen Platz gerückt.
Der geistliche Kampf und die Waffenrüstung Gottes
Nachdem nun die verschiedenen Verhältnisse in Ehe, Familie und Arbeit beschrieben wurden, folgen nun Anweisungen für den geistlichen Kampf.
Vers 10: Im Übrigen, Brüder, seid stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr bestehen könnt gegen die Listen des Teufels. Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.
Deshalb nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles überwunden habt, stehen bleiben könnt. Steht nun mit umgürtetem Lenden mit Wahrheit und angezogen mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit. An den Füßen seid beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.
Nehmt über all dem den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt. Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist. Betet zu jeder Zeit mit allem Gebet und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und für alle Heiligen.
Jetzt geht es also um den geistlichen Kampf. Ja, wir sind ein himmlisches Volk, im Gegensatz zu Israel, dem irdischen Volk. Das irdische Volk Gottes hatte Feinde von Fleisch und Blut. Das wurde deutlich, als unter Josua das Land Kanaan in Besitz genommen wurde. Israel musste gegen diese kanaanitischen Völker bestehen und sie überwinden.
Für die Gemeinde wird jedoch ganz klar gesagt: Vers 12 Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut. Wenn man an die Kirchengeschichte der letzten zweitausend Jahre denkt und daran, wie die Christenheit im vierten Jahrhundert schließlich zur Macht und zum Schwert griff, sieht man, dass das mit der biblischen Lehre nicht vereinbar ist – wenn man die Bibel gelesen und befolgt hätte.
Unser Kampf ist nicht gegen Menschen mit Waffen, sondern ein geistlicher Kampf. Unsere Feinde sind der Teufel und die mit ihm gefallenen Dämonen, die hier als Fürstentümer und Gewalten beschrieben werden (Vers 12), ja sogar als Weltbeherrscher dieser Finsternis, geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.
Der Ausdruck „Fürstentümer und Gewalten“ kommt im Neuen Testament oft vor, zum Beispiel in Kolosser 1,16. Er bedeutet, dass die Engelwelt hierarchisch gegliedert ist – und das sind Hunderte von Millionen Engel. Ein Drittel dieser Engel ist gefallen. Diese gefallenen Engel sind ebenfalls hierarchisch geordnet, und an ihrer Spitze steht der Teufel.
Der Teufel ist an Raum und Zeit gebunden. In Hiob 1 wird er von Gott gefragt, woher er komme, als er vor Gottes Thron erscheint als Ankläger. Er antwortet, er sei vom Umherstreifen auf der Erde gekommen. Wenn der Teufel also in Bangkok ist, dann ist er nicht in Herznach. Und wenn er in Herznach ist, dann ist er nicht in New York. Trotzdem gibt es die Macht der Finsternis auf der ganzen Erde.
Das liegt daran, dass der Teufel einen Drittel der Engel – von diesen Hunderten von Millionen – zur Verfügung hat, und diese sind weltweit stationiert: in Herznach, in Bangkok und überall. Deshalb werden sie auch die Weltbeherrscher dieser Finsternis genannt, die Kosmokratoren dieser Finsternis.
In Daniel 10, nach drei Wochen, kommt ein Engel mit Verspätung zu Daniel und sagt: Dein Gebet ist schon vor drei Wochen erhört worden, aber der Fürst des Königreichs von Persien hat mir Widerstand geleistet. Erst als Michael, einer der ersten Fürsten, kam und mir half, habe ich den Sieg davongetragen. Das zeigt, dass Engel auch zu spät kommen können – drei Wochen zu spät. Das ist tröstlich für Menschen, die schon mal zu spät kommen.
Es zeigt auch, dass Engel Raum und Zeit unterworfen sind. Nur Gott ist allgegenwärtig und nicht der Zeit unterworfen. Deshalb weiß auch nur Gott allein die Zukunft. Engel sind ebenfalls zeitgebunden. Der Engel sagt, der Fürst des Königreichs von Persien habe ihm Widerstand geleistet. Das macht klar, dass ein gefallener Engelfürst an der Spitze von Persien steht.
In den weiteren Versen in Daniel 10 sagt derselbe Engel, er werde wieder gehen und dann einen weiteren Kampf haben. Dann werde auch der Fürst des Königreichs Griechenland kommen – ein weiterer Kosmokrator, ein Weltbeherrscher dieser Finsternis, der über Griechenland gesetzt ist. So weiß man, wer hinter der griechischen Wirtschaftskrise steckt: ein gefallener Engel. Die Korruption, die diese Krise herbeigeführt hat, hat ihre Ursachen in dieser geistlichen Dimension.
Die Weltgeschichte ist wie ein Doppelschachspiel. Unten die Figuren – Griechenland, Persien, Israel – und oben ein weiteres Schachspiel mit geistlichen Mächten an der Spitze der verschiedenen Nationen und Stämme. Deshalb gibt es bei den Stämmen auch Lokalgötter, die nur bei einem bestimmten Stamm eine Rolle spielen. Das sind Dämonen, die lokal stationiert sind.
Man muss sich daran erinnern, wie im Lukasevangelium Jesus den Besessenen von Gadara heilt. Er treibt die Dämonen, die Legion genannt werden, aus. Diese bitten ihn, sie nicht aus der Gegend wegzuschicken, sondern dort bleiben zu dürfen, auch wenn sie den Menschen verlassen mussten. Das zeigt diese örtliche Verbindung.
Diese Dämonen sind also überall stationiert. Übrigens weiß man in Thailand, dass der Fürst des Königreichs von Thailand auf allen staatlichen Dokumenten abgebildet ist. Er hat einen Namen und wird angebetet. Das ist ein Cherub, der dargestellt ist. Man weiß dort, dass es ein gefallener Engel Satans ist, der an der Spitze steht.
Daniel 12,1 sagt: „Michael, der Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht.“ Michael ist ein Engelfürst von Gott, der für Israel steht. Das gibt uns eine ganz andere Sicht der Weltgeschichte, wie sie hier vorgestellt wird.
Diese geistlichen Mächte stehen uns Gläubigen entgegen. Ihr Ziel ist es, uns zu schaden. Sie können unser Heil nicht mehr wegnehmen, denn Epheser 1,13 sagt, wir sind versiegelt mit dem Heiligen Geist bis zum Tag der Erlösung. Gott hat uns dieses Siegel gegeben, das uns bis zum Tag der Entrückung bewahrt.
Was diese geistlichen Mächte aber können, ist, uns die Freude im Herrn zu rauben und den geistlichen Genuss all der Dinge, die wir im Epheserbrief gesehen haben – die Reichtümer des Glaubens. Wir haben gesehen, wie wir vor Grundlegung der Welt auserwählt sind, um heilig und untadelig vor dem Vater zu sein. Wir haben gehört, wie wir begnadigt worden sind im Geliebten, indem wir Erlösung durch sein Blut und Vergebung der Sünden haben.
Als Detailisten können wir durchgehend all diese geistlichen Segnungen erkennen, von denen Paulus in Epheser 1,3 sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.“
Diese Mächte können uns hindern, dass wir durch das Studieren und Lesen der Bibel uns diese Dinge im Glauben aneignen und uns daran erfreuen können. Sie können uns auch hindern, dass wir motiviert werden in unserer Nachfolge und in unserem Christenleben.
Sie können uns das Heil nicht mehr rauben, aber den Genuss können sie rauben und uns hindern, diese Dinge überhaupt zu kennen. Wie viele Christen studieren die Bibel überhaupt nicht und sind auch nicht am Bibelstudium interessiert, um die Reichtümer des Glaubens und den ganzen Ratschluss Gottes kennenzulernen? Wer steckt dahinter? Sie haben ein Interesse daran, und da haben wir einen Kampf zu bestehen.
Es wird gesagt: Seid stark im Herrn! Ich habe hier auf dem Blatt geschrieben, dass Vers 10 im Griechischen ein Durativ ist, nicht einfach „seid stark“, sondern „erstarkt“, „werdet immer stärker“. Das ist ähnlich wie in 2. Timotheus, wo Paulus zu Timotheus sagt: „Du nun, mein Kind, erstärke dich in der Gnade.“ Ein Kind muss wachsen und immer mehr zunehmen.
Auch hier wird gesagt, wir sollen stärker werden im Herrn. Das Problem ist der Teufel mit seinen Listen. Das griechische Wort für List heißt hier „Methodia“. Der Teufel handelt strategisch, planmäßig, nach bewährten Schemata, die sich über Jahrtausende bewährt haben. „Methodia“ beinhaltet auch verführerische Hinterlist.
Das Ganze ist in der Mehrzahl, „Listen“, nicht nur eine List. Das heißt, der Teufel hat viele verschiedene strategische Pläne, gut angepasst an unterschiedliche Personen und Beschaffenheiten. Interessant ist, dass hier nicht gesagt wird: „Vermögt gegen die Macht des Teufels.“ Der Herr Jesus hat am Kreuz den Teufel besiegt und seine Macht gebrochen. Aber wir haben es mit seiner List zu tun, und das darf man nicht unterschätzen.
So haben wir diesen Kampf gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Vers 12). In Epheser 1 haben wir gelernt, dass wir mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet sind. Jetzt sehen wir aber, dass es dort Feinde gibt.
Der Teufel hat bis heute Zugang zum Himmel, wie damals in Hiob 1 und 2, und das wird erst enden unmittelbar vor der großen Drangsal, dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi als König. Dann wird er definitiv von Michael und den ihm unterstellten Engeln Gottes aus dem Himmel geworfen, auf die Erde.
Dann weiß er, dass er nicht mehr viel Zeit hat – nur noch 1260 Tage. Er wird so wütend sein, dass der schlimmste Weltkrieg aller Zeiten ausbrechen wird. Bis dahin hat er Zugang in die Himmelswelt und klagt die Gläubigen an. Er ist der Verkläger, der „Diabolos“, was Verleumder bedeutet.
Eigentlich heißt „Diabolos“ „Durcheinanderwerfer“. Das Wort „ball“ ist verwandt mit „bolos“, was „werfen“ bedeutet. „Diabolos“ meint also einen Verleumder, der Durcheinander stiftet. Verleumdung kann unter Menschen viel Unordnung verursachen. Das kennen wir alle. Das ist wirklich teuflisch, eben diabolisch.
Das Wort „Satan“ haben wir auch im Neuen Testament, zum Beispiel in Offenbarung 12. Es ist hebräisch und bedeutet „feindlicher Ankläger“ – einer, der vor Gericht geht und aus böser Absicht versucht, das Schlechteste gegen den Angeklagten vorzutragen.
So ist der Teufel unser Ankläger. Aber wir wissen, dass wir einen Advokaten haben. 1. Johannes 2,1 sagt, dass wir einen Advokaten beim Vater haben: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht nur für unsere, sondern auch für die ganze Welt.
Das Wort „Fürsprecher“ ist das Wort für Advokat. Der Herr Jesus setzt sich beim Vater für uns ein und spricht unsere Sache gut. Er kann sagen: „Ja, natürlich war das nicht richtig, aber das ist ein Kind Gottes.“ Jesus bringt uns auch zur Buße und setzt sich für uns ein.
Dieses Thema vom Advokaten wird hier nicht näher behandelt. Ich habe es nur erwähnt, weil hier die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern genannt werden. Das steht im Zusammenhang mit den Angriffen vor dem Thron Gottes im Himmel.
Dann wird gesagt: Vers 13 Nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles überwunden habt, stehen bleiben könnt. Was ist der böse Tag? Das kennen wir alle: Man steht auf und denkt, heute wird ein guter Tag, und dann geht alles schief. Man ist überrascht von Schwierigkeiten, und dann kommt noch ein Anruf – wirklich, das ist ein böser Tag.
Der Teufel plant strategisch und schlägt oft überraschend zu. Aber hier sind mutmachende Worte: Wir müssen die ganze Waffenrüstung Gottes anziehen, um am bösen Tag bestehen zu können. Wir haben sogar die Möglichkeit, zu überwältigen und dann noch zu stehen – nicht am Boden zu liegen.
Nun wird erklärt, was diese geistliche Waffenrüstung umfasst. Es sind sieben Teile, entsprechend der Ausrüstung eines römischen Soldaten:
Gürtel der Wahrheit um die Hüften. Der Gürtel diente beim römischen Soldaten dazu, die Scheide mit dem Schwert zu befestigen. Dieser Gürtel ist also direkt verbunden mit dem Schwert des Geistes, das am Ende genannt wird.
Brustpanzer der Gerechtigkeit. Das waren miteinander verhängte Metallteilchen, die Brust, Rücken und Lungenbereich schützten. Ein römischer Brustpanzer konnte bis zu zehn Kilogramm wiegen.
und 4. Schuhe – in der Mehrzahl, weil man rechts und links jeweils einen Schuh trägt. Es heißt: „Beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.“ Diese Schuhe bedeuten, dass wir bereit sein sollen, das Evangelium zu verkündigen.
Ein kleiner Einwand: Das griechische Wort für Bereitschaft ist „hetoi massia“. Es bedeutet zwar Bereitschaft, kann aber auch „Grundfeste“ bedeuten. In Psalm 89,15, wo vom Thron Gottes die Rede ist, wird dieses Wort in der Septuaginta mit „hetoi massia“ übersetzt. Dort geht es um die Grundfesten von Gottes Thron.
Warum übersetze ich mit „Grundfeste“? Die Sandalen eines römischen Soldaten waren mit Riemen befestigt und hatten eisernen Nägeln beschlagene Sohlen. Das sollte einen absolut festen Stand geben, was im Nahkampf lebenswichtig war. Wenn man ausrutschte und zu Boden fiel, war man dem tödlichen Stoß des Gegners ausgeliefert.
Dieser Gedanke steht hier hinter den Schuhen: die Grundlage oder Grundfeste des Evangeliums des Friedens. Wir glauben das Evangelium und haben Frieden mit Gott, der uns alle Schuld vergeben hat. Doch es kann Momente geben, in denen Zweifel am Heil aufkommen und die Sicherheit verloren geht. Dann sind wir leichte Beute.
Wenn wir aber wirklich in Christus ruhen und fest sind im Glauben, wissen wir, dass alles in Ordnung ist. Wir müssen keine Angst mehr haben. Dann haben wir diese Festigkeit, um dem Feind zu widerstehen. Der Feind sucht genau dort einzudringen, wo wir diese Schuhe nicht anhaben.
Der Schild des Glaubens wird genannt. Bei den Römern gab es kleine und große Schilde. Der hier gemeinte Schild ist das große Langschild („Thyreos“), das wie ein Dach über der Armee getragen wurde. Es konnte alle feurigen Pfeile des Bösen abwehren.
Helm des Heils, der Metallhelm des römischen Soldaten, mit Nacken- und Backenschutz.
Schwert des Geistes, das Gottes Wort ist. Das griechische Wort „Machaira“ bezeichnet ein Kurzschwert. Die Römer nannten es „Gladius“. Im Gegensatz dazu steht das „Romphaia“, das Langschwert, das in Offenbarung 19,15 erwähnt wird, wenn Jesus aus dem Himmel kommt.
Hier geht es um das Kurzschwert, ein Bild für Gottes Wort, mit dem wir kämpfen. Vers 17 erklärt, dass das Schwert des Geistes Gottes Wort ist.
Was bedeutet das im Einzelnen? Der Gürtel der Wahrheit um die Hüfte steht allgemein in der Bibel für Bereitschaft. In den Häusern der Israeliten trug man die Kleider ohne Gürtel so weit, entspannt zu Hause. Sobald man aber aufbrach, wurde der Gürtel angelegt.
So ist der Gürtel Ausdruck von Bereitschaft. In 2. Mose 12, beim Passa, mussten die Israeliten ihre Gürtel umgürtet haben, um bereit zu sein zum Aufbruch. Hier bedeutet der Gürtel der Wahrheit, dass wir uns in der Gesinnung klar machen: Ich gehe den Weg der Wahrheit.
So vermeidet man, überrascht zu werden, weil es nicht die Wahrheit ist. Man muss sich ganz klar vornehmen, so und so zu handeln. Das geht nicht mit Unwahrheit. Wer nicht hundertprozentig zur Wahrheit steht, macht es dem Teufel leicht, uns zu Fall zu bringen. Dann sind wir sehr verletzlich.
Der Brustharnisch der Gerechtigkeit schützt Herz und innere Organe. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass der Herr Jesus uns durch den Glauben gerecht gemacht hat. Diese Gerechtigkeit wollen wir auch im Leben umsetzen, um nicht angreifbar für den Feind zu sein.
Die Schuhe habe ich erklärt: Sie stehen für die Verankerung im Evangelium des Friedens, für den Frieden im Herzen. Dann der Schild des Glaubens: Im Neuen Testament gibt es Stellen, an denen einfach „Glaube“ steht, und andere, wo „der Glaube“ gemeint ist.
Judas 3 spricht vom „ein für allemal überlieferten Glauben“, also vom Glaubensgut, der ganzen Wahrheit der Bibel. Dieses Glaubensgut müssen wir dem Satan entgegenhalten. Es geht hier weniger um das persönliche Vertrauen auf den Herrn, sondern um das Glaubensgut, das wir in der Bibel haben.
Wir müssen uns bewusst sein: Ich bin gerettet, ich bin ein Kind Gottes. Das schützt davor, dass der Feind unsere Gedankenwelt durcheinanderbringt.
Das Schwert des Geistes ist Gottes Wort. Hier steht für Wort „Rhema“, nicht „Logos“. In Hebräer 4,12 lesen wir, dass das Wort Gottes wie ein zweischneidiges Schwert ist, dort steht „Logos“. „Logos“ meint das umfassende Wort, nicht ein einzelnes Wort.
„Rhema“ wird oft für das gesprochene Wort oder einen einzelnen Satz oder Bibelvers verwendet. Deshalb ist hier das Kurzschwert gemeint, nicht das Langschwert wie in Offenbarung 19,15.
Es geht um einzelne Bibelverse, so wie Jesus bei der Versuchung des Teufels in Lukas 4 mit einzelnen Bibelworten geantwortet hat. So müssen wir das Kurzschwert einsetzen und uns auf klare biblische Aussagen berufen.
Es ist hilfreich, viele Bibelverse auswendig zu können, um das Kurzschwert effektiv einzusetzen. Das Langschwert in Offenbarung 19 meint die Bibel als Ganzes. Wir brauchen beides: die ganze Bibel und einzelne Bibelworte.
Zum Schluss wird gesagt, dass das alles verbunden sein soll mit einer inneren Haltung des Gebets, „zu aller Zeit betend“. Wie geht das? Wie mit einer Online-Verbindung, die einfach da ist.
Nehemia betete im Alltag: „Da betete ich zu dem Gott des Himmels.“ Er hatte eine ständige Verbindung zu Gott. Das muss auch bei uns so sein, eine ständige Verbindung mit dem Herrn, auch im Alltag und bei der Arbeit.
Es wird gesagt, wir sollen für alle Gläubigen, für alle Heiligen beten. Im Epheserbrief wird immer wieder betont: „Alle Heiligen“ – das ganze Volk Gottes, nicht nur die Gläubigen am Ort.
Paulus bittet auch um Gebet für sich, damit ihm Rede verliehen werde beim Auftun seines Mundes und mit Freimütigkeit das Geheimnis des Evangeliums kundzutun. Auch der Apostel Paulus braucht das Gebet.
Das hat sich ausgewirkt, damit er Freimütigkeit beim Predigen hat. Freimütig bedeutet, Freiheit zu haben, zu sprechen. Es gibt Situationen, in denen man am liebsten kein Wort sagt, weil man keine Freimütigkeit hat.
Was braucht es, um Freiheit zu bekommen und sich auszudrücken? Das ist Freimütigkeit. Man kann beten, dass jemand, der das Wort Gottes weitergibt, diese Freiheit bekommt, auch dort, wo sie vielleicht nicht vorhanden ist.
Paulus sagt: Dafür bin ich ein Gesandter in Ketten. Er war in Rom gefangen und hat diesen wunderbaren Brief geschrieben.
Abschluss des Briefes und Segenswünsche
Und dann Vers 21: Damit auch ihr um meine Umstände wisst, wie es mir geht, wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun. Ich habe ihn gerade deshalb zu euch gesandt, damit ihr unsere Umstände erfahrt und eure Herzen getröstet werden.
Tychikus hat Paulus in Rom besucht, während seiner Gefangenschaft. Er hat von ihm den Epheserbrief mitbekommen und durfte diesen Brief dann überbringen. Außerdem konnte er den Gläubigen in Ephesus, Türkei, erklären, wie es Paulus genau geht.
Das ist so schön: Der Name Tychikus bedeutet „Zufallstreffer“. Ja, er war ein Heide, und seine Eltern haben ihn so gesehen – nicht gerade als Unfall, aber als einen Zufallstreffer. Das klingt so übel. Es gibt ja Leute, die von einem Unfall bei Kindern sprechen – das ist so abscheulich. Ebenso diejenigen, die sagen, man „macht“ Kinder – das ist ein sehr unpassender Ausdruck. Wenn man dann aber sieht, wie ein Ehepaar sich ein Kind wünscht, können sie erklären, dass niemand ein Kind „macht“ und dass ein Kind kein Unfall ist. Dennoch haben ihm die Heiden diesen Namen gegeben: Tychikus – Glückstreffer.
Ausgerechnet dieser Glückstreffer oder Zufallstreffer muss den Epheserbrief überbringen. In diesem Brief wird erklärt, dass wir Gläubigen alle von Ewigkeit her geplant waren, noch vor der Grundlegung der Welt, nach dem ewigen Ratschluss Gottes. Er hat uns zuvor gesehen, erkannt und bestimmt, dass wir seine Kinder werden sollen. Das ist schon fantastisch! Da können die Eltern denken, was sie wollen – das geht viel weiter zurück in die Ewigkeit.
Und Vers 23: Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben, in Unverweslichkeit. Amen.
So endet dieser Brief – nicht einfach mit „Schalom“ oder „Friede“, sondern mit Friede, Liebe, Glauben und dann noch Gnade. Es ist eben ein Brief, der wirklich für Gläubige geschrieben ist, die den Herrn Jesus richtig lieben, in Unverweslichkeit. Und denen gibt er Licht über diese wunderbaren Ratschlüsse Gottes, die uns helfen, eben im grauen Alltag. Er ist nicht immer grau, aber er kann grau sein. Doch diese himmlische Stellung, die wir haben, soll auf einer ganz normalen Erde zum Ausdruck gebracht werden – in der Familie, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz, in der Ehe.
Ja, wir wollen noch beten zum Schluss:
Herr Jesus Christus, danke, dass du uns diesen wunderbaren Epheserbrief geschenkt hast und dass wir ihn studieren dürfen. Auch heute, nach zweitausend Jahren, dürfen wir diese Gedanken verstehen. Denn es sind nicht die Gedanken eines Menschen, geschrieben im Gefängnis von Rom, sondern die Ratschlüsse des Vaters.
So möchten wir dir, Gott und Vater, danken, dass du diesen Ratschluss von Ewigkeit her gefasst hast. Wir dürfen staunen: Du hast uns gekannt und geliebt von Ewigkeit her und in diesen herrlichen Ratschluss eingeplant. Schenke uns Gnade, dieses Wort in unserem täglichen Leben umzusetzen – zu deiner Verherrlichung. Amen.