Einleitung und Überblick über die Themen
Wir sollten noch einiges besprechen, aber wir stehen nicht unter Druck. Es ist einfach nicht möglich, alles zu sagen.
Ich hoffe, dass dieses Blatt auch Anregungen für eine weitere Beschäftigung bietet, auch wenn wir nicht jedes Wort ausführlich behandeln können.
Noch etwas Ergänzendes zu dem Thema, das wir hier in der Verwaltung haben: In 1. Timotheus 4 geht es um das Problem der Gnosis, der höheren Erkenntnis und der damit verbundenen Ekstase.
Warnung vor Unnüchternheit und geistiger Wachsamkeit
Elfmal wird im Neuen Testament vor Unnüchternheit gewarnt. Eine wichtige Stelle findet sich in 2. Timotheus 4. Bekanntlich hatte Timotheus kein Problem mit Alkohol, denn er wollte lieber Wasser trinken, anstatt ein wenig Wein für seinen Magen als Medikament zu nehmen.
In 2. Timotheus 4, Vers 5 sagt Paulus: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.“ „Nüchtern in allem“ ist eine dieser elf Stellen, die vor Unnüchternheit warnen.
Zusätzlich gibt es noch vierzehn Stellen, die zum „Wachen“ auffordern. Wachzustand ist das Gegenteil von eingeschränktem Bewusstsein. Bei der Ekstase wird das Bewusstsein immer eingeschränkt – egal ob durch Drogen oder andere Ursachen.
Das griechische Wort „nepho“ wird im renommierten Griechischen Wörterbuch von Walter Bauer so erklärt: „Nepho“ bedeutet die Abwesenheit jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit. Es steht für die Abwesenheit von jeglicher seelischer und geistiger Trunkenheit.
Sobald also Ekstase aufkommt, ist das ein deutliches Element aus dem Heidentum. Dieses Problem bestand bereits in der ganz frühen Kirche.
Charakterisierung der letzten Tage und moralischer Verfall
Nun gehen wir weiter zu 2. Timotheus 3,1:
„Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, heillos, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, verleumderisch, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg.“
Jetzt haben wir eine klare Steigerung gegenüber 1. Timotheus 4. Dort ist von „späteren Zeiten“ die Rede, hier hingegen von den „letzten Tagen“. Die Menschen werden hier mit 18 Punkten charakterisiert.
So nebenbei bemerkt: Das sind dreimal sechs. Und die Zahl 666 nach Offenbarung 13 hat eine besondere Endzeit-Bedeutung. Doch ohne dem zu viel Gewicht beizumessen, sind die Punkte interessant, weil wir sie sehr genau auch in Römer 1 wiederfinden, wo Paulus das Heidentum zu seiner Zeit beschreibt.
Nun sagt er, in den letzten Tagen wird es so sein. Das macht deutlich, dass er hier – was auch der Zusammenhang mit Kapitel 2 zeigt – nicht über die Entwicklung der Heiden spricht, denn die waren schon damals so. Vielmehr spricht er über die Entwicklung der Christenheit, des christlichen Zeugnisses. Er sagt, in der Endzeit werden sie so entartet sein, dass die alten Dinge aus dem Heidentum wieder zur Entfaltung kommen.
Der erste Punkt ist Eigenliebe. In der Marktforschung sagt man, einer der wichtigsten Megatrends heute sei Selbstverliebtheit. Das ist der erste Punkt auf der Liste. Dann folgen geldliebend, prahlerisch, hochmütig, lästerer, den Eltern ungehorsam.
Wann sind Kinder den Eltern ungehorsam? Ja, wenn sie nicht mehr lernen, wie man folgen muss. Da müssen alle Kinder lernen, und sie haben etwa Zeit bis zwanzig Jahre. Aber wenn man es ihnen nicht mehr beibringt, dann ist das ein Problem.
Mit Liebe und Geduld: heillos, ohne natürliche Liebe – das ist ein ganz interessantes Wort. Sehr bekannt im Griechischen gibt es das Wort für freundschaftliche Liebe, Phileo; für die göttliche Liebe Agapao oder Agape als Hauptwort; dann gibt es Eros, das im Neuen Testament aber nicht vorkommt; und schließlich gibt es noch dieses Wort hier, natürliche Liebe. Doch hier steht es negativ: ohne natürliche Liebe.
Das Wort Storge bedeutet im Griechischen speziell die Liebe von Eltern zu Kindern und von Kindern zu den Eltern. In der Endzeit der Christenheit soll diese Abwesenheit der natürlichen Liebe ausbrechen.
Jetzt wird bald die Unterschriftensammlung eingereicht, mit dem Ziel, wenigstens zwölftausend Kinder in der Schweiz jährlich vor dem Abtreibungstod zu retten. Das ist eine ganz kleine Zahl, denn die wirkliche Zahl ist viel höher. Doch um die Leute nicht allzu sehr zu erschrecken, spricht man nicht von den tatsächlichen Zahlen.
Wer absolut sagt, dass es in Deutschland etwa 300 pro Jahr sind und weltweit 50 Millionen jährlich, so viele wie Tote im Zweiten Weltkrieg, der sieht, dass etwas geschehen ist. Die natürliche Liebe ist wirklich zerstört worden – dieses Empfinden, diese natürliche Liebe zur Leibesfrucht, also zu den Kindern, zu den kleinen Kindern.
Weiter geht es mit unversöhnlich, verleumderisch, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott.
Ja, da war vor kurzem die Streetparade. Ich war auch dort, allerdings nur in der Nähe. Es wurden christliche Schriften verteilt, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Aber man sieht dort wirklich, was das heißt: keine Schranken mehr, keine moralischen Schranken.
Das Vergnügen wird mehr geliebt als Gott. Gott ist überhaupt kein Faktor mehr. Eine derartige Entartung auf moralischem Gebiet führt dazu, dass das Vergnügen auf eine Art gesucht wird, die gar kein Vergnügen mehr bereitet.
Die Epikuräer, die in Athen Paulus angegriffen haben (Apostelgeschichte 17), waren dafür, dass man das Leben genießt. Sie sagten aber auch: mit Schranken.
Wenn man nämlich keine moralischen Schranken hat, kann man das Leben gar nicht mehr genießen. Der Genuss wird zur Bitterkeit. Das haben die alten heidnischen Griechen, zumindest die Epikureer, gelehrt. Aber hier ist nicht einmal mehr das vorhanden.
Dann folgt: eine Form der Frömmigkeit, die ihre Kraft verleugnet. Das gehört noch zur Kirche, massenhaft. Eine Form, aber kein Inhalt.
So soll es also in den letzten Tagen herauskommen.
Verführung durch Irrlehre und Widerstand gegen die Wahrheit
Dann würde es eine massive Irrlehre und Verführung durch Irrlehre geben.
Ein Beispiel: Eine Familie sitzt beim Bibellesen am Tisch. Es klingelt an der Tür, der Familienvater öffnet, und es ist ein Zeuge Jehovas. Dieser sagt: „Ja, von Ihnen haben wir gerade gelesen.“ Daraufhin wird die Bibelstelle zitiert: „Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen, welche mit Sünden beladen von mancherlei Lüsten getrieben werden, die immer da lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.“
Dies sind Treibstacheln, eingeschlagene Nägel, die Worte der Weisen. Doch das beschränkt sich nicht nur darauf, ich habe es nur so illustriert.
Dann folgt Vers 8: „Gleicherweise aber wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen verwerflich in der Gesinnung, unbewehrt hinsichtlich des Glaubens.“
Wer waren Jannes und Jambres? Das waren die zwei Zauberer in Ägypten. In der jüdischen Literatur werden die Zauberer aus 2. Mose 7,11 mit Jannes und Jambres bezeichnet. Was haben sie gemacht? Sie haben die Wunder Gottes imitiert.
In den letzten Tagen gibt es also eine Imitation der Wunder Gottes.
In Vers 13 heißt es: „Böse Menschen aber und Gaukler.“ Das Wort „Gaukler“ bedeutet auch „Wundertäter“, also solche, die Wunder vollbringen können oder nur so tun. Beides ist gemeint.
Diese bösen Menschen und Wundertäter werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden. Es handelt sich also um eine massive Verführung. Menschen werden verführt und verführen andere. Es geht wellenförmig voran. Diese Wundertäter werden im Bösen fortschreiten.
In Vers 14 steht: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögen, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Um dieser Endzeitverführung zu entgehen, bleibt nur die Ermahnung: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast.“ Damit ist gemeint, was du aus der Bibel gelernt hast.
Es wird nochmals betont: Die ganze Schrift, die ganze Bibel, ist von Gott inspiriert. Dies ist eine der wichtigsten Inspirationsstellen im Neuen Testament und wird ausgerechnet für die Endzeit hervorgehoben.
Im Zusammenhang mit der Endzeit wird diese Betonung besonders deutlich. Denn die Angriffe auf die Inspiration der Bibel hat es in der Kirchengeschichte nie so umfassend und massiv gegeben wie seit dem letzten Jahrhundert, besonders im zwanzigsten Jahrhundert.
Deshalb wird noch einmal betont: Bleibe in der Schrift. Wenn wir die Bibel nicht studieren und darin bleiben, haben wir keine Chance, diesen vielgesichtigen Strömungen zu entgehen.
Ablehnung der gesunden Lehre und Hinwendung zu Mythen
Kapitel 4 betont auch Vers 3: „Denn es wird eine Zeit sein, in der sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst leer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt. Sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich den Fabeln zuwenden.“
Damit ist nicht gemeint, dass La Fontaine plötzlich in der Endzeit populär wird. Nicht wahr, „la cigale enchante tout l'été“ – die Grille hat den ganzen Sommer gesungen, und dann kam eben der Winter und die Not.
Mit „Fabel“ ist hier nicht diese lustigen, schönen und lehrreichen Geschichten gemeint. Vielmehr ist das Wort „Mythos“ gemeint. Das sind Gedankengebilde, religiöse Gedankengebilde, die aus der Philosophie herauskommen.
Diese Gedankengebilde sind ohne Gott, ohne Bezug zur Heiligen Schrift und zum Gott der Bibel. All das soll in der Endzeit riesig populär und modern werden.
Der Abfall und das Kommen des Menschen der Sünde
Zweiter Thessalonicherbrief Kapitel 2 behandelt das Kommen des Antichristen. Er wird hier als „der Mensch der Sünde“ bezeichnet. Bevor der Antichrist erscheint und anschließend die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit stattfindet, muss zuerst derjenige weggehen, der jetzt noch aufhält. Dabei handelt es sich um den Heiligen Geist.
In 2. Thessalonicher 2,6-7 heißt es dazu: "Aber jetzt kommt noch ein weiterer Punkt hinzu." In Vers 3 wird gesagt: „Lasst euch von niemandem auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht – nämlich der Tag der sichtbaren Wiederkunft Christi –, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, geoffenbart werde.“
Der Abfall muss also in der Endzeit eintreten, ein massiver Abfall vom Christentum. Dieses Phänomen erleben wir heute in Europa und Nordamerika. Noch nie in der Geschichte der Kirche hat es eine freiwillige Entchristianisierung von Gebieten in diesem Ausmaß gegeben. Es ist ein absolut modernes Phänomen, das hier mit „der Abfall“ umschrieben wird.
Gibt es dazu Fragen? Wie steht es mit der Frage nach dem Frieden? Wir haben ja in Hosea 3 gelesen, dass Israel viele Tage ohne König und ohne Fürsten sein wird – also ohne Staat – und viele Tage ohne Opfer, aber nicht ewig. Die Opfer müssen also wiederkommen. Diese dürfen jedoch nur nach dem Gesetz auf dem Tempelberg, also im Tempel, dargebracht werden.
Daraus folgt, dass in der Endzeit der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut werden muss. Daraufhin wird bereits intensiv hingearbeitet. Es gibt verschiedene Tempelbewegungen in Israel. Der Antichrist wird dann diesen Tempel entweihen.
So sehen wir, wie sich das Bild wieder klar zusammensetzt: Lange Zeit keine Opfer, aber ganz am Ende, in der Zeit, in der der Abfall kommt und das Ende naht, gibt es wieder einen Tempel in Jerusalem.
Gibt es weitere Fragen? Ja, ganz hinten. Die Frage lautet, was der Abfall genau bedeutet. Bedeutet das, dass man völlig vom Christentum wegkommt, oder zählt man sich nur noch äußerlich ohne Inhalt dazu?
Die Antwort lautet: Abfall ist sehr weit gefasst. Es bedeutet einfach das Verlassen und Aufgeben der biblischen Wahrheit. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Manche wenden sich völlig vom Christentum ab, für andere ist es nur noch eine äußere Formsache.
Das haben wir ja auch in 2. Timotheus 3 gefunden: Dort wird beschrieben, dass manche eine Form der Frömmigkeit haben, aber deren Kraft verleugnen.
Gut, dann fahren wir fort.
Gericht am Haus Gottes und Christenverfolgungen
In 1. Petrus 4,17 sagt der Apostel Petrus: „Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Haus Gottes.“ Der Brief wurde wohl um etwa 63 oder 64 n. Chr. geschrieben.
Petrus fährt fort: „Wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende der sein, die dem Evangelium nicht gehorchen? Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes.
Im Jahr 64 fand die erste große Christenverfolgung im Römischen Reich statt. Nero hatte es satt, diesen slumartigen Stadtteil von Rom anzusehen. Er wollte dort etwas Schönes aufbauen. Deshalb hat er Rom angezündet, also dieses Quartier. Das wäre natürlich nicht sehr vorteilhaft für seine Politik gewesen. Also sagte er, dass die Christen schuld seien, diese schlimmen Leute dort. Daraufhin brach diese massive erste Christenverfolgung aus.
Die Zeit ist gekommen, dass das Gericht anfange bei dem Hause Gottes. Danach folgte eine Welle nach der anderen. Unter etwa zehn Kaisern gab es wesentliche Christenverfolgungen bis ins Jahr 312.
Petrus sagt, jetzt ist die Zeit gekommen, wo das anfängt. In diesem Sinn ist es auch ein prophetischer Text, der zeigt: Jetzt kommt Gericht über das Haus Gottes.
Ich habe gesagt: Gerade in diesen Verfolgungszeiten wurde deutlich, wer wirklich echt bekehrt war und wer nicht. Die Bekenner haben dann massenweise den Göttern geopfert, um nicht getötet zu werden.
Mit „Haus Gottes“ meint Petrus die Gemeinde. Denn es wird ja deutlich gesagt: „Wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende der sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?“ Wir, das ist das Haus Gottes. In Kapitel 2 sagt er ja, dass wir ein Haus sind aus lebendigen Steinen (1. Petrus 2,4-5).
Also ist das ein prophetischer Hinweis: Jetzt fängt die Zeit der Verfolgung an. Abertausende von Christen haben ihr Zeugnis treu bis in den Tod weitergegeben.
Falsche Lehrer und Irrlehren in der frühen Kirche
Dann kommt der zweite Petrusbrief. Wir können ja alles nur ein bisschen andeutungsweise durchgehen.
In 2. Petrus 2 heißt es: Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, welche verderbliche Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen. Viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um welcher Willen der Weg der Wahrheit verlästert werden wird.
Durch das ganze Kapitel hindurch beschreibt Petrus diese Irrlehre, die kommen wird. Wie gesagt, der Petrusbrief wurde etwa 66 oder 67 geschrieben, kurz vor seinem Martyrium. Diese Irrlehren sind tatsächlich massiv gekommen. Die Gnosis hat sich stark ausgeweitet, und die Gnostiker sind so weit gegangen, dass sie sagten: Das Körperliche ist schlecht, es ist nur niedrig. Das Gute ist nur das Geistige, das ist auch das Einzige, was irgendwie wichtig ist.
Nun, was wir mit unserem Körper machen, das ist ganz gleich. Der Körper, die Materie – da kann man machen, was man will. Alle Arten von Unmoral können damit betrieben werden. Wichtig ist einfach, dass wir uns auf geistlichem Gebiet emporarbeiten.
Die gleiche Lehre, die gewissermaßen das Körperliche verachtet, hat damit auch gefördert, dass eine schreckliche Unmoral ausgebreitet wurde. Für sie waren das keine Widersprüche. Das ging gerade zusammen: die Betonung des Geistigen und Geistlichen und dann die Unmoral.
Petrus führt an, dass das Gericht Gottes über diese Menschen kommen wird, die massenweise Leute verführen und wieder in den ärgsten Dreck der Sünde hineinbringen. Er bringt ein Beispiel aus dem Alten Testament, um zu zeigen, dass Gott immer wieder eingegriffen hat und dass es auch diesen schlimmen Leuten blühen wird.
Der Judasbrief und die Gegenwart der Irrlehre in der Gemeinde
Und wenn wir dann zum Judasbrief kommen, fällt auf, dass es sich lohnt, den Judasbrief und 2. Petrus Kapitel 2 und 3 einmal nebeneinander zu lesen. Man wird überrascht sein, wie viele Parallelen es dort gibt. Die Dinge werden ganz, ganz ähnlich dargestellt, aber es ist nicht dasselbe.
Im zweiten Petrusbrief haben wir gesehen, dass Petrus sagt, es werden falsche Lehrer zu euch kommen, so wie es früher falsche Propheten gegeben hat. Im Judasbrief hingegen heißt es, sie sind da, sie sind gekommen.
Der Judasbrief stammt von Judas, dem Halbbruder des Herrn Jesus und Bruder von Jakobus, der in Jerusalem eine wichtige Ältestenfunktion innehatte. Judas schreibt nun, wie diese Dinge genau in die Kirche hineingekommen sind.
Der Judasbrief wurde nach dem Jahr 66 geschrieben und zeigt schon in der Gegenwartsform, wie sie gekommen sind. Ich lese Judas Vers 3:
„Geliebte, indem ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen. Denn gewisse Menschen haben sich hineingeschlichen, die schon vorlängst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, gottlose Menschen, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“
Also sagt Judas, sie sind hineingekommen, haben sich hineingeschlichen. Man kann übrigens davon ausgehen, dass Judas den zweiten Petrusbrief gekannt hat. Interessant ist, wie innerhalb des Neuen Testaments bereits zitiert und Bezug genommen wird: Paulus zitiert im ersten Timotheusbrief schon das Lukasevangelium, Petrus zitiert die Paulusbriefe (2. Petrus 3 am Schluss), und Judas zitiert schon den Petrusbrief. So zeigt sich, wie sich einige Zeit nach dem Brief die Dinge erfüllt haben.
Judas sagt von diesen Irrlehrern ganz interessante Dinge. Während Petrus noch in der Zukunftsform spricht, spricht Judas schon in der Gegenwartsform: Ungläubige haben sich eingeschlichen. Das sind Leute, die den Weg nicht gegangen sind.
Ich lese Vers 11:
„Wehe ihnen! Denn sie sind den Weg Kains gegangen und haben sich für Lohn dem Irrtum Balaams überliefert und sind in dem Widerspruch Koras umgekommen.“
Der Weg Kains war der Weg weg von Gott (1. Mose 4). Kain ging hinweg von dem Angesicht des Herrn und ging seinen eigenen Weg.
Dann der Irrtum Balaams. Was war der Irrtum? Balaam dachte, er könne das Volk Gottes verfluchen. Das war ein schwerer Irrtum. Aber warum hatte er diesen Irrtum? Weil er so gern Geld hatte.
Christentum und Geld – es werden Kuverts ausgeteilt, in die jeder Geld geben kann, und dann beginnt die Predigt. So wird das gemacht. Man kann auch noch Gebetsanliegen auf die Kuverts schreiben, für die dann gebetet wird. Aber hinten durch werden die Kuverts, die Spreu vom Weizen getrennt, und landen oft im Papierkorb. Das ist Geldliebe in der Lehre. Das ist der Irrtum Balaams.
Dann der Widerspruch Koras. Das war Korah und seine Rotte, die sich gegen Mose und Aaron, den Priester Gottes und Gesetzgeber, aufgelehnt hatten. Das ist die Auflehnung gegen die Autorität der Bibel und andererseits gegen die Autorität des Herrn Jesus, der das Opfer auf Golgatha vollbracht hat.
Dieser Irrtum hat damals begonnen, aber er hat sich bis heute fortgesetzt, zum Beispiel in der Bibelkritik. Was wird gemacht? Die Autorität der Bibel wird geleugnet. Die Bibel sei ein fehlerhaftes Buch. Auch das Opfer Christi und die Bedeutung seines Opfertodes werden geleugnet.
Übrigens ist der Vers hier genau das Gegenteil von Johannes 14, Vers 6:
Der Weg Kains ist ein Weg weg von Gott, der Irrtum Balaams und die Auflehnung Koras führten zum Untergang. Johannes 14,6 sagt: „Ich bin der Weg zum Vater“ – also nicht weg von Gott, sondern hin zu Gott. Judas beschreibt hier den Irrtum Balaams und den Untergang Koras. Das ist exakt das Gegenteil von Johannes 14, Vers 6.
Endzeitliche Spaltungen und Ermahnungen zur Standhaftigkeit
Am Schluss des Judasbriefes geht Judas auf die Endzeit ein. Er schreibt: „Ihr aber, Geliebte, gedenkt an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvorgesprochenen Worte.“
Zum Beispiel verweist er auf den Zweiten Petrusbrief, in dem die Apostel sagen, dass am Ende der Zeit Spötter auftreten werden. Dies steht genau in 2. Petrus 3. Man merkt, wie er Petrus zitiert: Diese Spötter wandeln nach ihren eigenen Lüsten, nach den Lüsten der Gottlosigkeit. Sie sind es, die sich absondern. Es sind natürliche Menschen, die den Geist nicht haben.
Judas spricht hier von der Endzeit, in der unter den Christen Spaltungen brutal durchgeführt werden. In der Endzeit gibt es zwei Tendenzen: Einerseits die Zusammenführung um jeden Preis – die Ökumene, die hier aber nicht gemeint ist – und andererseits die Spaltung um jeden Preis. Letzteres ist hier gemeint.
Es gibt also zwei entgegengesetzte Entwicklungen in der Endzeit: das Zusammenführen, was nicht zusammengehört, und das Trennen dessen, was eigentlich zusammengehört. Das ist dramatisch. Diese Menschen provozieren Spaltungen in der Endzeit.
Weiter heißt es in Vers 20: „Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend im Heiligen Geist, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, erwartend die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben.“
Hier werden ganz konkrete Befehle gegeben, wie sich Gläubige in solchen Situationen in der Endzeit verhalten sollen: Sie sollen sich selbst erbauen, im Glauben beten, sich in der Liebe Gottes erhalten und die Barmherzigkeit bei der Wiederkunft Christi erwarten. Sie sollen auf Jesus warten und nicht frustriert werden.
Der Brief endet, nachdem all diese schauerlichen Entwicklungen beschrieben sind, mit Frohlocken. In Vers 24 heißt es: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag, mit Frohlocken! Dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.“
Herrlich! Judas gibt also eine Übersicht über die schauerlichen Entwicklungen in der Christenheit vom Anfang an bis in die Endzeit. Er endet nicht in Frustration, sondern mit Frohlocken und dem Aufblick auf den alleinigen Gott.
Es gibt bis hierher Fragen. Zum Beispiel: Wer verursacht die Spaltungen um jeden Preis? Judas beschreibt hier einfach die Kräfte in der Christenheit, die verschiedene zerstörerische Werke tun. Aus dieser großen Gruppe von Menschen, die Schaden in der Christenheit anrichten, werden auch jene erwähnt, die Spaltungen bewirken, die sich absondern oder Parteiungen machen – so kann man es übersetzen. Er beschreibt sie nicht näher, außer dass sie den Geist nicht haben.
Gibt es weitere Fragen? Wahrscheinlich sind alle müde. Ich auch. Aber wir wagen es noch, zu Offenbarung Kapitel 2 und 3 zu gehen.
Die sieben Sendschreiben und ihre Bedeutung für die Kirchengeschichte
Das wäre natürlich schon ein Thema für einen Bibelstudien-Nachmittag. Aber wie gesagt, das Ziel habe ich schon zu Beginn definiert: Es geht darum, das Thema kurz anzureißen und zum Nachdenken anzuregen.
Hier werden sieben Sendschreiben präsentiert. Ab Kapitel vier wird dann die Zeit der Gerichte nach der Entrückung beschrieben. Das gibt Anlass zur Überlegung: Finden wir in diesen Briefen, die sich an sieben Gemeinden am Ende des ersten Jahrhunderts in Asien richten, nicht auch eine Prophetie über die Zukunft?
Und tatsächlich können wir die Kirchengeschichte in Perioden einteilen, die genau der Reihenfolge der sieben Sendschreiben entsprechen. Es passt also wunderbar zusammen, obwohl es eigentlich 5.039 Möglichkeiten gäbe, die Sendschreiben anders anzuordnen – und das wäre dann falsch. Doch die 5.040. Möglichkeit ist hier gegeben, und sie stimmt genau mit dem Verlauf der Kirchengeschichte überein.
Man kann das einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal, sechsmal oder siebenmal durchrechnen. Das sind die Kombinationen von sieben Briefen oder sieben Gemeinden nebeneinander, mit verschiedenen Anordnungen wie Hans, Fritz und so weiter. Aber nur diese eine Anordnung ist richtig. Gut.
Das Sendschreiben an Ephesus: Verlust der ersten Liebe
Das erste Sendschreiben an Ephesus enthält die Worte des Herrn Jesus: „Du hast deine erste Liebe verlassen.“
Gleichzeitig lobt er vieles Gute, das in der Gemeinde von Ephesus getan wird. Dennoch stellt er fest, dass die Gemeinde diese erste, tiefste Liebe zu ihm aufgegeben hat.
Dieser Zustand beschreibt viele Gemeinden einige Jahrzehnte nach Pfingsten. Es zeigt sich, dass eine Erweckungsbewegung meist kaum länger als zwanzig bis dreißig Jahre anhält, bevor sie wieder nachlässt.
Wer glaubt, eine Erweckungsbewegung könne hundertfünfzig Jahre oder noch länger andauern, irrt sich. Der Schwund der Begeisterung und Hingabe setzt früher ein.
So kam es sehr früh in der Christenheit dazu, dass die brennende Liebe zu dem Herrn Jesus verloren ging.
Das Sendschreiben an Smyrna: Verfolgung und Treue
Dann haben wir das zweite Sendschreiben an Smyrna. Dort spricht Herr Jesus davon, dass die Gemeinde verfolgt wird und sogar das Martyrium erleiden muss.
Ich habe erklärt, dass es von etwa 64 bis 312 nach Christus ungefähr zehn oder etwas mehr Wellen von Christenverfolgungen gab. Dabei wurde immer wieder echter Glaube von unechtem Glauben getrennt. Das Gericht beginnt am Haus Gottes – das haben wir bereits gesehen.
So sehen wir in Smyrna die verfolgte Gemeinde bis etwa 312 nach Christus.
Das Sendschreiben an Pergamos: Kirche und Staat, Irrlehren und Götzendienst
Dann kommt Pergamos, das entspricht genau der Kirche seit der konstantinischen Wende. Ab 312 war es vorbei mit der Christenverfolgung. Das Christentum wurde bevorzugt und schließlich zur Staatsreligion des Römischen Reiches erhoben. Das war der Trick Nummer 77, um das Christentum von innen heraus zu schwächen.
Aber was finden wir hier in Pergamos? Der Herr Jesus lobt sie. Er sagt in Vers 13: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist, und du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet.“ Auch in den Tagen, in denen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch ermordet wurde, wo der Satan wohnt, sagt er: „Ich lobe euch.“ Das Schlechte kommt erst danach. Ihr haltet fest an meinem Namen und habt dafür gekämpft.
Das war genau die Zeit ab der konstantinischen Wende. Da kamen die großen, man sagt, christologischen Kämpfe. Die Christen waren überschwemmt von Irrlehren. Die einen sagten, Christus sei gar kein richtiger Mensch geworden, habe nur einen Scheinleib angenommen – das haben wir schon gesehen. Andere behaupteten, Christus habe keinen menschlichen Geist gehabt, sondern der Logos sei der Geist gewesen und darum herum sei nur ein Mensch gemacht worden.
Wieder andere sagten, Christus sei ein Geschöpf, das erste Geschöpf Gottes. Andere meinten, Christus sei nur ein gotttragender Mensch gewesen. Und wieder andere behaupteten, die menschliche Natur Christi sei durch seine göttliche Natur aufgesogen worden. Man könnte fortfahren. All diese Variationen erscheinen vielleicht als Spitzfindigkeiten, aber es waren alles Irrlehren, die wirklich das Herz des Evangeliums angriffen. Sie zielten darauf ab, die Person Christi im Zentrum anzugreifen.
In dieser Zeit gab es massive Diskussionen und Konzile. Dort wurde beraten, was die richtige biblische Lehre ist, wer Jesus Christus ist, wie es um seine Gottheit und seine Menschheit steht und so weiter. Und das Erstaunliche: Obwohl die Kirche damals schon durch so viel Falsches durchsetzt war, konnte sich die reine Lehre weitgehend durchsetzen. Unglaublich!
Eine Person, die man sich besonders merken kann, ist Athanasius aus Alexandria. Er setzte sich mit einem Eifer sondergleichen dafür ein, dass die arianische Lehre eine Irrlehre ist. Diese besagt, Christus sei nur ein Geschöpf. Athanasius kämpfte für die Gottheit Christi, bewies mit der Bibel, dass Jesus wahrer Gott ist und so weiter. Er erinnert sehr schön an diesen Antipas, meinen treuen Zeugen.
Es ist wirklich ein Wunder, dass sich in all diesen Kämpfen schließlich die wahre Lehre über die Gottheit und Menschheit Christi durchgesetzt hat. Wenn das schiefgegangen wäre, dann wären wir heute alle mit der Lehre der Zeugen Jehovas verseucht. Diese vertreten ja genau die Lehre der Arianisten, dass Christus das erste Geschöpf Gottes sei. Also unglaublich!
Vielleicht noch ein Punkt: Im vierten Jahrhundert gab es einen Gotenmissionar namens Wulfila, der die Bibel ins Gotische übersetzte. Er war aber ein Arianer. Durch die Wulfila-Bibel wurden in kürzester Zeit viele germanische Stämme christianisiert, und sie waren alle Arianer. Die alten germanischen Vorfahren, die damals in Massen christianisiert wurden, übernahmen diese Lehre: Christus ist ein Geschöpf.
Man muss sich das mal vorstellen. Doch Gott hat die Kirchengeschichte so geführt, dass die germanischen Stämme schließlich von dieser Lehre befreit wurden. Die Lehre von Athanasius konnte sich in der Christenheit durchsetzen. Der Herr sagt zu Pergamos: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist.“ Kirche und Staat wurden miteinander verbunden zu einer Koexistenz, einem Zusammenleben. Das ist der Thron des Satans, und die Christen wohnen dort, als wären sie zu Hause.
Aber du hältst fest an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet. Dann sagt der Herr aber auch: „Ich habe etwas Kurzes, etwas, was man in kurzen Worten sagen kann, wider dich: dass du solche dort hast, welche die Lehre Balaams festhalten, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“
Okkultismus, Götzendienst – und die Kirche war zur gleichen Zeit vollkommen durchsetzt mit Marienkult, Heiligenverehrung, Heiligenanrufung und all diesem Götzendienst. Das war schon da. Gleichzeitig mit diesen Kämpfen für die wahre Lehre der Person des Herrn Jesus war der Okkultismus drin.
Das ist genau das, was Pergamos uns zeigt.
Das Sendschreiben an Thyatira: Die Ausbildung des Papsttums
Dann kommt Thyatira, und hier sehen wir die Entstehung des Papsttums. Der Herr wirft dieser Gemeinde vor: „Ich habe wider dich, dass du das Weib Jesabel duldest, welche sich eine Prophetin nennt und sie lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.“
Hier hat sich eine Frau die Führung der Gemeinde angemaßt. Nach der neutestamentlichen Lehre ist das nicht möglich. Eine Frau führt nicht die Gemeinde. Und dass sie mit Autorität lehrt, ist nach 1. Timotheus 2 ebenfalls nicht erlaubt. Jemand maßt sich also eine Autorität über die Gemeinde an, die ihm nicht zusteht.
Genau das finden wir im Papsttum. Dort gibt es eine Person, die sich die Autorität über die Kirche anmaßt, die ihr nicht zusteht. Das Papsttum hat die Kirche immer wieder zum Götzendienst verführt.
Diese Macht wurde immer stärker, bis sie im Hochmittelalter ihren Höhepunkt erreichte, zum Beispiel bei den Kreuzzügen. Was hat das Weib Jesabel gemacht? Im Alten Testament hat sie die wahren Propheten bis aufs Blut verfolgt.
Hier sehen wir sehr deutlich den Katholizismus, der mit dem ersten Papst um 450 nach Christus begonnen hat. Dieses System hat bereits damals begonnen, sich zu entwickeln.
Das Sendschreiben an Sardes: Der Zustand der Reformation
Dann haben wir Sardes, und der Herr sagt zu dieser Gemeinde: Du hast den Namen, dass du lebst, aber in Wirklichkeit bist du tot. Du musst jetzt umkehren.
Und der Herr sagt: „Gedenke nun“ – hier steht es wörtlich auf dem Blatt zitiert – „Gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und tue Buße.“
Die Reformation brach ungefähr im Jahr 1517 aus. Doch danach ging das schnell zurück und wurde zu einem menschlichen Werk, begleitet von Religionskriegen und so weiter.
Der Herr sagt: Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot. Gedenke daran, was du damals gehört hast, und kehre um.
Was hat man in der Reformation gehört? Allein durch Glauben, allein die Schrift, allein durch Gnade. Doch die protestantische Kirche hat das weitgehend aufgegeben.
Der Herr sagt: Tue Buße, gedenke daran, was du damals gehört hast.
Das Sendschreiben an Philadelphia: Die Idealgemeinde
Und dann kommt Philadelphia, die Idealgemeinde in Offenbarung 2 und 3. Philadelphia bedeutet Bruderliebe. Der Herr sagt: „Ich habe eine geöffnete Tür gegeben, die niemand schließen kann.“ Er betont, dass sie sein Wort festhalten und an seinem Namen festhalten.
Das entspricht sehr schön den Erweckungsbewegungen, die er bewusst in der Mehrzahl im 18. und 19. Jahrhundert erwähnt. In dieser Zeit sind viele Christen wieder erwacht und haben neu erkannt, was Gemeinde Gottes eigentlich ist, was Bruderliebe bedeutet und welchen Wert die Bibel hat. Ebenso wurde die Größe und Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus neu erkannt.
Das ist wirklich eine Fundgrube dessen, was in dieser Zeit in dieser Hinsicht ans Licht gebracht wurde. Wichtig ist, dass der Herr sagt: „Ich habe eine offene Tür gegeben, und niemand kann sie schließen.“
Ich habe bereits erklärt, dass ab 1800 die Weltmission ein Ausmaß angenommen hat, wie es vorher nie der Fall war. Der Herr hat diese Tür geöffnet und gesagt, sie wird niemand mehr schließen können. Diese Tür ist bis heute offen geblieben.
Das Sendschreiben an Laodizea: Die lauwarme Gemeinde
Und dann haben wir Laodizea, die letzte Gemeinde. Diese ist natürlich nicht die katholische Kirche, auch nicht Thyatira, nicht Pergamos – die alte Kirche, die das Papsttum nicht hat, wie zum Beispiel die griechisch-orthodoxe Kirche und die koptische Kirche in Ägypten. Laodizea ist auch nicht der Protestantismus von Sardes. Was bleibt also? Es ist der Auswuchs aus der Erweckungsbewegung Philadelphia.
Alles, was nicht in dem Zustand von Philadelphia und der Bruderliebe bleibt, wird zu Laodizea. Man bekommt den Eindruck, in Laodizea sei man sehr reich. Doch der Herr sagt: Dabei bist du blind und jämmerlich. Du hast überhaupt keinen Blick für deinen eigenen Zustand. Er sagt: Du bist weder kalt noch warm. Wärst du doch kalt oder warm! Aber so abscheulich lauwarm – ich werde dich bald ausspeien.
Man muss wissen, dass es in der Nähe von Laodizea Quellen gab. In Laodizea selbst gab es keine Quellen, doch Wasser ist wichtig für eine Stadt. Deshalb wurde Wasser von einer heißen Quelle nach Laodizea gebracht und auch von einer kalten Quelle. Auf dem langen Weg durch die Wasserleitung, den Aquädukt, wurde das kalte Wasser warm, und das heiß gelieferte Wasser wurde abgekühlt – warm, scheußlich warm.
Wahrscheinlich wäre es in Laodizea nicht sehr angenehm gewesen, Wasser zu trinken. Wenn man so direkt heißes Wasser ins Haus bekommt, ist das toll und nützlich. Man kann sich mit heißem Wasser waschen, die Haare waschen, und anscheinend mit kaltem Wasser duschen oder sich erfrischen. Beides ist positiv: warm oder kalt ist nützlich und erfrischend. Lauwarm dagegen ist weder nützlich noch eine richtige Erfrischung, sondern eher unangenehm.
Philadelphia ist gekennzeichnet durch Bruderliebe. Wenn die Bruderliebe aufgegeben wird und all die weiteren Dinge, dann wird man Laodizea. Philadelphia hat eine offene Tür, Laodizea eine geschlossene Tür. Interessant!
Der Herr sagt nämlich in Vers 20: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, werde ich bei ihm einkehren und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir.“ Der Herr steht draußen, und sie merken es nicht. Stell dir vor, du bist in deiner Gemeinde, der Herr ist draußen, und du merkst es nicht. Unglaublich, Laodizea!
Das Endgericht und die Hure Babylon
Und dann kommt das Endgericht. Es geht nicht weiter, es ist vollendet. Ja, und es ist auch fertig, um 17:30 Uhr.
Offenbarung Kapitel 17 und 18 beschreibt die Hure Babylon. Ich habe hier auf dem Blatt notiert, dass sie der Gegensatz zur wahren Kirche ist. Warum? Die wahre Kirche, die Gemeinde, wird in der Offenbarung als die Frau des Lammes bezeichnet. Das Neue Jerusalem wird sowohl als Frau als auch als Stadt dargestellt. Die Hure Babylon ist ebenfalls eine Frau und eine Stadt.
Es ist also klar: Der Gegensatz besteht zwischen der wahren Kirche und der falschen Kirche, einer treuen Braut und einer Hure, sowie der Stadt Gottes, Jerusalem, und der Stadt der Götzen, Babylon.
Von dieser Stadt, dem symbolischen Babylon, wird gesagt, dass sie auf sieben Hügeln sitzt (Offenbarung 17,9). Es gibt eine Stadt in der Antike, die Septemcollis genannt wurde – die Stadt der sieben Hügel – und das war Rom. Offenbarung 17,18 erklärt: Diese Frau ist die große Stadt, die das Königtum über die Könige der Erde hat. Damals war Rom das Zentrum des Kaisertums, das über alle Unterkönige des Römischen Reiches herrschte.
So können wir diese Gegenkirche sehr genau lokalisieren.
Dann wird sie charakterisiert durch Farben und Schmuck, die in Offenbarung 17,4 genannt werden: Purpur, Scharlach, Gold, Edelsteine und Perlen. Ich war einmal in der Schatzkammer des Vatikans. Was ist mir aufgefallen? Einige Farben und Gegenstände – Purpur, Scharlach, Gold, Edelsteine und Perlen – habe ich dort gesehen. Das sind die typischen Dinge.
Es wird von ihr gesagt, dass sie betrunken ist vom Blut der Heiligen (Offenbarung 17,6). Im Laufe der Kirchengeschichte sind Abertausende bis aufs Blut verfolgt worden, besonders durch Rom. Allein bei den Valdenserverfolgungen wurden eine halbe Million Menschen getötet. Das war nur eine Szene aus der Geschichte.
Sie ist also „betrunken vom Blut der Erlösten“ und wird durch Götzendienst gekennzeichnet. Sie hat nämlich einen Becher (Offenbarung 17,4-5), der voll ist mit Gräueln. Gräuel bedeutet in der Bibel oft Götzendienst. Ein Becher in Verbindung mit Götzendienst ist interessant, nicht wahr?
Ein Becher spielt auch eine große Rolle in Verbindung mit magischem Götzendienst, bei dem ein Brot angebetet wird. Ja, angebetet! Die Hostie wird angebetet. Man sagt: „Das ist Christus, das ist Christus.“ Das ist Götzendienst – ein Stückchen Brot wird angebetet.
Dann heißt es in Offenbarung 17,2, dass die Erde durch sie verführt wird. Die Kirchengeschichte zeigt, wie groß diese Machtwirkung von Rom ausgegangen ist und wie sehr die Welt dadurch verwirrt wurde.
Weiter wird betont, dass sie politische Macht über die Könige der Erde hat (Offenbarung 17,18). Es ist alles so gekommen, wie es dort beschrieben ist.
Kapitel 18 zeigt uns, dass sie auch eine Wirtschaftsmacht sondergleichen ist. Dabei gehören nicht nur große Teile der Fiat-Werke dazu, sondern noch viel mehr.
In Offenbarung 18,4 kommt Gottes Aufruf an sein Volk. Dort heißt es: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihren Sünden mitteilhaftig werdet und damit ihr nicht empfanget von ihren Plagen. Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihr Ungerechtigkeiten gedacht.“
Gott ruft sein Volk. Er sieht sein Volk in Babylon, die wahren Erlösten, die große Schar Erlöster in Babylon. Er ruft sie heraus: Kommt heraus! Abertausende in der Kirchengeschichte, besonders ab der Reformation, haben diesem Ruf Folge geleistet.
Fragen bis hierher? Ja, unglaublich! Die Bibel sagt hier noch auf den letzten Seiten: „Geht aus ihr hinaus, damit ihr nicht mitteilhaftig werdet an ihren Sünden.“ Mitgegangen, mitgefangen – das ist unglaublich!
Das hat seinen Grund, warum dieser Aufruf so ganz am Schluss der Bibel steht – für die Endzeit.
Abschluss mit biblischen Bildern von Rettung und Hoffnung
Gut, aber positiv möchte ich jetzt abschließen. Ich habe sechs Minuten überzogen und nehme mir jetzt noch zwei Minuten dazu, dann sind wir fertig.
Es gibt drei schöne Schiffsreisen in der Bibel, die uns auch die Kirchengeschichte, wie man sagt, allegorisch darstellen.
In Matthäus 14 sind die Jünger auf dem See Genezareth, und es gibt einen schrecklichen Sturm. Sie haben Angst, und plötzlich kommt der Herr Jesus auf dem Wasser und bringt sie ans Ziel. So war das eine Sturmreise von zweitausend Jahren. Am Ende kommt der Herr Jesus, sagt: „Ich bin’s“ und führt uns ans Ziel. Er war vorher auf dem Berg, hat gebetet, und dann kommt er. Der Herr Jesus ist im Himmel, er betet für uns, wir sind im Sturm, aber dann kommt er und bringt uns ans Ziel.
Die zweite Geschichte findet sich in Matthäus 8. Die Jünger sind auf dem See Genezareth im Sturm, der Herr ist dabei, aber er schläft. Sie wecken ihn und fragen: „Warum schläfst du? Es ist so schlimm.“ Einerseits ist der Herr Jesus als Mensch im Himmel und wird wiederkommen, andererseits ist der Herr Jesus der allgegenwärtige Gott. Darum hat er gesagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters“ (Matthäus 28).
Manchmal kommt es uns in den Stürmen so vor, als würde der Herr schlafen, und wir haben das Gefühl, er hätte die Sache nicht mehr in der Hand. Ja, so sieht es aus, aber der Herr hat alles in der Hand und kann den Sturm stillen.
Ganz am Schluss haben wir in der Apostelgeschichte, dem einzigen Kirchengeschichtsbuch der Bibel, eine weitere Schiffsreise. Die Apostelgeschichte beschreibt drei Jahrzehnte Christentum von 32 bis 62 n. Chr. Ganz am Schluss macht Paulus eine spannende, schreckliche und dramatische Reise in Richtung Rom. Es kommt zu einem Schiffsbruch, aber alle auf dem Schiff werden am Ende gerettet und gelangen auf die Insel Melite. Das können wir jetzt übertragen.
Die ganze Kirchengeschichte kann man übrigens sehr detailliert dort sehen. Sieben Abschnitte lassen sich mit den sieben Sendschreiben parallel setzen. Das wäre ein Thema für sich, aber man muss ja auch ein bisschen Hausaufgaben haben.
Am Ende fährt das Schiff auf einen Felsen. Ein Teil bleibt zusammen, der andere Teil wird völlig zerschmettert von den Wellen. Die Menschen müssen sich auf Bretter retten und schwimmen, um ans Land zu kommen. Aber es gibt Rettung am Schluss.
So haben wir in der Endzeit genau diese beiden Teile: einen kompakten Teil der Ökumene und einen Teil, in dem alles in tausend Stücke zerrissen wird – Trennung, Trennung, Trennung, Trennung, Trennung.
Genau diese beiden Tendenzen der Endzeit. Aber danach kommt das Glück: Alles, was Leben hat, wird gerettet und gelangt ins himmlische Melite.
So, ein Schlusslied – wer schlägt da eines vor? Und dann sollen vielleicht ganz kurz einige noch mit uns beten.